23.01.2014 Aufrufe

Astrophysik II - Institut für Geophysik und extraterrestrische Physik ...

Astrophysik II - Institut für Geophysik und extraterrestrische Physik ...

Astrophysik II - Institut für Geophysik und extraterrestrische Physik ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

<strong>Astrophysik</strong> <strong>II</strong><br />

Prof. Dr. Jürgen Blum<br />

<strong>Institut</strong> für <strong>Geophysik</strong> <strong>und</strong> Meteorologie<br />

Technische Universität Braunschweig<br />

Mendelssohnstraße 3<br />

38106 Braunschweig<br />

1. Juli 2004


Inhaltsverzeichnis<br />

5 Entfernungsbestimmungen im Kosmos 1<br />

5.1 Das Sonnensystem . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1<br />

5.2 Die nächsten Sterne . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1<br />

5.3 Weiter entfernte Sterne . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5<br />

5.4 Die Galaxis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6<br />

5.5 Die lokale Gruppe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7<br />

5.6 Entferntere Galaxien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8<br />

5.7 Das Universum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12<br />

5.8 Zusätzliche Informationen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13<br />

6 Die Milchstraße 15<br />

6.1 Überblick über das “moderne“ Milchstraßensystem . . . . . . . . . . . 15<br />

6.2 Methodenübersicht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24<br />

6.3 Galaktische Koordinaten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28<br />

6.4 Aufbau <strong>und</strong> Kinematik des Sternsystems . . . . . . . . . . . . . . . . . 29<br />

6.4.1 Scheinbare Verteilung der Sterne . . . . . . . . . . . . . . . . . 29<br />

6.4.2 Scheinbare Verteilung einzelner Sterntypen . . . . . . . . . . . . 30<br />

6.4.3 Gr<strong>und</strong>lagen der Stellarstatistik . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31<br />

6.4.4 Die Umgebung der Sonne . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39<br />

6.4.5 Großräumige Kinematik der Sterne . . . . . . . . . . . . . . . . 51<br />

6.4.6 Sternhaufen, Assoziationen, Populationen . . . . . . . . . . . . . 54<br />

6.4.7 Das interstellare Medium . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 59<br />

6.4.8 Verteilung <strong>und</strong> Bewegung der interstellaren Materie . . . . . . . 71<br />

6.4.9 Das Galaktische Zentrum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 76<br />

7 Extragalaktische Sternsysteme 79<br />

7.1 Kataloge von Galaxien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 79<br />

7.2 Klassifizierung von Galaxien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 79<br />

7.2.1 Elliptische Galaxien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 83<br />

8 Die Großräumige Struktur des Universums 87<br />

8.1 Rotverschiebung <strong>und</strong> Hubble-Gesetz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 87<br />

8.2 Das Alter des Universums . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 89<br />

8.2.1 Das Alter von Kugelsternhaufen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 89<br />

8.2.2 Alter der Galaxis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 89<br />

8.2.3 Weltalter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 89<br />

8.3 Die mittlere Dichte des Universums . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 89<br />

8.4 Die kosmische Hintergr<strong>und</strong>strahlung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 90<br />

I


8.4.1 Spektrum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 90<br />

8.4.2 Anisotropien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 91<br />

8.5 Die großräumige Struktur des Universums . . . . . . . . . . . . . . . . 93<br />

8.5.1 3D-Kataloge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 93<br />

8.5.2 Dunkle Materie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 94<br />

8.5.3 Weltmodelle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 95<br />

<strong>II</strong>


Literatur zur <strong>Astrophysik</strong> <strong>II</strong><br />

1. H. Scheffler, H. Elsässer: Bau <strong>und</strong> <strong>Physik</strong> der Galaxis, BI Wisssenschaftsverlag<br />

2. G. Gilmore, I. R. King, P. C. van der Kruit: The Milky Way as a galaxy, University<br />

Science Books, Mill Valley, Ca<br />

<strong>II</strong>I


Kapitel 5<br />

Entfernungsbestimmungen im<br />

Kosmos<br />

5.1 Das Sonnensystem<br />

Radarmethode: Reflexion an Planetenoberflächen <strong>und</strong> Zeitmessung. Venus (1961), Merkur<br />

(1962), Mars (1965).<br />

d = c · ∆t (5.1.1)<br />

→ Bestimmung der Erdbahnhalbachse: 1 AE = 1,49597870 · 10 11 m<br />

Radarmethode funktioniert bis Jupiter; außerhalb werden Radarechos zu schwach zum<br />

Empfang.<br />

Entfernungen der äußeren Planeten werden mit Hilfe von Raumsonden bestimmt.<br />

5.2 Die nächsten Sterne<br />

Parallaxenmethode (trigonometrische Parallaxe):<br />

p ′′ = 206.265 R d (1 rad = 206.265′′ )<br />

1 pc = Entfernung eines Sterns mit einer Parallaxe von 1 ′′ = 3,26 LJ = 206.265 AE<br />

Entfernungsmodul eines Sterns<br />

( ) d<br />

m − M = 5 · log 10<br />

10pc<br />

m: scheinbare Helligkeit<br />

M: absolute Helligkeit (= m (10pc))<br />

(5.2.1)<br />

→ d(pc) = 10 (m − M + 5)/5 (5.2.2)<br />

Beste Parallaxenbestimmung durch die Hipparcos-Mission der ESA; Genauigkeit der<br />

Parallaxenbestimmung < 0.001 ′′ 1


Abbildung 5.2.1: Sternparallaxe. Ein naher Stern beschreibt jährlich am Himmel relativ<br />

zu den viel weiter entfernten Hintergr<strong>und</strong>sternen am Pol der Ekliptik<br />

einen Kreis vom Radius p, in der Ekliptik eine Gerade ± p, dazwischen<br />

eine Ellipse.<br />

Hipparcos = high precision parallax collecting satellite 1989 - 1993<br />

Abbildung 5.2.2: Hipparcos bei der Messung.<br />

Genauigkeiten der Parallaxenbestimmung:<br />

2


Abbildung 5.2.3: Beispiele von Parallaxenmessungen des Satelliten Hipparcos.<br />

• 442 Sterne mit Entfernungsgenauigkeit < 1%<br />

• 7.338 Sterne mit Entfernungsgenauigkeit < 5%<br />

• 22.396 Sterne mit Entfernungsgenauigkeit < 10% (bis ca. 90 pc (300 LJ))<br />

Abbildung 5.2.4: Das Hertzsprung-Russell-Diagramm für alle Hipparcos-Sterne mit<br />

Parallaxenfehlern < 10 %.<br />

3


Abbildung 5.2.5: Die 35 nächsten Sterne.<br />

4


5.3 Weiter entfernte Sterne<br />

Keine direkte Bestimmung der Entfernungen über die trigonometrischen Parallaxen<br />

mehr möglich.<br />

• Sekularparallaxe:<br />

Bewegung der Sonne relativ zu dem lokalen Ruhestandard (local standard of<br />

rest, LSR), der das Galaktische Zentrum in 230 Millionen Jahren umkreist. Die<br />

Bewegung der Sonne relativ zum LSR beträgt 13, 4 ± 0, 7 km/s in Richtung Her.<br />

Durch diese Bewegung vergrößert sich die Basislänge der Parallaxenbeobachtung<br />

mit der Zeit → zeitlich konstante Eigenbewegungen der Sterne.<br />

• Sternstromparallaxe für offene Sternhaufen:<br />

Eigenbewegungen aller Sterne eines offenen Sternhaufens konvergieren auf einen<br />

Punkt zu (Apex) → perspektivistische Verzerrung paralleler Bewegungen.<br />

Abbildung 5.3.1: Die Eigenbewegung der Hyaden. Wenn alle Sterne die gleiche Bewegungsrichtung<br />

haben, scheinen ihre tangentialen Geschwindigkeitskomponenten<br />

auf den Konvergenzpunkt K gerichtet zu sein.<br />

Mit den gemessenen Eigenbewegungen der Sterne im Haufen µ( ′′ /J)<br />

↩→<br />

d = v r tan θ<br />

4, 74 µ<br />

(5.3.1)<br />

Wichtigster offener Sternhaufen: Hyaden<br />

→<br />

↩→<br />

Sternstromparallaxe: d = 45,75 ± 1,25 pc<br />

Hipparcos (218 Sterne) : d = 46.34 ± 0, 27pc<br />

5


• Spektroskopische Parallaxe - Hauptreihenanpassung:<br />

Für offene Sternhaufen kann das Hertzsprung-Russell-Diagramm bestimmt werden<br />

(hier: scheinbare Helligkeit vs. Spektraltyp). Kalibrierung der Hauptreihe<br />

gegen die Hyaden liefert den Entfernungsmodul des gesuchten offenen Sternhaufens.<br />

5.4 Die Galaxis<br />

• Cepheiden:<br />

Variabel durch radiale Pulsation; Perioden-Leuchtkraft-Beziehung; P = 1 - 50<br />

Tage; M V = -2,6 ... -5,3; Scheibenpopulation ↩→ kommt später bei extragalaktischen<br />

Systemen<br />

• Kugelsternhaufen:<br />

Cepheiden <strong>und</strong> (häufiger) RR-Lyr-Variable ↩→<br />

konstante absolute Helligkeit<br />

• Galaktisches Zentrum:<br />

Problem: visuelle Extinktion (Sonne hätte + 49 m )<br />

→ IR + Radio: → Maser (⊘ 10 8 km) → VLBI + Eigenbewegung<br />

RR Lyr-Sterne:<br />

– statistische Parallaxe M V (RR) = (0, 7 ± 0, 1) mag<br />

– Metallizitätsabhängigkeit M V (RR) = ( 0, 94 + 0, 3 [ ])<br />

Fe<br />

H mag<br />

[ ] ( ) ( Fe<br />

NFe<br />

NFe<br />

≡ log 10 − log 10<br />

H<br />

N H N H<br />

)⊙<br />

(5.4.1)<br />

– P < 1 Tag (Halopopulation)<br />

↩→ Die beste Abschätzung der Entfernung zum galaktischen Zentrum beträgt<br />

R ⊙ = (8, 5 ± 0, 5) kpc, (5.4.2)<br />

durch<br />

– Eigenbewegungen<br />

– differenzielle Rotation der Galaxis<br />

– Entfernungen zu Kugelsternhaufen<br />

bestimmt.<br />

Die galaktische Scheibe hat r<strong>und</strong> 30 kpc Durchmesser <strong>und</strong> ist ca. 700 pc dick.<br />

Der zentrale Kern ist ca. 5 kpc dick.<br />

6


Abbildung 5.4.1: Schematischer Schnitt durch das Milchstraßensystem senkrecht zur<br />

galaktischen Ebene. Gezeichnet sind die Linien gleicher Sterndichte.<br />

5.5 Die lokale Gruppe<br />

• Kalibrierung der Perioden-Leuchtkraft-Beziehung von Cepheiden. (Cepheiden sind<br />

Standardkerzen).<br />

< M V > = a + b log 10 P (Tage) (5.5.1)<br />

b: Suche nach Cepheiden verschiedener Periode bei gleicher Distanz.<br />

↩→<br />

große Magellansche Wolke; 88 Cepheiden: b = -2,81 ± 0,06 mag<br />

a: absolute Eichung, d. h. unabhängige Entfernungsbestimmungen zu einer Gruppe<br />

von Cepheiden<br />

↩→ Hipparcos - statistische Auswertung:<br />

223 Cepheiden zwischen p = (7, 56 ± 0, 48 · 10 −3 ) ′′ (Polarstern) <strong>und</strong><br />

p = (0, 27 ± 0, 92 · 10 −3 ) ′′ (U Sgr): a = -1,43 ± 0,10 mag<br />

↩→<br />

< M V<br />

mag > = (− 1, 43 ± 0, 10) − (2, 81 ± 0, 06) log 10 P (Tage) (5.5.2)<br />

• RR Lyr<br />

• Die Spitze des Roten-Riesen-Asts (TRGB)<br />

• “Red Clump Stars“<br />

↩→<br />

lokale Gruppe: ca. 30 Galaxien; die drei größten M31, M33, Galaxis<br />

7


5.6 Entferntere Galaxien<br />

Cepheiden können bis zu 25 Mpc nachgewiesen werden → Virgo-Haufen (ist außerhalb<br />

der Reichweite für RR Lyr <strong>und</strong> TRGB)<br />

• Die Tully-Fisher-Methode:<br />

Empirische Relation (1977) zwischen der Helligkeit von Spiralgalaxien <strong>und</strong> deren<br />

Rotationsgeschwindigkeiten (gemessen über die 21 cm-Linienbreite von H I)<br />

M = v2 max R<br />

G<br />

Keplergesetz (5.6.1)<br />

⎧<br />

⎪⎨<br />

Annahmen<br />

⎪⎩<br />

(für Galaxien, nicht für Sterne!)<br />

{ }} {<br />

M<br />

〉<br />

L = const<br />

M 2<br />

L<br />

R = const 2<br />

L 2 = const → M 2<br />

L R 2<br />

→ L ∝ v 4 max<br />

= const = v4 max<br />

L G 2<br />

(5.6.2)<br />

L ∝ v 4 max Tully-Fisher-Beziehung (5.6.3)<br />

Kalibration an Galaxienhaufen ( ∧ = alle Galaxien haben denselben Abstand), bei<br />

denen die Abstände mit anderen Methoden geeicht wurden.<br />

Genauigkeit: 20-25% für Einzelgalaxien; 10% für Galaxienhaufen<br />

Reichweite : ∼ 100Mpc (aber nur für Pop I ↔ Spiralgalaxien)<br />

I. a. wird für die Leuchtkraft nicht die visuelle, sondern die IR-Leuchtkraft benutzt<br />

(weniger Extinktion!).<br />

• Die Faber-Jackson-Beziehung:<br />

Elliptische Galaxien besitzen kein H I (λ = 21cm) <strong>und</strong> (möglicherweise) auch<br />

keine Rotation.<br />

→ Zufallsbewegungen der Sterne im Zentralbereich<br />

→ Geschwindigkeitsdispersion σ<br />

Virialtheorem<br />

σ 2 = G M<br />

5 R<br />

⎧<br />

M<br />

⎪⎨<br />

L = const 〉 M 2<br />

25 σ4<br />

= const =<br />

Annahmen (s. T.-F.)<br />

L R 2<br />

G 2 L (5.6.4)<br />

⎪⎩ L<br />

R = const → L ∝ σ 4 2<br />

L ∝ σ 4 Faber-Jackson-Beziehung (5.6.5)<br />

8


Messung von σ durch Dopplerverbreitung von Spektrallinien (typ. 100-125 km/s).<br />

Kalibration an elliptischen Galaxien in Galaxienhaufen (gleiche Abstände). Genauigkeit<br />

> ∼ 30%, deshalb sehr unsicher.<br />

• Gravitationslinsen<br />

Abbildung 5.6.1: Funktionsprinzip einer Gravitationslinse. Das Licht eines fernen Quasars<br />

wird durch das Gravitationsfeld der Gravitationslinse abgelenkt,<br />

sodass mehrere Bilder des Quasars sichtbar werden (unten). Die beiden<br />

oben gezeigten Lichtwege besitzen einen Laufzeitunterschied,der<br />

zur Messung der Entfernung genutzt werden kann.<br />

∆t ∝<br />

( )<br />

dL · d S<br />

d S − d L<br />

(5.6.6)<br />

Messung des Zeitunterschieds ∆t von Helligkeitsschwankungen bei Quasaren (Laufzeitunterschiede<br />

bei Mehrfachbildern) <strong>und</strong> Annahme über die Massenverteilung<br />

9


in der als Linse fungierenden Galaxie ergibt den Abstand d L zur Linse. Der Abstand<br />

zum Quasar d S muss entweder durch andere Methoden abgeschätzt werden<br />

(z. B. Rotverschiebung, s. u.) oder es ist d S ≫ d L , sodass gilt ∆t ∝ d L .<br />

• Supernavae<br />

Standardkerze (“Standardbombe“) zur Distanzbestimmung einer bestimmten Galaxie.<br />

SN Typ I<br />

SN Typ <strong>II</strong><br />

heller<br />

dunkler<br />

Helligkeitsabfall regulär Helligkeitsabfall nicht regulär<br />

keine Wasserstofflinien Wasserstofflinien<br />

überall nur in Spiralarmen/Spiralgalaxien<br />

⇓<br />

⇓<br />

Pop <strong>II</strong>; Binärsystem; Pop I; große Sternmasse<br />

niedrige Sternmasse<br />

SN Typ I<br />

– Explosion eines Kohlenstoff-Sauerstoff Weißen Zwergs<br />

– Akkretion von Materie des Begleiters<br />

– Fusionsreaktionen in der akkretierten Hüller (kompakter Stern!) produzieren<br />

Kohlenstoff<br />

– Der Weiße Zwerg besteht nun vollständig aus C <strong>und</strong> überschreitet die Chandrasekhar-Grenze<br />

(1,4 M ⊙ ); oberhalb davon existiert kein stabiler Zustand<br />

eines Weißen Zwergs → spontaner Kollaps <strong>und</strong> Kernfusionsprozess, der von<br />

innen nach außen läuft<br />

– SN-Explosion hinterlässt kein Überbleibsel! (anders bei Typ <strong>II</strong> SN)<br />

Lichtkurve:<br />

10


Abbildung 5.6.2: Typische Lichtkurve einer Typ I-Supernova. Der anfängliche Helligkeitsanstieg<br />

dauert etwa 20 Tage. Wenige Tage nach dem Maximum<br />

ist der Helligkeitsabfall steil <strong>und</strong> wird nach 44 Tagen linear (0,017<br />

mag/Tag). In diesem Stadium wird die Lichtkurve durch den radioaktiven<br />

Zerfall von 56 Ni dominiert.<br />

Beobachtung:<br />

Alle SN Typ I haben dieselbe absolute Helligkeit von M = −19, 47 ± 0, 07 mag;<br />

Eichung mit HST an Galaxien mit Cepheiden im Virgo-Haufen<br />

Probleme:<br />

- SN I sind selten<br />

- Die Aufenthaltsdauer bei der Maximalhelligkeit ist kurz<br />

Reichweite:<br />

mehrere 10 9 pc (Rotverschiebung z = 1, 2)<br />

SN Typ <strong>II</strong><br />

M > 8 M ⊙ ; nach dem Schalenbrennen bleibt Zwiebelschalenstruktur mit Fe-<br />

Kern <strong>und</strong> H-Hülle; Eisenkern kollabiert, weil er dem Druck von außen nichts mehr<br />

entgegenzusetzen hat; Photodesintegration im Kern ( 56 Fe + γ (aus dem Kollaps) →<br />

