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Stategiepapier zur Tourismuspolitik (PDF) - Österreichischer ...

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Tourismusstrategiepapier<br />

Strategiepapier <strong>Tourismuspolitik</strong><br />

Auf Grundlage des Thesenpapiers des Österreichischen Gemeindebundes wird im Folgenden<br />

ein diese Thesen im Detail erläuterndes Strategiepapier in Form eines Forderungskataloges<br />

an alle Ebenen der Politik formuliert.<br />

Einleitende Grundsatzüberlegungen:<br />

Der Tourismus ist für Österreichs Wirtschaft ein dermaßen entscheidender und wichtiger<br />

Faktor, dass für die notwendigen politischen Einsichten und Maßnahmen Einigkeit über Partei‐<br />

und Interessensvertretungsgrenzen hinweg hergestellt werden muss.<br />

Möglichst viele Entscheidungsträger/innen sollen möglichst gleichzeitig über diesen Versuch,<br />

ein sachlich abgestimmtes Tourismuspapier als Ausgangsbasis zu formulieren, informiert<br />

werden.<br />

Das bedeutet keinesfalls, dass die Aufgaben der <strong>Tourismuspolitik</strong> damit auch erschöpfend<br />

dargestellt werden können. Wenn aber schon im groben Überblick, und darum geht es bei<br />

diesem Strategiepapier, keine Übereinstimmung hergestellt werden kann, dann ist eine solche<br />

aber auch nicht durch seitenweise, vertiefende Abhandlungen und Präzisierungen herstellbar.<br />

Die zahlreich bestehenden Konzepte, Analysen, Studien, Masterpläne oder Programme stehen<br />

keinesfalls im Widerspruch oder Konkurrenz zu diesem Grundsatzpapier. Im Gegenteil<br />

soll deren thematische Einordnung zu den „Überschriften“ mit gutem Willen <strong>zur</strong> Konsensherstellung<br />

leicht möglich sein.<br />

Das Strategiepapier ist als erster Forderungskatalog für eine gemeinsam definierte Ausgangssituation<br />

zu interpretieren.<br />

Die sachpolitische Voraussetzung:<br />

Die Überzeugung <strong>zur</strong> Richtigkeit dieses Vorschlags wurde aus der Arbeit im Rahmen des Tourismusprojekts<br />

„Tourismusnetzwerk Modellregion“ (eine Initiative der Bundesregierung,<br />

durchgeführt über die Ministerien BMWFJ und BMASK, und des Österreichischen Gemeindebundes)<br />

gewonnen. Die Erkenntnisse aus regionalen Projektvorhaben, sowie Gesprächen<br />

und Diskussionen mit hunderten Tourismusfachleuten, Politkern, Interessensvertretern,<br />

Mitarbeitern und Personen aus interessierten Bevölkerungskreisen haben uns <strong>zur</strong> Erarbeitung<br />

dieses Strategiepapiers veranlasst.<br />

Darüber hinaus stellt das Strategiepapier eine inhaltliche Weiterführung der „Dachsteindeklaration“<br />

(<strong>Österreichischer</strong> Gemeindebund, 2007) und des Grundsatzpapiers aus dem Jahr<br />

2009 dar.<br />

1


Tourismusstrategiepapier<br />

1. Die 10 Thesen und ihre strategischen Schlussfolgerungen als Forderungen<br />

formuliert<br />

These 1.1.<br />

Die volkswirtschaftliche Bedeutung der Tourismuswirtschaft wird unterschätzt:<br />

‣ Maßnahmen <strong>zur</strong> Aufklärung sind wirtschaftspolitisch überfällig<br />

‣ Freizeitinfrastruktur (Einheimische, Mitarbeiter) und Tourismusangebot (Gäste) sind<br />

als Einheit zu sehen und stellen die Grundlage für die Lebensqualität aller<br />

Beteiligten dar<br />

Die Freizeit‐ und Tourismuswirtschaft macht etwa 16 % des BIP aus. Diese Zahl ist aber nicht<br />

alleiniger Gradmesser der volkswirtschaftlichen Bedeutung der Tourismuswirtschaft. Zwar<br />

gibt es zahlreiche Studien und Arbeiten (z.B. das Tourismus Satellitenkonto, TSA), die sich<br />

mit der Tourismuswirtschaft auseinandersetzen und entsprechende Kennziffern erarbeiten,<br />

eine detaillierte wissenschaftliche Auseinandersetzung mit den Querverbindungen und<br />

