Ansätze zur betrieblichen Burn-out Prävention (PDF, 2,8 MB)
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Ansätze <strong>zur</strong> <strong>betrieblichen</strong><br />
<strong>Burn</strong>-<strong>out</strong> Prävention<br />
5. DNBGF-Konferenz, 4./5. Juni 2013, Bonn<br />
Workshop 3<br />
Dr. Marlen Cosmar
Quelle: DGUV-Forum 6/2011<br />
Ansätze <strong>zur</strong> <strong>betrieblichen</strong> <strong>Burn</strong><strong>out</strong>prävention – WS 3 Seite 2
Das Problem mit dem <strong>Burn</strong><strong>out</strong><br />
„In den letzten zwei Jahren kommen zu mir immer<br />
wieder Mitarbeiter, die über <strong>Burn</strong><strong>out</strong> klagen. Ich weiß<br />
dann meist gar nicht, wie ich darauf reagieren soll.<br />
Manchmal habe ich auch den Eindruck, dass <strong>Burn</strong><strong>out</strong><br />
als Grund vorgeschoben wird, um weniger<br />
Arbeitsaufgaben zu erhalten.“ (Pflegedienstleitung)<br />
Gina Sanders/fotolia.de<br />
Ansätze <strong>zur</strong> <strong>betrieblichen</strong> <strong>Burn</strong><strong>out</strong>prävention – WS 3 Seite 3
Ansätze <strong>zur</strong> <strong>betrieblichen</strong> <strong>Burn</strong><strong>out</strong>prävention – WS 3 Seite 4
Was ist <strong>Burn</strong><strong>out</strong>?<br />
• <strong>Burn</strong><strong>out</strong> bezeichnet einen Zustand berufsbezogener<br />
Erschöpfung, der durch chronische Überlastung, Stress und<br />
Entfremdung entstehen kann.<br />
• Die Beschwerden sind sowohl körperlicher als auch seelischer<br />
Natur.<br />
• Das Gefühl von Sinn und Nutzen der eigenen<br />
Arbeit geht verloren, sowie auch der Verlust der<br />
persönlichen Wertschätzung für sich und andere.<br />
unpict/fotolia.de<br />
Ansätze <strong>zur</strong> <strong>betrieblichen</strong> <strong>Burn</strong><strong>out</strong>prävention – WS 3<br />
Seite 5
eine allgemein gültige<br />
Definition fehlt<br />
<strong>Burn</strong><strong>out</strong> ist beinahe<br />
alles und<br />
gleichzeitig<br />
beinahe nichts<br />
Ansätze Seite 6 <strong>zur</strong> <strong>betrieblichen</strong> <strong>Burn</strong><strong>out</strong>prävention – WS 3 Seite 6
einig ist man sich über folgende<br />
Kernsymptome des <strong>Burn</strong><strong>out</strong>-Syndroms<br />
Emotionale Erschöpfung<br />
Zynisch distanzierte Einstellung<br />
Persönliche Erfüllung<br />
darüber hinaus sind über 100 Symptome benannt<br />
worden<br />
Ansätze <strong>zur</strong> <strong>betrieblichen</strong> <strong>Burn</strong><strong>out</strong>prävention – WS 3 Seite 7
Beispiele für weitere häufig genannte Symptome<br />
Kognitiv (gedankenbezogen)<br />
•Hoffnungslosigkeit<br />
•Hilflosigkeit<br />
•Konzentrationsschwierigkeiten<br />
•geringes Selbstbewusstsein<br />
•Eindruck Anforderungen nicht<br />
gewachsen zu sein<br />
Affektiv (gefühlsbezogen)<br />
•Traurige, bedrückte Stimmung<br />
•Entmutigung<br />
•Gereiztheit<br />
•mitunter Mangel an Gefühlskontrolle<br />
(Wutausbrüche)<br />
Ansätze <strong>zur</strong> <strong>betrieblichen</strong> <strong>Burn</strong><strong>out</strong>prävention – WS 3 Seite 8
Beispiele für weitere häufig genannte Symptome<br />
Körperlich Verhaltensbezogen Motivationsbezogen<br />
•Müdigkeit,<br />
chronische<br />
Erschöpfung<br />
•Anfälligkeit für<br />
Infekte<br />
•Magenprobleme<br />