13 4 He + 4n; 4 He + γ → 2p + 2n); Kollaps verdichtet den Kern (p + e − → n +<br />

ν e ); verdichteter Kern schießt über die Neutronenstern-Gleichgewichtskonfiguration<br />

hinaus <strong>und</strong> prallt nach maximaler Kompression zurück; Hülle kollabiert mit<br />

∼ 70.000 km/s <strong>und</strong> stößt auf den rückprallenden Kern → Trigger für die SN-<br />

Explosion → Stoßwelle läuft nach außen <strong>und</strong> treibt Kernreaktionen vor sich her.<br />

Problem:<br />

Nicht alle Typ <strong>II</strong> SN haben die gleiche Maximalhelligkeit (keine Standardbomben).<br />

aber:<br />

Expansion der SN-Hülle kann als Entfernungsindikator benutzt werden.<br />

Radialgeschwindigkeit (Doppler-Effekt) + Ausdehnung der Hülle am Himmel.<br />

Probleme:<br />

Bei großen Entfernungen ist die Ausdehnung der Hülle nicht nachweisbar.<br />

11


aber:<br />

Methode der expandierenden Hüllen (Baade-Wesselink-Methode) kann zur Entfernungsbestimmung<br />

genutzt werden.<br />

5.7 Das Universum<br />

Edwin Hubble 1929: Lineare Korrelation zwischen der Rotverschiebung z <strong>und</strong> der Entfernung<br />

d einer Galaxie (gemessen durch Cepheiden).<br />

Abbildung 5.7.1: Originalbeobachtungen von E. Hubble (1931) zur Beziehung zwischen<br />

Fluchtgeschwindigkeit <strong>und</strong> Entfernung von Galaxien.<br />

Hubble-Gesetz für kleine kosmische Entfernungen:<br />

c · z = H 0 · d<br />

Erklärung:<br />

Gleichförmige Expansion des Universums<br />

z = ∆ λ<br />

λ 0<br />

= λ − λ 0<br />

λ 0<br />

(5.7.1)<br />

Achtung:<br />

(1) Für große z wird die globale Krümmung des Universums wichtig, <strong>und</strong> die Hubble-<br />

Relation wird nichtlinear <strong>und</strong> modellabhängig.<br />

(2) Definition der Distanz wird wichtig (5 Möglichkeiten).<br />

(3) H 0 muss bekannt sein für die Entfernungsbestimmung.<br />

)<br />

1<br />

d p = 2 H L<br />

(1 − √ ; H L = c (5.7.2)<br />

1 + z H 0<br />

d p : proper distance<br />

H L : Hubble-Länge ∧ = Größe des beobachtbaren Universums<br />

z ≪ 1 → d p = c · z<br />

H 0<br />

(5.7.3)<br />

12


z → ∞ ⇒ d p = 2 c<br />

H 0<br />

(Beispiel: H 0 = 60 km/s/Mpc → d p = 10 Gpc) (5.7.4)<br />

Die Hubble Konstante: Moderne HST-Beobachtungen; erbitterter Streit um H 0 : 50<br />

km/s/Mpc oder 75 km/s/Mpc? ∧ = d p : 12 Gpc oder 8 Gpc?<br />

Beispiele jüngster Ergebnisse:<br />

• Impey et al. 1998: Gravitationslinsen<br />

→ H 0 = (44 ± 4) km/s/Mpc oder (65 ± 5) km/s/Mpc (abhängig vom Linsenmodell)<br />

• Lanoix 1998: Hipparcos-Daten; Kalibrierung der Cepheiden; Typ I SN<br />

→ H 0 = (50 ± 3) km/s/Mpc<br />

• Madore et al. 1998: Cepheiden im Formax-Haufen<br />

→ H 0 = 70 km/s/Mpc<br />

• Navalainen <strong>und</strong> Roos 1998: Cepheiden <strong>und</strong> SN<br />

→ H 0 = (68 ± 5) km/s/Mpc<br />

• Schaeffer 1998: Galaxienhelligkeiten<br />

→ H 0 = (55 ± 8) km/s/Mpc<br />

• Shanks 1997: Tully-Fisher-Beziehung; Cepheiden; SN (zeigt, dass T.-F.-Relation<br />

falsch war)<br />

→ H 0 = (69 ± 8) km/s/Mpc<br />

• Tanvir et al. 1995: Cepheiden<br />

→ H 0 = (69 ± 8) km/s/Mpc<br />

Homepage des HST-Key-Projects on the extragalactic distance scale:<br />

http://www.ipac.caltech.edu/H0kp/<br />

5.8 Zusätzliche Informationen<br />

Hipparcos Home Page:<br />

http://www.rssd.esa.int/Hipparcos<br />

Cepheiden<br />

Oszillation der Cepheiden-Sterne ist ungedämpft, weil in der Kompressionsphase Energie<br />

in die Oszillation gepumpt wird. Dies liegt an der mit zunehmender Kontraktion<br />

steigender Opazität einer (teilweise) ionisierten He-Schicht. In dieser Schicht wird<br />

während der Kompression Energie für zunehmende Ionisation verbraucht, <strong>und</strong> somit<br />

erhöht sich die Temperatur nur wenig. (Bei stabilen Sternen sinkt bei zunehmender<br />

13


Kompression die Opazität, weil die Temperatur stark zunimmt.) In der Expansionsphase<br />

rekombiniert ein Teil des Heliums wieder, <strong>und</strong> die Opazität sinkt.<br />

Dieses Oszillationsbedingung ist nur für einen schmalen Temperaturstreifen gegeben<br />

→ Instabilitätsstreifen im HRD<br />

Entdeckung der PL-Beziehung durch Henrietta Leavitt (1907), Cepheiden in der GMW<br />

<strong>und</strong> der KMW<br />

Cepheiden sind Überriesen der Leuchtkraftklasse Ib; L ≈ 10.000 L ⊙<br />

Abbildung 5.8.1: Variation der Helligkeit ∆m V , der visuellen Strahlungstemperatur T s<br />

(vis), des Spektraltyps Sp <strong>und</strong> der Pulsationsgeschwindigkeit ∆v r aus<br />

Dopplerverschiebungen der Linien (Radialgeschwindigkeit v r bezogen<br />

auf den Mittelwert ¯v r ) <strong>und</strong> des Sternradius R (bezogen auf seinen<br />

kleinsten Wert R 0 ) für γ Cephei. Abszisse ist die Phase = Zeit in<br />

Einheiten der Periode, gerechnet vom Heligkeitsmaximum aus.<br />

14


Kapitel 6<br />

Die Milchstraße<br />

6.1 Überblick über das “moderne“ Milchstraßensystem<br />

Allgemeiner Aufbau:<br />

Daten:<br />

• Scheibe<br />

• Bulge (zentrale Verdickung)<br />

• Halo (stellarer)<br />

• Korona (dunkel)<br />

• Durchmesser Scheibe ∼ 30 kpc<br />

• Dicke der Scheibe (Sterne) ∼ 1 kpc<br />

• Dicke der Scheibe (Gas <strong>und</strong> Staub) ∼ 200 pc<br />

• Durchmesser Korona ∼ 120 kpc (kein direkter Nachweis möglich)<br />

• Durchmesser Halo ∼ 50 kpc<br />

• Durchmesser Bulge<br />

– zentraler Bulge < 2 kpc<br />

– Main Bulge ≤ 6 kpc (3...5 kpc)<br />

• Masse der Scheibe 4 · 10 10 M ⊙<br />

• Masse dunkle Korona > 3 · 10 11 M ⊙<br />

• Gesamtmasse > 4 · 10 11 M ⊙<br />

→ mittlere Dichte 0, 1 M ⊙ /pc 3<br />

• Massenanteile in der galaktischen Scheibe<br />

15


– Sterne mit M < + 3 mag 10%<br />

– Sterne mit M > + 3 mag 80%<br />

– interstellares Gas 10%<br />

– interstellarer Staub 0, 1%<br />

↩→ Gas : Staub ≈ 100<br />

• Entfernung ⊙ ↔ galaktisches Zentrum<br />

• Entfernung ⊙ ↔ galaktische Scheibe<br />

• Rotationsgeschwindigkeit am Ort der ⊙<br />

8,5 kpc<br />

30 pc (nördlich)<br />

220 km/s<br />

• Rotationsdauer am Ort der ⊙ 2, 4 · 10 8 a (kosmisches Jahr)<br />

(ca. 20 Umläufe seit Entstehung des Sonnensystems)<br />

• Strahlungsleistung im optischen Spektralbereich 4 · 10 10 L ⊙<br />

• Galaxientyp Sb (siehe Kap. 7)<br />

• helle Sterne <strong>und</strong> interstellare Materie bilden (von “oben“ betrachtet) Spiralarme<br />

(ähnlich M51 Jagdh<strong>und</strong>nebel)<br />

• Galaxis gehört zu einer kleinen Gruppe von Galaxien (lokale Gruppe; ∼ 50 Systeme)<br />

(siehe Kap. 7)<br />

• Volumen der lokalen Gruppe ∼ 1 Mpc 3<br />

• 2 große Galaxien in lokaler Gruppe: Milchstraße <strong>und</strong> Andromedanebel M31<br />

• Begleiter der Milchstraße: große <strong>und</strong> kleine Magellansche Wolke (LMC, SMC);<br />

Entfernung ∼ 50 kpc; gravitative Störungen<br />

Einige Details zu Scheibe, Bulge, Halo <strong>und</strong> Korona:<br />

Scheibe:<br />

Bulge:<br />

• Gesamtmasse ∼ 4 · 10 10 M ⊙<br />

– stellare Scheibe<br />

∗ dünne Scheibe (∼ 400 pc): Sterne von 0-12 GJ Alter<br />

∗ dicke Scheibe (∼ 1 kpc): Sterne von > 12 - 15 GJ Alter; metallarme<br />

Sterne<br />

– Gas- <strong>und</strong> Staubscheibe<br />

∗ Dicke ∼ 200 pc<br />

∗ junge Scheibe; Gebiet der momentanen Sternentstehung (D ∼ 50 pc;<br />

young thin disk)<br />

• Sterne stark zentral konzentriert<br />

16


Abbildung 6.1.1: Die Spiralgalaxie M51.<br />

• central bulge; main bulge<br />

• Abplattung ∼ 0,6<br />

• Gesamtmasse ∼ 4 · 10 10 M ⊙<br />

• Sternpopulationen:<br />

– Licht dominiert durch Rote Riesen<br />

– Alter > 10 GJ<br />

– metallreich<br />

[Fe/H] = log N Fe<br />

N H<br />

(<br />

NFe<br />

− log = − 1 ... + 0, 5 (6.1.1)<br />

N H<br />

)⊙<br />

} {{ }<br />

0,028<br />

• Kinematik<br />

– langsam <strong>und</strong> starr rotierend ∼ 50 km/s/kpc<br />

17


Abbildung 6.1.2: Die lokale Gruppe von Galaxien.<br />

Halo:<br />

– Geschwindigkeitsdispersion ∼ 150 km/s<br />

• Galaktisches Zentrum<br />

– zentraler Sternhaufen<br />

– Schwarzes Loch ≥ 2, 6 ·10 6 M ⊙ [bester Wert: (3, 7 ± 1, 5) · 10 6 M ⊙ ] innerhalb<br />

17 Lichtst<strong>und</strong>en<br />

• Zusammensetzung<br />

– Feldsterne<br />

– Kugelsternhaufen<br />

• Kinematik<br />

– keine gemeinsame Rotation<br />

18


Abbildung 6.1.3: Die Andromeda-Galaxie M31.<br />

– Geschwindigkeitsdispersion ∼ 200 km/s<br />

• Feldsterne<br />

– massearme Hauptreihensterne (G − K − M · Zwerge);<br />

} {{ }<br />

0,08 − 1 M ⊙<br />

Rote Riesen (RR Lyr ∗∗); weiße Zwerge; Neutronensterne; schwarze Löcher<br />

(?)<br />

– metallarm [Fe/H] = −3 ... − 1<br />

– Alter 10 - 15 GJ<br />

– Gesamtmasse ∼ 4 · 10 9 M ⊙<br />

19


Abbildung 6.1.4: Das Galaktische Zentrum im Radiobereich bei 90 cm Wellenlänge.<br />

20


Abbildung 6.1.5: Hochaufgelöste Infrarotaufnahme des Galaktischen Zentrums.<br />

21


• Kugelsternhaufen<br />

Dunkle Korona:<br />

– M Einzel ≈ 10 5 − 10 6 M ⊙ ; M Gesamt ∼ 10 8 M ⊙<br />

– Alter 10 - 15 GJ<br />

– metallarm [Fe/H] = − 2, 5 ... ∼ 0<br />

– Anzahl ∼ 150<br />

– 2 Subsysteme<br />

∗ sphärisch verteilt; [Fe/H] = − 2, 5 ... − 1;12 - 15 GJ<br />

∗ abgeplattete Verteilung; stärkere zentrale Konzentration; [Fe/H] = − 0, 5 ... +<br />

0, 7 (metallreich); ca. 10 GJ<br />

• bislang kein direkter Nachweis, ABER: die Rotationskurve der Milchstraße (<strong>und</strong><br />

die anderer Galaxien) zeigt Hinweise darauf, dass die Umlaufgeschwindigkeit<br />

nicht gemäß dem “einfachen“ Keplergesetz mit r −0,5 abnimmt → mehr Masse<br />

außen als sichtbar<br />

Abbildung 6.1.6: Die Rotationskurve der Galaxis.<br />

• weitere Hinweise bei extragalaktischen Systemen:<br />

– Galaxienhaufen: Röntgenaufnahmen zeigen heißes (T > 10 7 K) Gas, das<br />

nur dann geb<strong>und</strong>en sein kann, wenn die Masse das Galaxienhaufens viel<br />

größer ist als optisch sichtbar<br />

22


– Gravitationslinseneffekt von Einzelgalaxien<br />

⇒ Gesamtmasse von Galaxien Faktor 10 größer als optisch sichtbare Masse<br />

• Hypothesen:<br />

(1) Normale (baryonische) Materie<br />

– M-Sterne (> 0, 08 M ⊙ ); leuchtschwach, massearm → IR-Messungen zeigen,<br />

Zahl reicht nicht aus<br />

– Weiße Zwerge (≤ 1, 4 M ⊙ ); Materie entartet, kompakt, Oberfläche kühlt<br />

aus, sehr lichtschwach<br />

→ Alter des Universums (∼ 15 GJ) zu kurz, um genügend WZ bilden<br />

zu können<br />

– “unsichtbare“ Neutronensterne (Vorgänger M > 8 M ⊙ ; M N ≥ 1, 4 M ⊙ )<br />

bzw. Schwarze Löcher (M SL > 2, 2 M ⊙ )<br />

→ Probleme mit chemischer Entwicklung der Galaxien: Zahl der Neutronensterne<br />

bzw. SL muss so hoch sein, dass die Metallizität der Galaxis<br />

viel höher sein müsste als beobachtet<br />

– Braune Zwerge (M < 0, 08 M ⊙ , M > 13 M J ):<br />

kein H-Brennen → ein Teil (vielleicht 10 %) der Dunklen Materie lässt<br />

sich darin “verstecken“<br />

– Planeten (M < 13 M J ):<br />

→ Problem: man bräuchte sehr viele Planeten; damit viele Kollisionen,<br />

die zu Bruchstücken führen müssen, die wiederum in Sterne stürzen<br />

müssten.<br />

– Kometen <strong>und</strong> Schneebälle:<br />

→ Problem: sehr viele nötig; damit so hohe Querschnittsfläche, dass der<br />

Blick ins All verdeckt sein müsste<br />

(2) Nichtbaryonische Materie<br />

– vorgeschlagen: Axionen, Neutrinos, Photinos, Monopole, WIMPS (weakly<br />

interacting massive particles), Planck-Relikte<br />

→ Neutrinos sind die einzigen Elementarteilchen, die bislang nachgewiesen<br />

wurden, aber wahrscheinlich Gesamtmasse zu klein.<br />

(3) Anpassung der Gravitationstheorie<br />

Newton: F ∝ r −2<br />

MOND (Modified Newtonian Dynamics): F ∝ r − α , α < 2<br />

23


6.2 Methodenübersicht<br />

Warum ist es so schwer, die Struktur der MS zu erforschen?<br />

• wir sind mitten im System <strong>und</strong> können nur nach “oben“ <strong>und</strong> “unten“ herausschauen<br />

• Staubwolken in der galaktischen Ebene versperren Durchsicht<br />

(Analogie: Ein Mensch, der einen Stadtplan entwerfen möchte, befindet sich an<br />

einer Straßenecke, er darf von dort nicht weg, <strong>und</strong> es herrscht Nebel).<br />

Hauptmethoden:<br />

(1) Gerüstmethode (Richtung <strong>und</strong> Entfernung individueller Objekte → Bild unserer<br />

Umgebung)<br />

(2) Stellarstatistische Methode (Sternzählungen)<br />

(3) Dynamische Methoden (Bewegung der Sterne)<br />

(4) Radioastronomische Methoden (hohe Durchdringung des “Nebels“)<br />

zu (1) Gerüstmethode (bis einige 100 pc):<br />

• Positionsmessungen (relativ einfach) → galaktische Koordinaten (siehe Kapitel<br />

6.3)<br />

• Entfernungsbestimmungen (schwieriger <strong>und</strong> ungenauer) → siehe Kap. 5<br />

↩→ Ergebnis: räumliche Dichte der Sterne in unserer Umgebung (später genauer).<br />

(Anschauliche Analogie für die Sterndichte in Sonnenumgebung: Maßstab 1 : 10 11 →<br />

Sonne <strong>und</strong> andere Sterne sind 1,5 cm groß [Kirschen]; mittlere Abstände einige 100 km<br />

[Hauptstädte Europas])<br />

zu (2) Stellarstatistische Methode (bis einige kpc):<br />

• einfache Sternzählungen zeigen:<br />

– (scheinbar) helle Sterne (→ nahe Sterne) gleichmäßig verteilt<br />

– schwächere Sterne (→ entferntere Sterne) stärker in MS-Ebene konzentriert<br />

⇒ MS abgeflachtes System<br />

24


Abbildung 6.2.1: Aus dem Band der Milchstraße am Nachthimmel lässt sich bereits auf<br />

die abgeflachte Form der Galaxis schließen.<br />

• für genauere Analyse der Form der MS benötigt man Kenntnisse über die Absorptions<strong>und</strong><br />