Überschneidungen mit anderen Branchen hat es aber bislang nicht gegeben.<br />

Nur eine solche kann aber der tatsächlichen volkswirtschaftlichen Bedeutung dieses für Österreich<br />

enorm wichtigen Wirtschaftszweiges gerecht werden. Als diesbezügliches Problem<br />

dabei sieht der Österreichische Gemeindebund die Tatsache der dort notwendigen, exakten<br />

Abgrenzungen bei der Darstellung des BIP zu anderen Wirtschaftsbereichen an. Eine teilweise,<br />

manchmal durchaus geringe, aber umsatzwirksame Abhängigkeit vieler Betriebe, die auf<br />

den ersten Blick mit der Tourismuswirtschaft gar nichts zu tun hat, wird dadurch nicht erfasst.<br />

Als Arbeitshypothese gilt: jeder dritte Arbeitsplatz hängt zumindest in geringen, aber letztlich<br />

unersetzbaren Teilen von Freizeit‐ und Tourismusumsätzen ab. Der reine Vergleich von<br />

Nächtigungen und Ankünften als Wachstumsindikator ist nicht ausreichend. Hier muss die<br />

Relation im Vergleich zu Umsatz und Gewinn im Verhältnis <strong>zur</strong> Auslastung und Ankunftsdauer<br />

gesehen werden.<br />

Der Österreichische Gemeindebund fordert daher:<br />

Eine weiterführende, fundierte wissenschaftliche Untersuchung der volkswirtschaftlichen<br />

Bedeutung der Freizeit‐ und Tourismuswirtschaft. Durch diese Art der Aufklärung wird das<br />

Bewusstsein aller Akteure insoweit gestärkt, dass der Tourismus seinen ihm zukommenden<br />

Stellenwert erlangt.<br />

Die Freizeitinfrastruktur und das Tourismusangebot müssen dabei als Einheit gesehen werden.<br />

Vielfach wird das nicht erkannt und parallel zum Angebot für den Bürger und die Mitarbeiter<br />

vor Ort ein Angebot für den Touristen, dem Gast aufgebaut. Da aber für die Gäste<br />

jedenfalls auch richtig ist, was für die Einheimischen gut ist, fordert der Österreichische Gemeindebund<br />

eine koordinierende Freizeitpolitik, in der Gäste wie Einheimische und Mitarbeiter<br />

das vorhandene Freizeitangebot nutzen. Eine funktionierende, von der einheimischen<br />

Bevölkerung angenommene und als Lebensqualität definierte Freizeitinfrastruktur ist die<br />

beste Basis für ein touristisches Angebot.<br />

Mittel für diese beiden Vorhaben bzw. für Struktur und Forschung dazu sind in entsprechendem<br />

Ausmaß bereitzustellen.<br />

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2


Tourismusstrategiepapier<br />

These 1.2.<br />

Das objektive Strukturproblem im Tourismus ist anzuerkennen: Er ist Landessache.<br />

‐ Die Gemeinden (Regionen) sind die Träger, der Bund hat Koordinierungsaufgaben<br />

Ein nicht unbedeutendes Problem stellt die Tatsache dar, dass es in den einzelnen Bundesländern<br />

unterschiedliche gesetzliche Regelungen und Rahmenbedingungen im Tourismus<br />

gibt. Dies resultiert daraus, dass Tourismus Landessache ist. In manchen Bundesländern wird<br />

die Bedeutung des Tourismus als prägender und entscheidender Wirtschaftsfaktor alltagspolitisch<br />

gar nicht wahrgenommen bzw. anerkannt.<br />

Die Zuständigkeit der Länder selbst ist dabei aber nicht das Hauptproblem, sondern vor allem<br />

die zunächst mangelnde Vergleichbarkeit. Eine Vereinheitlichung der Tourismus‐<br />

Landesgesetze erscheint schwierig, eine Übertragung der Zuständigkeit auf den Bund aber<br />

gar nicht wünschenswert.<br />

Wichtig für eine Optimierung der Tourismuswirtschaft ist aber zumindest eine Vergleichbarkeit<br />

(Zuschüsse und Strukturförderungen der Länder, Gebühren und Taxen, Aufteilung der<br />

Einnahmen, Raumordnung etc.) der diesbezüglichen Landesgesetze herzustellen.<br />

