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125 Jahre mehr Gesundheit - Boehringer Ingelheim

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<strong>125</strong> <strong>Jahre</strong><br />

<strong>mehr</strong><br />

<strong>Gesundheit</strong><br />

1885 – 2010<br />

Unternehmensmagazin 2010


innovation<br />

12<br />

12<br />

14<br />

16<br />

19<br />

inhalt<br />

die unternehmensgeschichte:<br />

05<br />

06<br />

1885 ― 1912 | wie alles begann<br />

1912 ― 1948 | innovative anfänge<br />

1948 ― 1988 | internationalisierung<br />

1988 ― 2010 | werte schaffen durch innovation<br />

10<br />

Auszug aus unserem Leitbild<br />

Im Gespräch mit Christian <strong>Boehringer</strong><br />

und Andreas Barner<br />

<strong>125</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>mehr</strong> <strong>Gesundheit</strong>:<br />

Das Jubiläumsjahr 2010


22 unternehmerische verantwortung<br />

CR<br />

64 forschung und entwicklung<br />

F&E<br />

102 unsere geschäfte<br />

BIZ<br />

24<br />

22<br />

38<br />

46<br />

66<br />

74<br />

78<br />

84<br />

90<br />

99<br />

100<br />

104<br />

106<br />

108<br />

118<br />

126<br />

136<br />

152<br />

Respektiert sein. Motiviert sein.<br />

Innovativ sein.<br />

Unsere Mitarbeiter<br />

Nachhaltigkeit<br />

Gesellschaftliches Engagement<br />

Erster sein. Bester sein. Fokussiert sein.<br />

Medizinische Innovationen<br />

Erster sein.<br />

Thromboembolische Erkrankungen<br />

Bester sein. Diabetes<br />

Fokussiert sein. Onkologie<br />

Idiopathische Lungenfi brose<br />

Hepatitis-C<br />

Verpfl ichtet sein. Glaubwürdig sein.<br />

Erfolgreich sein.<br />

Humanpharmazeutika*<br />

Verschreibungspfl ichtige Medikamente<br />

Selbstmedikation<br />

Biopharmazeutika<br />

Operations<br />

Tiergesundheit<br />

* Die Patientengeschichten in dem Geschäftsbericht beruhen auf tatsächlichen persönlichen Erfahrungen. Bitte berücksichtigen Sie, dass andere<br />

Patienten unterschiedliche Behandlungserfahrungen machen könnten. Die individuelle Behandlungsmethode muss im Einzelfall immer<br />

zwischen dem Patienten und dem behandelnden Arzt besprochen werden.<br />

Inhaltsverzeichnis


<strong>125</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>mehr</strong> <strong>Gesundheit</strong><br />

Das Jubiläumsjahr 2010<br />

Seit <strong>125</strong> <strong>Jahre</strong>n gelten unsere Grundsätze und unser Anspruch, herausragend<br />

in Innovation und Technologie zu sein. Es ist unser Bestreben, bahnbrechende<br />

Entdeckungen über die Ursachen und den Verlauf menschlicher Erkrankungen<br />

in immer bessere Behandlungsmethoden zu überführen.<br />

Garant dafür sind unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter; sie sind der<br />

Mittelpunkt unserer unverwechselbaren Unternehmenskultur, die auf<br />

gegenseitigen Respekt und Fairness baut.<br />

Mehr zum Jubiläumsjahr<br />

Seite 10


Auszug aus unserem Leitbild<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> ist seit <strong>125</strong> <strong>Jahre</strong>n ein erfolgreiches Unternehmen<br />

im Familienbesitz. Diese Tradition soll auch im zweiten Jahrhundert<br />

seiner Existenz fortgeführt werden. Es ist nicht möglich, die Zukunft<br />

genau vorherzusehen, jedoch werden wir uns aktiv und kreativ den<br />

wechselnden Aufgaben und Herausforderungen stellen und dabei auf<br />

unsere Erfahrungen und unseren Erfolg bauen. Hierdurch erlangen wir<br />

die nötige Stärke, Zielstrebigkeit und das Vertrauen zur Gestaltung<br />

unserer Zukunft. Unser Ziel ist es, den Menschen durch die Erforschung<br />

von Krankheiten und die Entwicklung neuer Arzneimittel und Therapien<br />

zu dienen. In diesem Bemühen hängt die Zukunft des Unternehmens-<br />

verbandes von seiner innovativen Leistungsfähigkeit ab.<br />

Bei all unseren Aktivitäten ist es unser Ziel, unsere Mitarbeiter, unsere<br />

Einrichtungen und die Umwelt vor schädlichen Einfl üssen zu bewahren,<br />

die natürlichen Ressourcen zu erhal ten und das Umweltbewusstsein zu<br />

fördern. Mit dem Verfolgen dieser Ziele sind wir zusätzlich bestrebt, in<br />

den Ländern und Gemeinschaften, in denen wir geschäftlich aktiv sind,<br />

wirtschaftliches und soziales Wohlergehen zu fördern. Damit wir unsere<br />

Ziele erreichen, müssen wir fi nanziell erfolgreich sein, Bereitschaft für<br />

notwendige Änderungen zeigen und offen und aufmerksam für neue<br />

Ideen und Entwicklungen sein. Die Erhaltung und Verbesserung der<br />

Leistungsfähigkeit des Unternehmensverbandes hat Vorrang gegenüber<br />

kurzfristiger Gewinn maximierung.<br />

Auszug aus unserem Leitbild<br />

5


innovation Im Gespräch<br />

Unternehmerisch handeln.<br />

Bewährtes verbessern.<br />

Neues entwickeln.<br />

Wie schon in der Vergangenheit gilt auch für die Zukunft,<br />

dass ständige, aber stetige Veränderungen notwendig sein<br />

werden, um zu jedem Zeitpunkt für die Zukunft gerüstet<br />

zu sein. Und dabei ist uns wichtig, eine Konstante zu haben:<br />

unsere Werte und die Kultur unseres Miteinanders für die<br />

Erforschung, Entwicklung, Produktion und den Vertrieb von<br />

innovativen Medikamenten – getragen von einem<br />

Familienunternehmen.<br />

6 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010<br />

christian boehringer<br />

vorsitzender des gesellschafterausschusses


andreas barner<br />

sprecher der unternehmensleitung<br />

Im Gespräch<br />

7


innovation Im Gespräch<br />

Was sind die Unternehmensziele von <strong>Boehringer</strong><br />

<strong>Ingelheim</strong>?<br />

christian boehringer: „Wir haben im Jahr<br />

2010 ein besonderes Jubiläum feiern können: Das<br />

<strong>125</strong>-jährige Bestehen unseres Familienunternehmens<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong>. Wir haben hier erleben können,<br />

wie stark und lebendig auch heute die Grundsätze<br />

und der Anspruch der Gesellschafterfamilie sind,<br />

die seit der Gründung im Jahr 1885 sind: Herausragend<br />

in Innovation und Technologie zu sein – Werte<br />

schaffen durch Innovation.<br />

Was in den <strong>Jahre</strong>n seit der Gründung des Unternehmens<br />

1885 mit der Produktion und der Erschließung<br />

neuer Märkte für Milchsäure begann, hat sich kontinuierlich<br />

weiterentwickelt und ist heute ein modernes,<br />

hoch innovatives pharmazeutisches Unternehmen<br />

in Familienbesitz.“<br />

andreas barner: „Dieses Unternehmensziel<br />

von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> zieht sich wie ein roter<br />

Faden durch seine <strong>125</strong>-jährige Geschichte. Es ist das<br />

Bestreben, bahnbrechende Entdeckungen über die<br />

Ursachen und den Verlauf menschlicher Erkrankungen<br />

in immer bessere Behandlungsmethoden zu<br />

übersetzen. Dabei konzentriert sich <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />

auf Innovationen in allen Bereichen, nicht<br />

nur in der Humanmedizin, sondern auch in der Tiermedizin<br />

und damit verbundenen Technologien.<br />

Mit innovativen Forschungs- und Entwicklungsprojekten<br />

möchte das Unternehmen therapeutische Lücken<br />

mit neuen Medikamenten schließen, welche die Überlebenschancen<br />

und die Lebensqualität von Patienten<br />

verbessern. Dort, wo heute medizinischer Bedarf besteht<br />

– und diesen sehen wir an vielen Stellen – setzen<br />

unsere Forschungsanstrengungen an. Unser innovativer<br />

Thrombininhibitor pradaxa® ist ein Beispiel, bei dem<br />

dies in ganz besonders überzeugender Weise gelungen ist.<br />

Bei der Umsetzung dieses Bestrebens ist <strong>Boehringer</strong><br />

<strong>Ingelheim</strong> schon immer einen eigenen Weg gegangen:<br />

Das Unternehmen hat sich traditionell<br />

8 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010<br />

dem Wandel gestellt und hat mit Beharrlichkeit<br />

und Langmut erfolgreich Kontinuität im Wandel<br />

praktiziert.“<br />

Was bedeutet Unternehmerisch handeln für<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong>?<br />

christian boehringer: „Wir haben dafür klare<br />

Rahmenbedingungen: Wir, die Gesellschafterfamilie,<br />

setzen heute wie damals einen verlässlichen fi nanziellen<br />

Rahmen und gewährleisten Kontinuität in der<br />

strategischen Ausrichtung des Unternehmens. Damit<br />

schaffen wir die Voraussetzungen für Stabilität,<br />

Rentabilität und nachhaltiges Wachstum des Unternehmens.<br />

Ich verwende gern das Bild von einem Baum. Die<br />

Wurzeln des Baumes <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> geben dem<br />

Unternehmen Nährstoffe und Halt. Die Nährstoffe<br />

sind das Kapital, das die Gesellschafter dem Unternehmen<br />

zur Verfügung stellen, über den Profi t, der zum<br />

größten Teil in das Unternehmen reinvestiert wird, damit<br />

es wachsen kann. Der Halt ist die langfristige Strategie<br />

der Gesellschafter, innovative Medikamente für<br />

Menschen und Tiere zu entwickeln und kurzfristige<br />

Trends oder Abweichungen von diesem Kurs zu vermeiden.<br />

Auf dieser festen Basis steht der Stamm, das<br />

sind alle Mitarbeiter, die diese Strategie im Sinne einer<br />

stabilen Partnerschaft mit den Gesellschaftern umsetzen.<br />

Nur so wachsen an den Ästen des Baumes Früchte,<br />

unsere Produkte, die wir erfolgreich in den Markt<br />

einbringen können. Die Gesellschafter engagieren sich<br />

zum einen operativ mit Hubertus von Baumbach in<br />

der Unternehmensleitung. Zum anderen haben die<br />

sechs Gesellschafter im Gesellschafterausschuss, aber<br />

auch alle anderen Gesellschafter ein hohes Maß an Interesse<br />

für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und<br />

für die wichtigen Themen im Unternehmen.“<br />

Wie möchte <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> Bewährtes<br />

verbessern?<br />

christian boehringer: „Wir, die Gesellschafterfamilie,<br />

sehen uns als Treuhänder für den nachhaltigen<br />

Erfolg des Unternehmens. Das Familien-


unternehmen <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> soll kontinuierlich<br />

in der Lage sein, innovative Medikamente zum Wohl<br />

von Mensch und Tier zu erforschen, zu entwickeln,<br />

zu produzieren und zu vermarkten.<br />

Das vertrauensvolle Verhältnis von Gesellschaftern<br />

und Unternehmensleitung führt zu weitreichenden<br />

Informationsmöglichkeiten für uns Gesellschafter.<br />

Das fördert das Verständnis von den einzelnen Geschäften<br />

und hat bei anstehenden Entscheidungen<br />

den Vorteil, dass man ein gutes gemeinsames Vorwissen<br />

und Verständnis der Chancen und Risiken<br />

hat.<br />

Entscheidungen werden dann gemeinsam mit der<br />

Unternehmensleitung in den Unternehmensgremien<br />

getroffen. Dies entspricht einer tief im Unternehmen<br />

verwurzelten Kultur des gegenseitigen Vertrauens<br />

und der Fairness zwischen der Gesellschafterfamilie<br />

und der Unternehmensleitung, sowie den Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeitern.<br />

Diese besondere Kultur wollen wir für die Zukunft<br />

bewahren, damit unsere Mitarbeiterinnen und<br />

Mitarbeiter <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> auch weiterhin<br />

attraktiv fi nden, und wir gleichzeitig neue Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter für das Familienunternehmen<br />

und die Gestaltung der Zukunft gewinnen.“<br />

Was bedeutet Neues entwickeln für <strong>Boehringer</strong><br />

<strong>Ingelheim</strong>?<br />

andreas barner: „So werden wir weiter wach-<br />

sen: gemeinsam diskutieren Gesellschafter und<br />

Unternehmensleitung mögliche gesellschaftliche<br />

Veränderungen und gehen offen und vorbereitet<br />

auf die Veränderungen der Zukunft zu. Entwicklungen<br />

in der Medizin und in der Gesellschaft<br />

müssen antizipiert werden, damit wir das Unternehmen,<br />

gerade bei den langen Forschungs- und<br />

Entwicklungszyklen, gezielt weiterentwickeln können<br />

und damit das oberste Ziel, seine Unabhängigkeit<br />

für die nächste Generation der Gesellschafter,<br />

bewahren können.<br />

Drei Beispiele, die unser langfristiges Denken verdeutlichen:<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unterstützt das<br />

Forschungsintitut für Molekulare Pathologie in<br />

Wien (IMP), an dem <strong>mehr</strong> als 200 Wissenschaftler<br />

aus 30 Ländern Grundlagenforschung mit dem<br />

Schwerpunkt Onkologie betreiben. Und an der Universität<br />

Mainz fördert die <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> Stiftung<br />

über die nächsten zehn <strong>Jahre</strong> mit insgesamt<br />

100 Millionen Euro das Institut für Molekulare Biologie<br />

(IMB), das mit Grundlagenforschung neue<br />

Möglichkeiten für Diagnosen und Therapien erschließen<br />

soll. Zusätzlich hat das Unternehmen den<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> Venture Fund mit einem anfänglichen<br />

Beitrag von 100 Millionen Euro gegründet.<br />

Unser Ansatz ist es, einen breiteren Zugang zu<br />

sich neu abzeichnenden Therapiekonzepten und<br />

neuen Technologieplattformen zu erlangen, und damit<br />

die therapeutischen Möglichkeiten von übermorgen<br />

zu begleiten. Wir denken also auch als Unternehmen<br />

sehr langfristig und müssen dabei immer<br />

modern und beweglich sein, um gleichzeitig traditionell<br />

und konstant bleiben zu können.<br />

Wie schon in der Vergangenheit gilt auch für die Zukunft,<br />

dass ständige, aber stetige Veränderungen<br />

notwendig sein werden, um zu jedem Zeitpunkt für<br />

die Zukunft gerüstet zu sein. Und dabei ist uns wichtig,<br />

eine Konstante für die nächsten <strong>125</strong> <strong>Jahre</strong> zu haben:<br />

unsere Werte und die Kultur unseres Miteinanders<br />

für die Erforschung, Entwicklung, Produktion<br />

und den Vetrieb von innovativen Medikamenten –<br />

getragen von einem Familienunternehmen.“<br />

gez.<br />

christian boehringer<br />

vorsitzender des gesellschafterausschusses<br />

gez.<br />

andreas barner<br />

sprecher der unternehmensleitung<br />

Im Gespräch<br />

9


<strong>125</strong> jahre <strong>mehr</strong> gesundheit Das Jubiläumsjahr 2010<br />

Hallo, ich heiße Me/We:<br />

<strong>125</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>mehr</strong> <strong>Gesundheit</strong>:<br />

Das Jubiläumsjahr 2010<br />

Wir sind uns bewusst, dass <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> mit unzähligen Herausforderungen konfrontiert<br />

ist. Die Feierlichkeiten zu unserem <strong>125</strong>-jährigen Bestehen sind deshalb darauf ausgerichtet,<br />

den zukünftigen Veränderungen mit Selbstbewusstsein entgegenzutreten und uns<br />

darauf zu konzentrieren, was wir am besten können: der Welt <strong>mehr</strong> <strong>Gesundheit</strong> geben.<br />

Ich bin das Symbol für die weltweiten Jubiläums-Aktivitäten<br />

von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong>. Ich bin das Sinnbild dafür, wie wichtig<br />

der Einzelne, aber auch die gemeinsame Leistung im Team für<br />

den Unternehmenserfolg sind. Ohne Me gibt es kein We und<br />

umgekehrt.<br />

Willkommen zu <strong>125</strong> <strong>Jahre</strong>n <strong>mehr</strong> <strong>Gesundheit</strong>.<br />

10 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010<br />

Mehr als ein Pharmaunternehmen –<br />

<strong>mehr</strong> als ein Logo<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> ist ein Unternehmen<br />

mit einer ganz besonderen<br />

Geschichte, das sich in <strong>125</strong> <strong>Jahre</strong>n zu<br />

dem weltweit größten pharmazeutischen<br />

Unternehmen in Familienbesitz<br />

entwickelt hat. Einen ebenfalls besonderen<br />

Stellenwert für das Firmenjubiläum<br />

hat das Symbol Me/We. Es handelt<br />

sich nicht einfach nur um ein Logo,


sondern viel<strong>mehr</strong> um den Versuch, der<br />

Vision von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> einen<br />

dreidimensionalen Ausdruck zu geben.<br />

Das Symbol steht für unseren Erfolg,<br />

unsere Freude und unseren Stolz bei<br />

den Feierlichkeiten in diesem besonderen<br />

Jahr. Me/We ist unmittelbar abgeleitet<br />

von der Symbolwelt des langjährigen<br />

Unternehmensprogramms<br />

Vision & Leadership, sowie von<br />

Lead & Learn und macht diese erlebbar.<br />

Der Bezug zur Welt der Chemie und<br />

der pharmazeutischen Forschung ist<br />

unverkennbar. Me/We soll aber auch<br />

Teil der realen Welt werden. Aus diesem<br />

Grund fi ndet man das Symbol im Jubiläumsjahr<br />

weltweit als Aufkleber, Aufsteller,<br />

3D-Figur oder riesige Projektion<br />

an den Gebäuden der <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong>-Standorte.<br />

Mit Menschen für Menschen<br />

Der Titel der Firmenchronik von<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> Mit Menschen<br />

für Menschen, die zum <strong>125</strong>-jährigen<br />

Bestehen des Unternehmens zu Beginn<br />

der weltweiten Feierlichkeiten am 3.<br />

und 4. September 2010 in <strong>Ingelheim</strong><br />

erschien, spiegelt das grundlegende<br />

soziale Bewusstsein von <strong>Boehringer</strong><br />

<strong>Ingelheim</strong> wider. Beim offi ziellen<br />

Empfang in Anwesenheit von Kurt<br />

Beck, dem Ministerpräsidenten von<br />

Rheinland-Pfalz, und Karl Kardinal<br />

Lehmann, dem Bischof von Mainz,<br />

stach die Rede des bekannten Zukunftsforschers<br />

Matthias Horx über<br />

den sozialen Wandel und die Folgen<br />

für das <strong>Gesundheit</strong>ssystem besonders<br />

hervor. Nach Ansicht von Matthias<br />

Horx wird im Rahmen der Entwicklung<br />

von High-Tech- zu High-Care-<br />

Medizin ein neues <strong>Gesundheit</strong>ssystem<br />

entstehen, zu dem <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />

sicherlich seinen Beitrag leisten<br />

wird. Für die Mitarbeiter und ihre<br />

Familien in Deutschland waren die<br />

Feierlichkeiten von besonderer Bedeutung.<br />

Der Vorsitzende des Gesellschafterausschusses<br />

Christian <strong>Boehringer</strong> gab vor<br />

Tausenden von Gästen in <strong>Ingelheim</strong><br />

und Biberach den Startschuss für ein<br />

farbenfrohes und interessantes Programm.<br />

Neben einem vielfältigen Unterhaltungsprogramm<br />

für Jung und<br />

Alt erhielten vor allem die Familienangehörigen<br />

einen Einblick in die Welt<br />

von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong>. Zu entdecken<br />

gab es unter anderem Höhepunkte<br />

aus der Unternehmensgeschichte in<br />

einer Ausstellung, Vorführungen der<br />

Produktionsmaschinen und Informationen<br />

über die pharmazeutische Forschung.<br />

Besuchen Sie unsere Jubiläums-Website:<br />

www.jubilee<strong>125</strong>.com<br />

Unsere Leitlinien 2010<br />

Das Unternehmen hat sich der Herstellung<br />

und Entwicklung von Medikamenten<br />

und Therapien mit einem hohen therapeutischen<br />

Nutzen für die Patienten verschrieben.<br />

Die Unternehmensstruktur und -prozesse<br />

müssen darauf ausgelegt sein, unternehmerisches<br />

Denken und Handeln, Flexibilität<br />

und Verantwortung zu erleichtern und<br />

fördern.<br />

Das Kernelement unserer Unternehmenskultur<br />

ist in unserer Vision Werte schaffen<br />

durch Innovation festgelegt. Zur Sicherstellung<br />

der kontinuierlichen Innovationen<br />

im Unternehmen baut <strong>Boehringer</strong><br />

<strong>Ingelheim</strong> auf fl exible und mobile Mitarbeiter,<br />

die selbstbewusst Verantwortung<br />

übernehmen und in der Lage sind, in einem<br />

globalen Umfeld zu denken und zu<br />

handeln.<br />

Die hochqualifi zierten und motivierten<br />

Mitarbeiter sind der wichtigste Wert des<br />

Unternehmens und ein Garant für unsere<br />

Innovationskraft und -leistung. Alle Mitarbeiter<br />

tragen dazu bei, dass <strong>Boehringer</strong><br />

<strong>Ingelheim</strong> seine Verpfl ichtungen und Aufgaben<br />

erfüllen kann.<br />

Das Motto unserer unternehmerischen<br />

Verantwortung Wir leben unsere Werte<br />

steht auch für unser Versprechen, ein Arbeitsumfeld<br />

zu schaffen, das unternehmerisches<br />

Denken und Handeln, kontinuierlichen<br />

Wissensaufbau, Weiterbildung und<br />

Identifi kation der Mitarbeiter mit dem Unternehmen<br />

fördert.<br />

<strong>125</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>mehr</strong> <strong>Gesundheit</strong><br />

11


<strong>125</strong> jahre <strong>mehr</strong> gesundheit Die Unternehmensgeschichte<br />

1885 ― 1912 |<br />

Am 24. Juli 1885 wechselte eine kleine Weinsteinfabrik im rheinhessischen <strong>Ingelheim</strong> ihren<br />

Besitzer. Am 31. Juli erfolgte folgender Eintrag in das Handelsregister im benachbarten Bingen:<br />

„Albert Böhringer, chem. Fabrik vom 1. Aug. 1885 ab“. Im Alter von knapp 24 <strong>Jahre</strong>n hatte sich<br />

Albert <strong>Boehringer</strong> entschlossen, Unternehmer zu werden.<br />

[ 1886 ]<br />

Albert <strong>Boehringer</strong> beginnt<br />

mit der Herstellung<br />

von Weinsäure.<br />

[ 1885 ]<br />

1885 1890 1895<br />

Erfolgreiche Forschung und Entwicklung,<br />

die in die Herstellung und den Vertrieb<br />

von innovativen Arzneimitteln<br />

münden, haben bei <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />

eine lange Tradition: 2010 waren<br />

es <strong>125</strong> <strong>Jahre</strong>. In dieser Zeitspanne entwickelte<br />

sich aus einer <strong>Ingelheim</strong>er<br />

Weinsteinfabrik als Keimzelle ein hoch<br />

innovatives pharmazeutisches Unternehmen.<br />

Ernst <strong>Boehringer</strong> erwirbt im<br />

Namen seines Bruders Albert<br />

eine kleine Weinsteinfabrik<br />

im rheinhessischen <strong>Ingelheim</strong>,<br />

die im Handelsregister<br />

eingetragen wird als „Albert<br />

Böhringer, chem. Fabrik vom<br />

1. Aug. 1885 ab“.<br />

(Bild: Albert <strong>Boehringer</strong>)<br />

12 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010<br />

wie alles begann<br />

[ 1893 ]<br />

Innovationen als unternehmerische<br />

Aufgabe<br />

Am 3. September 2010 kamen <strong>mehr</strong>ere<br />

hundert Gäste zur offi ziellen Feier<br />

des <strong>125</strong>-jährigen Firmenjubiläums<br />

nach <strong>Ingelheim</strong>. Dieser besondere Tag<br />

war der Vision eines Mannes zu verdanken:<br />

Albert <strong>Boehringer</strong>, der vor<br />

<strong>125</strong> <strong>Jahre</strong>n eine kleine Weinsteinfabrik<br />

in <strong>Ingelheim</strong> erwarb. Seitdem ziehen<br />

Zu Ehren seines Vaters Christoph Heinrich nennt<br />

Albert <strong>Boehringer</strong> sein Unternehmen mit Wirkung<br />

vom 1. Januar an C. H. <strong>Boehringer</strong> Sohn (CHBS) und<br />

nimmt seine Mutter als Kommanditistin auf. Er plant<br />

und errichtet sein eigenes Wohnhaus in <strong>Ingelheim</strong>,<br />

die sogenannte Gründervilla. Bei Versuchen zur Herstellung<br />

von Zitronensäure entsteht mittels unerwünschter<br />

Gärung Milchsäure. Die Versuche werden<br />

nicht eingestellt, viel<strong>mehr</strong> entwickelt Albert<br />

<strong>Boehringer</strong> das Verfahren weiter mit dem Ziel einer<br />

Produktion im Industriemaßstab.<br />

sich der vorbehaltlose Innovationswille<br />

und die ganz besondere Unternehmensführung<br />

als Familienunternehmen<br />

wie ein roter Faden durch die<br />

Firmengeschichte von <strong>Boehringer</strong><br />

<strong>Ingelheim</strong>. In der Vision Werte schaffen<br />

durch Innovation wird die Idee<br />

eines besonderen Unternehmens, das<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> seit 1885 stets<br />

war, auf den Punkt gebracht. Als


[ 1895 ]<br />

Milchsäure wird in<br />

industriellem Umfang<br />

hergestellt.<br />

[ 1902 ]<br />

Gründung der<br />

Betriebskranken -<br />

kasse.<br />

[ 1905 ]<br />

Das Firmenlogo zeigt<br />

erstmals das Bildmotiv<br />

der <strong>Ingelheim</strong>er<br />

Kaiserpfalz.<br />

1900 1905 1910<br />

Albert <strong>Boehringer</strong> unter dem Firmennamen<br />

C.H. <strong>Boehringer</strong> Sohn (CHBS)<br />

mit der Herstellung von Weinsäure<br />

begann, konnte er nicht ahnen, dass<br />

sich seine Fabrik eines Tages zu dem<br />

weltweit größten pharmazeutischen<br />

Unternehmen in Familienbesitz entwickelt<br />

würde. Er erkannte jedoch die<br />

wesentliche Bedeutung von Innovationen<br />

sowohl für seine Fabrik als auch<br />

[ 1907 ]<br />

für seine ersten Mitarbeiter. Nach dem<br />

beginnenden wirtschaftlichen Erfolg<br />

des industriellen Herstellungsprozesses<br />

für Milchsäure konnte Albert<br />

<strong>Boehringer</strong> nun<strong>mehr</strong> auch an fi nanzielle<br />

Unterstützungen und soziale Leistungen<br />

für seine Mitarbeiter und deren<br />

Familien denken. Hilfe in der Not<br />

wird er sicherlich schon zuvor nach<br />

Möglichkeit geleistet haben. Aber jetzt<br />

[ 1910 ]<br />

25-jähriges Jubiläum von CHBS. Mittlerweile<br />

gehören 156 Mitarbeiter zum Unternehmen.<br />

Einführung eines bezahlten<br />

<strong>Jahre</strong>surlaubs, gestaffelt nach Dauer der<br />

Betriebszugehörigkeit.<br />

Einrichtung eines Unterstützungsfonds<br />

für Arbeiter im Ruhestand.<br />

[ 1912 ]<br />

laudanon®, ein Schmerz mittel<br />

auf Basis von sechs Alkaloiden<br />

des Opiums, ist die erste pharmazeutische<br />

Spezialität von CHBS.<br />

konnte er die Zuwendungen gleichsam<br />

institutionalisieren. Wich tige Schritte<br />

in diesem Zusammenhang waren die<br />

Gründung der ersten Betriebskrankenkasse<br />

1902 und die Einrichtung<br />

eines Unterstützungsfonds für Arbeiter<br />

im Ruhestand im Jahr 1907.<br />

Wie alles begann<br />

13


<strong>125</strong> jahre <strong>mehr</strong> gesundheit Die Unternehmensgeschichte<br />

1912 ― 1948 |<br />

Wichtige Entscheidungen stehen für <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> an. Es war eine Umstrukturierung des<br />

Unternehmens notwendig, um die Auswirkungen von zwei Weltkriegen zu meistern. Der Tod von<br />

Albert <strong>Boehringer</strong> im Jahr 1939 markiert das Ende der Gründungsära, aber nicht das Ende von<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong>. Seine beiden Söhne und sein Schwiegersohn führen sein Lebenswerk fort.<br />

[ 1915 ]<br />

Während des Kriegseinsatzes<br />

von Albert<br />

<strong>Boehringer</strong> bis 1917 leitet<br />

dessen Neffe Robert<br />

<strong>Boehringer</strong> die Geschicke<br />

von CHBS.<br />

[ 1917 ]<br />

[ 1920 ]<br />

Einführung des Herz- und Kreislaufmittels<br />

cadechol®, eines Kampferpräparats, das mit<br />

Gallensäure wasserlöslich gemacht wird.<br />

Auf Anregung des Chemi kers<br />

Heinrich Wieland (1877 -<br />

1957), eines Vetters von<br />

Albert <strong>Boehringer</strong>, wird die<br />

erste Wissenschaftliche Abteilung<br />

gegründet.<br />

[ 1921 ]<br />

Heinrich Wieland und sein Bruder, der Pharmakologe<br />

Hermann Wieland (1885 – 1920), isolieren<br />

aus der Pflanze Lobelia inflata das<br />

Reinalkaloid Lobelin. Dieses wird unter dem<br />

wissenschaftlichen Namen lobelin® im gleichen<br />

Jahr eingeführt. 1936 wird die Großsynthese<br />

von lobelin® in Angriff genommen.<br />

1915 1920 1925<br />

14 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010<br />

innovative anfänge<br />

Innovativ sein bedeutet auch, Chancen<br />

für neue Geschäftsbereiche rechtzeitig<br />

zu erkennen. Zwei <strong>Jahre</strong> nach dem<br />

25-jährigen Firmenjubiläum im Jahr<br />

1910 wurde das erste pharmazeutische<br />

Präparat laudanon®, ein Analgetikum,<br />

auf den Markt gebracht. Dies<br />

war ein erster wichtiger Schritt für die<br />

spätere Entwicklung von einem chemischen<br />

zu einem pharmazeutischen Un-<br />

[ 1923 ]<br />

Am 11. August, dem 62. Geburtstag<br />

von Albert <strong>Boehringer</strong>, führt<br />

CHBS wegen der Hyperinfl ation<br />

ein eigenes Notgeld ein.<br />

ternehmen. Nun musste das Unternehmen<br />

seine Produktpalette ausbauen. In<br />

den folgenden <strong>Jahre</strong>n kam eine Reihe<br />

von Medikamenten für unterschiedliche<br />

Indikationen auf den Markt: Das<br />

Herz- und Kreislaufmittel cadechol®<br />

(1920), das Stimulans lobelin® (1921)<br />

und das Asthmamittel aludrin®<br />

(1941).


[ 1927 ]<br />

Heinrich Wieland<br />

erhält den Nobelpreis<br />

für Chemie.<br />

[ 1932 ]<br />

[ 1933 ]<br />

562<br />

Während der Weltwirtschaftskrise<br />

sinkt die Anzahl der<br />

Mitarbeiter auf 562.<br />

Beginn der Herstellung von<br />

Zitronensäure aus zitronensaurem<br />

Kalk für die Genuss-<br />

und Nahrungsmittelindustrie.<br />

[ 1930 ]<br />

[ 1941 ]<br />

Einführung des Kreislaufmittels sympatol®,<br />

einem Adrenalinabkömmling. Aufbau der<br />

Back- und Nahrungsmittelabteilung.<br />

Einführung des innovativen Broncholytikums<br />

aleudrin®/aludrin® aus der Gruppe der Sympathomimetika.<br />

aludrin® ist das erste Asthmamittel<br />

von CHBS und eröffnet später auch den<br />

Weg zu den sogenannten Betablockern. Das<br />

Patent wird nach dem Zweiten Weltkrieg von<br />

den Alliierten konfisziert.<br />

[ 1946 ]<br />

1930 1935 1940<br />

Im Zeichen der vollsynthetischen<br />

Herstellung<br />

1921 wurde das natürliche Alkaloid<br />

Lobelin aus der Pfl anze Lobelia infl ata<br />

isoliert. Im gleichen Jahr gelang die<br />

erste vollsynthetische Herstellung.<br />

Dieser Schritt war auch ein wichtiger<br />

Wegbereiter für das erste vollsynthetisch<br />

hergestellte Asthmamittel<br />

aludrin®.<br />

1.500<br />

[ 1941 ]<br />

CHBS beschäftigt<br />

bereits 1.500<br />

Mitarbeiter.<br />

Die Dr. Karl Thomae GmbH in Biberach an der Riss wird<br />

mit 70 Mitarbeitern neu gegründet. Das Geburtsjahr des<br />

Schmerzmittels thomapyrin®.<br />

Gründung der CELA, Landwirtschaftliche Chemikalien<br />

GmbH, die zunächst Pflanzenschutzmittel gegen die<br />

Kartoffelkäferplage produziert.<br />

Nach Ende des Zweiten Weltkriegs<br />

war es wichtig, dass das Unternehmen<br />

den Patienten wieder Medikamente<br />

zur Deckung des medizinischen Bedarfs<br />

zur Verfügung stellte. In dieser<br />

Situation bewiesen Mitarbeiter einer<br />

Tochtergesellschaft wieder einmal<br />

ihre Innovationsfähigkeit. Albert<br />

<strong>Boehringer</strong> hatte 1928 das Chemieunternehmen<br />

Dr. Karl Thomä & Cie.<br />

Innovative Anfänge 15


<strong>125</strong> jahre <strong>mehr</strong> gesundheit Die Unternehmensgeschichte<br />

1948 ― 1988<br />

Lange schon hatte die Inhaberfamilie den Wunsch, mit den Geschäftsaktivitäten ins Ausland zu expandieren.<br />

Äußere Einflüsse, Entwicklungen der Weltpolitik, aber auch fehlendes freies Kapital hatten dies<br />

immer wieder verzögert. Die Jahrzehnte nach dem Krieg eröffneten Chancen, den Traum der Internationalisierung<br />

mit geschickter Planung und unternehmerischem Weitblick Realität werden zu lassen.<br />

[ 1948 ]<br />

Gründung der ersten Auslandsgesellschaft:<br />

Bender & Co. Ges. mbH<br />

in Wien (heute <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />

RCV GmbH und Co. KG).<br />

Gründung der Tochtergesellschaft<br />

Olivin, die kosmetische Präparate<br />

verkauft.<br />

[ 1949 ]<br />

Durch Vermittlung Robert <strong>Boehringer</strong>s beginnt<br />

eine langjährige und erfolgreiche Zusammenarbeit<br />

mit dem Schweizer Pharmaunternehmen<br />

J. R. Geigy AG in Basel. Thomae übernimmt die<br />

Herstellung und den Alleinvertrieb der pharmazeutischen<br />

Geigy-Spezialitäten in Deutschland.<br />

Einführung des Kreislaufmittels effortil®.<br />

[ 1951 ]<br />

Einführung von buscopan®, einem schmerz-<br />

und krampflösenden Mittel.<br />

finalgon®-Salbe zur perkutanen Wärme-<br />

Reiz-Therapie ist die erste Präparateinführung<br />

aus der Forschung bei Thomae in Biberach.<br />

1945 1950 1955<br />

Ende der 1940er <strong>Jahre</strong> gewannen für<br />

die chemisch-pharmazeutische Industrie<br />

die internationalen Märkte immer<br />

<strong>mehr</strong> an Bedeutung. CHBS gründet<br />

in dieser Zeit auch die erste Tochtergesellschaft<br />

außerhalb von Deutschland<br />

in Wien. Diese fi rmiert heute als<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> Regional Center<br />

Vienna (RCV) GmbH & Co. KG. Im<br />

folgenden Jahr wurden weitere Nieder-<br />

16 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010<br />

lassungen in Europa und im nichteuropäischen<br />

Ausland gegründet. Die<br />

Internationalisierung hatte insbesondere<br />

Auswirkungen auf die Umsatzentwicklung.<br />

Der Umsatz, der 1950<br />

noch 11,6 Millionen Mark betrug, stieg<br />

im Jahr 1986 auf beachtliche 3,3 Milliarden<br />

Mark an. 80 Prozent hiervon<br />

wurde im Ausland generiert. Die internationale<br />

Vermarktung von selbst-<br />

| internationalisierung<br />

[ 1956 ]<br />

Die <strong>Boehringer</strong> de<br />

Angeli Quimica e<br />

Farmaceutica Ltda.<br />

in São Paulo (Brasilien)<br />

entsteht.<br />

entwickelten Medikamenten des Unternehmens<br />

machte sich bezahlt und<br />

ermöglichte u. a. die Gründung der <strong>Ingelheim</strong>er<br />

Wohnungs gesellschaft mbH<br />

für Mitarbeiter im <strong>Jahre</strong> 1955, deren<br />

Mehrheitsgesellschafter <strong>Boehringer</strong><br />

<strong>Ingelheim</strong> war.


Das Werk in <strong>Ingelheim</strong> im Jahr 1950<br />

[ 1958 ]<br />

Gründung von<br />

C.H. <strong>Boehringer</strong><br />

Sohn Ltd, Toronto/<br />

Kanada.<br />

[ 1960 ]<br />

75-jähriges Jubiläum von<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong>.<br />

silomat®, ein Mittel gegen Reizhusten,<br />

wird eingeführt.<br />

[ 1961 ]<br />

Einführung des<br />

Asthmamittels alupent®.<br />

[ 1966 ]<br />

Einführung von catapresan®,<br />

einem Mittel gegen Bluthochdruck.<br />

[ 1971 ]<br />

Gründung von <strong>Boehringer</strong><br />

<strong>Ingelheim</strong> Ridgefield/USA.<br />

[ 1972 ]<br />

Einführung des<br />

Asthmamittels<br />

berotec®.<br />

1960 1965 1970<br />

Vielfalt als Vorteil<br />

Internationalisierung bringt nicht nur<br />

neue Märkte, sondern auch neue Ideen<br />

und Anreize mit sich. <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />

macht sich diese kulturelle<br />

Vielfalt seit Jahrzehnten zunutze, um<br />

den Innovationsfl uss zu verbessern.<br />

Die für das Unternehmen so wichtigen<br />

Forschungszentren gibt es welt-<br />

weit in Deutschland, Österreich, den<br />

USA und Kanada. In der internationalen<br />

Unternehmenszentrale in <strong>Ingelheim</strong><br />

sind heute rund 900 Mitarbeiter<br />

beschäftigt.<br />

9.300<br />

[ 1965 ]<br />

9.300 Mitarbeiter<br />

erwirtschaften einen<br />

Umsatz von 534 Millionen<br />

Mark.<br />

Internationalisierung 17


<strong>125</strong> jahre <strong>mehr</strong> gesundheit Die Unternehmensgeschichte<br />

[ 1975 ]<br />

Einführung von atrovent®<br />

zur Behandlung von COPD<br />

(chronisch-obstruktive<br />

Atemwegserkrankung).<br />

[ 1978 ]<br />

Gründung der <strong>Boehringer</strong><br />

<strong>Ingelheim</strong> Vetmedica GmbH<br />

aus der Abteilung Veterinärmedizin.<br />

[1979]<br />

Einführungen von mexitil® gegen<br />

Herzrhythmusstörungen und von<br />

mucosolvan® (Thomae) zur Therapie<br />

von Bronchitis.<br />

22.254<br />

[ 1986 ]<br />

[ 1985 ]<br />

[ 1987 ]<br />

1975 1980 1985<br />

Biotechnologie – der Markt der Zukunft<br />

Während im Laufe der <strong>Jahre</strong> in der<br />

Computer-Abteilung ein riesiges Unternehmensnetzwerk<br />

entstand, gab es in<br />

der Produktion ebenfalls einen Paradigmenwechsel,<br />

der enger mit einer<br />

innovationsorientierten Transformation<br />

zusammenhing. Diese Transformation<br />

führte zur Einstellung der Zitronensäure-Produktion<br />

im Jahr 1982.<br />

18 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010<br />

Damit nahm das Unternehmen endgültig<br />

von den organischen Säuren<br />

Abschied, die für den wirtschaftlichen<br />

Erfolg der frühen <strong>Jahre</strong> entscheidend<br />

gewesen waren. Andererseits eröffnete<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> 1986 die erste<br />

biotechnische Produktionsanlage in<br />

Deutschland. actilyse®, das erste biotechnisch<br />

hergestellte Präparat zur<br />

Therapie des akuten Herzinfarkts,<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> feiert mit 22.254 Mitarbeitern,<br />

davon 8.784 in Deutschland,<br />

sein hundertjähriges Bestehen. Das Unternehmen<br />

erzielt einen Umsatz in Höhe von<br />

4,5 Milliarden Mark.<br />

Das Biotechnikum in Biberach nimmt den Betrieb auf.<br />

Es ist nach einer Investition von rund 150 Millionen<br />

Mark die größte Produktionsanlage für Biopharmazeutika<br />

aus Zellkulturen in Europa.<br />

actilyse®, das erste bei Thomae / <strong>Boehringer</strong><br />

<strong>Ingelheim</strong> hergestellte Präparat zur Therapie<br />

des akuten Herzinfarkts, erhält die Zulassung.<br />

folgte im Jahr 1987. Heute ist <strong>Boehringer</strong><br />

<strong>Ingelheim</strong> dank seiner Innovationsfähigkeit<br />

eines der führenden Unternehmen<br />

in Europa auf dem Gebiet der<br />

Biotechnologie.


1988 ― 2010<br />

Ende der 1980er-<strong>Jahre</strong> stand <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> im Spannungsfeld zwischen Wirtschafts-<br />

und Industriepolitik und der <strong>Gesundheit</strong>s- und Sozialpolitik. Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten<br />

wurden ab 1991 neu geordnet, um die Ressourcen effizienter zu nutzen, die Substanzen<br />

zielgerichteter zu entwickeln und das Unternehmen in einem globalen Marktumfeld<br />

besser steuern zu können. Mit einer eigenen Forschung und Entwicklung und dem ausdrücklichen<br />

Willen zur Innovation verpflichtete sich <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> seinem Ziel: Werte schaffen<br />

durch Innovation. Diese Anstrengungen mündeten in erfolgreiche neue Präparate.<br />

5,2 Mrd.<br />

[ 1991 ]<br />

[ 1996 ]<br />

Einführungen von viramune® zur<br />

HIV/AIDS-Therapie und alna®/<br />

flomax® zur Behandlung gutartiger<br />

Prostatavergrößerung.<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> beschäftigt weltweit<br />

24.347 Mitarbeiter und erwirtschaftet Umsatzerlöse<br />

von 5,2 Milliarden Mark.<br />

1990 1995 2000<br />

Stärken bündeln<br />

Zu Beginn der 1990er-<strong>Jahre</strong> sah sich<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> mit der Herausforderung<br />

konfrontiert, den gesamten<br />

Unternehmensverband mit seinen<br />

jetzt 25.000 Mitarbeitern neu zu organisieren.<br />

Forschung und Produktion<br />

wurden klar nach Funktion und<br />

Standort getrennt. Der gesamte Innovationsprozess<br />

sollte zielgerichteter<br />

werden. Die vielen bereits eingeleiteten<br />

Veränderungsprozesse führten<br />

schließlich 1994 zum richtungsweisenden<br />

Unternehmensprogramm<br />

Vision & Leadership, dessen Vision<br />

Werte schaffen durch Innovation bis<br />

zum heutigen Tage ein Kernelement<br />

der Unternehmenskultur ist.<br />

| werte schaffen durch innovation<br />

[ 1997 ]<br />

[ 1999 ]<br />

Einführung des Bluthochdruck-Präparates<br />

micardis®.<br />

Einführung eines neuen Firmenlogos.<br />

Einführung des Antirheumamittels<br />

mobec® sowie von sifrol®<br />

gegen Parkinson.<br />

Seit 1995 fi ndet jährlich an allen Standorten<br />

ein Value Through Innovation-<br />

Tag statt. An diesem Tag haben die<br />

Mitarbeiter die Gelegenheit zur Diskussion<br />

der grundlegenden Annahmen<br />

der Vision, dass ein wirklicher Wert<br />

für Patienten, für die Gesellschaft und<br />

schließlich für das Unternehmen entsteht,<br />

wenn kontinuierlicher Erfolg<br />

bei neuen Entwicklungen und in der<br />

Werte schaffen durch Innovation 19


<strong>125</strong> jahre <strong>mehr</strong> gesundheit Die Unternehmensgeschichte<br />

1988 ― 2010 | werte schaffen durch innovation<br />

[ 2000 ]<br />

Einführung von<br />

metalyse® zur<br />

Behandlung des<br />

Herzinfarkts.<br />

[ 2002 ]<br />

Einweihung des neuen Pharma-Wirkstoffbetriebs<br />

in <strong>Ingelheim</strong>, mit 180 Millionen Euro eine der<br />

größten Einzelinvestitionen.<br />

Einführung von spiriva® gegen COPD (chronischobstruktive<br />

Atemwegserkrankung).<br />

[ 2003 ]<br />

[ 2004 ]<br />

Einweihung des biopharmazeuti schen Wirkstoffbetriebes<br />

(Gebäude G104) in Biberach.<br />

Mit <strong>mehr</strong> als 255 Millionen Euro ist dies die<br />

bislang größte Einzelinves tition in der Geschichte<br />

des Unternehmens.<br />

Erwerb der Mikrotechnologie-Firma micro-<br />

Parts GmbH in Dortmund, mit der <strong>Boehringer</strong><br />

<strong>Ingelheim</strong> den innovativen Inhalator<br />

respimat® Soft Inhaler entwickelt hat.<br />

[ 2005 ]<br />

2000 2005<br />

Optimierung von bestehenden Ansätzen<br />

verzeichnet wird.<br />

Die im Jahr 2005 eingeführte Initiative<br />

Lead & Learn legt Wert darauf, wie<br />

wichtig sowohl der Einzelne als auch<br />

das Team für den Unternehmenserfolg<br />

von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> sind. Das<br />

Konzept Me/We wurde in diesem Berichtsjahr<br />

mit dem Me/We-Symbol<br />

20 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010<br />

für das <strong>125</strong>-jährige Firmenjubiläum<br />

noch weiter ausgebaut.<br />

All diese Programme und Initiativen<br />

hatten direkte Auswirkungen auf Produkteinführungen,<br />

wie die Einführung<br />

von alna®, zur Behandlung<br />

gutartiger Prostatavergrößerungen<br />

(1996), sifrol®, ein Mittel gegen Parkinson<br />

(1997), oder das COPD-Präpa-<br />

Lead & Learn ist der nächste Schritt der<br />

gemeinsamen Vision, Werte durch Innovation<br />

zu schaffen. Offizieller Startschuss ist der<br />

Value Through Innovation-Tag. Lead & Learn<br />

unterstreicht, für jeden nachvollziehbar, wie<br />

wichtig der Einzelne, aber auch die gemeinsame<br />

Leistung im Team sowie das gemeinsame<br />

Verständnis für den Unternehmenserfolg sind.<br />

rat spiriva®, eines der am häufi gsten<br />

verschriebenen Mittel zur Behandlung<br />

der chronisch-obstruktiven Atemwegserkrankung.


[ 2007 ]<br />

[ 2008 ]<br />

pradaxa® zur Thromboseprophylaxe<br />

wird eingeführt.<br />

Einweihung des LogiPack-Centers in<br />

<strong>Ingelheim</strong>. Mit vierzehn Verpackungslinien<br />

können jährlich bis zu 250 Millionen<br />

Packungen produziert werden.<br />

Einweihung des neuen<br />

Betriebsrestaurants in<br />

<strong>Ingelheim</strong>.<br />

[ 2009 ]<br />

Die <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> Stiftung gibt bekannt, mit<br />

insgesamt 100 Millionen Euro das Institut für Molekulare<br />

Biologie an der Johannes Gutenberg-Universität<br />

Mainz zu fördern.<br />

Von Generation zu Generation<br />

Es ist die richtige Mischung aus Tradition<br />

und Wandel, welche die Zukunftsfähigkeit<br />

eines Unternehmens<br />

ausmacht. Durch den Weitblick von<br />

Generationen auf Seiten der Inhaberfamilie<br />

und der Beschäftigten ist das<br />

Unternehmen in der Lage, Herausforderungen<br />

wie den Verlust von Patenten<br />

im vergangenen Geschäftsjahr zu<br />

2010<br />

[ 2010 ]<br />

meistern. Im Berichtsjahr 2010 erhielt<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> in den USA, in<br />

Kanada und im Jahr 2011 in Japan die<br />

Zulassung für pradaxa® für die Indikation<br />

Prävention von Schlaganfällen bei<br />

Patienten mit Vorhoffl immern. Weitere<br />

vielversprechende Produktkandidaten<br />

befinden sich in der Entwicklungspipeline.<br />

Die Innovationsfähigkeit<br />

von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> ist unge-<br />

42.224<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />

feiert sein <strong>125</strong>-jähriges<br />

Bestehen.<br />

[ 2010 ]<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />

beschäftigt 42.224 Mitarbeiter<br />

weltweit.<br />

[ 2010 ]<br />

Markteinführung<br />

von pradaxa® zur<br />

Schlaganfallprävention<br />

bei Patienten<br />

mit Vorhofflimmern.<br />

brochen und das Fundament für den<br />

weiteren Erfolg des Unternehmens<br />

wurde gelegt. <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />

wird dank neuer, innovativer Medikamente,<br />

die den Patienten überzeugende<br />

therapeutische Vorteile bei der Behandlung<br />

ihrer Krankheit bieten,<br />

weiter wachsen.<br />

Werte schaffen durch Innovation 21


unternehmerische verantwortung<br />

Wir leben unsere Werte:<br />

Seit <strong>125</strong> <strong>Jahre</strong>n engagieren sich Menschen in unserem<br />

Unternehmen für <strong>mehr</strong> <strong>Gesundheit</strong>. Sie übernehmen<br />

hiermit Verantwortung für die Lebensqualität und Zukunftsaussichten<br />

von Patienten. Im Jahr unseres <strong>125</strong>-jährigen<br />

Firmenjubiläums erneuerten wir diese Verpflichtung zu<br />

unseren Unternehmenswerten sowie unsere Bereitschaft<br />

zur Veränderung.<br />

Bereits 1902 gründet C.H.<strong>Boehringer</strong><br />

Sohn (CHBS) eine eigene Betriebskrankenkasse.<br />

1902 1907<br />

22 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010<br />

Einrichtung eines Unterstützungsfonds<br />

für Arbeiter im Ruhestand im Jahr<br />

1907.


Mehr als zwei Millionen Mutter-Kind-Paare<br />

konnten am viramune® Donation Programme<br />

zur Prävention der Übertragung von HIV/AIDS<br />

von der Mutter auf das Kind teilnehmen.<br />

> 2 Mio.<br />

CR<br />

Corporate Responsibility –<br />

Unternehmerische Verantwortung<br />

Respektiert sein. Motiviert sein. Innovativ sein.<br />

Vorhang auf für unsere Mitarbeiter<br />

Nachhaltigkeit<br />

Gesellschaftliches Engagement<br />

Die <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> Stiftung fördert mit insgesamt<br />

100 Millionen Euro über eine Zeitspanne<br />

von zehn <strong>Jahre</strong>n das Institut für Molekulare Biologie<br />

(IMB) an der Johannes Gutenberg-Universität<br />

Mainz.<br />

100 Mio. EUR<br />

24<br />

26<br />

36<br />

46<br />

Unternehmerische Verantwortung 23


unternehmerische verantwortung<br />

Respektiert sein. Motiviert sein. Innovativ sein.<br />

Respektiert sein.<br />

Motiviert sein.<br />

Innovativ sein.<br />

Mit ihrem Wissen, ihrem Einsatz und ihren Ideen machen unsere<br />

Mitarbeiter die Innovationen möglich, mit denen wir Werte schaffen.<br />

Dies war schon immer so.<br />

24 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010


[ unternehmerische verantwortung bei boehringer ingelheim ]<br />

„<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> ist ein ausgezeichneter<br />

Arbeitgeber, der Stabilität, gute Personalentwicklungsprogramme<br />

und Arbeitsplätze bietet. Wir<br />

sind bereits Teil der <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong>-Familie<br />

geworden und würden diese Zusammenarbeit<br />

gerne für die nächsten Jahrzehnte fortführen.“<br />

familie hadamik, seit drei generationen bei boehringer ingelheim<br />

Respektiert sein. Motiviert sein. Innovativ sein. 25


unternehmerische verantwortung Respektiert sein. Motiviert sein. Innovativ sein.<br />

Unsere Mitarbeiter:<br />

Es sind unsere Mitarbeiter, ihr Einsatz, ihr Wissen und ihre Ideen, die es uns ermöglichen,<br />

Innovationen zu schaffen. Sie hinterfragen ständig unsere Prozesse und Verfahren und<br />

helfen uns dabei, diese zu verbessern. Unser Innovationsanspruch gilt gleichermaßen für<br />

alle Abteilungen.<br />

[ kanada ]<br />

„Ich fi nde es großartig, dass <strong>Boehringer</strong><br />

<strong>Ingelheim</strong> groß genug ist, um<br />

wichtige Themen an zugehen, aber<br />

gleichzeitig auch klein genug ist, dass<br />

man nur mit ein paar Men -<br />

schen sprechen muss, wenn<br />

man etwas erreichen will.“<br />

ross scarrow,<br />

information technology<br />

42.224<br />

[ mexiko ]<br />

Dank des seit <strong>mehr</strong> als einem Jahrhundert gezeigten Engagements<br />

sowie der Kompetenz und Kreativität unserer<br />

Mitarbeiter hat sich <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> zu einem erstklassigen<br />

und schnell wachsenden Pharmaunternehmen<br />

entwickelt. Dies spiegelt sich auch in der Energie und der<br />

Innovationskraft unserer 42.224 Mitarbeiter wider.<br />

ontario<br />

guadalajara<br />

ridgefield<br />

„<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> ist ein<br />

lernorientiertes Unternehmen,<br />

das uns ständig anspornt,<br />

durch Teamwork bessere<br />

Ergebnisse zu erzielen.“<br />

alessandro de leonardis,<br />

enviroment, health and safety &<br />

engineering<br />

26 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010<br />

[ usa ]<br />

„Wir stellen Pharmazeutika<br />

her, welche die Lebensqualität<br />

der Patienten<br />

verbessern.“<br />

kimberly kellermann,<br />

flow operations<br />

13.491<br />

Mitarbeiter auf dem<br />

amerikanischen Kontinent.


[ deutschland ]<br />

[ schweden ]<br />

ingelheim<br />

stockholm<br />

„Für mich ist <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> die<br />

perfekte Kombination: ein forschungsorientiertes,<br />

innovatives und internationales<br />

Unternehmen, das jedoch tief im<br />

Herzen ein Familienunternehmen<br />

mit traditionellen Werten<br />

geblieben ist.“<br />

dr. ingo presser,<br />

biopharma operations<br />

„Bei meiner Arbeit für <strong>Boehringer</strong><br />

<strong>Ingelheim</strong> bin ich Teil eines internationalen<br />

Teams, das klare Ziele vorgibt<br />

und hart und kontinuierlich<br />

darauf hinarbeitet, diese zu<br />

erreichen.“<br />

edgar dagrup,<br />

customer relationship<br />

management<br />

7.717<br />

Mitarbeiter in Asien,<br />

Afrika und Australien<br />

(AAA)<br />

[ australien ]<br />

[ indien ]<br />

„Für mich steht <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />

für Unterstützung, Förderung, herausragende<br />

Leistungen und Wert.“<br />

james smith, district sales,<br />

prescription medicines<br />

21.016<br />

Mitarbeiter in Europa<br />

[ china ]<br />

„<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> bietet viele<br />

Möglichkeiten und Herausforderungen,<br />

hier kann ich mich weiterentwickeln.<br />

“<br />

haiyan liu,<br />

logistics<br />

mumbai<br />

shanghai<br />

„<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> als Arbeitgeber<br />

bietet vielfältige Chancen und Herausforderungen<br />

und ermöglicht es<br />

mir, meine Fähigkeiten<br />

weiterzuent wickeln.“<br />

charmaine braganza,<br />

regulatory affairs / cmc<br />

Unsere Mitarbeiter 27


corporate responsibility Unsere Mitarbeiter<br />

Unsere Mitarbeiter<br />

Mitarbeiter, die innovativ sind – die Zukunft des Unternehmensverbands<br />

hängt direkt von dessen innovativer Leistungsfähigkeit ab. Garant dafür und<br />

wichtigster Wert im Unternehmen sind unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.<br />

Sie sind der Mittelpunkt unserer unverwechselbaren Unternehmenskultur<br />

als Familienunternehmen mit einer gelebten Verantwortung, die auf<br />

gegenseitigen Respekt und Fairness baut.<br />

28 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010


Werte ohne Halbwertszeit<br />

Werte schaffen durch Innovation – das ist für <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />

kein bloßes Motto, sondern das ist für uns eine innere Verpfl ichtung.<br />

Diese Vision treibt uns an und ist das Fundament für unseren Erfolg.<br />

Diese Verpfl ichtung zu Innovationen<br />

wird bei <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> in<br />

allen Bereichen umgesetzt:<br />

Erstens und am wichtigsten: Wir schaffen<br />

neue Medikamente, die dem Menschen<br />

wirklich helfen. Wir erforschen<br />

und entwickeln sie, stellen sie her und<br />

vermarkten sie.<br />

Zweitens: Wir arbeiten kontinuierlich<br />

daran, unsere Prozesse zu optimieren<br />

oder auch zu völlig neuen Lösungen<br />

zu kommen.<br />

Drittens: Wir fördern unsere Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter und entwickeln<br />

ihre Kompetenzen im Rahmen<br />

eines systematischen Talentmanagements.<br />

Was uns voranbringt, ist das<br />

Engagement unser Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter – sie sind unser wichtigster<br />

Erfolgsfaktor. Wir helfen ihnen,<br />

ihren Beitrag für <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />

und ihr Privatleben in<br />

Balance zu halten.<br />

Viertens: Wir überprüfen ständig, ob<br />

wir die natürlichen und ökonomischen<br />

Ressourcen effi zient und verantwortlich<br />

einsetzen.<br />

Diese vier Säulen sind die Basis unserer<br />

Innovationskraft und der künftige<br />

Beitrag von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />

zum Fortschritt in der Medizin zum<br />

Nutzen der Patienten.<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> ist und bleibt<br />

ein Familienunternehmen, das großen<br />

Wert auf Kontinuität legt und sich dabei<br />

frühzeitig und konsequent auf die<br />

kommenden Herausforderungen einstellt.<br />

Wir denken langfristig. Unsere<br />

Strategie war und ist auch in Zukunft,<br />

die Entwicklung von <strong>Boehringer</strong><br />

<strong>Ingelheim</strong> durch eine nachhaltige<br />

wirtschaftliche Entwicklung zu sichern,<br />

basierend auf der Produktivität<br />

seiner Forschung und Entwicklung.<br />

Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind der wichtigste Wert im Unternehmen.<br />

Foto von der Feier zum <strong>125</strong>-jährigen Bestehen im Jahr 2010.<br />

Werte ohne Halbwertszeit 29


Talentmanagement als strategische<br />

Priorität<br />

Talentmanagement ist eine strategische Priorität bei <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />

zum Aufbau und zur Wahrung eines Wettbewerbsvorteils in einem sich<br />

schnell ändernden und hart umkämpften Wettbewerbsumfeld.<br />

2010 hat <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> seinen<br />

globalen integrierten Talentmanagementansatz<br />

weiterentwickelt und umgesetzt.<br />

Talentmanagement zielt darauf ab, es<br />

allen Mitarbeitern zu ermöglichen,<br />

sich innerhalb ihres Aufgabenbereichs<br />

oder auch in Richtung einer neuen<br />

Kernelemente des Talentmanagements bei <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />

beurteilung<br />

feedback<br />

ausrichtung<br />

mag<br />

corporate responsibility Unsere Mitarbeiter<br />

richtige mitarbeiter<br />

leistung<br />

potenzial<br />

übergreifende<br />

sichtungs -<br />

runden<br />

richtiger arbeitsplatz<br />

BI Talentmanagement<br />

ric h ti g e r z e i t p u n kt<br />

umsetzung<br />

personalentscheidung<br />

Rolle weiterzuentwickeln. Die Mitarbeiter<br />

sollen die Möglichkeit erhalten,<br />

durch neue Herausforderungen zu<br />

wachsen. Das Unternehmen wird von<br />

diesem Einsatz profi tieren und verbesserte<br />

Ergebnisse erzielen. Der gesamte<br />

Talentmanagementzyklus von <strong>Boehringer</strong><br />

<strong>Ingelheim</strong> umfasst verschie dene<br />

Kernelemente (siehe Grafi k).<br />

bedarf &<br />

maßnahmen<br />

entwicklung<br />

30 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010<br />

[ südafrika ]<br />

Bislang wurde im Rahmen sogenannter<br />

übergreifender Sichtungsrunden<br />

mit 2.500 Mitarbeitern weltweit gesprochen.<br />

Aufgrund der Ergebnisse<br />

dieser Gespräche wurden an die Geschäftsanforderungen<br />

ausgerichtete<br />

umsetzbare Entwicklungspläne<br />

erstellt, entsprechende Personalentscheidungen<br />

getroffen und abteilungsübergreifende<br />

Versetzungen durchgeführt<br />

oder geplant. Wir sind davon<br />

überzeugt, dass uns Talentmanagement<br />

hilft, unser Ziel zu erreichen, die besten<br />

Mitarbeiter in der richtigen Position<br />

zur richtigen Zeit zu haben.<br />

„<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> hat mich unterstützt,<br />

mich in verschiedene Positionen<br />

zu entwickeln. Ich habe im Lager in der<br />

Bestellverwaltung angefangen. Schließlich<br />

bin ich als Außendienstmitarbeiter<br />

in den Vertrieb<br />

gewechselt.“<br />

bethuel ramadiro,<br />

marketing und vertrieb


Entwicklung von<br />

Führungskompetenz<br />

Entwicklung von Menschen und Vorantreiben von<br />

Innovation.<br />

Zur Förderung des Talentmanagements<br />

richten alle Führungskräfte ihr<br />

Augenmerk auf die Mitarbeiterentwicklung.<br />

Sie identifi zieren Mitarbeiter<br />

mit Potenzial frühzeitig und entwickeln<br />

diese. Unsere Führungskräfte<br />

müssen über globale Führungskompetenzen<br />

verfügen, da mit der Einführung<br />

der neuen weltweiten Strukturen<br />

und unseres Governance Models auch<br />

die Anzahl der länderübergreifenden<br />

Berichtswege angestiegen ist.<br />

Führungskompetenzen<br />

Basierend auf Lead & Learn, das die<br />

Grundlage für unsere Zusammenarbeit<br />

bildet, haben wir fünf globale<br />

Führungskompetenzen eingeführt<br />

(siehe Diagramm).<br />

Damit wurde ein neuer Standard in Bezug<br />

auf unsere Erwartungen festgelegt,<br />

und die Führungskräfte im Unternehmen<br />

werden im Hinblick auf deren Erfüllung<br />

beurteilt (Führungskompetenzen).<br />

Folgende Fragen werden der<br />

Evaluierung zugrunde gelegt:<br />

Ω wie erzielen wir Ergebnisse?<br />

Ω wie werden Veränderungsprozesse<br />

und Innovationen vorangetrieben?<br />

Ω wie gewinnen, fördern und binden<br />

wir Top-Arbeitskräfte?<br />

Ω wie kommunizieren wir die Ergebnisse<br />

von Kernaufgaben und Einzelzielen?<br />

[ singapur ]<br />

Richtung<br />

geben<br />

Globale Führungskompetenzen<br />

Innovationen<br />

vorantreiben<br />

„Das Unternehmen stellt mich immer<br />

wieder vor neue Herausforderungen und<br />

bietet mir somit Entwicklungsmöglichkeiten.<br />

Nach 13 <strong>Jahre</strong>n in diversen Positionen<br />

in der IS-Abteilung in Japan erhielt ich<br />

die Gelegenheit, in der IS-Organisation in<br />

Deutschland an globalen Projekten mitzuarbeiten.<br />

Jetzt habe ich neue<br />

Aufgaben in Singapur übernommen.“<br />

yasuhiro nishimi,<br />

regional chief information,<br />

officer asia pacific<br />

Ergebnisse<br />

erreichen<br />

Unsere Vision<br />

zu realisieren und<br />

die Lead- & Learn-<br />

Prinzipien<br />

zu leben.<br />

Menschen<br />

führen<br />

Talentmanagement / Entwicklung von Führungskompetenz<br />

Veränderungen<br />

bewirken<br />

31


corporate responsibility Unsere Mitarbeiter<br />

[ spanien ]<br />

„<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> hat mir in meiner<br />

Karriere geholfen, weil mich das Unternehmen<br />

unterstützt hat, eine Balance<br />

zwischen den betrieblichen und meinen<br />

berufl ichen Zielen herzustellen.“<br />

dr. teresa rodó,<br />

head of production site pharma,<br />

spain<br />

Unsere Lead & Learn-Fragen<br />

Für Mitarbeiter ohne Führungsaufgaben sind unsere Lead & Learn-Fragen der Stan dard, an dem sie gemessen werden:<br />

Ergreifen wir die Initiative? Haben wir eine gemeinsame<br />

Ausrichtung?<br />

32 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010<br />

Entwickeln wir uns gemeinsam<br />

weiter?<br />

Im Rahmen von Talentmanagement<br />

einschließlich Performance Management<br />

und der Entwicklung von<br />

Führungskompetenz werden die<br />

Ergebnisse von Kernaufgaben und<br />

Einzelzielen beurteilt. Ferner bestimmen<br />

wir so den Entwicklungsbedarf<br />

und erhalten Anhaltspunkte über das<br />

Potenzial einzelner Mitarbeiter als<br />

Grundlage für die Förderung im Hinblick<br />

auf zukünftige Aufgaben.<br />

Zur Förderung von globalen Führungskompetenzen<br />

haben wir eine Leadership<br />

Development Landscape entwickelt.<br />

Führungskräfte auf allen Ebenen der<br />

Organisation werden somit die Möglichkeit<br />

haben, an globalen, regionalen<br />

und lokalen Programmen zur Entwicklung<br />

von Führungskompetenzen<br />

teilzunehmen. Unsere Führungskompetenzen<br />

werden ein strategisches<br />

Unterscheidungsmerkmal von<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> darstellen.<br />

Erzielen wir Ergebnisse?


