125 Jahre mehr Gesundheit - Boehringer Ingelheim
125 Jahre mehr Gesundheit - Boehringer Ingelheim
125 Jahre mehr Gesundheit - Boehringer Ingelheim
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
<strong>125</strong> <strong>Jahre</strong><br />
<strong>mehr</strong><br />
<strong>Gesundheit</strong><br />
1885 – 2010<br />
Unternehmensmagazin 2010
innovation<br />
12<br />
12<br />
14<br />
16<br />
19<br />
inhalt<br />
die unternehmensgeschichte:<br />
05<br />
06<br />
1885 ― 1912 | wie alles begann<br />
1912 ― 1948 | innovative anfänge<br />
1948 ― 1988 | internationalisierung<br />
1988 ― 2010 | werte schaffen durch innovation<br />
10<br />
Auszug aus unserem Leitbild<br />
Im Gespräch mit Christian <strong>Boehringer</strong><br />
und Andreas Barner<br />
<strong>125</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>mehr</strong> <strong>Gesundheit</strong>:<br />
Das Jubiläumsjahr 2010
22 unternehmerische verantwortung<br />
CR<br />
64 forschung und entwicklung<br />
F&E<br />
102 unsere geschäfte<br />
BIZ<br />
24<br />
22<br />
38<br />
46<br />
66<br />
74<br />
78<br />
84<br />
90<br />
99<br />
100<br />
104<br />
106<br />
108<br />
118<br />
126<br />
136<br />
152<br />
Respektiert sein. Motiviert sein.<br />
Innovativ sein.<br />
Unsere Mitarbeiter<br />
Nachhaltigkeit<br />
Gesellschaftliches Engagement<br />
Erster sein. Bester sein. Fokussiert sein.<br />
Medizinische Innovationen<br />
Erster sein.<br />
Thromboembolische Erkrankungen<br />
Bester sein. Diabetes<br />
Fokussiert sein. Onkologie<br />
Idiopathische Lungenfi brose<br />
Hepatitis-C<br />
Verpfl ichtet sein. Glaubwürdig sein.<br />
Erfolgreich sein.<br />
Humanpharmazeutika*<br />
Verschreibungspfl ichtige Medikamente<br />
Selbstmedikation<br />
Biopharmazeutika<br />
Operations<br />
Tiergesundheit<br />
* Die Patientengeschichten in dem Geschäftsbericht beruhen auf tatsächlichen persönlichen Erfahrungen. Bitte berücksichtigen Sie, dass andere<br />
Patienten unterschiedliche Behandlungserfahrungen machen könnten. Die individuelle Behandlungsmethode muss im Einzelfall immer<br />
zwischen dem Patienten und dem behandelnden Arzt besprochen werden.<br />
Inhaltsverzeichnis
<strong>125</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>mehr</strong> <strong>Gesundheit</strong><br />
Das Jubiläumsjahr 2010<br />
Seit <strong>125</strong> <strong>Jahre</strong>n gelten unsere Grundsätze und unser Anspruch, herausragend<br />
in Innovation und Technologie zu sein. Es ist unser Bestreben, bahnbrechende<br />
Entdeckungen über die Ursachen und den Verlauf menschlicher Erkrankungen<br />
in immer bessere Behandlungsmethoden zu überführen.<br />
Garant dafür sind unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter; sie sind der<br />
Mittelpunkt unserer unverwechselbaren Unternehmenskultur, die auf<br />
gegenseitigen Respekt und Fairness baut.<br />
Mehr zum Jubiläumsjahr<br />
Seite 10
Auszug aus unserem Leitbild<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> ist seit <strong>125</strong> <strong>Jahre</strong>n ein erfolgreiches Unternehmen<br />
im Familienbesitz. Diese Tradition soll auch im zweiten Jahrhundert<br />
seiner Existenz fortgeführt werden. Es ist nicht möglich, die Zukunft<br />
genau vorherzusehen, jedoch werden wir uns aktiv und kreativ den<br />
wechselnden Aufgaben und Herausforderungen stellen und dabei auf<br />
unsere Erfahrungen und unseren Erfolg bauen. Hierdurch erlangen wir<br />
die nötige Stärke, Zielstrebigkeit und das Vertrauen zur Gestaltung<br />
unserer Zukunft. Unser Ziel ist es, den Menschen durch die Erforschung<br />
von Krankheiten und die Entwicklung neuer Arzneimittel und Therapien<br />
zu dienen. In diesem Bemühen hängt die Zukunft des Unternehmens-<br />
verbandes von seiner innovativen Leistungsfähigkeit ab.<br />
Bei all unseren Aktivitäten ist es unser Ziel, unsere Mitarbeiter, unsere<br />
Einrichtungen und die Umwelt vor schädlichen Einfl üssen zu bewahren,<br />
die natürlichen Ressourcen zu erhal ten und das Umweltbewusstsein zu<br />
fördern. Mit dem Verfolgen dieser Ziele sind wir zusätzlich bestrebt, in<br />
den Ländern und Gemeinschaften, in denen wir geschäftlich aktiv sind,<br />
wirtschaftliches und soziales Wohlergehen zu fördern. Damit wir unsere<br />
Ziele erreichen, müssen wir fi nanziell erfolgreich sein, Bereitschaft für<br />
notwendige Änderungen zeigen und offen und aufmerksam für neue<br />
Ideen und Entwicklungen sein. Die Erhaltung und Verbesserung der<br />
Leistungsfähigkeit des Unternehmensverbandes hat Vorrang gegenüber<br />
kurzfristiger Gewinn maximierung.<br />
Auszug aus unserem Leitbild<br />
5
innovation Im Gespräch<br />
Unternehmerisch handeln.<br />
Bewährtes verbessern.<br />
Neues entwickeln.<br />
Wie schon in der Vergangenheit gilt auch für die Zukunft,<br />
dass ständige, aber stetige Veränderungen notwendig sein<br />
werden, um zu jedem Zeitpunkt für die Zukunft gerüstet<br />
zu sein. Und dabei ist uns wichtig, eine Konstante zu haben:<br />
unsere Werte und die Kultur unseres Miteinanders für die<br />
Erforschung, Entwicklung, Produktion und den Vertrieb von<br />
innovativen Medikamenten – getragen von einem<br />
Familienunternehmen.<br />
6 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010<br />
christian boehringer<br />
vorsitzender des gesellschafterausschusses
andreas barner<br />
sprecher der unternehmensleitung<br />
Im Gespräch<br />
7
innovation Im Gespräch<br />
Was sind die Unternehmensziele von <strong>Boehringer</strong><br />
<strong>Ingelheim</strong>?<br />
christian boehringer: „Wir haben im Jahr<br />
2010 ein besonderes Jubiläum feiern können: Das<br />
<strong>125</strong>-jährige Bestehen unseres Familienunternehmens<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong>. Wir haben hier erleben können,<br />
wie stark und lebendig auch heute die Grundsätze<br />
und der Anspruch der Gesellschafterfamilie sind,<br />
die seit der Gründung im Jahr 1885 sind: Herausragend<br />
in Innovation und Technologie zu sein – Werte<br />
schaffen durch Innovation.<br />
Was in den <strong>Jahre</strong>n seit der Gründung des Unternehmens<br />
1885 mit der Produktion und der Erschließung<br />
neuer Märkte für Milchsäure begann, hat sich kontinuierlich<br />
weiterentwickelt und ist heute ein modernes,<br />
hoch innovatives pharmazeutisches Unternehmen<br />
in Familienbesitz.“<br />
andreas barner: „Dieses Unternehmensziel<br />
von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> zieht sich wie ein roter<br />
Faden durch seine <strong>125</strong>-jährige Geschichte. Es ist das<br />
Bestreben, bahnbrechende Entdeckungen über die<br />
Ursachen und den Verlauf menschlicher Erkrankungen<br />
in immer bessere Behandlungsmethoden zu<br />
übersetzen. Dabei konzentriert sich <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />
auf Innovationen in allen Bereichen, nicht<br />
nur in der Humanmedizin, sondern auch in der Tiermedizin<br />
und damit verbundenen Technologien.<br />
Mit innovativen Forschungs- und Entwicklungsprojekten<br />
möchte das Unternehmen therapeutische Lücken<br />
mit neuen Medikamenten schließen, welche die Überlebenschancen<br />
und die Lebensqualität von Patienten<br />
verbessern. Dort, wo heute medizinischer Bedarf besteht<br />
– und diesen sehen wir an vielen Stellen – setzen<br />
unsere Forschungsanstrengungen an. Unser innovativer<br />
Thrombininhibitor pradaxa® ist ein Beispiel, bei dem<br />
dies in ganz besonders überzeugender Weise gelungen ist.<br />
Bei der Umsetzung dieses Bestrebens ist <strong>Boehringer</strong><br />
<strong>Ingelheim</strong> schon immer einen eigenen Weg gegangen:<br />
Das Unternehmen hat sich traditionell<br />
8 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010<br />
dem Wandel gestellt und hat mit Beharrlichkeit<br />
und Langmut erfolgreich Kontinuität im Wandel<br />
praktiziert.“<br />
Was bedeutet Unternehmerisch handeln für<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong>?<br />
christian boehringer: „Wir haben dafür klare<br />
Rahmenbedingungen: Wir, die Gesellschafterfamilie,<br />
setzen heute wie damals einen verlässlichen fi nanziellen<br />
Rahmen und gewährleisten Kontinuität in der<br />
strategischen Ausrichtung des Unternehmens. Damit<br />
schaffen wir die Voraussetzungen für Stabilität,<br />
Rentabilität und nachhaltiges Wachstum des Unternehmens.<br />
Ich verwende gern das Bild von einem Baum. Die<br />
Wurzeln des Baumes <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> geben dem<br />
Unternehmen Nährstoffe und Halt. Die Nährstoffe<br />
sind das Kapital, das die Gesellschafter dem Unternehmen<br />
zur Verfügung stellen, über den Profi t, der zum<br />
größten Teil in das Unternehmen reinvestiert wird, damit<br />
es wachsen kann. Der Halt ist die langfristige Strategie<br />
der Gesellschafter, innovative Medikamente für<br />
Menschen und Tiere zu entwickeln und kurzfristige<br />
Trends oder Abweichungen von diesem Kurs zu vermeiden.<br />
Auf dieser festen Basis steht der Stamm, das<br />
sind alle Mitarbeiter, die diese Strategie im Sinne einer<br />
stabilen Partnerschaft mit den Gesellschaftern umsetzen.<br />
Nur so wachsen an den Ästen des Baumes Früchte,<br />
unsere Produkte, die wir erfolgreich in den Markt<br />
einbringen können. Die Gesellschafter engagieren sich<br />
zum einen operativ mit Hubertus von Baumbach in<br />
der Unternehmensleitung. Zum anderen haben die<br />
sechs Gesellschafter im Gesellschafterausschuss, aber<br />
auch alle anderen Gesellschafter ein hohes Maß an Interesse<br />
für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und<br />
für die wichtigen Themen im Unternehmen.“<br />
Wie möchte <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> Bewährtes<br />
verbessern?<br />
christian boehringer: „Wir, die Gesellschafterfamilie,<br />
sehen uns als Treuhänder für den nachhaltigen<br />
Erfolg des Unternehmens. Das Familien-
unternehmen <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> soll kontinuierlich<br />
in der Lage sein, innovative Medikamente zum Wohl<br />
von Mensch und Tier zu erforschen, zu entwickeln,<br />
zu produzieren und zu vermarkten.<br />
Das vertrauensvolle Verhältnis von Gesellschaftern<br />
und Unternehmensleitung führt zu weitreichenden<br />
Informationsmöglichkeiten für uns Gesellschafter.<br />
Das fördert das Verständnis von den einzelnen Geschäften<br />
und hat bei anstehenden Entscheidungen<br />
den Vorteil, dass man ein gutes gemeinsames Vorwissen<br />
und Verständnis der Chancen und Risiken<br />
hat.<br />
Entscheidungen werden dann gemeinsam mit der<br />
Unternehmensleitung in den Unternehmensgremien<br />
getroffen. Dies entspricht einer tief im Unternehmen<br />
verwurzelten Kultur des gegenseitigen Vertrauens<br />
und der Fairness zwischen der Gesellschafterfamilie<br />
und der Unternehmensleitung, sowie den Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeitern.<br />
Diese besondere Kultur wollen wir für die Zukunft<br />
bewahren, damit unsere Mitarbeiterinnen und<br />
Mitarbeiter <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> auch weiterhin<br />
attraktiv fi nden, und wir gleichzeitig neue Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter für das Familienunternehmen<br />
und die Gestaltung der Zukunft gewinnen.“<br />
Was bedeutet Neues entwickeln für <strong>Boehringer</strong><br />
<strong>Ingelheim</strong>?<br />
andreas barner: „So werden wir weiter wach-<br />
sen: gemeinsam diskutieren Gesellschafter und<br />
Unternehmensleitung mögliche gesellschaftliche<br />
Veränderungen und gehen offen und vorbereitet<br />
auf die Veränderungen der Zukunft zu. Entwicklungen<br />
in der Medizin und in der Gesellschaft<br />
müssen antizipiert werden, damit wir das Unternehmen,<br />
gerade bei den langen Forschungs- und<br />
Entwicklungszyklen, gezielt weiterentwickeln können<br />
und damit das oberste Ziel, seine Unabhängigkeit<br />
für die nächste Generation der Gesellschafter,<br />
bewahren können.<br />
Drei Beispiele, die unser langfristiges Denken verdeutlichen:<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unterstützt das<br />
Forschungsintitut für Molekulare Pathologie in<br />
Wien (IMP), an dem <strong>mehr</strong> als 200 Wissenschaftler<br />
aus 30 Ländern Grundlagenforschung mit dem<br />
Schwerpunkt Onkologie betreiben. Und an der Universität<br />
Mainz fördert die <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> Stiftung<br />
über die nächsten zehn <strong>Jahre</strong> mit insgesamt<br />
100 Millionen Euro das Institut für Molekulare Biologie<br />
(IMB), das mit Grundlagenforschung neue<br />
Möglichkeiten für Diagnosen und Therapien erschließen<br />
soll. Zusätzlich hat das Unternehmen den<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> Venture Fund mit einem anfänglichen<br />
Beitrag von 100 Millionen Euro gegründet.<br />
Unser Ansatz ist es, einen breiteren Zugang zu<br />
sich neu abzeichnenden Therapiekonzepten und<br />
neuen Technologieplattformen zu erlangen, und damit<br />
die therapeutischen Möglichkeiten von übermorgen<br />
zu begleiten. Wir denken also auch als Unternehmen<br />
sehr langfristig und müssen dabei immer<br />
modern und beweglich sein, um gleichzeitig traditionell<br />
und konstant bleiben zu können.<br />
Wie schon in der Vergangenheit gilt auch für die Zukunft,<br />
dass ständige, aber stetige Veränderungen<br />
notwendig sein werden, um zu jedem Zeitpunkt für<br />
die Zukunft gerüstet zu sein. Und dabei ist uns wichtig,<br />
eine Konstante für die nächsten <strong>125</strong> <strong>Jahre</strong> zu haben:<br />
unsere Werte und die Kultur unseres Miteinanders<br />
für die Erforschung, Entwicklung, Produktion<br />
und den Vetrieb von innovativen Medikamenten –<br />
getragen von einem Familienunternehmen.“<br />
gez.<br />
christian boehringer<br />
vorsitzender des gesellschafterausschusses<br />
gez.<br />
andreas barner<br />
sprecher der unternehmensleitung<br />
Im Gespräch<br />
9
<strong>125</strong> jahre <strong>mehr</strong> gesundheit Das Jubiläumsjahr 2010<br />
Hallo, ich heiße Me/We:<br />
<strong>125</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>mehr</strong> <strong>Gesundheit</strong>:<br />
Das Jubiläumsjahr 2010<br />
Wir sind uns bewusst, dass <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> mit unzähligen Herausforderungen konfrontiert<br />
ist. Die Feierlichkeiten zu unserem <strong>125</strong>-jährigen Bestehen sind deshalb darauf ausgerichtet,<br />
den zukünftigen Veränderungen mit Selbstbewusstsein entgegenzutreten und uns<br />
darauf zu konzentrieren, was wir am besten können: der Welt <strong>mehr</strong> <strong>Gesundheit</strong> geben.<br />
Ich bin das Symbol für die weltweiten Jubiläums-Aktivitäten<br />
von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong>. Ich bin das Sinnbild dafür, wie wichtig<br />
der Einzelne, aber auch die gemeinsame Leistung im Team für<br />
den Unternehmenserfolg sind. Ohne Me gibt es kein We und<br />
umgekehrt.<br />
Willkommen zu <strong>125</strong> <strong>Jahre</strong>n <strong>mehr</strong> <strong>Gesundheit</strong>.<br />
10 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010<br />
Mehr als ein Pharmaunternehmen –<br />
<strong>mehr</strong> als ein Logo<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> ist ein Unternehmen<br />
mit einer ganz besonderen<br />
Geschichte, das sich in <strong>125</strong> <strong>Jahre</strong>n zu<br />
dem weltweit größten pharmazeutischen<br />
Unternehmen in Familienbesitz<br />
entwickelt hat. Einen ebenfalls besonderen<br />
Stellenwert für das Firmenjubiläum<br />
hat das Symbol Me/We. Es handelt<br />
sich nicht einfach nur um ein Logo,
sondern viel<strong>mehr</strong> um den Versuch, der<br />
Vision von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> einen<br />
dreidimensionalen Ausdruck zu geben.<br />
Das Symbol steht für unseren Erfolg,<br />
unsere Freude und unseren Stolz bei<br />
den Feierlichkeiten in diesem besonderen<br />
Jahr. Me/We ist unmittelbar abgeleitet<br />
von der Symbolwelt des langjährigen<br />
Unternehmensprogramms<br />
Vision & Leadership, sowie von<br />
Lead & Learn und macht diese erlebbar.<br />
Der Bezug zur Welt der Chemie und<br />
der pharmazeutischen Forschung ist<br />
unverkennbar. Me/We soll aber auch<br />
Teil der realen Welt werden. Aus diesem<br />
Grund fi ndet man das Symbol im Jubiläumsjahr<br />
weltweit als Aufkleber, Aufsteller,<br />
3D-Figur oder riesige Projektion<br />
an den Gebäuden der <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong>-Standorte.<br />
Mit Menschen für Menschen<br />
Der Titel der Firmenchronik von<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> Mit Menschen<br />
für Menschen, die zum <strong>125</strong>-jährigen<br />
Bestehen des Unternehmens zu Beginn<br />
der weltweiten Feierlichkeiten am 3.<br />
und 4. September 2010 in <strong>Ingelheim</strong><br />
erschien, spiegelt das grundlegende<br />
soziale Bewusstsein von <strong>Boehringer</strong><br />
<strong>Ingelheim</strong> wider. Beim offi ziellen<br />
Empfang in Anwesenheit von Kurt<br />
Beck, dem Ministerpräsidenten von<br />
Rheinland-Pfalz, und Karl Kardinal<br />
Lehmann, dem Bischof von Mainz,<br />
stach die Rede des bekannten Zukunftsforschers<br />
Matthias Horx über<br />
den sozialen Wandel und die Folgen<br />
für das <strong>Gesundheit</strong>ssystem besonders<br />
hervor. Nach Ansicht von Matthias<br />
Horx wird im Rahmen der Entwicklung<br />
von High-Tech- zu High-Care-<br />
Medizin ein neues <strong>Gesundheit</strong>ssystem<br />
entstehen, zu dem <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />
sicherlich seinen Beitrag leisten<br />
wird. Für die Mitarbeiter und ihre<br />
Familien in Deutschland waren die<br />
Feierlichkeiten von besonderer Bedeutung.<br />
Der Vorsitzende des Gesellschafterausschusses<br />
Christian <strong>Boehringer</strong> gab vor<br />
Tausenden von Gästen in <strong>Ingelheim</strong><br />
und Biberach den Startschuss für ein<br />
farbenfrohes und interessantes Programm.<br />
Neben einem vielfältigen Unterhaltungsprogramm<br />
für Jung und<br />
Alt erhielten vor allem die Familienangehörigen<br />
einen Einblick in die Welt<br />
von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong>. Zu entdecken<br />
gab es unter anderem Höhepunkte<br />
aus der Unternehmensgeschichte in<br />
einer Ausstellung, Vorführungen der<br />
Produktionsmaschinen und Informationen<br />
über die pharmazeutische Forschung.<br />
Besuchen Sie unsere Jubiläums-Website:<br />
www.jubilee<strong>125</strong>.com<br />
Unsere Leitlinien 2010<br />
Das Unternehmen hat sich der Herstellung<br />
und Entwicklung von Medikamenten<br />
und Therapien mit einem hohen therapeutischen<br />
Nutzen für die Patienten verschrieben.<br />
Die Unternehmensstruktur und -prozesse<br />
müssen darauf ausgelegt sein, unternehmerisches<br />
Denken und Handeln, Flexibilität<br />
und Verantwortung zu erleichtern und<br />
fördern.<br />
Das Kernelement unserer Unternehmenskultur<br />
ist in unserer Vision Werte schaffen<br />
durch Innovation festgelegt. Zur Sicherstellung<br />
der kontinuierlichen Innovationen<br />
im Unternehmen baut <strong>Boehringer</strong><br />
<strong>Ingelheim</strong> auf fl exible und mobile Mitarbeiter,<br />
die selbstbewusst Verantwortung<br />
übernehmen und in der Lage sind, in einem<br />
globalen Umfeld zu denken und zu<br />
handeln.<br />
Die hochqualifi zierten und motivierten<br />
Mitarbeiter sind der wichtigste Wert des<br />
Unternehmens und ein Garant für unsere<br />
Innovationskraft und -leistung. Alle Mitarbeiter<br />
tragen dazu bei, dass <strong>Boehringer</strong><br />
<strong>Ingelheim</strong> seine Verpfl ichtungen und Aufgaben<br />
erfüllen kann.<br />
Das Motto unserer unternehmerischen<br />
Verantwortung Wir leben unsere Werte<br />
steht auch für unser Versprechen, ein Arbeitsumfeld<br />
zu schaffen, das unternehmerisches<br />
Denken und Handeln, kontinuierlichen<br />
Wissensaufbau, Weiterbildung und<br />
Identifi kation der Mitarbeiter mit dem Unternehmen<br />
fördert.<br />
<strong>125</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>mehr</strong> <strong>Gesundheit</strong><br />
11
<strong>125</strong> jahre <strong>mehr</strong> gesundheit Die Unternehmensgeschichte<br />
1885 ― 1912 |<br />
Am 24. Juli 1885 wechselte eine kleine Weinsteinfabrik im rheinhessischen <strong>Ingelheim</strong> ihren<br />
Besitzer. Am 31. Juli erfolgte folgender Eintrag in das Handelsregister im benachbarten Bingen:<br />
„Albert Böhringer, chem. Fabrik vom 1. Aug. 1885 ab“. Im Alter von knapp 24 <strong>Jahre</strong>n hatte sich<br />
Albert <strong>Boehringer</strong> entschlossen, Unternehmer zu werden.<br />
[ 1886 ]<br />
Albert <strong>Boehringer</strong> beginnt<br />
mit der Herstellung<br />
von Weinsäure.<br />
[ 1885 ]<br />
1885 1890 1895<br />
Erfolgreiche Forschung und Entwicklung,<br />
die in die Herstellung und den Vertrieb<br />
von innovativen Arzneimitteln<br />
münden, haben bei <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />
eine lange Tradition: 2010 waren<br />
es <strong>125</strong> <strong>Jahre</strong>. In dieser Zeitspanne entwickelte<br />
sich aus einer <strong>Ingelheim</strong>er<br />
Weinsteinfabrik als Keimzelle ein hoch<br />
innovatives pharmazeutisches Unternehmen.<br />
Ernst <strong>Boehringer</strong> erwirbt im<br />
Namen seines Bruders Albert<br />
eine kleine Weinsteinfabrik<br />
im rheinhessischen <strong>Ingelheim</strong>,<br />
die im Handelsregister<br />
eingetragen wird als „Albert<br />
Böhringer, chem. Fabrik vom<br />
1. Aug. 1885 ab“.<br />
(Bild: Albert <strong>Boehringer</strong>)<br />
12 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010<br />
wie alles begann<br />
[ 1893 ]<br />
Innovationen als unternehmerische<br />
Aufgabe<br />
Am 3. September 2010 kamen <strong>mehr</strong>ere<br />
hundert Gäste zur offi ziellen Feier<br />
des <strong>125</strong>-jährigen Firmenjubiläums<br />
nach <strong>Ingelheim</strong>. Dieser besondere Tag<br />
war der Vision eines Mannes zu verdanken:<br />
Albert <strong>Boehringer</strong>, der vor<br />
<strong>125</strong> <strong>Jahre</strong>n eine kleine Weinsteinfabrik<br />
in <strong>Ingelheim</strong> erwarb. Seitdem ziehen<br />
Zu Ehren seines Vaters Christoph Heinrich nennt<br />
Albert <strong>Boehringer</strong> sein Unternehmen mit Wirkung<br />
vom 1. Januar an C. H. <strong>Boehringer</strong> Sohn (CHBS) und<br />
nimmt seine Mutter als Kommanditistin auf. Er plant<br />
und errichtet sein eigenes Wohnhaus in <strong>Ingelheim</strong>,<br />
die sogenannte Gründervilla. Bei Versuchen zur Herstellung<br />
von Zitronensäure entsteht mittels unerwünschter<br />
Gärung Milchsäure. Die Versuche werden<br />
nicht eingestellt, viel<strong>mehr</strong> entwickelt Albert<br />
<strong>Boehringer</strong> das Verfahren weiter mit dem Ziel einer<br />
Produktion im Industriemaßstab.<br />
sich der vorbehaltlose Innovationswille<br />
und die ganz besondere Unternehmensführung<br />
als Familienunternehmen<br />
wie ein roter Faden durch die<br />
Firmengeschichte von <strong>Boehringer</strong><br />
<strong>Ingelheim</strong>. In der Vision Werte schaffen<br />
durch Innovation wird die Idee<br />
eines besonderen Unternehmens, das<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> seit 1885 stets<br />
war, auf den Punkt gebracht. Als
[ 1895 ]<br />
Milchsäure wird in<br />
industriellem Umfang<br />
hergestellt.<br />
[ 1902 ]<br />
Gründung der<br />
Betriebskranken -<br />
kasse.<br />
[ 1905 ]<br />
Das Firmenlogo zeigt<br />
erstmals das Bildmotiv<br />
der <strong>Ingelheim</strong>er<br />
Kaiserpfalz.<br />
1900 1905 1910<br />
Albert <strong>Boehringer</strong> unter dem Firmennamen<br />
C.H. <strong>Boehringer</strong> Sohn (CHBS)<br />
mit der Herstellung von Weinsäure<br />
begann, konnte er nicht ahnen, dass<br />
sich seine Fabrik eines Tages zu dem<br />
weltweit größten pharmazeutischen<br />
Unternehmen in Familienbesitz entwickelt<br />
würde. Er erkannte jedoch die<br />
wesentliche Bedeutung von Innovationen<br />
sowohl für seine Fabrik als auch<br />
[ 1907 ]<br />
für seine ersten Mitarbeiter. Nach dem<br />
beginnenden wirtschaftlichen Erfolg<br />
des industriellen Herstellungsprozesses<br />
für Milchsäure konnte Albert<br />
<strong>Boehringer</strong> nun<strong>mehr</strong> auch an fi nanzielle<br />
Unterstützungen und soziale Leistungen<br />
für seine Mitarbeiter und deren<br />
Familien denken. Hilfe in der Not<br />
wird er sicherlich schon zuvor nach<br />
Möglichkeit geleistet haben. Aber jetzt<br />
[ 1910 ]<br />
25-jähriges Jubiläum von CHBS. Mittlerweile<br />
gehören 156 Mitarbeiter zum Unternehmen.<br />
Einführung eines bezahlten<br />
<strong>Jahre</strong>surlaubs, gestaffelt nach Dauer der<br />
Betriebszugehörigkeit.<br />
Einrichtung eines Unterstützungsfonds<br />
für Arbeiter im Ruhestand.<br />
[ 1912 ]<br />
laudanon®, ein Schmerz mittel<br />
auf Basis von sechs Alkaloiden<br />
des Opiums, ist die erste pharmazeutische<br />
Spezialität von CHBS.<br />
konnte er die Zuwendungen gleichsam<br />
institutionalisieren. Wich tige Schritte<br />
in diesem Zusammenhang waren die<br />
Gründung der ersten Betriebskrankenkasse<br />
1902 und die Einrichtung<br />
eines Unterstützungsfonds für Arbeiter<br />
im Ruhestand im Jahr 1907.<br />
Wie alles begann<br />
13
<strong>125</strong> jahre <strong>mehr</strong> gesundheit Die Unternehmensgeschichte<br />
1912 ― 1948 |<br />
Wichtige Entscheidungen stehen für <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> an. Es war eine Umstrukturierung des<br />
Unternehmens notwendig, um die Auswirkungen von zwei Weltkriegen zu meistern. Der Tod von<br />
Albert <strong>Boehringer</strong> im Jahr 1939 markiert das Ende der Gründungsära, aber nicht das Ende von<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong>. Seine beiden Söhne und sein Schwiegersohn führen sein Lebenswerk fort.<br />
[ 1915 ]<br />
Während des Kriegseinsatzes<br />
von Albert<br />
<strong>Boehringer</strong> bis 1917 leitet<br />
dessen Neffe Robert<br />
<strong>Boehringer</strong> die Geschicke<br />
von CHBS.<br />
[ 1917 ]<br />
[ 1920 ]<br />
Einführung des Herz- und Kreislaufmittels<br />
cadechol®, eines Kampferpräparats, das mit<br />
Gallensäure wasserlöslich gemacht wird.<br />
Auf Anregung des Chemi kers<br />
Heinrich Wieland (1877 -<br />
1957), eines Vetters von<br />
Albert <strong>Boehringer</strong>, wird die<br />
erste Wissenschaftliche Abteilung<br />
gegründet.<br />
[ 1921 ]<br />
Heinrich Wieland und sein Bruder, der Pharmakologe<br />
Hermann Wieland (1885 – 1920), isolieren<br />
aus der Pflanze Lobelia inflata das<br />
Reinalkaloid Lobelin. Dieses wird unter dem<br />
wissenschaftlichen Namen lobelin® im gleichen<br />
Jahr eingeführt. 1936 wird die Großsynthese<br />
von lobelin® in Angriff genommen.<br />
1915 1920 1925<br />
14 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010<br />
innovative anfänge<br />
Innovativ sein bedeutet auch, Chancen<br />
für neue Geschäftsbereiche rechtzeitig<br />
zu erkennen. Zwei <strong>Jahre</strong> nach dem<br />
25-jährigen Firmenjubiläum im Jahr<br />
1910 wurde das erste pharmazeutische<br />
Präparat laudanon®, ein Analgetikum,<br />
auf den Markt gebracht. Dies<br />
war ein erster wichtiger Schritt für die<br />
spätere Entwicklung von einem chemischen<br />
zu einem pharmazeutischen Un-<br />
[ 1923 ]<br />
Am 11. August, dem 62. Geburtstag<br />
von Albert <strong>Boehringer</strong>, führt<br />
CHBS wegen der Hyperinfl ation<br />
ein eigenes Notgeld ein.<br />
ternehmen. Nun musste das Unternehmen<br />
seine Produktpalette ausbauen. In<br />
den folgenden <strong>Jahre</strong>n kam eine Reihe<br />
von Medikamenten für unterschiedliche<br />
Indikationen auf den Markt: Das<br />
Herz- und Kreislaufmittel cadechol®<br />
(1920), das Stimulans lobelin® (1921)<br />
und das Asthmamittel aludrin®<br />
(1941).
[ 1927 ]<br />
Heinrich Wieland<br />
erhält den Nobelpreis<br />
für Chemie.<br />
[ 1932 ]<br />
[ 1933 ]<br />
562<br />
Während der Weltwirtschaftskrise<br />
sinkt die Anzahl der<br />
Mitarbeiter auf 562.<br />
Beginn der Herstellung von<br />
Zitronensäure aus zitronensaurem<br />
Kalk für die Genuss-<br />
und Nahrungsmittelindustrie.<br />
[ 1930 ]<br />
[ 1941 ]<br />
Einführung des Kreislaufmittels sympatol®,<br />
einem Adrenalinabkömmling. Aufbau der<br />
Back- und Nahrungsmittelabteilung.<br />
Einführung des innovativen Broncholytikums<br />
aleudrin®/aludrin® aus der Gruppe der Sympathomimetika.<br />
aludrin® ist das erste Asthmamittel<br />
von CHBS und eröffnet später auch den<br />
Weg zu den sogenannten Betablockern. Das<br />
Patent wird nach dem Zweiten Weltkrieg von<br />
den Alliierten konfisziert.<br />
[ 1946 ]<br />
1930 1935 1940<br />
Im Zeichen der vollsynthetischen<br />
Herstellung<br />
1921 wurde das natürliche Alkaloid<br />
Lobelin aus der Pfl anze Lobelia infl ata<br />
isoliert. Im gleichen Jahr gelang die<br />
erste vollsynthetische Herstellung.<br />
Dieser Schritt war auch ein wichtiger<br />
Wegbereiter für das erste vollsynthetisch<br />
hergestellte Asthmamittel<br />
aludrin®.<br />
1.500<br />
[ 1941 ]<br />
CHBS beschäftigt<br />
bereits 1.500<br />
Mitarbeiter.<br />
Die Dr. Karl Thomae GmbH in Biberach an der Riss wird<br />
mit 70 Mitarbeitern neu gegründet. Das Geburtsjahr des<br />
Schmerzmittels thomapyrin®.<br />
Gründung der CELA, Landwirtschaftliche Chemikalien<br />
GmbH, die zunächst Pflanzenschutzmittel gegen die<br />
Kartoffelkäferplage produziert.<br />
Nach Ende des Zweiten Weltkriegs<br />
war es wichtig, dass das Unternehmen<br />
den Patienten wieder Medikamente<br />
zur Deckung des medizinischen Bedarfs<br />
zur Verfügung stellte. In dieser<br />
Situation bewiesen Mitarbeiter einer<br />
Tochtergesellschaft wieder einmal<br />
ihre Innovationsfähigkeit. Albert<br />
<strong>Boehringer</strong> hatte 1928 das Chemieunternehmen<br />
Dr. Karl Thomä & Cie.<br />
Innovative Anfänge 15
<strong>125</strong> jahre <strong>mehr</strong> gesundheit Die Unternehmensgeschichte<br />
1948 ― 1988<br />
Lange schon hatte die Inhaberfamilie den Wunsch, mit den Geschäftsaktivitäten ins Ausland zu expandieren.<br />
Äußere Einflüsse, Entwicklungen der Weltpolitik, aber auch fehlendes freies Kapital hatten dies<br />
immer wieder verzögert. Die Jahrzehnte nach dem Krieg eröffneten Chancen, den Traum der Internationalisierung<br />
mit geschickter Planung und unternehmerischem Weitblick Realität werden zu lassen.<br />
[ 1948 ]<br />
Gründung der ersten Auslandsgesellschaft:<br />
Bender & Co. Ges. mbH<br />
in Wien (heute <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />
RCV GmbH und Co. KG).<br />
Gründung der Tochtergesellschaft<br />
Olivin, die kosmetische Präparate<br />
verkauft.<br />
[ 1949 ]<br />
Durch Vermittlung Robert <strong>Boehringer</strong>s beginnt<br />
eine langjährige und erfolgreiche Zusammenarbeit<br />
mit dem Schweizer Pharmaunternehmen<br />
J. R. Geigy AG in Basel. Thomae übernimmt die<br />
Herstellung und den Alleinvertrieb der pharmazeutischen<br />
Geigy-Spezialitäten in Deutschland.<br />
Einführung des Kreislaufmittels effortil®.<br />
[ 1951 ]<br />
Einführung von buscopan®, einem schmerz-<br />
und krampflösenden Mittel.<br />
finalgon®-Salbe zur perkutanen Wärme-<br />
Reiz-Therapie ist die erste Präparateinführung<br />
aus der Forschung bei Thomae in Biberach.<br />
1945 1950 1955<br />
Ende der 1940er <strong>Jahre</strong> gewannen für<br />
die chemisch-pharmazeutische Industrie<br />
die internationalen Märkte immer<br />
<strong>mehr</strong> an Bedeutung. CHBS gründet<br />
in dieser Zeit auch die erste Tochtergesellschaft<br />
außerhalb von Deutschland<br />
in Wien. Diese fi rmiert heute als<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> Regional Center<br />
Vienna (RCV) GmbH & Co. KG. Im<br />
folgenden Jahr wurden weitere Nieder-<br />
16 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010<br />
lassungen in Europa und im nichteuropäischen<br />
Ausland gegründet. Die<br />
Internationalisierung hatte insbesondere<br />
Auswirkungen auf die Umsatzentwicklung.<br />
Der Umsatz, der 1950<br />
noch 11,6 Millionen Mark betrug, stieg<br />
im Jahr 1986 auf beachtliche 3,3 Milliarden<br />
Mark an. 80 Prozent hiervon<br />
wurde im Ausland generiert. Die internationale<br />
Vermarktung von selbst-<br />
| internationalisierung<br />
[ 1956 ]<br />
Die <strong>Boehringer</strong> de<br />
Angeli Quimica e<br />
Farmaceutica Ltda.<br />
in São Paulo (Brasilien)<br />
entsteht.<br />
entwickelten Medikamenten des Unternehmens<br />
machte sich bezahlt und<br />
ermöglichte u. a. die Gründung der <strong>Ingelheim</strong>er<br />
Wohnungs gesellschaft mbH<br />
für Mitarbeiter im <strong>Jahre</strong> 1955, deren<br />
Mehrheitsgesellschafter <strong>Boehringer</strong><br />
<strong>Ingelheim</strong> war.
Das Werk in <strong>Ingelheim</strong> im Jahr 1950<br />
[ 1958 ]<br />
Gründung von<br />
C.H. <strong>Boehringer</strong><br />
Sohn Ltd, Toronto/<br />
Kanada.<br />
[ 1960 ]<br />
75-jähriges Jubiläum von<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong>.<br />
silomat®, ein Mittel gegen Reizhusten,<br />
wird eingeführt.<br />
[ 1961 ]<br />
Einführung des<br />
Asthmamittels alupent®.<br />
[ 1966 ]<br />
Einführung von catapresan®,<br />
einem Mittel gegen Bluthochdruck.<br />
[ 1971 ]<br />
Gründung von <strong>Boehringer</strong><br />
<strong>Ingelheim</strong> Ridgefield/USA.<br />
[ 1972 ]<br />
Einführung des<br />
Asthmamittels<br />
berotec®.<br />
1960 1965 1970<br />
Vielfalt als Vorteil<br />
Internationalisierung bringt nicht nur<br />
neue Märkte, sondern auch neue Ideen<br />
und Anreize mit sich. <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />
macht sich diese kulturelle<br />
Vielfalt seit Jahrzehnten zunutze, um<br />
den Innovationsfl uss zu verbessern.<br />
Die für das Unternehmen so wichtigen<br />
Forschungszentren gibt es welt-<br />
weit in Deutschland, Österreich, den<br />
USA und Kanada. In der internationalen<br />
Unternehmenszentrale in <strong>Ingelheim</strong><br />
sind heute rund 900 Mitarbeiter<br />
beschäftigt.<br />
9.300<br />
[ 1965 ]<br />
9.300 Mitarbeiter<br />
erwirtschaften einen<br />
Umsatz von 534 Millionen<br />
Mark.<br />
Internationalisierung 17
<strong>125</strong> jahre <strong>mehr</strong> gesundheit Die Unternehmensgeschichte<br />
[ 1975 ]<br />
Einführung von atrovent®<br />
zur Behandlung von COPD<br />
(chronisch-obstruktive<br />
Atemwegserkrankung).<br />
[ 1978 ]<br />
Gründung der <strong>Boehringer</strong><br />
<strong>Ingelheim</strong> Vetmedica GmbH<br />
aus der Abteilung Veterinärmedizin.<br />
[1979]<br />
Einführungen von mexitil® gegen<br />
Herzrhythmusstörungen und von<br />
mucosolvan® (Thomae) zur Therapie<br />
von Bronchitis.<br />
22.254<br />
[ 1986 ]<br />
[ 1985 ]<br />
[ 1987 ]<br />
1975 1980 1985<br />
Biotechnologie – der Markt der Zukunft<br />
Während im Laufe der <strong>Jahre</strong> in der<br />
Computer-Abteilung ein riesiges Unternehmensnetzwerk<br />
entstand, gab es in<br />
der Produktion ebenfalls einen Paradigmenwechsel,<br />
der enger mit einer<br />
innovationsorientierten Transformation<br />
zusammenhing. Diese Transformation<br />
führte zur Einstellung der Zitronensäure-Produktion<br />
im Jahr 1982.<br />
18 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010<br />
Damit nahm das Unternehmen endgültig<br />
von den organischen Säuren<br />
Abschied, die für den wirtschaftlichen<br />
Erfolg der frühen <strong>Jahre</strong> entscheidend<br />
gewesen waren. Andererseits eröffnete<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> 1986 die erste<br />
biotechnische Produktionsanlage in<br />
Deutschland. actilyse®, das erste biotechnisch<br />
hergestellte Präparat zur<br />
Therapie des akuten Herzinfarkts,<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> feiert mit 22.254 Mitarbeitern,<br />
davon 8.784 in Deutschland,<br />
sein hundertjähriges Bestehen. Das Unternehmen<br />
erzielt einen Umsatz in Höhe von<br />
4,5 Milliarden Mark.<br />
Das Biotechnikum in Biberach nimmt den Betrieb auf.<br />
Es ist nach einer Investition von rund 150 Millionen<br />
Mark die größte Produktionsanlage für Biopharmazeutika<br />
aus Zellkulturen in Europa.<br />
actilyse®, das erste bei Thomae / <strong>Boehringer</strong><br />
<strong>Ingelheim</strong> hergestellte Präparat zur Therapie<br />
des akuten Herzinfarkts, erhält die Zulassung.<br />
folgte im Jahr 1987. Heute ist <strong>Boehringer</strong><br />
<strong>Ingelheim</strong> dank seiner Innovationsfähigkeit<br />
eines der führenden Unternehmen<br />
in Europa auf dem Gebiet der<br />
Biotechnologie.
1988 ― 2010<br />
Ende der 1980er-<strong>Jahre</strong> stand <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> im Spannungsfeld zwischen Wirtschafts-<br />
und Industriepolitik und der <strong>Gesundheit</strong>s- und Sozialpolitik. Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten<br />
wurden ab 1991 neu geordnet, um die Ressourcen effizienter zu nutzen, die Substanzen<br />
zielgerichteter zu entwickeln und das Unternehmen in einem globalen Marktumfeld<br />
besser steuern zu können. Mit einer eigenen Forschung und Entwicklung und dem ausdrücklichen<br />
Willen zur Innovation verpflichtete sich <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> seinem Ziel: Werte schaffen<br />
durch Innovation. Diese Anstrengungen mündeten in erfolgreiche neue Präparate.<br />
5,2 Mrd.<br />
[ 1991 ]<br />
[ 1996 ]<br />
Einführungen von viramune® zur<br />
HIV/AIDS-Therapie und alna®/<br />
flomax® zur Behandlung gutartiger<br />
Prostatavergrößerung.<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> beschäftigt weltweit<br />
24.347 Mitarbeiter und erwirtschaftet Umsatzerlöse<br />
von 5,2 Milliarden Mark.<br />
1990 1995 2000<br />
Stärken bündeln<br />
Zu Beginn der 1990er-<strong>Jahre</strong> sah sich<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> mit der Herausforderung<br />
konfrontiert, den gesamten<br />
Unternehmensverband mit seinen<br />
jetzt 25.000 Mitarbeitern neu zu organisieren.<br />
Forschung und Produktion<br />
wurden klar nach Funktion und<br />
Standort getrennt. Der gesamte Innovationsprozess<br />
sollte zielgerichteter<br />
werden. Die vielen bereits eingeleiteten<br />
Veränderungsprozesse führten<br />
schließlich 1994 zum richtungsweisenden<br />
Unternehmensprogramm<br />
Vision & Leadership, dessen Vision<br />
Werte schaffen durch Innovation bis<br />
zum heutigen Tage ein Kernelement<br />
der Unternehmenskultur ist.<br />
| werte schaffen durch innovation<br />
[ 1997 ]<br />
[ 1999 ]<br />
Einführung des Bluthochdruck-Präparates<br />
micardis®.<br />
Einführung eines neuen Firmenlogos.<br />
Einführung des Antirheumamittels<br />
mobec® sowie von sifrol®<br />
gegen Parkinson.<br />
Seit 1995 fi ndet jährlich an allen Standorten<br />
ein Value Through Innovation-<br />
Tag statt. An diesem Tag haben die<br />
Mitarbeiter die Gelegenheit zur Diskussion<br />
der grundlegenden Annahmen<br />
der Vision, dass ein wirklicher Wert<br />
für Patienten, für die Gesellschaft und<br />
schließlich für das Unternehmen entsteht,<br />
wenn kontinuierlicher Erfolg<br />
bei neuen Entwicklungen und in der<br />
Werte schaffen durch Innovation 19
<strong>125</strong> jahre <strong>mehr</strong> gesundheit Die Unternehmensgeschichte<br />
1988 ― 2010 | werte schaffen durch innovation<br />
[ 2000 ]<br />
Einführung von<br />
metalyse® zur<br />
Behandlung des<br />
Herzinfarkts.<br />
[ 2002 ]<br />
Einweihung des neuen Pharma-Wirkstoffbetriebs<br />
in <strong>Ingelheim</strong>, mit 180 Millionen Euro eine der<br />
größten Einzelinvestitionen.<br />
Einführung von spiriva® gegen COPD (chronischobstruktive<br />
Atemwegserkrankung).<br />
[ 2003 ]<br />
[ 2004 ]<br />
Einweihung des biopharmazeuti schen Wirkstoffbetriebes<br />
(Gebäude G104) in Biberach.<br />
Mit <strong>mehr</strong> als 255 Millionen Euro ist dies die<br />
bislang größte Einzelinves tition in der Geschichte<br />
des Unternehmens.<br />
Erwerb der Mikrotechnologie-Firma micro-<br />
Parts GmbH in Dortmund, mit der <strong>Boehringer</strong><br />
<strong>Ingelheim</strong> den innovativen Inhalator<br />
respimat® Soft Inhaler entwickelt hat.<br />
[ 2005 ]<br />
2000 2005<br />
Optimierung von bestehenden Ansätzen<br />
verzeichnet wird.<br />
Die im Jahr 2005 eingeführte Initiative<br />
Lead & Learn legt Wert darauf, wie<br />
wichtig sowohl der Einzelne als auch<br />
das Team für den Unternehmenserfolg<br />
von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> sind. Das<br />
Konzept Me/We wurde in diesem Berichtsjahr<br />
mit dem Me/We-Symbol<br />
20 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010<br />
für das <strong>125</strong>-jährige Firmenjubiläum<br />
noch weiter ausgebaut.<br />
All diese Programme und Initiativen<br />
hatten direkte Auswirkungen auf Produkteinführungen,<br />
wie die Einführung<br />
von alna®, zur Behandlung<br />
gutartiger Prostatavergrößerungen<br />
(1996), sifrol®, ein Mittel gegen Parkinson<br />
(1997), oder das COPD-Präpa-<br />
Lead & Learn ist der nächste Schritt der<br />
gemeinsamen Vision, Werte durch Innovation<br />
zu schaffen. Offizieller Startschuss ist der<br />
Value Through Innovation-Tag. Lead & Learn<br />
unterstreicht, für jeden nachvollziehbar, wie<br />
wichtig der Einzelne, aber auch die gemeinsame<br />
Leistung im Team sowie das gemeinsame<br />
Verständnis für den Unternehmenserfolg sind.<br />
rat spiriva®, eines der am häufi gsten<br />
verschriebenen Mittel zur Behandlung<br />
der chronisch-obstruktiven Atemwegserkrankung.
[ 2007 ]<br />
[ 2008 ]<br />
pradaxa® zur Thromboseprophylaxe<br />
wird eingeführt.<br />
Einweihung des LogiPack-Centers in<br />
<strong>Ingelheim</strong>. Mit vierzehn Verpackungslinien<br />
können jährlich bis zu 250 Millionen<br />
Packungen produziert werden.<br />
Einweihung des neuen<br />
Betriebsrestaurants in<br />
<strong>Ingelheim</strong>.<br />
[ 2009 ]<br />
Die <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> Stiftung gibt bekannt, mit<br />
insgesamt 100 Millionen Euro das Institut für Molekulare<br />
Biologie an der Johannes Gutenberg-Universität<br />
Mainz zu fördern.<br />
Von Generation zu Generation<br />
Es ist die richtige Mischung aus Tradition<br />
und Wandel, welche die Zukunftsfähigkeit<br />
eines Unternehmens<br />
ausmacht. Durch den Weitblick von<br />
Generationen auf Seiten der Inhaberfamilie<br />
und der Beschäftigten ist das<br />
Unternehmen in der Lage, Herausforderungen<br />
wie den Verlust von Patenten<br />
im vergangenen Geschäftsjahr zu<br />
2010<br />
[ 2010 ]<br />
meistern. Im Berichtsjahr 2010 erhielt<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> in den USA, in<br />
Kanada und im Jahr 2011 in Japan die<br />
Zulassung für pradaxa® für die Indikation<br />
Prävention von Schlaganfällen bei<br />
Patienten mit Vorhoffl immern. Weitere<br />
vielversprechende Produktkandidaten<br />
befinden sich in der Entwicklungspipeline.<br />
Die Innovationsfähigkeit<br />
von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> ist unge-<br />
42.224<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />
feiert sein <strong>125</strong>-jähriges<br />
Bestehen.<br />
[ 2010 ]<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />
beschäftigt 42.224 Mitarbeiter<br />
weltweit.<br />
[ 2010 ]<br />
Markteinführung<br />
von pradaxa® zur<br />
Schlaganfallprävention<br />
bei Patienten<br />
mit Vorhofflimmern.<br />
brochen und das Fundament für den<br />
weiteren Erfolg des Unternehmens<br />
wurde gelegt. <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />
wird dank neuer, innovativer Medikamente,<br />
die den Patienten überzeugende<br />
therapeutische Vorteile bei der Behandlung<br />
ihrer Krankheit bieten,<br />
weiter wachsen.<br />
Werte schaffen durch Innovation 21
unternehmerische verantwortung<br />
Wir leben unsere Werte:<br />
Seit <strong>125</strong> <strong>Jahre</strong>n engagieren sich Menschen in unserem<br />
Unternehmen für <strong>mehr</strong> <strong>Gesundheit</strong>. Sie übernehmen<br />
hiermit Verantwortung für die Lebensqualität und Zukunftsaussichten<br />
von Patienten. Im Jahr unseres <strong>125</strong>-jährigen<br />
Firmenjubiläums erneuerten wir diese Verpflichtung zu<br />
unseren Unternehmenswerten sowie unsere Bereitschaft<br />
zur Veränderung.<br />
Bereits 1902 gründet C.H.<strong>Boehringer</strong><br />
Sohn (CHBS) eine eigene Betriebskrankenkasse.<br />
1902 1907<br />
22 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010<br />
Einrichtung eines Unterstützungsfonds<br />
für Arbeiter im Ruhestand im Jahr<br />
1907.
Mehr als zwei Millionen Mutter-Kind-Paare<br />
konnten am viramune® Donation Programme<br />
zur Prävention der Übertragung von HIV/AIDS<br />
von der Mutter auf das Kind teilnehmen.<br />
> 2 Mio.<br />
CR<br />
Corporate Responsibility –<br />
Unternehmerische Verantwortung<br />
Respektiert sein. Motiviert sein. Innovativ sein.<br />
Vorhang auf für unsere Mitarbeiter<br />
Nachhaltigkeit<br />
Gesellschaftliches Engagement<br />
Die <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> Stiftung fördert mit insgesamt<br />
100 Millionen Euro über eine Zeitspanne<br />
von zehn <strong>Jahre</strong>n das Institut für Molekulare Biologie<br />
(IMB) an der Johannes Gutenberg-Universität<br />
Mainz.<br />
100 Mio. EUR<br />
24<br />
26<br />
36<br />
46<br />
Unternehmerische Verantwortung 23
unternehmerische verantwortung<br />
Respektiert sein. Motiviert sein. Innovativ sein.<br />
Respektiert sein.<br />
Motiviert sein.<br />
Innovativ sein.<br />
Mit ihrem Wissen, ihrem Einsatz und ihren Ideen machen unsere<br />
Mitarbeiter die Innovationen möglich, mit denen wir Werte schaffen.<br />
Dies war schon immer so.<br />
24 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010
[ unternehmerische verantwortung bei boehringer ingelheim ]<br />
„<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> ist ein ausgezeichneter<br />
Arbeitgeber, der Stabilität, gute Personalentwicklungsprogramme<br />
und Arbeitsplätze bietet. Wir<br />
sind bereits Teil der <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong>-Familie<br />
geworden und würden diese Zusammenarbeit<br />
gerne für die nächsten Jahrzehnte fortführen.“<br />
familie hadamik, seit drei generationen bei boehringer ingelheim<br />
Respektiert sein. Motiviert sein. Innovativ sein. 25
unternehmerische verantwortung Respektiert sein. Motiviert sein. Innovativ sein.<br />
Unsere Mitarbeiter:<br />
Es sind unsere Mitarbeiter, ihr Einsatz, ihr Wissen und ihre Ideen, die es uns ermöglichen,<br />
Innovationen zu schaffen. Sie hinterfragen ständig unsere Prozesse und Verfahren und<br />
helfen uns dabei, diese zu verbessern. Unser Innovationsanspruch gilt gleichermaßen für<br />
alle Abteilungen.<br />
[ kanada ]<br />
„Ich fi nde es großartig, dass <strong>Boehringer</strong><br />
<strong>Ingelheim</strong> groß genug ist, um<br />
wichtige Themen an zugehen, aber<br />
gleichzeitig auch klein genug ist, dass<br />
man nur mit ein paar Men -<br />
schen sprechen muss, wenn<br />
man etwas erreichen will.“<br />
ross scarrow,<br />
information technology<br />
42.224<br />
[ mexiko ]<br />
Dank des seit <strong>mehr</strong> als einem Jahrhundert gezeigten Engagements<br />
sowie der Kompetenz und Kreativität unserer<br />
Mitarbeiter hat sich <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> zu einem erstklassigen<br />
und schnell wachsenden Pharmaunternehmen<br />
entwickelt. Dies spiegelt sich auch in der Energie und der<br />
Innovationskraft unserer 42.224 Mitarbeiter wider.<br />
ontario<br />
guadalajara<br />
ridgefield<br />
„<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> ist ein<br />
lernorientiertes Unternehmen,<br />
das uns ständig anspornt,<br />
durch Teamwork bessere<br />
Ergebnisse zu erzielen.“<br />
alessandro de leonardis,<br />
enviroment, health and safety &<br />
engineering<br />
26 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010<br />
[ usa ]<br />
„Wir stellen Pharmazeutika<br />
her, welche die Lebensqualität<br />
der Patienten<br />
verbessern.“<br />
kimberly kellermann,<br />
flow operations<br />
13.491<br />
Mitarbeiter auf dem<br />
amerikanischen Kontinent.
[ deutschland ]<br />
[ schweden ]<br />
ingelheim<br />
stockholm<br />
„Für mich ist <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> die<br />
perfekte Kombination: ein forschungsorientiertes,<br />
innovatives und internationales<br />
Unternehmen, das jedoch tief im<br />
Herzen ein Familienunternehmen<br />
mit traditionellen Werten<br />
geblieben ist.“<br />
dr. ingo presser,<br />
biopharma operations<br />
„Bei meiner Arbeit für <strong>Boehringer</strong><br />
<strong>Ingelheim</strong> bin ich Teil eines internationalen<br />
Teams, das klare Ziele vorgibt<br />
und hart und kontinuierlich<br />
darauf hinarbeitet, diese zu<br />
erreichen.“<br />
edgar dagrup,<br />
customer relationship<br />
management<br />
7.717<br />
Mitarbeiter in Asien,<br />
Afrika und Australien<br />
(AAA)<br />
[ australien ]<br />
[ indien ]<br />
„Für mich steht <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />
für Unterstützung, Förderung, herausragende<br />
Leistungen und Wert.“<br />
james smith, district sales,<br />
prescription medicines<br />
21.016<br />
Mitarbeiter in Europa<br />
[ china ]<br />
„<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> bietet viele<br />
Möglichkeiten und Herausforderungen,<br />
hier kann ich mich weiterentwickeln.<br />
“<br />
haiyan liu,<br />
logistics<br />
mumbai<br />
shanghai<br />
„<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> als Arbeitgeber<br />
bietet vielfältige Chancen und Herausforderungen<br />
und ermöglicht es<br />
mir, meine Fähigkeiten<br />
weiterzuent wickeln.“<br />
charmaine braganza,<br />
regulatory affairs / cmc<br />
Unsere Mitarbeiter 27
corporate responsibility Unsere Mitarbeiter<br />
Unsere Mitarbeiter<br />
Mitarbeiter, die innovativ sind – die Zukunft des Unternehmensverbands<br />
hängt direkt von dessen innovativer Leistungsfähigkeit ab. Garant dafür und<br />
wichtigster Wert im Unternehmen sind unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.<br />
Sie sind der Mittelpunkt unserer unverwechselbaren Unternehmenskultur<br />
als Familienunternehmen mit einer gelebten Verantwortung, die auf<br />
gegenseitigen Respekt und Fairness baut.<br />
28 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010
Werte ohne Halbwertszeit<br />
Werte schaffen durch Innovation – das ist für <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />
kein bloßes Motto, sondern das ist für uns eine innere Verpfl ichtung.<br />
Diese Vision treibt uns an und ist das Fundament für unseren Erfolg.<br />
Diese Verpfl ichtung zu Innovationen<br />
wird bei <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> in<br />
allen Bereichen umgesetzt:<br />
Erstens und am wichtigsten: Wir schaffen<br />
neue Medikamente, die dem Menschen<br />
wirklich helfen. Wir erforschen<br />
und entwickeln sie, stellen sie her und<br />
vermarkten sie.<br />
Zweitens: Wir arbeiten kontinuierlich<br />
daran, unsere Prozesse zu optimieren<br />
oder auch zu völlig neuen Lösungen<br />
zu kommen.<br />
Drittens: Wir fördern unsere Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter und entwickeln<br />
ihre Kompetenzen im Rahmen<br />
eines systematischen Talentmanagements.<br />
Was uns voranbringt, ist das<br />
Engagement unser Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter – sie sind unser wichtigster<br />
Erfolgsfaktor. Wir helfen ihnen,<br />
ihren Beitrag für <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />
und ihr Privatleben in<br />
Balance zu halten.<br />
Viertens: Wir überprüfen ständig, ob<br />
wir die natürlichen und ökonomischen<br />
Ressourcen effi zient und verantwortlich<br />
einsetzen.<br />
Diese vier Säulen sind die Basis unserer<br />
Innovationskraft und der künftige<br />
Beitrag von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />
zum Fortschritt in der Medizin zum<br />
Nutzen der Patienten.<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> ist und bleibt<br />
ein Familienunternehmen, das großen<br />
Wert auf Kontinuität legt und sich dabei<br />
frühzeitig und konsequent auf die<br />
kommenden Herausforderungen einstellt.<br />
Wir denken langfristig. Unsere<br />
Strategie war und ist auch in Zukunft,<br />
die Entwicklung von <strong>Boehringer</strong><br />
<strong>Ingelheim</strong> durch eine nachhaltige<br />
wirtschaftliche Entwicklung zu sichern,<br />
basierend auf der Produktivität<br />
seiner Forschung und Entwicklung.<br />
Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind der wichtigste Wert im Unternehmen.<br />
Foto von der Feier zum <strong>125</strong>-jährigen Bestehen im Jahr 2010.<br />
Werte ohne Halbwertszeit 29
Talentmanagement als strategische<br />
Priorität<br />
Talentmanagement ist eine strategische Priorität bei <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />
zum Aufbau und zur Wahrung eines Wettbewerbsvorteils in einem sich<br />
schnell ändernden und hart umkämpften Wettbewerbsumfeld.<br />
2010 hat <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> seinen<br />
globalen integrierten Talentmanagementansatz<br />
weiterentwickelt und umgesetzt.<br />
Talentmanagement zielt darauf ab, es<br />
allen Mitarbeitern zu ermöglichen,<br />
sich innerhalb ihres Aufgabenbereichs<br />
oder auch in Richtung einer neuen<br />
Kernelemente des Talentmanagements bei <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />
beurteilung<br />
feedback<br />
ausrichtung<br />
mag<br />
corporate responsibility Unsere Mitarbeiter<br />
richtige mitarbeiter<br />
leistung<br />
potenzial<br />
übergreifende<br />
sichtungs -<br />
runden<br />
richtiger arbeitsplatz<br />
BI Talentmanagement<br />
ric h ti g e r z e i t p u n kt<br />
umsetzung<br />
personalentscheidung<br />
Rolle weiterzuentwickeln. Die Mitarbeiter<br />
sollen die Möglichkeit erhalten,<br />
durch neue Herausforderungen zu<br />
wachsen. Das Unternehmen wird von<br />
diesem Einsatz profi tieren und verbesserte<br />
Ergebnisse erzielen. Der gesamte<br />
Talentmanagementzyklus von <strong>Boehringer</strong><br />
<strong>Ingelheim</strong> umfasst verschie dene<br />
Kernelemente (siehe Grafi k).<br />
bedarf &<br />
maßnahmen<br />
entwicklung<br />
30 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010<br />
[ südafrika ]<br />
Bislang wurde im Rahmen sogenannter<br />
übergreifender Sichtungsrunden<br />
mit 2.500 Mitarbeitern weltweit gesprochen.<br />
Aufgrund der Ergebnisse<br />
dieser Gespräche wurden an die Geschäftsanforderungen<br />
ausgerichtete<br />
umsetzbare Entwicklungspläne<br />
erstellt, entsprechende Personalentscheidungen<br />
getroffen und abteilungsübergreifende<br />
Versetzungen durchgeführt<br />
oder geplant. Wir sind davon<br />
überzeugt, dass uns Talentmanagement<br />
hilft, unser Ziel zu erreichen, die besten<br />
Mitarbeiter in der richtigen Position<br />
zur richtigen Zeit zu haben.<br />
„<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> hat mich unterstützt,<br />
mich in verschiedene Positionen<br />
zu entwickeln. Ich habe im Lager in der<br />
Bestellverwaltung angefangen. Schließlich<br />
bin ich als Außendienstmitarbeiter<br />
in den Vertrieb<br />
gewechselt.“<br />
bethuel ramadiro,<br />
marketing und vertrieb
Entwicklung von<br />
Führungskompetenz<br />
Entwicklung von Menschen und Vorantreiben von<br />
Innovation.<br />
Zur Förderung des Talentmanagements<br />
richten alle Führungskräfte ihr<br />
Augenmerk auf die Mitarbeiterentwicklung.<br />
Sie identifi zieren Mitarbeiter<br />
mit Potenzial frühzeitig und entwickeln<br />
diese. Unsere Führungskräfte<br />
müssen über globale Führungskompetenzen<br />
verfügen, da mit der Einführung<br />
der neuen weltweiten Strukturen<br />
und unseres Governance Models auch<br />
die Anzahl der länderübergreifenden<br />
Berichtswege angestiegen ist.<br />
Führungskompetenzen<br />
Basierend auf Lead & Learn, das die<br />
Grundlage für unsere Zusammenarbeit<br />
bildet, haben wir fünf globale<br />
Führungskompetenzen eingeführt<br />
(siehe Diagramm).<br />
Damit wurde ein neuer Standard in Bezug<br />
auf unsere Erwartungen festgelegt,<br />
und die Führungskräfte im Unternehmen<br />
werden im Hinblick auf deren Erfüllung<br />
beurteilt (Führungskompetenzen).<br />
Folgende Fragen werden der<br />
Evaluierung zugrunde gelegt:<br />
Ω wie erzielen wir Ergebnisse?<br />
Ω wie werden Veränderungsprozesse<br />
und Innovationen vorangetrieben?<br />
Ω wie gewinnen, fördern und binden<br />
wir Top-Arbeitskräfte?<br />
Ω wie kommunizieren wir die Ergebnisse<br />
von Kernaufgaben und Einzelzielen?<br />
[ singapur ]<br />
Richtung<br />
geben<br />
Globale Führungskompetenzen<br />
Innovationen<br />
vorantreiben<br />
„Das Unternehmen stellt mich immer<br />
wieder vor neue Herausforderungen und<br />
bietet mir somit Entwicklungsmöglichkeiten.<br />
Nach 13 <strong>Jahre</strong>n in diversen Positionen<br />
in der IS-Abteilung in Japan erhielt ich<br />
die Gelegenheit, in der IS-Organisation in<br />
Deutschland an globalen Projekten mitzuarbeiten.<br />
Jetzt habe ich neue<br />
Aufgaben in Singapur übernommen.“<br />
yasuhiro nishimi,<br />
regional chief information,<br />
officer asia pacific<br />
Ergebnisse<br />
erreichen<br />
Unsere Vision<br />
zu realisieren und<br />
die Lead- & Learn-<br />
Prinzipien<br />
zu leben.<br />
Menschen<br />
führen<br />
Talentmanagement / Entwicklung von Führungskompetenz<br />
Veränderungen<br />
bewirken<br />
31
corporate responsibility Unsere Mitarbeiter<br />
[ spanien ]<br />
„<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> hat mir in meiner<br />
Karriere geholfen, weil mich das Unternehmen<br />
unterstützt hat, eine Balance<br />
zwischen den betrieblichen und meinen<br />
berufl ichen Zielen herzustellen.“<br />
dr. teresa rodó,<br />
head of production site pharma,<br />
spain<br />
Unsere Lead & Learn-Fragen<br />
Für Mitarbeiter ohne Führungsaufgaben sind unsere Lead & Learn-Fragen der Stan dard, an dem sie gemessen werden:<br />
Ergreifen wir die Initiative? Haben wir eine gemeinsame<br />
Ausrichtung?<br />
32 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010<br />
Entwickeln wir uns gemeinsam<br />
weiter?<br />
Im Rahmen von Talentmanagement<br />
einschließlich Performance Management<br />
und der Entwicklung von<br />
Führungskompetenz werden die<br />
Ergebnisse von Kernaufgaben und<br />
Einzelzielen beurteilt. Ferner bestimmen<br />
wir so den Entwicklungsbedarf<br />
und erhalten Anhaltspunkte über das<br />
Potenzial einzelner Mitarbeiter als<br />
Grundlage für die Förderung im Hinblick<br />
auf zukünftige Aufgaben.<br />
Zur Förderung von globalen Führungskompetenzen<br />
haben wir eine Leadership<br />
Development Landscape entwickelt.<br />
Führungskräfte auf allen Ebenen der<br />
Organisation werden somit die Möglichkeit<br />
haben, an globalen, regionalen<br />
und lokalen Programmen zur Entwicklung<br />
von Führungskompetenzen<br />
teilzunehmen. Unsere Führungskompetenzen<br />
werden ein strategisches<br />
Unterscheidungsmerkmal von<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> darstellen.<br />
Erzielen wir Ergebnisse?
Organisationsentwicklung<br />
Veränderungen vorantreiben und managen.<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> hat einen systematischen<br />
Ansatz zum Veränderungsmanagement<br />
(Change Management)<br />
implementiert, um Veränderungen bei<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> zu begleiten.<br />
Dieser gut strukturierte Veränderungsprozess<br />
hilft und unterstützt alle Mitarbeiter<br />
dabei, die gemeinsame Kultur,<br />
die Werte und die Unternehmensvision<br />
von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> besser<br />
zu verstehen. Ein Beispiel für einen<br />
gelungenen Change-Man agement-<br />
Prozess ist die Integration von Mitarbeitern<br />
von Fort Dodge Animal<br />
Health.<br />
Vor einem Jahr erwarb <strong>Boehringer</strong><br />
<strong>Ingelheim</strong> Animal Health gemeinsam<br />
mit <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> Vetmedica,<br />
Inc. bestimmte Vermögenswerte und<br />
Anlagen von Fort Dodge.<br />
Es war eine Zeit, in der viel Energie<br />
und Einsatz in die Integration der verschiedenen<br />
Unternehmensteile gesteckt<br />
wurden. Eines der wichtigsten<br />
Ereignisse war die Aufnahme von<br />
900 neuen Kollegen, die in hoch motivierten<br />
Teams in allen Bereichen –<br />
von F&E über den Vertrieb bis hin<br />
zur Produktion – tätig sind, in dem<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong>-Unternehmensverband.<br />
Es wurde ein strukturierter Veränderungsprozess<br />
eingeführt, um das gegenseitige<br />
Verständnis zu fördern und<br />
eine gemeinsame Belegschaft aufzustellen,<br />
die für eine erfolgreiche Zukunft<br />
gerüstet ist. Alle Mitarbeiter ziehen<br />
an einem Strang und sind bereit,<br />
ihren Beitrag zu leisten. Ein Prozess<br />
wie dieser braucht jedoch seine Zeit<br />
und wäre nicht ohne den vollen Einsatz<br />
und die engagierte Unterstützung<br />
des Managementteams aus der Tiergesundheit<br />
möglich.<br />
Veränderungen<br />
kultivieren<br />
Visionen<br />
entwickeln<br />
change<br />
model<br />
Veränderungen<br />
umsetzen<br />
Integration: Gemeinsame Mitarbeiterversammlung<br />
von Fort Dodge-<br />
und <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong>-Mitarbeitern<br />
„Besonders hervorzuheben ist die Bereitschaft beider Standorte<br />
der Tiergesundheit in St. Joseph und Fort Dodge zusammenzuarbeiten,<br />
um den Übergang so reibungslos wie möglich<br />
zu gestalten. Auch wenn es anfangs einige Stolpersteine auf<br />
unserem Weg gab, entwickelt sich der Übergangsprozess<br />
weiterhin erfolgreich. Ich bin der Ansicht, dass <strong>Boehringer</strong><br />
<strong>Ingelheim</strong> Vetmedica Inc. ein starkes und gesundes Geschäft<br />
von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> ist, das weiter wachsen wird.<br />
Für die Zukunft erwarte ich noch <strong>mehr</strong> positive<br />
Entwicklungen.“<br />
bob lentsch,<br />
manager, security and site services, usa<br />
Organisationsentwicklung<br />
33
corporate responsibility Unsere Mitarbeiter<br />
[ japan ]<br />
„<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> hat mir stets<br />
ein gutes Arbeitsumfeld geboten,<br />
in dem ich durch abwechslungsreiche<br />
Aufgaben, erfahrene Vorgesetzte<br />
und anspruchsvolle Ziele<br />
gefördert wurde und so meine<br />
Fähigkeiten ausbauen konnte.“<br />
dr. seiji yamasaki,<br />
plant manager,<br />
boehringer ingelheim seiyaku<br />
34 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010<br />
[ china ]<br />
„Ein Unternehmen mit einem humanen<br />
Antlitz, stark auf Menschen fokussiert,<br />
ist für mich der perfekte Ort, um mich –<br />
und noch <strong>mehr</strong> andere – weiterzuentwickeln.“<br />
sebastien blang,<br />
director, quality & environm.<br />
health & safety<br />
Während der letzten Monate wurde viel<br />
erreicht, wie z. B. der Transfer von Produkten<br />
und die Angleichung von Fertigungssystemen<br />
als Zeichen dafür, dass<br />
wir miteinander verbunden sind.<br />
In regelmäßigen Abständen werden<br />
alle Kollegen um Feedback gebeten.<br />
Dies ist sehr wichtig, damit wir einschätzen<br />
können, wo <strong>mehr</strong> Unterstützung<br />
notwendig ist und wo Aktivitäten<br />
verbessert werden müssen, um auf<br />
bestmögliche Weise unser Gesamtziel<br />
zu erreichen. Der von uns gewählte<br />
Ansatz hat sich als erfolgreich erwiesen<br />
und bringt uns unserem Ziel näher,<br />
diese Übergangsphase zu meistern<br />
und bald zu einem Tiergesundheitsgeschäft<br />
zusammenzuwachsen.
Top-Arbeitgeber<br />
Die Wahrnehmung von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />
als bevorzugter Arbeitgeber ist<br />
seit vielen <strong>Jahre</strong>n weltweit anerkannt<br />
und wurde durch Umfragen angesehener,<br />
unabhängiger Institute bestätigt.<br />
Die Attraktivität als Arbeitgeber ist kein<br />
Zufall, sondern spiegelt die einzigartige,<br />
innovative Unternehmenskultur und<br />
ein Arbeitsumfeld wider, das auf gegenseitigem<br />
Respekt und Fairness aufbaut<br />
– Werte, die <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />
in seiner <strong>125</strong>-jährigen Unternehmensgeschichte<br />
stets gefördert hat.<br />
Sie bestätigt auch die hohe Anerkennung,<br />
die das Unternehmen in der<br />
Wissenschaft für sein langjähriges Engagement<br />
für Forschung und Entwicklung<br />
genießt.<br />
Auszug aus Umfragen 2010<br />
Land Rang Umfrage<br />
Österreich Zertifizierung berufundfamilie gGmbH<br />
Dänemark 15 Great Place to Work®<br />
Deutschland Rezertifizierung berufundfamilie gGmbH<br />
[ deutschland ]<br />
2 Corporate Health Award 2010 (Initiative von Handelsblatt,<br />
EuPD Research and TÜV SÜD Life Service)<br />
Japan JMA (Japan Management Association) HRD Excellence<br />
Award<br />
Great Place to Work®<br />
Südkorea 1 Korea-EU Awards<br />
Niederlande Top Employer (CFR Institut)<br />
Großbritannien 1 PharmaField Survey<br />
USA Best Places to Work for LGBT Equality – 100% Corporate<br />
Equality Index (Human Rights Campaign Foundation)<br />
Working Mother 100 Best Companies<br />
Gold Award American Health Association<br />
„<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> hat mir die<br />
Möglichkeit gegeben, meine fachlichen<br />
Fähigkeiten wie auch meine Führungsqualitäten<br />
kontinuierlich weiterzuentwickeln,<br />
indem man mir die Leitung<br />
anspruchsvoller Projekte und diverser<br />
Teams im In- und Ausland über tragen<br />
hat. Profi tiert habe ich auch von<br />
den ausgezeichneten Coaching-<br />
und Mentoring-Programmen.“<br />
oliver sluke,<br />
head of is service management<br />
Unsere Auszubildenden<br />
Die Personalprogramme von <strong>Boehringer</strong><br />
<strong>Ingelheim</strong> sind auch auf die Förderung von<br />
jungen Menschen ausgerichtet. Um den<br />
Nachwuchs gezielt zu fördern, haben wir<br />
unsere im Jahr 2010 insgesamt 699 Berufsanfänger<br />
in das angesehene Ausbildungsprogramm<br />
von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> aufgenommen.<br />
Organisationsentwicklung<br />
35
corporate responsibility Unsere Mitarbeiter<br />
Evolution des Arbeitsplatzes<br />
Umsetzung eines neuen Arbeitsplatzmodells und neuer<br />
Büroraumstrukturen.<br />
Wie sieht der Arbeitsplatz bei <strong>Boehringer</strong><br />
<strong>Ingelheim</strong> in Zukunft aus?<br />
Antworten zu diesem Thema sollen erste<br />
Erfahrungen mit der Einführung eines<br />
neuen Arbeitsplatzmodells bei Corporate<br />
Prescription Medicines (PM) Marketing<br />
und einer neuen Büroraum-Struktur bei<br />
Regional Business Services Europe in<br />
<strong>Ingelheim</strong> geben. Mit Einführung des<br />
sogenannten Desk Sharing Modells bei<br />
Corporate Prescription Medicines Marketing<br />
Division wird zum ersten Mal ein<br />
neues Arbeitsplatzmodell bei einer größeren<br />
Organisation von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />
in Deutschland erprobt.<br />
Während die Assistentinnen in Gruppenbüros<br />
auch weiterhin in fest zugewiesenen<br />
Büros arbeiten und den einzelnen<br />
Teams als Ankerpunkte dienen,<br />
haben alle anderen Mitarbeiter keinen<br />
Neue Büroraumstrukturen bei <strong>Boehringer</strong><br />
<strong>Ingelheim</strong><br />
36 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010<br />
fest zugewiesenen Arbeitsplatz <strong>mehr</strong>.<br />
Alle Mitarbeiter, also auch die leitenden<br />
Funktionen, nehmen am sogenannten<br />
„Desk Sharing“ teil. Der große<br />
Vorteil besteht darin, dass die vorhandenen<br />
Büros effi zienter genutzt werden<br />
und dass zusätzliche Flächen gewonnen<br />
werden. Speziell die 13 zusätzlichen<br />
Besprechungszimmer und der Videokonferenzraum<br />
stehen ausschließlich<br />
Mitarbeitern aus PM Marketing zur<br />
Verfügung und erfreuen sich einer<br />
großen Beliebtheit.<br />
Auch der Lounge-Bereich wird sehr<br />
positiv als Treffpunkt und für informelle<br />
Kommunikation angenommen.<br />
Insgesamt folgt das Arbeitsplatzmodell<br />
dem Me/We-Gedanken von <strong>Boehringer</strong><br />
<strong>Ingelheim</strong>, indem der Arbeitsplatz des<br />
Einzelnen (Me-Space) fl exibler gestaltet<br />
wird und zusätzlich geschaffene Gemeinschaftsfl<br />
ächen (We-Space) wie Besprechungsräume,<br />
Touchdowns und<br />
Lounge allen Mitarbeitern zugutekommen<br />
und den informellen Austausch<br />
genauso unterstützen wie die Anforderung<br />
an eine erhöhte Interaktion.<br />
Ein Teil der Arbeitsplätze der neuen<br />
Funktion Regional Business Services<br />
Europe befi ndet sich in offenen Raumstrukturen,<br />
in denen jedoch nach wie<br />
vor jedem Mitarbeiter ein fester Platz<br />
zugeordnet wird. Dem Modell liegt ein<br />
Bauraster zugrunde, das einerseits auf<br />
die Gegebenheiten des Gebäudes und<br />
andererseits auf die Anforderungen<br />
fl exibel veränderbarer Arbeitsplatzformen<br />
abgestimmt ist. Daraus resultiert<br />
eine Bandbreite verfügbarer Optionen,<br />
aus denen sehr unterschiedliche räumliche<br />
Konstellationen erzeugt werden<br />
können. So kann mit aufeinander abgestimmten<br />
Bauteilen des New Offi ce<br />
Design Models für jedes Team eine individuelle<br />
Konfi guration erarbeitet<br />
werden. Ein wesentlicher Bestandteil<br />
des New Offi ce Design Models sind die<br />
neuen „Cubes“, die eine Mischung aus<br />
Besprechungsraum und Teamarbeitsraum<br />
darstellen. Diese Cubes sind teilweise<br />
verglaste Räume, die zwischen<br />
den offen gestalteten Arbeitsplätzen<br />
angeordnet werden. Sie bieten den<br />
Teams variable Arbeitsmöglichkeiten,<br />
von der geplanten Besprechung über<br />
informelle spontane Kommunikation<br />
bis zur intensiven Projektarbeit.
Vereinbarkeit von Beruf und Familie<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> legt schon immer großen Wert darauf, ein familienfreundliches<br />
Unternehmen zu sein. Sowohl für unsere Mitarbeiter<br />
mit familiären Verpfl ichtungen als auch für <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> ist es<br />
sehr wichtig, dass sich Beruf und Familie erfolgreich ergänzen.<br />
Die Gewinnung und Bindung von<br />
Mitarbeitern nimmt für <strong>Boehringer</strong><br />
<strong>Ingelheim</strong> einen immer höheren Stellenwert<br />
ein. Der demografi sche Wandel<br />
mit einer zunehmenden Überalterung<br />
der Bevölkerung bei gleichzeitig<br />
sinkenden Geburtenraten führt zu einem<br />
Mangel an Fachkräften.<br />
Sowohl für Mitarbeiter mit familiären<br />
Verpfl ichtungen als auch für Arbeitgeber<br />
wie <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> wird<br />
es immer wichtiger, dass sich Beruf<br />
und Familie erfolgreich miteinander<br />
ver binden lassen. An unseren deutschen<br />
Standorten unterstützen wir<br />
unsere Mitarbeiter auf verschiedene<br />
Weise, beispielsweise durch die BI-<br />
Ferienakademie für die Kinder unserer<br />
Mitarbeiter.<br />
Ferienakademie als Bildungs angebot<br />
Während der langen Schulsommerferien<br />
ist es für Eltern besonders schwer, Beruf<br />
und Familie zu vereinbaren, um<br />
den Bedürfnissen ihrer Kinder nachzukommen.<br />
Am Standort <strong>Ingelheim</strong> bietet<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> in Zusammenarbeit<br />
mit der Stadt <strong>Ingelheim</strong> ein<br />
spannendes und interessantes Kursangebot<br />
für 340 Kinder unterschiedlicher<br />
Altersgruppen an.<br />
Das Programm der BI-Ferienakademie<br />
leistet einen Beitrag zur Nachwuchsförderung<br />
und entlastet die Eltern der Kinder<br />
während der Sommerferien. Das<br />
umfangreiche Angebot bietet Aktivitäten<br />
für alle Interessengruppen, von<br />
sprachlicher Förderung über Kunstprojekte<br />
bis hin zu sportlichen Aktivitäten.<br />
Durch das Zusammenspiel von Betreuung<br />
und Weiterbildung werden die teilnehmenden<br />
Kinder auf spielerische Art<br />
gefördert und eindeutige Lernfortschritte<br />
erzielt. Die Kinder haben im<br />
Rahmen des Kursangebots auch die<br />
Möglichkeit, an Naturwissenschaftsprojekten<br />
teilzunehmen, die im Rahmen<br />
des Schulalltags oft zu kurz kommen.<br />
Familienfreundlichkeit – Zertifi kat der<br />
berufundfamilie gGmbH<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> legt seit jeher<br />
großen Wert darauf, ein familienfreundliches<br />
Unternehmen zu sein. Um<br />
auch weiterhin eine gute Vereinbarkeit<br />
zwischen Beruf und Familie für unsere<br />
Mitarbeiter zu gewährleisten, unterziehen<br />
wir unsere Personalpolitik einem<br />
kontinuierlichen externen Audit. Nach<br />
erfolgreichem Audit wurde <strong>Boehringer</strong><br />
<strong>Ingelheim</strong> 2010 erneut das renommierte<br />
Zertifi kat der berufundfamilie gGmbH<br />
erteilt.<br />
Nach erfolgreichem Audit wurde<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> erneut das<br />
Zertifikat der berufundfamilie<br />
gGmbH erteilt.<br />
Evolution am Arbeitsplatz / Beruf und Familie 37
unternehmerische verantwortung<br />
Nachhaltigkeit<br />
Bei all unseren Aktivitäten ist es unser Ziel, unsere<br />
Mitarbeiter, unsere Einrichtungen und die Umwelt vor<br />
schädlichen Einfl üssen zu schützen.<br />
38 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010<br />
Nachhaltigkeit
Umwelt, <strong>Gesundheit</strong><br />
und Sicherheit<br />
Wie jede Produktion hat auch die Herstellung von Arzneimitteln Auswirkungen<br />
auf die Umwelt. Gemäß unserem Leitbild sind wir bestrebt,<br />
solche Auswirkungen auf ein Minimum zu begrenzen. Gleichzeitig und<br />
am vordringlichsten unternehmen wir jede Anstrengung, um den<br />
Schutz unserer Mitarbeiter zu gewährleisten.<br />
Schutz der <strong>Gesundheit</strong> unserer Mitarbeiter:<br />
Einführung einer neuen Sicherheitskultur<br />
– Zero by Choice<br />
Im Jahr 2010 fi el der Startschuss für<br />
die internationale Einführung der neuen<br />
Sicherheitskultur von <strong>Boehringer</strong><br />
<strong>Ingelheim</strong> Zero by Choice, die für das<br />
Unternehmen weltweit gilt.<br />
Zero by Choice ist unser neuer Sicherheitsansatz,<br />
der Mitarbeitern und<br />
Vorgesetzten die wichtigste Rolle zuschreibt:<br />
Hierarchieübergreifend sind<br />
alle Mitarbeiter aufgerufen, für Arbeitssicherheit<br />
und <strong>Gesundheit</strong>sschutz<br />
Verantwortung für sich sowie für die<br />
Kolleginnen und Kollegen zu übernehmen.<br />
Mit der Vision Zero by Choice<br />
machen wir einen Schritt hin zu einem<br />
Unternehmen, in dem Sicherheit einen<br />
wahren Wert darstellt.<br />
Wer nicht wagt, gewinnt!<br />
Mitarbeiter befi nden sich <strong>mehr</strong>mals<br />
täglich in Situationen, in denen sie<br />
über die Sicherheit der durchzuführenden<br />
Aufgabe eine Entscheidung treffen<br />
müssen: Nehme ich mir den zusätzlichen<br />
Zeitaufwand, um eine Aufgabe si-<br />
cher zu erledigen, oder nehme ich eine<br />
Abkürzung? Damit wir die Anzahl der<br />
Arbeitsunfälle verringern können,<br />
müssen wir die Wagniskultur in eine<br />
Sicherheitskultur ändern.<br />
Die Anzahl der Arbeitsunfälle bei<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> stagniert seit<br />
einigen <strong>Jahre</strong>n. Im Rahmen von Zero<br />
By Choice wird die Verringerung von<br />
Arbeitsunfällen jedoch zu einem unserer<br />
wichtigsten Ziele. In 2010 haben<br />
wir uns folgenden Plan für die nächsten<br />
<strong>Jahre</strong> vorgenommen: Verringerung<br />
der Unfallhäufi gkeit (Anzahl der Unfälle<br />
pro 1 Million Arbeitsstunden)<br />
von über drei im Jahr 2009 auf unter<br />
einem bis zum Jahr 2014. Der erste<br />
Schritt in Richtung dieses mittelfristigen<br />
Ziels war, 2010 eine Unfallhäufi gkeit<br />
von 2,6 zu erreichen.<br />
Wie geht diese Änderung vonstatten?<br />
Das Management wird die neue<br />
Sicherheitskultur an vorderster Front<br />
verfechten. Die Mitarbeiter sind dazu<br />
aufgerufen, proaktiver zu werden,<br />
Sicherheitsthemen anzusprechen und<br />
ihre Meinung zu äußern.<br />
Zero by Choice<br />
Ein Beispiel, wie unsere US-Niederlassung<br />
in Petersburg unsere<br />
Zero by Choice-Kultur gefestigt<br />
und das Sicherheitsbewusstsein<br />
der Mitarbeiter geschärft hat:<br />
Sponsoring von Safety Pit Stops.<br />
Bei Ankunft auf dem Werksgelände<br />
hatten die Mitarbeiter die<br />
Möglichkeit, einen „Boxenstopp“<br />
einzulegen und grundlegende<br />
Sicherheitsfunktionen an ihrem<br />
Privatauto überprüfen zu lassen.<br />
Umwelt, <strong>Gesundheit</strong> und Sicherheit<br />
39
unternehmerische verantwortung<br />
40 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010<br />
Nachhaltigkeit<br />
Auf Standortebene wurde die Initiative<br />
2010 in vier Ländern eingeführt. Weitere<br />
Länder werden entsprechend unserem<br />
Einführungsplan in den kommenden<br />
<strong>Jahre</strong>n folgen. Die verschiedenen Funktionen<br />
an den Standorten werden einen<br />
Ablauf mit bestimmten Schritten durchlaufen,<br />
wie z. B. Selbstbewertung zusammen<br />
mit dem Management und Erstellung<br />
genauer Verbesserungspläne.<br />
Strategie für EHS-Management<br />
Der Schutz unserer Mitarbeiter und<br />
der Umwelt bildet eine entscheidende<br />
Basis unseres Geschäfts. Dieser Anspruch<br />
wird in unserem Leitbild sowie<br />
in den Prinzipien für Sicherheit, Qualität<br />
und Umweltschutz konkretisiert.<br />
Wir legen regelmäßig Richtlinien, Verfahren<br />
und Ziele für Umweltschutz,<br />
<strong>Gesundheit</strong> und Sicherheit auf Konzernebene<br />
fest. Umweltschutz und<br />
-sicherheit werden an unseren Produktionsstandorten<br />
mithilfe von<br />
Man agementsystemen organisiert, die<br />
internationalen Standards entsprechen.<br />
Im Rahmen regelmäßiger interner<br />
Audits wird der Status von Umweltschutz<br />
und -sicherheit an unseren<br />
Standorten überprüft und diese werden<br />
auch als Forum zum Meinungsaustausch<br />
genutzt. Darüber hinaus<br />
werden bestimmte Projekte und die<br />
Leistung einzelner Standorte mithilfe<br />
des systematischen Einsatzes von<br />
Kennzahlen verfolgt.<br />
2010 wurde ein neues EHS Governance<br />
Model eingeführt, bei dem regionale<br />
und funktionale EHS-Management-<br />
Strukturen kombiniert werden. Die im<br />
Geschäftsbereich Operations vorhandenen<br />
Netzwerke wurden erweitert und<br />
umfassen nun neben Produktionsauch<br />
Forschungs- und Entwicklungseinheiten.<br />
Mit dieser Vorgehensweise<br />
wird die Sicherung des EHS-Wissens<br />
und der Best Practices innerhalb von<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> gewährleistet<br />
und Talentmanagement gefördert.<br />
2011 soll dieses Modell auch auf Marketing<br />
& Vertrieb angewendet werden.<br />
Energieeffi zienz<br />
Als pharmazeutisches Unternehmen ist<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> nicht in einer energieintensiven<br />
Branche tätig. Wir sehen<br />
jedoch die Verringerung des Energieverbrauchs<br />
und der Treibhausgas-Emissionen<br />
als eines unserer wichtigen Ziele und<br />
als unseren Beitrag gegen den Klimawandel<br />
an. Da Energie auch einen steigenden<br />
Kostenfaktor darstellt, betrachten wir<br />
Effi zienzsteigerungen als wichtigen<br />
Antriebsfaktor für Kostensenkungen.<br />
Um die Energieeffi zienz und die Nut-<br />
zung nachwachsender Rohstoffe zu<br />
maximieren, erfolgte 2010 eine Überprüfung<br />
und Neufestlegung der Zielsetzung<br />
der <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong>-Arbeitsgruppe<br />
zum Thema nachhaltiger Einsatz von<br />
Energie 2010. Die Gruppe wurde damit<br />
beauftragt, umfassende Rahmenbedingungen<br />
für nachhaltiges und systematisches<br />
Energiemanagement auf allen<br />
Ebenen unseres Unternehmens auszuarbeiten.<br />
Auf Grundlage dieser Rahmenbedingungen<br />
beabsichtigen wir, uns ein<br />
ehrgeiziges Ziel für die Verringerung unserer<br />
CO2-Emissionen zu setzen. Das<br />
Hauptanliegen der Arbeitsgruppe ist die<br />
Erstellung eines konzernweiten Treibhausgasberichts<br />
gemäß dem Greenhouse<br />
Gas Protocol. Auch Energieaudits<br />
sind geplant. Die Gruppe ist für die Ein-
führung und Prüfung zukünftiger Energiekonzepte<br />
an unseren Standorten zuständig<br />
und wird zur Initiierung und<br />
Umsetzung von mindestens einem<br />
großen Energiesparprojekt pro Produktionsstandort<br />
pro Jahr beitragen.<br />
Beispiele bereits laufender<br />
Energieeffi zienzprojekte<br />
An unserem Standort in <strong>Ingelheim</strong>,<br />
Deutschland, wurde 2010 eine Optimierung<br />
der Klimaanlagen durchgeführt, die<br />
voraussichtlich jährlich eine Einsparung<br />
von 2.000 Tonnen CO2 sowie von 1 Million<br />
Euro Energiekosten mit sich bringt.<br />
Auf Konzernebene wurde das Projekt<br />
Green Building gestartet, das Vorschläge<br />
für Investitionsprojekte zur Verbesserung<br />
der Energieeffi zienz liefern soll.<br />
Des Weiteren wird eine Klassifi zierung<br />
im Hinblick auf Rentabilität und Kosten<br />
für die Verringerung von CO2-Emissionen<br />
eingeführt.<br />
In Zusammenarbeit mit den lokalen<br />
Behörden wurden an unserem Standort<br />
Wien, Österreich, die sogenannten<br />
Ökoprofi t®-Projekte aufgenommen,<br />
deren Schwerpunkt auf Maßnahmen<br />
zur Verringerung von Abfall und Energieverbrauch<br />
liegt. Im Jahr 2010 umgesetzte<br />
Maßnahmen, wie die Optimierung<br />
der Dampfversorgung, werden<br />
die lokalen CO2-Emissionen um voraussichtlich<br />
2 % senken. Für 2011 wird<br />
von einer weiteren Reduzierung der<br />
CO2-Emissionen um 4 % ausgegangen.<br />
Kampagnen wie die 3rd Annual Green<br />
Fair an unserem Standort in Ridgefi eld,<br />
USA, machen auf Aktionen aufmerk-<br />
Die neue Sicherheitskultur wurde unter<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong>-Mitarbeitern auf der<br />
Einführungsveranstaltung der Zero by Choice-<br />
Initiative diskutiert.<br />
Umwelt, <strong>Gesundheit</strong> und Sicherheit<br />
41
unternehmerische verantwortung<br />
Bei der jährlichen Green Fair an<br />
unserem Standort in Ridgefi eld,<br />
USA, werden die Mitarbeiter ermuntert,<br />
ihre Ideen und Vorschläge<br />
zu Umweltthemen, wie z. B.<br />
Energieeffi zienz, einzubringen.<br />
42 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010<br />
Nachhaltigkeit<br />
sam, die das Unternehmen und die<br />
Mitarbeiter verfolgen, um zur Energieund<br />
Ressourceneinsparung beizutragen.<br />
Die grünen Alternativen zu einer Reihe<br />
von tagtäglichen Aktivitäten werden<br />
dabei herausgestellt. Der Schwerpunkt<br />
der Veranstaltung liegt auf Informationen<br />
für die Mitarbeiter sowie auf<br />
Ideen und Verbesserungsvorschlägen,<br />
die die Mitarbeiter für das Unternehmen<br />
haben. Derartige Initiativen<br />
tragen dazu bei, das allgemeine Bewusstsein<br />
fürs Energiesparen zu<br />
schärfen.<br />
Erwartungen an unsere Lieferanten<br />
Auch an unsere Geschäftspartner und<br />
Lohnhersteller erheben wir den Anspruch,<br />
dass sie bestimmte Anforderungen<br />
in Bezug auf Umweltschutz und Sicherheit,<br />
aber auch auf soziale Themen<br />
erfüllen. Dieser Aspekt wird bei der<br />
Lieferantenqualifi zierung berücksichtigt.<br />
Im Jahr 2010 haben wir neue Prozesse<br />
zur Lieferantenqualifi zierung eingerichtet,<br />
indem wir beispielsweise einen<br />
risikobasierten Ansatz für die Auditierung<br />
unserer Geschäftspartner verfolgen.<br />
Schutz von Wasserqualität und<br />
-versorgung<br />
Die Verfügbarkeit von sicherem Wasser<br />
ist für die <strong>Gesundheit</strong> und den Erfolg<br />
der Allgemeinheit ausschlaggebend. Umweltschutz<br />
ist für <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />
ein wichtiges Thema, daher versucht das<br />
Unternehmen, die Auswirkungen seiner<br />
Produktion auf Süßwasser weitestgehend<br />
zu verringern. Unsere Produktionsstandorte<br />
achten auf eine effi ziente<br />
Arbeitsweise ihrer Kläranlagen, damit<br />
eine gute Wasserqualität der abgeleiteten<br />
Abwässer gewährleistet ist. Unser<br />
Produktionsstandort in Indonesien hat<br />
seine Kläranlage erst 2010 erneuert.<br />
Weitere Aufrüstungsmaßnahmen sind<br />
für 2011 geplant, damit die Effi zienz<br />
und Kapazität der Wasseraufbereitung<br />
gesteigert wird. Unser pharmazeutischer<br />
Standort in Mexiko hat zusätzliche technische<br />
Ausrüstung für sein Klärwerk<br />
erworben (Begasungs- und Desinfektionsanlagen),<br />
um die Effi zienz der Wasseraufbereitung<br />
zu verbessern. Das Abwasser<br />
des Werks wird zur Bewässerung<br />
von Grünfl ächen verwendet und spart<br />
so 31.000 m³ Trinkwasser pro Jahr.<br />
Arzneimittel in der Umwelt<br />
Produktverantwortung beinhaltet die<br />
Durchführung von Umweltrisikobewertungen<br />
für alle neu einzuführenden<br />
Medikamente. Über die offi ziellen<br />
Anforderungen im Rahmen der Arzneimittelzulassung<br />
hinaus veröffentlichen<br />
wir freiwillig Informationen zu<br />
Umweltrisiken unserer Produkte über<br />
den Verschreibungskatalog der schwe-
dischen Ärzte (www.fass.se) und nutzen<br />
hierfür das Informationssystem<br />
des schwedischen Verbands der Pharmaindustrie.<br />
Krisenmanagement<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> hat ein weltweites<br />
Krisenmanagementsystem eingerichtet.<br />
Unser proaktiver Ansatz ist darauf<br />
ausgerichtet, potenziell kritische<br />
Situationen zu evaluieren, Unfälle zu<br />
vermeiden und die Eskalation auf kritische<br />
Stufen zu verhindern. Spezifi sche<br />
Risiken werden erkannt, untersucht<br />
und auf Grundlage verschiedener<br />
Krisenszenarios bewertet. Die Mitglieder<br />
des Krisenteams werden laufend geschult,<br />
um ihre Fähigkeiten auszubauen<br />
und eine korrekte Vorbereitung zu gewährleisten.<br />
Sämtliche Notfallmaßnahmenpläne<br />
und technischen Einrichtungen<br />
werden regelmäßig überprüft.<br />
2010 war im Unternehmensverband<br />
kein größeres Ereignis zu verzeichnen.<br />
Auszeichnungen und Zertifi zierungen<br />
2010 wurde nach den Chemiestandorten<br />
in Spanien, Frankreich und Italien<br />
auch das Umweltmanagementsystem<br />
am Standort Petersburg im US-Bundesstaat<br />
Virginia nach ISO 14001 zertifi -<br />
ziert. Unser Chemiestandort in Spanien<br />
erhielt 2010 auch die Zertifi zierung<br />
nach OSHA 18001 und unser pharmazeutischer<br />
Produktionsstandort in<br />
Bogotá (Kolumbien) wurde erstmalig<br />
nach ISO 14001 zertifi ziert. Unser<br />
Standort in Columbus (USA) wurde von<br />
der nationalen Umweltbehörde EPA mit<br />
dem Energy Star 2010 für hervorragende<br />
Leistungen im Umgang mit Energie<br />
ausgezeichnet. Diese Auszeichnung<br />
hebt die Leistung unseres US-Standorts<br />
5<br />
4<br />
3<br />
2<br />
1<br />
Arbeitsunfälle<br />
Gesamtzahl der Arbeitsunfälle: 195 (Todesfälle: 2)<br />
Fehltage: 2.997<br />
2006 2007 2008 2009 2010<br />
Unfallhäufigkeit (= Zahl der Arbeitsunfälle x 1 Mio. Std./<br />
Gesamtzahl der Arbeitsstunden)<br />
Unfallschwere (= ausgefallene Arbeitstage x 1 Mio. Std./<br />
Gesamtzahl der Arbeitsstunden)<br />
im Vergleich zu anderen pharmazeutischen<br />
Produktionsstandorten anderer<br />
Unternehmen hervor. <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />
Indonesia erhielt vom Arbeitsund<br />
Umsiedlungsministerium (Ministry<br />
of Manpower and Transmigration) eine<br />
Auszeichnung für eine Produktion ohne<br />
Arbeitsunfälle mit Ausfallzeiten von Juli<br />
2007 bis Dezember 2009. Unsere Standorte<br />
in Petersburg (USA) sowie Fornovo<br />
(Italien) erhielten einen Safety Excellence<br />
Award von Jacobs Engineering als<br />
Anerkennung für das hohe Sicherheitsbewusstsein,<br />
das die Projektteams bei<br />
zwei komplexen Bauprojekten zeigten.<br />
Unsere Ziele<br />
Unser Ziel im Hinblick auf die Arbeitssicherheit<br />
ist die Senkung der Unfallhäufi<br />
gkeit von über drei im Jahr 2009<br />
auf unter einen im Jahr 2014. Unser<br />
Plan zur Erreichung dieses Ziels sah für<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
2010 eine Unfallhäufi gkeit (Anzahl der<br />
Unfälle pro 1 Million Arbeitsstunden)<br />
von 2,5 vor. Die tatsächliche Unfällhäufi<br />
gkeit lag mit einen Wert von 2,6 nur<br />
knapp darüber.<br />
Hinsichtlich der Energieeffi zienz und<br />
der CO2-Bilanz beabsichtigen wir, uns<br />
ein ehrgeiziges Ziel für die nächsten<br />
<strong>Jahre</strong> zu setzen, um unsere weltweiten<br />
CO2-Emissionen zu verringern.<br />
Daten und Fakten<br />
Die Grafi ken zeigen unsere Kennzahlen<br />
zur Umwelt und Arbeitssicherheit<br />
über den Zeitraum der letzten fünf<br />
<strong>Jahre</strong>. Die Auswirkungen auf die<br />
Umwelt sind sowohl absolut als auch<br />
normalisiert im Verhältnis zu den<br />
jährlichen Umsatzerlösen dargestellt<br />
(Indizes mit Basisjahr 2006). Die Grafi<br />
ken geben die Umweltkennzahlen<br />
Umwelt, <strong>Gesundheit</strong> und Sicherheit<br />
43
unternehmerische verantwortung<br />
Durch die Erweiterung der Kläranlage am<br />
Standort <strong>Ingelheim</strong> konnten wir die Effizienz<br />
und Flexibilität der Abwasserbehandlung steigern,<br />
um die guten CSB-Abbauraten (CSB =<br />
Chemischer Sauerstoff-Bedarf) auch bei<br />
höheren Produktionsmengen beizubehalten.<br />
44 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010<br />
Nachhaltigkeit<br />
unserer Produktionsstandorte sowie<br />
unserer Forschungs- und Entwicklungsstandorte<br />
wieder. Die Zahlen für<br />
2010 sind hinsichtlich der Veränderungen<br />
unserer Standorte in diesem<br />
Jahr angepasst worden. So sind die<br />
Zahlen für die pharmazeutischen Produktionsstandorte<br />
in Großbritannien<br />
und Kolumbien nicht <strong>mehr</strong> enthalten,<br />
während unser neu hinzugekommener<br />
Produktionsstandort für Tierarzneimittel<br />
in Fort Dodge, USA, zum ersten<br />
Mal berücksichtigt wurde.<br />
Entscheidende Kenngröße für unser<br />
Abschneiden im Bereich Arbeitssicherheit<br />
ist die Unfallhäufi gkeit (Anzahl<br />
der Arbeitsunfälle bezogen auf 1 Million<br />
Arbeitsstunden). In den letzten<br />
<strong>Jahre</strong>n lag diese jeweils bei knapp über<br />
drei. In 2010 haben wir mit 2,6 erstmals<br />
eine Unfallhäufi gkeit kleiner drei<br />
erzielt. Dies ist ein großer Erfolg, der<br />
durch die Einführung unserer neuen<br />
Sicherheitskultur ermöglicht wurde.<br />
2010 lagen die meisten Umweltkennzahlen<br />
in der Größenordnung der vergangenen<br />
<strong>Jahre</strong>. Einige Indikatoren<br />
(z. B. Wasserverbrauch, indirekte CO2-<br />
Emissionen) sind leicht angestiegen,<br />
was in erster Linie darauf zurückzuführen<br />
ist, dass unser Produktionsstandort<br />
in Fort Dodge erstmals in den<br />
Zahlen berücksichtigt ist.<br />
Die in der Grafi k dargestellten indi-<br />
rekten CO2-Emissionen beziehen sich<br />
auf diejenigen Emissionen, die auf den<br />
Verbrauch von Elektrizität an unseren<br />
Standorten zurückzuführen sind. Die<br />
Menge an CO2-Emissionen, die unserer<br />
Firmenwagenfl otte zurechenbar<br />
sind, liegen bei ungefähr 86.000 Tonnen.<br />
Momentan überarbeiten wir unsere<br />
Berechnungsmethodik für CO2bzw.<br />
Treibhausgasemissionen mit dem<br />
Ziel, in Zukunft weitere indirekte<br />
Emissionen zu erfassen.