Der Österreichische Gemeindebund fordert daher:<br />

Ein Vergleich der Gesetzeslagen bzw. ‐situationen in den einzelnen Ländern ist vorzunehmen<br />

um aufbauend auf diesem die möglichen Potenziale einer gemeinsamen Tourismusstrategie<br />

feststellen und weiterentwickeln zu können.<br />

Für eine vergleichende Analyse mit entsprechenden Schlüssen und Vorschlägen sind die dafür<br />

notwendigen Mittel bereitzustellen. Der Österreichische Gemeindebund ist bereit, an<br />

dieser Vergleichbarkeit mitzuwirken.<br />

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These 1.3.<br />

Entscheidend für zukünftige wirtschaftliche Erfolge ist die Stärkung der Regionen:<br />

‣ Region und touristische Marke müssen ident sein<br />

‣ Die regionale Zusammenarbeit muss auch länderübergreifend möglich sein<br />

‣ Eine Markenbildung darf nicht durch eine Landesgrenze eingeschränkt werden<br />

Damit sich eine Region zu einer Marke finden und als solche etablieren kann, bedarf es auch<br />

der Unterstützung der jeweiligen Länder und des Bundes. Vor allem müssen die zuständigen<br />

Landesräte/innen eine diesbezügliche laufende Abstimmung der Ziele und Koordination der<br />

Vorgangsweisen herstellen und eventuell dafür notwendige gesetzliche Veränderungen herbeiführen.<br />

Eine jährliche Tourismuskonferenz der Tourismusreferenten sollte vom BMWFJ<br />

organisiert werden.<br />

Der Österreichische Gemeindebund fordert daher:<br />

Eine Förderung und finanzielle Unterstützung für Regionen, welche auf eine Markenbildung<br />

im Sinne einer sich etablierenden und stetig weiterentwickelnden Angebotsentwicklung in<br />

Zusammenarbeit mit der einheimischen Bevölkerung fokussiert. Strukturen und insbesondere<br />

die Notwendigkeit strikt territorialer Organisation müssen überdacht werden.<br />

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Tourismusstrategiepapier<br />

These 1.4.<br />

In Österreich sollte es nicht mehr als 40 Tourismus‐Marken geben (Wahrnehmbarkeit).<br />

Österreich hat Platz für etwa 40 touristische Marken. Die Marke kennzeichnet sich durch die<br />

Region und ihr Tourismusangebot. Bei rund 130 Mio. Nächtigungen jährlich macht das rund<br />

3 Mio. Nächtigung pro Tourismusregion, also „pro Marke“. Diese sind als grober Richtwert zu<br />

interpretieren. Da es in diesem Sinne bereits etablierte Regionen mit einer deutlich höheren<br />

Nächtigungszahl gibt, ist für kleinere, sich eventuell neu bildende Regionen ein entsprechend<br />

niedrigerer Ansatz ohne weiteres realistisch.<br />

Bedeutend für die Bildung einer Marke sind jedenfalls ihre Wahrnehmung nach innen und<br />

ihre Wahrnehmbarkeit von außen. Der Gast muss seine Region in etwa einer Verkehrsstunde<br />

(Mobilitätsradius, privat oder öffentlich) „erleben“ können, vor allem aber immer das Bewusstsein<br />

mit nach Hause nehmen, dass er diese auch nach mehrmaligen Besuchen immer<br />

noch nicht <strong>zur</strong> Gänze kennt. Vielfach stehen aber der Bildung einer derartigen Region als<br />

Marke unüberwindbare Barrieren entgegen (so insbesondere landesgesetzliche Bestimmungen).<br />

Der Österreichische Gemeindebund fordert daher:<br />

Von allen Ebenen der Politik ein Bekenntnis zu dieser Markenstrategie in Größe und Aufgabenstellung.<br />

Die Schaffung bzw. Adaptierung der derzeitigen gesetzlichen Regelungen um eine regionale<br />

Zusammenarbeit und damit einhergehend die Bildung einer Marke im dargestellten Sinne ‐<br />

auch länderübergreifend ‐ möglich zu machen.<br />

Ein verstärktes Abstellen der Förderpolitik der Länder auf die künftige Gestaltung der Regionen.<br />

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These 1.5.<br />

Die Angebotsentwicklung muss Hand in Hand mit dieser Markenbildung erfolgen.<br />

‣ Für beides ist die positive Einstellung der Bevölkerung (Gastgeber) entscheidend<br />

‣ Das notwendige Tourismusbewusstsein in der Bevölkerung ist zu fördern<br />

(Bildungsauftrag)<br />

‣ Eine entsprechende Tourismusgesinnung ist die Basis des Tourismusangebots,<br />

diese ist nur durch eine gut organisierte, laufende Mitarbeit der Bevölkerung<br />

herstellbar<br />

Hand in Hand mit der Markenbildung hat die Angebotsentwicklung einherzugehen. Diese<br />