Organisationsentwicklung<br />

Veränderungen vorantreiben und managen.<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> hat einen systematischen<br />

Ansatz zum Veränderungsmanagement<br />

(Change Management)<br />

implementiert, um Veränderungen bei<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> zu begleiten.<br />

Dieser gut strukturierte Veränderungsprozess<br />

hilft und unterstützt alle Mitarbeiter<br />

dabei, die gemeinsame Kultur,<br />

die Werte und die Unternehmensvision<br />

von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> besser<br />

zu verstehen. Ein Beispiel für einen<br />

gelungenen Change-Man agement-<br />

Prozess ist die Integration von Mitarbeitern<br />

von Fort Dodge Animal<br />

Health.<br />

Vor einem Jahr erwarb <strong>Boehringer</strong><br />

<strong>Ingelheim</strong> Animal Health gemeinsam<br />

mit <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> Vetmedica,<br />

Inc. bestimmte Vermögenswerte und<br />

Anlagen von Fort Dodge.<br />

Es war eine Zeit, in der viel Energie<br />

und Einsatz in die Integration der verschiedenen<br />

Unternehmensteile gesteckt<br />

wurden. Eines der wichtigsten<br />

Ereignisse war die Aufnahme von<br />

900 neuen Kollegen, die in hoch motivierten<br />

Teams in allen Bereichen –<br />

von F&E über den Vertrieb bis hin<br />

zur Produktion – tätig sind, in dem<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong>-Unternehmensverband.<br />

Es wurde ein strukturierter Veränderungsprozess<br />

eingeführt, um das gegenseitige<br />

Verständnis zu fördern und<br />

eine gemeinsame Belegschaft aufzustellen,<br />

die für eine erfolgreiche Zukunft<br />

gerüstet ist. Alle Mitarbeiter ziehen<br />

an einem Strang und sind bereit,<br />

ihren Beitrag zu leisten. Ein Prozess<br />

wie dieser braucht jedoch seine Zeit<br />

und wäre nicht ohne den vollen Einsatz<br />

und die engagierte Unterstützung<br />

des Managementteams aus der Tiergesundheit<br />

möglich.<br />

Veränderungen<br />

kultivieren<br />

Visionen<br />

entwickeln<br />

change<br />

model<br />

Veränderungen<br />

umsetzen<br />

Integration: Gemeinsame Mitarbeiterversammlung<br />

von Fort Dodge-<br />

und <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong>-Mitarbeitern<br />

„Besonders hervorzuheben ist die Bereitschaft beider Standorte<br />

der Tiergesundheit in St. Joseph und Fort Dodge zusammenzuarbeiten,<br />

um den Übergang so reibungslos wie möglich<br />

zu gestalten. Auch wenn es anfangs einige Stolpersteine auf<br />

unserem Weg gab, entwickelt sich der Übergangsprozess<br />

weiterhin erfolgreich. Ich bin der Ansicht, dass <strong>Boehringer</strong><br />

<strong>Ingelheim</strong> Vetmedica Inc. ein starkes und gesundes Geschäft<br />

von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> ist, das weiter wachsen wird.<br />

Für die Zukunft erwarte ich noch <strong>mehr</strong> positive<br />

Entwicklungen.“<br />

bob lentsch,<br />

manager, security and site services, usa<br />

Organisationsentwicklung<br />

33


corporate responsibility Unsere Mitarbeiter<br />

[ japan ]<br />

„<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> hat mir stets<br />

ein gutes Arbeitsumfeld geboten,<br />

in dem ich durch abwechslungsreiche<br />

Aufgaben, erfahrene Vorgesetzte<br />

und anspruchsvolle Ziele<br />

gefördert wurde und so meine<br />

Fähigkeiten ausbauen konnte.“<br />

dr. seiji yamasaki,<br />

plant manager,<br />

boehringer ingelheim seiyaku<br />

34 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010<br />

[ china ]<br />

„Ein Unternehmen mit einem humanen<br />

Antlitz, stark auf Menschen fokussiert,<br />

ist für mich der perfekte Ort, um mich –<br />

und noch <strong>mehr</strong> andere – weiterzuentwickeln.“<br />

sebastien blang,<br />

director, quality & environm.<br />

health & safety<br />

Während der letzten Monate wurde viel<br />

erreicht, wie z. B. der Transfer von Produkten<br />

und die Angleichung von Fertigungssystemen<br />

als Zeichen dafür, dass<br />

wir miteinander verbunden sind.<br />

In regelmäßigen Abständen werden<br />

alle Kollegen um Feedback gebeten.<br />

Dies ist sehr wichtig, damit wir einschätzen<br />

können, wo <strong>mehr</strong> Unterstützung<br />

notwendig ist und wo Aktivitäten<br />

verbessert werden müssen, um auf<br />

bestmögliche Weise unser Gesamtziel<br />

zu erreichen. Der von uns gewählte<br />

Ansatz hat sich als erfolgreich erwiesen<br />

und bringt uns unserem Ziel näher,<br />

diese Übergangsphase zu meistern<br />

und bald zu einem Tiergesundheitsgeschäft<br />

zusammenzuwachsen.


Top-Arbeitgeber<br />

Die Wahrnehmung von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />

als bevorzugter Arbeitgeber ist<br />

seit vielen <strong>Jahre</strong>n weltweit anerkannt<br />

und wurde durch Umfragen angesehener,<br />

unabhängiger Institute bestätigt.<br />

Die Attraktivität als Arbeitgeber ist kein<br />

Zufall, sondern spiegelt die einzigartige,<br />

innovative Unternehmenskultur und<br />

ein Arbeitsumfeld wider, das auf gegenseitigem<br />

Respekt und Fairness aufbaut<br />

– Werte, die <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />

in seiner <strong>125</strong>-jährigen Unternehmensgeschichte<br />

stets gefördert hat.<br />

Sie bestätigt auch die hohe Anerkennung,<br />

die das Unternehmen in der<br />

Wissenschaft für sein langjähriges Engagement<br />

für Forschung und Entwicklung<br />

genießt.<br />

Auszug aus Umfragen 2010<br />

Land Rang Umfrage<br />

Österreich Zertifizierung berufundfamilie gGmbH<br />

Dänemark 15 Great Place to Work®<br />

Deutschland Rezertifizierung berufundfamilie gGmbH<br />

[ deutschland ]<br />

2 Corporate Health Award 2010 (Initiative von Handelsblatt,<br />

EuPD Research and TÜV SÜD Life Service)<br />

Japan JMA (Japan Management Association) HRD Excellence<br />

Award<br />

Great Place to Work®<br />

Südkorea 1 Korea-EU Awards<br />

Niederlande Top Employer (CFR Institut)<br />

Großbritannien 1 PharmaField Survey<br />

USA Best Places to Work for LGBT Equality – 100% Corporate<br />

Equality Index (Human Rights Campaign Foundation)<br />

Working Mother 100 Best Companies<br />

Gold Award American Health Association<br />

„<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> hat mir die<br />

Möglichkeit gegeben, meine fachlichen<br />

Fähigkeiten wie auch meine Führungsqualitäten<br />

kontinuierlich weiterzuentwickeln,<br />

indem man mir die Leitung<br />

anspruchsvoller Projekte und diverser<br />

Teams im In- und Ausland über tragen<br />

hat. Profi tiert habe ich auch von<br />

den ausgezeichneten Coaching-<br />

und Mentoring-Programmen.“<br />

oliver sluke,<br />

head of is service management<br />

Unsere Auszubildenden<br />

Die Personalprogramme von <strong>Boehringer</strong><br />

<strong>Ingelheim</strong> sind auch auf die Förderung von<br />

jungen Menschen ausgerichtet. Um den<br />

Nachwuchs gezielt zu fördern, haben wir<br />

unsere im Jahr 2010 insgesamt 699 Berufsanfänger<br />

in das angesehene Ausbildungsprogramm<br />

von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> aufgenommen.<br />

Organisationsentwicklung<br />

35


corporate responsibility Unsere Mitarbeiter<br />

Evolution des Arbeitsplatzes<br />

Umsetzung eines neuen Arbeitsplatzmodells und neuer<br />

Büroraumstrukturen.<br />

Wie sieht der Arbeitsplatz bei <strong>Boehringer</strong><br />

<strong>Ingelheim</strong> in Zukunft aus?<br />

Antworten zu diesem Thema sollen erste<br />

Erfahrungen mit der Einführung eines<br />

neuen Arbeitsplatzmodells bei Corporate<br />

Prescription Medicines (PM) Marketing<br />

und einer neuen Büroraum-Struktur bei<br />

Regional Business Services Europe in<br />

<strong>Ingelheim</strong> geben. Mit Einführung des<br />

sogenannten Desk Sharing Modells bei<br />

Corporate Prescription Medicines Marketing<br />

Division wird zum ersten Mal ein<br />

neues Arbeitsplatzmodell bei einer größeren<br />

Organisation von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />

in Deutschland erprobt.<br />

Während die Assistentinnen in Gruppenbüros<br />

auch weiterhin in fest zugewiesenen<br />

Büros arbeiten und den einzelnen<br />

Teams als Ankerpunkte dienen,<br />

haben alle anderen Mitarbeiter keinen<br />

Neue Büroraumstrukturen bei <strong>Boehringer</strong><br />

<strong>Ingelheim</strong><br />

36 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010<br />

fest zugewiesenen Arbeitsplatz <strong>mehr</strong>.<br />

Alle Mitarbeiter, also auch die leitenden<br />

Funktionen, nehmen am sogenannten<br />

„Desk Sharing“ teil. Der große<br />

Vorteil besteht darin, dass die vorhandenen<br />

Büros effi zienter genutzt werden<br />

und dass zusätzliche Flächen gewonnen<br />

werden. Speziell die 13 zusätzlichen<br />

Besprechungszimmer und der Videokonferenzraum<br />

stehen ausschließlich<br />

Mitarbeitern aus PM Marketing zur<br />

Verfügung und erfreuen sich einer<br />

großen Beliebtheit.<br />

Auch der Lounge-Bereich wird sehr<br />

positiv als Treffpunkt und für informelle<br />

Kommunikation angenommen.<br />

Insgesamt folgt das Arbeitsplatzmodell<br />

dem Me/We-Gedanken von <strong>Boehringer</strong><br />

<strong>Ingelheim</strong>, indem der Arbeitsplatz des<br />

Einzelnen (Me-Space) fl exibler gestaltet<br />

wird und zusätzlich geschaffene Gemeinschaftsfl<br />

ächen (We-Space) wie Besprechungsräume,<br />

Touchdowns und<br />

Lounge allen Mitarbeitern zugutekommen<br />

und den informellen Austausch<br />

genauso unterstützen wie die Anforderung<br />

an eine erhöhte Interaktion.<br />

Ein Teil der Arbeitsplätze der neuen<br />

Funktion Regional Business Services<br />

Europe befi ndet sich in offenen Raumstrukturen,<br />

in denen jedoch nach wie<br />

vor jedem Mitarbeiter ein fester Platz<br />

zugeordnet wird. Dem Modell liegt ein<br />

Bauraster zugrunde, das einerseits auf<br />

die Gegebenheiten des Gebäudes und<br />

andererseits auf die Anforderungen<br />

fl exibel veränderbarer Arbeitsplatzformen<br />

abgestimmt ist. Daraus resultiert<br />

eine Bandbreite verfügbarer Optionen,<br />

aus denen sehr unterschiedliche räumliche<br />

Konstellationen erzeugt werden<br />

können. So kann mit aufeinander abgestimmten<br />

Bauteilen des New Offi ce<br />

Design Models für jedes Team eine individuelle<br />

Konfi guration erarbeitet<br />

werden. Ein wesentlicher Bestandteil<br />

des New Offi ce Design Models sind die<br />

neuen „Cubes“, die eine Mischung aus<br />

Besprechungsraum und Teamarbeitsraum<br />

darstellen. Diese Cubes sind teilweise<br />

verglaste Räume, die zwischen<br />

den offen gestalteten Arbeitsplätzen<br />

angeordnet werden. Sie bieten den<br />

Teams variable Arbeitsmöglichkeiten,<br />

von der geplanten Besprechung über<br />

informelle spontane Kommunikation<br />

bis zur intensiven Projektarbeit.


Vereinbarkeit von Beruf und Familie<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> legt schon immer großen Wert darauf, ein familienfreundliches<br />

Unternehmen zu sein. Sowohl für unsere Mitarbeiter<br />

mit familiären Verpfl ichtungen als auch für <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> ist es<br />

sehr wichtig, dass sich Beruf und Familie erfolgreich ergänzen.<br />

Die Gewinnung und Bindung von<br />

Mitarbeitern nimmt für <strong>Boehringer</strong><br />

<strong>Ingelheim</strong> einen immer höheren Stellenwert<br />

ein. Der demografi sche Wandel<br />

mit einer zunehmenden Überalterung<br />

der Bevölkerung bei gleichzeitig<br />

sinkenden Geburtenraten führt zu einem<br />

Mangel an Fachkräften.<br />

Sowohl für Mitarbeiter mit familiären<br />

Verpfl ichtungen als auch für Arbeitgeber<br />

wie <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> wird<br />

es immer wichtiger, dass sich Beruf<br />

und Familie erfolgreich miteinander<br />

ver binden lassen. An unseren deutschen<br />

Standorten unterstützen wir<br />

unsere Mitarbeiter auf verschiedene<br />

Weise, beispielsweise durch die BI-<br />

Ferienakademie für die Kinder unserer<br />

Mitarbeiter.<br />

Ferienakademie als Bildungs angebot<br />

Während der langen Schulsommerferien<br />

ist es für Eltern besonders schwer, Beruf<br />

und Familie zu vereinbaren, um<br />

den Bedürfnissen ihrer Kinder nachzukommen.<br />

Am Standort <strong>Ingelheim</strong> bietet<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> in Zusammenarbeit<br />

mit der Stadt <strong>Ingelheim</strong> ein<br />

spannendes und interessantes Kursangebot<br />

für 340 Kinder unterschiedlicher<br />

Altersgruppen an.<br />

Das Programm der BI-Ferienakademie<br />

leistet einen Beitrag zur Nachwuchsförderung<br />

und entlastet die Eltern der Kinder<br />

während der Sommerferien. Das<br />

umfangreiche Angebot bietet Aktivitäten<br />

für alle Interessengruppen, von<br />

sprachlicher Förderung über Kunstprojekte<br />

bis hin zu sportlichen Aktivitäten.<br />

Durch das Zusammenspiel von Betreuung<br />

und Weiterbildung werden die teilnehmenden<br />

Kinder auf spielerische Art<br />

gefördert und eindeutige Lernfortschritte<br />

erzielt. Die Kinder haben im<br />

Rahmen des Kursangebots auch die<br />

Möglichkeit, an Naturwissenschaftsprojekten<br />

teilzunehmen, die im Rahmen<br />

des Schulalltags oft zu kurz kommen.<br />

Familienfreundlichkeit – Zertifi kat der<br />

berufundfamilie gGmbH<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> legt seit jeher<br />

großen Wert darauf, ein familienfreundliches<br />

Unternehmen zu sein. Um<br />

auch weiterhin eine gute Vereinbarkeit<br />

zwischen Beruf und Familie für unsere<br />

Mitarbeiter zu gewährleisten, unterziehen<br />

wir unsere Personalpolitik einem<br />

kontinuierlichen externen Audit. Nach<br />

erfolgreichem Audit wurde <strong>Boehringer</strong><br />

<strong>Ingelheim</strong> 2010 erneut das renommierte<br />

Zertifi kat der berufundfamilie gGmbH<br />

erteilt.<br />

Nach erfolgreichem Audit wurde<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> erneut das<br />

Zertifikat der berufundfamilie<br />

gGmbH erteilt.<br />

Evolution am Arbeitsplatz / Beruf und Familie 37


unternehmerische verantwortung<br />

Nachhaltigkeit<br />

Bei all unseren Aktivitäten ist es unser Ziel, unsere<br />

Mitarbeiter, unsere Einrichtungen und die Umwelt vor<br />

schädlichen Einfl üssen zu schützen.<br />

38 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010<br />

Nachhaltigkeit


Umwelt, <strong>Gesundheit</strong><br />

und Sicherheit<br />

Wie jede Produktion hat auch die Herstellung von Arzneimitteln Auswirkungen<br />

auf die Umwelt. Gemäß unserem Leitbild sind wir bestrebt,<br />

solche Auswirkungen auf ein Minimum zu begrenzen. Gleichzeitig und<br />

am vordringlichsten unternehmen wir jede Anstrengung, um den<br />

Schutz unserer Mitarbeiter zu gewährleisten.<br />

Schutz der <strong>Gesundheit</strong> unserer Mitarbeiter:<br />

Einführung einer neuen Sicherheitskultur<br />

– Zero by Choice<br />

Im Jahr 2010 fi el der Startschuss für<br />

die internationale Einführung der neuen<br />

Sicherheitskultur von <strong>Boehringer</strong><br />

<strong>Ingelheim</strong> Zero by Choice, die für das<br />

Unternehmen weltweit gilt.<br />

Zero by Choice ist unser neuer Sicherheitsansatz,<br />

der Mitarbeitern und<br />

Vorgesetzten die wichtigste Rolle zuschreibt:<br />

Hierarchieübergreifend sind<br />

alle Mitarbeiter aufgerufen, für Arbeitssicherheit<br />

und <strong>Gesundheit</strong>sschutz<br />

Verantwortung für sich sowie für die<br />

Kolleginnen und Kollegen zu übernehmen.<br />

Mit der Vision Zero by Choice<br />

machen wir einen Schritt hin zu einem<br />

Unternehmen, in dem Sicherheit einen<br />

wahren Wert darstellt.<br />

Wer nicht wagt, gewinnt!<br />

Mitarbeiter befi nden sich <strong>mehr</strong>mals<br />

täglich in Situationen, in denen sie<br />

über die Sicherheit der durchzuführenden<br />

Aufgabe eine Entscheidung treffen<br />

müssen: Nehme ich mir den zusätzlichen<br />

Zeitaufwand, um eine Aufgabe si-<br />

cher zu erledigen, oder nehme ich eine<br />

Abkürzung? Damit wir die Anzahl der<br />

Arbeitsunfälle verringern können,<br />

müssen wir die Wagniskultur in eine<br />

Sicherheitskultur ändern.<br />

Die Anzahl der Arbeitsunfälle bei<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> stagniert seit<br />

einigen <strong>Jahre</strong>n. Im Rahmen von Zero<br />

By Choice wird die Verringerung von<br />

Arbeitsunfällen jedoch zu einem unserer<br />

wichtigsten Ziele. In 2010 haben<br />

wir uns folgenden Plan für die nächsten<br />

<strong>Jahre</strong> vorgenommen: Verringerung<br />

der Unfallhäufi gkeit (Anzahl der Unfälle<br />

pro 1 Million Arbeitsstunden)<br />

von über drei im Jahr 2009 auf unter<br />

einem bis zum Jahr 2014. Der erste<br />

Schritt in Richtung dieses mittelfristigen<br />

Ziels war, 2010 eine Unfallhäufi gkeit<br />

von 2,6 zu erreichen.<br />

Wie geht diese Änderung vonstatten?<br />

Das Management wird die neue<br />

Sicherheitskultur an vorderster Front<br />

verfechten. Die Mitarbeiter sind dazu<br />

aufgerufen, proaktiver zu werden,<br />

Sicherheitsthemen anzusprechen und<br />

ihre Meinung zu äußern.<br />

Zero by Choice<br />

Ein Beispiel, wie unsere US-Niederlassung<br />

in Petersburg unsere<br />

Zero by Choice-Kultur gefestigt<br />

und das Sicherheitsbewusstsein<br />

der Mitarbeiter geschärft hat:<br />

Sponsoring von Safety Pit Stops.<br />

Bei Ankunft auf dem Werksgelände<br />

hatten die Mitarbeiter die<br />

Möglichkeit, einen „Boxenstopp“<br />

einzulegen und grundlegende<br />

Sicherheitsfunktionen an ihrem<br />

Privatauto überprüfen zu lassen.<br />

Umwelt, <strong>Gesundheit</strong> und Sicherheit<br />

39


unternehmerische verantwortung<br />

40 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010<br />

Nachhaltigkeit<br />

Auf Standortebene wurde die Initiative<br />

2010 in vier Ländern eingeführt. Weitere<br />

Länder werden entsprechend unserem<br />

Einführungsplan in den kommenden<br />

<strong>Jahre</strong>n folgen. Die verschiedenen Funktionen<br />

an den Standorten werden einen<br />

Ablauf mit bestimmten Schritten durchlaufen,<br />

wie z. B. Selbstbewertung zusammen<br />

mit dem Management und Erstellung<br />

genauer Verbesserungspläne.<br />

Strategie für EHS-Management<br />

Der Schutz unserer Mitarbeiter und<br />

der Umwelt bildet eine entscheidende<br />

Basis unseres Geschäfts. Dieser Anspruch<br />

wird in unserem Leitbild sowie<br />

in den Prinzipien für Sicherheit, Qualität<br />

und Umweltschutz konkretisiert.<br />

Wir legen regelmäßig Richtlinien, Verfahren<br />

und Ziele für Umweltschutz,<br />

<strong>Gesundheit</strong> und Sicherheit auf Konzernebene<br />

fest. Umweltschutz und<br />

-sicherheit werden an unseren Produktionsstandorten<br />

mithilfe von<br />

Man agementsystemen organisiert, die<br />

internationalen Standards entsprechen.<br />

Im Rahmen regelmäßiger interner<br />

Audits wird der Status von Umweltschutz<br />

und -sicherheit an unseren<br />

Standorten überprüft und diese werden<br />

auch als Forum zum Meinungsaustausch<br />

genutzt. Darüber hinaus<br />

werden bestimmte Projekte und die<br />

Leistung einzelner Standorte mithilfe<br />

des systematischen Einsatzes von<br />

Kennzahlen verfolgt.<br />

2010 wurde ein neues EHS Governance<br />

Model eingeführt, bei dem regionale<br />

und funktionale EHS-Management-<br />

Strukturen kombiniert werden. Die im<br />

Geschäftsbereich Operations vorhandenen<br />

Netzwerke wurden erweitert und<br />

umfassen nun neben Produktionsauch<br />

Forschungs- und Entwicklungseinheiten.<br />

Mit dieser Vorgehensweise<br />

wird die Sicherung des EHS-Wissens<br />

und der Best Practices innerhalb von<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> gewährleistet<br />

und Talentmanagement gefördert.<br />

2011 soll dieses Modell auch auf Marketing<br />

& Vertrieb angewendet werden.<br />

Energieeffi zienz<br />

Als pharmazeutisches Unternehmen ist<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> nicht in einer energieintensiven<br />

Branche tätig. Wir sehen<br />

jedoch die Verringerung des Energieverbrauchs<br />

und der Treibhausgas-Emissionen<br />

als eines unserer wichtigen Ziele und<br />

als unseren Beitrag gegen den Klimawandel<br />

an. Da Energie auch einen steigenden<br />

Kostenfaktor darstellt, betrachten wir<br />

Effi zienzsteigerungen als wichtigen<br />

Antriebsfaktor für Kostensenkungen.<br />

Um die Energieeffi zienz und die Nut-<br />

zung nachwachsender Rohstoffe zu<br />

maximieren, erfolgte 2010 eine Überprüfung<br />

und Neufestlegung der Zielsetzung<br />

der <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong>-Arbeitsgruppe<br />

zum Thema nachhaltiger Einsatz von<br />

Energie 2010. Die Gruppe wurde damit<br />

beauftragt, umfassende Rahmenbedingungen<br />

für nachhaltiges und systematisches<br />

Energiemanagement auf allen<br />

Ebenen unseres Unternehmens auszuarbeiten.<br />

Auf Grundlage dieser Rahmenbedingungen<br />

beabsichtigen wir, uns ein<br />

ehrgeiziges Ziel für die Verringerung unserer<br />

CO2-Emissionen zu setzen. Das<br />

Hauptanliegen der Arbeitsgruppe ist die<br />

Erstellung eines konzernweiten Treibhausgasberichts<br />

gemäß dem Greenhouse<br />

Gas Protocol. Auch Energieaudits<br />

sind geplant. Die Gruppe ist für die Ein-


führung und Prüfung zukünftiger Energiekonzepte<br />

an unseren Standorten zuständig<br />

und wird zur Initiierung und<br />

Umsetzung von mindestens einem<br />

großen Energiesparprojekt pro Produktionsstandort<br />

pro Jahr beitragen.<br />

Beispiele bereits laufender<br />

Energieeffi zienzprojekte<br />

An unserem Standort in <strong>Ingelheim</strong>,<br />

Deutschland, wurde 2010 eine Optimierung<br />

der Klimaanlagen durchgeführt, die<br />

voraussichtlich jährlich eine Einsparung<br />

von 2.000 Tonnen CO2 sowie von 1 Million<br />

Euro Energiekosten mit sich bringt.<br />

Auf Konzernebene wurde das Projekt<br />

Green Building gestartet, das Vorschläge<br />

für Investitionsprojekte zur Verbesserung<br />

der Energieeffi zienz liefern soll.<br />

Des Weiteren wird eine Klassifi zierung<br />

im Hinblick auf Rentabilität und Kosten<br />

für die Verringerung von CO2-Emissionen<br />

eingeführt.<br />

In Zusammenarbeit mit den lokalen<br />

Behörden wurden an unserem Standort<br />

Wien, Österreich, die sogenannten<br />

Ökoprofi t®-Projekte aufgenommen,<br />

deren Schwerpunkt auf Maßnahmen<br />

zur Verringerung von Abfall und Energieverbrauch<br />

liegt. Im Jahr 2010 umgesetzte<br />

Maßnahmen, wie die Optimierung<br />

der Dampfversorgung, werden<br />

die lokalen CO2-Emissionen um voraussichtlich<br />

2 % senken. Für 2011 wird<br />

von einer weiteren Reduzierung der<br />

CO2-Emissionen um 4 % ausgegangen.<br />

Kampagnen wie die 3rd Annual Green<br />

Fair an unserem Standort in Ridgefi eld,<br />

USA, machen auf Aktionen aufmerk-<br />

Die neue Sicherheitskultur wurde unter<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong>-Mitarbeitern auf der<br />

Einführungsveranstaltung der Zero by Choice-<br />

Initiative diskutiert.<br />

Umwelt, <strong>Gesundheit</strong> und Sicherheit<br />

41


unternehmerische verantwortung<br />

Bei der jährlichen Green Fair an<br />

unserem Standort in Ridgefi eld,<br />

USA, werden die Mitarbeiter ermuntert,<br />

ihre Ideen und Vorschläge<br />

zu Umweltthemen, wie z. B.<br />

Energieeffi zienz, einzubringen.<br />

42 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010<br />

Nachhaltigkeit<br />

sam, die das Unternehmen und die<br />

Mitarbeiter verfolgen, um zur Energieund<br />

Ressourceneinsparung beizutragen.<br />

Die grünen Alternativen zu einer Reihe<br />

von tagtäglichen Aktivitäten werden<br />

dabei herausgestellt. Der Schwerpunkt<br />

der Veranstaltung liegt auf Informationen<br />

für die Mitarbeiter sowie auf<br />

Ideen und Verbesserungsvorschlägen,<br />

die die Mitarbeiter für das Unternehmen<br />

haben. Derartige Initiativen<br />

tragen dazu bei, das allgemeine Bewusstsein<br />

fürs Energiesparen zu<br />

schärfen.<br />

Erwartungen an unsere Lieferanten<br />

Auch an unsere Geschäftspartner und<br />

Lohnhersteller erheben wir den Anspruch,<br />

dass sie bestimmte Anforderungen<br />

in Bezug auf Umweltschutz und Sicherheit,<br />

aber auch auf soziale Themen<br />

erfüllen. Dieser Aspekt wird bei der<br />

Lieferantenqualifi zierung berücksichtigt.<br />

Im Jahr 2010 haben wir neue Prozesse<br />

zur Lieferantenqualifi zierung eingerichtet,<br />

indem wir beispielsweise einen<br />

risikobasierten Ansatz für die Auditierung<br />

unserer Geschäftspartner verfolgen.<br />

Schutz von Wasserqualität und<br />

-versorgung<br />

Die Verfügbarkeit von sicherem Wasser<br />

ist für die <strong>Gesundheit</strong> und den Erfolg<br />

der Allgemeinheit ausschlaggebend. Umweltschutz<br />

ist für <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />

ein wichtiges Thema, daher versucht das<br />

Unternehmen, die Auswirkungen seiner<br />

Produktion auf Süßwasser weitestgehend<br />

zu verringern. Unsere Produktionsstandorte<br />

achten auf eine effi ziente<br />

Arbeitsweise ihrer Kläranlagen, damit<br />

eine gute Wasserqualität der abgeleiteten<br />

Abwässer gewährleistet ist. Unser<br />

Produktionsstandort in Indonesien hat<br />

seine Kläranlage erst 2010 erneuert.<br />

Weitere Aufrüstungsmaßnahmen sind<br />

für 2011 geplant, damit die Effi zienz<br />

und Kapazität der Wasseraufbereitung<br />

gesteigert wird. Unser pharmazeutischer<br />

Standort in Mexiko hat zusätzliche technische<br />

Ausrüstung für sein Klärwerk<br />

erworben (Begasungs- und Desinfektionsanlagen),<br />

um die Effi zienz der Wasseraufbereitung<br />

zu verbessern. Das Abwasser<br />

des Werks wird zur Bewässerung<br />

von Grünfl ächen verwendet und spart<br />

so 31.000 m³ Trinkwasser pro Jahr.<br />

Arzneimittel in der Umwelt<br />

Produktverantwortung beinhaltet die<br />

Durchführung von Umweltrisikobewertungen<br />

für alle neu einzuführenden<br />

Medikamente. Über die offi ziellen<br />

Anforderungen im Rahmen der Arzneimittelzulassung<br />

hinaus veröffentlichen<br />

wir freiwillig Informationen zu<br />

Umweltrisiken unserer Produkte über<br />

den Verschreibungskatalog der schwe-


dischen Ärzte (www.fass.se) und nutzen<br />

hierfür das Informationssystem<br />

des schwedischen Verbands der Pharmaindustrie.<br />

Krisenmanagement<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> hat ein weltweites<br />

Krisenmanagementsystem eingerichtet.<br />

Unser proaktiver Ansatz ist darauf<br />

ausgerichtet, potenziell kritische<br />

Situationen zu evaluieren, Unfälle zu<br />

vermeiden und die Eskalation auf kritische<br />

Stufen zu verhindern. Spezifi sche<br />

Risiken werden erkannt, untersucht<br />

und auf Grundlage verschiedener<br />

Krisenszenarios bewertet. Die Mitglieder<br />

des Krisenteams werden laufend geschult,<br />

um ihre Fähigkeiten auszubauen<br />

und eine korrekte Vorbereitung zu gewährleisten.<br />

Sämtliche Notfallmaßnahmenpläne<br />

und technischen Einrichtungen<br />

werden regelmäßig überprüft.<br />

2010 war im Unternehmensverband<br />

kein größeres Ereignis zu verzeichnen.<br />

Auszeichnungen und Zertifi zierungen<br />

2010 wurde nach den Chemiestandorten<br />

in Spanien, Frankreich und Italien<br />

auch das Umweltmanagementsystem<br />

am Standort Petersburg im US-Bundesstaat<br />

Virginia nach ISO 14001 zertifi -<br />

ziert. Unser Chemiestandort in Spanien<br />

erhielt 2010 auch die Zertifi zierung<br />

nach OSHA 18001 und unser pharmazeutischer<br />

Produktionsstandort in<br />

Bogotá (Kolumbien) wurde erstmalig<br />

nach ISO 14001 zertifi ziert. Unser<br />

Standort in Columbus (USA) wurde von<br />

der nationalen Umweltbehörde EPA mit<br />

dem Energy Star 2010 für hervorragende<br />

Leistungen im Umgang mit Energie<br />

ausgezeichnet. Diese Auszeichnung<br />

hebt die Leistung unseres US-Standorts<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

Arbeitsunfälle<br />

Gesamtzahl der Arbeitsunfälle: 195 (Todesfälle: 2)<br />

Fehltage: 2.997<br />

2006 2007 2008 2009 2010<br />

Unfallhäufigkeit (= Zahl der Arbeitsunfälle x 1 Mio. Std./<br />

Gesamtzahl der Arbeitsstunden)<br />

Unfallschwere (= ausgefallene Arbeitstage x 1 Mio. Std./<br />

Gesamtzahl der Arbeitsstunden)<br />

im Vergleich zu anderen pharmazeutischen<br />

Produktionsstandorten anderer<br />

Unternehmen hervor. <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />

Indonesia erhielt vom Arbeitsund<br />

Umsiedlungsministerium (Ministry<br />

of Manpower and Transmigration) eine<br />

Auszeichnung für eine Produktion ohne<br />

Arbeitsunfälle mit Ausfallzeiten von Juli<br />

2007 bis Dezember 2009. Unsere Standorte<br />

in Petersburg (USA) sowie Fornovo<br />

(Italien) erhielten einen Safety Excellence<br />

Award von Jacobs Engineering als<br />

Anerkennung für das hohe Sicherheitsbewusstsein,<br />

das die Projektteams bei<br />

zwei komplexen Bauprojekten zeigten.<br />

Unsere Ziele<br />

Unser Ziel im Hinblick auf die Arbeitssicherheit<br />

ist die Senkung der Unfallhäufi<br />

gkeit von über drei im Jahr 2009<br />

auf unter einen im Jahr 2014. Unser<br />

Plan zur Erreichung dieses Ziels sah für<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

2010 eine Unfallhäufi gkeit (Anzahl der<br />

Unfälle pro 1 Million Arbeitsstunden)<br />

von 2,5 vor. Die tatsächliche Unfällhäufi<br />

gkeit lag mit einen Wert von 2,6 nur<br />

knapp darüber.<br />

Hinsichtlich der Energieeffi zienz und<br />

der CO2-Bilanz beabsichtigen wir, uns<br />

ein ehrgeiziges Ziel für die nächsten<br />

<strong>Jahre</strong> zu setzen, um unsere weltweiten<br />

CO2-Emissionen zu verringern.<br />

Daten und Fakten<br />

Die Grafi ken zeigen unsere Kennzahlen<br />

zur Umwelt und Arbeitssicherheit<br />

über den Zeitraum der letzten fünf<br />

<strong>Jahre</strong>. Die Auswirkungen auf die<br />

Umwelt sind sowohl absolut als auch<br />

normalisiert im Verhältnis zu den<br />

jährlichen Umsatzerlösen dargestellt<br />

(Indizes mit Basisjahr 2006). Die Grafi<br />

ken geben die Umweltkennzahlen<br />

Umwelt, <strong>Gesundheit</strong> und Sicherheit<br />

43


unternehmerische verantwortung<br />

Durch die Erweiterung der Kläranlage am<br />

Standort <strong>Ingelheim</strong> konnten wir die Effizienz<br />

und Flexibilität der Abwasserbehandlung steigern,<br />

um die guten CSB-Abbauraten (CSB =<br />

Chemischer Sauerstoff-Bedarf) auch bei<br />

höheren Produktionsmengen beizubehalten.<br />

44 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010<br />

Nachhaltigkeit<br />

unserer Produktionsstandorte sowie<br />

unserer Forschungs- und Entwicklungsstandorte<br />

wieder. Die Zahlen für<br />

2010 sind hinsichtlich der Veränderungen<br />

unserer Standorte in diesem<br />

Jahr angepasst worden. So sind die<br />

Zahlen für die pharmazeutischen Produktionsstandorte<br />

in Großbritannien<br />

und Kolumbien nicht <strong>mehr</strong> enthalten,<br />

während unser neu hinzugekommener<br />

Produktionsstandort für Tierarzneimittel<br />

in Fort Dodge, USA, zum ersten<br />

Mal berücksichtigt wurde.<br />

Entscheidende Kenngröße für unser<br />

Abschneiden im Bereich Arbeitssicherheit<br />

ist die Unfallhäufi gkeit (Anzahl<br />

der Arbeitsunfälle bezogen auf 1 Million<br />

Arbeitsstunden). In den letzten<br />

<strong>Jahre</strong>n lag diese jeweils bei knapp über<br />

drei. In 2010 haben wir mit 2,6 erstmals<br />

eine Unfallhäufi gkeit kleiner drei<br />

erzielt. Dies ist ein großer Erfolg, der<br />

durch die Einführung unserer neuen<br />

Sicherheitskultur ermöglicht wurde.<br />

2010 lagen die meisten Umweltkennzahlen<br />

in der Größenordnung der vergangenen<br />

<strong>Jahre</strong>. Einige Indikatoren<br />

(z. B. Wasserverbrauch, indirekte CO2-<br />

Emissionen) sind leicht angestiegen,<br />

was in erster Linie darauf zurückzuführen<br />

ist, dass unser Produktionsstandort<br />

in Fort Dodge erstmals in den<br />

Zahlen berücksichtigt ist.<br />

Die in der Grafi k dargestellten indi-<br />

rekten CO2-Emissionen beziehen sich<br />

auf diejenigen Emissionen, die auf den<br />

Verbrauch von Elektrizität an unseren<br />

Standorten zurückzuführen sind. Die<br />

Menge an CO2-Emissionen, die unserer<br />

Firmenwagenfl otte zurechenbar<br />

sind, liegen bei ungefähr 86.000 Tonnen.<br />

Momentan überarbeiten wir unsere<br />

Berechnungsmethodik für CO2bzw.<br />

Treibhausgasemissionen mit dem<br />

Ziel, in Zukunft weitere indirekte<br />

Emissionen zu erfassen.


8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

8.000<br />

6.000<br />

4.000<br />

2.000<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

Wasserverbrauch<br />

2006 2007 2008 2009 2010<br />

Wasserverbrauch (in Mio. m 3 )<br />

Wasserverbrauchsindex (in %, relativ zu Umsatzerlösen)<br />

Abwasser – Chemischer Sauerstoffbedarf (CSB)<br />

100<br />

10.000 40<br />

2006 2007 2008 2009 2010<br />

CSB-Fracht im Abwasser (in Tonnen)<br />

CSB-Fracht nach Kläranlage (in Tonnen)<br />

CSB-Fracht (nach Kläranlage)-Index<br />

(in %, relativ zu Umsatzerlösen)<br />

250 60<br />

2006 2007 2008 2009 2010<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

120<br />

100<br />

80<br />

60<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

28.000<br />

24.000<br />

20.000<br />

16.000<br />

12.000<br />

8.000<br />

4.000<br />

1000<br />

800<br />

600<br />

400<br />

200<br />

Energieverbrauch<br />

2006 2007 2008 2009 2010<br />

Energieverbrauch (in Mio. Gigajoule)<br />

Energieverbrauchsindex (in %, relativ zu Umsatzerlösen)<br />

Abfälle zur Entsorgung<br />

2006 2007 2008 2009 2010<br />

Hausmüll (in Tonnen)<br />

Sonderabfälle (in Tonnen), inkl. pharmaz. Abfälle<br />

Abfall (-entsorgt)-Index (in %, relativ zu Umsatzerlösen)<br />

Verwertungsquote (in %)<br />

Kohlendioxid (CO2) Flüchtige Kohlenwasserstoffe (Volatile Organic Carbon)<br />

CO 2 -Emissionen, indirekt (in 1.000 Tonnen)<br />

CO 2 -Emissionen, direkt (in 1.000 Tonnen)<br />

CO 2 -Emissionsindex, direkte Emissionen<br />

(in %, relativ zu Umsatzerlösen)<br />

2006 2007 2008 2009 2010<br />

Nicht halogenierte Kohlenwasserstoffe, Emissionen (in Tonnen)<br />

Halogenierte Kohlenwasserstoffe, inkl. Fluorkohlenwasserstoffe;<br />

Emissionen (in Tonnen)<br />

VOC-Emissionsindex (in %, relativ zu Umsatzerlösen)<br />

Umwelt, <strong>Gesundheit</strong> und Sicherheit<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

120<br />

100<br />

80<br />

60<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

45


unternehmerische verantwortung<br />

Gesellschaftliches Engagement<br />

Gesellschaftliches Engagement<br />

Wir haben uns zum Ziel gesetzt, das wirtschaftliche und soziale<br />

Wohlergehen der Länder und Regionen, in denen wir unternehmerisch<br />

tätig sind, aktiv zu fördern. Unsere Aktivitäten beziehen<br />

Patienten, unsere Nachbargemeinden und die Gesellschaft im<br />

Allgemeinen ein. Gesellschaftliches Engagement ist ein wesentlicher<br />

Bestandteil unserer Unternehmenskultur.<br />

46 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010


Kooperationen und<br />

Projekte<br />

Die Mitarbeiter von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> im Einzelnen und das Unternehmen<br />

als Good Corporate Citizen engagieren sich weltweit in einer<br />

Vielzahl von Bereichen, darunter Kinderschutz, <strong>Gesundheit</strong>sprojekte,<br />

Bildungsprogramme, Umweltschutz und Katastrophenhilfe.<br />

Zugang zu Medikamenten<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> setzt sich dafür<br />

ein, in den am wenigsten entwickelten<br />

Ländern den Zugang zu Medikamenten<br />

zu verbessern. Ganz besonders<br />

engagiert sich das Unternehmen<br />

für die Bekämpfung der verheerenden<br />

AIDS-Pandemie, beispielsweise auf<br />

dem Gebiet der Verhinderung der<br />

Mutter-Kind-Übertragung von HIV/<br />

AIDS.<br />

Das Viramune®-Spendenprogramm<br />

Anlässlich des Welt-AIDS-Tags im<br />

Jahr 2000 gab <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />

bekannt, dass das antiretrovirale Medikament<br />

viramune® (Wirkstoff Nevirapin)<br />

im Rahmen eines Spendenprogramms<br />

in Entwicklungsländern zur<br />

Vermeidung der Mutter-Kind-Übertragung<br />

(prevention of mother-to-child<br />

transmission, PMTCT) von HIV-1 fünf<br />

<strong>Jahre</strong> lang kostenlos angeboten würde.<br />

Die Spende würde <strong>Gesundheit</strong>seinrichtungen<br />

für Schwangere sowie Müttern<br />

und Kindern im Rahmen zuverlässiger<br />

lokaler MTCT-Projekte mit freiwilliger<br />

Beratung und Tests zur Verfügung gestellt.<br />

Das viramune® Donation Programme<br />

(VDP) war ins Leben gerufen.<br />

Seit seiner Gründung hat das viramune®<br />

Donation Programme zum <strong>Gesundheit</strong>sschutz<br />

von über 2 Millionen<br />

Babys HIV-positiver Mütter in Entwicklungsländern<br />

beigetragen. In den<br />

vergangenen zehn <strong>Jahre</strong>n wurden<br />

weltweit Medikamente für über zwei<br />

Millionen Mutter-Kind-Paare für die<br />

PMTCT-Projekte von 171 Programmen<br />

in über 71 Ländern gespendet.<br />

Für die Kinderdosis standen im Paket<br />

zusätzlich ein oraler Spender und Beutel<br />

für die gefüllten Spender zur Verfügung.<br />

Während dieser Zeitspanne war <strong>Boehringer</strong><br />

<strong>Ingelheim</strong> sehr stolz auf die enge<br />

Zusammenarbeit mit den Regierungen,<br />

medizinischen Fachkräften und<br />

NGOs in verschiedenen Teilen der Welt,<br />

um die Übertragung von HIV von der<br />

HIV-positiven Mutter auf ihr Kind zu<br />

verhindern.<br />

Die medizinische Evidenz für den erfolgreichen<br />

Einsatz von viramune® zur Vermeidung<br />

von PMTCT wies darauf hin,<br />

dass viramune® – ein wirksamer nichtnukleosidischer<br />

Reverse-Trankriptease-<br />

Hemmer – die Übertragung von HIV<br />

von der HIV-positiven Mutter auf ihr<br />

> 2 Mio.<br />

Über 2 Millionen Mutter-Kind-<br />

Paare konnten kostenlos an<br />

PMTCT-Projekten teilnehmen.<br />

Kooperationen und Projekte<br />

47


unternehmerische verantwortung<br />

71<br />

Das PMTCT-Programm ist<br />

in 71 Ländern tätig.<br />

48 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010<br />

Gesellschaftliches Engagement<br />

Kind signifi kant verringert, wenn das<br />

Medikament der Mutter während der<br />

Wehen als Einmaldosis und dem Säugling<br />

innerhalb von 72 Stunden nach der<br />

Geburt verabreicht wurde.<br />

Diese Empfehlung wurde bereits früh<br />

auf die List of Essential Drugs der<br />

Weltgesundheitsorganisation (WHO)<br />

zur Verringerung oder Vermeidung der<br />

Mutter-Kind-Übertragung von HIV-1<br />

aufgenommen.<br />

In den zehn <strong>Jahre</strong>n seit Beginn des<br />

viramune® Donation Programme hat<br />

es neue Entwicklungen und Therapieerkenntnisse<br />

gegeben, die zur noch<br />

effektiveren Verringerung der Mutter-<br />

Kind-Übertragung von HIV-1 eingesetzt<br />

werden können. Die Einmaldosis<br />

viramune® (mit dem Wirkstoff Nevirapin),<br />

wie sie im Rahmen des viramune®<br />

Donation Programme abgegeben wird,<br />

gilt zu diesem Zweck nicht <strong>mehr</strong> als<br />

angemessen.<br />

Umfassendere Therapieregimes wurden<br />

entwickelt und in die neuesten<br />

Richtlinien zur Verhinderung der<br />

Mutter-Kind-Übertragung von HIV-1<br />

während der Geburt (PMTCT), welche<br />

die WHO im Juli 2010 auf der Welt-<br />

AIDS-Konferenz in Wien vorgestellt<br />

hat, aufgenommen.<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> wird sein Engagement<br />

auf diesem Gebiet fortsetzen<br />

und den geänderten Richtlinien anpassen.<br />

In Ländern, in denen die Umstellung<br />

auf die Empfehlungen der neuen Richtlinien<br />

auf Schwierigkeiten stößt, wer-<br />

den wir den Zentren bzw. Initiativen,<br />

die wir bisher schon unterstützen, auf<br />

Wunsch übergangsweise bis Ende<br />

2013 weiterhin viramune® (Tabletten<br />

und Lösung) bereitstellen.<br />

Die Entscheidung, den aktuellen<br />

PMTCT-Ansatz zu ändern, wird keine<br />

Versorgungsengpässe verursachen.<br />

Andere Produkte mit dem Wirkstoff<br />

Nevirapin – sowohl Tabletten als auch<br />

orale Suspensionen – werden in Entwicklungsländern<br />

inzwischen von<br />

zahlreichen qualifi zierten Generika-<br />

Herstellern angeboten.<br />

Außerdem wird die 240-ml-Packung<br />

viramune® orale Suspension jetzt zur<br />

Verwendung in PMTCT-Programmen<br />

zu einem Not-for-Profi t-Preis angeboten.<br />

Von Beginn an ist <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />

sehr stolz auf das viramune®<br />

Donation Programme und den bahnbrechenden<br />

Beitrag, den das Unternehmen<br />

zur Vermeidung der Mutter-<br />

Kind-Übertragung von HIV-1 geleistet<br />

hat. Die im Rahmen dieses sinnvollen<br />

Programms entstandenen Partnerschaften<br />

und die Unterstützung der<br />

Mitarbeiter des <strong>Gesundheit</strong>swesens<br />

und der Regierungen weltweit werden<br />

hoch geschätzt. Das Unternehmen hat<br />

sich der Verhinderung von MTCT verschrieben<br />

und wird auch weiterhin diesbezügliche<br />

Maßnahmen unterstützen.<br />

Erweiterter Zugang zu Nevirapin geregelt<br />

durch Non-Assert-Erklärung<br />

Produkte mit dem Wirkstoff Nevirapin<br />

werden in Entwicklungsländern von<br />

zahlreichen Generika-Herstellern<br />

angeboten. In den vergangenen vier


Arzt in der Praxis der katholischen Missionsstation<br />

Inkanyezi (Stern der Hoffnung) Orange<br />

Farm in Südafrika<br />

<strong>Jahre</strong>n hat <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> Generika-Herstellern,<br />

die durch die WHO<br />

vorqualifi ziert waren, Non-Assert-<br />

Erklärungen zur Herstellung von Produkten<br />

mit Nevirapin ausgestellt. Diese<br />

Vorgehensweise gilt für alle einkommensschwachen<br />

Länder, alle am wenigsten<br />

entwickelten Länder (Least<br />

Developed Countries) und ganz Afrika –<br />

insgesamt 78 Länder. Dies führte zum<br />

einem Anstieg der Patienten, die mit<br />

Medikamenten mit dem Wirkstoff<br />

Nevirapin behandelt werden.<br />

Die Non-Assert-Erklärung legt fest,<br />

dass keine Patentansprüche geltend<br />

gemacht werden, dass keine Lizenzgebühren<br />

anfallen und dass die hohe<br />

Qualität der Produkte sichergestellt<br />

ist. Diese Regelung gilt inzwischen<br />

auch für Tipranavir.<br />

Patienten in der Praxis der katholischen<br />

Missionsstation Orange Farm in Südafrika<br />

Technologietransfer und<br />

Personalentwicklung<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unterstützt den<br />

Aufbau des <strong>Gesundheit</strong>swesens beispielsweise<br />

in der Personalentwicklung und im<br />

Kapazitätenausbau durch verschiedene<br />

Schulungen und Ausbildungen, z. B.:<br />

• Ausbildung von Assistenz-/<br />

Laborpersonal<br />

• <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> Endowed<br />

Chair in Clinical Pharmacology<br />

• Botswana Clinical Trial Programme<br />

• <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> Facilitation<br />

and Training Centre<br />

• Pharmaziestudenten an der Rhodes<br />

University<br />

• <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> Lung Institute<br />

• BI Medical Students Programme<br />

• Clinical Epidemiology Fellowship<br />

• Zusammenarbeit mit indischen Ge-<br />

werkschaften (ICEM) bei HIV-Ar-<br />

beitsplatzprogrammen.<br />

Weitere Informationen erhalten Sie unter:<br />

www.corporateresponsibility.boehringer-<br />

ingelheim.com<br />

Vermeidung der Mutter-Kind-Übertragung ist<br />

das Ziel des viramune® Donation Programme<br />

Weitere Entwicklungen bei antiretroviralen<br />

Medikamenten (ARVs)<br />

Im Bereich Forschung und Entwicklung<br />

hat <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> im Jahr 2010<br />

eine neue Darreichungsform des HIV-<br />

Medikaments viramune® (Nevirapin)<br />

mit verzögerter Wirkstofffreisetzung<br />

entwickelt und auf dem Markt eingeführt<br />

(siehe Kapitel Unsere Geschäfte).<br />

Darüber hinaus ist seit 2009 eine pädiatrische<br />

Darreichungsform des antiretroviralen<br />

Therapeutikums (ARV), aptivus®<br />

(Tipranavir), erhältlich (siehe Glossar).<br />

Beide Medikamente qualifi zieren für das<br />

Non-Assert-Programm.<br />

Externe Anerkennung durch die Access<br />

to Medicine Foundation<br />

In der Umfrage und Rangliste 2010 der<br />

Stiftung Access to Medicine Foundation<br />

erzielte <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> für das<br />

viramune® Donation Programme,<br />

seine freiwilligen nichtexklusiven<br />

Lizenzvereinbarungen sowie für die<br />

Non-Assert-Erklärung einen guten<br />

zwölften Platz unter 20 bewerteten<br />

Pharmaunternehmen.<br />

www.accesstomedicineindex.org<br />

Kooperationen und Projekte<br />

49


unternehmerische verantwortung<br />

Lokale Kooperationen und Projekte<br />

Die Mitarbeiter unserer Betriebseinheiten arbeiten mit lokalen<br />

Organisationen zusammen. Auf den folgenden Seiten werden<br />

Beispiele für unsere regionalen Aktivitäten vorgestellt.<br />

Belgien:<br />

„Genesung durch Lachen“ -<br />

„CliniClowns“<br />

50 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010<br />

Gesellschaftliches Engagement<br />

Kooperationspartner „CliniClowns”<br />

In Belgien unterstützen die Mitarbeiter<br />

von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> die beliebte<br />

und respektierte Organisation „Clini-<br />

Clowns“ mit dem Motto „Genesung durch<br />

Lachen“. Seit 1994 besuchen die professionellen<br />

Clowns der Organisa tion<br />

Kinder in Krankenhäusern, um den<br />

kleinen Patienten auch in schwierigen<br />

Zeiten Freunde und Spaß zu bringen.<br />

Die Mitarbeiter von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />

haben mit unterschiedlichen<br />

Aktivitäten, wie Autowaschen und Verkauf<br />

von Kleinigkeiten und durch bestimmte<br />

Einsparungen, Geld für die<br />

„CliniClowns“ gesammelt.<br />

Kooperation mit St John Ambulance<br />

In Großbritannien hat sich <strong>Boehringer</strong><br />

<strong>Ingelheim</strong> mit der Lokalzeitung The<br />

Bracknell News und der führenden<br />

Erste-Hilfe-Wohltätigkeitsorganisation<br />

St John Ambulance zusammengeschlossen,<br />

um eine Reihe kostenloser<br />

Seminare zum Thema „Lebensrettung<br />

von Kindern“ für Eltern, Großeltern<br />

und Kinderbetreuer in der Gemeinde<br />

zu unterstützen. Die kostenlosen Seminare<br />

deckten Erste-Hilfe-Themen<br />

wie Bewusstlosigkeit, Erstickung und<br />

Atemstillstand ab. Alle Teilnehmer<br />

konnten Herz-Lungen-Reanimation<br />

an lebensgroßen Baby- und Kleinkindpuppen<br />

üben.<br />

Kooperation mit Banco Farmaceutico<br />

In Italien unterstützt <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />

seit vielen <strong>Jahre</strong>n Banco Farmaceutico,<br />

einen gemeinnützigen Verein,<br />

der pharmazeutische Produkte von<br />

Pharmaunternehmen und Privatpersonen<br />

sammelt und an verschiedene Institutionen<br />

verteilt, die Bedürftigen helfen.<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> Italia spendet insbesondere<br />

Produkte, die im Winter benötigt<br />

werden, wie beispielsweise Medikamente<br />

gegen Grippe und Husten.<br />

Kooperation mit DREAM<br />

Ebenfalls in Italien arbeitet das Unternehmen<br />

mit DREAM zusammen (Drug<br />

Resources Enhancement against AIDS<br />

and Malnutrition), ein AIDS-Therapieprogramm,<br />

das von der christlichen<br />

Gemeinschaft Sant’Egidio betrieben<br />

wird und auf die Prävention, Behandlung<br />

und Verringerung dieser Infektionskrankheit<br />

in den afrikanischen Ländern<br />

ausgerichtet ist. Das Programm<br />

schult darüber hinaus Ärzte, Krankenschwestern<br />

und andere medizinische<br />

Fachkräfte in Afrika. <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />

Italia unterstützt die Organisation<br />

insbesondere durch ein 10-<strong>Jahre</strong>s-<br />

Stipendium für zwei lokale Forscher.


Kooperation mit Fundació Ictus<br />

In Spanien organisierte <strong>Boehringer</strong><br />

<strong>Ingelheim</strong> zusammen mit Fundació<br />

Ictus, dem <strong>Gesundheit</strong>sministerium<br />

von Katalonien und dem Stadtrat von<br />

Barcelona eine Konferenz, die den<br />

Bürgern eine lehrreiche Erklärung<br />

über Funktion und Versorgung des<br />

Gehirns lieferte sowie das Wissen mitgab,<br />

wie man sich in Situationen verhält,<br />

in denen ein Schlaganfallrisiko<br />

besteht. Die interaktive Ausstellung<br />

„Què tens al cap?“ („Was hast du im<br />

Kopf?“) fand an der Plaça Nova vor<br />

der Kathedrale in Barcelona statt.<br />

Kooperation mit Agaliazo Group<br />

Volunteers Against Cancer<br />

In Griechenland hat <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />

der Organisation Agaliazo Group<br />

Volunteers Against Cancer Geldmittel<br />

für die Lösung von Patientenproblemen<br />

und für die Information über Krebsprävention<br />

zur Verfügung gestellt.<br />

Kooperation mit dem Hungarian<br />

Ecumenical Charity Service<br />

In Ungarn unterstützten <strong>Boehringer</strong><br />

<strong>Ingelheim</strong>-Mitarbeiter durch den<br />

Hungarian Ecumenical Charity Service<br />

die Opfer der Giftschlammkatastrophe<br />

im Bezirk Veszprém, spendete<br />

lokalen Krankenhäusern pharmazeutische<br />

Produkte und stellte den betroffenen<br />

Orten finanzielle Hilfe zur<br />

Verfügung.<br />

Kooperation mit einer Schule<br />

Als Reaktion auf die verheerenden<br />

Überschwemmungen in Polen spendeten<br />

Mitarbeiter von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />

Reinigungsprodukte und trockene<br />

Lebensmittel an die Gemeinde Wilków<br />

im Südosten des Landes. <strong>Boehringer</strong><br />

<strong>Ingelheim</strong> leistete darüber hinaus eine<br />

Geldspende an die öffentliche Schule<br />

von Wilków, womit die Einrichtung für<br />

ein Sprach- und Chemielabor gekauft<br />

werden konnte. Die Unterstützung war<br />

ausreichend, um zehn moderne Multimedia-Tafeln<br />

und 20 Laptop-Computer<br />

zu erwerben. Ebenfalls übernahm das<br />

Unternehmen die Kosten für einjährige<br />

Stipendien für vier Schüler. Die Kooperation<br />

dauert bis heute an.<br />

Kooperation mit Cadena de Ayuda<br />

In Mexiko nahm <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />

an der Initiative „Cadena de Ayuda“<br />

(„Hilfskette“) teil, die Institutionen beim<br />

Kampf gegen die Mangel- und Fehlernährung<br />

von Kindern bis fünf <strong>Jahre</strong><br />

unterstützt. In diesem Zusammenhang<br />

umfasst Fehlernährung auch Kinder,<br />

die unter Überernährung leiden. In<br />

Mexiko haben schätzungsweise ein Achtel<br />

der Kinder eingeschränkte Lebenschancen<br />

aufgrund von Fehlernährung.<br />

Geldmittel wurden für zwei Projekte<br />

bereitgestellt, die Hilfe für Tausende<br />

Kinder mit Fehlernährung bedeuten.<br />

Ungarn:<br />

Mehr als 3.000 Häuser in drei<br />

Ortschaften wurden durch den<br />

giftigen Schlamm zerstört.<br />

Mexiko:<br />

Kampf gegen Mangel- und<br />

Fehlernährung von Kindern<br />

Lokale Kooperationen und Projekte<br />

51


unternehmerische verantwortung<br />

Brasilien:<br />

Projekt zur <strong>Gesundheit</strong>shumanisierung<br />

in zwei Krankenhäusern<br />

52 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010<br />

Gesellschaftliches Engagement<br />

Kooperation mit Transparencia Mexicana<br />

Darüber hinaus hat <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />

mit Transparencia Mexicana<br />

zusammengearbeitet – einer gemeinnützigen<br />

Organisation gegen die Korruption<br />

in Mexiko.<br />

Kooperation mit Associação<br />

Arte Despertar<br />

In Brasilien ist <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />

eine Partnerschaft mit der gemeinnützigen<br />

Organisation Associação Arte<br />

Despertar eingegangen und unterstützt<br />

ein Projekt mit dem Ziel der<br />

„<strong>Gesundheit</strong>shumanisierung“ in zwei<br />

großen Krankenhäusern, die Geringverdiener<br />

in São Paulo behandeln:<br />

Instituto do Coração do Hospital das<br />

Clínicas da Faculdade de Medicina da<br />

Universidade de São Paulo und<br />

Irmandade da Santa Casa de Misericórdia<br />

de São Paulo.<br />

Viermal wöchentlich kommen zwei<br />

Kunstlehrer, ein Psychologe und ein<br />

Pädagoge in die verschiedenen Bereiche<br />

des Krankenhauses und haben für<br />

die Patienten, Pfl eger und Ärzte Musik,<br />

Geschichten und Kunst im Gepäck.<br />

Kooperation Cares Foundation und<br />

Direct Relief International<br />

Als Teil des kontinuierlichen Engagements<br />

zur Unterstützung von Einzelpersonen<br />

und Familien im Falle von Naturkatastrophen<br />

hat sich die Boeh ringer<br />

<strong>Ingelheim</strong> Cares Foundation (BICF)<br />

mit Direct Relief International (DRI)<br />

zusammengeschlossen, um Produkte<br />

für das Hurricane Preparedness Program<br />

2010 von DRI zur Verfügung zu<br />

stellen.<br />

Produkte von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />

wurden zusammen mit den Produkten<br />

anderer Hersteller verpackt und in 30<br />

zuvor ausgewählte Kliniken an der US-<br />

Golfküste positioniert, um die DRI-<br />

Partner im <strong>Gesundheit</strong>swesen zu<br />

unterstützen, die die gefährdete Bevölkerung<br />

in Wirbelsturmgebieten<br />

versorgen. Die Pakete enthalten jeweils<br />

Material für die Versorgung von<br />

100 Patienten für 3–5 Tage.<br />

Seit 2007 stellt DRI Notfallmaterialien<br />

für die Wirbelsturmsaison zur Verfügung<br />

und leistet bei der Notfallplanung<br />

im Rahmen von Partnerschaften<br />

mit der Texas Association of Community<br />

Health Centers, der Louisiana Primary<br />

Care Association, der Mississippi<br />

Primary Health Care Association und<br />

langjährigen Partnerorganisationen in<br />

der Karibik Unterstützung. Die medizinischen<br />

Einrichtungen, welche die<br />

Pakete erhalten, werden anhand ihres<br />

Standorts, ihrer Erfahrung mit Notfallmaßnahmen,<br />

der Gefährdung ihrer<br />

Patienten und ihrer Behandlungskapazität<br />

im Katastrophenfall ausgewählt.<br />

Bei einem akuten Wirbelsturm<br />

sind die Ressourcen bereits vor Ort,<br />

damit die medizinischen Fachkräfte<br />

unmittelbaren Zugang zu Medikamenten<br />

und Materialien haben, wenn diese<br />

am dringendsten benötigt werden.<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> Cares Volunteer<br />

Match – gemeinnütziges Engagement<br />

in den USA<br />

Die Mitarbeiter von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />

in den USA haben 2010 über<br />

13.100 Stunden ihrer Freizeit Einzelpersonen<br />

und Familien in ihren Gemeinden<br />

gewidmet und somit das


Unternehmensziel von 10.000 Stunden<br />

für 2010 übertroffen.<br />

Das Ziel wurde im April 2010 im Rahmen<br />

der National Volunteer Week festgelegt,<br />

als das Unternehmen das Online-<br />

System <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> Cares<br />

Volunteer Match für Mitarbeiterengagement<br />

vorstellte, das freiwillige Aktivitäten<br />

der Mitarbeiter protokolliert und Zugang<br />

zu lokalen Initiativen verschafft.<br />

United Way Day of Caring<br />

Jedes Jahr nehmen Teams von<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> Pharmaceutical,<br />

Inc. am United Way Day of Caring teil.<br />

Dieses Jahr beteiligten sich über <strong>125</strong><br />

Mitarbeiter an diesem Tag an Projekten,<br />

die zu einer besseren Lebensqualität<br />

von Einzelpersonen und Familien in<br />

der Gemeinde beitragen.<br />

Die Aktivitäten für den Day of Caring<br />

2010 umfassten die Säuberung und<br />

Instandsetzung von Parks und Wanderwegen,<br />

den Anstrich und die Sanierung<br />

eines örtlichen Frauenhauses,<br />

sowie Maler- und Gartenarbeiten für<br />

eine Einrichtung, die Familien und<br />

Kinder nach dem Verlust eines Angehörigen<br />

unterstützt.<br />

In den USA haben Mitarbeiter am<br />

United Way Day of Caring ihre Freizeit<br />

mit freiwilliger Hilfe für verschiedene<br />

gemeinnützige Organisationen verbracht,<br />

über 50 Fahrräder für bedürftige<br />

Kinder gebaut, 20 Wandgemälde<br />

angefertigt, die Krankenhausfl ure verschönern<br />

sollen, und 2.000 Pakete mit<br />

Körperpfl egeprodukten für Menschen<br />

gepackt, die Opfer von Naturkatastrophen<br />

geworden sind.<br />

Des Weiteren haben sie über 10.000<br />

Mahlzeiten an Bedürftige der Gemeinde<br />

ausgegeben, beim Bau neuer Häuser<br />

mitgeholfen, Gelder für Programme<br />

USA:<br />

United Way Day of Caring; Mitarbeiter<br />

von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />

packten Medikamente für Menschen,<br />

die Opfer von Naturkatastrophen<br />

geworden sind.<br />

Lokale Kooperationen und Projekte<br />

53


unternehmerische verantwortung<br />

China:<br />

Das Lingxing <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />

Hospital wurde durch Zuwendungen<br />

von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong>-<br />

Mitarbei tern ermöglicht.<br />

54 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010<br />

Gesellschaftliches Engagement<br />

gegen Brustkrebs, Diabetes und Fettleibigkeit<br />

in der Kindheit gesammelt,<br />

sowie Rucksäcke und sonstiges Schulmaterial<br />

für bedürftige Kinder organisiert.<br />

Die Mitarbeiter haben darüber hinaus<br />

ihre Zeit investiert, um das Regional<br />

Hospice of Western CT bei der Beschaffung<br />

von Geldmitteln für Patienten<br />

und ihre Familien zu unterstützen<br />

und in der <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />

AmeriCares Free Clinic medizinische<br />

Dienste geleistet. Insgesamt haben die<br />

Mitarbeiter ihre Zeit und Arbeitskraft<br />

bei über 400 verschiedenen gemeinnützigen<br />

Organisationen im ganzen<br />

Land eingebracht.<br />

Kooperation mit Shanghai Red Cross<br />

Society<br />

Mitarbeiter von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />

China haben schnell auf das Erdbeben<br />

der Stärke 7,1 reagiert, das sich in<br />

Yushu in der Provinz Qinghai im April<br />

2010 ereignete und zahlreiche Todesopfer<br />

forderte. Die Mitarbeiter spendeten<br />

rasch Geld und Sachleistungen<br />

und stellten zwei Schulen im Erdbebengebiet<br />

mithilfe von zwei lokalen<br />

USA:<br />

Beim United Way Day of Caring<br />

in den USA haben Mitarbeiter<br />

von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> über<br />

50 Fahrräder für bedürftige Kinder<br />

zusammengebaut.<br />

Wohltätigkeitsorganisationen Materialien<br />

zur Verfügung. Eine erhebliche<br />

Geldspende der Belegschaft und des<br />

Unternehmens wurde der Shanghai<br />

Red Cross Society für die Opfer in Yushu<br />

übergeben.<br />

Im September 2010 wurde das neue<br />

Krankenhaus Lingxing <strong>Boehringer</strong><br />

<strong>Ingelheim</strong> Hospital in der Stadt<br />

Lingxing, Mian Yang City in der Provinz<br />

Sichuan eröffnet. Spenden von<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> China und<br />

seinen Mitarbeitern haben den Bau<br />

er mög licht.<br />

Das eigentliche städtische Krankenhaus<br />

wurde bei einem Erd beben im<br />

Jahr 2008 schwer beschä digt.