Verfärbungseigenschaften der IS Materie (kommt in Kap. 6.4)<br />

↩→ Ergebnisse:<br />

• Sonne nicht im Zentrum der MS<br />

• Sonne am Rand eines Spiralarms<br />

• Galaktisches Zentrum in Richtung Sternbild Sagittarius<br />

zu (3) Dynamische Methoden:<br />

Sternbewegungen besitzen zwei Komponenten<br />

• Radialgeschwindigkeiten (Dopplereffekt; s. Kap. 3.14, <strong>Astrophysik</strong> I)<br />

• Eigenbewegungen (Ortsänderungen am Himmel) (→ Hipparcos: Entfernungen<br />

<strong>und</strong> Eigenbewegungen von 20.000 Sternen innerhalb 100 pc)<br />

↩→ Ergebnisse:<br />

• Eigenbewegung der Sonne bzgl. näherer Umgebung (wie Autofahrt durch Schneefall)<br />

→20 km/s Richtung Herkules<br />

25


• Bewegung der Sonne bzgl. weit entfernter Objekte (z. B. Kugelhaufen im Halo)<br />

→ Rotationsgeschwindigkeit der Sonne um galaktisches Zentrum ∼ 220 km/s<br />

• keine geschlossene Umlaufbahn (Rosettenbahn), weil keine Punktmasse<br />

• differenzielle Rotation der MS<br />

zu (4) Radioastronomische Methoden:<br />

• Interstellarer Wasserstoff (HI) hat eine Spektrallinie bei λ = 21cm (ν = 1.420<br />

MHz); Hyperfeinstrukturübergang (Lebensdauer 11 Mio. J.)<br />

oberer Zustand ↑ s (p + ) ↑ s (e − )<br />

unterer Zustand ↑ s (p + ) ↓ s (e − )<br />

Anregung des oberen Zustands durch Stöße; Übergang im höchsten Maße verboten.<br />

• Vorteile:<br />

↩→ Ergebnisse:<br />

– direkte Erfassung des HI; häufigstes Element<br />

– ungehindert durch interstellaren Staub (λ ≫ s)<br />

– Spekrallinie → Messung der Geschwindigkeit von HI<br />

→ Entfernung über differenzielle Rotation der Galaxis<br />

→ großräumiger Aufbau der Milchstraße<br />

• innere Galaxis: starre Rotation (Wagenrad); v ∝ R (≤ 1kpc)<br />

• Sonnenumgebung: flachere Rotationskurve; leichter Buckel (s. Abb. 6.1.6)<br />

• großräumiger Aufbau der Galaxis: Kartierung der Spiralarme<br />

26


Abbildung 6.2.2: Spiralmodell der Galaxis<br />

Abbildung 6.2.3: Verteilung junger Cepheiden mit P > 11 d , 25 in der galaktischen<br />

Ebene (Quadrate). Zum Vergleich sind die jungen Sternhaufen <strong>und</strong><br />

H<strong>II</strong>-Regionen ebenfalls eingezeichnet (Kreise).<br />

27


6.3 Galaktische Koordinaten<br />

• Sonne im Zentrum des galaktischen Koordinatensystems<br />

• sphärisches Koordinatensystem<br />

– galaktische Breite b; b ε [−90 ◦ ; +90 ◦ ]<br />

b = 0 ↔ galaktische Ebene; b = ± 90 ◦ gal.<br />

{ Nordpol<br />

Südpol<br />

– galaktische Länge l; l ε [0 ◦ ; 360 ◦ ]<br />

l = 0 ◦ ↔ Richtung zum galaktischen Zentrum<br />

l = 90 ◦ ↔ Bewegungsrichtung der galaktischen Rotation in Sonnenabstand<br />

Die galaktische Ebene ist um 62,6 ◦ gegen den Himmelsäquator geneigt.<br />

Abbildung 6.3.1: Die galaktischen Koordinaten l <strong>und</strong> b.<br />

28


6.4 Aufbau <strong>und</strong> Kinematik des Sternsystems<br />

6.4.1 Scheinbare Verteilung der Sterne<br />

• Quantitative Beschreibung der Sterne<br />

– an der Sphäre (l, b)<br />

– nach scheinbarer Helligkeit (m) (s. Kap. 1)<br />

• Sternzahlen<br />

A (m|l, b)∆m = Anzahl der Sterne im Helligkeitsintervall [m − ∆m 2 ; m + ∆m 2 ]<br />

in 1 Quadratgrad mit Mittelpunkt (l, b)<br />

• kumulative Sternzahlen<br />

N (m|l, b) =<br />

∫ m<br />

−∞<br />

A (m|l, b) dm (6.4.1)<br />

Datenmaterial aus Himmeldurchmusterungen.<br />

Abbildung 6.4.1: Auszug der Ergebnisse über allgemeine kumulative Sternzahlen pro<br />

Qudratgrad, gemittelt über alle galaktischen Längen (m = m pg ).<br />

Abbildung 6.4.2: Zur Deutung der beobachteten Abhängigkeit der Sternzahlen von der<br />

galaktischen Breite durch die Annahme einer planparallelen Sternschichtung<br />

(schematisch, Sterndichte nimmt innerhalb der Schicht<br />

nach oben <strong>und</strong> unten ab).<br />

29


6.4.2 Scheinbare Verteilung einzelner Sterntypen<br />

a) Verteilung nach galaktischer Breite<br />

- Konzentration zur galaktischen Ebene ist für Sterne verschiedenen physikalischen<br />

Typs unterschiedlich<br />

- O&B-Sterne <strong>und</strong> offene Sternhaufen nahe galaktischer Ebene<br />

Abbildung 6.4.3: Scheinbare Verteilung der B0- bis B5-Sterne <strong>und</strong> der offenen Sternhaufen.<br />

- spätere Spektraltypen (A-M) weniger zur galaktischen Ebene konzentriert<br />

als frühe (O, B)<br />

Abbildung 6.4.4: Über alle galaktischen Längen gemittelte Sternzahlen ¯N(8, 5 m | b) für<br />

die verschiedenen Spektraltypen in Abhängigkeit von der galaktischen<br />

Breite b.<br />

- Kugelsternhaufen (kommen später noch genauer dran) noch schwächere<br />

Konzentration<br />

30


- Veränderliche <strong>und</strong> Sondertypen:<br />

• Cepheiden, Typ I: klassische Cepheiden, Pulsationsveränderliche<br />

→ große Konzentration zur galaktischen Ebene<br />

• Cepheiden, Typ <strong>II</strong> (W Vir-Sterne): langperiodische Veränderliche späten<br />

Typs, metallarm<br />

→ weniger starke Konzentration zur galaktischen Ebene.<br />

• Zentralsterne Planetarischer Nebel<br />

→ deutlich weniger starke Konzentration<br />

• Cepheiden, Typ <strong>II</strong>I (RR Lyr-Sterne): Haufenveränderliche, vor allem in<br />

Kugelsternhaufen<br />

→ kaum Konzentration zur galaktischen Ebene<br />

b) Verteilung nach galaktischer Länge<br />

- Kugelsternhaufen, isolierte RR Lyr-Sterne, sonstige wenig zur galaktischen<br />

Ebene konzentrierte Sterntypen<br />

→ starke Zunahme ihrer Häufigkeit in Richtung zum galaktischen Zentrum<br />

(l = 0 ◦ )<br />

↩→ Sonne nicht im Zentrum der Galaxis<br />

- IRAS 12 & 25 µm-Durchmusterung; Beobachtung sehr kühler Sterne<br />

→ Verteilung: kräftige zentrale Aufbauchung ums Zentrum (bulge)<br />

- O, B Sterne<br />

→ kaum Zunahme in Richtung des galaktischen Zentrums<br />

→ Tendenz: Bildung großer Sterngruppen (Assoziationen) (kommt später<br />

noch dran)<br />

- Beschränkung auf scheinbar helle (m B < ∼ 8 mag), relativ nahe B-Sterne<br />

→ bilden Großkreis stärkster Konzentration, der merklich gegenüber der<br />

galaktischen Ebene geneigt ist.<br />

- Allgemeine Sternzahlen N (m|l, b) ergeben als Ort größter scheinbarer Sterndichte<br />

einen zur galaktischen Ebene geneigten Großkreis.<br />

m B ≈ 8 mag → Neigung ≈ 10 ◦<br />

m B ≈ 4 mag → Neigung ≈ 20 ◦<br />

⇒ Gouldscher Gürtel der hellen Sterne (kommt später dran).<br />

6.4.3 Gr<strong>und</strong>lagen der Stellarstatistik<br />

• Gr<strong>und</strong>gedanke: aus Sternzählungen auf Ausdehnung <strong>und</strong> Form der Galaxis schließen<br />

• offensichtlich: allein aus dem Band der Milchstraße am Himmel lässt sich auf<br />

ein abgeflachtes Sternsystem mit schnellem Abfall der räumlichen Sterndichte in<br />

z-Richtung schließen<br />

• was wird gezählt? A (m) (s. Kap. 6.4.1)<br />

A (m): Sternanzahl pro Quadratgrad im Intervall (m ± 1 2 mag)<br />

31


Abbildung 6.4.5: Verteilung von IRAS-Quellen am Himmel.<br />

[A (m)] =<br />

Anzahl<br />

mag Quadratgrad<br />

(6.4.2)<br />

• was ist gesucht? D (r): räumliche Anzahldichte der Sterne<br />

[D (r)] = Anzahl<br />

pc 3 (6.4.3)<br />

Abbildung 6.4.6: Geometrische Größen zur Gr<strong>und</strong>gleichung der Stellarstatistik.<br />

Anzahl der Sterne a (r) in der grauen Scheibe in Abb. 6.4.6 im Intervall (m, m +<br />

dm)<br />

32


a (m, r) dm dr = ω r 2 dr D (r) ϕ (M) dm (6.4.4)<br />

= D (r) ϕ (m + 5 − 5 log r − ∆m (r)) ω r 2 dr dm (6.4.5)<br />

} {{ }<br />

M<br />

ϕ (M): normierte Leuchtkraftfunktion (LKF)<br />

∆m (r): Extinktion<br />

Bedeutung von ϕ (M) dm beschreibt Bruchteil der Sterne, die eine solche absolute<br />

Helligkeit (M, M + dm) haben, dass diese aus der Entfernung r mit der<br />

scheinbaren Helligkeit (m, m + dm) erscheinen.<br />

Normierung:<br />

∞∫<br />

−∞<br />

ϕ (M) dM }{{}<br />

= dm<br />

= 1 (normierte LKF)<br />

Intergration über r:<br />

∫ ∞<br />

A (m) dm = ω dm r 2 D (r) ϕ (M [m, r]) dr (6.4.6)<br />

0<br />

Schwarzschildsche Integralgleichung = Gr<strong>und</strong>gleichung der Stellarstatistik<br />

Kumulative Sternzahl (integriert über alle Helligkeiten)<br />

N =<br />

∫ ∞<br />

−∞<br />

A (m) dm (Anzahl/Quadratgrad) (6.4.7)<br />

• Betrachtung eines einfachen Idealfalls<br />

↩→<br />

– D (r) = const (konstante Sterndichte entlang des Sehstrahls)<br />

– gleiche absolute Helligkeit aller Sterne<br />

– keine Extinktion (∆m = 0)<br />

– A (m) ∼ r 3 m;<br />

r m = Entfernung der Sterne mit scheinbarer Helligkeit m ± 1 2 mag<br />

– Strahlungsfluss am Ort des Beobachters S m ∼ r −2<br />

m<br />

– Elimination von r m : A (m) ∼ S − 3/2<br />

m<br />

33


– Verknüpfung von Strahlungsfluss <strong>und</strong> scheinbarer Helligkeit<br />

S m ∼ 10 −0,4 m (6.4.8)<br />

(Definition der scheinbaren Helligkeit m = − 2, 5log F F 0<br />

) (siehe Kap. 1,<br />

<strong>Astrophysik</strong> I)<br />

⇒ Man erhält A ∼ 10 0,6m oder:<br />

log A (m) = 0, 6 m + const (6.4.9)<br />

↩→ kumulative Sternzahlen nehmen von m zu m + 1 mag um Faktor 4 zu;<br />

A (m + 1)<br />

A (m)<br />

Vergleich mit Realität: praktisch nie erfüllt<br />

= 10 0,6 ≈ 4 (6.4.10)<br />

∗ Problem: Extinktion<br />

∗ D (r) nicht konstant<br />

∗ D (r) in Sonnenumgebung größer als weiter draußen<br />

• Umkehrung der Funktion A (m) = ω<br />

∞∫<br />

0<br />

r 2 D (r) ϕ (M) dr ist praktisch unmöglich<br />

für den Fall der “breiten“ LKF, weil D (r) ∗ ϕ (M) viel zu verschmiert ist, um<br />

noch sensitiv auf Dichteschwankungen zu sein.<br />

Schlussfolgerungen: Umkehrung der Integralgleichung zur Gewinnung von D (r)<br />

geht nur in befriedigender Weise, wenn<br />

– großräumige Anwendung für | b |<br />

Ebene)<br />

><br />

∼ 5 ◦ ...10 ◦ (Ausschluss der galaktischen<br />

– möglichst Ausschalten oder starke Einschränkung der Fkt. ϕ (M) durch<br />

Benutzung scharf definierter Sterngruppen (Streuung von M < 1 mag);<br />

ϕ (M) → δ (M 0 )<br />

Beispiel: Oort & Plant (A & A 41, 71, 1975)<br />

RR-Lyr-Sterne; < M V > ≈ 0, 5 mag<br />

34


Abbildung 6.4.7: Die Untersuchungsgeometrie zur Bestimmung des Abstands R ⊙ zum<br />

Galaktischen Zentrum (GZ).<br />

Beobachtungen interpretiert als ellipsoidale Verteilung der RR-Lyr-Sterne um<br />

galaktisches Zentrum; Parameter: R ⊙ , c/a, n in D (r) ∼ r −n (r: Abstand vom galaktischen<br />

Zentrum)<br />

Ergebnis 1975 1987<br />

R ⊙ = 8, 7kpc R ⊙ = 7, 8kpc<br />

c/a ∼ > 0, 8 c/a = 0, 6 ± 0, 1<br />

n = 3 n = 3<br />

• Untersuchungen in den letzten 30 Jahren:<br />

– Sternzählungen für Sterntypen mit möglichst geringer Streubreite der Leuchtkräfte;<br />

meist enge Spektralklassen/-gruppe mit bekannter Verteilung der<br />

absoluten Helligkeiten<br />

– Problem der Analyse von Sternzählungen verliert einen Teil der Schwierigkeiten,<br />

wenn die mathematische Form der Dichteverteilung D (r) bekannt<br />

ist.<br />

→ Ansatz: Geometrie der MS ähnlich zu der anderer Spiralgalaxien (Bulge,<br />

Scheibe)<br />

Voraussetzungen:<br />

Ergebnisse:<br />

∗ Sternzählungen bis zu hinreichend schwachen Grenzgrößen<br />

∗ Beschränkung auf Richtungen mit geringer interstellarer Extinktion<br />

∗ nur an großräumiger Verteilung interssiert (d. h. keine Spiralarme ←<br />

junge Sterne weglassen)<br />

– Central bulge (R < ∼ 1 kpc)<br />

Existenz dieser Komponente gesichert durch<br />

∗ Rotationskurve der MS (indirekt)<br />

35


Abbildung 6.4.8: Zur Bestimmung von “R ⊙ “ = Entfernung GZ - ⊙.<br />

∗ optische <strong>und</strong> IR-Zählungen von späten M-Riesen (direkt)<br />

⇒ D (R) ∼ R −1,8 für R < ∼ 1 kpc<br />

⇒ Hinweise auf Balkenstruktur; große Halbachse zeigt etwa 30 ◦ von uns<br />

weg.<br />

– Main bulge (1 < ∼ R < ∼ 3 kpc)<br />

Das Gebiet zwischen 10 ◦ <strong>und</strong> 30 ◦ um das galaktische Zentrum ist noch am<br />

wenigsten verstanden.<br />

⇒ Übergang von jungem, aktivem Kernbereich (≤ 1 kpc) zu metallarmem<br />

36


Abbildung 6.4.9: Die Balkengalaxie NGC 1365.<br />

Sphäroid<br />

( ) 1,9<br />

⇒ Gesamtbulge: D (R) ∼ R −1,8 / 1 + R R b<br />

mit “Abknickradius“ Rb ≃<br />

1 kpc<br />

– Halo<br />

Ableitung der funktionalen Abhängigkeit der Dichteverteilung an extragalaktischen<br />

Spiralsystemen.<br />

⇒ D (R) ∼ exp (− 7, 7(R/R e) 1/4 )<br />

(R/R e ) 7/8 (6.4.11)<br />

für R/R e > ∼ 0, 2 (bzw. R > ∼ 0, 5kpc, bzw. b > 5 ◦ ) <strong>und</strong> R e = 2, 7 kpc.<br />

– Scheibe<br />

Vertikale Struktur D |z| für |z| = 300 ... 4000 pc<br />

⇒ doppel-exponentielle Abhängigkeit<br />

37


[ ] D |z|<br />

D |z = 0|<br />

R=R ⊙<br />

(<br />

= 0, 959 exp −<br />

z )<br />

( )<br />

z<br />

+ 0, 041 exp −<br />

249 pc<br />

1.000 pc<br />

} {{ } } {{ }<br />

flache Scheibe<br />

dicke Scheibe<br />

(6.4.12)<br />

– Dicke Scheibe (thick disk, td)<br />

Ansatz: separierte Variable D (R, z) ∼ f |z| · g (R)<br />

f |z| ∼ exp (− z/h) (6.4.13)<br />

(“Barometrische Höhenformel“)<br />

→ Energiegleichverteilung bei konstanter Gravitation (gestützt durch extragalaktische<br />

Sternsysteme).<br />

D (R, z) ∼ exp<br />

h z, td = 1.000 pc, h R, td = (4 ± 1) kpc<br />

[<br />

−<br />

z − R ]<br />

h z,td h R,td<br />

(6.4.14)<br />

Abbildung 6.4.10: Die gemessene Helligkeitsverteilung (logarithmisch) der Scheibe von<br />

ESO 572-G44. Der Vergleich mit dem isothermen Modell, entsprechend<br />

sech 2 (z/z 0 ), zeigt einen Überschuss an Sternen nahe der Scheibenebene,<br />

ein exponenzieller Abfall beschreibt hingegen den Helligkeitsverlauf<br />

bis an den Staubstreifen.<br />

– Dünne Scheibe (flat disk, fd)<br />

Problem: große Extinktion nahe galaktischer Ebene (auch bei anderen Spiralgalaxien)<br />