Entwicklung bedarf aber einer Stärkung des Tourismusbewusstseins und der Tourismusgesinnung.<br />

Damit ist ein Marketing „nach innen“ gemeint. Dies fängt an bei der Lehrplangestaltung<br />

in den Schulen, setzt sich fort bei der Aus‐ und Fortbildung der Mitarbeiter und geht bis<br />

hin <strong>zur</strong> Lebensraumgestaltung und der Orientierung nach den Bedürfnissen der Bevölkerung<br />

vor Ort (Seniorenfreundlichkeit, Familienfreundlichkeit, Barrierefreiheit).<br />

Regionale und kommunale Angebotsentwicklung und Planung müssen zusammengeführt<br />

werden, um kritischen Entwicklungen wie z.B. dem unkoordinierten Wildwuchs an Shop‐<br />

4


Tourismusstrategiepapier<br />

pingzentren in der Peripherie bei gleichzeitigem Absterben der Innenstädte/Ortskerne entgegenzuwirken.<br />

Der Österreichische Gemeindebund fordert daher:<br />

Die Beteiligung der einheimische Bevölkerung im Allgemeinen, wie vor allem die der Gastwirte,<br />

der Hoteliers, der Mitarbeiter, aber auch der Touristen in die Angebotsgestaltung ist<br />

durch die Methode eines moderierten „bottom up Prozesses“ sicherzustellen.<br />

Eine Forcierung und Sensibilisierung des Themas Tourismus von und für die junge Generation.<br />

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These 1.6.<br />

Die <strong>Tourismuspolitik</strong> hat für die Stärkung der Regionalentwicklung die optimalen Rahmenbedingungen<br />

zu schaffen. Dieser Rahmen ist vor allem durch:<br />

‣ klar verständliche Empfehlungen für die Angebotsgestaltung (Bund, Länder) und<br />

‣ transparente, unbürokratische Förderungsrichtlinien, besonders für KMUs<br />

‣ und durch unterstützende arbeitsmarktpolitische Maßnahmen definiert.<br />

Im Tourismusmarketing gibt es derzeit eine unüberschaubare Anzahl von Expertisen, Studien,<br />

Masterpläne, Leitbilder oder Strategien. Sie sind meist abstrakt, zu allgemein und helfen<br />

den Kleinunternehmern, aber auch den größeren, zu Kooperationen bereiten Betrieben<br />

kaum. Für die Angebotsentwicklung vor Ort, für die Arbeit am lokalen Detail, für die Inszenierung<br />

des Urlaubsalltages fehlen entsprechende Richtlinien wie sie etwa in der Modellregion<br />

Neusiedlersee erarbeitet wurden.<br />

Eine Erfolg versprechende Regional‐ und Angebotsentwicklung erfordert optimale Rahmenbedingungen.<br />

Diese sind vielfach nicht vorhanden. So sind arbeitsrechtliche Hürden ebenso<br />

zu überwinden wie unübersichtliche Förderungsrichtlinien, sei es für Gemeinden selbst oder<br />

für KMU. Ein Augenmerk ist insbesondere auf die Mitarbeiter zu legen. Zufriedene Mitarbeiter<br />

sind Grundlage für einen wirtschaftlich erfolgreichen Tourismus.<br />

Betriebsprüfungen sind notwendig. Für die Durchführung sind jedoch, insbesondere während<br />

der Hauptsaisonzeiten, klare Grenzen für die Belastbarkeit des Unternehmens zu setzen.<br />

Die diesbezüglichen Richtlinien müssen überarbeitet und auf ihre Zumutbarkeit hin<br />

überprüft werden.<br />

Das Ziel einer langfristigen und nachhaltigen kommunalen und regionalen <strong>Tourismuspolitik</strong><br />

soll weniger quantitativ im Sinne einer Bettenzunahme als vielmehr qualitativ im Sinne von<br />

Positionierung, Differenzierung und Marktbereinigung definiert werden, um auch eine zielführende<br />

und auch aus wirtschaftlicher Sicht zu begrüßende Einnahmensteigerung herbeizuführen.<br />

Es bedarf neuer Modelle <strong>zur</strong> Ganzjahresbeschäftigung, bereits konzipierte Modelle, wie etwas<br />

das von der Österreichischen Hoteliervereinigung ausgearbeitete „365 Tage Arbeit im<br />