8<br />
6<br />
4<br />
2<br />
8.000<br />
6.000<br />
4.000<br />
2.000<br />
200<br />
150<br />
100<br />
50<br />
Wasserverbrauch<br />
2006 2007 2008 2009 2010<br />
Wasserverbrauch (in Mio. m 3 )<br />
Wasserverbrauchsindex (in %, relativ zu Umsatzerlösen)<br />
Abwasser – Chemischer Sauerstoffbedarf (CSB)<br />
100<br />
10.000 40<br />
2006 2007 2008 2009 2010<br />
CSB-Fracht im Abwasser (in Tonnen)<br />
CSB-Fracht nach Kläranlage (in Tonnen)<br />
CSB-Fracht (nach Kläranlage)-Index<br />
(in %, relativ zu Umsatzerlösen)<br />
250 60<br />
2006 2007 2008 2009 2010<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
120<br />
100<br />
80<br />
60<br />
100<br />
90<br />
80<br />
70<br />
8<br />
6<br />
4<br />
2<br />
28.000<br />
24.000<br />
20.000<br />
16.000<br />
12.000<br />
8.000<br />
4.000<br />
1000<br />
800<br />
600<br />
400<br />
200<br />
Energieverbrauch<br />
2006 2007 2008 2009 2010<br />
Energieverbrauch (in Mio. Gigajoule)<br />
Energieverbrauchsindex (in %, relativ zu Umsatzerlösen)<br />
Abfälle zur Entsorgung<br />
2006 2007 2008 2009 2010<br />
Hausmüll (in Tonnen)<br />
Sonderabfälle (in Tonnen), inkl. pharmaz. Abfälle<br />
Abfall (-entsorgt)-Index (in %, relativ zu Umsatzerlösen)<br />
Verwertungsquote (in %)<br />
Kohlendioxid (CO2) Flüchtige Kohlenwasserstoffe (Volatile Organic Carbon)<br />
CO 2 -Emissionen, indirekt (in 1.000 Tonnen)<br />
CO 2 -Emissionen, direkt (in 1.000 Tonnen)<br />
CO 2 -Emissionsindex, direkte Emissionen<br />
(in %, relativ zu Umsatzerlösen)<br />
2006 2007 2008 2009 2010<br />
Nicht halogenierte Kohlenwasserstoffe, Emissionen (in Tonnen)<br />
Halogenierte Kohlenwasserstoffe, inkl. Fluorkohlenwasserstoffe;<br />
Emissionen (in Tonnen)<br />
VOC-Emissionsindex (in %, relativ zu Umsatzerlösen)<br />
Umwelt, <strong>Gesundheit</strong> und Sicherheit<br />
100<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
120<br />
100<br />
80<br />
60<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
45
unternehmerische verantwortung<br />
Gesellschaftliches Engagement<br />
Gesellschaftliches Engagement<br />
Wir haben uns zum Ziel gesetzt, das wirtschaftliche und soziale<br />
Wohlergehen der Länder und Regionen, in denen wir unternehmerisch<br />
tätig sind, aktiv zu fördern. Unsere Aktivitäten beziehen<br />
Patienten, unsere Nachbargemeinden und die Gesellschaft im<br />
Allgemeinen ein. Gesellschaftliches Engagement ist ein wesentlicher<br />
Bestandteil unserer Unternehmenskultur.<br />
46 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010
Kooperationen und<br />
Projekte<br />
Die Mitarbeiter von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> im Einzelnen und das Unternehmen<br />
als Good Corporate Citizen engagieren sich weltweit in einer<br />
Vielzahl von Bereichen, darunter Kinderschutz, <strong>Gesundheit</strong>sprojekte,<br />
Bildungsprogramme, Umweltschutz und Katastrophenhilfe.<br />
Zugang zu Medikamenten<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> setzt sich dafür<br />
ein, in den am wenigsten entwickelten<br />
Ländern den Zugang zu Medikamenten<br />
zu verbessern. Ganz besonders<br />
engagiert sich das Unternehmen<br />
für die Bekämpfung der verheerenden<br />
AIDS-Pandemie, beispielsweise auf<br />
dem Gebiet der Verhinderung der<br />
Mutter-Kind-Übertragung von HIV/<br />
AIDS.<br />
Das Viramune®-Spendenprogramm<br />
Anlässlich des Welt-AIDS-Tags im<br />
Jahr 2000 gab <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />
bekannt, dass das antiretrovirale Medikament<br />
viramune® (Wirkstoff Nevirapin)<br />
im Rahmen eines Spendenprogramms<br />
in Entwicklungsländern zur<br />
Vermeidung der Mutter-Kind-Übertragung<br />
(prevention of mother-to-child<br />
transmission, PMTCT) von HIV-1 fünf<br />
<strong>Jahre</strong> lang kostenlos angeboten würde.<br />
Die Spende würde <strong>Gesundheit</strong>seinrichtungen<br />
für Schwangere sowie Müttern<br />
und Kindern im Rahmen zuverlässiger<br />
lokaler MTCT-Projekte mit freiwilliger<br />
Beratung und Tests zur Verfügung gestellt.<br />
Das viramune® Donation Programme<br />
(VDP) war ins Leben gerufen.<br />
Seit seiner Gründung hat das viramune®<br />
Donation Programme zum <strong>Gesundheit</strong>sschutz<br />
von über 2 Millionen<br />
Babys HIV-positiver Mütter in Entwicklungsländern<br />
beigetragen. In den<br />
vergangenen zehn <strong>Jahre</strong>n wurden<br />
weltweit Medikamente für über zwei<br />
Millionen Mutter-Kind-Paare für die<br />
PMTCT-Projekte von 171 Programmen<br />
in über 71 Ländern gespendet.<br />
Für die Kinderdosis standen im Paket<br />
zusätzlich ein oraler Spender und Beutel<br />
für die gefüllten Spender zur Verfügung.<br />
Während dieser Zeitspanne war <strong>Boehringer</strong><br />
<strong>Ingelheim</strong> sehr stolz auf die enge<br />
Zusammenarbeit mit den Regierungen,<br />
medizinischen Fachkräften und<br />
NGOs in verschiedenen Teilen der Welt,<br />
um die Übertragung von HIV von der<br />
HIV-positiven Mutter auf ihr Kind zu<br />
verhindern.<br />
Die medizinische Evidenz für den erfolgreichen<br />
Einsatz von viramune® zur Vermeidung<br />
von PMTCT wies darauf hin,<br />
dass viramune® – ein wirksamer nichtnukleosidischer<br />
Reverse-Trankriptease-<br />
Hemmer – die Übertragung von HIV<br />
von der HIV-positiven Mutter auf ihr<br />
> 2 Mio.<br />
Über 2 Millionen Mutter-Kind-<br />
Paare konnten kostenlos an<br />
PMTCT-Projekten teilnehmen.<br />
Kooperationen und Projekte<br />
47
unternehmerische verantwortung<br />
71<br />
Das PMTCT-Programm ist<br />
in 71 Ländern tätig.<br />
48 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010<br />
Gesellschaftliches Engagement<br />
Kind signifi kant verringert, wenn das<br />
Medikament der Mutter während der<br />
Wehen als Einmaldosis und dem Säugling<br />
innerhalb von 72 Stunden nach der<br />
Geburt verabreicht wurde.<br />
Diese Empfehlung wurde bereits früh<br />
auf die List of Essential Drugs der<br />
Weltgesundheitsorganisation (WHO)<br />
zur Verringerung oder Vermeidung der<br />
Mutter-Kind-Übertragung von HIV-1<br />
aufgenommen.<br />
In den zehn <strong>Jahre</strong>n seit Beginn des<br />
viramune® Donation Programme hat<br />
es neue Entwicklungen und Therapieerkenntnisse<br />
gegeben, die zur noch<br />
effektiveren Verringerung der Mutter-<br />
Kind-Übertragung von HIV-1 eingesetzt<br />
werden können. Die Einmaldosis<br />
viramune® (mit dem Wirkstoff Nevirapin),<br />
wie sie im Rahmen des viramune®<br />
Donation Programme abgegeben wird,<br />
gilt zu diesem Zweck nicht <strong>mehr</strong> als<br />
angemessen.<br />
Umfassendere Therapieregimes wurden<br />
entwickelt und in die neuesten<br />
Richtlinien zur Verhinderung der<br />
Mutter-Kind-Übertragung von HIV-1<br />
während der Geburt (PMTCT), welche<br />
die WHO im Juli 2010 auf der Welt-<br />
AIDS-Konferenz in Wien vorgestellt<br />
hat, aufgenommen.<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> wird sein Engagement<br />
auf diesem Gebiet fortsetzen<br />
und den geänderten Richtlinien anpassen.<br />
In Ländern, in denen die Umstellung<br />
auf die Empfehlungen der neuen Richtlinien<br />
auf Schwierigkeiten stößt, wer-<br />
den wir den Zentren bzw. Initiativen,<br />
die wir bisher schon unterstützen, auf<br />
Wunsch übergangsweise bis Ende<br />
2013 weiterhin viramune® (Tabletten<br />
und Lösung) bereitstellen.<br />
Die Entscheidung, den aktuellen<br />
PMTCT-Ansatz zu ändern, wird keine<br />
Versorgungsengpässe verursachen.<br />
Andere Produkte mit dem Wirkstoff<br />
Nevirapin – sowohl Tabletten als auch<br />
orale Suspensionen – werden in Entwicklungsländern<br />
inzwischen von<br />
zahlreichen qualifi zierten Generika-<br />
Herstellern angeboten.<br />
Außerdem wird die 240-ml-Packung<br />
viramune® orale Suspension jetzt zur<br />
Verwendung in PMTCT-Programmen<br />
zu einem Not-for-Profi t-Preis angeboten.<br />
Von Beginn an ist <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />
sehr stolz auf das viramune®<br />
Donation Programme und den bahnbrechenden<br />
Beitrag, den das Unternehmen<br />
zur Vermeidung der Mutter-<br />
Kind-Übertragung von HIV-1 geleistet<br />
hat. Die im Rahmen dieses sinnvollen<br />
Programms entstandenen Partnerschaften<br />
und die Unterstützung der<br />
Mitarbeiter des <strong>Gesundheit</strong>swesens<br />
und der Regierungen weltweit werden<br />
hoch geschätzt. Das Unternehmen hat<br />
sich der Verhinderung von MTCT verschrieben<br />
und wird auch weiterhin diesbezügliche<br />
Maßnahmen unterstützen.<br />
Erweiterter Zugang zu Nevirapin geregelt<br />
durch Non-Assert-Erklärung<br />
Produkte mit dem Wirkstoff Nevirapin<br />
werden in Entwicklungsländern von<br />
zahlreichen Generika-Herstellern<br />
angeboten. In den vergangenen vier
Arzt in der Praxis der katholischen Missionsstation<br />
Inkanyezi (Stern der Hoffnung) Orange<br />
Farm in Südafrika<br />
<strong>Jahre</strong>n hat <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> Generika-Herstellern,<br />
die durch die WHO<br />
vorqualifi ziert waren, Non-Assert-<br />
Erklärungen zur Herstellung von Produkten<br />
mit Nevirapin ausgestellt. Diese<br />
Vorgehensweise gilt für alle einkommensschwachen<br />
Länder, alle am wenigsten<br />
entwickelten Länder (Least<br />
Developed Countries) und ganz Afrika –<br />
insgesamt 78 Länder. Dies führte zum<br />
einem Anstieg der Patienten, die mit<br />
Medikamenten mit dem Wirkstoff<br />
Nevirapin behandelt werden.<br />
Die Non-Assert-Erklärung legt fest,<br />
dass keine Patentansprüche geltend<br />
gemacht werden, dass keine Lizenzgebühren<br />
anfallen und dass die hohe<br />
Qualität der Produkte sichergestellt<br />
ist. Diese Regelung gilt inzwischen<br />
auch für Tipranavir.<br />
Patienten in der Praxis der katholischen<br />
Missionsstation Orange Farm in Südafrika<br />
Technologietransfer und<br />
Personalentwicklung<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unterstützt den<br />
Aufbau des <strong>Gesundheit</strong>swesens beispielsweise<br />
in der Personalentwicklung und im<br />
Kapazitätenausbau durch verschiedene<br />
Schulungen und Ausbildungen, z. B.:<br />
• Ausbildung von Assistenz-/<br />
Laborpersonal<br />
• <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> Endowed<br />
Chair in Clinical Pharmacology<br />
• Botswana Clinical Trial Programme<br />
• <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> Facilitation<br />
and Training Centre<br />
• Pharmaziestudenten an der Rhodes<br />
University<br />
• <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> Lung Institute<br />
• BI Medical Students Programme<br />
• Clinical Epidemiology Fellowship<br />
• Zusammenarbeit mit indischen Ge-<br />
werkschaften (ICEM) bei HIV-Ar-<br />
beitsplatzprogrammen.<br />
Weitere Informationen erhalten Sie unter:<br />
www.corporateresponsibility.boehringer-<br />
ingelheim.com<br />
Vermeidung der Mutter-Kind-Übertragung ist<br />
das Ziel des viramune® Donation Programme<br />
Weitere Entwicklungen bei antiretroviralen<br />
Medikamenten (ARVs)<br />
Im Bereich Forschung und Entwicklung<br />
hat <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> im Jahr 2010<br />
eine neue Darreichungsform des HIV-<br />
Medikaments viramune® (Nevirapin)<br />
mit verzögerter Wirkstofffreisetzung<br />
entwickelt und auf dem Markt eingeführt<br />
(siehe Kapitel Unsere Geschäfte).<br />
Darüber hinaus ist seit 2009 eine pädiatrische<br />
Darreichungsform des antiretroviralen<br />
Therapeutikums (ARV), aptivus®<br />
(Tipranavir), erhältlich (siehe Glossar).<br />
Beide Medikamente qualifi zieren für das<br />
Non-Assert-Programm.<br />
Externe Anerkennung durch die Access<br />
to Medicine Foundation<br />
In der Umfrage und Rangliste 2010 der<br />
Stiftung Access to Medicine Foundation<br />
erzielte <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> für das<br />
viramune® Donation Programme,<br />
seine freiwilligen nichtexklusiven<br />
Lizenzvereinbarungen sowie für die<br />
Non-Assert-Erklärung einen guten<br />
zwölften Platz unter 20 bewerteten<br />
Pharmaunternehmen.<br />
www.accesstomedicineindex.org<br />
Kooperationen und Projekte<br />
49
unternehmerische verantwortung<br />
Lokale Kooperationen und Projekte<br />
Die Mitarbeiter unserer Betriebseinheiten arbeiten mit lokalen<br />
Organisationen zusammen. Auf den folgenden Seiten werden<br />
Beispiele für unsere regionalen Aktivitäten vorgestellt.<br />
Belgien:<br />
„Genesung durch Lachen“ -<br />
„CliniClowns“<br />
50 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010<br />
Gesellschaftliches Engagement<br />
Kooperationspartner „CliniClowns”<br />
In Belgien unterstützen die Mitarbeiter<br />
von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> die beliebte<br />
und respektierte Organisation „Clini-<br />
Clowns“ mit dem Motto „Genesung durch<br />
Lachen“. Seit 1994 besuchen die professionellen<br />
Clowns der Organisa tion<br />
Kinder in Krankenhäusern, um den<br />
kleinen Patienten auch in schwierigen<br />
Zeiten Freunde und Spaß zu bringen.<br />
Die Mitarbeiter von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />
haben mit unterschiedlichen<br />
Aktivitäten, wie Autowaschen und Verkauf<br />
von Kleinigkeiten und durch bestimmte<br />
Einsparungen, Geld für die<br />
„CliniClowns“ gesammelt.<br />
Kooperation mit St John Ambulance<br />
In Großbritannien hat sich <strong>Boehringer</strong><br />
<strong>Ingelheim</strong> mit der Lokalzeitung The<br />
Bracknell News und der führenden<br />
Erste-Hilfe-Wohltätigkeitsorganisation<br />
St John Ambulance zusammengeschlossen,<br />
um eine Reihe kostenloser<br />
Seminare zum Thema „Lebensrettung<br />
von Kindern“ für Eltern, Großeltern<br />
und Kinderbetreuer in der Gemeinde<br />
zu unterstützen. Die kostenlosen Seminare<br />
deckten Erste-Hilfe-Themen<br />
wie Bewusstlosigkeit, Erstickung und<br />
Atemstillstand ab. Alle Teilnehmer<br />
konnten Herz-Lungen-Reanimation<br />
an lebensgroßen Baby- und Kleinkindpuppen<br />
üben.<br />
Kooperation mit Banco Farmaceutico<br />
In Italien unterstützt <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />
seit vielen <strong>Jahre</strong>n Banco Farmaceutico,<br />
einen gemeinnützigen Verein,<br />
der pharmazeutische Produkte von<br />
Pharmaunternehmen und Privatpersonen<br />
sammelt und an verschiedene Institutionen<br />
verteilt, die Bedürftigen helfen.<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> Italia spendet insbesondere<br />
Produkte, die im Winter benötigt<br />
werden, wie beispielsweise Medikamente<br />
gegen Grippe und Husten.<br />
Kooperation mit DREAM<br />
Ebenfalls in Italien arbeitet das Unternehmen<br />
mit DREAM zusammen (Drug<br />
Resources Enhancement against AIDS<br />
and Malnutrition), ein AIDS-Therapieprogramm,<br />
das von der christlichen<br />
Gemeinschaft Sant’Egidio betrieben<br />
wird und auf die Prävention, Behandlung<br />
und Verringerung dieser Infektionskrankheit<br />
in den afrikanischen Ländern<br />
ausgerichtet ist. Das Programm<br />
schult darüber hinaus Ärzte, Krankenschwestern<br />
und andere medizinische<br />
Fachkräfte in Afrika. <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />
Italia unterstützt die Organisation<br />
insbesondere durch ein 10-<strong>Jahre</strong>s-<br />
Stipendium für zwei lokale Forscher.
Kooperation mit Fundació Ictus<br />
In Spanien organisierte <strong>Boehringer</strong><br />
<strong>Ingelheim</strong> zusammen mit Fundació<br />
Ictus, dem <strong>Gesundheit</strong>sministerium<br />
von Katalonien und dem Stadtrat von<br />
Barcelona eine Konferenz, die den<br />
Bürgern eine lehrreiche Erklärung<br />
über Funktion und Versorgung des<br />
Gehirns lieferte sowie das Wissen mitgab,<br />
wie man sich in Situationen verhält,<br />
in denen ein Schlaganfallrisiko<br />
besteht. Die interaktive Ausstellung<br />
„Què tens al cap?“ („Was hast du im<br />
Kopf?“) fand an der Plaça Nova vor<br />
der Kathedrale in Barcelona statt.<br />
Kooperation mit Agaliazo Group<br />
Volunteers Against Cancer<br />
In Griechenland hat <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />
der Organisation Agaliazo Group<br />
Volunteers Against Cancer Geldmittel<br />
für die Lösung von Patientenproblemen<br />
und für die Information über Krebsprävention<br />
zur Verfügung gestellt.<br />
Kooperation mit dem Hungarian<br />
Ecumenical Charity Service<br />
In Ungarn unterstützten <strong>Boehringer</strong><br />
<strong>Ingelheim</strong>-Mitarbeiter durch den<br />
Hungarian Ecumenical Charity Service<br />
die Opfer der Giftschlammkatastrophe<br />
im Bezirk Veszprém, spendete<br />
lokalen Krankenhäusern pharmazeutische<br />
Produkte und stellte den betroffenen<br />
Orten finanzielle Hilfe zur<br />
Verfügung.<br />
Kooperation mit einer Schule<br />
Als Reaktion auf die verheerenden<br />
Überschwemmungen in Polen spendeten<br />
Mitarbeiter von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />
Reinigungsprodukte und trockene<br />
Lebensmittel an die Gemeinde Wilków<br />
im Südosten des Landes. <strong>Boehringer</strong><br />
<strong>Ingelheim</strong> leistete darüber hinaus eine<br />
Geldspende an die öffentliche Schule<br />
von Wilków, womit die Einrichtung für<br />
ein Sprach- und Chemielabor gekauft<br />
werden konnte. Die Unterstützung war<br />
ausreichend, um zehn moderne Multimedia-Tafeln<br />
und 20 Laptop-Computer<br />
zu erwerben. Ebenfalls übernahm das<br />
Unternehmen die Kosten für einjährige<br />
Stipendien für vier Schüler. Die Kooperation<br />
dauert bis heute an.<br />
Kooperation mit Cadena de Ayuda<br />
In Mexiko nahm <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />
an der Initiative „Cadena de Ayuda“<br />
(„Hilfskette“) teil, die Institutionen beim<br />
Kampf gegen die Mangel- und Fehlernährung<br />
von Kindern bis fünf <strong>Jahre</strong><br />
unterstützt. In diesem Zusammenhang<br />
umfasst Fehlernährung auch Kinder,<br />
die unter Überernährung leiden. In<br />
Mexiko haben schätzungsweise ein Achtel<br />
der Kinder eingeschränkte Lebenschancen<br />
aufgrund von Fehlernährung.<br />
Geldmittel wurden für zwei Projekte<br />
bereitgestellt, die Hilfe für Tausende<br />
Kinder mit Fehlernährung bedeuten.<br />
Ungarn:<br />
Mehr als 3.000 Häuser in drei<br />
Ortschaften wurden durch den<br />
giftigen Schlamm zerstört.<br />
Mexiko:<br />
Kampf gegen Mangel- und<br />
Fehlernährung von Kindern<br />
Lokale Kooperationen und Projekte<br />
51
unternehmerische verantwortung<br />
Brasilien:<br />
Projekt zur <strong>Gesundheit</strong>shumanisierung<br />
in zwei Krankenhäusern<br />
52 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010<br />
Gesellschaftliches Engagement<br />
Kooperation mit Transparencia Mexicana<br />
Darüber hinaus hat <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />
mit Transparencia Mexicana<br />
zusammengearbeitet – einer gemeinnützigen<br />
Organisation gegen die Korruption<br />
in Mexiko.<br />
Kooperation mit Associação<br />
Arte Despertar<br />
In Brasilien ist <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />
eine Partnerschaft mit der gemeinnützigen<br />
Organisation Associação Arte<br />
Despertar eingegangen und unterstützt<br />
ein Projekt mit dem Ziel der<br />
„<strong>Gesundheit</strong>shumanisierung“ in zwei<br />
großen Krankenhäusern, die Geringverdiener<br />
in São Paulo behandeln:<br />
Instituto do Coração do Hospital das<br />
Clínicas da Faculdade de Medicina da<br />
Universidade de São Paulo und<br />
Irmandade da Santa Casa de Misericórdia<br />
de São Paulo.<br />
Viermal wöchentlich kommen zwei<br />
Kunstlehrer, ein Psychologe und ein<br />
Pädagoge in die verschiedenen Bereiche<br />
des Krankenhauses und haben für<br />
die Patienten, Pfl eger und Ärzte Musik,<br />
Geschichten und Kunst im Gepäck.<br />
Kooperation Cares Foundation und<br />
Direct Relief International<br />
Als Teil des kontinuierlichen Engagements<br />
zur Unterstützung von Einzelpersonen<br />
und Familien im Falle von Naturkatastrophen<br />
hat sich die Boeh ringer<br />
<strong>Ingelheim</strong> Cares Foundation (BICF)<br />
mit Direct Relief International (DRI)<br />
zusammengeschlossen, um Produkte<br />
für das Hurricane Preparedness Program<br />
2010 von DRI zur Verfügung zu<br />
stellen.<br />
Produkte von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />
wurden zusammen mit den Produkten<br />
anderer Hersteller verpackt und in 30<br />
zuvor ausgewählte Kliniken an der US-<br />
Golfküste positioniert, um die DRI-<br />
Partner im <strong>Gesundheit</strong>swesen zu<br />
unterstützen, die die gefährdete Bevölkerung<br />
in Wirbelsturmgebieten<br />
versorgen. Die Pakete enthalten jeweils<br />
Material für die Versorgung von<br />
100 Patienten für 3–5 Tage.<br />
Seit 2007 stellt DRI Notfallmaterialien<br />
für die Wirbelsturmsaison zur Verfügung<br />
und leistet bei der Notfallplanung<br />
im Rahmen von Partnerschaften<br />
mit der Texas Association of Community<br />
Health Centers, der Louisiana Primary<br />
Care Association, der Mississippi<br />
Primary Health Care Association und<br />
langjährigen Partnerorganisationen in<br />
der Karibik Unterstützung. Die medizinischen<br />
Einrichtungen, welche die<br />
Pakete erhalten, werden anhand ihres<br />
Standorts, ihrer Erfahrung mit Notfallmaßnahmen,<br />
der Gefährdung ihrer<br />
Patienten und ihrer Behandlungskapazität<br />
im Katastrophenfall ausgewählt.<br />
Bei einem akuten Wirbelsturm<br />
sind die Ressourcen bereits vor Ort,<br />
damit die medizinischen Fachkräfte<br />
unmittelbaren Zugang zu Medikamenten<br />
und Materialien haben, wenn diese<br />
am dringendsten benötigt werden.<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> Cares Volunteer<br />
Match – gemeinnütziges Engagement<br />
in den USA<br />
Die Mitarbeiter von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />
in den USA haben 2010 über<br />
13.100 Stunden ihrer Freizeit Einzelpersonen<br />
und Familien in ihren Gemeinden<br />
gewidmet und somit das
Unternehmensziel von 10.000 Stunden<br />
für 2010 übertroffen.<br />
Das Ziel wurde im April 2010 im Rahmen<br />
der National Volunteer Week festgelegt,<br />
als das Unternehmen das Online-<br />
System <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> Cares<br />
Volunteer Match für Mitarbeiterengagement<br />
vorstellte, das freiwillige Aktivitäten<br />
der Mitarbeiter protokolliert und Zugang<br />
zu lokalen Initiativen verschafft.<br />
United Way Day of Caring<br />
Jedes Jahr nehmen Teams von<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> Pharmaceutical,<br />
Inc. am United Way Day of Caring teil.<br />
Dieses Jahr beteiligten sich über <strong>125</strong><br />
Mitarbeiter an diesem Tag an Projekten,<br />
die zu einer besseren Lebensqualität<br />
von Einzelpersonen und Familien in<br />
der Gemeinde beitragen.<br />
Die Aktivitäten für den Day of Caring<br />
2010 umfassten die Säuberung und<br />
Instandsetzung von Parks und Wanderwegen,<br />
den Anstrich und die Sanierung<br />
eines örtlichen Frauenhauses,<br />
sowie Maler- und Gartenarbeiten für<br />
eine Einrichtung, die Familien und<br />
Kinder nach dem Verlust eines Angehörigen<br />
unterstützt.<br />
In den USA haben Mitarbeiter am<br />
United Way Day of Caring ihre Freizeit<br />
mit freiwilliger Hilfe für verschiedene<br />
gemeinnützige Organisationen verbracht,<br />
über 50 Fahrräder für bedürftige<br />
Kinder gebaut, 20 Wandgemälde<br />
angefertigt, die Krankenhausfl ure verschönern<br />
sollen, und 2.000 Pakete mit<br />
Körperpfl egeprodukten für Menschen<br />
gepackt, die Opfer von Naturkatastrophen<br />
geworden sind.<br />
Des Weiteren haben sie über 10.000<br />
Mahlzeiten an Bedürftige der Gemeinde<br />
ausgegeben, beim Bau neuer Häuser<br />
mitgeholfen, Gelder für Programme<br />
USA:<br />
United Way Day of Caring; Mitarbeiter<br />
von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />
packten Medikamente für Menschen,<br />
die Opfer von Naturkatastrophen<br />
geworden sind.<br />
Lokale Kooperationen und Projekte<br />
53
unternehmerische verantwortung<br />
China:<br />
Das Lingxing <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />
Hospital wurde durch Zuwendungen<br />
von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong>-<br />
Mitarbei tern ermöglicht.<br />
54 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010<br />
Gesellschaftliches Engagement<br />
gegen Brustkrebs, Diabetes und Fettleibigkeit<br />
in der Kindheit gesammelt,<br />
sowie Rucksäcke und sonstiges Schulmaterial<br />
für bedürftige Kinder organisiert.<br />
Die Mitarbeiter haben darüber hinaus<br />
ihre Zeit investiert, um das Regional<br />
Hospice of Western CT bei der Beschaffung<br />
von Geldmitteln für Patienten<br />
und ihre Familien zu unterstützen<br />
und in der <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />
AmeriCares Free Clinic medizinische<br />
Dienste geleistet. Insgesamt haben die<br />
Mitarbeiter ihre Zeit und Arbeitskraft<br />
bei über 400 verschiedenen gemeinnützigen<br />
Organisationen im ganzen<br />
Land eingebracht.<br />
Kooperation mit Shanghai Red Cross<br />
Society<br />
Mitarbeiter von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />
China haben schnell auf das Erdbeben<br />
der Stärke 7,1 reagiert, das sich in<br />
Yushu in der Provinz Qinghai im April<br />
2010 ereignete und zahlreiche Todesopfer<br />
forderte. Die Mitarbeiter spendeten<br />
rasch Geld und Sachleistungen<br />
und stellten zwei Schulen im Erdbebengebiet<br />
mithilfe von zwei lokalen<br />
USA:<br />
Beim United Way Day of Caring<br />
in den USA haben Mitarbeiter<br />
von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> über<br />
50 Fahrräder für bedürftige Kinder<br />
zusammengebaut.<br />
Wohltätigkeitsorganisationen Materialien<br />
zur Verfügung. Eine erhebliche<br />
Geldspende der Belegschaft und des<br />
Unternehmens wurde der Shanghai<br />
Red Cross Society für die Opfer in Yushu<br />
übergeben.<br />
Im September 2010 wurde das neue<br />
Krankenhaus Lingxing <strong>Boehringer</strong><br />
<strong>Ingelheim</strong> Hospital in der Stadt<br />
Lingxing, Mian Yang City in der Provinz<br />
Sichuan eröffnet. Spenden von<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> China und<br />
seinen Mitarbeitern haben den Bau<br />
er mög licht.<br />
Das eigentliche städtische Krankenhaus<br />
wurde bei einem Erd beben im<br />
Jahr 2008 schwer beschä digt.
Zusammenarbeit mit der akademischen<br />
Forschung<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> versteht die Zusammenarbeit mit der akademischen<br />
Forschung und sein Engagement in Public-Private-Partnerschaften als gelebte<br />
gesellschaftliche Verpfl ichtung, als Dienst an der Gesellschaft.<br />
Pharmazeutische Biotechnologie –<br />
Kooperation mit einer deutschen<br />
Hochschule<br />
An der Fakultät Pharmazeutische Biotechnologie<br />
der Hochschule Biberach,<br />
Deutschland ist der Bachelor-Studiengang<br />
Pharmazeutische Biotechnologie<br />
seit 2006 besonders auf die Entwicklung<br />
und Herstellung von Biopharmazeutika<br />
ausgerichtet. Als öffentlichprivate<br />
Partnerschaft mit <strong>Boehringer</strong><br />
<strong>Ingelheim</strong> als Partner aus der Industrie<br />
ist der Studiengang nach wie vor<br />
in Deutschland einmalig. Im Wintersemester<br />
2010 waren 211 Studenten<br />
eingeschrieben.<br />
Die Hochschule Biberach hat 2010 ihre<br />
ersten Absolventenjahrgänge verabschiedet.<br />
Insgesamt 56 Biotechnologen<br />
mit dem Abschluss Bachelor of Science<br />
erhielten in Akademischen Feiern ihre<br />
Abschlusszeugnisse überreicht.<br />
Die von Anfang an gute Vernetzung<br />
von Hochschule und Industrie habe den<br />
Studierenden viele Einblicke in die<br />
Praxis ermöglicht, in Vorlesungen von<br />
Unternehmensvertretern, Exkursionen<br />
und schließlich dem Praxissemester,<br />
bei dem die Studierenden u. a. am <strong>Boehringer</strong><br />
<strong>Ingelheim</strong> Forschungsstandort<br />
Biberach ihr Können zeigen konnten.<br />
Von den Absolventen haben sich zehn<br />
für den Einstieg in das Berufsleben<br />
entschieden. Eine Absolventin des<br />
Studiengangs Pharmazeutische Biotechnologie<br />
wurde schon als Mitarbeiterin<br />
bei <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> eingestellt.<br />
Frau Martina Stehmer hatte das<br />
Praxissemester und die anschließende<br />
Bachelorarbeit bei <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />
absolviert.<br />
Bachelor-Absolventen können sich nun<br />
auch im Bereich Entwicklung und<br />
Produktion von Pharmazeutika weiterqualifi<br />
zieren. Denn in einer Kooperation<br />
der Hochschule Biberach und der<br />
Universität Ulm wurde 2010 der gemeinsame<br />
Masterstudiengang Pharmazeutische<br />
Biotechnologie (PBT) eingerichtet.<br />
Zum Semester 2010 hatten sich<br />
22 Studierende eingeschrieben.<br />
Die ersten PBT-Absolventen mit<br />
Dekan Prof. Jürgen Hannemann<br />
und Rektor Prof. Thomas Vogel<br />
Zusammenarbeit mit akademischer Forschung<br />
55
unternehmerische verantwortung<br />
Martina Stehmer, jetzt<br />
Mitarbeiterin von<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />
und Absolventin PBT-<br />
Bachelor, erster<br />
Abschlussjahrgang<br />
Wintersemester 09/10.<br />
56 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010<br />
Gesellschaftliches Engagement<br />
Auf der Basis der guten Bachelorausbildung<br />
in Pharmazeutischer Biotechnologie,<br />
Biochemie, Biologie mit<br />
Schwerpunkt in der Molekularbiologie<br />
oder in Studiengängen mit im Wesentlichen<br />
gleichem Inhalt werden die<br />
Studenten im Masterstudiengang forschungs-,<br />
entwicklungs- und produktorientiert<br />
ausgebildet. Das Studienziel<br />
des viersemestrigen konsekutiven Masterstudienganges<br />
PBT ist eine qualifi -<br />
zierte Ausbildung im Bereich der pharmazeutischen<br />
Biotechnologie mit dem<br />
Studienabschluss Master of Science<br />
(M. Sc.) und stellt u. a. eine Befähigung<br />
zum Promotionsstudium dar.<br />
An der Hochschule Biberach steht für<br />
den Masterstudiengang das 2007 gegründete<br />
Institut für Pharmazeutische<br />
Biotechnologie zur Verfügung. In enger<br />
Zusammenarbeit mit <strong>Boehringer</strong><br />
<strong>Ingelheim</strong> als Partner aus der Industrie<br />
und mit nationalen sowie internationalen<br />
Hochschulen bearbeitet das Institut<br />
Forschungsprojekte im Herstellungsprozess<br />
für Biopharmazeutika.<br />
Das Institut für Molekulare Pathologie<br />
Das Institut für Molekulare Pathologie<br />
(IMP) ist ein Forschungsinstitut für<br />
biomedizinische Grundlagenforschung,<br />
das hauptsächlich von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />
unterstützt wird.<br />
International anerkannt als Exzellenzzentrum<br />
in Molekularbiologie<br />
und Genetik, konzentriert das IMP<br />
seine Forschungsanstrengungen auf<br />
die Bereiche Molekular- und Zellbiologie,<br />
einschließlich Strukturbiologie,<br />
Mechanismen der Krankheitsentstehung<br />
und auf das neue Gebiet der<br />
neuronalen Netzwerke. Ein besonderes<br />
Anliegen ist die Förderung von<br />
fachübergreifenden Forschungsansätzen<br />
durch die Vernetzung von Expertenwissen<br />
aus den Bereichen Optical<br />
Engineering, Computation und Bioengineering.<br />
Das in Wien ansässige IMP arbeitet<br />
eng mit dem Institut für Molekulare<br />
Biotechnologie der Österreichischen<br />
Akademie der Wissenschaften (IMBA)<br />
und weiteren Forschungsinstituten am<br />
Campus Vienna Biocenter zusammen.<br />
Vor etwa 150 <strong>Jahre</strong>n hat der deutsche<br />
Biologe Rudolf Virchow, der bisweilen<br />
auch als „Vater der Sozialmedizin“ bezeichnet<br />
wird, festgestellt, dass jeder<br />
Organismus aus Zellen besteht („omnis<br />
cellula e cellula“) und dass eine lebende<br />
Zelle nur aus einer anderen lebenden<br />
Zelle hervorgehen kann. Wie sich eine<br />
Zelle immer wieder fehlerlos teilen<br />
kann, fasziniert seither die Biologen.<br />
Für lebende Organismen ist es essenziell,<br />
dass der Vorgang der Zellteilung<br />
bzw. Mitose von den zellinternen Mechanismen<br />
genau gesteuert wird. Der<br />
kleinste Fehler kann zur Bildung eines<br />
Tumors führen oder die Ursache für<br />
Unfruchtbarkeit oder Geburtsfehler<br />
sein, wenn er bei der Fortpfl anzung<br />
auftritt.<br />
Führende Zellzyklusforschung in Europa<br />
Seit über 20 <strong>Jahre</strong>n erforschen die Wissenschaftler<br />
am IMP die Zellteilung<br />
und haben tiefgreifendes Wissen auf<br />
diesem Gebiet erworben, das ihnen zu<br />
internationalem Ansehen in der molekularen<br />
Zellbiologie verholfen hat.
MitoCheck – Koordination durch das IMP<br />
Die Europäische Kommission hat 2004<br />
die internationale Forschungsinitiative<br />
zur Zellzyklusregulierung Mito-Check<br />
eingeführt, die vom IMP koordiniert<br />
wird. Das Projekt vereint führende Wissenschaftler<br />
aus elf Forschungsinstituten,<br />
Universitäten und der Industrie in<br />
Österreich, Deutschland, Großbritannien,<br />
Italien und Frankreich. Unter der<br />
Leitung von Jan-Michael Peters, Senior<br />
Scientist am IMP, haben sie gemeinsam<br />
die Herausforderung angenommen,<br />
jedes einzelne an der Zellteilung<br />
beteiligte Gen und Protein zu fi nden –<br />
eine Aufgabe, die keine einzelne Forschungs<br />
gruppe hätte lösen können.<br />
Das Projekt wurde nach fünf <strong>Jahre</strong>n<br />
erfolgreich abgeschlossen und die<br />
Ergebnisse im Frühjahr 2010 in den<br />
renommierten Magazinen Nature<br />
und Science veröffentlicht. Insgesamt<br />
wurden 22.000 menschliche<br />
Gene untersucht, von denen 600 eine<br />
Rolle bei der Zellteilung spielen. Die<br />
Ergebnisse stehen Wissenschaftlern<br />
unter www.mitocheck.org zur freien<br />
Verfügung und schaffen eine wertvolle<br />
Ressource, auf die zukünftige Forschungsarbeiten<br />
zurückgreifen können.<br />
Eine der neu entwickelten Methoden<br />
ist das Hochdurchsatz-Imaging lebender<br />
Zellen. Mithilfe der RNA-Interferenz<br />
wurden alle 22.000 Gene einer<br />
humanen Krebszelllinie nacheinander<br />
deaktiviert. Die Zellen wurden<br />
48 Stunden lang über ein Mikroskop<br />
aufgenommen. So entstanden nahezu<br />
200.000 Zeitrafferfi lme, die jeweils<br />
zeigen, was bei der Stilllegung eines<br />
bestimmten Gens passiert.<br />
„Das erstaunliche an MitoCheck sind die neuen<br />
Technologien, die im Laufe des Projekts<br />
entwickelt wurden und nun ebenfalls wieder<br />
neue Fragen aufwerfen. Wissenschaft und<br />
Technik befruchten sich hier gegenseitig.“<br />
jan-michael peters,<br />
senior scientist,<br />
institut für molekulare<br />
pathologie in wien, österreich<br />
Zur automatisierten Verarbeitung<br />
dieser enormen Datenmengen musste<br />
eigens eine entsprechende Software<br />
entwickelt werden. Auch die Methode<br />
zur systematischen Stilllegung aller<br />
Gene eines Organismus war ein Erfolg<br />
für sich. Bereits ein Jahr nach ihrer<br />
Veröffentlichung kommt sie bei über<br />
zehn Forschungsgruppen in Europa<br />
zum Einsatz.<br />
Das MitoSys-Projekt<br />
Das Wissen über die an der Mitose beteiligten<br />
Gene und Proteine reicht jedoch<br />
noch nicht. Die Wissenschaftler<br />
müssen nun herausfi nden, wie diese<br />
Akteure auf Molekularebene agieren<br />
und interagieren. Das Folgeprojekt<br />
MitoSys, das im Juni 2010 im siebten<br />
Rahmenprogramms der EU anlief,<br />
geht die Aufgabe an, die Zellteilung<br />
aus der Perspektive der Systembiologie<br />
zu erforschen.<br />
In den kommenden fünf <strong>Jahre</strong>n wird<br />
sich MitoSys der Entwicklung quantitativer<br />
Assays zur Bestimmung des<br />
Verhaltens mitotischer Proteine widmen.<br />
Mit diesen Assays sollen mathematische<br />
Modelle für die wichtigsten<br />
Aspekte der Zellteilung in menschli-<br />
chen Zellen erstellt, Prognosen dieser<br />
Modelle getestet und letztendlich die<br />
einzelnen Modelle der mitotischen<br />
Prozesse zu einem ersten umfassenden<br />
Modell der mitotischen Teilung in<br />
menschlichen Zellen zusammengefasst<br />
werden.<br />
Für das Erreichen dieser ehrgeizigen<br />
Ziele werden international führende<br />
Mathematiker, Biochemiker, Biophysiker<br />
und Biologen an 13 Forschungsinstituten,<br />
Universitäten, internationalen<br />
Organisationen und Unternehmen in<br />
acht europäischen Ländern zusammenarbeiten.<br />
Nach der erfolgreichen Koordination<br />
des MitoCheck-Projekts durch<br />
das IMP übernimmt Jan-Michael Peters<br />
auch die Leitung von MitoSys.<br />
Zusammenarbeit mit akademischer Forschung<br />
57
unternehmerische verantwortung<br />
Die <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> Stiftungen<br />
Die <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> Stiftungen sind eigenständige und gemeinnützige<br />
Organisationen. Sie verstehen die Förderung von Wissenschaft<br />
und Forschung als einen gelebten Dienst an der Gesellschaft.<br />
Die Forschung von heute ist die<br />
Grundlage der Entwicklungen von<br />
morgen. Die wissenschaftlichen Förderprogramme<br />
der <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />
Stiftungen sind eine Brücke in<br />
die Zukunft. Ihr Ziel: Durch die Förderung<br />
von außerordentlichen wissenschaftlichen<br />
Leistungen sollen wichtige<br />
Entwicklungen vorangetrieben<br />
werden, die unsere Lebensqualität<br />
langfristig verbessern können.<br />
Das Ribosom, die Proteinsynthesefabrik der Zelle (links), „angelt“ nach Helferproteinen,<br />
den sogenannten Elongationsfaktoren. Foto von Dr. Niels Fischer, ehemaliger<br />
Stipendiat des <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> Fonds.<br />
58 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010<br />
Gesellschaftliches Engagement<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> Stiftung: Exzellenz<br />
nachhaltig fördern<br />
Die Stiftung wurde 1977 von Hubertus<br />
Liebrecht (1931–1991) errichtet. Die<br />
gemeinnützige Organisation fördert<br />
die medizinische, biologische, chemische<br />
und pharmazeutische Wissenschaft.<br />
Das Ziel der Stiftung ist die<br />
Finanzierung von Grundlagenforschung,<br />
z. B. im Rahmen des Perspektiven-Programms<br />
„Plus 3“ für selbstständige<br />
Nachwuchsgruppenleiter. Seit<br />
2011 dotiert die Stiftung den international<br />
renommierten Heinrich-Wieland-<br />
Preis. Darüber hinaus fördert sie wissenschaftliche<br />
Veranstaltungen, die als<br />
Plattform für einen Ideenaustausch<br />
zwischen verschiedenen Generationen<br />
von Wissenschaftlern dienten.<br />
Als Zeichen der tiefen Verbundenheit<br />
mit der Herkunftsregion des Gründers<br />
schenkt die Stiftung der Universität<br />
Mainz besondere Aufmerksamkeit.<br />
Beispielsweise verleiht sie den<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong>-Preis in Anerkennung<br />
herausragender Leistungen<br />
an Nachwuchsforscher der Universitätsmedizin.
Institut für Molekulare Biologie (IMB)<br />
Die Zusage, das Institut für Molekulare<br />
Biologie (IMB) an der Universität<br />
Mainz mit 100 Millionen Euro für<br />
zehn <strong>Jahre</strong> zu unterstützen, stellt einen<br />
Meilenstein in der Geschichte der<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> Stiftung dar.<br />
Mit dieser Spende will die Stiftung ein<br />
Institut für erstklassige Grundlagenforschung<br />
fördern, das die bereits in<br />
Mainz betriebene Forschung ergänzt<br />
und dessen Wissenschaftler und Aus-<br />
Herr Prof. Niehrs, Sie haben ein attraktives<br />
Arbeitsumfeld am Deutschen<br />
Krebsforschungszentrum verlassen,<br />
um in Mainz das Institut für Molekulare<br />
Biologie (IMB) als Gründungsdirektor<br />
aufzubauen. Was reizt Sie<br />
an dieser neuen Aufgabe ?<br />
prof. christof niehrs:<br />
„Für mich ist dies eine einzigartige<br />
Chance im Leben eines Wissenschaftlers:<br />
Ich habe die Möglichkeit, ein Institut<br />
aufzubauen und meine eigenen<br />
Visionen und Ziele zu realisieren.<br />
Das IMB wird kein ‚normales‘ Forschungszentrum<br />
werden, sondern ein<br />
Institut mit einem außergewöhnlichen<br />
Maß an Flexibilität und – insbesondere<br />
dank des Beitrags der <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />
Stiftung – mit herausragenden<br />
Forschungsbedingungen.“<br />
Welche Art von Forschung wird am<br />
IMB betrieben?<br />
prof. christof niehrs:<br />
„Der Schwerpunkt unserer Arbeit<br />
liegt auf der Epigenetik, der Ent-<br />
stattung internationalen Exzellenzmaßstäben<br />
genügen. Ziel ist, ein internationales<br />
Leuchtturminstitut in<br />
den Lebenswissenschaften zu etablieren.<br />
Der Gründungsdirektor des IMB, Prof.<br />
Dr. Christof Niehrs, ist ein weltweit<br />
führender Zell- und Entwicklungsbiologe.<br />
Das IMB wurde im März 2011<br />
offi ziell eröffnet.<br />
Fragen an Prof. Dr. Christof Niehrs, Gründungsdirektor des Instituts für Molekulare Biologie<br />
wicklungsbiologie und der DNA-<br />
Reparatur. Wir benötigen eine breite<br />
Palette an Fächern und Methoden,<br />
wenn wir die wichtigsten Fragen<br />
beantworten möchten, wie Gene in<br />
bestimmten Entwicklungsphasen<br />
und in Stammzellen reguliert, d. h.<br />
an- und abgeschaltet werden. Seit<br />
wir die Genom-Sequen zierung entdeckt<br />
haben, können wir den DNA-<br />
Code – das Buch des Lebens – lesen.<br />
Aber wir müssen lernen, es besser<br />
zu verstehen.“<br />
Wie ist das Institut strukturiert?<br />
prof. christof niehrs:<br />
„Das Institut bietet Platz für drei Forschungsabteilungen<br />
und etwa 12 unabhängige<br />
Forschungsgruppen. Neueste<br />
Technologien mit den besten<br />
heute verfügbaren Geräten und Ausrüstungen<br />
sind ebenfalls vorhanden.“<br />
Welche Ziele verfolgt das IMB?<br />
prof. christof niehrs:<br />
„Unsere Mission ist erstklassige<br />
Grundlagenforschung. Das Ziel ist<br />
es, ein weltweites Ins titut mit den<br />
Schwerpunkten Epi genetik und<br />
DNA-Reparatur zu werden. Wir haben<br />
uns einen zukunftsträchtigen<br />
Forschungsbereich ausgesucht, der<br />
sich mit den zurzeit spannendsten<br />
Fragen der Biowissenschaften beschäftigt.<br />
Unser Institut kann Synergien<br />
schaffen, welche die Forschung<br />
wesentlich vorantreiben und<br />
sie über die Grenzen der Erkenntnisse<br />
bisher bestehender Epigenetik-Forschungszentren<br />
ausweiten.“<br />
prof. dr. christof niehrs<br />
(foto: peter pulkowski)<br />
Die <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> Stiftungen<br />
59
unternehmerische verantwortung<br />
Nobelpreisträger Prof. Dr. Venkatraman Ramakrishnan<br />
(Dritter von links) und Dr. James<br />
Ogle (B.I.F.-Mitglied, Erster von links)<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> Fonds: Leidenschaft<br />
für Wissenschaft<br />
Diese Stiftung für biomedizinische<br />
Grundlagenforschung besteht seit dem<br />
Jahr 1983. Sie unterstützt Nachwuchswissenschaftler,<br />
welche die grundlegenden<br />
Phänomene des menschlichen<br />
Lebens als Teil ihres Ph.D.-Projekts<br />
erforschen. Nach einem strengen Auswahlprozess<br />
werden nur die besten<br />
Bewerber als Stipendiaten aufgenommen.<br />
Über 140 Stipendiaten sind bereits<br />
zum Professor ernannt worden und<br />
vier haben sogar schon den renommiertesten<br />
deutschen Wissenschaftspreis,<br />
den Leibniz-Preis, erhalten.<br />
2009 konnte der <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />
Fonds stolz verkünden, dass der ehemalige<br />
Stipendiat Dr. James Ogle mit<br />
seiner Doktorarbeit einen wesentlichen<br />
Beitrag zur Arbeit von Prof. Venkatraman<br />
Ramakrishnan, einem der Nobelpreisträger<br />
für Chemie 2009, geleistet<br />
hat.<br />
Teilnehmer an der 102. Internationalen Titisee-Konferenz im Oktober 2010<br />
60 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010<br />
Gesellschaftliches Engagement<br />
Über 1000 Ph.D.-Stipendien<br />
Im Jahr 2010 hat der <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />
Fonds einen wichtigen Meilenstein<br />
erreicht: Das eintausendste<br />
Ph.D.-Stipendium wurde vergeben. Im<br />
Rahmen dieses Förderprogramms<br />
werden fortwährend 120 Nachwuchswissenschaftler<br />
unterstützt. Diese erhalten<br />
nicht nur ein wettbewerbsfähiges<br />
Stipendium, sondern werden<br />
auch zu Seminaren eingeladen und<br />
werden von der Stiftung persönlich<br />
betreut.<br />
Zweimal jährlich lädt der <strong>Boehringer</strong><br />
<strong>Ingelheim</strong> Fonds Wissenschaftler mit<br />
internationaler Reputation zu den internationalen<br />
Titisee-Konferenzen ein.<br />
Seit 1962 kommen Experten aus allen<br />
Ländern im Schwarzwald zusammen,<br />
um die neuesten Ergebnisse und Entwicklungen<br />
in den verschiedenen Bereichen<br />
der molekularen Lebenswissenschaften<br />
zu besprechen. Traditionell<br />
nehmen führende Wissenschaftler aus<br />
zwei bis drei Fachgebieten an der Konferenz<br />
teil, um die Diskussion zwischen<br />
den Disziplinen anzuregen. Die Titisee-<br />
Konferenz im Oktober 2010 wurde beispielsweise<br />
von Dr. Martin Chalfi e, einem<br />
der Träger des Nobelpreises für<br />
Chemie 2008, eröffnet.
Kulturengagement von<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />
Geschwister <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> Stiftung für Geisteswissenschaften<br />
und Internationale Tage <strong>Ingelheim</strong>.<br />
Geschwister <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />
Stiftung für Geisteswissenschaften<br />
Die älteste der drei <strong>Boehringer</strong>-Stiftungen<br />
wurde aus Anlass der 65. Geburtstage<br />
von Albert <strong>Boehringer</strong> sen.<br />
und Julius Liebrecht sowie des 60. Geburtstags<br />
von Dr. Ernst <strong>Boehringer</strong> im<br />
Jahr 1957 gegründet, „in Dankbarkeit<br />
für die Leistungen der Väter und im<br />
verpfl ichtenden Bewusstsein, dass unsere<br />
Kultur aus geistigen Kräften gewachsen<br />
ist …“.<br />
Die Stiftung fördert die Geisteswissenschaften<br />
und ist somit in einem anderen<br />
Bereich aktiv als der <strong>Boehringer</strong><br />
<strong>Ingelheim</strong> Fonds und die <strong>Boehringer</strong><br />
<strong>Ingelheim</strong> Stiftung, die beide später<br />
gegründet wurden und die Grundlagenforschung<br />
in den Lebenswissenschaften<br />
unterstützen. Die Geschwister<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> Stiftung für<br />
Geisteswissenschaften ist ein Beispiel<br />
für das Engagement der Gründer im<br />
Bereich Kultur.<br />
Dr. Robert <strong>Boehringer</strong>, enger Freund<br />
des berühmten Dichters Stefan George,<br />
wurde in den wissenschaftlichen<br />
Beirat der Stiftung berufen. Heute vergibt<br />
die Stiftung ausschließlich Druckkostenzuschüsse<br />
für wissenschaftliche<br />
Werke, z. B. Doktorarbeiten oder<br />
Habilitationsschriften, in den Geisteswissenschaften.<br />
Internationale Tage <strong>Ingelheim</strong><br />
Seit über 50 <strong>Jahre</strong>n bieten die Ausstellungen<br />
der Internationalen Tage <strong>Ingelheim</strong><br />
besondere Einblicke in Kulturtraditionen<br />
anderer Länder, bedeu tende<br />
Kunstströmungen oder das Werk einzelner<br />
Künstler. Dieses fortwährende<br />
Kulturengagement ist Ausdruck eines<br />
mäzenatischen Geistes, dem sich die<br />
Gesellschafterfamilie von <strong>Boehringer</strong><br />
<strong>Ingelheim</strong> seit 1959 verschrieben hat.<br />
Albert Renger-Patzsch – Axel Hütte<br />
Rheingau*–Fotografi en<br />
Im Jahr 1953 hat C.H. <strong>Boehringer</strong><br />
Sohn mit „Lob des Rheingaus“ den<br />
ersten von insgesamt vier Bildbänden<br />
mit Aufnahmen von Albert Renger-<br />
Patzsch initiiert und herausgegeben.<br />
Drei weitere sollten folgen: „Hohenstaufenburgen<br />
in Süditalien“ 1961,<br />
„Bäume“ 1962 und „Gestein“ 1966.<br />
Diese vieljährige Zusammenarbeit beruhte<br />
auf der freundschaftlichen Verbundenheit<br />
zwischen dem Fotografen<br />
und Dr. Ernst <strong>Boehringer</strong>.<br />
<strong>125</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> waren<br />
der Anlass für die Gesellschafterfamilie<br />
und insbesondere für deren vierte<br />
Axel Hütte bei der Sonderausstellung<br />
Internationale Tage, 2010<br />
Axel Hütte<br />
Burg Rheinstein, 2009<br />
60 x 45 cm<br />
© Axel Hütte<br />
Kulturengagement von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />
61
unternehmerische verantwortung<br />
Albert Renger-Patzsch:<br />
Blick stromaufwärts in das Rheintal,<br />
um 1950, 30 x 40 cm<br />
© Albert Renger-Patzsch Archiv / Ann<br />
und Jürgen Wilde / VG Bild-Kunst,<br />
Bonn 2011<br />
62 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010<br />
Gesellschaftliches Engagement<br />
Genera tion, das Thema „Rheingau“<br />
wieder aufzugreifen und neu zu interpretieren:<br />
der Heimatstandort des Unternehmens<br />
gesehen mit den Augen eines<br />
Fotografen – damals und heute, fast<br />
60 <strong>Jahre</strong> später.<br />
Albert Renger-Patzsch (1897–1966) gilt<br />
als Pionier der „Neuen Sachlichkeit“ in<br />
Deutschland. Sein direkter, sachbezogener<br />
Aufnahmestil wurde zur Grundlage<br />
der modernen Fotografie. Axel Hütte<br />
(geb. 1951), renommierter deutscher Fotograf<br />
und ehemaliger Becher-Schüler<br />
an der Kunstakademie Düsseldorf, gilt<br />
heute als unbestrittener Meister der analogen<br />
Landschaftsfotografi e. In dem<br />
ebenso anregenden wie aufschlussreichen<br />
Projekt kombiniert Hütte die herausragenden<br />
Bilder Renger-Patzschs aus<br />
den 50er <strong>Jahre</strong>n mit historischen Ansichtskarten<br />
und den eigenen Arbeiten,<br />
die zwischen Herbst 2009 und Frühjahr<br />
2010 entstanden sind.<br />
Eine Auswahl der schönsten Aufnahmen<br />
wurde in einer viel beachteten Sonderausstellung<br />
der Internationalen Tage,<br />
dem seit über 50 <strong>Jahre</strong>n bestehenden<br />
Kulturengagement des Unternehmens,<br />
im Alten Rathaus von <strong>Ingelheim</strong> im<br />
September 2010 präsentiert: Den Originalabzügen<br />
von Albert Renger-Patzsch,<br />
die für die Publikation „Lob des Rheingaus“<br />
und „Bäume“ angefertigt wurden,<br />
darunter auch unveröffentlichte Abzüge,<br />
standen die großformatigen Bilder<br />
von Axel Hütte, die für dieses Projekt<br />
entstanden sind und hier erstmals öffentlich<br />
gezeigt wurden, gegenüber.<br />
Parallel zur Sonderausstellung haben<br />
die Internationalen Tage eine entsprechende<br />
Publikation herausgegeben –<br />
ein prachtvoller Bildband, den die internationale<br />
Fachwelt als einen Meilen stein<br />
in der fotografi schen Publizistik bezeichnet.<br />
(*Der Rheingau, auf den die <strong>Boehringer</strong><br />
<strong>Ingelheim</strong> Unternehmenszentrale jenseits<br />
des Rheins blickt, ist eines der bekanntesten<br />
Weinanbaugebiete<br />
Deutschlands.)<br />
www.internationale-tage.de
Der <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong>- Mitarbeiter-<br />
Fotowettbewerb<br />
Anregung durch Tradition<br />
Der Fotowettbewerb hat bei <strong>Boehringer</strong><br />
<strong>Ingelheim</strong> eine lange Tradition: Er<br />
wurde 1954 von Dr. Ernst <strong>Boehringer</strong><br />
ins Leben gerufen und hat sich erfolgreich<br />
etabliert.<br />
Von Beginn an war die Gesellschafterfamilie<br />
an „Menschen und Mitarbeitern“<br />
interessiert. Wie verbringen die<br />
Mitarbeiter ihre Freizeit? Welche Hobbys<br />
haben sie? Diese Philosophie bildet<br />
die Grundlage für die jährliche Themenauswahl.<br />
Es ist immer wieder spannend zu sehen,<br />
wie die Themenvorgabe die Mitarbeiter<br />
zu kreativen Höchstleistungen<br />
anspornt und die Ideen umgesetzt<br />
werden.<br />
Die Qualität der von unseren Mitarbeitern<br />
im Laufe der <strong>Jahre</strong> eingereichten<br />
Arbeiten war hervorragend und<br />
jedes Jahr wird eine erfolgreiche Ausstellung<br />
zusammengestellt.<br />
Die drei Siegerfotos des Mitarbeiter-Fotowettbewerbs 2010:<br />
„Was bedeutet gesundes Leben für mich?“<br />
Die Vorgaben der Vergangenheit spiegeln<br />
eine breit gefächerte Palette an<br />
Themengebieten wider und die große<br />
Anzahl der Teilnehmer unterstreicht<br />
das rege Interesse. In der Vergangenheit<br />
gab es Mottos wie „Menschen bei<br />
der Arbeit“ (1960), „Nach der Arbeit“<br />
(1962), „Fit werden“ (1973), „Sport<br />
und wir“ (1982), „Menschen und ihre<br />
Hobbys“ (1986), „<strong>Jahre</strong>szeiten“ (1994)<br />
sowie „Der Pharmazeut“ (1995).<br />
Das Thema des Fotowettbewerbs 2010<br />
war „Was bedeutet gesundes Leben<br />
für mich?“. Folgende Aufnahmen<br />
wurden unter zahlreichen eingereichten<br />
Bildern ausgewählt.<br />
Weitere Informationen über die Fotogruppe<br />
fi nden Sie unter:<br />
www.fotogruppe-ingelheim.com<br />
Kulturengagement von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> 63
forschung und entwicklung<br />
Innovationen vorantreiben:<br />
Wie können wir helfen, Krankheiten zu behandeln,<br />
um bessere therapeutische Ergebnisse zu erreichen?<br />
Forschung und Entwicklung sind die Grundlage<br />
des Erfolgs von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> und werden<br />
auch künftig die Triebkräfte für innovative, neue<br />
Medikamente sein. Morgen schon könnten wir einen<br />
Beitrag dazu leisten, Patienten mit diesen Medika -<br />
menten zu heilen.<br />
Im Jahr 2010 hat <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> 2.306<br />
Millionen EUR in Forschung und Entwicklung<br />
im Bereich Humanpharmazeutika investiert –<br />
ein Anteil von 23,8 % des Geschäfts mit<br />
verschrei bungspfl ichtigen Medikamenten.<br />
In den vergangenen zehn <strong>Jahre</strong>n hat <strong>Boehringer</strong><br />
<strong>Ingelheim</strong> 1.320 Studien mit 106 Wirkstoffen in<br />
87 Ländern in allen Teilen der Welt durchgeführt<br />
oder fi nanziert.<br />
23,8 % 1.320 Studien<br />
64 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010
Die Forschung und Entwicklung von <strong>Boehringer</strong><br />
<strong>Ingelheim</strong> ist an vier F&E-Hauptstandorten und<br />
drei kleineren spezialisierten Standorten auf<br />
sechs Therapiegebiete ausgerichtet.<br />
7 Standorte<br />
F&E<br />
Forschung & Entwicklung<br />
Im Jahr 2010 beschäftigten wir weltweit 7.093<br />
hoch qualifi zierte Mitarbeiter in Forschung, Entwicklung<br />
und Medizin.<br />
7.093<br />
Erster sein. Bester sein. Fokussiert sein.<br />
Medizinische Innovationen<br />
Erster sein.<br />
Bester sein.<br />
Fokussiert sein.<br />
Unsere Forschung und Entwicklung in Idiopathische Lungenfi brose<br />
Unsere Forschung und Entwicklung in Hepatitis-C<br />
66<br />
74<br />
78<br />
84<br />
90<br />
99<br />
100<br />
Forschung und Entwicklung 65
forschung und entwicklung<br />
Erster sein.<br />
Bester sein.<br />
Fokussiert sein.<br />
Was treibt Innovationen bei <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> voran? Welche F&E-Strategien<br />
sind erforderlich, um den zukünftigen Erfolg von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> bei der<br />
Entwicklung innovativer Medikamente zu gewährleisten, die einen ungedeckten<br />
medizinischen Bedarf decken? Die Antworten auf diese Fragen bilden das Herzstück<br />
der F&E- Innovationen von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> und kreisen um drei<br />
Ziele. <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> will Erster, Bester und fokussiert sein.<br />
66 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010<br />
Erster sein. Bester sein. Fokussiert sein.
[ forschung und entwicklung bei boehringer ingelheim ]<br />
Unsere Mitarbeiter in F&E arbeiten<br />
täglich daran, Visionen zunächst in Versuche,<br />
dann in klinische Studien und<br />
schließlich in vermarktete Medikamente<br />
zu überführen.<br />
im labor:<br />
dr. wolfgang baiker, corporate senior vice president development (links)<br />
prof. dr. klaus dugi, corporate senior vice president medicine (mitte)<br />
prof. dr. wolfgang rettig, corporate senior vice president research (rechts)<br />
Erster sein. Bester sein. Fokussiert sein. 67
forschung und entwicklung<br />
„Innovation ist kein Ereignis.<br />
Innovation ist ein fortlaufender<br />
Prozess und eine geistige Haltung.“<br />
prof. dr. wolfgang rettig,<br />
corporate senior vice president research,<br />
ingelheim, deutschland<br />
Warum ist die tägliche Herausforderung, der Erste<br />
zu sein, für unsere F&E-Mitarbeiter so wichtig?<br />
wolfgang rettig: Auf dem Gebiet der<br />
Wirkstoffforschung bedeutet der Erste zu sein<br />
nicht gleichzeitig auch schnell zu sein. Es geht<br />
ausschließlich um Mut und Vorwärtsstreben. Es<br />
geht um den Mut, enorme wissenschaftliche Herausforderungen<br />
anzu nehmen, die nicht aus dem<br />
Elfenbeinturm, sondern aus dem täglichen Leben<br />
kommen. Es geht um das Streben, das Leben von<br />
Menschen zu verbessern.<br />
Wieso sterben zentrale Nervenzellen im Gehirn<br />
ab, schlagen Gedächtnisschaltungen fehl und<br />
verschlechtern sich die geistigen Funktionen von<br />
Alzheimer-Patienten? Was bewirkt, dass Lungengewebe<br />
steif wird und unfähig, genug Sauerstoff<br />
aufzunehmen? Warum ruhen versteckte Cluster<br />
von Krebszellen für <strong>Jahre</strong> und tauchen viele <strong>Jahre</strong><br />
nach Operation oder Chemotherapie auf, um<br />
Metastasen zu bilden? Warum ist es trotz der<br />
Kontrolle von Blutdruck, Blutzucker und Blutfetten<br />
immer noch nicht möglich, alle Herzerkrankungen<br />
und das Schlaganfallrisiko zu beseitigen?<br />
Fragen wie diese führen die F&E-Mitarbeiter auf<br />
wissenschaftliches Neuland. Wenn sie sich auf<br />
diesen Weg begeben, sind sie gut ausgerüstet. Mit<br />
modernsten Technologien können detailgenaue<br />
Studien der genetischen Krankheitsfaktoren angefertigt,<br />
die Rolle von Rezeptoren und Signalen<br />
in lebenden Zellen sichtbar gemacht und eine<br />
Brücke zwischen den Erkenntnissen aus der kli-<br />
68 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010<br />
Erster sein. Bester sein. Fokussiert sein.<br />
nischen Forschung und den molekularen Strukturen<br />
geschlagen werden. Darüber hinaus ergibt<br />
sich daraus eine Vielzahl von chemischen Strukturen,<br />
die im Labor quasi als Bauplan für innovative<br />
Medikamente gesucht, umgebaut und feinabgestimmt<br />
werden müssen. Unsere Wissenschaftler<br />
sind zudem nicht allein, wenn sie unbekanntes<br />
Terrain betreten: Sie arbeiten vertrauensvoll mit<br />
Forschern an Hochschulen und Forschungsinstituten<br />
zusammen, die Krankheitsmechanismen<br />
am besten verstehen und mit Nachdruck nach<br />
Mitteln und Wegen suchen, diese Mechanismen<br />
auf molekularer Ebene zu beeinfl ussen.<br />
Ausgerüstet mit Teams und Werkzeugen richtet sich<br />
der Fokus also darauf, der Erste zu sein. Der Mut und<br />
das Vorwärtsstreben, jahrelang hart für ein Ziel zu<br />
arbeiten, wissenschaftlicher Eifer, viel Ausprobieren<br />
und etwas Glück führen letztendlich zu einem ultimativen<br />
Bauplan für ein innovatives Medikament.<br />
klaus dugi: Ein gutes Beispiel für eine Vorreiterrolle<br />
auf dem Markt bildet unser neues<br />
Antikoagulans pradaxa® (Dabigatranetexilat).<br />
pradaxa® ist eine Alternative zu oralen Vitamin-K-Antagonisten,<br />
die seit über 50 <strong>Jahre</strong>n in<br />
verschiedenen Indikationen eingesetzt werden.<br />
pradaxa® stellt als der erste orale Thrombinhemmer<br />
einen neuartigen Wirkmechanismus<br />
dar und revolutioniert daher die Behandlung<br />
von Patienten mit Vorhoffl immern, die ein Risiko<br />
für einen ischämischen Schlaganfall aufweisen.<br />
Im Rahmen der re-ly®-Studie wurde gezeigt,<br />
dass die zweimal tägliche Gabe von 150 mg<br />
Dabigatranetexilat im Hinblick auf Hirnblutungen,<br />
lebensbedrohliche und sonstige Blutungen<br />
ein besseres Sicherheitsprofi l aufweist als die<br />
etablierte Standardtherapie Warfarin, wirksamer<br />
in der Verringerung des Schlaganfallrisikos und<br />
patientenfreundlicher ist, da für pradaxa® keine<br />
Überwachung erforderlich ist.