( ) z<br />

D (R, z) ∼ sech 2 · exp<br />

2 h z,fd<br />

sech (x) =<br />

38<br />

(<br />

−<br />

R )<br />

h R,fd<br />

(6.4.15)<br />

tanh (x)<br />

sinh (x) = 2<br />

(6.4.16)<br />

e x + e −x


6.4.4 Die Umgebung der Sonne<br />

6.4.4.1 Das interstellare Medium in Sonnenumgebung<br />

(1) Draufsicht auf Milchstraße mit folgenden Objektgruppen:<br />

diffuse HI-Regionen, Molekülwolken, optische Nebel (Emission + Reflexion),<br />

Sternassoziationen, SNR, Röntgenquellen (alles junge Objekte)<br />

→ deutlich sichtbar: Spiralstruktur<br />

→ wir im “lokalen Arm“ (Orionarm) zwischen Sagittarius- <strong>und</strong> Perseus-<br />

Arm.<br />

(2) lokaler Arm:<br />

Neben den IS Wolken gibt es eine ganze Reihe von Blasen.<br />

→ heißes Gas 0,8 - 1 Mio. K; Emission thermischer Röntgenstrahlung<br />

→ Blasen ⊘ 100 - 1.000 LJ<br />

→ “Blasenwände“: atomarer <strong>und</strong> molekularer Wasserstoff<br />

→ Entstehung der Blasen: SN-Explosion massereicher Sterne, freigesetzte<br />

Energiemenge reißt “Löcher“ ins ISM; Löcher blähen sich mit der Zeit<br />

auf <strong>und</strong> schieben ISM vor sich her.<br />

(3) lokale Blase <strong>und</strong> Umgebung:<br />

→ lokale Blase umgeben von drei Nachbarblasen I, <strong>II</strong>, <strong>II</strong>I<br />

→ Blasen wölben sich aus Gr<strong>und</strong>ebene der MS heraus <strong>und</strong> erscheinen als<br />

gewaltige Bögen im Radio- oder IR-Bereich<br />

→ im Zentrum von Blase I Sternhaufen junger, heißer, massereicher Sterne<br />

(Scorpio-Centaur-Assoziation); mindestens 100 Mitglieder mit M ∗ ><br />

8 M ⊙ .<br />

(4) lokale Blase:<br />

→ Sonne am Rand einer lokalen HI-Wolke<br />

→ ⊘ lokale Blase ∼ 200 pc (Sonne ∼ 50 pc vom Rand); n = 5 · 10 4 m −3<br />

(interstellarer Durchschnitt 0, 5 · 10 6 m −3 ); T ≃ 10 6 K; SN vor ∼ 10 5 J<br />

→ lokale HI-Wolke: ⊘ 5 pc, T ≃ 800 K, n = 10 5 m −3<br />

→ HI-Wolke passiert zurzeit die Sonne<br />

→ Entstehung:<br />

∗ mindestens 20 SN während der letzten 10 - 20 MJ ≈ Alter der<br />

lokalen Blase<br />

∗ letzte SN vor > 1 MJ → konsistent mit 60 Fe-Überschuss in tiefer<br />

gelegenen ozeanischen Sedimenten.<br />

6.4.4.2 Sterne der Sonnenumgebung<br />

Sonnenumgebung: R ≤ 20 pc ... 25 pc<br />

- Entfernungsbestimmungen über trigonometrische Parallaxe (Hipparcos) mit<br />

kleinen Fehlern.<br />

39


- Lokale Anzahldichte D 0 <strong>und</strong> absolute LKF D 0 ϕ 0 (M) bestimmbar.<br />

- Aber: genaue Sternzahl noch nicht bekannt, weil noch nicht alle massearmen<br />

Sterne entdeckt sind.<br />

- Datensammlungen: ARI, Heidelberg<br />

3rd Catalog of Nearby Stars 1991<br />

4th Catalog of Nearby Stars 1995 (incl. Hipparcos-Daten)(s. Abb. 5.2.5)<br />

Abbildung 6.4.11: Die räumliche Lage der Sterne in Sonnenumgebung.<br />

40


– Grobe-Statistik<br />

O, B 0 %<br />

A, F, G (Hauptreihe) (V) 8 %<br />

∗<br />

K, M (Riesen) (<strong>II</strong>I) < 1 %<br />

Halo-Subdwarfs (VI)<br />

4 % (kleinere Metallizität als Sonne)<br />

Weiße Zwerge 10 %<br />

K, M (Hauptreihe) (V) (Rote Zwerge) > 77 %<br />

∗ Mittlere Sterndichte in Sonnenumgebung (< 25 pc)<br />

gemessen: 0,12/pc 3<br />

geschätzt: 0,15/pc 3 (mit allen noch nicht entdeckten Roten/Braunen<br />

Zwergen)<br />

∗ 3 Sterne massereicher als Sonne:<br />

Sirius (A1 V); Altair (A7 IV-V); Procyon (F5 IV-V) (siehe Abb. 5.2.5)<br />

∗ 2 sonnenähnlich:<br />

α Cen (G2 V); τ Ceti (G8 V) (siehe Abb. 5.2.5)<br />

∗ 59 % aller Sterne in Doppel- <strong>und</strong> Mehrfachsystemen<br />

∗ Die Leuchtkraftfunktion der Sonnenumgebung<br />

· NS4-Katalog komplett bis M V < 8 mag<br />

Abbildung 6.4.12: Leuchtkraftfunktion der Sterne der Sonnenumgebung nach verschiedenen<br />

Untersuchungen. Anzahl der Sterne im Intervall M V −<br />

1<br />

... M 2 V + 1 im Volumen einer Kugel mit dem Radius 20 pc.<br />

2<br />

· Maximum bei M V = 12...16 mag relativ sicher (Sonne M V ∼<br />

4 mag)<br />

· Anwendung: Ursprüngliche LKF (initial luminosity function, ILF)<br />

→ Bedeutung für Theorie der Sternentstehung (→ IMF)<br />

→ ABER: Sterne der Sonnenumgebung sind ein Gemisch von Sternen<br />

verschiedenen Alters; Verweilzeit auf der HR τ HR<br />

τ HR ≥ 10 10 J für M V > 5 mag<br />

τ HR ≈ 2 · 10 7 J für B0 V − Sterne<br />

→ BESSER: ILF <strong>und</strong> IMF aus offenen Sternhaufen (gleichzeitig<br />

entstanden; jung; Sterne noch nicht weit vom Entstehungsort).<br />

41


6.4.4.3 Die weitere Sonnenumgebung<br />

R ≤ 2 kpc; nur helle Sterne verwendbar (frühe Sp.-Typen); interstellare Extinktion<br />

für R > 2 kpc zu stark.<br />

→ Sternhäufigkeiten stark strukturiert<br />

→ Sterndichten innerhalb der galaktischen Ebene nicht sehr veränderlich<br />

→ Senkrecht zur galaktischen Ebene starke Variation von D.<br />

Abbildung 6.4.13: Relative Dichteverteilung senkrecht zur galaktischen Ebene in Richtung<br />

des galaktischen Nordpols D (z) für verschiedene normale<br />

Sterntypen, ausgedrückt in Prozent des jeweiligen Wertes von D (z)<br />

für z= 50 pc.<br />

Wichtigste Erscheinung: Gouldscher Gürtel<br />

Abbildung 6.4.14: Verteilung absolut heller Sterne im galaktischen Koordinatensystem.<br />

42


Abbildung 6.4.15: Zur Geometrie des Gouldschen Gürtels.<br />

– Beobachtung heller O, B, A-Sterne zeigt, dass diese Sterne zu einer um<br />

15 − 25 ◦ geneigten Struktur gehören<br />

– Sonne liegt ∼ 12 pc nördlich der Äquatorebene des Gouldschen Gürtels <strong>und</strong><br />

200 pc vom Zentrum<br />

– Neigung immer größer je heller die betrachteten Objekte<br />

α = 10 ◦ für m B ≃ 8 mag<br />

α = 20 ◦ für m B ≃ 4 mag<br />

∼ > eine Art Alterssequenz<br />

– Scheibe expandiert (aus Sternstromparallaxen)<br />

– Alter 30 - 60 MJ<br />

43


– Entstehungstheorien:<br />

A. Vielzahl von SN vor > 30... > 60 MJ<br />

→ starke Stoßfronten treffen auf ruhiges Umgebungsmaterial<br />

→ dünneres Material wird verdichtet<br />

→ Sternentstehung<br />

B. Kollision einer high-velocity-cloud mit dem Gas der galaktischen Ebene<br />

→ Stoßfronten → Verdichtung → Sternentstehung<br />

6.4.4.4 Die Kinematik der Sterne in Sonnenumgebung<br />

– Messung von:<br />

∗ Eigenbewegungen der Sterne am Himmel<br />

∗ Radialgeschwindigkeiten<br />

– Aus Bewegung der sonnennächsten Sterne kann auf Bewegung der Sonne<br />

geschlossen werden:<br />

Abbildung 6.4.16: Eigenbewegungen <strong>und</strong> Radialgeschwindigkeiten von Sternen bedingt<br />

durch Bewegung der Sonne.<br />

∗ Mittlere Eigenbewegung der Sterne hängt vom Winkel zwischen Sonnenbewegung<br />

<strong>und</strong> Richtung zu Sternen ab.<br />

V t = EB<br />

V r = RG<br />

divergiert vom Apex, konvergiert zu Antapex<br />

Apex: max. Blauverschiebung<br />

Antapex: max. Rotverschiebung<br />

Achtung: Apexpunkt am Himmel spektraltyp- <strong>und</strong> altersabhängig (kommt<br />

weiter unten)!<br />

– Lokales Bezugssystem (LSR)<br />

∗ Mittelung der Raumgeschwindigkeit einer Auswahl von Sternen der Sonnenumgebung<br />

⇒ Definition eines LSR<br />

(¯·x, ¯·y, ¯·z,<br />

)<br />

, in dem das Sonnen-<br />

44


system eine von 0 verschiedene Geschwindigkeit hat.<br />

Übergang von ¯·x, ¯·y, ¯·z → U, V, W<br />

Pekuliargeschwindigkeit eines jeden Sterns<br />

(U, V, W) = ( ·x − ¯·x, ·y − ¯·y, ·z − ¯·z)<br />

∗ Realisierung: 400 Sterne A V & K <strong>II</strong>I in Sonnenumgebung<br />

Eigenschaften:<br />

· Geschwindigkeitszentroid ≡ LSR<br />

· (U, V, W) = (0, 0, 0) bewegt sich auf idealer Kreisbahn mit R ⊙ =<br />

8, 5 kpc, v rot = 220 km/s um galaktisches Zentrum<br />

· Zeitskala der Änderung des LSR groß (<strong>und</strong> damit sind Änderungen<br />

vernachlässigbar).<br />

∗ Übergang zu einem galaktisch zentrierten Koordinatensystem (in Zylinderkoordinanten<br />

R, ϑ, Z):<br />

π = − dR<br />

dt , θ = R · dϑ<br />

dt , Z = dz<br />

dt<br />

(6.4.17)<br />

π LSR = 0, θ LSR = θ (R ⊙ ) = 220 km/s, Z LSR = 0 (6.4.18)<br />

(dynamisches LSR)<br />

∗ Kinematisches LSR: Bewegung eines beliebigen Sterns = Pekuliarbewegung<br />

U = π − π LSR = π<br />

V = θ − θ LSR = θ − θ 0<br />

W = Z − Z LSR = Z<br />

Sonne: U ⊙ = + 9 km/s; V ⊙ = + 12 km/s; W ⊙ = + 7 km/s<br />

(wir bewegen uns nach “innen“, nach “oben“ <strong>und</strong> schneller als GGW-<br />

Kreisbahn entspricht.)<br />

∗ Betrachtung der Apexkoordinaten für verschiedene Spektraltypen<br />

· In Bezug auf verschiedene Sterngruppen jeweils gleicher Spektral<strong>und</strong><br />

Leuchtkraftklasse ergeben sich teilweise signifikante Unterschiede<br />

für die Apexkoordinaten L ⊙ , B ⊙ (gal. Länge/Breite).<br />

· Übergang früher → späte Hauptreihensterne:<br />

Systematische Zunahme von L ⊙ <strong>und</strong> S ⊙ (Apexgeschwindigkeit).<br />

45


Abbildung 6.4.17: Sonnenbewegung in galaktischen Koordinaten (L ⊙ , B ⊙ , S ⊙ ), Geschwindigkeitsstreuungen<br />

(Σ U , Σ V , Σ W ) <strong>und</strong> galaktische Länge der<br />

Vertexrichtung l 1 (= Richtung der großen Achse des Geschwindigkeitsellipsoids)<br />

für verschiedene Spektral- <strong>und</strong> Leuchtkraftgruppen.<br />

Abbildung 6.4.18: Komponenten der Sonnengeschwindigkeit U ⊙ , V ⊙ , W ⊙ <strong>und</strong> Betrag<br />

der gesamten Geschwindigkeitsstreuung Σ (alle Größen in km sec −1 )<br />

für verschiedene Spektralgruppen der sonnennahen Sterne.<br />

– Verteilung der Pekuliarbewegungen in Sonnennähe<br />

∗ Wenn Bewegung aller Sterne zufällig:<br />

→ UVW-Flächen gleicher Häufigkeit = Kugeln<br />

∗ sonst → UVW-Flächen = Ellipsiode<br />

46


Abbildung 6.4.19: Die projizierten Geschwindigkeitsverteilungen sonnennaher roter<br />

Zwergsterne. Rote Zwerge = Sp (K ... M).<br />

→ Flächen gleicher Häufigkeit annähernd durch 3-achsige Ellipsiode<br />

beschreibbar.<br />

→ Größte Achse (= Vertex) nahe der Verbindungslinie der Sonne zum<br />

galaktischen Zentrum (U).<br />

→ Die beiden kleinen Achsen annähernd gleich (V, W).<br />

→ V-Komponente asymetrisch (erhöhte Zahl von Sternen mit negativen<br />

Werten).<br />

– Verteilung der Radialgeschwindigkeiten größerer Sternzahlen<br />

∗ verzichten auf zeitaufwendige Bestimmung der Eigenbewegung;<br />

∗ betrachten nur Radialgeschwindigkeiten;<br />

∗ Geschwindigkeitsellipsoid <strong>und</strong> Annahme:<br />

Geschwindigkeitsverteilung hat Form einer 3D-Normalverteilung<br />

n (v r ) d v r = A · exp<br />

(− (v )<br />

r − ¯v r ) 2<br />

d v<br />

2 σr<br />

2 r (6.4.19)<br />

A: Normierungskonstante<br />

σ r : Breite der Verteilung<br />

∗ Bei Betrachtung relativ großer Raumbereiche (R > 100 pc) Berücksichtigung<br />

der differenziellen Rotation der MS.<br />

⎛<br />

⎝<br />

U<br />

V<br />

W<br />

⎞<br />

⎠<br />

∗<br />

=<br />

⎛<br />

⎞<br />

U − θ (R) · y · R −1<br />

⎝ V − θ (R) (R ⊙ − x) R −1 + θ 0<br />

⎠ (6.4.20)<br />

W<br />

R = Abstand Stern - galaktisches Zentrum<br />

R ⊙ = 8,5 kpc<br />

47


Abbildung 6.4.20: Zur Geometrie bei der Bestimmung von (U, V, W ) ∗<br />

θ (R) = Kreisbahngeschwindigkeit am Ort des Sterns<br />

x = r · cos l · cos b (Richtung l = 0, b = 0)<br />

y = r · sin l · cos b<br />

Ergebnisse:<br />

→ Hauptachsen des Geschwindigkeitsellipsoids der normalen A-M-Sterne<br />

fallen mit den Richtungen des U, V, W-Systems zusammen;<br />

→ leichte Abweichung der großen Ellipsiodenachsen → Vertexabweichung<br />

von der Richtung zum GZ;<br />

→ Zunahme von σ r zu späteren Spektraltypen (siehe Abb. 6.4.18)<br />

↩→ “kurzlebige“ A-Sterne bilden homogenere kinematische Gruppe<br />

↩→ metallärmere Sterne = ältere Sterne besitzen größere V ⊙ , Σ u , Σ<br />

(mittl. Alter A2-A6: 4 · 10 8 J., K-M: 5 · 10 9 J. )<br />

→ Schnellläufer mit |V| > 60 km/s<br />

· V-Richtung: starke Asymmetrie - 500 km/s < ∼ V < ∼ 80 km/s<br />

“Mittelpunkt“ der V-Verteilung:<br />

¯V = θ Schnellläufer ≈ 0 km/s ≠ θ 0 = 220 km/s<br />

Kreisförmige Verteilung der Geschwindigkeiten um das GZ → keine<br />

Rotation; äußere Begrenzung: Fluchtgeschwindigkeit<br />

· W-Richtung: 2 Sterntypen<br />

- “Scheibensterne“ mit |W | ≃ 12 km/s<br />

<<br />

- “Schnellläufer“ mit |W | ∼ 300 km/s<br />

· Exzentrizitäten <strong>und</strong> apogalaktische Distanzen der Schnellläufer groß.<br />

48


Abbildung 6.4.21: Verteilung der Komponenten U <strong>und</strong> V der Pekuliargeschwindigkeiten<br />

bei Einbeziehung der Schnellläufer, dargestellt durch Linien gleicher<br />

Besetzungsdichte (schematisch). L kennzeichnet den Ursprung<br />

des lokalen Bezugssystems.<br />

Abbildung 6.4.22: Korrelation zwischen dem Betrag der Geschwindigkeitskomponente<br />

senkrecht zur galaktischen Ebene | ¯W | in km sec −1 <strong>und</strong> dem Ultraviolettexzess<br />

δ (U − B) für Unterzwerge (offene Kreise) <strong>und</strong> normale<br />

Hauptreihensterne gleichen Spektraltyps F...G. Die rechte Ordinatenskala<br />

bezieht sich auf den maximalen Abstand |z| in kpc, den ein<br />

Stern mit der Geschwindigkeitskomponente |W | erreichen kann.<br />

49


Abbildung 6.4.23: Bottlinger-Diagramm für Sterne mit Raumgeschwindigkeiten > 100<br />

km s −1 . Aufgetragen sind die galaktischen Geschwindigkeitskomponenten<br />

in [km s −1 ] U ′ (zum Zentrum) <strong>und</strong> V ′ (in Richtung der Rotation)<br />

relativ zur Sonnenumgebung; das Achsenkreuz entspricht den<br />

absoluten Geschwindigkeitskomponenten U <strong>und</strong> V . An den beiden<br />

Kurvenscharen kann man die Exzentrizität e der Bahn <strong>und</strong> ihre apogalaktische<br />

Distanz R 1 in [kpc] ablesen. (Dieses Diagramm beruht<br />

noch auf älteren, etwas höheren Werten von R 0 <strong>und</strong> V 0 .) • Sterne mit<br />