Tourismus“, sollten aufgegriffen werden.<br />

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Tourismusstrategiepapier<br />

Der Österreichische Gemeindebund fordert daher:<br />

Das BMWFJ soll ein Expertenteam mit der Erarbeitung von Richtlinien für eine regionale, von<br />

Authentizität getragene Angebotsentwicklung beauftragen. Diese müssen vom Prinzip und<br />

Methode einer Bevölkerungsbeteiligung (bottom up) getragen und den diversen Marketingaktivitäten<br />

des Destinationsmanagements vorgelagert sein. Landwirtschaft und „Genussregionen“<br />

sollen besser mit der <strong>Tourismuspolitik</strong> abgestimmt werden.<br />

Die Förderungsrichtlinien sind im Hinblick auf ihre Transparenz und einen unbürokratischen<br />

Zugang bzw. Abwicklung zu überarbeiten bzw. neu zu verfassen. Als erste Anlaufstellen dafür<br />

sind geförderte Arbeitsplätze bei den Gemeinden bzw. in den Regionen ein<strong>zur</strong>ichten.<br />

Mittel, die aus dem Tourismus kommen, sollen für Tourismusmarketing eingesetzt werden.<br />

Von einer widmungsfreien Verwendung ist abzusehen.<br />

Neue Arbeitszeitmodelle (Saisonausgleich, Jahresarbeitszeitmodelle), die es dem Arbeitgeber<br />

ermöglichen, saisonübergreifend Mitarbeiter aufzunehmen und zu halten und gleichzeitig<br />

den Mitarbeitern ein adäquates Arbeitsklima zu verschaffen sind mit den Sozialpartnern<br />

umgehend auszuhandeln. Förderungen für Ganzjahresarbeitsplätze (z.B. steuerliche Anreize)<br />

sind in einer kompetenten Arbeitsgruppe konkret zu erarbeiten.<br />

Für die Angemessenheit der Betriebsprüfungen sind insbesondere für die Hauptsaisonzeiten<br />

klare Durchführungsgrenzen (Definitionen) zu formulieren.<br />

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These 1.7.<br />

Thematische Austauschbarkeiten in der Angebotsdarstellung sind touristische Todsünden.<br />

Diese These folgt dem Prinzip „Originalität versus Austauschbarkeit“. Eine touristische Marke<br />

zeichnet sich insbesondere durch ihr spezifisches Angebot aus. Dieses Angebot darf daher<br />

keiner Austauschbarkeit unterliegen. So ist etwa eine Schifffahrt in der Wachau <strong>zur</strong> Marillenblüte<br />

nicht austauschbar.<br />

Der Österreichische Gemeindebund fordert daher:<br />

Bei der Angebotserstellung, aber auch bei Vertrieb und Marketing sind von den Verantwortlichen<br />

auf allen Ebenen auf Alleinstellungsmerkmale, Authentizität und Unverwechselbarkeit<br />

verstärkt Wert zu legen. Das bedeutet, dass Originalität bei der Angebotsentwicklung sowie<br />

bei der Angebotsdarstellung das oberste Prinzip sein muss. Diese Forderung richtet sich vor<br />

allem an die Marketing‐ und Werbeexperten.<br />

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These 1.8.<br />

Die durch schlecht aufbereitete Förderinformationen bedingte Investitionsmüdigkeit ist<br />

konsequent abzubauen.<br />

Bereitschaft und in Krisenzeiten wohl auch Mut zu Innovation und Investition sind eine unverzichtbare<br />

Basis für eine zielgerichtete Angebotsentwicklung. Unternehmergeist muss daher<br />

initiiert, gefördert und durch effiziente Anreize belohnt werden. Nur durch laufende Investitionen<br />

ist die oft beschriebene und eingeforderte Qualität im touristischen Angebot zu<br />

6


Tourismusstrategiepapier<br />

erreichen bzw. zu erhalten. Trotz vorhandener Einsicht mangelt es manchmal nur an einem<br />

gut aufbereiteten Informationsfluss.<br />

Für Einreichung und Ablauf erweisen sich Bürokratie und Fehlinformationen oft als unüberwindbare<br />

Hindernisse. Das Wissen über Fördermöglichkeiten und –richtlinien stellt nicht nur<br />

eine Holschuld der Unternehmer, sondern auch eine wirtschaftspolitische Bringschuld der<br />