wolfgang baiker: Innovation sollte auf ei-<br />
ner kontinuierlichen Skala beurteilt werden und<br />
nicht schwarz-weiß. Je nach vorhandenen oder<br />
auch nicht vorhandenen Medikamenten können<br />
Innovationen letztlich nur von Patienten, Ärzten<br />
und Kostenträgern beurteilt werden. Manchmal<br />
dauert es eine Weile, bis der Markt eine Innovation<br />
zu schätzen weiß. Im Falle von pradaxa® ist<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> davon überzeugt, dass die<br />
herausragenden Ergebnisse unserer klinischen Studien<br />
so überzeugend sind, dass das Ausmaß an Innovation,<br />
die in pradaxa® steckt, schon bald eine<br />
positive Marktreaktion nach sich ziehen wird.<br />
Inwiefern verkörpert das Streben, der Beste zu<br />
sein, das Engagement unserer F&E-Mitarbeiter für<br />
nachhaltige Innovationen für Patienten?<br />
wolfgang baiker: Der Beste zu sein bezieht<br />
sich auf eine Reihe von Parametern, die für die<br />
Patienten einen Mehrwert bedeuten. Wie bereits<br />
erwähnt, können Innovationen verschiedene<br />
Stufen aufweisen, je nach den unterschiedlichen<br />
Bedürfnissen und Perspektiven. Bei <strong>Boehringer</strong><br />
<strong>Ingelheim</strong> legen wir den Schwerpunkt nicht nur<br />
auf bahnbrechende Erkenntnisse, sondern wir<br />
fragen uns auf vielfältige Weise, wie wir Mehrwert<br />
mit unseren Medikamenten bieten können.<br />
Der Beste zu sein bedeutet, vorhandene Medikamente<br />
und Behandlungsstrategien zu vergleichen<br />
und bessere Arzneimittel auf den Markt zu bringen.<br />
Besser könnte also heißen: bessere Wirksamkeit,<br />
weniger Nebenwirkungen, bessere Therapie für eine<br />
Patientenuntergruppe oder einfach bessere Patientenfreundlichkeit<br />
bei der Anwendung. Beispielsweise<br />
könnte eine Verringerung der Anzahl der einzunehmenden<br />
Tabletten bei Patienten mit <strong>mehr</strong>eren Erkrankungen<br />
zu einer besseren Com pliance und somit<br />
zu besseren Behandlungserfolgen führen.<br />
wolfgang rettig: Um der Beste auf dem<br />
Gebiet der Wirkstoffforschung zu sein, muss sich<br />
die Forschung um ein nachhaltiges Engagement<br />
für eine bessere <strong>Gesundheit</strong> drehen. Statt einfach<br />
„Innovation sollte auf einer<br />
kontinuierlichen Skala beurteilt<br />
werden und nicht schwarz-weiß.“<br />
dr. wolfgang baiker,<br />
corporate senior vice president development,<br />
ingelheim, deutschland<br />
nach Behandlungsoptionen zu fragen, also „Gibt<br />
es ein Medikament für diese Erkrankung?“, sehen<br />
die F&E-Wissenschaftler genauer hin: Kann<br />
ein neues Medikament bei der Behandlung der<br />
Erkrankung selektiver sein und Nebenwirkungen<br />
vermeiden, indem es an einem anderen Rezeptor<br />
oder einem neu entdeckten Rezeptorsubtyp wirkt<br />
oder unerwünschte Rezeptoren umgeht? Kann<br />
ein neues Medikament an einem zweiten Rezep-<br />
Dabigatranetexilat (pradaxa®)<br />
Ein gutes Beispiel für eine Vorreiterrolle auf dem Markt bildet unser neues<br />
Antikoagulans pradaxa® (Dabigatranetexilat). pradaxa® ist eine Alternative<br />
zu oralen Vitamin-K-Antagonisten, die seit über 50 <strong>Jahre</strong>n in verschiedenen<br />
Indikationen eingesetzt werden<br />
[ dabigatranetexilat ]<br />
Molekülstruktur<br />
Kohlenstoff<br />
Sauerstoff<br />
Stickstoff<br />
Erster sein. Bester sein. Fokussiert sein.<br />
69
forschung und entwicklung<br />
toren wirken und die therapeutische Wirkung<br />
verstärken? Kann ein neues Arzneimittel mit einem<br />
neuen Diagnosetest verbunden werden?<br />
Können mit neuen Wirkstoffen lästige Laboruntersuchungen<br />
und Arztbesuche entfallen?<br />
Das Ziel, in der Wirkstoffforschung der Beste zu<br />
sein, ist im Hinblick auf die Entschlüsselung der<br />
genetischen und molekularen Aspekte der Krankheit,<br />
der Entwicklung intelligenterer Moleküle<br />
und ihrer Feinabstimmung, ausgerichtet auf hochambitionierte<br />
Ziele, immer eine Herausforderung.<br />
klaus dugi: Um der Beste zu sein, müssen<br />
wir defi nieren können, wie der Mehrwert eines<br />
neu artigen Medikaments Patienten, Ärzten und<br />
Kostenträgern gezeigt werden kann.<br />
Bei neuen Substanzen von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />
muss im Rahmen von klinischen Studien untersucht<br />
werden, inwiefern sie einen zusätzlichen<br />
Nutzen für den Patienten im Vergleich zu verfügbaren<br />
Medikamenten bieten. Der Qualität des<br />
klinischen Entwicklungsprogramms kommt dabei<br />
höchste Bedeutung zu. Die Qualität kann sich<br />
im Fokus auf die Indika tionen mit dem höchsten<br />
un gedeckten medizi ni schen Bedarf widerspiegeln,<br />
in der Prüfung von <strong>mehr</strong>eren Dosierungen<br />
in groß angelegten klinischen Studien, oder in<br />
der Festlegung der Dosierung basierend auf den<br />
pharmakokinetischen Eigenschaften der Substanz.<br />
„Letztlich sind es die Patienten, Ärzte und Kostenträger,<br />
die darüber entscheiden, ob ein neu -<br />
artiges Medikament tatsächlich einem<br />
wichtigen ungedeckten medizinischen<br />
Bedarf gerecht wird.“<br />
klaus dugi,<br />
corporate senior vice president medicine,<br />
ingelheim, deutschland<br />
70 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010<br />
Erster sein. Bester sein. Fokussiert sein.<br />
F&E-Projekte nehmen häufi g unverhoffte Wen-<br />
dungen und die Teams müssen ständig Entscheidungen<br />
über die richtige Vorgehensweise treffen.<br />
Schlussendlich sind es die Patienten, die Ärzte<br />
und Kostenträger, die darüber entscheiden, ob<br />
ein neuartiges Medikament tatsächlich einem<br />
wichtigen ungedeckten medizinischen Bedarf<br />
gerecht wird.<br />
Warum sind die F&E-Mitarbeiter von <strong>Boehringer</strong><br />
<strong>Ingelheim</strong> für so viele Inspirationsquellen und<br />
Erkenntnisse offen, müssen aber gleichzeitig immer<br />
fokusorientiert vorgehen?<br />
klaus dugi: Obwohl noch für sehr viele<br />
Krankheiten ein ungedeckter medizinischer Bedarf<br />
vorherrscht, ist es für ein Pharmaunternehmen<br />
aufgrund der naturgemäßen Kapazitätsund<br />
Budgetbeschränkungen wichtig, sich auf<br />
Spezialgebiete zu konzentrieren.<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> hat beispielsweise langjährige<br />
Erfahrung mit Atemwegserkrankungen.<br />
Aber als Folge einer Entscheidung, auch den<br />
ungedeckten medizinischen Bedarf weiterer<br />
Therapie gebiete anzugehen, legt <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />
nun den Schwerpunkt auch auf Onkologie,<br />
Immunologie sowie Entzündungs- und<br />
Stoffwechselkrankheiten.<br />
wolfgang baiker: Heute sind der Bauplan<br />
des menschlichen Genoms bzw. sind Mutationen<br />
des Genoms, die zu Krebs führen können, bekannt.<br />
In der Onkologie entwickelt <strong>Boehringer</strong><br />
<strong>Ingelheim</strong> Substanzen, die gegen verschiedene<br />
Tumoren, ausgelöst durch unterschiedliche Mutationen,<br />
wirken.<br />
Durch den Einsatz innovativer Technologien können<br />
die Forscher Erkrankungen nun ganzheitlich<br />
untersuchen. Angesichts dieser Entwicklungen<br />
können unsere Wissenschaftler sich sogar auf<br />
einzelne Patientenuntergruppen konzentrieren,<br />
für deren Behandlung ein neues Medikament am
Der Beste zu sein bedeutet, vorhandene Medikamente und Behandlungsstrategien<br />
zu vergleichen und bessere Arzneimittel anzubieten.<br />
Bei neuen Substanzen von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> muss im Rahmen von klinischen Studien untersucht werden,<br />
inwiefern sie einen zusätzlichen Nutzen für den Patienten im Vergleich zu verfügbaren Medikamenten bieten.<br />
Der Qualität des klinischen Entwicklungsprogramms kommt dabei höchste Bedeutung zu.<br />
1) CF 3 COOH<br />
2) K 2 CO 2 , H 2 O<br />
[ linagliptin ]<br />
Letzter Syntheseschritt der Substanz<br />
NH 2<br />
besten geeignet ist. Dieser neue Ansatz wird<br />
treffend als personalisierte Medizin bezeichnet.<br />
Unser Fokus auf personalisierte Medizin stellt<br />
sicher, dass der Patient das richtige hochwirksame<br />
und sichere Medikament erhält.<br />
Die wachsenden Kenntnisse über den physiologischen<br />
und pathophysiologischen Kontext von<br />
Krankheiten und über molekulare Pfade ermöglichen<br />
es uns, Biomarker einzusetzen. Diese biologischen<br />
Marker dienen als Indikatoren für einen<br />
normalen biologischen Zustand im Vergleich zu<br />
krankheitsverursachenden Prozessen. Durch sie<br />
können wir eine Erkrankung beim Patienten diagnostizieren,<br />
Krankheitsrisiken aufdecken oder<br />
beurteilen, ob eine Therapie wirksam ist.<br />
wolfgang rettig: Teilweise sind die Zahlen<br />
an sich schon schwer zu begreifen. Ein menschliches<br />
Genom besteht aus über 5 Milliarden<br />
[ linagliptin ]<br />
Molekülstruktur<br />
Basenpaaren und 25.000 Genen, endlosen DNA-<br />
Sequenzpolymorphismen und Proteinmodifi zierungen.<br />
In medizinischen Registern sind Hunderte<br />
menschlicher Erkrankungen und Tausende<br />
Krankheitsgene verzeichnet. Dazu kommt eine<br />
Unzahl an Permutationen für Signalwege innerhalb<br />
und zwischen Zellen.<br />
Wir haben <strong>mehr</strong> Möglichkeiten, einzigartige<br />
chemische Moleküle und Proteine im Labor zu<br />
entwickeln, die als potenzielle neue Wirkstoffe<br />
eingesetzt werden können, als es Sterne im<br />
Universum gibt!<br />
Die tägliche Arbeit in funktionsübergreifenden<br />
Teams bringt Berufserfahrung aus den unterschiedlichsten<br />
Bereichen an einen Tisch, um eine<br />
Aufgabe zu erledigen: in einem Team zu arbeiten,<br />
um das eine innovative Molekül zu entwickeln,<br />
das den Patienten hilft.<br />
Kohlenstoff<br />
Sauerstoff<br />
Stickstoff<br />
Erster sein. Bester sein. Fokussiert sein.<br />
71
forschung und entwicklung<br />
Forschung & Entwicklung<br />
Entsprechend unserer F&E-Strategie ist die Forschung und Entwicklung an vier<br />
F&E-Hauptstandorten und drei kleineren spezia lisierten Standorten auf sechs<br />
Therapiegebiete konzentriert.<br />
13<br />
Es dauert im Schnitt 13 <strong>Jahre</strong>, ein<br />
neues Medikament zu entwickeln.<br />
7 F&E Standorte<br />
[ standorte forschung & entwicklung ]<br />
Unsere größten Forschungs und Entwicklungszentren<br />
liegen in Biberach (Deutschland), Laval (Kanada),<br />
Ridgefield (USA) und Wien (Österreich); sie werden durch<br />
kleinere F&E-Standorte in Buenos Aires (Argentinien),<br />
Kobe (Japan) und Mailand (Italien) unterstützt.<br />
Diese F&E-Aktivitäten werden durch Kooperationen in<br />
Nordamerika und Europa sowie in China, Indien und<br />
Russland verstärkt. Im Rahmen zahlreicher Kooperationen<br />
arbeiten wir auch mit führenden Universitäten und<br />
Grundlagenforschungsinstituten zusammen.<br />
72 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010<br />
Erster sein. Bester sein. Fokussiert sein.<br />
ridgefield, usa<br />
laval, kanada<br />
buenos aires, argentinien
94<br />
Derzeit hat <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> 94 Projekte in der Entwicklung.<br />
Davon befinden sich 40 in der präklinischen<br />
Entwicklung, 9 in der klinischen Phase I, 19 in Phase II,<br />
13 in Phase III und für 13 Projekte läuft entweder der Zulassungsprozess<br />
oder sie wurden vor Kurzem zugelassen<br />
und befi nden sich in vertiefter klinischer Profi lierung.<br />
mailand, italien<br />
Forschungsgebiete<br />
forschungsgebiete<br />
Atemwegserkrankungen<br />
Kardiometabolische<br />
Erkrankungen<br />
biberach und ingelheim, deutschland<br />
wien, österreich<br />
beispiele für<br />
krankheitsgebiete<br />
Asthma<br />
COPD<br />
Idiopathische Lungenfibrose<br />
Onkologie Lymphome<br />
Leukämie<br />
Solide Tumoren<br />
Neurologische<br />
Erkrankungen<br />
standorte<br />
Biberach (Deutschland)<br />
Atherosklerose<br />
Biberach (Deutschland)<br />
Diabetes<br />
Ridgefield (USA)<br />
Metabolisches Syndrom<br />
Adipositas<br />
Thromboembolische Erkrankungen<br />
Alzheimer-Krankheit<br />
Chronischer Schmerz<br />
Migräne<br />
Parkinson-Krankheit<br />
Immunologie Multiple Sklerose<br />
Psoriasis<br />
Rheumatoide Arthritis<br />
Infektionskrankheiten<br />
Hepatitis C<br />
HIV/AIDS<br />
Wien (Österreich)<br />
Biberach (Deutschland)<br />
Ridgefield (USA)<br />
Laval (Kanada)<br />
[ forschungsgebiete ]<br />
F&E-Hauptstandorte<br />
Kleinere, spezialisierte F&E-Standorte<br />
kobe, japan<br />
Forschung und Entwicklung<br />
73
forschung und entwicklung<br />
Medizinische Innovationen<br />
Das Ziel von F&E ist es, ungedecktem medizinischen Bedarf nachzukommen. Bei <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />
arbeiten spezialisierte Wissenschaftler an sieben Standorten in einem weltweiten Netzwerk zusammen, um<br />
ihre Ideen in die Tat, d. h. in Medikamente umzusetzen. 2010 wurden die F&E-Investitionen in Biotherapeutika<br />
angehoben, damit die am besten geeignete Molekülart zur Krankheitsbekämpfung herangezogen werden<br />
kann. Wir konzentrieren uns auf sehr unterschiedliche Erkrankungen, die eines gemeinsam haben: Die<br />
betroffenen Patienten benötigen neue und/oder bessere Medikamente.<br />
Kardiometabolische Erkrankungen<br />
Stoffwechselerkrankungen sind komplexe, chronische<br />
Erkrankungen, die die gesamte Bevölkerung<br />
– unabhängig vom Alter – treffen können.<br />
Ein Beispiel für eine Stoffwechselerkrankung ist<br />
Adipositas. Adipositas ist die häufi gste Ursache<br />
von Typ-2-Diabetes, einer Erkrankung, die zu<br />
Bluthochdruck und Störungen des Fettstoffwechsels<br />
führen kann. Die Kombination der genannten<br />
Erkrankungen erhöht das Risiko, dass<br />
ein kardiovaskuläres Ereignis, möglicherweise<br />
mit Todesfolge, eintritt.<br />
Chronische Niereninsuffi zienz ist gekennzeichnet<br />
durch den fortschreitenden Verlust der<br />
Nierenfunktion über einen Zeitraum von Monaten<br />
oder <strong>Jahre</strong>n. Häufi g tritt diese Erkrankung<br />
zusammen mit Diabetes, Bluthochdruck und<br />
Die Pipeline von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> 2010<br />
(94 Projekte in der Entwicklung)<br />
Atemwegserkrankungen<br />
Immunologie<br />
ZNS<br />
9<br />
11<br />
Infektionserkrankungen<br />
19<br />
7<br />
26<br />
22<br />
Onkologie<br />
Kardiometabolische<br />
Erkrankungen<br />
74 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010<br />
Erster sein. Bester sein. Fokussiert sein.<br />
Glomerulonephritis auf und ist mit den derzeitigen<br />
Therapiemethoden oftmals nur schwer zu<br />
behandeln.<br />
Die Forschungsaktivitäten von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />
auf dem Gebiet der Herz-Kreislauf- und<br />
chronischen Nierenerkrankungen sind auf die<br />
Entwicklung von Therapien ausgerichtet, die den<br />
Verlauf dieser lebensbedrohlichen Erkrankungen<br />
beeinfl ussen. Im Hinblick auf Stoffwechselerkrankungen<br />
konzentriert sich das Unternehmen<br />
auf neue Strategien für die Behandlung von<br />
Diabetes, Lipidstörungen/Atherosklerose und<br />
Adipositas. Zusammen mit der Behandlung von<br />
Bluthochdruck ergänzen sich diese Therapien<br />
gegenseitig bei der Verringerung des Risikos für<br />
kardiovaskuläre Mortalität und Morbidität.<br />
Erkrankungen des zentralen Nervensystems (ZNS)<br />
Die Wahrscheinlichkeit für eine neurologische<br />
Krankheit nimmt mit dem Alter zu. Bei den meisten<br />
dieser Erkrankungen, wie z. B. Parkinson oder<br />
Alzheimer, benötigt der Patient letztendlich langfristige<br />
Pfl ege, was für Familienangehörige oder<br />
Personal in Pfl egeheimen eine erhebliche Belastung<br />
bedeutet.<br />
Die fortschreitende Degeneration von Nervenzellen<br />
ist für sämtliche chronischen neurologischen Erkrankungen<br />
typisch. Unsere Wissenschaftler untersuchen<br />
Mittel und Wege für die Erkennung und<br />
Entwicklung neuer Therapien, die diesen Prozess
eeinfl ussen können. Ziel ist es, den Patienten und<br />
Ärzten verbesserte Behandlungsmöglichkeiten der<br />
Symptome dieser Erkrankungen zu bieten und<br />
neue Methoden zur Hemmung der grundlegenden<br />
pathologischen Prozesse, die für das Fortschreiten<br />
der Krankheit verantwortlich sind, zu fi nden.<br />
Darüber hinaus sind wir in der Erforschung<br />
neuar tiger Schmerzmittel aktiv, die eine wirksame<br />
Vorbeugung und Behandlung von Schmerzen<br />
er möglichen sollen. Das Unternehmen untersucht<br />
Sub stanzen, die spezifi sch grundlegende<br />
Mechanismen der Schmerzweiterleitung bei<br />
einer Vielzahl von chronischen Schmerzerkrankungen<br />
hemmen. Diese neuen Medikamente sollen<br />
Ärzten effektive neue Behandlungsoptionen<br />
mit weniger Nebenwirkungen für Millionen von<br />
Patienten bieten.<br />
Vor Kurzem erweiterten wir unsere Forschungstätigkeiten<br />
in Richtung psychiatrischer Erkrankungen,<br />
die hinsichtlich ihrer Verbreitung das größte<br />
Segment von ZNS-Erkrankungen ausmachen.<br />
Hier soll eine subtile Regulierung der Neurotransmittersysteme,<br />
die bei Patienten der genannten<br />
Erkrankungen wahrscheinlich aus dem Gleichgewicht<br />
geraten sind, Abhilfe schaffen.<br />
Immunologie und Entzündungserkrankungen<br />
Wir beschäftigen uns auch mit der Erforschung und<br />
Entwicklung neuer therapeutischer Wirk stoffe für<br />
die Behandlung von Autoimmun- und chro nischen<br />
Entzündungskrankheiten. Der Schwerpunkt in diesem<br />
Bereich liegt auf rheumatoider Arthritis, Psoriasis<br />
und multipler Sklerose. Entzündungen sind des<br />
Weiteren ein wichtiger Prozess, der vielen Erkrankungen<br />
zugrunde liegt. Daher könnte Forschung in<br />
diesem Bereich einen therapeutischen Nutzen bei<br />
einer Reihe von Krankheiten auch aus anderen Therapiegebieten<br />
erzielen.<br />
Rheumatoide Arthritis<br />
ist eine chronische, lebenslange Erkrankung, die<br />
die Lebensqualität des Patienten erheblich<br />
beeinträchtigt. Unsere Forscher arbeiten<br />
an der Entwicklung wirksamer Therapien<br />
gegen Entzündungen und Gelenkdegeneration<br />
mithilfe neuartiger<br />
Mechanismen.<br />
Autoimmunerkrankungen wie rheumatoide Arthritis<br />
sind chronische, lebenslange Erkrankungen,<br />
die die Lebensqualität des Patienten erheblich<br />
beeinträchtigen. Obwohl einige wirksame Therapien<br />
verfügbar sind, bleibt ein wesentlicher ungedeckter<br />
medizinischer Bedarf bestehen, da<br />
zahlreiche Patienten auf diese Medikamente nicht<br />
ansprechen oder mit der Zeit die therapeutische<br />
Wirkung nachlässt. Deshalb arbeiten unsere Forscher<br />
an der Entwicklung wirksamer Therapien<br />
gegen Entzündungen und Gelenkdegeneration<br />
mithilfe neuartiger Mechanismen.<br />
Bei Multipler Sklerose handelt es sich um eine<br />
chronische Autoimmunerkrankung des zentralen<br />
Nervensystems und eine häufi ge Ursache neurologischer<br />
Behinderungen bei jungen Erwachsenen<br />
und Erwachsenen mittleren Alters. Zwar stehen<br />
seit kurzer Zeit <strong>mehr</strong>ere Medikamente zur Behandlung<br />
dieser Erkrankung zur Verfügung, jedoch<br />
besteht bei einigen davon ein signifi kantes<br />
Risiko für schwere Nebenwirkungen, die mit der<br />
Zeit zunehmen können. Die Forschungsaktivitäten<br />
von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> sind ausgerichtet auf<br />
die Identifi zierung von Arzneimitteln, die den<br />
Patienten vor der fortschreitenden Behinderung<br />
schützen, die mit dieser chronischen Erkrankung<br />
einhergeht.<br />
Medizinische Innovationen<br />
75
forschung und entwicklung<br />
HIV/AIDS-Therapie:<br />
Die R&D-Fortschritte der ver gangenen zwanzig <strong>Jahre</strong><br />
haben sich in der enorm verbesserten Behandlung<br />
von HIV-infi zierten Patienten im Zuge der antiretroviralen<br />
Kombinationstherapie gezeigt.<br />
Bild: HI-Virus<br />
Infektionskrankheiten<br />
In den vergangenen Jahrzehnten wurde eine<br />
Zunahme neuer Therapien für Infektionskrankheiten<br />
verzeichnet und dieser Trend wird sich<br />
voraussichtlich in den kommenden <strong>Jahre</strong>n fortsetzen.<br />
Die Triebkräfte für dieses Wachstum<br />
waren einerseits der technologische Fortschritt<br />
bei der Entdeckung neuer Pathogene, die mit<br />
menschlichen Erkrankungen in Verbindung gebracht<br />
werden, und andererseits das bessere Verständnis<br />
für den Einfluss hochspezifischer, gut<br />
verträglicher und effektiver Wirkstoffe auf diese<br />
Pathogene. Einige innovative Arzneimittel gegen<br />
persistente Infektionen, für die bislang keine<br />
wirksame Therapie erhältlich war, entstanden<br />
auf diese Weise. Dennoch führt das Auftreten<br />
und die Übertragung resistenter Pathogene zu<br />
einem kontinuierlichen Bedarf nach neuen<br />
Wirkstoffen mit verschiedenen Kreuzresistenzprofilen.<br />
Trotz der Fortschritte der vergangenen zwanzig<br />
<strong>Jahre</strong>, die sich gerade am Beispiel der enorm<br />
verbesserten Behandlung von HIV-infizierten<br />
Patienten im Zuge der antiretroviralen Kombinationstherapie<br />
zeigen, steht für zahlreiche Infektionskrankheiten<br />
noch keine angemessene<br />
Therapie zur Verfügung. Unser Schwerpunkt bei<br />
der Erforschung von Infektionskrankheiten liegt<br />
auf den Pathogenen, die für schwerwiegende<br />
menschliche Erkrankungen verantwortlich sind<br />
und gegen die noch keine wirksame Therapie<br />
vorhanden ist. Ziel ist die Einführung der nächs-<br />
76 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010<br />
Erster sein. Bester sein. Fokussiert sein.<br />
ten Generation innovativer neuer Therapien, um<br />
den sich kontinuierlich verändernden ungedeckten<br />
medizinischen Bedarf durch Infektionskrankheiten<br />
angehen zu können.<br />
Onkologie<br />
Die Chancen für die Entdeckung wirksamer<br />
Medikamente waren auf dem Gebiet der Onkologie<br />
nie besser. Die Baupläne, wie Krebszellen genetisch<br />
und biochemisch arbeiten, ermöglichen<br />
es Wissenschaftlern in unseren Laboren, sich<br />
schnell ein vielsprechendes Target für innovative<br />
Medikamente herauszugreifen. Unter dem Einfl<br />
uss der modernen Genetik, Biochemie und Biologie<br />
verändert sich allmählich die medizinische<br />
Praxis in der Onkologie, wobei sowohl Biopharmazeutika<br />
als auch Small-Molecule-Medikamente<br />
eine wachsende Therapiepalette eröffnen.<br />
Die Wirkstoffforschung bei <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />
zielt auf die Entwicklung neuer Krebsmedikamente<br />
mit eindeutigem therapeutischen Nutzen<br />
ab. Wir suchen an <strong>mehr</strong>eren Fronten nach<br />
neuen Krebsmedikamenten, darunter die Signalwege<br />
von Zelloberfl ächenrezeptoren, die Zellzyklusregulierung,<br />
das Überleben und die Medikamentenresistenz<br />
von Krebszellen sowie die<br />
Tumorangiogenese.<br />
Atemwegserkrankungen<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> ist in der Behandlung von<br />
Atemwegserkrankungen eines der weltweit<br />
führenden Pharmaunternehmen. Die Forschung<br />
und Entwicklung konzentriert sich insbesondere<br />
auf Asthma, chronisch-obstruktive Atemwegserkrankung<br />
(COPD) und idiopathische Lungenfi<br />
brose.<br />
Bei der Atemwegserkrankung Asthma handelt es<br />
sich um eine chronische, potenziell lebensbedrohliche<br />
Allergie. In den Industrieländern leiden<br />
etwa fünf bis zehn Prozent der Bevölkerung an<br />
Asthma – mit steigender Tendenz. COPD ist die
fünfthäufi gste Todesursache in den Industrieländern.<br />
Auch hier steigt die Prävalenz.<br />
Unsere Wissenschaftler erforschen und entwickeln<br />
neue Substanzen für die Behandlung von<br />
Atemwegserkrankungen mit dem Ziel, Patienten<br />
und Ärzten verbesserte Therapien mit hoher<br />
Wirksamkeit, wenigen Nebenwirkungen und<br />
patientenfreundlichen Darreichungsformen und<br />
Behandlungsstrategien anzubieten.<br />
Einlizenzierung und Partnerschaften<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> stärkt auch weiterhin die<br />
Forschungs- & Entwicklungsprogramme des<br />
Unternehmens im Bereich der Biopharmazeutika<br />
durch externe Partnerschaften. Wie auch in den<br />
vergangenen <strong>Jahre</strong>n lag ein Fokus bei unseren Einlizenzierungs-<br />
und externen Partnerschaftsaktivitäten<br />
auf Biopharmazeutika, insbesondere auf monoklonalen<br />
Antikörpern.<br />
Das Unternehmen hat eine langfristige Kollaboration<br />
mit dem Schweizer Biotechnologieunternehmen<br />
4-Antibody AG begonnen, um vollständig<br />
humane Antikörper für eine Reihe von Targets in<br />
verschiedenen Krankheitsindikationen zu erforschen<br />
und zu entwickeln. Mit dem US-amerikanischen<br />
Unternehmen Micromet, Inc. wurde mit dem<br />
Ziel der Erforschung, Entwicklung und Vermarktung<br />
eines neuen BiTE-Antikörpers zur Behandlung<br />
von multiplem Myelom eine Partnerschaft<br />
eingegangen. Des Weiteren hat Boehr inger <strong>Ingelheim</strong><br />
eine globale Allianz mit einem weiteren in<br />
den USA ansässigen Unternehmen, Macrogenics,<br />
Inc., geschlossen, in deren Rahmen antikörperbasierte<br />
Therapeutika für <strong>mehr</strong>ere Therapiegebiete<br />
wie Immunologie, Onkologie, Atemwegserkrankungen,<br />
kardiometabolische und Infektionskrankheiten<br />
abgedeckt werden. Ferner wurde mit dem<br />
österreichischen Biotechnologieunternehmen<br />
f-star Biotechnologische Forschungs- und Entwicklungsges.<br />
m. b. H. eine Kooperations- und<br />
Lizenzvereinbarung über die gemeinsame Erfor-<br />
schung neuer antikörperbasierter Therapieprodukte<br />
auf Grundlage der modularen Antikörpertechnologie<br />
von f-star unterzeichnet.<br />
Auf dem Gebiet der Small-Molecule-Therapeutika<br />
haben wir mithilfe externer Partnerschaften das<br />
Portfolio ebenfalls erweitert. <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />
und das deutsche Unter nehmen Priaxon AG<br />
haben eine weltweite Zusammenarbeit zur Erforschung<br />
und Entwicklung von MDM2-/p53-Inhibitoren<br />
zur Krebsbehandlung vereinbart. Die Priaxon<br />
AG stellt dabei ihr innovatives Fachwissen im<br />
Bereich der niedermolekularen Wirkstofffi ndung<br />
zur Verfügung, welche insbesondere für die Erforschung<br />
der Hemmung von Protein-Protein-Wechselwirkungen<br />
von Bedeutung ist. Die Zielstruktur<br />
p53 ist ein menschliches Tumorsuppressorprotein.<br />
Dies ist daher ein interessanter neuer Ansatz zur<br />
Behandlung verschiedener onkologischer Indikationen.<br />
Im Bereich Diabetes hat <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />
eine Kollaboration mit dem US-Unternehmen<br />
Neurocrine Biosciences, Inc. zur Erforschung<br />
und Entwicklung niedermolekularer GPR119-<br />
Agonisten vereinbart. Dieser neue Mechanismus<br />
stimuliert sowohl die Produktion und Sekretion<br />
des körpereigenen Insulins und bildet die ideale<br />
Ergänzung zu unserer eigenen wachsenden Pipeline<br />
im Bereich Diabetes.<br />
Kollaborationen mit Biotechnologie unternehmen:<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> geht Kollaborationen mit Biotechnologieunternehmen<br />
ein, um beispielsweise Antikörper für eine Reihe von Targets in verschiedenen<br />
Krankheitsindikationen zu erforschen und zu entwickeln.<br />
Bild: Struktur eines monoklonalen<br />
Antikörpers<br />
Bild: © LAGUNA DESIGN / SPL / Agentur Focus<br />
Medizinische Innovationen<br />
77
forschung und entwicklung Erster sein.<br />
Erster sein.<br />
pradaxa® bietet Patienten und Ärzten die erste neue Behandlungsoption seit<br />
über 50 <strong>Jahre</strong>n zur Schlaganfallprävention bei Vorhoffl immern. Das Arzneimittel<br />
stellt eine bahnbrechende Innovation dar, die das Potenzial hat, den Antikoagulantienmarkt<br />
sowohl für Patienten als auch für Ärzte zu revolutionieren.<br />
78 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010<br />
[ schlaganfallprävention ]<br />
Erster<br />
Neue Behandlungsoption für<br />
Schlaganfallprävention bei<br />
Vorhofflimmern<br />
„Design und Umfang der RE-LY®-Studie führte zu<br />
einer Revolution für Ärzte und Patienten: Die<br />
Therapie mit PRADAXA® ist gleichzeitig durch<br />
bessere Schlaganfallprävention, weniger Hirnblutungen<br />
und einfache Dosierung ohne ständige<br />
Überwachung gekennzeichnet.“<br />
dr. paul reilly,<br />
clinical program director,<br />
clinical research, cardiovascular and metabolic diseases,<br />
ridgefield, usa
Sinusknoten<br />
Atrioventrikularknoten<br />
rechter Vorhof<br />
rechter Ventrikel<br />
Wie beeinträchtigt Vorhoffl immern das Herz?<br />
normales herz<br />
Epidemiologie von Vorhoffl immern<br />
linker Vorhof<br />
linker Ventrikel<br />
Vorhoffl immern als häufi gste Herzrhythmusstö-<br />
rung betrifft etwa 1 % der Gesamtbevölkerung<br />
bzw. 10 % der über 80-Jäh rigen. Insgesamt 6,3<br />
Millionen Menschen in Deutschland, Frankreich,<br />
Großbritannien, Italien, Japan, Spanien und den<br />
USA waren im Jahr 2007 mit Vorhoffl immern diagnostiziert<br />
und es wird davon ausgegangen, dass<br />
diese Zahl bis 2017 in erster Linie aufgrund der alternden<br />
Bevölkerung auf 7,5 Millionen Menschen<br />
ansteigen wird.<br />
+ 60 %<br />
Krankenhausein weisungen wegen<br />
Vorhoffl immerns sind in den letzten<br />
20 <strong>Jahre</strong>n um 60 % gestiegen.<br />
Sinusknoten<br />
Atrioventrikularknoten<br />
rechter Vorhof<br />
rechter Ventrikel<br />
vorhofflimmern<br />
linker Vorhof<br />
linker Ventrikel<br />
Pathophysiologie und Symptomatik von Vorhofflimmern<br />
Bei Patienten mit Vorhoffl immern ist die normale<br />
Kontrolle des Herzrhythmus gestört, was zu<br />
schnelle und unregelmäßige elektrische Signale<br />
auslöst und den Vorhof fl attern lässt, statt zu einer<br />
koordinierten Kontraktion zu führen. Dies verringert<br />
die Effi zienz, mit der das Blut aus dem Vorhof<br />
zu den Ventrikeln gepumpt wird, und es kann ein<br />
Blutstau (Pooling) auftreten. Symptome von Vorhoffl<br />
immern umfassen Palpitationen, Schwindel,<br />
Brustschmerzen und Atemnot. Bei manchen Menschen<br />
mit Vorhoffl immern treten die Symptome<br />
regelmäßig, bei anderen hingegen nur selten auf<br />
oder werden nicht wahrgenommen.<br />
Welche Risikofaktoren gibt es für<br />
Vorhofflimmern?<br />
• Vorhofflimmern in der Familie<br />
• Herz-Kreislauf-Erkrankungen in<br />
höherem Alter<br />
• frühere Herzerkrankungen<br />
• echokardiographische Befunde<br />
• Schilddrüsenerkrankungen<br />
• Schlafapnoe<br />
• übermäßiger Alkoholkonsum<br />
Bild: © PASIEKA / SPL /<br />
Agentur Focus<br />
Erster sein.<br />
79
forschung und entwicklung Erster sein.<br />
Wie führt Vorhoffl immern zu Schlaganfällen?<br />
Vorhofflimmern wird mit <strong>mehr</strong>eren schwerwiegenden Folgeerkrankungen in Verbindung gebracht. Die schnelle und unregelmäßige<br />
Aktivität des Herzvorhofs verringert die Effizienz, mit der das Blut aus dem Vorhof zu den Ventrikeln gepumpt wird. Ein Blutstau kann<br />
entstehen, worauf sich Blutgerinnsel (Thromben) im Vorhof bilden können. Wenn diese sich lösen und in den Blutkreislauf gelangen,<br />
können sie Blutgefäße im Gehirn blockieren und zu einem ischämischen Schlaganfall führen.<br />
Innere Halsschlagader<br />
Kopfschlagader<br />
5 Gehirn mit unterbrochener<br />
Sauerstoffzufuhr; führt zu<br />
Schlaganfall und Gehirnschäden<br />
3 Embolus (Blutgerinnsel)<br />
gelangt in den Blutkreislauf<br />
und bewegt sich auf das<br />
Gehirn zu<br />
Aorta<br />
80 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010<br />
4 Embolus blockiert<br />
den Blutfluss in Teilen<br />
des Gehirns<br />
1 Vorhofflimmern<br />
in der linken Herzkammer<br />
2 Ein Embolus<br />
(Blutgerinnsel)<br />
entsteht<br />
Herz
Schlaganfälle sind die häufi gste Komplikation bei<br />
Vorhoffl immern<br />
Bei Vorhoffl immern ist das Schlaganfallrisiko<br />
etwa fünffach erhöht. Auf Vorhoffl immern ist<br />
nahezu ein Drittel aller Schlaganfälle zurückzuführen<br />
und es handelt sich dabei um die<br />
häufi gste Ursache für embolische Schlaganfälle.<br />
Jährlich erleiden weltweit 3 Millionen Menschen<br />
einen durch Vorhoffl immern bedingten Schlaganfall,<br />
also alle zwölf Sekunden eine Person. Einer<br />
von vier Menschen ab 40 <strong>Jahre</strong>n wird im<br />
Laufe seines Lebens an Vorhoffl immern erkranken<br />
– damit ist Vorhoffl immern die häufi gste<br />
Form der Herzrhythmusstörung. Drei von vier<br />
durch Vorhoffl immern bedingte Schlaganfälle<br />
lassen sich vermeiden, doch viele Patienten sind<br />
sich ihrer Risiken nicht bewusst und ergreifen<br />
keine Maßnahmen zur Schlaganfallprävention.<br />
Schlaganfälle in Zusammenhang mit Vorhoffl im-<br />
mern werden mit einer hohen Morbidität und<br />
Mortalität in Verbindung gebracht. Beispielsweise<br />
führt ein Schlaganfall bei Patienten mit Vorhoffl<br />
immern häufi ger zum Tod und bei überlebenden<br />
Patienten treten dauerhafte neurologische<br />
Defi zite, dauerhafte Behinderungen und schlechtere<br />
funktionelle Leistungen auf.<br />
[ schlaganfallprävention ]<br />
„Die bemerkenswerten Ergebnisse<br />
konn ten nur durch das Engagement und<br />
die harte Arbeit von Tausenden <strong>Boehringer</strong><br />
<strong>Ingelheim</strong>-Mitarbeitern, Prüfärzten,<br />
Krankenschwestern und Patienten erzielt<br />
werden, die an RE-LY® beteiligt waren.“<br />
dr. janet schnee,<br />
executive director and medical leader,<br />
cardiocascular medical affairs,<br />
ridgefield, usa<br />
Darüber hinaus kann die bei Vorhoffl immern<br />
beobachtete Verschlechterung der Herzleistung<br />
eine Herz insuffi zienz auslösen, die zu einer<br />
Flüssigkeitsansammlung in den Beinen (peripheres<br />
Ödem) und in den Lungen (Lungenödem)<br />
oder zu Dyspnoe, Müdigkeit und Brustschmerzen<br />
führen kann. Vorhoffl immern wird bei Patienten<br />
mit Myokardinfarkt und akutem Koronarsyndrom<br />
mit schlechteren klinischen Outcomes<br />
in Verbindung gebracht.<br />
5 x<br />
Das Schlaganfall risiko ist bei<br />
Vor hofflimmern fünfmal höher.<br />
Erster sein.<br />
81
forschung und entwicklung Erster sein.<br />
Unsere Forschung und Entwicklung in<br />
Thromboembolischen Erkrankungen<br />
Dabigatranetexilat steht an der Spitze einer neuen Generation oraler<br />
Antikoagulantien/direkter Thrombin-Inhibitoren (DTIs), die einen großen<br />
ungedeckten Bedarf in der Prävention und Behandlung von akuten<br />
und chronischen thromboembolischen Erkrankungen befriedigen sollen.<br />
35 %<br />
Dabigatranetexilat verringert<br />
das Risiko für Schlaganfall und<br />
systemische Embolien um 35 %.<br />
82 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010<br />
Pradaxa® — ein direkter Thrombinhemmer<br />
Eine starke antithrombotische Wirkung<br />
wird mithilfe direkter Thrombinhemmung<br />
erzielt. Bei Thrombin handelt es<br />
sich um das vorrangig für die Bildung<br />
von Blutgerinnseln (Thromben) verantwortliche<br />
Enzym. Dabigatranetexilat<br />
bietet eine wirksame, vorhersagbare und<br />
gleichbleibende Gerinnungshemmung,<br />
weist ein geringes Potenzial für Wechselwirkungen<br />
mit Medikamenten und keine<br />
Wechselwirkungen mit Lebensmitteln<br />
auf. Ein Routine-Monitoring der<br />
Blutgerinnungsaktivität bzw. eine Dosisanpassung<br />
ist nicht erforderlich.<br />
Erste Indikation für Pradaxa®<br />
In seiner ersten Indikation ist Dabigatranetexilat<br />
unter der Marke pradaxa®<br />
in 75 Ländern für die Primärprävention<br />
von venösen thromboembolischen<br />
Ereignissen (Blutgerinnseln) bei<br />
Erwachsenen nach einer elektiven<br />
Hüft- oder Kniegelenksersatz-Operation<br />
zugelassen.<br />
Innovative Therapie zur Verringerung<br />
des Schlaganfallrisikos bei nicht valvulärem<br />
Vorhoffl immern<br />
Die US-Zulassungsbehörde Food and<br />
Drug Administration (FDA) hat<br />
pradaxa® für die Verringerung des<br />
Schlaganfallrisikos bei Patienten mit<br />
nicht valvulärem Vorhoffl immern zugelassen<br />
– die erste Zulassung eines<br />
neuen oralen Gerinnungshemmers in<br />
den USA seit über 50 <strong>Jahre</strong>n. Durch<br />
die Zulassung steht pradaxa® (150 mg<br />
zweimal täglich, 75 mg bei Patienten<br />
mit schweren Nierenfunktionsstörungen)<br />
nun einem breiten Patientenspektrum<br />
zur Verfügung. In Kanada wurde<br />
Dabigatranetexilat (150 mg bid, zweimal<br />
täglich/110 mg zweimal täglich<br />
für Patienten über 80 <strong>Jahre</strong>) ebenfalls<br />
für diese Indikation zugelassen.<br />
RE-LY® — Basis für die Zulassung von<br />
Dabigatranetexilat<br />
Die Zulassung von Dabigatranetexilat<br />
basierte auf der Meilenstein-Studie<br />
RE-LY® (Randomized Evaluation of<br />
Long-term anticoagulant therapy), die<br />
2009 im New England Journal of Medicine<br />
veröffentlicht wurde.<br />
Diese Pivotalstudie der Phase III war<br />
die größte jemals abgeschlossene Studie<br />
dieser Art und umfasste weltweit<br />
über 18.000 Patienten. Im Rahmen der<br />
Studie wurden die Wirksamkeit und
Sicherheit von zwei Dosierungen<br />
Dabigatranetexilat mit Warfarin (titriert<br />
auf einen INR von 2,0 bis 3,0) zur<br />
Prävention von Schlaganfällen und<br />
systemischen Embolien bei Patienten<br />
mit Vorhoffl immern verglichen.<br />
Ergebnisse von RE-LY®<br />
Aus den Ergebnissen von RE-LY® geht<br />
hervor, dass Patienten mit Vorhoffl immern,<br />
die zweimal täglich (bid) 150 mg<br />
Dabigatranetexilat erhielten, im Vergleich<br />
zu Warfarin ein um 35 % verringertes<br />
Risiko für Schlaganfälle und systemische<br />
Embolien aufweisen, bei<br />
vergleichbarem Auftreten von schwerwiegenden<br />
Blutungen.<br />
Mit der Gabe von 110 mg bid Dabigatranetexilat<br />
wurde eine ähnliche Verringerung<br />
des Risikos für Schlaganfälle<br />
und systemische Embo lien bei<br />
gleichzeitigem geringeren Auftreten<br />
von schwerwiegenden Blutungen im<br />
Vergleich zu Warfarin erzielt. Darüber<br />
hinaus wurde bei beiden Dosierungen<br />
ein signifi kant geringeres Auftreten<br />
von hämorrhagischen Schlaganfällen<br />
sowie lebensbedrohlicher intrakranieller<br />
und sonstiger Blutungen im Vergleich<br />
zu Warfarin festgestellt.<br />
Konsequenzen aus RE-LY®<br />
pradaxa® bietet Patienten und Ärzten<br />
die erste neue Behandlungsoption zur<br />
Schlaganfallprävention bei Vorhoffl<br />
immern seit über 50 <strong>Jahre</strong>n. Das Arzneimittel<br />
stellt eine bahnbrechende<br />
Innovation (First-in-Class) dar, die das<br />
Potenzial hat, den Antikoagulansmarkt<br />
sowohl für Patienten als auch<br />
für Ärzte zu revolutionieren.<br />
Das klinische Studienprogramm zu<br />
Dabigatranetexilat<br />
Das klinische Studienprogramm von<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> umfasst folgende<br />
Gebiete:<br />
• Behandlung von akuten venösen<br />
Thromboembolien (VTE)<br />
• Sekundärprävention von VTE<br />
• Sekundärprävention von kardialen<br />
Ereignissen bei Patienten mit aku-<br />
tem Koronarsyndrom (ACS).<br />
1960<br />
wafarin<br />
pradaxa® bietet Patienten und<br />
Ärzten seit über 50 <strong>Jahre</strong>n die<br />
erste neue Behandlungsoption<br />
zur Schlaganfallprävention bei<br />
Vorhofflimmern.<br />
Quellen Grafi k S.79: 1. Stewart S, Murphy N, Walker A, et al. Heart 2004; 90:286-92. 2. Fuster V, Rydn LE, Cannom DS, et al. Circulation 2006; 114:e257-e354.<br />
3. Miyasaka Y, Barnes ME, Gersh BJ et al. Circulation 2006; 114:119-<strong>125</strong>.<br />
Quellen Grafi k S.80: 1. What is Atrial Fibrillation? National Heart Blood and Lung Institute Diseases and Conditions Index, October 2009. Last viewed July 2010 at http://www.nhlbi.nih.<br />
gov/health/dci/Diseases/af/af_what.html. 2. Atrial Fibrillation Factsheet, Patient UK, March 2008. Last viewed July 2010 at http://www.patient.co.uk/health/Atrial-Fibrillation.htm 3.<br />
Atlas of Heart Disease and Stroke, World Health Organization, September 2004. Last viewed June 2010 at http://www.who.int/cardiovascular_diseases/en/cvd_atlas_15_burden_stroke.<br />
pdf<br />
Quellen Vorhoffl immern S.78—81: 1. Lin HJ, Wolf PA, Kelly-Hayes M, et al. Stroke severity in atrial fi brillation: the Framingham Study. Stroke 1996; 27:1760-4 2. Atlas of Heart Disease<br />
and Stroke, World Health Organization, September 2004. Viewed July 2009 at http://www.who.int/cardiovascular_disease/en/cvd_atlas_15_burden_stroke.pdf. 3. Wolf PA, Abbott RD,<br />
Kannel WB. Atrial fi brillation as an independent risk factor for stroke: the Framingham Study. Stroke 1991; 22(8):983-8. 4. Lloyd-Jones DM, Wang TJ, Leip EP, Larson MG, Levy D, Vasan<br />
RS, et al. Lifetime risk for development of atrial fi brillation: the Framingham Heart Study. Circulation 2004; 110:1042-6. 5. Stewart S, Murphy N, Walker A, et al. Cost of an emerging<br />
epidemic: an economic analysis of atrial fi brillation in the UK. Heart 2004; 90:286-92. 6. Fuster V, Rydn LE, Cannom DS, et al. ACC/AHA/ESC 2006 Guidelines for the management<br />
of patients with atrial fi brillation – executive summary. Circulation 2006; 114:700-52. 7. Kannel WB, Abbott RD, Savage DD, et al. Coronary heart disease and atrial fi brillation: the Framingham<br />
Study. Am Heart J 1983; 106:389-96. 8. Collony SJ et al. Dabigatran versus Warfarin in Patients with Atrial Fibrillation. N Engl J Med 2009;361:1139-1151. 9. Hart RG et al.<br />
Meta-analysis: Antithrombotic Therapy to Prevent Stroke in Patients Who Have Nonvalvular Atrial Fibrillation. Ann Intern Med 2007;146:857-867.<br />
pradaxa® (Dabigatranetexilat)<br />
2010<br />
pradaxa®<br />
83
forschung und entwicklung Bester sein.<br />
Bester sein.<br />
Die Prüfsubstanz Linagliptin ist ein Dipeptidylpeptidase-4 (DPP4)-Inhibitor<br />
zur Behandlung von Typ-2-Diabetes mit einem einzigartigen pharmakokinetischen<br />
Profi l.<br />
[ diabetes ]<br />
„Ich bin stolz darauf, Linagliptin von der<br />
Projektidee bis zum jetzigen Status verfolgt<br />
zu haben. Wie Sie sich vorstellen können,<br />
liegt es mir sehr am Herzen. Die Substanz<br />
wird helfen, die Folgen von Diabetes zu<br />
reduzieren. Bei der stark ansteigenden<br />
Patientenzahl stellt Diabetes ein riesiges<br />
<strong>Gesundheit</strong>sproblem für Patienten und die<br />
Menschheit dar.“<br />
dr. michael mark,<br />
global head of cardiometabolic diseases research,<br />
biberach, deutschland<br />
285 Mio.<br />
Menschen weltweit leiden an<br />
Typ-2-Diabetes.<br />
84 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010
Anteil der Bevölkerung mit Diabetes<br />
2010<br />
Typ-2-Diabetes ist eine moderne Pandemie,<br />
die 285 Millionen Menschen weltweit betrifft.<br />
In den kommenden 20 <strong>Jahre</strong>n wird sich die<br />
Anzahl von Patienten mit Typ-2-Diabetes um<br />
50 % auf 438 Millionen erhöhen.<br />
Diabetes<br />
Weltweit leiden etwa 285 Millionen Erwachsene<br />
an Diabetes. Schätzungen der International Diabetes<br />
Federation zufolge wird sich die Anzahl der<br />
Diabetiker bis 2030 um 50 % auf 438 Millionen<br />
Menschen erhöhen. Im Jahr 2010 werden voraussichtlich<br />
4 Millionen Menschen im Alter von<br />
20 bis 79 <strong>Jahre</strong>n an Diabetes und seinen Komplikationen<br />
sterben. Etwa 50 % der Diabetes-Patienten<br />
sterben an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung<br />
und über 8 % an Nierenfunktionsstörungen.<br />
Typ-2-Diabetes<br />
Bei Typ-2-Diabetes handelt es sich um eine<br />
chronische progressive Erkrankung und die<br />
häufi gste Diabetesform, die etwa 90–95 % der<br />
Fälle ausmacht. Bei Diagnosestellung weisen ca.<br />
40 % der Typ-2-Diabetiker bereits eine Form von<br />
Gewebeschaden auf, der auf den erhöhten Blutzuckerspiegel<br />
zurückzuführen ist, z. B. Herzkrankheit,<br />
Schlaganfall, Nierenfunktionsstörungen<br />
und Nervenschäden.<br />
2030<br />
>4 % 4-5 % 5-7 % 7-9 % 9-12 % 12 %<br />
In den meisten Fällen ist Typ-2-Diabetes bedingt<br />
durch zwei Störungen: Insulinresistenz und<br />
eingeschränkte Funktion der Betazellen. Typ-2-<br />
Diabetes entsteht aus einem Ungleichgewicht<br />
zwischen Insulinempfi ndlichkeit und der Insulinsekretion.<br />
Die Glukoseproduktion wird von<br />
Insulin nicht <strong>mehr</strong> richtig reguliert, was zu einer<br />
Überproduktion von Glukose in der Leber und<br />
zu einer verminderten Aufnahme von Glukose<br />
im Muskelgewebe führt.<br />
Mit der Zeit führt der beeinträchtigte Glukosestoffwechsel<br />
zu einem Verlust von Betazellen. Die<br />
verbleibenden Betazellen können die hohe Insulinsekretion<br />
nicht aufrechterhalten, wodurch eine<br />
Glukoseintoleranz, Insulinresistenz und manifester<br />
Typ-2-Diabetes eintritt. Darüber hinaus trägt<br />
eine beschleunigte Magenentleerung und eine verstärkte<br />
Lipolyse in stark fetthaltigem Gewebe zur<br />
Entwicklung von Typ-2-Diabetes bei. Ein hoher<br />
Blutzuckerspiegel kann krankheitsspe zifi sche<br />
langfristige Komplikationen nach sich ziehen.<br />
40 %<br />
der Typ-2-Diabetiker<br />
weisen bei Diagnosestellung<br />
bereits eine<br />
Form von Gewebeschaden<br />
auf.<br />
Mehr zum Thema Linagliptin:<br />
Seite 88<br />
Bester sein. 85
forschung und entwicklung Bester sein.<br />
50 %<br />
In den kommenden<br />
20 <strong>Jahre</strong>n wird sich<br />
die Anzahl von Typ-<br />
2-Diabetikern um<br />
50 % auf 438 Millionen<br />
erhöhen.<br />
Adipositas als Risikofaktor für Typ-2-Diabetes<br />
Adipositas stellt einen wesentlichen Risikofaktor<br />
für Typ-2-Diabetes dar und wird schätzungsweise<br />
für 80 % aller neu diagnostizierten Fälle verantwortlich<br />
sein. Adipositas kann zu einer erhöhten<br />
Insulinresistenz führen, die sich bei Menschen<br />
mit bestimmten genetischen Voraussetzungen zu<br />
Diabetes entwickeln kann.<br />
Nierenfunktionsstörung bei Typ-2-Diabetes<br />
Bei Diabetes kann der hohe Blutzuckerspiegel<br />
die Filter der Nieren schädigen. Bei Menschen<br />
mit Typ-2-Diabetes besteht daher das Risiko<br />
einer Nierenfunktionsstörung. Bei Schädigung<br />
der Nieren gelangt das Protein Albumin von den<br />
Nieren in den Urin – eines der ersten Anzeichen<br />
für eine Niereninsuffi zienz im Frühstadium.<br />
Eine diabetische Nephropathie, eine Komplikation<br />
von Diabetes, ist eine chronische und progressive<br />
Nierenerkrankung, die bei etwa einem<br />
Drittel aller Diabetiker auftritt. Die diabetische<br />
Nephropathie wird mit einem erhöhten Risiko<br />
für andere diabetische Komplikationen, einschließlich<br />
eines erhöhten Risikos für Herz-<br />
Kreislauf-Erkrankungen, und einer unterdurchschnittlichen<br />
Lebenserwartung in Verbindung<br />
gebracht. Bei der diabetischen Nephropathie sind<br />
im frühen Stadium der chronischen Niereninsuffi<br />
zienz keine Symptome zu verzeichnen, d. h. Patienten<br />
bemerken die Erkrankung erst in einem<br />
späteren Stadium.<br />
Nierenfunktionsstörung und Bluthochdruck<br />
Zwischen Nierenfunktionsstörungen und einem<br />
erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen<br />
besteht ein nachgewiesener Zusammenhang.<br />
Das Verhältnis zwischen hohem Blutdruck und<br />
Nierenfunktionsstörungen ist komplex und steht<br />
in einer Wechselbeziehung: Nierenfunktionsstörungen<br />
können zu Bluthochdruck führen und<br />
Bluthochdruck kann wiederum ein Risikofaktor<br />
für Nierenfunktionsstörungen sein.<br />
Bluthochdruck kommt bei Menschen mit Typ-2-<br />
Diabetes bei der Diagnosestellung sehr häufi g vor.<br />
Alle Typ-2-Diabetiker haben ein erhöhtes Risiko<br />
für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, jedoch ist das<br />
Risiko für diejenigen Patienten mit Nierenfunktionsstörungen<br />
um bis zu dreifach erhöht.<br />
Therapieauswirkungen<br />
Mit fortschreitender Niereninsuffi zienz stehen<br />
immer weniger Therapieoptionen für Diabetes<br />
zur Verfügung, denn viele der derzeit verfügbaren<br />
Behandlungsmöglichkeiten für Typ-2-<br />
Diabetes sind bei Patienten mit Nierenfunktionsstörungen<br />
kontraindiziert oder für diese<br />
Patientenpopulation nicht empfehlenswert.<br />
Linagliptin – DPP-4-Inhibitor<br />
Die Substanz Linagliptin, ein DPP-4-Inhibitor<br />
zur Behandlung von Typ-2-Diabetes, der sich in<br />
einer späten Entwicklungsphase befi ndet, wird<br />
nicht vorrangig über die Nieren ausgeschieden.<br />
Die bisherigen Daten legen nahe, dass für Linagliptin<br />
aufgrund des einzigartigen pharmakokinetischen<br />
Profi ls keine Dosisanpassungen erforderlich<br />
sind, unabhängig von dem Grad der<br />
Nierenfunktionsstörung.<br />
Quellen Diabetes: 1. International Diabetes Federation. Available at: www.idf.org. Last accessed: April 2010. 2. World Health Organization. Available at: www.who.int. Last accessed:<br />
April 2010. 3. Goldstein B. Understanding Type 2 Diabetes. Medscape Diabetes & Endocrinology, 2006. Last accessed: April 2010. 4. Copeland C. et al. Type 2 Diabetes in Children and<br />
Adolescents: Risk Factors, Diagnosis, and Treatment. Clinical Diabetes 2005; 23:4: 181-185. 5. Kaul S, et al. Thiazolidinedione Drugs and Cardiovascular Risks - A Science Advisory From<br />
the American Heart Association and American College of Cardiology Foundation. Circulation. February 2010. 6. International Diabetes Federation, International Society of Nephrology.<br />
Diabetes and Kidney Disease. Time to Act. 2003. 7. American Diabetes Association. Available at: www.diabetes.org. Last accessed: April 2010. 8. Jeerakathil T, Johnson JA, Simpson SH,<br />
Majumdar SR. Short-term risk for stroke is doubled in persons with newly treated type 2 diabetes compared with persons without diabetes. Stroke. 2007; 38(6):1739-43. 9. World Heart<br />
Foundation. Cardiovascular Risk Factors – Diabetes. www.worldheart.org/cardiovascular-health/cardiovascular-disease-risk-factors/diabetes/. Accessed June 2010. 10. Hovind P, Rossing<br />
P, Tarnow L, Smidt UM, Parving HH. Progression of diabetic nephropathy. Kidney Int. 2001; 59(2):702-9. 11. Fong DS, Aiello LP, Ferris FL 3rd, Klein R. Diabetic retinopathy. Diabetes<br />
Care. 2004; 27(10):2540-53. 12. Dang CN, Boulton AJ. Changing perspectives in diabetic foot ulcer management. Int J Low Extrem Wounds. 2003; 2(1):4-12. 13. Brown JB, et al. The<br />
Burden of Treatment Failure in Type 2 diabetes. Diabetes Care. 2004: 27: 7;1535-1540. 14. Pratley R and Salsali A. Inhibition of DPP-4: a new therapeutic approach for the treatment of<br />
type 2 diabetes. Current Medical Research and Opinion. 2007; 23: 4: 919–931.<br />
86 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010
Die wichtigsten Komplikationen von Diabetes:<br />
Bild: © Brian Evans /<br />
Photo Researchers /<br />
Agentur Focus<br />
Der hohe Blutzuckerspiegel kann<br />
die Filter der Nieren schädigen. Bei<br />
Menschen mit Typ-2-Diabetes besteht<br />
daher das Risiko einer Nierenfunktionsstörung.<br />
3,8 Mio.<br />
3,8 Millionen Todesfälle sind<br />
jährlich ursächlich auf Diabetes<br />
zurückzuführen.<br />
Mikrogefäßschäden der Retina<br />
aufgrund von Diabetes (diabetische<br />
Retinopathie)<br />
Diabetiker haben ein zwei- bis<br />
vierfach erhöhtes Risiko für Herz-<br />
Kreislauf-Erkrankungen.<br />
Das Schlaganfallrisiko ist bei neu diagnostizierten<br />
Typ-2-Diabetikern doppelt so hoch<br />
wie das bei der Allgemeinbevölkerung.<br />
Schäden an den Filtersystemen<br />
der Nieren aufgrund von Diabetes<br />
(diabetische Nephropathie)<br />
Typische Symptome von<br />
Typ-2-Diabetes:<br />
• übermäßiger Durst<br />
• ständiger Hunger<br />
• Gereiztheit<br />
• extreme Müdigkeit<br />
• Atemschwierigkeiten<br />
• Sehstörungen<br />
• Gewichtsabnahme<br />
Risikofaktoren für<br />
Typ-2-Diabetes umfassen:<br />
Nervenschäden (diabetische<br />
Neuropathie ist eine führende<br />
Ursache von Ulcerationen).<br />
• Adipositas,<br />
Ernährungsgewohnheiten<br />
und Bewegungsmangel<br />
• Ethnizität<br />
• Insulinresistenz<br />
• Schwangerschaftsdiabetes<br />
Bester sein. 87
forschung und entwicklung Bester sein.<br />
Unsere Forschung und Entwicklung in<br />
Diabetes<br />
Stoffwechselerkrankungen zählen zu den Hauptfeldern der F&E-Aktivitäten<br />
von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong>. Diabetes ist eine der Indikationen, die<br />
im Mittelpunkt des Interesses des globalen Forschungsnetzwerks des<br />
Unternehmens stehen.<br />
Bild: exokrines und endokrines<br />
Pankreasgewebe (Lennart Nilsson)<br />
DPP-4-Inhibitor<br />
Linagliptin<br />
88 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> hat sich dem<br />
Ziel verschrieben, neue Diabetes-<br />
Wirkstoffe mit neuartigen Wirkmechanismen<br />
zu erforschen und zu entwickeln,<br />
um die <strong>Gesundheit</strong> und die<br />
allgemeine Lebensqualität der Patienten<br />
zu verbessern. Hierzu zählen:<br />
SGLT-2-Inhibitor<br />
Die Substanz BI 10773, ein Inhibitor<br />
des natriumabhängigen Glukosetransporters<br />
Typ 2 (SGLT-2) blockiert die<br />
Glukoseaufnahme in den Nieren und<br />
verbessert somit die Blutzuckerkontrolle.<br />
Die Hemmung von SGLT-2 hat darüber<br />
hinaus einen positiven Effekt auf die<br />
Gewichtsabnahme und Blutdrucksenkung.<br />
Die klinischen Studien der Phase<br />
II mit der Substanz wurden beendet.<br />
11β-HSD1-Inhibitor<br />
Die Hemmung von 11ß-HSD1 könnte<br />
eine neuartige Therapie für Diabetes<br />
bedeuten. Mithilfe des Inhibitors wird<br />
die intrazelluläre Cortisolkonzentration<br />
gesenkt, wodurch sich die Insulinempfi<br />
ndlichkeit, die Blutfettwerte und<br />
die Gefäßfunktion verbessern. Der<br />
11ß-HSD1-Inhibitor wird derzeit von<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> untersucht und<br />
befi ndet sich in einer frühen Phase der<br />
klinischen Entwicklung.<br />
DPP-4-Inhibitor<br />
Der DPP-4-Inhibitor Linagliptin ist<br />
das am weitesten entwickelte Präparat<br />
im Diabetesportfolio von <strong>Boehringer</strong><br />
<strong>Ingelheim</strong>. Es wird als einmal täglich<br />
einzunehmende Tablette zur<br />
Behandlung von Typ-2-Diabetes, als<br />
Monotherapie sowie als Kombinationstherapie<br />
untersucht. Die Ausscheidung<br />
von Linagliptin erfolgt nicht<br />
vorrangig über die Nieren (nur ca. 5 %<br />
werden über die Nieren ausgeschieden).<br />
Daten aus späten Stadien der klinischen<br />
Prüfung haben die umfassenden<br />
klinischen Nachweise noch ergänzt, gemäß<br />
denen Linagliptin nicht nur eine<br />
signifi kante und nachhaltige Senkung<br />
des Blutzuckerspiegels erzielt, sondern<br />
basierend auf dem einzigartigen pharmakokinetischen<br />
Profi l wahrscheinlich<br />
auch keine Dosisanpassungen<br />
erforderlich sind – selbst bei Typ-2-<br />
Diabetikern mit einer Nierenfunktionsstörung.<br />
DPP-4-Inhibitoren: eine neuartige<br />
Behandlungsklasse für Typ-2-Diabetes<br />
DPP-4-Inhibitoren stehen für einen innovativen<br />
Ansatz bei der Behandlung<br />
von Typ-2-Diabetes mit einem einzig-
artigen Wirkmechanismus im Vergleich<br />
zu anderen Medikamentenklassen auf<br />
diesem Therapiegebiet.<br />
Die Hemmung von DPP-4 kommt Typ-<br />
2-Diabetikern bei der Kontrolle des<br />
Blutzuckerspiegels zugute – ein vorrangiges<br />
Ziel bei der Behandlung des Typ-<br />
2-Diabetes. Eine Dosisfi ndungsphase<br />
(Hochtitrierung) zu Beginn der Therapie<br />
ist bei einem DPP-4-Inhibitor nicht<br />
erforderlich, da der schnelle Wirkmechanismus<br />
und das günstige Verträglichkeitsprofi<br />
l keine Übelkeit und kein<br />
Erbrechen hervorrufen und zusätzlich<br />
ein geringes Risiko für Wechselwirkungen<br />
mit Medikamenten besteht. Der Inhibitor<br />
ist somit als Monotherapie oder<br />
in Kombination mit anderen Diabetesmedikamenten<br />
geeignet.<br />
Pivotalstudien zu Linagliptin<br />
Vier multizentrische, randomisierte,<br />
placebokontrollierte, doppelblinde Studien<br />
der Phase III wurden zur Untersu-<br />
Wirkmechanismen von DPP-4-Inhibitoren<br />
Mischkost<br />
GLP-1-Freisetzung<br />
im Darm<br />
chung der Wirksamkeit, Sicherheit und<br />
Verträglichkeit von Linagliptin (einmal<br />
täglich 5 mg) im Vergleich zu Placebo<br />
durchgeführt. Der Wirkstoff wurde<br />
Typ-2-Diabetikern mit ungenügender<br />
Blutzuckerkontrolle 24 Wochen lang<br />
verabreicht. Der allgemeine HbA1c-Bereich<br />
für diese Studien betrug ≥ 7,0 %<br />
und ≤ 11 % bei folgender Hintergrundtherapie:<br />
• Linagliptin als Monotherapie (nur Bewegung<br />
und Ernährungsumstellung)<br />
• Linagliptin als Additiv zu Metformin<br />
• Linagliptin als Additiv zu Metformin<br />
plus Sulfonylharnstoffe<br />
• Linagliptin in Kombination mit Pioglitazon<br />
Aus den Daten der Linagliptin-Studie<br />
der Phase III geht hervor, dass diese<br />
Prüfsubstanz, ein Dipeptidylpeptidase-<br />
(DPP-) 4-Inhibitor, eine signifi kante,<br />
nachhaltige und klinisch relevante<br />
Senkung des Blutzuckerspiegels,<br />
• Glukoseabhängige<br />
Insulinsekretion<br />
• Glucagon-Unterdrückung<br />
GLP-1 (7-36)<br />
aktiv<br />
Exogene Analoge<br />
von GLP-1<br />
DPP-4<br />
DPP-4-<br />
Inhibitor<br />
gemessen anhand der Hämoglobin-<br />
A1c-Werte (HbA1c), des Nüchternplasmaglukosespiegels<br />
(NPG) und des<br />
postprandialen Blutzuckerspiegels<br />
(PPG), erzielte. Des Weiteren wurde<br />
bei diesen Phase-III-Studien ein hervorragendes<br />
Sicherheits- und Verträglichkeitsprofi<br />
l verzeichnet.<br />
Im Jahr 2010 wurden bei <strong>mehr</strong>eren<br />
Behörden weltweit Zulassungsanträge<br />
für Linagliptin eingereicht.<br />
Durch Bindung an das DPP-4-Enzym wird die Aufspaltung der beiden<br />
Inkretinhormone Glucagon-like Peptid 1 (GLP-1) und Glukoseabhängiges<br />
insulintropes Peptid (GIP) gehemmt. GLP-1 und GIP sind<br />
natürlich vorkommende Hormone, die der Darm nach der Einnahme<br />
von Mahlzeiten bildet und die die Bauchspeicheldrüse zur erhöhten<br />
glukoseabhängigen Insulinsekretion und zur verminderten Ausschüttung<br />
von Glucagon anregen. DPP-4-Inhibitoren erhöhen die<br />
Plasmakonzentration von GLP-1 im physiologischen Bereich.<br />
GLP-1 (9-36)<br />
inaktiv<br />
Unsere Forschung und Entwicklung in Diabetes 89
forschung und entwicklung Fokussiert sein.<br />
Fokussiert sein.<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> hat sich langfristig dem Gebiet der Krebstherapien verschrieben.<br />
Wir erforschen und entwickeln neuartige Optionen der Krebstherapie, sowohl mit<br />
innovativen chemischen Wirkstoffen (NCEs) als auch mit neuen biologischen Wirkstoffen<br />
(NBEs), bei denen bahnbrechende wissenschaftliche Erkenntnisse mit großem<br />
therapeutischen Mehrwert für Patienten verbunden werden.<br />
[ krebstherapien ]<br />
90 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010<br />
„Kenntnis über die molekulare Biologie und Patho genese<br />
des nicht-kleinzelligen Bronchialkarzinoms führte<br />
zur Identifi zierung von zielgerichteten Therapien. Es<br />
wurden zwei Prozesse identifi ziert, die an der Pathologie<br />
des Tumors maßgeblich be teiligt sind: die Signaltransduktion<br />
von Tumorzellen und die Initiierung der<br />
Tumorangiogenese.“<br />
dr. matthias müser,<br />
deputy therapeutic area head oncology,<br />
clinical development/medical affairs, ingelheim, deutschland<br />
Krebs<br />
Krebserkrankungen stellen eines der bedeutendsten<br />
globalen <strong>Gesundheit</strong>sprobleme dar. Trotz erheblicher<br />
Fortschritte hinsichtlich des Bewusstseins<br />
über die Krankheit, der Diagnose und der<br />
Behandlung bleibt der ungedeckte medizinische<br />
Bedarf im Bereich Krebs enorm.<br />
Krebs — die Fakten<br />
Jeder zweite Mann und jede dritte Frau entwickeln<br />
im Laufe ihres Lebens eine Krebserkrankung.<br />
Krebs ist eine der häufi gsten Todesursachen weltweit<br />
und stellt für die Patienten, ihre Familienangehörigen<br />
und die Gesellschaft eine enorme Belastung<br />
dar. Im Jahr 2008 wurden 12,4 Millionen<br />
neue Krebsfälle diagnostiziert und 7,6 Millionen
krebsbedingte Todesfälle verzeichnet. Die häufi<br />
gsten Krebsarten hinsichtlich Inzidenz waren<br />
Lungenkrebs (1,61 Millionen), Brustkrebs (1,29<br />
Millionen) und Dickdarmkrebs (1,15 Millionen).<br />
Prognosen zufolge werden die Todesfälle aufgrund<br />
von Krebserkrankungen weiter ansteigen<br />
und bis zum Jahr 2030 werden sich die Zahlen<br />
voraussichtlich <strong>mehr</strong> als verdoppeln: Es werden<br />
26,4 Millionen Krebsfälle diagnostiziert, 17 Millionen<br />
Todesfälle verzeichnet werden und 75 Millionen<br />
Menschen werden mit der Krankheit leben.<br />
Lungenkrebs<br />
Lungenkrebs ist die weltweit häufigste und tödlichste<br />
Krebsart. Von allen neu aufgetretenen<br />
Krebsfällen belaufen sich jährlich 1,61 Millionen<br />
Fälle auf Lungenkrebs und aufgrund der<br />
schlechten Prognose sind jedes Jahr 1,38 Millionen<br />
Todesfälle dieser Krebsart zuzuschreiben.<br />
Bei über zwei Drittel der Lungenkrebspatienten<br />
wird die Diagnose erst in einem späten Stadium<br />
gestellt und nur 7 % der Patienten leben fünf <strong>Jahre</strong><br />
nach Diagnosestellung noch.<br />
Im Allgemeinen ist bei nahezu 20 % aller Todes fälle<br />
aufgrund von Krebserkrankungen Lungenkrebs die<br />
Ursache. Von allen neu aufgetretenen Krebsfällen<br />
sind 13 % Lungenkarzinome, wobei als Hauptursache<br />
in 90 % dieser Fälle das Rauchen anzusehen ist.<br />
Lungenkrebs — hoher ungedeckter medizinischer<br />
Bedarf<br />
Lungenkrebs stellt nach wie vor ein Gebiet mit<br />
hohem ungedeckten medizinischen Bedarf dar;<br />
dies gilt insbesondere in fortgeschrittenen Stadien,<br />
in denen sich der Krebs besonders aggressiv<br />
verhält und für die Patienten nur eingeschränkte<br />
Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung stehen.<br />
Im Allgemeinen kommen zur Behandlung<br />
von Lungenkrebs drei verschiedene Behandlungsoptionen<br />
einzeln oder in Kombination zum<br />
Lungenkrebs<br />
1,6 Millionen<br />
NEUE LUNGENKREBSFÄLLE JÄHRLICH<br />
1,38 Millionen<br />
TODESFÄLLE AUFGRUND VON LUNGENKREBS JÄHRLICH<br />
0 MILLIONEN<br />
Alle<br />
sonstigen<br />
Krebsarten<br />
HEUTE<br />
13 %<br />
LUNGENKREBS<br />
13 % aller neu diagnostizierten<br />
Krebserkrankungen sind Lungenkrebs.<br />
7%<br />
der Lungenkrebspatienten in Europa<br />
sind 5 <strong>Jahre</strong> nach<br />
der Diagnose am Leben<br />
+1 JAHR +2 JAHRE +3 JAHRE +4 JAHRE<br />
90 %<br />
LUNGENKREBS<br />
90 % der Lungenkrebsfälle<br />
haben Rauchen als Ursache.<br />
Einsatz: operativer Eingriff, Strahlentherapie<br />
und Chemotherapie.<br />
Das kleinzellige Bronchialkarzinom (Small-Cell<br />
Lung Cancer, SCLC) und das nicht-kleinzellige<br />
Bronchialkarzinom (Non-Small-Cell Lung Cancer,<br />
NSCLC) reagieren auf die Behandlung ganz<br />
unterschiedlich und verhalten sich auch anders.<br />
Um die am besten geeignete Therapie für einen<br />
Patienten zu ermitteln, werden Krebserkrankungen<br />
in Stufen eingeteilt, damit die Schwere der<br />
Erkrankung bestimmt werden kann.<br />
Gezielte Krebstherapien für NSCLC<br />
Neue Therapien könnten zur Verfügung stehen,<br />
die selektiv auf bestimmte molekulare Marker<br />
+5 JAHRE<br />
Alle<br />
sonstigen<br />
Krebsarten<br />
1,5<br />
20 %<br />
LUNGENKREBS<br />
Lungenkrebs ist die Ursache von 20 %<br />
der Todesfälle aufgrund von Krebs.<br />
Fokussiert sein.<br />
91
forschung und entwicklung Fokussiert sein.<br />
Lungenkrebs<br />
Lungenkrebs stellt nach wie vor ein Gebiet mit hohem ungedeckten medizinischen Bedarf dar. Hoher medizinischer Bedarf<br />
besteht insbesondere in fortgeschrittenen Stadien, in denen sich der Lungenkrebs besonders aggressiv verhält und für die<br />
Patienten nur eingeschränkte Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung stehen. Im Allgemeinen kommen zur Behandlung<br />
von Lungenkrebs drei verschiedene Behandlungsoptionen einzeln oder in Kombination zum Einsatz: operativer Eingriff,<br />
Strahlentherapie und Chemotherapie.<br />
[ diagnose ]<br />
Computertomographie<br />
Lungenkrebs<br />
Bild: © Medical Body Scans /<br />
Photo Researchers / Agentur Focus<br />
[ therapieoption ]<br />
Operativer Eingriff mit<br />
Resektion<br />
oder Strukturen auf Tumorzellen abzielen. Es<br />
wurden zwei Prozesse identifi ziert, die an der<br />
Pathologie des nicht-kleinzelligen Bronchialkarzinoms<br />
(NSCLC) maßgeblich beteiligt sind:<br />
die Signaltransduktion von Tumorzellen und die<br />
Initiierung der Tumorangiogenese.<br />
Kenntnis über die molekulare Biologie und Pathogenese<br />
von NSCLC führte zur Identifi zierung<br />
von zielgerichteten Therapien. Bei dem epidermalen<br />
Wachstumsfaktor (Epidermal Growth<br />
Factor Receptor, EGFR) handelt es sich um eine<br />
Gruppe von Rezeptoren, die an der Entwicklung<br />
von NSCLC beteiligt sind.<br />
Durch den Fokus auf molekulare und zelluläre<br />
Veränderungen, die für die Krebsart spezifi sch<br />
sind, können diese zielgerichteten Krebstherapien<br />
effektiver sein als die derzeit zur Verfügung stehenden<br />
Therapien und beeinträchtigen normale<br />
Zellen weniger stark, wodurch unerwünschte<br />
Nebenwirkungen verringert werden. Als Monotherapie<br />
in Kombination mit der klassischen<br />
Chemotherapie weisen diese neuen Wirkstoffe<br />
auch eine potenziell höhere Wirksamkeit auf, die<br />
92 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010<br />
[ therapieoption ]<br />
Strahlentherapie<br />
Bild: © picture-alliance/<br />
Ronald Wittek<br />
[ therapieoption ]<br />
Chemotherapie<br />
für diese Patientenpopulation dringend benötigt<br />
wird. Die zielgerichteten Therapien bieten eine<br />
individuelle Behandlung entsprechend den Erbanlagen<br />
der Patienten.<br />
Ovarialkarzinom<br />
Mit schätzungsweise <strong>125</strong>.000 Todesfällen jährlich<br />
ist das Ovarialkarzinom die weltweit sechsthäufi gste<br />
Krebsart bei Frauen. Das Ovarialkarzinom tritt am<br />
häufi gsten in den USA und Nordeuropa und am<br />
seltensten in Afrika und Asien auf. Das Risiko für<br />
die Erkrankung steigt mit dem Alter: Vier von fünf<br />
Diagnosen werden bei Frauen über 50 gestellt.<br />
Brustkrebs<br />
Brustkrebs ist die weltweit häufi gste Todesursache<br />
aufgrund von Krebserkrankungen bei Frauen<br />
und fordert jedes Jahr 411.000 Opfer. HER2positiver<br />
Brustkrebs ist eine besonders aggressive<br />
Form der Krankheit und wird mit einem größeren<br />
Risiko für Krankheitsprogression und Tod in<br />
Verbindung gebracht als HER2-negative Tumoren.<br />
In schätzungsweise 30 % der Brustkrebsfälle<br />
im fortgeschrittenen Stadium wird das HER2-<br />
Protein überexprimiert.
Ovarialkarzinom<br />
0<br />
204.000<br />
<strong>125</strong>.000<br />
NEUE OVARIALKARZINOMFÄLLE JÄHRLICH<br />
TODESFÄLLE AUFGRUND VON OVARIALKARZINOM JÄHRLICH<br />
HEUTE<br />
Schwellung im Bauchbereich<br />
SYMPTOME VON OVARIALKARZINOM<br />
210.000<br />
40 %<br />
der Ovarialkarzinompatienten in Europa<br />
sind 5 <strong>Jahre</strong> nach<br />
der Diagnose am Leben<br />
+1 JAHR +2 JAHRE +3 JAHRE +4 JAHRE +5 JAHRE<br />
Gewichtsabnahme<br />
Schmerzen und Magen-Darm-Beschwerden<br />
Müdigkeit<br />
[ krebstherapien ]<br />
Harnwegssymptome<br />
Gelegentlich abnormale vaginale Blutung<br />
Bauch- oder Rückenschmerzen<br />
Energiemangel<br />
1,5 Millionen<br />
NEUE BRUSTKREBSFÄLLE JÄHRLICH<br />
500.000<br />
TODESFÄLLE AUFGRUND VON BRUSTKREBS JÄHRLICH<br />
0 MILLIONEN<br />
Brustkrebs ist die weltweit häufigste Krebsart bei Frauen.<br />
Wahrscheinlichkeit in den nächsten<br />
10 <strong>Jahre</strong>n an Brustkrebs zu erkranken:<br />
BIS 20 JAHRE<br />
EINE VON<br />
1.985<br />
„Die Erfahrungen, die ich als Oberärztin bei der<br />
Be handlung von krebskranken Patienten sammeln<br />
konnte, kann ich nun bei <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />
einbringen. Die besondere Faszination, bei Global<br />
Medical Affairs zu arbeiten, besteht für mich darin,<br />
bei der Weiterentwicklung von neuen Krebsmedikamenten<br />
zur Lebensverlängerung bei besserer<br />
Lebensqualität mitwirken zu können und damit<br />
einem größeren Patientenkreis dienen zu können.“<br />
dr. claudia-nanette gann,<br />
senior global medical advisor medical affairs,<br />
ingelheim, deutschland<br />
Brustkrebs<br />
HEUTE<br />
BIS 30 JAHRE<br />
EINE VON<br />
229<br />
90 %<br />
der Brustkrebspatienten in Europa<br />
sind 5 <strong>Jahre</strong> nach<br />
der Diagnose am Leben<br />
+1 JAHR +2 JAHRE +3 JAHRE +4 JAHRE<br />
BIS 40 JAHRE<br />
EINE VON<br />
68<br />
BIS 50 JAHRE<br />
37<br />
EINE VON<br />
BIS 60 JAHRE<br />
+5 JAHRE<br />
EINE VON<br />
26<br />
BIS 70 JAHRE<br />
1,5<br />
EINE VON<br />
24<br />
93
forschung und entwicklung Fokussiert sein.<br />
Forschung und Entwicklung in der<br />
Onkologie<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> hat sich der klinischen Entwicklung von bahnbrechenden<br />
Krebstherapien verschrieben, die auf die Ent wicklung von<br />
Medikamenten ausgerichtet ist, welche die Lebensqualität von Patienten<br />
und Familienangehörigen verbessern.<br />
Bild: Lungenkrebs<br />
(Lennart Nilsson)<br />
[ bibf 1120 ]<br />
• Kleines Molekül, oral<br />
• Zielt auf FGFR, PDGFR, VEGFR<br />
Angiogenesehemmung<br />
phase patientenpopulation<br />
III Nicht-kleinzelliges Bronchialkarzinom<br />
III Ovarialkarzinom<br />
II Ovarialkarzinom<br />
II Hormon-refraktäres Prostatakarzinom<br />
II Hepatozelluläres Karzinom<br />
II Nierenzellkarzinom<br />
II Kolorektales Karzinom<br />
I Solide Tumoren<br />
94 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010<br />
Fokus auf Forschung im Bereich<br />
Onkologie<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unterhält breitgefächerte<br />
klinische Programme, das<br />
lume- und lux-Programm, die verschiedene<br />
Produkte aus der Pipeline<br />
für unterschiedliche Krebsindikationen<br />
umfassen. Derzeit liegt der<br />
Schwerpunkt der Forschung auf Substanzen<br />
in drei Gebieten:<br />
Ω Angiogenesehemmung<br />
Ω Signaltransduktionshemmung<br />
Ω Zellzykluskinasehemmung.<br />
fgfr pdgfr vegfr<br />
bibf 1120: Dreifach-Angiokinase-Hemmer<br />
Die Spitzenforschung am Forschungszentrum<br />
von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> in<br />
Wien und am Institut für Molekulare<br />
Pathologie (IMP) hat <strong>mehr</strong>ere vielversprechende<br />
Substanzen in der klinischen<br />
Entwicklung hervorgebracht.<br />
Angiogenesehemmung<br />
Angiogenese, d. h. die Bildung neuer Gefäße<br />
für die Blutversorgung, spielt eine<br />
entscheidende Rolle beim Tumorwachstum<br />
und der Metastasierung. <strong>Boehringer</strong><br />
<strong>Ingelheim</strong> entwickelt neue Therapien,<br />
die auf wichtige biologische Pfade, die an<br />
BIBF 1120 ist ein Dreifach-<br />
Angiokinase-Inhibitor, der<br />
gleichzeitig drei Wachstumsfaktoren<br />
des vaskulären Endothels<br />
(Vascular Endothelial<br />
Growth Factor Receptor,<br />
VEGFR 1-3), der Plättchen<br />
(Platelet-Derived Growth<br />
Factor Receptor, PDGFR Alpha<br />
und Beta) und der Fibroblasten<br />
(Fibroblast Growth<br />
Factor Receptor, FGFR 1-3)<br />
blockiert.
[ afatinib - bibw 2992 ]<br />
• Kleines Molekül, oral<br />
• Zielt auf EGFR, HER2<br />
Signaltransduktionshemmung<br />
phase patientenpopulation<br />
III Nicht-kleinzelliges Bronchialkarzinom<br />
III Brustkrebs<br />
IIb/III Nicht-kleinzelliges Bronchialkarzinom<br />
II Nicht-kleinzelliges Bronchialkarzinom<br />
II Hormonrefraktäres Prostatakarzinom<br />
II Glioblastom<br />
II Squamös-zelliges Brust-<br />
Halskarzinom<br />
II Brustkrebs<br />
I Solide Tumoren<br />
der Stimulierung der Angiogenese beteiligt<br />
sind, ausgerichtet sind und diese<br />
hemmt, um somit das Wachstum und die<br />
Ausbreitung des Tumors zu verhindern.<br />
BIBF 1120 — Dreifach-Angiokinase-<br />
Inhibitor<br />
BIBF 1120 (voraussichtlicher Handelsname<br />
vargatef) ist ein neuartiger<br />
Dreifach-Angiokinase-Inhibitor, der<br />
gleichzeitig die Rezeptoren von drei<br />
Endothel-Wachstumsfaktoren hemmt:<br />
des vaskulären Endothels (Vascular<br />
Endothelial Growth Factor Receptor,<br />
VEGFR), der Plättchen (Platelet-Derived<br />
Growth Factor Receptor, PDGFR) und<br />
der Fibroblasten (Fibroblast Growth<br />
Factor Receptor, FGFR) – die alle entscheidend<br />
an der Gefäßbildung betei-<br />
EGF-Liganden Hereguline<br />
egfr/her3 egfr/her4 egfr/egfr egfr/her2 her2/her2 her2/her3 her2/her4<br />
Afatinib ist ein Tyrosinkinase-Inhibitor (TKI) der nächsten Generation. Bei TKIs handelt es<br />
sich um irreversible Kinase-Inhibitoren des epidermalen Wachstumsfaktors (Epidermal<br />
Growth Factor Receptor, EGFR) und des humanen epidermalen Rezeptors 2 (Human Epidermal<br />
Receptor 2, HER2). Beide Rezeptoren sind an der Zellproliferation, -differenzierung und<br />
Apoptose (programmierter Zelltod) beteiligt und ihre Hemmung kann eine wesentliche Rolle<br />
bei der Prävention des Wachstums und der Ausbreitung des Tumors übernehmen.<br />
ligt sind. Da die Angiogenese eine ausschlaggebende<br />
Rolle beim Wachstum<br />
aller soliden Tumoren spielt, wird<br />
BIBF 1120 derzeit in einer Vielzahl<br />
von weiteren Indikationen untersucht,<br />
unter anderem bei nicht kleinzelligem<br />
Bronchialkarzinom (NSCLC), Ovarialkarzinom,<br />
Dickdarmkrebs, hepatozellulärem<br />
Karzinom und Nierenkrebs.<br />
Signaltransduktionshemmung<br />
Zellproliferation, Differenzierung und<br />
programmierter Zelltod (Apoptose)<br />
werden in gesundem Gewebe von einer<br />
Vielzahl externer Signale, die mithilfe<br />
von Rezeptoren intrazelluläre Signaltransduktionspfade<br />
aktivieren, streng<br />
reguliert. Krebszellen akkumulieren<br />
genetische Mutationen, die diese Sig-<br />
naltransduktionspfade verändern. Das<br />
Ergebnis sind maligne Zellen, die sich<br />
unkontrolliert ver<strong>mehr</strong>en und nicht<br />
auf die Signale reagieren, die normalerweise<br />
die Apoptose einleiten.<br />
Afatinib - BIBW 2992<br />
Afatinib (voraussichtlicher Handelsname<br />
tomtovok®) ist eine orale Entwicklungssubstanz<br />
(Tablette), die als Tyrosinkinase-Inhibitor<br />
(TKI) der nächsten<br />
Generation den epidermalen Wachstumsfaktor<br />
(Epidermal Growth Factor<br />
Receptor, EGFR) und den humanen<br />
epidermalen Rezeptor 2 (Human Epidermal<br />
Receptor 2, HER2) hemmt.<br />
Afatinib bindet anders als TKIs der<br />
ersten Generation unwiderrufl ich an<br />
EFGR/HER2 und führt zu einer irre-<br />
Unsere F&E-Aktivitäten im Bereich Onkologie<br />
95
forschung und entwicklung Fokussiert sein.<br />
Apoptose einer<br />
Tumorzelle<br />
[ bi 6727 – volasertib ]<br />
• Kleines Molekül, intravenös., oral<br />
• Zielt auf: Plk-1<br />
Zellzykluskinasehemmung<br />
phase Patientenpopulation<br />
II Ovarialkarzinom<br />
II Urotheliales Karzinom<br />
II<br />
Nicht-kleinzelliges Bronchialkarzinom<br />
I/IIa Akute Myeloische Leukämie<br />
I Solide Tumoren<br />
96 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010<br />
versiblen Hemmung von EGFR/HER1<br />
und von HER2, die bei Tumorwachstum<br />
und -ausbreitung eine Rolle spielen.<br />
Die Substanz wird für <strong>mehr</strong>ere solide<br />
Tumorarten entwickelt. Afatinib<br />
befi ndet sich aktuell in Phase III der<br />
klinischen Entwicklung für NSCLC.<br />
2010 hat <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> darüber<br />
hinaus eine klinische Studie der<br />
Phase III zur Untersuchung von Afatinib<br />
für die Behandlung von Patienten<br />
mit fortgeschrittenem (metastasiertem)<br />
Brustkrebs eingeleitet. Ferner<br />
wird Afatinib für verschiedene weitere<br />
Indikationen untersucht, unter anderem<br />
Kopf-Hals-Karzinom und Dickdarmkrebs.<br />
Zellzykluskinasehemmung<br />
Als Zellzyklus versteht man eine<br />
Ereignisabfolge zwischen zwei Zellteilungen<br />
(Mitosen), d. h. es ist der<br />
Prozess, in dessen Rahmen aus einer<br />
einzelnen Zelle identische „Tochterzellen“<br />
gebildet werden. Eine grundlegende<br />
Eigenschaft von Krebs ist die<br />
Störung dieses Vorgangs.<br />
Volasertib hemmt spezifisch Plk-1, einen der<br />
Haupt regulatoren in der Zellteilung. Plk-1<br />
wird mit der Störung der Aktivierung des mitotischen<br />
Checkpoints und verlängertem mitotischem<br />
Arrest (Polo-Arrest), der zum Zelltod<br />
führt, in Verbindung gebracht.<br />
Interphase<br />
Prophase<br />
Prometaphase<br />
PLK1<br />
Plk-1-Hemmung<br />
Im Bereich der Zellzykluskinasehemmung<br />
entwickelt <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />
derzeit Inhibitoren der Polo-<br />
Like-Kinase-1 (Plk-1), ein an den<br />
Pro zessen der Zellteilung mitwirkendes<br />
Protein. Diese Moleküle befi nden<br />
sich in den frühen Phasen der klinischen<br />
Entwicklung.<br />
Volasertib - BI 6727<br />
Volasertib ist der jüngste Schritt im Programm<br />
von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> zur<br />
Entwicklung eines hoch wirksamen<br />
spezifi schen Plk-1-Inhibitors und potenziellen<br />
First-in-class-Moleküls. Volasertib<br />
hemmt spezifi sch Plk-1, einen der<br />
Haupt regulatoren in der Zellteilung.<br />
Plk-1 wird mit der Störung der Aktivierung<br />
des mitotischen Checkpoints und<br />
verlängertem mitotischem Arrest (Polo-<br />
Arrest), der zum Zelltod führt, in Verbindung<br />
gebracht. Aufgrund der wesentlich<br />
höheren Werte von Plk-1 in<br />
Tumorzellen im Vergleich zu gesunden<br />
Zellen zielt Volasertib in erster Linie auf<br />
die sich teilenden Krebszellen ab.<br />
Cytokinesis<br />
Metaphase<br />
Anaphase<br />
Telophase
Auf Grundlage der vielversprechenden<br />
Wirksamkeits- und Sicherheitsdaten<br />
aus der Phase-I-Studie wurde Volasertib<br />
in die klinische Entwicklung überführt.<br />
Das Phase-II-Programm untersucht die<br />
Wirksamkeit und Sicherheit von Volasertib<br />
bei <strong>mehr</strong>eren Tumorarten.<br />
Das LUX-Studienprogramm<br />
Das klinische LUX-Studienprogramm<br />
untersucht Afatinib bei verschiedenen<br />
Krebspopulationen.<br />
Das LUX-Lung-1-Studienprogramm<br />
lux-Lung-1 ist eine randomisierte,<br />
doppelblinde Studie der klinischen<br />
Phase IIb/III, in der die Wirksamkeit<br />
von Afatinib in Kombination mit einer<br />
supportiven Behandlung (Best Supportive<br />
Care, BSC) im Vergleich zu einer<br />
Placebogabe plus BSC bei NSCLC-<br />
Patienten geprüft wurde. Die Patienten<br />
verzeichneten eine Krankheitsprogression<br />
nach der ersten Chemotherapie<br />
und der Behandlung mit den Tyrosinkinase-Inhibitoren<br />
(TKI) des epidermalen<br />
Wachstumsfaktors (EGFR) der<br />
ersten Generation Gefi tinib bzw. Erlotinib.<br />
Aufgrund der Einschlusskriterien<br />
der Studie wurden zahlreiche Patienten<br />
aufgenommen, deren Tumoren<br />
mutierte EGF-Rezeptoren aufwiesen.<br />
Ergebnisse der LUX-Lung-1-Studie<br />
Afatinib hat das progressionsfreie Überleben<br />
(PFÜ) von 1,1 auf 3,3 Monate verlängern<br />
können, obwohl der primäre<br />
Endpunkt des Gesamtüber lebens (GÜ)<br />
nicht erreicht werden konnte. Das progressionsfreie<br />
Überleben bei dieser<br />
Studie wurde im Rahmen einer unabhängigen<br />
Bewertung bestätigt. Diese<br />
Ergebnisse werden belegt durch einen<br />
Das LUX-Studienprogramm<br />
Überblick über die laufenden Studien<br />
BIBW 2992 Klinische<br />
Phase<br />
Medikation im Behandlungs-<br />
und Kontrollarm<br />
lux-Lung-3 III Afatinib<br />
vs<br />
Cisplatin/Pemetrexed<br />
lux-Lung-6 III Afatinib<br />
vs<br />
Cisplatin/Gemcitabin<br />
lux-Lung-5 III Nach Afatinib:<br />
Afatinib + Kombinationschemotherapie<br />
lux-Breast-1 III Afatinib + Vinorelbine<br />
vs<br />
Trastuzumab + Vinorelbine<br />
Die Ergebnisse der LUX-Lung-1-Studie (2010)<br />
Krebsart<br />
Potenzielles Firstline<br />
NSCLC mit<br />
EGFR-Mutation<br />
NSCLC mit EGFR-<br />
Mutation<br />
NSCLC nach<br />
Chemothe rapie<br />
und Erlotinib oder<br />
Gefitinib<br />
Metastatisches<br />
HER2-positves<br />
Mammakarzinom<br />
Unabhängige Bewertung<br />
Afatinib Kontrolliert<br />
Partial Response (PR), unabhängig von der Bestätigung 13 % 0,5 %<br />
Partial Response (PR), bestätigt 7 % 0,5 %<br />
Stabile Krankheit (Stable Disease, SD) 51 % 18 %<br />
Krankheitsbekämpfung (Disease Control Rate, DCR) 58 % 19 %<br />
signifi kanten Anstieg der Krankheitsbekämpfung<br />
(Disease Control Rate, DCR –<br />
Anteil der Patienten mit stabilen Tumoren<br />
oder Tumorschrumpfung) und des<br />
objektiven Ansprechens (Objective Response<br />
Rate, ORR – Anteil der Patienten<br />
mit Tumorschrumpfung oder -absenz)<br />
im Vergleich zu Placebo. Das progressionsfreie<br />
Überleben dient als Maß des<br />
klinischen Nutzens einer bestimmten<br />
Therapie.<br />
Das LUX-Lung-2-Studienprogramm<br />
lux-Lung-2 ist eine multizentrische,<br />
unverblindete Studie der Phase II mit<br />
einem Behandlungsarm zu Afatinib<br />
mit Patienten mit Lungenkrebs in<br />
fortgeschrittenem Stadium, die unbehandelt<br />
waren oder bei denen nach<br />
dem ersten Chemotherapiezyklus eine<br />
Krankheitsprogression eintrat. Die<br />
Patienten wurden vor Studienbeginn<br />
auf aktivierende EGFR-Mutationen<br />
getestet.<br />
Ergebnisse der LUX-Lung-2-Studie<br />
Bei Patienten mit EGFR-Mutationen,<br />
die Afatinib erhielten, wurde ein erhebliches<br />
progressionsfreies Überleben<br />
von 14 Monaten und ein Überle-<br />
Unsere F&E-Aktivitäten im Bereich Onkologie<br />
97
forschung und entwicklung Fokussiert sein.<br />
ben von zwei <strong>Jahre</strong>n festgestellt.<br />
Zusätzlich zeigten die Daten der lux-<br />
Lung-2-Studie, wie in einer unabhängigen<br />
Untersuchung bestätigt, dass bei<br />
der Mehrheit der mit Afatinib behandelten<br />
Patienten (61 %) eine signifikante<br />
Tumorverkleinerung (Partial<br />
Response) verzeichnet wurde.<br />
Die LUX-Breast-1-Studie ist eine Openlabel-,<br />
randomisierte Phase-III-Studie<br />
zur Untersuchung der Wirksamkeit<br />
und Sicherheit von Afatinib plus Vinorelbine<br />
im Vergleich zu Trastuzumab<br />
plus Vinorelbine bei Patienten mit<br />
metastasiertem, HER2-positivem<br />
Mammakarzinom, die bereits eine<br />
Therapie mit Trastuzumab erhielten.<br />
Das LUME-Lung-Studienprogramm untersucht<br />
BIBF 1120 in Kombination<br />
mit der Standard-Second-Line-Chemotherapie<br />
für Patienten mit NSCLC<br />
im fortgeschrittenen Krankheitsstadium.<br />
Die LUME-Ovar 1Studie<br />
lume-Ovar 1 ist eine multi-zentrische,<br />
randomisierte, doppelblinde Phase III<br />
Studie, welche die Wirksamkeit und<br />
Sicherheit von BIBF 1120 in Kombination<br />
mit Carboplatin und Paclitaxel<br />
im Vergleich mit Plazebo plus Carboplatin<br />
und Paclitaxel bei Patienten mit<br />
fortgeschrittenem Ovarialkarzinom<br />
untersucht.<br />
98 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010<br />
Ergebnisse der LUX-Lung-2-Studie (2010)<br />
Bei Patienten mit aktivierenden EGFR-Mutationen, die Afatinib erhielten,<br />
wurde ein hohes Ansprechen und ein erhebliches progressionsfreies<br />
Überleben festgestellt:<br />
Objektives Ansprechen (Overall Response) Rate, ORR) 61 %<br />
Krankheitsbekämpfung (Disease Control) Rate, DCR) 86 %<br />
Das LUME-Studienprogramm<br />
Überblick über die laufenden Studien<br />
Alle Patienten<br />
N = 120<br />
Medianes progressionsfreies Überleben (PFÜ) 14 Monate<br />
Medianes Gesamtüberleben (GÜ) 24 Monate<br />
BIBF 1120 Klinische<br />
Phase<br />
Medikation im Behandlungs-<br />
und Kontrollarm<br />
lume-Lung-1 III BIBF 1120 + Doxetaxel<br />
vs. Doxetaxel<br />
lume-Lung-2 III BIBF 1120 + Pemetrexed<br />
vs. Pemetrexed<br />
lume-Ovar-1 III BIBF 1120 + Carboplatin<br />
vs. Carboplatin/Paclitaxel<br />
Krebsart<br />
Stadium III/IV<br />
oder<br />
rezidivierendes<br />
NSCLC<br />
Stadium III/IV<br />
oder<br />
rezidivierendes<br />
NSCLC<br />
Fortgeschrittenes<br />
Ovarialkarzinom<br />
Quellen Krebs S. 91: 1. Grey N. et al. 2006. Reducing the global cancer burden. Hospital Management 2006. [Online]<br />
Available at: http://www.hospitalmanagement.net/features/feature648 [Last Accessed April 2009] 2. American Cancer<br />
Society 2009. Who gets cancer? [Online] Available at: http://www.cancer.org/docroot/CRI/content/CRI_2_4_1x_Who_<br />
gets_cancer.asp?sitearea [Last Accessed February 2009] 3. The World Health Organization 2005. Strategies that prevent,<br />
cure and care. The World Health Organization’s Fight Against Cancer. [Online] Available at: http://www.who.int/cancer/<br />
publicat/WHOCancerBrochure2007.FINALweb.pdf [Last Accessed February 2008] 4. Boyle P. et al. World Cancer Report<br />
2008. International Agency for Research on Cancer. 5. Stewart B.W. and Kleihues P. World Cancer Report. International<br />
Agency for Research on Cancer 2003.<br />
Quellen Lungenkrebs S. 91: 1. The World Health Organisation. Global cancer rates could increase by 50% to 15 million<br />
by 2020. Last accessed March 2010 (http://www.who.int/mediacentre/news/releases/2003/pr27/en/ ). 2. Cancer Research<br />
UK. CancerStats - Key Facts on Lung Cancer and Smoking. [Online] Available at: http://info.cancerresearchuk.org/<br />
cancerstats/types/lung/. [Last accessed 30 September 2010]. 3. Allen J et al. J Natl Compr Canc Netw 2008; 6 (3): 285-<br />
93. 4. Ferlay, J., Parkin, D.M., Steliarova-Foucher, E., Estimates of cancer incidence and mortality in Europe in 2008. European<br />
Journal of Cancer 46 (2010) 765-781.<br />
Quellen Ovarialkarzinom S. 93: 1. P Boyle and B Levin (eds). “World Cancer Report 2008.”, World Health Organization:<br />
International Agency for Research on Cancer. Lyon: 2008 2. American Cancer Society. “Ovarian Cancer Detailed Guide.”<br />
Atlanta: 2008. Available at: http://documents.cancer.org/114.00/114.00.pdf. Accessed on 5 May 2009.<br />
Quellen Brustkrebs S. 93: 1. Garcia M et al. Global Cancer Facts & Figures. Atlanta, GA: American Cancer Society,<br />
2007. 2. WHO Cancer Factsheet N°297 – updated February 2009. [Online] Available at: http://www.who.int/mediacentre/factsheets/fs297/en/index.html<br />
[Last accessed 7 July 2010] 3. US National Cancer Institute. Cancer Advances in Focus<br />
[Online] Available at: http://www.cancer.gov/cancertopics/cancer-advances-in-focus/breast [Last accessed 7 July<br />
2010] 4. American Cancer Society Breast Cancer Facts & Figures, 2005-2006 [Online] Available at: http://www.cancer.<br />
org/acs/groups/content/@nho/documents/document/caff2005brfacspdf2005pdf.pdf [Last accessed 8 July 2010]<br />
5. WHO. Breast Cancer Burden [Online] Available at: http://www.who.int/cancer/detection/breastcancer/en/index1.html<br />
[Last accessed 8 July 2010] 6. Penault-Llorca F et al. 2005 ‘Incidence and implications of HER2 and hormonal receptor<br />
overexpression in newly diagnosed metastatic breast cancer (MBC)’, Journal of Clinical Oncology, vol. 23, S69. © 2010<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> GmbH. All rights reserved.