Ultraviolettexzess δ (U − B) > + 0, 15 mag, d. h. metallarme Sterne<br />

der Halopopulation <strong>II</strong>; diese sind durchweg Schnellläufer mit großen<br />

Raumgeschwindigkeiten. ◦ Sterne mit δ (U − B) < 0, 15mag; diese<br />

Sterne bilden den Übergang von der Halopopulation <strong>II</strong> zur Scheibenpopulation,<br />

zu Sternen mit nahezu kreisförmigen Bahnen.<br />

50


· Schnellläufer sind “alte“ ([Me/H] ≃ − 1... − 2 (relativ zur Sonne))<br />

Sterne mit mehreren Untergruppen:<br />

- “normale Schnellläufer“ (Hauptreihe)<br />

- Unterzwerge (1 mag unterhalb Hauptreihe)<br />

- Mira-Sterne (langperiodische Veränderliche, Riesen)<br />

- RR Lyr (kurzperiodische Veränderliche, Riesen)<br />

(- Kugelsternhaufen) → Pop <strong>II</strong><br />

Abbildung 6.4.24: Mittelwert der V -Komponente (Richtung l = 90 ◦ , b = o ◦ ) relativ<br />

zum lokalen Bezugssystem sowie Geschwindigkeitsstreuungen Σ W<br />

<strong>und</strong> Σ für verschiedene Untergruppen der Sterne mit großen Pekuliargeschwindigkeiten.<br />

∆S ist der Prestonsche Spektralindex. Sein<br />

Betrag ist mit dem Defizit an Metallen korreliert.<br />

6.4.5 Großräumige Kinematik der Sterne<br />

6.4.5.1 Scherung <strong>und</strong> Drehung des Geschwindigkeitsfeldes<br />

Betrachtung eines Raumbereichs R > 100 pc: → Feld der Pekuliargeschwindigkeit<br />

nicht mehr homogen.<br />

(1) differenzielle Rotation (nicht starr) ⇒ Scherung des Strömungsfeldes<br />

(2) mit jeder Drehung: Rotation aller Geschwindigkeitsvektoren bzgl. Inertialsystem<br />

(3) Expansion + Kontraktion des Sternsystems ⇒ Verzehrung/Dilatation<br />

Auswirkungen auf das Strömungsfeld:<br />

51


(1) Scherung im lokalen Bezugssystem<br />

Abbildung 6.4.25: Auswirkung einer Scherung des Strömungsfeldes der Sterne auf Radialgeschwindigkeiten<br />

<strong>und</strong> Eigenbewegungen.<br />

I) Radialgeschwindigkeit eines Sterns mit R, θ, ω<br />

v r =<br />

(l: galaktische Länge)<br />

( θ<br />

R − θ )<br />

⊙<br />

R ⊙ sin l = (ω − ω ⊙ ) R ⊙ sin l (6.4.21)<br />

R ⊙<br />

<strong>II</strong>) Tangentialgeschwindigkeit eines Sterns mit R, θ, ω<br />

(2) Drehung<br />

r: Entfernung zum Stern<br />

v t = µ e · r µ e : EB<br />

v t = R ⊙ (ω − ω ⊙ ) cos l − ωr (6.4.22)<br />

Diese Gleichungen gelten allgemein für alle Sterne, Gas- <strong>und</strong> Staubwolken<br />

mit Entfernung r auf Kreisbahnen um das galaktische Zentrum.<br />

• Näherung für Sonnenumgebung: r ≪ R ⊙ , R (Reihenentwicklung für<br />

ω − ω ⊙ , R − R ⊙ <strong>und</strong> Benutzung einiger trignometrischer Formeln).<br />

v r = A · r · sin 2l v t = A · r cos 2l + B r<br />

A = − 1 2 ω′ ⊙ R ⊙ B = − 1 R 2 ⊙ ω ⊙ ′ − ω ⊙<br />

[ km ] s kpc<br />

(Scherung)<br />

∣<br />

ω ⊙ ′ = d ω<br />

∣<br />

d R R⊙<br />

[ km ] s kpc<br />

(Drehung)<br />

A − B = ω ⊙ = θ ⊙<br />

R ⊙<br />

A + B = − ω ⊙ ′ R ⊙<br />

A, B: Oortsche Konstanten 1927<br />

52


Wenn Scherung = Ergebnis einer nichtstarren Rotation um ein weit entferntes<br />

Zentrum, dann ⇒ Drehung des Strömungsfeldes bzgl. raumfestem f<strong>und</strong>amentalem<br />

Koordinatensystem, dessen Nullpunkt mit θ ⊙ = 220 km/s auf Kreis um das<br />

galaktische Zentrum läuft <strong>und</strong> bei dem das GZ bei l = 0 ◦ liegt.<br />

→ in Radialgeschwindigkeit nicht zu sehen<br />

→ in EB: Erzeugung eines konstanten Zusatzterms ∆µ e = − ω = − θ ⊙<br />

R ⊙<br />

Abbildung 6.4.26: Auswirkung einer Drehung des Sternfeldes auf die Eigenbewegungen.<br />

6.4.5.2 Rotation der galaktischen Scheibe<br />

• Annahme: Sterne in galaktischer Ebene → nahezu Kreisbahn.<br />

Differenzielle Rotation: ω = ω (R)<br />

→ Kreisbahngeschwindigkeit v = ω · R = θ<br />

→ Winkelgeschwindigkeit ω = θ (R)<br />

R<br />

→ Ableitung d ω = ( 1 d θ<br />

− )<br />

θ<br />

d R R d R R<br />

Sonne: R = R ⊙ = 8, 5kpc, ω = ω (R ⊙ ) = ω ⊙ , θ = θ ⊙ = ω ⊙ R ⊙<br />

• Beobachtungen bestätigen die Doppelwelle sin 2 l nach Wegmittelung der Pekuliarbewegungen<br />

von v t <strong>und</strong> v r ; Amplituden von v t <strong>und</strong> v r wachsen proportional<br />

zu r; Amplitude der Eigenbewegung µ e = v t /r unabhängig von r.<br />

Abbildung 6.4.27: Radialgeschwindigkeit nach Abzug der Sonnenbewegung v rL<br />

[km sec −1 ] in Abhängigkeit von der galaktischen Länge: (a) für klassische<br />

Cepheiden mit der mittleren Entfernung ¯r = 2,3 kpc <strong>und</strong> (b)<br />

für frühe B-Sterne mit ¯r = 2,0 kpc.<br />

53


• Zahlenwerte für A, B<br />

A = (+ 14,4 ± 1,2)<br />

B = (-12,0 ± 2,8)<br />

km<br />

s · kpc<br />

km<br />

s · kpc<br />

• Hätten wir starre Rotation (ω = ω ⊙ )<br />

⇒ A = 0, B = − ω ⊙ → v t = − ω ⊙ r<br />

Kreisbahngeschwindigkeit v θ = θ ⊙ = 220 km/s, R ⊙ = 8, 5 kpc<br />

→ ω ⊙ = 26 km/s/kpc (oder Umlaufzeit 2, 4 · 10 8 a).<br />

6.4.5.3 Kinematik der Haloobjekte<br />

• Haloobjekte: Kugelsternhaufen <strong>und</strong> Feldsterne; i. A. Schnellläufer; Bahnen: langgestreckte<br />

Ellipsen um GZ (auch retrograd); statistisch verteilte Inklinationen<br />

gegen galaktische Ebene.<br />

• Kugelsternhaufen: nur v r bekannt (keine Eigenbewegung)<br />

→ Zentroid der Geschwindigkeiten der Kugelsternhaufen (70 vorwiegend metallarme<br />

Haufen) relativ zum LSR: Ū ≈ 0, ¯V ≈ (− 170 ± 30)km/s, ¯W ≈ 0<br />

⇒ keine oder nur schwache Teilnahme an galaktischer Rotation (keine Rotation:<br />

Ū = 0, ¯V = − 220km/s, ¯W = 0)<br />

→ Ergebnis entspricht ∼ (50 ± 30) km/s für Rotation der Kugelsternhaufen<br />

um GZ; deswegen geringe Abplattung des Systems der Kugelsternhaufen.<br />

→ metallreichste Kugelhaufen [Me/H] > − 0, 8 bilden aber rotierende Scheibe<br />

von ∼ 1 kpc Dicke mit θ (R = R ⊙ ) ≈ 150km/s<br />

• Übersicht über alle Haloobjekte (s. Abb. 6.4.24)<br />

Schwache (¯v = − 10 ... − 50 km/s) bis starke (¯v = − 170 ... − 250km/s) Abkopplung<br />

von der galaktischen Rotation für verschiedene Untergruppen der Haloobjekte.<br />

6.4.6 Sternhaufen, Assoziationen, Populationen<br />

6.4.6.1 Sternhaufen <strong>und</strong> Assoziationen<br />

• Sterne in der MS nicht gleichmäßig verteilt<br />

• Sterne treten gehäuft auf (→ Sternentstehung in Gruppen)<br />

a) Offene (galaktische) Sternhaufen <strong>und</strong> Assoziationen<br />

• Offene Sternhaufen<br />

– mit Fernrohr leicht auflösbar<br />

– entlang des MS-Bands<br />

– sternreiche offene Sternhaufen: viele H<strong>und</strong>ert Sterne<br />

– sternarme offene Sternhaufen: einige Dutzend Sterne<br />

– Massen 10 2 ... 10 3 M ⊙<br />

54


– ⊘ 1 ... 10 pc<br />

– Sternkonzentration zum Haufenzentrum; Kompaktheit sehr verschieden<br />

– bekannteste Vertreter: Plejaden <strong>und</strong> Hyaden im Taurus (Stier); Doppelhaufen<br />

h <strong>und</strong> χ im Perseus (s. Abb. 6.4.28)<br />

– insgesamt ∼ 1.000 offene Haufen bekannt; geschätzte Gesamtzahl ∼<br />

20.000<br />

Abbildung 6.4.28: Der Doppelhaufen h + χ im Perseus.<br />

55


• Sternassoziationen<br />

– eng verwandt mit offenen Sternhaufen<br />

– relativ lose Ansammlung von Sternen einer bestimmten Sorte, z. B.<br />

OB-Assoziation: OB-Sterne<br />

T-Tauri-Assoziation: TT-Sterne<br />

– Konzentration von Sternen dieses Typs deutlich höher als in Umgebung<br />

– ∼ 100 Sternassoziationen in MS bekannt<br />

• FHD <strong>und</strong> Alter offener Sternhaufen<br />

– große Beiträge zum Wissen über Entstehung, Entwicklung <strong>und</strong> Ende<br />

von Sternen ans FHD von Sternhaufen<br />

– gleiche Entfernung der Sterne eines Haufens; einheitliche Korrektur für<br />

Verfärbung durch IS Absorption<br />

– HRD → FHD (Sp/M v → (B − V)/m v ) sehr genau bestimmbar auch<br />

für äußerst schwache Sterne (s. Abb. 6.4.29)<br />

– Altersbestimmung durch Messung des Abknickpunkts von der Hauptreihe<br />

(Ende des H-Brennens)<br />

Abbildung 6.4.29: Farben-Helligkeits-Diagramm offener Sternhaufen (schematisch).<br />

56


) Kugelsternhaufen<br />

Abbildung 6.4.30: Der Kugelsternhaufen M92.<br />

• ca. 150 bekannt (geschätzt ca. 200)<br />

• hellste: ω Cen, 47 Tucanae, M 13<br />

• Verteilung in MS: nahezu kugelförmiges Volumen (metallarm) bzw. Konzentrierung<br />

zur MS-Ebene (metallreicher); starke Konzentration zum galaktischen<br />

Zentrum (s. Abb. 6.4.31 <strong>und</strong> 6.4.32)<br />

Abbildung 6.4.31: Verteilung von 110 Kugelhaufen (a) projiziert auf die galaktische<br />

Ebene <strong>und</strong> (b) projiziert auf die dazu senkrechte Ebene, welche die<br />

Orte der Sonne <strong>und</strong> des galaktischen Zentrums enthält. Ursprung<br />

des Koordinatensystems ist die Sonne (⊙). Längeneinheit: 1 kpc.<br />

57


Abbildung 6.4.32: Verteilung der Kugelhaufen mit Spektraltypen F (“metallarm“) <strong>und</strong><br />

G (“metallreich“) in der z-x-Ebene. Ursprung ist der Ort der Sonne.<br />

Einheit: 1 kpc. Das galaktische Zentrum ist bei x ≈ 8, 5 kpc<br />

angenommen.<br />

• Sterne i. A. metallärmer als in Sonnenumgebung<br />

• Auflösung der Zentren von Kugelhaufen erst durch HST-Beobachtungen<br />

• Typische Daten:<br />

– in 40 pc ⊘ mehrere 10 5 Sterne<br />

→ mittlere Sterndichte: 10 x größer als in offenen Sternhaufen<br />

– Bestimmung der Gesamtmassen aus Streuung der Radialgeschwindigkeiten<br />

(→ Virialtheorem): ∼ 10 3 ...10 6 M ⊙<br />

– ⊘: 20 ... 150 pc<br />

– M V = -1,7 ... -10,1 mag<br />

– z. Teil erheblicher Anstieg der Sterndichte zum Zentrum<br />

• FHD <strong>und</strong> Alter<br />

– Kugelsternhaufen haben verschobene FHD; starke Abhängigkeit der Lage<br />

im HRD vom Metallgehalt; Hauptreihe <strong>und</strong> Riesenäste von Kugelhaufen<br />

relativ zu metallreichen offenen Haufen linksverschoben (Pop<br />

<strong>II</strong>-Sterne: κ ↑ ⇒ L ↓, aber L →, deshalb T eff ↑)<br />

– Altersbestimmung: Abknicken von HR <strong>und</strong> Modellrechnungen. Mehrheit<br />

der Kugelsternhaufen (12 ± 2) · 10 9 Jahre (damit gehören Kugelhaufen<br />

zu den ältesten Objekten der MS); aber es existieren auch<br />

Haufen, die 3...4 · 10 9 Jahre alt sind.<br />

6.4.6.2 Populationen<br />

Beobachtungsbef<strong>und</strong>: verschiedene Galaxien bzw. verschiedene Teile von Galaxien werden<br />

von verschiedenen Sternpopulationen bewohnt.<br />

Anfangs Einführung zweier Populationen:<br />

• Sternpopulation I<br />

FHD ähnlich dem der Sonnenumgebung; hoher Metallgehalt; hellste Sterne: blaue<br />

OB mit M V ≈ − 7 mag; jüngere Sterne<br />

58


• Sternpopulation <strong>II</strong><br />

FHD ähnlich dem der Kugelsternhaufen; niedriger Metallgehalt; hellste Sterne:<br />

Rote Riesen<br />

Jetzt Verfeinerung, aber Beibehaltung von Pop I, Pop <strong>II</strong><br />

Abbildung 6.4.33: Schema der Sternpopulationen.<br />

Population <strong>II</strong>I: Woher stammt der zwar geringe, aber dennoch vorhandene Metallgehalt<br />

[Me/H]/[Me/H] ⊙ = 10 −1 ...10 −4 (Me nicht beim Urknall entstanden) der Pop<br />

<strong>II</strong>-Sterne?<br />

→ es muss vorherige Sternpopulationen gegeben haben<br />

→ Rekordalter: HE 0107-5240,<br />

0,8 M ⊙ , [Fe/H]/[Fe/H] ⊙ = 5 · 10 −6<br />

→ hypothetische Population <strong>II</strong>I der ersten Sterne<br />

größtes Problem: Metalle liefern Hauptanteil zum Kühlen der Materie bei der Sternentstehung<br />

→ neues Sternentstehungsmodell für Pop <strong>II</strong>I-Sterne benötigt<br />

6.4.7 Das interstellare Medium<br />

- Dunkelwolken: Versperrung der Sicht auf dahinter liegende Sterne → “Loch“ am<br />

Sternhimmel<br />

- Emissionsnebel: Gas wird von heißen OB-Sternen zum Leuchten angeregt<br />

- Reflexionsnebel: Streuung <strong>und</strong> Reflexion des Lichts “relativ“ kühler Sterne an<br />

Staubwolken<br />

59


Beispiele:<br />

- Dunkelwolken: · Milchstraße (s. Abb. 6.2.1)<br />

· Staubfinger in M 16 (s. Abb. 6.4.34)<br />

· Bok-Globule<br />

- Emissionsnebel: · M 42 Orion<br />

· M 16 Zentralgebiet (s. Abb. 6.4.34)<br />

- Reflexionsnebel: · Plejaden<br />

· NGC 2264<br />

Abbildung 6.4.34: Der Emissionsnebel M16. Man beachte die dunklen “Staubfinger“ in<br />

der Mitte des Nebels.<br />

6.4.7.1 Der interstellare Staub<br />

Hinweise auf interstellaren Staub:<br />

- Dunkelwolken<br />

- IS Extinktion <strong>und</strong> Verfärbung; Polarisation des Sternlichts<br />

• Extinktion<br />

60


– Verringerung der Sternanzahl<br />

→ Wolf-Diagramm zur groben Bestimmung der Entfernung galaktischer<br />

Dunkelwolken.<br />

Abbildung 6.4.35: Wolf-Diagramm zur Bestimmung der Entfernung galaktischer Dunkelwolken.<br />

Aufgetragen ist die Anzahl der Sterne A (m) pro Quadratgrad<br />

im Helligkeitsbereich m - 1/2 bis m + 1/2 als Funktion<br />

von m. Die vordere bzw. hintere Begrenzung der Wolke entspricht<br />

den mittleren Sternhelligkeiten m 1 bzw. m 2 ; ihre Extinktion beträgt<br />

∆m Größenklassen.<br />

– Erste Ergebnisse der Entfernungsbestimmung an Dunkelwolken:<br />

∗ Viele Dunkelwolken nur wenige 100 pc entfernt<br />

∗ zur galaktischen Ebene konzentriert<br />

∗ nur wenige pc groß, aber entlang der Spiralarme über Längen von > ∼<br />

100 pc auseinandergezogen<br />

– Einführung einer spezifischen Extinktion γ [mag/kpc] im Entfernungsmodul<br />

→ scheinbarer Entfernungsmodul<br />

(m − M) = 5 log r [pc] − 5 + γ · r [pc]<br />

} {{ }<br />

A ≡Extinktion<br />

(6.4.23)<br />

• Verfärbung: Beschreibung durch Farbexzess<br />

E x −y = (x − y) −<br />

} {{ }<br />

(x − y)<br />

} {{ } 0<br />

Farbindex extinktionsfreier Farbindex<br />

(6.4.24)<br />

x, y = U, B, V-Farbsystem (s. Kap. 1, <strong>Astrophysik</strong> I) (→ x − y [z. B. B − V]<br />