Verwaltung dar. Sie müssen daher in der Öffentlichkeit besser als bisher positioniert werden.<br />

Der Eigenmittelbeitrag der Betriebe ist nach den durchschnittlichen betriebswirtschaftlichen<br />

Gegebenheiten, jedenfalls „investitionsanregend“ festzulegen.<br />

Österreichs Tourismusbetriebe müssen gemeinsam pro Jahr 3,5 Mrd. Euro investieren, um<br />

ihre Wettbewerbsposition beibehalten zu können. Finanzierungsmodelle wie Fonds, die Alternativen<br />

zu klassischen Bankkrediten bilden, sind zu forcieren.<br />

Der Österreichische Gemeindebund fordert daher:<br />

Die Informationen über bestehende Förderungen sowie zusätzliche Anreize für Unternehmer,<br />

diesen Mut aufzubringen und Investitionen zu tätigen, müssen besser dargestellt, klar<br />

formuliert und durch „Anlaufstellen“ in Betriebsnähe an die Interessenten herangetragen<br />

bzw. praxisnah angeboten werden. Eine bürgernahe Vereinfachung in Hinblick auf die Bürokratie<br />

bei Planung und Abrechnung muss ein neuer Maßstab werden.<br />

Die Höhe der mindestens notwendigen Eigenmittel ist einheitlich mit 30% zu begrenzen.<br />

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These 1.9.<br />

Die Dienstleistungskultur im „Gastgeberland Österreich“ beruht auf zwei Erkenntnissen:<br />

‣ Unternehmer und Mitarbeiter haben ähnliche wirtschaftliche Interessen,<br />

Humankultur bzw. Mitarbeitermotivation sind ständig zu überprüfen und zu pflegen<br />

‣ Unternehmer, Mitarbeiter und Bevölkerung und Gäste stellen das touristische<br />

Produkt letztlich gemeinsam her<br />

Ein hohes Niveau an Humankultur ist für Österreich als „Gastgeberland“ wichtig. Da die Unternehmer,<br />

Mitarbeiter, die Bevölkerung und die Gäste das touristische Produkt in der Region<br />

gemeinsam herstellen, ist es erforderlich, dass die Interaktion zwischen diesen Produktpartnern<br />

gut funktioniert. Dies muss mehr und deutlicher als bisher in den touristischen<br />

Ausbildungsstandards verankert werden.<br />

Innovative Ausbildungsschienen, die den Kreis an Interessenten für eine Beschäftigung im<br />

Tourismus ausweiten, etwa durch Ansprechen von Maturanten, sollten forciert werden. Fähigkeiten,<br />

die noch vor wenigen Jahren für eine Tätigkeit als Fachkraft ausreichten, genügen<br />

heute in vielen Fällen aufgrund zunehmender Komplexität nicht mehr.<br />

Der Österreichische Gemeindebund fordert daher:<br />

Schulungsmaßnahmen in den Bereichen der Mitarbeitermotivation und der Unternehmensführung<br />

sind nach modernen Erkenntnissen der Persönlichkeitsentwicklung in allen touristischen<br />

Aus‐ und Weiterbildungsinstitutionen, einschließlich der Weiterbildungseinrichtungen<br />

der Gemeinden, ein<strong>zur</strong>ichten. Eine Ausbildung der Tourismusfunktionäre in den Gemeinden<br />

ist auf diesem Weg anzustreben.<br />

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Tourismusstrategiepapier<br />

Auch Unternehmer müssen in dieser Hinsicht in die Tourismusgesinnung ihrer Mitarbeiter im<br />

Praxisalltag und durch Schulungsmaßnahmen laufend investieren.<br />

Eine wirksame materielle Belohnung für eine qualitativ hochwertige Lehrlingsausbildung in<br />

den Betrieben ist vorzusehen.<br />

Steuerfreie „Treuegelder“ bzw. Bindungsprämien für langjährige Mitarbeiter sollen einen<br />

finanziellen Anreiz darstellen und dadurch mithelfen, ein gutes Betriebsklima im Tourismus<br />

sicher zu stellen.<br />

Eine bessere Vernetzung zwischen der Landwirtschaft und dem Tourismus sowie zwischen<br />

den jeweiligen Ausbildungsschienen kann und muss zu neuen, die beiden Bereiche verbindenden,<br />

Berufsbildern führen.<br />

Die Gemeinden müssen die Teilhabe der Mitarbeiter im Tourismus am regionalen Freizeitangebot<br />