Zusammenarbeit mit der akademischen<br />

Forschung<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> versteht die Zusammenarbeit mit der akademischen<br />

Forschung und sein Engagement in Public-Private-Partnerschaften als gelebte<br />

gesellschaftliche Verpfl ichtung, als Dienst an der Gesellschaft.<br />

Pharmazeutische Biotechnologie –<br />

Kooperation mit einer deutschen<br />

Hochschule<br />

An der Fakultät Pharmazeutische Biotechnologie<br />

der Hochschule Biberach,<br />

Deutschland ist der Bachelor-Studiengang<br />

Pharmazeutische Biotechnologie<br />

seit 2006 besonders auf die Entwicklung<br />

und Herstellung von Biopharmazeutika<br />

ausgerichtet. Als öffentlichprivate<br />

Partnerschaft mit <strong>Boehringer</strong><br />

<strong>Ingelheim</strong> als Partner aus der Industrie<br />

ist der Studiengang nach wie vor<br />

in Deutschland einmalig. Im Wintersemester<br />

2010 waren 211 Studenten<br />

eingeschrieben.<br />

Die Hochschule Biberach hat 2010 ihre<br />

ersten Absolventenjahrgänge verabschiedet.<br />

Insgesamt 56 Biotechnologen<br />

mit dem Abschluss Bachelor of Science<br />

erhielten in Akademischen Feiern ihre<br />

Abschlusszeugnisse überreicht.<br />

Die von Anfang an gute Vernetzung<br />

von Hochschule und Industrie habe den<br />

Studierenden viele Einblicke in die<br />

Praxis ermöglicht, in Vorlesungen von<br />

Unternehmensvertretern, Exkursionen<br />

und schließlich dem Praxissemester,<br />

bei dem die Studierenden u. a. am <strong>Boehringer</strong><br />

<strong>Ingelheim</strong> Forschungsstandort<br />

Biberach ihr Können zeigen konnten.<br />

Von den Absolventen haben sich zehn<br />

für den Einstieg in das Berufsleben<br />

entschieden. Eine Absolventin des<br />

Studiengangs Pharmazeutische Biotechnologie<br />

wurde schon als Mitarbeiterin<br />

bei <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> eingestellt.<br />

Frau Martina Stehmer hatte das<br />

Praxissemester und die anschließende<br />

Bachelorarbeit bei <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />

absolviert.<br />

Bachelor-Absolventen können sich nun<br />

auch im Bereich Entwicklung und<br />

Produktion von Pharmazeutika weiterqualifi<br />

zieren. Denn in einer Kooperation<br />

der Hochschule Biberach und der<br />

Universität Ulm wurde 2010 der gemeinsame<br />

Masterstudiengang Pharmazeutische<br />

Biotechnologie (PBT) eingerichtet.<br />

Zum Semester 2010 hatten sich<br />

22 Studierende eingeschrieben.<br />

Die ersten PBT-Absolventen mit<br />

Dekan Prof. Jürgen Hannemann<br />

und Rektor Prof. Thomas Vogel<br />

Zusammenarbeit mit akademischer Forschung<br />

55


unternehmerische verantwortung<br />

Martina Stehmer, jetzt<br />

Mitarbeiterin von<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />

und Absolventin PBT-<br />

Bachelor, erster<br />

Abschlussjahrgang<br />

Wintersemester 09/10.<br />

56 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010<br />

Gesellschaftliches Engagement<br />

Auf der Basis der guten Bachelorausbildung<br />

in Pharmazeutischer Biotechnologie,<br />

Biochemie, Biologie mit<br />

Schwerpunkt in der Molekularbiologie<br />

oder in Studiengängen mit im Wesentlichen<br />

gleichem Inhalt werden die<br />

Studenten im Masterstudiengang forschungs-,<br />

entwicklungs- und produktorientiert<br />

ausgebildet. Das Studienziel<br />

des viersemestrigen konsekutiven Masterstudienganges<br />

PBT ist eine qualifi -<br />

zierte Ausbildung im Bereich der pharmazeutischen<br />

Biotechnologie mit dem<br />

Studienabschluss Master of Science<br />

(M. Sc.) und stellt u. a. eine Befähigung<br />

zum Promotionsstudium dar.<br />

An der Hochschule Biberach steht für<br />

den Masterstudiengang das 2007 gegründete<br />

Institut für Pharmazeutische<br />

Biotechnologie zur Verfügung. In enger<br />

Zusammenarbeit mit <strong>Boehringer</strong><br />

<strong>Ingelheim</strong> als Partner aus der Industrie<br />

und mit nationalen sowie internationalen<br />

Hochschulen bearbeitet das Institut<br />

Forschungsprojekte im Herstellungsprozess<br />

für Biopharmazeutika.<br />

Das Institut für Molekulare Pathologie<br />

Das Institut für Molekulare Pathologie<br />

(IMP) ist ein Forschungsinstitut für<br />

biomedizinische Grundlagenforschung,<br />

das hauptsächlich von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />

unterstützt wird.<br />

International anerkannt als Exzellenzzentrum<br />

in Molekularbiologie<br />

und Genetik, konzentriert das IMP<br />

seine Forschungsanstrengungen auf<br />

die Bereiche Molekular- und Zellbiologie,<br />

einschließlich Strukturbiologie,<br />

Mechanismen der Krankheitsentstehung<br />

und auf das neue Gebiet der<br />

neuronalen Netzwerke. Ein besonderes<br />

Anliegen ist die Förderung von<br />

fachübergreifenden Forschungsansätzen<br />

durch die Vernetzung von Expertenwissen<br />

aus den Bereichen Optical<br />

Engineering, Computation und Bioengineering.<br />

Das in Wien ansässige IMP arbeitet<br />

eng mit dem Institut für Molekulare<br />

Biotechnologie der Österreichischen<br />

Akademie der Wissenschaften (IMBA)<br />

und weiteren Forschungsinstituten am<br />

Campus Vienna Biocenter zusammen.<br />

Vor etwa 150 <strong>Jahre</strong>n hat der deutsche<br />

Biologe Rudolf Virchow, der bisweilen<br />

auch als „Vater der Sozialmedizin“ bezeichnet<br />

wird, festgestellt, dass jeder<br />

Organismus aus Zellen besteht („omnis<br />

cellula e cellula“) und dass eine lebende<br />

Zelle nur aus einer anderen lebenden<br />

Zelle hervorgehen kann. Wie sich eine<br />

Zelle immer wieder fehlerlos teilen<br />

kann, fasziniert seither die Biologen.<br />

Für lebende Organismen ist es essenziell,<br />

dass der Vorgang der Zellteilung<br />

bzw. Mitose von den zellinternen Mechanismen<br />

genau gesteuert wird. Der<br />

kleinste Fehler kann zur Bildung eines<br />

Tumors führen oder die Ursache für<br />

Unfruchtbarkeit oder Geburtsfehler<br />

sein, wenn er bei der Fortpfl anzung<br />

auftritt.<br />

Führende Zellzyklusforschung in Europa<br />

Seit über 20 <strong>Jahre</strong>n erforschen die Wissenschaftler<br />

am IMP die Zellteilung<br />

und haben tiefgreifendes Wissen auf<br />

diesem Gebiet erworben, das ihnen zu<br />

internationalem Ansehen in der molekularen<br />

Zellbiologie verholfen hat.


MitoCheck – Koordination durch das IMP<br />

Die Europäische Kommission hat 2004<br />

die internationale Forschungsinitiative<br />

zur Zellzyklusregulierung Mito-Check<br />

eingeführt, die vom IMP koordiniert<br />

wird. Das Projekt vereint führende Wissenschaftler<br />

aus elf Forschungsinstituten,<br />

Universitäten und der Industrie in<br />

Österreich, Deutschland, Großbritannien,<br />

Italien und Frankreich. Unter der<br />

Leitung von Jan-Michael Peters, Senior<br />

Scientist am IMP, haben sie gemeinsam<br />

die Herausforderung angenommen,<br />

jedes einzelne an der Zellteilung<br />

beteiligte Gen und Protein zu fi nden –<br />

eine Aufgabe, die keine einzelne Forschungs<br />

gruppe hätte lösen können.<br />

Das Projekt wurde nach fünf <strong>Jahre</strong>n<br />

erfolgreich abgeschlossen und die<br />

Ergebnisse im Frühjahr 2010 in den<br />

renommierten Magazinen Nature<br />

und Science veröffentlicht. Insgesamt<br />

wurden 22.000 menschliche<br />

Gene untersucht, von denen 600 eine<br />

Rolle bei der Zellteilung spielen. Die<br />

Ergebnisse stehen Wissenschaftlern<br />

unter www.mitocheck.org zur freien<br />

Verfügung und schaffen eine wertvolle<br />

Ressource, auf die zukünftige Forschungsarbeiten<br />

zurückgreifen können.<br />

Eine der neu entwickelten Methoden<br />

ist das Hochdurchsatz-Imaging lebender<br />

Zellen. Mithilfe der RNA-Interferenz<br />

wurden alle 22.000 Gene einer<br />

humanen Krebszelllinie nacheinander<br />

deaktiviert. Die Zellen wurden<br />

48 Stunden lang über ein Mikroskop<br />

aufgenommen. So entstanden nahezu<br />

200.000 Zeitrafferfi lme, die jeweils<br />

zeigen, was bei der Stilllegung eines<br />

bestimmten Gens passiert.<br />

„Das erstaunliche an MitoCheck sind die neuen<br />

Technologien, die im Laufe des Projekts<br />

entwickelt wurden und nun ebenfalls wieder<br />

neue Fragen aufwerfen. Wissenschaft und<br />

Technik befruchten sich hier gegenseitig.“<br />

jan-michael peters,<br />

senior scientist,<br />

institut für molekulare<br />

pathologie in wien, österreich<br />

Zur automatisierten Verarbeitung<br />

dieser enormen Datenmengen musste<br />

eigens eine entsprechende Software<br />

entwickelt werden. Auch die Methode<br />

zur systematischen Stilllegung aller<br />

Gene eines Organismus war ein Erfolg<br />

für sich. Bereits ein Jahr nach ihrer<br />

Veröffentlichung kommt sie bei über<br />

zehn Forschungsgruppen in Europa<br />

zum Einsatz.<br />

Das MitoSys-Projekt<br />

Das Wissen über die an der Mitose beteiligten<br />

Gene und Proteine reicht jedoch<br />

noch nicht. Die Wissenschaftler<br />

müssen nun herausfi nden, wie diese<br />

Akteure auf Molekularebene agieren<br />

und interagieren. Das Folgeprojekt<br />

MitoSys, das im Juni 2010 im siebten<br />

Rahmenprogramms der EU anlief,<br />

geht die Aufgabe an, die Zellteilung<br />

aus der Perspektive der Systembiologie<br />

zu erforschen.<br />

In den kommenden fünf <strong>Jahre</strong>n wird<br />

sich MitoSys der Entwicklung quantitativer<br />

Assays zur Bestimmung des<br />

Verhaltens mitotischer Proteine widmen.<br />

Mit diesen Assays sollen mathematische<br />

Modelle für die wichtigsten<br />

Aspekte der Zellteilung in menschli-<br />

chen Zellen erstellt, Prognosen dieser<br />

Modelle getestet und letztendlich die<br />

einzelnen Modelle der mitotischen<br />

Prozesse zu einem ersten umfassenden<br />

Modell der mitotischen Teilung in<br />

menschlichen Zellen zusammengefasst<br />

werden.<br />

Für das Erreichen dieser ehrgeizigen<br />

Ziele werden international führende<br />

Mathematiker, Biochemiker, Biophysiker<br />

und Biologen an 13 Forschungsinstituten,<br />

Universitäten, internationalen<br />

Organisationen und Unternehmen in<br />

acht europäischen Ländern zusammenarbeiten.<br />

Nach der erfolgreichen Koordination<br />

des MitoCheck-Projekts durch<br />

das IMP übernimmt Jan-Michael Peters<br />

auch die Leitung von MitoSys.<br />

Zusammenarbeit mit akademischer Forschung<br />

57


unternehmerische verantwortung<br />

Die <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> Stiftungen<br />

Die <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> Stiftungen sind eigenständige und gemeinnützige<br />

Organisationen. Sie verstehen die Förderung von Wissenschaft<br />

und Forschung als einen gelebten Dienst an der Gesellschaft.<br />

Die Forschung von heute ist die<br />

Grundlage der Entwicklungen von<br />

morgen. Die wissenschaftlichen Förderprogramme<br />

der <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />

Stiftungen sind eine Brücke in<br />

die Zukunft. Ihr Ziel: Durch die Förderung<br />

von außerordentlichen wissenschaftlichen<br />

Leistungen sollen wichtige<br />

Entwicklungen vorangetrieben<br />

werden, die unsere Lebensqualität<br />

langfristig verbessern können.<br />

Das Ribosom, die Proteinsynthesefabrik der Zelle (links), „angelt“ nach Helferproteinen,<br />

den sogenannten Elongationsfaktoren. Foto von Dr. Niels Fischer, ehemaliger<br />

Stipendiat des <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> Fonds.<br />

58 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010<br />

Gesellschaftliches Engagement<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> Stiftung: Exzellenz<br />

nachhaltig fördern<br />

Die Stiftung wurde 1977 von Hubertus<br />

Liebrecht (1931–1991) errichtet. Die<br />

gemeinnützige Organisation fördert<br />

die medizinische, biologische, chemische<br />

und pharmazeutische Wissenschaft.<br />

Das Ziel der Stiftung ist die<br />

Finanzierung von Grundlagenforschung,<br />

z. B. im Rahmen des Perspektiven-Programms<br />

„Plus 3“ für selbstständige<br />

Nachwuchsgruppenleiter. Seit<br />

2011 dotiert die Stiftung den international<br />

renommierten Heinrich-Wieland-<br />

Preis. Darüber hinaus fördert sie wissenschaftliche<br />

Veranstaltungen, die als<br />

Plattform für einen Ideenaustausch<br />

zwischen verschiedenen Generationen<br />

von Wissenschaftlern dienten.<br />

Als Zeichen der tiefen Verbundenheit<br />

mit der Herkunftsregion des Gründers<br />

schenkt die Stiftung der Universität<br />

Mainz besondere Aufmerksamkeit.<br />

Beispielsweise verleiht sie den<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong>-Preis in Anerkennung<br />

herausragender Leistungen<br />

an Nachwuchsforscher der Universitätsmedizin.


Institut für Molekulare Biologie (IMB)<br />

Die Zusage, das Institut für Molekulare<br />

Biologie (IMB) an der Universität<br />

Mainz mit 100 Millionen Euro für<br />

zehn <strong>Jahre</strong> zu unterstützen, stellt einen<br />

Meilenstein in der Geschichte der<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> Stiftung dar.<br />

Mit dieser Spende will die Stiftung ein<br />

Institut für erstklassige Grundlagenforschung<br />

fördern, das die bereits in<br />

Mainz betriebene Forschung ergänzt<br />

und dessen Wissenschaftler und Aus-<br />

Herr Prof. Niehrs, Sie haben ein attraktives<br />

Arbeitsumfeld am Deutschen<br />

Krebsforschungszentrum verlassen,<br />

um in Mainz das Institut für Molekulare<br />

Biologie (IMB) als Gründungsdirektor<br />

aufzubauen. Was reizt Sie<br />

an dieser neuen Aufgabe ?<br />

prof. christof niehrs:<br />

„Für mich ist dies eine einzigartige<br />

Chance im Leben eines Wissenschaftlers:<br />

Ich habe die Möglichkeit, ein Institut<br />

aufzubauen und meine eigenen<br />

Visionen und Ziele zu realisieren.<br />

Das IMB wird kein ‚normales‘ Forschungszentrum<br />

werden, sondern ein<br />

Institut mit einem außergewöhnlichen<br />

Maß an Flexibilität und – insbesondere<br />

dank des Beitrags der <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />

Stiftung – mit herausragenden<br />

Forschungsbedingungen.“<br />

Welche Art von Forschung wird am<br />

IMB betrieben?<br />

prof. christof niehrs:<br />

„Der Schwerpunkt unserer Arbeit<br />

liegt auf der Epigenetik, der Ent-<br />

stattung internationalen Exzellenzmaßstäben<br />

genügen. Ziel ist, ein internationales<br />

Leuchtturminstitut in<br />

den Lebenswissenschaften zu etablieren.<br />

Der Gründungsdirektor des IMB, Prof.<br />

Dr. Christof Niehrs, ist ein weltweit<br />

führender Zell- und Entwicklungsbiologe.<br />

Das IMB wurde im März 2011<br />

offi ziell eröffnet.<br />

Fragen an Prof. Dr. Christof Niehrs, Gründungsdirektor des Instituts für Molekulare Biologie<br />

wicklungsbiologie und der DNA-<br />

Reparatur. Wir benötigen eine breite<br />

Palette an Fächern und Methoden,<br />

wenn wir die wichtigsten Fragen<br />

beantworten möchten, wie Gene in<br />

bestimmten Entwicklungsphasen<br />

und in Stammzellen reguliert, d. h.<br />

an- und abgeschaltet werden. Seit<br />

wir die Genom-Sequen zierung entdeckt<br />

haben, können wir den DNA-<br />

Code – das Buch des Lebens – lesen.<br />

Aber wir müssen lernen, es besser<br />

zu verstehen.“<br />

Wie ist das Institut strukturiert?<br />

prof. christof niehrs:<br />

„Das Institut bietet Platz für drei Forschungsabteilungen<br />

und etwa 12 unabhängige<br />

Forschungsgruppen. Neueste<br />

Technologien mit den besten<br />

heute verfügbaren Geräten und Ausrüstungen<br />

sind ebenfalls vorhanden.“<br />

Welche Ziele verfolgt das IMB?<br />

prof. christof niehrs:<br />

„Unsere Mission ist erstklassige<br />

Grundlagenforschung. Das Ziel ist<br />

es, ein weltweites Ins titut mit den<br />

Schwerpunkten Epi genetik und<br />

DNA-Reparatur zu werden. Wir haben<br />

uns einen zukunftsträchtigen<br />

Forschungsbereich ausgesucht, der<br />

sich mit den zurzeit spannendsten<br />

Fragen der Biowissenschaften beschäftigt.<br />

Unser Institut kann Synergien<br />

schaffen, welche die Forschung<br />

wesentlich vorantreiben und<br />

sie über die Grenzen der Erkenntnisse<br />

bisher bestehender Epigenetik-Forschungszentren<br />

ausweiten.“<br />

prof. dr. christof niehrs<br />

(foto: peter pulkowski)<br />

Die <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> Stiftungen<br />

59


unternehmerische verantwortung<br />

Nobelpreisträger Prof. Dr. Venkatraman Ramakrishnan<br />

(Dritter von links) und Dr. James<br />

Ogle (B.I.F.-Mitglied, Erster von links)<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> Fonds: Leidenschaft<br />

für Wissenschaft<br />

Diese Stiftung für biomedizinische<br />

Grundlagenforschung besteht seit dem<br />

Jahr 1983. Sie unterstützt Nachwuchswissenschaftler,<br />

welche die grundlegenden<br />

Phänomene des menschlichen<br />

Lebens als Teil ihres Ph.D.-Projekts<br />

erforschen. Nach einem strengen Auswahlprozess<br />

werden nur die besten<br />

Bewerber als Stipendiaten aufgenommen.<br />

Über 140 Stipendiaten sind bereits<br />

zum Professor ernannt worden und<br />

vier haben sogar schon den renommiertesten<br />

deutschen Wissenschaftspreis,<br />

den Leibniz-Preis, erhalten.<br />

2009 konnte der <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />

Fonds stolz verkünden, dass der ehemalige<br />

Stipendiat Dr. James Ogle mit<br />

seiner Doktorarbeit einen wesentlichen<br />

Beitrag zur Arbeit von Prof. Venkatraman<br />

Ramakrishnan, einem der Nobelpreisträger<br />

für Chemie 2009, geleistet<br />

hat.<br />

Teilnehmer an der 102. Internationalen Titisee-Konferenz im Oktober 2010<br />

60 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010<br />

Gesellschaftliches Engagement<br />

Über 1000 Ph.D.-Stipendien<br />

Im Jahr 2010 hat der <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />

Fonds einen wichtigen Meilenstein<br />

erreicht: Das eintausendste<br />

Ph.D.-Stipendium wurde vergeben. Im<br />

Rahmen dieses Förderprogramms<br />

werden fortwährend 120 Nachwuchswissenschaftler<br />

unterstützt. Diese erhalten<br />

nicht nur ein wettbewerbsfähiges<br />

Stipendium, sondern werden<br />

auch zu Seminaren eingeladen und<br />

werden von der Stiftung persönlich<br />

betreut.<br />

Zweimal jährlich lädt der <strong>Boehringer</strong><br />

<strong>Ingelheim</strong> Fonds Wissenschaftler mit<br />

internationaler Reputation zu den internationalen<br />

Titisee-Konferenzen ein.<br />

Seit 1962 kommen Experten aus allen<br />

Ländern im Schwarzwald zusammen,<br />

um die neuesten Ergebnisse und Entwicklungen<br />

in den verschiedenen Bereichen<br />

der molekularen Lebenswissenschaften<br />

zu besprechen. Traditionell<br />

nehmen führende Wissenschaftler aus<br />

zwei bis drei Fachgebieten an der Konferenz<br />

teil, um die Diskussion zwischen<br />

den Disziplinen anzuregen. Die Titisee-<br />

Konferenz im Oktober 2010 wurde beispielsweise<br />

von Dr. Martin Chalfi e, einem<br />

der Träger des Nobelpreises für<br />

Chemie 2008, eröffnet.


Kulturengagement von<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />

Geschwister <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> Stiftung für Geisteswissenschaften<br />

und Internationale Tage <strong>Ingelheim</strong>.<br />

Geschwister <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />

Stiftung für Geisteswissenschaften<br />

Die älteste der drei <strong>Boehringer</strong>-Stiftungen<br />

wurde aus Anlass der 65. Geburtstage<br />

von Albert <strong>Boehringer</strong> sen.<br />

und Julius Liebrecht sowie des 60. Geburtstags<br />

von Dr. Ernst <strong>Boehringer</strong> im<br />

Jahr 1957 gegründet, „in Dankbarkeit<br />

für die Leistungen der Väter und im<br />

verpfl ichtenden Bewusstsein, dass unsere<br />

Kultur aus geistigen Kräften gewachsen<br />

ist …“.<br />

Die Stiftung fördert die Geisteswissenschaften<br />

und ist somit in einem anderen<br />

Bereich aktiv als der <strong>Boehringer</strong><br />

<strong>Ingelheim</strong> Fonds und die <strong>Boehringer</strong><br />

<strong>Ingelheim</strong> Stiftung, die beide später<br />

gegründet wurden und die Grundlagenforschung<br />

in den Lebenswissenschaften<br />

unterstützen. Die Geschwister<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> Stiftung für<br />

Geisteswissenschaften ist ein Beispiel<br />

für das Engagement der Gründer im<br />

Bereich Kultur.<br />

Dr. Robert <strong>Boehringer</strong>, enger Freund<br />

des berühmten Dichters Stefan George,<br />

wurde in den wissenschaftlichen<br />

Beirat der Stiftung berufen. Heute vergibt<br />

die Stiftung ausschließlich Druckkostenzuschüsse<br />

für wissenschaftliche<br />

Werke, z. B. Doktorarbeiten oder<br />

Habilitationsschriften, in den Geisteswissenschaften.<br />

Internationale Tage <strong>Ingelheim</strong><br />

Seit über 50 <strong>Jahre</strong>n bieten die Ausstellungen<br />

der Internationalen Tage <strong>Ingelheim</strong><br />

besondere Einblicke in Kulturtraditionen<br />

anderer Länder, bedeu tende<br />

Kunstströmungen oder das Werk einzelner<br />

Künstler. Dieses fortwährende<br />

Kulturengagement ist Ausdruck eines<br />

mäzenatischen Geistes, dem sich die<br />

Gesellschafterfamilie von <strong>Boehringer</strong><br />

<strong>Ingelheim</strong> seit 1959 verschrieben hat.<br />

Albert Renger-Patzsch – Axel Hütte<br />

Rheingau*–Fotografi en<br />

Im Jahr 1953 hat C.H. <strong>Boehringer</strong><br />

Sohn mit „Lob des Rheingaus“ den<br />

ersten von insgesamt vier Bildbänden<br />

mit Aufnahmen von Albert Renger-<br />

Patzsch initiiert und herausgegeben.<br />

Drei weitere sollten folgen: „Hohenstaufenburgen<br />

in Süditalien“ 1961,<br />

„Bäume“ 1962 und „Gestein“ 1966.<br />

Diese vieljährige Zusammenarbeit beruhte<br />

auf der freundschaftlichen Verbundenheit<br />

zwischen dem Fotografen<br />

und Dr. Ernst <strong>Boehringer</strong>.<br />

<strong>125</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> waren<br />

der Anlass für die Gesellschafterfamilie<br />

und insbesondere für deren vierte<br />

Axel Hütte bei der Sonderausstellung<br />

Internationale Tage, 2010<br />

Axel Hütte<br />

Burg Rheinstein, 2009<br />

60 x 45 cm<br />

© Axel Hütte<br />

Kulturengagement von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />

61


unternehmerische verantwortung<br />

Albert Renger-Patzsch:<br />

Blick stromaufwärts in das Rheintal,<br />

um 1950, 30 x 40 cm<br />

© Albert Renger-Patzsch Archiv / Ann<br />

und Jürgen Wilde / VG Bild-Kunst,<br />

Bonn 2011<br />

62 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010<br />

Gesellschaftliches Engagement<br />

Genera tion, das Thema „Rheingau“<br />

wieder aufzugreifen und neu zu interpretieren:<br />

der Heimatstandort des Unternehmens<br />

gesehen mit den Augen eines<br />

Fotografen – damals und heute, fast<br />

60 <strong>Jahre</strong> später.<br />

Albert Renger-Patzsch (1897–1966) gilt<br />

als Pionier der „Neuen Sachlichkeit“ in<br />

Deutschland. Sein direkter, sachbezogener<br />

Aufnahmestil wurde zur Grundlage<br />

der modernen Fotografie. Axel Hütte<br />

(geb. 1951), renommierter deutscher Fotograf<br />

und ehemaliger Becher-Schüler<br />

an der Kunstakademie Düsseldorf, gilt<br />

heute als unbestrittener Meister der analogen<br />

Landschaftsfotografi e. In dem<br />

ebenso anregenden wie aufschlussreichen<br />

Projekt kombiniert Hütte die herausragenden<br />

Bilder Renger-Patzschs aus<br />

den 50er <strong>Jahre</strong>n mit historischen Ansichtskarten<br />

und den eigenen Arbeiten,<br />

die zwischen Herbst 2009 und Frühjahr<br />

2010 entstanden sind.<br />

Eine Auswahl der schönsten Aufnahmen<br />

wurde in einer viel beachteten Sonderausstellung<br />

der Internationalen Tage,<br />

dem seit über 50 <strong>Jahre</strong>n bestehenden<br />

Kulturengagement des Unternehmens,<br />

im Alten Rathaus von <strong>Ingelheim</strong> im<br />

September 2010 präsentiert: Den Originalabzügen<br />

von Albert Renger-Patzsch,<br />

die für die Publikation „Lob des Rheingaus“<br />

und „Bäume“ angefertigt wurden,<br />

darunter auch unveröffentlichte Abzüge,<br />

standen die großformatigen Bilder<br />

von Axel Hütte, die für dieses Projekt<br />

entstanden sind und hier erstmals öffentlich<br />

gezeigt wurden, gegenüber.<br />

Parallel zur Sonderausstellung haben<br />

die Internationalen Tage eine entsprechende<br />

Publikation herausgegeben –<br />

ein prachtvoller Bildband, den die internationale<br />

Fachwelt als einen Meilen stein<br />

in der fotografi schen Publizistik bezeichnet.<br />

(*Der Rheingau, auf den die <strong>Boehringer</strong><br />

<strong>Ingelheim</strong> Unternehmenszentrale jenseits<br />

des Rheins blickt, ist eines der bekanntesten<br />

Weinanbaugebiete<br />

Deutschlands.)<br />

www.internationale-tage.de


Der <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong>- Mitarbeiter-<br />

Fotowettbewerb<br />

Anregung durch Tradition<br />

Der Fotowettbewerb hat bei <strong>Boehringer</strong><br />

<strong>Ingelheim</strong> eine lange Tradition: Er<br />

wurde 1954 von Dr. Ernst <strong>Boehringer</strong><br />

ins Leben gerufen und hat sich erfolgreich<br />

etabliert.<br />

Von Beginn an war die Gesellschafterfamilie<br />

an „Menschen und Mitarbeitern“<br />

interessiert. Wie verbringen die<br />

Mitarbeiter ihre Freizeit? Welche Hobbys<br />

haben sie? Diese Philosophie bildet<br />

die Grundlage für die jährliche Themenauswahl.<br />

Es ist immer wieder spannend zu sehen,<br />

wie die Themenvorgabe die Mitarbeiter<br />

zu kreativen Höchstleistungen<br />

anspornt und die Ideen umgesetzt<br />

werden.<br />

Die Qualität der von unseren Mitarbeitern<br />

im Laufe der <strong>Jahre</strong> eingereichten<br />

Arbeiten war hervorragend und<br />

jedes Jahr wird eine erfolgreiche Ausstellung<br />

zusammengestellt.<br />

Die drei Siegerfotos des Mitarbeiter-Fotowettbewerbs 2010:<br />

„Was bedeutet gesundes Leben für mich?“<br />

Die Vorgaben der Vergangenheit spiegeln<br />

eine breit gefächerte Palette an<br />

Themengebieten wider und die große<br />

Anzahl der Teilnehmer unterstreicht<br />

das rege Interesse. In der Vergangenheit<br />

gab es Mottos wie „Menschen bei<br />

der Arbeit“ (1960), „Nach der Arbeit“<br />

(1962), „Fit werden“ (1973), „Sport<br />

und wir“ (1982), „Menschen und ihre<br />

Hobbys“ (1986), „<strong>Jahre</strong>szeiten“ (1994)<br />

sowie „Der Pharmazeut“ (1995).<br />

Das Thema des Fotowettbewerbs 2010<br />

war „Was bedeutet gesundes Leben<br />

für mich?“. Folgende Aufnahmen<br />

wurden unter zahlreichen eingereichten<br />

Bildern ausgewählt.<br />

Weitere Informationen über die Fotogruppe<br />

fi nden Sie unter:<br />

www.fotogruppe-ingelheim.com<br />

Kulturengagement von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> 63


forschung und entwicklung<br />

Innovationen vorantreiben:<br />

Wie können wir helfen, Krankheiten zu behandeln,<br />

um bessere therapeutische Ergebnisse zu erreichen?<br />

Forschung und Entwicklung sind die Grundlage<br />

des Erfolgs von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> und werden<br />

auch künftig die Triebkräfte für innovative, neue<br />

Medikamente sein. Morgen schon könnten wir einen<br />

Beitrag dazu leisten, Patienten mit diesen Medika -<br />

menten zu heilen.<br />

Im Jahr 2010 hat <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> 2.306<br />

Millionen EUR in Forschung und Entwicklung<br />

im Bereich Humanpharmazeutika investiert –<br />

ein Anteil von 23,8 % des Geschäfts mit<br />

verschrei bungspfl ichtigen Medikamenten.<br />

In den vergangenen zehn <strong>Jahre</strong>n hat <strong>Boehringer</strong><br />

<strong>Ingelheim</strong> 1.320 Studien mit 106 Wirkstoffen in<br />

87 Ländern in allen Teilen der Welt durchgeführt<br />

oder fi nanziert.<br />

23,8 % 1.320 Studien<br />

64 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010


Die Forschung und Entwicklung von <strong>Boehringer</strong><br />

<strong>Ingelheim</strong> ist an vier F&E-Hauptstandorten und<br />

drei kleineren spezialisierten Standorten auf<br />

sechs Therapiegebiete ausgerichtet.<br />

7 Standorte<br />

F&E<br />

Forschung & Entwicklung<br />

Im Jahr 2010 beschäftigten wir weltweit 7.093<br />

hoch qualifi zierte Mitarbeiter in Forschung, Entwicklung<br />

und Medizin.<br />

7.093<br />

Erster sein. Bester sein. Fokussiert sein.<br />

Medizinische Innovationen<br />

Erster sein.<br />

Bester sein.<br />

Fokussiert sein.<br />

Unsere Forschung und Entwicklung in Idiopathische Lungenfi brose<br />

Unsere Forschung und Entwicklung in Hepatitis-C<br />

66<br />

74<br />

78<br />

84<br />

90<br />

99<br />

100<br />

Forschung und Entwicklung 65


forschung und entwicklung<br />

Erster sein.<br />

Bester sein.<br />

Fokussiert sein.<br />

Was treibt Innovationen bei <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> voran? Welche F&E-Strategien<br />

sind erforderlich, um den zukünftigen Erfolg von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> bei der<br />

Entwicklung innovativer Medikamente zu gewährleisten, die einen ungedeckten<br />

medizinischen Bedarf decken? Die Antworten auf diese Fragen bilden das Herzstück<br />

der F&E- Innovationen von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> und kreisen um drei<br />

Ziele. <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> will Erster, Bester und fokussiert sein.<br />

66 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010<br />

Erster sein. Bester sein. Fokussiert sein.


[ forschung und entwicklung bei boehringer ingelheim ]<br />

Unsere Mitarbeiter in F&E arbeiten<br />

täglich daran, Visionen zunächst in Versuche,<br />

dann in klinische Studien und<br />

schließlich in vermarktete Medikamente<br />

zu überführen.<br />

im labor:<br />

dr. wolfgang baiker, corporate senior vice president development (links)<br />

prof. dr. klaus dugi, corporate senior vice president medicine (mitte)<br />

prof. dr. wolfgang rettig, corporate senior vice president research (rechts)<br />

Erster sein. Bester sein. Fokussiert sein. 67


forschung und entwicklung<br />

„Innovation ist kein Ereignis.<br />

Innovation ist ein fortlaufender<br />

Prozess und eine geistige Haltung.“<br />

prof. dr. wolfgang rettig,<br />

corporate senior vice president research,<br />

ingelheim, deutschland<br />

Warum ist die tägliche Herausforderung, der Erste<br />

zu sein, für unsere F&E-Mitarbeiter so wichtig?<br />

wolfgang rettig: Auf dem Gebiet der<br />

Wirkstoffforschung bedeutet der Erste zu sein<br />

nicht gleichzeitig auch schnell zu sein. Es geht<br />

ausschließlich um Mut und Vorwärtsstreben. Es<br />

geht um den Mut, enorme wissenschaftliche Herausforderungen<br />

anzu nehmen, die nicht aus dem<br />

Elfenbeinturm, sondern aus dem täglichen Leben<br />

kommen. Es geht um das Streben, das Leben von<br />

Menschen zu verbessern.<br />

Wieso sterben zentrale Nervenzellen im Gehirn<br />

ab, schlagen Gedächtnisschaltungen fehl und<br />

verschlechtern sich die geistigen Funktionen von<br />

Alzheimer-Patienten? Was bewirkt, dass Lungengewebe<br />

steif wird und unfähig, genug Sauerstoff<br />

aufzunehmen? Warum ruhen versteckte Cluster<br />

von Krebszellen für <strong>Jahre</strong> und tauchen viele <strong>Jahre</strong><br />

nach Operation oder Chemotherapie auf, um<br />

Metastasen zu bilden? Warum ist es trotz der<br />

Kontrolle von Blutdruck, Blutzucker und Blutfetten<br />

immer noch nicht möglich, alle Herzerkrankungen<br />

und das Schlaganfallrisiko zu beseitigen?<br />

Fragen wie diese führen die F&E-Mitarbeiter auf<br />

wissenschaftliches Neuland. Wenn sie sich auf<br />

diesen Weg begeben, sind sie gut ausgerüstet. Mit<br />

modernsten Technologien können detailgenaue<br />

Studien der genetischen Krankheitsfaktoren angefertigt,<br />

die Rolle von Rezeptoren und Signalen<br />

in lebenden Zellen sichtbar gemacht und eine<br />

Brücke zwischen den Erkenntnissen aus der kli-<br />

68 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010<br />

Erster sein. Bester sein. Fokussiert sein.<br />

nischen Forschung und den molekularen Strukturen<br />

geschlagen werden. Darüber hinaus ergibt<br />

sich daraus eine Vielzahl von chemischen Strukturen,<br />

die im Labor quasi als Bauplan für innovative<br />

Medikamente gesucht, umgebaut und feinabgestimmt<br />

werden müssen. Unsere Wissenschaftler<br />

sind zudem nicht allein, wenn sie unbekanntes<br />

Terrain betreten: Sie arbeiten vertrauensvoll mit<br />

Forschern an Hochschulen und Forschungsinstituten<br />

zusammen, die Krankheitsmechanismen<br />

am besten verstehen und mit Nachdruck nach<br />

Mitteln und Wegen suchen, diese Mechanismen<br />

auf molekularer Ebene zu beeinfl ussen.<br />

Ausgerüstet mit Teams und Werkzeugen richtet sich<br />

der Fokus also darauf, der Erste zu sein. Der Mut und<br />

das Vorwärtsstreben, jahrelang hart für ein Ziel zu<br />

arbeiten, wissenschaftlicher Eifer, viel Ausprobieren<br />

und etwas Glück führen letztendlich zu einem ultimativen<br />

Bauplan für ein innovatives Medikament.<br />

klaus dugi: Ein gutes Beispiel für eine Vorreiterrolle<br />

auf dem Markt bildet unser neues<br />

Antikoagulans pradaxa® (Dabigatranetexilat).<br />

pradaxa® ist eine Alternative zu oralen Vitamin-K-Antagonisten,<br />

die seit über 50 <strong>Jahre</strong>n in<br />

verschiedenen Indikationen eingesetzt werden.<br />

pradaxa® stellt als der erste orale Thrombinhemmer<br />

einen neuartigen Wirkmechanismus<br />

dar und revolutioniert daher die Behandlung<br />

von Patienten mit Vorhoffl immern, die ein Risiko<br />

für einen ischämischen Schlaganfall aufweisen.<br />

Im Rahmen der re-ly®-Studie wurde gezeigt,<br />

dass die zweimal tägliche Gabe von 150 mg<br />

Dabigatranetexilat im Hinblick auf Hirnblutungen,<br />

lebensbedrohliche und sonstige Blutungen<br />

ein besseres Sicherheitsprofi l aufweist als die<br />

etablierte Standardtherapie Warfarin, wirksamer<br />

in der Verringerung des Schlaganfallrisikos und<br />

patientenfreundlicher ist, da für pradaxa® keine<br />

Überwachung erforderlich ist.


wolfgang baiker: Innovation sollte auf ei-<br />

ner kontinuierlichen Skala beurteilt werden und<br />

nicht schwarz-weiß. Je nach vorhandenen oder<br />

auch nicht vorhandenen Medikamenten können<br />

Innovationen letztlich nur von Patienten, Ärzten<br />

und Kostenträgern beurteilt werden. Manchmal<br />

dauert es eine Weile, bis der Markt eine Innovation<br />

zu schätzen weiß. Im Falle von pradaxa® ist<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> davon überzeugt, dass die<br />

herausragenden Ergebnisse unserer klinischen Studien<br />

so überzeugend sind, dass das Ausmaß an Innovation,<br />

die in pradaxa® steckt, schon bald eine<br />

positive Marktreaktion nach sich ziehen wird.<br />

Inwiefern verkörpert das Streben, der Beste zu<br />

sein, das Engagement unserer F&E-Mitarbeiter für<br />

nachhaltige Innovationen für Patienten?<br />

wolfgang baiker: Der Beste zu sein bezieht<br />

sich auf eine Reihe von Parametern, die für die<br />

Patienten einen Mehrwert bedeuten. Wie bereits<br />

erwähnt, können Innovationen verschiedene<br />

Stufen aufweisen, je nach den unterschiedlichen<br />

Bedürfnissen und Perspektiven. Bei <strong>Boehringer</strong><br />

<strong>Ingelheim</strong> legen wir den Schwerpunkt nicht nur<br />

auf bahnbrechende Erkenntnisse, sondern wir<br />

fragen uns auf vielfältige Weise, wie wir Mehrwert<br />

mit unseren Medikamenten bieten können.<br />

Der Beste zu sein bedeutet, vorhandene Medikamente<br />

und Behandlungsstrategien zu vergleichen<br />

und bessere Arzneimittel auf den Markt zu bringen.<br />

Besser könnte also heißen: bessere Wirksamkeit,<br />

weniger Nebenwirkungen, bessere Therapie für eine<br />

Patientenuntergruppe oder einfach bessere Patientenfreundlichkeit<br />

bei der Anwendung. Beispielsweise<br />

könnte eine Verringerung der Anzahl der einzunehmenden<br />

Tabletten bei Patienten mit <strong>mehr</strong>eren Erkrankungen<br />

zu einer besseren Com pliance und somit<br />

zu besseren Behandlungserfolgen führen.<br />

wolfgang rettig: Um der Beste auf dem<br />

Gebiet der Wirkstoffforschung zu sein, muss sich<br />

die Forschung um ein nachhaltiges Engagement<br />

für eine bessere <strong>Gesundheit</strong> drehen. Statt einfach<br />

„Innovation sollte auf einer<br />

kontinuierlichen Skala beurteilt<br />

werden und nicht schwarz-weiß.“<br />

dr. wolfgang baiker,<br />

corporate senior vice president development,<br />

ingelheim, deutschland<br />

nach Behandlungsoptionen zu fragen, also „Gibt<br />

es ein Medikament für diese Erkrankung?“, sehen<br />

die F&E-Wissenschaftler genauer hin: Kann<br />

ein neues Medikament bei der Behandlung der<br />

Erkrankung selektiver sein und Nebenwirkungen<br />

vermeiden, indem es an einem anderen Rezeptor<br />

oder einem neu entdeckten Rezeptorsubtyp wirkt<br />

oder unerwünschte Rezeptoren umgeht? Kann<br />

ein neues Medikament an einem zweiten Rezep-<br />

Dabigatranetexilat (pradaxa®)<br />

Ein gutes Beispiel für eine Vorreiterrolle auf dem Markt bildet unser neues<br />

Antikoagulans pradaxa® (Dabigatranetexilat). pradaxa® ist eine Alternative<br />

zu oralen Vitamin-K-Antagonisten, die seit über 50 <strong>Jahre</strong>n in verschiedenen<br />

Indikationen eingesetzt werden<br />

[ dabigatranetexilat ]<br />

Molekülstruktur<br />

Kohlenstoff<br />

Sauerstoff<br />

Stickstoff<br />

Erster sein. Bester sein. Fokussiert sein.<br />

69


forschung und entwicklung<br />

toren wirken und die therapeutische Wirkung<br />

verstärken? Kann ein neues Arzneimittel mit einem<br />

neuen Diagnosetest verbunden werden?<br />

Können mit neuen Wirkstoffen lästige Laboruntersuchungen<br />

und Arztbesuche entfallen?<br />

Das Ziel, in der Wirkstoffforschung der Beste zu<br />

sein, ist im Hinblick auf die Entschlüsselung der<br />

genetischen und molekularen Aspekte der Krankheit,<br />

der Entwicklung intelligenterer Moleküle<br />

und ihrer Feinabstimmung, ausgerichtet auf hochambitionierte<br />

Ziele, immer eine Herausforderung.<br />

klaus dugi: Um der Beste zu sein, müssen<br />

wir defi nieren können, wie der Mehrwert eines<br />

neu artigen Medikaments Patienten, Ärzten und<br />

Kostenträgern gezeigt werden kann.<br />

Bei neuen Substanzen von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />

muss im Rahmen von klinischen Studien untersucht<br />

werden, inwiefern sie einen zusätzlichen<br />

Nutzen für den Patienten im Vergleich zu verfügbaren<br />

Medikamenten bieten. Der Qualität des<br />

klinischen Entwicklungsprogramms kommt dabei<br />

höchste Bedeutung zu. Die Qualität kann sich<br />

im Fokus auf die Indika tionen mit dem höchsten<br />

un gedeckten medizi ni schen Bedarf widerspiegeln,<br />

in der Prüfung von <strong>mehr</strong>eren Dosierungen<br />

in groß angelegten klinischen Studien, oder in<br />

der Festlegung der Dosierung basierend auf den<br />

pharmakokinetischen Eigenschaften der Substanz.<br />

„Letztlich sind es die Patienten, Ärzte und Kostenträger,<br />

die darüber entscheiden, ob ein neu -<br />

artiges Medikament tatsächlich einem<br />

wichtigen ungedeckten medizinischen<br />

Bedarf gerecht wird.“<br />

klaus dugi,<br />

corporate senior vice president medicine,<br />

ingelheim, deutschland<br />

70 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010<br />

Erster sein. Bester sein. Fokussiert sein.<br />

F&E-Projekte nehmen häufi g unverhoffte Wen-<br />

dungen und die Teams müssen ständig Entscheidungen<br />

über die richtige Vorgehensweise treffen.<br />

Schlussendlich sind es die Patienten, die Ärzte<br />

und Kostenträger, die darüber entscheiden, ob<br />

ein neuartiges Medikament tatsächlich einem<br />

wichtigen ungedeckten medizinischen Bedarf<br />

gerecht wird.<br />

Warum sind die F&E-Mitarbeiter von <strong>Boehringer</strong><br />

<strong>Ingelheim</strong> für so viele Inspirationsquellen und<br />

Erkenntnisse offen, müssen aber gleichzeitig immer<br />

fokusorientiert vorgehen?<br />

klaus dugi: Obwohl noch für sehr viele<br />

Krankheiten ein ungedeckter medizinischer Bedarf<br />

vorherrscht, ist es für ein Pharmaunternehmen<br />

aufgrund der naturgemäßen Kapazitätsund<br />

Budgetbeschränkungen wichtig, sich auf<br />

Spezialgebiete zu konzentrieren.<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> hat beispielsweise langjährige<br />

Erfahrung mit Atemwegserkrankungen.<br />

Aber als Folge einer Entscheidung, auch den<br />

ungedeckten medizinischen Bedarf weiterer<br />

Therapie gebiete anzugehen, legt <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />

nun den Schwerpunkt auch auf Onkologie,<br />

Immunologie sowie Entzündungs- und<br />

Stoffwechselkrankheiten.<br />

wolfgang baiker: Heute sind der Bauplan<br />

des menschlichen Genoms bzw. sind Mutationen<br />

des Genoms, die zu Krebs führen können, bekannt.<br />

In der Onkologie entwickelt <strong>Boehringer</strong><br />

<strong>Ingelheim</strong> Substanzen, die gegen verschiedene<br />

Tumoren, ausgelöst durch unterschiedliche Mutationen,<br />

wirken.<br />

Durch den Einsatz innovativer Technologien können<br />

die Forscher Erkrankungen nun ganzheitlich<br />

untersuchen. Angesichts dieser Entwicklungen<br />

können unsere Wissenschaftler sich sogar auf<br />

einzelne Patientenuntergruppen konzentrieren,<br />

für deren Behandlung ein neues Medikament am


Der Beste zu sein bedeutet, vorhandene Medikamente und Behandlungsstrategien<br />

zu vergleichen und bessere Arzneimittel anzubieten.<br />

Bei neuen Substanzen von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> muss im Rahmen von klinischen Studien untersucht werden,<br />

inwiefern sie einen zusätzlichen Nutzen für den Patienten im Vergleich zu verfügbaren Medikamenten bieten.<br />

Der Qualität des klinischen Entwicklungsprogramms kommt dabei höchste Bedeutung zu.<br />

1) CF 3 COOH<br />

2) K 2 CO 2 , H 2 O<br />

[ linagliptin ]<br />

Letzter Syntheseschritt der Substanz<br />

NH 2<br />

besten geeignet ist. Dieser neue Ansatz wird<br />

treffend als personalisierte Medizin bezeichnet.<br />

Unser Fokus auf personalisierte Medizin stellt<br />

sicher, dass der Patient das richtige hochwirksame<br />

und sichere Medikament erhält.<br />

Die wachsenden Kenntnisse über den physiologischen<br />

und pathophysiologischen Kontext von<br />

Krankheiten und über molekulare Pfade ermöglichen<br />

es uns, Biomarker einzusetzen. Diese biologischen<br />

Marker dienen als Indikatoren für einen<br />

normalen biologischen Zustand im Vergleich zu<br />

krankheitsverursachenden Prozessen. Durch sie<br />

können wir eine Erkrankung beim Patienten diagnostizieren,<br />

Krankheitsrisiken aufdecken oder<br />

beurteilen, ob eine Therapie wirksam ist.<br />

wolfgang rettig: Teilweise sind die Zahlen<br />

an sich schon schwer zu begreifen. Ein menschliches<br />

Genom besteht aus über 5 Milliarden<br />

[ linagliptin ]<br />

Molekülstruktur<br />

Basenpaaren und 25.000 Genen, endlosen DNA-<br />

Sequenzpolymorphismen und Proteinmodifi zierungen.<br />

In medizinischen Registern sind Hunderte<br />

menschlicher Erkrankungen und Tausende<br />

Krankheitsgene verzeichnet. Dazu kommt eine<br />

Unzahl an Permutationen für Signalwege innerhalb<br />

und zwischen Zellen.<br />

Wir haben <strong>mehr</strong> Möglichkeiten, einzigartige<br />

chemische Moleküle und Proteine im Labor zu<br />

entwickeln, die als potenzielle neue Wirkstoffe<br />

eingesetzt werden können, als es Sterne im<br />

Universum gibt!<br />

Die tägliche Arbeit in funktionsübergreifenden<br />

Teams bringt Berufserfahrung aus den unterschiedlichsten<br />

Bereichen an einen Tisch, um eine<br />

Aufgabe zu erledigen: in einem Team zu arbeiten,<br />

um das eine innovative Molekül zu entwickeln,<br />

das den Patienten hilft.<br />

Kohlenstoff<br />

Sauerstoff<br />

Stickstoff<br />

Erster sein. Bester sein. Fokussiert sein.<br />

71


forschung und entwicklung<br />

Forschung & Entwicklung<br />

Entsprechend unserer F&E-Strategie ist die Forschung und Entwicklung an vier<br />

F&E-Hauptstandorten und drei kleineren spezia lisierten Standorten auf sechs<br />

Therapiegebiete konzentriert.<br />

13<br />

Es dauert im Schnitt 13 <strong>Jahre</strong>, ein<br />

neues Medikament zu entwickeln.<br />

7 F&E Standorte<br />

[ standorte forschung & entwicklung ]<br />

Unsere größten Forschungs und Entwicklungszentren<br />

liegen in Biberach (Deutschland), Laval (Kanada),<br />

Ridgefield (USA) und Wien (Österreich); sie werden durch<br />

kleinere F&E-Standorte in Buenos Aires (Argentinien),<br />

Kobe (Japan) und Mailand (Italien) unterstützt.<br />

Diese F&E-Aktivitäten werden durch Kooperationen in<br />

Nordamerika und Europa sowie in China, Indien und<br />

Russland verstärkt. Im Rahmen zahlreicher Kooperationen<br />

arbeiten wir auch mit führenden Universitäten und<br />

Grundlagenforschungsinstituten zusammen.<br />

72 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010<br />

Erster sein. Bester sein. Fokussiert sein.<br />

ridgefield, usa<br />

laval, kanada<br />

buenos aires, argentinien


94<br />

Derzeit hat <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> 94 Projekte in der Entwicklung.<br />

Davon befinden sich 40 in der präklinischen<br />

Entwicklung, 9 in der klinischen Phase I, 19 in Phase II,<br />

13 in Phase III und für 13 Projekte läuft entweder der Zulassungsprozess<br />

oder sie wurden vor Kurzem zugelassen<br />

und befi nden sich in vertiefter klinischer Profi lierung.<br />

mailand, italien<br />

Forschungsgebiete<br />

forschungsgebiete<br />

Atemwegserkrankungen<br />

Kardiometabolische<br />

Erkrankungen<br />

biberach und ingelheim, deutschland<br />

wien, österreich<br />

beispiele für<br />

krankheitsgebiete<br />

Asthma<br />

COPD<br />

Idiopathische Lungenfibrose<br />

Onkologie Lymphome<br />

Leukämie<br />

Solide Tumoren<br />

Neurologische<br />

Erkrankungen<br />

standorte<br />

Biberach (Deutschland)<br />

Atherosklerose<br />

Biberach (Deutschland)<br />

Diabetes<br />

Ridgefield (USA)<br />

Metabolisches Syndrom<br />

Adipositas<br />

Thromboembolische Erkrankungen<br />

Alzheimer-Krankheit<br />

Chronischer Schmerz<br />

Migräne<br />

Parkinson-Krankheit<br />

Immunologie Multiple Sklerose<br />

Psoriasis<br />

Rheumatoide Arthritis<br />

Infektionskrankheiten<br />

Hepatitis C<br />

HIV/AIDS<br />

Wien (Österreich)<br />

Biberach (Deutschland)<br />

Ridgefield (USA)<br />

Laval (Kanada)<br />

[ forschungsgebiete ]<br />

F&E-Hauptstandorte<br />

Kleinere, spezialisierte F&E-Standorte<br />

kobe, japan<br />

Forschung und Entwicklung<br />

73


forschung und entwicklung<br />

Medizinische Innovationen<br />

Das Ziel von F&E ist es, ungedecktem medizinischen Bedarf nachzukommen. Bei <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />

arbeiten spezialisierte Wissenschaftler an sieben Standorten in einem weltweiten Netzwerk zusammen, um<br />

ihre Ideen in die Tat, d. h. in Medikamente umzusetzen. 2010 wurden die F&E-Investitionen in Biotherapeutika<br />

angehoben, damit die am besten geeignete Molekülart zur Krankheitsbekämpfung herangezogen werden<br />

kann. Wir konzentrieren uns auf sehr unterschiedliche Erkrankungen, die eines gemeinsam haben: Die<br />

betroffenen Patienten benötigen neue und/oder bessere Medikamente.<br />

Kardiometabolische Erkrankungen<br />

Stoffwechselerkrankungen sind komplexe, chronische<br />

Erkrankungen, die die gesamte Bevölkerung<br />

– unabhängig vom Alter – treffen können.<br />

Ein Beispiel für eine Stoffwechselerkrankung ist<br />

Adipositas. Adipositas ist die häufi gste Ursache<br />

von Typ-2-Diabetes, einer Erkrankung, die zu<br />

Bluthochdruck und Störungen des Fettstoffwechsels<br />

führen kann. Die Kombination der genannten<br />

Erkrankungen erhöht das Risiko, dass<br />

ein kardiovaskuläres Ereignis, möglicherweise<br />

mit Todesfolge, eintritt.<br />

Chronische Niereninsuffi zienz ist gekennzeichnet<br />

durch den fortschreitenden Verlust der<br />

Nierenfunktion über einen Zeitraum von Monaten<br />

oder <strong>Jahre</strong>n. Häufi g tritt diese Erkrankung<br />

zusammen mit Diabetes, Bluthochdruck und<br />

Die Pipeline von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> 2010<br />

(94 Projekte in der Entwicklung)<br />

Atemwegserkrankungen<br />

Immunologie<br />

ZNS<br />

9<br />

11<br />

Infektionserkrankungen<br />

19<br />

7<br />

26<br />

22<br />

Onkologie<br />

Kardiometabolische<br />

Erkrankungen<br />

74 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010<br />

Erster sein. Bester sein. Fokussiert sein.<br />

Glomerulonephritis auf und ist mit den derzeitigen<br />

Therapiemethoden oftmals nur schwer zu<br />

behandeln.<br />

Die Forschungsaktivitäten von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />

auf dem Gebiet der Herz-Kreislauf- und<br />

chronischen Nierenerkrankungen sind auf die<br />

Entwicklung von Therapien ausgerichtet, die den<br />

Verlauf dieser lebensbedrohlichen Erkrankungen<br />

beeinfl ussen. Im Hinblick auf Stoffwechselerkrankungen<br />

konzentriert sich das Unternehmen<br />

auf neue Strategien für die Behandlung von<br />

Diabetes, Lipidstörungen/Atherosklerose und<br />

Adipositas. Zusammen mit der Behandlung von<br />

Bluthochdruck ergänzen sich diese Therapien<br />

gegenseitig bei der Verringerung des Risikos für<br />

kardiovaskuläre Mortalität und Morbidität.<br />

Erkrankungen des zentralen Nervensystems (ZNS)<br />

Die Wahrscheinlichkeit für eine neurologische<br />

Krankheit nimmt mit dem Alter zu. Bei den meisten<br />

dieser Erkrankungen, wie z. B. Parkinson oder<br />

Alzheimer, benötigt der Patient letztendlich langfristige<br />

Pfl ege, was für Familienangehörige oder<br />

Personal in Pfl egeheimen eine erhebliche Belastung<br />

bedeutet.<br />

Die fortschreitende Degeneration von Nervenzellen<br />

ist für sämtliche chronischen neurologischen Erkrankungen<br />

typisch. Unsere Wissenschaftler untersuchen<br />

Mittel und Wege für die Erkennung und<br />

Entwicklung neuer Therapien, die diesen Prozess


eeinfl ussen können. Ziel ist es, den Patienten und<br />

Ärzten verbesserte Behandlungsmöglichkeiten der<br />

Symptome dieser Erkrankungen zu bieten und<br />

neue Methoden zur Hemmung der grundlegenden<br />

pathologischen Prozesse, die für das Fortschreiten<br />

der Krankheit verantwortlich sind, zu fi nden.<br />

Darüber hinaus sind wir in der Erforschung<br />

neuar tiger Schmerzmittel aktiv, die eine wirksame<br />

Vorbeugung und Behandlung von Schmerzen<br />

er möglichen sollen. Das Unternehmen untersucht<br />

Sub stanzen, die spezifi sch grundlegende<br />

Mechanismen der Schmerzweiterleitung bei<br />

einer Vielzahl von chronischen Schmerzerkrankungen<br />

hemmen. Diese neuen Medikamente sollen<br />

Ärzten effektive neue Behandlungsoptionen<br />

mit weniger Nebenwirkungen für Millionen von<br />

Patienten bieten.<br />

Vor Kurzem erweiterten wir unsere Forschungstätigkeiten<br />

in Richtung psychiatrischer Erkrankungen,<br />

die hinsichtlich ihrer Verbreitung das größte<br />

Segment von ZNS-Erkrankungen ausmachen.<br />

Hier soll eine subtile Regulierung der Neurotransmittersysteme,<br />

die bei Patienten der genannten<br />

Erkrankungen wahrscheinlich aus dem Gleichgewicht<br />

geraten sind, Abhilfe schaffen.<br />

Immunologie und Entzündungserkrankungen<br />

Wir beschäftigen uns auch mit der Erforschung und<br />

Entwicklung neuer therapeutischer Wirk stoffe für<br />

die Behandlung von Autoimmun- und chro nischen<br />

Entzündungskrankheiten. Der Schwerpunkt in diesem<br />

Bereich liegt auf rheumatoider Arthritis, Psoriasis<br />

und multipler Sklerose. Entzündungen sind des<br />

Weiteren ein wichtiger Prozess, der vielen Erkrankungen<br />

zugrunde liegt. Daher könnte Forschung in<br />

diesem Bereich einen therapeutischen Nutzen bei<br />

einer Reihe von Krankheiten auch aus anderen Therapiegebieten<br />

erzielen.<br />

Rheumatoide Arthritis<br />

ist eine chronische, lebenslange Erkrankung, die<br />

die Lebensqualität des Patienten erheblich<br />

beeinträchtigt. Unsere Forscher arbeiten<br />

an der Entwicklung wirksamer Therapien<br />

gegen Entzündungen und Gelenkdegeneration<br />

mithilfe neuartiger<br />

Mechanismen.<br />

Autoimmunerkrankungen wie rheumatoide Arthritis<br />

sind chronische, lebenslange Erkrankungen,<br />

die die Lebensqualität des Patienten erheblich<br />

beeinträchtigen. Obwohl einige wirksame Therapien<br />

verfügbar sind, bleibt ein wesentlicher ungedeckter<br />

medizinischer Bedarf bestehen, da<br />

zahlreiche Patienten auf diese Medikamente nicht<br />

ansprechen oder mit der Zeit die therapeutische<br />

Wirkung nachlässt. Deshalb arbeiten unsere Forscher<br />

an der Entwicklung wirksamer Therapien<br />

gegen Entzündungen und Gelenkdegeneration<br />

mithilfe neuartiger Mechanismen.<br />

Bei Multipler Sklerose handelt es sich um eine<br />

chronische Autoimmunerkrankung des zentralen<br />

Nervensystems und eine häufi ge Ursache neurologischer<br />

Behinderungen bei jungen Erwachsenen<br />

und Erwachsenen mittleren Alters. Zwar stehen<br />

seit kurzer Zeit <strong>mehr</strong>ere Medikamente zur Behandlung<br />

dieser Erkrankung zur Verfügung, jedoch<br />

besteht bei einigen davon ein signifi kantes<br />

Risiko für schwere Nebenwirkungen, die mit der<br />

Zeit zunehmen können. Die Forschungsaktivitäten<br />

von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> sind ausgerichtet auf<br />

die Identifi zierung von Arzneimitteln, die den<br />

Patienten vor der fortschreitenden Behinderung<br />

schützen, die mit dieser chronischen Erkrankung<br />

einhergeht.<br />

Medizinische Innovationen<br />

75


forschung und entwicklung<br />

HIV/AIDS-Therapie:<br />

Die R&D-Fortschritte der ver gangenen zwanzig <strong>Jahre</strong><br />

haben sich in der enorm verbesserten Behandlung<br />

von HIV-infi zierten Patienten im Zuge der antiretroviralen<br />

Kombinationstherapie gezeigt.<br />

Bild: HI-Virus<br />

Infektionskrankheiten<br />

In den vergangenen Jahrzehnten wurde eine<br />

Zunahme neuer Therapien für Infektionskrankheiten<br />

verzeichnet und dieser Trend wird sich<br />

voraussichtlich in den kommenden <strong>Jahre</strong>n fortsetzen.<br />

Die Triebkräfte für dieses Wachstum<br />

waren einerseits der technologische Fortschritt<br />

bei der Entdeckung neuer Pathogene, die mit<br />

menschlichen Erkrankungen in Verbindung gebracht<br />

werden, und andererseits das bessere Verständnis<br />

für den Einfluss hochspezifischer, gut<br />

verträglicher und effektiver Wirkstoffe auf diese<br />

Pathogene. Einige innovative Arzneimittel gegen<br />

persistente Infektionen, für die bislang keine<br />

wirksame Therapie erhältlich war, entstanden<br />

auf diese Weise. Dennoch führt das Auftreten<br />

und die Übertragung resistenter Pathogene zu<br />

einem kontinuierlichen Bedarf nach neuen<br />

Wirkstoffen mit verschiedenen Kreuzresistenzprofilen.<br />

Trotz der Fortschritte der vergangenen zwanzig<br />

<strong>Jahre</strong>, die sich gerade am Beispiel der enorm<br />

verbesserten Behandlung von HIV-infizierten<br />

Patienten im Zuge der antiretroviralen Kombinationstherapie<br />

zeigen, steht für zahlreiche Infektionskrankheiten<br />

noch keine angemessene<br />

Therapie zur Verfügung. Unser Schwerpunkt bei<br />

der Erforschung von Infektionskrankheiten liegt<br />

auf den Pathogenen, die für schwerwiegende<br />

menschliche Erkrankungen verantwortlich sind<br />

und gegen die noch keine wirksame Therapie<br />

vorhanden ist. Ziel ist die Einführung der nächs-<br />

76 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010<br />

Erster sein. Bester sein. Fokussiert sein.<br />

ten Generation innovativer neuer Therapien, um<br />

den sich kontinuierlich verändernden ungedeckten<br />

medizinischen Bedarf durch Infektionskrankheiten<br />

angehen zu können.<br />

Onkologie<br />

Die Chancen für die Entdeckung wirksamer<br />

Medikamente waren auf dem Gebiet der Onkologie<br />

nie besser. Die Baupläne, wie Krebszellen genetisch<br />

und biochemisch arbeiten, ermöglichen<br />

es Wissenschaftlern in unseren Laboren, sich<br />

schnell ein vielsprechendes Target für innovative<br />

Medikamente herauszugreifen. Unter dem Einfl<br />

uss der modernen Genetik, Biochemie und Biologie<br />

verändert sich allmählich die medizinische<br />

Praxis in der Onkologie, wobei sowohl Biopharmazeutika<br />

als auch Small-Molecule-Medikamente<br />

eine wachsende Therapiepalette eröffnen.<br />

Die Wirkstoffforschung bei <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />

zielt auf die Entwicklung neuer Krebsmedikamente<br />

mit eindeutigem therapeutischen Nutzen<br />

ab. Wir suchen an <strong>mehr</strong>eren Fronten nach<br />

neuen Krebsmedikamenten, darunter die Signalwege<br />

von Zelloberfl ächenrezeptoren, die Zellzyklusregulierung,<br />

das Überleben und die Medikamentenresistenz<br />

von Krebszellen sowie die<br />

Tumorangiogenese.<br />

Atemwegserkrankungen<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> ist in der Behandlung von<br />