Unsere Forschung und Entwicklung in<br />
idiopathischer Lungenfi brose<br />
Bei der idiopathischen Lungenfi brose (IPF) handelt es sich um eine<br />
progressive und stark einschränkende Lungenerkrankung, für die keine<br />
zugelassenen Therapien vorhanden sind und daher ein ungedeckter<br />
klinischer Bedarf an wirksamen zugelassenen Arzneimitteln besteht.<br />
Idiopathische Lungenfi brose<br />
Idiopathic Pulmonary Fibrosis (IPF)<br />
geht einher mit einer Fibrose (Versteifung)<br />
des Gewebes zwischen den Alveolen<br />
in der Lunge, was zu Husten und<br />
Atemschwierigkeiten führt und die körperliche<br />
Leistungsfähigkeit einschränkt.<br />
Unvorhersehbare akute Exazerbationen<br />
der Erkrankungen treten bei einigen<br />
Patienten auf und können tödlich sein.<br />
Das mittlere Alter bei Diagnosestellung<br />
ist 66 <strong>Jahre</strong>. Bei IPF wird eine Überlebensrate<br />
ähnlich wie bei vielen Krebsarten<br />
verzeichnet (mittlere Überlebenszeit<br />
nach Diagnosestellung drei bis fünf<br />
<strong>Jahre</strong>). Derzeit gibt es weder in den USA<br />
noch in Europa eine zugelassene pharmakologische<br />
Therapie für IPF.<br />
BIBF 1120 – Dreifach-Kinase-Inhibitor<br />
Die Prüfsubstanz BIBF 1120 von<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong>, ein Dreifach-<br />
Kinase-Hemmer, kann für IPF-Patienten<br />
einen signifi kanten klinischen Nutzen<br />
bedeuten. Neben IPF untersucht<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> BIBF 1120 auch<br />
in klinischen Studien der Phase III für<br />
die Behandlung von verschiedenen<br />
Krebsarten (siehe Onkologie).<br />
Die von BIBF 1120 blockierten Rezeptoren<br />
sind nachweislich an der Fibrose<br />
der Lungen beteiligt. Durch das Blockieren<br />
der Signalwege, die nach<br />
diesen Rezeptoren liegen, wird angenommen,<br />
dass BIBF 1120 einen der<br />
pathogenen Prozesse von IPF hemmt.<br />
Studie TOMORROW<br />
Die Studie TOMORROW (zur Verbesserung<br />
der Lungenfi brose mit BIBF<br />
1120) war als 12-monatige, randomisierte,<br />
doppelblinde und placebokontrollierte<br />
Studie angelegt, in deren<br />
Rahmen die Wirkung von oral verabreichtem<br />
BIBF 1120 nach Abfallen der<br />
forcierten Vitalkapazität (FVC) bei<br />
Patienten mit IPF untersucht wurde.<br />
Den Ergebnissen der Phase-II-Studie<br />
TOMORROW zufolge führte eine<br />
12-monatige Behandlung mit BIBF<br />
1120 zu einer klinisch relevanten Verminderung<br />
der Verschlechterung der<br />
Lungenfunktion von IPF-Patienten.<br />
Diese Ergebnisse werden als sehr vielversprechend<br />
gewertet. Mithilfe eines<br />
innovativen Ansatzes bei der Behandlung<br />
von IPF wurden Auswirkungen<br />
auf die klinisch relevanten Studienendpunkte<br />
nachgewiesen. Insgesamt bieten<br />
diese Daten eine solide und vielversprechende<br />
Plattform für die Entwicklung<br />
eines Phase-III-Programms.<br />
Bild: Lungenalveolen<br />
(Lennart Nilsson)<br />
3-5 <strong>Jahre</strong><br />
Die mittlere Überlebenszeit nach der<br />
IPF-Diagnose beträgt 3 bis 5 <strong>Jahre</strong>.<br />
Idiopathische Lungenfi brose 99
forschung und entwicklung Fokussiert sein.<br />
Unsere Forschung und Entwicklung in<br />
Hepatitis-C<br />
Neue antivirale Therapien mit neuartigen Wirkmechanismen sind<br />
für Fortschritte in der Hepatitis-C-Behandlung erforderlich. Unsere<br />
Forschung auf dem Gebiet des Hepatitis-C-Virus (HCV) zielt darauf<br />
ab, Hemmstoffe zu identifizieren, welche in der Lage sind, essenzielle<br />
Enzyme des Virus wie z. B. die HCV-Serin-Protease und RNA-<br />
Polymerase zu blockieren.<br />
Bild: Hepatitis-C-Viren<br />
© AMI IMAGES / SPL /<br />
Agentur Focus<br />
170 Mio.<br />
Die Anzahl der chronisch<br />
HCV-Infizierten wird weltweit<br />
auf 170 Millionen geschätzt.<br />
100 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010<br />
Hepatitis-C<br />
Hepatitis-C ist eine Infektionskrankheit<br />
der Leber und die häufi gste Ursache<br />
von chronischen Lebererkrankungen<br />
und Lebertransplantationen. Die<br />
Anzahl der chronisch mit dem Hepatitis-C-Virus<br />
Infi zierten wird weltweit<br />
auf 170 Millionen geschätzt, wobei<br />
jährlich etwa 3–4 Millionen Neuinfektionen<br />
hinzukommen. Nur bei etwa<br />
20–45 % der Patienten tritt eine Virus-<br />
Clearance in der akuten Krankheitsphase<br />
auf. Von den restlichen chronisch<br />
infi zierten Patienten entwickeln<br />
etwa 20 % innerhalb von 20 <strong>Jahre</strong>n<br />
eine Zirrhose. Nach dem Einsetzen der<br />
Zirrhose entspricht die Mortalitätsrate<br />
2–5 % pro Jahr. Leber erkrankungen im<br />
Endstadium aufgrund einer HCV-Infektion<br />
sind derzeit in der westlichen<br />
Welt die häufi gste Ursache für Lebertransplantationen.<br />
Behandlung der Hepatitis-C<br />
Zurzeit stehen limitierte Therapieoptionen<br />
für Hepatitis-C zur Verfügung. Die<br />
Standardtherapie – pegyliertes Interferon<br />
und Ribavirin (PegIFN/RBV) –<br />
stellt für die Patienten aufgrund der<br />
erheblichen Behandlungsdauer von in<br />
der Regel 48 Wochen, auftretenden<br />
Nebenwirkungen, welche die Einhaltung<br />
der Therapievorschriften beeinträchtigen,<br />
und geringen Ansprechraten<br />
häufi g eine Belastung dar. Eine<br />
erfolgreiche Therapie ohne Interferon<br />
könnte die Behandlungsoptionen für<br />
Hepatitis-C wesentlich ändern und die<br />
Heilungschancen für eine breitere<br />
Patientenbasis verbessern. Bei einer<br />
antiviralen Therapie spielt auch eine<br />
mögliche Virusresistenz eine Rolle. Neue<br />
antivirale Therapien mit neuartigen<br />
Wirkmechanismen sind für Fortschritte in<br />
der Hepatitis-C-Behandlung erforderlich.<br />
Unser Hepatitis-C-Portfolio<br />
Unsere Forschung auf dem Gebiet des<br />
Hepatitis-C-Virus (HCV) zielt darauf<br />
ab, Hemmstoffe zu identifi zieren,<br />
welche in der Lage sind, essenzielle<br />
Enzyme des Virus wie z. B. die HCV-<br />
Serin-Protease und RNA-Polymerase<br />
zu blockieren. Solche neuartigen<br />
Mechanismen bieten die Möglichkeiten<br />
für neue Therapien mit verbesserter<br />
Verträglichkeit im Vergleich zu der<br />
derzeitigen The rapie der chronischen<br />
Hepatitis-C- Erkrankung. Diese<br />
Ansätze können zu der Entwicklung
neuartiger Klassen von antiviralen<br />
Substanzen zur Behandlung von chronischer<br />
Hepatitis-C führen. Die beiden<br />
führenden Prüfsubstanzen im Hepatitis-C-Portfolio<br />
von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />
sind BI 201335 und BI 207127.<br />
Oraler HCV-NS3/4A- Protease-Inhibitor<br />
BI 201335 ist ein oral einzunehmender<br />
HCV-NS3/4A-Protease-Inhibitor<br />
(Prüfsubstanz), der von unserer Forschung<br />
und Entwicklung entdeckt wurde<br />
und bereits klinische Studien bis<br />
Phase IIb (silen-c-Stu dien) durchlaufen<br />
hat.<br />
NS5B-RNA-abhängiger<br />
Polymerase-Inhibitor<br />
BI 207127 ist ein Polymerase-Inhibitor,<br />
der die klinischen Studien der<br />
Phase I abgeschlossen hat. HCV NS5B<br />
gilt als das vorrangig für die HCV-<br />
Replikation verantwortliche Enzym.<br />
BI 207127 blockiert einen bestimmten<br />
Schritt im viralen Lebenszyklus, indem<br />
es auf das Polymerase-Enzym abzielt<br />
und somit die Replikation von<br />
HCV unterbindet.<br />
Kombinationstherapie ohne PegIFN<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> hat die<br />
Phase-Ib-Studie sound-c durchgeführt,<br />
aus der hervorgeht, dass die<br />
Kombination der beiden oralen<br />
Hepatitis- C-Wirkstoffe BI 201335<br />
(Protease- Inhibitor) und BI 207127<br />
(Poly merase-Inhibitor) mit Ribavirin<br />
die Viruslast nicht vorbehandelter<br />
Hepatitis-C-Patienten auf die Untergrenze<br />
der quantifi zierbaren Werte<br />
senkt. Der Therapieplan sah in den<br />
ersten 28 Therapietagen keine Verabreichung<br />
von Interferon vor.<br />
Derzeit laufen die Planungen für Phase-II-Studien<br />
mit BI 207127 und BI<br />
201335 in Therapien ohne Interferon,<br />
sowohl mit als auch ohne Ribavirin.<br />
„Frühe Daten aus der Sound-C-Studie deuten darauf hin,<br />
dass die Kombination oraler Anti-HCV-Wirkstoffe Potenzial<br />
zur Senkung der Viruslast in einem besser verträglichen<br />
Therapieregime ohne Interferon hat. Die aktuelle Standardtherapie<br />
PegIFN/RBV stellt für Hepatitis-C-Patienten aufgrund<br />
von Nebenwirkungen, welche die Einhaltung der<br />
Therapievorschriften beeinträchtigen, eine Belastung dar<br />
und weist suboptimale Ansprechraten auf. Eine<br />
Therapie ohne Interferon könnte eine wichtige<br />
Behandlungsoption für Pa tienten mit<br />
chronischer Hepatitis-C bedeuten.“<br />
professor dr. stefan zeuzem,<br />
klinikum und fachbereich medizin<br />
johann wolfgang goethe-universität,<br />
frankfurt am main, deutschland<br />
Unsere F&E-Aktivitäten im Bereich Hepatitis-C<br />
101
unsere geschäfte<br />
Unser Antrieb für Innovation:<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> hat sich dem Ziel verpfl ichtet,<br />
den Menschen zu dienen. Innovative Medikamente und<br />
Behandlungsmethoden sind die Grundlage für unseren<br />
Erfolg als unabhängiges Familienunternehmen. Unsere<br />
Geschäfte umfassen Humanpharmazeutika und Präparate<br />
für die Tiergesundheit.<br />
Die Gesamterlöse von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> erreichten<br />
im Jahr 2010 mit 12.586 Mio. EUR<br />
(-1,1%) annähernd das Niveau des Vorjahres.<br />
Verschreibungspfl ichtige Medikamente stellen das<br />
bedeutendste Geschäftsfeld von <strong>Boehringer</strong><br />
<strong>Ingelheim</strong> dar und erwirtschafteten 2010 Erlöse<br />
9.702 Mio. EUR. Dies entspricht 77 % der Gesamterlöse<br />
des Unternehmens.<br />
12.586 Mio. 9.702 Mio.<br />
102 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010
Das Selbstmedikationsgeschäft mit freiverkäufl ichen<br />
Medikamenten verbuchte 2010 Erlöse von<br />
1.318 Mio. EUR, ein Anstieg von + 4,5 %.<br />
1.318 Mio.<br />
BIZ<br />
Unsere Geschäfte<br />
Verpfl ichtet sein. Glaubwürdig sein. Erfolgreich sein.<br />
Mit Erlösen von 921 Mio. EUR konnte unser<br />
Tiergesundheitsgeschäft 2010 einmal <strong>mehr</strong> außerordentliche<br />
Erfolge vorweisen. Gegenüber<br />
dem Vorjahr entspricht dies einer Steigerung in<br />
Höhe von + 51 %.<br />
921 Mio.<br />
Humanpharmazeutika<br />
Verschreibungspfl ichtige Medikamente<br />
Selbstmedikation<br />
Biopharmazeutika<br />
Operations<br />
Tiergesundheit<br />
Unser Geschäft<br />
104<br />
106<br />
108<br />
118<br />
126<br />
136<br />
152<br />
103
unsere geschäfte<br />
Verpfl ichtet sein.<br />
Glaubwürdig sein.<br />
Erfolgreich sein.<br />
Der Erfolg unserer Innovationen misst sich an der großen Anzahl von Patienten,<br />
denen mit unseren Arzneimitteln geholfen werden kann.<br />
104 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010<br />
Verpfl ichtet sein. Glaubwürdig sein. Erfolgreich sein.
[ humanpharmazeutika ]<br />
„Ein Medikament wie Dabigatranetexilat<br />
beugt den Komplikationen vor, die bei<br />
Vorhoffl immern auftreten können, also<br />
Blutgerinnseln und Schlaganfällen.“<br />
dr. john digby,<br />
facharzt für innere medizin,<br />
toronto, kanada<br />
Verpfl ichtet sein. Glaubwürdig sein. Erfolgreich sein<br />
105
unsere geschäfte<br />
Humanpharmazeutika<br />
Lebensqualität trotz Vorhoffl immern<br />
Verpfl ichtet sein. Glaubwürdig sein. Erfolgreich sein.<br />
Humanpharmazeutika sind unser Hauptgeschäftsgebiet und machen knapp 93 %<br />
unserer Gesamterlöse aus. Alle unsere Medikamente in den unterschiedlichen<br />
Therapie gebieten sind von besonderer medizinischer Bedeutung für unsere Patienten<br />
und haben daher auch für <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> einen hohen Stellenwert.<br />
„Ich bin 80 und fühle mich prächtig. Ich schwimme<br />
zweimal die Woche einen halben Kilometer,<br />
gehe ins Fitness-Studio und spiele Golf.<br />
Mir geht’s richtig gut.“<br />
dr john digby,<br />
facharzt für innere medizin,<br />
toronto, kanada<br />
Dr. John Digby, 80, Internist im Ruhestand, lebt<br />
zusammen mit seiner Frau Donna seit vielen<br />
<strong>Jahre</strong>n ein erfülltes Leben – und das, obwohl bei<br />
ihm ein intermittierendes Vorhofflimmern festgestellt<br />
wurde. Mit ermöglicht wird diese Lebensqualität<br />
durch das Medikament dabigatranetexilat,<br />
einem neuartigen oralen Antiko agulans,<br />
welches das Risiko eines Schlaganfalls, das mit<br />
dieser speziellen Form der Herzrhythmusstörung<br />
einhergeht, verringert. Allein in den USA<br />
und Europa leiden sechs Millionen Menschen an<br />
Vorhofflimmern.<br />
Wann wurde bei Ihnen Vorhoffl immern<br />
festgestellt?<br />
dr digby: „Nun, das war ziemlich drama-<br />
tisch. Ich wurde am grauen Star operiert. Nach<br />
der Operation ging ich nach Hause und kollabierte<br />
plötzlich. Meine Frau Donna dachte, ich<br />
106 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010<br />
sei tot, ich atmete nicht, war bleich und lag einfach<br />
regungslos auf dem Bett. Die Ärzte gingen<br />
dann der Sache nach und stellten bei mir ein<br />
sogenanntes paroxysmales Vorhofflimmern<br />
fest.“<br />
Wie macht sich die Erkrankung bei Ihnen<br />
bemerkbar?<br />
dr digby: „Das Vorhofflimmern liegt bei<br />
mir nicht ständig vor, sondern kommt von Zeit<br />
zu Zeit in plötzlichen Anfällen Ich spüre dann<br />
deutlich, dass in meiner Brust etwas ,blubbert‘<br />
wie ein defekter Elektro- oder Außenbordmotor,<br />
schneller als sonst und etwas unregelmäßig.“<br />
Wie wurde Ihr Vorhoffl immern behandelt?<br />
dr digby: „Im August 2007 habe ich die Behandlung<br />
mit dabigatranetexilat begonnen,<br />
und zwar im Rahmen einer Studie, die mein Kardiologe<br />
zu dem Medikament durchführte. Und<br />
ich nehme das Medikament bis heute. Ich wusste,<br />
dass sich Vorhoffl immern mit Medikamenten<br />
kontrollieren lässt, und ein solches Medikament<br />
beugt den Komplikationen vor, die bei Vorhoffl<br />
immern auftreten können, also Schlaganfällen<br />
und Blutgerinnseln.“<br />
Wie geht es Ihnen, seit Sie das Medikament<br />
nehmen?<br />
dr digby: „Ich bin 80 und fühle mich prächtig.<br />
Ich schwimme zweimal die Woche einen halben<br />
Kilometer, gehe ins Fitness-Studio und spiele<br />
Golf. Mir geht’s richtig gut.“
Vorhoffl immern – ein wachsendes Problem<br />
[ usa ]<br />
5,1 Mio.<br />
Vorhofflimmern-Patienten<br />
in USA 2010<br />
Behandlung von Vorhoffl immern<br />
Mit der Behandlung von Vorhoffl im-<br />
mern werden zwei Hauptziele verfolgt:<br />
die Vorbeugung von Komplikationen,<br />
einschließlich Schlaganfall und Herzversagen,<br />
und die Linderung der Symptome<br />
der Rhythmusstörung selbst.<br />
Letzteres kann entweder durch Kontrolle<br />
der Herzfrequenz oder durch<br />
Wiederherstellung des Sinusrhythmus,<br />
was nur in seltenen Fällen möglich ist,<br />
erzielt werden.<br />
Auf den Patienten zugeschnittene Behandlungsstrategien<br />
Die Therapieziele müssen für jeden Patienten<br />
individuell zugeschnitten werden.<br />
Aus Studien geht hervor, dass die<br />
Kontrolle der Herzfrequenz eine ähnliche<br />
Wirksamkeit wie die Rhythmuskontrolle<br />
aufweist und im Allgemeinen<br />
besser vertragen wird. Die Frequenz-<br />
[ europa ]<br />
4,5 Mio.<br />
Vorhofflimmern-Patienten<br />
in Europa 2010<br />
kontrolle wird daher für viele Patienten<br />
als First-Line-Strategie empfohlen. Die<br />
Wiederherstellung des Sinusrhythmus<br />
bietet jedoch im Vergleich zur Kontrolle<br />
der Herzfrequenz <strong>mehr</strong> Vorteile. Die<br />
Kriterien für eine Rhythmuskontrolle<br />
umfassen ein geringeres Lebensalter der<br />
Patienten sowie das Auftreten von beschwerlichen<br />
Symptomen von Vorhoffl<br />
immern trotz der Behandlung mit frequenzkontrollierenden<br />
Maßnahmen.<br />
Für Mehrheit der Vorhoffl immern-Patienten<br />
antithrombotische Therapie nötig<br />
Für die Schlaganfallprävention wird<br />
für alle Patienten mit Vorhoffl immern<br />
mit mindestens einem Risikofaktor für<br />
Schlaganfälle eine antithrombotische<br />
Therapie empfohlen, ausgenommen<br />
sind Patienten, bei denen Vorhoffl immern<br />
alleine oder eine Kontraindikation<br />
besteht. Risikofaktoren für Thromboembolien<br />
und Blutungen sind bei<br />
[ weltweit ]<br />
+100 %<br />
Die Vorhofflimmern-Patienten weltweit werden<br />
sich bis 2050 vermutlich verdoppeln.<br />
der Wahl der Strategie für die Schlaganfallprävention<br />
zu berücksichtigen.<br />
Schemata zur Risikostratifi zierung,<br />
wie z. B. CHADS2, und auftretende<br />
Blutungen können in der klinischen<br />
Praxis eingesetzt werden, um das<br />
Schlaganfall- und Blutungsrisiko eines<br />
Patienten einzuschätzen.<br />
Bedarf für neue Antikoagulantien<br />
Aufgrund der Einschränkungen der<br />
derzeitigen antikoagulativen Therapien<br />
mit Vitamin-K-Antagonisten<br />
und/oder Acetylsalicylsäure herrscht<br />
ein Bedarf nach einem wirksamen,<br />
sicheren und bequemen oralen Antikoagulans<br />
mit einer vorhersagbaren<br />
Gerinnungshemmung, weniger Wechselwirkungen<br />
mit Medikamenten und<br />
ohne Wechselwirkungen mit Lebensmitteln,<br />
für das kein Routine-Monitoring<br />
der Blutgerinnungsaktivität<br />
durchgeführt werden muss.<br />
Humanpharmazeutika<br />
107
unsere geschäfte<br />
Verschreibungspfl ichtige Medikamente<br />
Verschreibungspfl ichtige Medikamente<br />
Innerhalb unseres Geschäftsgebietes Humanpharmazeutika bilden die verschreibungspfl<br />
ichtigen Medikamente den Schwerpunkt unserer Tätigkeiten. Unsere Hauptprodukte<br />
wie pradaxa® , spiriva®, micardis® und mirapex®/sifrol® trugen maßgeblich zu unserem<br />
Wachstum im Jahr 2010 bei.<br />
Thromboembolische Erkrankungen –<br />
neues orales Antikoagulans<br />
Dabigatranetexilat (pradaxa®) ist ein Vertreter einer neuen Generation<br />
von oralen Antikoagulantien und kommt dem hohen ungedeckten<br />
medizinischen Bedarf für die Vorbeugung und Behandlung von akuten<br />
und chronischen thromboembolischen Erkrankungen nach.<br />
[pradaxa®, pradax®, prazaxa]<br />
ist zugelassen zur Vorbeugung von<br />
Schlaganfällen bei Patienten mit<br />
Vorhofflimmern.<br />
Das Medikament ist ebenfalls zugelassen<br />
zur Prävention von Thromboembolien<br />
bei Patienten nach Hüft-<br />
oder Kniegelenksersatzoperationen.<br />
108 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010<br />
Zulassung zur Schlaganfallprävention<br />
bei Patienten mit Vorhoffl immern<br />
Nach 50 <strong>Jahre</strong>n ohne Einführung<br />
wesentlicher therapeutischer Innovationen<br />
am Markt ist pradaxa® das<br />
erste neu artige orale Antikoagulans,<br />
das in den USA, Kanada und Japan<br />
zur Vorbeugung von Schlaganfällen<br />
bei Patienten mit Vorhoffl immern zugelassen<br />
wurde. In anderen wichtigen<br />
Märkten wird 2011 mit der Zulassung<br />
gerechnet.<br />
Die Zulassung von pradaxa® ist ein<br />
wichtiger Schritt zur Verbesserung der<br />
Versorgung von Patienten mit Vorhoffl<br />
immern. pradaxa® ist eine bahnbrechende<br />
Innovation und hat das Potenzial,<br />
den Antikoagulantien-Markt für<br />
Patienten und Ärzte grundlegend zu<br />
verändern.<br />
Marktzulassung in den USA<br />
Durch die Zulassung in den USA steht<br />
pradaxa® dort jetzt einem breiten<br />
Spektrum von Patienten zur Verfügung.<br />
In der Dosierung 150 mg zweimal täglich<br />
wurde das Präparat für alle Patienten<br />
zugelassen, mit Ausnahme einer<br />
kleinen Untergruppe mit stark eingeschränkter<br />
Nierenfunktion, für die die<br />
Dosierung 75 mg zweimal täglich zugelassen<br />
wurde.<br />
Marktzulassung in Kanada<br />
In Kanada steht pradax® Patienten in<br />
zwei unterschiedlichen Dosierungen<br />
zur Verfügung. Allgemein wird die
Dosierung 150 mg zweimal täglich<br />
empfohlen; die Dosierung 110 mg<br />
zweimal täglich gilt speziell für Patienten<br />
ab 80 <strong>Jahre</strong>n sowie Patienten<br />
mit erhöhtem Blutungsrisiko.<br />
Marktzulassung in Japan<br />
In Japan wurde das Medikament unter<br />
dem Markennamen prazaxa ® ebenfalls<br />
zur Prävention von ischämischen<br />
Schlaganfällen und systemischen Em-<br />
Vorhoffl immern – Therapie nötig<br />
[ vorhofflimmern und schlaganfall ]<br />
Jährlich erleiden weltweit 3 Millionen Menschen einen<br />
durch Vorhoffl immern bedingten Schlaganfall; dies entspricht<br />
einer Person alle 12 Sekunden. Einer von vier Menschen<br />
ab 40 <strong>Jahre</strong>n wird im Laufe seines Lebens an Vorhoffl<br />
immern erkranken – damit ist Vorhoffl immern die<br />
häufi gste Form der Herzrhythmusstörung.<br />
Drei von vier durch Vorhoffl immern bedingte Schlaganfälle<br />
lassen sich vermeiden, doch viele Patienten sind sich ihrer<br />
Risiken nicht bewusst und ergreifen keine Maßnahmen zur<br />
Schlaganfallprävention.<br />
[ usa ]<br />
6,65 Mrd.<br />
EUR Kosten pro Jahr für die<br />
Behandlung von Vorhofflimmern<br />
bolien bei Patienten zugelassen. Die<br />
empfohlene Standarddosis beträgt<br />
zweimal täglich 150 mg (verabreicht in<br />
zwei Kapseln zu je 75 mg) bzw. zweimal<br />
täglich 110 mg bei bestimmten Patiententypen<br />
mit erhöhter Blutungsgefahr.<br />
Vorbeugung der venösen Thromboembolie<br />
nach orthopädischen Operationen<br />
pradaxa® ist bereits in 75 Ländern<br />
erhältlich für die Primärprävention<br />
[ europa ]<br />
6,2 Mrd.<br />
EUR Kosten pro Jahr für die<br />
Behandlung von Vorhofflimmern<br />
[ behandlung von vorhofflimmern ]<br />
von venösen thromboembolischen Ereignissen<br />
(Blutgerinnseln) bei Erwachsenen<br />
nach einer elektiven Hüft- oder<br />
Kniegelenksersatzopera tion.<br />
Die meisten Patienten mit Vorhofflimmern sollten eine<br />
antithrombotische Therapie erhalten. Für die Schlaganfallprävention<br />
wird die antithrombotische Therapie für alle<br />
Patienten mit Vorhofflimmern und mindestens einem Risikofaktor<br />
für Schlaganfall empfohlen, ausgenommen sind<br />
Patienten, bei denen ausschließlich Vorhofflimmern oder<br />
eine Kontraindikation besteht.<br />
[ weltweit ]<br />
3 Mio.<br />
Weltweit erleiden pro Jahr 3 Millionen<br />
Menschen einen durch Vorhofflimmern<br />
verursachten Schlaganfall.<br />
Quellen: – Fuster V, Rydn LE, Cannom DS, et al. ACC/AHA/ESC 2006 Guidelines for the management of patients with atrial fibrillation. Circulation 2006; 114: e257–e354<br />
– Bruggenjurgen B, et al. The impact of atrial fibrillation on the cost of stroke: The Berlin Acute Stroke Study. Value Health 2007;10: 137–43<br />
– Coyne KS, et al. Assessing the direct costs of treating nonvalvular atrial fibrillation in the United States. Value Health 2006; 9:348–56<br />
– Ringborg A, et al. Costs of atrial fibrillation in five European countries: results from the Euro Heart Survey on atrial fibrillation. Europace 2008; 10: 403–411<br />
Thromboembolische Erkrankungen<br />
109
unsere geschäfte<br />
Behandlung von COPD – dauerhafte<br />
Verbesserung der Lungenfunktion<br />
spiriva® ist ein inhalatives, lang wirksames Anticholinergikum, das mit<br />
einer einzigen Tagesdosis eine signifi kante und nachhaltige Verbesserung<br />
der Lungenfunktion bei COPD erzielt.<br />
Bild: Der spiriva® respimat®<br />
wird mit Wirkstoff geladen.<br />
[ spiriva® ]<br />
Dosierung: einmal täglich<br />
24 Stunden anhaltende Erweiterung<br />
der Atemwege<br />
Am häufigsten verschriebene Langzeittherapie<br />
bei COPD<br />
Das Inhalationssystem respimat®<br />
erzeugt eine sanfte, lang anhaltende<br />
Sprühwolke<br />
110 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010<br />
Verschreibungspfl ichtige Medikamente<br />
spiriva® ist ein inhalatives, lang wirksames<br />
Anticholinergikum und das erste<br />
Inhalationsmedikament, das mit einer<br />
einzigen Tagesdosis eine signifi kante<br />
und nachhaltige Verbesserung der<br />
Lungenfunktion erzielt. Der einzigartige<br />
Wirkmechanismus des Präparats<br />
sorgt über 24 Stunden für eine Öffnung<br />
der Atemwege. Es bietet optimale Flexibilität<br />
bei der Behandlung sowie Vorteile,<br />
die für eine breite Patien tenpopulation<br />
mit oder ohne Begleitmedikation nachgewiesen<br />
wurden.<br />
Spiriva® Respimat®<br />
Das Inhalationssystem respimat®<br />
nutzt zur Freisetzung des Wirkstoffs<br />
statt Treibgas die von einer Feder<br />
abgege bene Energie, um eine feine,<br />
lang anhaltende Sprühwolke zu erzeugen.<br />
Dank dieses innovativen Mechanismus<br />
ist spiriva® respimat® leicht zu bedienen<br />
und es verbleibt weniger Wirkstoff<br />
im Mund- und Rachenraum als<br />
bei einem Druckdosierinhalator ohne<br />
Vorschaltkammer.<br />
Auswirkung auf den klinischen Verlauf<br />
von COPD<br />
spiriva® wirkt sich auf den Verlauf der<br />
chronisch-obstruktiven Atemwegser-<br />
krankung (COPD) aus und erleichtert<br />
Patienten das Leben mit dieser Krankheit.<br />
Das Präparat ist die weltweit am<br />
häufi gsten verschriebene Langzeittherapie<br />
bei COPD.<br />
spiriva® führt zu einer signifi kanten<br />
Verbesserung der Lungenfunktion<br />
(FEV1), verringert das Risiko von Exazerbationen<br />
(Verschlechterungen der<br />
Symptome) und COPD-bedingten<br />
Krankenhausaufenthalten, zögert die<br />
Zeit bis zur ersten Exazerbation hinaus<br />
und erhält die Lebensqualität des<br />
Patienten für bis zu vier <strong>Jahre</strong>. Darüber<br />
hinaus lässt sich mit dem Medikament<br />
nachweislich eine erhebliche Verbesserung<br />
der Belastungstoleranz der Patienten<br />
erzielen.<br />
Wie die uplift® -Studie mit dem spiriva®<br />
handihaler® belegte, weist spiriva®<br />
ein günstiges Sicherheitsprofi l auf.<br />
Wie aus der Studie hervorgeht, kam es<br />
unter spiriva® zu einer Senkung des<br />
Mortalitätsrisikos um 16 %, ferner verringerten<br />
sich die Morbidität in Bezug<br />
auf Atemwegs- und Herzerkrankungen<br />
sowie das Auftreten der akuten respiratorischen<br />
Insuffi zienz.<br />
spiriva® ist die COPD-Therapie für<br />
eine frühe Behandlung, da es allen
COPD – spiriva® wird als Erhaltungstherapie der Wahl für<br />
Patienten mit mittelschwerer bis schwerer COPD empfohlen.<br />
Patienten, die eine Erhaltungstherapie<br />
benötigen, eine überaus wirksame<br />
Linderung der Symptome, dauerhafte<br />
Vorteile und ein günstiges, langfristiges<br />
Sicherheitsprofi l bietet.<br />
Ergebnisse der Poet® -Studie<br />
Die poet® -Studie verglich das Auftreten<br />
von Exazerbationen bei COPD-Patienten,<br />
die entweder mit Tiotropium<br />
oder Salmeterol behandelt wurden.<br />
Ein Jahr lang nahmen <strong>mehr</strong> als 7.000<br />
Patienten an dieser Studie am Vergleich<br />
des lang wirksamen Anticholinergikums<br />
Tiotropium mit dem lang wirksamen<br />
Beta-Antagonisten / Salmeterol<br />
teil. spiriva® senkte das Risiko von<br />
COPD-Exazerbationen signifi kant um<br />
17 % gegenüber Salmeterol. Darüber<br />
hinaus konnte das Risiko einer schwe-<br />
Stadium I (leichtgradig)<br />
Leichte Einengung der Atemwege<br />
Stadium II (mittelgradig)<br />
Kurzatmigkeit bei körperlicher Belastung;<br />
Husten und Auswurf<br />
Stadium III (schwer)<br />
Wiederholte Exazerbationen mit<br />
Beeinträchtigung der Lebensqualität<br />
Stadium IV (sehr schwer)<br />
Stark beeinträchtigte<br />
Lebensqualität,<br />
lebensbedrohliche<br />
Exazerbationen<br />
Quelle: GOLD: Pocket Guide to COPD Diagnosis, Management, and Prevention, December 2010<br />
ren Ex azerbation mit Krankenhausaufenthalt<br />
deutlich um 28 % reduziert<br />
werden. Die Studie bestätigte spiriva®<br />
erneut als Medikament der Wahl bei<br />
der Behandlung von COPD.<br />
COPD<br />
COPD ist eine vermeidbare Lungenerkrankung,<br />
die durch das langjährige<br />
Einatmen von Schadstoffen, hauptsächlich<br />
Tabakrauch, verursacht wird.<br />
Die Erkrankung führt bei Erwachsenen<br />
zu zunehmenden, permanenten Atemproblemen,<br />
wodurch es immer schwerer<br />
wird, ein aktives Leben zu führen.<br />
COPD äußert sich durch Kurzatmigkeit<br />
(Dyspnoe), Husten, pfeifende<br />
Atmung und ver<strong>mehr</strong>ten Auswurf<br />
(Schleim).<br />
Differentialdiagnose –<br />
Asthma gegenüber COPD<br />
Asthma<br />
• Früher Beginn (oft schon im Kindesalter)<br />
• Symptome variieren von Tag zu Tag<br />
• Symptome treten oft nachts / am frühen<br />
Morgen auf<br />
• Oft bestehen gleichzeitig auch Allergien,<br />
Rhinitis und/oder Ekzeme<br />
• Asthma in der Familie<br />
• Weitgehend reversible Einengung der Atemwege<br />
COPD<br />
• Beginn im mittleren Lebensalter (meist 40+)<br />
• Symptome schreiten langsam fort<br />
• Raucher oder Ex-Raucher<br />
• Atemlosigkeit bei körperlicher Belastung<br />
• Weitgehend wenig reversible Einengung der<br />
Atemwege<br />
Bedeutung einer frühen und präzisen<br />
Diagnose von COPD<br />
Da es sich bei COPD um eine fortschreitende<br />
Erkrankung handelt,<br />
bedarf es einer frühen Diagnose und<br />
Behandlung, um Komplikationen und<br />
Exazerbationen zu vermeiden. Die<br />
internationalen Richtlinien der Global<br />
Initiative for Chronic Obstructive<br />
Lung Disease (GOLD) empfehlen,<br />
Patienten so früh wie möglich im<br />
Verlauf der Erkrankung einer Diagnose<br />
zuzuführen (siehe Abbildung).<br />
Eine Erhaltungstherapie mit lang<br />
wirksamen Bronchodilatoren wird für<br />
Patienten mit mittelschwerer bis<br />
schwerer COPD (GOLD-Stadien II–IV)<br />
als First-Line-Therapie empfohlen.<br />
Behandlung von COPD<br />
111
unsere geschäfte<br />
Verzögerte Wirkstofffreisetzung<br />
verbessert die Therapietreue<br />
Einmal täglich einzunehmende Formulierungen spielen bei der Behandlung<br />
der Parkinson-Krankheit und von HIV/AIDS eine große Rolle.<br />
[ mirapexin®/sifrol® retard<br />
tabletten, mirapex er®,<br />
mirapex® er ]<br />
Symptomatische Behandlung der<br />
Parkinson-Krankheit<br />
Zugelassen in der EU und den USA<br />
Vorteile für den Patienten:<br />
Geringere Anzahl der einzunehmenden<br />
Tabletten. Dies kann die Therapietreue<br />
und damit auch die Lebensqualität<br />
der Parkinson-Patienten<br />
verbessern.<br />
112 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010<br />
Verschreibungspfl ichtige Medikamente<br />
Bedeutung von einmal täglich einzunehmenden<br />
Formulierungen<br />
Häufi g halten sich Patienten nicht an<br />
die Therapievorgaben. Diese mangelnde<br />
Therapietreue führt zu einer<br />
deutlichen Verschlechterung der Lebensqualität<br />
und zu erhöhten Kosten<br />
für das <strong>Gesundheit</strong>swesen. Von besonderer<br />
Bedeutung ist die Therapietreue<br />
bei neurodegenerativen Erkrankungen<br />
wie der Parkinson-Krankheit, aber<br />
auch bei lebensbedrohlichen Erkrankungen<br />
wie HIV/AIDS.<br />
Durch die Umstellung von komplexeren<br />
Therapien wie z. B. zwei- oder sogar<br />
dreimal täglich einzunehmenden<br />
Medikamenten auf „Einmal täglich“-<br />
Präparate lassen sich Verbesserungen<br />
der Therapietreue erwarten.<br />
Parkinson-Krankheit<br />
Die Parkinson-Krankheit ist eine<br />
chronische neurologische Erkrankung,<br />
von der weltweit schätzungsweise<br />
ca. 1 bis 2 % der über 65-Jährigen<br />
betroffen sind. Obwohl die Parkinson-<br />
Krank heit meist mit Symptomen motorischer<br />
Art in Verbindung gebracht<br />
wird (z. B. Zittern, Steifheit, langsame<br />
Bewegung, Gleichgewichtsstörungen,<br />
kleinschrittiger Gang, Verarmung der<br />
Mimik), leiden viele Patienten auch an<br />
nicht-motorischen Symptomen wie<br />
Depressionen, Schmerzen, kognitiven<br />
Beeinträchtigungen und Schlafstörungen.<br />
Pramipexol zur Behandlung der Parkinson-Krankheit<br />
Pramipexol (Handelsnamen mirapexin® ,<br />
sifrol®, mirapex® und pexola®), ein<br />
Präparat aus der Forschung von<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong>, ist weltweit in<br />
über 90 Ländern zur symptomatischen<br />
Behandlung der frühen und fortgeschrittenen<br />
idiopathischen Parkinson-<br />
Krankheit erhältlich und kann sowohl<br />
als Monotherapie als auch in Kombination<br />
mit L-Dopa gegeben werden.<br />
Mirapexin®/Sifrol® mit verlängerter<br />
Wirkstofffreigabe<br />
Nach der Zulassung durch die Europäische<br />
Kommission im Oktober 2009<br />
wurde eine einmal täglich einzunehmende<br />
Formulierung von Pramipexol<br />
mit verzögerter Wirkstofffreisetzung<br />
(Handelsname mirapex er ® in den<br />
USA) im Februar 2010 auch in den<br />
USA von der US Food and Drug Administration<br />
(FDA) zur Behandlung der<br />
frühen und im März 2010 zur Behandlung<br />
der fortgeschrittenen Parkinson-Krankheit<br />
zugelassen.<br />
Im Juni 2010 erhielt <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />
die europäische Zulassung für
zwei neue Stärken (2,25 mg und<br />
3,75 mg) von mirapexin®/sifrol®<br />
(pramipexol) Retardtabletten mit verlängerter<br />
Wirkstofffreisetzung, einer<br />
einmal täglich einzunehmenden Formulierung<br />
zur Behandlung der frühen<br />
und fortgeschrittenen idiopathischen<br />
Parkinson-Krankheit.<br />
Dank der neuen Retardformulierungen<br />
müssen Parkinson-Patienten<br />
jetzt nur noch eine mirapexin®/<br />
sifrol®-Tablette am Tag einnehmen.<br />
Diese Vereinfachung der Behandlung<br />
kann die Therapietreue und damit<br />
auch die Lebensqualität der Parkinson-<br />
Patienten verbessern. Nach aktuellen<br />
Studienergebnissen bieten die neuen<br />
Retardformulierungen ein Wirksamkeits-<br />
und Sicherheitsprofi l vergleichbar<br />
mit dem der Tabletten mit sofortiger<br />
Wirkstofffreisetzung, die dreimal täglich<br />
eingenommen werden.<br />
Behandlung von HIV/AIDS – Viramune®<br />
viramune® (Nevirapin), unser HIV-<br />
Präparat aus der Klasse der nichtnukleosidischen<br />
Reverse-Transkriptase-<br />
Hemmer, ist zur Behandlung von<br />
HIV-1-Infektionen in Kombinationen<br />
mit anderen antiretroviralen Medikamenten<br />
zugelassen.<br />
Viramune® mit verzögerter Wirkstofffreisetzung<br />
Mit der einmal täglich einzunehmenden<br />
Formulierung unseres HIV-Medikaments<br />
viramune® können Patienten<br />
die Anzahl der einzunehmenden Tabletten<br />
bei gleicher Wirksamkeit verringern.<br />
Diese praktische Erleichterung<br />
wird auch von Ärzten begrüßt, da die<br />
einmal tägliche Einnahme der Medika-<br />
mente auch zur Verbesserung der Therapietreue<br />
beitragen dürfte. 2010 wurden<br />
für die viramune® -Formulierung<br />
mit verzögerter Wirkstofffreisetzung,<br />
einschließlich Formulierungen für Kinder<br />
und Jugendliche, in diversen Ländern<br />
Zulassungsanträge gestellt.<br />
Die VERXVE-Studie belegte die Wirksamkeit<br />
und Sicherheit von einmal<br />
täglich 400 mg Nevirapin mit verzögerter<br />
Wirkstofffreisetzung. Ziel der<br />
Studie war der Vergleich der klinischen<br />
Wirksamkeit einer neuen, einmal täglich<br />
einzunehmenden 400-mg-Tablette<br />
Nevirapin mit verzögerter Wirkstofffreisetzung<br />
mit der derzeit erhältlichen<br />
Formu lierung von viramune® (200 mg<br />
zweimal täglich). Die klinischen Wirksamkeitsergebnisse<br />
bestätigten, dass<br />
die Einnahme von Nevirapin in neuer<br />
Formulierung einmal täglich eine<br />
nicht geringere Wirksamkeit hat als<br />
die bereits zugelassene Formulierung<br />
viramune® mit sofortiger Wirkstofffreisetzung.<br />
[ viramune® mit verzögerter<br />
wirkstoff-freisetzung ]<br />
Behandlung von HIV/AIDS<br />
Zulassungsanträge für Formulierung<br />
mit verzögerter Wirkstofffreisetzung<br />
sind gestellt.<br />
Ergebnisse der VERXVE-Studie belegen<br />
Sicherheit und Wirksamkeit von<br />
viramune® mit verzögerter Wirkstofffreisetzung.<br />
„Die meisten Parkinson-Patienten nehmen jeden Tag<br />
<strong>mehr</strong>ere unterschiedliche Tabletten ein, um die Symptome<br />
und die Begleiterscheinungen der Krankheit zu behandeln.<br />
Insbesondere Patienten, bei denen die Diagnose Parkinson<br />
erst vor Kurzem gestellt wurde, können oft besser mit ihrer<br />
Krankheit umgehen, wenn ihnen ein Medikament zur<br />
Verfügung steht, das sie nur einmal am Tag<br />
einnehmen müssen.“<br />
professor angelo antonini,<br />
direktor der parkinson-einheit am forschungsinstitut<br />
irccs san camillo, venedig, italien<br />
Parkinson-Krankheit – HIV/AIDS 113
unsere geschäfte Verschreibungspfl ichtige Medikamente<br />
Bluthochdruck und<br />
Herz-Kreislauf-Erkrankungen<br />
Das Angebot von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> umfasst diverse Medikamente,<br />
die Ärzte bei der Behandlung des Bluthochdrucks unterstützen und<br />
einen Schutz über die reine Blutdruckkontrolle hinaus erzielen.<br />
[ micardis® ]<br />
Hoch wirksame, gut verträgliche Blutdrucksenkung<br />
Wirkt bei einmal täglicher Einnahme<br />
volle 24 Stunden<br />
Schützt Patienten zusätzlich vor<br />
schweren kardiovaskulären Ereignissen<br />
wie Herzinfarkt und Schlaganfall.<br />
114 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010<br />
Bluthochdruck<br />
Hoher Blutdruck (Hypertonie) ist ein<br />
primärer Risikofaktor für schwerwiegende<br />
kardiovaskuläre Ereignisse wie<br />
Herzinfarkt oder Schlaganfall. Herz-<br />
Kreislauf-Erkrankungen sind weltweit<br />
die häufi gste Todesursache. Gute verträgliche<br />
Therapieoptionen, mit denen<br />
sich die Anzahl der einzunehmenden<br />
Tabletten verringern lässt, können Patienten<br />
eine bessere Behandlung ihres<br />
Bluthochdrucks ermöglichen und erzielen<br />
bessere Ergebnisse. Eine besondere<br />
Rolle spielt dies bei Patienten, deren<br />
Risiko für schwere Herz-Kreislauf-Ereignisse<br />
besonders hoch ist, weil bei<br />
ihnen eine schwere Hypertonie, Diabetes<br />
oder das metabolische Syndrom<br />
vorliegt.<br />
Inzwischen gibt es viele Möglichkeiten,<br />
Bluthochdruck zu behandeln, doch<br />
aus globaler Sicht ist die Kontrolle der<br />
Hypertonie unzureichend (siehe Tabelle).<br />
In den meisten untersuchten Ländern<br />
hatten <strong>mehr</strong> als 40 % der Erwachsenen<br />
zwischen 35 und 64 <strong>Jahre</strong>n einen<br />
Blutdruck oberhalb der weltweit<br />
empfohlenen Blutdruck-Obergrenze<br />
von
Überzeugende Sicherheitsdaten für<br />
Patienten mit hohem kardiovaskulären<br />
Risiko wurden in den drei Langzeitstudien<br />
ontarget, profess® und<br />
transcend® gesammelt, die einige der<br />
Patienten bis zu fünf <strong>Jahre</strong> lang nachbeobachteten.<br />
micardis® weist ein ausgezeichnetes<br />
Sicherheitsprofi l auf, das sich auch in<br />
der 34,5 Millionen Patientenjahre umfassenden<br />
Markterfahrung bestätigt.<br />
Micardis®, MicardisPlus®<br />
Telmisartan wurde von <strong>Boehringer</strong><br />
<strong>Ingelheim</strong> entdeckt und entwickelt.<br />
Unter den Markennamen micardis® und<br />
micardisplus® (Kombination mit Hydrochlorothiazid)<br />
vertreibt <strong>Boehringer</strong><br />
<strong>Ingelheim</strong> Telmisartan in weltweit 84<br />
Ländern, darunter die USA, Japan und<br />
europäische Länder. Telmisartan wird<br />
in Japan in Kooperation mit Astellas<br />
Pharma Inc., in Europa in Kooperation<br />
mit Bayer HealthCare und in ausgewählten<br />
weiteren Märkten gemeinsam<br />
mit GlaxoSmithKline vermarktet.<br />
Einmal täglich eingenommen sorgt<br />
micardis® für eine hocheffektive, sehr<br />
gut verträgliche Senkung des Blutdrucks<br />
über volle 24 Stunden. Das<br />
Präparat ist weit verbreitet zur Senkung<br />
des Blutdrucks. Zusäzlich schützt<br />
micardis® nachweislich Patienten mit<br />
hohem Risiko vor Ereignissen wie<br />
Herzinfarkt und Schlaganfall.<br />
micardis® schützt Patienten, besonders<br />
ältere Menschen, vor kardiovaskulären<br />
Risiken wie Herzinfarkt oder<br />
Schlaganfall. Es ist der einzige ARB,<br />
dessen Label auch die kardiovaskuläre<br />
Bluthochdruck: Selten bekannt, behandelt und kontrolliert<br />
Anteil der Patienten an der Bevölkerung (%)<br />
Land Bekannt Behandelt Kontrolliert<br />
Japan 16,0 – 4,1<br />
Großbritannien 35,8 24,8 10,0<br />
Deutschland 36,5 26,1 7,8<br />
Spanien 38,9 26,8 5,0<br />
Schweden 48,0 26,2 5,5<br />
Italien 51,8 32,0 9,0<br />
USA 69,3 52,5 28,6<br />
Blutdruck < 140/90 mmHg<br />
Wolf-Maier et al. Hypertensions. 2004; 43:10–17 / Sekikawa, Hayakawa. J Hum Hypertens. 2004; 18:911–912 /<br />
Telmisartan Plus Amlodipine Medical Education Slide Resource: Final Version 1.0 (7.-July-2010)<br />
Prävention mit einschließt und der<br />
sich zu einer wichtigen Therapieoption<br />
für den Umgang mit kardiovaskulären<br />
Risiken entwickelt hat.<br />
Ungedeckter medizinischer Bedarf auf<br />
dem Gebiet der Bluthochdrucktherapie<br />
Daten aus aktuellen Patientenstudien<br />
zeigen, dass bei der Behandlung des<br />
Bluthochdrucks nach wie vor ungedeckter<br />
medizinischer Bedarf besteht.<br />
Mindestens zwei Drittel der Patienten<br />
benötigen zur Kontrolle ihres Blutdrucks<br />
<strong>mehr</strong> als ein einziges Medikament.<br />
Zahlreiche Therapierichtlinien<br />
empfehlen die Einleitung einer Kombinationstherapie,<br />
wenn der Blutdruck<br />
eines Patienten <strong>mehr</strong> als 20/10 mmHg<br />
über dem Zielwert liegt.<br />
Twynsta®<br />
twynsta® ist ein neues, hoch wirksames<br />
und gut verträgliches Kombinationspräparat<br />
in Form einer einzelnen<br />
Tablette, das zwei blutdrucksenkende<br />
Bluthochdruck und Herz-Kreislauf-Erkrankungen 115
unsere geschäfte Verschreibungspfl ichtige Medikamente<br />
[ twynsta®/micamlo® ]<br />
Telmisartan plus Amlodipin<br />
Zugelassen zur Behandlung des Bluthochdrucks<br />
als Monotherapie oder als<br />
Kombinationstherapie mit anderen<br />
blutdrucksenkenden Mitteln sowie als<br />
Ersttherapie für Patienten, die für ihren<br />
optimalen Blutdruckwert wahrscheinlich<br />
<strong>mehr</strong>ere Wirkstoffe benötigen<br />
Zugelassen in den USA, der EU und<br />
Japan<br />
Wirkstoffe – den ARB Telmisartan<br />
und den Calciumkanalblocker Amlodipin<br />
– enthält.<br />
twynsta® senkt den Blutdruck bei ei-<br />
nem breiten Querschnitt von Patienten<br />
effektiv und sicher, darunter Patienten<br />
mit leichter, moderater und<br />
schwerer Hypertonie. Das Medikament<br />
ist besonders auch bei Bluthochdruckpatienten<br />
mit erhöhtem kardiovaskulären<br />
Risiko etwa infolge von Fettleibigkeit,<br />
metabolischem Syndrom oder<br />
Diabetes wirksam (siehe Tabellen).<br />
Telmisartan plus Amlodipin (Handelsname<br />
twynsta®) erhielt bereits im<br />
Oktober 2009 die Zulassung durch die<br />
US Food and Drug Administration<br />
(FDA) zur Behandlung des Bluthochdrucks<br />
als Monotherapie oder zusammen<br />
mit anderen blutdrucksenkenden<br />
Mitteln sowie als Ersttherapie für Patienten,<br />
die für ihren optimalen Blutdruckwert<br />
wahrscheinlich <strong>mehr</strong>ere<br />
Wirkstoffe benötigen.<br />
twynsta® – Deutliche und dauerhafte Senkung des Blutdrucks über 24 Stunden<br />
Patienten, die ihr 24-Stunden-ABPM-Ziel erreichen* (%)<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
37,9<br />
A10 (n = 58)<br />
p < 0,0001<br />
82,7<br />
T80/A10 (n = 52)<br />
* Kriterien der American Heart Association (AHA) für 24-Stunden-Blutdruckziel<br />
Abbildung 1. twynsta® führt bei 83 % der Patienten bei der ambulanten,<br />
automatisierten 24-Stunden-Blutdruckmessung (ABPM) zu einer besseren<br />
Erreichung der Zielwerte (< 130/80 mmHG*).<br />
116 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010<br />
00<br />
-10<br />
-20<br />
-30<br />
-40<br />
-50<br />
Twynsta®/Micamlo® – Marktzulassung<br />
in Japan und der EU im Jahr 2010<br />
In Japan wird Telmisartan plus Amlodipin<br />
unter dem Namen micamlo®<br />
vermarktet und wurde im Juli 2010<br />
zur Behandlung des Bluthochdrucks<br />
zugelassen.<br />
Im Oktober 2010 bestätigte die Europäische<br />
Kommission die positive Stellungnahme<br />
der Europäischen Arzneimittelagentur<br />
(EMA) und erteilte<br />
twynsta® die Zulassung.<br />
twynsta®/micamlo® ist angezeigt zur<br />
Behandlung des Bluthochdrucks bei<br />
Erwachsenen, deren Bluthochdruck<br />
mit Amlodipin nicht ausreichend kontrolliert<br />
werden kann, oder als Ersatztherapie<br />
bei erwachsenen Patienten, die<br />
Telmisartan und Amlodipin in separaten<br />
Tabletten mit denselben Wirkstoffstärken<br />
erhalten.<br />
Mittlere Senkung des systolischen Blutdrucks nach achtwöchiger Behandlung mit<br />
twynsta®<br />
Diabetes<br />
– 43,2<br />
mmHg<br />
Fettleibig<br />
n = 68 n = 188 n = 36 n = 379<br />
– 46,3<br />
mmHg<br />
Metabolisches<br />
Syndrom<br />
– 44,2<br />
mmHg<br />
Schwerer<br />
Bluthochdruck<br />
– 47,5<br />
mmHg<br />
Mittlere Senkung des systolischen Blutdrucks gegenüber Baseline (mmHG)<br />
Abbildung 2. twynsta® erzielt bei Patienten mit zusätzlichen Risikofaktoren eine<br />
deutliche Senkung des Blutdrucks.
„Diese Daten bestätigen die Bedeutung von Kombinationstherapien als<br />
wichtige Therapieoption für Patienten, auch bei schwererem Bluthochdruck.<br />
Die Ergebnisse belegen, dass die Kombination von Telmisartan und<br />
Amlodipin zu einer zuverlässigen Senkung des Blutdrucks führt und ein<br />
günstigeres Sicherheitsprofi l als die jeweiligen Monotherapien aufweist –<br />
ein wichtiger Gesichtspunkt bei der Verbesserung der Therapietreue,<br />
die eine Voraussetzung für eine wirksame Blutdruckkontrolle<br />
ist.“<br />
professor michael böhm,<br />
klinik für innere medizin und kardiologie,<br />
universitätsklinikum des saarlandes, hamburg, deutschland<br />
Twynsta® – Überblick über die Studien<br />
Der Zulassung von twynsta® durch die<br />
Europäische Kommission war eine Auswertung<br />
von drei klinischen Pivotalstudien<br />
vorangegangen. Aus den Studien<br />
ging hervor, dass twynsta® eine konsistente<br />
und signifi kant stärkere Blutdrucksenkung<br />
erzielte als die jeweiligen<br />
Monotherapien mit den Formulierungen<br />
von 40–80 mg/5–10 mg. Unter<br />
twynsta® konnten 82,7 % der Patienten<br />
mit der 80-mg/10-mg-Formulierung ihr<br />
24-Stunden-Blutdruckziel (
unsere geschäfte<br />
Selbstmedikation<br />
Selbstmedikation<br />
Unser Geschäftssegment Selbstmedikation<br />
(Consumer Health Care, CHC) ist eines der Kerngeschäfte<br />
von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong>. CHC ist bestrebt,<br />
den Verbrauchern weltweit bestmögliche Präparate<br />
für die Selbstmedikation bereitzustellen.<br />
Innovation – eine entscheidende<br />
Triebfeder für den Erfolg von CHC<br />
Der Markt für rezeptfreie Arzneimittel verändert sich laufend. Er wird<br />
beeinfl usst von regulatorischen, wettbewerblichen und technologischen<br />
Faktoren sowie dem wachsenden Verbrauchertrend hin zu einem<br />
eigenverantwortlichen Umgang mit der <strong>Gesundheit</strong>.<br />
118 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010<br />
Wesentliche Triebkräfte von<br />
Verbrauchertrends<br />
Die fortschreitende Alterung der Bevölkerung<br />
und der damit einhergehende<br />
Kostendruck auf das <strong>Gesundheit</strong>swesen<br />
verändert die Märkte, in denen<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> aktiv ist. Der<br />
zunehmende Kostendruck veranlasst<br />
öffentliche und private Kostenträger,<br />
weniger Medikamente zu erstatten.<br />
Dies führt zum ver<strong>mehr</strong>ten Einsatz<br />
vorbeugender Medikamente und einer<br />
zunehmenden Bereitschaft der Behörden,<br />
Medikamente aus der Verschreibungspfl<br />
icht zu entlassen.<br />
Auch die Art und Weise, wie Verbraucher<br />
Informationen suchen und nutzen,<br />
hat sich geändert. Der moderne<br />
Verbraucher möchte gut informiert<br />
sein und seine <strong>Gesundheit</strong> und sein<br />
Wohlbefi nden eigenverantwortlich<br />
verbessern. Dank neuer Informationstechnologien<br />
können Verbraucher heute<br />
einfach und schnell auf eine Fülle<br />
von <strong>Gesundheit</strong>sinformationen zugreifen.<br />
Informationen zu Krankheiten,<br />
Behandlungsmöglichkeiten, Produkten<br />
und Preisen sind per Mausklick abrufbar.<br />
Erfahrungen und Bewertungen<br />
werden über Webportale, Blogs und<br />
soziale Netzwerke ausgetauscht.<br />
Innovationen sind daher für <strong>Boehringer</strong><br />
<strong>Ingelheim</strong> CHC von zentraler Bedeutung,<br />
um auf dem Markt für rezeptfreie<br />
Medikamente erfolgreich zu sein.
Neue Geschäftsfelder – Umstellung von<br />
rezeptpfl ichtig auf rezeptfrei (Switch)<br />
Der Prozess CHC New Business Opportunities<br />
(NBO) sorgt für laufende<br />
Verbesserungen und Erweiterungen<br />
unserer Produktlinien. Er führt zur Entwicklung<br />
neuer Varianten unserer internationalen<br />
Kernmarken (z. B. Formulierungen,<br />
Geschmacksrichtungen wie<br />
mucoangin® Waldbeere). Die Markteinführung<br />
solcher Varianten sorgt<br />
dafür, dass unser Kerngeschäft stets<br />
zeitgemäß und kundenorientiert ist.<br />
Mit Markenerweiterungen beabsichtigt<br />
CHC, den Kundenstamm unserer<br />
internationalen Kernmarken zu erweitern<br />
und ihn auf neue Geschäftsfelder<br />
zu entwickeln, z. B. neue Indikationen,<br />
wie etwa buscofem® mit Ibuprofen als<br />
Wirkstoff im Bereich Menstruationsbeschwerden.<br />
Markenerweiterungen<br />
stärken das Geschäft und steigern den<br />
Wert der internationalen Kernmarken.<br />
Auf die oben genannten Trends aufbauend,<br />
strebt CHC danach, neue Kategorien<br />
von rezeptfreien Medikamenten<br />
zu erschließen. Daher beschreitet der<br />
Geschäftsbereich bei der Überführung<br />
von rezeptpfl ichtigen Medikamenten<br />
(Prescription Medicines, RX) in den<br />
rezeptfreien Status (Over the Counter,<br />
OTC) neue Wege. Diese sogenannten<br />
Switches werden von derzeitigen<br />
Veränderungen gesetzlicher und politischer<br />
Gegebenheiten vieler Länder begünstigt.<br />
2010 hat CHC daher die RXto-OTC-Switch<br />
Unit geschaffen, eine<br />
Abteilung, welche die Chancen, die die<br />
Umstellung von verschreibungspfl ichtigen<br />
zu rezeptfreien Medikamenten<br />
bietet, ausloten und nutzen soll.<br />
Innovation in der Kommunikation<br />
Infolge der durch technologischen Fortschritt<br />
bedingten rasanten Änderung<br />
des Kommunikationsverhaltens ist CHC<br />
dabei, seine Kommunikationsmittel anzupassen.<br />
Zwar gehören klassische<br />
Fernseh- und Printkampagnen nach<br />
wie vor maßgeblich zum Kommunikationsmix,<br />
doch es müssen auch die neuen<br />
Medien genutzt werden, um die Zielgruppen<br />
effi zienter zu erreichen.<br />
Innovation durch Wissenschaft<br />
Die etablierten rezeptfreien Produkte<br />
von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> benötigen<br />
kontinuierliche wissenschaftliche<br />
Unterstützung und entsprechende Berichterstattung.<br />
Innerhalb der Spezialdisziplinen<br />
von CHC fungieren die<br />
Gruppen von Entwicklung, Medizin<br />
und Zulassung als Exzellenzzentren<br />
und besitzen umfassende, fundierte<br />
Kenntnisse über die medizinische und<br />
wissenschaftliche Unterstützung unserer<br />
Marken. Jüngste klinische Studien<br />
haben die Wirksamkeit und Sicherheit<br />
unserer Marken bestätigt.<br />
Innovation in Prozessen<br />
Mit Beginn des <strong>Jahre</strong>s 2011 werden<br />
spezielle Programme mit den Schwerpunkten<br />
Sales Excellence und Launch<br />
Excellence zum weiteren Ausbau der<br />
Marktposition des Selbstmedikationsgeschäftes<br />
beginnen.<br />
Indem CHC alle Innovationsquellen<br />
nutzt, profi tiert das Segment von einem<br />
lebendigen, sich schnell wandelnden<br />
Umfeld. Dadurch erhalten Verbraucher<br />
auch in Zukunft neue Optionen für den<br />
selbstbestimmten Umgang mit ihrer <strong>Gesundheit</strong><br />
und für ihr Wohlbefi nden.<br />
[ chc highlights 2010 ]<br />
• Sechs von sieben CHC-Kernmarken<br />
verzeichneten in ihrer jeweiligen<br />
Kategorie ein überdurchschnittliches<br />
Wachstum.<br />
• Unsere Schlüsselmarken sind weltweit<br />
50-mal führend in ihrer lokalen<br />
Kategorie.<br />
• CHC hat in Japan 100 % der Anteile<br />
an dem Pharmaunternehmen SSP<br />
übernommen.<br />
• ... und ist dadurch im japanischen<br />
Selbstmedikationsgeschäft heute<br />
der größte multinationale Player ...<br />
• ... und der weltweit größte Anbieter<br />
von rezeptfreien Hustenmitteln.<br />
• Schaffung einer RX-to-OTC-Switch<br />
Unit<br />
• Ausgezeichnete Ergebnisse der klinischen<br />
Studien zu dulcolax® und<br />
antistax®<br />
• Entlassung von alesion® (Epinastin,<br />
allergische Rhinitis) aus der<br />
Verschreibungspflicht in Japan<br />
• Erfolgreicher Start der TV-Kampagne<br />
Got mucus für bisolvon®<br />
• Erfolgreiche Markteinführungen<br />
und Erweiterungen unter dem<br />
Dach der Marken pharmaton®,<br />
dulcolax® und buscopan®<br />
Weitere Informationen zur neuen<br />
RX-to-OTC-Switch Unit<br />
Seite 120<br />
Weitere Informationen zu den<br />
Ergebnissen der klinischen Studie<br />
zu dulcolax®<br />
Seite 124<br />
Innovation – Triebfeder für den Erfolg von CHC 119
unsere geschäfte<br />
Die neue RX-to-OTC-Switch Unit<br />
Mehr Möglichkeiten der Selbstmedikation für Patienten<br />
250 Mio.<br />
Die Dachmarke buscopan®<br />
erwirtschaftete einen Gesamterlös<br />
in Höhe von ca. 250<br />
Millionen Euro.<br />
[ buscopan® ]<br />
Schrittweise Umstellungen vom<br />
rezeptpflichtigen zum rezeptfreien<br />
Status<br />
Die Marke buscopan® umfasst sowohl<br />
rezeptpflichtige als auch rezeptfreie<br />
Produkte (Doppelstatus).<br />
Die Doppelstrategie hat sich am<br />
Markt bewährt.<br />
Selbstmedikation<br />
120 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010<br />
Angesichts fortschreitender Alterung<br />
der Bevölkerung und der damit einhergehenden<br />
Zunahme chronischer<br />
Erkrankungen stehen die <strong>Gesundheit</strong>ssysteme<br />
der Industriestaaten vor<br />
grundlegenden und tiefgreifenden<br />
Veränderungen. Zunehmender Ärztemangel<br />
reduziert die Zeit für professionelle<br />
Beratung. Staatliche Haushaltskürzungen,<br />
verbunden mit steigenden<br />
<strong>Gesundheit</strong>skosten, steigern unablässig<br />
den fi nanziellen Druck. Dies kann<br />
den Zugang zu vorhandenen, wirksamen<br />
Behandlungsoptionen einschränken<br />
und somit die öffentliche <strong>Gesundheit</strong><br />
insgesamt gefährden.<br />
Viele Krankheiten können heute von<br />
den Patienten mithilfe bewährter,<br />
rezeptfreier Medikamente selbst behandelt<br />
werden, unterstützt durch<br />
geeignete Aufklärungs- und Informationskampagnen.<br />
Die meisten Verbraucher<br />
begrüßen dies. Gleichzeitig<br />
entlastet es das <strong>Gesundheit</strong>swesen.<br />
Die Überführung verschreibungspfl<br />
ichtiger Arzneimittel in den rezeptfreien<br />
Status (Switch) verbessert den<br />
Zugang der Verbraucher zu Behandlungsoptionen,<br />
senkt die <strong>Gesundheit</strong>skosten<br />
und fördert mit der richtigen<br />
Unterstützung das Wissen der Betroffenen<br />
über die jeweilige Erkrankung<br />
wie auch die Souveränität ihrer Entscheidungen.<br />
Die aktuelle Marktdynamik und die<br />
Aktivitäten unserer Wettbewerber untermauern<br />
die zunehmende Bedeutung<br />
der Überführung von rezeptpfl ichtigen<br />
Arzneimitteln in die Selbstmedikation.<br />
Für unser Geschäftssegment CHC ist<br />
dies indes nicht neu: CHC hat bereits<br />
in der Vergangenheit eigene Präparate<br />
erfolgreich in die Selbstmedikation<br />
überführt.<br />
Der Buscopan®-Switch<br />
Ein hervorragendes Bespiel ist buscopan®,<br />
das nach und nach in vielen Regionen –<br />
über Jahrzehnte – in die Selbstmedikation<br />
überführt wurde. Und trotzdem<br />
gibt es noch heute verschreibungspfl ichtige<br />
Kombipräparate, die unter der<br />
Marke buscopan® verkauft werden. Die<br />
Marke buscopan® umfasst somit rezeptfreie<br />
wie auch rezeptpfl ichtige Präparate<br />
(Doppelstatus).<br />
Dank unterstützender Maßnahmen<br />
durch CHC Marketing und Medizin<br />
konnten sowohl die rezeptpfl ichtigen<br />
als auch die rezeptfreien Produkte in<br />
den letzten <strong>Jahre</strong>n unter der gemeinsamen<br />
Dachmarke buscopan® ein deutliches<br />
Wachstum verzeichnen (siehe
Diagramm unten: buscapina® in<br />
Lateinamerika).<br />
Die Dachmarke buscopan® erwirt-<br />
schaftet heute einen Gesamterlös in<br />
Höhe von ca. 250 Millionen Euro. Und<br />
das ist erst der Anfang. Das Beispiel<br />
buscopan® zeigt, dass eine Doppelstra-<br />
tegie (Marke wird in unterschiedlichen<br />
Dosierungen oder Formulierungen als<br />
rezeptfreies und rezeptpfl ichtiges Produkt<br />
angeboten) nach Ablauf des Patentschutzes<br />
sehr erfolgreich sein kann.<br />
Wie aus dem unten stehenden Diagramm<br />
hervorgeht, erzielt buscapina®<br />
in Lateinamerika im rezeptpfl ichtigen<br />
wie im rezeptfreien Segment ein stetiges<br />
Wachstum, das durch die Marketingmaßnahmen<br />
von CHC vorangetrieben<br />
wird.<br />
Die RX-to-OTC-Switch Unit<br />
Die Komplexität neuer Switches, besonders<br />
bei chronischen und symptomlosen<br />
Erkrankungen, erfordert<br />
hinsichtlich Zulassung und Marketing<br />
völlig neue Ansätze, ein Bedarf, den<br />
auch andere globale Pharmaunternehmen<br />
erkannt haben. Vor diesem Hintergrund<br />
hat CHC eine eigene Einheit mit<br />
Schwerpunkt Switches, die sogenannte<br />
„RX-to-OTC-Switch Unit“, geschaffen.<br />
Das Team der Switch Unit verfolgt im<br />
Wesentlichen zwei Strategien: erstens<br />
den Switch etablierter Produkte von<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> mit dem Ziel,<br />
den Lebenszyklus weit über den Patentablauf<br />
hinaus zu verlängern und<br />
Verbrauchern neue Lösungen für die<br />
Selbstmedikation zur Verfügung zu<br />
stellen. Zweitens die Positionierung<br />
von CHC als bevorzugter Partner für<br />
externe switchfähige Produkte – gestützt<br />
durch die starke Stellung von<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> als eines der<br />
weltweit führenden Unternehmen im<br />
Selbstmedikationsgeschäft, das optimale<br />
Marketing- und Vertriebskompetenz<br />
mit einer einzigartigen globalen<br />
Präsenz verbindet.<br />
Ende 2009 erreichte <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />
einen besonderen Meilenstein:<br />
In Großbritannien wurde mit fl omax®<br />
(Tamsulosin) im Rahmen eines Firstin-Class-Switches<br />
erstmals ein Medikament<br />
gegen eine chronische Krankheit<br />
aus der Rezeptpfl icht entlassen<br />
und in die Selbstmedikation überführt.<br />
Seit April 2010 ist fl omax relief® mr<br />
in britischen Apotheken rezeptfrei erhältlich.<br />
Damit ist der Einstieg in eine<br />
völlig neue Kategorie der Selbstmedikation<br />
gelungen. Dies wird als Fallstudie<br />
für weitere Switches in Großbritannien<br />
und anderen Ländern<br />
dienen.<br />
buscapina® Lateinamerika<br />
Investitionen von CHC treiben Wachstum von buscopan® voran<br />
Erlöse in<br />
Euro<br />
80.000<br />
70.000<br />
60.000<br />
50.000<br />
40.000<br />
30.000<br />
20.000<br />
10.000<br />
0<br />
[ flomax® relief ]<br />
2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010<br />
Verschreibungspflichtige Medikamente (PM) Selbstmedikation (CHC)<br />
First-in-Class-Switch von flomax® in<br />
Großbritannien<br />
In Großbritannien seit April 2010<br />
rezeptfrei erhältlich<br />
Einstieg in eine neue Kategorie der<br />
Selbstmedikation<br />
CAGR PM:<br />
+ 6,9 %<br />
CAGR CHC:<br />
+ 23,1 %<br />
CAGR =<br />
Kumulierte<br />
jährliche<br />
Wachstumsrate<br />
Die neue RX-to-OTC-Switch Unit 121
unsere geschäfte<br />
Innovative Social-Media-Kampagnen<br />
im Bereich CHC<br />
Das veränderte Konsumentenverhalten bei der Informationssuche führt<br />
zu integrierten Werbekampagnen, die soziale Medien und klassische<br />
Medien kombinieren.<br />
www.123livredatosse.com.br<br />
Selbstmedikation<br />
122 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010<br />
Der moderne Mensch verbringt immer<br />
<strong>mehr</strong> Zeit im Internet, besonders mit<br />
sozialen Netzwerken. Ein konsumentenorientiertes<br />
Geschäft wie das CHC-<br />
Segment von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />
muss daher auf das veränderte Konsumentenverhalten<br />
bei der Informationssuche<br />
reagieren. Klassische Kommunikationsansätze,<br />
die nur Massenmedien<br />
wie das Fernsehen nutzen, ändern sich<br />
und müssen angepasst werden.<br />
Heute bestehen Social-Media-Kampagnen<br />
und klassische Werbekampag-<br />
nen (im Fernsehen oder anderen<br />
Medien) parallel nebeneinander und<br />
werden als integrierte Kampagnen<br />
geschaltet.<br />
Digitale Aktivitäten – Polen<br />
In Polen wurde eine erfolgreiche digitale<br />
Kampagne für buscopan® realisiert<br />
– ganz ohne Unterstützung durch<br />
das Medium Fernsehen.<br />
Erzielt wurde damit ein Marktanteilswachstum<br />
von 2 % bis 4 %. 2010 lief<br />
die Kampagne ganzjährig, diesmal<br />
punktuell begleitet von TV-Spots, wodurch<br />
sich der Marktanteil auf 8 %<br />
verdoppelte.<br />
Digitale Aktivitäten – Brasilien<br />
Das Marketingteam von CHC Brasilien<br />
zählte zu den Ersten, die bereit waren,<br />
ein kalkuliertes Risiko einzugehen,<br />
indem sie die sozialen Medien als eine<br />
Säule in ihre 360-Grad-Kommunikation<br />
einbanden. Es entstanden diverse<br />
Kampagnen für internationale Marken<br />
wie buscofem®, mucosolvan®, mucoangin®<br />
und pharmaton®.<br />
Jedes Mal, wenn jemand in Brasilien<br />
auf Twitter, Orkut oder Facebook das<br />
Thema Halsschmerzen ansprach,
„Es ist wichtig, unseren Verbrauchern zuzuhören und von ihnen zu<br />
lernen. Danach heißt es, ihre Aufmerksamkeit zu erregen und sie<br />
am richtigen Ort zur richtigen Zeit zu erreichen. Viele unserer<br />
Verbraucher verbringen heute viel Zeit mit neuen Medien.“<br />
benni boruchowski,<br />
chc marketing, brasilien<br />
konnte das Team die Fragen des Verbrauchers<br />
in Echtzeit beantworten.<br />
Für das Segment Husten (mucosolvan®)<br />
entwickelte das Team eine Vielzahl<br />
von Tools, die die Konsumenten auf<br />
unterhaltsame Art über die Krankheit<br />
und die Behandlungsmöglichkeiten<br />
informierten.<br />
Für das Indikationsgebiet Menstruationsbeschwerden<br />
(buscofem®) entstand<br />
eine personalisierte Plattform,<br />
um junge Frauen beim Umgang mit<br />
ihren Problemen zu unterstützen.<br />
Das Thema Vitalität (pharmaton®)<br />
wurde in das Bewusstsein der Konsumenten<br />
gerückt, indem das brasilianische<br />
CHC-Team in der Offl ine-Welt<br />
Events mit starkem Bezug zum Web<br />
veranstaltete und ein Portal einrichtete,<br />
auf dem alle Brasilianer die Entwicklung<br />
ihrer geistigen und körperlichen<br />
Leistungsfähigkeit verfolgen<br />
können.<br />
Die breite Nutzung der digitalen und<br />
sozialen Medien bietet sich besonders<br />
bei Neueinführungen an, da sich auf<br />
diese Weise künftige Kommunikationsstrategien<br />
kostengünstig testen lassen.<br />
Die in Polen und Brasilien gesammelten<br />
Erfahrungen dienen als Fallstudien<br />
für andere Länder. Derzeit betreibt<br />
CHC digitale Medienkampagnen auf<br />
weltweiter Basis.<br />
2010 erreichte CHC mit seinen Kampagnen<br />
in den digitalen Medien <strong>mehr</strong><br />
als 300 Millionen Verbraucher.<br />
CHC betreibt rund um die Welt über<br />
250 Websites mit insgesamt <strong>mehr</strong> als<br />
15 Millionen Besuchern pro Jahr in<br />
über 40 Ländern.<br />
Weitere Links zu Kampagnen in den sozialen<br />
Medien:<br />
buscofem®<br />
www.buscofem.com.br<br />
www.dicadeamiga.com.br<br />
mucoangin®<br />
www.mucoangin.com.br<br />
www.tratadordegarganta.com.br<br />
mucosolvan®<br />
www.mucosolvan.com.br<br />
www.123livredatosse.com.br<br />
pharmaton®<br />
www.pharmaton.com.br<br />
www.clubepharmaton.com.br<br />
bisolvon®<br />
www.bisolvon.com.br<br />
www.clubepharmaton.com.br<br />
Innovative Social-Media-Kampagnen<br />
123
unsere geschäfte<br />
Dulcolax® – Innovation durch<br />
modernste Studien<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> CHC ist bestrebt, den wissenschaftlichen Kenntnisstand<br />
über seine Produkte und die durchgeführten Studien zu<br />
dulcolax®-Dragees und dulcolax®-Tropfen voranzutreiben.<br />
[ dulcolax® ]<br />
Kernmarke<br />
Produktsortiment zur Behandlung von<br />
Verdauungsproblemen<br />
Seit 50 <strong>Jahre</strong>n auf dem Markt<br />
Erhältlich in 60 Ländern weltweit<br />
Globaler Marktführer<br />
Erlöse von 159 Mio. EUR 2010<br />
Marktanteil: 6,6 %<br />
Selbstmedikation<br />
124 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010<br />
Mit der Kernmarke dulcolax® bietet<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> Konsumenten<br />
rund um die Welt eine breite Palette an<br />
wirksamen und sicheren Präparaten zur<br />
Behandlung von Verdauungsproblemen.<br />
Die dulcolax®-Produktgruppe um-<br />
fasst dulcolax®-Dragees und -Zäpf-<br />
chen (Bisacodyl), dulcolax®-Perlen,<br />
-Tropfen und -Sirup (Natriumpicosulfat),<br />
dulcolax® balance (Macrogol),<br />
dulcofi ber® (Glucomannan) sowie, in<br />
ausgewählten Ländern, zusätzlich<br />
dulcoease® (Docusat-Natrium) und<br />
dulcoenema® (Glycerin).<br />
Dulcolax® – eine Erfolgsgeschichte<br />
dulcolax® ist seit über 50 <strong>Jahre</strong>n auf<br />
dem Markt und ist heute in <strong>mehr</strong> als<br />
60 Ländern weltweit erhältlich. Mit<br />
Erlösen von 159 Mio. EUR im Jahr<br />
2010 und einem Marktanteil von 6,6 %<br />
ist die Marke im Indikationsgebiet Verdauungsbeschwerden<br />
der globale<br />
Marktführer.<br />
Der Erfolg von dulcolax® beruht<br />
nicht nur auf soliden Verbraucheranalysen,<br />
Marketing- und Vertriebsmaßnahmen,<br />
gut defi nierten Produktgruppen<br />
und Produktneuentwicklungen,<br />
sondern auch auf einer fundierten<br />
wissenschaftlichen Grundlage, die<br />
nun um zwei aktuelle klinische Studien<br />
erweitert wurde.<br />
Innovation durch neue klinische Studien<br />
Um den wissenschaftlichen Kenntnisstand<br />
über seine Produkte zu erweitern,<br />
führte <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />
zwei randomisierte, doppelblinde,<br />
placebokontrollierte klinische Studien<br />
mit Parallelgruppendesign an Patienten<br />
mit Verstopfung durch. Die Studien<br />
wurden nach den ICH-GCP-Richtlinien<br />
(ICH-Grundsätze zur Guten Klinischen<br />
Praxis) durchgeführt; eine Studie<br />
untersuchte Bisacodyl, die andere<br />
Natriumpicosulfat.<br />
Wirksamkeit und Sicherheit bestätigt –<br />
Lebensqualität verbessert<br />
Die klinischen Studien wurden mit<br />
dulcolax®-Dragees (Bisacodyl) und<br />
dulcolax®-Tropfen (Natriumpicosulfat)<br />
durchgeführt und wiesen deren<br />
Wirksamkeit durch eine erhöhte<br />
Stuhlgangsfrequenz nach.<br />
Studiendesign<br />
• Ziel: Untersuchung der Wirksamkeit<br />
und Sicherheit einer vierwöchigen<br />
Behandlung mit oral verabreichtem<br />
Bisacodyl 10 mg (2 x 5 mg dulcolax®-Dragees)<br />
bzw. 10 mg Natriumpicosulfat<br />
(Tropfen).
• Patienten mit chronischer Verstopfung<br />
(defi niert nach den ROME III-<br />
Kriterien), Dosierung: einmal täglich.<br />
• Bisacodyl-Studie: 368 Patienten<br />
wurden randomisiert und behandelt,<br />
247 erhielten Bisacodyl, 121 Placebo.<br />
• Natriumpicosulfat-Studie: 367 Patienten<br />
wurden randomisiert und behandelt,<br />
233 mit Natriumpicosulfat,<br />
134 mit Placebo.<br />
• Wirksamkeitsdaten wurden von den<br />
Patienten täglich mit einem elektronischen<br />
Tagebuch erfasst.<br />
Ergebnisse der Studien<br />
Während der vierwöchigen Behandlung<br />
war die mittlere Anzahl der Stuhlgänge<br />
pro Woche (primärer Endpunkt) unter<br />
Bisacodyl und Natriumpicosulfat statistisch<br />
signifi kant höher als in der Placebo-Gruppe<br />
(p < 0,0001). Orales Bisacodyl<br />
und Natriumpicosulfat erwiesen<br />
sich als wirksame, gut verträgliche Behandlungsoption<br />
für Patienten mit Verstopfungen.<br />
Gleichzeitig wurde ebenfalls erstmals<br />
nachgewiesen, dass die Behandlung<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
mit dulcolax® (Bisacodyl-Dragees<br />
und Natriumpicosulfat-Tropfen) bei<br />
Patienten mit Verstopfungen zu einer<br />
Verbesserung der Lebensqualität sowie<br />
des alltäglichen Wohlbefi ndens führt.<br />
Eine der wichtigsten Fragen, die sich<br />
ein Verbraucher mit Verstopfungen<br />
stellt, ist die nach der Wirksamkeit eines<br />
Abführmittels. Die Antwort auf<br />
diese Frage entscheidet darüber, ob ein<br />
bestimmtes Präparat wieder verwendet<br />
wird oder nicht. In den beiden<br />
Studien wurde die Wirksamkeit von<br />
den Patienten am Ende des vierwöchigen<br />
Behandlungszeitraums beurteilt –<br />
das Ergebnis war überaus positiv und<br />
bestätigt, warum Verbraucher sich<br />
weltweit auf dulcolax® verlassen:<br />
• 79,5 % der mit Bisacodyl behandelten<br />
Patienten bewerteten die Wirksamkeit<br />
des Präparats als gut oder<br />
zufriedenstellend.<br />
• 87,7 % der mit Natriumpicosulfat behandelten<br />
Patienten bewerteten die<br />
Wirksamkeit des Präparats als gut<br />
oder zufriedenstellend.<br />
Lebensqualität der mit dulcolax® behandelten Patienten<br />
Anteil der Patienten in % Anteil der Patienten in %<br />
0<br />
0<br />
Gut Zufriedenstellend Nicht<br />
Schlecht Gut Zufriedenstellend Nicht<br />
Schlecht<br />
zufriedenstellend<br />
zufriedenstellend<br />
Placebo Natriumpicosulfat Placebo Bisacodyl<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
• Der Vergleich der Behandlungsgruppen<br />
ergab statistisch signifi kante Unterschiede<br />
zugunsten von dulcolax®.<br />
Eine Grundlage für weiteres Wachstum<br />
Die Studie zu Natriumpicosulfat wurde<br />
2010 im American Journal of Gastroenterology<br />
veröffentlicht. Die Ergebnisse<br />
beider Studien wurden auch auf führenden<br />
wissenschaftlichen Veranstaltungen<br />
auf dem Gebiet der Gastroenterologie in<br />
Europa (UEGW) und Nordamerika (Digestive<br />
Disease Week) vorgestellt.<br />
Die beiden Studien bestätigen erneut<br />
die führende Stellung von dulcolax®<br />
nicht nur im Markt der Abführmittel,<br />
sondern auch im wissenschaftlichen<br />
Umfeld. Dies wird den herausragenden<br />
wissenschaftlichen Ruf, den <strong>Boehringer</strong><br />
<strong>Ingelheim</strong> bei Ärzten, Apothekern<br />
und Verbrauchern weltweit genießt,<br />
weiter ausbauen.<br />
[Gastroenterology 2010, 138 (5): 228;<br />
Am J Gastroenterol 105 (4), 897-903<br />
(2010)].<br />
Innovation durch modernste Studien <strong>125</strong>
unsere geschäfte Biopharmazeutika<br />
Biopharmazeutika<br />
Innovationen tragen zu unserem Erfolg bei und sichern unsere<br />
Technologieführerschaft in der biopharmazeutischen Entwicklung<br />
und Produktion, sowohl bei unseren eigenen Forschungsprojekten<br />
als auch im Industriekundengeschäft mit externen Kunden.<br />
126 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010
Wer ist TIM? Was bedeutet Innovation<br />
im Bereich Biopharmazeutika?<br />
Unser Ziel ist die Eröffnung neuer Horizonte für <strong>Gesundheit</strong> und Heilung. Dazu setzen wir<br />
auf innovative Wirkmechanismen, die Verbesserung bestehender Produkte oder neue Herangehensweisen<br />
an bekannte Fragen und Aufgaben.<br />
„Innovation in der Technologie<br />
bedeutet die Umsetzung<br />
von Ideen in wirtschaftlich<br />
nutzbare Chancen.“<br />
dr. wolfgang buchinger,<br />
technology innovation<br />
manager, wien, österreich<br />
Worin besteht die Hauptaufgabe eines Technologie-<br />
und Innovationsmanagers?<br />
dr. buchinger: „Unsere Rolle als Innovationsmanager<br />
ist äußerst vielseitig. Als Technologie-<br />
Scout sind wir ständig auf der Suche nach attraktiven<br />
Innovationen zur Ergänzung unserer<br />
eigenen Technologien. Intern fungieren wir als<br />
Förderer und Unterstützer unserer Wissenschaftler,<br />
welche die ideale Quelle für kreative Ideen und<br />
Innovationen für unser Biopharmazeutika-Geschäft<br />
sind. Hierzu gehört die Hilfestellung für die Wissenschaftler<br />
beim Management des Technologieportfolios,<br />
so dass die optimale wissenschaftliche<br />
und technische Qualität des Programms sichergestellt<br />
ist. Des Weiteren leisten wir im Rahmen der<br />
Dienstleistungen für unsere Kunden Unterstützung<br />
bei der Entwicklung von Strategien und der<br />
aktiven Einführung von neuen Technologien.<br />
Und wir sind auch für die Übersetzung der übergeordneten<br />
Technologiestrategie in einen operativen<br />
Umsetzungsplan zusammen mit den Wissenschaftlern<br />
zuständig.“<br />
Wer sind Ihre Kunden im Bereich Biopharmazeutika?<br />
dr. jung: „Unsere Kunden sind sowohl unsere<br />
internen Kollegen aus der Forschung und Entwicklung<br />
als auch externe Kunden aus dem Auftragsgeschäft.<br />
Für alle unsere Kunden entwickeln<br />
und übertragen wir Prozesse für das<br />
gesamte, breite Feld der biopharmazeutischen Substanzen<br />
– von kleinen Protein-Scaffolds zu großen<br />
Antikörpern – und decken dabei alle klinischen<br />
Phasen von der frühen Entwicklung bis zu Phase<br />
II/III und zur Belieferung des Markts ab. Unser<br />
Innovationsprogramm zielt im Wesentlichen auf<br />
produkt- und prozessbezogene Verbesserungen ab.<br />
Auf diese Weise können wir allen unseren Kunden<br />
einzigartige innovative Services anbieten.“<br />
Was sind die größten Erfolge des<br />
Technologie- und Innovationsprogramms?<br />
dr. jung: „Die Herstellung eines Biopharmazeutikums<br />
– von der DNA bis zum fertigen Produkt<br />
– deckt eine ganze Wertschöpfungskette<br />
ab. Entlang dieser Kette gibt es zahlreiche Ausgangspunkte<br />
für Innovationen, darunter die Verbesserung<br />
der Produktivität, kürzere Entwicklungszeiten,<br />
robustere Prozesse sowie hohe<br />
Produktstabilität während der Lagerung.<br />
Zu unseren jüngsten Erfolgen zählen molekulare<br />
und zelluläre Verbesserungen unserer Zellkultur-<br />
Die DNA als Träger<br />
der genetischen<br />
Information kodiert<br />
auch biopharmazeutische<br />
Medikamente<br />
wie monoklonale<br />
Antikörper oder<br />
rekombinante<br />
P roteine.<br />
Biopharmazeutika<br />
127
unsere geschäfte Biopharmazeutika<br />
„Innovation in der Technologie<br />
bedeutet, Nutzen für den<br />
Kunden zu erzielen.“<br />
dr. alexander jung,<br />
technology innovation<br />
manager, biberach, deutschland<br />
Plattform bi-hex® wie auch unsere integrierte<br />
schlanke Downstream-Plattform bi-purex®.<br />
Dank dieser Innovationen können Titer von bis<br />
zu 8 g/L und eine Ausbeute von über 90 % nach<br />
der Aufreinigung erzielt werden.<br />
Zusammen mit der ausgezeichneten Prozessqualitätskontrolle<br />
führen diese Innovationen zu einer<br />
sehr hohen Erfolgsquote und Produktqualität bei<br />
der Entwicklung und der Bereitstellung von<br />
Material für klinische Studien.“<br />
dr. buchinger: „Für mikrobielle Expressionssysteme<br />
wurden diverse hoch leistungsfähige<br />
Plattformtechnologien und eine vielseitige Entwicklungs-Toolbox<br />
geschaffen, um auch in einem<br />
schwierigen Marktumfeld nachhaltig erfolgreich<br />
E. coli -Mikroorganismen<br />
können für die<br />
Produktion von nicht<br />
glykosilierten Biopharmaka<br />
verwendet<br />
werden.<br />
128 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010<br />
Bild: © DR LINDA STANNARD,<br />
UCT/ SPL / Agentur Focus<br />
zu sein. Neben der eigenen, internen Entwicklung<br />
setzen wir auch auf die wissenschaftliche Kooperation<br />
mit Hochschulen und anderen externen<br />
Partnern sowie auf Einlizenzierungen, um Technologien<br />
zu verbessern, Innovationen voranzutreiben<br />
und unseren Kunden Wettbewerbsvorteile<br />
zu verschaffen.<br />
Zu den verfügbaren Technologien zählen beispielsweise<br />
Hochtiterprozesse in E. coli mit<br />
überdurchschnittlich hohen Fermentationsausbeuten<br />
von bis zu 20 g/L. Unsere Rückfaltungs-<br />
Plattform ermöglicht die Produktion diverser<br />
Scaffold-Moleküle als Einschlusskörper in<br />
E. coli mit ausgezeichneten Ausbeuten.<br />
Neben diesen Prozessinnovationen haben wir Produkttechnologien<br />
entwickelt, welche die Halbwertszeit<br />
der Scaffold-Moleküle verbessern und<br />
sie für die Verabreichung an den Patienten leichter<br />
dosierbar machen. Das breite Spektrum der Technologien<br />
deckt PEGylierung, HESylierung und<br />
HSA-Bindungen ab.<br />
Zur effi zienten Aufreinigung großer Proteinmengen<br />
haben wir eine großvolumige Proteinkristallisation<br />
mit einem systematischen Entwicklungsansatz<br />
sowohl für Zellkultur- als auch mikrobielle<br />
Technologien geschaffen.“<br />
Wie gelingt es Ihnen, kontinuierlich<br />
Innovationen hervorzubringen?<br />
dr. jung: „Wir haben einen fortlaufenden<br />
Technologie-Innovationsprozess eingeführt, der<br />
unsere internen Technologiebedürfnisse ermittelt.<br />
Der Prozess umfasst die Priorisierung der<br />
unterschiedlichen internen Ziele, den Leistungsvergleich<br />
mit bestehenden externen Technologien<br />
und ihrem Wertschöpfungspotenzial sowie<br />
die sorgfältige Prüfung von ausgewählten Technologien<br />
im Hinblick auf ihre Umsetzbarkeit in<br />
routinemäßigen Entwicklungs- und Produktionsprozessen.