Abzisse des HRD)<br />

Im optischen (visuellen) Wellenlängenbereich hängt die Extinktion von der Wellenlänge<br />

gemäß A V ∼ 1 ab; es gilt der empirische Zusammenhang zwischen<br />

λ<br />

Extinktion <strong>und</strong> Farbexzess<br />

A V = (3, 1 ± 0, 1) E B−V (6.4.25)<br />

61


Gesamte interstellare Extinktionskurve (Extinktion = Absorption + Streuung)<br />

(s. Abb. 6.4.36)<br />

– Radiobereich/IR-Bereich: A λ klein<br />

– VIS: Zunahme gemäß A V ∼ 1 λ<br />

– UV: Maximum bei λ ≈ 220 nm<br />

(durch Absorption kleiner Kohlenstoffteilchen = Resonanz)<br />

– Fernes UV: weitere Zunahme von A λ<br />

Abbildung 6.4.36: Mittlere interstellare Extinktionskurve A λ . Die Normierung im Visuellen<br />

ist durch A V = 3,1 E B−V gegeben.<br />

• Polarisation:<br />

Beobachtung:<br />

– Licht von Sternen teilweise linear polarisiert<br />

– Polarisationsgrad proportional zur interstellaren Verfärbung<br />

Polarisationsgrad: I ′′ parallel, I ⊥ senkrecht zur Polarisationsebene<br />

– größte Werte für IS Polarisation: einige %<br />

– Korrelation von ∆m p = 2, 5 · log I ′′<br />

I ⊥<br />

<strong>und</strong> A V :<br />

P = I ′′ − I ⊥<br />

I ′′ + I ⊥<br />

(6.4.26)<br />

∆m p ≤ 0, 065 A V ; (6.4.27)<br />

im Mittel ∆m p ≈ 0, 03 A V (6.4.28)<br />

62


Abbildung 6.4.37: Interstellare Polarisation, dargestellt in galaktischen Koordinaten.<br />

Die Striche - in deren Mitte der Stern zu denken ist - bezeichnen die<br />

Richtung des elektrischen Vektors der optischen Polarisation, ihre<br />

Länge den Betrag des Polarisationsgrades P : Kleine Kreise bezeichnen<br />

Sterne mit P < 0,08 %. Die Skalen für den Polarisationsgrad<br />

(linke obere Ecke) sind folgendermaßen zu verstehen: Linke Skala für<br />

Sterne mitP > 0,06 % (dünne Linien); rechte Skala für Sterne mit<br />

P ≥ 0,6 % (dicke Linien). - In groben Zügen kann man dieses Bild<br />

ansehen als Analogon der bekannten Versuche mit Eisenfeilspänen,<br />

die man auf ein Papierblatt über einem Stabmagneten streut.<br />

Ursache für Polarisation:<br />

– Anisotrope Staubteilchen (nadelförmig, plättchenförmig)<br />

– Staubpartikel sind ausgerichtet durch galaktsiches Magnetfeld von ≥ 10 −10 T<br />

– Staubteilchen sind geladen <strong>und</strong> kreisen um Magnetfeldlinien; Achse mit<br />

größtem Trägheitsmoment zeigt parallel zu Magnetfeldlinien.<br />

Zusammensetzung <strong>und</strong> Struktur der IS Staubteilchen:<br />

– Theorie von Absorption <strong>und</strong> Streuung von Licht an Festkörperpartikeln<br />

(Mie-Streuung)<br />

∗ große Partikel (a ≫ λ): Streuung <strong>und</strong> Absorption unabhängig von λ;<br />

proportional zur geometrischen Querschnittsfläche π a 2<br />

∗ sehr kleine Partikel (a ≪ λ): Rayleigh-Streuung ∝ λ −4<br />

∗ IS-Staubteilchen: a ≈ λ<br />

– IS Staubdichte:<br />

∗ Staubdichte in Milchstraße aus Extinktion abschätzbar<br />

∗ Größenordnung: 1 mag/kpc → optische Tiefe τ ν ∼ 1 für Wegstrecke s<br />

= 1 kpc<br />

Opazität: τ ν = Q ext (λ) · π · a 2 · n s · s (6.4.29)<br />

63


Q ext (λ): Extinktionsfaktor = f(λ)<br />

π · a 2 : geometrischer Querschnitt<br />

n s : Staubanzahldichte ([ 1 m 3 ])<br />

s: Wegstrecke<br />

oder:<br />

τ ν = κ λ · ρ · s (6.4.30)<br />

[ ]<br />

m<br />

κ λ : Massenabsorptionskoeffizient = f (λ)<br />

2<br />

kg<br />

ρ: Massendichte des Staubs im Raum [ ]<br />

kg<br />

m 3<br />

∗ Extinktionsfaktor Q ext (λ):<br />

Zusammensetzung aus Absorption <strong>und</strong> Streuung<br />

Abbildung 6.4.38: Wirkungsfaktor Q ext für homogene Kugeln mit dem reellen Brechungsindex<br />

n = 1,33 in Abhängigkeit von α = 2 πa/λ.<br />

Abbildung 6.4.39: (a) Wirkungsfaktoren für lange Zylinder vom Radius a mit dem<br />

Brechungsindex n = 1,33 - 0,05 i. Q ′′ <strong>und</strong> Q ⊥ gelten für Zylinderachsen<br />

parallel bzw. senkrecht zum elektrischen Vektor der einfallenden<br />

Welle, die sich senkrecht zur Zylinderachse ausbreitet. Q ′′<br />

- Q ⊥ bestimmt den Grad der linearen Polarisation. (b) Mit der<br />

Mikrowellen-Analogmethode bestimmte Wirkungsfaktoren Q ′′ <strong>und</strong><br />

Q ⊥ für Rotationsellipsoide mit dem Achsenverhältnis Rotationsachse:<br />

kleine Achse = 2 : 1 <strong>und</strong> dem Brechungsindex n = 1,33 - 0,05<br />

i.<br />

Q ext = Q abs + Q str (6.4.31)<br />

Q ext ist für nur einfache geometrische Formen (Kugeln, Zwiebelschalen,<br />

Zylinder, Ellipsoide) berechenbar.<br />

64


Q ext ∝ λ −4 für 2 π a ≪ 1 (Rayleigh-Streuung)<br />

λ<br />

Q ext → 2 für 2 π a ≫ 1 (geometrische Absorption <strong>und</strong><br />

λ<br />

geometrische Streuung)<br />

Alle Versuche mit idealisierten Annahmen über Struktur <strong>und</strong> Zusammensetzung<br />

des interstellaren Staubs führten bisher zu keiner eindeutigen<br />

Interpretation der interstellaren Extinktionskurve.<br />

Schwierigkeiten:<br />

· es gibt Staubteilchen verschiedener Größen<br />

(Größenverteilung n (a) da ∝ a −3,5 da)<br />

· es gibt Staubteilchen verschiedener Zusammensetzung (“Graphit“,<br />

Silikate, Eis, organische Substanzen)<br />

• Emission des interstellaren Staubs<br />

Aufheizung durch interstellares Strahlungsfeld (Strahlungsfluss F ν (r), r = Abstand<br />

zum Stern) auf eine Gleichgewichtstemperatur (nur für große Partikel) T d<br />

(von Aufheizung <strong>und</strong> Abkühlung).<br />

∫ ∞<br />

π a 2 Q abs, ν F ν (r) dν =<br />

∫ ∞<br />

π a 2 Q abs, ν B ν (T d ) dν (6.4.32)<br />

0<br />

0<br />

B ν (T d ) = 2 h (<br />

ν3<br />

exp hν ) −1<br />

− 1<br />

(6.4.33)<br />

c 2 kT d<br />

Absorption überwiegend im UV<br />

Emission überwiegend im IR<br />

Maximum der Emission gemäß Wienschem Verschiebungsgesetz λ max = 2,99<br />

mm/T [K]<br />

• Chemische Zusammensetzung des interstellaren Staubs<br />

Bestimmung aus diffusen interstellaren Absorptions- <strong>und</strong> Emissionsbanden.<br />

UV (s. Abb. 6.4.36):<br />

λ = 220 nm, FWHM 40 nm<br />

→ noch nicht endgültig idendifiziert<br />

– Kohlenstoff spielt dominante Rolle<br />

– sehr kleine Parikel (nm)<br />

IR (s. Abb. 6.4.40):<br />

– in dichten interstellaren Wolken starke Banden bei 9,7 µm <strong>und</strong> 18 µm →<br />

Silikate (Schwingung SiO 4 -Tetraeder)<br />

65


– Bande bei 3,1 µm → H 2 O-Eis (OH-Streckschwingung)<br />

6,0 µm → H 2 O-Eis (H-O-H-Biegeschwingung)<br />

– 4,67 µm CO (CO-Streckschwingung)<br />

4,27 µm CO 2<br />

2,95 µm NH 3 (NH-Streckschwingung)<br />

3,35 µm CH 3 OH (CH-Streckschwingung)<br />

8,9 µm CH 3 OH<br />

Abbildung 6.4.40: Infrarotspektren von NGC 7538 IRS 9, einer Infrarotquelle im<br />

Emissions-/Reflexionsnebels NGC 7538 im Sternbild Cepheus<br />

Viele diffuse interstellare Banden noch unidentifiziert → polyzyklische aromatische<br />

Kohlenwasserstoffe (PAHs); 10 - 100 C-Atome in einer Ebene.<br />

66


Abbildung 6.4.41: Einige typische PAHs.<br />

Prinzipieller Aufbau des interstellaren Staubs:<br />

∗ Silikate, kohlenstoffhaltige Partikel, Sulfide<br />

∗ in dichten Wolken: Ausfrieren von Eisen <strong>und</strong> organischen Substanzen<br />

auf den vorhandenen Partikeln.<br />

Bildung der interstellaren Staubpartikel in den Atmosphären später Sterne<br />

(Rote Riesen, AGB-Sterne, Planetarische Nebel) (Kondensationsprozess);<br />

Sternwinde <strong>und</strong> Strahlungsdruck transportieren interstellaren Staub ins ISM.<br />

6.4.7.2 Das interstellare Gas<br />

• Neutrales atomares Gas<br />

– durchmischt mit interstellarem Staub in unregelmäßigen Verdichtungen <strong>und</strong><br />

unterschiedlichen Konzentrationen<br />

→ diffuse HI-Gebiete<br />

– Nachweis:<br />

∗ Absorptionslinien im UV <strong>und</strong> VIS (bislang über 400 Linien bei λ = 95<br />

- 300 nm bekannt)<br />

∗ 21 cm-Linie von HI<br />

– Beispiele der stärksten Linien:<br />

∗ Lyman-α: λ = 121,6 nm HI<br />

∗ Na I-D: λ: 589,0/589,6 nm<br />

∗ (Ca <strong>II</strong> H&K: λ = 393,3/396,8 nm)<br />

∗ K I, Ca I, Fe I, C I, N I, O I, Mg I, Ar I, (Ti <strong>II</strong>, C <strong>II</strong>, N <strong>II</strong>, Mg <strong>II</strong>, Al<br />

<strong>II</strong>+<strong>II</strong>I, Si <strong>II</strong>+<strong>II</strong>I, P <strong>II</strong>, S <strong>II</strong>+<strong>II</strong>I, Mn <strong>II</strong>, Fe <strong>II</strong>, Zn <strong>II</strong>)<br />

– Interstellare Absorptionslinien zur Entfernungsbestimmung nutzbar: Beobachtungen<br />

mit hoher spektraler Auflösung (0,5 - 1 km/s) zeigen, dass Linien<br />

oft aus mehreren Komponenten bestehen → Licht passiert verschiedene<br />

Wolken (im Mittel 5 - 10 Wolken/kpc) → Entfernung durch bekannte differenzielle<br />

Rotation der Galaxis.<br />

67


Abbildung 6.4.42: Interstellare Absorptionslinien im ultravioletten Spektrum (119,6-<br />

135,6 nm) des O9 V-Sterns ζ Oph. Beobachtungen mit dem<br />

Copernicus-Satelliten. Die Intensitäten sind nicht auf Empfindlichkeitsschwankungen<br />

des Spektrometers usw. korrigiert. Stärkste interstellare<br />

Linie ist die breite, gesättigte Lα-Linie λ = 121,6 nm des<br />

HI (in deren Zentrum eine schwache Emission der Geokorona erkennbar<br />

ist). Einige der stärkeren interstellaren Linien, die sich gegenüber<br />

den stellaren Linien durch ihre Schärfe abheben, sind markiert.<br />

– Chemische Zusammensetzung des interstellaren Neutralgases: aus Äquivalentbreiten<br />

der Linien sind Elementhäufigkeiten ableitbar.<br />

∗ geringe Extinktion <strong>und</strong> geringe Verfärbung: → Elementhäufigkeiten ≈<br />

Sonne<br />

∗ dichtere Gebiete → Unterhäufigkeiten einiger Elemente gegenüber Sonne<br />

Ca, Al, Ti, bis zu 1.000 mal seltener<br />

Fe bis zu 100 mal seltener<br />

C, N, O, S, Ar, Sn, Tl nur wenig unterhäufig<br />

⇒ kondensierbare Elemente in Staubteilchen geb<strong>und</strong>en<br />

– Neutraler Wasserstoff (HI)<br />

∗ mit Abstand häufigstes Element<br />

∗ nicht kondensierbar<br />

∗ große Bedeutung für Erforschung großräumiger Struktur <strong>und</strong> Dynamik<br />

des MS-Gases<br />

∗ Nachweis über 21 cm-Linie (1.420,4 MHz); Übergang hochgradig verboten<br />

(magnetische Dipolstrahlung); Lebensdauer des oberen Niveaus<br />

1, 1 · 10 7 Jahre (→ sehr geringe natürliche Linienbreite)<br />

∗ Anregung durch Elektronen-Austausch-Stöße der H-Atome; mittlere Stoßzeit<br />

∼ 400 Jahre<br />

∗ optische Tiefe des HI-Gases (hergeleitet aus Betrachtungen der Besetzungszahlen)<br />

68


τ HI ≈ 2 · 10 −3 n H [cm −3 ] · s [kpc]<br />

T H [K] · ∆v [km/s] ; (6.4.34)<br />

Wäre Gas “in Ruhe“, ohne an der Rotation der MS teilzunehmen →<br />

τ HI ≈ 1 bei s ≈ 1 kpc.<br />

ABER: durch Rotation der MS verschiedene Doppler-verschobene Ruhefrequenzen<br />

bei verschiedenen Wolken (∆v ≈ 100 km/s); einzelne Wolken<br />

i. A. ⊘ < 1 kpc<br />

→ fast alles optisch dünn<br />

→ Bestimmung von n H durch Messung von τ<br />

∗ Große Durchmusterung der MS bei λ = 21 cm:<br />

→ Spiralarme zusammengesetzt aus zahlreichen Verdichtungen oder<br />

diffusen HI-Wolken;<br />

→ unterschiedliche Größen der HI-Wolken; typische Werte: ¯⊘ = 5 pc,<br />

¯n H ≈ 2 · 10 7 m −3 = 20 cm −3 , TH ¯ ≈ 80 K ↩→ M ¯ H ≈ 30 M ⊙<br />

→ Konzentration des H in diffusen HI-Wolken korreliert mit Verdichtungen<br />

des interstellaren Staubs, solange dessen Extinktion nicht zu<br />

stark ist; in Gebieten höherer Staubextinktion (E B−V ≥ 0, 3 mag)<br />

HI → H 2 (H 2 nicht beobachtbar).<br />

→ manche 21 cm-Linienprofile zeigen im Untergr<strong>und</strong> schwache, breite<br />

Linienkomponente.<br />

Untergr<strong>und</strong>emission stammt von “warmem“ Gas (T ≈ 6.000 K)<br />

geringer Dichte (n H ∼ 0, 5 cm −3 ), in dem H teilweise (10 - 20 %)<br />

ionisiert ist<br />

→ vermutlich sind diffuse HI-Wolken in “warmes“ Zwischenwolkengas<br />

eingebettet.<br />

• Molekulares Gas<br />

– in diffusen HI-Wolken nur wenige einfache Moleküle bekannt (CH, CH + ,<br />

CN, OH, H 2 , HD, CO)<br />

– in dichteren Gebieten schirmt der interstellare Staub stellare UV-Strahlung<br />

ab → Verhinderung der Zerstörung von Molekülen durch Photodissoziation<br />

– allerdings: energiereiche Photonen <strong>und</strong> Partikel der komischen Strahlung →<br />

teilweise Ionisation von Molekülen, die dann die meist exothermen Ionen-<br />

Molekül-Reaktionen bewirken; H + 2 sehr reaktionsfreudig, H + 3 (H + 2 + H 2 →<br />

H + 3 + H) ebenfalls sehr reaktionsfreudig<br />

– Bildung komplizierter Moleküle durch p + -Transfer:<br />

H + 3 + X → XH + + H 2<br />

– Bildung von H 2 auf den katalytisch wirkenden Oberflächen von Staubpartikeln<br />

(H + H → H 2 ist in der Gasphase wegen Energie-/Impuls- erhaltung<br />

nicht möglich)<br />

– Molekülbildung auf Stauboberflächen:<br />

1. Reaktionspartner haftet auf Staubpartikeln; wandert (Diffusion) auf Oberfläche;<br />

findet 2. Reaktionspartner; Energie-/Impulsübertrag an das Staubteilchen;<br />

möglicherweise dadurch Abdampfen (bei exothermen Reaktionen).<br />

69


– Rotationsübergänge von Molekülen meist im Radiobereich (Anregung selbst<br />

in kalten Molekülwolken); Schwingungsübergänge im IR (oft in Molekülwolken<br />

nicht angeregt).<br />

– über 100 Moleküle in IM nachgewiesen<br />

Abbildung 6.4.43: Die derzeit im interstellaren Medium nachgewiesenen Moleküle.<br />

– homopolare Moleküle (H 2 , N 2 , O 2 ) radioastronomisch nicht nachweisbar →<br />

kein Dipolmoment → keine Roationsübergänge<br />

– H 2 großes Problem: mit Abstand häufigstes Molekül, aber nicht nachweisbar;<br />

Nachweis von H 2 über zweithäufigstes Molekül CO; CO/H 2 ∼ 10 −4 ;<br />

Stoßanregung ab 100 cm −3 , optisch dick<br />

– Moleküle befinden sich größtenteils in ungleichförmigen Wolken in der MS-<br />