Atemwegserkrankungen eines der weltweit<br />

führenden Pharmaunternehmen. Die Forschung<br />

und Entwicklung konzentriert sich insbesondere<br />

auf Asthma, chronisch-obstruktive Atemwegserkrankung<br />

(COPD) und idiopathische Lungenfi<br />

brose.<br />

Bei der Atemwegserkrankung Asthma handelt es<br />

sich um eine chronische, potenziell lebensbedrohliche<br />

Allergie. In den Industrieländern leiden<br />

etwa fünf bis zehn Prozent der Bevölkerung an<br />

Asthma – mit steigender Tendenz. COPD ist die


fünfthäufi gste Todesursache in den Industrieländern.<br />

Auch hier steigt die Prävalenz.<br />

Unsere Wissenschaftler erforschen und entwickeln<br />

neue Substanzen für die Behandlung von<br />

Atemwegserkrankungen mit dem Ziel, Patienten<br />

und Ärzten verbesserte Therapien mit hoher<br />

Wirksamkeit, wenigen Nebenwirkungen und<br />

patientenfreundlichen Darreichungsformen und<br />

Behandlungsstrategien anzubieten.<br />

Einlizenzierung und Partnerschaften<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> stärkt auch weiterhin die<br />

Forschungs- & Entwicklungsprogramme des<br />

Unternehmens im Bereich der Biopharmazeutika<br />

durch externe Partnerschaften. Wie auch in den<br />

vergangenen <strong>Jahre</strong>n lag ein Fokus bei unseren Einlizenzierungs-<br />

und externen Partnerschaftsaktivitäten<br />

auf Biopharmazeutika, insbesondere auf monoklonalen<br />

Antikörpern.<br />

Das Unternehmen hat eine langfristige Kollaboration<br />

mit dem Schweizer Biotechnologieunternehmen<br />

4-Antibody AG begonnen, um vollständig<br />

humane Antikörper für eine Reihe von Targets in<br />

verschiedenen Krankheitsindikationen zu erforschen<br />

und zu entwickeln. Mit dem US-amerikanischen<br />

Unternehmen Micromet, Inc. wurde mit dem<br />

Ziel der Erforschung, Entwicklung und Vermarktung<br />

eines neuen BiTE-Antikörpers zur Behandlung<br />

von multiplem Myelom eine Partnerschaft<br />

eingegangen. Des Weiteren hat Boehr inger <strong>Ingelheim</strong><br />

eine globale Allianz mit einem weiteren in<br />

den USA ansässigen Unternehmen, Macrogenics,<br />

Inc., geschlossen, in deren Rahmen antikörperbasierte<br />

Therapeutika für <strong>mehr</strong>ere Therapiegebiete<br />

wie Immunologie, Onkologie, Atemwegserkrankungen,<br />

kardiometabolische und Infektionskrankheiten<br />

abgedeckt werden. Ferner wurde mit dem<br />

österreichischen Biotechnologieunternehmen<br />

f-star Biotechnologische Forschungs- und Entwicklungsges.<br />

m. b. H. eine Kooperations- und<br />

Lizenzvereinbarung über die gemeinsame Erfor-<br />

schung neuer antikörperbasierter Therapieprodukte<br />

auf Grundlage der modularen Antikörpertechnologie<br />

von f-star unterzeichnet.<br />

Auf dem Gebiet der Small-Molecule-Therapeutika<br />

haben wir mithilfe externer Partnerschaften das<br />

Portfolio ebenfalls erweitert. <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />

und das deutsche Unter nehmen Priaxon AG<br />

haben eine weltweite Zusammenarbeit zur Erforschung<br />

und Entwicklung von MDM2-/p53-Inhibitoren<br />

zur Krebsbehandlung vereinbart. Die Priaxon<br />

AG stellt dabei ihr innovatives Fachwissen im<br />

Bereich der niedermolekularen Wirkstofffi ndung<br />

zur Verfügung, welche insbesondere für die Erforschung<br />

der Hemmung von Protein-Protein-Wechselwirkungen<br />

von Bedeutung ist. Die Zielstruktur<br />

p53 ist ein menschliches Tumorsuppressorprotein.<br />

Dies ist daher ein interessanter neuer Ansatz zur<br />

Behandlung verschiedener onkologischer Indikationen.<br />

Im Bereich Diabetes hat <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />

eine Kollaboration mit dem US-Unternehmen<br />

Neurocrine Biosciences, Inc. zur Erforschung<br />

und Entwicklung niedermolekularer GPR119-<br />

Agonisten vereinbart. Dieser neue Mechanismus<br />

stimuliert sowohl die Produktion und Sekretion<br />

des körpereigenen Insulins und bildet die ideale<br />

Ergänzung zu unserer eigenen wachsenden Pipeline<br />

im Bereich Diabetes.<br />

Kollaborationen mit Biotechnologie unternehmen:<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> geht Kollaborationen mit Biotechnologieunternehmen<br />

ein, um beispielsweise Antikörper für eine Reihe von Targets in verschiedenen<br />

Krankheitsindikationen zu erforschen und zu entwickeln.<br />

Bild: Struktur eines monoklonalen<br />

Antikörpers<br />

Bild: © LAGUNA DESIGN / SPL / Agentur Focus<br />

Medizinische Innovationen<br />

77


forschung und entwicklung Erster sein.<br />

Erster sein.<br />

pradaxa® bietet Patienten und Ärzten die erste neue Behandlungsoption seit<br />

über 50 <strong>Jahre</strong>n zur Schlaganfallprävention bei Vorhoffl immern. Das Arzneimittel<br />

stellt eine bahnbrechende Innovation dar, die das Potenzial hat, den Antikoagulantienmarkt<br />

sowohl für Patienten als auch für Ärzte zu revolutionieren.<br />

78 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010<br />

[ schlaganfallprävention ]<br />

Erster<br />

Neue Behandlungsoption für<br />

Schlaganfallprävention bei<br />

Vorhofflimmern<br />

„Design und Umfang der RE-LY®-Studie führte zu<br />

einer Revolution für Ärzte und Patienten: Die<br />

Therapie mit PRADAXA® ist gleichzeitig durch<br />

bessere Schlaganfallprävention, weniger Hirnblutungen<br />

und einfache Dosierung ohne ständige<br />

Überwachung gekennzeichnet.“<br />

dr. paul reilly,<br />

clinical program director,<br />

clinical research, cardiovascular and metabolic diseases,<br />

ridgefield, usa


Sinusknoten<br />

Atrioventrikularknoten<br />

rechter Vorhof<br />

rechter Ventrikel<br />

Wie beeinträchtigt Vorhoffl immern das Herz?<br />

normales herz<br />

Epidemiologie von Vorhoffl immern<br />

linker Vorhof<br />

linker Ventrikel<br />

Vorhoffl immern als häufi gste Herzrhythmusstö-<br />

rung betrifft etwa 1 % der Gesamtbevölkerung<br />

bzw. 10 % der über 80-Jäh rigen. Insgesamt 6,3<br />

Millionen Menschen in Deutschland, Frankreich,<br />

Großbritannien, Italien, Japan, Spanien und den<br />

USA waren im Jahr 2007 mit Vorhoffl immern diagnostiziert<br />

und es wird davon ausgegangen, dass<br />

diese Zahl bis 2017 in erster Linie aufgrund der alternden<br />

Bevölkerung auf 7,5 Millionen Menschen<br />

ansteigen wird.<br />

+ 60 %<br />

Krankenhausein weisungen wegen<br />

Vorhoffl immerns sind in den letzten<br />

20 <strong>Jahre</strong>n um 60 % gestiegen.<br />

Sinusknoten<br />

Atrioventrikularknoten<br />

rechter Vorhof<br />

rechter Ventrikel<br />

vorhofflimmern<br />

linker Vorhof<br />

linker Ventrikel<br />

Pathophysiologie und Symptomatik von Vorhofflimmern<br />

Bei Patienten mit Vorhoffl immern ist die normale<br />

Kontrolle des Herzrhythmus gestört, was zu<br />

schnelle und unregelmäßige elektrische Signale<br />

auslöst und den Vorhof fl attern lässt, statt zu einer<br />

koordinierten Kontraktion zu führen. Dies verringert<br />

die Effi zienz, mit der das Blut aus dem Vorhof<br />

zu den Ventrikeln gepumpt wird, und es kann ein<br />

Blutstau (Pooling) auftreten. Symptome von Vorhoffl<br />

immern umfassen Palpitationen, Schwindel,<br />

Brustschmerzen und Atemnot. Bei manchen Menschen<br />

mit Vorhoffl immern treten die Symptome<br />

regelmäßig, bei anderen hingegen nur selten auf<br />

oder werden nicht wahrgenommen.<br />

Welche Risikofaktoren gibt es für<br />

Vorhofflimmern?<br />

• Vorhofflimmern in der Familie<br />

• Herz-Kreislauf-Erkrankungen in<br />

höherem Alter<br />

• frühere Herzerkrankungen<br />

• echokardiographische Befunde<br />

• Schilddrüsenerkrankungen<br />

• Schlafapnoe<br />

• übermäßiger Alkoholkonsum<br />

Bild: © PASIEKA / SPL /<br />

Agentur Focus<br />

Erster sein.<br />

79


forschung und entwicklung Erster sein.<br />

Wie führt Vorhoffl immern zu Schlaganfällen?<br />

Vorhofflimmern wird mit <strong>mehr</strong>eren schwerwiegenden Folgeerkrankungen in Verbindung gebracht. Die schnelle und unregelmäßige<br />

Aktivität des Herzvorhofs verringert die Effizienz, mit der das Blut aus dem Vorhof zu den Ventrikeln gepumpt wird. Ein Blutstau kann<br />

entstehen, worauf sich Blutgerinnsel (Thromben) im Vorhof bilden können. Wenn diese sich lösen und in den Blutkreislauf gelangen,<br />

können sie Blutgefäße im Gehirn blockieren und zu einem ischämischen Schlaganfall führen.<br />

Innere Halsschlagader<br />

Kopfschlagader<br />

5 Gehirn mit unterbrochener<br />

Sauerstoffzufuhr; führt zu<br />

Schlaganfall und Gehirnschäden<br />

3 Embolus (Blutgerinnsel)<br />

gelangt in den Blutkreislauf<br />

und bewegt sich auf das<br />

Gehirn zu<br />

Aorta<br />

80 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010<br />

4 Embolus blockiert<br />

den Blutfluss in Teilen<br />

des Gehirns<br />

1 Vorhofflimmern<br />

in der linken Herzkammer<br />

2 Ein Embolus<br />

(Blutgerinnsel)<br />

entsteht<br />

Herz


Schlaganfälle sind die häufi gste Komplikation bei<br />

Vorhoffl immern<br />

Bei Vorhoffl immern ist das Schlaganfallrisiko<br />

etwa fünffach erhöht. Auf Vorhoffl immern ist<br />

nahezu ein Drittel aller Schlaganfälle zurückzuführen<br />

und es handelt sich dabei um die<br />

häufi gste Ursache für embolische Schlaganfälle.<br />

Jährlich erleiden weltweit 3 Millionen Menschen<br />

einen durch Vorhoffl immern bedingten Schlaganfall,<br />

also alle zwölf Sekunden eine Person. Einer<br />

von vier Menschen ab 40 <strong>Jahre</strong>n wird im<br />

Laufe seines Lebens an Vorhoffl immern erkranken<br />

– damit ist Vorhoffl immern die häufi gste<br />

Form der Herzrhythmusstörung. Drei von vier<br />

durch Vorhoffl immern bedingte Schlaganfälle<br />

lassen sich vermeiden, doch viele Patienten sind<br />

sich ihrer Risiken nicht bewusst und ergreifen<br />

keine Maßnahmen zur Schlaganfallprävention.<br />

Schlaganfälle in Zusammenhang mit Vorhoffl im-<br />

mern werden mit einer hohen Morbidität und<br />

Mortalität in Verbindung gebracht. Beispielsweise<br />

führt ein Schlaganfall bei Patienten mit Vorhoffl<br />

immern häufi ger zum Tod und bei überlebenden<br />

Patienten treten dauerhafte neurologische<br />

Defi zite, dauerhafte Behinderungen und schlechtere<br />

funktionelle Leistungen auf.<br />

[ schlaganfallprävention ]<br />

„Die bemerkenswerten Ergebnisse<br />

konn ten nur durch das Engagement und<br />

die harte Arbeit von Tausenden <strong>Boehringer</strong><br />

<strong>Ingelheim</strong>-Mitarbeitern, Prüfärzten,<br />

Krankenschwestern und Patienten erzielt<br />

werden, die an RE-LY® beteiligt waren.“<br />

dr. janet schnee,<br />

executive director and medical leader,<br />

cardiocascular medical affairs,<br />

ridgefield, usa<br />

Darüber hinaus kann die bei Vorhoffl immern<br />

beobachtete Verschlechterung der Herzleistung<br />

eine Herz insuffi zienz auslösen, die zu einer<br />

Flüssigkeitsansammlung in den Beinen (peripheres<br />

Ödem) und in den Lungen (Lungenödem)<br />

oder zu Dyspnoe, Müdigkeit und Brustschmerzen<br />

führen kann. Vorhoffl immern wird bei Patienten<br />

mit Myokardinfarkt und akutem Koronarsyndrom<br />

mit schlechteren klinischen Outcomes<br />

in Verbindung gebracht.<br />

5 x<br />

Das Schlaganfall risiko ist bei<br />

Vor hofflimmern fünfmal höher.<br />

Erster sein.<br />

81


forschung und entwicklung Erster sein.<br />

Unsere Forschung und Entwicklung in<br />

Thromboembolischen Erkrankungen<br />

Dabigatranetexilat steht an der Spitze einer neuen Generation oraler<br />

Antikoagulantien/direkter Thrombin-Inhibitoren (DTIs), die einen großen<br />

ungedeckten Bedarf in der Prävention und Behandlung von akuten<br />

und chronischen thromboembolischen Erkrankungen befriedigen sollen.<br />

35 %<br />

Dabigatranetexilat verringert<br />

das Risiko für Schlaganfall und<br />

systemische Embolien um 35 %.<br />

82 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010<br />

Pradaxa® — ein direkter Thrombinhemmer<br />

Eine starke antithrombotische Wirkung<br />

wird mithilfe direkter Thrombinhemmung<br />

erzielt. Bei Thrombin handelt es<br />

sich um das vorrangig für die Bildung<br />

von Blutgerinnseln (Thromben) verantwortliche<br />

Enzym. Dabigatranetexilat<br />

bietet eine wirksame, vorhersagbare und<br />

gleichbleibende Gerinnungshemmung,<br />

weist ein geringes Potenzial für Wechselwirkungen<br />

mit Medikamenten und keine<br />

Wechselwirkungen mit Lebensmitteln<br />

auf. Ein Routine-Monitoring der<br />

Blutgerinnungsaktivität bzw. eine Dosisanpassung<br />

ist nicht erforderlich.<br />

Erste Indikation für Pradaxa®<br />

In seiner ersten Indikation ist Dabigatranetexilat<br />

unter der Marke pradaxa®<br />

in 75 Ländern für die Primärprävention<br />

von venösen thromboembolischen<br />

Ereignissen (Blutgerinnseln) bei<br />

Erwachsenen nach einer elektiven<br />

Hüft- oder Kniegelenksersatz-Operation<br />

zugelassen.<br />

Innovative Therapie zur Verringerung<br />

des Schlaganfallrisikos bei nicht valvulärem<br />

Vorhoffl immern<br />

Die US-Zulassungsbehörde Food and<br />

Drug Administration (FDA) hat<br />

pradaxa® für die Verringerung des<br />

Schlaganfallrisikos bei Patienten mit<br />

nicht valvulärem Vorhoffl immern zugelassen<br />

– die erste Zulassung eines<br />

neuen oralen Gerinnungshemmers in<br />

den USA seit über 50 <strong>Jahre</strong>n. Durch<br />

die Zulassung steht pradaxa® (150 mg<br />

zweimal täglich, 75 mg bei Patienten<br />

mit schweren Nierenfunktionsstörungen)<br />

nun einem breiten Patientenspektrum<br />

zur Verfügung. In Kanada wurde<br />

Dabigatranetexilat (150 mg bid, zweimal<br />

täglich/110 mg zweimal täglich<br />

für Patienten über 80 <strong>Jahre</strong>) ebenfalls<br />

für diese Indikation zugelassen.<br />

RE-LY® — Basis für die Zulassung von<br />

Dabigatranetexilat<br />

Die Zulassung von Dabigatranetexilat<br />

basierte auf der Meilenstein-Studie<br />

RE-LY® (Randomized Evaluation of<br />

Long-term anticoagulant therapy), die<br />

2009 im New England Journal of Medicine<br />

veröffentlicht wurde.<br />

Diese Pivotalstudie der Phase III war<br />

die größte jemals abgeschlossene Studie<br />

dieser Art und umfasste weltweit<br />

über 18.000 Patienten. Im Rahmen der<br />

Studie wurden die Wirksamkeit und


Sicherheit von zwei Dosierungen<br />

Dabigatranetexilat mit Warfarin (titriert<br />

auf einen INR von 2,0 bis 3,0) zur<br />

Prävention von Schlaganfällen und<br />

systemischen Embolien bei Patienten<br />

mit Vorhoffl immern verglichen.<br />

Ergebnisse von RE-LY®<br />

Aus den Ergebnissen von RE-LY® geht<br />

hervor, dass Patienten mit Vorhoffl immern,<br />

die zweimal täglich (bid) 150 mg<br />

Dabigatranetexilat erhielten, im Vergleich<br />

zu Warfarin ein um 35 % verringertes<br />

Risiko für Schlaganfälle und systemische<br />

Embolien aufweisen, bei<br />

vergleichbarem Auftreten von schwerwiegenden<br />

Blutungen.<br />

Mit der Gabe von 110 mg bid Dabigatranetexilat<br />

wurde eine ähnliche Verringerung<br />

des Risikos für Schlaganfälle<br />

und systemische Embo lien bei<br />

gleichzeitigem geringeren Auftreten<br />

von schwerwiegenden Blutungen im<br />

Vergleich zu Warfarin erzielt. Darüber<br />

hinaus wurde bei beiden Dosierungen<br />

ein signifi kant geringeres Auftreten<br />

von hämorrhagischen Schlaganfällen<br />

sowie lebensbedrohlicher intrakranieller<br />

und sonstiger Blutungen im Vergleich<br />

zu Warfarin festgestellt.<br />

Konsequenzen aus RE-LY®<br />

pradaxa® bietet Patienten und Ärzten<br />

die erste neue Behandlungsoption zur<br />

Schlaganfallprävention bei Vorhoffl<br />

immern seit über 50 <strong>Jahre</strong>n. Das Arzneimittel<br />

stellt eine bahnbrechende<br />

Innovation (First-in-Class) dar, die das<br />

Potenzial hat, den Antikoagulansmarkt<br />

sowohl für Patienten als auch<br />

für Ärzte zu revolutionieren.<br />

Das klinische Studienprogramm zu<br />

Dabigatranetexilat<br />

Das klinische Studienprogramm von<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> umfasst folgende<br />

Gebiete:<br />

• Behandlung von akuten venösen<br />

Thromboembolien (VTE)<br />

• Sekundärprävention von VTE<br />

• Sekundärprävention von kardialen<br />

Ereignissen bei Patienten mit aku-<br />

tem Koronarsyndrom (ACS).<br />

1960<br />

wafarin<br />

pradaxa® bietet Patienten und<br />

Ärzten seit über 50 <strong>Jahre</strong>n die<br />

erste neue Behandlungsoption<br />

zur Schlaganfallprävention bei<br />

Vorhofflimmern.<br />

Quellen Grafi k S.79: 1. Stewart S, Murphy N, Walker A, et al. Heart 2004; 90:286-92. 2. Fuster V, Rydn LE, Cannom DS, et al. Circulation 2006; 114:e257-e354.<br />

3. Miyasaka Y, Barnes ME, Gersh BJ et al. Circulation 2006; 114:119-<strong>125</strong>.<br />

Quellen Grafi k S.80: 1. What is Atrial Fibrillation? National Heart Blood and Lung Institute Diseases and Conditions Index, October 2009. Last viewed July 2010 at http://www.nhlbi.nih.<br />

gov/health/dci/Diseases/af/af_what.html. 2. Atrial Fibrillation Factsheet, Patient UK, March 2008. Last viewed July 2010 at http://www.patient.co.uk/health/Atrial-Fibrillation.htm 3.<br />

Atlas of Heart Disease and Stroke, World Health Organization, September 2004. Last viewed June 2010 at http://www.who.int/cardiovascular_diseases/en/cvd_atlas_15_burden_stroke.<br />

pdf<br />

Quellen Vorhoffl immern S.78—81: 1. Lin HJ, Wolf PA, Kelly-Hayes M, et al. Stroke severity in atrial fi brillation: the Framingham Study. Stroke 1996; 27:1760-4 2. Atlas of Heart Disease<br />

and Stroke, World Health Organization, September 2004. Viewed July 2009 at http://www.who.int/cardiovascular_disease/en/cvd_atlas_15_burden_stroke.pdf. 3. Wolf PA, Abbott RD,<br />

Kannel WB. Atrial fi brillation as an independent risk factor for stroke: the Framingham Study. Stroke 1991; 22(8):983-8. 4. Lloyd-Jones DM, Wang TJ, Leip EP, Larson MG, Levy D, Vasan<br />

RS, et al. Lifetime risk for development of atrial fi brillation: the Framingham Heart Study.&nbsp; Circulation 2004; 110:1042-6. 5. Stewart S, Murphy N, Walker A, et al. Cost of an emerging<br />

epidemic: an economic analysis of atrial fi brillation in the UK. Heart 2004; 90:286-92. 6. Fuster V, Rydn LE, Cannom DS, et al. ACC/AHA/ESC 2006 Guidelines for the management<br />

of patients with atrial fi brillation – executive summary. Circulation 2006; 114:700-52. 7. Kannel WB, Abbott RD, Savage DD, et al. Coronary heart disease and atrial fi brillation: the Framingham<br />

Study. Am Heart J 1983; 106:389-96. 8. Collony SJ et al. Dabigatran versus Warfarin in Patients with Atrial Fibrillation. N Engl J Med 2009;361:1139-1151. 9. Hart RG et al.<br />

Meta-analysis: Antithrombotic Therapy to Prevent Stroke in Patients Who Have Nonvalvular Atrial Fibrillation. Ann Intern Med 2007;146:857-867.<br />

pradaxa® (Dabigatranetexilat)<br />

2010<br />

pradaxa®<br />

83


forschung und entwicklung Bester sein.<br />

Bester sein.<br />

Die Prüfsubstanz Linagliptin ist ein Dipeptidylpeptidase-4 (DPP4)-Inhibitor<br />

zur Behandlung von Typ-2-Diabetes mit einem einzigartigen pharmakokinetischen<br />

Profi l.<br />

[ diabetes ]<br />

„Ich bin stolz darauf, Linagliptin von der<br />

Projektidee bis zum jetzigen Status verfolgt<br />

zu haben. Wie Sie sich vorstellen können,<br />

liegt es mir sehr am Herzen. Die Substanz<br />

wird helfen, die Folgen von Diabetes zu<br />

reduzieren. Bei der stark ansteigenden<br />

Patientenzahl stellt Diabetes ein riesiges<br />

<strong>Gesundheit</strong>sproblem für Patienten und die<br />

Menschheit dar.“<br />

dr. michael mark,<br />

global head of cardiometabolic diseases research,<br />

biberach, deutschland<br />

285 Mio.<br />

Menschen weltweit leiden an<br />

Typ-2-Diabetes.<br />

84 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010


Anteil der Bevölkerung mit Diabetes<br />

2010<br />

Typ-2-Diabetes ist eine moderne Pandemie,<br />

die 285 Millionen Menschen weltweit betrifft.<br />

In den kommenden 20 <strong>Jahre</strong>n wird sich die<br />

Anzahl von Patienten mit Typ-2-Diabetes um<br />

50 % auf 438 Millionen erhöhen.<br />

Diabetes<br />

Weltweit leiden etwa 285 Millionen Erwachsene<br />

an Diabetes. Schätzungen der International Diabetes<br />

Federation zufolge wird sich die Anzahl der<br />

Diabetiker bis 2030 um 50 % auf 438 Millionen<br />

Menschen erhöhen. Im Jahr 2010 werden voraussichtlich<br />

4 Millionen Menschen im Alter von<br />

20 bis 79 <strong>Jahre</strong>n an Diabetes und seinen Komplikationen<br />

sterben. Etwa 50 % der Diabetes-Patienten<br />

sterben an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung<br />

und über 8 % an Nierenfunktionsstörungen.<br />

Typ-2-Diabetes<br />

Bei Typ-2-Diabetes handelt es sich um eine<br />

chronische progressive Erkrankung und die<br />

häufi gste Diabetesform, die etwa 90–95 % der<br />

Fälle ausmacht. Bei Diagnosestellung weisen ca.<br />

40 % der Typ-2-Diabetiker bereits eine Form von<br />

Gewebeschaden auf, der auf den erhöhten Blutzuckerspiegel<br />

zurückzuführen ist, z. B. Herzkrankheit,<br />

Schlaganfall, Nierenfunktionsstörungen<br />

und Nervenschäden.<br />

2030<br />

>4 % 4-5 % 5-7 % 7-9 % 9-12 % 12 %<br />

In den meisten Fällen ist Typ-2-Diabetes bedingt<br />

durch zwei Störungen: Insulinresistenz und<br />

eingeschränkte Funktion der Betazellen. Typ-2-<br />

Diabetes entsteht aus einem Ungleichgewicht<br />

zwischen Insulinempfi ndlichkeit und der Insulinsekretion.<br />

Die Glukoseproduktion wird von<br />

Insulin nicht <strong>mehr</strong> richtig reguliert, was zu einer<br />

Überproduktion von Glukose in der Leber und<br />

zu einer verminderten Aufnahme von Glukose<br />

im Muskelgewebe führt.<br />

Mit der Zeit führt der beeinträchtigte Glukosestoffwechsel<br />

zu einem Verlust von Betazellen. Die<br />

verbleibenden Betazellen können die hohe Insulinsekretion<br />

nicht aufrechterhalten, wodurch eine<br />

Glukoseintoleranz, Insulinresistenz und manifester<br />

Typ-2-Diabetes eintritt. Darüber hinaus trägt<br />

eine beschleunigte Magenentleerung und eine verstärkte<br />

Lipolyse in stark fetthaltigem Gewebe zur<br />

Entwicklung von Typ-2-Diabetes bei. Ein hoher<br />

Blutzuckerspiegel kann krankheitsspe zifi sche<br />

langfristige Komplikationen nach sich ziehen.<br />

40 %<br />

der Typ-2-Diabetiker<br />

weisen bei Diagnosestellung<br />

bereits eine<br />

Form von Gewebeschaden<br />

auf.<br />

Mehr zum Thema Linagliptin:<br />

Seite 88<br />

Bester sein. 85


forschung und entwicklung Bester sein.<br />

50 %<br />

In den kommenden<br />

20 <strong>Jahre</strong>n wird sich<br />

die Anzahl von Typ-<br />

2-Diabetikern um<br />

50 % auf 438 Millionen<br />

erhöhen.<br />

Adipositas als Risikofaktor für Typ-2-Diabetes<br />

Adipositas stellt einen wesentlichen Risikofaktor<br />

für Typ-2-Diabetes dar und wird schätzungsweise<br />

für 80 % aller neu diagnostizierten Fälle verantwortlich<br />

sein. Adipositas kann zu einer erhöhten<br />

Insulinresistenz führen, die sich bei Menschen<br />

mit bestimmten genetischen Voraussetzungen zu<br />

Diabetes entwickeln kann.<br />

Nierenfunktionsstörung bei Typ-2-Diabetes<br />

Bei Diabetes kann der hohe Blutzuckerspiegel<br />

die Filter der Nieren schädigen. Bei Menschen<br />

mit Typ-2-Diabetes besteht daher das Risiko<br />

einer Nierenfunktionsstörung. Bei Schädigung<br />

der Nieren gelangt das Protein Albumin von den<br />

Nieren in den Urin – eines der ersten Anzeichen<br />

für eine Niereninsuffi zienz im Frühstadium.<br />

Eine diabetische Nephropathie, eine Komplikation<br />

von Diabetes, ist eine chronische und progressive<br />

Nierenerkrankung, die bei etwa einem<br />

Drittel aller Diabetiker auftritt. Die diabetische<br />

Nephropathie wird mit einem erhöhten Risiko<br />

für andere diabetische Komplikationen, einschließlich<br />

eines erhöhten Risikos für Herz-<br />

Kreislauf-Erkrankungen, und einer unterdurchschnittlichen<br />

Lebenserwartung in Verbindung<br />

gebracht. Bei der diabetischen Nephropathie sind<br />

im frühen Stadium der chronischen Niereninsuffi<br />

zienz keine Symptome zu verzeichnen, d. h. Patienten<br />

bemerken die Erkrankung erst in einem<br />

späteren Stadium.<br />

Nierenfunktionsstörung und Bluthochdruck<br />

Zwischen Nierenfunktionsstörungen und einem<br />

erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen<br />

besteht ein nachgewiesener Zusammenhang.<br />

Das Verhältnis zwischen hohem Blutdruck und<br />

Nierenfunktionsstörungen ist komplex und steht<br />

in einer Wechselbeziehung: Nierenfunktionsstörungen<br />

können zu Bluthochdruck führen und<br />

Bluthochdruck kann wiederum ein Risikofaktor<br />

für Nierenfunktionsstörungen sein.<br />

Bluthochdruck kommt bei Menschen mit Typ-2-<br />

Diabetes bei der Diagnosestellung sehr häufi g vor.<br />

Alle Typ-2-Diabetiker haben ein erhöhtes Risiko<br />

für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, jedoch ist das<br />

Risiko für diejenigen Patienten mit Nierenfunktionsstörungen<br />

um bis zu dreifach erhöht.<br />

Therapieauswirkungen<br />

Mit fortschreitender Niereninsuffi zienz stehen<br />

immer weniger Therapieoptionen für Diabetes<br />

zur Verfügung, denn viele der derzeit verfügbaren<br />

Behandlungsmöglichkeiten für Typ-2-<br />

Diabetes sind bei Patienten mit Nierenfunktionsstörungen<br />

kontraindiziert oder für diese<br />

Patientenpopulation nicht empfehlenswert.<br />

Linagliptin – DPP-4-Inhibitor<br />

Die Substanz Linagliptin, ein DPP-4-Inhibitor<br />

zur Behandlung von Typ-2-Diabetes, der sich in<br />

einer späten Entwicklungsphase befi ndet, wird<br />

nicht vorrangig über die Nieren ausgeschieden.<br />

Die bisherigen Daten legen nahe, dass für Linagliptin<br />

aufgrund des einzigartigen pharmakokinetischen<br />

Profi ls keine Dosisanpassungen erforderlich<br />

sind, unabhängig von dem Grad der<br />

Nierenfunktionsstörung.<br />

Quellen Diabetes: 1. International Diabetes Federation. Available at: www.idf.org. Last accessed: April 2010. 2. World Health Organization. Available at: www.who.int. Last accessed:<br />

April 2010. 3. Goldstein B. Understanding Type 2 Diabetes. Medscape Diabetes & Endocrinology, 2006. Last accessed: April 2010. 4. Copeland C. et al. Type 2 Diabetes in Children and<br />

Adolescents: Risk Factors, Diagnosis, and Treatment. Clinical Diabetes 2005; 23:4: 181-185. 5. Kaul S, et al. Thiazolidinedione Drugs and Cardiovascular Risks - A Science Advisory From<br />

the American Heart Association and American College of Cardiology Foundation. Circulation. February 2010. 6. International Diabetes Federation, International Society of Nephrology.<br />

Diabetes and Kidney Disease. Time to Act. 2003. 7. American Diabetes Association. Available at: www.diabetes.org. Last accessed: April 2010. 8. Jeerakathil T, Johnson JA, Simpson SH,<br />

Majumdar SR. Short-term risk for stroke is doubled in persons with newly treated type 2 diabetes compared with persons without diabetes. Stroke. 2007; 38(6):1739-43. 9. World Heart<br />

Foundation. Cardiovascular Risk Factors – Diabetes. www.worldheart.org/cardiovascular-health/cardiovascular-disease-risk-factors/diabetes/. Accessed June 2010. 10. Hovind P, Rossing<br />

P, Tarnow L, Smidt UM, Parving HH. Progression of diabetic nephropathy. Kidney Int. 2001; 59(2):702-9. 11. Fong DS, Aiello LP, Ferris FL 3rd, Klein R. Diabetic retinopathy. Diabetes<br />

Care. 2004; 27(10):2540-53. 12. Dang CN, Boulton AJ. Changing perspectives in diabetic foot ulcer management. Int J Low Extrem Wounds. 2003; 2(1):4-12. 13. Brown JB, et al. The<br />

Burden of Treatment Failure in Type 2 diabetes. Diabetes Care. 2004: 27: 7;1535-1540. 14. Pratley R and Salsali A. Inhibition of DPP-4: a new therapeutic approach for the treatment of<br />

type 2 diabetes. Current Medical Research and Opinion. 2007; 23: 4: 919–931.<br />

86 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010


Die wichtigsten Komplikationen von Diabetes:<br />

Bild: © Brian Evans /<br />

Photo Researchers /<br />

Agentur Focus<br />

Der hohe Blutzuckerspiegel kann<br />

die Filter der Nieren schädigen. Bei<br />

Menschen mit Typ-2-Diabetes besteht<br />

daher das Risiko einer Nierenfunktionsstörung.<br />

3,8 Mio.<br />

3,8 Millionen Todesfälle sind<br />

jährlich ursächlich auf Diabetes<br />

zurückzuführen.<br />

Mikrogefäßschäden der Retina<br />

aufgrund von Diabetes (diabetische<br />

Retinopathie)<br />

Diabetiker haben ein zwei- bis<br />

vierfach erhöhtes Risiko für Herz-<br />

Kreislauf-Erkrankungen.<br />

Das Schlaganfallrisiko ist bei neu diagnostizierten<br />

Typ-2-Diabetikern doppelt so hoch<br />

wie das bei der Allgemeinbevölkerung.<br />

Schäden an den Filtersystemen<br />

der Nieren aufgrund von Diabetes<br />

(diabetische Nephropathie)<br />

Typische Symptome von<br />

Typ-2-Diabetes:<br />

• übermäßiger Durst<br />

• ständiger Hunger<br />

• Gereiztheit<br />

• extreme Müdigkeit<br />

• Atemschwierigkeiten<br />

• Sehstörungen<br />

• Gewichtsabnahme<br />

Risikofaktoren für<br />

Typ-2-Diabetes umfassen:<br />

Nervenschäden (diabetische<br />

Neuropathie ist eine führende<br />

Ursache von Ulcerationen).<br />

• Adipositas,<br />

Ernährungsgewohnheiten<br />

und Bewegungsmangel<br />

• Ethnizität<br />

• Insulinresistenz<br />

• Schwangerschaftsdiabetes<br />

Bester sein. 87


forschung und entwicklung Bester sein.<br />

Unsere Forschung und Entwicklung in<br />

Diabetes<br />

Stoffwechselerkrankungen zählen zu den Hauptfeldern der F&E-Aktivitäten<br />

von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong>. Diabetes ist eine der Indikationen, die<br />

im Mittelpunkt des Interesses des globalen Forschungsnetzwerks des<br />

Unternehmens stehen.<br />

Bild: exokrines und endokrines<br />

Pankreasgewebe (Lennart Nilsson)<br />

DPP-4-Inhibitor<br />

Linagliptin<br />

88 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> hat sich dem<br />

Ziel verschrieben, neue Diabetes-<br />

Wirkstoffe mit neuartigen Wirkmechanismen<br />

zu erforschen und zu entwickeln,<br />

um die <strong>Gesundheit</strong> und die<br />

allgemeine Lebensqualität der Patienten<br />

zu verbessern. Hierzu zählen:<br />

SGLT-2-Inhibitor<br />

Die Substanz BI 10773, ein Inhibitor<br />

des natriumabhängigen Glukosetransporters<br />

Typ 2 (SGLT-2) blockiert die<br />

Glukoseaufnahme in den Nieren und<br />

verbessert somit die Blutzuckerkontrolle.<br />

Die Hemmung von SGLT-2 hat darüber<br />

hinaus einen positiven Effekt auf die<br />

Gewichtsabnahme und Blutdrucksenkung.<br />

Die klinischen Studien der Phase<br />

II mit der Substanz wurden beendet.<br />

11β-HSD1-Inhibitor<br />

Die Hemmung von 11ß-HSD1 könnte<br />

eine neuartige Therapie für Diabetes<br />

bedeuten. Mithilfe des Inhibitors wird<br />

die intrazelluläre Cortisolkonzentration<br />

gesenkt, wodurch sich die Insulinempfi<br />

ndlichkeit, die Blutfettwerte und<br />

die Gefäßfunktion verbessern. Der<br />

11ß-HSD1-Inhibitor wird derzeit von<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> untersucht und<br />

befi ndet sich in einer frühen Phase der<br />

klinischen Entwicklung.<br />

DPP-4-Inhibitor<br />

Der DPP-4-Inhibitor Linagliptin ist<br />

das am weitesten entwickelte Präparat<br />

im Diabetesportfolio von <strong>Boehringer</strong><br />

<strong>Ingelheim</strong>. Es wird als einmal täglich<br />

einzunehmende Tablette zur<br />

Behandlung von Typ-2-Diabetes, als<br />

Monotherapie sowie als Kombinationstherapie<br />

untersucht. Die Ausscheidung<br />

von Linagliptin erfolgt nicht<br />

vorrangig über die Nieren (nur ca. 5 %<br />

werden über die Nieren ausgeschieden).<br />

Daten aus späten Stadien der klinischen<br />

Prüfung haben die umfassenden<br />

klinischen Nachweise noch ergänzt, gemäß<br />

denen Linagliptin nicht nur eine<br />

signifi kante und nachhaltige Senkung<br />

des Blutzuckerspiegels erzielt, sondern<br />

basierend auf dem einzigartigen pharmakokinetischen<br />

Profi l wahrscheinlich<br />

auch keine Dosisanpassungen<br />

erforderlich sind – selbst bei Typ-2-<br />

Diabetikern mit einer Nierenfunktionsstörung.<br />

DPP-4-Inhibitoren: eine neuartige<br />

Behandlungsklasse für Typ-2-Diabetes<br />

DPP-4-Inhibitoren stehen für einen innovativen<br />

Ansatz bei der Behandlung<br />

von Typ-2-Diabetes mit einem einzig-


artigen Wirkmechanismus im Vergleich<br />

zu anderen Medikamentenklassen auf<br />

diesem Therapiegebiet.<br />

Die Hemmung von DPP-4 kommt Typ-<br />

2-Diabetikern bei der Kontrolle des<br />

Blutzuckerspiegels zugute – ein vorrangiges<br />

Ziel bei der Behandlung des Typ-<br />

2-Diabetes. Eine Dosisfi ndungsphase<br />

(Hochtitrierung) zu Beginn der Therapie<br />

ist bei einem DPP-4-Inhibitor nicht<br />

erforderlich, da der schnelle Wirkmechanismus<br />

und das günstige Verträglichkeitsprofi<br />

l keine Übelkeit und kein<br />

Erbrechen hervorrufen und zusätzlich<br />

ein geringes Risiko für Wechselwirkungen<br />

mit Medikamenten besteht. Der Inhibitor<br />

ist somit als Monotherapie oder<br />

in Kombination mit anderen Diabetesmedikamenten<br />

geeignet.<br />

Pivotalstudien zu Linagliptin<br />

Vier multizentrische, randomisierte,<br />

placebokontrollierte, doppelblinde Studien<br />

der Phase III wurden zur Untersu-<br />

Wirkmechanismen von DPP-4-Inhibitoren<br />

Mischkost<br />

GLP-1-Freisetzung<br />

im Darm<br />

chung der Wirksamkeit, Sicherheit und<br />

Verträglichkeit von Linagliptin (einmal<br />

täglich 5 mg) im Vergleich zu Placebo<br />

durchgeführt. Der Wirkstoff wurde<br />

Typ-2-Diabetikern mit ungenügender<br />

Blutzuckerkontrolle 24 Wochen lang<br />

verabreicht. Der allgemeine HbA1c-Bereich<br />

für diese Studien betrug ≥ 7,0 %<br />

und ≤ 11 % bei folgender Hintergrundtherapie:<br />

• Linagliptin als Monotherapie (nur Bewegung<br />

und Ernährungsumstellung)<br />

• Linagliptin als Additiv zu Metformin<br />

• Linagliptin als Additiv zu Metformin<br />

plus Sulfonylharnstoffe<br />

• Linagliptin in Kombination mit Pioglitazon<br />

Aus den Daten der Linagliptin-Studie<br />

der Phase III geht hervor, dass diese<br />

Prüfsubstanz, ein Dipeptidylpeptidase-<br />

(DPP-) 4-Inhibitor, eine signifi kante,<br />

nachhaltige und klinisch relevante<br />

Senkung des Blutzuckerspiegels,<br />

• Glukoseabhängige<br />

Insulinsekretion<br />

• Glucagon-Unterdrückung<br />

GLP-1 (7-36)<br />

aktiv<br />

Exogene Analoge<br />

von GLP-1<br />

DPP-4<br />

DPP-4-<br />

Inhibitor<br />

gemessen anhand der Hämoglobin-<br />

A1c-Werte (HbA1c), des Nüchternplasmaglukosespiegels<br />

(NPG) und des<br />

postprandialen Blutzuckerspiegels<br />

(PPG), erzielte. Des Weiteren wurde<br />

bei diesen Phase-III-Studien ein hervorragendes<br />

Sicherheits- und Verträglichkeitsprofi<br />

l verzeichnet.<br />

Im Jahr 2010 wurden bei <strong>mehr</strong>eren<br />

Behörden weltweit Zulassungsanträge<br />

für Linagliptin eingereicht.<br />

Durch Bindung an das DPP-4-Enzym wird die Aufspaltung der beiden<br />

Inkretinhormone Glucagon-like Peptid 1 (GLP-1) und Glukoseabhängiges<br />

insulintropes Peptid (GIP) gehemmt. GLP-1 und GIP sind<br />

natürlich vorkommende Hormone, die der Darm nach der Einnahme<br />

von Mahlzeiten bildet und die die Bauchspeicheldrüse zur erhöhten<br />

glukoseabhängigen Insulinsekretion und zur verminderten Ausschüttung<br />

von Glucagon anregen. DPP-4-Inhibitoren erhöhen die<br />

Plasmakonzentration von GLP-1 im physiologischen Bereich.<br />

GLP-1 (9-36)<br />

inaktiv<br />

Unsere Forschung und Entwicklung in Diabetes 89


forschung und entwicklung Fokussiert sein.<br />

Fokussiert sein.<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> hat sich langfristig dem Gebiet der Krebstherapien verschrieben.<br />

Wir erforschen und entwickeln neuartige Optionen der Krebstherapie, sowohl mit<br />

innovativen chemischen Wirkstoffen (NCEs) als auch mit neuen biologischen Wirkstoffen<br />

(NBEs), bei denen bahnbrechende wissenschaftliche Erkenntnisse mit großem<br />

therapeutischen Mehrwert für Patienten verbunden werden.<br />

[ krebstherapien ]<br />

90 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010<br />

„Kenntnis über die molekulare Biologie und Patho genese<br />

des nicht-kleinzelligen Bronchialkarzinoms führte<br />

zur Identifi zierung von zielgerichteten Therapien. Es<br />

wurden zwei Prozesse identifi ziert, die an der Pathologie<br />

des Tumors maßgeblich be teiligt sind: die Signaltransduktion<br />

von Tumorzellen und die Initiierung der<br />

Tumorangiogenese.“<br />

dr. matthias müser,<br />

deputy therapeutic area head oncology,<br />

clinical development/medical affairs, ingelheim, deutschland<br />

Krebs<br />

Krebserkrankungen stellen eines der bedeutendsten<br />

globalen <strong>Gesundheit</strong>sprobleme dar. Trotz erheblicher<br />

Fortschritte hinsichtlich des Bewusstseins<br />

über die Krankheit, der Diagnose und der<br />

Behandlung bleibt der ungedeckte medizinische<br />

Bedarf im Bereich Krebs enorm.<br />

Krebs — die Fakten<br />

Jeder zweite Mann und jede dritte Frau entwickeln<br />

im Laufe ihres Lebens eine Krebserkrankung.<br />

Krebs ist eine der häufi gsten Todesursachen weltweit<br />

und stellt für die Patienten, ihre Familienangehörigen<br />

und die Gesellschaft eine enorme Belastung<br />

dar. Im Jahr 2008 wurden 12,4 Millionen<br />

neue Krebsfälle diagnostiziert und 7,6 Millionen


krebsbedingte Todesfälle verzeichnet. Die häufi<br />

gsten Krebsarten hinsichtlich Inzidenz waren<br />

Lungenkrebs (1,61 Millionen), Brustkrebs (1,29<br />

Millionen) und Dickdarmkrebs (1,15 Millionen).<br />

Prognosen zufolge werden die Todesfälle aufgrund<br />

von Krebserkrankungen weiter ansteigen<br />

und bis zum Jahr 2030 werden sich die Zahlen<br />

voraussichtlich <strong>mehr</strong> als verdoppeln: Es werden<br />

26,4 Millionen Krebsfälle diagnostiziert, 17 Millionen<br />

Todesfälle verzeichnet werden und 75 Millionen<br />

Menschen werden mit der Krankheit leben.<br />

Lungenkrebs<br />

Lungenkrebs ist die weltweit häufigste und tödlichste<br />

Krebsart. Von allen neu aufgetretenen<br />

Krebsfällen belaufen sich jährlich 1,61 Millionen<br />

Fälle auf Lungenkrebs und aufgrund der<br />

schlechten Prognose sind jedes Jahr 1,38 Millionen<br />

Todesfälle dieser Krebsart zuzuschreiben.<br />

Bei über zwei Drittel der Lungenkrebspatienten<br />

wird die Diagnose erst in einem späten Stadium<br />

gestellt und nur 7 % der Patienten leben fünf <strong>Jahre</strong><br />

nach Diagnosestellung noch.<br />

Im Allgemeinen ist bei nahezu 20 % aller Todes fälle<br />

aufgrund von Krebserkrankungen Lungenkrebs die<br />

Ursache. Von allen neu aufgetretenen Krebsfällen<br />

sind 13 % Lungenkarzinome, wobei als Hauptursache<br />

in 90 % dieser Fälle das Rauchen anzusehen ist.<br />

Lungenkrebs — hoher ungedeckter medizinischer<br />

Bedarf<br />

Lungenkrebs stellt nach wie vor ein Gebiet mit<br />

hohem ungedeckten medizinischen Bedarf dar;<br />

dies gilt insbesondere in fortgeschrittenen Stadien,<br />

in denen sich der Krebs besonders aggressiv<br />

verhält und für die Patienten nur eingeschränkte<br />

Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung stehen.<br />

Im Allgemeinen kommen zur Behandlung<br />

von Lungenkrebs drei verschiedene Behandlungsoptionen<br />

einzeln oder in Kombination zum<br />

Lungenkrebs<br />

1,6 Millionen<br />

NEUE LUNGENKREBSFÄLLE JÄHRLICH<br />

1,38 Millionen<br />

TODESFÄLLE AUFGRUND VON LUNGENKREBS JÄHRLICH<br />

0 MILLIONEN<br />

Alle<br />

sonstigen<br />

Krebsarten<br />

HEUTE<br />

13 %<br />

LUNGENKREBS<br />

13 % aller neu diagnostizierten<br />

Krebserkrankungen sind Lungenkrebs.<br />

7%<br />

der Lungenkrebspatienten in Europa<br />

sind 5 <strong>Jahre</strong> nach<br />

der Diagnose am Leben<br />

+1 JAHR +2 JAHRE +3 JAHRE +4 JAHRE<br />

90 %<br />

LUNGENKREBS<br />

90 % der Lungenkrebsfälle<br />

haben Rauchen als Ursache.<br />

Einsatz: operativer Eingriff, Strahlentherapie<br />

und Chemotherapie.<br />

Das kleinzellige Bronchialkarzinom (Small-Cell<br />

Lung Cancer, SCLC) und das nicht-kleinzellige<br />

Bronchialkarzinom (Non-Small-Cell Lung Cancer,<br />

NSCLC) reagieren auf die Behandlung ganz<br />

unterschiedlich und verhalten sich auch anders.<br />

Um die am besten geeignete Therapie für einen<br />

Patienten zu ermitteln, werden Krebserkrankungen<br />

in Stufen eingeteilt, damit die Schwere der<br />

Erkrankung bestimmt werden kann.<br />

Gezielte Krebstherapien für NSCLC<br />

Neue Therapien könnten zur Verfügung stehen,<br />

die selektiv auf bestimmte molekulare Marker<br />

+5 JAHRE<br />

Alle<br />

sonstigen<br />

Krebsarten<br />

1,5<br />

20 %<br />

LUNGENKREBS<br />

Lungenkrebs ist die Ursache von 20 %<br />

der Todesfälle aufgrund von Krebs.<br />

Fokussiert sein.<br />

91


forschung und entwicklung Fokussiert sein.<br />

Lungenkrebs<br />

Lungenkrebs stellt nach wie vor ein Gebiet mit hohem ungedeckten medizinischen Bedarf dar. Hoher medizinischer Bedarf<br />

besteht insbesondere in fortgeschrittenen Stadien, in denen sich der Lungenkrebs besonders aggressiv verhält und für die<br />

Patienten nur eingeschränkte Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung stehen. Im Allgemeinen kommen zur Behandlung<br />

von Lungenkrebs drei verschiedene Behandlungsoptionen einzeln oder in Kombination zum Einsatz: operativer Eingriff,<br />

Strahlentherapie und Chemotherapie.<br />

[ diagnose ]<br />

Computertomographie<br />

Lungenkrebs<br />

Bild: © Medical Body Scans /<br />

Photo Researchers / Agentur Focus<br />

[ therapieoption ]<br />

Operativer Eingriff mit<br />

Resektion<br />

oder Strukturen auf Tumorzellen abzielen. Es<br />

wurden zwei Prozesse identifi ziert, die an der<br />

Pathologie des nicht-kleinzelligen Bronchialkarzinoms<br />

(NSCLC) maßgeblich beteiligt sind:<br />

die Signaltransduktion von Tumorzellen und die<br />

Initiierung der Tumorangiogenese.<br />

Kenntnis über die molekulare Biologie und Pathogenese<br />

von NSCLC führte zur Identifi zierung<br />

von zielgerichteten Therapien. Bei dem epidermalen<br />

Wachstumsfaktor (Epidermal Growth<br />

Factor Receptor, EGFR) handelt es sich um eine<br />

Gruppe von Rezeptoren, die an der Entwicklung<br />

von NSCLC beteiligt sind.<br />

Durch den Fokus auf molekulare und zelluläre<br />

Veränderungen, die für die Krebsart spezifi sch<br />

sind, können diese zielgerichteten Krebstherapien<br />

effektiver sein als die derzeit zur Verfügung stehenden<br />

Therapien und beeinträchtigen normale<br />

Zellen weniger stark, wodurch unerwünschte<br />

Nebenwirkungen verringert werden. Als Monotherapie<br />

in Kombination mit der klassischen<br />

Chemotherapie weisen diese neuen Wirkstoffe<br />

auch eine potenziell höhere Wirksamkeit auf, die<br />

92 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010<br />

[ therapieoption ]<br />

Strahlentherapie<br />

Bild: © picture-alliance/<br />

Ronald Wittek<br />

[ therapieoption ]<br />

Chemotherapie<br />

für diese Patientenpopulation dringend benötigt<br />

wird. Die zielgerichteten Therapien bieten eine<br />

individuelle Behandlung entsprechend den Erbanlagen<br />

der Patienten.<br />

Ovarialkarzinom<br />

Mit schätzungsweise <strong>125</strong>.000 Todesfällen jährlich<br />

ist das Ovarialkarzinom die weltweit sechsthäufi gste<br />

Krebsart bei Frauen. Das Ovarialkarzinom tritt am<br />

häufi gsten in den USA und Nordeuropa und am<br />

seltensten in Afrika und Asien auf. Das Risiko für<br />

die Erkrankung steigt mit dem Alter: Vier von fünf<br />

Diagnosen werden bei Frauen über 50 gestellt.<br />

Brustkrebs<br />

Brustkrebs ist die weltweit häufi gste Todesursache<br />

aufgrund von Krebserkrankungen bei Frauen<br />

und fordert jedes Jahr 411.000 Opfer. HER2positiver<br />

Brustkrebs ist eine besonders aggressive<br />

Form der Krankheit und wird mit einem größeren<br />

Risiko für Krankheitsprogression und Tod in<br />

Verbindung gebracht als HER2-negative Tumoren.<br />

In schätzungsweise 30 % der Brustkrebsfälle<br />

im fortgeschrittenen Stadium wird das HER2-<br />

Protein überexprimiert.


Ovarialkarzinom<br />

0<br />

204.000<br />

<strong>125</strong>.000<br />

NEUE OVARIALKARZINOMFÄLLE JÄHRLICH<br />

TODESFÄLLE AUFGRUND VON OVARIALKARZINOM JÄHRLICH<br />

HEUTE<br />

Schwellung im Bauchbereich<br />

SYMPTOME VON OVARIALKARZINOM<br />

210.000<br />

40 %<br />

der Ovarialkarzinompatienten in Europa<br />

sind 5 <strong>Jahre</strong> nach<br />

der Diagnose am Leben<br />

+1 JAHR +2 JAHRE +3 JAHRE +4 JAHRE +5 JAHRE<br />

Gewichtsabnahme<br />

Schmerzen und Magen-Darm-Beschwerden<br />

Müdigkeit<br />

[ krebstherapien ]<br />

Harnwegssymptome<br />

Gelegentlich abnormale vaginale Blutung<br />

Bauch- oder Rückenschmerzen<br />

Energiemangel<br />

1,5 Millionen<br />

NEUE BRUSTKREBSFÄLLE JÄHRLICH<br />

500.000<br />

TODESFÄLLE AUFGRUND VON BRUSTKREBS JÄHRLICH<br />

0 MILLIONEN<br />

Brustkrebs ist die weltweit häufigste Krebsart bei Frauen.<br />

Wahrscheinlichkeit in den nächsten<br />

10 <strong>Jahre</strong>n an Brustkrebs zu erkranken:<br />

BIS 20 JAHRE<br />

EINE VON<br />

1.985<br />

„Die Erfahrungen, die ich als Oberärztin bei der<br />

Be handlung von krebskranken Patienten sammeln<br />

konnte, kann ich nun bei <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />

einbringen. Die besondere Faszination, bei Global<br />

Medical Affairs zu arbeiten, besteht für mich darin,<br />

bei der Weiterentwicklung von neuen Krebsmedikamenten<br />

zur Lebensverlängerung bei besserer<br />

Lebensqualität mitwirken zu können und damit<br />

einem größeren Patientenkreis dienen zu können.“<br />

dr. claudia-nanette gann,<br />

senior global medical advisor medical affairs,<br />

ingelheim, deutschland<br />

Brustkrebs<br />

HEUTE<br />

BIS 30 JAHRE<br />

EINE VON<br />

229<br />

90 %<br />

der Brustkrebspatienten in Europa<br />

sind 5 <strong>Jahre</strong> nach<br />

der Diagnose am Leben<br />

+1 JAHR +2 JAHRE +3 JAHRE +4 JAHRE<br />

BIS 40 JAHRE<br />

EINE VON<br />

68<br />

BIS 50 JAHRE<br />

37<br />

EINE VON<br />

BIS 60 JAHRE<br />

+5 JAHRE<br />

EINE VON<br />

26<br />

BIS 70 JAHRE<br />

1,5<br />

EINE VON<br />

24<br />

93


forschung und entwicklung Fokussiert sein.<br />

Forschung und Entwicklung in der<br />

Onkologie<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> hat sich der klinischen Entwicklung von bahnbrechenden<br />

Krebstherapien verschrieben, die auf die Ent wicklung von<br />

Medikamenten ausgerichtet ist, welche die Lebensqualität von Patienten<br />

und Familienangehörigen verbessern.<br />

Bild: Lungenkrebs<br />

(Lennart Nilsson)<br />

[ bibf 1120 ]<br />

• Kleines Molekül, oral<br />

• Zielt auf FGFR, PDGFR, VEGFR<br />

Angiogenesehemmung<br />

phase patientenpopulation<br />

III Nicht-kleinzelliges Bronchialkarzinom<br />

III Ovarialkarzinom<br />

II Ovarialkarzinom<br />

II Hormon-refraktäres Prostatakarzinom<br />

II Hepatozelluläres Karzinom<br />

II Nierenzellkarzinom<br />

II Kolorektales Karzinom<br />

I Solide Tumoren<br />

94 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010<br />

Fokus auf Forschung im Bereich<br />

Onkologie<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unterhält breitgefächerte<br />

klinische Programme, das<br />

lume- und lux-Programm, die verschiedene<br />

Produkte aus der Pipeline<br />

für unterschiedliche Krebsindikationen<br />

umfassen. Derzeit liegt der<br />

Schwerpunkt der Forschung auf Substanzen<br />

in drei Gebieten:<br />

Ω Angiogenesehemmung<br />

Ω Signaltransduktionshemmung<br />

Ω Zellzykluskinasehemmung.<br />

fgfr pdgfr vegfr<br />

bibf 1120: Dreifach-Angiokinase-Hemmer<br />

Die Spitzenforschung am Forschungszentrum<br />

von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> in<br />

Wien und am Institut für Molekulare<br />

Pathologie (IMP) hat <strong>mehr</strong>ere vielversprechende<br />

Substanzen in der klinischen<br />

Entwicklung hervorgebracht.<br />

Angiogenesehemmung<br />

Angiogenese, d. h. die Bildung neuer Gefäße<br />

für die Blutversorgung, spielt eine<br />

entscheidende Rolle beim Tumorwachstum<br />

und der Metastasierung. <strong>Boehringer</strong><br />

<strong>Ingelheim</strong> entwickelt neue Therapien,<br />

die auf wichtige biologische Pfade, die an<br />

BIBF 1120 ist ein Dreifach-<br />

Angiokinase-Inhibitor, der<br />

gleichzeitig drei Wachstumsfaktoren<br />

des vaskulären Endothels<br />

(Vascular Endothelial<br />

Growth Factor Receptor,<br />

VEGFR 1-3), der Plättchen<br />

(Platelet-Derived Growth<br />

Factor Receptor, PDGFR Alpha<br />

und Beta) und der Fibroblasten<br />

(Fibroblast Growth<br />

Factor Receptor, FGFR 1-3)<br />

blockiert.