Kristalle von rekombinantem Interferon gamma<br />
Zusammen mit unserer Funktion Competitive<br />
Intelligence beobachten wir laufend den Markt,<br />
um Technologietrends und künftige Kundenbedürfnisse<br />
frühzeitig erkennen zu können. Mit<br />
diesem Ansatz gelingt es uns, unseren Kunden<br />
modernste Technologien zu bieten.“<br />
dr. buchinger: „Unter den zahlreichen internen<br />
und externen Ideen und Möglichkeiten kommt<br />
den Technologien, die zur Erfüllung dieses Ziels<br />
beitragen können, die höchste Priorität innerhalb<br />
unseres Innovationsprogramms zu. Zu diesen Innovationen<br />
gehören sowohl Lösungen für kurzfristige<br />
Entwicklungsprojekte wie auch Ideen für langfristige<br />
Technologiestrategien. Die Innovationsmanager<br />
an den Produktionsstandorten spielen hier eine<br />
wichtige Rolle, um die Anbindung der Technologieentwicklung<br />
an die strategischen Ziele und den<br />
wirtschaftlichen Nutzen sicherzustellen.“<br />
Wie wird der zukünftige Service in der<br />
biopharmazeutischen Produktion aussehen?<br />
dr. jung: „Da wir in einer Wettbewerbssituation<br />
stehen und der Biopharmazeutika-Markt<br />
weiterhin stark wächst, kommt es darauf an,<br />
all unseren Kunden einzigartige Vorteile bieten<br />
zu können.<br />
Über die Qualität und die bereits erwähnten Prozesstechnologien<br />
hinaus halte ich es auch für<br />
wichtig, ein USP, ein Alleinstellungsmerkmal, zu<br />
haben, das unseren Kunden Zugang zu Produktverbesserungen<br />
durch die Weiterentwicklung des<br />
Produktionsprozesses bietet. Hier geht es um<br />
Technologien, die auf wichtige Aspekte und Eigenschaften<br />
von Molekülen im medizinischen<br />
Anwendungsprofi l abzielen, wie z. B. Halbwertszeit,<br />
Immunogenität, Aggregation, aber auch<br />
Wirkmechanismen wie komplement abhängige<br />
Zytotoxizität (CDC) oder antikörperabhängige<br />
zellvermittelte Zytotoxizität (ADCC) für spezielle<br />
medizinische Anwendungen. Die Fähigkeit, diese<br />
Technologien anbieten zu können, ist für einen<br />
Hersteller ganz entscheidend, da sie dem Kundenprojekt<br />
einen Mehrwert bietet und einen<br />
Beitrag zum Erfolg der klinischen Entwicklung<br />
leistet. Eine niedrigere Ausfallrate steigert somit<br />
die Wahrscheinlichkeit eines Marktprodukts für<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong>.“<br />
dr. buchinger: „Außerdem sind kurze Zeiten<br />
für die Prozessentwicklung und eine entsprechend<br />
geringe Time-to-Clinic ebenfalls von<br />
großer Bedeutung, um im Auftragsgeschäft<br />
wettbewerbsfähig zu bleiben.“<br />
Mehr zum Thema<br />
Proteinkristallisation:<br />
Seite 132<br />
Biopharmazeutika 129
unsere geschäfte Biopharmazeutika<br />
Orchestrierung von Innovation<br />
Neue Expressionssysteme und jüngste Verbesserungen der aktuellen<br />
Systeme besitzen das Potenzial, die biopharmazeutische Industrie<br />
zu revolutionieren. Die niedrigeren Kosten und die Effizienz der<br />
neueren Expressionssysteme treiben diesen Wandel voran.<br />
Ovarialzellen des chinesischen Hamsters<br />
130 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010<br />
Als Innovationsträger entwickelt<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> fortlaufend neue<br />
Technologien, um seinen Kunden einen<br />
Wettbewerbsvorteil zu verschaffen.<br />
Die hohe Nachfrage nach Biopharmazeutika<br />
hat zur Entwicklung von großtechnischen<br />
Herstellungsverfahren<br />
und von Technologien zur Produktivitätssteigerung<br />
in der Herstellung geführt.<br />
Eine Methode zur Verbesserung<br />
der Produktivität ist die Generierung<br />
von Hochexpressions-Zelllinien.<br />
BI-HEX® – Ihr bester Treffer<br />
Für die industrielle Produktion von<br />
Biopharmazeutika wie z. B. monoklonalen<br />
Antikörpern oder rekombinanten<br />
Proteinen ermöglicht das<br />
geschützte Hochexpressionssystem<br />
BI-HEX® von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />
die beschleunigte Entwicklung von<br />
Prozessen mit hohen Titern und aus-<br />
gezeichneter Produktqualität für die<br />
Herstellung von Biopharmazeutika<br />
aus CHO-Zellen (Ovarialzellen des<br />
chinesischen Hamsters). Die BI-HEX®-<br />
Plattform erfüllt sowohl die Forderungen<br />
nach einer kurzen Time-to-<br />
Clinic und bietet Skalierbarkeit für<br />
die spätere großtechnische Produktion.<br />
Die Plattform deckt alle wichtigen<br />
Eigenschaften ab, darunter Prozessleistung,<br />
Produktqualität, Sicherheit<br />
und Vergleichbarkeit. <strong>Boehringer</strong><br />
<strong>Ingelheim</strong> hat zudem das CHO-<br />
Wirtszellen- Portfolio innerhalb der<br />
BI-HEX®-Plattform erweitert. Damit<br />
erhalten unsere Kunden die Möglichkeit,<br />
zwischen unterschiedlichen<br />
Glykoprofilen zu wählen und ihre<br />
Auswahl auf ihr jeweiliges Produkt<br />
abzustimmen. Diese Vielzahl unterschiedlicher<br />
CHO-Zelllinien ist ausreichend,<br />
um die geforderten Glykoprofile<br />
und die gewünschte Qualität<br />
zu erreichen, besonders bei Prozessen<br />
der zweiten Generation.<br />
Eine Strategie zur weiteren Verbesserung<br />
von Produktivität, Zellwachstum,<br />
Produktqualität oder Zellstabilität<br />
ist die Zelllinienentwicklung. Da<br />
die meisten biopharmazeutischen<br />
Produkte Proteine sind, die aus den<br />
Zellen sekretiert werden, ist der dabei<br />
von der Produktionszelllinie verwen-
dete Sekretions- bzw. Transportmechanismus<br />
ein wichtiger Ansatzpunkt<br />
für neue Zellentwicklungsstrategien.<br />
Bei conCERT handelt es sich um<br />
eine innovative, genetisch optimierte<br />
BI-HEX®-CHO-Zelllinie, die das<br />
CERamid-Transportprotein (CERT)<br />
überexprimiert.<br />
CERT ist ein Lipid-Transportprotein,<br />
das gleichzeitig den Lipid- und den<br />
Proteintransport erleichtert. Die<br />
conCERT-Zelllinien weisen verbesserte<br />
Sekretionseigenschaften auf. Sie<br />
sind daher die idealen Wirtszelllinien<br />
für die Produktion von rekombinanten<br />
Proteinen, da sie sich durch eine<br />
Der Schlüssel zur conCERT-Technologie<br />
• Das menschliche CERamid-Transportprotein (CERT) ist ein<br />
zytoplasmatisches Transportprotein, das einzelne Lipidmoleküle<br />
aus dem endoplasmatischen Retikulum über den Golgi-<br />
Apparat zur Plasmamembran transportiert.<br />
• CERT ist auch ein Substrat der Proteinkinase D, eines bekannten<br />
Regulators der Proteinsekretion. Dank dieser Eigenschaften erleichtert<br />
CERT gleichzeitig den Lipid- und den Proteintransport.<br />
optimierte Sekretionsfähigkeit sowie<br />
gute Wachstumseigenschaften auszeichnen.<br />
Durch die optimierte Sekretion<br />
rekombinanter Proteine aus conCERT-<br />
Zellen lassen sich in biopharmazeutischen<br />
Produktionsprozessen bis zu<br />
100 % höhere Produkt-titer erzielen<br />
(je nach Produktmolekül). Somit sinken<br />
die Kosten für die Herstellung von<br />
Material für klinische Studien oder für<br />
den Markt. conCERT macht die Produktion<br />
somit wirtschaftlicher und<br />
beschleunigt die Medikamentenentwicklung<br />
durch schnelle Bereitstellung<br />
von ausreichenden Mengen an<br />
Material für präklinische Studien.<br />
CERT befördert Lipide<br />
und erleichtert den<br />
sekretorischen<br />
Transport.<br />
er<br />
cert<br />
golgi<br />
Orchestrierung von Innovation 131
unsere geschäfte Biopharmazeutika<br />
Proteinkristallisation<br />
Die Mikrokristallisation von Proteinen ist eine häufi g verwendete Methode<br />
zur Strukturbestimmung. Die präparative Kristallisation kann<br />
eine Alternative zu kostenintensiven Unit Operations darstellen.<br />
Zwei Jahrzehnte intensiver Entwicklungsarbeit<br />
an neuen Expressionssystemen<br />
für Säugetierzellen und Mikroorganismen<br />
haben zu einer deutlichen<br />
Erhöhung der Fermentationstiter in<br />
der biopharmazeutischen Produktion<br />
von Proteinen geführt (über 20 g/L in<br />
Mikroorganismen und über 4 g/L in<br />
Säugetierzellkulturen). Allerdings ist<br />
die dynamische Bindefähigkeit von<br />
Chromatografi e-Materialien oft begrenzt<br />
und es sind sehr große Chromatografi<br />
e-Säulen erforderlich, um die<br />
großen Mengen an Zielproteinen aufzureinigen.<br />
Gefragt sind daher neue<br />
Methoden für eine kostengünstige<br />
Aufreinigung. Dazu gehören nachge-<br />
Kristallisation von Proteinen<br />
Screening auf Kristallisationsbedingungen<br />
Unterschiedliche<br />
Kristalle<br />
schaltete Verarbeitungsschritte, welche<br />
die hohen Fermentationstiter bewältigen<br />
und der steigenden Marktnachfrage<br />
nach biopharmazeutischen Proteinen<br />
gerecht werden können.<br />
Die präparative Kristallisation von<br />
biopharmazeutischen Proteinen hat<br />
das Potenzial, die Engpässe in großtechnischen<br />
Aufreinigungs-Prozessen<br />
zu beseitigen, und kann eine Alternative<br />
zu kostenintensiven Verfahren<br />
wie z. B. der Flüssigkeitschromatografi<br />
e darstellen.<br />
Da es allgemein nur wenig Wissen<br />
über Kristallisationsprozesse im<br />
Während die Strukturanalyse hoch brechende Einkristalle erfordert, sind die Ziele für<br />
Bulk-Kristallisationsprozesse anders gesteckt: Skalierbarkeit auf <strong>mehr</strong>ere Tausend Liter,<br />
schnelle Wachstumskinetik, preisgünstige und pharmazeutisch akzeptable Substanzen<br />
sowie hohe Rückgewinnungsquoten sind die wichtigsten Anforderungen an effiziente<br />
Bulk-Kristallisationsprozesse.<br />
132 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010<br />
Interaktionen<br />
verstehen/Röntgen<br />
Aufreinigung/<br />
Formulierung<br />
Bild: Kristalle eines monoklonalen Antikörpers<br />
Multikilogramm-Maßstab gibt, hat<br />
die Process-Science-Abteilung von<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> erhebliche<br />
Anstrengungen unternommen, um<br />
diesem Mangel an Wissen entgegenzuwirken.<br />
Vor diesem Hintergrund<br />
wurde ein sehr effi zienter, systematischer<br />
Entwicklungsansatz für Bulk-<br />
Kristallisationsprozesse geschaffen,<br />
der für eine Vielzahl von Proteinen in<br />
der Praxis getestet worden ist.<br />
Erfolgreicher Scale-up<br />
Bislang wurde unter Verwendung<br />
dieses systematisch und praktisch erprobten<br />
Ansatzes eine Vielzahl von<br />
biopharmazeutischen Proteinen, wie<br />
z. B. Single-Chain-Antikörperfragmente,<br />
Wachstumsfaktoren und Interferone,<br />
erfolgreich aus Zwischenstufen,<br />
insbesondere aus rohem<br />
Homogenat, kristallisiert und eine<br />
sehr hohe Reinheit der Produkte erzielt.<br />
Ausbeuten im Bereich von 95 % –<br />
bei höchster Qualität und Prozessrobustheit<br />
– lassen sich selbst aus<br />
direkten Zell-Lysaten erzielen. In unserer<br />
Produktionsanlage in Wien haben<br />
wir ein erfolgreiches Scale-up dieses<br />
Prozesses auf bis zu <strong>mehr</strong>ere<br />
Kilogramm pro Batch durchgeführt.<br />
Diese Entwicklung ermöglicht die Ein-
führung von Downstream-Prozessen,<br />
in denen diverse zeit- und kostenintensive<br />
Chromatografi e-Schritte durch<br />
Kristallisation ersetzt werden können.<br />
Kristallisation von monoklonalen<br />
Antikörpern<br />
In unserer Anlage zur biopharmazeutischen<br />
Produktion in Säugetierzellen<br />
in Biberach, Deutschland, arbeitet die<br />
Abteilung Downstream Development<br />
intensiv an der Kristallisation von<br />
Antikörpern, welche große, komplexe<br />
Moleküle sind. Obwohl die Kristallisation<br />
von vollständigen monoklonalen<br />
Antikörpern (full-length mAbs) seit<br />
drei Jahrzehnten mit großem Interesse<br />
angegangen wird, konnten bislang nur<br />
sehr wenige intakte mAbs kristallisiert<br />
werden. <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> konnte<br />
einen IgG-Antikörper mit einer Ausbeute<br />
von 98 % unter optimierten Bedingungen<br />
kristallisieren, ohne dass<br />
es zu einem messbaren Verlust der<br />
Bild: Kristalle von Scaffold-Proteinen<br />
Bindungsaktivität des wieder gelösten<br />
Antikörpers kam. Die Kristallisation<br />
ist somit ein innovatives Verfahren,<br />
um Biopharmazeutika während der<br />
Downstream-Prozesse schnell und<br />
wirtschaftlich aufzureinigen.<br />
Darüber hinaus hat die Proteinkristallisation<br />
das Potenzial, eine neue wirtschaftliche<br />
Methode für die stabile<br />
Formulierung und Lagerung von Biopharmazeutika<br />
zu werden. Die Kristallisation<br />
von makromolekularen<br />
Pharmazeutika kann bedeutende Vorteile<br />
bieten, darunter hohe Stabilität,<br />
Aktivitätskontrolle und hohe Dosen<br />
am gewünschten Wirkort, was besonders<br />
für mAb-Therapien und rekombinante<br />
Proteine sehr attraktiv ist.<br />
[ ziele ]<br />
• Bewertung der Kristallisation als<br />
wirtschaftlicher Aufreinigungsschritt<br />
im Downstream Processing<br />
• Bewertung der Kristallisation als<br />
wirtschaftlicher und stabiler Formulierungs-<br />
und Lagerungsschritt<br />
• Kokristallisation von mAbs mit unterschiedlichen<br />
Rezeptoren, um die<br />
Interaktionen der Proteine besser<br />
verstehen zu können<br />
• Neue Ideen zur Verbesserung der<br />
Interaktionen zwischen IgG und<br />
Rezeptoren<br />
Proteinkristallisation<br />
133
unsere geschäfte Biopharmazeutika<br />
Produktionsplattform für Affi nity<br />
Scaffolds in Mikroorganismen<br />
Plattformtechnologien spielen in der Process Science eine wichtige<br />
Rolle, um die Entwicklung von wirtschaftlich tragfähigen Produktionsprozessen<br />
auf schnelle und kostengünstige Weise zu erleichtern.<br />
134 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010<br />
Antikörper von morgen<br />
In den letzten <strong>Jahre</strong>n haben zahlreiche<br />
Unternehmen ihre eigene Affinity-<br />
Scaffold-Plattform entwickelt und versuchen<br />
nun, diese in klinischen Studien<br />
zu validieren. Affinity Scaffolds<br />
stellen eine vielversprechende neue<br />
Klasse von Liganden-bindenden Proteinen<br />
dar. Sie werden entweder aus Antikörpern<br />
oder anderen menschlichen<br />
Proteinen abgeleitet, die variable Regio<br />
nen auf einem konservierten Framework<br />
bieten.<br />
Die Vorteile dieser neuen Proteintherapeutika,<br />
die wesentlich kleiner als<br />
vollständige monoklonale Antikörper<br />
sind, sind ihre Stabilität, die hohe Gewebegängigkeit,<br />
die hohe Affi nity- und<br />
Target-Selektivität sowie die individuelle<br />
Steuerung ihrer Serum-Halbwertszeit.<br />
Ihr fl exibles Format – die Scaffolds<br />
bzw. Gerüste können zwei- oder dreiwertige<br />
Dimere oder Trimere bilden –<br />
ermöglicht die Entwicklung neuer innovativer<br />
Medikamente.<br />
Anders als vollständige monoklonale<br />
Antikörper können viele der Affinity<br />
Scaffolds in Mikroorganismen hergestellt<br />
werden, da sie klein und<br />
stabil sind und keine Glykosylierung<br />
erfordern.<br />
Nanobodies®<br />
In den letzten <strong>Jahre</strong>n hat <strong>Boehringer</strong><br />
<strong>Ingelheim</strong> Regional Centre Vienna (RCV)<br />
eine Produktions-Toolbox für nanobodies®<br />
– aus cameliden Heavy-Chain-<br />
Antikörpern abgeleitete Scaffolds –<br />
entwickelt. Um das Angebot des<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> RCV als Auftragshersteller<br />
zu erweitern, wurde die<br />
Anwendung seiner E. coli-Produktionsplattform<br />
für zwei weitere Affi nity<br />
Scaffolds untersucht: Single-Chain-<br />
Antikörper (scFv), abgeleitet aus<br />
menschlichen monoklonalen Antikörpern,<br />
und anticalin®e , Derivate von<br />
natürlichen Lipocalinen.<br />
Single-Chain-Antikörper<br />
Single-Chain-Antikörper sind die Verbindung<br />
der variablen leichten (light<br />
chain – LC) und der variablen schweren<br />
Kette (heavy chain – HC) eines menschlichen<br />
monoklonalen Antikörpers. Die<br />
beiden Ketten sind durch einen Peptid-Linker<br />
miteinander verbunden<br />
und können auf zwei unterschiedliche<br />
Arten angeordnet sein: HC-Linker-LC<br />
oder LC-Linker-HC. Wir haben den<br />
Einfl uss beider Faktoren – der Anordnung<br />
der Ketten sowie der Art des Linker-<br />
Peptids – auf den Fermentationstiter, die<br />
Qualität der Einschlusskörper und die<br />
Rückfaltungsausbeute untersucht.
Dreidimensionale nanobody®-Struktur<br />
Somit vereint unsere Plattform für die<br />
Produktion von scFv Produktionsund<br />
Produkteigenschaften. ScFv können<br />
jetzt in E. coli als unlösliche Einschlusskörper<br />
(insoluble inclusion<br />
bodies – IBs) mit hohen Titern von<br />
8–10 g/L und nach kurzen Kultivierungszeiten<br />
von weniger als 32 Stunden<br />
exprimiert werden. Der Herstellungsprozess<br />
von scFv beinhaltet<br />
zudem einen sehr effi zienten Aufreinigungsschritt,<br />
indem die IBs, die das gewünschte<br />
Protein bereits in einer Reinheit<br />
von über 70 % enthalten, einfach<br />
gewaschen werden. Rückfaltungsausbeuten<br />
zwischen 60 und 80 % ermöglichen<br />
somit einen effizienten Produktionsprozess.<br />
Anticalin ®e<br />
Für anticalin®e haben wir einen<br />
grundlegenden Produktionsprozess in<br />
weniger als vier Monaten entwickelt<br />
und dabei unsere E. coli -Produktionsplattform<br />
angewandt.<br />
anticalin®e wurden in löslicher Form<br />
in E. coli mit hohen Titern (~ 10 g/L)<br />
exprimiert, ohne dass eine Rückfaltung<br />
erforderlich war. Daher konnte<br />
ein einfacher Aufreinigungsprozess,<br />
bestehend aus einem effektiven Schritt<br />
zur Entfernung von Endotoxinen und<br />
DNA und nur zwei Chromatografi e-<br />
Schritten, zur Anwendung kommen.<br />
Ausgehend von der cDNA eines<br />
anticalin® konnten innerhalb von<br />
vier Monaten ca. 100 mg anticalin®<br />
gewonnen werden, die alle Qualitätskriterien<br />
erfüllen.<br />
Produktionsplattform<br />
135
unsere geschäfte Operations<br />
Operations<br />
Der Geschäftsbereich Operations von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> gewährleistet<br />
die zuverlässige Bereitstellung hochwertiger fortschrittlicher<br />
Zwischenprodukte, Wirkstoffe (APIs) und pharmazeutischer<br />
Endprodukte - sowohl für interne als auch alle externen Kunden.<br />
136 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010
Hohe Qualität und hohe<br />
Lieferbereitschaft zu wettbewerbsfähigen<br />
Kosten<br />
Die globalen Bereiche Launch & Strategic Products (LSP) und Established<br />
Products (ESP) stellen zwei wichtige Eckpfeiler bei der Produktion<br />
im Geschäftsbereich Operations von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> dar. Vervollständigt<br />
werden sie bereichsübergreifend durch konzernweites<br />
Qualitäts- und Supply-Chain-Management.<br />
Launch & Strategic Products (LSP) setzt<br />
den Fokus auf Launch Excellence durch<br />
die Einführung stabiler analytischer,<br />
chemischer und pharmazeutischer Prozesse.<br />
LSP organisiert die Produkteinführung<br />
auf den Märkten und stellt die<br />
durchgängige Bereitstellung eines Produkts<br />
zu Beginn seines Lebenszyklus<br />
sicher. Sobald die Produkteinführung<br />
abgeschlossen ist und sich das Produkt<br />
auf dem Markt etabliert hat, übernimmt<br />
das Established-Products-Netzwerk die<br />
Verantwortung.<br />
Entwicklung Industrialisierung Produkteinführung Routine Lebenszyklusphasen<br />
LSP<br />
Established Products (ESP) ist für das<br />
interne und externe Produktionsnetzwerk<br />
verantwortlich und gewährleistet<br />
für bereits eingeführte und etablierte<br />
Produkte, die kosteneffektive<br />
Prozesse und Life-Cycle-Management<br />
benötigen, eine reibungslose und stabile<br />
Marktversorgung.<br />
Beide Bereiche stellen ihre Dienste<br />
internen und externen Kunden zur<br />
Verfügung, die sowohl von der Produkteinführungsbilanz<br />
als auch der<br />
Operations: gemeinsame Verantwortung von LSP und ESP während des gesamten Lebenszyklus des Produkts<br />
LSP<br />
LSP<br />
ESP-Standorte<br />
ESP/Auftragshersteller<br />
innovativen Technologie und den<br />
Ideen von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> sowie<br />
natürlich von der Schwerpunktsetzung<br />
auf Kosteneffektivität profitieren.<br />
Operations<br />
Produktzuordnung<br />
137
unser geschäft<br />
Zusammenspiel von Produktion<br />
und Logistik<br />
[ chemische produktion ]<br />
Zwischenstoffe<br />
Operations<br />
Von der Produktion der Grundstoffe bis zur Auslieferung an den Patienten erfordert jedes neue Medikament, das<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> auf den Markt bringt, zunächst jahrelange Anstrengungen seitens unserer Mitar beiter sowie<br />
umfangreiche Investitionen. Im Zusammenhang mit der Einführung neuer Medikamente sind andere Herausforderungen<br />
als in der Routineproduktion zu bewältigen. Unabhängig davon müssen Produktionstechnologie und Logistik<br />
– Bereiche, in denen rund um den Globus Hunderte von Mitarbeitern tätig sind – reibungslos ineinandergreifen.<br />
LSP – verantwortlich für Neueinführungen<br />
Jedes neue Produkt erfordert auch neue Produktionsprozesse.<br />
Launch & Strategic Products (LSP)<br />
verantwortet weltweit die Entwicklung robuster<br />
wirtschaftlicher Prozesse für die Einführung<br />
neuer Produkte. Die Dienstleistungen von LSP<br />
bilden die Brücke zwischen den Innovationen im<br />
Kleinmaßstab und den lokalen Marktanforderungen<br />
und stellen letztlich sicher, dass die<br />
neuen Medikamente in den benötigten Mengen<br />
hergestellt werden können. Die zuverlässige Versorgung<br />
des gesamten Weltmarkts mit einem Medikament<br />
unterscheidet sich erheblich von der<br />
[ wirkstoff ]<br />
Kernsubstanzen<br />
Herstellung eines Arzneimittels unter experimentellen<br />
und Forschungsbedingungen. Daher<br />
beginnt die Zu sam menarbeit von Forschern und<br />
Prozessentwicklern bereits sehr früh.<br />
LSP-Mitarbeiter werden beispielsweise bereits<br />
dann in den Prozess eingebunden, wenn es um<br />
mögliche neue Rohstoffe geht. Sobald die Erfolgschancen<br />
eines Entwicklungsprojekts erkennbar<br />
sind, wird LSP involviert. Hierbei ist ein langer<br />
Vorlauf erforderlich, weil die internationale Vermarktung<br />
oft bereits wenige Tage nach Erteilung<br />
der Zulassung beginnt. Somit werden bereits<br />
Vom Rohstoff über das Produkt bis zum Patienten: unsere Wertschöpfungs- und Lieferkette<br />
138 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010<br />
[ pharmaproduktion ]<br />
Endprodukte
vorab erhebliche Investitionen getätigt: Die Produktionsanlagen<br />
werden gebaut, Personal wird<br />
eingestellt und das Erzeugnis und seine Verpackung<br />
werden vorproduziert. Jedes neue Produkt<br />
stellt das LSP-Team vor völlig neue Herausforderungen.<br />
Ein neuer Wirkstoff und geeignete Hilfsstoffe<br />
müssen in einem stabilen Prozess zusammengeführt<br />
werden. Je nach Darreichungsform<br />
(Sirup, Tabletten, Kapseln, Zäpfchen, Inhalatoren)<br />
sind die Anforderungen an die Produktion<br />
und damit an das Team unterschiedlich.<br />
ESP optimiert etablierte Produkte<br />
Neben lokalen Markteinführungen stellt Established<br />
Products (ESP) sicher, dass Produkte, die<br />
bereits auf dem Markt etabliert sind, auf Dauer<br />
effizient, in hoher Qualität und marktnah produziert<br />
werden können. Der komplette Herstellungsprozess<br />
wird erneut auf Effi zienz überprüft,<br />
ein wettbewerbsfähiger Standort ausgewählt.<br />
Jeder Schritt des Herstellungsprozesses und jedes<br />
Detail der Anlage müssen an den neuen Standort<br />
übertragen und dort den neuen lokalen Gegebenheiten<br />
angepasst werden. Diese können sich<br />
von den Bedingungen am Launch-Standort erheblich<br />
unterscheiden.<br />
[ supply-Chain-Management ]<br />
Transport und Distribution<br />
Ein Medikament sollte nach Möglichkeit dauerhaft<br />
in der Region produziert werden, in der es auch<br />
verkauft wird. Von der Übersetzung der Etiketten<br />
bis zum Transport profi tiert die gesamte Prozesskette<br />
von der Nähe des Markts.<br />
Logistikprozesse entscheiden über Zeitfaktor<br />
Forschungsorientierte Pharmaunternehmen wie<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> tätigen bis zur Markteinführung<br />
eines neuen Medikaments enorme Investitionen.<br />
Sobald ein neues Produkt die Zulassung<br />
erhalten hat, wird der Zeitfaktor zu einer<br />
entscheidenden Schlüsselgröße. Daher läuft die<br />
Logistik- und Vertriebsplanung bereits parallel<br />
zu den klinischen Studien an. Die Arzneimittel<br />
von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> werden in 138 Ländern<br />
vertrieben – entsprechend komplex sind die<br />
Anforderungen an die Logistik. Lange bevor ein<br />
neues Medikament die Zulassung erhält, erstellen<br />
unsere optimal koordi nierten Teams die Logistik-<br />
und Marketingpläne für die Markteinführung.<br />
Von der Lagerung von Halbfertigprodukten<br />
über den Einkauf von Blisterpackungen bis hin<br />
zum Bedrucken des Verpackungsmaterials – jeder<br />
Schritt wird detailliert und in <strong>mehr</strong>eren Varianten<br />
durchgegangen.<br />
[ marketing & vertrieb ]<br />
Key-Account-Management<br />
[ der patient ]<br />
Medikamente zum Wohle des Menschen<br />
Zusammenspiel von Produktion und Logistik<br />
139
unsere geschäfte Operations<br />
Launch & Strategic Products<br />
Die Markteinführung eines neuen Produkts erfordert bei allen Schritten<br />
des Produktionsprozesses neueste Technologien. Launch & Strategic<br />
Products (LSP) versorgt unsere globalen Kunden zuverlässig mit neuen<br />
und etablierten Produkten.<br />
Der globale Bereich LSP verfügt über<br />
Niederlassungen in den USA (Columbus,<br />
Ohio und Petersburg, Virginia), in Frankreich,<br />
Italien, Spanien und Deutschland<br />
sowie China. LSP ist gut positioniert, um<br />
die Nachfrage und Anforderungen eines<br />
globalen Markts decken zu können.<br />
Ziel ist die pünktliche Bereitstellung erstklassiger<br />
Produkte und Dienstleistungen<br />
für interne und externe Kunden zu wettbewerbsfähigen<br />
Konditionen.<br />
LSP umfasst wichtige Funktionen, z. B.<br />
Produkt- und Prozessentwicklung,<br />
Produktion, Qualitätskontrolle und<br />
-sicherung, Supply-Chain-Management<br />
sowie Operational Process Excellence,<br />
um so Innovationsfähigkeit in unser<br />
Tagesgeschäft einfl ießen zu lassen.<br />
„Mit durchdachter Szenarienplanung und unseren Erfahrungswerten<br />
aus verschiedenartigen Produkteinführungen konnten<br />
wir die schnelle Verfügbarkeit von Pradaxa® auf<br />
dem US-Markt sicherstellen. Dies ist auf einen<br />
innovativen Supply-Chain-Ansatz, bei dem die<br />
vorherigen Genehmigungen für risikoreiche<br />
Lieferungen berücksichtigt werden, zurückzuführen.“<br />
iris mann,<br />
launch manager pradaxa®,<br />
ingelheim, deutschland<br />
140 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010<br />
Übergang zur großtechnischen<br />
Produktion<br />
Im Geschäftsbereich Operations verfügt<br />
LSP mit seiner Einheit Global Function<br />
Launch über eine Schnittstelle zur Entwicklungsabteilung.<br />
Von dieser Einheit<br />
erhält LSP den neuen Wirkstoff (API)<br />
sowie die formulierten Medikamente<br />
von F&E, für die nun stabile und großvolumige<br />
chemische und pharmazeutische<br />
Produktionsprozesse eingerichtet<br />
werden müssen.<br />
Die Position an der Schnittstelle zwischen<br />
Wirkstoffentwicklung und Routineproduktion,<br />
das erworbene und wachsende<br />
technische Know-how und die Prozesskenntnisse,<br />
die bei jedem neuen Projekt<br />
gewonnen werden, ermöglichen es dem<br />
Global Function Launch Team, einen immer<br />
effektiveren und effi zienteren Beitrag<br />
zum zukünftigen Erfolg von <strong>Boehringer</strong><br />
<strong>Ingelheim</strong> zu leisten.<br />
Markteinführung von Pradaxa®<br />
Ein Beispiel für solche bereichsübergreifende<br />
Zusammenarbeit war die<br />
Markteinführung von pradaxa®<br />
(Dabigatranetexilat). Bereits ab dem<br />
Beginn der Entwicklungsphase arbeiteten<br />
die mit der Markteinführung betrauten<br />
Kollegen von Operations aktiv<br />
mit den F&E-Teams zusammen, welche
die Entwicklung des zukünftigen Medikaments<br />
pradaxa® und seine Überführung<br />
in das LSP-Produktionsnetzwerk<br />
vorantreiben.<br />
Ein wichtiges Highlight 2010 war<br />
die schnelle Markteinführung von<br />
pradaxa® in den USA innerhalb von<br />
sieben Tagen nach der Zulassung<br />
durch die US Food and Drug Administration<br />
(FDA). Für die Markteinführung<br />
eines in Europa hergestellten<br />
Produkts, das erstmals in den USA<br />
zugelassen wurde, setzte dies neue<br />
Maßstäbe. Die Bewältigung einer solchen<br />
länder- und erdteilübergreifenden<br />
Aufgabe war nur durch die enge<br />
und extrem flexible Zusammenarbeit<br />
der zuständigen LSP-Standorte in<br />
<strong>Ingelheim</strong> (Deutschland) und Columbus,<br />
Ohio (USA) möglich.<br />
Weitere erfolgreiche Markteinführungen<br />
Für mirapex er®, das die Marktzulassung<br />
in den USA erhalten hat, haben<br />
wir einen „Rapid Response Process“<br />
eingesetzt, in dessen Rahmen sämtliche<br />
kurzfristigen Änderungen zur Gewährleistung<br />
der rechtzeitigen Markteinführung<br />
aufgenommen wurden.<br />
Darüber hinaus fand für unser Produkt<br />
twynsta®, das die US-Zulassung 2009<br />
erhielt, im vergangenen Jahr die erfolgreiche<br />
Markteinführung statt, nachdem<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> die Zulassung<br />
auch für die EU erhalten hatte.<br />
Angesichts des intensiven internationalen<br />
Wettbewerbs nimmt die kosteneffi<br />
ziente Herstellung der Produkte einen<br />
immer höheren Stellenwert ein.<br />
Diese wichtige Aufgabe ist in die Prozessentwicklung<br />
der Unternehmens-<br />
„In der erfolgreichen Entwicklung effi zienter<br />
synthetischer Produktionswege stecken<br />
viele <strong>Jahre</strong> harter Arbeit. Selbstverständlich<br />
sind Teamwork und bereichsübergreifende<br />
Zusammenarbeit für unsere Produktionserfolge<br />
ausschlaggebend.“<br />
dr. frieder gnad,<br />
global function launch,<br />
ingelheim, deutschland<br />
gruppe eingebettet. Die <strong>mehr</strong>phasige<br />
Optimierung des Produktionsprozesses<br />
von pradaxa® stellt ein aussagekräftiges<br />
Beispiel für den Erfolg und<br />
das Engagement des Unternehmens in<br />
diesem Bereich dar, um wettbewerbsfähig<br />
zu bleiben.<br />
Innovationen im Geschäftsbereich<br />
Operations – Produktions-, Qualitätsund<br />
Regulatory Management<br />
Mithilfe der kontinuierlichen Optimierungsschritte<br />
der Prozessentwicklung<br />
werden neue Wirkstoffe und Medikamente<br />
für den endgültigen Transfer in<br />
die großtechnische Produktion vorbereitet.<br />
Diese Transfers umfassen häufi g<br />
einen Standortwechsel von der Entwicklungs-<br />
oder Einführungsniederlassung<br />
zu einem Produktionsstandort.<br />
Die damit verbundenen Maßnahmen<br />
und Tätigkeiten können äußerst komplex<br />
und anspruchsvoll sein. Ein<br />
Highlight 2010 war die Netzwerkausweitung<br />
der chemischen Produktionskapazität<br />
von pradaxa®. Die Niederlassung<br />
in Petersburg im US-Bundesstaat<br />
Virginia wurde für die Lieferung<br />
wesentlicher Mengen an Zwischenprodukten<br />
und Bulk-Wirkstoffen für<br />
Dabigatranetexilat-Molekül<br />
an einer aktiven Thrombin-<br />
Bindungsdomäne<br />
Launch & Strategic Products 141
unsere geschäfte Operations<br />
„Die Fließbettbeschichtung ist wesentlich effi zienter und effektiver als das Drum-<br />
Coating-Verfahren, das ursprünglich vorgesehen war. Dieses neue Verfahren stellt<br />
ei nen wichtigen Meilenstein für die pharmazeutische Produktion dar. Wir werden<br />
weiterhin, wo immer es möglich ist, Optimierungen durchführen und auch<br />
kleinste Verbesserungen vornehmen, ohne jedoch Kompromisse bei der<br />
Qualität unserer Prozesse einzugehen.“<br />
dr. guido radtke,<br />
leiter der prozessentwicklung pradaxa®,<br />
ingelheim, deutschland<br />
Das <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> FDA Audit-<br />
Team feiert die erfolgreiche Überprüfung<br />
durch die US-Behörde FDA.<br />
142 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010<br />
pradaxa® ausgewählt. Flexibilität,<br />
Reaktionsschnelligkeit und Teamarbeit<br />
zwischen den verschiedenen<br />
Funktionen und Standorten zeichnete<br />
die Überführung der Produktion von<br />
<strong>Ingelheim</strong> nach Petersburg aus. Ein<br />
modularer Ansatz über Mehrzweckanlagen<br />
schuf die erforderliche Flexibilität,<br />
wodurch ein schneller Volumen-<br />
Scale-up möglich war und gleichzeitig<br />
die Risiken in Zusammenhang mit der<br />
Konzentration auf einen einzelnen<br />
Standort verringert werden konnten.<br />
Neue Ideen und Technologien erforderlich<br />
Die Markteinführung eines neuen Pro-<br />
„Für die Mitglieder des Projektteams war es ganz klar,<br />
dass Dabigatran im gesamten Unternehmen Priorität hat.<br />
Dieses Projekt ist ein gutes Beispiel für die naht losen und<br />
abgestimmten Prozesse in unserem Produktionsnetzwerk.<br />
Es unterstreicht unsere Fähigkeit,<br />
kurzfristige wirkungsvolle Ergebnisse<br />
zu erzielen.“<br />
vonzella vincent,<br />
project teammitglied, petersburg, usa<br />
dukts zieht häufi g auch Investitionen<br />
in hochmoderne Anlagen oder neuartige<br />
Technologien nach sich. Den Mittelpunkt<br />
des Markteinführungs- und<br />
Produktionsstandorts <strong>Ingelheim</strong> bildet<br />
eine imposante neue Produktionsanlage<br />
für pharmazeutische Zwecke.<br />
Hier werden Pellets für die pradaxa®-<br />
Kapseln hergestellt. In einem Fließbettbeschichter<br />
wird der Wirkstoff auf<br />
die Pellets aufgebracht. Anschließend<br />
werden sie luftgetrocknet. Dieses einzigartige<br />
Herstellungsverfahren ist ein<br />
eigener, maßgeschneiderter Produktionsprozess<br />
für den oralen Thrombinhemmer<br />
pradaxa®.
Für die Markteinführung eines neuen<br />
Produkts ist Qualität in jedem Prozessschritt<br />
erforderlich.<br />
Die Früchte unserer Arbeit konnten wir<br />
während der Inspektion der US Food<br />
and Drug Administration (FDA) im letzten<br />
Jahr ernten. Eine erfolgreiche Inspektion<br />
vor der Zulassung durch die Behörden<br />
ist eine zwingende Voraussetzung<br />
für die Belieferung des US-Markts. Unsere<br />
beiden deutschen Standorte Biberach<br />
und <strong>Ingelheim</strong> wurden Anfang 2010 von<br />
der FDA inspiziert, um die Einhaltung<br />
der gesetzlichen Bestimmungen sowie<br />
der Current Good Manufacturing Practice<br />
(cGMP) für unsere Produktionsprozesse<br />
von pradaxa® zu prüfen. Das Ergebnis<br />
der Inspektion war sehr<br />
erfreulich: Die FDA verzeichnete keine<br />
Beanstandungen und der Inspektionsbericht<br />
wurde ohne Beobachtungen abgeschlossen.<br />
Die Prüfungsergebnisse haben<br />
wieder einmal die hohe Arbeitsqualität<br />
bei <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong>, unsere tiefgreifenden<br />
Kenntnisse der erforderlichen<br />
Prozesse und die Kompetenz und Erfahrung<br />
der Mitarbeiter unseres Operations-<br />
Netzwerks unterstrichen.<br />
Weitere Innovationen<br />
Bei <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> beschränken<br />
sich Innovationen nicht nur auf die<br />
Wirkstoff- und Medikamentenentwicklung.<br />
Unser Ziel ist es, innovative Technologien<br />
auf den Markt zu bringen. Ein<br />
Beispiel für derartige innovative Technologien<br />
ist unser respimat® Soft Inhaler.<br />
Der Präzisionsinhalator wird in<br />
Dortmund hergestellt, die Patrone und<br />
das Medikament zusammen mit dem<br />
LSP-Standort <strong>Ingelheim</strong>. Diese umweltfreundliche<br />
Technologie ist durch<br />
lang anhaltende, langsame Freigabe des<br />
Sprühnebels gekennzeichnet, wodurch<br />
der Patient das Produkt leicht aufnehmen<br />
kann. Für respimat® war das Jahr<br />
2010 sehr wichtig. spiriva® respimat®<br />
wurde in 15 zusätzlichen Ländern, einschließlich<br />
Japan und Spanien, auf den<br />
Markt gebracht. Um die Marktnachfrage<br />
prognostizieren und erfüllen zu<br />
können, wurden Investitionen in Höhe<br />
von ca. 70 Millionen Euro für eine zusätzliche,<br />
hochautomatische Produktionsanlage<br />
getätigt.<br />
[ respimat® ]<br />
70 Millionen Euro<br />
Investitionen zur Deckung der<br />
Marktnachfrage<br />
Von 10 auf 20 Millionen Stück<br />
Produktionskapazität verdoppelt<br />
+ 30 % Produktivitätssteigerung<br />
Produktionsstandort Dortmund von<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> MicroParts –<br />
Heimat der respimat®-Technologie<br />
Launch & Strategic Products<br />
143
unsere geschäfte Operations<br />
Established Products<br />
Die meisten Produkte aus dem Portfolio von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> (80 %)<br />
werden im globalen internen und externen Produktionsnetzwerk für Established<br />
Products (ESP) hergestellt, das in allen Regionen weltweit vertreten<br />
ist und über die Flexibilität verfügt, auf lokale Anforderungen zu reagieren.<br />
Etablierte Produkte<br />
(Produziert 80 % des Produktportfolios von<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong>)<br />
[ buscopan® ]<br />
Zur Therapie von krampfartigen<br />
Schmerzen<br />
[ viramune® ]<br />
Zur Kombinationstherapie<br />
der HIV/AIDS-Infektion<br />
[ dulcolax® ]<br />
Laxativum bei Darmträgheit<br />
und Verstopfung<br />
144 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010<br />
Unsere wichtigsten etablierten Produkte<br />
sind bei den verschreibungspfl ichtigen<br />
Arzneimitteln viramune® und mobic®<br />
und im Bereich Selbstmedikation die<br />
Marken dulcolax®, buscopan®, mucoangin®,<br />
mucosolvan®, bisolvon®,<br />
antistax® und pharmaton®. Dieses<br />
Produktportfolio basiert auf zahlreichen<br />
verschiedenen Technologien:<br />
Tabletten, Kapseln, flüssige Arzneiformen<br />
und Injektionslösungen.<br />
Globales Produktionsnetzwerk<br />
Ziel des ESP-Netzwerks ist es, durch<br />
die Bereitstellung innovativer und<br />
schneller Lösungen für neue Geschäftschancen<br />
Lieferant der ersten<br />
Wahl für global wettbewerbsfähige<br />
etablierte Produkte zu werden.<br />
Wir sehen es als unsere zentrale Aufgabe,<br />
über unser schlankes internes und<br />
externes Netzwerk, für die zuverlässige<br />
Auslieferung etablierter Produkte und<br />
die Erfüllung der Anforderungen unserer<br />
Geschäftspartner (PM, CHC, Tiergesundheit<br />
und auch Industriekunden) im<br />
Hinblick auf Qualität, Flexibilität und<br />
Geschwindigkeit zu sorgen.<br />
Der Schlüssel zu unserem Erfolg ist unser<br />
erstklassiges globales Produktionsnetzwerk,<br />
das in regionale Cluster strukturiert<br />
ist, um neben globalen Hubs, die alle<br />
Märkte versorgen können, auch speziellen<br />
Marktanforderungen nachzukommen.<br />
Mit Flexibilität, Kosteneffi zienz,<br />
Qualitätsfokus und stabilen Produktionsprozessen<br />
sind wir in der Lage, das richtige<br />
Produkt zum richtigen Zeitpunkt an<br />
den richtigen Ort zu liefern und gleichzeitig<br />
die Anforderungen an Qualität<br />
und Wettbewerbsfähigkeit zu erfüllen.<br />
Jeder ESP-Standort umfasst <strong>mehr</strong>ere<br />
wichtige Funktionen – Produktion,<br />
Engineering, Qualität, Supply-Chain-<br />
Management sowie Operational Process<br />
Excellence.<br />
Darüber hinaus wenden wir im gesamten<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong>-Beschaffungsnetzwerk<br />
stabile Strategien hinsichtlich Supply-Chain-<br />
und Risikomanagement an.<br />
Unser Ansatz Business Process Excellence<br />
beinhaltet nicht nur Operational<br />
Excellence, sondern geht Hand in Hand<br />
mit der weltweiten Einhaltung der erforderlichen<br />
Umwelt- und Sicherheitsstandards.
Wettbewerbsfähigkeit des Netzwerks<br />
und der Produkte<br />
Vermarktete Produkte werden während ihres Lebenszyklus kontinuierlich<br />
auf Kosten, Qualität und auf eine optimale Versorgungskette überprüft.<br />
Durch den leistungsorientierten Ansatz<br />
der international erfahrenen Beteiligten<br />
im ESP-Netzwerk und die<br />
globale Standortverteilung ist ESP in<br />
der Lage, auf hochdynamischen Märkten<br />
zu agieren.<br />
Wettbewerbsfähigkeit des Netzwerks<br />
In einer Welt mit äußerst schnellen<br />
Veränderungen der geschäftlichen und<br />
regulatorischen Umgebung ist es wesentlich,<br />
sich kontinuierlich zu verbessern<br />
und die Wettbewerbsfähigkeit der<br />
Produktionsstandorte von <strong>Boehringer</strong><br />
<strong>Ingelheim</strong> hinsichtlich Qualität, Lieferzuverlässigkeit<br />
und Kosten anzupassen.<br />
Die Network Competitiveness Unit erreicht<br />
diese Ziele durch:<br />
• kontinuierlichen Vergleich der Ergebnisse<br />
eines Standorts mit regionalen<br />
und internationalen Benchmarks<br />
• Festlegung, Einführung und Umsetzung<br />
von Optimierungsprogrammen<br />
mit einem ganzheitlichen Ansatz,<br />
der Managementsystem, operative<br />
Organisation sowie Mentalität und<br />
Verhalten umfasst<br />
• Festlegung spezifi scher Initiativen<br />
wie Product Transfer Excellence<br />
oder NBO-Projekte zusammen mit<br />
der Unternehmensleitung.<br />
Die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts<br />
wird durch die Wettbewerbsfähigkeit<br />
der Produkte ergänzt.<br />
Produktwettbewerbsfähigkeit<br />
Eine eindeutige Priorität beim Management<br />
etablierter Produkte ist die<br />
Wettbewerbsfähigkeit des Produktportfolios<br />
hinsichtlich Kosten. Bei<br />
ESP wurde daher eine Product Competitiveness<br />
Unit (PCU) geschaffen, die<br />
die kontinuierlichen Verbesserungen<br />
hinsichtlich der Kosten für das ESP-<br />
Produktportfolio und für die Wertschöpfungskette<br />
beaufsichtigt.<br />
• kontinuierliche Ausrichtung einer<br />
Prioritätenliste mit Produkten auf<br />
Unternehmensbedürfnisse<br />
• Festlegung und Umsetzung von Kos-<br />
teneinsparungen in Zusammenar-<br />
beit mit den lokalen Herstellern im<br />
Produktionsnetzwerk von<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />
• Nachverfolgung und Messung von Kosteneffekten<br />
in einem <strong>Jahre</strong>szyklus.<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> do Brasil<br />
hat am 1. Dezember 2010 zum<br />
zweiten Mal in Folge die Auszeichnung<br />
„The Industry of the<br />
Year“ für die Einbindung der Mitarbeiter/Partner<br />
in Besprechungen,<br />
in Arbeitsgruppen und als<br />
Dozenten auf ISPE-Veranstaltungen<br />
sowie für den Beitrag zur<br />
Entwicklung der Life-Sciences-<br />
Branche in Brasilien erhalten.<br />
Established Products / Wettbewerbsfähigkeit<br />
145
unser geschäft Operations<br />
Das Operations-Netzwerk<br />
Mit Flexibilität, Kosteneffi zienz, dem Fokus auf Qualität und stabilen<br />
Produktionsprozessen liefert unser Operations-Netzwerk hochqualitative<br />
Produkte zum richtigen Zeitpunkt an den richtigen Ort zu wettbewerbsfähigen<br />
Kosten.<br />
20<br />
Produktionsstandorte<br />
in 13 Ländern<br />
Pharmazeutische Produktion<br />
Feste Formen<br />
* Produktion eingestellt nach<br />
Naturkatastrophe am 11. März 2011<br />
Halbfeste Formen<br />
Flüssige Formen<br />
Inhalativa<br />
Parenteralia<br />
Lohnherstellung<br />
Bedford, Ohio, USA • •<br />
Bogor, Indonesien • • • •<br />
Bogotá, Kolumbien • • • • •<br />
Columbus, Ohio, USA • • • •<br />
<strong>Ingelheim</strong> &<br />
Biberach, Deutschland • • •<br />
Itapecerica, Brasilien • • •<br />
Koropi, Griechenland • • •<br />
Mexico City, Mexiko • • • •<br />
Shanghai, China • •<br />
St. Cugat, Spanien • • •<br />
Yamagata, Fukushima* & Narita,<br />
Japan • • •<br />
146 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010<br />
bedford, ohio, usa<br />
mexico city, mexiko<br />
columbus, ohio, usa<br />
petersburg, virginia, usa<br />
bogota, kolumbien<br />
itapecerica, brasilien
lanquefort,<br />
frankreich<br />
sant cugat, spanien<br />
Biopharmazeutika<br />
malgrat, spanien<br />
Mikroorganismen und<br />
Hefefermentation<br />
dortmund,<br />
deutschland<br />
ingelheim und biberach,<br />
deutschland<br />
fornovo, italien<br />
koropi, griechenland<br />
Säugetierzellkulturen<br />
Biberach, Deutschland •<br />
Wien, Österreich •<br />
576 Mio. EUR<br />
Investitionen in Sachanlagen und<br />
immaterielles Vermögen im Jahr 2010<br />
wien, österreich<br />
bogor, indonesien<br />
shanghai, china<br />
Chemische Produktion<br />
Biopharmazeutika<br />
Chemische Produktion<br />
Pharmazeutische Produktion<br />
Medizingeräte-Produktion<br />
yamagata, japan<br />
fukushima*, japan<br />
narita, japan<br />
Wirkstoffsynthese<br />
Phytochemikalien<br />
Prozessentwicklung<br />
Das Operations-Netzwerk<br />
Regulatorische Registrierung<br />
Toxikologie Prozesssicherheit<br />
Blanquefort, Frankreich • • •<br />
Fornovo, Italien • • • •<br />
<strong>Ingelheim</strong>, Deutschland • • • • •<br />
Malgrat, Spanien • • • •<br />
Petersburg, Virginia, USA • • • •<br />
147
unsere geschäfte Operations<br />
Expansion in asiatische Märkte<br />
Die Beteiligung am Wachstumsmarkt Asien ist für <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />
in Zukunft enorm wichtig. Durch die Ausweitung unserer Präsenz entstehen<br />
Wachstumschancen.<br />
148 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010<br />
Der nächste Schritt für den Geschäftsbereich<br />
Operations und Teil unserer<br />
Unternehmensstrategie ist die Ausweitung<br />
unserer globalen Präsenz. Im<br />
August 2010 feierte <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />
die Einweihung des neuen Kompetenzzentrums<br />
(Center of Competence,<br />
CoC) in der Waigaoqiao Freihandelszone<br />
in Pudong (Shanghai), China.<br />
Das CoC wird zur Optimierung der<br />
Prozessentwicklung unserer Wirkstoffe<br />
und Zwischenprodukte beitragen.<br />
Darüber hinaus wird das CoC zukünftige<br />
Lieferkettenoptionen für<br />
Boeh ringer <strong>Ingelheim</strong> für mögliche Zwischenprodukte<br />
sichern. Unsere Investitionen<br />
und unser Engagement werden<br />
für stärkere Präsenz unseres Unternehmens<br />
in der wichtigen Wachstumsregion<br />
Asien sorgen.<br />
Das CoC umfasst eine Abteilung für<br />
Prozessentwicklung (Process Development,<br />
PD) sowie eine Abteilung für<br />
Qualitätskontrolle. Die wichtigste<br />
Funktion der PD-Abteilung ist der Fokus<br />
auf die Optimierung der Produktionsprozesse<br />
und des entsprechenden<br />
Technologietransfers zu unseren<br />
Partnern. Gleichermaßen leistet die<br />
Qualitätseinheit vollständige analytische<br />
Unterstützung für die Prozessentwicklung,<br />
Prüfung und Freigabe<br />
chemischer Produkte aus China, um<br />
zu gewährleisten, dass die Qualität<br />
der beschafften Produkte den Standards<br />
von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> für<br />
Zwischenprodukte oder Wirkstoffsynthese<br />
entspricht.<br />
Neue Kollegen bei <strong>Boehringer</strong><br />
<strong>Ingelheim</strong> China – ein Team von<br />
Wissenschaftlern des neuen<br />
Kompetenzzentrums in der Waigaoqiao<br />
Freihandelszone in<br />
Pudong (Shanghai), China
China – global wichtige Anlage<br />
Bei <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> Shanghai<br />
Pharmaceuticals Limited (BISPL) lautet<br />
die Mission: Erweiterung und Umbau<br />
der derzeitigen Anlage in eine für<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> global wichtige<br />
Anlage, die auf die Produktion und<br />
Verpackung von festen und fl üssigen<br />
Standardformulierungen ausgerichtet<br />
ist. Das Angebot soll von dem derzeitigen<br />
Schwerpunkt China mittel- bis<br />
langfristig auch auf Fernost ausgeweitet<br />
werden. Hierfür ist jedoch eine<br />
schlanke, fl exible und wettbewerbsfähige<br />
Produktion erforderlich.<br />
Zusätzlich zur Erweiterung des pharmazeutischen<br />
Werks werden auch die<br />
Aktivitäten zur externen Beschaffung<br />
von Wirkstoffen in China für das Werk<br />
Shanghai sowie für unser globales<br />
Netzwerk von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong>-<br />
Standorten ausgebaut.<br />
Werkserweiterungsprogramm (PANDA)<br />
Im Rahmen des Werkserweiterungsprojekts<br />
(PANDA) wird sich dessen Größe<br />
<strong>mehr</strong> als verdoppeln und die Belegschaft<br />
im Vergleich mit dem heutigen<br />
Stand nahezu verdreifachen. Diese Er-<br />
weiterung wird dem gestiegenen Volumen<br />
und den Portfolioänderungen für<br />
den chinesischen Markt bis etwa zum<br />
Jahr 2020 Rechnung tragen. Es wird<br />
erwartet, dass der derzeitige Anteil lokal<br />
verpackter/hergestellter Produkte<br />
gegenüber importierten Produkten bis<br />
2015 von 80 % (47 Millionen Verpackungseinheiten)<br />
auf 91 % (220 Millionen<br />
Verpackungseinheiten) ansteigen<br />
wird. Während dieses Zeitraums wird<br />
bei der Erweiterung die Möglichkeit<br />
berücksichtigt, die Markteinführung<br />
neuer Produkte entweder als importierte<br />
und anschließend verpackte Ware<br />
oder als vollständig vor Ort hergestellte<br />
Produkte durchzuführen.<br />
Neben dem Ausbau des BISPL-Werks<br />
bestehen Chancen, das gesamte<br />
Operations-Netzwerk in China zu<br />
erweitern.<br />
Mitglieder des Eröffnungskomitees<br />
unseres neuen Kompetenzzentrums<br />
in der Waigaoqiao<br />
Freihandelszone in Pudong<br />
(Shanghai), China<br />
Expansion in asiatische Märkte<br />
149
unsere geschäfte Operations<br />
Gemeinsam mit externen Partnern<br />
wachsen – das Industriekundengeschäft<br />
Unser Fachwissen hinsichtlich der Entwicklung und Markteinführung<br />
neuer Wirkstoffe und Medikamente wird von unseren externen Partnern<br />
und Kunden weltweit geschätzt.<br />
150 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010<br />
Die herausragenden technischen Kompetenzen<br />
und die erstklassige Produktqualität,<br />
die <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />
bietet, sind auch für externe<br />
Partner interessant. Die Auftragsproduktion<br />
und diesbezüglichen Dienstleistungen<br />
sind Bestandteil unserer<br />
technologie- und forschungsorientierten<br />
Organisation, die Kunden<br />
maßgeschneiderte Lösungen für Wirkstoffe<br />
und Arzneimittelformulierungen<br />
bietet. Mit unserer umfassenden<br />
Technologiepalette können wir Wirkstoffe,<br />
Arzneimittel oder integrierte<br />
Lösungen in unserem globalen Operations-Netzwerk<br />
für unsere Kunden<br />
entwickeln. Die Standorte können relativ<br />
einfach von kleineren auf große<br />
Mengen Wirkstoff oder pharmazeutische<br />
Endprodukte umstellen. Unsere<br />
internen und externen Partner profi -<br />
tieren von dem Fachwissen, der Flexi-<br />
„Unser integrierter Ansatz gewährleistet den<br />
Kunden die bestmögliche Produkteinführungszeit<br />
in Kombination mit verringerten<br />
Gesamtbetriebskosten.“<br />
takahiro shinagawa,<br />
leiter customer relationship,<br />
nippon boehringer ingelheim, japan<br />
bilität und der Serviceorientierung unserer<br />
modernen Entwicklungs- und<br />
Produktionsanlagen. Das gemeinsame<br />
Know-how in Bezug auf komplexe<br />
chemische Vorgänge oder pharmazeutische<br />
Formulierungen gewährleistet<br />
Kunden eine sichere und stabile Anlieferung<br />
für ihr Projekt. Der Schlüssel<br />
zum Erfolg ist die Kompetenz von<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> im Bereich zuverlässiger<br />
Produktlösungen, die<br />
durch analytische und regulatorische<br />
Sicherheit im gesamten Produktlebenszyklus<br />
– von der klinischen Phase<br />
bis zur Markteinführung und Lieferung<br />
– unterstützt wird.<br />
Methyldigoxin für externe Kunden<br />
Methyldigoxin stellt ein Beispiel für<br />
einen bestehenden Wirkstoff dar, der<br />
für eine Gruppe von Kunden neu entwickelt<br />
und eingeführt wurde. Der
Pharmazeutische Produktion in Columbus, Ohio, USA<br />
Wirkstoff ist seit langem als wirksames<br />
Herztherapeutikum bekannt und<br />
verfügt über eine erhebliche globale<br />
Marktbreite. <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />
wurde 2010 beauftragt, den Syntheseprozess<br />
für Methyldigoxin neu zu<br />
entwickeln und den Markt damit zu<br />
beliefern. Dass die Entscheidung<br />
während des Auswahlprozesses auf<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> als Lieferant<br />
fi el, war offensichtlich, da das Unternehmen<br />
bereits das zugehörige<br />
Präparat Digoxin herstellt. Die größte<br />
Herausforderung bei der Lancierung<br />
dieses bekannten Produkts war der<br />
fehlende moderne, wirtschaftlich<br />
tragfähige und umweltfreundliche<br />
Prozess. Durch die Nutzung unseres<br />
starken Technologienetzwerks waren<br />
wir in der Lage, ein neues synthetisches<br />
Verfahren für den Wirkstoff zu entwickeln.<br />
Die ersten Lieferungen an unsere<br />
Kunden sind für 2011 geplant.<br />
Dr. Franz-Dietrich Klingler, in unserer<br />
Konzern-Global Function<br />
Launch verantwortlich für die<br />
Entwicklung neuer synthetischer<br />
Methoden<br />
Gemeinsam mit externen Partnern wachsen<br />
151
unsere geschäfte Tiergesundheit<br />
Tiergesundheit<br />
Es ist die Vision unseres Tiergesundheitsgeschäfts, <strong>Gesundheit</strong><br />
und Wohlbefi nden der Menschen zu fördern, indem wir<br />
einen Beitrag zu einer angemessenen Versorgung mit sicheren,<br />
nahrhaften Lebensmitteln leisten und den emotionalen<br />
und physischen Nutzen unterstützen, der sich aus der Beziehung<br />
zwischen Mensch und Tier ergibt.<br />
152 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010
Marc Eichmeyer – ein Blick ins Labor<br />
Marc Eichmeyer, leitender Wissenschaftler bei <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong>, erklärt, was für die<br />
Entwicklung eines erfolgreichen Impfstoffs erforderlich ist.<br />
Was waren die Herausforderungen bei der Entwicklung<br />
von Ingelvac Circofl ex®?<br />
marc eichmeyer: „Die frühen Phasen der<br />
Vorentwicklung und Entwicklung von ingelvac<br />
circofl ex® waren durch einige Herausforderungen<br />
gekennzeichnet. Es gab keine etablierten<br />
Modelle zur Bewertung der Erkrankung oder der<br />
Wirksamkeit des Impfstoff-Prototyps und im Allgemeinen<br />
war wenig Wissen über das Virus vorhanden.<br />
Das Team stand vor <strong>mehr</strong>eren Hindernissen,<br />
die durch kreative Lösungen überwunden<br />
wurden.“<br />
Welche Rolle spielte dabei das Thema Innovation?<br />
marc eichmeyer: „Das Porzine Circovirus<br />
Typ 2 (PCV2) tritt seit <strong>Jahre</strong>n weltweit bei Schweinen<br />
auf. Erkrankungen, die mit einer PCV2-Infektion<br />
in Zusammenhang stehen, wurden zunächst in<br />
Europa und dann in Nordamerika gemeldet. Es<br />
stellte sich heraus, dass die Probleme auf eine<br />
komplexe Erkrankung zurückzuführen waren,<br />
bei der eine Immunstimulation erforderlich ist,<br />
um die unkontrollierte Replikation des PCV2-<br />
Virus auszulösen. Als Erstes mussten wir herausfi<br />
nden, ob traditionelle Impfmethoden für eine<br />
PCV2-Impfung überhaupt infrage kommen würden.<br />
Das äußerst kleine PCV2-Virus ist in der Natur allgegenwärtig<br />
und das Virus selbst ist gegen physikalische<br />
oder chemische Neutralisation resistent.“<br />
Auf welche Weise wurden die Probleme gelöst?<br />
marc eichmeyer: „Hier bot sich die Chance,<br />
einen innovativen Wirkstoff zu entwickeln. Daraus<br />
erhielten wir ein Protein, das sich zu einem virusähnlichen<br />
Partikel von PCV2 zusammensetzt.<br />
Heraus kommt im Wesentlichen ein natürliches<br />
Virus ohne das genetische Material, das für die<br />
Ver<strong>mehr</strong>ung und letztlich die Auslösung der Erkrankung<br />
erforderlich ist. So erhalten wir einen<br />
sicheren Impfstoff, der auf einem Protein und<br />
nicht auf einem infektiösen Virus basiert. Darüber<br />
hinaus löst der Impfstoff auch eine sehr wirksame<br />
Immunreaktion aus, da es sich bei ihm um das<br />
von dem Virus exprimierte Hauptprotein handelt.“<br />
Führte der Einsatz dieser Technologie zu Fragen<br />
vonseiten der Zulassungsbehörden?<br />
marc eichmeyer: „Die Möglichkeit, diese<br />
Technologie zur Herstellung eines innovativen Impfstoffs<br />
zu nutzen, war nicht die letzte Herausforderung<br />
für das Entwicklungsteam. Angesichts der zur<br />
Impfstoffproduktion angewandten Methoden<br />
war klar, dass der vorgegebene Zulassungsprozess<br />
eine weitere Herausforderung darstellen würde,<br />
die in dieser Form noch nicht da gewesen war.<br />
Durch umfassende Belege und Daten sowie proaktive<br />
Maßnahmen des Teams konnten die Bedenken<br />
der Zulassungsbehörden ausgeräumt werden und<br />
die Zulassung für den Impfstoff wurde erteilt.“<br />
Welche Verbesserungen gibt es bei der Anwendung<br />
und Verabreichung des Impfstoffs?<br />
marc eichmeyer: „<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> stellt<br />
nicht nur innovative Produkte zur Krankheitsvorbeugung<br />
in der Schweinezucht her, wie ingelvac<br />
circofl ex® und enterisol® ileitis, sondern entwickelt<br />
auch vereinfachte Darreichungsformen des<br />
Impfstoffs. Das geringe Volumen und die einfache<br />
Verabreichung beispielsweise werden von den Kunden<br />
sehr geschätzt. Dies hat <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />
bei den Schweinezüchtern und Tierärzten zu einem<br />
guten Renommee verholfen.“<br />
Tiergesundheit 153
unsere geschäfte Tiergesundheit<br />
Vorbeugen ist besser als heilen –<br />
innovative Impfstoffe – Meilensteine<br />
der Tiergesundheit<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> Tiergesundheit bietet führende<br />
Impfstoffl ösungen für Schweine an.<br />
Der „European Porcine Circovirus<br />
(PCV2) Research Award“ wird jährlich<br />
in Anerkennung von Forschungsvorhaben<br />
auf dem Gebiet<br />
der angewandten immunologischen<br />
PCV2-Forschung verliehen.<br />
Mit dieser Auszeichnung fördert<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> den wissenschaftlichen<br />
Fortschritt, damit diese<br />
schwerwiegende Erkrankung<br />
besser verstanden und letztlich bekämpft<br />
werden kann.<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> ist das führende<br />
Unternehmen auf dem Gebiet von<br />
Schweineimpfstoffen. Das Unternehmen<br />
setzt sich für die Entwicklung von<br />
Innovationen ein, damit Landwirten<br />
und Tierärzten die bestmöglichen Mittel<br />
zur Vorbeugung von Tiererkrankungen<br />
zur Verfügung stehen. In der Öffentlichkeit<br />
wächst gleichermaßen die<br />
Besorgnis über die weitverbreitete Verabreichung<br />
von Antibiotika an Tiere.<br />
Die Maxime „Vorbeugen ist besser als<br />
heilen“ unterstreicht zu Recht die<br />
Überzeugung, dass, wo immer es möglich<br />
ist, Prävention dem therapeutischen<br />
Eingreifen vorzuziehen ist. Mit<br />
diesem Ansatz kann die Verwendung<br />
von Antibiotika verringert werden.<br />
Impfstoffe gewinnen so für alle Tierarten<br />
immer <strong>mehr</strong> an Bedeutung.<br />
Eine gute Atmosphäre herrschte bei den Teilnehmern des FLEXcombo® „Launch Events für den<br />
europäischen Außendienst im März 2010 in <strong>Ingelheim</strong>“.<br />
154 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010<br />
Hierbei spielen auch Verfahren der<br />
modernen Molekularbiologie und die<br />
Dekodierung des Genoms der Zielpathogene<br />
eine immer größere Rolle. Das<br />
Unternehmen ist zudem überzeugt,<br />
dass die frühzeitige Identifi zierung<br />
von neu entstehenden Krankheiten,<br />
verbunden mit Instrumenten zu ihrer<br />
Bekämpfung, künftig zum Schutz von<br />
Tier und Landwirt beitragen wird.<br />
Der Bedarf an sicheren und nahrhaften<br />
Lebensmitteln wird angesichts der<br />
steigenden Weltbevölkerung immer<br />
dringender. Nachhaltigkeit ist in der<br />
öffentlichen Diskussion eines der<br />
wichtigsten Themen. Unternehmensentscheidungen<br />
werden danach beurteilt,<br />
ob Aktivitäten und eingesetzte<br />
Mittel nachhaltig sind. Die CO2-Bilanz,<br />
Tierschutz, Rückstände und die<br />
Entwicklung von Resistenzen sind<br />
Themen, die auch für Tiergesundheitsunternehmen<br />
einen hohen Stellenwert<br />
haben.<br />
Impfungen tragen zweifelsohne diesem<br />
Anliegen Rechnung. <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />
Tiergesundheit bietet führende<br />
Schweineimpfstoffe wie ingelvac<br />
circolfex®, ingelvac mycofl ex®,<br />
ingelvac® prrs mlv und enterisol®<br />
ileitis an.
Das Wohl der Tiere – ein wichtiges<br />
Thema in der Tiergesundheit<br />
Damit Tiere keinen unnötigen Schmerz aushalten müssen, sollte es<br />
Lösungen für eine effektive Schmerzlinderung geben.<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> Tiergesundheit<br />
verfolgt immer schon das ambitionierte<br />
Ziel, Lösungen zu entwickeln,<br />
die dazu beitragen, das Wohl der Tiere<br />
zu verbessern, und zwar nicht nur<br />
mit Schweineimpfstoffen, bei denen<br />
weniger Injektionen eine geringere<br />
Belastung bedeuten, wie z. B. das<br />
FLEXCombo®-Konzept. Natürlich<br />
können nicht für alle Krankheiten<br />
Vorsorgemaßnahmen ergriffen werden.<br />
Daher nimmt auch die Schmerzlinderung<br />
– ein wichtiges Thema beim<br />
Tierschutz – bei <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />
einen hohen Stellenwert ein.<br />
Damit Tiere keinen unnötigen Schmerz<br />
erleiden müssen, sollten Lösungen für<br />
eine effektive Schmerzlinderung zur<br />
Verfügung stehen. <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />
Tiergesundheit ist ein führendes<br />
Unternehmen für effektive Therapien<br />
bei schmerzhafter Mastitis bei Milchkühen.<br />
metacam® ist ein nicht steroidales<br />
entzündungshemmendes Medikament<br />
(NSAID) zur Behandlung chronischer<br />
Schmerzen bei Schweinen und Rindern<br />
sowie Pferden, Hunden und Katzen.<br />
Das Konzept der Schmerztherapie wurde<br />
ursprünglich erfolgreich von Haustieren<br />
auf Nutztiere übertragen. Die Lebensqualität<br />
der Tiere wird hierdurch<br />
erheblich verbessert.<br />
Die Referenten des „3. International Expert Forum on Animal Well-Being“<br />
in Barcelona<br />
Vorbeugen ist besser als heilen / Das Wohl der Tiere<br />
155
unsere geschäfte Tiergesundheit<br />
Wissen generieren durch ein globales<br />
Forschungsnetzwerk<br />
Ein wachsendes globales Unternehmen erfordert ein breit gefächertes<br />
Forschungsumfeld, um die Kunden in Schlüsselmärkten besser bedienen,<br />
das globale Forschungsnetzwerk erweitern und den Markt mit Innovationen<br />
versorgen zu können.<br />
In diesen Ländern sind unsere<br />
Produkte registriert.<br />
„Als forschungsorientiertes Unternehmen wollen wir<br />
unsere innovativen Produkte weltweit vielen Patienten<br />
anbieten. Um in Schwellenländern eine Zulassung für<br />
unsere Produkte zu erhalten, stellen wir uns<br />
auf länderspezifi sche Herausforderungen<br />
ein. So gehen wir sicher, dass die Tiere die<br />
bestmögliche Therapie erhalten.“<br />
dr. suzin choi,<br />
regulatory affairs,<br />
boehringer ingelheim animal health,<br />
ingelheim, deutschland<br />
156 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010<br />
Mit unseren eigenen Forschungsstandorten<br />
in Nordamerika und Europa sowie<br />
zahlreichen internationalen Partnerschaften<br />
auf diesem Gebiet spielt bei<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> die Forschung<br />
eine zentrale Rolle. An sechs Standorten<br />
weltweit sind über 340 hoch qualifi<br />
zierte Wissenschaftler in Forschung<br />
und Entwicklung sowie der Zulassung<br />
neuer Medikamente und Behandlungsmethoden<br />
tätig. Die meisten arbeiten<br />
weltweit mit Kollegen an Universitäten<br />
und privaten Forschungsinstituten eng<br />
zusammen. Gleichzeitig benötigt ein<br />
wachsendes globales Unternehmen ein<br />
breit gefächertes Forschungsumfeld, um<br />
Kunden in Schlüsselmärkten besser bedienen,<br />
das globale Netzwerk erweitern<br />
und so innovative Produkte erforschen<br />
und entwickeln zu können. Daher<br />
wächst unsere internationale F & E-<br />
Organisa tion, insbesondere im Impfstoffbereich.<br />
Ein sehr wichtiges Vorhaben<br />
ist in diesem Zusammenhang der<br />
Bau der Forschungszentren <strong>Boehringer</strong><br />
<strong>Ingelheim</strong> Veterinary Research Center<br />
(BIVRC) in Hannover (Deutschland) und<br />
des Asian Veterinary Vaccine Research<br />
Centers (AVVRC) in Shanghai (China).<br />
Im Oktober 2010 wurde der Grundstein<br />
für den neuen Forschungsstandort in<br />
Hannover gelegt. Für das hochmoderne<br />
Europäische Forschungszentrum für<br />
Tierimpfstoffe war bei der Standortwahl<br />
die Nähe der international anerkannten<br />
Stiftung Tierärztliche Hochschule ausschlaggebend.<br />
In diesem attraktiven wissen<br />
schaftlichen Umfeld wird <strong>Boehringer</strong><br />
<strong>Ingelheim</strong> zunächst 50 neue und hochmoderne<br />
Arbeitsplätze für Wissenschaftler<br />
schaffen. In enger Zusammenarbeit<br />
mit den Kollegen der Tierärztlichen<br />
Hoch schule werden sie innovative Impfstoffe<br />
gegen Erkrankungen bei Nutztieren<br />
erforschen und entwickeln. Auch<br />
bietet das Forschungszentrum sehr gute<br />
Möglichkeiten, die Zusammenarbeit mit<br />
den führenden universitären Forschungseinrichtungen<br />
in der EU auf dem Gebiet<br />
der Tierimpfstoffe zu vertiefen.
Globale Manufacturing Excellence –<br />
Produktion auf höchstem Niveau<br />
Um „Manufacturing Excellence“ zu erreichen, ist weitaus <strong>mehr</strong> erforderlich<br />
als neue Anlagen.<br />
Der Standort St. Joseph im US-Bundesstaat<br />
Missouri spielt für <strong>Boehringer</strong><br />
<strong>Ingelheim</strong> Tiergesundheit hierbei eine<br />
wesentliche Rolle: Dort befi ndet sich<br />
die kürzlich erweiterte GMP-Produktionsanlage<br />
(Good Manufacturing<br />
Practice), in der viele der global vertriebenen<br />
Impfstoffe einschließlich<br />
der Schweineimpfstoffe ingelvac<br />
circofl ex® und ingelvac mycofl ex®<br />
hergestellt werden. Diese hochmoderne<br />
Anlage wird von einem aktiven<br />
Team betrieben, das mit dem ebenfalls<br />
vor Ort angesiedelten Forschungsund<br />
Entwicklungsteam eng zusammenarbeitet.<br />
Diese Zusammenarbeit<br />
stellt sicher, dass die neuesten Forschungsergebnisse<br />
so schnell wie möglich<br />
in den Produktionsprozess einfl<br />
ießen.<br />
Die vor Kurzem erweiterte Impfstoff-<br />
Produktionsanlage – eine der größten<br />
Anlagen in der Tiergesundheitsindustrie<br />
– umfasst Technologien für die<br />
Produktion mit Bakterien, Säugetierund<br />
Insektenzellen und stellt das<br />
jüngste Beispiel für die hervorragende<br />
internationale Teamarbeit bei <strong>Boehringer</strong><br />
<strong>Ingelheim</strong> Tiergesundheit dar.<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> ist sich darüber<br />
im Klaren, dass für „Manufacturing<br />
Excellence“ weitaus <strong>mehr</strong> erforderlich<br />
ist als neue Anlagen. „Investitionen<br />
in neue Anlagen bedeuten nicht<br />
unbedingt einen Wettbewerbsvorteil,<br />
denn wir brauchen auch qualifizierte<br />
und talentierte Mitarbeiter, die in effektiven<br />
Strukturen organisiert sind<br />
sowie in einem globalen Umfeld arbeiten<br />
und kommunizieren können“,<br />
erklärt Dr. Christian Klessen, Leiter<br />
Global Operations bei <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />
Tiergesundheit.<br />
Seine Kollegen wissen, dass Manufacturing<br />
Excellence durch fortwährenden<br />
Ausbau des Wissens über Prozesse,<br />
kontinuierliche Prozessverbesserungen<br />
und ständige Überprüfung der Arbeitsweise<br />
erreicht wird. Das Unternehmen<br />
ist der Überzeugung, dass neben zuverlässiger<br />
Belieferung und hochwertigen<br />
Produkten auch Kreativität,<br />
Engagement, Lernwille sowie Veränderungsbereitschaft<br />
für nachhaltiges<br />
Wachstum und eine Positionierung als<br />
starker Wettbewerber auf dem Markt<br />
ausschlaggebend sind. „Wir sind für<br />
die Zukunft gerüstet und unsere Mitarbeiter<br />
sind stolz darauf, Teil eines<br />
globalen und ehrgeizigen Teams zu<br />
sein“, fügt Dr. Klessen hinzu. „Die gemeinsamen<br />
Anstrengungen des gesamten<br />
Unternehmens und die Zu-<br />
sammenarbeit sind die Motivation für<br />
Manufacturing Excellence.“<br />
Das neue Operations-Netzwerk von<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> Tiergesundheit ist<br />
darauf ausgerichtet, durch Synergieeffekte<br />
zwischen den weiteren US-Standorten<br />
in Fort Dodge, Iowa, sowie mit<br />
Guadalajara (Mexiko) und Corporate<br />
Operations eine maximale Effektivität in<br />
allen Funktionen zu erzielen.<br />
Die kürzlich erweiterte GMP-<br />
Produktionsanlage in St. Joseph,<br />
USA, spielt eine wichtige Rolle<br />
für <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong>.<br />
Wissen generieren / Globale Manufacturing Excellence<br />
157
unsere geschäfte Tiergesundheit<br />
Ein führendes Unternehmen werden –<br />
auf unsere Stärken bauen<br />
Das Jahr 2010 war gekennzeichnet durch weitere Aktivitäten, die<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> Tiergesundheit auf die Herausforderungen der<br />
Zukunft vorbereiten.<br />
In den vergangenen fünf <strong>Jahre</strong>n hat<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> Tiergesundheit<br />
die Position des Unternehmens im<br />
Hinblick auf Wettbewerbsfähigkeit<br />
und Profi tabilität verbessert und<br />
gleichzeitig überproportional in Forschung<br />
& Entwicklung investiert.<br />
2010 rangierte <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />
mit einem Marktanteil von 5,9 % auf<br />
dem sechsten Platz unter den globalen<br />
Tiergesundheitsunternehmen.<br />
[ unsere mission ]<br />
„Basierend auf unserer eigenen Forschung<br />
und den Synergien mit<br />
dem Humanpharmazeutika-Geschäft<br />
des Konzerns, bietet <strong>Boehringer</strong><br />
<strong>Ingelheim</strong> Tiergesundheit führende<br />
Lösungen zur Prävention, Behandlung<br />
und Heilung von Tierkrankheiten.<br />
Wir haben ganz bewusst entschieden,<br />
den Schwerpunkt auf bestimmte Erkrankungen<br />
und Tierarten wie Kleintiere,<br />
Rinder, Schweine, Pferde und<br />
Geflügel zu legen, und wollen auf diesem<br />
Gebiet Maßstäbe setzen sowie<br />
ungedecktem medizinischen Bedarf<br />
nachkommen. Wir streben an, den<br />
Tierschutz als integralen Bestandteil<br />
einer gesunden Zukunft für die Menschen<br />
zu verbessern.“<br />
158 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010<br />
Bei Erlösen von insgesamt 891 Mio.<br />
EUR beliefen sich die Investitionen in<br />
F & E auf 92 Mio. EUR.<br />
Dies spiegelt deutlich die enormen<br />
Veränderungen wider, die <strong>Boehringer</strong><br />
<strong>Ingelheim</strong> Tiergesundheit in den vergangenen<br />
<strong>Jahre</strong>n durchlaufen hat. Die<br />
Grundlage für den Erfolg bildete internes<br />
Wachstum, in erster Linie im<br />
Impfstoff-, jedoch auch im Pharmasegment.<br />
Ein wichtiges Beispiel für<br />
den Erfolg ist ingelvac circofl ex® –<br />
die erste wirklich globale Produkteinführung,<br />
die sich rasch zu einer<br />
führenden globalen Marke entwickelt<br />
hat. Sie wurde vor Kurzem durch das<br />
Partnerprodukt ingelvac mycofl ex®<br />
weiter gestärkt.<br />
Darüber hinaus hat <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />
Tiergesundheit wichtige Teile<br />
des früheren Fort Dodge-Geschäfts<br />
übernommen, diese erfolgreich integriert<br />
und so insbesondere die Marktpräsenz<br />
in Nordamerika sowie die<br />
globale Position im Kleintier- und<br />
Rindersegment gestärkt. „Diese Leistungen<br />
waren ein wichtiger Schritt,<br />
um als erfolg reicher Wettbewerber in<br />
einer Branche bestehen zu können, die<br />
in den vergangenen <strong>Jahre</strong>n durch rapide<br />
Konsolidierungen geprägt war“,<br />
betont Dr. Joachim Hasenmaier, Geschäftsführer<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> Tiergesundheit<br />
(siehe Bild oben).<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> Tiergesundheit<br />
kann optimistischer denn je in die Zukunft<br />
blicken. Das Unternehmen investiert<br />
75 Mio. EUR in die Erweiterung<br />
der Produktionskapazität in St. Joseph,<br />
Missouri (USA). Weiterhin sind Produktionsinvestitionen<br />
für den regionalen<br />
Ausbau vorgesehen, worin sich das Engagement<br />
des Unternehmens für Manufacturing<br />
Excellence und hochwertige Produkte<br />
ausdrückt.<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> investiert weiter<br />
45 Mio. EUR in das neue Europäische Forschungszentrum<br />
für Tierimpfstoffe in<br />
Hannover (Deutschland) – ein wichtiger<br />
Schritt hin zu einer umfassenden globalen<br />
F & E-Infrastruktur. Auf diese Weise<br />
wird ein hochattraktives internationales<br />
Arbeitsumfeld für Wissenschaftler geschaffen,<br />
die in der Spitzenforschung<br />
Großes leisten wollen.