•Häufiges Grübeln<br />
•Rücken-, Kopfoder<br />
Nackenschmerzen<br />
•Entscheidungsschwäche<br />
•Appetitmangel<br />
•sozialer Rückzug<br />
•mitunter sogar<br />
Gebrauch von Arzneioder<br />
Suchtmitteln<br />
•Antriebslosigkeit<br />
•Desinteresse an<br />
Kunden und Arbeit<br />
•Stark reduzierte<br />
Begeisterung für<br />
Arbeitsaufgaben<br />
Ansätze <strong>zur</strong> <strong>betrieblichen</strong> <strong>Burn</strong><strong>out</strong>prävention – WS 3 Seite 9
keine Klassifikation als Erkrankung in ICD-10 bzw.<br />
DSM-IV<br />
<strong>Burn</strong><strong>out</strong> Klassifizierung nach ICD-10 (2013)<br />
Z73.0<br />
• Z: Faktoren, die den Gesundheitszustand beeinflussen und <strong>zur</strong><br />
Inanspruchnahme des Gesundheitswesens führen<br />
• Z73: Probleme mit Bezug auf Schwierigkeiten bei der<br />
Lebensbewältigung<br />
• Z73.0: Ausgebranntsein<br />
Inkl.: <strong>Burn</strong>-<strong>out</strong><br />
Zustand der totalen Erschöpfung<br />
Ansätze Seite 10 <strong>zur</strong> <strong>betrieblichen</strong> <strong>Burn</strong><strong>out</strong>prävention – WS 3
Ansätze <strong>zur</strong> <strong>betrieblichen</strong> <strong>Burn</strong><strong>out</strong>prävention – WS 3 Seite 11
Ansätze <strong>zur</strong> <strong>betrieblichen</strong> <strong>Burn</strong><strong>out</strong>prävention – WS 3 Seite 12
Gegenüberstellung <strong>Burn</strong><strong>out</strong> und Depression<br />
Ursachen<br />
<strong>Burn</strong><strong>out</strong>:<br />
Arbeitspsychologisches<br />
Konstrukt<br />
Chronische Überlastung<br />
und Stress bei der Arbeit<br />
Depression:<br />
Klinische Diagnose<br />
Oft aber nicht immer durch<br />
Stressoren ausgelöst<br />
Symptome • Emotionale<br />
Erschöpfung<br />
• Zynismus<br />
• Verminderte<br />
subjektive<br />
Leistungsbewertung<br />
• Depressive Stimmung<br />
• Interessenverlust<br />
• Freudlosigkeit<br />
• Antriebsminderung<br />
• Schlafstörung<br />
DGPPN 2012 – <strong>Burn</strong><strong>out</strong> als Vorstufe bzw. Risikofaktor für<br />
Depression etc.<br />
Ansätze <strong>zur</strong> <strong>betrieblichen</strong> <strong>Burn</strong><strong>out</strong>prävention – WS 3 Seite 13
Messung von <strong>Burn</strong><strong>out</strong><br />
Fragebögen im wissenschaftlichen Kontext<br />
Maslach <strong>Burn</strong><strong>out</strong> Inventory<br />
Copenhagen <strong>Burn</strong><strong>out</strong> Inventory etc.<br />
Tatiana /www.Fotolia.de<br />
• kein Ansatz <strong>zur</strong> klinischen Diagnostik<br />
Ansätze <strong>zur</strong> <strong>betrieblichen</strong> <strong>Burn</strong><strong>out</strong>prävention – WS 3 Seite 14
Maslach <strong>Burn</strong><strong>out</strong> Inventar<br />
Wie häufig treten bei Ihnen die nachfolgend<br />
beschriebenen Situationen bzw. Gefühle auf?<br />
Skala<br />
Überhaupt<br />
nicht<br />
1 2 3 4 5 6<br />
Sehr oft<br />
Ansätze <strong>zur</strong> <strong>betrieblichen</strong> <strong>Burn</strong><strong>out</strong>prävention – WS 3 Seite 15
Maslach <strong>Burn</strong><strong>out</strong> Inventar - Beispielitems<br />
• Der direkte Kontakt mit Menschen bei meiner Arbeit<br />
belastet mich.(EE)<br />
• Den ganzen Tag mit Menschen zu arbeiten, ist für mich<br />
wirklich anstrengend.(EE)<br />