[ afatinib - bibw 2992 ]<br />

• Kleines Molekül, oral<br />

• Zielt auf EGFR, HER2<br />

Signaltransduktionshemmung<br />

phase patientenpopulation<br />

III Nicht-kleinzelliges Bronchialkarzinom<br />

III Brustkrebs<br />

IIb/III Nicht-kleinzelliges Bronchialkarzinom<br />

II Nicht-kleinzelliges Bronchialkarzinom<br />

II Hormonrefraktäres Prostatakarzinom<br />

II Glioblastom<br />

II Squamös-zelliges Brust-<br />

Halskarzinom<br />

II Brustkrebs<br />

I Solide Tumoren<br />

der Stimulierung der Angiogenese beteiligt<br />

sind, ausgerichtet sind und diese<br />

hemmt, um somit das Wachstum und die<br />

Ausbreitung des Tumors zu verhindern.<br />

BIBF 1120 — Dreifach-Angiokinase-<br />

Inhibitor<br />

BIBF 1120 (voraussichtlicher Handelsname<br />

vargatef) ist ein neuartiger<br />

Dreifach-Angiokinase-Inhibitor, der<br />

gleichzeitig die Rezeptoren von drei<br />

Endothel-Wachstumsfaktoren hemmt:<br />

des vaskulären Endothels (Vascular<br />

Endothelial Growth Factor Receptor,<br />

VEGFR), der Plättchen (Platelet-Derived<br />

Growth Factor Receptor, PDGFR) und<br />

der Fibroblasten (Fibroblast Growth<br />

Factor Receptor, FGFR) – die alle entscheidend<br />

an der Gefäßbildung betei-<br />

EGF-Liganden Hereguline<br />

egfr/her3 egfr/her4 egfr/egfr egfr/her2 her2/her2 her2/her3 her2/her4<br />

Afatinib ist ein Tyrosinkinase-Inhibitor (TKI) der nächsten Generation. Bei TKIs handelt es<br />

sich um irreversible Kinase-Inhibitoren des epidermalen Wachstumsfaktors (Epidermal<br />

Growth Factor Receptor, EGFR) und des humanen epidermalen Rezeptors 2 (Human Epidermal<br />

Receptor 2, HER2). Beide Rezeptoren sind an der Zellproliferation, -differenzierung und<br />

Apoptose (programmierter Zelltod) beteiligt und ihre Hemmung kann eine wesentliche Rolle<br />

bei der Prävention des Wachstums und der Ausbreitung des Tumors übernehmen.<br />

ligt sind. Da die Angiogenese eine ausschlaggebende<br />

Rolle beim Wachstum<br />

aller soliden Tumoren spielt, wird<br />

BIBF 1120 derzeit in einer Vielzahl<br />

von weiteren Indikationen untersucht,<br />

unter anderem bei nicht kleinzelligem<br />

Bronchialkarzinom (NSCLC), Ovarialkarzinom,<br />

Dickdarmkrebs, hepatozellulärem<br />

Karzinom und Nierenkrebs.<br />

Signaltransduktionshemmung<br />

Zellproliferation, Differenzierung und<br />

programmierter Zelltod (Apoptose)<br />

werden in gesundem Gewebe von einer<br />

Vielzahl externer Signale, die mithilfe<br />

von Rezeptoren intrazelluläre Signaltransduktionspfade<br />

aktivieren, streng<br />

reguliert. Krebszellen akkumulieren<br />

genetische Mutationen, die diese Sig-<br />

naltransduktionspfade verändern. Das<br />

Ergebnis sind maligne Zellen, die sich<br />

unkontrolliert ver<strong>mehr</strong>en und nicht<br />

auf die Signale reagieren, die normalerweise<br />

die Apoptose einleiten.<br />

Afatinib - BIBW 2992<br />

Afatinib (voraussichtlicher Handelsname<br />

tomtovok®) ist eine orale Entwicklungssubstanz<br />

(Tablette), die als Tyrosinkinase-Inhibitor<br />

(TKI) der nächsten<br />

Generation den epidermalen Wachstumsfaktor<br />

(Epidermal Growth Factor<br />

Receptor, EGFR) und den humanen<br />

epidermalen Rezeptor 2 (Human Epidermal<br />

Receptor 2, HER2) hemmt.<br />

Afatinib bindet anders als TKIs der<br />

ersten Generation unwiderrufl ich an<br />

EFGR/HER2 und führt zu einer irre-<br />

Unsere F&E-Aktivitäten im Bereich Onkologie<br />

95


forschung und entwicklung Fokussiert sein.<br />

Apoptose einer<br />

Tumorzelle<br />

[ bi 6727 – volasertib ]<br />

• Kleines Molekül, intravenös., oral<br />

• Zielt auf: Plk-1<br />

Zellzykluskinasehemmung<br />

phase Patientenpopulation<br />

II Ovarialkarzinom<br />

II Urotheliales Karzinom<br />

II<br />

Nicht-kleinzelliges Bronchialkarzinom<br />

I/IIa Akute Myeloische Leukämie<br />

I Solide Tumoren<br />

96 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010<br />

versiblen Hemmung von EGFR/HER1<br />

und von HER2, die bei Tumorwachstum<br />

und -ausbreitung eine Rolle spielen.<br />

Die Substanz wird für <strong>mehr</strong>ere solide<br />

Tumorarten entwickelt. Afatinib<br />

befi ndet sich aktuell in Phase III der<br />

klinischen Entwicklung für NSCLC.<br />

2010 hat <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> darüber<br />

hinaus eine klinische Studie der<br />

Phase III zur Untersuchung von Afatinib<br />

für die Behandlung von Patienten<br />

mit fortgeschrittenem (metastasiertem)<br />

Brustkrebs eingeleitet. Ferner<br />

wird Afatinib für verschiedene weitere<br />

Indikationen untersucht, unter anderem<br />

Kopf-Hals-Karzinom und Dickdarmkrebs.<br />

Zellzykluskinasehemmung<br />

Als Zellzyklus versteht man eine<br />

Ereignisabfolge zwischen zwei Zellteilungen<br />

(Mitosen), d. h. es ist der<br />

Prozess, in dessen Rahmen aus einer<br />

einzelnen Zelle identische „Tochterzellen“<br />

gebildet werden. Eine grundlegende<br />

Eigenschaft von Krebs ist die<br />

Störung dieses Vorgangs.<br />

Volasertib hemmt spezifisch Plk-1, einen der<br />

Haupt regulatoren in der Zellteilung. Plk-1<br />

wird mit der Störung der Aktivierung des mitotischen<br />

Checkpoints und verlängertem mitotischem<br />

Arrest (Polo-Arrest), der zum Zelltod<br />

führt, in Verbindung gebracht.<br />

Interphase<br />

Prophase<br />

Prometaphase<br />

PLK1<br />

Plk-1-Hemmung<br />

Im Bereich der Zellzykluskinasehemmung<br />

entwickelt <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />

derzeit Inhibitoren der Polo-<br />

Like-Kinase-1 (Plk-1), ein an den<br />

Pro zessen der Zellteilung mitwirkendes<br />

Protein. Diese Moleküle befi nden<br />

sich in den frühen Phasen der klinischen<br />

Entwicklung.<br />

Volasertib - BI 6727<br />

Volasertib ist der jüngste Schritt im Programm<br />

von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> zur<br />

Entwicklung eines hoch wirksamen<br />

spezifi schen Plk-1-Inhibitors und potenziellen<br />

First-in-class-Moleküls. Volasertib<br />

hemmt spezifi sch Plk-1, einen der<br />

Haupt regulatoren in der Zellteilung.<br />

Plk-1 wird mit der Störung der Aktivierung<br />

des mitotischen Checkpoints und<br />

verlängertem mitotischem Arrest (Polo-<br />

Arrest), der zum Zelltod führt, in Verbindung<br />

gebracht. Aufgrund der wesentlich<br />

höheren Werte von Plk-1 in<br />

Tumorzellen im Vergleich zu gesunden<br />

Zellen zielt Volasertib in erster Linie auf<br />

die sich teilenden Krebszellen ab.<br />

Cytokinesis<br />

Metaphase<br />

Anaphase<br />

Telophase


Auf Grundlage der vielversprechenden<br />

Wirksamkeits- und Sicherheitsdaten<br />

aus der Phase-I-Studie wurde Volasertib<br />

in die klinische Entwicklung überführt.<br />

Das Phase-II-Programm untersucht die<br />

Wirksamkeit und Sicherheit von Volasertib<br />

bei <strong>mehr</strong>eren Tumorarten.<br />

Das LUX-Studienprogramm<br />

Das klinische LUX-Studienprogramm<br />

untersucht Afatinib bei verschiedenen<br />

Krebspopulationen.<br />

Das LUX-Lung-1-Studienprogramm<br />

lux-Lung-1 ist eine randomisierte,<br />

doppelblinde Studie der klinischen<br />

Phase IIb/III, in der die Wirksamkeit<br />

von Afatinib in Kombination mit einer<br />

supportiven Behandlung (Best Supportive<br />

Care, BSC) im Vergleich zu einer<br />

Placebogabe plus BSC bei NSCLC-<br />

Patienten geprüft wurde. Die Patienten<br />

verzeichneten eine Krankheitsprogression<br />

nach der ersten Chemotherapie<br />

und der Behandlung mit den Tyrosinkinase-Inhibitoren<br />

(TKI) des epidermalen<br />

Wachstumsfaktors (EGFR) der<br />

ersten Generation Gefi tinib bzw. Erlotinib.<br />

Aufgrund der Einschlusskriterien<br />

der Studie wurden zahlreiche Patienten<br />

aufgenommen, deren Tumoren<br />

mutierte EGF-Rezeptoren aufwiesen.<br />

Ergebnisse der LUX-Lung-1-Studie<br />

Afatinib hat das progressionsfreie Überleben<br />

(PFÜ) von 1,1 auf 3,3 Monate verlängern<br />

können, obwohl der primäre<br />

Endpunkt des Gesamtüber lebens (GÜ)<br />

nicht erreicht werden konnte. Das progressionsfreie<br />

Überleben bei dieser<br />

Studie wurde im Rahmen einer unabhängigen<br />

Bewertung bestätigt. Diese<br />

Ergebnisse werden belegt durch einen<br />

Das LUX-Studienprogramm<br />

Überblick über die laufenden Studien<br />

BIBW 2992 Klinische<br />

Phase<br />

Medikation im Behandlungs-<br />

und Kontrollarm<br />

lux-Lung-3 III Afatinib<br />

vs<br />

Cisplatin/Pemetrexed<br />

lux-Lung-6 III Afatinib<br />

vs<br />

Cisplatin/Gemcitabin<br />

lux-Lung-5 III Nach Afatinib:<br />

Afatinib + Kombinationschemotherapie<br />

lux-Breast-1 III Afatinib + Vinorelbine<br />

vs<br />

Trastuzumab + Vinorelbine<br />

Die Ergebnisse der LUX-Lung-1-Studie (2010)<br />

Krebsart<br />

Potenzielles Firstline<br />

NSCLC mit<br />

EGFR-Mutation<br />

NSCLC mit EGFR-<br />

Mutation<br />

NSCLC nach<br />

Chemothe rapie<br />

und Erlotinib oder<br />

Gefitinib<br />

Metastatisches<br />

HER2-positves<br />

Mammakarzinom<br />

Unabhängige Bewertung<br />

Afatinib Kontrolliert<br />

Partial Response (PR), unabhängig von der Bestätigung 13 % 0,5 %<br />

Partial Response (PR), bestätigt 7 % 0,5 %<br />

Stabile Krankheit (Stable Disease, SD) 51 % 18 %<br />

Krankheitsbekämpfung (Disease Control Rate, DCR) 58 % 19 %<br />

signifi kanten Anstieg der Krankheitsbekämpfung<br />

(Disease Control Rate, DCR –<br />

Anteil der Patienten mit stabilen Tumoren<br />

oder Tumorschrumpfung) und des<br />

objektiven Ansprechens (Objective Response<br />

Rate, ORR – Anteil der Patienten<br />

mit Tumorschrumpfung oder -absenz)<br />

im Vergleich zu Placebo. Das progressionsfreie<br />

Überleben dient als Maß des<br />

klinischen Nutzens einer bestimmten<br />

Therapie.<br />

Das LUX-Lung-2-Studienprogramm<br />

lux-Lung-2 ist eine multizentrische,<br />

unverblindete Studie der Phase II mit<br />

einem Behandlungsarm zu Afatinib<br />

mit Patienten mit Lungenkrebs in<br />

fortgeschrittenem Stadium, die unbehandelt<br />

waren oder bei denen nach<br />

dem ersten Chemotherapiezyklus eine<br />

Krankheitsprogression eintrat. Die<br />

Patienten wurden vor Studienbeginn<br />

auf aktivierende EGFR-Mutationen<br />

getestet.<br />

Ergebnisse der LUX-Lung-2-Studie<br />

Bei Patienten mit EGFR-Mutationen,<br />

die Afatinib erhielten, wurde ein erhebliches<br />

progressionsfreies Überleben<br />

von 14 Monaten und ein Überle-<br />

Unsere F&E-Aktivitäten im Bereich Onkologie<br />

97


forschung und entwicklung Fokussiert sein.<br />

ben von zwei <strong>Jahre</strong>n festgestellt.<br />

Zusätzlich zeigten die Daten der lux-<br />

Lung-2-Studie, wie in einer unabhängigen<br />

Untersuchung bestätigt, dass bei<br />

der Mehrheit der mit Afatinib behandelten<br />

Patienten (61 %) eine signifikante<br />

Tumorverkleinerung (Partial<br />

Response) verzeichnet wurde.<br />

Die LUX-Breast-1-Studie ist eine Openlabel-,<br />

randomisierte Phase-III-Studie<br />

zur Untersuchung der Wirksamkeit<br />

und Sicherheit von Afatinib plus Vinorelbine<br />

im Vergleich zu Trastuzumab<br />

plus Vinorelbine bei Patienten mit<br />

metastasiertem, HER2-positivem<br />

Mammakarzinom, die bereits eine<br />

Therapie mit Trastuzumab erhielten.<br />

Das LUME-Lung-Studienprogramm untersucht<br />

BIBF 1120 in Kombination<br />

mit der Standard-Second-Line-Chemotherapie<br />

für Patienten mit NSCLC<br />

im fortgeschrittenen Krankheitsstadium.<br />

Die LUME-Ovar 1Studie<br />

lume-Ovar 1 ist eine multi-zentrische,<br />

randomisierte, doppelblinde Phase III<br />

Studie, welche die Wirksamkeit und<br />

Sicherheit von BIBF 1120 in Kombination<br />

mit Carboplatin und Paclitaxel<br />

im Vergleich mit Plazebo plus Carboplatin<br />

und Paclitaxel bei Patienten mit<br />

fortgeschrittenem Ovarialkarzinom<br />

untersucht.<br />

98 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010<br />

Ergebnisse der LUX-Lung-2-Studie (2010)<br />

Bei Patienten mit aktivierenden EGFR-Mutationen, die Afatinib erhielten,<br />

wurde ein hohes Ansprechen und ein erhebliches progressionsfreies<br />

Überleben festgestellt:<br />

Objektives Ansprechen (Overall Response) Rate, ORR) 61 %<br />

Krankheitsbekämpfung (Disease Control) Rate, DCR) 86 %<br />

Das LUME-Studienprogramm<br />

Überblick über die laufenden Studien<br />

Alle Patienten<br />

N = 120<br />

Medianes progressionsfreies Überleben (PFÜ) 14 Monate<br />

Medianes Gesamtüberleben (GÜ) 24 Monate<br />

BIBF 1120 Klinische<br />

Phase<br />

Medikation im Behandlungs-<br />

und Kontrollarm<br />

lume-Lung-1 III BIBF 1120 + Doxetaxel<br />

vs. Doxetaxel<br />

lume-Lung-2 III BIBF 1120 + Pemetrexed<br />

vs. Pemetrexed<br />

lume-Ovar-1 III BIBF 1120 + Carboplatin<br />

vs. Carboplatin/Paclitaxel<br />

Krebsart<br />

Stadium III/IV<br />

oder<br />

rezidivierendes<br />

NSCLC<br />

Stadium III/IV<br />

oder<br />

rezidivierendes<br />

NSCLC<br />

Fortgeschrittenes<br />

Ovarialkarzinom<br />

Quellen Krebs S. 91: 1. Grey N. et al. 2006. Reducing the global cancer burden. Hospital Management 2006. [Online]<br />

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Agency for Research on Cancer 2003.<br />

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2007. 2. WHO Cancer Factsheet N°297 – updated February 2009. [Online] Available at: http://www.who.int/mediacentre/factsheets/fs297/en/index.html<br />

[Last accessed 7 July 2010] 3. US National Cancer Institute. Cancer Advances in Focus<br />

[Online] Available at: http://www.cancer.gov/cancertopics/cancer-advances-in-focus/breast [Last accessed 7 July<br />

2010] 4. American Cancer Society Breast Cancer Facts & Figures, 2005-2006 [Online] Available at: http://www.cancer.<br />

org/acs/groups/content/@nho/documents/document/caff2005brfacspdf2005pdf.pdf [Last accessed 8 July 2010]<br />

5. WHO. Breast Cancer Burden [Online] Available at: http://www.who.int/cancer/detection/breastcancer/en/index1.html<br />

[Last accessed 8 July 2010] 6. Penault-Llorca F et al. 2005 ‘Incidence and implications of HER2 and hormonal receptor<br />

overexpression in newly diagnosed metastatic breast cancer (MBC)’, Journal of Clinical Oncology, vol. 23, S69. © 2010<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> GmbH. All rights reserved.


Unsere Forschung und Entwicklung in<br />

idiopathischer Lungenfi brose<br />

Bei der idiopathischen Lungenfi brose (IPF) handelt es sich um eine<br />

progressive und stark einschränkende Lungenerkrankung, für die keine<br />

zugelassenen Therapien vorhanden sind und daher ein ungedeckter<br />

klinischer Bedarf an wirksamen zugelassenen Arzneimitteln besteht.<br />

Idiopathische Lungenfi brose<br />

Idiopathic Pulmonary Fibrosis (IPF)<br />

geht einher mit einer Fibrose (Versteifung)<br />

des Gewebes zwischen den Alveolen<br />

in der Lunge, was zu Husten und<br />

Atemschwierigkeiten führt und die körperliche<br />

Leistungsfähigkeit einschränkt.<br />

Unvorhersehbare akute Exazerbationen<br />

der Erkrankungen treten bei einigen<br />

Patienten auf und können tödlich sein.<br />

Das mittlere Alter bei Diagnosestellung<br />

ist 66 <strong>Jahre</strong>. Bei IPF wird eine Überlebensrate<br />

ähnlich wie bei vielen Krebsarten<br />

verzeichnet (mittlere Überlebenszeit<br />

nach Diagnosestellung drei bis fünf<br />

<strong>Jahre</strong>). Derzeit gibt es weder in den USA<br />

noch in Europa eine zugelassene pharmakologische<br />

Therapie für IPF.<br />

BIBF 1120 – Dreifach-Kinase-Inhibitor<br />

Die Prüfsubstanz BIBF 1120 von<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong>, ein Dreifach-<br />

Kinase-Hemmer, kann für IPF-Patienten<br />

einen signifi kanten klinischen Nutzen<br />

bedeuten. Neben IPF untersucht<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> BIBF 1120 auch<br />

in klinischen Studien der Phase III für<br />

die Behandlung von verschiedenen<br />

Krebsarten (siehe Onkologie).<br />

Die von BIBF 1120 blockierten Rezeptoren<br />

sind nachweislich an der Fibrose<br />

der Lungen beteiligt. Durch das Blockieren<br />

der Signalwege, die nach<br />

diesen Rezeptoren liegen, wird angenommen,<br />

dass BIBF 1120 einen der<br />

pathogenen Prozesse von IPF hemmt.<br />

Studie TOMORROW<br />

Die Studie TOMORROW (zur Verbesserung<br />

der Lungenfi brose mit BIBF<br />

1120) war als 12-monatige, randomisierte,<br />

doppelblinde und placebokontrollierte<br />

Studie angelegt, in deren<br />

Rahmen die Wirkung von oral verabreichtem<br />

BIBF 1120 nach Abfallen der<br />

forcierten Vitalkapazität (FVC) bei<br />

Patienten mit IPF untersucht wurde.<br />

Den Ergebnissen der Phase-II-Studie<br />

TOMORROW zufolge führte eine<br />

12-monatige Behandlung mit BIBF<br />

1120 zu einer klinisch relevanten Verminderung<br />

der Verschlechterung der<br />

Lungenfunktion von IPF-Patienten.<br />

Diese Ergebnisse werden als sehr vielversprechend<br />

gewertet. Mithilfe eines<br />

innovativen Ansatzes bei der Behandlung<br />

von IPF wurden Auswirkungen<br />

auf die klinisch relevanten Studienendpunkte<br />

nachgewiesen. Insgesamt bieten<br />

diese Daten eine solide und vielversprechende<br />

Plattform für die Entwicklung<br />

eines Phase-III-Programms.<br />

Bild: Lungenalveolen<br />

(Lennart Nilsson)<br />

3-5 <strong>Jahre</strong><br />

Die mittlere Überlebenszeit nach der<br />

IPF-Diagnose beträgt 3 bis 5 <strong>Jahre</strong>.<br />

Idiopathische Lungenfi brose 99


forschung und entwicklung Fokussiert sein.<br />

Unsere Forschung und Entwicklung in<br />

Hepatitis-C<br />

Neue antivirale Therapien mit neuartigen Wirkmechanismen sind<br />

für Fortschritte in der Hepatitis-C-Behandlung erforderlich. Unsere<br />

Forschung auf dem Gebiet des Hepatitis-C-Virus (HCV) zielt darauf<br />

ab, Hemmstoffe zu identifizieren, welche in der Lage sind, essenzielle<br />

Enzyme des Virus wie z. B. die HCV-Serin-Protease und RNA-<br />

Polymerase zu blockieren.<br />

Bild: Hepatitis-C-Viren<br />

© AMI IMAGES / SPL /<br />

Agentur Focus<br />

170 Mio.<br />

Die Anzahl der chronisch<br />

HCV-Infizierten wird weltweit<br />

auf 170 Millionen geschätzt.<br />

100 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010<br />

Hepatitis-C<br />

Hepatitis-C ist eine Infektionskrankheit<br />

der Leber und die häufi gste Ursache<br />

von chronischen Lebererkrankungen<br />

und Lebertransplantationen. Die<br />

Anzahl der chronisch mit dem Hepatitis-C-Virus<br />

Infi zierten wird weltweit<br />

auf 170 Millionen geschätzt, wobei<br />

jährlich etwa 3–4 Millionen Neuinfektionen<br />

hinzukommen. Nur bei etwa<br />

20–45 % der Patienten tritt eine Virus-<br />

Clearance in der akuten Krankheitsphase<br />

auf. Von den restlichen chronisch<br />

infi zierten Patienten entwickeln<br />

etwa 20 % innerhalb von 20 <strong>Jahre</strong>n<br />

eine Zirrhose. Nach dem Einsetzen der<br />

Zirrhose entspricht die Mortalitätsrate<br />

2–5 % pro Jahr. Leber erkrankungen im<br />

Endstadium aufgrund einer HCV-Infektion<br />

sind derzeit in der westlichen<br />

Welt die häufi gste Ursache für Lebertransplantationen.<br />

Behandlung der Hepatitis-C<br />

Zurzeit stehen limitierte Therapieoptionen<br />

für Hepatitis-C zur Verfügung. Die<br />

Standardtherapie – pegyliertes Interferon<br />

und Ribavirin (PegIFN/RBV) –<br />

stellt für die Patienten aufgrund der<br />

erheblichen Behandlungsdauer von in<br />

der Regel 48 Wochen, auftretenden<br />

Nebenwirkungen, welche die Einhaltung<br />

der Therapievorschriften beeinträchtigen,<br />

und geringen Ansprechraten<br />

häufi g eine Belastung dar. Eine<br />

erfolgreiche Therapie ohne Interferon<br />

könnte die Behandlungsoptionen für<br />

Hepatitis-C wesentlich ändern und die<br />

Heilungschancen für eine breitere<br />

Patientenbasis verbessern. Bei einer<br />

antiviralen Therapie spielt auch eine<br />

mögliche Virusresistenz eine Rolle. Neue<br />

antivirale Therapien mit neuartigen<br />

Wirkmechanismen sind für Fortschritte in<br />

der Hepatitis-C-Behandlung erforderlich.<br />

Unser Hepatitis-C-Portfolio<br />

Unsere Forschung auf dem Gebiet des<br />

Hepatitis-C-Virus (HCV) zielt darauf<br />

ab, Hemmstoffe zu identifi zieren,<br />

welche in der Lage sind, essenzielle<br />

Enzyme des Virus wie z. B. die HCV-<br />

Serin-Protease und RNA-Polymerase<br />

zu blockieren. Solche neuartigen<br />

Mechanismen bieten die Möglichkeiten<br />

für neue Therapien mit verbesserter<br />

Verträglichkeit im Vergleich zu der<br />

derzeitigen The rapie der chronischen<br />

Hepatitis-C- Erkrankung. Diese<br />

Ansätze können zu der Entwicklung


neuartiger Klassen von antiviralen<br />

Substanzen zur Behandlung von chronischer<br />

Hepatitis-C führen. Die beiden<br />

führenden Prüfsubstanzen im Hepatitis-C-Portfolio<br />

von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />

sind BI 201335 und BI 207127.<br />

Oraler HCV-NS3/4A- Protease-Inhibitor<br />

BI 201335 ist ein oral einzunehmender<br />

HCV-NS3/4A-Protease-Inhibitor<br />

(Prüfsubstanz), der von unserer Forschung<br />

und Entwicklung entdeckt wurde<br />

und bereits klinische Studien bis<br />

Phase IIb (silen-c-Stu dien) durchlaufen<br />

hat.<br />

NS5B-RNA-abhängiger<br />

Polymerase-Inhibitor<br />

BI 207127 ist ein Polymerase-Inhibitor,<br />

der die klinischen Studien der<br />

Phase I abgeschlossen hat. HCV NS5B<br />

gilt als das vorrangig für die HCV-<br />

Replikation verantwortliche Enzym.<br />

BI 207127 blockiert einen bestimmten<br />

Schritt im viralen Lebenszyklus, indem<br />

es auf das Polymerase-Enzym abzielt<br />

und somit die Replikation von<br />

HCV unterbindet.<br />

Kombinationstherapie ohne PegIFN<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> hat die<br />

Phase-Ib-Studie sound-c durchgeführt,<br />

aus der hervorgeht, dass die<br />

Kombination der beiden oralen<br />

Hepatitis- C-Wirkstoffe BI 201335<br />

(Protease- Inhibitor) und BI 207127<br />

(Poly merase-Inhibitor) mit Ribavirin<br />

die Viruslast nicht vorbehandelter<br />

Hepatitis-C-Patienten auf die Untergrenze<br />

der quantifi zierbaren Werte<br />

senkt. Der Therapieplan sah in den<br />

ersten 28 Therapietagen keine Verabreichung<br />

von Interferon vor.<br />

Derzeit laufen die Planungen für Phase-II-Studien<br />

mit BI 207127 und BI<br />

201335 in Therapien ohne Interferon,<br />

sowohl mit als auch ohne Ribavirin.<br />

„Frühe Daten aus der Sound-C-Studie deuten darauf hin,<br />

dass die Kombination oraler Anti-HCV-Wirkstoffe Potenzial<br />

zur Senkung der Viruslast in einem besser verträglichen<br />

Therapieregime ohne Interferon hat. Die aktuelle Standardtherapie<br />

PegIFN/RBV stellt für Hepatitis-C-Patienten aufgrund<br />

von Nebenwirkungen, welche die Einhaltung der<br />

Therapievorschriften beeinträchtigen, eine Belastung dar<br />

und weist suboptimale Ansprechraten auf. Eine<br />

Therapie ohne Interferon könnte eine wichtige<br />

Behandlungsoption für Pa tienten mit<br />

chronischer Hepatitis-C bedeuten.“<br />

professor dr. stefan zeuzem,<br />

klinikum und fachbereich medizin<br />

johann wolfgang goethe-universität,<br />

frankfurt am main, deutschland<br />

Unsere F&E-Aktivitäten im Bereich Hepatitis-C<br />

101


unsere geschäfte<br />

Unser Antrieb für Innovation:<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> hat sich dem Ziel verpfl ichtet,<br />

den Menschen zu dienen. Innovative Medikamente und<br />

Behandlungsmethoden sind die Grundlage für unseren<br />

Erfolg als unabhängiges Familienunternehmen. Unsere<br />

Geschäfte umfassen Humanpharmazeutika und Präparate<br />

für die Tiergesundheit.<br />

Die Gesamterlöse von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> erreichten<br />

im Jahr 2010 mit 12.586 Mio. EUR<br />

(-1,1%) annähernd das Niveau des Vorjahres.<br />

Verschreibungspfl ichtige Medikamente stellen das<br />

bedeutendste Geschäftsfeld von <strong>Boehringer</strong><br />

<strong>Ingelheim</strong> dar und erwirtschafteten 2010 Erlöse<br />

9.702 Mio. EUR. Dies entspricht 77 % der Gesamterlöse<br />

des Unternehmens.<br />

12.586 Mio. 9.702 Mio.<br />

102 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010


Das Selbstmedikationsgeschäft mit freiverkäufl ichen<br />

Medikamenten verbuchte 2010 Erlöse von<br />

1.318 Mio. EUR, ein Anstieg von + 4,5 %.<br />

1.318 Mio.<br />

BIZ<br />

Unsere Geschäfte<br />

Verpfl ichtet sein. Glaubwürdig sein. Erfolgreich sein.<br />

Mit Erlösen von 921 Mio. EUR konnte unser<br />

Tiergesundheitsgeschäft 2010 einmal <strong>mehr</strong> außerordentliche<br />

Erfolge vorweisen. Gegenüber<br />

dem Vorjahr entspricht dies einer Steigerung in<br />

Höhe von + 51 %.<br />

921 Mio.<br />

Humanpharmazeutika<br />

Verschreibungspfl ichtige Medikamente<br />

Selbstmedikation<br />

Biopharmazeutika<br />

Operations<br />

Tiergesundheit<br />

Unser Geschäft<br />

104<br />

106<br />

108<br />

118<br />

126<br />

136<br />

152<br />

103


unsere geschäfte<br />

Verpfl ichtet sein.<br />

Glaubwürdig sein.<br />

Erfolgreich sein.<br />

Der Erfolg unserer Innovationen misst sich an der großen Anzahl von Patienten,<br />

denen mit unseren Arzneimitteln geholfen werden kann.<br />

104 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010<br />

Verpfl ichtet sein. Glaubwürdig sein. Erfolgreich sein.


[ humanpharmazeutika ]<br />

„Ein Medikament wie Dabigatranetexilat<br />

beugt den Komplikationen vor, die bei<br />

Vorhoffl immern auftreten können, also<br />

Blutgerinnseln und Schlaganfällen.“<br />

dr. john digby,<br />

facharzt für innere medizin,<br />

toronto, kanada<br />

Verpfl ichtet sein. Glaubwürdig sein. Erfolgreich sein<br />

105


unsere geschäfte<br />

Humanpharmazeutika<br />

Lebensqualität trotz Vorhoffl immern<br />

Verpfl ichtet sein. Glaubwürdig sein. Erfolgreich sein.<br />

Humanpharmazeutika sind unser Hauptgeschäftsgebiet und machen knapp 93 %<br />

unserer Gesamterlöse aus. Alle unsere Medikamente in den unterschiedlichen<br />

Therapie gebieten sind von besonderer medizinischer Bedeutung für unsere Patienten<br />

und haben daher auch für <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> einen hohen Stellenwert.<br />

„Ich bin 80 und fühle mich prächtig. Ich schwimme<br />

zweimal die Woche einen halben Kilometer,<br />

gehe ins Fitness-Studio und spiele Golf.<br />

Mir geht’s richtig gut.“<br />

dr john digby,<br />

facharzt für innere medizin,<br />

toronto, kanada<br />

Dr. John Digby, 80, Internist im Ruhestand, lebt<br />

zusammen mit seiner Frau Donna seit vielen<br />

<strong>Jahre</strong>n ein erfülltes Leben – und das, obwohl bei<br />

ihm ein intermittierendes Vorhofflimmern festgestellt<br />

wurde. Mit ermöglicht wird diese Lebensqualität<br />

durch das Medikament dabigatranetexilat,<br />

einem neuartigen oralen Antiko agulans,<br />

welches das Risiko eines Schlaganfalls, das mit<br />

dieser speziellen Form der Herzrhythmusstörung<br />

einhergeht, verringert. Allein in den USA<br />

und Europa leiden sechs Millionen Menschen an<br />

Vorhofflimmern.<br />

Wann wurde bei Ihnen Vorhoffl immern<br />

festgestellt?<br />

dr digby: „Nun, das war ziemlich drama-<br />

tisch. Ich wurde am grauen Star operiert. Nach<br />

der Operation ging ich nach Hause und kollabierte<br />

plötzlich. Meine Frau Donna dachte, ich<br />

106 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010<br />

sei tot, ich atmete nicht, war bleich und lag einfach<br />

regungslos auf dem Bett. Die Ärzte gingen<br />

dann der Sache nach und stellten bei mir ein<br />

sogenanntes paroxysmales Vorhofflimmern<br />

fest.“<br />

Wie macht sich die Erkrankung bei Ihnen<br />

bemerkbar?<br />

dr digby: „Das Vorhofflimmern liegt bei<br />

mir nicht ständig vor, sondern kommt von Zeit<br />

zu Zeit in plötzlichen Anfällen Ich spüre dann<br />

deutlich, dass in meiner Brust etwas ,blubbert‘<br />

wie ein defekter Elektro- oder Außenbordmotor,<br />

schneller als sonst und etwas unregelmäßig.“<br />

Wie wurde Ihr Vorhoffl immern behandelt?<br />

dr digby: „Im August 2007 habe ich die Behandlung<br />

mit dabigatranetexilat begonnen,<br />

und zwar im Rahmen einer Studie, die mein Kardiologe<br />

zu dem Medikament durchführte. Und<br />

ich nehme das Medikament bis heute. Ich wusste,<br />

dass sich Vorhoffl immern mit Medikamenten<br />

kontrollieren lässt, und ein solches Medikament<br />

beugt den Komplikationen vor, die bei Vorhoffl<br />

immern auftreten können, also Schlaganfällen<br />

und Blutgerinnseln.“<br />

Wie geht es Ihnen, seit Sie das Medikament<br />

nehmen?<br />

dr digby: „Ich bin 80 und fühle mich prächtig.<br />

Ich schwimme zweimal die Woche einen halben<br />

Kilometer, gehe ins Fitness-Studio und spiele<br />

Golf. Mir geht’s richtig gut.“


Vorhoffl immern – ein wachsendes Problem<br />

[ usa ]<br />

5,1 Mio.<br />

Vorhofflimmern-Patienten<br />

in USA 2010<br />

Behandlung von Vorhoffl immern<br />

Mit der Behandlung von Vorhoffl im-<br />

mern werden zwei Hauptziele verfolgt:<br />

die Vorbeugung von Komplikationen,<br />

einschließlich Schlaganfall und Herzversagen,<br />

und die Linderung der Symptome<br />

der Rhythmusstörung selbst.<br />

Letzteres kann entweder durch Kontrolle<br />

der Herzfrequenz oder durch<br />

Wiederherstellung des Sinusrhythmus,<br />

was nur in seltenen Fällen möglich ist,<br />

erzielt werden.<br />

Auf den Patienten zugeschnittene Behandlungsstrategien<br />

Die Therapieziele müssen für jeden Patienten<br />

individuell zugeschnitten werden.<br />

Aus Studien geht hervor, dass die<br />

Kontrolle der Herzfrequenz eine ähnliche<br />

Wirksamkeit wie die Rhythmuskontrolle<br />

aufweist und im Allgemeinen<br />

besser vertragen wird. Die Frequenz-<br />

[ europa ]<br />

4,5 Mio.<br />

Vorhofflimmern-Patienten<br />

in Europa 2010<br />

kontrolle wird daher für viele Patienten<br />

als First-Line-Strategie empfohlen. Die<br />

Wiederherstellung des Sinusrhythmus<br />

bietet jedoch im Vergleich zur Kontrolle<br />

der Herzfrequenz <strong>mehr</strong> Vorteile. Die<br />

Kriterien für eine Rhythmuskontrolle<br />

umfassen ein geringeres Lebensalter der<br />

Patienten sowie das Auftreten von beschwerlichen<br />

Symptomen von Vorhoffl<br />

immern trotz der Behandlung mit frequenzkontrollierenden<br />

Maßnahmen.<br />

Für Mehrheit der Vorhoffl immern-Patienten<br />

antithrombotische Therapie nötig<br />

Für die Schlaganfallprävention wird<br />

für alle Patienten mit Vorhoffl immern<br />

mit mindestens einem Risikofaktor für<br />

Schlaganfälle eine antithrombotische<br />

Therapie empfohlen, ausgenommen<br />

sind Patienten, bei denen Vorhoffl immern<br />

alleine oder eine Kontraindikation<br />

besteht. Risikofaktoren für Thromboembolien<br />

und Blutungen sind bei<br />

[ weltweit ]<br />

+100 %<br />

Die Vorhofflimmern-Patienten weltweit werden<br />

sich bis 2050 vermutlich verdoppeln.<br />

der Wahl der Strategie für die Schlaganfallprävention<br />

zu berücksichtigen.<br />

Schemata zur Risikostratifi zierung,<br />

wie z. B. CHADS2, und auftretende<br />

Blutungen können in der klinischen<br />

Praxis eingesetzt werden, um das<br />

Schlaganfall- und Blutungsrisiko eines<br />

Patienten einzuschätzen.<br />

Bedarf für neue Antikoagulantien<br />

Aufgrund der Einschränkungen der<br />

derzeitigen antikoagulativen Therapien<br />

mit Vitamin-K-Antagonisten<br />

und/oder Acetylsalicylsäure herrscht<br />

ein Bedarf nach einem wirksamen,<br />

sicheren und bequemen oralen Antikoagulans<br />

mit einer vorhersagbaren<br />

Gerinnungshemmung, weniger Wechselwirkungen<br />

mit Medikamenten und<br />

ohne Wechselwirkungen mit Lebensmitteln,<br />

für das kein Routine-Monitoring<br />

der Blutgerinnungsaktivität<br />

durchgeführt werden muss.<br />

Humanpharmazeutika<br />

107


unsere geschäfte<br />

Verschreibungspfl ichtige Medikamente<br />

Verschreibungspfl ichtige Medikamente<br />

Innerhalb unseres Geschäftsgebietes Humanpharmazeutika bilden die verschreibungspfl<br />

ichtigen Medikamente den Schwerpunkt unserer Tätigkeiten. Unsere Hauptprodukte<br />

wie pradaxa® , spiriva®, micardis® und mirapex®/sifrol® trugen maßgeblich zu unserem<br />

Wachstum im Jahr 2010 bei.<br />

Thromboembolische Erkrankungen –<br />

neues orales Antikoagulans<br />

Dabigatranetexilat (pradaxa®) ist ein Vertreter einer neuen Generation<br />

von oralen Antikoagulantien und kommt dem hohen ungedeckten<br />

medizinischen Bedarf für die Vorbeugung und Behandlung von akuten<br />

und chronischen thromboembolischen Erkrankungen nach.<br />

[pradaxa®, pradax®, prazaxa]<br />

ist zugelassen zur Vorbeugung von<br />

Schlaganfällen bei Patienten mit<br />

Vorhofflimmern.<br />

Das Medikament ist ebenfalls zugelassen<br />

zur Prävention von Thromboembolien<br />

bei Patienten nach Hüft-<br />

oder Kniegelenksersatzoperationen.<br />

108 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010<br />

Zulassung zur Schlaganfallprävention<br />

bei Patienten mit Vorhoffl immern<br />

Nach 50 <strong>Jahre</strong>n ohne Einführung<br />

wesentlicher therapeutischer Innovationen<br />

am Markt ist pradaxa® das<br />

erste neu artige orale Antikoagulans,<br />

das in den USA, Kanada und Japan<br />

zur Vorbeugung von Schlaganfällen<br />

bei Patienten mit Vorhoffl immern zugelassen<br />

wurde. In anderen wichtigen<br />

Märkten wird 2011 mit der Zulassung<br />

gerechnet.<br />

Die Zulassung von pradaxa® ist ein<br />

wichtiger Schritt zur Verbesserung der<br />

Versorgung von Patienten mit Vorhoffl<br />

immern. pradaxa® ist eine bahnbrechende<br />

Innovation und hat das Potenzial,<br />

den Antikoagulantien-Markt für<br />

Patienten und Ärzte grundlegend zu<br />

verändern.<br />

Marktzulassung in den USA<br />

Durch die Zulassung in den USA steht<br />

pradaxa® dort jetzt einem breiten<br />

Spektrum von Patienten zur Verfügung.<br />

In der Dosierung 150 mg zweimal täglich<br />

wurde das Präparat für alle Patienten<br />

zugelassen, mit Ausnahme einer<br />

kleinen Untergruppe mit stark eingeschränkter<br />

Nierenfunktion, für die die<br />

Dosierung 75 mg zweimal täglich zugelassen<br />

wurde.<br />

Marktzulassung in Kanada<br />

In Kanada steht pradax® Patienten in<br />

zwei unterschiedlichen Dosierungen<br />

zur Verfügung. Allgemein wird die


Dosierung 150 mg zweimal täglich<br />

empfohlen; die Dosierung 110 mg<br />

zweimal täglich gilt speziell für Patienten<br />

ab 80 <strong>Jahre</strong>n sowie Patienten<br />

mit erhöhtem Blutungsrisiko.<br />

Marktzulassung in Japan<br />

In Japan wurde das Medikament unter<br />

dem Markennamen prazaxa ® ebenfalls<br />

zur Prävention von ischämischen<br />

Schlaganfällen und systemischen Em-<br />

Vorhoffl immern – Therapie nötig<br />

[ vorhofflimmern und schlaganfall ]<br />

Jährlich erleiden weltweit 3 Millionen Menschen einen<br />

durch Vorhoffl immern bedingten Schlaganfall; dies entspricht<br />

einer Person alle 12 Sekunden. Einer von vier Menschen<br />

ab 40 <strong>Jahre</strong>n wird im Laufe seines Lebens an Vorhoffl<br />

immern erkranken – damit ist Vorhoffl immern die<br />

häufi gste Form der Herzrhythmusstörung.<br />

Drei von vier durch Vorhoffl immern bedingte Schlaganfälle<br />

lassen sich vermeiden, doch viele Patienten sind sich ihrer<br />

Risiken nicht bewusst und ergreifen keine Maßnahmen zur<br />

Schlaganfallprävention.<br />

[ usa ]<br />

6,65 Mrd.<br />

EUR Kosten pro Jahr für die<br />

Behandlung von Vorhofflimmern<br />

bolien bei Patienten zugelassen. Die<br />

empfohlene Standarddosis beträgt<br />

zweimal täglich 150 mg (verabreicht in<br />

zwei Kapseln zu je 75 mg) bzw. zweimal<br />

täglich 110 mg bei bestimmten Patiententypen<br />

mit erhöhter Blutungsgefahr.<br />

Vorbeugung der venösen Thromboembolie<br />

nach orthopädischen Operationen<br />

pradaxa® ist bereits in 75 Ländern<br />

erhältlich für die Primärprävention<br />

[ europa ]<br />

6,2 Mrd.<br />

EUR Kosten pro Jahr für die<br />

Behandlung von Vorhofflimmern<br />

[ behandlung von vorhofflimmern ]<br />

von venösen thromboembolischen Ereignissen<br />

(Blutgerinnseln) bei Erwachsenen<br />

nach einer elektiven Hüft- oder<br />

Kniegelenksersatzopera tion.<br />

Die meisten Patienten mit Vorhofflimmern sollten eine<br />

antithrombotische Therapie erhalten. Für die Schlaganfallprävention<br />

wird die antithrombotische Therapie für alle<br />

Patienten mit Vorhofflimmern und mindestens einem Risikofaktor<br />

für Schlaganfall empfohlen, ausgenommen sind<br />

Patienten, bei denen ausschließlich Vorhofflimmern oder<br />

eine Kontraindikation besteht.<br />

[ weltweit ]<br />

3 Mio.<br />

Weltweit erleiden pro Jahr 3 Millionen<br />

Menschen einen durch Vorhofflimmern<br />

verursachten Schlaganfall.<br />

Quellen: – Fuster V, Rydn LE, Cannom DS, et al. ACC/AHA/ESC 2006 Guidelines for the management of patients with atrial fibrillation. Circulation 2006; 114: e257–e354<br />

– Bruggenjurgen B, et al. The impact of atrial fibrillation on the cost of stroke: The Berlin Acute Stroke Study. Value Health 2007;10: 137–43<br />

– Coyne KS, et al. Assessing the direct costs of treating nonvalvular atrial fibrillation in the United States. Value Health 2006; 9:348–56<br />

– Ringborg A, et al. Costs of atrial fibrillation in five European countries: results from the Euro Heart Survey on atrial fibrillation. Europace 2008; 10: 403–411<br />

Thromboembolische Erkrankungen<br />

109


unsere geschäfte<br />

Behandlung von COPD – dauerhafte<br />

Verbesserung der Lungenfunktion<br />

spiriva® ist ein inhalatives, lang wirksames Anticholinergikum, das mit<br />

einer einzigen Tagesdosis eine signifi kante und nachhaltige Verbesserung<br />

der Lungenfunktion bei COPD erzielt.<br />

Bild: Der spiriva® respimat®<br />

wird mit Wirkstoff geladen.<br />

[ spiriva® ]<br />

Dosierung: einmal täglich<br />

24 Stunden anhaltende Erweiterung<br />

der Atemwege<br />

Am häufigsten verschriebene Langzeittherapie<br />

bei COPD<br />

Das Inhalationssystem respimat®<br />

erzeugt eine sanfte, lang anhaltende<br />

Sprühwolke<br />

110 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010<br />

Verschreibungspfl ichtige Medikamente<br />

spiriva® ist ein inhalatives, lang wirksames<br />

Anticholinergikum und das erste<br />

Inhalationsmedikament, das mit einer<br />

einzigen Tagesdosis eine signifi kante<br />

und nachhaltige Verbesserung der<br />

Lungenfunktion erzielt. Der einzigartige<br />

Wirkmechanismus des Präparats<br />

sorgt über 24 Stunden für eine Öffnung<br />

der Atemwege. Es bietet optimale Flexibilität<br />

bei der Behandlung sowie Vorteile,<br />

die für eine breite Patien tenpopulation<br />

mit oder ohne Begleitmedikation nachgewiesen<br />

wurden.<br />

Spiriva® Respimat®<br />

Das Inhalationssystem respimat®<br />

nutzt zur Freisetzung des Wirkstoffs<br />

statt Treibgas die von einer Feder<br />

abgege bene Energie, um eine feine,<br />

lang anhaltende Sprühwolke zu erzeugen.<br />

Dank dieses innovativen Mechanismus<br />

ist spiriva® respimat® leicht zu bedienen<br />

und es verbleibt weniger Wirkstoff<br />

im Mund- und Rachenraum als<br />

bei einem Druckdosierinhalator ohne<br />

Vorschaltkammer.<br />

Auswirkung auf den klinischen Verlauf<br />

von COPD<br />

spiriva® wirkt sich auf den Verlauf der<br />

chronisch-obstruktiven Atemwegser-<br />

krankung (COPD) aus und erleichtert<br />

Patienten das Leben mit dieser Krankheit.<br />

Das Präparat ist die weltweit am<br />

häufi gsten verschriebene Langzeittherapie<br />

bei COPD.<br />

spiriva® führt zu einer signifi kanten<br />

Verbesserung der Lungenfunktion<br />

(FEV1), verringert das Risiko von Exazerbationen<br />

(Verschlechterungen der<br />

Symptome) und COPD-bedingten<br />

Krankenhausaufenthalten, zögert die<br />

Zeit bis zur ersten Exazerbation hinaus<br />

und erhält die Lebensqualität des<br />

Patienten für bis zu vier <strong>Jahre</strong>. Darüber<br />

hinaus lässt sich mit dem Medikament<br />

nachweislich eine erhebliche Verbesserung<br />

der Belastungstoleranz der Patienten<br />

erzielen.<br />

Wie die uplift® -Studie mit dem spiriva®<br />

handihaler® belegte, weist spiriva®<br />

ein günstiges Sicherheitsprofi l auf.<br />

Wie aus der Studie hervorgeht, kam es<br />

unter spiriva® zu einer Senkung des<br />

Mortalitätsrisikos um 16 %, ferner verringerten<br />

sich die Morbidität in Bezug<br />

auf Atemwegs- und Herzerkrankungen<br />

sowie das Auftreten der akuten respiratorischen<br />

Insuffi zienz.<br />

spiriva® ist die COPD-Therapie für<br />

eine frühe Behandlung, da es allen


COPD – spiriva® wird als Erhaltungstherapie der Wahl für<br />

Patienten mit mittelschwerer bis schwerer COPD empfohlen.<br />

Patienten, die eine Erhaltungstherapie<br />

benötigen, eine überaus wirksame<br />

Linderung der Symptome, dauerhafte<br />

Vorteile und ein günstiges, langfristiges<br />

Sicherheitsprofi l bietet.<br />

Ergebnisse der Poet® -Studie<br />

Die poet® -Studie verglich das Auftreten<br />

von Exazerbationen bei COPD-Patienten,<br />

die entweder mit Tiotropium<br />

oder Salmeterol behandelt wurden.<br />

Ein Jahr lang nahmen <strong>mehr</strong> als 7.000<br />

Patienten an dieser Studie am Vergleich<br />

des lang wirksamen Anticholinergikums<br />

Tiotropium mit dem lang wirksamen<br />

Beta-Antagonisten / Salmeterol<br />

teil. spiriva® senkte das Risiko von<br />

COPD-Exazerbationen signifi kant um<br />

17 % gegenüber Salmeterol. Darüber<br />

hinaus konnte das Risiko einer schwe-<br />

Stadium I (leichtgradig)<br />

Leichte Einengung der Atemwege<br />

Stadium II (mittelgradig)<br />

Kurzatmigkeit bei körperlicher Belastung;<br />

Husten und Auswurf<br />

Stadium III (schwer)<br />

Wiederholte Exazerbationen mit<br />

Beeinträchtigung der Lebensqualität<br />

Stadium IV (sehr schwer)<br />

Stark beeinträchtigte<br />

Lebensqualität,<br />

lebensbedrohliche<br />

Exazerbationen<br />

Quelle: GOLD: Pocket Guide to COPD Diagnosis, Management, and Prevention, December 2010<br />

ren Ex azerbation mit Krankenhausaufenthalt<br />

deutlich um 28 % reduziert<br />

werden. Die Studie bestätigte spiriva®<br />

erneut als Medikament der Wahl bei<br />

der Behandlung von COPD.<br />

COPD<br />

COPD ist eine vermeidbare Lungenerkrankung,<br />

die durch das langjährige<br />

Einatmen von Schadstoffen, hauptsächlich<br />

Tabakrauch, verursacht wird.<br />

Die Erkrankung führt bei Erwachsenen<br />

zu zunehmenden, permanenten Atemproblemen,<br />

wodurch es immer schwerer<br />

wird, ein aktives Leben zu führen.<br />

COPD äußert sich durch Kurzatmigkeit<br />

(Dyspnoe), Husten, pfeifende<br />

Atmung und ver<strong>mehr</strong>ten Auswurf<br />

(Schleim).<br />

Differentialdiagnose –<br />

Asthma gegenüber COPD<br />

Asthma<br />

• Früher Beginn (oft schon im Kindesalter)<br />

• Symptome variieren von Tag zu Tag<br />

• Symptome treten oft nachts / am frühen<br />

Morgen auf<br />

• Oft bestehen gleichzeitig auch Allergien,<br />

Rhinitis und/oder Ekzeme<br />

• Asthma in der Familie<br />

• Weitgehend reversible Einengung der Atemwege<br />

COPD<br />

• Beginn im mittleren Lebensalter (meist 40+)<br />

• Symptome schreiten langsam fort<br />

• Raucher oder Ex-Raucher<br />

• Atemlosigkeit bei körperlicher Belastung<br />

• Weitgehend wenig reversible Einengung der<br />

Atemwege<br />

Bedeutung einer frühen und präzisen<br />

Diagnose von COPD<br />

Da es sich bei COPD um eine fortschreitende<br />

Erkrankung handelt,<br />

bedarf es einer frühen Diagnose und<br />

Behandlung, um Komplikationen und<br />

Exazerbationen zu vermeiden. Die<br />

internationalen Richtlinien der Global<br />

Initiative for Chronic Obstructive<br />

Lung Disease (GOLD) empfehlen,<br />

Patienten so früh wie möglich im<br />

Verlauf der Erkrankung einer Diagnose<br />

zuzuführen (siehe Abbildung).<br />

Eine Erhaltungstherapie mit lang<br />

wirksamen Bronchodilatoren wird für<br />

Patienten mit mittelschwerer bis<br />

schwerer COPD (GOLD-Stadien II–IV)<br />

als First-Line-Therapie empfohlen.<br />

Behandlung von COPD<br />

111


unsere geschäfte<br />

Verzögerte Wirkstofffreisetzung<br />

verbessert die Therapietreue<br />

Einmal täglich einzunehmende Formulierungen spielen bei der Behandlung<br />

der Parkinson-Krankheit und von HIV/AIDS eine große Rolle.<br />

[ mirapexin®/sifrol® retard<br />

tabletten, mirapex er®,<br />

mirapex® er ]<br />

Symptomatische Behandlung der<br />

Parkinson-Krankheit<br />

Zugelassen in der EU und den USA<br />

Vorteile für den Patienten:<br />

Geringere Anzahl der einzunehmenden<br />

Tabletten. Dies kann die Therapietreue<br />

und damit auch die Lebensqualität<br />

der Parkinson-Patienten<br />

verbessern.<br />

112 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010<br />

Verschreibungspfl ichtige Medikamente<br />

Bedeutung von einmal täglich einzunehmenden<br />

Formulierungen<br />

Häufi g halten sich Patienten nicht an<br />

die Therapievorgaben. Diese mangelnde<br />

Therapietreue führt zu einer<br />

deutlichen Verschlechterung der Lebensqualität<br />

und zu erhöhten Kosten<br />

für das <strong>Gesundheit</strong>swesen. Von besonderer<br />

Bedeutung ist die Therapietreue<br />

bei neurodegenerativen Erkrankungen<br />

wie der Parkinson-Krankheit, aber<br />

auch bei lebensbedrohlichen Erkrankungen<br />

wie HIV/AIDS.<br />

Durch die Umstellung von komplexeren<br />

Therapien wie z. B. zwei- oder sogar<br />

dreimal täglich einzunehmenden<br />

Medikamenten auf „Einmal täglich“-<br />

Präparate lassen sich Verbesserungen<br />

der Therapietreue erwarten.<br />

Parkinson-Krankheit<br />

Die Parkinson-Krankheit ist eine<br />

chronische neurologische Erkrankung,<br />

von der weltweit schätzungsweise<br />

ca. 1 bis 2 % der über 65-Jährigen<br />

betroffen sind. Obwohl die Parkinson-<br />

Krank heit meist mit Symptomen motorischer<br />

Art in Verbindung gebracht<br />

wird (z. B. Zittern, Steifheit, langsame<br />

Bewegung, Gleichgewichtsstörungen,<br />

kleinschrittiger Gang, Verarmung der<br />

Mimik), leiden viele Patienten auch an<br />

nicht-motorischen Symptomen wie<br />

Depressionen, Schmerzen, kognitiven<br />

Beeinträchtigungen und Schlafstörungen.<br />

Pramipexol zur Behandlung der Parkinson-Krankheit<br />

Pramipexol (Handelsnamen mirapexin® ,<br />

sifrol®, mirapex® und pexola®), ein<br />

Präparat aus der Forschung von<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong>, ist weltweit in<br />

über 90 Ländern zur symptomatischen<br />

Behandlung der frühen und fortgeschrittenen<br />

idiopathischen Parkinson-<br />

Krankheit erhältlich und kann sowohl<br />

als Monotherapie als auch in Kombination<br />

mit L-Dopa gegeben werden.<br />

Mirapexin®/Sifrol® mit verlängerter<br />

Wirkstofffreigabe<br />

Nach der Zulassung durch die Europäische<br />

Kommission im Oktober 2009<br />

wurde eine einmal täglich einzunehmende<br />

Formulierung von Pramipexol<br />

mit verzögerter Wirkstofffreisetzung<br />

(Handelsname mirapex er ® in den<br />

USA) im Februar 2010 auch in den<br />

USA von der US Food and Drug Administration<br />

(FDA) zur Behandlung der<br />

frühen und im März 2010 zur Behandlung<br />

der fortgeschrittenen Parkinson-Krankheit<br />

zugelassen.<br />

Im Juni 2010 erhielt <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />

die europäische Zulassung für


zwei neue Stärken (2,25 mg und<br />

3,75 mg) von mirapexin®/sifrol®<br />

(pramipexol) Retardtabletten mit verlängerter<br />

Wirkstofffreisetzung, einer<br />

einmal täglich einzunehmenden Formulierung<br />

zur Behandlung der frühen<br />

und fortgeschrittenen idiopathischen<br />

Parkinson-Krankheit.<br />

Dank der neuen Retardformulierungen<br />

müssen Parkinson-Patienten<br />

jetzt nur noch eine mirapexin®/<br />

sifrol®-Tablette am Tag einnehmen.<br />

Diese Vereinfachung der Behandlung<br />

kann die Therapietreue und damit<br />

auch die Lebensqualität der Parkinson-<br />

Patienten verbessern. Nach aktuellen<br />

Studienergebnissen bieten die neuen<br />

Retardformulierungen ein Wirksamkeits-<br />

und Sicherheitsprofi l vergleichbar<br />

mit dem der Tabletten mit sofortiger<br />

Wirkstofffreisetzung, die dreimal täglich<br />

eingenommen werden.<br />

Behandlung von HIV/AIDS – Viramune®<br />

viramune® (Nevirapin), unser HIV-<br />

Präparat aus der Klasse der nichtnukleosidischen<br />

Reverse-Transkriptase-<br />

Hemmer, ist zur Behandlung von<br />

HIV-1-Infektionen in Kombinationen<br />

mit anderen antiretroviralen Medikamenten<br />

zugelassen.<br />

Viramune® mit verzögerter Wirkstofffreisetzung<br />

Mit der einmal täglich einzunehmenden<br />

Formulierung unseres HIV-Medikaments<br />

viramune® können Patienten<br />

die Anzahl der einzunehmenden Tabletten<br />

bei gleicher Wirksamkeit verringern.<br />

Diese praktische Erleichterung<br />

wird auch von Ärzten begrüßt, da die<br />

einmal tägliche Einnahme der Medika-<br />

mente auch zur Verbesserung der Therapietreue<br />

beitragen dürfte. 2010 wurden<br />

für die viramune® -Formulierung<br />

mit verzögerter Wirkstofffreisetzung,<br />

einschließlich Formulierungen für Kinder<br />

und Jugendliche, in diversen Ländern<br />

Zulassungsanträge gestellt.<br />

Die VERXVE-Studie belegte die Wirksamkeit<br />

und Sicherheit von einmal<br />

täglich 400 mg Nevirapin mit verzögerter<br />

Wirkstofffreisetzung. Ziel der<br />

Studie war der Vergleich der klinischen<br />

Wirksamkeit einer neuen, einmal täglich<br />

einzunehmenden 400-mg-Tablette<br />

Nevirapin mit verzögerter Wirkstofffreisetzung<br />

mit der derzeit erhältlichen<br />

Formu lierung von viramune® (200 mg<br />

zweimal täglich). Die klinischen Wirksamkeitsergebnisse<br />

bestätigten, dass<br />

die Einnahme von Nevirapin in neuer<br />

Formulierung einmal täglich eine<br />

nicht geringere Wirksamkeit hat als<br />

die bereits zugelassene Formulierung<br />

viramune® mit sofortiger Wirkstofffreisetzung.<br />

[ viramune® mit verzögerter<br />

wirkstoff-freisetzung ]<br />

Behandlung von HIV/AIDS<br />

Zulassungsanträge für Formulierung<br />

mit verzögerter Wirkstofffreisetzung<br />

sind gestellt.<br />

Ergebnisse der VERXVE-Studie belegen<br />

Sicherheit und Wirksamkeit von<br />

viramune® mit verzögerter Wirkstofffreisetzung.<br />

„Die meisten Parkinson-Patienten nehmen jeden Tag<br />

<strong>mehr</strong>ere unterschiedliche Tabletten ein, um die Symptome<br />

und die Begleiterscheinungen der Krankheit zu behandeln.<br />

Insbesondere Patienten, bei denen die Diagnose Parkinson<br />

erst vor Kurzem gestellt wurde, können oft besser mit ihrer<br />

Krankheit umgehen, wenn ihnen ein Medikament zur<br />

Verfügung steht, das sie nur einmal am Tag<br />

einnehmen müssen.“<br />

professor angelo antonini,<br />

direktor der parkinson-einheit am forschungsinstitut<br />

irccs san camillo, venedig, italien<br />

Parkinson-Krankheit – HIV/AIDS 113


unsere geschäfte Verschreibungspfl ichtige Medikamente<br />

Bluthochdruck und<br />

Herz-Kreislauf-Erkrankungen<br />

Das Angebot von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> umfasst diverse Medikamente,<br />

die Ärzte bei der Behandlung des Bluthochdrucks unterstützen und<br />

einen Schutz über die reine Blutdruckkontrolle hinaus erzielen.<br />

[ micardis® ]<br />

Hoch wirksame, gut verträgliche Blutdrucksenkung<br />

Wirkt bei einmal täglicher Einnahme<br />

volle 24 Stunden<br />

Schützt Patienten zusätzlich vor<br />

schweren kardiovaskulären Ereignissen<br />

wie Herzinfarkt und Schlaganfall.<br />

114 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010<br />

Bluthochdruck<br />

Hoher Blutdruck (Hypertonie) ist ein<br />

primärer Risikofaktor für schwerwiegende<br />

kardiovaskuläre Ereignisse wie<br />

Herzinfarkt oder Schlaganfall. Herz-<br />

Kreislauf-Erkrankungen sind weltweit<br />

die häufi gste Todesursache. Gute verträgliche<br />

Therapieoptionen, mit denen<br />

sich die Anzahl der einzunehmenden<br />

Tabletten verringern lässt, können Patienten<br />

eine bessere Behandlung ihres<br />

Bluthochdrucks ermöglichen und erzielen<br />

bessere Ergebnisse. Eine besondere<br />

Rolle spielt dies bei Patienten, deren<br />

Risiko für schwere Herz-Kreislauf-Ereignisse<br />

besonders hoch ist, weil bei<br />

ihnen eine schwere Hypertonie, Diabetes<br />

oder das metabolische Syndrom<br />

vorliegt.<br />

Inzwischen gibt es viele Möglichkeiten,<br />

Bluthochdruck zu behandeln, doch<br />

aus globaler Sicht ist die Kontrolle der<br />

Hypertonie unzureichend (siehe Tabelle).<br />

In den meisten untersuchten Ländern<br />

hatten <strong>mehr</strong> als 40 % der Erwachsenen<br />

zwischen 35 und 64 <strong>Jahre</strong>n einen<br />

Blutdruck oberhalb der weltweit<br />

empfohlenen Blutdruck-Obergrenze<br />

von


Überzeugende Sicherheitsdaten für<br />

Patienten mit hohem kardiovaskulären<br />

Risiko wurden in den drei Langzeitstudien<br />

ontarget, profess® und<br />

transcend® gesammelt, die einige der<br />

Patienten bis zu fünf <strong>Jahre</strong> lang nachbeobachteten.<br />

micardis® weist ein ausgezeichnetes<br />

Sicherheitsprofi l auf, das sich auch in<br />

der 34,5 Millionen Patientenjahre umfassenden<br />

Markterfahrung bestätigt.<br />

Micardis®, MicardisPlus®<br />

Telmisartan wurde von <strong>Boehringer</strong><br />

<strong>Ingelheim</strong> entdeckt und entwickelt.<br />

Unter den Markennamen micardis® und<br />

micardisplus® (Kombination mit Hydrochlorothiazid)<br />

vertreibt <strong>Boehringer</strong><br />

<strong>Ingelheim</strong> Telmisartan in weltweit 84<br />

Ländern, darunter die USA, Japan und<br />

europäische Länder. Telmisartan wird<br />

in Japan in Kooperation mit Astellas<br />

Pharma Inc., in Europa in Kooperation<br />

mit Bayer HealthCare und in ausgewählten<br />

weiteren Märkten gemeinsam<br />

mit GlaxoSmithKline vermarktet.<br />

Einmal täglich eingenommen sorgt<br />

micardis® für eine hocheffektive, sehr<br />

gut verträgliche Senkung des Blutdrucks<br />

über volle 24 Stunden. Das<br />

Präparat ist weit verbreitet zur Senkung<br />

des Blutdrucks. Zusäzlich schützt<br />

micardis® nachweislich Patienten mit<br />

hohem Risiko vor Ereignissen wie<br />

Herzinfarkt und Schlaganfall.<br />

micardis® schützt Patienten, besonders<br />

ältere Menschen, vor kardiovaskulären<br />

Risiken wie Herzinfarkt oder<br />

Schlaganfall. Es ist der einzige ARB,<br />

dessen Label auch die kardiovaskuläre<br />

Bluthochdruck: Selten bekannt, behandelt und kontrolliert<br />

Anteil der Patienten an der Bevölkerung (%)<br />

Land Bekannt Behandelt Kontrolliert<br />

Japan 16,0 – 4,1<br />

Großbritannien 35,8 24,8 10,0<br />

Deutschland 36,5 26,1 7,8<br />

Spanien 38,9 26,8 5,0<br />

Schweden 48,0 26,2 5,5<br />

Italien 51,8 32,0 9,0<br />

USA 69,3 52,5 28,6<br />

Blutdruck < 140/90 mmHg<br />

Wolf-Maier et al. Hypertensions. 2004; 43:10–17 / Sekikawa, Hayakawa. J Hum Hypertens. 2004; 18:911–912 /<br />

Telmisartan Plus Amlodipine Medical Education Slide Resource: Final Version 1.0 (7.-July-2010)<br />

Prävention mit einschließt und der<br />

sich zu einer wichtigen Therapieoption<br />

für den Umgang mit kardiovaskulären<br />

Risiken entwickelt hat.<br />

Ungedeckter medizinischer Bedarf auf<br />

dem Gebiet der Bluthochdrucktherapie<br />

Daten aus aktuellen Patientenstudien<br />

zeigen, dass bei der Behandlung des<br />

Bluthochdrucks nach wie vor ungedeckter<br />

medizinischer Bedarf besteht.<br />

Mindestens zwei Drittel der Patienten<br />

benötigen zur Kontrolle ihres Blutdrucks<br />

<strong>mehr</strong> als ein einziges Medikament.<br />

Zahlreiche Therapierichtlinien<br />

empfehlen die Einleitung einer Kombinationstherapie,<br />

wenn der Blutdruck<br />

eines Patienten <strong>mehr</strong> als 20/10 mmHg<br />

über dem Zielwert liegt.<br />

Twynsta®<br />

twynsta® ist ein neues, hoch wirksames<br />

und gut verträgliches Kombinationspräparat<br />

in Form einer einzelnen<br />

Tablette, das zwei blutdrucksenkende<br />

Bluthochdruck und Herz-Kreislauf-Erkrankungen 115


unsere geschäfte Verschreibungspfl ichtige Medikamente<br />

[ twynsta®/micamlo® ]<br />

Telmisartan plus Amlodipin<br />

Zugelassen zur Behandlung des Bluthochdrucks<br />

als Monotherapie oder als<br />

Kombinationstherapie mit anderen<br />

blutdrucksenkenden Mitteln sowie als<br />

Ersttherapie für Patienten, die für ihren<br />

optimalen Blutdruckwert wahrscheinlich<br />

<strong>mehr</strong>ere Wirkstoffe benötigen<br />

Zugelassen in den USA, der EU und<br />

Japan<br />

Wirkstoffe – den ARB Telmisartan<br />

und den Calciumkanalblocker Amlodipin<br />

– enthält.<br />

twynsta® senkt den Blutdruck bei ei-<br />

nem breiten Querschnitt von Patienten<br />

effektiv und sicher, darunter Patienten<br />

mit leichter, moderater und<br />

schwerer Hypertonie. Das Medikament<br />

ist besonders auch bei Bluthochdruckpatienten<br />

mit erhöhtem kardiovaskulären<br />

Risiko etwa infolge von Fettleibigkeit,<br />

metabolischem Syndrom oder<br />

Diabetes wirksam (siehe Tabellen).<br />

Telmisartan plus Amlodipin (Handelsname<br />

twynsta®) erhielt bereits im<br />

Oktober 2009 die Zulassung durch die<br />

US Food and Drug Administration<br />

(FDA) zur Behandlung des Bluthochdrucks<br />

als Monotherapie oder zusammen<br />

mit anderen blutdrucksenkenden<br />

Mitteln sowie als Ersttherapie für Patienten,<br />

die für ihren optimalen Blutdruckwert<br />

wahrscheinlich <strong>mehr</strong>ere<br />

Wirkstoffe benötigen.<br />

twynsta® – Deutliche und dauerhafte Senkung des Blutdrucks über 24 Stunden<br />

Patienten, die ihr 24-Stunden-ABPM-Ziel erreichen* (%)<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

37,9<br />

A10 (n = 58)<br />

p < 0,0001<br />

82,7<br />

T80/A10 (n = 52)<br />

* Kriterien der American Heart Association (AHA) für 24-Stunden-Blutdruckziel<br />

Abbildung 1. twynsta® führt bei 83 % der Patienten bei der ambulanten,<br />

automatisierten 24-Stunden-Blutdruckmessung (ABPM) zu einer besseren<br />

Erreichung der Zielwerte (< 130/80 mmHG*).<br />

116 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010<br />

00<br />

-10<br />

-20<br />

-30<br />

-40<br />

-50<br />

Twynsta®/Micamlo® – Marktzulassung<br />

in Japan und der EU im Jahr 2010<br />

In Japan wird Telmisartan plus Amlodipin<br />

unter dem Namen micamlo®<br />

vermarktet und wurde im Juli 2010<br />

zur Behandlung des Bluthochdrucks<br />

zugelassen.<br />

Im Oktober 2010 bestätigte die Europäische<br />

Kommission die positive Stellungnahme<br />

der Europäischen Arzneimittelagentur<br />

(EMA) und erteilte<br />

twynsta® die Zulassung.<br />

twynsta®/micamlo® ist angezeigt zur<br />

Behandlung des Bluthochdrucks bei<br />

Erwachsenen, deren Bluthochdruck<br />

mit Amlodipin nicht ausreichend kontrolliert<br />

werden kann, oder als Ersatztherapie<br />

bei erwachsenen Patienten, die<br />

Telmisartan und Amlodipin in separaten<br />

Tabletten mit denselben Wirkstoffstärken<br />

erhalten.<br />

Mittlere Senkung des systolischen Blutdrucks nach achtwöchiger Behandlung mit<br />

twynsta®<br />

Diabetes<br />

– 43,2<br />

mmHg<br />

Fettleibig<br />

n = 68 n = 188 n = 36 n = 379<br />

– 46,3<br />

mmHg<br />

Metabolisches<br />

Syndrom<br />

– 44,2<br />

mmHg<br />

Schwerer<br />

Bluthochdruck<br />

– 47,5<br />

mmHg<br />

Mittlere Senkung des systolischen Blutdrucks gegenüber Baseline (mmHG)<br />

Abbildung 2. twynsta® erzielt bei Patienten mit zusätzlichen Risikofaktoren eine<br />

deutliche Senkung des Blutdrucks.


„Diese Daten bestätigen die Bedeutung von Kombinationstherapien als<br />

wichtige Therapieoption für Patienten, auch bei schwererem Bluthochdruck.<br />

Die Ergebnisse belegen, dass die Kombination von Telmisartan und<br />

Amlodipin zu einer zuverlässigen Senkung des Blutdrucks führt und ein<br />

günstigeres Sicherheitsprofi l als die jeweiligen Monotherapien aufweist –<br />

ein wichtiger Gesichtspunkt bei der Verbesserung der Therapietreue,<br />

die eine Voraussetzung für eine wirksame Blutdruckkontrolle<br />

ist.“<br />

professor michael böhm,<br />

klinik für innere medizin und kardiologie,<br />

universitätsklinikum des saarlandes, hamburg, deutschland<br />

Twynsta® – Überblick über die Studien<br />

Der Zulassung von twynsta® durch die<br />

Europäische Kommission war eine Auswertung<br />

von drei klinischen Pivotalstudien<br />

vorangegangen. Aus den Studien<br />

ging hervor, dass twynsta® eine konsistente<br />

und signifi kant stärkere Blutdrucksenkung<br />

erzielte als die jeweiligen<br />

Monotherapien mit den Formulierungen<br />

von 40–80 mg/5–10 mg. Unter<br />

twynsta® konnten 82,7 % der Patienten<br />

mit der 80-mg/10-mg-Formulierung ihr<br />

24-Stunden-Blutdruckziel (


unsere geschäfte<br />

Selbstmedikation<br />

Selbstmedikation<br />

Unser Geschäftssegment Selbstmedikation<br />

(Consumer Health Care, CHC) ist eines der Kerngeschäfte<br />

von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong>. CHC ist bestrebt,<br />

den Verbrauchern weltweit bestmögliche Präparate<br />

für die Selbstmedikation bereitzustellen.<br />

Innovation – eine entscheidende<br />

Triebfeder für den Erfolg von CHC<br />

Der Markt für rezeptfreie Arzneimittel verändert sich laufend. Er wird<br />

beeinfl usst von regulatorischen, wettbewerblichen und technologischen<br />

Faktoren sowie dem wachsenden Verbrauchertrend hin zu einem<br />

eigenverantwortlichen Umgang mit der <strong>Gesundheit</strong>.<br />

118 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010<br />

Wesentliche Triebkräfte von<br />

Verbrauchertrends<br />

Die fortschreitende Alterung der Bevölkerung<br />

und der damit einhergehende<br />

Kostendruck auf das <strong>Gesundheit</strong>swesen<br />

verändert die Märkte, in denen<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> aktiv ist. Der<br />

zunehmende Kostendruck veranlasst<br />

öffentliche und private Kostenträger,<br />

weniger Medikamente zu erstatten.<br />

Dies führt zum ver<strong>mehr</strong>ten Einsatz<br />

vorbeugender Medikamente und einer<br />

zunehmenden Bereitschaft der Behörden,<br />

Medikamente aus der Verschreibungspfl<br />

icht zu entlassen.<br />

Auch die Art und Weise, wie Verbraucher<br />

Informationen suchen und nutzen,<br />

hat sich geändert. Der moderne<br />

Verbraucher möchte gut informiert<br />

sein und seine <strong>Gesundheit</strong> und sein<br />

Wohlbefi nden eigenverantwortlich<br />

verbessern. Dank neuer Informationstechnologien<br />

können Verbraucher heute<br />

einfach und schnell auf eine Fülle<br />

von <strong>Gesundheit</strong>sinformationen zugreifen.<br />

Informationen zu Krankheiten,<br />

Behandlungsmöglichkeiten, Produkten<br />

und Preisen sind per Mausklick abrufbar.<br />

Erfahrungen und Bewertungen<br />

werden über Webportale, Blogs und<br />

soziale Netzwerke ausgetauscht.<br />

Innovationen sind daher für <strong>Boehringer</strong><br />

<strong>Ingelheim</strong> CHC von zentraler Bedeutung,<br />

um auf dem Markt für rezeptfreie<br />

Medikamente erfolgreich zu sein.