Innovationen – Highlights 2010<br />
Unser Erfolg basiert auf kontinuierlicher Entwicklung innovativer<br />
Lösungen gegen Erkrankungen bei Tieren.<br />
Eine weitere Neuerung: Ein fl exibler<br />
Kombinationsimpfstoff für Schweine<br />
verringert Belastung und Arbeitsaufwand.<br />
Vorbeugen ist besser als heilen – getreu<br />
dieser Maxime soll das Wohl der<br />
Tiere verbessert sowie eine höhere Effi<br />
zienz und Nachhaltigkeit erzielt werden.<br />
Bei der Krankheitsprävention<br />
kommen Impfungen am häufi gsten<br />
zum Einsatz. Heute werden immer<br />
<strong>mehr</strong> Schweine geimpft. Um ein optimales<br />
Impfprogramm für jede betriebliche<br />
Situation erstellen zu können,<br />
haben Wissenschaftler von <strong>Boehringer</strong><br />
<strong>Ingelheim</strong> ein innovatives Hilfssystem<br />
für Schweineimpfstoffe entwickelt:<br />
Das Adjuvans impranfl ex® steigert<br />
die Immunantwort und führt zu einem<br />
schnelleren Einsetzen und längerer<br />
Wirkung des Schutzes. Darüber hinaus<br />
lassen sich auf impranfl ex®<br />
basierende Wirkstoffe ohne Auswirkungen<br />
auf Sicherheit und Wirksamkeit<br />
miteinander mischen.<br />
Derzeit werden über 70 % der in<br />
landwirtschaftlichen Betrieben aufgezogenen<br />
Schweine gegen Porcine-<br />
Circo virus erkrankung (PCVD) und<br />
Enzo otische Pneumonie (EP) geimpft.<br />
ingelvac circofl ex® von <strong>Boehringer</strong><br />
<strong>Ingelheim</strong> ist der globale Marktführer<br />
bei PCVD-Impfstoffen und ingelvac<br />
mycofl ex® das führende Produkt bei<br />
EP-Impfstoffen. Beide Impfstoffe basieren<br />
auf impranfl ex® und können<br />
daher miteinander gemischt werden.<br />
Im Juli 2010 hat die EU-Kommission<br />
die Mischung der beiden Schweineimpfstoffe<br />
in 27 europäischen Ländern<br />
zugelassen. Erstmalig in Europa kann<br />
nun der Schutz gegen die gefährlichen<br />
Schweineerkrankungen mit einer statt<br />
mit bis zu vier Injektionen erzielt werden<br />
– ein wichtiger Fortschritt für den<br />
Tierschutz. Die kombinierte Verwendung<br />
von ingelvac circofl ex® und<br />
ingelvac mycofl ex® ist in Nordamerika<br />
und Asien bereits zugelassen und<br />
weit verbreitet. Es handelt sich um die<br />
erste und einzige derartige Produktkombination<br />
– eine weitere Neuerung<br />
von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong>.<br />
Vetmedin® – Innovationen in der<br />
Hundekardiologie<br />
vetmedin® revolutioniert weiterhin<br />
die Therapie von kongestiver Herzinsuffi<br />
zienz (CHF) bei Hunden, als das<br />
Medikament in dieser Kategorie, das<br />
am umfassendsten im Rahmen klinischer<br />
Studien geprüft wurde. Immer<br />
<strong>mehr</strong> Hunde und ihre Besitzer profi -<br />
tieren von der deutlichen Verbesserung<br />
der Lebensqualität und -dauer,<br />
Ein flexibler Kombinationsimpfstoff<br />
für Schweine verringert<br />
Belastung und Arbeitsaufwand.<br />
Die globale vetmedin®-Studie<br />
EPIC (Evaluating Pimobendan<br />
in Cardiomegaly) lief im Oktober<br />
2010 offiziell an.<br />
Ein führendes Unternehmen werden / Innovationen<br />
159
unsere geschäfte Tiergesundheit<br />
zu der vetmedin® bei Hunden mit<br />
Herzinsuffi zienz führt. Die bahnbrechende<br />
quest-Studie, welche die<br />
Überlegenheit von vetmedin® bestätigt,<br />
ebnete den Weg und sorgt auch<br />
weiterhin für starkes Wachstum auf<br />
allen Märkten. Die Position von<br />
vetmedin® in der Veterinärkardiologie<br />
wurde von einer Gruppe namhafter<br />
Kardiologen in einer kürzlich veröffentlichten<br />
Konsenserklärung des<br />
American College of Veterinary Internal<br />
Medicine (ACVIM) über die Therapie<br />
der Mitralklappenerkrankung<br />
(MVD) bei Hunden, der häufi gsten<br />
Herzerkrankung von Hunden, weiter<br />
gefestigt. Darin wird erklärt, dass die<br />
Behandlung mit vetmedin® sowohl<br />
beim akuten als auch chronischen Verlauf<br />
der Mitralklappenerkrankung bei<br />
Hunden essenziell ist. Zwei weitere<br />
maßgebliche Studien werden zu der<br />
Frage durchgeführt, die sich Tierärzte<br />
und Fachleute stellen: Kann vetmedin®<br />
das Auftreten der klinischen Symptome<br />
von Herzinsuffi zienz bei Hunden<br />
mit präsymptomatischer Herzinsuffi -<br />
zienz verzögern? Über 40 internationale<br />
Experten arbeiten derzeit mit<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> zusammen, um<br />
Forschung & Entwicklung eines neuen Tierimpfstoffs<br />
Erreger Idee und Konzept Forschung<br />
Prototyp<br />
Feldstudie des<br />
entwickelten Produkts<br />
Bestimmung der Dosis,<br />
Dauer der Immunität und des geeigneten<br />
Alters für die Impfung im<br />
experimentellen Labormaßstab<br />
Erstellung des<br />
Zulassungsdossiers<br />
• Die Zulassung ist die Voraussetzung für die Herstellung<br />
und Auslieferung eines Impfstoffs.<br />
• Dauer des Entwicklungsprozesses bis zur Zulassung:<br />
5–7 <strong>Jahre</strong><br />
• Forschungs- und Entwicklungskosten:<br />
30–50 Mio. EUR pro Impfstoff<br />
160 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010<br />
Entwicklung des<br />
Produktionsprozesses<br />
im Labor<br />
Zulassung<br />
Applikation<br />
Daten zu erheben, die Tierärzten weltweit<br />
zweifellos eine bessere Versorgung<br />
von Hunden mit Herzinsuffi zienz<br />
ermöglichen werden.<br />
Vetera® – ein Durchbruch bei den<br />
Pferdeimpfstoffen<br />
Im Jahr 2010 hat <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />
Tiergesundheit die Markteinführung<br />
des neuen Impfkonzepts vetera®<br />
in den USA und Kanada erfolgreich<br />
abgeschlossen. Im Pferdesegment ist<br />
vetera® die erste Impfstoffl inie, die<br />
alle wichtigen Antigene in einer Injektion<br />
enthält. Auch sind verschiedene<br />
Kombinationen möglich, die Pferde ab<br />
einem Alter von vier Monaten vor<br />
sämtlichen wichtigen Krankheiten<br />
schützen. Eine Impfung, die Schutz<br />
vor bis zu acht Krankheiten bietet, bedeutet<br />
große Vorteile, insbesondere,<br />
wenn dies mit lediglich einer Injektion<br />
erreicht werden kann. Hinter vetera®<br />
steckt also eine wirklich innovative<br />
Idee! Weniger Injektionen bedeuten<br />
auch eine geringere Wahrscheinlichkeit<br />
von Impfreaktionen und weniger<br />
Belastung für Tiere sowie für Tierärzte.<br />
Bislang haben Injektionen von <strong>mehr</strong>eren<br />
Kombinationsimpfstoffen häufi g<br />
zu heftigen Reaktionen geführt und<br />
gleichzeitig nur eingeschränkten Schutz<br />
geboten. Zwei wichtige Schritte wurden<br />
in den Produktionsprozess aufgenommen,<br />
um dieses Problem zu lösen: Die<br />
ultrafi l-Aufreinigungstechnologie,<br />
die eine Reihe von Aufreinigungsschritten<br />
umfasst und so alle unerwünschten<br />
Substanzen herausfi ltert, die das Immunsystem<br />
ablenken könnten, kommt zum<br />
Einsatz. Dieses Aufreinigungsverfahren
vermindert nicht nur Impfreaktionen,<br />
sondern verbessert auch die Immunantwort.<br />
Zusätzlich wird carbimmune<br />
hinzugefügt, eine geschützte Adjuvans-<br />
Formulierung, die zur Optimierung<br />
des Impfschutzes entwickelt wurde<br />
und eine schnelle Immun ant wort sowie<br />
einen längeren Schutz nach der<br />
Impfung nach sich zieht.<br />
Gegen Vogelgrippe – Volvac® ai<br />
Gefl ügel ist und bleibt in weiten Teilen<br />
der Welt die am schnellsten zunehmende<br />
Quelle für tierisches Eiweiß und<br />
stellt insbesondere in Entwicklungsländern<br />
einen wichtigen Bestandteil der<br />
täglichen Ernährung dar. Die Vogelgrippe<br />
beeinträchtigt die Versorgung<br />
mit tierischem Eiweiß erheblich, wenn<br />
sie nicht kontrolliert wird. In der jüngeren<br />
Vergangenheit haben uns darüber<br />
hinaus zahlreiche Fälle daran erinnert,<br />
dass die Vogelgrippe nicht nur eine Bedrohung<br />
für Tiere, sondern auch für uns<br />
Menschen ist. Mehreren Berichten zufolge<br />
kann sich das Virus anpassen und<br />
beispielsweise von Vögeln auf Schweine<br />
und den Menschen übergehen. Um die<br />
Ausbreitung der Vogelgrippe zu verhindern,<br />
werden in den meisten Ländern<br />
die betroffenen Tiere getötet. Diese Vorgehensweise<br />
hat jedoch ihre Grenzen<br />
und ist insbesondere auch im Hinblick<br />
auf den Tierschutz sehr fraglich.<br />
Eine präventive Impfung der Tiere ist<br />
der einzige andere Ansatz, um die<br />
Krankheit einzudämmen. Am F & E-<br />
Standort Guadalajara in Mexiko produziert<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> zwei<br />
dort entwickelte Impfstoffe, die in<br />
Ländern wie Mexiko und Ägypten zur<br />
Bekämpfung der Vogelgrippe beitragen.<br />
Durch die kompromisslos hohe<br />
Qualität der volvac®-Produkte gegen<br />
Vogelgrippe wird eine gute Immunantwort<br />
erzielt, die auch unter schwierigen<br />
Bedingungen Schutz bietet. Unser<br />
technisches Personal und unsere Partner<br />
arbeiten mit Gefl ügelproduzenten<br />
zusammen, um den korrekten Einsatz<br />
und die richtige Verabreichung des<br />
Impfstoffs zu gewährleisten. In Zusammenarbeit<br />
mit internationalen Organisationen<br />
und wissenschaftlichen<br />
Instituten stellen wir die kontinuierliche<br />
Wirksamkeit unseres Impfstoffs<br />
sicher. <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> bietet so<br />
erfolgreiche Lösungen für die Prävention<br />
von Vogelgrippe und trägt auf diese<br />
Weise zum Tierschutz bei.<br />
Erfolgreiche Entwicklung der Rinderimpfstoffe<br />
in den USA<br />
Im Jahr 2010 konnte <strong>Boehringer</strong><br />
<strong>Ingelheim</strong> Vetmedica, Inc. in den USA<br />
die größte Zunahme des Marktanteils<br />
bei den Rinderimpfstoffen verzeichnen<br />
und nimmt nun eine führende Position<br />
im Atemwegs- und Pasteurella-<br />
Bereich ein. Dazu haben vor allem die<br />
Impfstoff e pyramid®, presponse® und<br />
express® beigetragen.<br />
Ein weiterer Erfolgsfaktor war die<br />
schnelle Integration der Vertriebs-,<br />
Professional-Service-Vet- und Marketingteams<br />
nach der Akquisition bestimmter<br />
Anteile an Fort Dodge. In<br />
den nun kleineren Außendienstgebieten<br />
können Kunden häufi ger erreicht<br />
werden. Diese gesteigerte Zusammenarbeit<br />
umfasst <strong>mehr</strong> direkte Kundengespräche<br />
sowie Beratungen mit dem<br />
erweiterten Professional-Service-Vet-<br />
Team.<br />
Das Fort Dodge-Portfolio, das mit den<br />
Produkten von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />
zusammengeführt wurde, bot der<br />
NAFTA-Region nun den größtmöglichen<br />
Nutzen im Hinblick auf Krankheitsprävention<br />
und -therapie. Das erweiterte<br />
Produktportfolio erhöht die<br />
Präsenz von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> in<br />
der Milchwirtschaft und ermöglicht ein<br />
umfassenderes Angebot für die Rindermast.<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> Tiergesundheit<br />
ist zuversichtlich, durch verstärkte<br />
F & E-Anstrengungen das<br />
Rinderproduktportfolio ausbauen zu<br />
können.<br />
Maßnahmen gegen die Ausbreitung<br />
der Vogelgrippe in Mexiko<br />
und Ägypten<br />
Innovationen 161
www.boehringer-ingelheim.com<br />
www.boehringer-ingelheim.com
<strong>125</strong> <strong>Jahre</strong><br />
<strong>mehr</strong><br />
Werte<br />
1885 – 2010<br />
Geschäftsjahr 2010
inhalt<br />
05 unser unternehmen<br />
16<br />
18<br />
32<br />
37<br />
37<br />
39<br />
40<br />
42<br />
44<br />
45<br />
46<br />
47<br />
48<br />
68<br />
Umschlag<br />
konzernlagebericht 2010<br />
06<br />
10<br />
15<br />
Geschäft und Rahmenbedingungen<br />
Vermögens-, Finanz- und Ertragslage<br />
Nachtragsbericht<br />
Risikobericht<br />
Prognosebericht<br />
konzernabschluss 2010<br />
Perspektive der Gesellschafter 2010<br />
Schwerpunkte 2010<br />
Gremien des Unternehmensverbandes<br />
Übersicht über die wichtigsten konsolidierten Gesellschaften<br />
Konzernbilanz<br />
Gewinn- und Verlustrechnung des Konzerns<br />
Kapitalfl ussrechnung<br />
Entwicklung des Konzerneigenkapitals<br />
Konzernanhang 2010<br />
bestätigungsvermerk des abschlussprüfers<br />
bilanz- und kennzahlenvergleich 2001 — 2010
72 verschreibungspflichtige markenpräparate<br />
82 selbstmedikation<br />
90 tiergesundheit<br />
72<br />
74<br />
76<br />
80<br />
80<br />
82<br />
82<br />
84<br />
86<br />
86<br />
88<br />
88<br />
90<br />
92<br />
94<br />
94<br />
Atemwegserkrankungen<br />
Erkrankungen des Zentralen<br />
Nervensystems<br />
Herz-Kreislauf-Erkrankungen<br />
Infektionserkrankungen<br />
Urologische Erkrankungen<br />
Husten und Erkältung<br />
Halsschmerzen<br />
Magen-Darm-Erkrankungen<br />
Vitamine und Mineralstoffe<br />
Urologische Erkrankungen<br />
Beinvenengesundheit<br />
Schmerzen<br />
Nutztiere: Schweine<br />
Nutztiere: Rinder<br />
Kleintiere<br />
Pferde<br />
Inhaltsverzeichnis
Unser Unternehmen<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> ist ein forschungsorientiertes Unternehmen, ausgerichtet<br />
auf die Erforschung und Entwicklung, die Produktion sowie den<br />
Vertrieb von Arzneimitteln, die helfen, <strong>Gesundheit</strong> und Lebensqualität zu<br />
verbessern.<br />
Unsere Geschäfte sind Humanpharmazeutika und Präparate für die Tiergesundheit.<br />
Wir konzentrieren uns auf innovative Medikamente und Behandlungsmethoden,<br />
die einen therapeutischen Fortschritt mit sich bringen.<br />
Unser Leitmotiv in allen Bereichen ist, herausragend in Innovation und<br />
Technologie zu sein. Unsere Präparate gehören seit Langem zum bewährten<br />
Standard in der Behandlung von Erkrankungen der Atemwege, des Herz-<br />
Kreislauf-Systems, des Zentralen Nervensystems sowie von urologischen<br />
und Infektionserkrankungen. Zusätzlich haben wir unsere Forschung in<br />
den Bereichen thromboembolische Erkrankungen, kardiometabolische<br />
Erkrankungen und Krebserkrankungen erfolgreich weiterentwickelt.<br />
Wir beschäftigen weltweit <strong>mehr</strong> als 42.000 Mitarbeiter in 145 verbundenen<br />
Unternehmen und betreiben globale Netzwerke in Forschung und<br />
Entwicklung (F&E) an sieben Standorten und haben 20 Produktionsstandorte<br />
in 13 Ländern. Die Aufwendungen für F&E im Geschäftsfeld<br />
der verschreibungs pfl ichtigen Medikamente entsprechen 23,8 % der dort<br />
erzielten Erlöse.<br />
Hauptsitz des 1885 gegründeten Familienunternehmens ist <strong>Ingelheim</strong><br />
am Rhein.<br />
Unser Unternehmen<br />
5
perspektive der gesellschafter 2010<br />
Perspektive der Gesellschafter 2010<br />
christian boehringer<br />
vorsitzender des gesellschafterausschusses<br />
im Jahr 1885 hat unser Urgroßvater, Albert <strong>Boehringer</strong>, eine Weinsteinfabrik in Nieder-<strong>Ingelheim</strong>,<br />
Deutschland, erworben. Dies war der Beginn seiner eigenen, unabhängigen Unternehmertätigkeit und<br />
zugleich die Keimzelle des heutigen Unternehmensverbandes <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong>.<br />
Mit Dankbarkeit, Anerkennung und Demut blicken wir heute auf das, was Mitarbeiter und Gesellschafter<br />
der beteiligten Generationen gemeinsam seit der Gründung vor <strong>125</strong> <strong>Jahre</strong>n geschaffen haben – ein<br />
modernes und hoch innovatives pharmazeutisches Unternehmen in Familienbesitz.<br />
Herausragend in Innovation und Technologie zu sein, das ist heute wie vor <strong>125</strong> <strong>Jahre</strong>n Leitmotiv von<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> – Werte schaffen durch Innovation.<br />
Wir, die Gesellschafter, setzen heute wie damals einen verlässlichen fi nanziellen Rahmen und schaffen<br />
Kontinuität in der strategischen Ausrichtung für das Familienunternehmen <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong>.<br />
Damit schaffen wir die Rahmenbedingungen für Stabilität, Rentabilität und nachhaltiges Wachstum<br />
des Familienunternehmens.<br />
Was sind die Erfolgsfaktoren eines Familienunternehmens? Hierzu kann man als Symbol für das<br />
Unternehmen die Analogie der Forstwirtschaft und den Aufbau eines Baums benutzen:<br />
Zunächst sind die historischen Wurzeln des Unternehmens Ansporn und Verpfl ichtung für die Gesellschafter.<br />
Und, was Wurzeln typischerweise machen: sie geben einem Baum Halt. Die Übertragung des<br />
Haltes auf das Unternehmen sind unsere Werte und die langfristige Strategie, die wir, die Gesellschafter,<br />
gemeinsam mit der Unternehmensleitung auf dieses Unternehmen übertragen können.<br />
Halt entsteht aber auch durch eine Verbundenheit der Gesellschafter mit dem Unternehmen, und<br />
was genau so wichtig ist für die Bewahrung des Unternehmens als Familienunternehmen: die gelebte<br />
Einigkeit innerhalb der Gesellschafterfamilie.<br />
6 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010
Nährstoffe für den Baum und somit für das Unternehmen sind das Kapital und der einbehaltene<br />
Gewinn, der wieder zur Verfügung gestellt wird, damit dieser Baum kräftig wachsen kann. Wir, die<br />
Gesellschafterfamilie, sehen uns als Treuhänder für den nachhaltigen Erfolg des Unternehmens. Wir<br />
wollen das uns anvertraute Unternehmen zum Wohle unserer Familie, den Patienten und unserer Mitarbeiter<br />
für die kommenden Generationen erhalten.<br />
Der Stamm, das sind die Mitarbeiter, die zusammen mit uns die gleiche Vision umsetzen wollen,<br />
Medikamente für Menschen und Tiere zu entwickeln und zu vertreiben.<br />
Dabei ist die Seele dieses Unternehmens, das, was uns wirklich vorantreibt, gut ausgebildete und<br />
engagierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die diese gemeinsamen Werte teilen und leben. Diese<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter tragen dazu bei, dass <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> auch in den kommenden<br />
<strong>125</strong> <strong>Jahre</strong>n ein unabhängiges und erfolgreiches Familienunternehmen bleiben wird.<br />
In der Forschung und Entwicklung neuer Medikamente gibt es eine weitere Parallele mit der Forstwirtschaft.<br />
Denn das Unternehmen, dessen <strong>125</strong>-jähriges Jubiläum wir 2010 feiern durften, haben<br />
Menschen lange vor uns als junge Bäume angepfl anzt. Diese sind die Basis, von der ausgehend wir<br />
weiter arbeiten können. Deshalb gebührt unser Dank der dritten Generation der Gesellschafterfamilie<br />
und unseren Pensionären, dass sie ein gesundes und erfolgreiches Unternehmen an uns, die vierte<br />
Generation der Gesellschafterfamilie übergeben haben.<br />
Die bisher für die Patienten erreichten Erfolge und therapeutischen Fortschritte sind das sichtbare<br />
Ergebnis des über Generationen währenden, gemeinsamen Bestrebens aller.<br />
Die Gesellschafterfamilie balanciert das Eigeninteresse und das Firmeninteresse; stellt nie das Eigeninteresse<br />
über das Firmeninteresse, eine der Stärken in der langen Geschichte von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong>.<br />
Alle diese Werte bilden Teil des sozialen Kanons, den wir uns geben, und der das solide Fundament<br />
von über <strong>125</strong> <strong>Jahre</strong>n aufgebaut hat. Wir wollen nachhaltiges Wachstum aus eigener Kraft und sind<br />
nicht kurzfristigen Profi ten verpfl ichtet.<br />
Mit unserem Leitbild bekennen wir uns weiterhin zu zwei Zielen: Zum einen wollen wir der Menschheit<br />
dienen, indem wir Medikamente für Menschen und Tiere entwickeln und zweitens: wir wollen<br />
dies als unabhängiges Unternehmen tun.<br />
Diese Unabhängigkeit war enorm hilfreich gerade in den Zeiten der jüngsten Wirtschaftskrise. Mit<br />
einem Fokus auf Wettbewerbs- und Überlebensfähigkeit an Stelle von Gewinnmaximierung waren<br />
wir bessser auf die Krise vorbereitet. In dieser Phase konnten wir als Familienunternehmen ganz an-<br />
Perspektive der Gesellschafter 2010<br />
7
perspektive der gesellschafter 2010<br />
ders planen: mit Flexibilität für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ein Betätigungsfeld für die<br />
Zukunft zu fi nden.<br />
Als Gesellschafterfamilie sind uns sechs Kerngrößen für das Unternehmen wichtig. Diese Indikatoren<br />
werden auch von der Unternehmensleitung benutzt, um die Substanz und Perspektiven von <strong>Boehringer</strong><br />
<strong>Ingelheim</strong> zu bewerten.<br />
Zunächst ist dies die Marktstellung des Unternehmens. Was bestimmt für uns die Marktstellung? Es<br />
ist weniger der Weltmarktanteil, sondern es sind der relative Kundennutzen und der relative Marktanteil<br />
in den für uns relevanten Therapiegebieten. Hiermit messen wir das Wachstum des Unternehmens.<br />
Gerade durch Verlässlichkeit und einem guten Verhältnis zu Ärzten, Patienten und Behörden, konnte<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> als anerkanntes Unternehmen nachhaltig wachsen.<br />
Die Innovationsleistung ist ein Parameter, der uns anzeigt, welche Werte wir durch Innovation schaffen.<br />
Hiermit spannen wir die Brücke zwischen heute und morgen. Konkret prägt sich diese Innovationsleistung<br />
bei <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> aus im Erlösanteil neuer Produkte, in der Entwicklung und dem<br />
Potential unserer Produkt-Pipeline, in der fortgesetzten Erneuerung von Prozessen, Systemen und<br />
Methoden, sowie von Strukturen und Technologien.<br />
Ganz besonders wichtig für uns und für die Zukunft unseres Unternehmens ist die Attraktivität für<br />
die Mitarbeiter: die Fähigkeit, als Arbeitgeber für Talente attraktiv zu sein und Mitarbeiter an das<br />
Unternehmen zu binden. Gerade wenn ein Unternehmen durch Phasen der Veränderung geht, hat ein<br />
Familienunternehmen die Chance, im besonderen Maß den Respekt und Fairness gegenüber Mitarbeitern<br />
zu zeigen.<br />
Unter den Finanzparametern sind uns die folgenden besonders wichtig: die Produktivität der Arbeit,<br />
aber auch die Produktivität des Kapitals. Genau so wichtig ist die Liquidität, welche die Zahlungsfähigkeit<br />
des Unternehmens bemisst. Dieser Parameter kommt für uns noch vor dem Gewinn. Aber beim<br />
Gewinn legen wir als Gesellschafterfamilie auch Wert auf die Erzielung eines Gewinnminimums. Dies<br />
bedeutet, wieviel Gewinn benötigen wir mindestens, um auch zukünftig als unabhängiges Familienunternehmen<br />
Medikamente zum Wohle von Menschen und Tieren anbieten zu können.<br />
Die vierte Generation sieht das in ihre Verantwortung übergebene Unternehmen als Verpfl ichtung. Es<br />
ist aber auch Chance und enorme Herausforderung, weil wir Werte weiter entwickeln können, die wir<br />
von der Vorgängergeneration übernommen haben.<br />
8 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010
Wir, die vierte Generation der Gesellschafter, begreifen uns als Treuhänder für die fünfte Generation.<br />
Das heißt, auch wir schaffen jetzt die Voraussetzungen, damit die fünfte Generation die Chance hat,<br />
ein gesundes Unternehmen zu übernehmen. Damit setzen wir das Bekenntnis für eine langfristige<br />
Perspektive fort.<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> dient der Menschheit. Erfolgreiche Forschung und Entwicklung fortschrittlicher<br />
und bahnbrechender Medikamente haben im Unternehmen eine lange Tradition – bereits 1917<br />
wurde eine Wissenschaftliche Abteilung eingerichtet und eigene Forschung und Entwicklung erfolgreich<br />
betrieben.<br />
Dieser Fokus auf kontinuierliche Innovation hat uns unsere heutige starke Position im Markt gesichert<br />
und eröffnet uns gute Chancen für die Zukunft.<br />
Wie bereits dargelegt, fühlen wir Gesellschafter uns als Treuhänder für den nachhaltigen Erfolg<br />
unseres Unternehmens. Es ist auch dieser Aspekt der Nachhaltigkeit, der Familienunternehmen andere<br />
Erfolgschancen als börsennotierten Unternehmen eröffnet. Kurzfristiger Erfolg zählt für uns weniger<br />
als die langfristige Perspektive. Nur ein hohes Maß an Stabilität gibt den benötigten Raum für Innovation<br />
und Kreativität.<br />
Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter entscheiden heute über den Erfolg von morgen. Alle sind<br />
Garant für unsere Innovationskraft und Leistungsfähigkeit. Sie tragen dazu bei, dass <strong>Boehringer</strong><br />
<strong>Ingelheim</strong> auch in den kommenden <strong>125</strong> <strong>Jahre</strong>n ein unabhängiges und erfolgreiches Familienunternehmen<br />
bleiben wird.<br />
Wir, die Gesellschafter von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong>, werden gemeinsam mit der Unternehmensleitung<br />
und unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern mit Herz und Engagement weiter am Erfolg von<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> arbeiten und die gemeinsamen Werte leben.<br />
gez.<br />
christian boehringer<br />
vorsitzender des gesellschafterausschusses<br />
Perspektive der Gesellschafter 2010<br />
9
schwerpunkte 2010<br />
Schwerpunkte 2010<br />
andreas barner, hubertus von baumbach, wolfram carius,<br />
engelbert tjeenk willink, (von links nach rechts)<br />
die unternehmensleitung<br />
10 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010
im Jahr 2010 haben wir das <strong>125</strong>-jährige Jubiläum unseres Unternehmens feiern dürfen. Mit Freude<br />
und Respekt blicken wir auf das Geleistete!<br />
Für <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> war 2010 ein Jahr des Übergangs mit vielerlei Herausforderungen, die wir,<br />
dank der Leistungen aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, einmal <strong>mehr</strong> erfolgreich annehmen<br />
konnten – im Jahr 2010 wurde eine wichtige Basis für die Zukunft gelegt; nun gilt es, die Chancen des<br />
<strong>Jahre</strong>s 2011 zu nutzen. Wir sind zufrieden mit dem Erreichten und blicken mit Optimismus und Zuversicht<br />
auf die neuen Aufgaben im Jahr 2011.<br />
Die konsequente Umsetzung unserer langfristig ausgerichteten Unternehmensstrategie gehörte 2010<br />
zu den zentralen Aufgaben, um den nachhaltigen Unternehmenserfolg zu sichern. Für die nächsten<br />
zehn <strong>Jahre</strong> sieht unsere Unternehmensstrategie vor, dass <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> erfolgreich neue innovative<br />
Medikamente für Patienten weltweit erforscht, entwickelt, produziert und vermarktet. Wir<br />
erreichen dieses Ziel, wenn wir damit fortfahren, uns auf organisches Wachstum zu konzentrieren, das<br />
wir durch Einlizenzierungen, ausgewählte Zukäufe und Allianzen unterstützen.<br />
Hierbei ist ein Hauptziel die internationale Positionierung des Unternehmens mit neuen innovativen<br />
Medikamenten in Indikationen, in denen der therapeutische Bedarf gegeben ist; auch in Gebieten, in<br />
denen <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> bisher nicht vertreten war. Diese Fähigkeit haben unsere Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter aus Forschung, Entwicklung und Medizin mit der Zulassung und Markteinführung<br />
unseres innovativen Gerinnungshemmers pradaxa® in der neuen Indikation Prävention von Schlaganfällen<br />
bei Patienten mit Vorhoffl immern nachhaltig unter Beweis gestellt.<br />
Mit pradaxa® in der Schlaganfallprävention konnte seit <strong>mehr</strong> als 50 <strong>Jahre</strong>n ein medizinischer Durchbruch<br />
und nicht nur eine substantielle Therapievereinfachung, sondern ein Therapiefortschritt erreicht<br />
werden. Auch die klinische Entwicklung unserer Substanzen in den Indikationen Diabetes, Onkologie<br />
und in Hepatitis-C war sehr erfolgreich. Für das orale Diabetes-Medikament Linagliptin wurden<br />
klinische Phase-III-Studien abgeschlossen. Nach der internationalen Einreichung im Jahr 2010 gehen<br />
wir davon aus, bis Mitte 2011 die ersten Zulassungen zu erhalten. Diese Erfolge in Forschung und<br />
Entwicklung sind weitere wichtige Meilensteine in unserer <strong>125</strong>-jährigen Geschichte.<br />
Schwerpunkte 2010<br />
11
schwerpunkte 2010<br />
Wir haben im Jahr 2010 erstmals in der neuen Organisationsform gearbeitet, die dem Unternehmen<br />
bei Erhaltung seiner Werte und Unternehmenskultur zu einer besseren Ausrichtung, einer höheren<br />
Produktivität und <strong>mehr</strong> Flexibilität verhelfen wird.<br />
Im Kontext der Umsetzung der Unternehmensstrategie wurde dabei auch ein aktives Veränderungsund<br />
Talent Management im Unternehmen etabliert, um durch die gezieltere Entwicklung der Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter die Herausforderungen der Zukunft besser annehmen zu können.<br />
Wie schon in der Vergangenheit gilt auch für die Zukunft, dass ständige, aber stetige Veränderungen<br />
notwendig sein werden, um zu jedem Zeitpunkt für die Zukunft gerüstet zu sein. Und dabei ist uns<br />
wichtig, eine Konstante in der Zukunft zu haben – unsere Werte und die Kultur unseres Miteinanders<br />
– getragen von einem Familienunternehmen.<br />
Eine gute Ausgangslage<br />
Die Geschäftsentwicklung von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> gestaltete sich im Jahr 2010 erstmals seit einer<br />
zehnjährigen Periode des Wachstums über dem Markt, wie durch den eingeplanten Verlust der Exklusivität<br />
wichtiger Produkte erwartet, nicht einfach, aber insgesamt im Ergebnis dennoch zufriedenstellend.<br />
Die Nettoerlöse des Unternehmensverbandes lagen bei 12.586 Mio. EUR. Mit einem Erlösrückgang<br />
von – 1,1% wurde das Vorjahresniveau nur leicht unterschritten. Auch das Betriebsergebnis<br />
lag mit 1.896 Mio. EUR erwartungsgemäß unter dem Niveau des Vorjahres, ebenso wie die Umsatzrendite<br />
von 15,1 %. Doch der nachhaltige Erfolg und eine langfristige Sicherung der Unternehmensunabhängigkeit<br />
sind uns wichtiger als kurzfristige Ergebnisoptimierung.<br />
Verschreibungspfl ichtige Medikamente<br />
Den Mittelpunkt unserer geschäftlichen Aktivitäten und den Kern des Humanpharmazeutikageschäftes<br />
bilden die verschreibungspfl ichtigen Medikamente. Mit Nettoerlösen von 9.702 Mio EUR<br />
ergab sich ein Rückgang von – 3,5 % im Vergleich zum Vorjahr. Der Verlust der Exklusivität von<br />
fl omax® und mirapex® in den USA sowie die Beendigung des Vertragsverhältnisses für Duloxetin<br />
(cymbalta®/ xeristar®) belasteten die Erlöse.<br />
Bereinigt um diese Sonderkomponenten war der Geschäftsverlauf jedoch durchaus erfreulich,<br />
was sich insbesondere in den positiven Wachstumsraten unserer etablierten Produkte spiriva®,<br />
micardis® und combivent® zeigte.<br />
Selbstmedikation<br />
Die Selbstmedikation ist unser Geschäft mit freiverkäufl ichen Arzneimitteln. Trotz eines rückläufi gen<br />
Marktes in Japan sowie einer umsatzschwachen Erkältungssaison am <strong>Jahre</strong>sbeginn konnten Erlöse<br />
von 1.318 Mio EUR erzielt werden, was einem Wachstum von + 4,5 % entspricht.<br />
12 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010
Industriekunden<br />
Das Industriekundengeschäft entwickelte sich durch die Auswirkungen der Wirtschaftskrise rückläufi g.<br />
Die Nettoerlöse sanken auf 638 Mio. EUR mit einem Rückgang von – 18,7 % gegenüber dem Vorjahr.<br />
Tiergesundheit<br />
Unser Tiergesundheitsgeschäft war auch wegen der gelungenen Integration von Teilen des Fort Dodge<br />
Tiergesundheitsgeschäftes wieder außerordentlich erfolgreich und die Netto erlöse stiegen auf<br />
921 Mio. EUR, ein Anstieg von + 51 %. Dank des Erfolgs der Schweineimpfstoffe wurden in den<br />
strategischen Kernsegmenten solide Fortschritte erzielt.<br />
Neue Produkte – oberste Priorität<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> hat 2010 die Registrierung für neue und medizinisch wichtige Produkte beantragt.<br />
Es sind dies die retardierten Formulierungen von viramune® sowie von sifrol®/mirapex®.<br />
Diese sind bereits in einer Reihe von Ländern registriert worden und haben bereits die neue Wachstumsphase<br />
eingeleitet. Dank der neuen Produkte wird <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> im Jahr 2011 wieder eine<br />
Wachstumsperiode beginnen – zuerst mit pradaxa®, dann bereits auch mit Substanzen im Diabetesgebiet,<br />
und in den kommenden <strong>Jahre</strong>n in der Onkologie und anderen Therapiegebieten.<br />
Die erfolgreiche Einführung dieser neuen Produkte wird für uns im Jahr 2011 die oberste Priorität<br />
sein – alle Disziplinen im Unternehmen werden dabei mithelfen – wir sind überzeugt, dass die Organisation<br />
für diese Herausforderung gut gerüstet ist.<br />
Ausblick<br />
Unsere Strategie für die nächsten zehn <strong>Jahre</strong> sieht vor, dass <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> weiterhin erfolgreich<br />
innovative Medikamente für Patienten weltweit erforscht und entwickelt. Wir erreichen dieses<br />
Ziel, wenn wir damit fortfahren, uns auf organisches Wachstum zu konzentrieren, das wir durch Einlizenzierungen<br />
sowie ausgewählte Zukäufe und Allianzen unterstützen.<br />
Im Rahmen dieser Zielsetzung haben <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> und das Pharmaunternehmen Eli Lilly<br />
and Company eine weltweite Vereinbarung zur gemeinsamen Entwicklung und Vermarktung ihrer<br />
Diabetes-Produktportfolios im mittleren und späten Entwicklungsstadium getroffen. Mit dieser langjährig<br />
vorgesehenen und im Therapiegebiet Diabetes breiten strategischen Allianz verbindet <strong>Boehringer</strong><br />
<strong>Ingelheim</strong> die Reihe seiner innovativen Produkte in der Pipeline mit Eli Lillys Expertise im Diabetes<br />
Marketing und deren späten Portfolios.<br />
Weiterhin hat <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> einen Entwicklungs- und Produktionsstandort für Biopharmazeutika<br />
in Fremont, Kalifornien, USA, von Amgen, Inc. erworben. Der Amgen-Standort in Fremont<br />
besteht aus einer modernen Produktionsanlage sowie Entwicklungsanlagen und Laboratorien<br />
für die Prozessentwicklung. <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> ist eines der führenden Unternehmen in der<br />
Schwerpunkte 2010<br />
13
schwerpunkte 2010<br />
Auftragsentwicklung und -produktion von Biopharmazeutika. Das technische Know-how und die<br />
modernen Anlagen im Biotechnologie-Zentrum in der San Francisco Bay-Region werden es<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> ermöglichen, das globale Auftragsproduktionsgeschäft, einschließlich der<br />
Aktivitäten im Bereich der Prozessentwicklung und Produktion neuer biologischer Wirkstoffe,<br />
weiter auszubauen.<br />
Auch in unserem Tiergesundheitsgeschäft werden wir uns auf die Herausforderungen der Zukunft<br />
einstellen. In Hannover machten wir mit der Grundsteinlegung für das neue europäische Tierforschungszentrum<br />
einen weiteren Schritt beim langfristigen Ausbau dieses außerordentlich erfolgreichen<br />
Geschäfts.<br />
Alles, was wir uns vornehmen, wird auch im Jahr 2011 viel Einsatz, Engagement und Kreativität von<br />
uns allen fordern. Voraussetzung ist die Bereitschaft, dass wir, gemeinsam mit allen Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeitern, uns alle aktiv mit der ganzen Arbeitskraft in diesen Prozess einbringen. Dies zeichnete<br />
uns in der Vergangenheit aus und begründet unsere Zuversicht für die Zukunft.<br />
gez. gez.<br />
andreas barner hubertus von baumbach<br />
gez. gez.<br />
wolfram carius engelbert tjeenk willink<br />
14 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010
Gremien des Unternehmensverbandes<br />
Gesellschafterausschuss<br />
christian boehringer<br />
Vorsitzender des<br />
Gesellschafterausschusses<br />
albert boehringer<br />
christoph boehringer<br />
erich von baumbach jr.<br />
ferdinand von baumbach<br />
dr. mathias boehringer<br />
Beraterkreis<br />
prof. dr. michael hoffmann-becking<br />
Rechtsanwalt, Düsseldorf<br />
Vorsitzender des Beraterkreises<br />
egbert appel<br />
Trustee des Martin Hilti Family Trust;<br />
Mitglied des Stiftungsrats und<br />
Geschäftsführer der Hilti Foundation<br />
dr. andreas kreimeyer<br />
Mitglied des Vorstands und<br />
Sprecher der Forschung BASF SE<br />
prof. dr. fredmund malik<br />
Verwaltungsrats-Präsident<br />
Malik Management Zentrum<br />
St. Gallen AG<br />
Unternehmensleitung<br />
prof.* dr. dr. andreas barner<br />
Sprecher der Unternehmensleitung<br />
Unternehmensbereich Pharma<br />
Forschung, Entwicklung und Medizin<br />
hubertus von baumbach<br />
Unternehmensbereich Finanzen<br />
und Tiergesundheit<br />
prof. h.c. dr. wolfram carius<br />
Unternehmensbereich Personal<br />
und Operations<br />
engelbert tjeenk willink<br />
Unternehmensbereich Marketing<br />
und Vertrieb Humanpharma<br />
*Republik Österreich.<br />
Schwerpunkte 2010 / Gremien<br />
15
konzernlagebericht<br />
16 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010
2010<br />
Konzernlagebericht<br />
Geschäft und Rahmenbedingungen<br />
Vermögens-, Finanz- und Ertragslage<br />
Nachtragsbericht<br />
Risikobericht<br />
Prognosebericht<br />
Konzernlagebericht 2010<br />
18<br />
32<br />
37<br />
37<br />
39<br />
17
konzernlagebericht<br />
Konzernlagebericht 2010<br />
Geschäft und<br />
Rahmenbedingungen<br />
Nachdem die <strong>Jahre</strong> 2008 und 2009 noch von den Folgen<br />
der Finanz- und Wirtschaftskrise geprägt waren, stand<br />
das abgelaufene Jahr 2010 ganz im Zeichen einer Erholung<br />
der Weltkonjunktur. Die Weltwirtschaft konnte<br />
in 2010 um 3,9 % wachsen. Vor allem der kräftig anziehende<br />
Welthandel sowie ein starkes Wachstum in den<br />
Schwel lenländern haben in 2010 maßgeblich zur Erholung<br />
der Märkte beigetragen. China konnte ein Wirtschaftswachstum<br />
von rund 10 % realisieren. Die Wirtschaft<br />
der gesamten Asien-Pazifi k-Region wuchs im<br />
abgelaufenen Jahr um 9,3 %.<br />
Für das Jahr 2011 erwartet die Weltbank ein leicht gebremstes<br />
Weltwirtschaftswachstum von rund 3,3 %,<br />
primär bedingt durch auslaufende Konjunkturpakete,<br />
die während der Finanz- und Wirtschaftskrise von verschiedenen<br />
Regierungen aufgelegt wurden. Auch in<br />
2011 wird das globale Wachstum wieder durch das<br />
überdurchschnittliche Wachstum in den Schwellenund<br />
Entwicklungsländern gestützt (Erwartungswert<br />
rund 6 %). Für die großen Industrieländer erwartet die<br />
Weltbank in 2011 dagegen eine Erhöhung der Wirtschaftsleistung<br />
von lediglich 2,4 %.<br />
Im Euroraum zeichnete sich in 2010 ein sehr heterogenes<br />
Bild ab. Besonders die Staaten mit hohen Haushaltsdefi<br />
ziten werden nach wie vor problematisch gesehen.<br />
Insbesondere in der zweiten <strong>Jahre</strong>shälfte wirkte in einigen<br />
Ländern die restriktive Finanzpolitik als Bremsfaktor<br />
für die wirtschaftliche Erholung. Aktuelle Schätzungen<br />
gehen dementsprechend in ihren Prognosen für<br />
den Euroraum von einem Wirtschaftswachstum in Höhe<br />
von lediglich 1,7 % in 2010 und rund 1,3 % im Jahr<br />
2011 aus.<br />
18 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010<br />
Die deutsche Wirtschaft konnte im vergangenen Jahr<br />
2010 hingegen deutlich zulegen und erreichte ein positives<br />
Wirtschaftswachstum von 3,6 %. Nach dem Krisenjahr<br />
2009 kamen die positiven Impulse in 2010 primär<br />
durch den wieder erstarkten Außenhandel sowie durch<br />
einen ebenfalls bemerkenswerten Anstieg im Binnenhandel.<br />
Der wirtschaftliche Aufschwung wurde in Deutschland<br />
von einem hohen Beschäftigungsgrad begleitet. Die<br />
Zahl der Erwerbstätigen erreichte mit rund 40,5 Millionen<br />
einen neuen Höchststand und die Zahl der Erwerbslosen<br />
konnte zwischenzeitlich auf unter 3 Millionen<br />
reduziert werden. Für das laufende Jahr 2011<br />
erwartet die Bundesregierung eine Fortsetzung dieser<br />
positiven Entwicklung, prognostiziert allerdings ein<br />
leicht niedrigeres Wirtschaftswachstum von 2,3 %.<br />
Umsatzerlöse nach Geschäften (in Mio. EUR)<br />
Verschreibungspflichtige Medikamente<br />
2010<br />
9.702<br />
2009 10.058<br />
Selbstmedikation (CHC)<br />
2010<br />
1.318<br />
2009 1.261<br />
Biopharmazeutika<br />
2010 422<br />
2009 553<br />
Pharmachemikalien und Pharmazeutische Produktion<br />
2010 216<br />
2009 233<br />
Tiergesundheit<br />
2010 921<br />
2009 610
Umsatzerlöse nach Regionen (in Mio. EUR)<br />
Europa 4.089 3.980<br />
2010 2009<br />
Asien,<br />
Australien,<br />
Afrika<br />
Amerika 5.724 6.257<br />
(AAA) 2.773 2.484<br />
2010 2009<br />
2010 2009<br />
Die Infl ationsrate in Deutschland (gemessen am Verbraucherpreisindex)<br />
lag im <strong>Jahre</strong>sdurchschnitt 2010 bei<br />
rund 1,1 %. Sie hat damit gegenüber dem Vorjahr deutlich<br />
zugenommen, liegt im Mehrjahresvergleich aber<br />
immer noch auf einem relativ niedrigen Niveau. In<br />
einer gesamteuropäischen Betrachtung kann man feststellen,<br />
dass die Infl ationsraten in den verschiedenen<br />
europäischen Ländern sehr unterschiedlich ausfallen.<br />
Die Europäische Zentralbank verfolgt das Ziel einer<br />
Infl ationsrate von unter 2 % (bezogen auf den Euroraum).<br />
Auch wenn diese Marke punktuell überschritten<br />
wurde, lag die Infl ationsrate für den Euro raum im<br />
<strong>Jahre</strong>sdurchschnitt 2010 mit 1,6 % deutlich unter diesem<br />
Schwellenwert.<br />
Die Devisenmärkte zeigten hohe Volatilitäten im abgelaufenen<br />
Geschäftsjahr, wobei sich die für <strong>Boehringer</strong><br />
<strong>Ingelheim</strong> wesentlichen Währungen US-Dollar und<br />
Japanischer Yen unterschiedlich entwickelten. Der Euro<br />
in Relation zum US-Dollar schwankte im Laufe des <strong>Jahre</strong>s<br />
zwischen 1,19 USD/EUR und 1,45 USD/EUR. Zu<br />
<strong>Jahre</strong>sbeginn stand der US-Dollar-Wechselkurs noch<br />
bei 1,43 USD/EUR, fi el dann in der ersten <strong>Jahre</strong>shälfte<br />
deutlich auf sein zwischenzeitliches Tief von 1,19 USD/<br />
EUR im Juni, stieg dann allerdings in der zweiten <strong>Jahre</strong>shälfte<br />
wieder an und beendete das Jahr 2010 mit einem<br />
Wechselkurs von 1,34 USD/EUR .<br />
Die Wechselkurs-Relation von Euro und Japanischem<br />
Yen erlebte im ersten Halbjahr 2010 ebenfalls einen<br />
signifikanten Rückgang, der sich im Gegensatz zum<br />
US-Dollar allerdings auch in der zweiten <strong>Jahre</strong>shälfte<br />
weiter fortsetzte. Das Geschäftsjahr 2010 startete mit<br />
einem Wechselkurs von 134 JPY/EUR (gleichzeitig <strong>Jahre</strong>s-Maximum).<br />
Im September wurde der <strong>Jahre</strong>s-Tiefstwert<br />
106 JPY/EUR erreicht, zum <strong>Jahre</strong>sende 2010 stand<br />
der Kurs bei 108 JPY/EUR.<br />
Der Weltpharmamarkt hat sich im abgelaufenen Jahr<br />
2010 stabil entwickelt. Mit einer Wachstumsrate von 4 %<br />
lag das weltweite Marktwachstum allerdings etwas unter<br />
dem Vorjahresniveau (6,5 %). Diese Entwicklung war<br />
geprägt von Patentabläufen großer pharmazeutischer<br />
Produkte, die durch die Einführung von Produktinnovationen<br />
nicht kompensiert werden konnten. Darüber<br />
hinaus haben gesundheitspolitische Maßnahmen in<br />
Europa und den USA die Pharmabranche, insbesondere<br />
in den etablierten Industrienationen, deut lich belastet<br />
und zu Umsatzeinbußen geführt. Das Wachstum des<br />
Weltpharmamarktes wurde daher, wie erwartet, wesentlich<br />
durch die hohen Wachstumsraten in den sogenannten<br />
Emerging Markets (u. a. China, Brasilien, Russland,<br />
Indien, Mexiko und Türkei) getragen. Insbesondere in<br />
China wächst der Pharmamarkt äußerst dynamisch.<br />
Für das laufende Jahr 2011 erwarten die Marktforscher<br />
für den gesamten Weltpharmamarkt wieder ein etwas<br />
höheres Marktwachstum in der Größenordnung von<br />
rund 5 – 7 %. Die Experten gehen dabei allerdings weiterhin<br />
von deutlich divergierenden Wachstumsraten auf<br />
den verschiedenen Pharmamärkten der Welt aus.<br />
Geschäft <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />
Für den Unternehmensverband <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />
war das vergangene Jahr 2010, in dem wir unser<br />
<strong>125</strong>-jähriges Firmenjubiläum feiern konnten, ein Übergangsjahr<br />
in eine neue Wachstumsphase. Vor dem Hintergrund<br />
von Patentabläufen, Vorbereitungen auf die<br />
Einführung neuer Produkte und regulatorischer Änderungen<br />
in den Märkten konnten die hohen Wachstumsraten<br />
der Vorjahre wie erwartet nicht erreicht werden.<br />
Geschäft und Rahmenbedingungen<br />
19
konzernlagebericht<br />
Wie bereits im Vorfeld angekündigt, musste <strong>Boehringer</strong><br />
<strong>Ingelheim</strong> im Geschäftsjahr 2010 deutliche Umsatzausfälle<br />
durch den Verlust der Exklusivität für wichtige<br />
Umsatzträger auf dem US-Pharmamarkt und den damit<br />
verbundenen Generika-Wettbewerb verzeichnen (währungsbereinigt<br />
rund 1,4 Mrd. EUR). Bereinigt um diesen<br />
Sondereffekt war der Geschäftsverlauf im Jahr 2010<br />
durchaus erfreulich. Durch das Wachstum unseres übrigen<br />
Portfolios verschreibungspfl ichtiger Medikamente<br />
(währungsbereinigt rund + 5,5 %), die erfolgreiche Einführung<br />
neuer Produkte sowie die Umsatzsteigerung in<br />
unserem Tiergesundheitsgeschäft konnten wir den erwarteten<br />
Umsatzausfall nahezu kompensieren. <strong>Boehringer</strong><br />
<strong>Ingelheim</strong> erwirtschaftete im Geschäftsjahr 2010<br />
einen Umsatz von 12.586 Mio. EUR. Mit dem geringfügigen<br />
Umsatzrückgang von – 1,1 % wurde das Vorjahresniveau<br />
von 12.721 Mio. EUR nur leicht unterschritten.<br />
Nachhaltiger Erfolg und eine langfristige Sicherung der<br />
Unternehmensunabhängigkeit gehen vor kurzfristiger<br />
Ergebnisoptimierung. <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> wird mit<br />
neuen Medikamenten und einer weiterhin gut gefüllten<br />
Substanz-Pipeline bereits ab 2011 erneut in eine Phase<br />
des Wachstums übergehen.<br />
Im vergangenen Jahr haben wir erstmals in einer neuen<br />
Organisationsstruktur gearbeitet, die uns für die Zukunft<br />
deutlich stärken wird und unserem Unternehmen<br />
neben einer höheren Marktorientierung auch zu einer<br />
höheren Produktivität und Flexibilität verhelfen wird.<br />
Im Rahmen unserer Unternehmensstrategie konzentrieren<br />
wir die Geschäftsaktivitäten auf die erfolgreiche<br />
Entwicklung und Markteinführung unserer vielversprechenden<br />
Produkt-Pipeline. Vor diesem Hintergrund<br />
hat sich <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> im vergangenen Jahr mit<br />
Eli Lilly einvernehmlich darauf verständigt, die bestehende<br />
Kollaboration hinsichtlich Duloxetin (cymbalta®/<br />
ariclaim®) vorzeitig zu beenden. Eli Lilly erwarb die alleinigen<br />
weltweiten Entwicklungs- und Vermarktungsrechte<br />
an Duloxetin für alle Indikationen zurück und<br />
setzt die Vermarktung von Duloxetin über die eigene<br />
Organisation fort.<br />
20 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> war bereits seit 2001 Mehrheitsaktionär<br />
des japanischen Traditionsunternehmens<br />
SSP Co. Ltd. (SSP). Im abgelaufenen Jahr 2010 hat<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> im Rahmen eines öffentlichen<br />
Tender Offers mit anschließendem Squeeze-Out die ausstehenden<br />
Aktien der börsennotierten SSP erworben<br />
und besitzt damit nun 100 % der Unternehmensanteile.<br />
Dies ist ein klares strategisches Bekenntnis von <strong>Boehringer</strong><br />
<strong>Ingelheim</strong> zum japanischen Markt.<br />
Nachdem <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> Ende 2009 Teile des<br />
Tiergesundheitsgeschäftes von Pfi zer/Fort Dodge übernommen<br />
hatte, wurde im vergangenen Jahr die Umsetzung<br />
eines langfristig ausgerichteten Integrationskonzeptes<br />
auf den Weg gebracht. Die Eingliederung der<br />
erworbenen Produkte und Herstellungskapazitäten in<br />
unser Tiergesundheitsgeschäft sowie die Integration der<br />
neu aufgenommenen Mitarbeiter in den <strong>Boehringer</strong><br />
<strong>Ingelheim</strong>-Unternehmensverband verliefen planmäßig.<br />
Wie in den vergangenen <strong>Jahre</strong>n wird auch in Zukunft<br />
der strategische Fokus von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> auf der<br />
eigenen Erforschung und Entwicklung von innovativen<br />
Medikamenten liegen. Wir konzentrieren uns damit auf<br />
unsere Stärken und legen das Fundament für ein gesundes<br />
und kontinuierliches organisches Wachstum. In<br />
Bereichen, in denen wir neue Kompetenzen benötigen<br />
oder im Fall von sinnvoll erscheinenden Marktopportunitäten<br />
wird <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> ergänzend auch externe<br />
Wachstumsmöglichkeiten wahrnehmen.<br />
Die regionale Verteilung unserer Umsätze hat sich aufgrund<br />
der beschriebenen Effekte gegenüber dem Vorjahr<br />
leicht verschoben. Die Region Amerika musste im vergangenen<br />
Jahr wie erwartet aufgrund der primär den<br />
US-Markt betreffenden Exklusivitätsverluste einen Umsatzrückgang<br />
von letztendlich – 8,5 % verzeichnen. Die<br />
positive Entwicklung des übrigen Portfolios konnte den<br />
mit den Exklusivitätsverlusten einhergehenden Umsatzausfall<br />
in dieser Region nicht vollends kompensieren.<br />
Mit rund 46 % unseres Gesamtumsatzes ist die Region<br />
Amerika allerdings nach wie vor die größte Umsatzregion<br />
Boeh ringer <strong>Ingelheim</strong>s. Das größte Wachstum
gegenüber dem Vorjahr verzeichnete erwartungsgemäß<br />
die Region Asien / Australien / Afrika (AAA) mit erfreulichen<br />
11,6 %. Damit liegen rund 22 % unseres Gesamtumsatzes<br />
in dieser an Bedeutung gewinnenden Region.<br />
In Europa entsprach das Wachstum soliden 2,7 %, sodass<br />
diesem Markt ein Anteil von 32 % des Gesamtumsatzes<br />
zukommt.<br />
Umsatz nach Regionen<br />
(in Mio. EUR) 2010 2009 Veränderung<br />
Amerika 5.724 6.257 — 8,5 %<br />
Europa 4.089 3.980 + 2,7 %<br />
Asien, Australien, Afrika (AAA) 2.773 2.484 + 11,6 %<br />
Die Umsätze unseres Humanpharmageschäfts lagen im<br />
abgelaufenen Geschäftsjahr 2010 rund 4 % unter dem<br />
Vorjahreswert. Diese Entwicklung war erwartet und ist<br />
primär durch den Verlust der Exklusivität des Prostatamedikaments<br />
alna®/flomax® und des Parkinsonpräparates<br />
sifrol®/mirapex® sowie die generische Konkurrenz<br />
für den Blutdrucksenker catapresan® tts in<br />
den USA begründet. Hinzu kommen die Beendigung<br />
des Vertragsverhältnisses für Duloxetin (cymbalta®/<br />
xeristar®) sowie einer Lizenzvereinbarung für Herceptin<br />
mit Roche/Genentec. Bereinigt um diese Sonderkom<br />
ponenten war der Geschäftsverlauf jedoch durchaus<br />
erfreulich, was sich insbesondere in den positiven<br />
Wachstumsraten unserer etablierten Produkte spiriva®,<br />
micardis® und combivent® zeigt. Neben den etablierten<br />
Produkten trugen auch die Neueinführungen<br />
pradaxa® und twynsta® positiv zur Umsatzentwicklung<br />
im Humanpharmageschäft bei. Mit 11.665 Mio. EUR<br />
entfallen rund 92,7 % des Gesamtumsatzes von <strong>Boehringer</strong><br />
<strong>Ingelheim</strong> auf das Humanpharmageschäft. Innerhalb<br />
des Humanpharmageschäftes entfi elen 9.702 Mio. EUR<br />
auf das Geschäftsfeld verschreibungspflichtige Medikamente<br />
(– 3,5 % gegenüber Vorjahr) und 1.318 Mio. EUR<br />
auf unser Geschäftsfeld Selbstmedikation (+ 4,5 % gegenüber<br />
Vorjahr).<br />
Das Tiergesundheitsgeschäft hat sich auch im Geschäftsjahr<br />
2010 sehr erfolgreich entwickelt. Mit einem Umsatz<br />
von 921 Mio. EUR erhöhte sich der Anteil dieses Ge-<br />
schäftsfeldes an unserem Gesamtumsatz auf beachtliche<br />
7,3 %. Diese positive Entwicklung basiert sowohl auf organischem<br />
Wachstum (insbesondere unseres Schwei neimpfstoffes<br />
ingelvac circofl ex®) als auch auf den Ende<br />
2009 von Pfi zer/Fort Dodge übernommenen Produkten.<br />
Damit hat sich der Umsatz des Tiergesundheitsgeschäftes<br />
um 51 % gegenüber dem Vorjahr erhöht.<br />
Umsatz nach Geschäftsfeldern<br />
(in Mio. EUR)<br />
Verschreibungspfl ichtige<br />
2010 2009 Veränderung<br />
Medikamente 9.702 10.058 — 3,5 %<br />
Selbstmedikation (CHC) 1.318 1.261 + 4,5 %<br />
Biopharmazeutika<br />
Pharmachemikalien und<br />
422 553 — 23,7 %<br />
Pharmazeutische Produktion 216 233 — 7,3 %<br />
Tiergesundheit 921 610 + 51,0 %<br />
Insgesamt sind wir mit unserer Umsatzentwicklung im<br />
Jahr 2010 unter den gegebenen schwierigen Rahmenbedingungen<br />
zufrieden. Die nahezu vollständige Kompensation<br />
der durch Exklusivitätsverlust bedingten Umsatzausfälle<br />
werten wir als Erfolg, der uns in unserer<br />
langfristigen Orientierung bestätigt. Auf Basis der guten<br />
Entwicklung unserer etablierten Produkte und der vielversprechenden<br />
Produktinnovationen in unserer Pipeline<br />
wird nach diesem Übergangsjahr 2010 eine neue<br />
Wachstumsphase beginnen.<br />
Unsere Mitarbeiter und unsere positiven Forschungsund<br />
Entwicklungsresultate stellen das Fundament für<br />
eine Fortsetzung unseres langfristig orientierten Wachstums<br />
dar. Getragen von den Erfol gen in unserer Forschung<br />
und Entwicklung haben wir auch im Übergangsjahr<br />
2010 ganz bewusst an unseren hohen Investitionen<br />
im Bereich F&E festgehalten. Mit 1.896 Mio. EUR hat<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> ein Betriebs ergebnis erwirtschaftet,<br />
welches einer Umsatzrendite von 15,1 % entspricht.<br />
Kennzahlen (in Mio. EUR) 2010 2009 Veränderung<br />
Umsatzerlöse 12.586 12.721 — 1,1 %<br />
Betriebsergebnis 1.896 2.239 — 15,3 %<br />
Umsatzrendite 15,1 % 17,6 %<br />
Geschäft und Rahmenbedingungen<br />
21
konzernlagebericht<br />
Forschung und Entwicklung (F&E)<br />
Dem Unternehmensleitbild von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />
folgend ist es unser primäres Ziel, innovative Medikamente<br />
und Therapien für Krankheiten zu entwickeln,<br />
die bislang noch nicht zufriedenstellend behandelt werden<br />
können. Auf diese Weise möchten wir den Menschen<br />
helfen, die von diesen Krankheiten betroffen sind.<br />
Wir sind stets bestrebt, in Bereichen mit hohem therapeutischen<br />
Bedarf einen wichtigen Beitrag zu leisten<br />
und in den bedeutenden Indikationsgebieten eine führende<br />
Stellung einzunehmen. Zur Erreichung dieses<br />
Ziels werden strategisch wichtige Technologien ständig<br />
auf dem neuesten Stand gehalten und neue technologische<br />
Schlüsselansätze systematisch erforscht.<br />
Die erfolgreichen Forschungs-und Entwicklungsaktivitäten<br />
von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> und unsere damit verbundene<br />
Innovationsstärke waren in den vergangenen<br />
<strong>Jahre</strong>n stets die Basis unserer positiven Entwicklung.<br />
Dies wird sich auch in den kommenden <strong>Jahre</strong>n nicht ändern.<br />
Der eigenen Forschung und Entwicklung kommt<br />
auch in Zukunft höchste Priorität zu. Sie stellt das Fundament<br />
des <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong>-Unternehmensverbandes<br />
dar und wird auch zukünftig unser wesentlicher<br />
Wachstumstreiber sein.<br />
Im abgelaufenen Geschäftsjahr 2010 haben wir an unseren<br />
großen F&E-Standorten in Deutschland (Biberach),<br />
USA (Ridgefi eld), Österreich (Wien) und Kanada (Laval)<br />
im <strong>Jahre</strong>sschnitt 7.093 Mitarbeiter beschäftigt. Mit einem<br />
Investitionsvolumen von rund 2.453 Mio. EUR in<br />
Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten hat <strong>Boehringer</strong><br />
<strong>Ingelheim</strong> seine Investitionen in diesen Bereich im<br />
Vergleich zum Vorjahr noch einmal deutlich erhöht. Ins-<br />
gesamt hat <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> in 2010 damit 19,5 %<br />
des Konzernumsatzes in die Erforschung und Entwicklung<br />
neuer Medikamente investiert.<br />
Die eigene Forschung und Entwicklung besitzt für<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> eine hohe Priorität. Darüber hinaus<br />
ergänzen wir unser Produktportfolio regelmäßig<br />
durch gezielte Einlizenzierungen und Kooperationen.<br />
Im abgelaufenen Geschäftsjahr sind wir beispielsweise<br />
mit der 4-Antibody AG (Schweiz) eine langfristige Kooperation<br />
zur Entwicklung voll humaner, therapeutischer<br />
Antikörper für eine Reihe von Targets in verschiedenen<br />
Indikationen eingegangen. Die 4-Antibody AG<br />
wird hierbei ihre proprietären Hu-PAC®- und Retrocyte<br />
Display®-Technologien für die Entwicklung voll humaner<br />
Antikörper gegen neue und von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />
nominierte Targets einsetzen. Mit der US-amerikanischen<br />
Gesellschaft Micromet Inc. haben wir eine<br />
Kooperationsvereinbarung für die Erforschung, Entwicklung<br />
und Vermarktung eines neuen BiTE-Antikörpers<br />
zur Behandlung von multiplem Myelom abgeschlossen.<br />
Obwohl in der jüngsten Vergangenheit einige<br />
Fortschritte bei der Behandlung von multiplem Myelom<br />
gemacht werden konnten, gilt diese Krankheit noch<br />
immer als weitgehend nicht behandelbar. Darüber hinaus<br />
ist <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> eine Kooperation mit der<br />
ebenfalls in den USA ansässigen Firma Macrogenics Inc.<br />
eingegangen. Ziel dieser Zusammenarbeit ist die Erforschung,<br />
Entwicklung und Vermarktung einer dartbasierten<br />
Antikörpertechnologie, deren Einsetzbarkeit<br />
die Therapiegebiete Onkologie, Atemwegserkrankungen,<br />
kardio-metabolische Erkrankungen und Infektionskrankheiten<br />
umfassen könnte. Mit dem österreichischen<br />
Forschung und Entwicklung 2010 2009 2008 2007 2006<br />
Aufwendungen gesamt in Mio. EUR 2.453 2.215 2.109 1.900 1.574<br />
– in % der Umsatzerlöse 19,5 17,4 18,2 17,3 14,9<br />
Aufwendungen für verschreibungspfl ichtige Medikamente in Mio. EUR 2.306 2.100 2.016 1.818 1.501<br />
– in % der Umsatzerlöse mit verschreibungspfl ichtigen Medikamenten 23,8 20,9 22,1 21,0 18,1<br />
Durchschnittliche Anzahl der Mitarbeiter 7.093 6.934 6.788 6.405 6.003<br />
Sachanlage-Investitionen in Mio. EUR (ohne Investitionen in Infrastruktur) 83 <strong>125</strong> 145 157 <strong>125</strong><br />
22 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010
Unternehmen f-star Biotechnologische Forschungs- und<br />
Entwicklungsgesellschaft haben wir im vergangenen<br />
Jahr ebenfalls ein Kooperations- und Lizenzabkommen<br />
für die Entwicklung von Arzneimitteln auf der Basis<br />
von Antikörpern geschlossen. Diese Vereinbarung sieht<br />
vor, dass <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> die von f-star entwickelte,<br />
modulare Technologie zur Herstellung von Antikörpern<br />
und funktionellen Antikörper-Fragmenten gegen<br />
bis zu sieben Zielstrukturen aus verschiedenen therapeutischen<br />
Bereichen einsetzen und sie zur Entwicklung<br />
neuer Medikamente nutzen kann. Mit dem in Deutschland<br />
ansässigen Unternehmen Priaxon AG wurde im<br />
vergangenen Jahr eine Zusammenarbeit zur Erforschung<br />
und Entwicklung neuartiger Krebstherapien auf<br />
den Weg gebracht. Ziel ist die gemeinsame Entwicklung<br />
eines mdm2-/p53-Hemmers gegen unterschiedliche<br />
Tumorarten. Mit dem US-Unternehmen Neurocrine<br />
Biosciences haben wir eine weltweite Zusammenarbeit<br />
für die Erforschung und Entwicklung des GPR119-Agonisten<br />
zur Behandlung von Typ 2-Diabetes abgeschlossen.<br />
Hierbei soll der Mechanismus die Produktion und<br />
Sekretion von körpereigenem Insulin stimulieren und<br />
stellt somit eine Ergänzung zu unserer eigenen Diabetes-<br />
Pipeline dar. Darüber hinaus hat <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />
eine Vereinbarung mit dem Engineering- und Technologieunternehmen<br />
VTU getroffen, um in der Technologieentwicklung<br />
zu kooperieren. Im Rahmen dieser Vereinbarung<br />
erhält <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> Zugang zum<br />
VTU-eigenen Expressionssystem (Methodik zur Proteinexpression).<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> hat im vergangenen Jahr einen<br />
eigenen Venture Capital-Fonds gegründet – die <strong>Boehringer</strong><br />
<strong>Ingelheim</strong> Venture Fund (BIVF) GmbH. Dieser<br />
Fonds wird in Biotech- und Start-up-Unternehmen investieren,<br />
die vielversprechende Therapieansätze und<br />
Technologien erforschen, um somit Innovationen in der<br />
medizinischen Wissenschaft zu fördern. Das anfängliche<br />
von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> investierte Fondsvolumen<br />
beläuft sich auf insgesamt 100 Mio. EUR. Die<br />
ersten Investitionen erfolgten bereits im vergangenen<br />
Geschäftsjahr.<br />
An den zuvor genannten vier großen Forschungsstandorten<br />
von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> haben wir unsere Forschungs-<br />
und Entwicklungsaktivitäten auf die folgenden<br />
Indikationsgebiete konzentriert:<br />
• Atemwegserkrankungen<br />
• Immunologie<br />
• Infektionserkrankungen<br />
• Kardiometabolische Erkrankungen (Herz-Kreislaufund<br />
Stoffwechselerkrankungen)<br />
• Neurologische Erkrankungen<br />
• Onkologie<br />
Im abgelaufenen Geschäftsjahr konnte <strong>Boehringer</strong><br />
<strong>Ingelheim</strong> erneut wesentliche Fortschritte in der klinischen<br />
Forschung hinsichtlich neuer Substanzen erzielen.<br />
Hervorzuheben sind hierbei insbesondere unsere<br />
Innovationen im Therapiegebiet der kardio-metabolischen<br />
Erkrankungen mit unserer Substanz Dabigatranetexilat<br />
(pradaxa®) sowie im Segment Typ-2-Diabetes<br />
mit unserem Wirkstoff Linagliptin.<br />
Im Oktober 2010 erhielt unser neues Produkt pradaxa®<br />
(Dabigatranetexilat) in der Indikation Schlaganfallprävention<br />
bei Patienten mit Vorhofflimmern die Zulassung<br />
in den USA und in Kanada. Weitere Zulassungen<br />
des neuartigen oralen direkten Thrombininhibitors<br />
werden für 2011 erwartet, unter anderem in Japan und<br />
Europa.<br />
pradaxa® ist bereits seit 2008 in 75 Ländern für die<br />
Prävention von Venösen Thromboembolien (VTE) nach<br />
Hüft- und Kniegelenksersatz-Operationen zugelassen.<br />
Die nun erfolgten Zulassungen in der Indikation Schlaganfallprävention<br />
stellen aus medizinischer Sicht einen<br />
therapeutischen Durchbruch dar. In den USA ist dies die<br />
erste Zulassung seit über 50 <strong>Jahre</strong>n für einen oralen Gerinnungshemmer.<br />
Die Behandlung mit pradaxa® wird<br />
das Leben vieler Patienten verbessern, denn sie bietet<br />
einen hohen Schutz vor dem gefürchteten Schlaganfall<br />
und darüber hinaus macht pradaxa® die enormen Einschränkungen<br />
überfl üssig, die mit der bisherigen Standardtherapie<br />
verbunden waren. Das Vorhoffl immern ist<br />
Geschäft und Rahmenbedingungen<br />
23
konzernlagebericht<br />
die häufi gste Herzrhythmusstörung, ungefähr ein Prozent<br />
der Gesamtbevölkerung und zehn Prozent der über<br />
Achtzigjährigen sind hiervon betroffen. Sie leiden unter<br />
einem erhöhten Risiko für Blutgerinnsel und infolgedessen<br />
einem bis zu fünffach erhöhten Schlaganfallrisiko.<br />
Somit stellt pradaxa® eine Innovation in einem<br />
Gebiet mit hohem therapeutischen Bedarf dar und ist<br />
gleichzeitig ein exzellentes Beispiel für unsere Vision<br />
„Werte schaffen durch Innovation“.<br />
Im Oktober des vergangenen <strong>Jahre</strong>s erhielt pradaxa®<br />
den Galenus-von-Pergamon-Preis in der Kategorie<br />
„Primary Care“, einen Preis für pharmakologische Spitzenforschung.<br />
Diese Auszeichnung bestätigt erneut den<br />
hohen Innovationscharakter von pradaxa®. Bereits im<br />
April 2010 wurde <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> für die Entwicklung<br />
von Dabigatranetexilat unter die drei Finalisten<br />
des „Deutschen Innovationspreises“ in der Kategorie<br />
Großunternehmen gewählt. Im September 2010 wählten<br />
deutsche Allgemeinärzte, Praktiker und Internisten<br />
das Medikament in einer Umfrage der Zeitschrift „PharmaBarometer“<br />
zum „Innovativsten Produkt 2010“. Die<br />
klinischen Studienergebnisse, die Marktzulassungen sowie<br />
die zahlreichen erhaltenen Auszeichnungen belegen<br />
den Innovationsgrad von pradaxa® und bestätigen damit<br />
ein weiteres Mal den Erfolg unserer Forschungsund<br />
Entwicklungsstrategie.<br />
Stoffwechselerkrankungen gehören seit vielen <strong>Jahre</strong>n<br />
ebenfalls zu den zentralen Forschungs- und Entwicklungsgebieten<br />
von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong>. Diabetes ist<br />
hierbei eine der Indikationen, die im Mittelpunkt des<br />
Interesses unseres globalen Forschungsnetzwerks stehen.<br />
2010 starben schätzungsweise fast vier Millionen<br />
Menschen in der Altersgruppe von 20 bis 79 <strong>Jahre</strong>n an<br />
Diabetes und seinen Komplikationen. Etwa 50 % der<br />
Menschen mit Diabetes versterben an kardiovaskulären<br />
Erkrankungen und über 8 % an Nierenversagen. Im<br />
Rahmen der Erforschung und Entwicklung neuer Diabetes-Wirkstoffe<br />
mit neuartigen Wirkmechanismen ist<br />
unser DPP-4-Inhibitor Linagliptin der im Diabetes-<br />
Portfolio von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> am weitesten in der<br />
Entwicklung vorangeschrittene Wirkstoff. Linagliptin<br />
24 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010<br />
wird als eine einmal täglich einzunehmende Tablette<br />
zur Behandlung des Typ 2 Diabetes (als Monotherapie)<br />
und als Kombinationstherapie entwickelt. Die im vergangenen<br />
Jahr 2010 im Rahmen der 70th Scientifi c<br />
Sessions of the American Diabetes Association (ADA)<br />
präsentierten Phase-III-Daten zu Linagliptin belegen<br />
eine signifi kante, anhaltende und klinisch bedeutsame<br />
Reduktion des Blutglukosespiegels. In den Phase-III-<br />
Zulassungsstudien zeigte sich darüber hinaus ein sehr<br />
günstiges Sicherheitsprofi l von Linagliptin mit einer<br />
Gesamtrate von unerwünschten Begleiterscheinungen<br />
auf Placeboniveau. Außerdem wurde unter Linagliptin<br />
keine Auswirkung auf das Körpergewicht beobachtet<br />
und kein erhöhtes Risiko für Wechselwirkungen mit anderen<br />
Arzneimitteln festgestellt. Besonders bedeutsam<br />
ist, dass kein erhöhtes Hypoglykämierisiko in Zusammenhang<br />
mit Linagliptin als Monotherapie oder in Kombination<br />
mit Metformin oder Pioglitazon auftrat. Auf der<br />
Herbsttagung 2010 der Deutschen Diabetes- Gesellschaft<br />
in Berlin stellte <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> weitergehende<br />
Studienergebnisse vor, welche die bereits bekannten Ergebnisse<br />
aus dem Phase-III-Studienprogramm ergänzten.<br />
Die neuen Daten belegen neben einer signifi kanten<br />
und anhaltenden Reduktion der Blutglukosespiegel,<br />
dass Linagliptin aufgrund seines unter den DPP-4-Inhibitoren<br />
einzigartigen pharmakokinetischen Profi ls bei<br />
allen Patienten mit Typ 2 Diabetes ohne Dosis anpassung<br />
frühzeitig eingesetzt werden könnte, selbst bei Patienten<br />
mit einer Nierenschädigung. <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> ist<br />
stolz auf diese positiven Entwicklungsergebnisse und<br />
erwartet die ersten Marktzulassungen von Linagliptin<br />
im Laufe des <strong>Jahre</strong>s 2011.<br />
Im Therapiegebiet Onkologie hat sich <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />
der Forschung und Entwicklung neuartiger Wirkstoffe<br />
zur Krebsbehandlung verschrieben, die für die Patienten<br />
einen hohen therapeutischen Nutzen und eine<br />
Verbesserung der Lebensqualität bedeuten. Die Grundlage<br />
dieses Engagements bilden wissenschaftliche Fortschritte<br />
in der Entwicklung einer Reihe von zielgerichteten<br />
Therapien zur Behandlung von soliden Tumoren<br />
sowie hämatologischen Krebserkrankungen mit hohem<br />
therapeutischen Bedarf.
Unser umfangreiches und robustes LUX-Studienprogramm<br />
besteht aus <strong>mehr</strong> als zehn weltweit laufenden<br />
Studien zur Beurteilung unseres Wirkstoffes Afatinib<br />
(BIBW 2992) bei verschiedenen soliden Tumoren (u.a.<br />
nicht-kleinzelliges Bronchialkarzinom, Brustkrebs und<br />
Kopf-Hals-Karzinom). Unsere Substanz Afatinib ist ein<br />
neuartiger oraler Tyrosinkinaseinhibitor, dessen Wirkung<br />
auf einer irreversiblen Hemmung zweier Tyrosinkinasen<br />
beruht, die am Wachstum und der Ausbreitung<br />
der Tumore beteiligt sind.<br />
Das Lungenkarzinom ist weltweit die häufi gste Krebs-<br />
erkrankung und gleichzeitig die häufi gste krebsbedingte<br />
Todesursache. <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> konnte in 2010<br />
weitere Entwicklungsfortschritte in diesem Segment<br />
erzielen. Unsere Substanz Afatinib wird derzeit im klinischen<br />
Studienprogramm LUX-Lung hinsichtlich der<br />
Behandlung von Lungenkrebs geprüft.<br />
Dieses Programm beinhaltet eine Reihe von Studien,<br />
deren Großteil inzwischen in der klinischen Phase III<br />
angesiedelt ist.<br />
Im Rahmen der klinischen Phase-III-Studie LUX-Lung 1<br />
konnten die Studienergebnisse zum Beispiel im abgelaufenen<br />
Jahr die Aktivität und den klinischen Nutzen<br />
von Afatinib bei fortgeschrittenem, nicht-kleinzelligem<br />
Bronchialkarzinom für die Gesamtpopulation bestätigen.<br />
Mit Afatinib behandelte Patienten wiesen eine signifi<br />
kant höhere Rate in der Tumorkontrolle oder Tumorverkleinerung<br />
auf als Patienten unter Placebo. Dieses<br />
Ergebnis wurde von unabhängiger Seite bestätigt. Die<br />
Studienergebnisse zeigten darüber hinaus, dass der<br />
Wirkstoff Afatinib zu einer statistisch signifi kanten<br />
Verbesserung der zentralen Symptome, die mit Bronchialkarzinomen<br />
verbunden sind (Husten, Atemnot und<br />
Schmerzen), führt. Außerdem verzögerte Afatinib signifi<br />
kant die Zeit bis zur Verschlechterung von Husten,<br />
Atemnot und Brustschmerz.<br />
Im September des vergangenen <strong>Jahre</strong>s konnten wir<br />
darüber hinaus den Beginn einer klinischen Phase-III-<br />
Studie bekannt geben, in der Afatinib zur Behandlung<br />
von Patientinnen mit fortgeschrittenem Brustkrebs geprüft<br />
wird. Brustkrebs ist mit über 411.000 Todesfällen<br />
jährlich die weltweit häufi gste Krebstodesursache bei<br />
Frauen. Die als „LUX-Breast 1“ bezeichnete, zulassungsrelevante<br />
klinische Phase-III-Studie ist die erste zur Beurteilung<br />
von Afatinib bei Brustkrebs. Diese Studie erweitert<br />
den potenziellen Anwendungsbereich, für den<br />
die Onkologie-Pipeline von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> geeignet<br />
sein könnte. Sie stellt damit einen wichtigen Meilenstein<br />
auf dem Weg dar, unsere Entwicklungen in der<br />
Onkologie über den Lungenkrebs hinaus auszubauen.<br />
Neben Afatinib ist BIBF 1120 (vorgesehener Handelsname<br />
vargatef®) die zweite Leitsubstanz der Onkologie-Pipeline<br />
von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong>. Der dreifache<br />
Ki nase-Hemmer befi ndet sich in Phase III der klinischen<br />
Entwicklung zur Behandlung von Patienten mit fortgeschrittenem<br />
nicht-kleinzelligen Bronchialkarzinom sowie<br />
Patientinnen mit Eierstockkrebs (Ovarialkarzinom).<br />
Im November 2010 konnte <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> darüber<br />
hinaus die Ergebnisse der Klinischen Phase-II-Studie<br />
tumorrow vorstellen. Unsere Substanz BIBF 1120<br />
lieferte im Rahmen dieser Studie vielversprechende Ergebnisse<br />
bei Patienten mit idiopathischer Lungenfi brose<br />
(IPF). Diese Studienergebnisse deuten darauf hin, dass<br />
die Substanz einen signifi kanten Nutzen für IPF-Patienten<br />
bieten kann, indem sie den mit der Erkrankung einhergehenden<br />
Lungenfunktionsverlust reduziert. Die Ergebnisse<br />
der Studie sind sehr ermutigend und bilden<br />
eine solide Basis für die Entwicklung weiterer klinischer<br />
Programme.<br />
Im Therapiegebiet Infektionserkrankungen fokussieren<br />
sich die Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten von<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> auf Viruserkrankungen mit einem<br />
hohen bisher nicht gedeckten medizinischen Bedarf.<br />
Im Rahmen unseres HCV-Forschungsprogramms<br />
(Hepatitis-C-Virus) konnten wir im vergangenen Jahr<br />
weitere signifi kante Fortschritte verzeichnen. Bei unserer<br />
Substanz BI 201335 handelt es sich um einen oral einzunehmenden<br />
HCV-NS3/4A-Protease-Inhibitor (Prüfsubstanz),<br />
der von unserer Forschung und Entwicklung entdeckt<br />
wurde und bereits klinische Studien bis zur Phase<br />
Geschäft und Rahmenbedingungen<br />
25
konzernlagebericht<br />
IIb (SILEN-C-Studien) durchlaufen hat. Unsere Substanz<br />
BI 207127 ist ein NS5B-RNA-abhängiger Polymerase-Inhibitor,<br />
der die klinischen Prüfungen der Phase I<br />
abgeschlossen hat. Derzeit laufen die Planungen für<br />
Phase-II-Studien mit BI 207127 und BI 201335 in Therapien<br />
ohne Interferon, sowohl mit als auch ohne Ribavirin.<br />
Im Oktober 2010 hat <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> die<br />
vielversprechenden Ergebnisse unserer Phase Ib-Studie<br />
„SOUND-C1“ bekannt gegeben, aus denen hervorgeht,<br />
dass die Kombination der beiden oralen Hepatitis-C-<br />
Wirkstoffe BI 201335 (Protease-Inhibitor) und BI 207127<br />
(Polymerase-Inhibitor) mit Ribavirin die Viruslast nicht<br />
vorbehandelter HCV-Patienten unter die Quantifi zierbarkeitsgrenze<br />
senkt. Der neue Protease-Polymerase-Inhibitor-Kombinationswirkstoff<br />
führte im Rahmen dieser<br />
Studie zu einem schnellen virologischen Ansprechen<br />
auch ohne pegyliertes Interferon. <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />
ist stolz auf die erzielten Forschungsergebnisse in diesem<br />
Gebiet, da eine Therapie ohne Interferon und die<br />
damit verbundenen Nebenwirkungen für Patienten mit<br />
chronischer Hepatitis C eine wichtige Behandlungsoption<br />
darstellen könnte.<br />
Aus unseren Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten<br />
im Bereich kardiovaskulärer Medikamente stammt unser<br />
Produkt twynsta®, eine hochwirksame Kombinationstablette<br />
aus dem Angiotensinrezeptorblocker Telmisartan<br />
(micardis®) und dem Kalziumkanalblocker<br />
Amlodipin. Dieses Produkt ist indiziert für die Behandlung<br />
der essenziellen Hypertonie bei erwachsenen<br />
Patienten, deren Blutdruck durch eine Therapie mit<br />
Amlodipin nicht ausreichend kontrolliert werden kann,<br />
sowie als Ersatztherapie für Erwachsene, die micardis®<br />
und Amlodipin bislang in separater Darreichung in der<br />
gleichen Dosierung erhalten haben. Bluthochdruck ist<br />
der wichtigste Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen<br />
und für <strong>mehr</strong> Todesfälle als jeder andere<br />
Risikofaktor verantwortlich. Nachdem unsere erfolgreichen<br />
Entwicklungsstudien bereits in 2009 in einer<br />
Marktzulassung von twynsta® in den USA mündeten,<br />
konnten im abgelaufenen Geschäftsjahr 2010 weitere<br />
Marktzulassungen für twynsta® in Japan sowie in<br />
Europa erreicht werden.<br />
26 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010<br />
Die Pipeline-Projekte von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unterliegen<br />
einer regelmäßigen Prüfung. In diesem Rahmen haben<br />
wir uns im vergangenen Jahr dazu entschieden, die<br />
Entwicklung des Wirkstoffes Flibanserin zur Behandlung<br />
der Hypoactive Sexual Desire Disorder (HSDD) einzustellen.<br />
Im Juni 2010 traf sich das Reproductive Health Drugs<br />
Advisory Committee der US-amerikanischen Arzneimittelbehörde<br />
FDA (Food and Drug Administration), um<br />
über den Zulassungsantrag für Flibanserin zur Behandlung<br />
der HSDD bei prämenopausalen Frauen zu beraten.<br />
Die Antwort der Zulassungsbehörde sowie die Komplexität<br />
und der Umfang der weiteren Fragen, die zu klären gewesen<br />
wären, um möglicherweise eine Zulassung für<br />
Flibanserin zu erhalten, beeinfl ussten die Entscheidung<br />
von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong>, sich auf andere Projekte in unserer<br />
Produkt-Pipeline zu konzentrieren. Dies war eine<br />
schwierige Entscheidung, da wir auch weiterhin von dem<br />
Wert überzeugt sind, den Flibanserin für Frauen hätte, die<br />
unter HSDD leiden. Bedeutsam für uns ist daher, dass wir<br />
durch unsere Investitionen in die Forschung und Entwicklung<br />
sowie in Aufklärungsaktivitäten einen wesentlichen<br />
Beitrag für ein verbessertes Verständnis der HSDD<br />
leisten konnten.<br />
Die Forschungsschwerpunkte von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />
im Tiergesundheitsgeschäft fokussieren sich auf die Erforschung<br />
und Entwicklung von innovativen Impfstoffen,<br />
primär zum Schutz von Nutztieren. <strong>Boehringer</strong><br />
<strong>Ingelheim</strong> investierte im abgelaufenen Geschäftsjahr<br />
rund 92 Mio. EUR in die Erforschung und Entwicklung<br />
neuer Produkte. Dies entspricht in etwa 10 % der gesamten<br />
Umsatzerlöse des Tiergesundheitsgeschäftes.<br />
Im vergangenen Jahr 2010 hat <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />
in Hannover den Grundstein für sein Europäisches<br />
Forschungszentrum für Tierimpfstoffe gelegt, wobei<br />
<strong>mehr</strong> als 40 Mio. EUR in das <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />
Veterinary Research Center investiert werden. In der<br />
ersten Ausbaustufe werden dort etwa 50 Mitarbeiter innovative<br />
Impfstoffe entwickeln. Ende 2011 soll das<br />
Forschungszentrum für Tierimpfstoffe dann bezogen<br />
und in Betrieb genommen werden, für 2012 ist der Start<br />
der wissenschaftlichen Arbeiten vorgesehen. Wir errichten
damit ein modernes Forschungszentrum mit 50 Laboratorien<br />
und einer daran angeschlossenen Tierhaltung.<br />
Mit dieser signifi kanten Investition werden wir unsere<br />
Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten im Bereich<br />
Tierimpfstoffe für Nutztiere in Europa weiter etablieren<br />
und international deutlich ausbauen.<br />
Produktion<br />
Verteilt auf 20 Standorte weltweit (in 13 verschiedenen<br />
Ländern), bestand unser Produktionsnetzwerk in 2010<br />
im Humanpharmageschäft aus insgesamt 22 Produktionseinheiten:<br />
14 pharmazeutische, fünf chemische, zwei<br />
biopharmazeutische sowie eine für Medizinprodukte.<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong>s langjährige Erfahrung an diesen<br />
Produktionsstandorten sichert eine zuverlässige und<br />
qualitativ hochwertige Produktversorgung unter Nutzung<br />
neuester Technologien. Unser Produktionsbereich<br />
hat sich hierbei als zuverlässiger Partner sowohl für<br />
konzerninterne Kunden als auch für externe Industriekunden<br />
sehr erfolgreich etabliert.<br />
Im Geschäftsjahr 2010 haben wir die Steuerung unserer<br />
weltweiten Produktionsstätten organisatorisch neu aufgestellt<br />
und damit unsere Wettbewerbsfähigkeit weiter<br />
verbessert.<br />
Die Chemiestandorte wurden gemeinsam mit den pharmazeutischen<br />
Standorten, von denen aus die Markteinführung<br />
neuer innovativer Arzneimittel erfolgt, zur<br />
Division Launch & Strategic Products (LSP) zusammengefasst.<br />
Primäres Ziel ist die Sicherstellung von Produkteinführungen<br />
auf höchstem Qualitätsniveau sowie<br />
die technologisch und prozessual anspruchsvolle<br />
Her stellung dieser innovativen Produkte in den ersten<br />
<strong>Jahre</strong>n ihres Lebenszyklus. LSP stellt hierbei die Schnittstelle<br />
zwischen Produktion und unseren En twicklungsaktivitäten<br />
dar und übernimmt bereits in sehr<br />
frühen Phasen vorbereitende Aufgaben für die Markteinführung<br />
von neuen Produkten. Ein erfolgreiches Beispiel<br />
in 2010 war die Markteinführung unseres Produktes<br />
pradaxa® in den USA. Die Herstellungsprozesse<br />
konnten bereits in frühen Phasen kontinuierlich verbessert<br />
werden, sodass ein stabiler und qualitativ hochwer-<br />
tiger Herstellungsprozess bereits bei Produkt einführung<br />
sichergestellt werden konnte.<br />
Rund 80 % unserer Produktionsvolumina entfallen auf<br />
am Markt bereits etablierte Produkte im fortgeschrittenen<br />
Lebenszyklus. Deren Herstellung wird von den<br />
Produktionsstätten unserer Division Established Products<br />
(ESP) wahrgenommen. Durch eine Präsenz in allen<br />
Regionen der Welt erreichen wir mit unserem Produktionsnetzwerk<br />
ein hohes Maß an Flexibilität und können<br />
optimal auf lokale Erfordernisse reagieren. Hierdurch<br />
sind wir mit unserem Produktionsnetzwerk jederzeit in<br />
der Lage, sowohl unsere eigenen Arzneimittel als auch<br />
Produkte, die wir im Auftrag für unsere externen Industriekunden<br />
fertigen, mit kosteneffi zienten Herstellungsprozessen<br />
mit hoher Qualität und Zuverlässigkeit zur<br />
Verfügung zu stellen.<br />
Die biopharmazeutische Produktion von <strong>Boehringer</strong><br />
<strong>Ingelheim</strong> an den Standorten Wien, Österreich und<br />
Biberach, Deutschland genießt weltweites Ansehen.<br />
Neben der Herstellung eigener Produkte (actilyse®,<br />
metalyse®, imukin® und beromun®) bietet <strong>Boehringer</strong><br />
<strong>Ingelheim</strong> als einer der führenden Auftragshersteller die<br />
gesamte biopharmazeutische Prozesskette von der genetischen<br />
Entwicklung der Zelle über die Herstellung bis<br />
zum marktfähigen Arzneimittel im wirtschaftlichen<br />
Maßstab auch für Industriekunden an.<br />
Durch kontinuierliche Investitionen in unser Produktions<br />
netzwerk stellen wir seit <strong>Jahre</strong>n sicher, dass wir auf<br />
innovative und modernste Produktionstechniken zugreifen<br />
können.<br />
Nachdem bereits 2009 eine Investition von rund 64 Mio.<br />
EUR in das erste Modul unseres neuen Produktionsbetriebes<br />
zur Herstellung von Wirkstoffpellets für unseren<br />
neuen oralen Thrombinhemmer pradaxa® am Standort<br />
<strong>Ingelheim</strong> erfolgte, wurden im Jahr 2010 weitere<br />
119 Mio. EUR in den Ausbau des innovativen Produktionsbetriebes<br />
investiert. Dieser soll bis 2011 fertiggestellt<br />
sein und wird mit weiteren 120 Arbeitsplätzen an<br />
unserem Stammsitz in <strong>Ingelheim</strong> verbunden sein. Mit<br />
Geschäft und Rahmenbedingungen<br />
27
konzernlagebericht<br />
dieser Erweiterungsinvestition sind wir in der Lage, die<br />
Kapazität der Kapselherstellung zukünftig auf 1,5 Milliarden<br />
Kapseln pro Jahr signifi kant zu steigern. Damit<br />
gewährleistet <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong>, dass der erwartete<br />
weltweite Bedarf an Dabigatranetexilat (pradaxa®) gedeckt<br />
werden kann.<br />
Mit einer weiteren Investition von rund 70 Mio. EUR in<br />
eine hochautomatisierte Zerstäuberfabrik der <strong>Boehringer</strong><br />
<strong>Ingelheim</strong> microParts in Dortmund zur Herstellung<br />
unserer respimat®-Inhalationsgeräte haben wir unsere<br />
Produktionskapazität auf 20 Millionen Inhalationsgeräte<br />
pro Jahr verdoppelt. Mithilfe dieser Investition sind<br />
wir in der Lage, den Patienten für die weltweit steigende<br />
Marktnachfrage nach Präparaten zur Behandlung der<br />
chronisch-obstruktiven Atemwegserkrankung mit dem<br />
respimat®-Soft Inhaler einen hocheffi zienten und innovativen<br />
Medikamentenzerstäuber zur Verfügung zu stellen.<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> arbeitet kontinuierlich an der<br />
Optimierung seines Produktionsnetzwerkes. Hierzu<br />
zählt unter anderem auch der Ausbau unserer Präsenz<br />
in Asien. <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> gab 2009 bereits bekannt,<br />
in China 100 Mio. EUR zu investieren mit dem<br />
Ziel, die Produktionskapazitäten an unserem Stand ort<br />
im Zhangjiang High-Tech-Park in Shanghai zu vergrößern.<br />
Im Rahmen dieses Expansionsprojektes haben wir<br />
in 2010 rund 10 Mio. EUR in den Aufbau eines neuen<br />
Center of Competence in Shanghai investiert, das auf<br />
die Qualitätskontrolle von in China bezogenen pharmazeutischen<br />
Wirkstoffen und chemischen Zwischenprodukten<br />
spezialisiert ist. Das neue Kompetenzzentrum<br />
umfasst die Abteilungen Prozessentwicklung und Qualitätskontrolle,<br />
wobei sich die Prozessentwicklung auf<br />
die Optimierung der Produktionsprozesse und den entsprechenden<br />
Technologietransfer an unsere Geschäftspartner<br />
in China konzentriert, um Produktionseffi zienz<br />
und -präzision zu erhöhen. Mit der Optimierung des<br />
Produktionsprozesses bei unseren Partnern und der Sicherstellung<br />
der Qualität der Zwischenprodukte wird<br />
China zukünftig eine stärkere Rolle bei unseren weltweiten<br />
Beschaffungsmaßnahmen spielen.<br />
28 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010<br />
Umwelt und Arbeitsschutz<br />
Der Schutz unserer Mitarbeiter, unserer Einrichtungen<br />
und unserer Umwelt sowie der Erhalt natürlicher Ressourcen<br />
und die Förderung des Umweltbewusstseins<br />
sind ein wichtiger Bestandteil unseres Unternehmensleitbildes<br />
und für <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> von zentraler<br />
Bedeutung. Die Beachtung gesellschaftlicher, sozialer<br />
und ökologischer Aspekte ist seit vielen <strong>Jahre</strong>n in unserer<br />
Unternehmensphilosophie fest verankert. Nachhaltigkeit<br />
und der dazu gehörende Respekt vor der Umwelt<br />
prägen das Handeln von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong>. Bei allen<br />
Aktivitäten bemüht sich <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> um<br />
den größtmöglichen Schutz seiner Mitarbeiter, seiner Nachbarn<br />
und der Natur. Das Unternehmen ist bestrebt, die<br />
natürlichen Ressourcen zu erhalten und das Umweltbewusstsein<br />
intern und extern nachdrücklich zu fördern.<br />
Wir haben konzernweit verbindliche Standards für den<br />
Bereich Umweltschutz und Arbeitssicherheit defi niert,<br />
die nicht nur die länderspezifi schen gesetzlichen Aufl agen<br />
refl ektieren, sondern über das gesetzlich vorgeschriebene<br />
Maß deutlich hinausgehen. Unser Unternehmensbereich<br />
Environment, Health and Safety (EHS)<br />
überprüft anhand etablierter Prozesse die entsprechende<br />
Implementierung und Einhaltung dieser Umweltund<br />
Arbeitssicherheitsrichtlinien. Anhand regelmäßig<br />
durchgeführter interner Audits werden neben der Einhaltung<br />
unserer Standards kontinuierlich Verbesserungspotenziale<br />
identifi ziert und umgesetzt. Im abgelaufenen<br />
Geschäftsjahr haben wir erneut freiwillig<br />
weltweit 14 interne Umweltschutz- und Arbeitssicherheitsaudits<br />
an zwölf unserer Standorte durchgeführt.<br />
Diese globalen Auditierungsverfahren sowie eine systematische<br />
Überprüfung anhand von defi nierten Kennzahlen<br />
sind fest in unseren Geschäftsprozessen etabliert<br />
und tragen signifi kant zum hohen Standard unserer<br />
Maßnahmen in den Bereichen Umweltschutz, <strong>Gesundheit</strong><br />
und Arbeitssicherheit bei.<br />
Nicht nur an uns selbst, sondern auch an unsere Zulieferer<br />
stellen wir hohe Anforderungen in Bezug auf Arbeitssicherheit<br />
und Umweltschutz. Im Geschäftsjahr<br />
2010 wurde der Auswahlprozess für Zulieferer detail-
liert überarbeitet und weiter verbessert. Unter anderem<br />
wurde in diesem Rahmen ein risikobasierter Ansatz für<br />
die Auditierung unserer externen Geschäftspart ner entwickelt.<br />
Eine Geschäftsbeziehung mit einem Zulieferer<br />
kommt nur dann zustande, wenn alle von <strong>Boehringer</strong><br />
<strong>Ingelheim</strong> definierten Anforderungen erfüllt werden.<br />
Eine umfassende Inspektion vor Ort ist daher immer<br />
der erste Schritt einer neuen Partnerschaft.<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> bekennt sich seit 1995 zu den<br />
Leitlinien von responsible care®, einer weltweiten Initiative<br />
der chemischen Industrie (Weltchemieverband).<br />
Für unsere Unternehmen ist Responsible Care® der Auftrag,<br />
Sicherheit, <strong>Gesundheit</strong> und Umweltschutz kontinuierlich<br />
zu verbessern – freiwillig und über gesetzliche<br />
Vorgaben hinaus. Unser wirtschaftliches Handeln kann<br />
nur dann erfolgreich sein, wenn wir gesellschaftliche<br />
und ökologische Aspekte beachten.<br />
Auch in 2010 ist die Zertifi zierung unserer Produktionsstandorte<br />
durch externe Organisationen ein wichtiger<br />
Bestandteil unseres Umwelt- und Sicherheitsmanagements<br />
gewesen. Bestätigt wurde unser Engagement unter<br />
anderem durch das Zertifi kat ISO 14001 für Umweltman<br />
agement unseres Chemiestandortes in Petersburg,<br />
Virginia/USA, der damit unseren bereits zertifi zierten<br />
chemischen Produktionsstätten in Spanien, Frankreich<br />
und Italien folgt.<br />
Jede Produktion, so auch die Herstellung von pharmazeutischen<br />
Produkten, hat einen unvermeidlichen Einfl<br />
uss auf die Umwelt. Daher ist es unser Anliegen, diesen<br />
Einfl uss so gering wie möglich zu halten. Dies spiegelt<br />
sich unter anderem in unseren ehrgeizigen Zielen in Bezug<br />
auf die Reduktion von CO2-Emissionen wider. Nach<br />
einer im vergangenen Jahr vorgenommenen Optimierung<br />
der Klimaanlagen unseres Standorts in <strong>Ingelheim</strong><br />
rechnen wir zum Beispiel mit einer jährlichen Reduzierung<br />
von 2.000 t CO2. <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> beteiligt sich<br />
bereits seit einigen <strong>Jahre</strong>n an dem weltweit renommierten<br />
Umweltprojekt Ökoprofi t®, einem in Graz, Österreich<br />
entwickelten ökologischen Projekt für integrierte<br />
Umwelt technik. Die Zielsetzung des Kooperationspro-<br />
jektes zwischen Kommunen und Betrieben liegt darin,<br />
in Unternehmen durch konkrete Maßnahmen Einsparungen<br />
im Verbrauch von Energie, Wasser und Abfall zu<br />
erzielen. Nachdem in den vergangenen <strong>Jahre</strong>n bereits<br />
signifi kante Einsparmöglichkeiten an den Standorten<br />
<strong>Ingelheim</strong> und Dortmund, Deutschland realisiert wurden,<br />
hat im vergangenen Geschäftsjahr unser Standort<br />
in Wien, Österreich im Rahmen dieses Projektes signifi -<br />
kante Möglichkeiten zur Reduzierung der CO2-Emission<br />
identifi ziert.<br />
<strong>Gesundheit</strong> und Sicherheit unserer Mitarbeiter genießen<br />
höchste Priorität bei <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong>. Zusätzlich<br />
zu unseren hohen Sicherheitsstandards und Richtlinien<br />
haben wir im abgelaufenen Geschäftsjahr unsere weltweite<br />
neue Sicherheitskultur Zero by Choice implementiert.<br />
Management und Mitarbeiter übernehmen hierin<br />
gleichermaßen Schlüsselrollen und werden angehalten,<br />
proaktiv Verantwortung für ihre eigene und für die Sicherheit<br />
ihrer Kollegen zu übernehmen. Zero by Choice<br />
soll den Stellenwert der Arbeitssicherheit in unserem<br />
Unternehmen nochmals erhöhen und hat die weitere<br />
Verringerung von Arbeitsunfällen zum Ziel. Mit einer<br />
Unfallrate von 2,6 Unfällen pro 1 Million geleisteter Arbeitsstunden<br />
im Jahr 2010 sind wir auf einem guten<br />
Weg, unser Ziel der Senkung dieser Kenn größe von 3,1<br />
im Jahr 2009 auf unter 1 im Jahr 2014 zu erreichen.<br />
Arbeitnehmerberichterstattung<br />
Wie in den vorausgegangenen <strong>Jahre</strong>n ist die durchschnittliche<br />
Zahl unserer Mitarbeiter auch im Geschäftsjahr<br />
2010 gestiegen. Im <strong>Jahre</strong>sdurchschnitt<br />
waren bei <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> 42.224 Mitarbeiter<br />
beschäftigt. Dies entspricht im Vergleich zum Vorjahr<br />
einem Wachstum von knapp 2 %.<br />
Durchschnittliche Zahl der Mitarbeiter<br />
nach Regionen 2010 2009<br />
Amerika 13.491 13.519<br />
Europa 21.016 21.314<br />
Asien, Australien, Afrika (AAA) 7.717 6.701<br />
42.224 41.534<br />
Geschäft und Rahmenbedingungen<br />
29
konzernlagebericht<br />
Junge Menschen zu fördern und ihnen einen erfolgreichen<br />
Start in das Berufsleben zu ermöglichen, zählt traditionell<br />
zu den besonderen Anliegen von <strong>Boehringer</strong><br />
<strong>Ingelheim</strong>. Im abgelaufenen Geschäftsjahr war an unseren<br />
Standorten in Deutschland eine konstant hohe Zahl<br />
von Jugendlichen in 30 unterschiedlichen Ausbildungsberufen<br />
beschäftigt (685 Auszubildende in 2010).<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> sieht die Ausbildung junger Menschen<br />
als Investition in die Zukunft. Hierbei bemühen<br />
wir uns stets, auch Menschen mit Behinderung die Integration<br />
in das Berufsleben zu ermöglichen. Neben dem<br />
Erwerb fachlicher Fertigkeiten und Kenntnisse legen<br />
wir nicht nur bei unseren Auszubildenden im Rahmen<br />
einer ganzheitlichen Qualifi zierung großen Wert auf die<br />
Förderung sozialer Kompetenzen und fördern die Persönlichkeitsentwicklung<br />
unserer Mitarbeiter.<br />
Als einem Bestandteil unserer Unternehmensstrategie<br />
kommt dem Talent Management ein besonderer Stellenwert<br />
zu. Die Beschäftigungsfähigkeit zu sichern und<br />
berufl iche Entwicklungsmöglichkeiten zu nutzen sind<br />
zentrale Zielsetzungen von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong>. Unser<br />
inzwischen organisatorisch fest verankertes Talent<br />
Management steht für den Anspruch, die richtigen Mitarbeiter<br />
zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort verfügbar<br />
zu haben. Anhand unseres Talent Management-<br />
Konzeptes werden die Leistung und das Verhalten jedes<br />
Einzelnen für das Unternehmen beurteilt und im Hinblick<br />
auf Vergütung und berufl iche Entwicklungsmöglichkeiten<br />
angemessen differenziert. Durch die gezielte<br />
Entwicklung unserer Mitarbeiter kann <strong>Boehringer</strong><br />
<strong>Ingelheim</strong> einen strategischen Wettbewerbsvorteil in<br />
einem sich schnell ändernden und hoch kompetitiven<br />
Geschäftsumfeld erreichen. <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> war<br />
und ist auch zukünftig bestrebt, die richtigen Mitarbeiter<br />
intern und extern zu rekrutieren, im Unternehmen<br />
zu entwickeln und langfristig an <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />
zu binden.<br />
Mit unserem Vergütungssystem sehen wir uns in einer<br />
wettbewerbsstarken Position. Neben einem marktüblichen<br />
Basisgehalt haben wir variable Gehaltsbestand teile<br />
etabliert, deren Höhe an den Erfolg des Unternehmens<br />
30 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010<br />
sowie an das Erreichen individueller Ziele des einzelnen<br />
Mitarbeiters gebunden ist. Zu <strong>Jahre</strong>sbeginn werden in<br />
Gesprächen zwischen Mitarbeiter und Vorgesetztem die<br />
individuellen Ziele des Mitarbeiters für das laufende Jahr<br />
defi niert. Die im <strong>Jahre</strong>sverlauf realisierte Zielerreichung<br />
der defi nierten Ziele hat letztendlich direkten Einfl uss<br />
auf den variablen Gehaltsbestandteil des Mitarbeiters.<br />
Neben diesen rein monetären Aspekten erhöhen umfangreiche<br />
Sozialleistungen wie z. B. unsere betriebliche<br />
Altersvorsorge oder unsere freiwilligen präventiven <strong>Gesundheit</strong>schecks<br />
die Attraktivität unseres Vergütungssystems.<br />
Für obere Führungskräfte bietet <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />
darüber hinaus seit einigen <strong>Jahre</strong>n eine am langfristigen<br />
Erfolg des Unternehmens ausgerichtete Vergütungskomponente,<br />
die im Einklang mit der Erreichung langfristiger<br />
Unternehmensziele steht und nicht auf kurzfristige<br />
Ziele ausgerichtet ist.<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> baut auf das Engagement, die Innovation<br />
und die Energie seiner Mitarbeiter. Ein gutes<br />
Gleichgewicht zwischen Arbeit und Privatleben sehen<br />
wir als einen wichtigen Schlüssel zum unternehmerischen<br />
Erfolg und der Zufriedenheit am Arbeitsplatz.<br />
Unsere Anstrengungen zur Unterstützung unserer Mitarbeiter,<br />
eine Balance zwischen Beruf und Privatleben<br />
zu fi nden, beinhalten Angebote wie das <strong>Gesundheit</strong>sprogramm<br />
„BI-Fit“, medizinische Betreuung, umfassende<br />
Beratung, die Unterstützung von Familien durch z. B.<br />
Kinderbetreuung, Teilzeitarbeit und fl exible Arbeitszeiten.<br />
Die Angebote für die Mitarbeiter sind länderspezifi<br />
sch und an die lokalen Anforderungen in den einzelnen<br />
Ländern angepasst. Eine nachhaltige,<br />
fami lien freundliche Personalpolitik hat gerade für<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> als Familienunternehmen schon<br />
immer einen hohen Stellenwert besessen. Dieser Philosophie<br />
werden wir auch in Zukunft treu bleiben und<br />
eine familienfreundliche Führungskultur unterstützen.<br />
Auch im <strong>125</strong>. Jahr seines Bestehens setzte <strong>Boehringer</strong><br />
<strong>Ingelheim</strong> seine erfolgreiche Geschichte fort, innovative<br />
Medikamente für Mensch und Tier zu erforschen und
zu vermarkten. Dabei ist <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> stets<br />
den Werten des Firmengründers Albert <strong>Boehringer</strong> treu<br />
geblieben und bekannte sich auch im Jubiläumsjahr zu<br />
der Vision „Werte schaffen durch Innovation“. Das<br />
<strong>125</strong>-jährige Firmenjubiläum wurde im September des<br />
vergangenen <strong>Jahre</strong>s an den drei deutschen Standorten<br />
<strong>Ingelheim</strong>, Biberach und Dortmund mit Familienfesten<br />
für die aktiven und ehemaligen Mitarbeiter und ihre<br />
Angehörigen gefeiert.<br />
Corporate Citizenship<br />
Die ethischen Prinzipien, denen sich <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />
seit <strong>125</strong> <strong>Jahre</strong>n verpfl ichtet fühlt, haben eine Kultur<br />
der unternehmerischen und sozialen Verantwortung<br />
geschaffen. Soziales und gesellschaftliches Engagement<br />
haben für <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> viele Facetten und sind<br />
fest in unserer Unternehmensphilosophie verankert.<br />
Dieses Engagement zählt sehr bewusst zur langen Tradition<br />
von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> und wir werden auch<br />
künftig einen besonderen Wert auf die Ausgestaltung<br />
eben dieser Verantwortung legen. Unsere soziale und gesellschaftliche<br />
Verantwortung nehmen wir seit vielen<br />
<strong>Jahre</strong>n sehr ernst und partizipieren weltweit in unterschiedlichsten<br />
Projekten, die sich an den hilfsbedürftigen<br />
Menschen in vielen Ländern und Regionen orientieren.<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> hat sich als Ziel gesetzt, den Zugang<br />