• Ich glaube, dass ich manche Kunden/Kollegen/Patienten<br />
so behandle, als wären Sie „unpersönliche Objekte“.(Z)<br />
• Ich gehe ziemlich erfolgreich mit den Problemen meiner<br />
Kunden/Kollegen/Patienten um.(PE)<br />
Ansätze <strong>zur</strong> <strong>betrieblichen</strong> <strong>Burn</strong><strong>out</strong>prävention – WS 3 Seite 16
Hinweise für <strong>Burn</strong><strong>out</strong> und psychische<br />
Beschwerden bei Mitarbeitern?<br />
• Zunehmende Zerstreutheit, Nervosität, Flüchtigkeitsfehler<br />
• Sozialer Rückzug<br />
• Verringerte Emotionskontrolle (z.B. erhöhte Reizbarkeit,<br />
Wutausbrüche, Verstärkte Neigung zu Tränen, starre<br />
Mimik)<br />
• Nachlassendes Engagement<br />
• Leistungsabfälle<br />
• vermehrt Überstunden<br />
• erhöhte Fehlzeiten wegen Erkältungen etc.<br />
Ansätze <strong>zur</strong> <strong>betrieblichen</strong> <strong>Burn</strong><strong>out</strong>prävention – WS 3 Seite 17
Wie entsteht <strong>Burn</strong><strong>out</strong>?<br />
(„<strong>Burn</strong><strong>out</strong> - erkennen, verstehen, bekämpfen“ (VBG))<br />
Ansätze <strong>zur</strong> <strong>betrieblichen</strong> <strong>Burn</strong><strong>out</strong>prävention – WS 3 Seite 18
Ansatzpunkte für die betriebliche Prävention<br />
von <strong>Burn</strong><strong>out</strong><br />
Person-Environment-Fit<br />
Psychische<br />
Belastungen bei<br />
der Arbeit<br />
Individuelle<br />
Ressourcen<br />
Ansätze <strong>zur</strong> <strong>betrieblichen</strong> <strong>Burn</strong><strong>out</strong>prävention – WS 3 Seite 19
Welche Ansatzpunkte gibt es für die betriebliche<br />
Prävention?<br />
Psychosoziale<br />
Risikofaktoren reduzieren<br />
und organisationale<br />
Ressourcen stärken<br />
Individuelle Risiken<br />
reduzieren und Ressourcen<br />
der Mitarbeiter stärken<br />
Verhältnisprävention<br />
Verhaltensprävention<br />
Ansätze <strong>zur</strong> <strong>betrieblichen</strong> <strong>Burn</strong><strong>out</strong>prävention – WS 3<br />
Seite 20
Psychosoziale Risikofaktoren<br />
• Keine Rückmeldung zu Arbeitsergebnissen<br />
(Gratifikationskrise)<br />
• Dauerhafte Unter- oder Überforderung<br />
• Mangelnde Sinnhaftigkeit der Arbeit<br />
• Unklare Rollenverteilung<br />
• Mangelnde Vereinbarkeit von Familie und Beruf<br />
Ansätze <strong>zur</strong> <strong>betrieblichen</strong> <strong>Burn</strong><strong>out</strong>prävention – WS 3<br />
Seite 21
Organisationale und soziale Ressourcen<br />
• Aufgabenvielfalt<br />
• Qualifikationsnutzung<br />
• Gerechtigkeit/Fairness<br />
Organisationale<br />
Ressourcen<br />
• Soziale Netzwerke -<br />
Unterstützung durch:<br />
• Vorgesetzte<br />
• Arbeitskollegen<br />
Soziale Ressourcen<br />
Ansätze <strong>zur</strong> <strong>betrieblichen</strong> <strong>Burn</strong><strong>out</strong>prävention – WS 3 Seite 22
Psychosoziale Risikofaktoren reduzieren<br />
Die Basis für betriebliche<br />
Maßnahmen im Umgang mit<br />
psychosozialen Risikofaktoren und<br />
psychischer Beanspruchung bei<br />
der Arbeit ist die<br />
Gefährdungsbeurteilung<br />
psychischer Belastungen.<br />
Maksym Yemelyanov /www.Fotolia.de<br />
Ansätze <strong>zur</strong> <strong>betrieblichen</strong> <strong>Burn</strong><strong>out</strong>prävention – WS 3<br />
Seite 23
Rechtlicher Hintergrund<br />