Ebene; ⊘ 1-200 pc; n = 10 2 − 10 6 cm −3 ; M = 10 − 10 6 M ⊙ ; mit Dunkelwolken<br />

korreliert; A V = 1 − 25 mag<br />

– Riesenmolekülwolken mit M > 10 5 M ⊙ sind neben Kugelsternhaufen die<br />

massereichsten Objekte in MS (außer galaktisches Zentrum); Anzahl von<br />

RMW auf ∼ 4.000 geschätzt.<br />

– Temperaturen von Molekülwolken: T = 10 - 30 K<br />

– dichte Kondensationen in Molekülwolken: ⊘ 1 pc → Sternentstehungsgebiete;<br />

T = 100 - 1.000 K<br />

• Ionisiertes Gas<br />

a) H<strong>II</strong>-Gebiete: helle OB-Sterne ionisieren umgebendes Gas (Ex-MW) (T eff (≥<br />

B0) ≥ 30.000 K);<br />

Nachweis: Rekombinationsstrahlung von H <strong>II</strong>, He <strong>II</strong>, C <strong>II</strong>, N <strong>II</strong>, O <strong>II</strong>, ... über<br />

Kaskade (aller möglicher Zwischenniveaus) in Gr<strong>und</strong>zustand.<br />

b) Planetarische Nebel: T gas = 30.000 - 150.000 K; leuchtende Hüllen mit<br />

R bis zu einigen 10 4 AE ≈ 0,2 pc. Anregung durch kompakten, heißen<br />

Stern in Endphase (zwischen AGB <strong>und</strong> WZ); starke Sternwinde mit M =<br />

70


10 −4 − 10 −6 M ⊙ /J (Rote Riesen, AGB) → Stoßfront <strong>und</strong> starke Aufheizung<br />

→ Linien höher ionisierter Elemente (O <strong>II</strong>I, O V, Ne <strong>II</strong>I, Ne V, C V)<br />

c) Supernovaüberreste (SNR): M > 8 M ⊙ SN-Explosion; Stoßfront mit v ≈<br />

10.000 km/s, T ≈ 10 6 K<br />

→ thermische Strahlung in Röntgenbereich<br />

→ Anreicherung der heißen Gasphase<br />

→ heißes Zwischenwolkengas<br />

→ lokale Blasen<br />

6.4.7.3 Das “Fünfphasenmodell“ des ISM<br />

1. Molekulares Medium (Molekülwolken, meist gravitativ geb<strong>und</strong>en)<br />

T ≈ 20 K<br />

n > 10 3 cm −3<br />

f < 1% (Volumenfüllfaktor)<br />

2. Kaltes neutrales Medium (oft in dichten Filamenten)<br />

T ≈ 100 K<br />

n ≈ 20 cm −3<br />

f ≈ 2 − 4%<br />

3. Warmes neutrales Medium<br />

T ≈ 6.000 K<br />

n ≈ 0, 3 cm −3<br />

f ≥ 30%<br />

4. Warmes ionisiertes Medium<br />

T ≈ 8.000 K<br />

n ≈ 0, 3 cm −3<br />

f ≥ 15%<br />

5. Heißes ionisiertes Medium (aus SN-Expolsion)<br />

T ≈ 10 6 K<br />

n ≈ 10 −3 cm −3<br />

f ≤ 50%<br />

6.4.8 Verteilung <strong>und</strong> Bewegung der interstellaren Materie<br />

• Verteilung in Sonnenumgebung (s. Kap. 6.4.4)<br />

• Methoden für IS Gas:<br />

– HI-Gebiete: 21 cm-Linie<br />

– H <strong>II</strong>-Gebiete: optische Emissionslinien<br />

– Molekülwolken:<br />

OH-Linie 18 cm<br />

CO-Linie 2,6 mm<br />

H 2 CO-Linie 6 cm<br />

71


→ IS Gas nimmt an der differenziellen Rotation der MS teil<br />

→ v r = R ⊙ (ω (R) − ω ⊙ ) sin l (wie Sterne)<br />

→ Rotationskurve der MS<br />

– innen steiler Anstieg der Rotationsgeschwindigkeit<br />

– “flache“ Rotationskurve bis zu großen Entfernungen<br />

⇒ Massenverteilung:<br />

M (R) ∝ R<br />

ρ (R) ∝ R −2 (Massendichte)<br />

↩→ θ (R) = const (Umlaufgeschwindigkeit θ)<br />

Abbildung 6.4.44: Die Rotationskurve der Milchstraße.<br />

→ Ergebnisse für HI:<br />

– Spiralstruktur der MS<br />

– radiale Verteilung:<br />

∗ ¯n = 0,35 cm −3 zwischen 4 <strong>und</strong> 14 kpc<br />

∗ starker Abfall von ¯n nach innen <strong>und</strong> außen (im Gegensatz zur Sterndichte,<br />

die nach innen stetig ansteigt)<br />

– vertikale Verteilung:<br />

∗ Verbiegung der galaktischen Gasscheibe für R > 12kpc<br />

∗ Verbiegung auch bei anderen Galaxien beobachtbar<br />

∗ Ursache: grav. Wechselwirkung mit Nachbargalaxien (bei uns: LMC,<br />

SMC)<br />

∗ auch: “High-Velocity-Clouds“ für |b| ≫ 0; Gasmassen, die bei der<br />

größten Annäherung der LMC von der galaktischen Scheibe weggerissen<br />

wurden <strong>und</strong> jetzt wieder zurückfallen.<br />

– Gesamtmasse im HI: M HI ≈ 2, 5 · 10 9 M ⊙<br />

72


Abbildung 6.4.45: Radiale Verteilung in der galaktischen Ebene für verschiedene<br />

Komponenten des interstellaren Gases <strong>und</strong> die diffuse galaktische<br />

Gammastrahlung: (a) Neutraler Wasserstoff, (b) Emission der<br />

H 166α-Linie des diffus verteilten ionisierten Wasserstoffs (linke<br />

Skala: willkürliche Einheiten) <strong>und</strong> Anzahldichte von “Riesen-H<strong>II</strong>-<br />

Regionen“ (schraffiert) pro Flächeneinheit in der galaktischen Ebene,<br />

(c) CO-Emission pro Volumeneinheit (linke Skala: willkürliche<br />

Einheiten, rechte Skala: Umrechnung in die Anzahldichte der<br />

H 2 -Moleküle), (d) Emission pro Volumeneinheit von Photonen mit<br />

Energien > 100 MeV in willkürlichen Einheiten.<br />

73


Abbildung 6.4.46: Die Galaxie ESO 510-G13 zeigt eine Verbiegung ähnlich der für die<br />

Milchstraße ermittelten.<br />

Abbildung 6.4.47: Schnitt durch das Milchstraßensystem senkrecht zur galaktischen<br />

Ebene in den galaktozentrischen Längen maximaler Verbiegung der<br />

HI-Schicht ϑ = 85 ◦ <strong>und</strong> 265 ◦ . Die Ordinatenskala z ist gegenüber der<br />

Abzissenskala R um den Faktor 10 gedehnt; die Längen der vertikalen<br />

Striche entsprechen der Dicke 2h der HI-Schicht. Die Darstellung<br />

schematisiert die wirklichen Verhältnisse: Tatsächlich verlaufen sowohl<br />

die Verbiegung wie auch die Schichtdicke auf Nord- <strong>und</strong> Südseite<br />

etwas verschieden.<br />

74


→ Ergebnisse für H<strong>II</strong> <strong>und</strong> Molekülwolken<br />

– R > 3 kpc<br />

∗ H<strong>II</strong>-Gebiete perlschnurartig entlang Spiralarmen<br />

Abbildung 6.4.48: Verteilung von 60 “Riesen-H<strong>II</strong>-Regionen“ in der galaktischen Ebene.<br />

Kreisförmige Symbole: Optisch erfasste H<strong>II</strong>-Regionen, Quadrate:<br />

H<strong>II</strong>-Regionen mit Entfernungen nach Radiobeobachtungen. Die<br />

versuchsweise eingepassten vier Spiralarme sind logarithmische Spiralen<br />

in galaktozentrischen Polarkoordinaten: R = R ∗ exp (aϑ)<br />

mit ϑ = galaktozentrische Länge. Der für a gewählte Wert entspricht<br />

einem Neigungswinkel der Spiralen gegen einen konzentrischen<br />

Kreis von 13 ◦ ,5. Die üblichen Bezeichnungen der Spiralarme<br />

sind: 1 Sagittarius-Carina-Arm, 2 Scutum-Crux-Arm, 1 ′ Norma-<br />

Arm, 2 ′ Perseus-Arm. Die Position der Sonne ist durch S bezeichnet.<br />

∗ lokaler Arm: nur schwache H<strong>II</strong>-Regionen → kein selbstständiger Arm,<br />

nur Zwischenarm<br />

∗ starke Konzentration von H 2 (über CO) im Ringbereich: 3 - 7 kpc (s.<br />

Abb. 6.4.45)<br />

∗ innerhalb R ⊙ befinden sich 90 % des galaktischen H 2 , aber nur 1/3 des<br />

galaktischen HI<br />

∗ molekulares Gas vollständig in Wolken (d. h. nicht diffus); H 2 -Wolken<br />

füllen nur ∼ 1 % des Raumes; effektive Halbwertsdicke H H2 ∼ 50 pc,<br />

H H<strong>II</strong> ∼ 120 pc, H HI ∼ 150pc<br />

∗ Gesamtmasse in H 2 : H H2 ≈ 2 · 10 9 M ⊙ ≈ M HI (der größte Teil davon<br />

in Riesen-Molekülwolken)<br />

75


– R < 3 kpc<br />

∗ zwischen R ≈ 2 kpc <strong>und</strong> R ≈ 4 kpc starker Abfall der Dichten für HI,<br />

CO, Staub<br />

∗ für R < 2 kpc wieder steiler Anstieg von CO<br />

∗ M H2 ≈ 10 9 M ⊙<br />

∗ Modellvorstellungen:<br />

a) rotierende <strong>und</strong> expandierende Gasscheibe mit R = 1,5 kpc; Neigung<br />

20 ◦ gegen b = 0<br />

b) geneigter Balken von ca. 2 kpc Länge; Neigung ca. 16 ◦<br />

∗ Zentralbereich:<br />

(1) R < 500 pc: Schicht von Molekülwolkenkomplexen<br />

(2) höhere mittlere Dichte (n ≥ 10 4 cm −3 ) als Molekülwolken in Außenbereich;<br />

starke innere Bewegung (20 ... 50 km/s) <strong>und</strong> erhebliche<br />

Abweichung von Kreisbahn.<br />

(3) rotierender <strong>und</strong> expandierender Ring von Molekülwolken R = 200<br />

pc; d 1/2 ≈ 30 pc; v rot ≈ 50 - 60 km/s; v exp ≈ 130 - 160 km/s<br />

6.4.9 Das Galaktische Zentrum<br />

Zentrum der Galaxis im Vis nicht beobachtbar A v ≈ 28 mag ⇒ IR, Radio-, Röntgenbereich<br />

6.4.9.1 Lage des Galaktischen Zentrums<br />

• HI-Scheibe zwischen ∼ 100 pc <strong>und</strong> ∼ 1 kpc<br />

→ erlaubt Massenbestimmung M (R) für R > 100 pc durch Messung der Rotationsgeschwindigkeit<br />

bei λ = 21 cm<br />

• Radiofilamente senkrecht zur Galaktischen Scheibe<br />

• Radioquelle Sgr A in den inneren 8 pc, bestehend aus:<br />

– molekularem Ring (Torus) 2 pc < ∼ R < ∼ 8 pc, 20 ◦ gegenüber gal. Scheibe<br />

geneigt, v rot ∼ 110 km/s unabhängig von R<br />

– Sgr A Ost; nicht-thermische Synchrotron-Quelle, vermutlich SNR, Alter 100<br />

- 5.000 Jahre<br />

– Sgr A West; thermische Quelle, Spiralstruktur<br />

– Sgr A ∗ ; starke, kompakte Radioquelle nahe des Zentrums von Sgr A West,<br />

Ausdehnung < 3 AE ⇒ bester Kandidat für das GZ (s. Abb. 6.1.4)<br />

6.4.9.2 Der zentrale Sternhaufen<br />

• K-Band-Beobachtungen bei λ = 2, 2 µm zeigen kompakten Sternhaufen, zentriert<br />

auf Sgr A ∗ (Unsicherheit zwischen IR- <strong>und</strong> Radioposition 38 mas ∧ = 8.000<br />

AE); Dichteverlauf ∝ r −1,8 für 0,1 pc < ∼ r < ∼ 1pc; theoretisch bei einem “thermalisierten“<br />

Sternhaufen (bei dem pro Stern eine nahe Passage an einem anderen<br />

Stern alle ∼ 10 6 J. auftritt) n ∝ r −2 ; Geschwindigkeitsdispersion der Sterne<br />

76


(σ ∼ 55 km/s bei 5 pc → σ ∼ 180 km/s bei 0,15 pc) impliziert zentrale Massenkonzentration<br />

(s. Abb. 6.1.5).<br />

• Messung der Eigenbewegungen der Sterne im K-Band (Auflösung bis 0, 01 ′′ ) innerhalb<br />

der zentralen 4 ′′ von Sgr A ∗ → ρ = 3, 9 · 10 6 M ⊙ /pc 3<br />

6.4.9.3 Schwarzes Loch im Zentrum der Milchstraße<br />

Aus Messung der Eigenbewegung der Sterne mit R > ∼ 1 mas (∼ 100 AE) lässt sich mit<br />

großer Sicherheit auf ein Schwarzes Loch im GZ mit M c > 2, 6 · 10 6 M ⊙ schließen.<br />

Bester Wert: M c = (3, 7 ± 1, 5) · 10 6 M ⊙ .<br />

Abbildung 6.4.49: Die Umlaufbahn des Sterns S2 (s. Abb. 6.1.5) um das galaktische<br />

Zentrum. Aus der Umlaufbahn lässt sich die eingeschlossene Masse<br />

berechnen.<br />

77


Abbildung 6.4.50: Die eingeschlossene Masse als Funktion des Abstands vom galaktischen<br />

Zentrum für die innersten 10 pc.<br />

78


Kapitel 7<br />

Extragalaktische Sternsysteme<br />

7.1 Kataloge von Galaxien<br />

Galaxien sind durch Katalognummern benannt. Die wichtigsten sind<br />

• M: Messier-Katalog von C. Messier (1784)<br />

• NGC: New General Catalogue von J. L. E. Dreyer (1888)<br />

• IC: Index Catalogue von J. L. E. Dreyer (1895)<br />

• Third Reference Catalogue of Bright Galaxies von G. de Vaucouleurs (1964/1976);<br />

4364 Galaxien < 16 mag<br />

• The Hubble Atlas of Galaxies von A. Sandage<br />

Literatur zu Galaxieaufnahmen: T. Ferris, Galaxien, Birkhäuser-Verlag 1980<br />

7.2 Klassifizierung von Galaxien<br />

Hubble-Klassifikation (1936); Klassifikation mit abnehmendem Anteil am Kern (Bulge)<br />

Abbildung 7.2.1: Die Hubble-Klassifikation von Galaxien<br />

79


Abbildung 7.2.2: Die formale Anordnung der Galaxien ist hier schematisch angegeben;<br />

das Schema ist so erweitert, dass auch Galaxien mit relativ kleinen<br />

Zentralbereichen, die als Sd klassifiziert werden, dazugehören. Elliptische<br />

Galaxien werden je nach dem Grad ihrer Abflachung als E0<br />

bis E5 klassifiziert. Perspektivische Effekte können das Aussehen <strong>und</strong><br />

die Klassifizierung elliptischer Galaxien sehr beeinflussen; sogar eine<br />

zigarrenförmige E5-Galaxie kann wie ein E0 aussehen, wenn wir<br />

sie zufällig von der Seite sehen. Die S0-Galaxien bilden eine eigene<br />

Klasse.<br />

Häufigkeitsverteilung der Galaxien mit m < 12,9 mag:<br />

Typ Anzahl Prozent<br />

E 113 14,2<br />

S0 74 9,3<br />

Sa 65 8,2<br />

Sb 142 17,8<br />

Sc 258 32,5<br />

SB0 31 3,9<br />

SBa 27 3,4<br />

SBb 48 6,0<br />

SBc 15 1,9<br />

Ir 22 2,8<br />

80


Abbildung 7.2.3: Die elliptische Galaxie M87.<br />

81


Abbildung 7.2.4: Die Spiralgalaxie NGC 1232.<br />

82


Abbildung 7.2.5: Die Balkenspiralgalaxie NGC 1365.<br />

7.2.1 Elliptische Galaxien<br />

Einfachste Erscheinungsform; bestehen nur aus Kern (dem so genannten Core) <strong>und</strong> weisen<br />

keine besondere Struktur auf; Klassifizierung nach Verhältnis b/a der Halbachsen;<br />

En mit n = 10 (1 − b/a); projizierte Achsverhältnisse (!); kein oder kaum interstellares<br />

Gas.<br />

Helligkeitsprofile (de Vaucouleur 1948):<br />

83


( [ ( ) 1/4 R<br />

I (R) = I e exp − 7, 67<br />

− 1])<br />

R e<br />

(7.2.1)<br />

R e : Effektivradius; enthält 50 % der Leuchtkraft (typ. 1- 30 kpc)<br />

I e = I (R e ) [mag/arcsec 2 ]<br />

Totale Leuchtkraft: L = 2 · π I e R 2 e (b/a)<br />

Empirische Beziehung zwischen I e <strong>und</strong> R e<br />

I e = 20, 2 + 2, 6 log (R e /kpc) mag/arcsec 2 (7.2.2)<br />

Abbildung 7.2.6: Flächenhelligkeitsverläufe elliptischer Galaxien.<br />

Rotation <strong>und</strong> Dispersion:<br />

2 Klassen:<br />

- große Ellipsen (gE): praktisch keine stellare Rotation<br />

- Zwergellipsen (dE), scheibenförmige Ellipsen: schnelle Rotation: im Zentralbereich<br />

stellare Scheibe; Übergang zu Spiralgalaxien.<br />

84


Abbildung 7.2.7: Dispersions- (oben) <strong>und</strong> Rotationskurve (unten) der Galaxie M31<br />

(Spiralgalaxie) als Funktion des Abstands vom Zentrum.<br />

F<strong>und</strong>amentalparameter elliptischer Galaxien:<br />

• Halbdichteradius R e<br />

• mittlere effektive Flächenhelligkeit I e =<br />

L<br />

2 π R 2 e<br />

• typische Geschwindigkeitsdispersion σ der Sterne<br />

Die drei Parameter sind nicht statistisch unabhängig;<br />

• R e ∝ σ 1,35 I −0,84<br />

e<br />

(∗)<br />

• M ∝ L L0,24 Ie<br />

0,00 (sternspezifisch)<br />

→ Masse-Leuchtkraft-Relation M ∝ L 1,24<br />

(∗) Virialtheorem:<br />

• L = C 1 · I e · R 2 e<br />

• M = C 2 · σ 2 · R e<br />

Faber-Jackson-Relation (s. Kap. 5) L B ∝ σ 4<br />

Elliptische Galaxien <strong>und</strong> die Kerne (Bulges) von Spiralgalaxien sind stoßfreie, isotherme<br />