zu Medikamenten in den am wenigsten entwickelten<br />
Ländern der Welt zu verbessern. Zentraler Bestandteil<br />
unseres sozialen Engagements war in 2010 erneut<br />
unser „viramune® Donation Programme“, welches zur<br />
Verhinderung der Übertragung des HI-Virus von der<br />
Mutter auf das Kind während der Geburt beiträgt. Zu<br />
diesem Zweck wird viramune® in zahlreichen Entwicklungsländern<br />
von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> kostenlos bereitgestellt.<br />
Seit dem Jahr 2000 konnten so in 171 Unterstützungsprogrammen<br />
in 71 Ländern <strong>mehr</strong> als zwei<br />
Millionen Mutter-Kind-Paare mit viramune® behandelt<br />
werden. Um den Zugang zu Medikamenten zusätzlich<br />
zu erleichtern, verzichtet <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> in den<br />
Entwicklungsländern auf die Geltendmachung seines<br />
Patents unter der Voraussetzung, dass durch die Gene-<br />
rika-Hersteller die WHO-Standards der Produktion eingehalten<br />
werden, um ein hochwertiges Produkt für die<br />
Patienten bereitzustellen. Damit unterstreicht <strong>Boehringer</strong><br />
<strong>Ingelheim</strong> sein nachhaltiges Bekenntnis, wirksam<br />
einen Beitrag zur Aids-Bekämpfung zu leisten.<br />
Darüber hinaus umfasst das soziale und gesellschaftliche<br />
Engagement von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> zahlreiche<br />
Initiativen, bei denen <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> mit Medikamenten<br />
oder andersartigen Spenden die medizinische<br />
Versorgung in vielen Ländern und Regionen unterstützt.<br />
So zum Beispiel in Italien, wo unsere lokale Organisation<br />
seit <strong>Jahre</strong>n eine Kooperation mit der Banco Farmaceutico<br />
etabliert hat, bei der vor allem in der Winterzeit<br />
eine kostenlose Bereitstellung von Medikamenten für<br />
bedürftige Menschen erfolgt. Beispielsweise wurden<br />
auch in den USA zusammen mit Direct Relief International<br />
(DRI) <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong>-Produkte in Kliniken<br />
an der US-Golfküste bereitgestellt, die bei der medizinischen<br />
Behandlung der Bevölkerung in dieser häufi g<br />
von Unwettern heimgesuchten Region helfen.<br />
Ehrenamtliches Engagement unserer Mitarbeiter ist Teil<br />
unserer Unternehmenskultur und wird von <strong>Boehringer</strong><br />
<strong>Ingelheim</strong> aktiv gefördert. Allein in den USA haben unsere<br />
Mitarbeiter im abgelaufenen Geschäftsjahr <strong>mehr</strong> als<br />
13.000 ehrenamtliche soziale Arbeitsstunden erbracht,<br />
um hilfsbedürftigen Menschen zu helfen.<br />
Beim Förderpreis „Helfende Hand”, der vom Bundesinnenminister<br />
jährlich für Ideen und Konzepte verliehen<br />
wird, die das Interesse von Menschen für ehrenamtliches<br />
Engagement im Bevölkerungsschutz wecken, konnte<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> im vergangenen Jahr Platz zwei<br />
in der Kategorie „Vorbildliches Arbeitgeberverhalten“<br />
belegen, da beispielsweise unsere Werksfeuerwehren einen<br />
wichtigen Beitrag für den Bevölkerungsschutz leisten.<br />
Als „Good Corporate Citizen“ unterstützt <strong>Boehringer</strong><br />
<strong>Ingelheim</strong> seit vielen <strong>Jahre</strong>n aktiv Forschung, Wissenschaft<br />
und Kultur. Im vergangenen Geschäftsjahr 2010<br />
hat die <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> Stiftung beispielsweise<br />
mit einer außergewöhnlichen Initiative die Spitzenfor-<br />
Geschäft und Rahmenbedingungen<br />
31
konzernlagebericht<br />
schung an der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz<br />
gestärkt: Über einen Zeitraum von zehn <strong>Jahre</strong>n fördert<br />
die <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> Stiftung mit insgesamt 100 Mio.<br />
EUR die Errichtung und den Betrieb des Instituts für<br />
Molekulare Biologie (IMB) an der Universität Mainz.<br />
Geplant ist ein Institut für herausragende Forschung,<br />
dessen Wissenschaftler und Ausstattung internationalen<br />
Exzellenzmaßstäben genügen und die vorhandenen<br />
Forschungsschwerpunkte in Mainz komplementär stärken.<br />
Das im Bau befi ndliche Institut soll Anfang 2011<br />
seinen Betrieb aufnehmen.<br />
Vermögens-, Finanz- und<br />
Ertragslage<br />
Ertragslage<br />
Eine nachhaltige Unternehmensentwicklung, verbunden<br />
mit einer stabilen Ertragslage und einer soliden<br />
Finanzierung, ist die Basis für die Unabhängigkeit des<br />
Unternehmensverbands und steht im Mittelpunkt der<br />
strategischen Ausrichtung von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong>.<br />
Wie schon in den vorhergehenden <strong>Jahre</strong>n haben wir<br />
unser Handeln auch im abgelaufenen Geschäftsjahr<br />
nach diesen Grundsätzen ausgerichtet. Dabei stellte das<br />
Jahr 2010 aufgrund der erwarteten Umsatzausfälle durch<br />
Exklusivitätsverluste wichtiger Produkte nach zehn <strong>Jahre</strong>n<br />
des Wachstums wie erwartet ein Übergangsjahr für<br />
den Konzern dar, in dem jedoch auch die Grundlage für<br />
die folgende nachhaltige Wachstumsphase erfolgreich<br />
gelegt wurde. Vor allem die positiven Ergebnisse aus<br />
Forschung und Entwicklung lassen uns zuversichtlich<br />
in die Zukunft blicken.<br />
Mit einem Marktanteil von 1,9 % belegt <strong>Boehringer</strong><br />
<strong>Ingelheim</strong> nach vorläufi gen Zahlen der Marktforscher<br />
Platz 15 in der Rangfolge der größten Pharmaunternehmen<br />
weltweit.<br />
Die Umsatzerlöse des Unternehmensverbandes erreichten<br />
im Jahr 2010 mit 12.586 Mio. EUR annähernd das<br />
Niveau des Vorjahres. Die Kursentwicklung an den<br />
Devisenmärkten und die damit verbundenen Währungskurseffekte<br />
wirkten sich dabei positiv aus (+ 4,9 % und<br />
ca. + 668 Mio. EUR Umsatzeffekt). Insgesamt konnten<br />
die wie erwartet eingetretenen Umsatzausfälle durch<br />
Verlust der Exklusivität für wichtige Umsatzträger<br />
auf dem US-Pharmamarkt (währungsbereinigt rund<br />
1,4 Mrd. EUR) durch ein entsprechendes Wachstum des<br />
übrigen Portfolios nahezu kompensiert werden.<br />
Das Geschäft von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> ist in die beiden<br />
Geschäftsfelder Humanpharmazeutika und Tiergesundheit<br />
untergliedert. Das Humanpharmazeutikageschäft<br />
unterteilen wir in Verschreibungspfl ichtige Medikamente,<br />
Selbstmedikation und Industriekunden. Es erwirtschaftete<br />
im abgelaufenen Geschäftsjahr Gesamterlöse<br />
von 11.665 Mio. EUR. Dies entspricht einem Rückgang<br />
von ca. 3,7 % gegenüber dem Vorjahr und einem Anteil<br />
am Konzernumsatz von knapp 93 %.<br />
Verschreibungspfl ichtige Medikamente<br />
Den Mittelpunkt unserer geschäftlichen Aktivitäten und<br />
den Kern des Humanpharmazeutikageschäftes bilden<br />
die verschreibungspfl ichtigen Medikamente mit einem<br />
Anteil von 83 % an den gesamten Umsätzen dieses Geschäftsfeldes.<br />
Mit Nettoerlösen von 9.702 Mio. EUR ergibt<br />
sich ein Umsatzrückgang von 3,5 % im Vergleich<br />
zum Vorjahr (währungskursbereinigt 8,5 %).<br />
Wachstumskomponenten der Gesamterlöse in % 2010 2009 2008 2007 2006<br />
Mengen-/Preissteigerungen, Neueinführungen — 6,2 6,6 9,7 7,9 12,1<br />
Akquisitionen/Verkauf von Geschäften 0,2 0,1 — 0,2 0,9 — 0,3<br />
Währungseffekte 4,9 3,0 — 3,6 — 5,2 — 0,9<br />
32 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010
Der Exklusivitätsverlust von fl omax® und mirapex® in te eine Umsatzsteigerung von 15,2 % auf 2.097 Mio. EUR<br />
den USA sowie die Beendigung des Vertragsverhältnis- erzielen. Dabei erreichten wir im bedeutenden japanises<br />
für Duloxetin (cymbalta®/xeristar®) belasteten die schen Markt ein Wachstum von knapp 12 % (Umsatz<br />
Erlöse im Geschäft mit rezeptpfl ichtigen Medikamenten. 2010: 1.318 Mio. EUR) und konnten unser Geschäft in<br />
Nach Bereinigung um diese Sondereffekte stellt sich der China um 51 % auf Umsatzerlöse von 145 Mio. EUR<br />
Geschäftsverlauf jedoch zufriedenstellend dar. Insbesondere<br />
die Wachstumsraten unserer etablierten Pro-<br />
ausbauen.<br />
dukte spiriva®, micardis® und combivent® sind her- Die Länder der Region Amerika erwirtschafteten im Jahr<br />
vorzuheben. Positive Effekte ergaben sich auch aus den 2010 Gesamterlöse in Höhe von 4.587 Mio. EUR, was<br />
Neueinführungen von pradaxa® und twynsta®.<br />
einem Rückgang von 12,4 % gegenüber dem Vorjahr entspricht.<br />
Dieser Rückgang beschränkt sich jedoch auf das<br />
Umsatz (in Mio. EUR) 2010 2009 Veränderung<br />
umsatzstärkste Land, die USA (–17,4 %), während die<br />
spiriva® 2.863 2.404 + 19,1 %<br />
anderen Länder der Region eine zweistellige Wachs-<br />
micardis® 1.555 1.393 + 11,6 %<br />
tumsrate von knapp 20 % erzielten.<br />
combivent® 727 654 + 11,2 %<br />
sifrol®/mirapex® 668 801 — 16,6 % Umsatz nach Regionen<br />
(in Mio. EUR) 2010 2009 Veränderung<br />
Amerika 4.587 5.235 — 12,4 %<br />
Wie schon in den vergangenen <strong>Jahre</strong>n ist unser umsatz-<br />
Europa 2.801 2.700 + 3,7 %<br />
stärkstes und wichtigstes Produkt spiriva®, das zur<br />
Behandlung der chronisch-obstruktiven Atemwegserkrankung<br />
(COPD) eingesetzt wird. Es erzielte im Berichts-<br />
Asien, Australien, Afrika (AAA) 2.097 1.821 + 15,2 %<br />
zeitraum Erlöse von 2.863 Mio. EUR und somit ein Selbstmedikation<br />
Wachstum von 19,1 % gegenüber dem Vorjahr. Auf dem Die Selbstmedikation ist unser Geschäft mit freiverkäuf-<br />
größten Absatzmarkt, den USA, konnten die Umsätze von lichen Arzneimitteln. Trotz eines rückläufiges Marktes<br />
1.089 Mio. EUR auf 1.331 Mio. EUR gesteigert werden. in Japan sowie einer umsatzschwachen Erkältungssaison<br />
am <strong>Jahre</strong>sbeginn konnten wir im abgelaufenen Geschäfts-<br />
Unser zweitgrößtes Produkt ist micardis®, ein Medikajahr einen Umsatz von 1.318 Mio EUR verbuchen. Nach<br />
ment zur Behandlung von Bluthochdruck. Mit einem Erlösen von 1.261 Mio. EUR im Vorjahr entspricht dies<br />
Umsatzplus von 11,6 % auf Gesamterlöse von 1.555<br />
Mio. EUR ist auch hier eine sehr positive Entwicklung<br />
einem Anstieg von 4,5 %.<br />
festzustellen.<br />
Unsere umsatzstärksten rezeptfreien Produkte sind<br />
dulcolax®, mucosolvan®, buscopan® und pharmaton®.<br />
Regional betrachtet zeigt sich eine sehr heterogene Im Vergleich zum Vorjahr sind diese allesamt gewachsen<br />
Geschäftsentwicklung bei den verschreibungspflichti- und erzielten jeweils Erlöse von <strong>mehr</strong> als 100 Mio. EUR.<br />
gen Medikamenten. Einem Wachstum in den Regionen Während dulcolax® mit 159 Mio. EUR auch in 2010<br />
Europa und AAA (Asien, Australien, Afrika) steht ein das umsatzstärkste Arzneimittel war, verzeichnete von<br />
Umsatzrückgang in der Region Amerika gegenüber, ver- den genannten Produkten buscopan® mit 20,7 % die<br />
ursacht durch die auf die USA beschränkten Exklusivi- stärkste Zuwachsrate gegenüber dem Vorjahr. Diese Enttätsverluste<br />
von fl omax® und mirapex®.<br />
wicklungen unseres Geschäftsfeldes Selbstmedikation<br />
sind vor dem Hintergrund eines schwierigen Geschäfts-<br />
Mit 2.801 Mio. EUR liegen die Gesamterlöse mit verschreibungspfl<br />
ichtigen Medikamenten in der Region<br />
Europa um 3,7 % höher als 2009. Die Region AAA konnumfelds<br />
äußerst erfreulich.<br />
Vermögens-, Finanz- und Ertragslage<br />
33
konzernlagebericht<br />
Umsatz (in Mio. EUR) 2010 2009 Veränderung<br />
dulcolax® 159 146 + 8,9 %<br />
mucosolvan® 148 133 + 11,3 %<br />
buscopan® 134 111 + 20,7 %<br />
pharmaton® 130 121 + 7,4 %<br />
In der Region Europa, die im Bereich unserer Selbstmedikation<br />
die bedeutendste ist, konnten Umsätze von<br />
502 Mio. EUR erzielt werden. Dies entspricht einer Steigerung<br />
von knapp 6 % gegenüber 2009. Dabei lag das<br />
Niveau der Erlöse in unserem wichtigsten Markt in<br />
Deutschland mit 131 Mio. EUR in etwa auf dem des<br />
Vorjah res. Die Region AAA kam in der Berichtsperiode<br />
auf 441 Mio. EUR Umsatzerlöse (+1,3 %). Insbesondere<br />
die Entwicklung auf dem japanischen Markt (– 6 %), auf<br />
den 67 % der Erlöse entfi elen, belastete die Umsatzzahlen.<br />
Das größte Wachstum konnte mit etwas <strong>mehr</strong> als<br />
7 % in der Region Amerika verbucht werden. Der Gesamtumsatz<br />
lag hier bei 374 Mio. EUR.<br />
Industriekunden<br />
Das Industriekundengeschäft fasst die Drittgeschäfte<br />
der Biopharmazie und der pharmazeutischen Produktion<br />
sowie unser Auftragsgeschäft für Pharmachemikalien<br />
zusammen. Nachdem die Auswirkungen der Wirtschaftskrise<br />
bereits im Vorjahr deutlich spürbar waren,<br />
entwickelte sich das Geschäft mit Industriekunden auch<br />
im Berichtszeitraum weiter rückläufi g. Die Nettoerlöse<br />
sanken auf 638 Mio. EUR (–18,7 % gegenüber 2009).<br />
Dies ist primär auf die geringeren Erlöse bei den Biopharmazeutika<br />
zurückzuführen, aus denen rund zwei<br />
Drittel des Umsatzes des Industriekundengeschäftes<br />
resultieren. Doch auch in den Bereichen Pharmachemikalien<br />
und Pharmazeutische Produktion war vor dem<br />
Hintergrund eines schwierigen Marktumfeldes ein Umsatzrückgang<br />
von 7,3 % zu verzeichnen.<br />
Tiergesundheit<br />
Einmal <strong>mehr</strong> konnte das Tiergesundheitsgeschäft von<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> außerordentliche Erfolge vor weisen.<br />
Die Nettoerlöse lagen in 2010 erstmals über der<br />
Marke von einer Milliarde US-Dollar. Das Umsatz-<br />
34 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010<br />
wachstum betrug 51 % und ist unter anderem auf die<br />
zusätzlichen Erlöse der 2009 akquirierten Teile des Fort<br />
Dodge-Tiergesundheitsgeschäftes zurückzuführen. Die<br />
Integration des erworbenen Geschäfts verläuft erfolgreich<br />
und schafft die Grundlage für weiteres Wachstum.<br />
Doch auch das organische Wachstum hatte einen wesentlichen<br />
Anteil an der positiven Entwicklung im Tiergesundheitsgeschäft.<br />
Insbesondere die Schweineimpfstoffe<br />
sorgten für solide Fortschritte in den strategischen<br />
Kernsegmenten. In diesem hart umkämpften Markt erzielte<br />
unser umsatzstärkstes Produkt ingelvac circofl<br />
ex® Erlöse von 239 Mio. EUR und damit einen Umsatzanstieg<br />
von <strong>mehr</strong> als 50 % gegenüber 2009. Neben<br />
den Erfolgen bei Nutztieren entwickelten sich auch unsere<br />
beiden umsatzstärksten Produkte im Haustiersegment<br />
erfreulich. metacam small animals® erreichte<br />
hierbei 67 Mio. EUR Umsatz und knapp 12 % Wachstum<br />
gegenüber dem Vorjahr.<br />
Umsatz (in Mio. EUR) 2010 2009 Veränderung<br />
ingelvac circofl ex® 239 157 + 52,2 %<br />
metacam® 95 85 + 11,8 %<br />
ingelvac® prrs 44 34 + 29,4 %<br />
ingelvac® m. hyo 43 30 + 43,3 %<br />
Die Grundsteinlegung für das neue europäische Tierforschungszentrum<br />
in Hannover stellte einen wichtigen<br />
Schritt im Rahmen des langfristigen Ausbaus unseres<br />
Tiergesundheitsgeschäfts dar.<br />
Insgesamt konnten wir unsere Marktposition in der<br />
Gruppe der führenden Unternehmen der Tiergesundheit<br />
im vergangenen Jahr festigen und weiter ausbauen. Mit<br />
einem Marktanteil von 5,9 % liegt <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />
nach vorläufi gen Marktforschungsdaten auf Platz 6 der<br />
in diesem Marktsegment tätigen Unternehmen.<br />
Dies belegt auch die Betrachtung der Umsatzentwicklung<br />
in den Regionen bzw. einzelnen Ländern. Ein<br />
eindrucksvolles Wachstum von 76 % wurde in unserer<br />
erlösstärksten Region Amerika erzielt, vor allem getragen<br />
von den USA und Kanada. Eine hohe zweistellige<br />
Wachstumsrate von knapp 57 % in der Region AAA und
ebenfalls erfreuliche 22 % Wachstum in Europa unterstreichen<br />
die Innovationskraft und Zukunftsträchtigkeit<br />
des Tiergesundheitsgeschäfts.<br />
Darstellung des Aufwands und des Ergebnisses<br />
Im Geschäftsjahr 2010 sind die betrieblichen Aufwendungen<br />
von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> auf 12.184 Mio. EUR<br />
gestiegen, was einer Erhöhung von 6,7 % gegenüber dem<br />
Vorjahr entspricht. Die Materialaufwendungen lagen<br />
mit 1.803 Mio. EUR um 5,8 % unter dem Wert des Vorjahres<br />
(1.913 Mio. EUR). Damit betrug die Materialaufwandsquote<br />
14,3 % des Gesamtumsatzes. Die Personalkosten<br />
beliefen sich auf 3.358 Mio. EUR (+4,3 %). Die<br />
Personalkostenquote lag somit bei 26,7 % (2009: 25,3 %).<br />
Die Abschreibungen haben sich im Vergleich zum Vorjahr<br />
um 7,8 % auf 598 Mio. EUR erhöht. Ein Anstieg um<br />
692 Mio. EUR (+12 %) auf 6.425 Mio. EUR war bei den<br />
sonstigen betrieblichen Aufwendungen zu verzeichnen.<br />
In diesem Kostenblock sind u. a. die umsatzabhängigen<br />
Kommissions- und Lizenzzahlungen enthalten. Das<br />
Betriebsergebnis lag mit 1.896 Mio. EUR erwartungsgemäß<br />
unter dem Niveau des Vorjahres (2.239 Mio. EUR),<br />
ebenso wie die Umsatzrendite von 15,1 % (2009: 17,6 %).<br />
Im außerordentlichen Ergebnis in Höhe von – 594 Mio.<br />
EUR sind ausschließlich die Effekte aus der Umstellung<br />
der Konzernrechnungslegung auf die Richtlinien des<br />
seit 2010 geltenden Bilanzrechtsmodernisierungsgesetzes<br />
(BilMoG) refl ektiert.<br />
In der Berichtsperiode lag das Finanzergebnis bei<br />
– 154 Mio. EUR und damit 55 Mio. EUR unter dem Vorjahreswert.<br />
Dies war im Wesentlichen bedingt durch<br />
den gestiegenen Zinsanteil in der Zuführung zu Rückstellungen<br />
für Pensionen und ähnliche Verpfl ichtungen,<br />
denen auf der anderen Seite aufgrund des niedrigen<br />
Zinsniveaus nur geringe Zinserträge gegenüberstanden.<br />
Analog zum Ergebnis der operativen Geschäftstätigkeit<br />
entwickelte sich das Ergebnis vor Steuern. Es ist auf<br />
1.114 Mio. EUR gesunken (– 48,2 % im Vergleich zu 2009).<br />
Der Steueraufwand belief sich auf 226 Mio. EUR. Dabei<br />
ist zu berücksichtigen, dass darin die auf die Konzerntätigkeit<br />
der Gesellschafter entfallenden persönlichen<br />
Steuern, entsprechend den Rechnungslegungsvorschriften,<br />
nicht enthalten sind. Diese werden als Entnahme<br />
aus dem erwirtschafteten Konzerneigenkapital dargestellt.<br />
Unter Berücksichtigung dieses Sondereffekts liegt<br />
die tatsächliche Steuerlast deutlich über dem in der Gewinn-<br />
und Verlustrechnung ausgewiesenen Wert.<br />
Belastet durch die beschriebene Entwicklung des operativen<br />
und außerordentlichen Ergebnisses sank der <strong>Jahre</strong>süberschuss<br />
des Geschäftsjahres 2010 um 49,5 %. Dies<br />
bedeutet einen Rückgang auf 888 Mio. EUR im Vergleich<br />
zum Vorjahreswert von 1.759 Mio. EUR.<br />
Finanzlage<br />
Im Mittelpunkt des Finanzmanagements von <strong>Boehringer</strong><br />
<strong>Ingelheim</strong> stehen die Liquiditätssicherung, die Minimierung<br />
bzw. Begrenzung fi nanzwirtschaftlicher Risiken<br />
und eine angemessene Kapitalstruktur, die für eine Optimierung<br />
der Kapitalkosten sorgt. Unsere fi nanzwirtschaftlichen<br />
Aktivitäten sind dabei auf die Unterstützung<br />
der Geschäftsstrategie ausgerichtet.<br />
Für <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> als international tätiges Unternehmen<br />
haben die Entwicklungen auf den Devisenmärkten<br />
einen erheblichen Einfluss auf die Erfolgsrechnung.<br />
Vor allem der US-Dollar stellt aufgrund der<br />
Bedeutung des US-Geschäfts und der damit verbundenen<br />
Lieferbeziehungen das höchste Einzelrisiko dar.<br />
Währungsrisiken aufgrund der globalen Ausrichtung<br />
unserer Geschäftsaktivitäten werden daher im Rahmen<br />
unserer konzernweiten Finanzberichterstattung ermittelt<br />
und durch derivative Finanzinstrumente abgesichert.<br />
Art und Umfang der Maßnahmen werden in einem standardisierten<br />
Prozess im dafür zuständigen Ausschuss<br />
regelmäßig diskutiert und entschieden.<br />
Investitionen sind von großer strategischer Bedeutung<br />
für <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> und sichern langfristig den<br />
Erfolg und die Weiterentwicklung unserer Geschäftsfelder.<br />
Eine kontinuierliche Investitionstätigkeit schafft<br />
Vermögens-, Finanz- und Ertragslage<br />
35
konzernlagebericht<br />
die Basis für profi tables Wachstum. Insgesamt wurden<br />
im abgelaufenen Geschäftsjahr 576 Mio. EUR in Sachanlagen<br />
und immaterielle Vermögensgegenstände investiert.<br />
Nachdem bereits im Jahr 2009 unser neuartiger<br />
oraler Thrombinhemmer pradaxa® im Mittelpunkt der<br />
Aktivitäten für den Ausbau und den Erhalt unseres modernen<br />
Produktionsnetzwerkes stand, wurde der Produktionsbetrieb<br />
zur Herstellung von Wirkstoffpellets in<br />
<strong>Ingelheim</strong> im vergangenen Jahr nochmals bedeutend<br />
ausgebaut. Auch am Standort der <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />
microParts in Dortmund erfolgte eine Erweiterungsinvestition,<br />
die bereits abgeschlossen ist und für eine Verdopplung<br />
der Produktionskapazität unserer respimat®-<br />
Inhalationsgeräte gesorgt hat. Beide Projekte zielen auf<br />
eine ausreichende Bedarfsdeckung der zukünftigen<br />
weltweiten Marktnachfrage. Im Bereich der Tiermedizin<br />
wurde 2010 der Grundstein für unser Europäisches Forschungszentrum<br />
für Tierimpfstoffe, das <strong>Boehringer</strong><br />
<strong>Ingelheim</strong> Veterinary Research Center gelegt. Neben<br />
unseren deutschen Standorten bildete der Ausbau unserer<br />
Geschäfte in China einen zweiten Schwerpunkt der<br />
Investitionstätigkeit. So wurde im vergangenen Jahr<br />
zum Beispiel in Shanghai das auf Qualitätskontrollen<br />
spezialisierte Center of Competence errichtet.<br />
Im Jahr 2010 lag der Cashfl ow bei 2.234 Mio. EUR. Dies<br />
stellt einen Rückgang um 7,2 % gegenüber 2009 dar.<br />
Resultierend aus dem im Vergleich zum Vorjahr niedrigeren<br />
Periodenergebnis ist der Cashfl ow aus laufender<br />
Geschäftstätigkeit um 335 Mio. EUR auf 2.056 Mio.<br />
EUR gesunken. Trotz dieses Rückgangs konnten die Investitionen,<br />
wie schon in den <strong>Jahre</strong>n zuvor, vollständig<br />
aus den selbst erwirtschafteten Mitteln fi nanziert werden.<br />
In Sachanlagen wurden 519 Mio. EUR investiert, in<br />
immaterielle Vermögensgegenstände 57 Mio. EUR. Beim<br />
Cashfl ow aus Finanzierungstätigkeit verzeichneten wir<br />
einen Mittelabfl uss in Höhe von 806 Mio. EUR, im Wesentlichen<br />
infolge von Auszahlungen an die Gesellschafter<br />
des Unternehmensverbandes.<br />
Insgesamt führte diese Entwicklung der Cashfl ows zu<br />
einer Erhöhung der Finanzmittel des Konzerns im<br />
36 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010<br />
Berichtsjahr um 729 Mio. EUR auf 6.113 Mio. EUR<br />
(+13,5 %).<br />
Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass<br />
durch die vorhandene Liquidität, die solide Kapitalstruktur<br />
sowie den hohen operativen Cashfl ow weiterhin<br />
alle Voraussetzungen für eine Fortführung unserer<br />
Geschäftstätigkeit und eine erfolgreiche Umsetzung der<br />
Strategie gegeben sind.<br />
Vermögenslage<br />
Die Bilanzsumme lag im vergangenen Geschäftsjahr bei<br />
16.233 Mio. EUR. Gegenüber dem Vorjahr hat sie sich<br />
somit um 1.229 Mio. EUR (+ 8,2 %) erhöht. Die Sachanlagen<br />
und immateriellen Vermögensgegenstände beliefen<br />
sich auf 4.050 Mio. EUR und wurden vollständig<br />
durch das Konzerneigenkapital gedeckt.<br />
Die Finanzanlagen erreichten zum Geschäftsjahresende<br />
einen Wert von 3.168 Mio. EUR und lagen damit um<br />
1.469 Mio. EUR über dem Vorjahreswert.<br />
Die Bilanzposition Vorräte lag mit Beständen in Höhe<br />
von 1.850 Mio. EUR annähernd auf dem Vorjahresniveau.<br />
Bei den Forderungen aus Lieferungen und Leistungen<br />
war im Jahr 2010 ein Anstieg um 130 Mio. EUR<br />
auf 2.156 Mio. EUR zu verzeichnen.<br />
Die liquiden Mittel, inklusive der Wertpapiere des Umlaufvermögens,<br />
beliefen sich auf 3.118 Mio. EUR.<br />
Das Eigenkapital des Konzerns ist um 6,5 % auf 6.474 Mio.<br />
EUR angestiegen, was primär auf das einbehaltene <strong>Jahre</strong>sergebnis<br />
zurückgeführt werden kann. Langfristig<br />
stehen dem Konzern neben dem Eigenkapital auch die<br />
Pensionsrückstellungen und langfristigen Verbindlichkeiten<br />
zur Verfügung. Die Summe dieser drei Positionen<br />
ist 2010 um 1.017 Mio. EUR auf 10.408 Mio. EUR gestiegen,<br />
was einem Anteil von 64,1 % an der Bilanzsumme<br />
entspricht. Damit deckt das langfristig zur Verfügung<br />
stehende Kapital die gesamten immateriellen Vermögensgegenstände,<br />
die Sachanlagen, die Vorräte sowie die Forderungen<br />
aus Lieferungen und Leistungen ab.
Sowohl die sonstigen Rückstellungen in Höhe von<br />
2.845 Mio. EUR als auch die Verbindlichkeiten<br />
(3.127 Mio. EUR) lagen im abgelaufenen Jahr auf dem<br />
Niveau des Vorjahres.<br />
Die Bilanz und die jeweiligen Bilanzrelationen runden<br />
das positive Bild ab, das bereits in der Ertrags- und<br />
Finanzlage gezeigt wurde. Die zusammenfassende Beurteilung<br />
der Vermögens-, Finanz- und Ertragslage zeigt,<br />
dass <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> ein solide fi nanziertes und<br />
ertragreiches Unternehmen ist. Im Geschäftsjahr 2010<br />
haben wir eine gute Basis für unsere weitere geschäftliche<br />
Entwicklung geschaffen.<br />
Nachtragsbericht<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> und Eli Lilly and Company haben<br />
am 11. Januar 2011 eine weltweite Vereinbarung zur<br />
gemeinsamen Entwicklung und Vermarktung von Diabeteswirkstoffen,<br />
die sich zurzeit in den mittleren und<br />
späten Stadien der klinischen Entwicklung befinden,<br />
bekannt gegeben. Die Vereinbarung umfasst die beiden<br />
oralen Antidiabetika von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> – Linagliptin<br />
und BI 10773 –, die beiden Basal-Insulinanaloga<br />
von Lilly – LY 2605541 und LY 2963016 – sowie die Option<br />
zur gemeinsamen Entwicklung und Vermarktung<br />
von Lillys monoklonalem TGF-beta-Antikörper.<br />
Durch diese Allianz lassen sich die wissenschaftliche<br />
Expertise und gemeinsamen Unternehmensressourcen<br />
von zwei führenden forschenden pharmazeutischen<br />
Unternehmen gezielt einsetzen, um die Bedürfnisse der<br />
Patienten zu adressieren, die sich aus der zunehmenden<br />
Ausbreitung des Diabetes Typ 2 weltweit ergeben.<br />
Die Vertragsbedingungen sehen vor, dass Lilly eine erste<br />
Einmalzahlung in Höhe von 300 Mio. EUR an <strong>Boehringer</strong><br />
<strong>Ingelheim</strong> leistet. <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> hat zusätzlich<br />
Anspruch auf Zahlungen in Höhe von insgesamt<br />
625 Mio. EUR, wenn bestimmte zulassungsrelevante<br />
Meilensteine für Linagliptin und BI 10773 erreicht wer-<br />
den. Lilly hat Anspruch auf Zahlungen in Höhe von<br />
insgesamt 650 Mio. USD, wenn bestimmte zulassungsrelevante<br />
Meilensteine für seine beiden Basalinsulin-<br />
Analoga erreicht werden. Sollte <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />
entscheiden, sich an der Phase-III-Entwicklung und<br />
potenziellen Vermarktung des monoklonalen TGFbeta-Antikörpers<br />
zu beteiligen, hätte Lilly Anspruch<br />
auf Options- und Erfolgszahlungen in Höhe von bis zu<br />
525 Mio. USD beim Erreichen bestimmter zulassungsrelevanter<br />
Meilensteine. Die Unternehmen werden zu<br />
gleichen Teilen für laufende Entwicklungskosten aufkommen.<br />
Nach der erfolgreichen behördlichen Zulassung<br />
der Produkte aus dieser Allianz werden sich die<br />
Unternehmen auch die Produktvermarktungskosten<br />
und Bruttomargen paritätisch teilen.<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> und Amgen Inc. haben am<br />
18. Januar 2011 eine Vereinbarung zum Erwerb von<br />
Amgens biopharmazeutischem Entwicklungs- und Produktionsstandort<br />
in Fremont, USA durch Boeh ringer<br />
<strong>Ingelheim</strong> unterzeichnet. Der Standort, an dem zurzeit<br />
rund 360 Mitarbeiter beschäftigt sind, besteht aus einer<br />
modernen Produktionsanlage mit einer Fläche von rund<br />
9.000 Quadratmetern sowie Entwicklungsanlagen und<br />
Laboratorien für die Prozessentwicklung. Durch die<br />
Transaktion, die im März 2011 vollzogen werden soll,<br />
wird unser globales Auftragsproduktionsgeschäft in der<br />
Biopharmazie weiter gestärkt und ausgebaut.<br />
Darüber hinaus sind uns nach Ablauf des Geschäftsjahres<br />
2010 keine Ereignisse bekannt geworden, die für den<br />
Unternehmensverband von wesentlicher Bedeutung<br />
sind und zu einer veränderten Beurteilung der Vermögens-,<br />
Finanz- und Ertragslage führen würden.<br />
Risikobericht<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> nutzt ein etabliertes Risikomanagementsystem,<br />
welches sich über die letzten <strong>Jahre</strong> bewährt<br />
hat und im Geschäftsjahr 2010 konzeptionell nicht verändert<br />
wurde.<br />
Nachtragsbericht / Risikobericht<br />
37
konzernlagebericht<br />
Ziel des Risikomanagements ist es, geschäftsspezifi sche<br />
und insbesondere den Fortbestand des Unternehmens<br />
gefährdende Risiken so früh wie möglich zu identifi zieren,<br />
zu bewerten und durch geeignete Maßnahmen auf<br />
ein angemessenes Maß zu reduzieren. Dabei ist es unser<br />
Bestreben, im Rahmen eines ganzheitlichen Risikoman<br />
agements bei der Betrachtung der Risiken auch die<br />
ihnen gegenüberstehenden Chancen zu berücksichtigen<br />
und in die Analyse mit einfl ießen zu lassen, da insbesondere<br />
in unserem von Innovationen beherrschten<br />
Geschäftsumfeld Risiken und Chancen sehr nahe beieinander<br />
liegen.<br />
In den Prozess der Risikoermittlung und -beurteilung<br />
sind die Verantwortlichen der wesentlichen Geschäfte<br />
und Funktionen eingebunden. Mit dem konzernweiten<br />
Risiko- und Informationssystem stellen wir sicher, dass<br />
sämtliche identifi zierten Risiken sorgfältig analysiert und<br />
bewertet werden. Nach einer entsprechenden Klassifi zierung<br />
erfolgt die Einleitung von Gegenmaßnahmen, deren<br />
Umsetzung einer konsequenten Überwachung unterliegt.<br />
Die Konzernrevision hat im Berichtsjahr weltweit sowohl<br />
zielgerichtete Routineprüfungen als auch außerordentliche<br />
Prüfungen durchgeführt. Schwerpunktmäßig<br />
wurden hierbei, neben der Einhaltung gesetzlicher Vorgaben<br />
und konzerninterner Richtlinien, die Funktionsfähigkeit<br />
von Systemen, die Wirksamkeit der internen<br />
Kontrollen zur Vermeidung von Vermögensverlusten sowie<br />
die Effi zienz von Strukturen und Abläufen geprüft.<br />
Der von der Unternehmensleitung verabschiedete Prüfungsplan<br />
wurde dabei konsequent eingehalten.<br />
Währungsrisiken, die aus der globalen Ausrichtung<br />
unserer Geschäftsaktivitäten resultieren, werden in<br />
regelmäßigen Abständen kontrolliert und durch entsprechende<br />
Absicherungsstrategien mit geeigneten Finanzinstrumenten<br />
wie Devisentermingeschäften begrenzt.<br />
Aus dem Portfolio der Forderungen und Verbindlichkeiten<br />
aus Lieferungen und Leistungen haben wir für den<br />
Konzern keine außerordentlichen, über das branchenübliche<br />
Maß hinausgehenden Risiken identifi ziert. Dies<br />
gilt analog für mögliche Forderungsausfallrisiken, die<br />
38 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010<br />
im Wesentlichen gegen wirtschaftliche Risiken abgesichert<br />
sind.<br />
Bei der Verwaltung unserer fi nanziellen Vermögens-<br />
werte verfolgen wir eine konservative Anlagestrategie,<br />
die sich in der defensiven Ausrichtung des Portfolios<br />
widerspiegelt. Den Schwerpunkt der Anlagen bilden<br />
EWU-Staatsanleihen bester Bonität und kurzfristige<br />
Anlagen bei ausgewählten Banken. Ein Großteil der<br />
Finanzmittelfonds hat einen kurzfristigen Investitionshorizont.<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> ist Risiken aus Rechtsstreitig keiten<br />
und -verfahren sowie behördlichen Ermittlungen ausgesetzt.<br />
Da die gerichtlichen oder behördlichen Entscheidungen<br />
in laufenden oder künftigen Verfahren nicht<br />
vorhersehbar sind, haben wir für hieraus resultierende<br />
Risiken eine entsprechende Risikovorsorge gebildet.<br />
Für <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> als forschendes Unternehmen<br />
kommt dem Schutz der Innovationen durch Markenund<br />
Patentrechte eine wesentliche Bedeutung zu. Diese<br />
gewerblichen Schutzrechte sind ver<strong>mehr</strong>t das Ziel von<br />
Angriffen und Verletzungen. Wir haben die notwendigen<br />
Vorkehrungen getroffen, um Gefährdungen frühzeitig<br />
zu entdecken und durch Einleitung entsprechender<br />
Gegenmaßnahmen gegebenenfalls unsere Rechtsposition<br />
unter Einsatz aller uns zur Verfügung stehenden<br />
rechtlichen Mittel zu verteidigen.<br />
Risiken im Bereich Environment, Health and Safety<br />
(EHS) werden präventiv durch die weltweite Einhaltung<br />
unserer hohen Sicherheitsstandards minimiert. Für<br />
den Fall des Eintretens von Schadensereignissen jeglicher<br />
Art liegen entsprechende Notfallpläne bereit, die in<br />
regelmäßigen Abständen trainiert und einer umfangreichen<br />
Qualitätsprüfung unterzogen werden. Zur Absicherung<br />
gegen die fi nanziellen Auswirkungen poten zieller<br />
Schadensfälle und Haftungsrisiken verfügt <strong>Boehringer</strong><br />
Ingel heim über einen an das Risikoprofi l des Unternehmens<br />
angepassten Versicherungsschutz. Dessen Umfang<br />
und Höhe werden regelmäßigen Überprüfungen unterzogen.
Auch <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unterliegt den branchenspezifi<br />
schen Geschäftsrisiken der Pharmaindustrie.<br />
Neben dem Verlust der Exklusivität von am Markt etablierten<br />
Produkten und Risiken bei der Entwicklung<br />
und Registrierung neuer Medikamente fallen hierunter<br />
in zunehmendem Maße sich ändernde und restriktive<br />
Vorgaben betreffend Preisbildung und Kostenerstattung<br />
auf vielen Absatzmärkten. Dabei sind die Preise pharmazeutischer<br />
Produkte häufi g nicht nur staatlicher Kontrolle<br />
und Regulierung ausgesetzt, sondern auch dem<br />
durch die staatlichen Erstattungssysteme induzierten<br />
Preisdruck durch preisgünstigere Generika.<br />
Risiken, die darüber hinausgehen und den Fortbestand<br />
des Konzerns <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> gefährden könnten,<br />
sind derzeit nicht erkennbar.<br />
Prognosebericht<br />
Nach zehn <strong>Jahre</strong>n des Wachstums über dem des Weltpharmamarktes<br />
war das Geschäftsjahr 2010 ein Übergangsjahr<br />
für <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong>. Der seit langem<br />
bekannte und eingeplante Auslauf des Exklusivitätsschutzes<br />
unserer Blockbuster-Produkte fl omax® und<br />
mirapex® in den USA sowie die mit den geplanten Neueinführungen<br />
verbundenen hohen Investitionen in den<br />
Bereichen F&E und Marketing haben unser Wachstum<br />
und operatives Ergebnis in diesem Geschäftsjahr belastet.<br />
Das Erreichen des Erlösniveaus des Vorjahres sehen<br />
wir als gute Ausgangsposition für den Übergang in eine<br />
erneute Wachstumsphase in den kommenden <strong>Jahre</strong>n.<br />
Zusätzlich zu unserem stabilen Produktportfolio, getragen<br />
von unseren Blockbustern spiriva® und micardis®,<br />
besitzt pradaxa® ein bedeutendes Umsatzpotenzial.<br />
Die Zulassung für die Einführung von pradaxa® in der<br />
Indikation SPAF (Stroke Prevention in Arterial Fibrillation)<br />
haben wir in den USA und Kanada bereits im letzten<br />
Quartal 2010 erhalten. In weiteren wichtigen Märkten<br />
(insbesondere Japan) erwarten wir die Zulassung in<br />
den ersten Monaten des <strong>Jahre</strong>s 2011. Darüber hinaus<br />
haben unsere Entwicklungsprodukte in den Therapiegebieten<br />
Diabetes und Onkologie bisher ebenfalls hervorragende<br />
Studienergebnisse gezeigt, sodass wir uns auch<br />
von diesen, neben einem überzeugenden therapeutischen<br />
Fortschritt, ebenfalls ein signifi kantes Umsatzpotenzial<br />
versprechen.<br />
Im Jahr 2010 haben wir erstmals in unserer neu ausgerichteten<br />
Organisationsstruktur gearbeitet. Neben einer<br />
stärkeren Verzahnung der strategischen Einheiten mit<br />
den operativen Ländergesellschaften sowie einer Erhöhung<br />
von Produktivität und Flexibilität wollen wir mit<br />
einem stärkeren Fokus auf die Emerging Markets unsere<br />
Position insbesondere in den Wachstumsmärkten China,<br />
Indien und Russland ausbauen und dadurch eine<br />
solide Ausgangsbasis für weiteres Wachstum schaffen.<br />
Nachdem wir im Jahr unseres <strong>125</strong>-jährigen Bestehens<br />
die Grundlage für einen neuen Wachstumsschub gelegt<br />
haben, erwarten wir für das Jahr 2011 ein Umsatzniveau<br />
deutlich über dem des Berichtsjahres. Wir sind zuversichtlich,<br />
mithilfe der Einführung unserer neuen<br />
Produkte in den nächsten <strong>Jahre</strong>n deutlich an Wachstum<br />
zuzulegen und in 2011 im mittleren einstelligen Bereich<br />
zu wachsen. Dieser Trend wird sich durch weitere Produkteinführungen<br />
verstärken, sodass wir für 2012 von<br />
einem noch stärkeren Wachstum ausgehen. Insbesondere<br />
unsere Kollaboration mit Eli Lilly, in der wir gemeinsam<br />
vier erfolgversprechende Substanzen im Therapiegebiet<br />
Diabetes entwickeln und vermarkten wollen,<br />
wird unsere Position im weltweiten Pharmamarkt nachhaltig<br />
stärken und ausbauen können. Durch unsere gut<br />
gefüllte Produktpipeline und mit vielversprechenden<br />
Studienergebnissen der Entwicklungsprodukte sowie<br />
signifi kantem Umsatzpotenzial sehen wir uns in unseren<br />
hohen F&E-Investitionen bestätigt und für die Zukunft<br />
gut aufgestellt. Auch zukünftig werden wir unsere strategische<br />
Ausrichtung beibehalten, Wachstum und Produktnachschub<br />
vornehmlich aus unserer eigenen Forschung<br />
und Entwicklung voranzutreiben. Dies spiegelt<br />
sich in einem auch in 2010 erneut gestiegenen F&E-<br />
Budget wider.<br />
Risikobericht / Prognosebericht<br />
39
konzernlagebericht<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> wird sich in den nächsten <strong>Jahre</strong>n<br />
den der forschenden Pharmaindustrie innewohnenden<br />
Herausforderungen stellen. Neben Patentabläufen und<br />
Patentangriffen, steigenden Investitionen in den Bereichen<br />
F&E sowie größeren Hürden und verstärkten Aufwendungen<br />
für Produktzulassungen ist in diesem Zusammenhang<br />
insbesondere auch der stärker werdende<br />
Kostendruck in den <strong>Gesundheit</strong>ssystemen zu nennen,<br />
die immer weniger bereit sind, die hohen Investitionsaufwendungen<br />
in angemessener Weise zu honorieren.<br />
Wir sind davon überzeugt, diese Herausforderungen<br />
erfolgreich bewältigen zu können und mit hoher Innovationskraft<br />
auf der Grundlage einer gut gefüllten Pipeline<br />
unsere anspruchsvollen Ziele zu erreichen. Für<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> bleibt es erklärtes Ziel, das Unternehmen<br />
als selbstständiges Familienunternehmen wettbewerbsfähig<br />
und erfolgreich weiterzuentwickeln.<br />
Dabei hat bei uns auch weiterhin ein langfristiges und<br />
nachhaltiges organisches Wachstum Vorrang gegenüber<br />
kurzfristigen Renditezielen. Wie in der Vergangenheit<br />
ist <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> auch zukünftig bestrebt, seinen<br />
Mitarbeitern ein modernes und attraktives Arbeitsumfeld<br />
zu bieten. Mit unseren gut ausgebildeten Mitarbeitern,<br />
die einer der wesentlichen Erfolgsfaktoren für<br />
unser Unternehmen sind, werden wir weiterhin an unserer<br />
Vision „Werte schaffen durch Innovation“ festhalten<br />
und Innovationen mit medizinischem Nutzen erforschen,<br />
entwickeln und zur Marktreife führen, um Patienten<br />
mit den bestmöglichen Therapien versorgen zu<br />
können.<br />
40 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010
2010<br />
Konzernabschluss<br />
Übersicht über die wichtigsten konsolidierten Gesellschaften<br />
Konzernbilanz<br />
Gewinn- und Verlustrechnung des Konzerns<br />
Kapitalfl ussrechnung<br />
Entwicklung des Konzerneigenkapitals<br />
Konzernanhang 2010<br />
Bestätigungsvermerk des Abschlussprüfers<br />
Konzernabschluss 2010<br />
42<br />
44<br />
45<br />
46<br />
47<br />
48<br />
68<br />
41
konzernabschluss<br />
Übersicht über die wichtigsten konsolidierten Gesellschaften<br />
C. H. <strong>Boehringer</strong> Sohn AG & Co. KG*<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> GmbH <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />
Europe GmbH<br />
International GmbH<br />
V Vertrieb<br />
P Produktion<br />
F Forschung und Entwicklung<br />
deutschland V P F<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />
Pharma GmbH & Co. KG,<br />
<strong>Ingelheim</strong><br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />
Vetmedica GmbH, <strong>Ingelheim</strong><br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />
microParts GmbH, Dortmund<br />
* Einzige persönlich haftende Gesellschafterin:<br />
<strong>Boehringer</strong> AG<br />
42 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010<br />
fi nnland V<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />
Finland Ky, Espoo<br />
norwegen V<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />
Norway KS, Asker<br />
österreich V P F<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> RCV<br />
GmbH & Co. KG, Wien<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />
Pharma Ges.m.B.H., Wien<br />
polen V<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> Sp.zo.o.,<br />
Warschau<br />
tschechische republik V<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> s.r.o.,<br />
Prag<br />
belgien V<br />
SCS <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />
Comm. V., Brüssel<br />
china V P<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />
International Trading (Shanghai)<br />
Co. Ltd., Shanghai<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> Shanghai<br />
Pharmaceuticals Co. Ltd.,<br />
Shanghai<br />
österreich F<br />
Forschungsinstitut für Molekulare<br />
Pathologie Gesellschaft mbH,<br />
Wien<br />
philippinen V<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />
(Phil.), Inc., Manila<br />
südkorea V<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />
Korea Ltd., Seoul<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> Vetmedica<br />
Korea Ltd., Seoul
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />
Auslandsbeteiligungs GmbH<br />
argentinien<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> S.A.,<br />
Buenos Aires<br />
V F<br />
australien V<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> Pty. Ltd.,<br />
North Ryde<br />
brasilien V P<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> do Brasil<br />
Quimica e Farmaceutica Ltda.,<br />
São Paulo<br />
Solana Agro Pecuaria Ltda.,<br />
Arapongas<br />
chile V<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> Ltda.,<br />
Santiago de Chile<br />
dänemark V P<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />
Danmark A/S, Kopenhagen<br />
ecuador V<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> del Ecuador<br />
Cia. Ltda., Quito<br />
frankreich V P<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />
France S.A.S., Paris<br />
Labso Chimie Fine S.A.R.L.,<br />
Blanquefort<br />
griechenland V P<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> Ellas AE,<br />
Athen<br />
großbritannien V P<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> Ltd.,<br />
Bracknell<br />
C. H. <strong>Boehringer</strong> Sohn Grundstücksverwaltung GmbH & Co. KG<br />
indonesien V P<br />
PT <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />
Indonesia, Jakarta<br />
italien V P F<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />
Italia S.p.A., Reggello<br />
Bidachem S.p.A.,<br />
Fornovo S. Giovanni<br />
japan V P F<br />
Nippon <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />
Co. Ltd., Tokio<br />
SSP Co. Ltd., Tokio<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />
Vetmedica Japan Co. Ltd.,<br />
Tokio<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />
Seiyaku Co. Ltd., Yamagata<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />
Japan , Inc., Tokio<br />
kanada V F<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />
(Canada) Ltd., Burlington<br />
kolumbien V P<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> S.A.,<br />
Bogotá<br />
mexiko V P F<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />
Promeco S.A. de C.V.,<br />
Mexiko-Stadt<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> Vetmedica,<br />
S.A. de C.V., Guadalajara<br />
neuseeland V<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />
(N.Z.) Ltd., Auckland<br />
niederlande V<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> B.V.,<br />
Alkmaar<br />
portugal V<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> Lda.,<br />
Lissabon<br />
Unilfarma Lda., Lissabon<br />
schweden V<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> AB,<br />
Stockholm<br />
schweiz V<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />
(Schweiz) GmbH, Basel<br />
Pharmaton S.A., Lugano<br />
spanien V P<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />
España S.A., Barcelona<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> S.A.,<br />
Barcelona<br />
Europharma S.A., Barcelona<br />
Laboratorios Fher S.A., Barcelona<br />
südafrika V<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> (Pty.) Ltd.,<br />
Randburg<br />
<strong>Ingelheim</strong> Pharmaceuticals (Pty.)<br />
Ltd., Randburg<br />
taiwan V<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />
Taiwan Ltd., Taipeh<br />
thailand V<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />
(Thai) Ltd., Bangkok<br />
türkei V<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> Ilac<br />
Ticaret A.S., Istanbul<br />
usa V P F<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> Corp.,<br />
Ridgefi eld, Connecticut<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />
Pharmaceuticals, Inc.,<br />
Ridgefi eld, Connecticut<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />
USA Corporation,<br />
Ridgefi eld, Connecticut<br />
Ben Venue Laboratories, Inc.,<br />
Bedford, Ohio<br />
Roxane Laboratories, Inc.,<br />
Columbus, Ohio<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />
Vetmedica, Inc.,<br />
St. Joseph, Missouri<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />
Roxane, Inc., Columbus, Ohio<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />
Chemicals, Inc.,<br />
Petersburg, Virginia<br />
venezuela V<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> C.A.,<br />
Caracas<br />
Übersicht über die wichtigsten konsolidierten Gesellschaften<br />
43
konzernabschluss<br />
C. H. <strong>Boehringer</strong> Sohn AG & Co. KG, <strong>Ingelheim</strong><br />
Konzernbilanz<br />
Aktiva (in Mio. EUR) Anhang 1) 31.12.2010 31.12.2009<br />
Immaterielle Vermögensgegenstände (3.1) 736 745<br />
Sachanlagen (3.2) 3.314 3.219<br />
Finanzanlagen (3.3) 3.168 1.699<br />
Anlagevermögen 7.218 5.663<br />
Vorräte (3.4) 1.850 1.801<br />
Forderungen und sonstige Vermögensgegenstände (3.5) 2.712 2.538<br />
Wertpapiere 1.095 899<br />
Kassenbestand, Guthaben bei Kreditinstituten, Schecks 2.023 2.978<br />
Umlaufvermögen 7.680 8.216<br />
Rechnungsabgrenzungsposten 54 65<br />
Aktive latente Steuern 1.281 1.060<br />
Bilanzsumme 16.233 15.004<br />
Passiva (in Mio. EUR) Anhang 1) 31.12.2010 31.12.2009<br />
Kapital der Gesellschafter 178 178<br />
Konzernrücklagen 5.413 4.208<br />
Eigenkapitaldifferenz aus Währungsumrechnung — 5 — 244<br />
<strong>Jahre</strong>süberschuss 888 1.759<br />
Eigenkapital 6.474 5.901<br />
Anteile anderer Gesellschafter 0 179<br />
Konzerneigenkapital 6.474 6.080<br />
Rückstellungen (3.6) 6.411 5.548<br />
Verbindlichkeiten (3.7) 3.127 3.146<br />
Fremdkapital 9.538 8.694<br />
Rechnungsabgrenzungsposten 34 47<br />
Passive latente Steuern 187 183<br />
Bilanzsumme 16.233 15.004<br />
1) Siehe Erläuterung unter der entsprechenden Ziffer im Konzernanhang.<br />
44 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010
C. H. <strong>Boehringer</strong> Sohn AG & Co. KG, <strong>Ingelheim</strong><br />
Gewinn- und Verlustrechnung des Konzerns<br />
(in Mio. EUR) Anhang 1) 2010 2009<br />
Umsatzerlöse (4.1) 12.586 12.721<br />
Erhöhung des Bestands an fertigen und unfertigen Erzeugnissen 7 253<br />
Andere aktivierte Eigenleistungen 5 5<br />
Sonstige betriebliche Erträge (4.2) 1.482 682<br />
Gesamtleistung 14.080 13.661<br />
Materialaufwand (4.3) — 1.803 — 1.913<br />
Personalaufwand (4.4) — 3.358 — 3.221<br />
Abschreibungen auf immaterielle Vermögensgegenstände des<br />
Anlagevermögens und Sachanlagen (4.5) — 598 — 555<br />
Sonstige betriebliche Aufwendungen (4.6) — 6.425 — 5.733<br />
Betriebsergebnis 1.896 2.239<br />
Finanzergebnis (4.7) — 154 — 99<br />
Beteiligungsergebnis (4.8) — 34 11<br />
Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit / Ergebnis vor Steuern 1.708 2.151<br />
Außerordentliches Ergebnis (4.9) — 594 0<br />
Steuern 2) (4.10) — 226 — 387<br />
Ergebnis nach Steuern 888 1.764<br />
Fremdanteil am Ergebnis 0 — 5<br />
<strong>Jahre</strong>süberschuss (4.11) 888 1.759<br />
1) Siehe Erläuterung unter der entsprechenden Ziffer im Konzernanhang.<br />
2) Aufgrund handelsrechtlicher Vorschriften ist der Ausweis der auf die Konzerntätigkeit entfallenden persönlichen Steuern der Gesellschafter im Steueraufwand<br />
unzulässig. Sie werden als Entnahmen aus dem erwirtschafteten Konzerneigenkapital dargestellt.<br />
Konzernbilanz / Gewinn- und Verlustrechnung des Konzerns<br />
45
konzernabschluss<br />
C. H. <strong>Boehringer</strong> Sohn AG & Co. KG, <strong>Ingelheim</strong><br />
Kapitalfl ussrechnung<br />
(in Mio. EUR) 2010 2009<br />
Periodenergebnis (einschließlich Ergebnisanteilen von Minderheitsgesellschaftern) 888 1.764<br />
Abschreibungen / Zuschreibungen auf Gegenstände des Anlagevermögens 1) 631 551<br />
Veränderung der Pensionsrückstellungen 715 94<br />
Cashfl ow 2.234 2.409<br />
Veränderung der übrigen Rückstellungen — 46 539<br />
Sonstige zahlungsunwirksame Aufwendungen und Erträge 1 29<br />
Verlust / Gewinn aus dem Abgang von Gegenständen des Anlagevermögens 72 — 2<br />
Veränderung der Vorräte 25 — 246<br />
Veränderung der Forderungen und anderer Aktiva, die nicht der Investitions- oder<br />
Finanzierungstätigkeit zuzuordnen sind — 141 — 386<br />
Veränderung der anderen Verbindlichkeiten und anderer Passiva, die nicht der Investitions-<br />
oder Finanzierungstätigkeit zuzuordnen sind — 89 48<br />
Cashfl ow aus laufender Geschäftstätigkeit 2.056 2.391<br />
Auszahlungen für Investitionen in das immaterielle Anlagevermögen — 57 — 313<br />
Auszahlungen für Investitionen in das Sachanlagevermögen — 519 — 630<br />
Auszahlungen für Investitionen in das Finanzanlagevermögen 1) — 14 — 59<br />
Einzahlungen aus Abgängen von Gegenständen des immateriellen Anlagevermögens 0 2<br />
Einzahlungen aus Abgängen von Gegenständen des Sachanlagevermögens 21 74<br />
Einzahlungen aus Abgängen von Gegenständen des Finanzanlagevermögens 1) 4 6<br />
Cashfl ow aus der Investitionstätigkeit — 565 — 920<br />
Einzahlungen von und Auszahlungen an Gesellschafter und Minderheitsgesellschafter — 837 — 229<br />
Einzahlungen und Auszahlungen aus der Veränderung von Finanzkrediten 31 1.224<br />
Cashfl ow aus der Finanzierungstätigkeit — 806 995<br />
Zahlungswirksame Veränderungen des Finanzmittelfonds 685 2.466<br />
Veränderung des Finanzmittelfonds durch Konsolidierungskreisänderungen 0 0<br />
Veränderung des Finanzmittelfonds durch Wechselkursänderungen 44 — 14<br />
Finanzmittelfonds 2) am 1.1. 5.384 2.932<br />
Finanzmittelfonds 2) am 31.12. 6.113 5.384<br />
1) Ohne Wertpapiere des Anlagevermögens.<br />
2) Flüssige Mittel, Wertpapiere des Anlage- und Umlaufvermögens.<br />
(+) = Mittelherkunft, ( - ) = Mittelverwendung.<br />
46 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010
C. H. <strong>Boehringer</strong> Sohn AG & Co. KG, <strong>Ingelheim</strong><br />
Entwicklung des Konzerneigenkapitals<br />
(in Mio. EUR)<br />
Kapital der<br />
Gesellschafter<br />
1)<br />
ErwirtschaftetesKonzerneigenkapital<br />
davon<br />
Währungseinfl<br />
üsse<br />
Eigenkapital<br />
Anteile<br />
anderer<br />
Gesellschafter<br />
davon<br />
Währungseinfl<br />
üsse<br />
Konzerneigenkapital<br />
Stand am 31.12.2008 178 4.525 — 225 4.703 190 — 9 4.893<br />
Einlagen 0 0 0 0 0 0 0<br />
Entnahmen 0 — 542 0 — 542 0 0 — 542<br />
<strong>Jahre</strong>süberschuss 0 1.759 0 1.759 5 0 1.764<br />
Änderungen Konsolidierungskreis 0 0 0 0 0 0 0<br />
Übrige Veränderungen 0 — 19 — 19 — 19 — 16 — 11 — 35<br />
Stand am 31.12.2009 178 5.723 — 244 5.901 179 — 20 6.080<br />
Einlagen 0 0 0 0 0 0 0<br />
Entnahmen 0 — 456 0 — 456 0 0 — 456<br />
<strong>Jahre</strong>süberschuss 0 888 0 888 0 0 888<br />
Änderungen Konsolidierungskreis 0 0 0 0 0 0 0<br />
Übrige Veränderungen 0 141 239 141 — 179 20 — 38<br />
Stand am 31.12.2010 178 6.296 — 5 6.474 0 0 6.474<br />
1) Das Kapital der Gesellschafter setzt sich zusammen aus dem Kapital der C.H. <strong>Boehringer</strong> Sohn AG & Co. KG und der C.H. <strong>Boehringer</strong> Sohn Grundstücksverwaltung<br />
GmbH & Co. KG. Zum 31.12.2010 beinhaltet das Kapital der Gesellschafter ausschließlich Kommanditeinlagen. Auf die Konzerntätigkeit entfallende persönliche Steuern<br />
der Gesellschafter werden als Entnahmen aus dem erwirtschafteten Konzerneigenkapital dargestellt.<br />
Kapitalfl ussrechnung / Entwicklung des Konzerneigenkapitals<br />
47
konzernabschluss<br />
C. H. <strong>Boehringer</strong> Sohn AG & Co. KG, <strong>Ingelheim</strong><br />
Konzernanhang 2010<br />
1 Grundsätze und Methoden<br />
1.1 Allgemeine Grundsätze<br />
Der Konzernabschluss von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> für das Geschäftsjahr 2010 wurde gemäß § 264a HGB<br />
in Anwendung der Konzernrechnungslegungsvorschriften der §§ 290 ff. HGB erstellt.<br />
Gemäß § 297 Abs. 1 HGB besteht der Konzernabschluss aus der Konzernbilanz, der Konzern-Gewinnund<br />
Verlustrechnung, dem Konzernanhang, der Kapitalfl ussrechnung und dem Eigenkapitalspiegel.<br />
Der Konzernabschluss wurde gemäß § 298 Abs. 1 i. V. m. § 244 HGB in Euro aufgestellt.<br />
Zur Klarheit und Übersichtlichkeit des Konzernabschlusses wurden einzelne Posten der Konzernbilanz<br />
und der Konzern-Gewinn- und Verlustrechnung zusammengefasst. Diese Posten sind im Anhang gesondert<br />
aufgegliedert und erläutert. Die für die einzelnen Posten geforderten Zusatzangaben wurden ebenfalls<br />
in den Anhang übernommen.<br />
Soweit sich durch das am 29. Mai 2009 in Kraft getretene Bilanzrechtsmodernisierungsgesetz (BilMoG)<br />
Änderungen bei Ansatz und Bewertung von Bilanz- und Gewinn- und Verlustrechnungsposten ergeben<br />
haben, wurden die Vorjahresbeträge gemäß Artikel 67 Abs. 8 EGHGB nicht an die geänderten Ansatzund<br />
Bewertungsmethoden angepasst. Insoweit ist eine Vergleichbarkeit mit dem Vorjahr teilweise nur<br />
eingeschränkt möglich.<br />
1.2 Angaben zum Konsolidierungskreis<br />
An der Spitze des Unternehmensverbandes <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> steht die C. H. <strong>Boehringer</strong> Sohn AG &<br />
Co. KG, <strong>Ingelheim</strong>. Die <strong>Boehringer</strong> AG, <strong>Ingelheim</strong>, ist die einzige persönlich haftende geschäftsführende<br />
Gesellschafterin dieser Gesellschaft.<br />
Neben der C. H. <strong>Boehringer</strong> Sohn AG & Co. KG besteht die C. H. <strong>Boehringer</strong> Sohn Grundstücksverwaltung<br />
GmbH & Co. KG, deren Komplementärin sich unter einem beherrschenden Einfl uss der C. H.<br />
<strong>Boehringer</strong> Sohn AG & Co. KG befi ndet.<br />
Der Unternehmensverband <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> besteht insgesamt aus 145 verbundenen Unternehmen<br />
im In- und Aus land. In den Konzernabschluss sind neben der C. H. <strong>Boehringer</strong> Sohn AG & Co. KG und<br />
der C. H. <strong>Boehringer</strong> Sohn Grundstücksverwaltung GmbH & Co. KG weitere 109 Gesell schaften nach den<br />
Regeln der Vollkonsolidierung einbezogen, an denen die C. H. <strong>Boehringer</strong> Sohn AG & Co. KG di rekt oder<br />
indi rekt die Mehr heit der Stimmrechte besitzt.<br />
48 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010
34 Gesellschaften wurden im Berichtsjahr gemäß § 296 Abs. 2 HGB nicht konsolidiert, da sie im Einzelnen<br />
und insgesamt von untergeordneter Bedeutung für die Vermögens-, Finanz- und Ertragslage des<br />
Unternehmensverbandes sind. Die Gesamtheit des Umsatzes, des Eigenkapitals sowie des <strong>Jahre</strong>sergebnisses<br />
der nicht in den Konzernabschluss einbezogenen Unternehmen beträgt weniger als ein Prozent des<br />
Summenabschlusses des Konzerns. Auf die Bewertung als assoziiertes Unternehmen wurde gemäß § 311<br />
Abs. 2 HGB wegen untergeordneter Bedeutung ebenfalls verzichtet. Bei zwei weiteren Gesellschaften<br />
sind aufgrund von Satzungsbestimmungen dauernde Verfü gungsbeschränkungen gegeben. Diese wurden<br />
gemäß § 296 Abs. 1 Satz 1 HGB nicht konsolidiert.<br />
Im Vergleich zum Vorjahr erhöhte sich die Gesamtzahl der verbundenen Unternehmen um drei Gesellschaften:<br />
• Eine Gesellschaft wurde liquidiert.<br />
• Vier Gesellschaften wurden gegründet.<br />
Für folgende Tochterunternehmen wurde von der Befreiung von den Aufstellungs- und Offen legungs-<br />
pfl ichten gemäß § 264 Abs. 3 HGB Gebrauch gemacht:<br />
• <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> GmbH, <strong>Ingelheim</strong><br />
• <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> Europe GmbH, <strong>Ingelheim</strong><br />
• <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> Vetmedica GmbH, <strong>Ingelheim</strong><br />
• <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> Secura Versicherungsvermittlungs GmbH, <strong>Ingelheim</strong><br />
• <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> Grundstücksgesellschaft mbH, <strong>Ingelheim</strong><br />
• <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> Finanzierungs GmbH, <strong>Ingelheim</strong><br />
• <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> R&D Beteiligungs GmbH, <strong>Ingelheim</strong><br />
• <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> Venture Fund GmbH, <strong>Ingelheim</strong><br />
Von der Pfl icht zur Aufstellung und Offenlegung eines <strong>Jahre</strong>sabschlusses nach den für Kapitalgesell-<br />
schaften geltenden Vorschriften des HGB sind gemäß § 264b HGB befreit:<br />
• C. H. <strong>Boehringer</strong> Sohn AG & Co. KG, <strong>Ingelheim</strong><br />
• C. H. <strong>Boehringer</strong> Sohn Grundstücksverwaltung GmbH & Co. KG, <strong>Ingelheim</strong><br />
• <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> Pharma GmbH & Co. KG, <strong>Ingelheim</strong><br />
• <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> Veterinary Research Center GmbH & Co. KG, Hannover.<br />
1.3 Konsolidierungsmethoden<br />
Bei Vorräten, Forderungen und Verbindlichkeiten sowie den Ertrags- und Auf wands posten wurden die<br />
zwischen den einbezogenen Gesellschaften ent standenen Ge schäftsvorfälle im Rahmen der Schul den<br />
konsolidierung nach § 303 HGB, der Zwi schener gebniseliminierung nach § 304 HGB sowie der Aufwands-<br />
und Ertragskonso lidierung nach § 305 HGB heraus gerechnet.<br />
Konzernanhang 2010<br />
49
konzernabschluss<br />
Bei der Kapitalkonsolidierung wurde für Erstkonsoli dierun gen von Toch terunternehmen die Neu bewertungsmethode<br />
nach § 301 HGB angewandt. Die Erstkonso lidie rung erfolgt jeweils zu dem Zeitpunkt,<br />
zu dem das Unternehmen Tochterunternehmen geworden ist.<br />
Dabei wird der Wertansatz der dem Mutterunternehmen gehörenden Anteile mit dem auf diese Anteile<br />
entfallenden Betrag des Eigenkapitals des Tochterunternehmens verrechnet. Das Eigenkapital wird mit<br />
dem Betrag angesetzt, der dem zum Konsolidierungszeitpunkt beizulegenden Zeitwert der in den Konzernabschluss<br />
aufzunehmenden Vermögensgegenstände, Schulden, Rechnungsabgrenzungsposten und<br />
Sonderposten entspricht. Ein nach der Verrechnung verbleibender Unterschiedsbetrag wird, wenn er auf<br />
der Aktivseite entsteht, als Geschäfts- oder Firmenwert ausgewiesen.<br />
Diese Ausgestaltung der Erwerbsmethode und des Erstkonsolidierungszeitpunktes wurde bereits für<br />
Tochterunternehmen oder sukzessive Anteilserwerbe angewandt, die vor dem 1. Januar 2010 erstmalig<br />
konsolidiert wurden.<br />
1.4 Währungsumrechnung<br />
Aus Fremdwährungstransaktionen resultierende Vermögensgegenstände und Verbindlichkeiten wurden<br />
grundsätzlich mit dem Devisenkassamittelkurs zum Abschlussstichtag umgerechnet. Bei einer Restlaufzeit<br />
von <strong>mehr</strong> als einem Jahr wurde dabei das Realisationsprinzip (§ 298 Abs. 1 i. V. m. § 252 Abs. 1 Nr. 4 Halbsatz<br />
2 HGB) und das Anschaffungs kostenprinzip (§ 298 Abs. 1 i. V. m. § 253 Abs. 1 Satz 1 HGB) beachtet.<br />
In dem vorliegenden Konzernabschluss wurden die auf fremde Währung lautenden Abschlüsse ausländischer<br />
Tochterunternehmen mit Sitz in einem Staat außerhalb der Euro-Zone nach § 308a HGB nach der<br />
modifi zierten Stichtagskursmethode in Euro umgerechnet.<br />
Durch die Anwendung der modifi zierten Stichtagskursmethode wurden die Aktiv- und Passivposten der<br />
in ausländischer Währung aufgestellten <strong>Jahre</strong>sabschlüsse, mit Ausnahme des Eigenkapitals, welches zum<br />
historischen Kurs umgerechnet wurde, zum Devisenkassamittelkurs am Abschlussstichtag in Euro umgerechnet.<br />
Die Posten der Gewinn- und Verlustrechnung sind zum Durchschnittskurs in Euro umgerechnet.<br />
Die sich ergebende Umrechnungsdifferenz wurde innerhalb des Konzerneigenkapitals nach den Rücklagen<br />
unter dem Posten „Eigenkapitaldifferenz aus Währungsumrechnung“ ausgewiesen. Die für den<br />
Unternehmensverband wichtigsten Währungen haben sich im Berichtsjahr wie folgt verändert (Basis<br />
jeweils 1 Euro):<br />
Stichtagskurs Durchschnittskurs<br />
31.12.2010 31.12.2009 2010 2009<br />
US-Dollar 1,34 1,44 1,33 1,39<br />
Japanischer Yen 108,65 133,16 116,46 130,23<br />
Pfund Sterling 0,86 0,89 0,86 0,89<br />
Kanadischer Dollar 1,33 1,51 1,37 1,59<br />
50 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010
2 Bilanzierungs- und Bewertungsmethoden<br />
2.1 Anlagevermögen<br />
Die erworbenen immateriellen Vermögensgegenstände und die Sachanlagen sind zu An schaf fungs- bzw.<br />
Herstel lungskosten, vermindert um planmäßige lineare Abschreibun gen, entsprechend den technischen<br />
und wirtschaftli chen Gegebenheiten angesetzt. Hierbei wurden folgende Nutzungsdauern zugrunde gelegt:<br />
Immaterielle Vermögensgegenstände 2 bis 15 <strong>Jahre</strong><br />
Gebäude 20 <strong>Jahre</strong><br />
Technische Anlagen und Maschinen 10 <strong>Jahre</strong><br />
Andere Anlagen, Betriebs- und Geschäftsausstattung 3 bis 10 <strong>Jahre</strong><br />
Im Konzernabschluss wurde einheitlich linear abgeschrieben. Vor aussicht lich dauerhaften Wertminderungen<br />
wurde durch außerplan mäßige Abschrei bungen Rechnung getra gen. Bei der Ermittlung der<br />
Herstellungskosten wurden Material- und Fertigungseinzelkosten, angemessene Teile der Material- und<br />
Fertigungsgemeinkosten sowie der Werteverzehr des Anlagevermögens (soweit durch die Fertigung veranlasst)<br />
berücksichtigt.<br />
Alle aktivierten immateriellen Vermögensgegenstände des Anlagevermögens haben eine be grenzte Nutzungsdauer.<br />
Geschäfts- oder Firmenwerte aus der Erstkonsolidierung von Anteilen werden in der Regel über einen<br />
Zeitraum von fünf <strong>Jahre</strong>n abgeschrieben.<br />
Für den Geschäfts- oder Firmenwert des im Jahr 2007 übernommenen Unternehmens <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />
Korea Ltd. wurde eine Nutzungsdauer von zehn <strong>Jahre</strong>n zugrunde gelegt, da dies aufgrund von<br />
Erfahrungen der Vergangenheit bezüglich Produkten und Absatzmärkten sowie den geschäftlichen<br />
Rahmenbedingungen der <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> Korea Ltd. ein den tatsächlichen Verhältnissen entsprechendes<br />
Bild vermittelt.<br />
Bei den Finanzanlagen werden die Anteilsrechte, Wertpapiere und die Ausleihungen zu Anschaffungskosten<br />
bzw. niedrigeren beizulegenden Werten angesetzt.<br />
2.2 Umlaufvermögen<br />
Die Vorräte werden zu Anschaffungs- und Herstellungskosten bzw. zu den niedrigeren beizulegenden<br />
Zeitwerten an gesetzt.<br />
Die Bestände an Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffen sind zu durchschnittlichen Einstands preisen oder zu<br />
niedrigeren beizulegenden Zeitwerten am Bilanzstichtag aktiviert.<br />
Die unfertigen und fertigen Erzeugnisse sind auf der Basis von Einzelkalkulationen zu Herstellungskosten<br />
bewertet, wobei neben den direkt zurechenbaren Materialeinzelkosten, Fertigungslöhnen und<br />
Konzernanhang 2010<br />
51
konzernabschluss<br />
Sondereinzelkosten auch angemessene Teile der Fertigungs- und Materialgemeinkosten sowie Abschreibungen<br />
berücksichtigt werden.<br />
In allen Fällen wurde verlustfrei bewertet, d. h. es wurden von den voraussichtlichen Verkaufs preisen Abschläge<br />
für noch anfallende Kosten vorgenommen.<br />
Handelswaren sind zu Anschaffungskosten oder niedrigeren Marktpreisen bilanziert.<br />
Alle erkennbaren Risiken im Vorratsvermögen, die sich aus überdurchschnittlicher Lagerdauer, geminderter<br />
Verwertbarkeit und niedrigeren Wiederbeschaffungskosten ergeben, sind durch angemessene Abwertungen<br />
berücksichtigt.<br />
Forderungen und sonstige Vermögensgegenstände wurden zu Anschaffungskosten abzüglich der Wertabschläge<br />
für Einzelrisiken und für das allgemeine Kreditrisiko bilanziert. Unverzinsliche oder niedrig verzinsliche<br />
Forderungen mit einer Laufzeit von <strong>mehr</strong> als einem Jahr wurden abgezinst.<br />
Die Wertpapiere des Umlaufvermögens bestehen aus sonstigen Wertpapieren und wurden zu Anschaffungskosten<br />
oder gegebenenfalls zu niedrigeren Werten, die sich aus den Börsen- oder Marktpreisen am<br />
Stichtag ergeben, bilanziert.<br />
Die fl üssigen Mittel sind zu Anschaffungskosten oder dem niedrigeren beizulegenden Zeitwert bilanziert.<br />
Der aktive Rechnungsabgrenzungsposten nach § 250 Absatz 1 HGB beinhaltet im Voraus bezahlten Aufwand<br />
für eine bestimmte Zeit nach dem Bilanzstichtag.<br />
2.3 Konzernrücklagen<br />
Die Konzernrücklagen enthalten die bei den einbezogenen Unternehmen thesaurierten Ergeb nisse sowie<br />
die ergebniswirksamen Konsolidierungen, soweit sie Vorjahre betreffen.<br />
2.4 Rückstellungen<br />
Die Steuerrückstellungen und die sonstigen Rückstellungen berücksichtigen alle ungewissen Verbindlichkeiten<br />
und drohenden Verluste aus schwebenden Geschäften. Sie sind in Höhe des nach vernünftiger kaufmännischer<br />
Beurteilung notwendigen Erfüllungsbetrags (d. h. einschließlich zukünftiger Kosten- und<br />
Preissteigerungen) angesetzt. Rückstellungen mit einer Restlaufzeit von <strong>mehr</strong> als einem Jahr werden mit<br />
dem laufzeitadäquaten, durchschnittlichen Marktzinssatz der vergangenen sieben <strong>Jahre</strong> (gemäß Rückstellungsabzinsungsverordnung)<br />
abgezinst.<br />
In Anwendung des in Art. 67 Abs. 1 Satz 2 EGHGB eingeräumten Wahlrechts wurden Rückstellungen mit<br />
einer Restlaufzeit von <strong>mehr</strong> als einem Jahr, die bereits zum 31. Dezember 2009 bestanden, nicht aufgelöst,<br />
um insoweit in Folgejahren nicht erneut Zuführungen vornehmen zu müssen.<br />
2.5 Verbindlichkeiten<br />
Die Verbindlichkeiten wurden mit ihrem Erfüllungsbetrag bilanziert.<br />
52 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010
2.6 Steuerabgrenzung<br />
Für die Ermittlung latenter Steuern aufgrund von temporären oder quasi-permanenten Differenzen zwischen<br />
den handelsrechtlichen Wertansätzen von Vermögensgegenständen, Schulden und Rechnungsabgrenzungsposten<br />
und ihren steuerlichen Wertansätzen oder aufgrund steuerlicher Verlustvorträge wurden die Beträge der<br />
sich ergebenden Steuerbe- und -entlastung mit den unternehmensindividuellen Steuersätzen (10 % - 40 %) im<br />
Zeitpunkt des Abbaus der Differenzen bewertet und nicht abgezinst. Differenzen, die auf Konsolidierungsmaßnahmen<br />
gemäß den §§ 300 bis 305 HGB beruhen, wurden ebenfalls mit den unternehmensindividuellen Steuersätzen<br />
im Zeitpunkt des voraussichtlichen Abbaus der Differenzen bewertet. Aktive latente Steuern auf Verlustvorträge<br />
wurden berücksichtigt, sofern innerhalb der nächsten fünf <strong>Jahre</strong> eine Verlustverrechnung<br />
wahrscheinlich ist.<br />
Aktive und passive Steuerlatenzen werden unsaldiert ausgewiesen.<br />
Konzernanhang 2010<br />
53
konzernabschluss<br />
3 Erläuterungen zur Konzernbilanz<br />
3.1 Immaterielle Vermögensgegenstände<br />
Konzessionen/ Geschäfts- Geleistete Summe<br />
ähnliche oder Anzahlungen<br />
(in Mio. EUR) Rechte Firmenwerte<br />
Anschaffungs- bzw. Herstellungskosten<br />
Stand am 1. Januar 2009 1.020 569 21 1.610<br />
Währungsumrechnungsdifferenz —21 —1 —1 —23<br />
Zugänge aus Erstkonsolidierung 0 0 0 0<br />
Zugänge 302 4 7 313<br />
Abgänge —28 0 0 —28<br />
Umbuchungen 20 0 —14 6<br />
Stand am 31. Dezember 2009 1.293 572 13 1.878<br />
Währungsumrechnungsdifferenz 67 0 2 69<br />
Zugänge aus Erstkonsolidierung 0 0 0 0<br />
Zugänge 42 0 15 57<br />
Abgänge —78 0 0 —78<br />
Umbuchungen 10 0 —3 7<br />
Stand am 31. Dezember 2010 1.334 572 27 1.933<br />
Kumulierte Abschreibungen<br />
Stand am 1. Januar 2009 539 532 0 1.071<br />
Währungsumrechnungsdifferenz —2 —1 0 —3<br />
Zugänge aus Erstkonsolidierung 0 0 0 0<br />
Zugänge 80 5 0 85<br />
Zuschreibungen —1 0 0 —1<br />
Abgänge —19 0 0 —19<br />
Umbuchungen 0 0 0 0<br />
Stand am 31. Dezember 2009 597 536 0 1.133<br />
Währungsumrechnungsdifferenz 20 0 0 20<br />
Zugänge aus Erstkonsolidierung 0 0 0 0<br />
Zugänge 95 5 0 100<br />
Zuschreibungen 0 0 0 0<br />
Abgänge —56 0 0 —56<br />
Umbuchungen 0 0 0 0<br />
Stand am 31. Dezember 2010 656 541 0 1.197<br />
Buchwerte am 31. Dezember 2009 696 36 13 745<br />
Buchwerte am 31. Dezember 2010 678 31 27 736<br />
54 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010
3.2 Sachanlagen<br />
Grund- Technische Andere Geleistete Summe<br />
stücke/ Anlagen und Anlagen und Anzahlungen<br />
Bauten Maschinen Betriebs- und An-<br />
(in Mio. EUR) ausstattung lagen im Bau<br />
Anschaffungs- bzw. Herstellungskosten<br />
Stand am 1. Januar 2009 2.357 2.436 1.773 559 7.<strong>125</strong><br />
Währungsumrechnungsdifferenz —28 —9 —5 —8 —50<br />
Zugänge aus Erstkonsolidierung 0 0 0 0 0<br />
Zugänge 82 121 139 288 630<br />
Abgänge —81 —112 —102 —14 —309<br />
Umbuchungen 180 175 62 —423 —6<br />
Stand am 31. Dezember 2009 2.510 2.611 1.867 402 7.390<br />
Währungsumrechnungsdifferenz 163 102 71 20 356<br />
Zugänge aus Erstkonsolidierung 0 0 0 0 0<br />
Zugänge 31 82 123 283 519<br />
Abgänge —82 —109 —150 —8 —349<br />
Umbuchungen 33 96 52 —188 —7<br />
Stand am 31. Dezember 2010 2.655 2.782 1.963 509 7.909<br />
Kumulierte Abschreibungen<br />
Stand am 1. Januar 2009 1.226 1.481 1.241 0 3.948<br />
Währungsumrechnungsdifferenz —14 —1 —5 0 —20<br />
Zugänge aus Erstkonsolidierung 0 0 0 0 0<br />
Zugänge 96 191 183 0 470<br />
Zuschreibungen —3 0 0 0 —3<br />
Abgänge —43 —90 —91 0 —224<br />
Umbuchungen 0 0 0 0 0<br />
Stand am 31. Dezember 2009 1.262 1.581 1.328 0 4.171<br />
Währungsumrechnungsdifferenz 89 70 51 0 210<br />
Zugänge aus Erstkonsolidierung 0 0 0 0 0<br />
Zugänge 106 202 190 0 498<br />
Zuschreibungen 0 0 0 0 0<br />
Abgänge —55 —96 —133 0 —284<br />
Umbuchungen 0 0 0 0 0<br />
Stand am 31. Dezember 2010 1.402 1.757 1.436 0 4.595<br />
Buchwerte am 31. Dezember 2009 1.248 1.030 539 402 3.219<br />
Buchwerte am 31. Dezember 2010 1.253 1.025 527 509 3.314<br />
Konzernanhang 2010<br />
55
konzernabschluss<br />
3.3 Finanzanlagen<br />
Anteile an Ausleihun- Beteili- Ausleihun- Wert- Sonstige Summe<br />
verbundenen gen an gungen gen an papiere des Aus-<br />
Unternehmen verbundene Beteili- Anlage- leihungen<br />
(in Mio. EUR) Unternehmen gungen vermögens<br />
Anschaffungs- bzw.<br />
Herstellungskosten<br />
Stand am 1. Januar 2009 36 8 67 3 1.663 19 1.796<br />
Währungsumrechnungsdifferenz 0 —1 1 0 —3 1 —2<br />
Zugänge aus Erstkonsolidierung 0 0 0 0 0 0 0<br />
Zugänge 29 0 47 0 109 6 191<br />
Abgänge 0 0 0 —3 —259 —6 —268<br />
Umbuchungen 0 0 —11 0 11 0 0<br />
Stand am 31. Dezember 2009 65 7 104 0 1.521 20 1.717<br />
Währungsumrechnungsdifferenz 11 0 —1 0 8 0 18<br />
Zugänge aus Erstkonsolidierung 0 0 0 0 0 0 0<br />
Zugänge 7 0 2 0 1.542 5 1.556<br />
Abgänge —4 0 0 0 —64 —6 —74<br />
Umbuchungen 0 0 0 0 0 0 0<br />
Stand am 31. Dezember 2010 79 7 105 0 3.007 19 3.217<br />
Kumulierte Abschreibungen<br />
Stand am 1. Januar 2009 0 0 12 0 43 2 57<br />
Währungsumrechnungsdifferenz 0 0 0 0 0 1 1<br />
Zugänge aus Erstkonsolidierung 0 0 0 0 0 0 0<br />
Zugänge 0 0 0 0 3 0 3<br />
Zuschreibungen 0 0 —5 0 —4 0 —9<br />
Abgänge 0 0 0 0 —34 0 —34<br />
Umbuchungen 0 0 —6 0 6 0 0<br />
Stand am 31. Dezember 2009 0 0 1 0 14 3 18<br />
Währungsumrechnungsdifferenz 0 0 0 0 1 0 1<br />
Zugänge aus Erstkonsolidierung 0 0 0 0 0 0 0<br />
Zugänge 0 0 33 0 1 0 34<br />
Zuschreibungen 0 0 0 0 0 0 0<br />
Abgänge 0 0 0 0 —4 0 —4<br />
Umbuchungen 0 0 0 0 0 0 0<br />
Stand am 31. Dezember 2010 0 0 34 0 12 3 49<br />
Buchwerte am 31. Dezember 2009 65 7 103 0 1.507 17 1.699<br />
Buchwerte am 31. Dezember 2010 79 7 71 0 2.995 16 3.168<br />
Der Posten „Sonstige Ausleihungen“ enthält wie im Vorjahr keine Ausleihungen gegen Gesellschafter.<br />
56 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010
3.4 Vorräte<br />
(in Mio. EUR) 31.12.2010 31.12.2009<br />
Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe 381 314<br />
Unfertige Erzeugnisse 817 784<br />
Fertige Erzeugnisse und Waren 649 698<br />
Geleistete Anzahlungen 3 5<br />
1.850 1.801<br />
3.5 Forderungen<br />
Restlaufzeit Restlaufzeit<br />
(in Mio. EUR) 31.12.2010 über 1 Jahr 31.12.2009 über 1 Jahr<br />
Forderungen aus Lieferungen und Leistungen 2.156 4 2.026 3<br />
Forderungen gegen verbundene Unternehmen<br />
Forderungen gegen Unternehmen, mit denen<br />
7 0 5 0<br />
ein Beteiligungsverhältnis besteht 17 0 10 0<br />
Sonstige Vermögensgegenstände 532 12 497 21<br />
2.712 16 2.538 24<br />
In dem Posten „Sonstige Vermögensgegenstände“ sind Forderungen gegen die Gesellschafter in Höhe von<br />
28 Mio. EUR enthalten (Vorjahr: 0 Mio. EUR).<br />
3.6 Rückstellungen<br />
(in Mio. EUR) 31.12.2010 31.12.2009<br />
Rückstellungen für Pensionen und ähnliche Verpfl ichtungen 3.007 2.256<br />
Steuerrückstellungen 559 479<br />
Sonstige Rückstellungen 2.845 2.813<br />
6.411 5.548<br />
Konzernanhang 2010<br />
57
konzernabschluss<br />
Rückstellungen für Pensionen und ähnliche Verpfl ichtungen<br />
Die Rückstellungen für Pensionen und ähnliche Verpfl ichtungen wurden auf der Grundlage versiche-<br />
rungsmathematischer Berechnungen nach dem Anwartschaftsbarwertverfahren unter Berücksichtigung<br />
von zukünftigen Entgelt- und Rentenanpassungen ermittelt.<br />
Bei der versicherungsmathematischen Berechnung der Verpfl ichtungen wurden neben den lokalen biometrischen<br />
Rechnungsgrundlagen (z. B. in Deutschland die Generationentafeln 2005 G von Prof. Dr. Klaus<br />
Heubeck) in den wesentlichen Ländern die folgenden versicherungsmathematischen Parameter zugrunde<br />
gelegt:<br />
Stand 31. Dezember 2010 (in %) Deutschland USA Japan<br />
Rechnungszins 5,17 5,62 2,08<br />
Entgelttrend 4,0 5,0 2,8<br />
Rententrend 2,0 3,0 0,0<br />
Für die Abzinsung wurde pauschal der durchschnittliche Marktzinssatz bei einer restlichen Laufzeit von<br />
15 <strong>Jahre</strong>n gemäß der Rückstellungsabzinsungsverordnung vom 18. November 2009 verwendet. Die für<br />
die Abzinsung wesentlicher ausländischer Altersversorgungsverpfl ichtungen (USA und Japan) verwendeten<br />
Zinssätze wurden entsprechend der Rückstellungsabzinsungsverordnung vom 18. November 2009 mit<br />
vergleichbaren Berechnungsgrundlagen ermittelt.<br />
Die Ermittlung des einmaligen Umstellungsbetrages zum 1. Januar 2010 erfolgte auf Basis der eben dargestellten<br />
Vorgehensweise. Folgende Zinssätze wurden zur Abzinsung verwendet:<br />
USA: 5,67 %<br />
Japan: 2,12 %<br />
Deutschland: 5,25 %<br />
Im Rahmen der erstmaligen Anwendung der Bestimmungen des BilMoG zum 1. Januar 2010 resultiert<br />
aus der Bewertung der Altersversorgungsverpfl ichtungen insgesamt ein saldierter Zuführungsbetrag in<br />
Höhe von 574 Mio. EUR. Der Betrag wurde im Geschäftsjahr in voller Höhe ergebniswirksam angesetzt.<br />
Der Ausweis des Betrages in der Gewinn- und Verlustrechnung erfolgt gemäß Art. 67 Abs. 7 EGHGB unter<br />
dem Posten „außerordentliches Ergebnis“.<br />
Die ausschließlich der Erfüllung der Altersversorgungsverpfl ichtungen dienenden, dem Zugriff aller übri-<br />
gen Gläubiger entzogenen Vermögensgegenstände (Deckungsvermögen i. S. d. § 246 Abs. 2 Satz 2 HGB)<br />
wurden mit ihrem beizulegenden Zeitwert bewertet, welcher im Wesentlichen aus Börsenkursen abgeleitet<br />
ist, und mit den Pensionsverpfl ichtungen verrechnet.<br />
Die ausschließlich der Erfüllung der wertpapiergebundenen Versorgungszusage aus Wertguthaben dienenden,<br />
dem Zugriff aller übrigen Gläubiger entzogenen Vermögensgegenstände (Deckungsvermögen<br />
i. S. d. § 246 Abs. 2 Satz 2 HGB) wurden mit ihrem beizulegenden Zeitwert bewertet und mit den zugehörigen<br />
Verpfl ichtungen verrechnet. Die Anschaffungskosten der Vermögensgegenstände beliefen sich zum<br />
58 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010
31. Dezember 2010 auf 7 Mio. EUR. Der beizulegende Zeitwert (Marktwert am Bilanzstichtag) beträgt 8<br />
Mio. EUR. Dem Vermögen steht ein Erfüllungsbetrag der verrechneten Schulden in gleicher Höhe gegenüber.<br />
Die laufenden Erträge aus dem Deckungsvermögen und die Zuschreibung auf den Marktwert in<br />
Höhe von insgesamt 1 Mio. EUR entsprechen den Aufwendungen aus der Erhöhung der Verpfl ichtungen.<br />
Sonstige Rückstellungen<br />
Es ergab sich aufgrund der geänderten Bewertung von Verpfl ichtungen unter Beachtung des Einzelbewertungsgrundsatzes<br />
eine Verminderung der Rückstellungen. Der bisherige Wertansatz wurde nach<br />
Art. 67 Abs. 1 Satz 2 EGHGB beibehalten, da der aufzulösende Betrag bis spätestens 31. Dezember 2024<br />
wieder zugeführt werden müsste. Der daraus resultierende Betrag der Überdeckung beträgt 11 Mio. EUR.<br />
3.7 Verbindlichkeiten<br />
Restlaufzeit Restlaufzeit<br />
(in Mio. EUR)<br />
Verbindlichkeiten gegen-<br />
unter 1 Jahr 1 – 5 <strong>Jahre</strong> über 5 <strong>Jahre</strong> 31.12.2010 31.12.2009 unter 1 Jahr<br />
über Kreditinstituten 237 662 841 1.740 1.516 175<br />
Andere Verbindlichkeiten<br />
davon:<br />
- Verbindlichkeiten aus<br />
1.261 39 87 1.387 1.630 1.343<br />
Lieferungen und Leistungen 802 1 0 803 821 818<br />
- Erhaltene Anzahlungen<br />
- Verbindlichkeiten gegenüber<br />
23 18 0 41 51 27<br />
verbundenen Unternehmen<br />
- Verbindlichkeiten gegenüber<br />
Unternehmen, mit denen ein<br />
29 0 0 29 20 20<br />
Beteiligungsverhältnis besteht 1 0 0 1 2 2<br />
- Sonstige Verbindlichkeiten* 406 20 87 513 736 476<br />
1.498 701 928 3.127 3.146 1.518<br />
* Davon:<br />
- aus Steuern (in Mio. EUR) 76 75<br />
- im Rahmen der sozialen Sicherheit (in Mio. EUR) 14 16<br />
Durch Grundpfandrechte oder ähnliche dingliche Rechte gesicherte Verbindlichkeiten bestan den am<br />
Bilanzstichtag wie schon im Vorjahr nicht.<br />
Am <strong>Jahre</strong>sende bestanden Verbindlichkeiten gegenüber den Gesellschaftern in Höhe von 0 Mio. EUR<br />
(Vorjahr: 133 Mio. EUR).<br />
Konzernanhang 2010<br />
59
konzernabschluss<br />
4 Erläuterungen zur Gewinn- und Verlustrechnung<br />
des Konzerns<br />
Der Gliederung der Konzern-Gewinn- und Verlustrechnung wurde das Gesamtkostenverfahren zugrunde<br />
gelegt.<br />
4.1 Umsatzerlöse<br />
nach Geschäften und Geschäftssegmenten (in Mio. EUR) 2010 2009<br />
Humanpharma 11.665 12.111<br />
davon: Verschreibungspfl ichtige Medikamente 9.702 10.058<br />
Selbstmedikation 1.318 1.261<br />
Industriekunden 638 786<br />
Sonstige Umsatzerlöse 7 6<br />
Tiergesundheit 921 610<br />
12.586 12.721<br />
nach geographischen Märkten (in Mio. EUR) 2010 2009<br />
Europa 4.089 3.980<br />
davon: Deutschland 977 1.051<br />
Nord- und Südamerika 5.724 6.257<br />
davon: USA 4.511 5.260<br />
Asien, Australien, Afrika 2.773 2.484<br />
davon: Japan 1.695 1.599<br />
12.586 12.721<br />
4.2 Sonstige betriebliche Erträge<br />
Die sonstigen betrieblichen Erträge enthalten Erträge aus der Währungsumrechung in Höhe von 715 Mio. EUR.<br />
4.3 Materialaufwand<br />
(in Mio. EUR)<br />
Aufwendungen für Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe<br />
2010 2009<br />
und für bezogene Waren 1.375 1.491<br />
Aufwendungen für bezogene Leistungen 428 422<br />
60 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010<br />
1.803 1.913
4.4 Personalaufwand<br />
(in Mio. EUR) 2010 2009<br />
Löhne und Gehälter<br />
Soziale Abgaben und Aufwendungen für Altersversorgung<br />
2.713 2.577<br />
und für Unterstützung 645 644<br />
davon: für Altersversorgung 177 223<br />
3.358 3.221<br />
Der Zinsanteil in der Zuführung zu den Rückstellungen für Pensionen und ähnliche Verpfl ich tungen<br />
wurde nicht im Personalaufwand und damit im Betriebsergebnis ausgewiesen, sondern als gesonderter<br />
Posten innerhalb des Finanzergebnisses gezeigt.<br />
Durchschnittliche Zahl der Mitarbeiter 2010 2009<br />
Produktion 12.647 12.404<br />
Administration 5.242 5.291<br />
Marketing und Vertrieb 16.543 16.189<br />
Forschung und Entwicklung 7.093 6.934<br />
Auszubildende 699 716<br />
42.224 41.534<br />
4.5 Abschreibungen auf immaterielle Vermögensgegenstände des Anlagevermögens und Sachanlagen<br />
In den Abschreibungen auf immaterielle Vermögensgegenstände des Anlagevermögens und Sachan lagen<br />
sind außerplanmäßige Abschreibungen in Höhe von 23 Mio. EUR (Vorjahr: 15 Mio. EUR) enthalten.<br />
4.6 Sonstige betriebliche Aufwendungen<br />
Die sonstigen betrieblichen Aufwendungen enthalten Aufwendungen aus der Währungsumrechnung in<br />
Höhe von 796 Mio. EUR.<br />
Die sonstigen betrieblichen Aufwendungen enthalten weiterhin Fremdleistungen in den Bereichen<br />
For schung, Entwicklung, Medizin und Marketing sowie Verwaltungskosten, Gebühren, Beiträge, Provisionen,<br />
Mieten, Frachten, Aufwendungen für Fremdreparaturen, einkommensunabhängige Steuern und<br />
Aufwendungen, die im Zusammenhang mit Umstrukturierungen stehen.<br />
Konzernanhang 2010<br />
61
konzernabschluss<br />
4.7 Finanzergebnis<br />
(in Mio. EUR) 2010 2009<br />
Zinsanteil in der Zuführung zu Rückstellungen für Pensionen und ähnliche Verpfl ichtungen<br />
sowie sonstige Rückstellungen — 222 — 137<br />
Übrige Zinsen und ähnliche Aufwendungen — 115 — 79<br />
Zinsen und ähnliche Aufwendungen — 337 — 216<br />
Abschreibungen und Abgangsverluste auf Finanzanlagen und auf Wertpapiere des<br />
Umlaufvermögens — 4 — 3<br />
Vermögenserträge aus Planvermögen 75 0<br />
Erträge aus anderen Wertpapieren und aus Ausleihungen des Finanzanlagevermögens 80 75<br />
Sonstige Zinsen und ähnliche Erträge 32 45<br />
— 154 — 99<br />
4.8 Beteiligungsergebnis<br />
(in Mio. EUR) 2010 2009<br />
Gewinn aus dem Abgang von Beteiligungen 0 6<br />
Abschreibungen/Zuschreibungen auf Beteiligungen — 33 5<br />
Aufwendungen aus Verlustübernahme — 1 11<br />
davon aus verbundenen Unternehmen — 1 0<br />
4.9 Außerordentliches Ergebnis<br />
Aus der Anwendung von Art. 66 und Art. 67 Abs. 1 bis 5 EGHGB (Übergangs vorschriften zum BilMoG)<br />
resultieren außerordentliche Aufwendungen in Höhe von 587 Mio. EUR aus der Zuführung zu Rückstellungen<br />
für Pensionen und ähnlichen Verpfl ichtungen sowie 20 Mio. EUR aus der Zuführung zu anderen<br />
langfristigen Rückstellungen. Aus der Anwendung von Art. 66 und Art. 67 Abs. 1 bis 5 EGHGB resultieren<br />
außerordentliche Erträge in Höhe von 13 Mio. EUR aus der Aufl ösung von Rückstellungen für Pensionen<br />
und ähnliche Verpfl ichtungen, die ebenfalls in dem Posten enthalten sind.<br />
4.10 Steuern<br />
— 34 11<br />
(in Mio. EUR) 2010 2009<br />
Laufende Steuern vom Einkommen und vom Ertrag 369 679<br />
Latente Steuern vom Einkommen und vom Ertrag — 143 — 292<br />
62 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010<br />
226 387
Durch den Abschluss von Ergebnisabführungsverträgen gehören wesentliche einbezogene deutsche Kapitalgesellschaften<br />
seit dem 1. Januar 2004 zum gewerbe- und körperschaftsteuerlichen Organkreis der<br />
Muttergesellschaft C. H. <strong>Boehringer</strong> Sohn AG & Co. KG. Da die auf betriebliches Einkommen entfallende<br />
Einkommensteuer der Gesellschafter der C. H. <strong>Boehringer</strong> Sohn AG & Co. KG nicht in der Gewinn- und<br />
Verlustrechnung des Konzerns ausgewiesen werden darf, wird lediglich die Gewerbeertragsteuer der betreffenden<br />
Gesellschaften sowie weiterer vollkonsolidierter deutscher Personengesellschaften als Steueraufwand<br />
gezeigt.<br />
Der Gesamtbestand an aktiven latenten Steuern zum Bilanzstichtag beträgt 1.281 Mio. EUR. Aktive<br />
latente Steuern entfallen im Wesentlichen auf unterschiedliche Bilanzansätze von Vorräten und Rückstellungen.<br />
Passive latente Steuern wurden in Höhe von 187 Mio. EUR abgegrenzt. Sie betreffen im Wesentlichen<br />
unterschiedliche Bilanzansätze von Vermögensgegenständen des Sachanlagevermögens sowie<br />
Rückstellungen.<br />
4.11 <strong>Jahre</strong>süberschuss<br />
Der <strong>Jahre</strong>süberschuss 2010 ist durch periodenfremde betriebliche Erträge (im Wesentlichen Aufl ösung<br />
von sonstigen Rückstellungen) in Höhe von 99 Mio. EUR (Vorjahr: 217 Mio. EUR) positiv sowie durch<br />
periodenfremde betriebliche Aufwendungen in Höhe von 37 Mio. EUR (Vorjahr: 37 Mio. EUR) negativ<br />
beeinfl usst.<br />
5 Erläuterungen zur Kapitalfl ussrechnung<br />
Die Kapitalfl ussrechnung zeigt, wie sich der Finanzmittelbestand (fl üssige Mittel und jederzeit veräußerbare<br />
Wertpapiere des Anlage- und Umlaufvermögens) des <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> Unterneh mensverbandes<br />
während des Berichtsjahres durch Mittelzu- und -abfl üsse verändert hat. In Übereinstimmung mit dem<br />
Deutschen Rechnungslegungs Standard Nr. 2 zur Kapitalfl ussrech nung (DRS 2) wurde zwischen Zahlungsströmen<br />
aus der laufenden Geschäftstätigkeit sowie solchen aus der Investitions- und Finanzierungstätigkeit<br />
unterschieden.<br />
Die Veränderungen der Bilanzposten der einbezogenen verbundenen Unternehmen wurden zu <strong>Jahre</strong>sdurchschnittskursen<br />
umgerechnet. Der Finanzmittelbestand ist wie in der Bilanz zum Stichtagskurs angesetzt.<br />
Der Einfl uss von Wechselkursänderungen auf den Finanzmittelbe stand wurde gesondert dargestellt.<br />
Im Geschäftsjahr wurden 89 Mio. EUR (Vorjahr: 26 Mio. EUR) Zinsen und 347 Mio. EUR (Vorjahr:<br />
712 Mio. EUR) Steuern gezahlt.<br />
Konzernanhang 2010<br />
63
konzernabschluss<br />
6 Sonstige Angaben<br />
6.1 Haftungsverhältnisse<br />
(in Mio. EUR) 31.12.2010 31.12.2009<br />
Verbindlichkeiten aus Bürgschaften,<br />
Wechsel- und Scheckbürgschaften, Gewährleistungen<br />
und Bestellung von Sicherheiten für fremde Verbindlichkeiten 21 16<br />
Das Risiko der Inanspruchnahme aus den einzelnen Haftungsverhältnissen wird wie folgt eingeschätzt:<br />
Das Risiko einer Inanspruchnahme aus Bürgschaften für die Verbindlichkeiten von verbundenen Unternehmen<br />
gegenüber Kreditinstituten wird aufgrund der guten Vermögens-, Finanz- und Ertragslage der<br />
betreffenden Tochterunternehmen als gering eingeschätzt.<br />
6.2 Sonstige fi nanzielle Verpfl ichtungen<br />
(in Mio. EUR) 31.12.2010 31.12.2009<br />
Miet- und Leasingverträge 249 199<br />
Bestellobliogo 563 804<br />
812 1.003<br />
Aus Miet- und Leasingverträgen bestehen Verpfl ichtungen in Höhe von 249 Mio. EUR (Vorjahr: 199<br />
Mio. EUR), davon entfallen 39 Mio. EUR (Vorjahr: 64 Mio. EUR) auf langfristige Mietverträge mit nicht<br />
einbezogenen Tochterunternehmen.<br />
Der Zweck der Leasingverträge liegt in der geringeren Kapitalbindung im Vergleich zum Erwerb und im<br />
Wegfall des Verwertungsrisikos. Risiken könnten sich aus der Vertragslaufzeit ergeben, sofern die Gegenstände<br />
nicht <strong>mehr</strong> vollständig genutzt werden könnten, wofür es derzeit keine Anzeichen gibt.<br />
Die sonstigen fi nanziellen Verpfl ichtungen beinhalten zukünftige Belastungen aus Folgeinvestitionen,<br />
bereits begonnene Investitionen und künftige Großreparaturen. Zum Bilanzstichtag werden in dem Bestellobligo<br />
künftige ausgabewirksame Investitionen in Höhe von 449 Mio. EUR (Vorjahr: 677 Mio. EUR)<br />
ausgewiesen.<br />
6.3 Derivative Finanzinstrumente und Bewertungseinheiten<br />
Der Unternehmensverband <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> ist durch die ausgeprägte internationale Struktur in erheblichem<br />
Umfang von der Entwicklung der Welt wäh rungen und Zinsen abhängig. Zur Absicherung dieser<br />
Risiken, insbesondere aus Lieferungen und Lei stun gen sowie Finanzierungen, werden in der Regel bei<br />
Währungsrisiken Devisentermin- und Devisenoptionsgeschäfte und bei Zinsände rungsrisiken Zins swaps<br />
und Zinsoptionen eingesetzt.<br />
64 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010
In internen Richtlinien sind der Einsatz von derivativen Finanzinstrumenten sowie die organi satorische<br />
Abwicklung festgelegt. Es besteht eine strikte Trennung zwischen Han del, Abwick lung, Dokumen tation<br />
und Kontrolle.<br />
Die Risikopositionen werden regelmäßig in einer speziellen, konzernweiten Finanzberichter stattung erfasst,<br />
analysiert und bewertet. Die eingegangenen Positionen werden periodisch neu bewertet und überwacht.<br />
Die am Bilanzstichtag beizulegenden Zeitwerte der derivativen Finanzinstrumente wurden mit<br />
marktüblichen Bewertungsmethoden (Devisen- und Zinstermingeschäfte nach der Barwertmethode,<br />
Devisen- und Zinsoptionen nach anerkannten Optionspreismodellen) unter Berücksichtigung der am<br />
Bilanzstichtag vorliegenden Marktdaten ermittelt.<br />
Die Devisen- und Zinsoptionen sind jeweils zum beizulegenden Zeitwert, höchstens aber in Höhe der gezahlten<br />
bzw. vereinnahmten Optionsprämie bilanziert und werden erst zum Ende der Laufzeit ausgebucht.<br />
Für Devisentermingeschäfte, die nicht in Bewertungseinheiten einbezogen wurden und zum Bilanzstichtag<br />
einen negativen beizulegenden Zeitwert innerhalb einer Währung aufwiesen, wurden Rückstellungen<br />
in Höhe von 46 Mio. EUR gebildet. Positive beizulegende Zeitwerte innerhalb einer Währung blieben entsprechend<br />
dem Imparitätsprinzip außer Ansatz.<br />
Am Bilanzstichtag bestanden folgende, nicht in Bewertungseinheiten einbezogene derivative Finanzinstrumente:<br />
Nominalvolumen beizulegender Zeitwert<br />
(in Mio. EUR) 31.12.2010 31.12.2009 31.12.2010 31.12.2009<br />
Devisentermingeschäfte 1.892 2.660 — 1 44<br />
Devisenoptionsgeschäfte 0 629 0 26<br />
Zinsoptionen 1 2 0 0<br />
Soweit die Voraussetzungen zur Einbeziehung der Sicherungsgeschäfte in Bewertungseinheiten mit hoher<br />
Wahrscheinlichkeit erwarteter Transaktionen gemäß § 254 HGB gegeben waren, erfolgte unter Anwendung<br />
der Einfrierungsmethode keine buchhalterische Erfassung der Devisentermingeschäfte in der Bilanz.<br />
Bei Bildung von Bewertungseinheiten gemäß § 254 HGB kommen folgende Bilanzierungs- und Bewertungsgrundsätze<br />
zur Anwendung:<br />
Ökonomische Sicherungsbeziehungen werden durch die Bildung von Bewertungseinheiten bilanziell<br />
nachvollzogen. Die Bewertungseinheiten werden je Fremdwährung aus dem Nettobetrag von mit hoher<br />
Wahrscheinlichkeit erwarteten Transaktionen und Devisentermingeschäften gebildet, die bezüglich ihrer<br />
Laufzeit, Nominalbetrag und Fremdwährung dem erwarteten Nettozahlungsstrom entsprechen (Macro<br />
Hedge). Die mit hoher Wahrscheinlichkeit geplanten Transaktionen (Ein- und Auszahlungen aus geplanten<br />
Absatz- und Beschaffungsgeschäften) sind aus der Unternehmensplanung abgeleitet. Die vergangen-<br />
Konzernanhang 2010<br />
65
konzernabschluss<br />
heitsorientierte Überprüfung der Planung hat gezeigt, dass die geplanten Transaktionen hoch wahrscheinlich<br />
sind.<br />
Aufgrund der Übereinstimmung der wertbestimmenden Komponenten (= Critical Terms: Laufzeit,<br />
Nominalbetrag, Fremdwährung) gleichen sich die gegenläufi gen Wertänderungen zwischen Grund- und<br />
Sicherungsgeschäften vollständig aus. Es kann daher sowohl prospektiv als auch retrospektiv von einer<br />
effektiven Sicherungsbeziehung ausgegangen werden. Zur Messung der prospektiven und retrospektiven<br />
Effektivität der Sicherungsbeziehung wird ausschließlich die „Critical-Term-Match-Methode“ verwendet.<br />
Zum 31. Dezember 2010 wurden Bewertungseinheiten für mit hoher Wahrscheinlichkeit erwartete Nettozahlungsströme<br />
wie folgt gebildet:<br />
Januar bis Dezember 2011:<br />
Nettozahlungsströme (in Mio. EUR) Devisentermingeschäfte (in Mio. EUR)<br />
Januar bis Dezember 2012:<br />
Januar bis Dezember 2013:<br />
Nominalwert Nominalwert Zeitwert<br />
USD 818 USD 683 USD 16<br />
JPY 416 JPY 441 JPY — 50<br />
Nettozahlungsströme (in Mio. EUR) Devisentermingeschäfte (in Mio. EUR)<br />
Nominalwert Nominalwert Zeitwert<br />
USD 148 USD 111 USD 7<br />
JPY 465 JPY 425 JPY — 19<br />
Nettozahlungsströme (in Mio. EUR) Devisentermingeschäfte (in Mio. EUR)<br />
Nominalwert Nominalwert Zeitwert<br />
JPY 87 JPY 78 JPY – 2<br />
Die Höhe des abgesicherten Fremdwährungsrisikos korreliert mit der relativen Veränderung des Wechselkurses<br />
zwischen Planungszeitpunkt und dem Realisationszeitpunkt der erwarteten Transaktionen. Wenn<br />
alle Währungen gegenüber dem Euro um 10,0 % auf- oder abwerten, ergäbe sich ohne Absicherung ein<br />
Kursänderungsrisiko von +/- 193 Mio. EUR.<br />
Zum Bilanzstichtag 2010 bestehen zwei Darlehen, die in Höhe von 516 Mio. EUR variabel zu verzinsen<br />
sind. Zur Absicherung gegen das hiermit verbundene Zinsänderungsrisiko wurden betrags- und laufzeitkongruente<br />
Zinsswaps abgeschlossen. Da es sich ausschließlich um die Transformation der variabel verzinslichen<br />
Darlehensteile in eine feste Verzinsung handelt, werden Bewertungseinheiten gebildet (Micro<br />
Hedges). Die gegenläufi gen Wertänderungen zwischen Grund- und Sicherungsgeschäft gleichen sich bis<br />
66 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010
2014 bzw. 2016 vollständig aus. Die Zinsswaps hatten am Bilanzstichtag einschließlich Stückzinsen einen<br />
beizulegenden Zeitwert von –18 Mio. EUR. Der Buchwert (entspricht den abgegrenzten Stückzinsen) beträgt<br />
4 Mio. EUR und ist in den Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten ausgewiesen. Die Bilanzierung<br />
erfolgte im Rahmen der Einfrierungsmethode.<br />
6.4 Forschungs- und Entwicklungsaufwendungen<br />
(in Mio. EUR) 2010 2009<br />
Forschungs- und Entwicklungsaufwendungen 2.453 2.215<br />
Die nicht aktivierten Forschungs- und Entwicklungskosten enthalten u. a. Kosten für klinische Studien<br />
der Phase IV.<br />
6.5 Gesamthonorar des Abschlussprüfers<br />
Das vom Abschlussprüfer für das Geschäftsjahr berechnete Gesamthonorar beträgt 1,3 Mio. EUR. Davon<br />
entfallen 0,8 Mio. EUR auf Abschlussprüfungsleistungen, 0,1 Mio. EUR auf andere Bestätigungsleistungen<br />
sowie 0,4 Mio. EUR auf sonstige Leistungen.<br />
Konzernanhang 2010<br />
67
konzernabschluss<br />
Bestätigungsvermerk des Abschlussprüfers<br />
Wir haben den von der C. H. <strong>Boehringer</strong> Sohn<br />
AG & Co. KG, <strong>Ingelheim</strong>, aufgestellten Konzernabschluss<br />
– bestehend aus Bilanz, Gewinn- und<br />
Verlustrechnung, Anhang, Kapitalfl ussrechnung<br />
und Eigenkapitalspiegel – und den Konzernlagebericht<br />
für das Geschäftsjahr vom 1. Januar bis<br />
31. Dezember 2010 geprüft. Die Aufstellung von<br />
Konzernabschluss und Konzernlagebericht nach<br />
den deutschen handelsrechtlichen Vorschriften<br />
liegt in der Verantwortung des Vorstands der persönlich<br />
haftenden Gesellschafterin. Unsere Aufgabe<br />
ist es, auf der Grundlage der von uns durchgeführten<br />
Prüfung eine Beurteilung über den<br />
Konzernabschluss und den Konzernlagebericht<br />
abzugeben.<br />
68 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010<br />
Wir haben unsere Konzernabschlussprüfung<br />
nach § 317 HGB unter Beachtung der vom Institut<br />
der Wirtschaftsprüfer (IDW) festgestellten<br />
deutschen Grundsätze ordnungsmäßiger Abschlussprüfung<br />
vorgenommen. Danach ist die<br />
Prüfung so zu planen und durchzuführen, dass<br />
Unrichtigkeiten und Verstöße, die sich auf die<br />
Darstellung des durch den Konzernabschluss<br />
unter Beachtung der Grundsätze ordnungsmäßiger<br />
Buchführung und durch den Konzernlagebericht<br />
vermittelten Bildes der Vermögens-, Finanz- und<br />
Ertragslage wesentlich auswirken, mit hinreichender<br />
Sicherheit erkannt werden. Bei der Festlegung<br />
der Prüfungshandlungen werden die<br />
Kenntnisse über die Geschäftstätigkeit und über<br />
das wirtschaftliche und rechtliche Umfeld des<br />
Konzerns sowie die Erwartungen über mögliche<br />
Fehler berücksichtigt. Im Rahmen der Prüfung<br />
werden die Wirksamkeit des rechnungslegungsbezogenen<br />
internen Kontrollsystems sowie Nachweise<br />
für die Angaben im Konzernabschluss und<br />
Konzernlagebericht überwiegend auf der Basis<br />
von Stichproben beurteilt. Die Prüfung umfasst<br />
die Beurteilung der <strong>Jahre</strong>sabschlüsse der in den<br />
Konzernabschluss einbezogenen Unternehmen,<br />
der Abgrenzung des Konsolidierungskreises, der<br />
angewandten Bilanzierungs- und Konsolidierungsgrundsätze<br />
und der wesentlichen Einschätzungen<br />
des Vorstands der persönlich haftenden<br />
Gesellschafterin sowie die Würdigung der Gesamtdarstellung<br />
des Konzernabschlusses und des<br />
Konzernlageberichts.<br />
Wir sind der Auffassung, dass unsere Prüfung<br />
eine hinreichend sichere Grundlage für unsere<br />
Beurteilung bildet.