§ 5 Beurteilung der Arbeitsbedingungen<br />
(1) Der Arbeitgeber hat durch eine Beurteilung der<br />
für die Beschäftigten mit ihrer Arbeit<br />
verbundenen Gefährdung zu ermitteln, welche<br />
Maßnahmen des Arbeitsschutzes erforderlich<br />
sind.<br />
(2) Der Arbeitgeber hat die Beurteilung je nach Art<br />
der Tätigkeiten vorzunehmen. Bei gleichartigen<br />
Arbeitsbedingungen ist die Beurteilung eines<br />
Arbeitsplatzes oder einer Tätigkeit ausreichend.<br />
(3) Eine Gefährdung kann sich insbesondere<br />
ergeben durch<br />
Ansätze <strong>zur</strong> <strong>betrieblichen</strong> <strong>Burn</strong><strong>out</strong>prävention – WS 3 Seite 24
Rechtlicher Hintergrund<br />
1. die Gestaltung und die Einrichtung der Arbeitsstätte und<br />
des Arbeitsplatzes,<br />
2. physikalische, chemische und biologische Einwirkungen,<br />
3. die Gestaltung, die Auswahl und den Einsatz von<br />
Arbeitsmitteln, insbesondere von Arbeitsstoffen,<br />
Maschinen, Geräten und Anlagen sowie den Umgang<br />
damit,<br />
4. die Gestaltung von Arbeits- und Fertigungsverfahren,<br />
Arbeitsabläufen und Arbeitszeit und deren<br />
Zusammenwirken,<br />
5. un<strong>zur</strong>eichende Qualifikation und Unterweisung der<br />
Beschäftigten.<br />
6. psychische Belastungen bei der Arbeit<br />
voraussichtl. ab 2013<br />
Ansätze <strong>zur</strong> <strong>betrieblichen</strong> <strong>Burn</strong><strong>out</strong>prävention – WS 3 Seite 25
Vorgehen - Analyse<br />
Befragung<br />
• orientierende Verfahren<br />
• Screening<br />
Diskussionsbasiertes<br />
Verfahren<br />
• Arbeitssituationsanalyse<br />
• Ideentreffen<br />
• Expertenverfahren<br />
• keine Grenzwerte<br />
Ansätze <strong>zur</strong> <strong>betrieblichen</strong> <strong>Burn</strong><strong>out</strong>prävention – WS 3<br />
Seite 26
Was tun bei <strong>Burn</strong><strong>out</strong>verdacht?<br />
„Wenn einer meiner Mitarbeiter mir sagt, dass er gestresst<br />
oder ausgebrannt ist, frage ich ihn zuerst, was Stress bzw.<br />
<strong>Burn</strong><strong>out</strong> für ihn bedeuten. Dann fordere ich den Mitarbeiter<br />
auf, mir zu sagen, was ihm aktuell helfen würde, den Stress<br />
zu verringern.“ (Meister Mercedes-Benz)<br />
Probleme müssen klar benannt und diskutiert<br />
werden hierbei muss die Führungskraft die<br />
Initiative ergreifen<br />
Ansätze <strong>zur</strong> <strong>betrieblichen</strong> <strong>Burn</strong><strong>out</strong>prävention – WS 3 Seite 27
Was tun bei <strong>Burn</strong><strong>out</strong>verdacht?<br />
Veränderungen in der Arbeitsleistung<br />
thematisieren (Führsorgegespräch)<br />
generelle Arbeitsbedingungen<br />
hinterfragen<br />
Betriebliche Angebote (Weiterbildung,<br />
Coaching, Beratung)<br />
auf Hilfsangebote hinweisen<br />
<br />
www.psychotherapiesuche.de;<br />
www.weisseliste.de (Akutkrankenhäuser)<br />
Beschwerden ernst nehmen, aber<br />
auch Vorschläge <strong>zur</strong> Änderung der<br />
Situation einfordern<br />
WavebreakMediaMicro/www.Fotolia.de<br />
Ansätze <strong>zur</strong> <strong>betrieblichen</strong> <strong>Burn</strong><strong>out</strong>prävention – WS 3 Seite 28
Vielen Dank für Ihre<br />
Aufmerksamkeit!<br />
Ansätze <strong>zur</strong> <strong>betrieblichen</strong> <strong>Burn</strong><strong>out</strong>prävention – WS 3 Seite 29