Neue Geschäftsfelder – Umstellung von<br />

rezeptpfl ichtig auf rezeptfrei (Switch)<br />

Der Prozess CHC New Business Opportunities<br />

(NBO) sorgt für laufende<br />

Verbesserungen und Erweiterungen<br />

unserer Produktlinien. Er führt zur Entwicklung<br />

neuer Varianten unserer internationalen<br />

Kernmarken (z. B. Formulierungen,<br />

Geschmacksrichtungen wie<br />

mucoangin® Waldbeere). Die Markteinführung<br />

solcher Varianten sorgt<br />

dafür, dass unser Kerngeschäft stets<br />

zeitgemäß und kundenorientiert ist.<br />

Mit Markenerweiterungen beabsichtigt<br />

CHC, den Kundenstamm unserer<br />

internationalen Kernmarken zu erweitern<br />

und ihn auf neue Geschäftsfelder<br />

zu entwickeln, z. B. neue Indikationen,<br />

wie etwa buscofem® mit Ibuprofen als<br />

Wirkstoff im Bereich Menstruationsbeschwerden.<br />

Markenerweiterungen<br />

stärken das Geschäft und steigern den<br />

Wert der internationalen Kernmarken.<br />

Auf die oben genannten Trends aufbauend,<br />

strebt CHC danach, neue Kategorien<br />

von rezeptfreien Medikamenten<br />

zu erschließen. Daher beschreitet der<br />

Geschäftsbereich bei der Überführung<br />

von rezeptpfl ichtigen Medikamenten<br />

(Prescription Medicines, RX) in den<br />

rezeptfreien Status (Over the Counter,<br />

OTC) neue Wege. Diese sogenannten<br />

Switches werden von derzeitigen<br />

Veränderungen gesetzlicher und politischer<br />

Gegebenheiten vieler Länder begünstigt.<br />

2010 hat CHC daher die RXto-OTC-Switch<br />

Unit geschaffen, eine<br />

Abteilung, welche die Chancen, die die<br />

Umstellung von verschreibungspfl ichtigen<br />

zu rezeptfreien Medikamenten<br />

bietet, ausloten und nutzen soll.<br />

Innovation in der Kommunikation<br />

Infolge der durch technologischen Fortschritt<br />

bedingten rasanten Änderung<br />

des Kommunikationsverhaltens ist CHC<br />

dabei, seine Kommunikationsmittel anzupassen.<br />

Zwar gehören klassische<br />

Fernseh- und Printkampagnen nach<br />

wie vor maßgeblich zum Kommunikationsmix,<br />

doch es müssen auch die neuen<br />

Medien genutzt werden, um die Zielgruppen<br />

effi zienter zu erreichen.<br />

Innovation durch Wissenschaft<br />

Die etablierten rezeptfreien Produkte<br />

von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> benötigen<br />

kontinuierliche wissenschaftliche<br />

Unterstützung und entsprechende Berichterstattung.<br />

Innerhalb der Spezialdisziplinen<br />

von CHC fungieren die<br />

Gruppen von Entwicklung, Medizin<br />

und Zulassung als Exzellenzzentren<br />

und besitzen umfassende, fundierte<br />

Kenntnisse über die medizinische und<br />

wissenschaftliche Unterstützung unserer<br />

Marken. Jüngste klinische Studien<br />

haben die Wirksamkeit und Sicherheit<br />

unserer Marken bestätigt.<br />

Innovation in Prozessen<br />

Mit Beginn des <strong>Jahre</strong>s 2011 werden<br />

spezielle Programme mit den Schwerpunkten<br />

Sales Excellence und Launch<br />

Excellence zum weiteren Ausbau der<br />

Marktposition des Selbstmedikationsgeschäftes<br />

beginnen.<br />

Indem CHC alle Innovationsquellen<br />

nutzt, profi tiert das Segment von einem<br />

lebendigen, sich schnell wandelnden<br />

Umfeld. Dadurch erhalten Verbraucher<br />

auch in Zukunft neue Optionen für den<br />

selbstbestimmten Umgang mit ihrer <strong>Gesundheit</strong><br />

und für ihr Wohlbefi nden.<br />

[ chc highlights 2010 ]<br />

• Sechs von sieben CHC-Kernmarken<br />

verzeichneten in ihrer jeweiligen<br />

Kategorie ein überdurchschnittliches<br />

Wachstum.<br />

• Unsere Schlüsselmarken sind weltweit<br />

50-mal führend in ihrer lokalen<br />

Kategorie.<br />

• CHC hat in Japan 100 % der Anteile<br />

an dem Pharmaunternehmen SSP<br />

übernommen.<br />

• ... und ist dadurch im japanischen<br />

Selbstmedikationsgeschäft heute<br />

der größte multinationale Player ...<br />

• ... und der weltweit größte Anbieter<br />

von rezeptfreien Hustenmitteln.<br />

• Schaffung einer RX-to-OTC-Switch<br />

Unit<br />

• Ausgezeichnete Ergebnisse der klinischen<br />

Studien zu dulcolax® und<br />

antistax®<br />

• Entlassung von alesion® (Epinastin,<br />

allergische Rhinitis) aus der<br />

Verschreibungspflicht in Japan<br />

• Erfolgreicher Start der TV-Kampagne<br />

Got mucus für bisolvon®<br />

• Erfolgreiche Markteinführungen<br />

und Erweiterungen unter dem<br />

Dach der Marken pharmaton®,<br />

dulcolax® und buscopan®<br />

Weitere Informationen zur neuen<br />

RX-to-OTC-Switch Unit<br />

Seite 120<br />

Weitere Informationen zu den<br />

Ergebnissen der klinischen Studie<br />

zu dulcolax®<br />

Seite 124<br />

Innovation – Triebfeder für den Erfolg von CHC 119


unsere geschäfte<br />

Die neue RX-to-OTC-Switch Unit<br />

Mehr Möglichkeiten der Selbstmedikation für Patienten<br />

250 Mio.<br />

Die Dachmarke buscopan®<br />

erwirtschaftete einen Gesamterlös<br />

in Höhe von ca. 250<br />

Millionen Euro.<br />

[ buscopan® ]<br />

Schrittweise Umstellungen vom<br />

rezeptpflichtigen zum rezeptfreien<br />

Status<br />

Die Marke buscopan® umfasst sowohl<br />

rezeptpflichtige als auch rezeptfreie<br />

Produkte (Doppelstatus).<br />

Die Doppelstrategie hat sich am<br />

Markt bewährt.<br />

Selbstmedikation<br />

120 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010<br />

Angesichts fortschreitender Alterung<br />

der Bevölkerung und der damit einhergehenden<br />

Zunahme chronischer<br />

Erkrankungen stehen die <strong>Gesundheit</strong>ssysteme<br />

der Industriestaaten vor<br />

grundlegenden und tiefgreifenden<br />

Veränderungen. Zunehmender Ärztemangel<br />

reduziert die Zeit für professionelle<br />

Beratung. Staatliche Haushaltskürzungen,<br />

verbunden mit steigenden<br />

<strong>Gesundheit</strong>skosten, steigern unablässig<br />

den fi nanziellen Druck. Dies kann<br />

den Zugang zu vorhandenen, wirksamen<br />

Behandlungsoptionen einschränken<br />

und somit die öffentliche <strong>Gesundheit</strong><br />

insgesamt gefährden.<br />

Viele Krankheiten können heute von<br />

den Patienten mithilfe bewährter,<br />

rezeptfreier Medikamente selbst behandelt<br />

werden, unterstützt durch<br />

geeignete Aufklärungs- und Informationskampagnen.<br />

Die meisten Verbraucher<br />

begrüßen dies. Gleichzeitig<br />

entlastet es das <strong>Gesundheit</strong>swesen.<br />

Die Überführung verschreibungspfl<br />

ichtiger Arzneimittel in den rezeptfreien<br />

Status (Switch) verbessert den<br />

Zugang der Verbraucher zu Behandlungsoptionen,<br />

senkt die <strong>Gesundheit</strong>skosten<br />

und fördert mit der richtigen<br />

Unterstützung das Wissen der Betroffenen<br />

über die jeweilige Erkrankung<br />

wie auch die Souveränität ihrer Entscheidungen.<br />

Die aktuelle Marktdynamik und die<br />

Aktivitäten unserer Wettbewerber untermauern<br />

die zunehmende Bedeutung<br />

der Überführung von rezeptpfl ichtigen<br />

Arzneimitteln in die Selbstmedikation.<br />

Für unser Geschäftssegment CHC ist<br />

dies indes nicht neu: CHC hat bereits<br />

in der Vergangenheit eigene Präparate<br />

erfolgreich in die Selbstmedikation<br />

überführt.<br />

Der Buscopan®-Switch<br />

Ein hervorragendes Bespiel ist buscopan®,<br />

das nach und nach in vielen Regionen –<br />

über Jahrzehnte – in die Selbstmedikation<br />

überführt wurde. Und trotzdem<br />

gibt es noch heute verschreibungspfl ichtige<br />

Kombipräparate, die unter der<br />

Marke buscopan® verkauft werden. Die<br />

Marke buscopan® umfasst somit rezeptfreie<br />

wie auch rezeptpfl ichtige Präparate<br />

(Doppelstatus).<br />

Dank unterstützender Maßnahmen<br />

durch CHC Marketing und Medizin<br />

konnten sowohl die rezeptpfl ichtigen<br />

als auch die rezeptfreien Produkte in<br />

den letzten <strong>Jahre</strong>n unter der gemeinsamen<br />

Dachmarke buscopan® ein deutliches<br />

Wachstum verzeichnen (siehe


Diagramm unten: buscapina® in<br />

Lateinamerika).<br />

Die Dachmarke buscopan® erwirt-<br />

schaftet heute einen Gesamterlös in<br />

Höhe von ca. 250 Millionen Euro. Und<br />

das ist erst der Anfang. Das Beispiel<br />

buscopan® zeigt, dass eine Doppelstra-<br />

tegie (Marke wird in unterschiedlichen<br />

Dosierungen oder Formulierungen als<br />

rezeptfreies und rezeptpfl ichtiges Produkt<br />

angeboten) nach Ablauf des Patentschutzes<br />

sehr erfolgreich sein kann.<br />

Wie aus dem unten stehenden Diagramm<br />

hervorgeht, erzielt buscapina®<br />

in Lateinamerika im rezeptpfl ichtigen<br />

wie im rezeptfreien Segment ein stetiges<br />

Wachstum, das durch die Marketingmaßnahmen<br />

von CHC vorangetrieben<br />

wird.<br />

Die RX-to-OTC-Switch Unit<br />

Die Komplexität neuer Switches, besonders<br />

bei chronischen und symptomlosen<br />

Erkrankungen, erfordert<br />

hinsichtlich Zulassung und Marketing<br />

völlig neue Ansätze, ein Bedarf, den<br />

auch andere globale Pharmaunternehmen<br />

erkannt haben. Vor diesem Hintergrund<br />

hat CHC eine eigene Einheit mit<br />

Schwerpunkt Switches, die sogenannte<br />

„RX-to-OTC-Switch Unit“, geschaffen.<br />

Das Team der Switch Unit verfolgt im<br />

Wesentlichen zwei Strategien: erstens<br />

den Switch etablierter Produkte von<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> mit dem Ziel,<br />

den Lebenszyklus weit über den Patentablauf<br />

hinaus zu verlängern und<br />

Verbrauchern neue Lösungen für die<br />

Selbstmedikation zur Verfügung zu<br />

stellen. Zweitens die Positionierung<br />

von CHC als bevorzugter Partner für<br />

externe switchfähige Produkte – gestützt<br />

durch die starke Stellung von<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> als eines der<br />

weltweit führenden Unternehmen im<br />

Selbstmedikationsgeschäft, das optimale<br />

Marketing- und Vertriebskompetenz<br />

mit einer einzigartigen globalen<br />

Präsenz verbindet.<br />

Ende 2009 erreichte <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />

einen besonderen Meilenstein:<br />

In Großbritannien wurde mit fl omax®<br />

(Tamsulosin) im Rahmen eines Firstin-Class-Switches<br />

erstmals ein Medikament<br />

gegen eine chronische Krankheit<br />

aus der Rezeptpfl icht entlassen<br />

und in die Selbstmedikation überführt.<br />

Seit April 2010 ist fl omax relief® mr<br />

in britischen Apotheken rezeptfrei erhältlich.<br />

Damit ist der Einstieg in eine<br />

völlig neue Kategorie der Selbstmedikation<br />

gelungen. Dies wird als Fallstudie<br />

für weitere Switches in Großbritannien<br />

und anderen Ländern<br />

dienen.<br />

buscapina® Lateinamerika<br />

Investitionen von CHC treiben Wachstum von buscopan® voran<br />

Erlöse in<br />

Euro<br />

80.000<br />

70.000<br />

60.000<br />

50.000<br />

40.000<br />

30.000<br />

20.000<br />

10.000<br />

0<br />

[ flomax® relief ]<br />

2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010<br />

Verschreibungspflichtige Medikamente (PM) Selbstmedikation (CHC)<br />

First-in-Class-Switch von flomax® in<br />

Großbritannien<br />

In Großbritannien seit April 2010<br />

rezeptfrei erhältlich<br />

Einstieg in eine neue Kategorie der<br />

Selbstmedikation<br />

CAGR PM:<br />

+ 6,9 %<br />

CAGR CHC:<br />

+ 23,1 %<br />

CAGR =<br />

Kumulierte<br />

jährliche<br />

Wachstumsrate<br />

Die neue RX-to-OTC-Switch Unit 121


unsere geschäfte<br />

Innovative Social-Media-Kampagnen<br />

im Bereich CHC<br />

Das veränderte Konsumentenverhalten bei der Informationssuche führt<br />

zu integrierten Werbekampagnen, die soziale Medien und klassische<br />

Medien kombinieren.<br />

www.123livredatosse.com.br<br />

Selbstmedikation<br />

122 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010<br />

Der moderne Mensch verbringt immer<br />

<strong>mehr</strong> Zeit im Internet, besonders mit<br />

sozialen Netzwerken. Ein konsumentenorientiertes<br />

Geschäft wie das CHC-<br />

Segment von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />

muss daher auf das veränderte Konsumentenverhalten<br />

bei der Informationssuche<br />

reagieren. Klassische Kommunikationsansätze,<br />

die nur Massenmedien<br />

wie das Fernsehen nutzen, ändern sich<br />

und müssen angepasst werden.<br />

Heute bestehen Social-Media-Kampagnen<br />

und klassische Werbekampag-<br />

nen (im Fernsehen oder anderen<br />

Medien) parallel nebeneinander und<br />

werden als integrierte Kampagnen<br />

geschaltet.<br />

Digitale Aktivitäten – Polen<br />

In Polen wurde eine erfolgreiche digitale<br />

Kampagne für buscopan® realisiert<br />

– ganz ohne Unterstützung durch<br />

das Medium Fernsehen.<br />

Erzielt wurde damit ein Marktanteilswachstum<br />

von 2 % bis 4 %. 2010 lief<br />

die Kampagne ganzjährig, diesmal<br />

punktuell begleitet von TV-Spots, wodurch<br />

sich der Marktanteil auf 8 %<br />

verdoppelte.<br />

Digitale Aktivitäten – Brasilien<br />

Das Marketingteam von CHC Brasilien<br />

zählte zu den Ersten, die bereit waren,<br />

ein kalkuliertes Risiko einzugehen,<br />

indem sie die sozialen Medien als eine<br />

Säule in ihre 360-Grad-Kommunikation<br />

einbanden. Es entstanden diverse<br />

Kampagnen für internationale Marken<br />

wie buscofem®, mucosolvan®, mucoangin®<br />

und pharmaton®.<br />

Jedes Mal, wenn jemand in Brasilien<br />

auf Twitter, Orkut oder Facebook das<br />

Thema Halsschmerzen ansprach,


„Es ist wichtig, unseren Verbrauchern zuzuhören und von ihnen zu<br />

lernen. Danach heißt es, ihre Aufmerksamkeit zu erregen und sie<br />

am richtigen Ort zur richtigen Zeit zu erreichen. Viele unserer<br />

Verbraucher verbringen heute viel Zeit mit neuen Medien.“<br />

benni boruchowski,<br />

chc marketing, brasilien<br />

konnte das Team die Fragen des Verbrauchers<br />

in Echtzeit beantworten.<br />

Für das Segment Husten (mucosolvan®)<br />

entwickelte das Team eine Vielzahl<br />

von Tools, die die Konsumenten auf<br />

unterhaltsame Art über die Krankheit<br />

und die Behandlungsmöglichkeiten<br />

informierten.<br />

Für das Indikationsgebiet Menstruationsbeschwerden<br />

(buscofem®) entstand<br />

eine personalisierte Plattform,<br />

um junge Frauen beim Umgang mit<br />

ihren Problemen zu unterstützen.<br />

Das Thema Vitalität (pharmaton®)<br />

wurde in das Bewusstsein der Konsumenten<br />

gerückt, indem das brasilianische<br />

CHC-Team in der Offl ine-Welt<br />

Events mit starkem Bezug zum Web<br />

veranstaltete und ein Portal einrichtete,<br />

auf dem alle Brasilianer die Entwicklung<br />

ihrer geistigen und körperlichen<br />

Leistungsfähigkeit verfolgen<br />

können.<br />

Die breite Nutzung der digitalen und<br />

sozialen Medien bietet sich besonders<br />

bei Neueinführungen an, da sich auf<br />

diese Weise künftige Kommunikationsstrategien<br />

kostengünstig testen lassen.<br />

Die in Polen und Brasilien gesammelten<br />

Erfahrungen dienen als Fallstudien<br />

für andere Länder. Derzeit betreibt<br />

CHC digitale Medienkampagnen auf<br />

weltweiter Basis.<br />

2010 erreichte CHC mit seinen Kampagnen<br />

in den digitalen Medien <strong>mehr</strong><br />

als 300 Millionen Verbraucher.<br />

CHC betreibt rund um die Welt über<br />

250 Websites mit insgesamt <strong>mehr</strong> als<br />

15 Millionen Besuchern pro Jahr in<br />

über 40 Ländern.<br />

Weitere Links zu Kampagnen in den sozialen<br />

Medien:<br />

buscofem®<br />

www.buscofem.com.br<br />

www.dicadeamiga.com.br<br />

mucoangin®<br />

www.mucoangin.com.br<br />

www.tratadordegarganta.com.br<br />

mucosolvan®<br />

www.mucosolvan.com.br<br />

www.123livredatosse.com.br<br />

pharmaton®<br />

www.pharmaton.com.br<br />

www.clubepharmaton.com.br<br />

bisolvon®<br />

www.bisolvon.com.br<br />

www.clubepharmaton.com.br<br />

Innovative Social-Media-Kampagnen<br />

123


unsere geschäfte<br />

Dulcolax® – Innovation durch<br />

modernste Studien<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> CHC ist bestrebt, den wissenschaftlichen Kenntnisstand<br />

über seine Produkte und die durchgeführten Studien zu<br />

dulcolax®-Dragees und dulcolax®-Tropfen voranzutreiben.<br />

[ dulcolax® ]<br />

Kernmarke<br />

Produktsortiment zur Behandlung von<br />

Verdauungsproblemen<br />

Seit 50 <strong>Jahre</strong>n auf dem Markt<br />

Erhältlich in 60 Ländern weltweit<br />

Globaler Marktführer<br />

Erlöse von 159 Mio. EUR 2010<br />

Marktanteil: 6,6 %<br />

Selbstmedikation<br />

124 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010<br />

Mit der Kernmarke dulcolax® bietet<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> Konsumenten<br />

rund um die Welt eine breite Palette an<br />

wirksamen und sicheren Präparaten zur<br />

Behandlung von Verdauungsproblemen.<br />

Die dulcolax®-Produktgruppe um-<br />

fasst dulcolax®-Dragees und -Zäpf-<br />

chen (Bisacodyl), dulcolax®-Perlen,<br />

-Tropfen und -Sirup (Natriumpicosulfat),<br />

dulcolax® balance (Macrogol),<br />

dulcofi ber® (Glucomannan) sowie, in<br />

ausgewählten Ländern, zusätzlich<br />

dulcoease® (Docusat-Natrium) und<br />

dulcoenema® (Glycerin).<br />

Dulcolax® – eine Erfolgsgeschichte<br />

dulcolax® ist seit über 50 <strong>Jahre</strong>n auf<br />

dem Markt und ist heute in <strong>mehr</strong> als<br />

60 Ländern weltweit erhältlich. Mit<br />

Erlösen von 159 Mio. EUR im Jahr<br />

2010 und einem Marktanteil von 6,6 %<br />

ist die Marke im Indikationsgebiet Verdauungsbeschwerden<br />

der globale<br />

Marktführer.<br />

Der Erfolg von dulcolax® beruht<br />

nicht nur auf soliden Verbraucheranalysen,<br />

Marketing- und Vertriebsmaßnahmen,<br />

gut defi nierten Produktgruppen<br />

und Produktneuentwicklungen,<br />

sondern auch auf einer fundierten<br />

wissenschaftlichen Grundlage, die<br />

nun um zwei aktuelle klinische Studien<br />

erweitert wurde.<br />

Innovation durch neue klinische Studien<br />

Um den wissenschaftlichen Kenntnisstand<br />

über seine Produkte zu erweitern,<br />

führte <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />

zwei randomisierte, doppelblinde,<br />

placebokontrollierte klinische Studien<br />

mit Parallelgruppendesign an Patienten<br />

mit Verstopfung durch. Die Studien<br />

wurden nach den ICH-GCP-Richtlinien<br />

(ICH-Grundsätze zur Guten Klinischen<br />

Praxis) durchgeführt; eine Studie<br />

untersuchte Bisacodyl, die andere<br />

Natriumpicosulfat.<br />

Wirksamkeit und Sicherheit bestätigt –<br />

Lebensqualität verbessert<br />

Die klinischen Studien wurden mit<br />

dulcolax®-Dragees (Bisacodyl) und<br />

dulcolax®-Tropfen (Natriumpicosulfat)<br />

durchgeführt und wiesen deren<br />

Wirksamkeit durch eine erhöhte<br />

Stuhlgangsfrequenz nach.<br />

Studiendesign<br />

• Ziel: Untersuchung der Wirksamkeit<br />

und Sicherheit einer vierwöchigen<br />

Behandlung mit oral verabreichtem<br />

Bisacodyl 10 mg (2 x 5 mg dulcolax®-Dragees)<br />

bzw. 10 mg Natriumpicosulfat<br />

(Tropfen).


• Patienten mit chronischer Verstopfung<br />

(defi niert nach den ROME III-<br />

Kriterien), Dosierung: einmal täglich.<br />

• Bisacodyl-Studie: 368 Patienten<br />

wurden randomisiert und behandelt,<br />

247 erhielten Bisacodyl, 121 Placebo.<br />

• Natriumpicosulfat-Studie: 367 Patienten<br />

wurden randomisiert und behandelt,<br />

233 mit Natriumpicosulfat,<br />

134 mit Placebo.<br />

• Wirksamkeitsdaten wurden von den<br />

Patienten täglich mit einem elektronischen<br />

Tagebuch erfasst.<br />

Ergebnisse der Studien<br />

Während der vierwöchigen Behandlung<br />

war die mittlere Anzahl der Stuhlgänge<br />

pro Woche (primärer Endpunkt) unter<br />

Bisacodyl und Natriumpicosulfat statistisch<br />

signifi kant höher als in der Placebo-Gruppe<br />

(p < 0,0001). Orales Bisacodyl<br />

und Natriumpicosulfat erwiesen<br />

sich als wirksame, gut verträgliche Behandlungsoption<br />

für Patienten mit Verstopfungen.<br />

Gleichzeitig wurde ebenfalls erstmals<br />

nachgewiesen, dass die Behandlung<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

mit dulcolax® (Bisacodyl-Dragees<br />

und Natriumpicosulfat-Tropfen) bei<br />

Patienten mit Verstopfungen zu einer<br />

Verbesserung der Lebensqualität sowie<br />

des alltäglichen Wohlbefi ndens führt.<br />

Eine der wichtigsten Fragen, die sich<br />

ein Verbraucher mit Verstopfungen<br />

stellt, ist die nach der Wirksamkeit eines<br />

Abführmittels. Die Antwort auf<br />

diese Frage entscheidet darüber, ob ein<br />

bestimmtes Präparat wieder verwendet<br />

wird oder nicht. In den beiden<br />

Studien wurde die Wirksamkeit von<br />

den Patienten am Ende des vierwöchigen<br />

Behandlungszeitraums beurteilt –<br />

das Ergebnis war überaus positiv und<br />

bestätigt, warum Verbraucher sich<br />

weltweit auf dulcolax® verlassen:<br />

• 79,5 % der mit Bisacodyl behandelten<br />

Patienten bewerteten die Wirksamkeit<br />

des Präparats als gut oder<br />

zufriedenstellend.<br />

• 87,7 % der mit Natriumpicosulfat behandelten<br />

Patienten bewerteten die<br />

Wirksamkeit des Präparats als gut<br />

oder zufriedenstellend.<br />

Lebensqualität der mit dulcolax® behandelten Patienten<br />

Anteil der Patienten in % Anteil der Patienten in %<br />

0<br />

0<br />

Gut Zufriedenstellend Nicht<br />

Schlecht Gut Zufriedenstellend Nicht<br />

Schlecht<br />

zufriedenstellend<br />

zufriedenstellend<br />

Placebo Natriumpicosulfat Placebo Bisacodyl<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

• Der Vergleich der Behandlungsgruppen<br />

ergab statistisch signifi kante Unterschiede<br />

zugunsten von dulcolax®.<br />

Eine Grundlage für weiteres Wachstum<br />

Die Studie zu Natriumpicosulfat wurde<br />

2010 im American Journal of Gastroenterology<br />

veröffentlicht. Die Ergebnisse<br />

beider Studien wurden auch auf führenden<br />

wissenschaftlichen Veranstaltungen<br />

auf dem Gebiet der Gastroenterologie in<br />

Europa (UEGW) und Nordamerika (Digestive<br />

Disease Week) vorgestellt.<br />

Die beiden Studien bestätigen erneut<br />

die führende Stellung von dulcolax®<br />

nicht nur im Markt der Abführmittel,<br />

sondern auch im wissenschaftlichen<br />

Umfeld. Dies wird den herausragenden<br />

wissenschaftlichen Ruf, den <strong>Boehringer</strong><br />

<strong>Ingelheim</strong> bei Ärzten, Apothekern<br />

und Verbrauchern weltweit genießt,<br />

weiter ausbauen.<br />

[Gastroenterology 2010, 138 (5): 228;<br />

Am J Gastroenterol 105 (4), 897-903<br />

(2010)].<br />

Innovation durch modernste Studien <strong>125</strong>


unsere geschäfte Biopharmazeutika<br />

Biopharmazeutika<br />

Innovationen tragen zu unserem Erfolg bei und sichern unsere<br />

Technologieführerschaft in der biopharmazeutischen Entwicklung<br />

und Produktion, sowohl bei unseren eigenen Forschungsprojekten<br />

als auch im Industriekundengeschäft mit externen Kunden.<br />

126 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010


Wer ist TIM? Was bedeutet Innovation<br />

im Bereich Biopharmazeutika?<br />

Unser Ziel ist die Eröffnung neuer Horizonte für <strong>Gesundheit</strong> und Heilung. Dazu setzen wir<br />

auf innovative Wirkmechanismen, die Verbesserung bestehender Produkte oder neue Herangehensweisen<br />

an bekannte Fragen und Aufgaben.<br />

„Innovation in der Technologie<br />

bedeutet die Umsetzung<br />

von Ideen in wirtschaftlich<br />

nutzbare Chancen.“<br />

dr. wolfgang buchinger,<br />

technology innovation<br />

manager, wien, österreich<br />

Worin besteht die Hauptaufgabe eines Technologie-<br />

und Innovationsmanagers?<br />

dr. buchinger: „Unsere Rolle als Innovationsmanager<br />

ist äußerst vielseitig. Als Technologie-<br />

Scout sind wir ständig auf der Suche nach attraktiven<br />

Innovationen zur Ergänzung unserer<br />

eigenen Technologien. Intern fungieren wir als<br />

Förderer und Unterstützer unserer Wissenschaftler,<br />

welche die ideale Quelle für kreative Ideen und<br />

Innovationen für unser Biopharmazeutika-Geschäft<br />

sind. Hierzu gehört die Hilfestellung für die Wissenschaftler<br />

beim Management des Technologieportfolios,<br />

so dass die optimale wissenschaftliche<br />

und technische Qualität des Programms sichergestellt<br />

ist. Des Weiteren leisten wir im Rahmen der<br />

Dienstleistungen für unsere Kunden Unterstützung<br />

bei der Entwicklung von Strategien und der<br />

aktiven Einführung von neuen Technologien.<br />

Und wir sind auch für die Übersetzung der übergeordneten<br />

Technologiestrategie in einen operativen<br />

Umsetzungsplan zusammen mit den Wissenschaftlern<br />

zuständig.“<br />

Wer sind Ihre Kunden im Bereich Biopharmazeutika?<br />

dr. jung: „Unsere Kunden sind sowohl unsere<br />

internen Kollegen aus der Forschung und Entwicklung<br />

als auch externe Kunden aus dem Auftragsgeschäft.<br />

Für alle unsere Kunden entwickeln<br />

und übertragen wir Prozesse für das<br />

gesamte, breite Feld der biopharmazeutischen Substanzen<br />

– von kleinen Protein-Scaffolds zu großen<br />

Antikörpern – und decken dabei alle klinischen<br />

Phasen von der frühen Entwicklung bis zu Phase<br />

II/III und zur Belieferung des Markts ab. Unser<br />

Innovationsprogramm zielt im Wesentlichen auf<br />

produkt- und prozessbezogene Verbesserungen ab.<br />

Auf diese Weise können wir allen unseren Kunden<br />

einzigartige innovative Services anbieten.“<br />

Was sind die größten Erfolge des<br />

Technologie- und Innovationsprogramms?<br />

dr. jung: „Die Herstellung eines Biopharmazeutikums<br />

– von der DNA bis zum fertigen Produkt<br />

– deckt eine ganze Wertschöpfungskette<br />

ab. Entlang dieser Kette gibt es zahlreiche Ausgangspunkte<br />

für Innovationen, darunter die Verbesserung<br />

der Produktivität, kürzere Entwicklungszeiten,<br />

robustere Prozesse sowie hohe<br />

Produktstabilität während der Lagerung.<br />

Zu unseren jüngsten Erfolgen zählen molekulare<br />

und zelluläre Verbesserungen unserer Zellkultur-<br />

Die DNA als Träger<br />

der genetischen<br />

Information kodiert<br />

auch biopharmazeutische<br />

Medikamente<br />

wie monoklonale<br />

Antikörper oder<br />

rekombinante<br />

P roteine.<br />

Biopharmazeutika<br />

127


unsere geschäfte Biopharmazeutika<br />

„Innovation in der Technologie<br />

bedeutet, Nutzen für den<br />

Kunden zu erzielen.“<br />

dr. alexander jung,<br />

technology innovation<br />

manager, biberach, deutschland<br />

Plattform bi-hex® wie auch unsere integrierte<br />

schlanke Downstream-Plattform bi-purex®.<br />

Dank dieser Innovationen können Titer von bis<br />

zu 8 g/L und eine Ausbeute von über 90 % nach<br />

der Aufreinigung erzielt werden.<br />

Zusammen mit der ausgezeichneten Prozessqualitätskontrolle<br />

führen diese Innovationen zu einer<br />

sehr hohen Erfolgsquote und Produktqualität bei<br />

der Entwicklung und der Bereitstellung von<br />

Material für klinische Studien.“<br />

dr. buchinger: „Für mikrobielle Expressionssysteme<br />

wurden diverse hoch leistungsfähige<br />

Plattformtechnologien und eine vielseitige Entwicklungs-Toolbox<br />

geschaffen, um auch in einem<br />

schwierigen Marktumfeld nachhaltig erfolgreich<br />

E. coli -Mikroorganismen<br />

können für die<br />

Produktion von nicht<br />

glykosilierten Biopharmaka<br />

verwendet<br />

werden.<br />

128 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010<br />

Bild: © DR LINDA STANNARD,<br />

UCT/ SPL / Agentur Focus<br />

zu sein. Neben der eigenen, internen Entwicklung<br />

setzen wir auch auf die wissenschaftliche Kooperation<br />

mit Hochschulen und anderen externen<br />

Partnern sowie auf Einlizenzierungen, um Technologien<br />

zu verbessern, Innovationen voranzutreiben<br />

und unseren Kunden Wettbewerbsvorteile<br />

zu verschaffen.<br />

Zu den verfügbaren Technologien zählen beispielsweise<br />

Hochtiterprozesse in E. coli mit<br />

überdurchschnittlich hohen Fermentationsausbeuten<br />

von bis zu 20 g/L. Unsere Rückfaltungs-<br />

Plattform ermöglicht die Produktion diverser<br />

Scaffold-Moleküle als Einschlusskörper in<br />

E. coli mit ausgezeichneten Ausbeuten.<br />

Neben diesen Prozessinnovationen haben wir Produkttechnologien<br />

entwickelt, welche die Halbwertszeit<br />

der Scaffold-Moleküle verbessern und<br />

sie für die Verabreichung an den Patienten leichter<br />

dosierbar machen. Das breite Spektrum der Technologien<br />

deckt PEGylierung, HESylierung und<br />

HSA-Bindungen ab.<br />

Zur effi zienten Aufreinigung großer Proteinmengen<br />

haben wir eine großvolumige Proteinkristallisation<br />

mit einem systematischen Entwicklungsansatz<br />

sowohl für Zellkultur- als auch mikrobielle<br />

Technologien geschaffen.“<br />

Wie gelingt es Ihnen, kontinuierlich<br />

Innovationen hervorzubringen?<br />

dr. jung: „Wir haben einen fortlaufenden<br />

Technologie-Innovationsprozess eingeführt, der<br />

unsere internen Technologiebedürfnisse ermittelt.<br />

Der Prozess umfasst die Priorisierung der<br />

unterschiedlichen internen Ziele, den Leistungsvergleich<br />

mit bestehenden externen Technologien<br />

und ihrem Wertschöpfungspotenzial sowie<br />

die sorgfältige Prüfung von ausgewählten Technologien<br />

im Hinblick auf ihre Umsetzbarkeit in<br />

routinemäßigen Entwicklungs- und Produktionsprozessen.


Kristalle von rekombinantem Interferon gamma<br />

Zusammen mit unserer Funktion Competitive<br />

Intelligence beobachten wir laufend den Markt,<br />

um Technologietrends und künftige Kundenbedürfnisse<br />

frühzeitig erkennen zu können. Mit<br />

diesem Ansatz gelingt es uns, unseren Kunden<br />

modernste Technologien zu bieten.“<br />

dr. buchinger: „Unter den zahlreichen internen<br />

und externen Ideen und Möglichkeiten kommt<br />

den Technologien, die zur Erfüllung dieses Ziels<br />

beitragen können, die höchste Priorität innerhalb<br />

unseres Innovationsprogramms zu. Zu diesen Innovationen<br />

gehören sowohl Lösungen für kurzfristige<br />

Entwicklungsprojekte wie auch Ideen für langfristige<br />

Technologiestrategien. Die Innovationsmanager<br />

an den Produktionsstandorten spielen hier eine<br />

wichtige Rolle, um die Anbindung der Technologieentwicklung<br />

an die strategischen Ziele und den<br />

wirtschaftlichen Nutzen sicherzustellen.“<br />

Wie wird der zukünftige Service in der<br />

biopharmazeutischen Produktion aussehen?<br />

dr. jung: „Da wir in einer Wettbewerbssituation<br />

stehen und der Biopharmazeutika-Markt<br />

weiterhin stark wächst, kommt es darauf an,<br />

all unseren Kunden einzigartige Vorteile bieten<br />

zu können.<br />

Über die Qualität und die bereits erwähnten Prozesstechnologien<br />

hinaus halte ich es auch für<br />

wichtig, ein USP, ein Alleinstellungsmerkmal, zu<br />

haben, das unseren Kunden Zugang zu Produktverbesserungen<br />

durch die Weiterentwicklung des<br />

Produktionsprozesses bietet. Hier geht es um<br />

Technologien, die auf wichtige Aspekte und Eigenschaften<br />

von Molekülen im medizinischen<br />

Anwendungsprofi l abzielen, wie z. B. Halbwertszeit,<br />

Immunogenität, Aggregation, aber auch<br />

Wirkmechanismen wie komplement abhängige<br />

Zytotoxizität (CDC) oder antikörperabhängige<br />

zellvermittelte Zytotoxizität (ADCC) für spezielle<br />

medizinische Anwendungen. Die Fähigkeit, diese<br />

Technologien anbieten zu können, ist für einen<br />

Hersteller ganz entscheidend, da sie dem Kundenprojekt<br />

einen Mehrwert bietet und einen<br />

Beitrag zum Erfolg der klinischen Entwicklung<br />

leistet. Eine niedrigere Ausfallrate steigert somit<br />

die Wahrscheinlichkeit eines Marktprodukts für<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong>.“<br />

dr. buchinger: „Außerdem sind kurze Zeiten<br />

für die Prozessentwicklung und eine entsprechend<br />

geringe Time-to-Clinic ebenfalls von<br />

großer Bedeutung, um im Auftragsgeschäft<br />

wettbewerbsfähig zu bleiben.“<br />

Mehr zum Thema<br />

Proteinkristallisation:<br />

Seite 132<br />

Biopharmazeutika 129


unsere geschäfte Biopharmazeutika<br />

Orchestrierung von Innovation<br />

Neue Expressionssysteme und jüngste Verbesserungen der aktuellen<br />

Systeme besitzen das Potenzial, die biopharmazeutische Industrie<br />

zu revolutionieren. Die niedrigeren Kosten und die Effizienz der<br />

neueren Expressionssysteme treiben diesen Wandel voran.<br />

Ovarialzellen des chinesischen Hamsters<br />

130 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010<br />

Als Innovationsträger entwickelt<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> fortlaufend neue<br />

Technologien, um seinen Kunden einen<br />

Wettbewerbsvorteil zu verschaffen.<br />

Die hohe Nachfrage nach Biopharmazeutika<br />

hat zur Entwicklung von großtechnischen<br />

Herstellungsverfahren<br />

und von Technologien zur Produktivitätssteigerung<br />

in der Herstellung geführt.<br />

Eine Methode zur Verbesserung<br />

der Produktivität ist die Generierung<br />

von Hochexpressions-Zelllinien.<br />

BI-HEX® – Ihr bester Treffer<br />

Für die industrielle Produktion von<br />

Biopharmazeutika wie z. B. monoklonalen<br />

Antikörpern oder rekombinanten<br />

Proteinen ermöglicht das<br />

geschützte Hochexpressionssystem<br />

BI-HEX® von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />

die beschleunigte Entwicklung von<br />

Prozessen mit hohen Titern und aus-<br />

gezeichneter Produktqualität für die<br />

Herstellung von Biopharmazeutika<br />

aus CHO-Zellen (Ovarialzellen des<br />

chinesischen Hamsters). Die BI-HEX®-<br />

Plattform erfüllt sowohl die Forderungen<br />

nach einer kurzen Time-to-<br />

Clinic und bietet Skalierbarkeit für<br />

die spätere großtechnische Produktion.<br />

Die Plattform deckt alle wichtigen<br />

Eigenschaften ab, darunter Prozessleistung,<br />

Produktqualität, Sicherheit<br />

und Vergleichbarkeit. <strong>Boehringer</strong><br />

<strong>Ingelheim</strong> hat zudem das CHO-<br />

Wirtszellen- Portfolio innerhalb der<br />

BI-HEX®-Plattform erweitert. Damit<br />

erhalten unsere Kunden die Möglichkeit,<br />

zwischen unterschiedlichen<br />

Glykoprofilen zu wählen und ihre<br />

Auswahl auf ihr jeweiliges Produkt<br />

abzustimmen. Diese Vielzahl unterschiedlicher<br />

CHO-Zelllinien ist ausreichend,<br />

um die geforderten Glykoprofile<br />

und die gewünschte Qualität<br />

zu erreichen, besonders bei Prozessen<br />

der zweiten Generation.<br />

Eine Strategie zur weiteren Verbesserung<br />

von Produktivität, Zellwachstum,<br />

Produktqualität oder Zellstabilität<br />

ist die Zelllinienentwicklung. Da<br />

die meisten biopharmazeutischen<br />

Produkte Proteine sind, die aus den<br />

Zellen sekretiert werden, ist der dabei<br />

von der Produktionszelllinie verwen-


dete Sekretions- bzw. Transportmechanismus<br />

ein wichtiger Ansatzpunkt<br />

für neue Zellentwicklungsstrategien.<br />

Bei conCERT handelt es sich um<br />

eine innovative, genetisch optimierte<br />

BI-HEX®-CHO-Zelllinie, die das<br />

CERamid-Transportprotein (CERT)<br />

überexprimiert.<br />

CERT ist ein Lipid-Transportprotein,<br />

das gleichzeitig den Lipid- und den<br />

Proteintransport erleichtert. Die<br />

conCERT-Zelllinien weisen verbesserte<br />

Sekretionseigenschaften auf. Sie<br />

sind daher die idealen Wirtszelllinien<br />

für die Produktion von rekombinanten<br />

Proteinen, da sie sich durch eine<br />

Der Schlüssel zur conCERT-Technologie<br />

• Das menschliche CERamid-Transportprotein (CERT) ist ein<br />

zytoplasmatisches Transportprotein, das einzelne Lipidmoleküle<br />

aus dem endoplasmatischen Retikulum über den Golgi-<br />

Apparat zur Plasmamembran transportiert.<br />

• CERT ist auch ein Substrat der Proteinkinase D, eines bekannten<br />

Regulators der Proteinsekretion. Dank dieser Eigenschaften erleichtert<br />

CERT gleichzeitig den Lipid- und den Proteintransport.<br />

optimierte Sekretionsfähigkeit sowie<br />

gute Wachstumseigenschaften auszeichnen.<br />

Durch die optimierte Sekretion<br />

rekombinanter Proteine aus conCERT-<br />

Zellen lassen sich in biopharmazeutischen<br />

Produktionsprozessen bis zu<br />

100 % höhere Produkt-titer erzielen<br />

(je nach Produktmolekül). Somit sinken<br />

die Kosten für die Herstellung von<br />

Material für klinische Studien oder für<br />

den Markt. conCERT macht die Produktion<br />

somit wirtschaftlicher und<br />

beschleunigt die Medikamentenentwicklung<br />

durch schnelle Bereitstellung<br />

von ausreichenden Mengen an<br />

Material für präklinische Studien.<br />

CERT befördert Lipide<br />

und erleichtert den<br />

sekretorischen<br />

Transport.<br />

er<br />

cert<br />

golgi<br />

Orchestrierung von Innovation 131


unsere geschäfte Biopharmazeutika<br />

Proteinkristallisation<br />

Die Mikrokristallisation von Proteinen ist eine häufi g verwendete Methode<br />

zur Strukturbestimmung. Die präparative Kristallisation kann<br />

eine Alternative zu kostenintensiven Unit Operations darstellen.<br />

Zwei Jahrzehnte intensiver Entwicklungsarbeit<br />

an neuen Expressionssystemen<br />

für Säugetierzellen und Mikroorganismen<br />

haben zu einer deutlichen<br />

Erhöhung der Fermentationstiter in<br />

der biopharmazeutischen Produktion<br />

von Proteinen geführt (über 20 g/L in<br />

Mikroorganismen und über 4 g/L in<br />

Säugetierzellkulturen). Allerdings ist<br />

die dynamische Bindefähigkeit von<br />

Chromatografi e-Materialien oft begrenzt<br />

und es sind sehr große Chromatografi<br />

e-Säulen erforderlich, um die<br />

großen Mengen an Zielproteinen aufzureinigen.<br />

Gefragt sind daher neue<br />

Methoden für eine kostengünstige<br />

Aufreinigung. Dazu gehören nachge-<br />

Kristallisation von Proteinen<br />

Screening auf Kristallisationsbedingungen<br />

Unterschiedliche<br />

Kristalle<br />

schaltete Verarbeitungsschritte, welche<br />

die hohen Fermentationstiter bewältigen<br />

und der steigenden Marktnachfrage<br />

nach biopharmazeutischen Proteinen<br />

gerecht werden können.<br />

Die präparative Kristallisation von<br />

biopharmazeutischen Proteinen hat<br />

das Potenzial, die Engpässe in großtechnischen<br />

Aufreinigungs-Prozessen<br />

zu beseitigen, und kann eine Alternative<br />

zu kostenintensiven Verfahren<br />

wie z. B. der Flüssigkeitschromatografi<br />

e darstellen.<br />

Da es allgemein nur wenig Wissen<br />

über Kristallisationsprozesse im<br />

Während die Strukturanalyse hoch brechende Einkristalle erfordert, sind die Ziele für<br />

Bulk-Kristallisationsprozesse anders gesteckt: Skalierbarkeit auf <strong>mehr</strong>ere Tausend Liter,<br />

schnelle Wachstumskinetik, preisgünstige und pharmazeutisch akzeptable Substanzen<br />

sowie hohe Rückgewinnungsquoten sind die wichtigsten Anforderungen an effiziente<br />

Bulk-Kristallisationsprozesse.<br />

132 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010<br />

Interaktionen<br />

verstehen/Röntgen<br />

Aufreinigung/<br />

Formulierung<br />

Bild: Kristalle eines monoklonalen Antikörpers<br />

Multikilogramm-Maßstab gibt, hat<br />

die Process-Science-Abteilung von<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> erhebliche<br />

Anstrengungen unternommen, um<br />

diesem Mangel an Wissen entgegenzuwirken.<br />

Vor diesem Hintergrund<br />

wurde ein sehr effi zienter, systematischer<br />

Entwicklungsansatz für Bulk-<br />

Kristallisationsprozesse geschaffen,<br />

der für eine Vielzahl von Proteinen in<br />

der Praxis getestet worden ist.<br />

Erfolgreicher Scale-up<br />

Bislang wurde unter Verwendung<br />

dieses systematisch und praktisch erprobten<br />

Ansatzes eine Vielzahl von<br />

biopharmazeutischen Proteinen, wie<br />

z. B. Single-Chain-Antikörperfragmente,<br />

Wachstumsfaktoren und Interferone,<br />

erfolgreich aus Zwischenstufen,<br />

insbesondere aus rohem<br />

Homogenat, kristallisiert und eine<br />

sehr hohe Reinheit der Produkte erzielt.<br />

Ausbeuten im Bereich von 95 % –<br />

bei höchster Qualität und Prozessrobustheit<br />

– lassen sich selbst aus<br />

direkten Zell-Lysaten erzielen. In unserer<br />

Produktionsanlage in Wien haben<br />

wir ein erfolgreiches Scale-up dieses<br />

Prozesses auf bis zu <strong>mehr</strong>ere<br />

Kilogramm pro Batch durchgeführt.<br />

Diese Entwicklung ermöglicht die Ein-


führung von Downstream-Prozessen,<br />

in denen diverse zeit- und kostenintensive<br />

Chromatografi e-Schritte durch<br />

Kristallisation ersetzt werden können.<br />

Kristallisation von monoklonalen<br />

Antikörpern<br />

In unserer Anlage zur biopharmazeutischen<br />

Produktion in Säugetierzellen<br />

in Biberach, Deutschland, arbeitet die<br />

Abteilung Downstream Development<br />

intensiv an der Kristallisation von<br />

Antikörpern, welche große, komplexe<br />

Moleküle sind. Obwohl die Kristallisation<br />

von vollständigen monoklonalen<br />

Antikörpern (full-length mAbs) seit<br />

drei Jahrzehnten mit großem Interesse<br />

angegangen wird, konnten bislang nur<br />

sehr wenige intakte mAbs kristallisiert<br />

werden. <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> konnte<br />

einen IgG-Antikörper mit einer Ausbeute<br />

von 98 % unter optimierten Bedingungen<br />

kristallisieren, ohne dass<br />

es zu einem messbaren Verlust der<br />

Bild: Kristalle von Scaffold-Proteinen<br />

Bindungsaktivität des wieder gelösten<br />

Antikörpers kam. Die Kristallisation<br />

ist somit ein innovatives Verfahren,<br />

um Biopharmazeutika während der<br />

Downstream-Prozesse schnell und<br />

wirtschaftlich aufzureinigen.<br />

Darüber hinaus hat die Proteinkristallisation<br />

das Potenzial, eine neue wirtschaftliche<br />

Methode für die stabile<br />

Formulierung und Lagerung von Biopharmazeutika<br />

zu werden. Die Kristallisation<br />

von makromolekularen<br />

Pharmazeutika kann bedeutende Vorteile<br />

bieten, darunter hohe Stabilität,<br />

Aktivitätskontrolle und hohe Dosen<br />

am gewünschten Wirkort, was besonders<br />

für mAb-Therapien und rekombinante<br />

Proteine sehr attraktiv ist.<br />

[ ziele ]<br />

• Bewertung der Kristallisation als<br />

wirtschaftlicher Aufreinigungsschritt<br />

im Downstream Processing<br />

• Bewertung der Kristallisation als<br />

wirtschaftlicher und stabiler Formulierungs-<br />

und Lagerungsschritt<br />

• Kokristallisation von mAbs mit unterschiedlichen<br />

Rezeptoren, um die<br />

Interaktionen der Proteine besser<br />

verstehen zu können<br />

• Neue Ideen zur Verbesserung der<br />

Interaktionen zwischen IgG und<br />

Rezeptoren<br />

Proteinkristallisation<br />

133


unsere geschäfte Biopharmazeutika<br />

Produktionsplattform für Affi nity<br />

Scaffolds in Mikroorganismen<br />

Plattformtechnologien spielen in der Process Science eine wichtige<br />

Rolle, um die Entwicklung von wirtschaftlich tragfähigen Produktionsprozessen<br />

auf schnelle und kostengünstige Weise zu erleichtern.<br />

134 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010<br />

Antikörper von morgen<br />

In den letzten <strong>Jahre</strong>n haben zahlreiche<br />

Unternehmen ihre eigene Affinity-<br />

Scaffold-Plattform entwickelt und versuchen<br />

nun, diese in klinischen Studien<br />

zu validieren. Affinity Scaffolds<br />

stellen eine vielversprechende neue<br />

Klasse von Liganden-bindenden Proteinen<br />

dar. Sie werden entweder aus Antikörpern<br />

oder anderen menschlichen<br />

Proteinen abgeleitet, die variable Regio<br />

nen auf einem konservierten Framework<br />

bieten.<br />

Die Vorteile dieser neuen Proteintherapeutika,<br />

die wesentlich kleiner als<br />

vollständige monoklonale Antikörper<br />

sind, sind ihre Stabilität, die hohe Gewebegängigkeit,<br />

die hohe Affi nity- und<br />

Target-Selektivität sowie die individuelle<br />

Steuerung ihrer Serum-Halbwertszeit.<br />

Ihr fl exibles Format – die Scaffolds<br />

bzw. Gerüste können zwei- oder dreiwertige<br />

Dimere oder Trimere bilden –<br />

ermöglicht die Entwicklung neuer innovativer<br />

Medikamente.<br />

Anders als vollständige monoklonale<br />

Antikörper können viele der Affinity<br />

Scaffolds in Mikroorganismen hergestellt<br />

werden, da sie klein und<br />

stabil sind und keine Glykosylierung<br />

erfordern.<br />

Nanobodies®<br />

In den letzten <strong>Jahre</strong>n hat <strong>Boehringer</strong><br />

<strong>Ingelheim</strong> Regional Centre Vienna (RCV)<br />

eine Produktions-Toolbox für nanobodies®<br />

– aus cameliden Heavy-Chain-<br />

Antikörpern abgeleitete Scaffolds –<br />

entwickelt. Um das Angebot des<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> RCV als Auftragshersteller<br />

zu erweitern, wurde die<br />

Anwendung seiner E. coli-Produktionsplattform<br />

für zwei weitere Affi nity<br />

Scaffolds untersucht: Single-Chain-<br />

Antikörper (scFv), abgeleitet aus<br />

menschlichen monoklonalen Antikörpern,<br />

und anticalin®e , Derivate von<br />

natürlichen Lipocalinen.<br />

Single-Chain-Antikörper<br />

Single-Chain-Antikörper sind die Verbindung<br />

der variablen leichten (light<br />

chain – LC) und der variablen schweren<br />

Kette (heavy chain – HC) eines menschlichen<br />

monoklonalen Antikörpers. Die<br />

beiden Ketten sind durch einen Peptid-Linker<br />

miteinander verbunden<br />

und können auf zwei unterschiedliche<br />

Arten angeordnet sein: HC-Linker-LC<br />

oder LC-Linker-HC. Wir haben den<br />

Einfl uss beider Faktoren – der Anordnung<br />

der Ketten sowie der Art des Linker-<br />

Peptids – auf den Fermentationstiter, die<br />

Qualität der Einschlusskörper und die<br />

Rückfaltungsausbeute untersucht.


Dreidimensionale nanobody®-Struktur<br />

Somit vereint unsere Plattform für die<br />

Produktion von scFv Produktionsund<br />

Produkteigenschaften. ScFv können<br />

jetzt in E. coli als unlösliche Einschlusskörper<br />

(insoluble inclusion<br />

bodies – IBs) mit hohen Titern von<br />

8–10 g/L und nach kurzen Kultivierungszeiten<br />

von weniger als 32 Stunden<br />

exprimiert werden. Der Herstellungsprozess<br />

von scFv beinhaltet<br />

zudem einen sehr effi zienten Aufreinigungsschritt,<br />

indem die IBs, die das gewünschte<br />

Protein bereits in einer Reinheit<br />

von über 70 % enthalten, einfach<br />

gewaschen werden. Rückfaltungsausbeuten<br />

zwischen 60 und 80 % ermöglichen<br />

somit einen effizienten Produktionsprozess.<br />

Anticalin ®e<br />

Für anticalin®e haben wir einen<br />

grundlegenden Produktionsprozess in<br />

weniger als vier Monaten entwickelt<br />

und dabei unsere E. coli -Produktionsplattform<br />

angewandt.<br />

anticalin®e wurden in löslicher Form<br />

in E. coli mit hohen Titern (~ 10 g/L)<br />

exprimiert, ohne dass eine Rückfaltung<br />

erforderlich war. Daher konnte<br />

ein einfacher Aufreinigungsprozess,<br />

bestehend aus einem effektiven Schritt<br />

zur Entfernung von Endotoxinen und<br />

DNA und nur zwei Chromatografi e-<br />

Schritten, zur Anwendung kommen.<br />

Ausgehend von der cDNA eines<br />

anticalin® konnten innerhalb von<br />

vier Monaten ca. 100 mg anticalin®<br />

gewonnen werden, die alle Qualitätskriterien<br />

erfüllen.<br />

Produktionsplattform<br />

135


unsere geschäfte Operations<br />

Operations<br />

Der Geschäftsbereich Operations von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> gewährleistet<br />

die zuverlässige Bereitstellung hochwertiger fortschrittlicher<br />

Zwischenprodukte, Wirkstoffe (APIs) und pharmazeutischer<br />

Endprodukte - sowohl für interne als auch alle externen Kunden.<br />

136 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010


Hohe Qualität und hohe<br />

Lieferbereitschaft zu wettbewerbsfähigen<br />

Kosten<br />

Die globalen Bereiche Launch & Strategic Products (LSP) und Established<br />

Products (ESP) stellen zwei wichtige Eckpfeiler bei der Produktion<br />

im Geschäftsbereich Operations von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> dar. Vervollständigt<br />

werden sie bereichsübergreifend durch konzernweites<br />

Qualitäts- und Supply-Chain-Management.<br />

Launch & Strategic Products (LSP) setzt<br />

den Fokus auf Launch Excellence durch<br />

die Einführung stabiler analytischer,<br />

chemischer und pharmazeutischer Prozesse.<br />

LSP organisiert die Produkteinführung<br />

auf den Märkten und stellt die<br />

durchgängige Bereitstellung eines Produkts<br />

zu Beginn seines Lebenszyklus<br />

sicher. Sobald die Produkteinführung<br />

abgeschlossen ist und sich das Produkt<br />

auf dem Markt etabliert hat, übernimmt<br />

das Established-Products-Netzwerk die<br />

Verantwortung.<br />

Entwicklung Industrialisierung Produkteinführung Routine Lebenszyklusphasen<br />

LSP<br />

Established Products (ESP) ist für das<br />

interne und externe Produktionsnetzwerk<br />

verantwortlich und gewährleistet<br />

für bereits eingeführte und etablierte<br />

Produkte, die kosteneffektive<br />

Prozesse und Life-Cycle-Management<br />

benötigen, eine reibungslose und stabile<br />

Marktversorgung.<br />

Beide Bereiche stellen ihre Dienste<br />

internen und externen Kunden zur<br />

Verfügung, die sowohl von der Produkteinführungsbilanz<br />

als auch der<br />

Operations: gemeinsame Verantwortung von LSP und ESP während des gesamten Lebenszyklus des Produkts<br />

LSP<br />

LSP<br />

ESP-Standorte<br />

ESP/Auftragshersteller<br />

innovativen Technologie und den<br />

Ideen von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> sowie<br />

natürlich von der Schwerpunktsetzung<br />

auf Kosteneffektivität profitieren.<br />

Operations<br />

Produktzuordnung<br />

137


unser geschäft<br />

Zusammenspiel von Produktion<br />

und Logistik<br />

[ chemische produktion ]<br />

Zwischenstoffe<br />

Operations<br />

Von der Produktion der Grundstoffe bis zur Auslieferung an den Patienten erfordert jedes neue Medikament, das<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> auf den Markt bringt, zunächst jahrelange Anstrengungen seitens unserer Mitar beiter sowie<br />

umfangreiche Investitionen. Im Zusammenhang mit der Einführung neuer Medikamente sind andere Herausforderungen<br />

als in der Routineproduktion zu bewältigen. Unabhängig davon müssen Produktionstechnologie und Logistik<br />

– Bereiche, in denen rund um den Globus Hunderte von Mitarbeitern tätig sind – reibungslos ineinandergreifen.<br />

LSP – verantwortlich für Neueinführungen<br />

Jedes neue Produkt erfordert auch neue Produktionsprozesse.<br />

Launch & Strategic Products (LSP)<br />

verantwortet weltweit die Entwicklung robuster<br />

wirtschaftlicher Prozesse für die Einführung<br />

neuer Produkte. Die Dienstleistungen von LSP<br />

bilden die Brücke zwischen den Innovationen im<br />

Kleinmaßstab und den lokalen Marktanforderungen<br />

und stellen letztlich sicher, dass die<br />

neuen Medikamente in den benötigten Mengen<br />

hergestellt werden können. Die zuverlässige Versorgung<br />

des gesamten Weltmarkts mit einem Medikament<br />

unterscheidet sich erheblich von der<br />

[ wirkstoff ]<br />

Kernsubstanzen<br />

Herstellung eines Arzneimittels unter experimentellen<br />

und Forschungsbedingungen. Daher<br />

beginnt die Zu sam menarbeit von Forschern und<br />

Prozessentwicklern bereits sehr früh.<br />

LSP-Mitarbeiter werden beispielsweise bereits<br />

dann in den Prozess eingebunden, wenn es um<br />

mögliche neue Rohstoffe geht. Sobald die Erfolgschancen<br />

eines Entwicklungsprojekts erkennbar<br />

sind, wird LSP involviert. Hierbei ist ein langer<br />

Vorlauf erforderlich, weil die internationale Vermarktung<br />

oft bereits wenige Tage nach Erteilung<br />

der Zulassung beginnt. Somit werden bereits<br />

Vom Rohstoff über das Produkt bis zum Patienten: unsere Wertschöpfungs- und Lieferkette<br />

138 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010<br />

[ pharmaproduktion ]<br />

Endprodukte


vorab erhebliche Investitionen getätigt: Die Produktionsanlagen<br />

werden gebaut, Personal wird<br />

eingestellt und das Erzeugnis und seine Verpackung<br />

werden vorproduziert. Jedes neue Produkt<br />

stellt das LSP-Team vor völlig neue Herausforderungen.<br />

Ein neuer Wirkstoff und geeignete Hilfsstoffe<br />

müssen in einem stabilen Prozess zusammengeführt<br />

werden. Je nach Darreichungsform<br />

(Sirup, Tabletten, Kapseln, Zäpfchen, Inhalatoren)<br />

sind die Anforderungen an die Produktion<br />

und damit an das Team unterschiedlich.<br />

ESP optimiert etablierte Produkte<br />

Neben lokalen Markteinführungen stellt Established<br />

Products (ESP) sicher, dass Produkte, die<br />

bereits auf dem Markt etabliert sind, auf Dauer<br />

effizient, in hoher Qualität und marktnah produziert<br />

werden können. Der komplette Herstellungsprozess<br />

wird erneut auf Effi zienz überprüft,<br />

ein wettbewerbsfähiger Standort ausgewählt.<br />

Jeder Schritt des Herstellungsprozesses und jedes<br />

Detail der Anlage müssen an den neuen Standort<br />

übertragen und dort den neuen lokalen Gegebenheiten<br />

angepasst werden. Diese können sich<br />

von den Bedingungen am Launch-Standort erheblich<br />

unterscheiden.<br />

[ supply-Chain-Management ]<br />

Transport und Distribution<br />

Ein Medikament sollte nach Möglichkeit dauerhaft<br />

in der Region produziert werden, in der es auch<br />

verkauft wird. Von der Übersetzung der Etiketten<br />

bis zum Transport profi tiert die gesamte Prozesskette<br />

von der Nähe des Markts.<br />

Logistikprozesse entscheiden über Zeitfaktor<br />

Forschungsorientierte Pharmaunternehmen wie<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> tätigen bis zur Markteinführung<br />

eines neuen Medikaments enorme Investitionen.<br />

Sobald ein neues Produkt die Zulassung<br />

erhalten hat, wird der Zeitfaktor zu einer<br />

entscheidenden Schlüsselgröße. Daher läuft die<br />

Logistik- und Vertriebsplanung bereits parallel<br />

zu den klinischen Studien an. Die Arzneimittel<br />

von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> werden in 138 Ländern<br />

vertrieben – entsprechend komplex sind die<br />

Anforderungen an die Logistik. Lange bevor ein<br />

neues Medikament die Zulassung erhält, erstellen<br />

unsere optimal koordi nierten Teams die Logistik-<br />

und Marketingpläne für die Markteinführung.<br />

Von der Lagerung von Halbfertigprodukten<br />

über den Einkauf von Blisterpackungen bis hin<br />

zum Bedrucken des Verpackungsmaterials – jeder<br />

Schritt wird detailliert und in <strong>mehr</strong>eren Varianten<br />

durchgegangen.<br />

[ marketing & vertrieb ]<br />

Key-Account-Management<br />

[ der patient ]<br />

Medikamente zum Wohle des Menschen<br />

Zusammenspiel von Produktion und Logistik<br />

139


unsere geschäfte Operations<br />

Launch & Strategic Products<br />

Die Markteinführung eines neuen Produkts erfordert bei allen Schritten<br />

des Produktionsprozesses neueste Technologien. Launch & Strategic<br />

Products (LSP) versorgt unsere globalen Kunden zuverlässig mit neuen<br />

und etablierten Produkten.<br />

Der globale Bereich LSP verfügt über<br />

Niederlassungen in den USA (Columbus,<br />

Ohio und Petersburg, Virginia), in Frankreich,<br />

Italien, Spanien und Deutschland<br />

sowie China. LSP ist gut positioniert, um<br />

die Nachfrage und Anforderungen eines<br />

globalen Markts decken zu können.<br />

Ziel ist die pünktliche Bereitstellung erstklassiger<br />

Produkte und Dienstleistungen<br />

für interne und externe Kunden zu wettbewerbsfähigen<br />

Konditionen.<br />

LSP umfasst wichtige Funktionen, z. B.<br />

Produkt- und Prozessentwicklung,<br />

Produktion, Qualitätskontrolle und<br />

-sicherung, Supply-Chain-Management<br />

sowie Operational Process Excellence,<br />

um so Innovationsfähigkeit in unser<br />

Tagesgeschäft einfl ießen zu lassen.<br />

„Mit durchdachter Szenarienplanung und unseren Erfahrungswerten<br />

aus verschiedenartigen Produkteinführungen konnten<br />

wir die schnelle Verfügbarkeit von Pradaxa® auf<br />

dem US-Markt sicherstellen. Dies ist auf einen<br />

innovativen Supply-Chain-Ansatz, bei dem die<br />

vorherigen Genehmigungen für risikoreiche<br />

Lieferungen berücksichtigt werden, zurückzuführen.“<br />

iris mann,<br />

launch manager pradaxa®,<br />

ingelheim, deutschland<br />

140 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010<br />

Übergang zur großtechnischen<br />

Produktion<br />

Im Geschäftsbereich Operations verfügt<br />

LSP mit seiner Einheit Global Function<br />

Launch über eine Schnittstelle zur Entwicklungsabteilung.<br />

Von dieser Einheit<br />

erhält LSP den neuen Wirkstoff (API)<br />

sowie die formulierten Medikamente<br />

von F&E, für die nun stabile und großvolumige<br />

chemische und pharmazeutische<br />

Produktionsprozesse eingerichtet<br />

werden müssen.<br />

Die Position an der Schnittstelle zwischen<br />

Wirkstoffentwicklung und Routineproduktion,<br />

das erworbene und wachsende<br />

technische Know-how und die Prozesskenntnisse,<br />

die bei jedem neuen Projekt<br />

gewonnen werden, ermöglichen es dem<br />

Global Function Launch Team, einen immer<br />

effektiveren und effi zienteren Beitrag<br />

zum zukünftigen Erfolg von <strong>Boehringer</strong><br />

<strong>Ingelheim</strong> zu leisten.<br />

Markteinführung von Pradaxa®<br />

Ein Beispiel für solche bereichsübergreifende<br />

Zusammenarbeit war die<br />

Markteinführung von pradaxa®<br />

(Dabigatranetexilat). Bereits ab dem<br />

Beginn der Entwicklungsphase arbeiteten<br />

die mit der Markteinführung betrauten<br />

Kollegen von Operations aktiv<br />

mit den F&E-Teams zusammen, welche


die Entwicklung des zukünftigen Medikaments<br />

pradaxa® und seine Überführung<br />

in das LSP-Produktionsnetzwerk<br />

vorantreiben.<br />

Ein wichtiges Highlight 2010 war<br />

die schnelle Markteinführung von<br />

pradaxa® in den USA innerhalb von<br />

sieben Tagen nach der Zulassung<br />

durch die US Food and Drug Administration<br />

(FDA). Für die Markteinführung<br />

eines in Europa hergestellten<br />

Produkts, das erstmals in den USA<br />

zugelassen wurde, setzte dies neue<br />

Maßstäbe. Die Bewältigung einer solchen<br />

länder- und erdteilübergreifenden<br />

Aufgabe war nur durch die enge<br />

und extrem flexible Zusammenarbeit<br />

der zuständigen LSP-Standorte in<br />

<strong>Ingelheim</strong> (Deutschland) und Columbus,<br />

Ohio (USA) möglich.<br />

Weitere erfolgreiche Markteinführungen<br />

Für mirapex er®, das die Marktzulassung<br />

in den USA erhalten hat, haben<br />

wir einen „Rapid Response Process“<br />

eingesetzt, in dessen Rahmen sämtliche<br />

kurzfristigen Änderungen zur Gewährleistung<br />

der rechtzeitigen Markteinführung<br />

aufgenommen wurden.<br />

Darüber hinaus fand für unser Produkt<br />

twynsta®, das die US-Zulassung 2009<br />

erhielt, im vergangenen Jahr die erfolgreiche<br />

Markteinführung statt, nachdem<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> die Zulassung<br />

auch für die EU erhalten hatte.<br />

Angesichts des intensiven internationalen<br />

Wettbewerbs nimmt die kosteneffi<br />

ziente Herstellung der Produkte einen<br />

immer höheren Stellenwert ein.<br />

Diese wichtige Aufgabe ist in die Prozessentwicklung<br />

der Unternehmens-<br />

„In der erfolgreichen Entwicklung effi zienter<br />

synthetischer Produktionswege stecken<br />

viele <strong>Jahre</strong> harter Arbeit. Selbstverständlich<br />

sind Teamwork und bereichsübergreifende<br />

Zusammenarbeit für unsere Produktionserfolge<br />

ausschlaggebend.“<br />

dr. frieder gnad,<br />

global function launch,<br />

ingelheim, deutschland<br />

gruppe eingebettet. Die <strong>mehr</strong>phasige<br />

Optimierung des Produktionsprozesses<br />

von pradaxa® stellt ein aussagekräftiges<br />

Beispiel für den Erfolg und<br />

das Engagement des Unternehmens in<br />

diesem Bereich dar, um wettbewerbsfähig<br />

zu bleiben.<br />

Innovationen im Geschäftsbereich<br />

Operations – Produktions-, Qualitätsund<br />

Regulatory Management<br />

Mithilfe der kontinuierlichen Optimierungsschritte<br />

der Prozessentwicklung<br />

werden neue Wirkstoffe und Medikamente<br />

für den endgültigen Transfer in<br />

die großtechnische Produktion vorbereitet.<br />

Diese Transfers umfassen häufi g<br />

einen Standortwechsel von der Entwicklungs-<br />

oder Einführungsniederlassung<br />

zu einem Produktionsstandort.<br />

Die damit verbundenen Maßnahmen<br />

und Tätigkeiten können äußerst komplex<br />

und anspruchsvoll sein. Ein<br />

Highlight 2010 war die Netzwerkausweitung<br />

der chemischen Produktionskapazität<br />

von pradaxa®. Die Niederlassung<br />

in Petersburg im US-Bundesstaat<br />

Virginia wurde für die Lieferung<br />

wesentlicher Mengen an Zwischenprodukten<br />

und Bulk-Wirkstoffen für<br />

Dabigatranetexilat-Molekül<br />

an einer aktiven Thrombin-<br />

Bindungsdomäne<br />

Launch & Strategic Products 141


unsere geschäfte Operations<br />

„Die Fließbettbeschichtung ist wesentlich effi zienter und effektiver als das Drum-<br />

Coating-Verfahren, das ursprünglich vorgesehen war. Dieses neue Verfahren stellt<br />

ei nen wichtigen Meilenstein für die pharmazeutische Produktion dar. Wir werden<br />

weiterhin, wo immer es möglich ist, Optimierungen durchführen und auch<br />

kleinste Verbesserungen vornehmen, ohne jedoch Kompromisse bei der<br />

Qualität unserer Prozesse einzugehen.“<br />

dr. guido radtke,<br />

leiter der prozessentwicklung pradaxa®,<br />

ingelheim, deutschland<br />

Das <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> FDA Audit-<br />

Team feiert die erfolgreiche Überprüfung<br />

durch die US-Behörde FDA.<br />

142 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010<br />

pradaxa® ausgewählt. Flexibilität,<br />

Reaktionsschnelligkeit und Teamarbeit<br />

zwischen den verschiedenen<br />

Funktionen und Standorten zeichnete<br />

die Überführung der Produktion von<br />

<strong>Ingelheim</strong> nach Petersburg aus. Ein<br />

modularer Ansatz über Mehrzweckanlagen<br />

schuf die erforderliche Flexibilität,<br />

wodurch ein schneller Volumen-<br />

Scale-up möglich war und gleichzeitig<br />

die Risiken in Zusammenhang mit der<br />

Konzentration auf einen einzelnen<br />

Standort verringert werden konnten.<br />

Neue Ideen und Technologien erforderlich<br />

Die Markteinführung eines neuen Pro-<br />

„Für die Mitglieder des Projektteams war es ganz klar,<br />

dass Dabigatran im gesamten Unternehmen Priorität hat.<br />

Dieses Projekt ist ein gutes Beispiel für die naht losen und<br />

abgestimmten Prozesse in unserem Produktionsnetzwerk.<br />

Es unterstreicht unsere Fähigkeit,<br />

kurzfristige wirkungsvolle Ergebnisse<br />

zu erzielen.“<br />

vonzella vincent,<br />

project teammitglied, petersburg, usa<br />

dukts zieht häufi g auch Investitionen<br />

in hochmoderne Anlagen oder neuartige<br />

Technologien nach sich. Den Mittelpunkt<br />

des Markteinführungs- und<br />

Produktionsstandorts <strong>Ingelheim</strong> bildet<br />

eine imposante neue Produktionsanlage<br />

für pharmazeutische Zwecke.<br />

Hier werden Pellets für die pradaxa®-<br />

Kapseln hergestellt. In einem Fließbettbeschichter<br />

wird der Wirkstoff auf<br />

die Pellets aufgebracht. Anschließend<br />

werden sie luftgetrocknet. Dieses einzigartige<br />

Herstellungsverfahren ist ein<br />

eigener, maßgeschneiderter Produktionsprozess<br />

für den oralen Thrombinhemmer<br />

pradaxa®.