Sternhaufen (mit mehr oder weniger viel Anteil an Rotation → Abplattung) (vgl.<br />

Kugelsternhaufen).<br />

In den Zentren aller Galaxien befinden sich wahrscheindlich massereiche Schwarze<br />

Löcher.<br />

85


Abbildung 7.2.8: Die Faber-Jackson-Relation.<br />

Abbildung 7.2.9: Die Massen (in Einheiten von Sonnenmassen) Schwarzer Löcher in<br />

galaktischen Zentren als Funktion der Core-Masse (oben). Quadrate:<br />

Ellipsen; Kreise: Spiralgalaxien; Dreiecke: S0-Galaxien. Die Massen<br />

der Schwarzen Löcher als Funktion der stellaren Geschwindigkeitsdispersion<br />

(unten).<br />

86


Kapitel 8<br />

Die Großräumige Struktur des<br />

Universums<br />

8.1 Rotverschiebung <strong>und</strong> Hubble-Gesetz<br />

• Entfernungsbestimmung von Galaxien mittels Perioden-Leuchtkraft-Beziehung<br />

von Cepheiden (s. Kap. 5) bzw. über konstante absolute Helligkeit von RR Lyr-<br />

Sternen bzw. SN Typ Ia (M V = − 19, 7 mag)<br />

• Messung der Rot- (bzw. Blau-) Verschiebung von Galaxien (z. B. von Hα)<br />

λ 0 : Wellenlänge im Ruhesystem<br />

λ B : beobachtete Wellenlänge<br />

z ≡ λ B − λ 0<br />

λ 0<br />

(8.1.1)<br />

z > 0: Rotverschiebung<br />

z < 0: Blauverschiebung<br />

v = c · z Fluchtgeschwindigkeit für z > 0 (8.1.2)<br />

Hubble 1929: c · z = H 0 · D (für entfernte Galaxien) (8.1.3)<br />

H 0 : Hubble-Konstante<br />

D: Entfernung<br />

87


Abbildung 8.1.1: Hubble-Diagramm (oben) für Supernovae <strong>und</strong> Galaxien (verschiedene<br />

Symbole). Wert von H 0 als Funktion der Entfernung (unten).<br />

Heute immer noch Kontroverse über Wert der Hubble-Konstanten:<br />

– HST-Projekt: H 0 = (72 ± 8) km/s/Mpc (1)<br />

– SN Ia: H 0 = (64 ± 6) km/s/Mpc (2)<br />

(1) Freedman et al. 2001, ApJ 553, 47<br />

(2) Riess et al. 1996, ApJ 473, 88<br />

Abbildung 8.1.2: Die Hubble-Konstante als Funktion des Publikationsjahrs.<br />

88


8.2 Das Alter des Universums<br />

8.2.1 Das Alter von Kugelsternhaufen<br />

Sternentwicklungsrechnungen <strong>und</strong> Vergleich mit HRD galaktischer <strong>und</strong> extragalaktischer<br />

Kugelsternhaufen (älteste Objekte in Galaxien) ergibt Zusammenhang zwischen<br />

Alter <strong>und</strong> Häufigkeit schwerer Elemente:<br />

log (t gc /10 9 J.) = 1, 035 + 2, 085 (0, 3 − Y ) − 0, 03 (log Z + 3) (8.2.1)<br />

Y : Heliumhäufigkeit<br />

Z: Metallhäufigkeit<br />

8.2.2 Alter der Galaxis<br />

Ergebnis: 11 · 10 9 J. < t gc < 15 · 10 9 J. (8.2.2)<br />

Isotopenhäufigkeiten schwerer Elemente (gemessen im Sonnensystem) lassen Aussagen<br />

über die Bildungszeit der schweren Elemente (= Alter der MS) zu:<br />

8.2.3 Weltalter<br />

12, 6 · 10 9 J. ≤ t MS ≤ 19, 6 · 10 9 J. (8.2.3)<br />

Fluchtgeschwindigkeit “rückwärts“ gerechnet ergibt charakteristische Zeitskala (= Hubble-<br />

Zeit).<br />

Mit den besten Werten für H 0 ergibt sich<br />

(Genaueres bei Weltmodellen Kap. 8.5.3)<br />

t H = 1 9 100 km/s/Mpc<br />

= 9, 78 · 10 J. (8.2.4)<br />

H 0 H 0 [km/s/Mpc]<br />

t H ≈ 14 − 15 · 10 9 J. (8.2.5)<br />

8.3 Die mittlere Dichte des Universums<br />

Leuchtkraftfunktion der Galaxien:<br />

( ) −α L<br />

φ (L) dL = φ 0 exp<br />

(− L ) ( ) L<br />

d<br />

L ∗ L ∗ L ∗<br />

(8.3.1)<br />

φ 0 = 1, 2 · 10 −2 (<br />

H 0<br />

100 km/s/Mpc<br />

) 3<br />

Mpc −3 (8.3.2)<br />

α = 1, 1 − 1, 25<br />

L ∗ = 1, 0 · 10 10 (<br />

H 0<br />

100 km/s/Mpc<br />

) −2<br />

L ⊙ (8.3.3)<br />

89


Mittlere Entfernung zwischen den Galaxien:<br />

Mittlere Leuchtkraftdichte:<br />

(<br />

) −1<br />

d G ≈ φ −1/3<br />

H 0<br />

0 ≈ 4, 4<br />

Mpc (8.3.4)<br />

100 km/s/Mpc<br />

< L > =<br />

∫ ∞<br />

L φ(L) dL = φ 0 L ∗ Γ (2 − α)<br />

0<br />

(<br />

)<br />

≈ 1, 2 · 10 8 H 0<br />

L ⊙<br />

Γ (2 − α)<br />

(8.3.5)<br />

100 km/s/Mpc<br />

Mpc 3<br />

Mittlere Galaxienmasse < M G > ≈ 10 11 M ⊙<br />

⇒ Mittlere Massedichte in den Galaxien:<br />

ρ G ≈ [n G · < M G >] ≈ 10 −31 (<br />

H 0<br />

100 km/s/Mpc<br />

8.4 Die kosmische Hintergr<strong>und</strong>strahlung<br />

“Nachleuchten“ des Urknalls; entdeckt 1964 von Penzias <strong>und</strong> Wilson.<br />

8.4.1 Spektrum<br />

COBE = Cosmic Backgro<strong>und</strong> Explorer<br />

) 3<br />

g<br />

cm 3 (8.3.6)<br />

Abbildung 8.4.1: Das von COBE gemessene Hintergr<strong>und</strong>spektrum.<br />

90


Schwarzer-Strahler = Planck-Spektrum mit T = (2, 725 ± 0, 001) K<br />

→ Energiedichte<br />

a: Strahlungskonstante (s. Kap. 4.6.2 <strong>Astrophysik</strong> I)<br />

Anzahldichte der Photonen:<br />

8.4.2 Anisotropien<br />

n γ = 1, 20 ·<br />

ρ γ c 2 = a T 4 (8.4.1)<br />

2<br />

π 2 (kT ) 3<br />

(2π ¯hc) 3 ≈ 500 cm−3 (8.4.2)<br />

↩→ ρ γ ≈ 3 · 10 −34 g/cm 3 ≪ ρ G (8.4.3)<br />

a) Dipolanisotropie: Bewegungen von Erde/Sonne/MS/Virgo-Haufen gegenüber dem<br />

Ruhesystem der kosmischen Hintergr<strong>und</strong>strahlung; v CMB = (1.170 ± 61) km/s<br />

→ T (θ) ≈<br />

(<br />

1 + v )<br />

CMB<br />

cos θ<br />

c<br />

(8.4.4)<br />

∆ T/T ≈ 10 −3 (8.4.5)<br />

b) Multipolanisotropien: ∆ T/T ≈ 10 −5<br />

Fluktuationen hängen mit großräumigen Strukturen des Universums zusammen;<br />

Entwicklung nach Multipolmomenten.<br />

∆T<br />

T<br />

= ∑ l, m<br />

a m l<br />

Y m<br />

l (θ, φ) (8.4.6)<br />

Potenzspektrum der Fluktuationen C l ≡ < |a m l | 2 ><br />

91


Abbildung 8.4.2: Falschfarbendarstellung der Temperaturverteilung der kosmischen<br />

Hintergr<strong>und</strong>strahlung. Vergleich der Messungen der beiden Satelliten<br />

COBE <strong>und</strong> WMAP. Oben: Temperaturbereich 0...4 K; auf dieser<br />

Temperaturskala werden keine Abweichungen vom Mittelwert 2,7<br />

K erkannt. Mitte: Temperaturbereich 2,721...2,729 K; deutlich tritt<br />

der Dipolcharakter der Anisotropie hervor. Unten: Temperaturbereich<br />

mit ∆T = 0,0002 K; die Multipolmomente der Anisotropie treten<br />

hervor.<br />

92


Abbildung 8.4.3: Das Powerspektrum der gemessenen Temperaturfluktuationen als<br />

Funktion der Multipole l.<br />

8.5 Die großräumige Struktur des Universums<br />

8.5.1 3D-Kataloge<br />

2 Dimensionen: Position am Himmel<br />

3. Dimension: über Fluchtgeschwindigkeit → Entfernung<br />

• Center for Astrophysics, Harvard - Redshift Survey (Geller, Huchra 1989, Science<br />

246, 897)<br />

4.283 Galaxien, m B < 15, 5mag, v r < ∼ 15.000 km/s; d < ∼ 300 Mpc<br />

→ klumpige Strukturen von ≈ 50 Mpc; Galaxien bilden Haufen <strong>und</strong> Superhaufen;<br />

filamentartige Strukturen grenzen leere Gebiete (Voids) von Superhaufen ab;<br />

lokale Gruppe + Virgo-Haufen = lokaler Superhaufen.<br />

• Sloan Digital Sky Survey (SDSS) 1967-2004<br />

93


8.5.2 Dunkle Materie<br />

Abbildung 8.5.1: Lokale Struktur des Universums.<br />

DM = Unsichtbare Materie mit Gravitationswirkung<br />

Erster Hinweis: Dynamik der MS<br />

Beobachtungen heißen (T = 10 7 K) Gases im Virgo-, Hydra- <strong>und</strong> Coma-Haufen <strong>und</strong><br />

Annahme des hydrostatischen Gleichgewichts lassen auf Massenverteilung in Galaxienhaufen<br />

schließen.<br />

Typisches Ergebnis: DM übertrifft baryonische Materie in Galaxienhaufen um Faktor<br />

10.<br />

94


8.5.3 Weltmodelle<br />

Friedmann-Gleichungen der Kosmologie<br />

Ṙ 2 + kc 2<br />

R 2<br />

− c2 Λ<br />

3<br />

= 8 π G ρ<br />

3<br />

(8.5.1)<br />

2 ¨R<br />

R + Ṙ2 + kc 2<br />

− c 2 Λ = − 8 π G P<br />

(8.5.2)<br />

R 2<br />

c 2<br />

R: Radius des Universums<br />

k: Krümmungsparameter<br />

Λ: kosmologische Konstante<br />

(Bedeutung: Vakuum-Energiedichte) ⇒ wirkt abstoßend!<br />

ρ: gesamte Materiedichte<br />

P : Materiedruck<br />

H 0 =<br />

( )<br />

Ṙ<br />

R<br />

0<br />

Abbildung 8.5.2: Krümmung des Raums.<br />

heutige spezifische Expansionsgeschwindigkeit<br />

Andere Form (Einsetzen der ersten in die zweite Gleichung)<br />

Ṙ 2 + kc 2<br />

R 2<br />

= 8 π G ρ<br />

3<br />

+ c2 Λ<br />

3<br />

¨R<br />

R = − 4 π G (ρc2 + 3 P )<br />

+ c2 Λ<br />

3 c 2 3<br />

(8.5.3)<br />

Λ = 0 ⇒ ¨R < 0 gebremste Expansion<br />

c 2 Λ<br />

> 4 π G (ρc2 + 3 P )<br />

3<br />

⇒ ¨R > 0 beschleunigte Expansion für Weltmodelle mit dominierender<br />

3 c 2<br />

Vakuumenergie<br />

95


8.5.3.1 Weltmodelle ohne Vakuumenergie (Λ = 0)<br />

Heute: Kosmos dominiert durch kalte Materie in den Galaxien<br />

⇒ P ≪ ρ 0 c 2 Ṙ 2 + kc 2<br />

R 2<br />

= 8 π G ρ<br />

3<br />

t=t 0<br />

⇒ H<br />

2<br />

0<br />

+ kc2<br />

R 2 0<br />

= 8 π G ρ 0<br />

3<br />

(8.5.4)<br />

2 ¨R<br />

R + Ṙ2 + kc 2<br />

R 2 = 0 (8.5.5)<br />

Aus der ersten Gleichung kann man eine kritische Dichte ρ c bestimmen, unterhalb/oberhalb<br />

der das Universum offen/geschlossen ist (k = 0).<br />

Einführung Dichteparameter<br />

ρ c ≡ 3 (<br />

) 2 H2 0<br />

8 π G = 2 · H 0 g<br />

10−29 (8.5.6)<br />

100 km/s/Mpc cm 3<br />

Galaxien alleine: Ω G ≃ 0, 005<br />

Ω ≡ ρ 0<br />

ρ c<br />

(8.5.7)<br />

Dunkle Materie: Ω = ?<br />

Beschleunigungsparameter:<br />

q 0 H 2 0<br />

≡ −<br />

( ) ¨R<br />

R<br />

0<br />

⇒ q 0 = 1 2 Ω (8.5.8)<br />

Universum ist flach/offen/geschlossen für Ω = 1 (q 0 = 0, 5) / Ω < 1 / Ω > 1<br />

a) Euklidisches Universum, k = 0<br />

hat Lösung<br />

Ṙ 2 = H 2 0<br />

R 3 0<br />

R<br />

(8.5.9)<br />

R (t) = R 0<br />

( t<br />

t 0<br />

) 2/3<br />

(8.5.10)<br />

Alter des Universums:<br />

t 0 = 2<br />

3 H 0<br />

(8.5.11)<br />

96


) geschlossenes Universum k = 1<br />

(<br />

Ṙ<br />

R 0<br />

) 2<br />

= H 2 0<br />

[<br />

]<br />

R 0<br />

1 − 2 q 0 + 2 q 0<br />

R<br />

(8.5.12)<br />

Lösung: t (R) = 1 R/R<br />

∫ 0<br />

H 0<br />

Alter des Universums:<br />

0<br />

[<br />

1 − 2 q 0 + 2 q ] −1/2<br />

0<br />

dx (8.5.13)<br />

x<br />

t 0 = 1 ( ( )<br />

q 0<br />

1 −<br />

cos −1 q0<br />

H 0 (2 q 0 − 1) 3/2 q 0<br />

−<br />

√ ) 2 q0 − 1<br />

q 0<br />

(8.5.14)<br />

Beispiel: q 0 = 1 ⇒ t 0 = 1 H 0<br />

( π<br />

2 − 1 )<br />

< 2<br />

3 H 0<br />

(8.5.15)<br />

⇒ geschlossenes Universum ist jünger als flaches Universum.<br />

c) offenes Universum, k = − 1<br />

(<br />

Ṙ 2 = c 2 1 + R )<br />

m<br />

; R m =<br />

R<br />

2 q 0 c<br />

(8.5.16)<br />

(1 − 2 q 0 ) 3/2 H 0<br />

Lösung: R (t) = R m<br />

2 (cosh Ψ (t) − 1); ct = R m<br />

(sinh Ψ − Ψ) (8.5.17)<br />

2<br />

Alter des Universums:<br />

(für 0 ≤ q 0 < 1/2 oder 0 ≤ Ω < 1) (8.5.18)<br />

t 0 = 1 (√ (<br />

q 0 1 − 2 q0 1 − q0 + √ ))<br />

1 − 2 q 0<br />

−ln<br />

H 0 (1 − 2 q 0 ) 3/2 q 0<br />

q 0<br />

(8.5.19)<br />

8.5.3.2 Weltmodelle mit Vakuumenergie (Λ ≠ 0)<br />

Zeitliche Entwicklung der Raumausdehnung mit dimensionslosem Skalenfaktor<br />

a (t) = R (t)<br />

R 0<br />

Index 0: heutiger Wert (8.5.20)<br />

→<br />

ȧ (t)<br />

a (t) = H √<br />

0 Ω0 a −3 (t) + (1 − Ω 0 − Ω Λ ) a −2 (t) + Ω Λ (8.5.21)<br />

mit Ω 0 = 8 π G<br />

3 H 2 0<br />

ρ 0 = ρ 0<br />

ρ c<br />

Materiedichteparameter (8.5.22)<br />

Ω Λ =<br />

c2<br />

3 H 2 0<br />

Λ Vakuumdichteparameter (8.5.23)<br />

97


Abbildung 8.5.3: Der Expansionsfaktor des klassischen Friedmann-Modells.<br />

Ω k = − kc2<br />

R0 2 H0<br />

2<br />

Es gilt mit diesen Definitionen:<br />

Definition: Krümmungsparameter (8.5.24)<br />

Ω 0 + Ω Λ + Ω k = 1 (8.5.25)<br />

⎧ ⎫ ⎧<br />

⎨ < ⎬ ⎨ Raum offen<br />

Ω 0 + Ω Λ =<br />

⎩ ⎭ 1 Raum flach<br />

⎩<br />

> Raum geschlossen<br />

(8.5.26)<br />

Anteil der baryonischen Materie (Rest: dunkle Materie) an Gesamtmateriedichte Ω b .<br />

Das heute beste Modell des Kosmos, gewonnen aus Beobachtungen von Supernovae Ia,<br />

CMB-Anisotropie <strong>und</strong> (indirekt) dunkler Materie in Galaxienhaufen:<br />

H 0 = (71 ± 4) km/s/Mpc<br />

Alter des Universums (13, 7 ± 0, 2) · 10 9 Jahre<br />

⎫<br />

Ω 0 = 0, 27 ± 0, 02 ⎬<br />

⎭ Ω tot = 1, 02 ± 0, 02 (8.5.27)<br />

Ω Λ = 0, 75 ± 0, 02<br />

⇒ flaches Universum Ω k ≈ 0<br />

Anteil der baryonischen Materie an Ω 0 : Ω b = 0, 044 ± 0, 002<br />

98

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!