(Kultur, Sport, Unterhaltung) aktiv fördern.<br />

Die Sprachausbildung ist zu forcieren. Österreichs Hotellerie braucht mit zunehmender Internationalisierung<br />

der Gäste mehr internationale Mitarbeiter und Integrationsmaßnahmen.<br />

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These 1.10.<br />

Verkehr und Mobilität müssen als wichtige Funktion des Tourismus in allen Entwicklungskonzepten<br />

berücksichtigt werden<br />

Verkehr und Mobilität sind in unterschiedlichen Formen eine wichtige Funktion des modernen<br />

Tourismus und müssen daher in allen Entwicklungskonzepten entsprechend berücksichtigt<br />

werden.<br />

So wird beispielsweise versucht, über Tourismus‐Cards ein möglichst vielfältiges Spektrum<br />

von Freizeit‐ und sonstigen Attraktionen anzubieten. Damit stellt sich immer auch die Frage<br />

des Transports der Gäste, sowohl im Bereich des öffentlichen als auch des privaten Verkehrs.<br />

Touristische Erlebniswelten sind somit eng mit dem Thema Mobilität verbunden, was auch<br />

belastende Konsequenzen haben kann. Darüber hinaus muss die generelle Erreichbarkeit<br />

des touristischen Produkts gegeben sein (durch Sicherung und Ausbau von Flughäfen, Forcierung<br />

des Öffentlichen Personennahverkehrs, des Schienenverkehrs und der Anbindung abgelegener<br />

Destinationen.)<br />

Der Österreichische Gemeindebund fordert daher:<br />

Die Auseinandersetzung mit Verkehr und Mobilität muss folgende Gesichtspunkte beinhalten:<br />

‣ Entwicklung von Verkehr und Mobilität im Zusammenhang mit dem Tourismus<br />

‣ Problemschwerpunkte, Engpässe und Lösungsversuche in diesem Zusammenhang<br />

‣ Innovative Modelle <strong>zur</strong> Bewältigung von Verkehrs‐ und Mobilitätsanforderungen<br />

‣ Bewusstsein von Gästen und einheimischer Bevölkerung im Hinblick auf Verkehr und<br />

Mobilität<br />

‣ Schaffung einer besseren Erreichbarkeit der touristischen Produkte (speziell in abgelegenen<br />

aber touristisch wertvollen Regionen).<br />

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Tourismusstrategiepapier<br />

2. Auf dieser Grundlage ergeben sich aktuelle politische Tourismusthemen:<br />

Die nachfolgenden Forderungen richten sich gleichermaßen und gleichzeitig an die Verantwortlichen<br />

in Bund, Ländern, aber auch an die Regionen, Gemeinden und Marketingexperten<br />

selbst. Sie stellen auf der Basis der 10 Thesen und den daraus abgeleiteten Forderungen<br />

die konkrete, aktuelle, tagespolitische Agenda für den Tourismus dar.<br />

2.1. Was für den Tourismus getan werden muss:<br />

‣ Steuerliche Rahmenbedingungen im Tourismus verbessern:<br />

Investitionsbereitschaft fördern, Qualität sichern, Innovationen ermöglichen<br />

‣ Marketingsituation verbessern:<br />

Finanzielle Mittel erhöhen, Koordination von PR und Werbung (ÖW, Landestourismus,<br />

Regionen) verbessern, Kernmärkte definieren, Ganzjahresangebote schaffen<br />

‣ Unternehmersituation verbessern:<br />

Förderungswesen, sowie Haftungs‐ und Sicherheitsvorgaben optimieren, Qualifizierungsmaßnahmen<br />

überprüfen, Nachfolgeregelungen schaffen, Kooperationen unterstützen.<br />

Förderung von Angeboten und Innovationen soll nach dem One‐Stop‐Shop‐Prinzip<br />

forciert und umgesetzt werden.<br />

‣ Mitarbeitersituation verbessern:<br />

Ausbildungskonzepte aktualisieren, Arbeitsbedingungen standardisieren,<br />

Ganzjahres‐ und neue Arbeitsplätze schaffen, Motivation absichern<br />

‣ Angebotsentwicklung verbessern:<br />

Zusammenarbeit Unternehmen/Bevölkerung sicherstellen, Angebotsschwerpunkte laufend<br />

überprüfen, Saisonverlängerungen herstellen, Ideenpool gründen. Von besonderer<br />

Bedeutung ist, dass das touristische Angebot „von unten erarbeitet“ und nicht „von oben<br />

diktiert“ wird.<br />

‣ Situation für junge Menschen verbessern:<br />

Absolventen der Tourismusschulen im Land (Region) halten, junge Gäste gewinnen,<br />