Für die Markteinführung eines neuen<br />

Produkts ist Qualität in jedem Prozessschritt<br />

erforderlich.<br />

Die Früchte unserer Arbeit konnten wir<br />

während der Inspektion der US Food<br />

and Drug Administration (FDA) im letzten<br />

Jahr ernten. Eine erfolgreiche Inspektion<br />

vor der Zulassung durch die Behörden<br />

ist eine zwingende Voraussetzung<br />

für die Belieferung des US-Markts. Unsere<br />

beiden deutschen Standorte Biberach<br />

und <strong>Ingelheim</strong> wurden Anfang 2010 von<br />

der FDA inspiziert, um die Einhaltung<br />

der gesetzlichen Bestimmungen sowie<br />

der Current Good Manufacturing Practice<br />

(cGMP) für unsere Produktionsprozesse<br />

von pradaxa® zu prüfen. Das Ergebnis<br />

der Inspektion war sehr<br />

erfreulich: Die FDA verzeichnete keine<br />

Beanstandungen und der Inspektionsbericht<br />

wurde ohne Beobachtungen abgeschlossen.<br />

Die Prüfungsergebnisse haben<br />

wieder einmal die hohe Arbeitsqualität<br />

bei <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong>, unsere tiefgreifenden<br />

Kenntnisse der erforderlichen<br />

Prozesse und die Kompetenz und Erfahrung<br />

der Mitarbeiter unseres Operations-<br />

Netzwerks unterstrichen.<br />

Weitere Innovationen<br />

Bei <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> beschränken<br />

sich Innovationen nicht nur auf die<br />

Wirkstoff- und Medikamentenentwicklung.<br />

Unser Ziel ist es, innovative Technologien<br />

auf den Markt zu bringen. Ein<br />

Beispiel für derartige innovative Technologien<br />

ist unser respimat® Soft Inhaler.<br />

Der Präzisionsinhalator wird in<br />

Dortmund hergestellt, die Patrone und<br />

das Medikament zusammen mit dem<br />

LSP-Standort <strong>Ingelheim</strong>. Diese umweltfreundliche<br />

Technologie ist durch<br />

lang anhaltende, langsame Freigabe des<br />

Sprühnebels gekennzeichnet, wodurch<br />

der Patient das Produkt leicht aufnehmen<br />

kann. Für respimat® war das Jahr<br />

2010 sehr wichtig. spiriva® respimat®<br />

wurde in 15 zusätzlichen Ländern, einschließlich<br />

Japan und Spanien, auf den<br />

Markt gebracht. Um die Marktnachfrage<br />

prognostizieren und erfüllen zu<br />

können, wurden Investitionen in Höhe<br />

von ca. 70 Millionen Euro für eine zusätzliche,<br />

hochautomatische Produktionsanlage<br />

getätigt.<br />

[ respimat® ]<br />

70 Millionen Euro<br />

Investitionen zur Deckung der<br />

Marktnachfrage<br />

Von 10 auf 20 Millionen Stück<br />

Produktionskapazität verdoppelt<br />

+ 30 % Produktivitätssteigerung<br />

Produktionsstandort Dortmund von<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> MicroParts –<br />

Heimat der respimat®-Technologie<br />

Launch & Strategic Products<br />

143


unsere geschäfte Operations<br />

Established Products<br />

Die meisten Produkte aus dem Portfolio von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> (80 %)<br />

werden im globalen internen und externen Produktionsnetzwerk für Established<br />

Products (ESP) hergestellt, das in allen Regionen weltweit vertreten<br />

ist und über die Flexibilität verfügt, auf lokale Anforderungen zu reagieren.<br />

Etablierte Produkte<br />

(Produziert 80 % des Produktportfolios von<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong>)<br />

[ buscopan® ]<br />

Zur Therapie von krampfartigen<br />

Schmerzen<br />

[ viramune® ]<br />

Zur Kombinationstherapie<br />

der HIV/AIDS-Infektion<br />

[ dulcolax® ]<br />

Laxativum bei Darmträgheit<br />

und Verstopfung<br />

144 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010<br />

Unsere wichtigsten etablierten Produkte<br />

sind bei den verschreibungspfl ichtigen<br />

Arzneimitteln viramune® und mobic®<br />

und im Bereich Selbstmedikation die<br />

Marken dulcolax®, buscopan®, mucoangin®,<br />

mucosolvan®, bisolvon®,<br />

antistax® und pharmaton®. Dieses<br />

Produktportfolio basiert auf zahlreichen<br />

verschiedenen Technologien:<br />

Tabletten, Kapseln, flüssige Arzneiformen<br />

und Injektionslösungen.<br />

Globales Produktionsnetzwerk<br />

Ziel des ESP-Netzwerks ist es, durch<br />

die Bereitstellung innovativer und<br />

schneller Lösungen für neue Geschäftschancen<br />

Lieferant der ersten<br />

Wahl für global wettbewerbsfähige<br />

etablierte Produkte zu werden.<br />

Wir sehen es als unsere zentrale Aufgabe,<br />

über unser schlankes internes und<br />

externes Netzwerk, für die zuverlässige<br />

Auslieferung etablierter Produkte und<br />

die Erfüllung der Anforderungen unserer<br />

Geschäftspartner (PM, CHC, Tiergesundheit<br />

und auch Industriekunden) im<br />

Hinblick auf Qualität, Flexibilität und<br />

Geschwindigkeit zu sorgen.<br />

Der Schlüssel zu unserem Erfolg ist unser<br />

erstklassiges globales Produktionsnetzwerk,<br />

das in regionale Cluster strukturiert<br />

ist, um neben globalen Hubs, die alle<br />

Märkte versorgen können, auch speziellen<br />

Marktanforderungen nachzukommen.<br />

Mit Flexibilität, Kosteneffi zienz,<br />

Qualitätsfokus und stabilen Produktionsprozessen<br />

sind wir in der Lage, das richtige<br />

Produkt zum richtigen Zeitpunkt an<br />

den richtigen Ort zu liefern und gleichzeitig<br />

die Anforderungen an Qualität<br />

und Wettbewerbsfähigkeit zu erfüllen.<br />

Jeder ESP-Standort umfasst <strong>mehr</strong>ere<br />

wichtige Funktionen – Produktion,<br />

Engineering, Qualität, Supply-Chain-<br />

Management sowie Operational Process<br />

Excellence.<br />

Darüber hinaus wenden wir im gesamten<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong>-Beschaffungsnetzwerk<br />

stabile Strategien hinsichtlich Supply-Chain-<br />

und Risikomanagement an.<br />

Unser Ansatz Business Process Excellence<br />

beinhaltet nicht nur Operational<br />

Excellence, sondern geht Hand in Hand<br />

mit der weltweiten Einhaltung der erforderlichen<br />

Umwelt- und Sicherheitsstandards.


Wettbewerbsfähigkeit des Netzwerks<br />

und der Produkte<br />

Vermarktete Produkte werden während ihres Lebenszyklus kontinuierlich<br />

auf Kosten, Qualität und auf eine optimale Versorgungskette überprüft.<br />

Durch den leistungsorientierten Ansatz<br />

der international erfahrenen Beteiligten<br />

im ESP-Netzwerk und die<br />

globale Standortverteilung ist ESP in<br />

der Lage, auf hochdynamischen Märkten<br />

zu agieren.<br />

Wettbewerbsfähigkeit des Netzwerks<br />

In einer Welt mit äußerst schnellen<br />

Veränderungen der geschäftlichen und<br />

regulatorischen Umgebung ist es wesentlich,<br />

sich kontinuierlich zu verbessern<br />

und die Wettbewerbsfähigkeit der<br />

Produktionsstandorte von <strong>Boehringer</strong><br />

<strong>Ingelheim</strong> hinsichtlich Qualität, Lieferzuverlässigkeit<br />

und Kosten anzupassen.<br />

Die Network Competitiveness Unit erreicht<br />

diese Ziele durch:<br />

• kontinuierlichen Vergleich der Ergebnisse<br />

eines Standorts mit regionalen<br />

und internationalen Benchmarks<br />

• Festlegung, Einführung und Umsetzung<br />

von Optimierungsprogrammen<br />

mit einem ganzheitlichen Ansatz,<br />

der Managementsystem, operative<br />

Organisation sowie Mentalität und<br />

Verhalten umfasst<br />

• Festlegung spezifi scher Initiativen<br />

wie Product Transfer Excellence<br />

oder NBO-Projekte zusammen mit<br />

der Unternehmensleitung.<br />

Die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts<br />

wird durch die Wettbewerbsfähigkeit<br />

der Produkte ergänzt.<br />

Produktwettbewerbsfähigkeit<br />

Eine eindeutige Priorität beim Management<br />

etablierter Produkte ist die<br />

Wettbewerbsfähigkeit des Produktportfolios<br />

hinsichtlich Kosten. Bei<br />

ESP wurde daher eine Product Competitiveness<br />

Unit (PCU) geschaffen, die<br />

die kontinuierlichen Verbesserungen<br />

hinsichtlich der Kosten für das ESP-<br />

Produktportfolio und für die Wertschöpfungskette<br />

beaufsichtigt.<br />

• kontinuierliche Ausrichtung einer<br />

Prioritätenliste mit Produkten auf<br />

Unternehmensbedürfnisse<br />

• Festlegung und Umsetzung von Kos-<br />

teneinsparungen in Zusammenar-<br />

beit mit den lokalen Herstellern im<br />

Produktionsnetzwerk von<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />

• Nachverfolgung und Messung von Kosteneffekten<br />

in einem <strong>Jahre</strong>szyklus.<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> do Brasil<br />

hat am 1. Dezember 2010 zum<br />

zweiten Mal in Folge die Auszeichnung<br />

„The Industry of the<br />

Year“ für die Einbindung der Mitarbeiter/Partner<br />

in Besprechungen,<br />

in Arbeitsgruppen und als<br />

Dozenten auf ISPE-Veranstaltungen<br />

sowie für den Beitrag zur<br />

Entwicklung der Life-Sciences-<br />

Branche in Brasilien erhalten.<br />

Established Products / Wettbewerbsfähigkeit<br />

145


unser geschäft Operations<br />

Das Operations-Netzwerk<br />

Mit Flexibilität, Kosteneffi zienz, dem Fokus auf Qualität und stabilen<br />

Produktionsprozessen liefert unser Operations-Netzwerk hochqualitative<br />

Produkte zum richtigen Zeitpunkt an den richtigen Ort zu wettbewerbsfähigen<br />

Kosten.<br />

20<br />

Produktionsstandorte<br />

in 13 Ländern<br />

Pharmazeutische Produktion<br />

Feste Formen<br />

* Produktion eingestellt nach<br />

Naturkatastrophe am 11. März 2011<br />

Halbfeste Formen<br />

Flüssige Formen<br />

Inhalativa<br />

Parenteralia<br />

Lohnherstellung<br />

Bedford, Ohio, USA • •<br />

Bogor, Indonesien • • • •<br />

Bogotá, Kolumbien • • • • •<br />

Columbus, Ohio, USA • • • •<br />

<strong>Ingelheim</strong> &<br />

Biberach, Deutschland • • •<br />

Itapecerica, Brasilien • • •<br />

Koropi, Griechenland • • •<br />

Mexico City, Mexiko • • • •<br />

Shanghai, China • •<br />

St. Cugat, Spanien • • •<br />

Yamagata, Fukushima* & Narita,<br />

Japan • • •<br />

146 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010<br />

bedford, ohio, usa<br />

mexico city, mexiko<br />

columbus, ohio, usa<br />

petersburg, virginia, usa<br />

bogota, kolumbien<br />

itapecerica, brasilien


lanquefort,<br />

frankreich<br />

sant cugat, spanien<br />

Biopharmazeutika<br />

malgrat, spanien<br />

Mikroorganismen und<br />

Hefefermentation<br />

dortmund,<br />

deutschland<br />

ingelheim und biberach,<br />

deutschland<br />

fornovo, italien<br />

koropi, griechenland<br />

Säugetierzellkulturen<br />

Biberach, Deutschland •<br />

Wien, Österreich •<br />

576 Mio. EUR<br />

Investitionen in Sachanlagen und<br />

immaterielles Vermögen im Jahr 2010<br />

wien, österreich<br />

bogor, indonesien<br />

shanghai, china<br />

Chemische Produktion<br />

Biopharmazeutika<br />

Chemische Produktion<br />

Pharmazeutische Produktion<br />

Medizingeräte-Produktion<br />

yamagata, japan<br />

fukushima*, japan<br />

narita, japan<br />

Wirkstoffsynthese<br />

Phytochemikalien<br />

Prozessentwicklung<br />

Das Operations-Netzwerk<br />

Regulatorische Registrierung<br />

Toxikologie Prozesssicherheit<br />

Blanquefort, Frankreich • • •<br />

Fornovo, Italien • • • •<br />

<strong>Ingelheim</strong>, Deutschland • • • • •<br />

Malgrat, Spanien • • • •<br />

Petersburg, Virginia, USA • • • •<br />

147


unsere geschäfte Operations<br />

Expansion in asiatische Märkte<br />

Die Beteiligung am Wachstumsmarkt Asien ist für <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />

in Zukunft enorm wichtig. Durch die Ausweitung unserer Präsenz entstehen<br />

Wachstumschancen.<br />

148 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010<br />

Der nächste Schritt für den Geschäftsbereich<br />

Operations und Teil unserer<br />

Unternehmensstrategie ist die Ausweitung<br />

unserer globalen Präsenz. Im<br />

August 2010 feierte <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />

die Einweihung des neuen Kompetenzzentrums<br />

(Center of Competence,<br />

CoC) in der Waigaoqiao Freihandelszone<br />

in Pudong (Shanghai), China.<br />

Das CoC wird zur Optimierung der<br />

Prozessentwicklung unserer Wirkstoffe<br />

und Zwischenprodukte beitragen.<br />

Darüber hinaus wird das CoC zukünftige<br />

Lieferkettenoptionen für<br />

Boeh ringer <strong>Ingelheim</strong> für mögliche Zwischenprodukte<br />

sichern. Unsere Investitionen<br />

und unser Engagement werden<br />

für stärkere Präsenz unseres Unternehmens<br />

in der wichtigen Wachstumsregion<br />

Asien sorgen.<br />

Das CoC umfasst eine Abteilung für<br />

Prozessentwicklung (Process Development,<br />

PD) sowie eine Abteilung für<br />

Qualitätskontrolle. Die wichtigste<br />

Funktion der PD-Abteilung ist der Fokus<br />

auf die Optimierung der Produktionsprozesse<br />

und des entsprechenden<br />

Technologietransfers zu unseren<br />

Partnern. Gleichermaßen leistet die<br />

Qualitätseinheit vollständige analytische<br />

Unterstützung für die Prozessentwicklung,<br />

Prüfung und Freigabe<br />

chemischer Produkte aus China, um<br />

zu gewährleisten, dass die Qualität<br />

der beschafften Produkte den Standards<br />

von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> für<br />

Zwischenprodukte oder Wirkstoffsynthese<br />

entspricht.<br />

Neue Kollegen bei <strong>Boehringer</strong><br />

<strong>Ingelheim</strong> China – ein Team von<br />

Wissenschaftlern des neuen<br />

Kompetenzzentrums in der Waigaoqiao<br />

Freihandelszone in<br />

Pudong (Shanghai), China


China – global wichtige Anlage<br />

Bei <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> Shanghai<br />

Pharmaceuticals Limited (BISPL) lautet<br />

die Mission: Erweiterung und Umbau<br />

der derzeitigen Anlage in eine für<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> global wichtige<br />

Anlage, die auf die Produktion und<br />

Verpackung von festen und fl üssigen<br />

Standardformulierungen ausgerichtet<br />

ist. Das Angebot soll von dem derzeitigen<br />

Schwerpunkt China mittel- bis<br />

langfristig auch auf Fernost ausgeweitet<br />

werden. Hierfür ist jedoch eine<br />

schlanke, fl exible und wettbewerbsfähige<br />

Produktion erforderlich.<br />

Zusätzlich zur Erweiterung des pharmazeutischen<br />

Werks werden auch die<br />

Aktivitäten zur externen Beschaffung<br />

von Wirkstoffen in China für das Werk<br />

Shanghai sowie für unser globales<br />

Netzwerk von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong>-<br />

Standorten ausgebaut.<br />

Werkserweiterungsprogramm (PANDA)<br />

Im Rahmen des Werkserweiterungsprojekts<br />

(PANDA) wird sich dessen Größe<br />

<strong>mehr</strong> als verdoppeln und die Belegschaft<br />

im Vergleich mit dem heutigen<br />

Stand nahezu verdreifachen. Diese Er-<br />

weiterung wird dem gestiegenen Volumen<br />

und den Portfolioänderungen für<br />

den chinesischen Markt bis etwa zum<br />

Jahr 2020 Rechnung tragen. Es wird<br />

erwartet, dass der derzeitige Anteil lokal<br />

verpackter/hergestellter Produkte<br />

gegenüber importierten Produkten bis<br />

2015 von 80 % (47 Millionen Verpackungseinheiten)<br />

auf 91 % (220 Millionen<br />

Verpackungseinheiten) ansteigen<br />

wird. Während dieses Zeitraums wird<br />

bei der Erweiterung die Möglichkeit<br />

berücksichtigt, die Markteinführung<br />

neuer Produkte entweder als importierte<br />

und anschließend verpackte Ware<br />

oder als vollständig vor Ort hergestellte<br />

Produkte durchzuführen.<br />

Neben dem Ausbau des BISPL-Werks<br />

bestehen Chancen, das gesamte<br />

Operations-Netzwerk in China zu<br />

erweitern.<br />

Mitglieder des Eröffnungskomitees<br />

unseres neuen Kompetenzzentrums<br />

in der Waigaoqiao<br />

Freihandelszone in Pudong<br />

(Shanghai), China<br />

Expansion in asiatische Märkte<br />

149


unsere geschäfte Operations<br />

Gemeinsam mit externen Partnern<br />

wachsen – das Industriekundengeschäft<br />

Unser Fachwissen hinsichtlich der Entwicklung und Markteinführung<br />

neuer Wirkstoffe und Medikamente wird von unseren externen Partnern<br />

und Kunden weltweit geschätzt.<br />

150 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010<br />

Die herausragenden technischen Kompetenzen<br />

und die erstklassige Produktqualität,<br />

die <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />

bietet, sind auch für externe<br />

Partner interessant. Die Auftragsproduktion<br />

und diesbezüglichen Dienstleistungen<br />

sind Bestandteil unserer<br />

technologie- und forschungsorientierten<br />

Organisation, die Kunden<br />

maßgeschneiderte Lösungen für Wirkstoffe<br />

und Arzneimittelformulierungen<br />

bietet. Mit unserer umfassenden<br />

Technologiepalette können wir Wirkstoffe,<br />

Arzneimittel oder integrierte<br />

Lösungen in unserem globalen Operations-Netzwerk<br />

für unsere Kunden<br />

entwickeln. Die Standorte können relativ<br />

einfach von kleineren auf große<br />

Mengen Wirkstoff oder pharmazeutische<br />

Endprodukte umstellen. Unsere<br />

internen und externen Partner profi -<br />

tieren von dem Fachwissen, der Flexi-<br />

„Unser integrierter Ansatz gewährleistet den<br />

Kunden die bestmögliche Produkteinführungszeit<br />

in Kombination mit verringerten<br />

Gesamtbetriebskosten.“<br />

takahiro shinagawa,<br />

leiter customer relationship,<br />

nippon boehringer ingelheim, japan<br />

bilität und der Serviceorientierung unserer<br />

modernen Entwicklungs- und<br />

Produktionsanlagen. Das gemeinsame<br />

Know-how in Bezug auf komplexe<br />

chemische Vorgänge oder pharmazeutische<br />

Formulierungen gewährleistet<br />

Kunden eine sichere und stabile Anlieferung<br />

für ihr Projekt. Der Schlüssel<br />

zum Erfolg ist die Kompetenz von<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> im Bereich zuverlässiger<br />

Produktlösungen, die<br />

durch analytische und regulatorische<br />

Sicherheit im gesamten Produktlebenszyklus<br />

– von der klinischen Phase<br />

bis zur Markteinführung und Lieferung<br />

– unterstützt wird.<br />

Methyldigoxin für externe Kunden<br />

Methyldigoxin stellt ein Beispiel für<br />

einen bestehenden Wirkstoff dar, der<br />

für eine Gruppe von Kunden neu entwickelt<br />

und eingeführt wurde. Der


Pharmazeutische Produktion in Columbus, Ohio, USA<br />

Wirkstoff ist seit langem als wirksames<br />

Herztherapeutikum bekannt und<br />

verfügt über eine erhebliche globale<br />

Marktbreite. <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />

wurde 2010 beauftragt, den Syntheseprozess<br />

für Methyldigoxin neu zu<br />

entwickeln und den Markt damit zu<br />

beliefern. Dass die Entscheidung<br />

während des Auswahlprozesses auf<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> als Lieferant<br />

fi el, war offensichtlich, da das Unternehmen<br />

bereits das zugehörige<br />

Präparat Digoxin herstellt. Die größte<br />

Herausforderung bei der Lancierung<br />

dieses bekannten Produkts war der<br />

fehlende moderne, wirtschaftlich<br />

tragfähige und umweltfreundliche<br />

Prozess. Durch die Nutzung unseres<br />

starken Technologienetzwerks waren<br />

wir in der Lage, ein neues synthetisches<br />

Verfahren für den Wirkstoff zu entwickeln.<br />

Die ersten Lieferungen an unsere<br />

Kunden sind für 2011 geplant.<br />

Dr. Franz-Dietrich Klingler, in unserer<br />

Konzern-Global Function<br />

Launch verantwortlich für die<br />

Entwicklung neuer synthetischer<br />

Methoden<br />

Gemeinsam mit externen Partnern wachsen<br />

151


unsere geschäfte Tiergesundheit<br />

Tiergesundheit<br />

Es ist die Vision unseres Tiergesundheitsgeschäfts, <strong>Gesundheit</strong><br />

und Wohlbefi nden der Menschen zu fördern, indem wir<br />

einen Beitrag zu einer angemessenen Versorgung mit sicheren,<br />

nahrhaften Lebensmitteln leisten und den emotionalen<br />

und physischen Nutzen unterstützen, der sich aus der Beziehung<br />

zwischen Mensch und Tier ergibt.<br />

152 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010


Marc Eichmeyer – ein Blick ins Labor<br />

Marc Eichmeyer, leitender Wissenschaftler bei <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong>, erklärt, was für die<br />

Entwicklung eines erfolgreichen Impfstoffs erforderlich ist.<br />

Was waren die Herausforderungen bei der Entwicklung<br />

von Ingelvac Circofl ex®?<br />

marc eichmeyer: „Die frühen Phasen der<br />

Vorentwicklung und Entwicklung von ingelvac<br />

circofl ex® waren durch einige Herausforderungen<br />

gekennzeichnet. Es gab keine etablierten<br />

Modelle zur Bewertung der Erkrankung oder der<br />

Wirksamkeit des Impfstoff-Prototyps und im Allgemeinen<br />

war wenig Wissen über das Virus vorhanden.<br />

Das Team stand vor <strong>mehr</strong>eren Hindernissen,<br />

die durch kreative Lösungen überwunden<br />

wurden.“<br />

Welche Rolle spielte dabei das Thema Innovation?<br />

marc eichmeyer: „Das Porzine Circovirus<br />

Typ 2 (PCV2) tritt seit <strong>Jahre</strong>n weltweit bei Schweinen<br />

auf. Erkrankungen, die mit einer PCV2-Infektion<br />

in Zusammenhang stehen, wurden zunächst in<br />

Europa und dann in Nordamerika gemeldet. Es<br />

stellte sich heraus, dass die Probleme auf eine<br />

komplexe Erkrankung zurückzuführen waren,<br />

bei der eine Immunstimulation erforderlich ist,<br />

um die unkontrollierte Replikation des PCV2-<br />

Virus auszulösen. Als Erstes mussten wir herausfi<br />

nden, ob traditionelle Impfmethoden für eine<br />

PCV2-Impfung überhaupt infrage kommen würden.<br />

Das äußerst kleine PCV2-Virus ist in der Natur allgegenwärtig<br />

und das Virus selbst ist gegen physikalische<br />

oder chemische Neutralisation resistent.“<br />

Auf welche Weise wurden die Probleme gelöst?<br />

marc eichmeyer: „Hier bot sich die Chance,<br />

einen innovativen Wirkstoff zu entwickeln. Daraus<br />

erhielten wir ein Protein, das sich zu einem virusähnlichen<br />

Partikel von PCV2 zusammensetzt.<br />

Heraus kommt im Wesentlichen ein natürliches<br />

Virus ohne das genetische Material, das für die<br />

Ver<strong>mehr</strong>ung und letztlich die Auslösung der Erkrankung<br />

erforderlich ist. So erhalten wir einen<br />

sicheren Impfstoff, der auf einem Protein und<br />

nicht auf einem infektiösen Virus basiert. Darüber<br />

hinaus löst der Impfstoff auch eine sehr wirksame<br />

Immunreaktion aus, da es sich bei ihm um das<br />

von dem Virus exprimierte Hauptprotein handelt.“<br />

Führte der Einsatz dieser Technologie zu Fragen<br />

vonseiten der Zulassungsbehörden?<br />

marc eichmeyer: „Die Möglichkeit, diese<br />

Technologie zur Herstellung eines innovativen Impfstoffs<br />

zu nutzen, war nicht die letzte Herausforderung<br />

für das Entwicklungsteam. Angesichts der zur<br />

Impfstoffproduktion angewandten Methoden<br />

war klar, dass der vorgegebene Zulassungsprozess<br />

eine weitere Herausforderung darstellen würde,<br />

die in dieser Form noch nicht da gewesen war.<br />

Durch umfassende Belege und Daten sowie proaktive<br />

Maßnahmen des Teams konnten die Bedenken<br />

der Zulassungsbehörden ausgeräumt werden und<br />

die Zulassung für den Impfstoff wurde erteilt.“<br />

Welche Verbesserungen gibt es bei der Anwendung<br />

und Verabreichung des Impfstoffs?<br />

marc eichmeyer: „<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> stellt<br />

nicht nur innovative Produkte zur Krankheitsvorbeugung<br />

in der Schweinezucht her, wie ingelvac<br />

circofl ex® und enterisol® ileitis, sondern entwickelt<br />

auch vereinfachte Darreichungsformen des<br />

Impfstoffs. Das geringe Volumen und die einfache<br />

Verabreichung beispielsweise werden von den Kunden<br />

sehr geschätzt. Dies hat <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />

bei den Schweinezüchtern und Tierärzten zu einem<br />

guten Renommee verholfen.“<br />

Tiergesundheit 153


unsere geschäfte Tiergesundheit<br />

Vorbeugen ist besser als heilen –<br />

innovative Impfstoffe – Meilensteine<br />

der Tiergesundheit<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> Tiergesundheit bietet führende<br />

Impfstoffl ösungen für Schweine an.<br />

Der „European Porcine Circovirus<br />

(PCV2) Research Award“ wird jährlich<br />

in Anerkennung von Forschungsvorhaben<br />

auf dem Gebiet<br />

der angewandten immunologischen<br />

PCV2-Forschung verliehen.<br />

Mit dieser Auszeichnung fördert<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> den wissenschaftlichen<br />

Fortschritt, damit diese<br />

schwerwiegende Erkrankung<br />

besser verstanden und letztlich bekämpft<br />

werden kann.<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> ist das führende<br />

Unternehmen auf dem Gebiet von<br />

Schweineimpfstoffen. Das Unternehmen<br />

setzt sich für die Entwicklung von<br />

Innovationen ein, damit Landwirten<br />

und Tierärzten die bestmöglichen Mittel<br />

zur Vorbeugung von Tiererkrankungen<br />

zur Verfügung stehen. In der Öffentlichkeit<br />

wächst gleichermaßen die<br />

Besorgnis über die weitverbreitete Verabreichung<br />

von Antibiotika an Tiere.<br />

Die Maxime „Vorbeugen ist besser als<br />

heilen“ unterstreicht zu Recht die<br />

Überzeugung, dass, wo immer es möglich<br />

ist, Prävention dem therapeutischen<br />

Eingreifen vorzuziehen ist. Mit<br />

diesem Ansatz kann die Verwendung<br />

von Antibiotika verringert werden.<br />

Impfstoffe gewinnen so für alle Tierarten<br />

immer <strong>mehr</strong> an Bedeutung.<br />

Eine gute Atmosphäre herrschte bei den Teilnehmern des FLEXcombo® „Launch Events für den<br />

europäischen Außendienst im März 2010 in <strong>Ingelheim</strong>“.<br />

154 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010<br />

Hierbei spielen auch Verfahren der<br />

modernen Molekularbiologie und die<br />

Dekodierung des Genoms der Zielpathogene<br />

eine immer größere Rolle. Das<br />

Unternehmen ist zudem überzeugt,<br />

dass die frühzeitige Identifi zierung<br />

von neu entstehenden Krankheiten,<br />

verbunden mit Instrumenten zu ihrer<br />

Bekämpfung, künftig zum Schutz von<br />

Tier und Landwirt beitragen wird.<br />

Der Bedarf an sicheren und nahrhaften<br />

Lebensmitteln wird angesichts der<br />

steigenden Weltbevölkerung immer<br />

dringender. Nachhaltigkeit ist in der<br />

öffentlichen Diskussion eines der<br />

wichtigsten Themen. Unternehmensentscheidungen<br />

werden danach beurteilt,<br />

ob Aktivitäten und eingesetzte<br />

Mittel nachhaltig sind. Die CO2-Bilanz,<br />

Tierschutz, Rückstände und die<br />

Entwicklung von Resistenzen sind<br />

Themen, die auch für Tiergesundheitsunternehmen<br />

einen hohen Stellenwert<br />

haben.<br />

Impfungen tragen zweifelsohne diesem<br />

Anliegen Rechnung. <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />

Tiergesundheit bietet führende<br />

Schweineimpfstoffe wie ingelvac<br />

circolfex®, ingelvac mycofl ex®,<br />

ingelvac® prrs mlv und enterisol®<br />

ileitis an.


Das Wohl der Tiere – ein wichtiges<br />

Thema in der Tiergesundheit<br />

Damit Tiere keinen unnötigen Schmerz aushalten müssen, sollte es<br />

Lösungen für eine effektive Schmerzlinderung geben.<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> Tiergesundheit<br />

verfolgt immer schon das ambitionierte<br />

Ziel, Lösungen zu entwickeln,<br />

die dazu beitragen, das Wohl der Tiere<br />

zu verbessern, und zwar nicht nur<br />

mit Schweineimpfstoffen, bei denen<br />

weniger Injektionen eine geringere<br />

Belastung bedeuten, wie z. B. das<br />

FLEXCombo®-Konzept. Natürlich<br />

können nicht für alle Krankheiten<br />

Vorsorgemaßnahmen ergriffen werden.<br />

Daher nimmt auch die Schmerzlinderung<br />

– ein wichtiges Thema beim<br />

Tierschutz – bei <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />

einen hohen Stellenwert ein.<br />

Damit Tiere keinen unnötigen Schmerz<br />

erleiden müssen, sollten Lösungen für<br />

eine effektive Schmerzlinderung zur<br />

Verfügung stehen. <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />

Tiergesundheit ist ein führendes<br />

Unternehmen für effektive Therapien<br />

bei schmerzhafter Mastitis bei Milchkühen.<br />

metacam® ist ein nicht steroidales<br />

entzündungshemmendes Medikament<br />

(NSAID) zur Behandlung chronischer<br />

Schmerzen bei Schweinen und Rindern<br />

sowie Pferden, Hunden und Katzen.<br />

Das Konzept der Schmerztherapie wurde<br />

ursprünglich erfolgreich von Haustieren<br />

auf Nutztiere übertragen. Die Lebensqualität<br />

der Tiere wird hierdurch<br />

erheblich verbessert.<br />

Die Referenten des „3. International Expert Forum on Animal Well-Being“<br />

in Barcelona<br />

Vorbeugen ist besser als heilen / Das Wohl der Tiere<br />

155


unsere geschäfte Tiergesundheit<br />

Wissen generieren durch ein globales<br />

Forschungsnetzwerk<br />

Ein wachsendes globales Unternehmen erfordert ein breit gefächertes<br />

Forschungsumfeld, um die Kunden in Schlüsselmärkten besser bedienen,<br />

das globale Forschungsnetzwerk erweitern und den Markt mit Innovationen<br />

versorgen zu können.<br />

In diesen Ländern sind unsere<br />

Produkte registriert.<br />

„Als forschungsorientiertes Unternehmen wollen wir<br />

unsere innovativen Produkte weltweit vielen Patienten<br />

anbieten. Um in Schwellenländern eine Zulassung für<br />

unsere Produkte zu erhalten, stellen wir uns<br />

auf länderspezifi sche Herausforderungen<br />

ein. So gehen wir sicher, dass die Tiere die<br />

bestmögliche Therapie erhalten.“<br />

dr. suzin choi,<br />

regulatory affairs,<br />

boehringer ingelheim animal health,<br />

ingelheim, deutschland<br />

156 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010<br />

Mit unseren eigenen Forschungsstandorten<br />

in Nordamerika und Europa sowie<br />

zahlreichen internationalen Partnerschaften<br />

auf diesem Gebiet spielt bei<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> die Forschung<br />

eine zentrale Rolle. An sechs Standorten<br />

weltweit sind über 340 hoch qualifi<br />

zierte Wissenschaftler in Forschung<br />

und Entwicklung sowie der Zulassung<br />

neuer Medikamente und Behandlungsmethoden<br />

tätig. Die meisten arbeiten<br />

weltweit mit Kollegen an Universitäten<br />

und privaten Forschungsinstituten eng<br />

zusammen. Gleichzeitig benötigt ein<br />

wachsendes globales Unternehmen ein<br />

breit gefächertes Forschungsumfeld, um<br />

Kunden in Schlüsselmärkten besser bedienen,<br />

das globale Netzwerk erweitern<br />

und so innovative Produkte erforschen<br />

und entwickeln zu können. Daher<br />

wächst unsere internationale F & E-<br />

Organisa tion, insbesondere im Impfstoffbereich.<br />

Ein sehr wichtiges Vorhaben<br />

ist in diesem Zusammenhang der<br />

Bau der Forschungszentren <strong>Boehringer</strong><br />

<strong>Ingelheim</strong> Veterinary Research Center<br />

(BIVRC) in Hannover (Deutschland) und<br />

des Asian Veterinary Vaccine Research<br />

Centers (AVVRC) in Shanghai (China).<br />

Im Oktober 2010 wurde der Grundstein<br />

für den neuen Forschungsstandort in<br />

Hannover gelegt. Für das hochmoderne<br />

Europäische Forschungszentrum für<br />

Tierimpfstoffe war bei der Standortwahl<br />

die Nähe der international anerkannten<br />

Stiftung Tierärztliche Hochschule ausschlaggebend.<br />

In diesem attraktiven wissen<br />

schaftlichen Umfeld wird <strong>Boehringer</strong><br />

<strong>Ingelheim</strong> zunächst 50 neue und hochmoderne<br />

Arbeitsplätze für Wissenschaftler<br />

schaffen. In enger Zusammenarbeit<br />

mit den Kollegen der Tierärztlichen<br />

Hoch schule werden sie innovative Impfstoffe<br />

gegen Erkrankungen bei Nutztieren<br />

erforschen und entwickeln. Auch<br />

bietet das Forschungszentrum sehr gute<br />

Möglichkeiten, die Zusammenarbeit mit<br />

den führenden universitären Forschungseinrichtungen<br />

in der EU auf dem Gebiet<br />

der Tierimpfstoffe zu vertiefen.


Globale Manufacturing Excellence –<br />

Produktion auf höchstem Niveau<br />

Um „Manufacturing Excellence“ zu erreichen, ist weitaus <strong>mehr</strong> erforderlich<br />

als neue Anlagen.<br />

Der Standort St. Joseph im US-Bundesstaat<br />

Missouri spielt für <strong>Boehringer</strong><br />

<strong>Ingelheim</strong> Tiergesundheit hierbei eine<br />

wesentliche Rolle: Dort befi ndet sich<br />

die kürzlich erweiterte GMP-Produktionsanlage<br />

(Good Manufacturing<br />

Practice), in der viele der global vertriebenen<br />

Impfstoffe einschließlich<br />

der Schweineimpfstoffe ingelvac<br />

circofl ex® und ingelvac mycofl ex®<br />

hergestellt werden. Diese hochmoderne<br />

Anlage wird von einem aktiven<br />

Team betrieben, das mit dem ebenfalls<br />

vor Ort angesiedelten Forschungsund<br />

Entwicklungsteam eng zusammenarbeitet.<br />

Diese Zusammenarbeit<br />

stellt sicher, dass die neuesten Forschungsergebnisse<br />

so schnell wie möglich<br />

in den Produktionsprozess einfl<br />

ießen.<br />

Die vor Kurzem erweiterte Impfstoff-<br />

Produktionsanlage – eine der größten<br />

Anlagen in der Tiergesundheitsindustrie<br />

– umfasst Technologien für die<br />

Produktion mit Bakterien, Säugetierund<br />

Insektenzellen und stellt das<br />

jüngste Beispiel für die hervorragende<br />

internationale Teamarbeit bei <strong>Boehringer</strong><br />

<strong>Ingelheim</strong> Tiergesundheit dar.<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> ist sich darüber<br />

im Klaren, dass für „Manufacturing<br />

Excellence“ weitaus <strong>mehr</strong> erforderlich<br />

ist als neue Anlagen. „Investitionen<br />

in neue Anlagen bedeuten nicht<br />

unbedingt einen Wettbewerbsvorteil,<br />

denn wir brauchen auch qualifizierte<br />

und talentierte Mitarbeiter, die in effektiven<br />

Strukturen organisiert sind<br />

sowie in einem globalen Umfeld arbeiten<br />

und kommunizieren können“,<br />

erklärt Dr. Christian Klessen, Leiter<br />

Global Operations bei <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />

Tiergesundheit.<br />

Seine Kollegen wissen, dass Manufacturing<br />

Excellence durch fortwährenden<br />

Ausbau des Wissens über Prozesse,<br />

kontinuierliche Prozessverbesserungen<br />

und ständige Überprüfung der Arbeitsweise<br />

erreicht wird. Das Unternehmen<br />

ist der Überzeugung, dass neben zuverlässiger<br />

Belieferung und hochwertigen<br />

Produkten auch Kreativität,<br />

Engagement, Lernwille sowie Veränderungsbereitschaft<br />

für nachhaltiges<br />

Wachstum und eine Positionierung als<br />

starker Wettbewerber auf dem Markt<br />

ausschlaggebend sind. „Wir sind für<br />

die Zukunft gerüstet und unsere Mitarbeiter<br />

sind stolz darauf, Teil eines<br />

globalen und ehrgeizigen Teams zu<br />

sein“, fügt Dr. Klessen hinzu. „Die gemeinsamen<br />

Anstrengungen des gesamten<br />

Unternehmens und die Zu-<br />

sammenarbeit sind die Motivation für<br />

Manufacturing Excellence.“<br />

Das neue Operations-Netzwerk von<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> Tiergesundheit ist<br />

darauf ausgerichtet, durch Synergieeffekte<br />

zwischen den weiteren US-Standorten<br />

in Fort Dodge, Iowa, sowie mit<br />

Guadalajara (Mexiko) und Corporate<br />

Operations eine maximale Effektivität in<br />

allen Funktionen zu erzielen.<br />

Die kürzlich erweiterte GMP-<br />

Produktionsanlage in St. Joseph,<br />

USA, spielt eine wichtige Rolle<br />

für <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong>.<br />

Wissen generieren / Globale Manufacturing Excellence<br />

157


unsere geschäfte Tiergesundheit<br />

Ein führendes Unternehmen werden –<br />

auf unsere Stärken bauen<br />

Das Jahr 2010 war gekennzeichnet durch weitere Aktivitäten, die<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> Tiergesundheit auf die Herausforderungen der<br />

Zukunft vorbereiten.<br />

In den vergangenen fünf <strong>Jahre</strong>n hat<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> Tiergesundheit<br />

die Position des Unternehmens im<br />

Hinblick auf Wettbewerbsfähigkeit<br />

und Profi tabilität verbessert und<br />

gleichzeitig überproportional in Forschung<br />

& Entwicklung investiert.<br />

2010 rangierte <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />

mit einem Marktanteil von 5,9 % auf<br />

dem sechsten Platz unter den globalen<br />

Tiergesundheitsunternehmen.<br />

[ unsere mission ]<br />

„Basierend auf unserer eigenen Forschung<br />

und den Synergien mit<br />

dem Humanpharmazeutika-Geschäft<br />

des Konzerns, bietet <strong>Boehringer</strong><br />

<strong>Ingelheim</strong> Tiergesundheit führende<br />

Lösungen zur Prävention, Behandlung<br />

und Heilung von Tierkrankheiten.<br />

Wir haben ganz bewusst entschieden,<br />

den Schwerpunkt auf bestimmte Erkrankungen<br />

und Tierarten wie Kleintiere,<br />

Rinder, Schweine, Pferde und<br />

Geflügel zu legen, und wollen auf diesem<br />

Gebiet Maßstäbe setzen sowie<br />

ungedecktem medizinischen Bedarf<br />

nachkommen. Wir streben an, den<br />

Tierschutz als integralen Bestandteil<br />

einer gesunden Zukunft für die Menschen<br />

zu verbessern.“<br />

158 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010<br />

Bei Erlösen von insgesamt 891 Mio.<br />

EUR beliefen sich die Investitionen in<br />

F & E auf 92 Mio. EUR.<br />

Dies spiegelt deutlich die enormen<br />

Veränderungen wider, die <strong>Boehringer</strong><br />

<strong>Ingelheim</strong> Tiergesundheit in den vergangenen<br />

<strong>Jahre</strong>n durchlaufen hat. Die<br />

Grundlage für den Erfolg bildete internes<br />

Wachstum, in erster Linie im<br />

Impfstoff-, jedoch auch im Pharmasegment.<br />

Ein wichtiges Beispiel für<br />

den Erfolg ist ingelvac circofl ex® –<br />

die erste wirklich globale Produkteinführung,<br />

die sich rasch zu einer<br />

führenden globalen Marke entwickelt<br />

hat. Sie wurde vor Kurzem durch das<br />

Partnerprodukt ingelvac mycofl ex®<br />

weiter gestärkt.<br />

Darüber hinaus hat <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />

Tiergesundheit wichtige Teile<br />

des früheren Fort Dodge-Geschäfts<br />

übernommen, diese erfolgreich integriert<br />

und so insbesondere die Marktpräsenz<br />

in Nordamerika sowie die<br />

globale Position im Kleintier- und<br />

Rindersegment gestärkt. „Diese Leistungen<br />

waren ein wichtiger Schritt,<br />

um als erfolg reicher Wettbewerber in<br />

einer Branche bestehen zu können, die<br />

in den vergangenen <strong>Jahre</strong>n durch rapide<br />

Konsolidierungen geprägt war“,<br />

betont Dr. Joachim Hasenmaier, Geschäftsführer<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> Tiergesundheit<br />

(siehe Bild oben).<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> Tiergesundheit<br />

kann optimistischer denn je in die Zukunft<br />

blicken. Das Unternehmen investiert<br />

75 Mio. EUR in die Erweiterung<br />

der Produktionskapazität in St. Joseph,<br />

Missouri (USA). Weiterhin sind Produktionsinvestitionen<br />

für den regionalen<br />

Ausbau vorgesehen, worin sich das Engagement<br />

des Unternehmens für Manufacturing<br />

Excellence und hochwertige Produkte<br />

ausdrückt.<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> investiert weiter<br />

45 Mio. EUR in das neue Europäische Forschungszentrum<br />

für Tierimpfstoffe in<br />

Hannover (Deutschland) – ein wichtiger<br />

Schritt hin zu einer umfassenden globalen<br />

F & E-Infrastruktur. Auf diese Weise<br />

wird ein hochattraktives internationales<br />

Arbeitsumfeld für Wissenschaftler geschaffen,<br />

die in der Spitzenforschung<br />

Großes leisten wollen.


Innovationen – Highlights 2010<br />

Unser Erfolg basiert auf kontinuierlicher Entwicklung innovativer<br />

Lösungen gegen Erkrankungen bei Tieren.<br />

Eine weitere Neuerung: Ein fl exibler<br />

Kombinationsimpfstoff für Schweine<br />

verringert Belastung und Arbeitsaufwand.<br />

Vorbeugen ist besser als heilen – getreu<br />

dieser Maxime soll das Wohl der<br />

Tiere verbessert sowie eine höhere Effi<br />

zienz und Nachhaltigkeit erzielt werden.<br />

Bei der Krankheitsprävention<br />

kommen Impfungen am häufi gsten<br />

zum Einsatz. Heute werden immer<br />

<strong>mehr</strong> Schweine geimpft. Um ein optimales<br />

Impfprogramm für jede betriebliche<br />

Situation erstellen zu können,<br />

haben Wissenschaftler von <strong>Boehringer</strong><br />

<strong>Ingelheim</strong> ein innovatives Hilfssystem<br />

für Schweineimpfstoffe entwickelt:<br />

Das Adjuvans impranfl ex® steigert<br />

die Immunantwort und führt zu einem<br />

schnelleren Einsetzen und längerer<br />

Wirkung des Schutzes. Darüber hinaus<br />

lassen sich auf impranfl ex®<br />

basierende Wirkstoffe ohne Auswirkungen<br />

auf Sicherheit und Wirksamkeit<br />

miteinander mischen.<br />

Derzeit werden über 70 % der in<br />

landwirtschaftlichen Betrieben aufgezogenen<br />

Schweine gegen Porcine-<br />

Circo virus erkrankung (PCVD) und<br />

Enzo otische Pneumonie (EP) geimpft.<br />

ingelvac circofl ex® von <strong>Boehringer</strong><br />

<strong>Ingelheim</strong> ist der globale Marktführer<br />

bei PCVD-Impfstoffen und ingelvac<br />

mycofl ex® das führende Produkt bei<br />

EP-Impfstoffen. Beide Impfstoffe basieren<br />

auf impranfl ex® und können<br />

daher miteinander gemischt werden.<br />

Im Juli 2010 hat die EU-Kommission<br />

die Mischung der beiden Schweineimpfstoffe<br />

in 27 europäischen Ländern<br />

zugelassen. Erstmalig in Europa kann<br />

nun der Schutz gegen die gefährlichen<br />

Schweineerkrankungen mit einer statt<br />

mit bis zu vier Injektionen erzielt werden<br />

– ein wichtiger Fortschritt für den<br />

Tierschutz. Die kombinierte Verwendung<br />

von ingelvac circofl ex® und<br />

ingelvac mycofl ex® ist in Nordamerika<br />

und Asien bereits zugelassen und<br />

weit verbreitet. Es handelt sich um die<br />

erste und einzige derartige Produktkombination<br />

– eine weitere Neuerung<br />

von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong>.<br />

Vetmedin® – Innovationen in der<br />

Hundekardiologie<br />

vetmedin® revolutioniert weiterhin<br />

die Therapie von kongestiver Herzinsuffi<br />

zienz (CHF) bei Hunden, als das<br />

Medikament in dieser Kategorie, das<br />

am umfassendsten im Rahmen klinischer<br />

Studien geprüft wurde. Immer<br />

<strong>mehr</strong> Hunde und ihre Besitzer profi -<br />

tieren von der deutlichen Verbesserung<br />

der Lebensqualität und -dauer,<br />

Ein flexibler Kombinationsimpfstoff<br />

für Schweine verringert<br />

Belastung und Arbeitsaufwand.<br />

Die globale vetmedin®-Studie<br />

EPIC (Evaluating Pimobendan<br />

in Cardiomegaly) lief im Oktober<br />

2010 offiziell an.<br />

Ein führendes Unternehmen werden / Innovationen<br />

159


unsere geschäfte Tiergesundheit<br />

zu der vetmedin® bei Hunden mit<br />

Herzinsuffi zienz führt. Die bahnbrechende<br />

quest-Studie, welche die<br />

Überlegenheit von vetmedin® bestätigt,<br />

ebnete den Weg und sorgt auch<br />

weiterhin für starkes Wachstum auf<br />

allen Märkten. Die Position von<br />

vetmedin® in der Veterinärkardiologie<br />

wurde von einer Gruppe namhafter<br />

Kardiologen in einer kürzlich veröffentlichten<br />

Konsenserklärung des<br />

American College of Veterinary Internal<br />

Medicine (ACVIM) über die Therapie<br />

der Mitralklappenerkrankung<br />

(MVD) bei Hunden, der häufi gsten<br />

Herzerkrankung von Hunden, weiter<br />

gefestigt. Darin wird erklärt, dass die<br />

Behandlung mit vetmedin® sowohl<br />

beim akuten als auch chronischen Verlauf<br />

der Mitralklappenerkrankung bei<br />

Hunden essenziell ist. Zwei weitere<br />

maßgebliche Studien werden zu der<br />

Frage durchgeführt, die sich Tierärzte<br />

und Fachleute stellen: Kann vetmedin®<br />

das Auftreten der klinischen Symptome<br />

von Herzinsuffi zienz bei Hunden<br />

mit präsymptomatischer Herzinsuffi -<br />

zienz verzögern? Über 40 internationale<br />

Experten arbeiten derzeit mit<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> zusammen, um<br />

Forschung & Entwicklung eines neuen Tierimpfstoffs<br />

Erreger Idee und Konzept Forschung<br />

Prototyp<br />

Feldstudie des<br />

entwickelten Produkts<br />

Bestimmung der Dosis,<br />

Dauer der Immunität und des geeigneten<br />

Alters für die Impfung im<br />

experimentellen Labormaßstab<br />

Erstellung des<br />

Zulassungsdossiers<br />

• Die Zulassung ist die Voraussetzung für die Herstellung<br />

und Auslieferung eines Impfstoffs.<br />

• Dauer des Entwicklungsprozesses bis zur Zulassung:<br />

5–7 <strong>Jahre</strong><br />

• Forschungs- und Entwicklungskosten:<br />

30–50 Mio. EUR pro Impfstoff<br />

160 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010<br />

Entwicklung des<br />

Produktionsprozesses<br />

im Labor<br />

Zulassung<br />

Applikation<br />

Daten zu erheben, die Tierärzten weltweit<br />

zweifellos eine bessere Versorgung<br />

von Hunden mit Herzinsuffi zienz<br />

ermöglichen werden.<br />

Vetera® – ein Durchbruch bei den<br />

Pferdeimpfstoffen<br />

Im Jahr 2010 hat <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />

Tiergesundheit die Markteinführung<br />

des neuen Impfkonzepts vetera®<br />

in den USA und Kanada erfolgreich<br />

abgeschlossen. Im Pferdesegment ist<br />

vetera® die erste Impfstoffl inie, die<br />

alle wichtigen Antigene in einer Injektion<br />

enthält. Auch sind verschiedene<br />

Kombinationen möglich, die Pferde ab<br />

einem Alter von vier Monaten vor<br />

sämtlichen wichtigen Krankheiten<br />

schützen. Eine Impfung, die Schutz<br />

vor bis zu acht Krankheiten bietet, bedeutet<br />

große Vorteile, insbesondere,<br />

wenn dies mit lediglich einer Injektion<br />

erreicht werden kann. Hinter vetera®<br />

steckt also eine wirklich innovative<br />

Idee! Weniger Injektionen bedeuten<br />

auch eine geringere Wahrscheinlichkeit<br />

von Impfreaktionen und weniger<br />

Belastung für Tiere sowie für Tierärzte.<br />

Bislang haben Injektionen von <strong>mehr</strong>eren<br />

Kombinationsimpfstoffen häufi g<br />

zu heftigen Reaktionen geführt und<br />

gleichzeitig nur eingeschränkten Schutz<br />

geboten. Zwei wichtige Schritte wurden<br />

in den Produktionsprozess aufgenommen,<br />

um dieses Problem zu lösen: Die<br />

ultrafi l-Aufreinigungstechnologie,<br />

die eine Reihe von Aufreinigungsschritten<br />

umfasst und so alle unerwünschten<br />

Substanzen herausfi ltert, die das Immunsystem<br />

ablenken könnten, kommt zum<br />

Einsatz. Dieses Aufreinigungsverfahren


vermindert nicht nur Impfreaktionen,<br />

sondern verbessert auch die Immunantwort.<br />

Zusätzlich wird carbimmune<br />

hinzugefügt, eine geschützte Adjuvans-<br />

Formulierung, die zur Optimierung<br />

des Impfschutzes entwickelt wurde<br />

und eine schnelle Immun ant wort sowie<br />

einen längeren Schutz nach der<br />

Impfung nach sich zieht.<br />

Gegen Vogelgrippe – Volvac® ai<br />

Gefl ügel ist und bleibt in weiten Teilen<br />

der Welt die am schnellsten zunehmende<br />

Quelle für tierisches Eiweiß und<br />

stellt insbesondere in Entwicklungsländern<br />

einen wichtigen Bestandteil der<br />

täglichen Ernährung dar. Die Vogelgrippe<br />

beeinträchtigt die Versorgung<br />

mit tierischem Eiweiß erheblich, wenn<br />

sie nicht kontrolliert wird. In der jüngeren<br />

Vergangenheit haben uns darüber<br />

hinaus zahlreiche Fälle daran erinnert,<br />

dass die Vogelgrippe nicht nur eine Bedrohung<br />

für Tiere, sondern auch für uns<br />

Menschen ist. Mehreren Berichten zufolge<br />

kann sich das Virus anpassen und<br />

beispielsweise von Vögeln auf Schweine<br />

und den Menschen übergehen. Um die<br />

Ausbreitung der Vogelgrippe zu verhindern,<br />

werden in den meisten Ländern<br />

die betroffenen Tiere getötet. Diese Vorgehensweise<br />

hat jedoch ihre Grenzen<br />

und ist insbesondere auch im Hinblick<br />

auf den Tierschutz sehr fraglich.<br />

Eine präventive Impfung der Tiere ist<br />

der einzige andere Ansatz, um die<br />

Krankheit einzudämmen. Am F & E-<br />

Standort Guadalajara in Mexiko produziert<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> zwei<br />

dort entwickelte Impfstoffe, die in<br />

Ländern wie Mexiko und Ägypten zur<br />

Bekämpfung der Vogelgrippe beitragen.<br />

Durch die kompromisslos hohe<br />

Qualität der volvac®-Produkte gegen<br />

Vogelgrippe wird eine gute Immunantwort<br />

erzielt, die auch unter schwierigen<br />

Bedingungen Schutz bietet. Unser<br />

technisches Personal und unsere Partner<br />

arbeiten mit Gefl ügelproduzenten<br />

zusammen, um den korrekten Einsatz<br />

und die richtige Verabreichung des<br />

Impfstoffs zu gewährleisten. In Zusammenarbeit<br />

mit internationalen Organisationen<br />

und wissenschaftlichen<br />

Instituten stellen wir die kontinuierliche<br />

Wirksamkeit unseres Impfstoffs<br />

sicher. <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> bietet so<br />

erfolgreiche Lösungen für die Prävention<br />

von Vogelgrippe und trägt auf diese<br />

Weise zum Tierschutz bei.<br />

Erfolgreiche Entwicklung der Rinderimpfstoffe<br />

in den USA<br />

Im Jahr 2010 konnte <strong>Boehringer</strong><br />

<strong>Ingelheim</strong> Vetmedica, Inc. in den USA<br />

die größte Zunahme des Marktanteils<br />

bei den Rinderimpfstoffen verzeichnen<br />

und nimmt nun eine führende Position<br />

im Atemwegs- und Pasteurella-<br />

Bereich ein. Dazu haben vor allem die<br />

Impfstoff e pyramid®, presponse® und<br />

express® beigetragen.<br />

Ein weiterer Erfolgsfaktor war die<br />

schnelle Integration der Vertriebs-,<br />

Professional-Service-Vet- und Marketingteams<br />

nach der Akquisition bestimmter<br />

Anteile an Fort Dodge. In<br />

den nun kleineren Außendienstgebieten<br />

können Kunden häufi ger erreicht<br />

werden. Diese gesteigerte Zusammenarbeit<br />

umfasst <strong>mehr</strong> direkte Kundengespräche<br />

sowie Beratungen mit dem<br />

erweiterten Professional-Service-Vet-<br />

Team.<br />

Das Fort Dodge-Portfolio, das mit den<br />

Produkten von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />

zusammengeführt wurde, bot der<br />

NAFTA-Region nun den größtmöglichen<br />

Nutzen im Hinblick auf Krankheitsprävention<br />

und -therapie. Das erweiterte<br />

Produktportfolio erhöht die<br />

Präsenz von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> in<br />

der Milchwirtschaft und ermöglicht ein<br />

umfassenderes Angebot für die Rindermast.<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> Tiergesundheit<br />

ist zuversichtlich, durch verstärkte<br />

F & E-Anstrengungen das<br />

Rinderproduktportfolio ausbauen zu<br />

können.<br />

Maßnahmen gegen die Ausbreitung<br />

der Vogelgrippe in Mexiko<br />

und Ägypten<br />

Innovationen 161


www.boehringer-ingelheim.com<br />

www.boehringer-ingelheim.com


<strong>125</strong> <strong>Jahre</strong><br />

<strong>mehr</strong><br />

Werte<br />

1885 – 2010<br />

Geschäftsjahr 2010


inhalt<br />

05 unser unternehmen<br />

16<br />

18<br />

32<br />

37<br />

37<br />

39<br />

40<br />

42<br />

44<br />

45<br />

46<br />

47<br />

48<br />

68<br />

Umschlag<br />

konzernlagebericht 2010<br />

06<br />

10<br />

15<br />

Geschäft und Rahmenbedingungen<br />

Vermögens-, Finanz- und Ertragslage<br />

Nachtragsbericht<br />

Risikobericht<br />

Prognosebericht<br />

konzernabschluss 2010<br />

Perspektive der Gesellschafter 2010<br />

Schwerpunkte 2010<br />

Gremien des Unternehmensverbandes<br />

Übersicht über die wichtigsten konsolidierten Gesellschaften<br />

Konzernbilanz<br />

Gewinn- und Verlustrechnung des Konzerns<br />

Kapitalfl ussrechnung<br />

Entwicklung des Konzerneigenkapitals<br />

Konzernanhang 2010<br />

bestätigungsvermerk des abschlussprüfers<br />

bilanz- und kennzahlenvergleich 2001 — 2010


72 verschreibungspflichtige markenpräparate<br />

82 selbstmedikation<br />

90 tiergesundheit<br />

72<br />

74<br />

76<br />

80<br />

80<br />

82<br />

82<br />

84<br />

86<br />

86<br />

88<br />

88<br />

90<br />

92<br />

94<br />

94<br />

Atemwegserkrankungen<br />

Erkrankungen des Zentralen<br />

Nervensystems<br />

Herz-Kreislauf-Erkrankungen<br />

Infektionserkrankungen<br />

Urologische Erkrankungen<br />

Husten und Erkältung<br />

Halsschmerzen<br />

Magen-Darm-Erkrankungen<br />

Vitamine und Mineralstoffe<br />

Urologische Erkrankungen<br />

Beinvenengesundheit<br />

Schmerzen<br />

Nutztiere: Schweine<br />

Nutztiere: Rinder<br />

Kleintiere<br />

Pferde<br />

Inhaltsverzeichnis


Unser Unternehmen<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> ist ein forschungsorientiertes Unternehmen, ausgerichtet<br />

auf die Erforschung und Entwicklung, die Produktion sowie den<br />

Vertrieb von Arzneimitteln, die helfen, <strong>Gesundheit</strong> und Lebensqualität zu<br />

verbessern.<br />

Unsere Geschäfte sind Humanpharmazeutika und Präparate für die Tiergesundheit.<br />