Unsere Prüfung hat mit Ausnahme der folgenden<br />
Einschränkung zu keinen Einwendungen geführt:<br />
Entgegen § 314 Abs. 1 Nr. 6 Buchstaben a)<br />
und b) HGB wurden im Anhang die Gesamtbezüge<br />
der Vorstandsmitglieder und der ehemaligen<br />
Vorstandsmitglieder sowie die für die ehemaligen<br />
Vorstandsmitglieder gebildeten und nicht<br />
gebildeten Pensionsrückstellungen nicht angegeben.<br />
Nach unserer Beurteilung aufgrund der bei der<br />
Prüfung gewonnenen Erkenntnisse entspricht<br />
der Konzernabschluss mit der genannten Einschränkung<br />
den gesetzlichen Vorschriften und<br />
vermittelt unter Beachtung der Grundsätze ordnungsmäßiger<br />
Buchführung ein den tatsächlichen<br />
Verhältnissen entsprechendes Bild der Vermögens-,<br />
Finanz- und Ertragslage des Konzerns.<br />
Der Konzernlagebericht steht in Einklang mit<br />
dem Konzernabschluss, vermittelt insgesamt ein<br />
zutreffendes Bild von der Lage des Konzerns und<br />
stellt die Chancen und Risiken der zukünftigen<br />
Entwicklung zutreffend dar.<br />
Frankfurt am Main, den 24. Februar 2011<br />
PricewaterhouseCoopers<br />
Aktiengesellschaft<br />
Wirtschaftsprüfungsgesellschaft<br />
Philip Marshall Georg Wegener<br />
Wirtschaftsprüfer Wirtschaftsprüfer<br />
Bestätigungsvermerk des Abschlussprüfers<br />
69
produktportfolio<br />
70 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010
2010<br />
Produktportfolio<br />
Eine Auswahl<br />
Verschreibungspfl ichtige Markenpräparate<br />
Selbstmedikation<br />
Tiergesundheit<br />
Produktportfolio 2010<br />
72<br />
82<br />
90<br />
71
produktportfolio Verschreibungspfl ichtige Markenpräparate<br />
Atemwegserkrankungen<br />
Chronisch-obstruktive Atemwegserkrankungen (COPD)<br />
und Asthma bilden die am weitesten verbreiteten chronischen<br />
Lungenkrankheiten und sind weltweit eine<br />
häufi ge Ursache von Morbidität und vorzeitigem Tod.<br />
COPD<br />
COPD ist eine Lungenerkrankung, bei der die Atemwege<br />
dauerhaft verengt sind. Dies führt zu einer Einschränkung<br />
der Luftversorgung und somit zu Kurzatmigkeit<br />
und anderen respiratorischen Symptomen. Die Verengung<br />
der Atemwege ist nur teilweise rückbildungsfähig<br />
und verschlimmert sich meist im Laufe der Zeit.<br />
COPD wird durch eine anhaltende Reizung durch eingeatmete<br />
Schadstoffe, z. B. Zigarettenrauch oder Luftschadstoffe,<br />
ausgelöst. COPD kann sich als chronischobstruktive<br />
Bronchitis mit Husten und Auswurf oder als<br />
Emphysem, ausgelöst durch die Zerstörung von Lungengewebe,<br />
äußern. Der Verlauf von COPD ist durch<br />
gelegentlich auftretende, plötzliche Verschlechterungen<br />
der Symptome – so genannte akute Exazerbationen –<br />
gekennzeichnet.<br />
72 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010<br />
Asthma<br />
Asthma ist eine chronische Erkrankung, bei der Asthmaauslöser,<br />
wie z. B. Allergene, Entzündungen der Atemwege<br />
hervorrufen. Durch die Entzündung verengen sich<br />
die Atemwege, Schleim tritt ver<strong>mehr</strong>t auf und das Atmen<br />
fällt schwerer. In frühen Krankheitsstadien ist die eingeschränkte<br />
Luftversorgung vollständig reversibel und<br />
die Patienten können zwischen den Anfällen sogar<br />
symp tomfrei sein.
Indikation Produktname Wirkstoffe<br />
• Chronisch-obstruktive<br />
Atemwegserkrankung (COPD)<br />
• Bronchospasmen bei<br />
Patienten mit reversiblen<br />
chronisch-obstruktiven<br />
Atemwegserkrankungen<br />
• Chronisch-obstruktive<br />
Atemwegserkrankung (COPD)<br />
• Chronische Bronchitis<br />
• Asthma<br />
• Bronchialasthma<br />
• Chronische Bronchitis<br />
• Bronchialasthma<br />
• Bronchialasthma<br />
• Bronchialasthma<br />
• Allergische Rhinitis<br />
spiriva®<br />
combivent®<br />
atrovent®<br />
berodual®<br />
bronchodual®<br />
duovent®<br />
berotec®<br />
dosberotec®<br />
inflammide®<br />
alesion®<br />
flurinol®<br />
Tiotropiumbromid<br />
Ipratropiumbromid,<br />
Salbutamol<br />
Ipratropiumbromid<br />
Fenoterol,<br />
Ipratropiumbromid<br />
Fenoterol<br />
Budesonid<br />
Epinastin<br />
Dauerbehandlung der COPD (chronisch-<br />
obstruktive Atemwegserkrankung inklusive<br />
chronischer Bronchitis und Lungenemphysem),<br />
Dauerbehandlung der damit<br />
einhergehenden Atemnot und Prävention<br />
von Exazerbationen.<br />
Behandlung von reversiblen Bronchospasmen<br />
bei Patienten mit chronischen<br />
Atemwegserkrankungen, die <strong>mehr</strong> als<br />
einen Bronchodilatator benötigen.<br />
Bronchodilatator für die Dauerbehandlung<br />
des Bronchospasmus bei chronischobstruktiver<br />
Atemwegserkrankung inklusive<br />
chronischer Bronchitis, Lungenemphysem<br />
und Asthma.<br />
Verhütung und Behandlung von Symptomen<br />
bei Patienten mit reversibler<br />
Einschränkung des Luftfl usses in den<br />
Atemwegen wie bei Bronchial asthma<br />
und speziell chronischer Bronchitis mit<br />
oder ohne Lungenemphysem.<br />
Zur symptomatischen Behandlung akuter<br />
Asthmaanfälle oder anderer Erkrankungen<br />
mit reversibler Verengung der<br />
Atemwege, z. B. chronisch obstruktive<br />
Bronchitis, und zur Prophylaxe bei<br />
Belastungsasthma.<br />
Dauerhafte Kontrolle der Symptome bei<br />
Asthma bronchiale.<br />
Prophylaktische Behandlung von Bronchialasthma.<br />
Prophylaktische und symptomatische<br />
Behandlung von allergischer<br />
Rhinitis.<br />
Atemwegserkrankungen<br />
73
produktportfolio Verschreibungspfl ichtige Markenpräparate<br />
Erkrankungen des Zentralen Nervensystems<br />
Mentale und neurologische Erkrankungen wie Depression<br />
und Parkinson-Erkrankung beeinträchtigen Patienten<br />
und ihre Familien ganz erheblich und stellen auch<br />
eine signifi kante Belastung für die Gesellschaft insgesamt<br />
dar.<br />
Parkinson-Krankheit<br />
Die Parkinson-Krankheit ist eine degenerative Störung<br />
des Zentralen Nervensystems. Als erste Anzeichen der<br />
Erkrankung bemerken die Patienten normalerweise motorische<br />
Symptome wie Handzittern (Tremor), das sich<br />
nach und nach auf Arme, Beine und Kopf ausweiten<br />
kann. Zu den weiteren motorischen Symptomen, die mit<br />
der Zeit auftreten, gehört die Steifheit der Muskulatur,<br />
die oft auch zur Verarmung der Mimik und zu einer<br />
progressiven Einschränkung oder gar zum Verlust der<br />
Beweglichkeit und damit zu einer regelrechten Erstarrung<br />
führen kann. Zudem leiden ca. 30 bis 40 % der<br />
Parkinson-Patienten an nicht-motorischen Symptomen<br />
wie Depressionen und Schlafstörungen. Die Primärsymptome<br />
sind auf einen Mangel des Neurotransmitters<br />
Dopamin in wichtigen Bereichen des Gehirns zurückzuführen.<br />
74 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010<br />
Restless-Legs-Syndrom<br />
Das Syndrom der unruhigen Beine (Restless-Legs-Syndrom,<br />
RLS) ist eine häufi g auftretende neurologische<br />
Störung, die von einem vorwiegend in den Abend- und<br />
Nachtstunden auftretenden unkontrollierbaren Drang,<br />
die Beine zu bewegen, gekennzeichnet ist. In der Regel<br />
treten zudem unangenehme und teils schmerzhafte<br />
Empfi ndungen in den Beinen auf. Diese werden als tief<br />
in den Beinen liegend und kriechend, kribbelnd oder<br />
schmerzend geschildert. Schlafstörungen und folglich<br />
Müdigkeit am Tage oder Schläfrigkeit können die Folge<br />
sein.
Indikation Produktname Wirkstoffe<br />
• Parkinson-Krankheit<br />
• Restless-Legs-Syndrom (RLS)<br />
• Schlafstörungen<br />
sifrol®<br />
Pramipexol<br />
sifrol® retardtabletten<br />
mirapex®<br />
mirapex er®<br />
mirapexin®<br />
mirapexin® retardtabletten<br />
pexola®<br />
lendormin®<br />
lendorm®<br />
lindormin®<br />
sintonal®<br />
Brotizolam<br />
Zur symptomatischen Behandlung der<br />
idiopathischen Parkinson-Krankheit,<br />
als Monotherapie oder in Kombination<br />
mit L-Dopa. Zur symptomatischen Behandlung<br />
des idiopathischen mittel- bis<br />
schwerwiegenden Restless-Legs-Syndroms<br />
(Syndrom der unruhigen Beine).<br />
Kurzzeitige Behandlung von Ein- und<br />
Durchschlafstörungen.<br />
Erkrankungen des Zentralen Nervensystems<br />
75
produktportfolio Verschreibungspfl ichtige Markenpräparate<br />
Herz-Kreislauf-Erkrankungen<br />
Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind in vielen Ländern<br />
die häufi gste Todesursache, und es wird sogar noch eine<br />
Zunahme dieser Erkrankungen festgestellt.<br />
Schlaganfall<br />
Ein Schlaganfall ist der plötzliche Ausfall von Gehirnfunktionen<br />
aufgrund einer Störung der Blutversorgung<br />
des betroffenen Hirngewebes. Ausgelöst wird der Schlaganfall<br />
durch eine mangelnde Blutversorgung (Ischämie),<br />
verursacht durch eine Thrombose oder Embolie oder<br />
durch eine Blutung. Als Folge davon kann das betroffene<br />
Gehirnareal seine Funktion nicht <strong>mehr</strong> ausüben, und<br />
es kommt zu einer dauerhaften Schädigung, wenn keine<br />
baldige Behandlung erfolgt. Ein Schlaganfall ist eine<br />
akute Erkrankung, die eine sofortige Diagnose und Notfallmaßnahmen<br />
erfordert. Schlaganfälle stellen eine der<br />
häufi gsten Todes- und Invaliditätsursachen in den Industrieländern<br />
dar. Die Symptome von transitorischen<br />
ischämischen Attacken (TIA) ähneln denen von Schlaganfällen,<br />
halten jedoch nur wenige Minuten oder Stunden<br />
an. Da eine TIA einem Schlaganfall vorangehen<br />
kann, ist eine Notfallversorgung und nachfolgende Präventivbehandlung<br />
erforderlich.<br />
76 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010<br />
Akuter Herzinfarkt<br />
Ein akuter Herzinfarkt (Myokardinfarkt) ist eine akute<br />
Erkrankung, bei der die Blutversorgung eines Herzmuskelbereichs<br />
durch einen Thrombus oder ein Blutgerinnsel<br />
unterbrochen ist. Wird die Blutversorgung nicht<br />
schnell wiederhergestellt, kommt es zu einer dauerhaften<br />
Schädigung des betroffenen Teils des Herzmuskels.<br />
Herzinfarkte sind eine der häufi gsten Todesursachen in<br />
den Industrieländern.
Indikation Produktname Wirkstoffe<br />
• Bluthochdruck<br />
• Kardiovaskuläre Prävention<br />
• Bluthochdruck<br />
• Prävention sekundärer<br />
Schlaganfälle oder bei<br />
transitorischen ischämischen<br />
Attacken (TIA)<br />
• Bluthochdruck<br />
• Akuter Herzinfarkt<br />
• Akute massive Lungenembolie<br />
• Akuter ischämischer<br />
Schlaganfall<br />
• Katheterspülung bei thrombotischem<br />
Verschluss<br />
micardis®<br />
micardisplus®<br />
micardis® plus<br />
micardis® hct<br />
co-micardis®<br />
twynsta®<br />
micamlo®<br />
aggrenox®<br />
asasantin®<br />
asasantin® retard<br />
catapresan®<br />
catapres®<br />
catapressan®<br />
atensina®<br />
actilyse®<br />
Telmisartan;<br />
Telmisartan, Hydrochlorothiazid<br />
Telmisartan, Amlodipin<br />
Dipyridamole,<br />
Acetylsalicylsäure<br />
Clonidin<br />
Alteplase<br />
Behandlung der essenziellen Hypertonie.<br />
Zur Reduktion des Risikos für einen<br />
Myokardinfarkt (Herzinfarkt), Schlaganfall<br />
oder kardiovaskulär bedingten Tod<br />
bei Patienten ab 55 <strong>Jahre</strong>n mit einem<br />
hohen Risiko für schwerwiegende kardiovaskuläre<br />
Ereignisse, die keine ACE-<br />
Hemmer einnehmen können (USA).<br />
Zur Reduktion der kardiovaskulären<br />
Morbidität bei Patienten mit manifester<br />
atherothrombotischer kardiovaskulärer<br />
Erkrankung (koronare Herzkrankheit,<br />
Schlaganfall oder periphere Verschlusskrankheit<br />
in der Anamnese) oder Patienten<br />
mit Typ-2-Diabetes mellitus mit dokumentiertem<br />
Endorganschaden (EU).<br />
Behandlung der Hypertonie, entweder<br />
allein oder in Kombination mit anderen<br />
Antihypertensiva, sowie zur Initialtherapie<br />
bei Patienten, die zum Erreichen ihrer<br />
Blutdruckziele wahrscheinlich <strong>mehr</strong>ere<br />
Arzneimittel benötigen werden (USA).<br />
Kombinationstherapie bei Erwachsenen<br />
mit nicht ausreichend kontrolliertem<br />
Blutdruck unter Amlodipin sowie als Ersatztherapie<br />
bei erwachsenen Patienten,<br />
die Telmisartan und Amlodipin als Einzeltabletten<br />
erhalten (EU).<br />
Prävention des Schlaganfalls nach einem<br />
ersten Schlaganfall oder bei transitorischen<br />
ischämischen Attacken.<br />
Alle Formen des Bluthochdrucks, sofern<br />
nicht durch ein Phäochromozytom bedingt.<br />
Zur fi brinolytischen Therapie bei akutem<br />
Herzinfarkt, akuter massiver Lungenembolie<br />
und akutem ischämischem Schlaganfall<br />
sowie zur Wiedereröffnung thrombotischer<br />
Katheterverschlüsse.<br />
Herz-Kreislauf-Erkrankungen<br />
77
produktportfolio Verschreibungspfl ichtige Markenpräparate<br />
Herz-Kreislauf-Erkrankungen (Fortsetzung)<br />
Bluthochdruck und Herz-Kreislauf-Erkrankungen<br />
Bluthochdruck (arterielle Hypertonie) ist eine chronische<br />
Erkrankung, bei der der Blutdruck chronisch erhöht ist.<br />
Weltweit leiden ca. eine Milliarde Menschen an Bluthochdruck.<br />
Die Verbreitung von essenziellem Bluthochdruck<br />
nimmt mit steigendem Alter stetig zu. Angesichts<br />
einer zunehmenden Alterung der Bevölkerung und des<br />
bisherigen Fehlschlagens von Präventionsstrategien in<br />
Bezug auf Änderungen des Lebensstils wird es zu einer<br />
noch stärkeren Verbreitung kommen. Bluthochdruck<br />
stellt ein erhebliches Herz-Kreislauf-Risiko mit starker<br />
Auswirkung auf Erkrankungshäufi gkeit und Sterblichkeit<br />
dar. Die gefährdeten Organe sind vor allem das<br />
Herz selbst, die großen Blutgefäße, das Gehirn und die<br />
Nieren. Darüber hinaus können diese Erkrankungen zu<br />
Schlaganfall, Herzinfarkt und zu chronischem Nierenversagen<br />
führen.<br />
Das Hauptziel von blutdrucksenkenden Medikamenten<br />
ist die Vermeidung von Herz-Kreislauf-Ereignissen wie<br />
Herzinfarkten oder Schlaganfällen und letztlich die<br />
Verringerung der damit verbundenen Sterblichkeit.<br />
Herz-Kreislauf-Erkrankungen (kardiovaskuläre Erkrankungen)<br />
sind für fast ein Drittel aller Todesfälle weltweit<br />
verantwortlich und sind damit die führende Todesursache.<br />
Eine wirksame Kontrolle behandelbarer<br />
Risikofaktoren und Erkrankungen ist daher entscheidend<br />
für die Prävention kardiovaskulärer Ereignisse.<br />
78 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010<br />
Venöse Thromboembolie<br />
Patienten, die sich orthopädisch-chirurgischen Eingriffen<br />
unterziehen, weisen ein erhebliches Risiko einer<br />
tiefen Venenthrombose in den Beinen oder einer potenziell<br />
tödlichen Lungenembolie auf. Beide Erkrankungen<br />
werden auch als venöse Thromboembolie (VTE) bezeichnet.<br />
Thromboembolische Ereignisse können erneut<br />
auftreten, und es kann sich langfristig eine chronische<br />
Beinvenenschwäche und/oder eine pulmonale Hypertonie<br />
(Lungenhochdruck) entwickeln. Zur Prävention<br />
eines thromboembolischen Ereignisses und seiner Folgen<br />
sollten Patienten eine Thromboseprophylaxe erhalten.<br />
Vorhoffl immern<br />
Patienten mit Vorhoffl immern haben ein erhöhtes Ri-<br />
siko, Blutgerinnsel zu entwickeln, die zu einem Schlaganfall<br />
führen können, wenn das Blutgerinnsel zum Gehirn<br />
strömt. Vorhoffl immern gilt als die häufi gste Form<br />
von Herzrhythmusstörungen. Sie ist assoziiert mit einer<br />
erhöhten Gerinnungsneigung, die zu einem Schlaganfall<br />
und systemischer Embolie prädisponiert, was durch<br />
eine effektive, chronische Gerinnungshemmung verhindert<br />
werden kann.
Indikation Produktname Wirkstoffe<br />
• Akuter Herzinfarkt<br />
• Ventrikuläre Tachykardie<br />
• Bluthochdruck<br />
• Primäre Prävention venöser<br />
thromboembolischer Ereignisse<br />
nach orthopädischen<br />
Operationen<br />
• Schlaganfallprävention bei<br />
Vorhoffl immern<br />
metalyse®<br />
mexitil®<br />
motens®<br />
caldine®<br />
tens®<br />
midotens®<br />
pradaxa®<br />
pradax®<br />
pradaxar®<br />
pradaxa®<br />
pradax®<br />
prazaxa tm<br />
Tenecteplase<br />
Mexiletin<br />
Lacidipin<br />
Dabigatran -<br />
etexilat<br />
Dabigatranetexilat<br />
Fibrinolytische Behandlung des akuten<br />
Herzinfarkts.<br />
Schwerwiegende symptomatische ventrikuläre<br />
tachykarde Herzrhythmusstörungen.<br />
Behandlung der essenziellen Hypertonie.<br />
Primärprävention von venösen Thromboembolien<br />
(VTE) bei Erwachsenen nach<br />
einer elektiven Hüftgelenks- oder Kniegelenksersatzoperation.<br />
Verhinderung von Schlaganfällen und<br />
Blutgerinnseln bei Patienten mit unregelmäßigem<br />
Herzrhythmus (Vorhoffl immern).<br />
Herz-Kreislauf-Erkrankungen<br />
79
produktportfolio Verschreibungspfl ichtige Markenpräparate<br />
Infektionserkrankungen<br />
HIV/AIDS<br />
AIDS (Acquired Immune Defi ciency Syndrome, erworbenes<br />
Immundefektsyndrom) umfasst eine Reihe von<br />
Symptomen und Infektionen, die auf eine Beeinträchtigung<br />
des menschlichen Immunsystems durch das Humane<br />
Immundefi zienz-Virus (HIV) zurückgehen. Bleibt<br />
die HIV-Infektion unbehandelt, wird die Leistungsfähigkeit<br />
des Immunsystems zunehmend eingeschränkt,<br />
wodurch der Virusträger für opportunistische Infektionen<br />
und Tumore anfällig wird. Eine Übertragung des<br />
HI-Virus von der Mutter auf das Kind kann während<br />
der Schwangerschaft, bei der Geburt oder über das Stillen<br />
erfolgen.<br />
Urologische Erkrankungen<br />
Gutartige Prostatavergrößerung<br />
Gutartige Prostatahyperplasie (benigne Prostatahyperplasie,<br />
BPH) beschreibt eine Vergrößerung der Prostata<br />
bei Männern im mittleren oder fortgeschrittenen Lebensalter,<br />
die zu Schwierigkeiten beim Wasserlassen<br />
und infolgedessen zu Infektionen des Harntraktes führen<br />
kann.<br />
80 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010
Indikation Produktname Wirkstoffe<br />
• HIV/AIDS<br />
• HIV/AIDS<br />
• Benigne Prostatahyperplasie<br />
(BPH)<br />
• Benigne Prostatahyperplasie<br />
(BPH)<br />
viramune®<br />
aptivus®<br />
flomax®<br />
alna®<br />
josir®<br />
pradif®<br />
secotex®<br />
urolosin®<br />
flomax® cr<br />
alna® ocas®<br />
pradif® t<br />
pradif® ocas®<br />
secotex® adv<br />
secotex® ocas®<br />
tocas®<br />
urolosin® ocas®<br />
Nevirapin<br />
Tipranavir<br />
Indikation Produktname Wirkstoffe<br />
Tamsulosin<br />
Tamsulosin<br />
In Tablettenform und als Suspension für<br />
Erwachsene und Kinder – Kombinationstherapie<br />
bei HIV-1-Infektion und zur<br />
Prävention der Mutter-Kind-Übertragung<br />
bei HIV-1-infi zierten Schwangeren, die<br />
keine antiretrovirale Therapie während<br />
der Geburt erhalten.<br />
Als Kapsel und Suspension zur antiretroviralen<br />
Kombinationsbehandlung der<br />
HIV-1-Infektion in Kombinationstherapie<br />
mit 200 mg Ritonavir bei vorbehandelten<br />
Patienten mit Viren, die gegen <strong>mehr</strong><br />
als einen Protease-Inhibitor resistent<br />
sind.<br />
Behandlung von Symptomen des unteren<br />
Harntraktes (LUTS) bei benigner<br />
Prostatahyperplasie (BPH).<br />
Behandlung von Symptomen des unteren<br />
Harntraktes (LUTS) bei benigner<br />
Prostatahyperplasie (BPH).<br />
Infektionserkrankungen / Urologische Erkrankungen<br />
81
produktportfolio Selbstmedikation<br />
Husten und Erkältung<br />
mucosolvan® (Ambroxol) und bisolvon® (Bromhexin)<br />
sind beide zur schleimlösenden Behandlung bei Erkrankungen<br />
der Bronchien und der Lunge mit zähem<br />
Schleim angezeigt.<br />
Husten stellt das am meisten verbreitete Symptom von<br />
klinischer Bedeutung dar und ist der häufi gste Grund,<br />
einen Arzt aufzusuchen. Die klinischen Symptome von<br />
Husten und Auswurf haben zur Entwicklung von sogenannten<br />
mukoaktiven Medikamenten geführt, die auf<br />
den im Atmungssystem produzierten Schleim wirken.<br />
mucosolvan® (Ambroxol) fördert die Schleimlösung, erleichtert<br />
das Abhusten und lindert produktiven Husten,<br />
sodass die Patienten wieder frei und tief durchatmen<br />
können. Das Präparat ist in vielen unterschiedlichen<br />
Formulierungen erhältlich.<br />
Ambroxol ist ein mukoaktiver Wirkstoff, der mit seinen<br />
schleimlösenden und sekretionsfördernden Eigenschaften<br />
die physiologischen Reinigungs-(Clearance-)Mecha-<br />
Halsschmerzen<br />
mucoangin® (Ambroxol) ist das am besten dokumen-<br />
tierte Produkt in der Kategorie Schmerzlinderung bei<br />
akuten Halsschmerzen und wird gut vertragen. Halsschmerzen<br />
sind ein Hauptsymptom der akuten Rachenentzündung,<br />
die in den meisten Fällen durch eine Virusinfektion<br />
verursacht wird. Die Infektion ist in der Regel<br />
selbstlimitierend, und der Patient erholt sich innerhalb<br />
weniger Tage. Am unangenehmsten für den Patienten<br />
sind die anhaltenden Halsschmerzen, die sich beim<br />
Schlucken noch verstärken. Vorrangiges Ziel der Behandlung<br />
ist daher die Schmerzlinderung.<br />
82 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010<br />
nismen der Atemwege wiederherstellt, die eine wichtige<br />
Rolle für die natürlichen Abwehrmechanismen des Körpers<br />
spielen. Ambroxol stimuliert die Synthese und Freisetzung<br />
von Surfactant durch Typ-II-Pneumozyten.<br />
bisolvon® (Bromhexin) ist für alle Altersgruppen erhältlich<br />
und seit 1963 auf dem Markt. Der Wirkstoff Bromhexin<br />
ist in unterschiedlichen bisolvon®-Formulierungen<br />
enthalten. Das Produkt ist erhältlich als Saft mit<br />
hoher oder geringer Wirkstoffdosierung (8 mg/5 ml,<br />
4 mg/5 ml), als Tabletten und lösliche Tabletten (beide<br />
mit 8 mg Bromhexin) und als Lösung zur oralen Anwendung<br />
(10 mg /5 ml). Es kann so den Bedürfnissen<br />
der Patienten individuell angepasst werden. Bromhexin<br />
ist ein synthetisches Derivat des pfl anzlichen Wirkstoffs<br />
Vasicin. Es erhöht nachweislich die Auswurfmenge und<br />
erleichtert das Abhusten gestauter Sekrete. Bromhexin<br />
fördert auch den Schleimtransport durch eine Verringerung<br />
der Schleimviskosität und seine anhaltende Wirkung<br />
auf das Flimmerepithel.<br />
Zusätzlich zu seiner sekretolytischen Aktivität ist Ambroxol<br />
ein sehr potenter Hemmer der neuronalen Natriumkanäle.<br />
Deshalb hat mucoangin® eine starke lokalanästhetische<br />
Wirkung, die erstmals Ende der 1970er<br />
<strong>Jahre</strong> beschrieben und in aktuelleren Arbeiten erklärt<br />
und bestätigt wurde.
Indikation Produktname Wirkstoffe<br />
• Akute und chronische<br />
Erkrankungen der Bronchien<br />
• Akute und chronische<br />
Erkrankungen der Bronchien<br />
• Trockener Husten<br />
• Halsschmerzen<br />
mucosolvan®<br />
mucosan®<br />
surbronc®<br />
lasolvan®<br />
mucopect®<br />
bisolvon®<br />
silomat® dmp<br />
bisoltussin®<br />
bisolvon® dry<br />
bisolsek TM<br />
bisolvon® antitusivo<br />
mucoangin®<br />
lysopadol®<br />
lysopain® dol<br />
Ambroxol<br />
Bromhexin<br />
Dextrometorphan<br />
Indikation Produktname Wirkstoffe<br />
Ambroxol<br />
Zur schleimlösenden Behandlung bei<br />
akuten und chronischen Erkrankungen<br />
der Bronchien und der Lunge mit zähem<br />
Schleim.<br />
Zur schleimlösenden Behandlung bei<br />
akuten und chronischen Erkrankungen<br />
der Bronchien und der Lunge mit zähem<br />
Schleim.<br />
Zur Behandlung von trockenem Husten<br />
und Reizhusten.<br />
Zur Schmerzlinderung bei akuten Halsschmerzen.<br />
Husten und Erkältung / Halsschmerzen<br />
83
produktportfolio Selbstmedikation<br />
Magen-Darm-Erkrankungen<br />
Innerhalb unseres Magen-Darm-Portfolios bieten wir<br />
<strong>mehr</strong>ere Marken an wie dulcolax®, dulcolax® balance,<br />
dulcofi bre®, laxoberal®, buscopan® und buscogast®<br />
sowie die Marken zantac® und buscopan® antiacido<br />
gegen Sodbrennen.<br />
Ein sehr häufi ges Verdauungsproblem ist die Verstop-<br />
fung. dulcolax® ist das weltweit führende Abführmittel.<br />
dulcolax®-Dragees sorgen mit ihrem magensaftresis-<br />
tenten Schutzfi lm dafür, dass der Wirkstoff nur dort<br />
freigegeben wird, wo er gebraucht wird – im Dickdarm.<br />
Hier wird dann die natürliche Darmbewegung angeregt,<br />
die Wirkung tritt nach sechs bis zwölf Stunden ein.<br />
dulcolax®-Dragees werden am besten vor dem Schlafengehen<br />
eingenommen, die Wirkung tritt dann am<br />
nächsten Morgen ein.<br />
Im dulcolax®-Franchise gibt es verschiedene Darrei-<br />
chungsformen und Inhaltstoffe. So bietet dulcolax®<br />
für jeden Beschwerdetyp und jede Situation die passende<br />
Lösung, um eine geregelte Verdauung zu fi nden.<br />
Weitere Produkte unter der Dachmarke dulcolax® sind<br />
u. a. dulcoease® (Stuhlweichmacher), dulcoenema®<br />
und dulcofi bre®.<br />
Krampfartige Schmerzen und Beschwerden im Bauchbereich<br />
sind weit verbreitet – weltweit ist jeder vierte<br />
Mensch regelmäßig von ihnen betroffen.<br />
84 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010<br />
buscopan® ist ein krampfl ösendes Produkt mit dem<br />
Wirkstoff Butylscopolamin. Das Produkt ist im Wesentlichen<br />
eine natürliche Substanz, die als Scopolamin<br />
(Hyoscin) aus der Duboisia-Pfl anze extrahiert und anschließend<br />
zu der quartären Ammoniumverbindung<br />
Hyoscinbutylbromid veredelt wird. Als krampfl ösendes<br />
Medikament wirkt buscopan® gezielt am Entstehungsort<br />
der Bauchschmerzen, indem es die Muskeln des<br />
Magen-Darm-Trakts entspannt.<br />
Somit lindert buscopan® Bauchschmerzen, indem es<br />
deren Hauptursache – Krämpfe im Bauchbereich – direkt<br />
behandelt.<br />
buscopan® ist in unterschiedlichen Formulierungen –<br />
als Monopräparat und in verschiedenen Kombinationen<br />
mit Schmerzmitteln (Paracetamol, Ibuprofen, Metamizol/Dipyron)<br />
– sowie unterschiedlichen Darreichungsformen<br />
(Tabletten, Tropfen, Zäpfchen, Sirup, Injektionslösungen)<br />
erhältlich.<br />
Unter der Dachmarke buscopan® gibt es jetzt neu auch<br />
buscogast® und buscopan® antiacido gegen Sodbren-<br />
nen und saures Aufstoßen. Mit nur einer Kapsel befreit<br />
buscogast® bis zu 24 Stunden lang von Sodbrennen<br />
und gibt so dem Magen Zeit, sich zu erholen. Schon eine<br />
buscopan® antiacido Brausetablette hilft schnell und<br />
zwölf Stunden lang auch bei starkem Sodbrennen.
Indikation Produktname Wirkstoffe<br />
• Verstopfung<br />
• Verstopfung<br />
• Unregelmäßige Verdauung<br />
• Verstopfung<br />
• Krampfartige Schmerzen<br />
und Beschwerden im<br />
Bauchbereich<br />
• Sodbrennen<br />
• Sodbrennen<br />
dulcolax®<br />
dulcolax® balance<br />
dulcolax® m balance<br />
dulcofibre®<br />
dulcofiber®<br />
laxoberal®<br />
laxoberon®<br />
guttalax®<br />
dulcolax® np<br />
buscopan®<br />
buscapina®<br />
zantac® (*)<br />
buscopan® antiacido<br />
* Nur in den USA erhältlich.<br />
buscogast®<br />
buscasan® 24<br />
Bisacodyl,<br />
Natriumpicosulfat<br />
Macrogol<br />
Glucomannan<br />
Natriumpicosulfat<br />
Butylscopolamin<br />
Ranitidin<br />
Omeprazol<br />
Abführmittel bei Darmträgheit und Verstopfung<br />
(Obstipation), bei Erkrankungen,<br />
die eine erleichterte Darmentleerung<br />
erfordern, sowie zur Vorbereitung<br />
von Operationen und Maßnahmen zur<br />
Erkennung von Krankheiten (diagnostischen<br />
Eingriffen).<br />
Symptomatische Behandlung der Obstipation<br />
bei Erwachsenen und Kindern ab<br />
acht <strong>Jahre</strong>n.<br />
Nahrungsergänzungsmittel, hilft die Verdauung<br />
zu regulieren; unterstützt einen<br />
regelmäßigen Stuhlgang.<br />
Abführmittel bei Verstopfung sowie bei<br />
Erkrankungen, die eine erleichterte<br />
Stuhlentleerung erfordern.<br />
Bei krampfartigen Schmerzen und Beschwerden<br />
im Bauchbereich.<br />
Mildert Sodbrennen bei säurebedingten<br />
Beschwerden, verhindert Sodbrennen<br />
bei säurebedingten Beschwerden aufgrund<br />
bestimmter Lebensmittel und Getränke.<br />
Symptomatische Behandlung von Sodbrennen<br />
oder saurem Aufstoßen bei<br />
Erwachsenen infolge von Übersäuerung.<br />
Magen-Darm-Erkrankungen<br />
85
produktportfolio Selbstmedikation<br />
Vitamine und Mineralstoffe<br />
Die Multivitamin- und Vitalstoffpräparate unserer Selbstmedikationsmarke<br />
pharmaton® unterstützen das körperliche<br />
und geistige Wohlbefinden. Abgestimmt auf<br />
die Bedürfnisse unterschiedlicher Zielgruppen wurde<br />
ein Sortiment an Produkten entwickelt, die in Harmonie<br />
mit dem Körper wirken:<br />
pharmaton®, unser Produktsortiment für Erwachsene,<br />
enthält eine synergetische und besondere Mischung aus<br />
Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen sowie<br />
den standardisierten Ginsengextrakt G115. Die wichtigsten<br />
Indikationen sind: Erschöpfung, Müdigkeit, nachlassende<br />
Konzentrationsfähigkeit und geistige Vitalität.<br />
Zahlreiche klinische Studien belegen, dass sich die regelmäßige<br />
Einnahme von pharmaton® positiv auf die<br />
geistige und körperliche Leistungsfähigkeit und das<br />
Wohlbefi nden auswirkt.<br />
pharmaton® kiddi®, ein speziell für Kinder entwickeltes<br />
Sortiment, enthält ausgewählte Vitamine, Mineralstoffe<br />
und Aminosäuren, an denen besonders während<br />
Urologische Erkrankungen<br />
Gutartige Prostatahyperplasie (benigne Prostatahyperplasie,<br />
BPH) beschreibt eine Vergrößerung der Prostata<br />
bei Männern im mittleren oder fortgeschrittenen Lebensalter,<br />
die zu Symptomen des unteren Harntraktes<br />
(LUTS) führen kann, z. B. häufi ges nächtliches Wasser-<br />
86 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010<br />
der Wachstumsphase ein erhöhter Bedarf besteht. Es<br />
wird besonders zur Vorbeugung von Vitaminmangelerscheinungen<br />
empfohlen.<br />
pharmaton® matruelle® ist ein Multivitaminpräparat<br />
für Frauen zur Vorbeugung von Mangelerscheinungen<br />
während und nach der Schwangerschaft. Es enthält alle<br />
wichtigen Mikronährstoffe für Mutter und Kind, wie<br />
Vitamine, Mineralstoffe und Omega-3-Fettsäuren, um<br />
den erhöhten Bedarf an diesen Substanzen in diesen<br />
speziellen Zeiträumen abzudecken. Darüber hinaus beugt<br />
es einem Neuralrohrdefekt des Fötus sowie Eisen- und<br />
Folsäuremangel während Schwangerschaft und Stillzeit<br />
vor.<br />
pharmaton® cardioactive ist ein Produkt für Menschen<br />
über 40 <strong>Jahre</strong>. Es enthält eine Mischung von Vitaminen<br />
und Mineralien, kombiniert mit Omega-3-Fettsäuren,<br />
zur Unterstützung der Gesunderhaltung des Herz-Kreislauf-Systems.<br />
lassen, ver<strong>mehr</strong>ter Harndrang im Abstand weniger<br />
Stunden, schwacher Urinstrahl und das Gefühl, die<br />
Blase nicht entleert zu haben.
Indikation Produktname Wirkstoffe<br />
• Müdigkeit, nachlassende<br />
Konzentrationsfähigkeit<br />
• Bei erhöhtem Bedarf an<br />
Vitaminen in der Kindheit<br />
• Vorbeugung von Eisen- und<br />
Folsäuremangel während der<br />
Schwangerschaft<br />
• Unterstützung der Gesunderhaltung<br />
des Herz-Kreislauf-<br />
Systems<br />
• Benigne Prostatahyperplasie<br />
(BPH)<br />
pharmaton®<br />
pharmaton® kiddi®<br />
pharmaton®<br />
matruelle®<br />
pharmaton®<br />
cardioactive<br />
flomax relief®(*)<br />
*Nur in Großbritannien<br />
erhältlich.<br />
Ginsengextrakt,<br />
Vitamine,<br />
Mineralstoffe,<br />
Spurenelemente<br />
Vitamine,<br />
Mineralstoffe,<br />
Aminosäuren<br />
Vitamine, Mineralstoffe,<br />
Spurenelemente,<br />
Omega-3-Fettsäuren<br />
(DHA)<br />
Indikation Produktname Wirkstoffe<br />
Vitamine, Mineralien, Spurenelemente<br />
und Fischöl (Omega-3-<br />
Fettsäuren, reich an EPA und DHA)<br />
Tamsulosin<br />
Zur Besserung des Allgemeinbefi ndens.<br />
Deckt den erhöhten Bedarf an Vitaminen,<br />
Mineralstoffen und Aminosäuren<br />
ab, besonders während der Wachstumsphase.<br />
Zur Vorbeugung von Vitaminmangelerscheinungen,<br />
z. B. bei reduzierter<br />
und mangelhafter Diät, Appetitmangel,<br />
nach Krankheiten, Infektionen<br />
oder Operationen sowie in der Konvaleszenz.<br />
Für Frauen zur Vorbeugung von Mangelerscheinungen<br />
vor, während und nach<br />
der Schwangerschaft, um den erhöhten<br />
Bedarf an Vitaminen, Mineralstoffen,<br />
Spurenelementen und der Omega-3-<br />
Fettsäure DHA in diesen speziellen Zeiträumen<br />
abzudecken. Zur Vorbeugung<br />
eines Neuralrohrdefekts des Fötus.<br />
Es beugt Eisen- und Folsäuremangelanämien<br />
während der Schwangerschaft<br />
und Stillzeit vor.<br />
Zur Unterstützung der Gesunderhaltung<br />
des Herz-Kreislauf-Systems. Es deckt<br />
den täglichen Bedarf an Vitaminen,<br />
Mineralien, Spurenelementen und Fischöl<br />
(Omega-3-Fettsäuren, reich an EPA<br />
und DHA), wirkt ergänzend zur täglichen<br />
Nahrung.<br />
Behandlung von Symptomen des unteren<br />
Harntraktes (LUTS) bei der häufi g<br />
auftretenden Erkrankung BPH (benigne<br />
Prostatahyperplasie).<br />
Vitamine und Mineralstoffe / Urologische Erkrankungen<br />
87
produktportfolio Selbstmedikation<br />
Beinvenengesundheit<br />
Unter dem Markennamen antistax® vermarktet<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> eine breite Palette von Produkten<br />
zur Vorbeugung und Behandlung von Symptomen der<br />
chronischen Veneninsuffi zienz. Die häufi gsten Symptome,<br />
die Patienten bei diesem Krankheitsbild beobachten,<br />
sind Krampfadern, Ödeme der Unterschenkel,<br />
schwere und müde Beine sowie ein Spannungsgefühl<br />
und Schmerzen in den Beinen. antistax®-Kapseln und<br />
-Tabletten verbessern nachweislich die Blutzirkulation<br />
in den Beinvenen.<br />
Schwere, schmerzende und müde Beine machen sich<br />
häufi g nach längerem Stehen oder Sitzen bemerkbar,<br />
ganz besonders am Abend oder im Sommer bei hohen<br />
Außentemperaturen. antistax®-Tabletten und antistax®-<br />
Schmerzen<br />
Die Marke thomapyrin® umfasst Produkte zur Behandlung<br />
von leichten bis mäßig starken akuten Schmerzen.<br />
thomapyrin® classic, das Kernprodukt des Sortiments,<br />
ist eine Dreierkombination aus Acetylsalicylsäure (ASS),<br />
Paracetamol und Coffein. Die drei Inhaltsstoffe wirken<br />
zusammen und unterdrücken den Schmerz durch Interaktion<br />
mit <strong>mehr</strong>eren für den Schmerz verantwortlichen<br />
molekularen Mechanismen. Dadurch wirkt thomapyrin®<br />
classic schneller und zuverlässiger als seine Einzelbestandteile,<br />
was unter anderem durch aktuelle klinische<br />
Studien belegt ist.<br />
88 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010<br />
Kapseln ermöglichen eine wirksame Behandlung der<br />
beschriebenen Symptome. antistax® trägt dazu bei,<br />
den unphysiologischen Flüssigkeitsausstrom aus den<br />
Kapillaren in das umgebende Gewebe auch bei längerem<br />
Sitzen oder Stehen auf normalem Niveau zu halten.<br />
Der Wirkstoff der antistax®-Produkte ist ein Extrakt<br />
aus rotem Weinlaub, der an der Innenwand (Endothel)<br />
der Beinvenen schützend einwirkt. Hiermit werden<br />
Schwellungen und das Schmerz- und Schweregefühl<br />
vermindert. Zum antistax®-Sortiment gehören unter<br />
anderem antistax®-Tabletten, antistax®-Kapseln und<br />
antistax®-Creme. Die beiden Kosmetika antistax®frischgel<br />
und antistax®-bein-kühlspray runden das<br />
Sortiment ab.<br />
Aus diesem Grund wird die Dreierkombination von zahlreichen<br />
nationalen und internationalen medizinischen<br />
Gesellschaften als Mittel der ersten Wahl zur Akutbehandlung<br />
von Spannungskopfschmerzen und Migräne<br />
empfohlen. thomapyrin®, den „Experten“ für die Behandlung<br />
von Kopfschmerzen, gibt es als thomapyrin®<br />
classic zur Anwendung bei normalen Kopfschmerzen,<br />
thomapyrin® intensiv bei stärkeren Kopfschmerzen,<br />
thomapyrin® medium bei leichteren Kopfschmerzen<br />
und thomapyrin®-Brausetabletten als alternative Darreichungsform.
Indikation Produktname Wirkstoffe<br />
• Chronische Veneninsuffi zienz<br />
• Müde, schwere Beine<br />
• Schmerzen<br />
antistax®<br />
antistax®-frischgel<br />
antistax®-beinkühlspray<br />
thomapyrin® classic<br />
thomapyrin®<br />
intensiv(*)<br />
* Nur in Deutschland erhältlich.<br />
Extrakt aus rotem Weinlaub<br />
Kühlende,<br />
pfl egende<br />
Substanzen,<br />
Extrakt aus<br />
rotem Weinlaub<br />
Indikation Produktname Wirkstoffe<br />
Acetylsalicylsäure,<br />
Paracetamol, Coffein<br />
Zur Behandlung von Symptomen der<br />
chronischen Veneninsuffi zienz; bei<br />
Krampfadern, Ödemen der Unterschenkel,<br />
Schmerzen und Spannungsgefühl,<br />
Kribbeln oder Jucken in den Beinen sowie<br />
bei schweren und müden Beinen.<br />
Zur Linderung der Symptome bei müden,<br />
schweren Beinen.<br />
Für Erwachsene und Jugendliche ab zwölf<br />
<strong>Jahre</strong>n zur akuten Behandlung leichter<br />
bis mäßig starker Kopfschmerzen, bei<br />
Migräneanfällen mit und ohne Aura und<br />
zur Behandlung von Spannungskopfschmerzen.<br />
Beinvenengesundheit / Schmerzen<br />
89
produktportfolio Tiergesundheit<br />
Nutztiere: Schweine<br />
Infektiöse Atemwegserkrankungen<br />
ingelvac circofl ex® ist der erste Ferkelimpfstoff gegen<br />
die „Porcine Circovirus Disease“ (PCVD) in frühen und<br />
späten Stadien, der als Einmaldosis erhältlich ist. Die<br />
Impfung führt zu einer signifi kant geringeren Mortalität<br />
in der akuten PCVD-Phase sowie zu besserem Wachstum<br />
im chronischen Krankheitsverlauf. Bei ingelvac<br />
circofl ex® treten minimale systemische Nebenwirkungen<br />
oder Schwellungen an der Einstichstelle auf. Vor<br />
Kurzem hat die Europäische Kommission die Mischung<br />
von ingelvac circofl ex® mit ingelvac mycofl ex® zugelassen.<br />
ingelvac® prrs mlv ist für die aktive Immunisierung<br />
gegen die respiratorische und reproduktive<br />
Form des „Porcine Reproductive and Respiratory Syndrome“<br />
(PRRS) zugelassen.<br />
ingelvac® m. hyo und ingelvac mycofl ex® sind für die<br />
aktive Immunisierung von Schweinen gegen Enzootische<br />
Pneumonie (EP) zugelassen und werden als Einmaldosis<br />
verabreicht. Aufgrund des fortschrittlichen<br />
Depot-Adjuvantien-Systems bieten die Impfstoffe einen<br />
langanhaltenden und effektiven Schutz bis zur Schlachtung<br />
– sogar in Situationen mit hohem Infektionsdruck.<br />
Infektiöse Darmerkrankungen<br />
enterisol® ileitis ist die erste und einzige Vakzine gegen<br />
durch Lawsonia intracellularis verursachte Ileitis.<br />
Sie ist dafür zugelassen, die Gewichtszunahme zu verbessern<br />
und die auftretenden Wachstumsschwankungen<br />
in Zusammenhang mit der Erkrankung zu verringern.<br />
enterisol® ileitis trägt dazu bei, den Gebrauch von<br />
Antibiotika in der Schweinefleischproduktion zu verringern.<br />
90 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010<br />
Schmerzen und Entzündungskrankheiten<br />
Als Medikament der Nicht-steroidalen-antiinfl ammatorischen-Medikamenten-Klasse<br />
(NSAID) wird metacam®<br />
sowohl dem Erfordernis einer anhaltenden Rentabilität<br />
in der Tierproduktion als auch dem Wohl der Tiere gerecht.<br />
Aufgrund seiner lang anhaltenden und hervorragenden<br />
Wirksamkeit bei der Kontrolle entzündlicher<br />
Symptome kann das Medikament durch Entzündungskrankheiten<br />
verursachte Verluste minimieren und auch<br />
in Krankheitssituationen die Rentabilität aufrechterhalten.<br />
Gleichzeitig bietet metacam® eine effektive<br />
Schmerzkontrolle und leistet somit einen Beitrag zum<br />
Wohl der Nutztiere. Die Verabreichung von metacam®<br />
ist einfach und bequem und bedeutet aufgrund des geringen<br />
Applikationsvolumens und der einmaligen Injektion<br />
keinen Stress für die Tiere.<br />
metacam® ist für die Anwendung bei Schweinen zuge-<br />
lassen, die an nichtinfektiösen Bewegungsstörungen<br />
leiden. Darüber hinaus ist es für die Behandlung von<br />
Puerperalsepsis und -toxämie (Mastitis-Metritis-Agalaktie-Syndrom)<br />
indiziert, sowie zur Schmerzlinderung<br />
nach operativen Eingriffen in Zusammenhang mit<br />
Weichteilchirurgie, wie z. B. Kastration.
Indikation Produktname Wirkstoffe<br />
• Infektiöse Atemwegserkrankungen<br />
• Infektiöse Atemwegserkrankungen<br />
• Infektiöse Atemwegserkrankungen<br />
• Infektiöse Atemwegserkrankungen<br />
• Infektiöse Darmerkrankungen<br />
• Schmerzen und entzündliche<br />
Erkrankungen<br />
ingelvac circoflex®<br />
ingelvac® m.hyo<br />
ingelvac® prrs mlv<br />
ingelvac mycoflex®<br />
enterisol® ileitis<br />
metacam®<br />
Rekombinanter Impfstoff<br />
(Porzines Circovirus<br />
Typ 2, PCV2)<br />
Inaktivierter Impfstoff<br />
(Mycoplasma<br />
hyopneumoniae)<br />
Attenuierter Lebendimpfstoff<br />
(PRRS-Virus)<br />
Inaktivierter Impfstoff<br />
(Mycoplasma hyopneumoniae)<br />
Attenuierter<br />
Lebendimpfstoff<br />
(Lawsonia intracellularis)<br />
Meloxicam<br />
Zur aktiven Immunisierung von Schweinen<br />
ab einem Alter von zwei Wochen<br />
gegen das Porzine Circovirus Typ 2 (PCV2)<br />
zur Reduktion der Mortalität, der klinischen<br />
Anzeichen – einschließlich Gewichtsverlust<br />
– und Läsionen von lymphatischen<br />
Geweben, bedingt durch<br />
PCV2-Erkrankungen (PCVD).<br />
Außerdem konnte gezeigt werden, dass<br />
die Impfung die nasale Ausscheidung<br />
von PCV2, die Viruslast in Blut und lymphatischen<br />
Geweben sowie die Dauer<br />
der Virämie reduziert.<br />
Aktive Immunisierung von Schweinen<br />
ab einem Alter von drei Wochen zur<br />
Reduktion von Lungenläsionen infolge<br />
einer Mycoplasma hyopneumoniae-<br />
Infektion.<br />
Zur aktiven Immunisierung von Schweinen<br />
ab einem Alter von drei Wochen als<br />
prophylaktische Maßnahme gegen die<br />
respiratorische und reproduktive Form<br />
der Porcine- Reproductive and-Respiratory-Syndrome-<br />
Virus-Infektionen.<br />
Zur aktiven Immunisierung von Schweinen<br />
ab einem Alter von drei Wochen zur<br />
Reduktion von Lungenläsionen infolge<br />
einer Infektion mit Mycoplasma hyopneumoniae.<br />
Zur aktiven Immunisierung von Schweinen<br />
ab einem Alter von drei Wochen<br />
gegen die klinischen Symptome einer<br />
Lawsonia intracellularis-Infektion sowie<br />
zur Verbesserung der Gewichtszunahme<br />
und Verringerung der Wachstumsvariabilität,<br />
die mit der Erkrankung einhergehen.<br />
Linderung von Entzündungen und<br />
Schmerzen des Bewegungsapparates<br />
(Hund, Katze, Schwein, Pferd), nach<br />
Operationen (Hund, Katze, Schwein)<br />
und bei Kolik (Pferd). Als Begleittherapie<br />
bei Durchfall-, Atemwegserkrankungen<br />
und akuter Mastitis (Rind) sowie Mastitis-<br />
Metritis-Agalaktiesyndrom (Schwein)<br />
und Therapie bei Kastration (Schwein).<br />
Nutztiere: Schweine<br />
91
produktportfolio Tiergesundheit<br />
Nutztiere: Rinder<br />
Mastitis<br />
mamyzin®-Injektion enthält Penethamathydrojodid,<br />
eine Vorstufe von Penicillin G, die herausragende pharmakokinetische<br />
Eigenschaften aufweist. Durch die sehr<br />
hohe Aufnahme- und Anreicherungsrate des Wirkstoffs<br />
im Euter ist mamyzin® ein Medikament der ersten Wahl<br />
gegen (Penase-negative) Staphylococcus aureus und<br />
Streptococcus spp.<br />
mamyzin® ist für Kombinationstherapien hervorragend<br />
geeignet und dadurch ein ideales Instrument bei der<br />
<strong>Gesundheit</strong>spfl ege ganzer Herden zur Kontrolle subklinischer<br />
Mastitis während der Laktation, als Erstbehandlung<br />
während der Trockenstellungsphase in Problemherden<br />
und als Metaphylaxe bei Färsen.<br />
benestermycin® ist ein lang wirkendes Breitbandanti-<br />
biotikum für die effektive Behandlung bestehender Infektionen<br />
zu Beginn der Trockenstellungsphase und zur<br />
Vorbeugung neuer Infektionen während der Trockenstehphase<br />
bei Milchkühen.<br />
ubrolexin® bietet eine verbesserte bakterizide Aktivität<br />
aufgrund einer speziellen Kombination von zwei synergistisch<br />
wirkenden, zielgerichteten Antibiotika.<br />
ubrolexin® verfügt als Breitband-Mastitis-Therapie<br />
über neue Eigenschaften, da es uneingeschränkte Wirksamkeit<br />
an beiden Enden des Pathogenspektrums erzielt.<br />
Somit ist ubrolexin® ein einfach anzuwendendes Produkt<br />
„ohne Kompromisse“ für die Routinebehandlung<br />
klinischer Mastitis.<br />
92 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010<br />
Schmerzen und Entzündungskrankheiten<br />
Als Medikament der Nicht-steroidalen-antiinfl ammatorischen-Medikamentenklasse<br />
(NSAID) wird metacam®<br />
sowohl dem Erfordernis einer anhaltenden Rentabilität<br />
in der Tierproduktion als auch dem Wohl der Tiere gerecht.<br />
Aufgrund seiner lang anhaltenden und hervorragenden<br />
Wirksamkeit bei der Kontrolle entzündlicher<br />
Symptome kann das Medikament durch Entzündungskrankheiten<br />
verursachte Verluste minimieren und auch<br />
in Krankheitssituationen die Rentabilität aufrechterhalten.<br />
Gleichzeitig bietet metacam® eine effektive Schmerzkontrolle<br />
und leistet somit einen Beitrag zum Wohl der<br />
Nutztiere. Die Verabreichung von metacam® ist einfach<br />
und bequem und bedeutet aufgrund des geringen Applikationsvolumens<br />
und der einmaligen Injektion keinen<br />
Stress für die Tiere.<br />
metacam® ist für die Anwendung bei Rindern mit Atem-<br />
wegserkrankungen zugelassen. Darüber hinaus ist es<br />
bei an Durchfall leidenden Kälbern sowie als Zusatztherapie<br />
bei der Behandlung von Mastitis bei Milchvieh<br />
indiziert.
Indikation Produktname Wirkstoffe<br />
• Mastitis<br />
• Mastitis<br />
• Mastitis<br />
• Infektiöse Atemwegserkrankungen<br />
• Schmerzen und entzündliche<br />
Erkrankungen<br />
mamyzin®<br />
benestermycin®<br />
ubrolexin®<br />
express® (*)<br />
* Nur in Kanada und den<br />
USA erhältlich.<br />
metacam®<br />
Penethamathydrojodid<br />
Penethamathydrojodid, Framycetinsulfat,<br />
Benethamin-Penicillin<br />
Cefalexin (als Monohydrat),<br />
Kanamycin (als Monosulfat)<br />
Attenuierter Lebendimpfstoff<br />
(IBRV, BVDV, PI3V, BRSV,<br />
C. fetus und<br />
Lepto spp.)<br />
Meloxicam<br />
Zur Behandlung von Euterentzündungen<br />
(Mastitis) der Milchkuh.<br />
Behandlung subklinischer Infektionen<br />
beim Trockenstellen und zur Vorbeugung<br />
erneuter Infektionen sowie akute klinische<br />
Mastitis während der Trockenstehzeit.<br />
Zur Behandlung klinischer Mastitiden<br />
bei laktierenden Milchkühen, verursacht<br />
durch Bakterien, die für die Kombination<br />
von Cefalexin und Kanamycin empfi ndlich<br />
sind, wie z. B. Staphylococcus aureus,<br />
Streptococcus dysgalactiae, Streptococcus<br />
uberis und Escherichia coli.<br />
Impfstoff zur Prävention von Atemwegserkrankungen<br />
und Reproduktionsstörungen<br />
des Rindes.<br />
Linderung von Entzündungen und<br />
Schmerzen des Bewegungsapparates<br />
(Hund, Katze, Schwein, Pferd), nach<br />
Operationen (Hund, Katze, Schwein)<br />
und bei Kolik (Pferd). Als Begleittherapie<br />
bei Durchfall-, Atemwegserkrankungen<br />
und akuter Mastitis (Rind) sowie Mastitis-Metritis-Agalaktiesyndrom<br />
(Schwein).<br />
Nutztiere: Rinder<br />
93
produktportfolio Tiergesundheit<br />
Kleintiere<br />
Die Kleintiermedikamente von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />
Tiergesundheit sind hauptsächlich auf die Behandlung<br />
der weit verbreiteten chronischen Erkrankungen Herzinsuffi<br />
zienz und Osteoarthritis ausgerichtet.<br />
Als erstes Medikament einer neuen Therapieklasse, die<br />
als Inodilatoren bezeichnet wird, verbessert vetmedin®<br />
bei Hunden mit Herzversagen die klinischen Symptome<br />
signifi kant und erhöht die Lebenserwartung der Tiere.<br />
vetmedin® vereint zwei sich ergänzende Wirkmechanismen:<br />
Zum einen werden die Blutgefäße, die das Blut<br />
zum Herzen hin und vom Herzen weg transportieren,<br />
erweitert. Somit wird der Druck auf das Herz wie auch<br />
die erforderliche Pumpleistung des Herzens verringert.<br />
Gleichzeitig wirkt vetmedin® direkt auf den Herzmuskel,<br />
verstärkt die Herzkraft und trägt zu einer effi zienten<br />
Pumpleistung bei.<br />
Pferde<br />
Die Pferdemedikamente von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> Tiergesundheit<br />
sind in erster Linie auf die Therapiegebiete Atemwegserkrankungen,<br />
Lahmheit und Kolik ausgerichtet.<br />
ventipulmin® ist eine Therapie gegen akute und chronische<br />
Atemwegserkrankungen, bei denen auch eine<br />
Atemwegsobstruktion aufgrund von Bronchospasmen<br />
und/oder Schleimaufstauung auftritt und eine mukoziliäre<br />
Reinigung erstrebenswert ist. ventipulmin® kann<br />
als Einzel- oder als Zusatztherapie bei chronisch-obstruktiver<br />
Atemwegserkrankung (COPD) und bei akuten,<br />
subakuten und chronischen allergischen Reaktionen der<br />
Atemwege angewendet werden.<br />
94 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010<br />
metacam® ist ein Medikament der Nicht-steroidalen-antiinfl<br />
ammatorischen-Medikamentenklasse (NSAID). Es<br />
ist als oral einzunehmende Suspension, Tabletten und<br />
Injektionslösung für Hunde sowie als orale Suspension<br />
und Injektionslösung für Katzen erhältlich. Kürzlich<br />
hat die EU die Verwendung von metacam® zur Schmerzlinderung<br />
nach jedweder Art von operativem Eingriff<br />
zugelassen. Die Vielzahl der Formulierungen bietet<br />
Veterinären und Tierhaltern die Flexibilität, die jeweils<br />
bevorzugten Formulierungen zu verwenden, um die<br />
verschiedenen Entzündungs- und Schmerzzustände in<br />
Zusammenhang mit den zugelassenen Indikationen zu<br />
behandeln.<br />
prozinc® ist eine wässrige Protamin-Zink-Suspension<br />
(PZI) von rekombinantem Humaninsulin zur Reduktion<br />
der Hyperglykämie bei Katzen mit Diabetes mellitus.<br />
metacam® ist für die Linderung von Entzündungen und<br />
Schmerzen bei akuten und chronischen Erkrankungen<br />
des Bewegungsapparates bei Pferden indiziert. Es ist als<br />
oral einzunehmende Suspension sowie als Injektionslösung<br />
erhältlich. Die Injektionslösung ist darüber hinaus<br />
zusammen mit buscopan® für die Schmerzlinderung bei<br />
Pferdekolik angezeigt.<br />
In Nordamerika ist ferner eine umfassende Auswahl an<br />
Pferdeimpfstoffen verfügbar.
Indikation Produktname Wirkstoffe<br />
• Dekompensierte Herzinsuffi<br />
zienz<br />
• Schmerzen und entzündliche<br />
Erkrankungen<br />
• Diabetes mellitus bei Katzen<br />
vetmedin®<br />
metacam®<br />
prozinc®<br />
Pimobendan<br />
Meloxicam<br />
Rekombinantes<br />
Protamin-Zink-<br />
Humaninsulin<br />
Indikation Produktname Wirkstoffe<br />
• Akute und chronisch<br />
obstruktive Atemwegserkrankungen<br />
• Schmerzen und entzündliche<br />
Erkrankungen<br />
ventipulmin®<br />
metacam®<br />
Clenbuterol<br />
Meloxicam<br />
Zur Behandlung der Herzinsuffi zienz<br />
beim Hund, hervorgerufen durch eine<br />
dilatative Kardiomyopathie oder durch<br />
Klappeninsuffi zienz (Mitralklappen-<br />
und/oder Tricuspidalklappen-Regurgitation)<br />
mit den typischen Symptomen wie<br />
z.B. Husten, Dyspnoe, Leistungsminderung<br />
oder Aszites.<br />
Bei Hunden zur Linderung von Entzündungen<br />
und Schmerzen bei akuten und<br />
chronischen Beeinträchtigungen des<br />
Bewegungsapparates sowie nach Operationen.<br />
Bei Katzen zur Linderung von Entzündungen<br />
und Schmerzen bei chronischen<br />
Beeinträchtigungen des Bewegungsapparates.<br />
Seit Kurzem ebenfalls zugelassen<br />
gegen leichte bis mittlere postoperative<br />
Schmerzen nach Eingriffen.<br />
Zur Senkung der Hyperglykämie und Linderung<br />
der klinischen Symptome der<br />
Hyperglykämie bei Katzen mit Diabetes<br />
mellitus.<br />
Atemwegserkrankungen, die mit Bronchospasmen<br />
einhergehen, wie subakute<br />
und chronische Bronchitis und Bronchiolitis,<br />
chronisch-obstruktive Lungenerkrankung<br />
(COPD), unterstützend bei<br />
akuter Bronchitis und Bronchopneumonie.<br />
Linderung von Entzündungen und<br />
Schmerzen des Bewegungsapparates<br />
(Hund, Katze, Schwein, Pferd), nach<br />
Operationen (Hund, Katze, Schwein)<br />
und bei Kolik (Pferd). Als Begleittherapie<br />
bei Durchfall-, Atemwegserkrankungen<br />
und akuter Mastitis (Rind) sowie Mastitis-<br />
Metritis-Agalaktiesyndrom (Schwein).<br />
Kleintiere / Pferde<br />
95
Bilanz- und Kennzahlenvergleich<br />
2001 — 2010<br />
C. H. <strong>Boehringer</strong> Sohn AG & Co. KG, <strong>Ingelheim</strong><br />
Bilanz- und Kennzahlenvergleich 2001 — 2010<br />
(in Mio. EUR)<br />
Aktiva (Stand am 31.12.) 2001 2002 2003<br />
Immat. Vermögensgegenstände 322 302 242<br />
Sachanlagen 2.467 2.840 2.767<br />
Finanzanlagen 1.008 1.689 2.462<br />
Anlagevermögen 3.797 4.831 5.471<br />
Vorräte 1.014 971 1.000<br />
Forderungen (inkl. RAP und latenter Steuern) 2.314 2.360 2.537<br />
Flüssige Mittel 1.002 1.055 1.134<br />
Umlaufvermögen 4.330 4.386 4.671<br />
Bilanzsumme 8.127 9.217 10.142<br />
Passiva (Stand am 31.12.) 2001 2002 2003<br />
Kapital der Gesellschafter 200 178 178<br />
Konzernrücklagen (inkl. Währungsumrechnungsdifferenz) 2.753 2.818 3.139<br />
<strong>Jahre</strong>süberschuss 401 537 529<br />
Eigenkapital 3.354 3.533 3.846<br />
Anteile anderer Gesellschafter 1 203 188<br />
Konzerneigenkapital 3.355 3.736 4.034<br />
Rückstellungen (inkl. latenter Steuern) 3.150 3.568 3.963<br />
Verbindlichkeiten (inkl. RAP) 1.622 1.913 2.145<br />
Fremdkapital 4.772 5.481 6.108<br />
Bilanzsumme 8.127 9.217 10.142<br />
Kennzahlen 2001 2002 2003<br />
Umsatzerlöse 6.694 7.580 7.382<br />
Betriebsergebnis 980 1.082 901<br />
Betriebsergebnis in % der Umsatzerlöse 14,6 14,3 12,2<br />
Ergebnis nach Steuern 401 551 537<br />
Ergebnis nach Steuern in % der Umsatzerlöse 6,0 7,3 7,3<br />
Eigenkapitalrendite (in %) 13,6 16,0 15,0<br />
Eigenkapitalquote (in %) 41,3 38,3 37,9<br />
Cash Flow 1.117 1.049 1.059<br />
Finanzmittel 1.645 2.645 3.516<br />
Personalaufwand 1.916 2.175 2.252<br />
Personalaufwand in % der Umsatzerlöse 28,6 28,7 30,5<br />
Durchschnittliche Zahl der Mitarbeiter 27.980 31.843 34.221<br />
Forschungs- und Entwicklungskosten 1.019 1.304 1.176<br />
F & E-Kosten in % der Umsatzerlöse 15,2 17,2 15,9<br />
Investitionen in Sachanlagen 548 634 516<br />
Abschreibungen auf Sachanlagen 305 340 354
2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010<br />
267 233 554 547 539 745 736<br />
2.712 2.900 2.886 2.972 3.177 3.219 3.314<br />
2.756 3.396 3.043 1.638 1.739 1.699 3.168<br />
5.735 6.529 6.483 5.157 5.455 5.663 7.218<br />
1.085 1.229 1.280 1.387 1.561 1.801 1.850<br />
2.477 3.013 3.137 2.912 3.496 3.663 4.047<br />
1.333 1.247 945 1.015 1.312 3.877 3.118<br />
4.895 5.489 5.362 5.314 6.369 9.341 9.015<br />
10.630 12.018 11.845 10.471 11.824 15.004 16.233<br />
2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010<br />
178 178 178 178 178 178 178<br />
3.297 2.940 3.275 1.385 3.101 3.964 5.408<br />
888 1.491 1.722 1.809 1.424 1.759 888<br />
4.363 4.609 5.175 3.372 4.703 5.901 6.474<br />
193 216 188 167 190 179 0<br />
4.556 4.825 5.363 3.539 4.893 6.080 6.474<br />
4.172 4.958 4.641 4.726 5.120 5.731 6.598<br />
1.902 2.235 1.841 2.206 1.811 3.193 3.161<br />
6.074 7.193 6.482 6.932 6.931 8.924 9.759<br />
10.630 12.018 11.845 10.471 11.824 15.004 16.233<br />
2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010<br />
8.157 9.535 10.574 10.952 11.595 12.721 12.586<br />
1.372 1.923 2.140 2.100 1.980 2.239 1.896<br />
16,8 20,2 20,2 19,2 17,1 17,6 15,1<br />
908 1.514 1.729 1.812 1.428 1.764 888<br />
11,1 15,9 16,4 16,5 12,3 13,9 7,1<br />
23,1 34,2 37,4 35,0 42,2 37,4 15,0<br />
41,0 38,4 43,7 32,2 39,8 39,3 39,9<br />
1.430 2.069 2.317 2.392 1.997 2.409 2.234<br />
4.015 4.585 3.934 2.581 2.932 5.384 6.113<br />
2.443 2.671 2.836 2.886 3.004 3.221 3.358<br />
29,9 28,0 26,8 26,4 25,9 25,3 26,7<br />
35.529 37.406 38.428 39.800 41.300 41.534 42.224<br />
1.232 1.360 1.574 1.900 2.109 2.215 2.453<br />
15,1 14,3 14,9 17,3 18,2 17,4 19,5<br />
427 532 596 654 665 630 519<br />
377 439 419 432 453 470 498
impressum<br />
Wenn Sie Fragen oder Kommentare haben,<br />
kontaktieren Sie uns bitte.<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> GmbH<br />
Binger Straße 173<br />
55216 <strong>Ingelheim</strong><br />
Deutschland<br />
Telefon + 49 6132 77-0<br />
Telefax + 49 6132 72-3000<br />
Kontakt<br />
Corporate Communications<br />
Dr. Bernd Mann<br />
Telefon + 49 6132 77-92300<br />
Telefax + 49 6132 72-92300<br />
E-Mail webmaster@boehringer-ingelheim.com<br />
Internet www.boehringer-ingelheim.com<br />
Herausgeber<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> GmbH<br />
Konzept und Gestaltung<br />
mpm · Corporate Communication Solutions<br />
www.digitalagentur-mpm.de<br />
Druck<br />
Süddeutsche Verlagsgesellschaft, Ulm<br />
Copyright<br />
© <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> GmbH, 2011<br />
Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung (auch auszugsweise),<br />
vorbehalten. Der Unternehmensbericht 2010 darf nicht ohne schriftliche Genehmigung<br />
der <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> GmbH reproduziert oder unter Verwendung elektronischer<br />
Systeme vervielfältigt werden. Die im Unternehmensbericht verwendeten Zahlen Dritter<br />
beruhen auf dem Datenstand bei der Abschlusserstellung.<br />
96 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010
www.boehringer-ingelheim.com