Schullandwochen und Schulsportwochen als Gästepotenzial erkennen. Dafür sind Qualitätsstandards<br />

(z.B. Bundesschullandheime) zu definieren.<br />

‣ Mobilität verbessern:<br />

Bewältigung von Verkehrs‐ und Mobilitätsanforderungen, Schaffung einer besseren Erreichbarkeit<br />

2.2. Aktuell wichtigste politische Maßnahmen:<br />

‣ In Zukunft ist eine sachliche Trennung zwischen dem Tourismusangebot selbst und<br />

deren (Be‐)Werbung verstärkt vorzunehmen. Nach dem Motto „Schuster bleib bei<br />

deinem Leisten“ sollen Vertriebs‐ und Werbeorganisationen das bestehende Tourismusangebot<br />

bewerben, aber im Regelfall nicht auch selbst entwickeln.<br />

‣ Eine Kooperation im Schulwesen von Landwirtschaft und Tourismus ist umgehend<br />

ein<strong>zur</strong>ichten. Durch die dadurch entstehenden neuen Berufsfelder ist das Tourismusangebot<br />

für junge Menschen sowohl als Anbieter (Unternehmer, Mitarbeiter), wie<br />

auch als Nachfrager (Gäste von morgen) interessant.<br />

9


Tourismusstrategiepapier<br />

‣ Eine Stärkung der Regionen (Gemeinden) im Hinblick auf Marketing und Werbung als<br />

deren Auftraggeber muss die Hoheit der Angebotserstellung über diese Maßnahmen<br />

absichern.<br />

‣ Förderungsmaßnahmen für Betriebskooperationen sind auf allen politischen Ebenen<br />

zu intensivieren.<br />

‣ Zur Sicherung und Forcierung der Investitionsbereitschaft und damit auch der Aufträge<br />

an die Gewerbebetriebe in der Region ist es unerlässlich, die Abschreibung für Abnutzung<br />

zeitlich mit der tatsächlichen Nutzungsdauer gleichzusetzen. Angesichts des<br />

beachtlichen Investitionsvolumens von 3,5 Mrd. Euro, das <strong>zur</strong> Aufrechterhaltung der<br />

internationalen Wettbewerbsposition notwendig ist, und der Vergabe von 80 % der<br />

Investitionsaufträge im Umkreis von 90 km würde sich ein weiterer Rückgang der Investitionen<br />

in der österreichischen Hotellerie nachhaltig negativ auf die Wettbewerbsposition<br />

der betroffenen Destinationen einerseits wie auch auf die Entwicklung<br />

im regionalen Gewerbe andererseits auswirken.<br />

‣ Kalte Betten in Form von Ferienwohnungen, die nur zu Saisonhöhepunkten genutzt<br />

werden, belasten über den Infrastrukturbedarf die Gemeindefinanzen, ohne einen<br />

entsprechenden Mehrwert im Vergleich <strong>zur</strong> Hotellerie zu bieten (Investitionen, Arbeitsplätze,<br />

Gästeausgaben, Steuern, siehe Volksbegehren Schweiz, sogenannte<br />

„Zweitwohnungs‐Initiative“).<br />

‣ Unternehmen, die aufgrund un<strong>zur</strong>eichender Rentabilität notwendige Investitionen<br />

nicht finanzieren können, daher das Preisniveau in der gesamten Region senken und<br />

damit Arbeitsplätze gefährden, soll der Ausstieg erleichtert werden, indem die Steuerfreiheit<br />

auf Stille Reserven ausgeweitet wird. Die Gemeinden würden darüber hinaus<br />

durch die Nachnutzung von nicht marktkonformen Hotels etwa als Altenwohnheime,<br />

Jugendstart‐ oder Mitarbeiterwohnungen profitieren. Auch hier sollte auf bereits<br />

ausgearbeitete Vorschläge, wie etwa das von der Österreichischen<br />

Hoteliervereinigung ausgearbeitete Positionspapier „Betriebsaufgabe steuerlich erleichtern<br />

– Strukturbereinigung ermöglichen“) <strong>zur</strong>ückgegriffen werden.<br />

‣ Betroffenen Gemeinden muss im Zusammenhang mit der Zweitwohnsitzproblematik<br />

ein größerer Handlungsspielraum eingeräumt werden, sei es widmungs‐ oder abgabenrechtlich.<br />

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