Wir konzentrieren uns auf innovative Medikamente und Behandlungsmethoden,<br />

die einen therapeutischen Fortschritt mit sich bringen.<br />

Unser Leitmotiv in allen Bereichen ist, herausragend in Innovation und<br />

Technologie zu sein. Unsere Präparate gehören seit Langem zum bewährten<br />

Standard in der Behandlung von Erkrankungen der Atemwege, des Herz-<br />

Kreislauf-Systems, des Zentralen Nervensystems sowie von urologischen<br />

und Infektionserkrankungen. Zusätzlich haben wir unsere Forschung in<br />

den Bereichen thromboembolische Erkrankungen, kardiometabolische<br />

Erkrankungen und Krebserkrankungen erfolgreich weiterentwickelt.<br />

Wir beschäftigen weltweit <strong>mehr</strong> als 42.000 Mitarbeiter in 145 verbundenen<br />

Unternehmen und betreiben globale Netzwerke in Forschung und<br />

Entwicklung (F&E) an sieben Standorten und haben 20 Produktionsstandorte<br />

in 13 Ländern. Die Aufwendungen für F&E im Geschäftsfeld<br />

der verschreibungs pfl ichtigen Medikamente entsprechen 23,8 % der dort<br />

erzielten Erlöse.<br />

Hauptsitz des 1885 gegründeten Familienunternehmens ist <strong>Ingelheim</strong><br />

am Rhein.<br />

Unser Unternehmen<br />

5


perspektive der gesellschafter 2010<br />

Perspektive der Gesellschafter 2010<br />

christian boehringer<br />

vorsitzender des gesellschafterausschusses<br />

im Jahr 1885 hat unser Urgroßvater, Albert <strong>Boehringer</strong>, eine Weinsteinfabrik in Nieder-<strong>Ingelheim</strong>,<br />

Deutschland, erworben. Dies war der Beginn seiner eigenen, unabhängigen Unternehmertätigkeit und<br />

zugleich die Keimzelle des heutigen Unternehmensverbandes <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong>.<br />

Mit Dankbarkeit, Anerkennung und Demut blicken wir heute auf das, was Mitarbeiter und Gesellschafter<br />

der beteiligten Generationen gemeinsam seit der Gründung vor <strong>125</strong> <strong>Jahre</strong>n geschaffen haben – ein<br />

modernes und hoch innovatives pharmazeutisches Unternehmen in Familienbesitz.<br />

Herausragend in Innovation und Technologie zu sein, das ist heute wie vor <strong>125</strong> <strong>Jahre</strong>n Leitmotiv von<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> – Werte schaffen durch Innovation.<br />

Wir, die Gesellschafter, setzen heute wie damals einen verlässlichen fi nanziellen Rahmen und schaffen<br />

Kontinuität in der strategischen Ausrichtung für das Familienunternehmen <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong>.<br />

Damit schaffen wir die Rahmenbedingungen für Stabilität, Rentabilität und nachhaltiges Wachstum<br />

des Familienunternehmens.<br />

Was sind die Erfolgsfaktoren eines Familienunternehmens? Hierzu kann man als Symbol für das<br />

Unternehmen die Analogie der Forstwirtschaft und den Aufbau eines Baums benutzen:<br />

Zunächst sind die historischen Wurzeln des Unternehmens Ansporn und Verpfl ichtung für die Gesellschafter.<br />

Und, was Wurzeln typischerweise machen: sie geben einem Baum Halt. Die Übertragung des<br />

Haltes auf das Unternehmen sind unsere Werte und die langfristige Strategie, die wir, die Gesellschafter,<br />

gemeinsam mit der Unternehmensleitung auf dieses Unternehmen übertragen können.<br />

Halt entsteht aber auch durch eine Verbundenheit der Gesellschafter mit dem Unternehmen, und<br />

was genau so wichtig ist für die Bewahrung des Unternehmens als Familienunternehmen: die gelebte<br />

Einigkeit innerhalb der Gesellschafterfamilie.<br />

6 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010


Nährstoffe für den Baum und somit für das Unternehmen sind das Kapital und der einbehaltene<br />

Gewinn, der wieder zur Verfügung gestellt wird, damit dieser Baum kräftig wachsen kann. Wir, die<br />

Gesellschafterfamilie, sehen uns als Treuhänder für den nachhaltigen Erfolg des Unternehmens. Wir<br />

wollen das uns anvertraute Unternehmen zum Wohle unserer Familie, den Patienten und unserer Mitarbeiter<br />

für die kommenden Generationen erhalten.<br />

Der Stamm, das sind die Mitarbeiter, die zusammen mit uns die gleiche Vision umsetzen wollen,<br />

Medikamente für Menschen und Tiere zu entwickeln und zu vertreiben.<br />

Dabei ist die Seele dieses Unternehmens, das, was uns wirklich vorantreibt, gut ausgebildete und<br />

engagierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die diese gemeinsamen Werte teilen und leben. Diese<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter tragen dazu bei, dass <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> auch in den kommenden<br />

<strong>125</strong> <strong>Jahre</strong>n ein unabhängiges und erfolgreiches Familienunternehmen bleiben wird.<br />

In der Forschung und Entwicklung neuer Medikamente gibt es eine weitere Parallele mit der Forstwirtschaft.<br />

Denn das Unternehmen, dessen <strong>125</strong>-jähriges Jubiläum wir 2010 feiern durften, haben<br />

Menschen lange vor uns als junge Bäume angepfl anzt. Diese sind die Basis, von der ausgehend wir<br />

weiter arbeiten können. Deshalb gebührt unser Dank der dritten Generation der Gesellschafterfamilie<br />

und unseren Pensionären, dass sie ein gesundes und erfolgreiches Unternehmen an uns, die vierte<br />

Generation der Gesellschafterfamilie übergeben haben.<br />

Die bisher für die Patienten erreichten Erfolge und therapeutischen Fortschritte sind das sichtbare<br />

Ergebnis des über Generationen währenden, gemeinsamen Bestrebens aller.<br />

Die Gesellschafterfamilie balanciert das Eigeninteresse und das Firmeninteresse; stellt nie das Eigeninteresse<br />

über das Firmeninteresse, eine der Stärken in der langen Geschichte von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong>.<br />

Alle diese Werte bilden Teil des sozialen Kanons, den wir uns geben, und der das solide Fundament<br />

von über <strong>125</strong> <strong>Jahre</strong>n aufgebaut hat. Wir wollen nachhaltiges Wachstum aus eigener Kraft und sind<br />

nicht kurzfristigen Profi ten verpfl ichtet.<br />

Mit unserem Leitbild bekennen wir uns weiterhin zu zwei Zielen: Zum einen wollen wir der Menschheit<br />

dienen, indem wir Medikamente für Menschen und Tiere entwickeln und zweitens: wir wollen<br />

dies als unabhängiges Unternehmen tun.<br />

Diese Unabhängigkeit war enorm hilfreich gerade in den Zeiten der jüngsten Wirtschaftskrise. Mit<br />

einem Fokus auf Wettbewerbs- und Überlebensfähigkeit an Stelle von Gewinnmaximierung waren<br />

wir bessser auf die Krise vorbereitet. In dieser Phase konnten wir als Familienunternehmen ganz an-<br />

Perspektive der Gesellschafter 2010<br />

7


perspektive der gesellschafter 2010<br />

ders planen: mit Flexibilität für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ein Betätigungsfeld für die<br />

Zukunft zu fi nden.<br />

Als Gesellschafterfamilie sind uns sechs Kerngrößen für das Unternehmen wichtig. Diese Indikatoren<br />

werden auch von der Unternehmensleitung benutzt, um die Substanz und Perspektiven von <strong>Boehringer</strong><br />

<strong>Ingelheim</strong> zu bewerten.<br />

Zunächst ist dies die Marktstellung des Unternehmens. Was bestimmt für uns die Marktstellung? Es<br />

ist weniger der Weltmarktanteil, sondern es sind der relative Kundennutzen und der relative Marktanteil<br />

in den für uns relevanten Therapiegebieten. Hiermit messen wir das Wachstum des Unternehmens.<br />

Gerade durch Verlässlichkeit und einem guten Verhältnis zu Ärzten, Patienten und Behörden, konnte<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> als anerkanntes Unternehmen nachhaltig wachsen.<br />

Die Innovationsleistung ist ein Parameter, der uns anzeigt, welche Werte wir durch Innovation schaffen.<br />

Hiermit spannen wir die Brücke zwischen heute und morgen. Konkret prägt sich diese Innovationsleistung<br />

bei <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> aus im Erlösanteil neuer Produkte, in der Entwicklung und dem<br />

Potential unserer Produkt-Pipeline, in der fortgesetzten Erneuerung von Prozessen, Systemen und<br />

Methoden, sowie von Strukturen und Technologien.<br />

Ganz besonders wichtig für uns und für die Zukunft unseres Unternehmens ist die Attraktivität für<br />

die Mitarbeiter: die Fähigkeit, als Arbeitgeber für Talente attraktiv zu sein und Mitarbeiter an das<br />

Unternehmen zu binden. Gerade wenn ein Unternehmen durch Phasen der Veränderung geht, hat ein<br />

Familienunternehmen die Chance, im besonderen Maß den Respekt und Fairness gegenüber Mitarbeitern<br />

zu zeigen.<br />

Unter den Finanzparametern sind uns die folgenden besonders wichtig: die Produktivität der Arbeit,<br />

aber auch die Produktivität des Kapitals. Genau so wichtig ist die Liquidität, welche die Zahlungsfähigkeit<br />

des Unternehmens bemisst. Dieser Parameter kommt für uns noch vor dem Gewinn. Aber beim<br />

Gewinn legen wir als Gesellschafterfamilie auch Wert auf die Erzielung eines Gewinnminimums. Dies<br />

bedeutet, wieviel Gewinn benötigen wir mindestens, um auch zukünftig als unabhängiges Familienunternehmen<br />

Medikamente zum Wohle von Menschen und Tieren anbieten zu können.<br />

Die vierte Generation sieht das in ihre Verantwortung übergebene Unternehmen als Verpfl ichtung. Es<br />

ist aber auch Chance und enorme Herausforderung, weil wir Werte weiter entwickeln können, die wir<br />

von der Vorgängergeneration übernommen haben.<br />

8 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010


Wir, die vierte Generation der Gesellschafter, begreifen uns als Treuhänder für die fünfte Generation.<br />

Das heißt, auch wir schaffen jetzt die Voraussetzungen, damit die fünfte Generation die Chance hat,<br />

ein gesundes Unternehmen zu übernehmen. Damit setzen wir das Bekenntnis für eine langfristige<br />

Perspektive fort.<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> dient der Menschheit. Erfolgreiche Forschung und Entwicklung fortschrittlicher<br />

und bahnbrechender Medikamente haben im Unternehmen eine lange Tradition – bereits 1917<br />

wurde eine Wissenschaftliche Abteilung eingerichtet und eigene Forschung und Entwicklung erfolgreich<br />

betrieben.<br />

Dieser Fokus auf kontinuierliche Innovation hat uns unsere heutige starke Position im Markt gesichert<br />

und eröffnet uns gute Chancen für die Zukunft.<br />

Wie bereits dargelegt, fühlen wir Gesellschafter uns als Treuhänder für den nachhaltigen Erfolg<br />

unseres Unternehmens. Es ist auch dieser Aspekt der Nachhaltigkeit, der Familienunternehmen andere<br />

Erfolgschancen als börsennotierten Unternehmen eröffnet. Kurzfristiger Erfolg zählt für uns weniger<br />

als die langfristige Perspektive. Nur ein hohes Maß an Stabilität gibt den benötigten Raum für Innovation<br />

und Kreativität.<br />

Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter entscheiden heute über den Erfolg von morgen. Alle sind<br />

Garant für unsere Innovationskraft und Leistungsfähigkeit. Sie tragen dazu bei, dass <strong>Boehringer</strong><br />

<strong>Ingelheim</strong> auch in den kommenden <strong>125</strong> <strong>Jahre</strong>n ein unabhängiges und erfolgreiches Familienunternehmen<br />

bleiben wird.<br />

Wir, die Gesellschafter von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong>, werden gemeinsam mit der Unternehmensleitung<br />

und unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern mit Herz und Engagement weiter am Erfolg von<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> arbeiten und die gemeinsamen Werte leben.<br />

gez.<br />

christian boehringer<br />

vorsitzender des gesellschafterausschusses<br />

Perspektive der Gesellschafter 2010<br />

9


schwerpunkte 2010<br />

Schwerpunkte 2010<br />

andreas barner, hubertus von baumbach, wolfram carius,<br />

engelbert tjeenk willink, (von links nach rechts)<br />

die unternehmensleitung<br />

10 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010


im Jahr 2010 haben wir das <strong>125</strong>-jährige Jubiläum unseres Unternehmens feiern dürfen. Mit Freude<br />

und Respekt blicken wir auf das Geleistete!<br />

Für <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> war 2010 ein Jahr des Übergangs mit vielerlei Herausforderungen, die wir,<br />

dank der Leistungen aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, einmal <strong>mehr</strong> erfolgreich annehmen<br />

konnten – im Jahr 2010 wurde eine wichtige Basis für die Zukunft gelegt; nun gilt es, die Chancen des<br />

<strong>Jahre</strong>s 2011 zu nutzen. Wir sind zufrieden mit dem Erreichten und blicken mit Optimismus und Zuversicht<br />

auf die neuen Aufgaben im Jahr 2011.<br />

Die konsequente Umsetzung unserer langfristig ausgerichteten Unternehmensstrategie gehörte 2010<br />

zu den zentralen Aufgaben, um den nachhaltigen Unternehmenserfolg zu sichern. Für die nächsten<br />

zehn <strong>Jahre</strong> sieht unsere Unternehmensstrategie vor, dass <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> erfolgreich neue innovative<br />

Medikamente für Patienten weltweit erforscht, entwickelt, produziert und vermarktet. Wir<br />

erreichen dieses Ziel, wenn wir damit fortfahren, uns auf organisches Wachstum zu konzentrieren, das<br />

wir durch Einlizenzierungen, ausgewählte Zukäufe und Allianzen unterstützen.<br />

Hierbei ist ein Hauptziel die internationale Positionierung des Unternehmens mit neuen innovativen<br />

Medikamenten in Indikationen, in denen der therapeutische Bedarf gegeben ist; auch in Gebieten, in<br />

denen <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> bisher nicht vertreten war. Diese Fähigkeit haben unsere Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter aus Forschung, Entwicklung und Medizin mit der Zulassung und Markteinführung<br />

unseres innovativen Gerinnungshemmers pradaxa® in der neuen Indikation Prävention von Schlaganfällen<br />

bei Patienten mit Vorhoffl immern nachhaltig unter Beweis gestellt.<br />

Mit pradaxa® in der Schlaganfallprävention konnte seit <strong>mehr</strong> als 50 <strong>Jahre</strong>n ein medizinischer Durchbruch<br />

und nicht nur eine substantielle Therapievereinfachung, sondern ein Therapiefortschritt erreicht<br />

werden. Auch die klinische Entwicklung unserer Substanzen in den Indikationen Diabetes, Onkologie<br />

und in Hepatitis-C war sehr erfolgreich. Für das orale Diabetes-Medikament Linagliptin wurden<br />

klinische Phase-III-Studien abgeschlossen. Nach der internationalen Einreichung im Jahr 2010 gehen<br />

wir davon aus, bis Mitte 2011 die ersten Zulassungen zu erhalten. Diese Erfolge in Forschung und<br />

Entwicklung sind weitere wichtige Meilensteine in unserer <strong>125</strong>-jährigen Geschichte.<br />

Schwerpunkte 2010<br />

11


schwerpunkte 2010<br />

Wir haben im Jahr 2010 erstmals in der neuen Organisationsform gearbeitet, die dem Unternehmen<br />

bei Erhaltung seiner Werte und Unternehmenskultur zu einer besseren Ausrichtung, einer höheren<br />

Produktivität und <strong>mehr</strong> Flexibilität verhelfen wird.<br />

Im Kontext der Umsetzung der Unternehmensstrategie wurde dabei auch ein aktives Veränderungsund<br />

Talent Management im Unternehmen etabliert, um durch die gezieltere Entwicklung der Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter die Herausforderungen der Zukunft besser annehmen zu können.<br />

Wie schon in der Vergangenheit gilt auch für die Zukunft, dass ständige, aber stetige Veränderungen<br />

notwendig sein werden, um zu jedem Zeitpunkt für die Zukunft gerüstet zu sein. Und dabei ist uns<br />

wichtig, eine Konstante in der Zukunft zu haben – unsere Werte und die Kultur unseres Miteinanders<br />

– getragen von einem Familienunternehmen.<br />

Eine gute Ausgangslage<br />

Die Geschäftsentwicklung von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> gestaltete sich im Jahr 2010 erstmals seit einer<br />

zehnjährigen Periode des Wachstums über dem Markt, wie durch den eingeplanten Verlust der Exklusivität<br />

wichtiger Produkte erwartet, nicht einfach, aber insgesamt im Ergebnis dennoch zufriedenstellend.<br />

Die Nettoerlöse des Unternehmensverbandes lagen bei 12.586 Mio. EUR. Mit einem Erlösrückgang<br />

von – 1,1% wurde das Vorjahresniveau nur leicht unterschritten. Auch das Betriebsergebnis<br />

lag mit 1.896 Mio. EUR erwartungsgemäß unter dem Niveau des Vorjahres, ebenso wie die Umsatzrendite<br />

von 15,1 %. Doch der nachhaltige Erfolg und eine langfristige Sicherung der Unternehmensunabhängigkeit<br />

sind uns wichtiger als kurzfristige Ergebnisoptimierung.<br />

Verschreibungspfl ichtige Medikamente<br />

Den Mittelpunkt unserer geschäftlichen Aktivitäten und den Kern des Humanpharmazeutikageschäftes<br />

bilden die verschreibungspfl ichtigen Medikamente. Mit Nettoerlösen von 9.702 Mio EUR<br />

ergab sich ein Rückgang von – 3,5 % im Vergleich zum Vorjahr. Der Verlust der Exklusivität von<br />

fl omax® und mirapex® in den USA sowie die Beendigung des Vertragsverhältnisses für Duloxetin<br />

(cymbalta®/ xeristar®) belasteten die Erlöse.<br />

Bereinigt um diese Sonderkomponenten war der Geschäftsverlauf jedoch durchaus erfreulich,<br />

was sich insbesondere in den positiven Wachstumsraten unserer etablierten Produkte spiriva®,<br />

micardis® und combivent® zeigte.<br />

Selbstmedikation<br />

Die Selbstmedikation ist unser Geschäft mit freiverkäufl ichen Arzneimitteln. Trotz eines rückläufi gen<br />

Marktes in Japan sowie einer umsatzschwachen Erkältungssaison am <strong>Jahre</strong>sbeginn konnten Erlöse<br />

von 1.318 Mio EUR erzielt werden, was einem Wachstum von + 4,5 % entspricht.<br />

12 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010


Industriekunden<br />

Das Industriekundengeschäft entwickelte sich durch die Auswirkungen der Wirtschaftskrise rückläufi g.<br />

Die Nettoerlöse sanken auf 638 Mio. EUR mit einem Rückgang von – 18,7 % gegenüber dem Vorjahr.<br />

Tiergesundheit<br />

Unser Tiergesundheitsgeschäft war auch wegen der gelungenen Integration von Teilen des Fort Dodge<br />

Tiergesundheitsgeschäftes wieder außerordentlich erfolgreich und die Netto erlöse stiegen auf<br />

921 Mio. EUR, ein Anstieg von + 51 %. Dank des Erfolgs der Schweineimpfstoffe wurden in den<br />

strategischen Kernsegmenten solide Fortschritte erzielt.<br />

Neue Produkte – oberste Priorität<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> hat 2010 die Registrierung für neue und medizinisch wichtige Produkte beantragt.<br />

Es sind dies die retardierten Formulierungen von viramune® sowie von sifrol®/mirapex®.<br />

Diese sind bereits in einer Reihe von Ländern registriert worden und haben bereits die neue Wachstumsphase<br />

eingeleitet. Dank der neuen Produkte wird <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> im Jahr 2011 wieder eine<br />

Wachstumsperiode beginnen – zuerst mit pradaxa®, dann bereits auch mit Substanzen im Diabetesgebiet,<br />

und in den kommenden <strong>Jahre</strong>n in der Onkologie und anderen Therapiegebieten.<br />

Die erfolgreiche Einführung dieser neuen Produkte wird für uns im Jahr 2011 die oberste Priorität<br />

sein – alle Disziplinen im Unternehmen werden dabei mithelfen – wir sind überzeugt, dass die Organisation<br />

für diese Herausforderung gut gerüstet ist.<br />

Ausblick<br />

Unsere Strategie für die nächsten zehn <strong>Jahre</strong> sieht vor, dass <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> weiterhin erfolgreich<br />

innovative Medikamente für Patienten weltweit erforscht und entwickelt. Wir erreichen dieses<br />

Ziel, wenn wir damit fortfahren, uns auf organisches Wachstum zu konzentrieren, das wir durch Einlizenzierungen<br />

sowie ausgewählte Zukäufe und Allianzen unterstützen.<br />

Im Rahmen dieser Zielsetzung haben <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> und das Pharmaunternehmen Eli Lilly<br />

and Company eine weltweite Vereinbarung zur gemeinsamen Entwicklung und Vermarktung ihrer<br />

Diabetes-Produktportfolios im mittleren und späten Entwicklungsstadium getroffen. Mit dieser langjährig<br />

vorgesehenen und im Therapiegebiet Diabetes breiten strategischen Allianz verbindet <strong>Boehringer</strong><br />

<strong>Ingelheim</strong> die Reihe seiner innovativen Produkte in der Pipeline mit Eli Lillys Expertise im Diabetes<br />

Marketing und deren späten Portfolios.<br />

Weiterhin hat <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> einen Entwicklungs- und Produktionsstandort für Biopharmazeutika<br />

in Fremont, Kalifornien, USA, von Amgen, Inc. erworben. Der Amgen-Standort in Fremont<br />

besteht aus einer modernen Produktionsanlage sowie Entwicklungsanlagen und Laboratorien<br />

für die Prozessentwicklung. <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> ist eines der führenden Unternehmen in der<br />

Schwerpunkte 2010<br />

13


schwerpunkte 2010<br />

Auftragsentwicklung und -produktion von Biopharmazeutika. Das technische Know-how und die<br />

modernen Anlagen im Biotechnologie-Zentrum in der San Francisco Bay-Region werden es<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> ermöglichen, das globale Auftragsproduktionsgeschäft, einschließlich der<br />

Aktivitäten im Bereich der Prozessentwicklung und Produktion neuer biologischer Wirkstoffe,<br />

weiter auszubauen.<br />

Auch in unserem Tiergesundheitsgeschäft werden wir uns auf die Herausforderungen der Zukunft<br />

einstellen. In Hannover machten wir mit der Grundsteinlegung für das neue europäische Tierforschungszentrum<br />

einen weiteren Schritt beim langfristigen Ausbau dieses außerordentlich erfolgreichen<br />

Geschäfts.<br />

Alles, was wir uns vornehmen, wird auch im Jahr 2011 viel Einsatz, Engagement und Kreativität von<br />

uns allen fordern. Voraussetzung ist die Bereitschaft, dass wir, gemeinsam mit allen Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeitern, uns alle aktiv mit der ganzen Arbeitskraft in diesen Prozess einbringen. Dies zeichnete<br />

uns in der Vergangenheit aus und begründet unsere Zuversicht für die Zukunft.<br />

gez. gez.<br />

andreas barner hubertus von baumbach<br />

gez. gez.<br />

wolfram carius engelbert tjeenk willink<br />

14 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010


Gremien des Unternehmensverbandes<br />

Gesellschafterausschuss<br />

christian boehringer<br />

Vorsitzender des<br />

Gesellschafterausschusses<br />

albert boehringer<br />

christoph boehringer<br />

erich von baumbach jr.<br />

ferdinand von baumbach<br />

dr. mathias boehringer<br />

Beraterkreis<br />

prof. dr. michael hoffmann-becking<br />

Rechtsanwalt, Düsseldorf<br />

Vorsitzender des Beraterkreises<br />

egbert appel<br />

Trustee des Martin Hilti Family Trust;<br />

Mitglied des Stiftungsrats und<br />

Geschäftsführer der Hilti Foundation<br />

dr. andreas kreimeyer<br />

Mitglied des Vorstands und<br />

Sprecher der Forschung BASF SE<br />

prof. dr. fredmund malik<br />

Verwaltungsrats-Präsident<br />

Malik Management Zentrum<br />

St. Gallen AG<br />

Unternehmensleitung<br />

prof.* dr. dr. andreas barner<br />

Sprecher der Unternehmensleitung<br />

Unternehmensbereich Pharma<br />

Forschung, Entwicklung und Medizin<br />

hubertus von baumbach<br />

Unternehmensbereich Finanzen<br />

und Tiergesundheit<br />

prof. h.c. dr. wolfram carius<br />

Unternehmensbereich Personal<br />

und Operations<br />

engelbert tjeenk willink<br />

Unternehmensbereich Marketing<br />

und Vertrieb Humanpharma<br />

*Republik Österreich.<br />

Schwerpunkte 2010 / Gremien<br />

15


konzernlagebericht<br />

16 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010


2010<br />

Konzernlagebericht<br />

Geschäft und Rahmenbedingungen<br />

Vermögens-, Finanz- und Ertragslage<br />

Nachtragsbericht<br />

Risikobericht<br />

Prognosebericht<br />

Konzernlagebericht 2010<br />

18<br />

32<br />

37<br />

37<br />

39<br />

17


konzernlagebericht<br />

Konzernlagebericht 2010<br />

Geschäft und<br />

Rahmenbedingungen<br />

Nachdem die <strong>Jahre</strong> 2008 und 2009 noch von den Folgen<br />

der Finanz- und Wirtschaftskrise geprägt waren, stand<br />

das abgelaufene Jahr 2010 ganz im Zeichen einer Erholung<br />

der Weltkonjunktur. Die Weltwirtschaft konnte<br />

in 2010 um 3,9 % wachsen. Vor allem der kräftig anziehende<br />

Welthandel sowie ein starkes Wachstum in den<br />

Schwel lenländern haben in 2010 maßgeblich zur Erholung<br />

der Märkte beigetragen. China konnte ein Wirtschaftswachstum<br />

von rund 10 % realisieren. Die Wirtschaft<br />

der gesamten Asien-Pazifi k-Region wuchs im<br />

abgelaufenen Jahr um 9,3 %.<br />

Für das Jahr 2011 erwartet die Weltbank ein leicht gebremstes<br />

Weltwirtschaftswachstum von rund 3,3 %,<br />

primär bedingt durch auslaufende Konjunkturpakete,<br />

die während der Finanz- und Wirtschaftskrise von verschiedenen<br />

Regierungen aufgelegt wurden. Auch in<br />

2011 wird das globale Wachstum wieder durch das<br />

überdurchschnittliche Wachstum in den Schwellenund<br />

Entwicklungsländern gestützt (Erwartungswert<br />

rund 6 %). Für die großen Industrieländer erwartet die<br />

Weltbank in 2011 dagegen eine Erhöhung der Wirtschaftsleistung<br />

von lediglich 2,4 %.<br />

Im Euroraum zeichnete sich in 2010 ein sehr heterogenes<br />

Bild ab. Besonders die Staaten mit hohen Haushaltsdefi<br />

ziten werden nach wie vor problematisch gesehen.<br />

Insbesondere in der zweiten <strong>Jahre</strong>shälfte wirkte in einigen<br />

Ländern die restriktive Finanzpolitik als Bremsfaktor<br />

für die wirtschaftliche Erholung. Aktuelle Schätzungen<br />

gehen dementsprechend in ihren Prognosen für<br />

den Euroraum von einem Wirtschaftswachstum in Höhe<br />

von lediglich 1,7 % in 2010 und rund 1,3 % im Jahr<br />

2011 aus.<br />

18 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010<br />

Die deutsche Wirtschaft konnte im vergangenen Jahr<br />

2010 hingegen deutlich zulegen und erreichte ein positives<br />

Wirtschaftswachstum von 3,6 %. Nach dem Krisenjahr<br />

2009 kamen die positiven Impulse in 2010 primär<br />

durch den wieder erstarkten Außenhandel sowie durch<br />

einen ebenfalls bemerkenswerten Anstieg im Binnenhandel.<br />

Der wirtschaftliche Aufschwung wurde in Deutschland<br />

von einem hohen Beschäftigungsgrad begleitet. Die<br />

Zahl der Erwerbstätigen erreichte mit rund 40,5 Millionen<br />

einen neuen Höchststand und die Zahl der Erwerbslosen<br />

konnte zwischenzeitlich auf unter 3 Millionen<br />

reduziert werden. Für das laufende Jahr 2011<br />

erwartet die Bundesregierung eine Fortsetzung dieser<br />

positiven Entwicklung, prognostiziert allerdings ein<br />

leicht niedrigeres Wirtschaftswachstum von 2,3 %.<br />

Umsatzerlöse nach Geschäften (in Mio. EUR)<br />

Verschreibungspflichtige Medikamente<br />

2010<br />

9.702<br />

2009 10.058<br />

Selbstmedikation (CHC)<br />

2010<br />

1.318<br />

2009 1.261<br />

Biopharmazeutika<br />

2010 422<br />

2009 553<br />

Pharmachemikalien und Pharmazeutische Produktion<br />

2010 216<br />

2009 233<br />

Tiergesundheit<br />

2010 921<br />

2009 610


Umsatzerlöse nach Regionen (in Mio. EUR)<br />

Europa 4.089 3.980<br />

2010 2009<br />

Asien,<br />

Australien,<br />

Afrika<br />

Amerika 5.724 6.257<br />

(AAA) 2.773 2.484<br />

2010 2009<br />

2010 2009<br />

Die Infl ationsrate in Deutschland (gemessen am Verbraucherpreisindex)<br />

lag im <strong>Jahre</strong>sdurchschnitt 2010 bei<br />

rund 1,1 %. Sie hat damit gegenüber dem Vorjahr deutlich<br />

zugenommen, liegt im Mehrjahresvergleich aber<br />

immer noch auf einem relativ niedrigen Niveau. In<br />

einer gesamteuropäischen Betrachtung kann man feststellen,<br />

dass die Infl ationsraten in den verschiedenen<br />

europäischen Ländern sehr unterschiedlich ausfallen.<br />

Die Europäische Zentralbank verfolgt das Ziel einer<br />

Infl ationsrate von unter 2 % (bezogen auf den Euroraum).<br />

Auch wenn diese Marke punktuell überschritten<br />

wurde, lag die Infl ationsrate für den Euro raum im<br />

<strong>Jahre</strong>sdurchschnitt 2010 mit 1,6 % deutlich unter diesem<br />

Schwellenwert.<br />

Die Devisenmärkte zeigten hohe Volatilitäten im abgelaufenen<br />

Geschäftsjahr, wobei sich die für <strong>Boehringer</strong><br />

<strong>Ingelheim</strong> wesentlichen Währungen US-Dollar und<br />

Japanischer Yen unterschiedlich entwickelten. Der Euro<br />

in Relation zum US-Dollar schwankte im Laufe des <strong>Jahre</strong>s<br />

zwischen 1,19 USD/EUR und 1,45 USD/EUR. Zu<br />

<strong>Jahre</strong>sbeginn stand der US-Dollar-Wechselkurs noch<br />

bei 1,43 USD/EUR, fi el dann in der ersten <strong>Jahre</strong>shälfte<br />

deutlich auf sein zwischenzeitliches Tief von 1,19 USD/<br />

EUR im Juni, stieg dann allerdings in der zweiten <strong>Jahre</strong>shälfte<br />

wieder an und beendete das Jahr 2010 mit einem<br />

Wechselkurs von 1,34 USD/EUR .<br />

Die Wechselkurs-Relation von Euro und Japanischem<br />

Yen erlebte im ersten Halbjahr 2010 ebenfalls einen<br />

signifikanten Rückgang, der sich im Gegensatz zum<br />

US-Dollar allerdings auch in der zweiten <strong>Jahre</strong>shälfte<br />

weiter fortsetzte. Das Geschäftsjahr 2010 startete mit<br />

einem Wechselkurs von 134 JPY/EUR (gleichzeitig <strong>Jahre</strong>s-Maximum).<br />

Im September wurde der <strong>Jahre</strong>s-Tiefstwert<br />

106 JPY/EUR erreicht, zum <strong>Jahre</strong>sende 2010 stand<br />

der Kurs bei 108 JPY/EUR.<br />

Der Weltpharmamarkt hat sich im abgelaufenen Jahr<br />

2010 stabil entwickelt. Mit einer Wachstumsrate von 4 %<br />

lag das weltweite Marktwachstum allerdings etwas unter<br />

dem Vorjahresniveau (6,5 %). Diese Entwicklung war<br />

geprägt von Patentabläufen großer pharmazeutischer<br />

Produkte, die durch die Einführung von Produktinnovationen<br />

nicht kompensiert werden konnten. Darüber<br />

hinaus haben gesundheitspolitische Maßnahmen in<br />

Europa und den USA die Pharmabranche, insbesondere<br />

in den etablierten Industrienationen, deut lich belastet<br />

und zu Umsatzeinbußen geführt. Das Wachstum des<br />

Weltpharmamarktes wurde daher, wie erwartet, wesentlich<br />

durch die hohen Wachstumsraten in den sogenannten<br />

Emerging Markets (u. a. China, Brasilien, Russland,<br />

Indien, Mexiko und Türkei) getragen. Insbesondere in<br />

China wächst der Pharmamarkt äußerst dynamisch.<br />

Für das laufende Jahr 2011 erwarten die Marktforscher<br />

für den gesamten Weltpharmamarkt wieder ein etwas<br />

höheres Marktwachstum in der Größenordnung von<br />

rund 5 – 7 %. Die Experten gehen dabei allerdings weiterhin<br />

von deutlich divergierenden Wachstumsraten auf<br />

den verschiedenen Pharmamärkten der Welt aus.<br />

Geschäft <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />

Für den Unternehmensverband <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />

war das vergangene Jahr 2010, in dem wir unser<br />

<strong>125</strong>-jähriges Firmenjubiläum feiern konnten, ein Übergangsjahr<br />

in eine neue Wachstumsphase. Vor dem Hintergrund<br />

von Patentabläufen, Vorbereitungen auf die<br />

Einführung neuer Produkte und regulatorischer Änderungen<br />

in den Märkten konnten die hohen Wachstumsraten<br />

der Vorjahre wie erwartet nicht erreicht werden.<br />

Geschäft und Rahmenbedingungen<br />

19


konzernlagebericht<br />

Wie bereits im Vorfeld angekündigt, musste <strong>Boehringer</strong><br />

<strong>Ingelheim</strong> im Geschäftsjahr 2010 deutliche Umsatzausfälle<br />

durch den Verlust der Exklusivität für wichtige<br />

Umsatzträger auf dem US-Pharmamarkt und den damit<br />

verbundenen Generika-Wettbewerb verzeichnen (währungsbereinigt<br />

rund 1,4 Mrd. EUR). Bereinigt um diesen<br />

Sondereffekt war der Geschäftsverlauf im Jahr 2010<br />

durchaus erfreulich. Durch das Wachstum unseres übrigen<br />

Portfolios verschreibungspfl ichtiger Medikamente<br />

(währungsbereinigt rund + 5,5 %), die erfolgreiche Einführung<br />

neuer Produkte sowie die Umsatzsteigerung in<br />

unserem Tiergesundheitsgeschäft konnten wir den erwarteten<br />

Umsatzausfall nahezu kompensieren. <strong>Boehringer</strong><br />

<strong>Ingelheim</strong> erwirtschaftete im Geschäftsjahr 2010<br />

einen Umsatz von 12.586 Mio. EUR. Mit dem geringfügigen<br />

Umsatzrückgang von – 1,1 % wurde das Vorjahresniveau<br />

von 12.721 Mio. EUR nur leicht unterschritten.<br />

Nachhaltiger Erfolg und eine langfristige Sicherung der<br />

Unternehmensunabhängigkeit gehen vor kurzfristiger<br />

Ergebnisoptimierung. <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> wird mit<br />

neuen Medikamenten und einer weiterhin gut gefüllten<br />

Substanz-Pipeline bereits ab 2011 erneut in eine Phase<br />

des Wachstums übergehen.<br />

Im vergangenen Jahr haben wir erstmals in einer neuen<br />

Organisationsstruktur gearbeitet, die uns für die Zukunft<br />

deutlich stärken wird und unserem Unternehmen<br />

neben einer höheren Marktorientierung auch zu einer<br />

höheren Produktivität und Flexibilität verhelfen wird.<br />

Im Rahmen unserer Unternehmensstrategie konzentrieren<br />

wir die Geschäftsaktivitäten auf die erfolgreiche<br />

Entwicklung und Markteinführung unserer vielversprechenden<br />

Produkt-Pipeline. Vor diesem Hintergrund<br />

hat sich <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> im vergangenen Jahr mit<br />

Eli Lilly einvernehmlich darauf verständigt, die bestehende<br />

Kollaboration hinsichtlich Duloxetin (cymbalta®/<br />

ariclaim®) vorzeitig zu beenden. Eli Lilly erwarb die alleinigen<br />

weltweiten Entwicklungs- und Vermarktungsrechte<br />

an Duloxetin für alle Indikationen zurück und<br />

setzt die Vermarktung von Duloxetin über die eigene<br />

Organisation fort.<br />

20 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> war bereits seit 2001 Mehrheitsaktionär<br />

des japanischen Traditionsunternehmens<br />

SSP Co. Ltd. (SSP). Im abgelaufenen Jahr 2010 hat<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> im Rahmen eines öffentlichen<br />

Tender Offers mit anschließendem Squeeze-Out die ausstehenden<br />

Aktien der börsennotierten SSP erworben<br />

und besitzt damit nun 100 % der Unternehmensanteile.<br />

Dies ist ein klares strategisches Bekenntnis von <strong>Boehringer</strong><br />

<strong>Ingelheim</strong> zum japanischen Markt.<br />

Nachdem <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> Ende 2009 Teile des<br />

Tiergesundheitsgeschäftes von Pfi zer/Fort Dodge übernommen<br />

hatte, wurde im vergangenen Jahr die Umsetzung<br />

eines langfristig ausgerichteten Integrationskonzeptes<br />

auf den Weg gebracht. Die Eingliederung der<br />

erworbenen Produkte und Herstellungskapazitäten in<br />

unser Tiergesundheitsgeschäft sowie die Integration der<br />

neu aufgenommenen Mitarbeiter in den <strong>Boehringer</strong><br />

<strong>Ingelheim</strong>-Unternehmensverband verliefen planmäßig.<br />

Wie in den vergangenen <strong>Jahre</strong>n wird auch in Zukunft<br />

der strategische Fokus von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> auf der<br />

eigenen Erforschung und Entwicklung von innovativen<br />

Medikamenten liegen. Wir konzentrieren uns damit auf<br />

unsere Stärken und legen das Fundament für ein gesundes<br />

und kontinuierliches organisches Wachstum. In<br />

Bereichen, in denen wir neue Kompetenzen benötigen<br />

oder im Fall von sinnvoll erscheinenden Marktopportunitäten<br />

wird <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> ergänzend auch externe<br />

Wachstumsmöglichkeiten wahrnehmen.<br />

Die regionale Verteilung unserer Umsätze hat sich aufgrund<br />

der beschriebenen Effekte gegenüber dem Vorjahr<br />

leicht verschoben. Die Region Amerika musste im vergangenen<br />

Jahr wie erwartet aufgrund der primär den<br />

US-Markt betreffenden Exklusivitätsverluste einen Umsatzrückgang<br />

von letztendlich – 8,5 % verzeichnen. Die<br />

positive Entwicklung des übrigen Portfolios konnte den<br />

mit den Exklusivitätsverlusten einhergehenden Umsatzausfall<br />

in dieser Region nicht vollends kompensieren.<br />

Mit rund 46 % unseres Gesamtumsatzes ist die Region<br />

Amerika allerdings nach wie vor die größte Umsatzregion<br />

Boeh ringer <strong>Ingelheim</strong>s. Das größte Wachstum


gegenüber dem Vorjahr verzeichnete erwartungsgemäß<br />

die Region Asien / Australien / Afrika (AAA) mit erfreulichen<br />

11,6 %. Damit liegen rund 22 % unseres Gesamtumsatzes<br />

in dieser an Bedeutung gewinnenden Region.<br />

In Europa entsprach das Wachstum soliden 2,7 %, sodass<br />

diesem Markt ein Anteil von 32 % des Gesamtumsatzes<br />

zukommt.<br />

Umsatz nach Regionen<br />

(in Mio. EUR) 2010 2009 Veränderung<br />

Amerika 5.724 6.257 — 8,5 %<br />

Europa 4.089 3.980 + 2,7 %<br />

Asien, Australien, Afrika (AAA) 2.773 2.484 + 11,6 %<br />

Die Umsätze unseres Humanpharmageschäfts lagen im<br />

abgelaufenen Geschäftsjahr 2010 rund 4 % unter dem<br />

Vorjahreswert. Diese Entwicklung war erwartet und ist<br />

primär durch den Verlust der Exklusivität des Prostatamedikaments<br />

alna®/flomax® und des Parkinsonpräparates<br />

sifrol®/mirapex® sowie die generische Konkurrenz<br />

für den Blutdrucksenker catapresan® tts in<br />

den USA begründet. Hinzu kommen die Beendigung<br />

des Vertragsverhältnisses für Duloxetin (cymbalta®/<br />

xeristar®) sowie einer Lizenzvereinbarung für Herceptin<br />

mit Roche/Genentec. Bereinigt um diese Sonderkom<br />

ponenten war der Geschäftsverlauf jedoch durchaus<br />

erfreulich, was sich insbesondere in den positiven<br />

Wachstumsraten unserer etablierten Produkte spiriva®,<br />

micardis® und combivent® zeigt. Neben den etablierten<br />

Produkten trugen auch die Neueinführungen<br />

pradaxa® und twynsta® positiv zur Umsatzentwicklung<br />

im Humanpharmageschäft bei. Mit 11.665 Mio. EUR<br />

entfallen rund 92,7 % des Gesamtumsatzes von <strong>Boehringer</strong><br />

<strong>Ingelheim</strong> auf das Humanpharmageschäft. Innerhalb<br />

des Humanpharmageschäftes entfi elen 9.702 Mio. EUR<br />

auf das Geschäftsfeld verschreibungspflichtige Medikamente<br />

(– 3,5 % gegenüber Vorjahr) und 1.318 Mio. EUR<br />

auf unser Geschäftsfeld Selbstmedikation (+ 4,5 % gegenüber<br />

Vorjahr).<br />

Das Tiergesundheitsgeschäft hat sich auch im Geschäftsjahr<br />

2010 sehr erfolgreich entwickelt. Mit einem Umsatz<br />

von 921 Mio. EUR erhöhte sich der Anteil dieses Ge-<br />

schäftsfeldes an unserem Gesamtumsatz auf beachtliche<br />

7,3 %. Diese positive Entwicklung basiert sowohl auf organischem<br />

Wachstum (insbesondere unseres Schwei neimpfstoffes<br />

ingelvac circofl ex®) als auch auf den Ende<br />

2009 von Pfi zer/Fort Dodge übernommenen Produkten.<br />

Damit hat sich der Umsatz des Tiergesundheitsgeschäftes<br />

um 51 % gegenüber dem Vorjahr erhöht.<br />

Umsatz nach Geschäftsfeldern<br />

(in Mio. EUR)<br />

Verschreibungspfl ichtige<br />

2010 2009 Veränderung<br />

Medikamente 9.702 10.058 — 3,5 %<br />

Selbstmedikation (CHC) 1.318 1.261 + 4,5 %<br />

Biopharmazeutika<br />

Pharmachemikalien und<br />

422 553 — 23,7 %<br />

Pharmazeutische Produktion 216 233 — 7,3 %<br />

Tiergesundheit 921 610 + 51,0 %<br />

Insgesamt sind wir mit unserer Umsatzentwicklung im<br />

Jahr 2010 unter den gegebenen schwierigen Rahmenbedingungen<br />

zufrieden. Die nahezu vollständige Kompensation<br />

der durch Exklusivitätsverlust bedingten Umsatzausfälle<br />

werten wir als Erfolg, der uns in unserer<br />

langfristigen Orientierung bestätigt. Auf Basis der guten<br />

Entwicklung unserer etablierten Produkte und der vielversprechenden<br />

Produktinnovationen in unserer Pipeline<br />

wird nach diesem Übergangsjahr 2010 eine neue<br />

Wachstumsphase beginnen.<br />

Unsere Mitarbeiter und unsere positiven Forschungsund<br />

Entwicklungsresultate stellen das Fundament für<br />

eine Fortsetzung unseres langfristig orientierten Wachstums<br />

dar. Getragen von den Erfol gen in unserer Forschung<br />

und Entwicklung haben wir auch im Übergangsjahr<br />

2010 ganz bewusst an unseren hohen Investitionen<br />

im Bereich F&E festgehalten. Mit 1.896 Mio. EUR hat<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> ein Betriebs ergebnis erwirtschaftet,<br />

welches einer Umsatzrendite von 15,1 % entspricht.<br />

Kennzahlen (in Mio. EUR) 2010 2009 Veränderung<br />

Umsatzerlöse 12.586 12.721 — 1,1 %<br />

Betriebsergebnis 1.896 2.239 — 15,3 %<br />

Umsatzrendite 15,1 % 17,6 %<br />

Geschäft und Rahmenbedingungen<br />

21


konzernlagebericht<br />

Forschung und Entwicklung (F&E)<br />

Dem Unternehmensleitbild von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />

folgend ist es unser primäres Ziel, innovative Medikamente<br />

und Therapien für Krankheiten zu entwickeln,<br />

die bislang noch nicht zufriedenstellend behandelt werden<br />

können. Auf diese Weise möchten wir den Menschen<br />

helfen, die von diesen Krankheiten betroffen sind.<br />

Wir sind stets bestrebt, in Bereichen mit hohem therapeutischen<br />

Bedarf einen wichtigen Beitrag zu leisten<br />

und in den bedeutenden Indikationsgebieten eine führende<br />

Stellung einzunehmen. Zur Erreichung dieses<br />

Ziels werden strategisch wichtige Technologien ständig<br />

auf dem neuesten Stand gehalten und neue technologische<br />

Schlüsselansätze systematisch erforscht.<br />

Die erfolgreichen Forschungs-und Entwicklungsaktivitäten<br />

von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> und unsere damit verbundene<br />

Innovationsstärke waren in den vergangenen<br />

<strong>Jahre</strong>n stets die Basis unserer positiven Entwicklung.<br />

Dies wird sich auch in den kommenden <strong>Jahre</strong>n nicht ändern.<br />

Der eigenen Forschung und Entwicklung kommt<br />

auch in Zukunft höchste Priorität zu. Sie stellt das Fundament<br />

des <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong>-Unternehmensverbandes<br />

dar und wird auch zukünftig unser wesentlicher<br />

Wachstumstreiber sein.<br />

Im abgelaufenen Geschäftsjahr 2010 haben wir an unseren<br />

großen F&E-Standorten in Deutschland (Biberach),<br />

USA (Ridgefi eld), Österreich (Wien) und Kanada (Laval)<br />

im <strong>Jahre</strong>sschnitt 7.093 Mitarbeiter beschäftigt. Mit einem<br />

Investitionsvolumen von rund 2.453 Mio. EUR in<br />

Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten hat <strong>Boehringer</strong><br />

<strong>Ingelheim</strong> seine Investitionen in diesen Bereich im<br />

Vergleich zum Vorjahr noch einmal deutlich erhöht. Ins-<br />

gesamt hat <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> in 2010 damit 19,5 %<br />

des Konzernumsatzes in die Erforschung und Entwicklung<br />

neuer Medikamente investiert.<br />

Die eigene Forschung und Entwicklung besitzt für<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> eine hohe Priorität. Darüber hinaus<br />

ergänzen wir unser Produktportfolio regelmäßig<br />

durch gezielte Einlizenzierungen und Kooperationen.<br />

Im abgelaufenen Geschäftsjahr sind wir beispielsweise<br />

mit der 4-Antibody AG (Schweiz) eine langfristige Kooperation<br />

zur Entwicklung voll humaner, therapeutischer<br />

Antikörper für eine Reihe von Targets in verschiedenen<br />

Indikationen eingegangen. Die 4-Antibody AG<br />

wird hierbei ihre proprietären Hu-PAC®- und Retrocyte<br />

Display®-Technologien für die Entwicklung voll humaner<br />

Antikörper gegen neue und von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />

nominierte Targets einsetzen. Mit der US-amerikanischen<br />

Gesellschaft Micromet Inc. haben wir eine<br />

Kooperationsvereinbarung für die Erforschung, Entwicklung<br />

und Vermarktung eines neuen BiTE-Antikörpers<br />

zur Behandlung von multiplem Myelom abgeschlossen.<br />

Obwohl in der jüngsten Vergangenheit einige<br />

Fortschritte bei der Behandlung von multiplem Myelom<br />

gemacht werden konnten, gilt diese Krankheit noch<br />

immer als weitgehend nicht behandelbar. Darüber hinaus<br />

ist <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> eine Kooperation mit der<br />

ebenfalls in den USA ansässigen Firma Macrogenics Inc.<br />

eingegangen. Ziel dieser Zusammenarbeit ist die Erforschung,<br />

Entwicklung und Vermarktung einer dartbasierten<br />

Antikörpertechnologie, deren Einsetzbarkeit<br />

die Therapiegebiete Onkologie, Atemwegserkrankungen,<br />

kardio-metabolische Erkrankungen und Infektionskrankheiten<br />

umfassen könnte. Mit dem österreichischen<br />

Forschung und Entwicklung 2010 2009 2008 2007 2006<br />

Aufwendungen gesamt in Mio. EUR 2.453 2.215 2.109 1.900 1.574<br />

– in % der Umsatzerlöse 19,5 17,4 18,2 17,3 14,9<br />

Aufwendungen für verschreibungspfl ichtige Medikamente in Mio. EUR 2.306 2.100 2.016 1.818 1.501<br />

– in % der Umsatzerlöse mit verschreibungspfl ichtigen Medikamenten 23,8 20,9 22,1 21,0 18,1<br />

Durchschnittliche Anzahl der Mitarbeiter 7.093 6.934 6.788 6.405 6.003<br />

Sachanlage-Investitionen in Mio. EUR (ohne Investitionen in Infrastruktur) 83 <strong>125</strong> 145 157 <strong>125</strong><br />

22 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010


Unternehmen f-star Biotechnologische Forschungs- und<br />

Entwicklungsgesellschaft haben wir im vergangenen<br />

Jahr ebenfalls ein Kooperations- und Lizenzabkommen<br />

für die Entwicklung von Arzneimitteln auf der Basis<br />

von Antikörpern geschlossen. Diese Vereinbarung sieht<br />

vor, dass <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> die von f-star entwickelte,<br />

modulare Technologie zur Herstellung von Antikörpern<br />

und funktionellen Antikörper-Fragmenten gegen<br />

bis zu sieben Zielstrukturen aus verschiedenen therapeutischen<br />

Bereichen einsetzen und sie zur Entwicklung<br />

neuer Medikamente nutzen kann. Mit dem in Deutschland<br />

ansässigen Unternehmen Priaxon AG wurde im<br />

vergangenen Jahr eine Zusammenarbeit zur Erforschung<br />

und Entwicklung neuartiger Krebstherapien auf<br />

den Weg gebracht. Ziel ist die gemeinsame Entwicklung<br />

eines mdm2-/p53-Hemmers gegen unterschiedliche<br />

Tumorarten. Mit dem US-Unternehmen Neurocrine<br />

Biosciences haben wir eine weltweite Zusammenarbeit<br />

für die Erforschung und Entwicklung des GPR119-Agonisten<br />

zur Behandlung von Typ 2-Diabetes abgeschlossen.<br />

Hierbei soll der Mechanismus die Produktion und<br />

Sekretion von körpereigenem Insulin stimulieren und<br />

stellt somit eine Ergänzung zu unserer eigenen Diabetes-<br />

Pipeline dar. Darüber hinaus hat <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />

eine Vereinbarung mit dem Engineering- und Technologieunternehmen<br />

VTU getroffen, um in der Technologieentwicklung<br />

zu kooperieren. Im Rahmen dieser Vereinbarung<br />

erhält <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> Zugang zum<br />

VTU-eigenen Expressionssystem (Methodik zur Proteinexpression).<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> hat im vergangenen Jahr einen<br />

eigenen Venture Capital-Fonds gegründet – die <strong>Boehringer</strong><br />

<strong>Ingelheim</strong> Venture Fund (BIVF) GmbH. Dieser<br />

Fonds wird in Biotech- und Start-up-Unternehmen investieren,<br />

die vielversprechende Therapieansätze und<br />

Technologien erforschen, um somit Innovationen in der<br />

medizinischen Wissenschaft zu fördern. Das anfängliche<br />

von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> investierte Fondsvolumen<br />

beläuft sich auf insgesamt 100 Mio. EUR. Die<br />

ersten Investitionen erfolgten bereits im vergangenen<br />

Geschäftsjahr.<br />

An den zuvor genannten vier großen Forschungsstandorten<br />

von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> haben wir unsere Forschungs-<br />

und Entwicklungsaktivitäten auf die folgenden<br />

Indikationsgebiete konzentriert:<br />

• Atemwegserkrankungen<br />

• Immunologie<br />

• Infektionserkrankungen<br />

• Kardiometabolische Erkrankungen (Herz-Kreislaufund<br />

Stoffwechselerkrankungen)<br />

• Neurologische Erkrankungen<br />

• Onkologie<br />

Im abgelaufenen Geschäftsjahr konnte <strong>Boehringer</strong><br />

<strong>Ingelheim</strong> erneut wesentliche Fortschritte in der klinischen<br />

Forschung hinsichtlich neuer Substanzen erzielen.<br />

Hervorzuheben sind hierbei insbesondere unsere<br />

Innovationen im Therapiegebiet der kardio-metabolischen<br />

Erkrankungen mit unserer Substanz Dabigatranetexilat<br />

(pradaxa®) sowie im Segment Typ-2-Diabetes<br />

mit unserem Wirkstoff Linagliptin.<br />

Im Oktober 2010 erhielt unser neues Produkt pradaxa®<br />

(Dabigatranetexilat) in der Indikation Schlaganfallprävention<br />

bei Patienten mit Vorhofflimmern die Zulassung<br />

in den USA und in Kanada. Weitere Zulassungen<br />

des neuartigen oralen direkten Thrombininhibitors<br />

werden für 2011 erwartet, unter anderem in Japan und<br />

Europa.<br />

pradaxa® ist bereits seit 2008 in 75 Ländern für die<br />

Prävention von Venösen Thromboembolien (VTE) nach<br />

Hüft- und Kniegelenksersatz-Operationen zugelassen.<br />

Die nun erfolgten Zulassungen in der Indikation Schlaganfallprävention<br />

stellen aus medizinischer Sicht einen<br />

therapeutischen Durchbruch dar. In den USA ist dies die<br />

erste Zulassung seit über 50 <strong>Jahre</strong>n für einen oralen Gerinnungshemmer.<br />

Die Behandlung mit pradaxa® wird<br />

das Leben vieler Patienten verbessern, denn sie bietet<br />

einen hohen Schutz vor dem gefürchteten Schlaganfall<br />

und darüber hinaus macht pradaxa® die enormen Einschränkungen<br />

überfl üssig, die mit der bisherigen Standardtherapie<br />

verbunden waren. Das Vorhoffl immern ist<br />

Geschäft und Rahmenbedingungen<br />

23


konzernlagebericht<br />

die häufi gste Herzrhythmusstörung, ungefähr ein Prozent<br />

der Gesamtbevölkerung und zehn Prozent der über<br />

Achtzigjährigen sind hiervon betroffen. Sie leiden unter<br />

einem erhöhten Risiko für Blutgerinnsel und infolgedessen<br />

einem bis zu fünffach erhöhten Schlaganfallrisiko.<br />

Somit stellt pradaxa® eine Innovation in einem<br />

Gebiet mit hohem therapeutischen Bedarf dar und ist<br />

gleichzeitig ein exzellentes Beispiel für unsere Vision<br />

„Werte schaffen durch Innovation“.<br />

Im Oktober des vergangenen <strong>Jahre</strong>s erhielt pradaxa®<br />

den Galenus-von-Pergamon-Preis in der Kategorie<br />

„Primary Care“, einen Preis für pharmakologische Spitzenforschung.<br />

Diese Auszeichnung bestätigt erneut den<br />

hohen Innovationscharakter von pradaxa®. Bereits im<br />

April 2010 wurde <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> für die Entwicklung<br />

von Dabigatranetexilat unter die drei Finalisten<br />

des „Deutschen Innovationspreises“ in der Kategorie<br />

Großunternehmen gewählt. Im September 2010 wählten<br />

deutsche Allgemeinärzte, Praktiker und Internisten<br />

das Medikament in einer Umfrage der Zeitschrift „PharmaBarometer“<br />

zum „Innovativsten Produkt 2010“. Die<br />

klinischen Studienergebnisse, die Marktzulassungen sowie<br />

die zahlreichen erhaltenen Auszeichnungen belegen<br />

den Innovationsgrad von pradaxa® und bestätigen damit<br />

ein weiteres Mal den Erfolg unserer Forschungsund<br />

Entwicklungsstrategie.<br />

Stoffwechselerkrankungen gehören seit vielen <strong>Jahre</strong>n<br />

ebenfalls zu den zentralen Forschungs- und Entwicklungsgebieten<br />

von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong>. Diabetes ist<br />

hierbei eine der Indikationen, die im Mittelpunkt des<br />

Interesses unseres globalen Forschungsnetzwerks stehen.<br />

2010 starben schätzungsweise fast vier Millionen<br />

Menschen in der Altersgruppe von 20 bis 79 <strong>Jahre</strong>n an<br />

Diabetes und seinen Komplikationen. Etwa 50 % der<br />

Menschen mit Diabetes versterben an kardiovaskulären<br />

Erkrankungen und über 8 % an Nierenversagen. Im<br />

Rahmen der Erforschung und Entwicklung neuer Diabetes-Wirkstoffe<br />

mit neuartigen Wirkmechanismen ist<br />

unser DPP-4-Inhibitor Linagliptin der im Diabetes-<br />

Portfolio von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> am weitesten in der<br />

Entwicklung vorangeschrittene Wirkstoff. Linagliptin<br />

24 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010<br />

wird als eine einmal täglich einzunehmende Tablette<br />

zur Behandlung des Typ 2 Diabetes (als Monotherapie)<br />

und als Kombinationstherapie entwickelt. Die im vergangenen<br />

Jahr 2010 im Rahmen der 70th Scientifi c<br />

Sessions of the American Diabetes Association (ADA)<br />

präsentierten Phase-III-Daten zu Linagliptin belegen<br />

eine signifi kante, anhaltende und klinisch bedeutsame<br />

Reduktion des Blutglukosespiegels. In den Phase-III-<br />

Zulassungsstudien zeigte sich darüber hinaus ein sehr<br />

günstiges Sicherheitsprofi l von Linagliptin mit einer<br />

Gesamtrate von unerwünschten Begleiterscheinungen<br />

auf Placeboniveau. Außerdem wurde unter Linagliptin<br />

keine Auswirkung auf das Körpergewicht beobachtet<br />

und kein erhöhtes Risiko für Wechselwirkungen mit anderen<br />

Arzneimitteln festgestellt. Besonders bedeutsam<br />

ist, dass kein erhöhtes Hypoglykämierisiko in Zusammenhang<br />

mit Linagliptin als Monotherapie oder in Kombination<br />

mit Metformin oder Pioglitazon auftrat. Auf der<br />

Herbsttagung 2010 der Deutschen Diabetes- Gesellschaft<br />

in Berlin stellte <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> weitergehende<br />

Studienergebnisse vor, welche die bereits bekannten Ergebnisse<br />

aus dem Phase-III-Studienprogramm ergänzten.<br />

Die neuen Daten belegen neben einer signifi kanten<br />

und anhaltenden Reduktion der Blutglukosespiegel,<br />

dass Linagliptin aufgrund seines unter den DPP-4-Inhibitoren<br />

einzigartigen pharmakokinetischen Profi ls bei<br />

allen Patienten mit Typ 2 Diabetes ohne Dosis anpassung<br />

frühzeitig eingesetzt werden könnte, selbst bei Patienten<br />

mit einer Nierenschädigung. <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> ist<br />

stolz auf diese positiven Entwicklungsergebnisse und<br />

erwartet die ersten Marktzulassungen von Linagliptin<br />

im Laufe des <strong>Jahre</strong>s 2011.<br />

Im Therapiegebiet Onkologie hat sich <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />

der Forschung und Entwicklung neuartiger Wirkstoffe<br />

zur Krebsbehandlung verschrieben, die für die Patienten<br />

einen hohen therapeutischen Nutzen und eine<br />

Verbesserung der Lebensqualität bedeuten. Die Grundlage<br />

dieses Engagements bilden wissenschaftliche Fortschritte<br />

in der Entwicklung einer Reihe von zielgerichteten<br />

Therapien zur Behandlung von soliden Tumoren<br />

sowie hämatologischen Krebserkrankungen mit hohem<br />

therapeutischen Bedarf.


Unser umfangreiches und robustes LUX-Studienprogramm<br />

besteht aus <strong>mehr</strong> als zehn weltweit laufenden<br />

Studien zur Beurteilung unseres Wirkstoffes Afatinib<br />

(BIBW 2992) bei verschiedenen soliden Tumoren (u.a.<br />

nicht-kleinzelliges Bronchialkarzinom, Brustkrebs und<br />

Kopf-Hals-Karzinom). Unsere Substanz Afatinib ist ein<br />

neuartiger oraler Tyrosinkinaseinhibitor, dessen Wirkung<br />

auf einer irreversiblen Hemmung zweier Tyrosinkinasen<br />

beruht, die am Wachstum und der Ausbreitung<br />

der Tumore beteiligt sind.<br />

Das Lungenkarzinom ist weltweit die häufi gste Krebs-<br />

erkrankung und gleichzeitig die häufi gste krebsbedingte<br />

Todesursache. <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> konnte in 2010<br />

weitere Entwicklungsfortschritte in diesem Segment<br />

erzielen. Unsere Substanz Afatinib wird derzeit im klinischen<br />

Studienprogramm LUX-Lung hinsichtlich der<br />

Behandlung von Lungenkrebs geprüft.<br />

Dieses Programm beinhaltet eine Reihe von Studien,<br />

deren Großteil inzwischen in der klinischen Phase III<br />

angesiedelt ist.<br />

Im Rahmen der klinischen Phase-III-Studie LUX-Lung 1<br />

konnten die Studienergebnisse zum Beispiel im abgelaufenen<br />

Jahr die Aktivität und den klinischen Nutzen<br />

von Afatinib bei fortgeschrittenem, nicht-kleinzelligem<br />

Bronchialkarzinom für die Gesamtpopulation bestätigen.<br />

Mit Afatinib behandelte Patienten wiesen eine signifi<br />

kant höhere Rate in der Tumorkontrolle oder Tumorverkleinerung<br />

auf als Patienten unter Placebo. Dieses<br />

Ergebnis wurde von unabhängiger Seite bestätigt. Die<br />

Studienergebnisse zeigten darüber hinaus, dass der<br />

Wirkstoff Afatinib zu einer statistisch signifi kanten<br />

Verbesserung der zentralen Symptome, die mit Bronchialkarzinomen<br />

verbunden sind (Husten, Atemnot und<br />

Schmerzen), führt. Außerdem verzögerte Afatinib signifi<br />

kant die Zeit bis zur Verschlechterung von Husten,<br />

Atemnot und Brustschmerz.<br />

Im September des vergangenen <strong>Jahre</strong>s konnten wir<br />

darüber hinaus den Beginn einer klinischen Phase-III-<br />

Studie bekannt geben, in der Afatinib zur Behandlung<br />

von Patientinnen mit fortgeschrittenem Brustkrebs geprüft<br />

wird. Brustkrebs ist mit über 411.000 Todesfällen<br />

jährlich die weltweit häufi gste Krebstodesursache bei<br />

Frauen. Die als „LUX-Breast 1“ bezeichnete, zulassungsrelevante<br />

klinische Phase-III-Studie ist die erste zur Beurteilung<br />

von Afatinib bei Brustkrebs. Diese Studie erweitert<br />

den potenziellen Anwendungsbereich, für den<br />

die Onkologie-Pipeline von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> geeignet<br />

sein könnte. Sie stellt damit einen wichtigen Meilenstein<br />

auf dem Weg dar, unsere Entwicklungen in der<br />

Onkologie über den Lungenkrebs hinaus auszubauen.<br />

Neben Afatinib ist BIBF 1120 (vorgesehener Handelsname<br />

vargatef®) die zweite Leitsubstanz der Onkologie-Pipeline<br />

von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong>. Der dreifache<br />

Ki nase-Hemmer befi ndet sich in Phase III der klinischen<br />

Entwicklung zur Behandlung von Patienten mit fortgeschrittenem<br />

nicht-kleinzelligen Bronchialkarzinom sowie<br />

Patientinnen mit Eierstockkrebs (Ovarialkarzinom).<br />

Im November 2010 konnte <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> darüber<br />

hinaus die Ergebnisse der Klinischen Phase-II-Studie<br />

tumorrow vorstellen. Unsere Substanz BIBF 1120<br />

lieferte im Rahmen dieser Studie vielversprechende Ergebnisse<br />

bei Patienten mit idiopathischer Lungenfi brose<br />

(IPF). Diese Studienergebnisse deuten darauf hin, dass<br />

die Substanz einen signifi kanten Nutzen für IPF-Patienten<br />

bieten kann, indem sie den mit der Erkrankung einhergehenden<br />

Lungenfunktionsverlust reduziert. Die Ergebnisse<br />

der Studie sind sehr ermutigend und bilden<br />

eine solide Basis für die Entwicklung weiterer klinischer<br />

Programme.<br />

Im Therapiegebiet Infektionserkrankungen fokussieren<br />

sich die Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten von<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> auf Viruserkrankungen mit einem<br />

hohen bisher nicht gedeckten medizinischen Bedarf.<br />

Im Rahmen unseres HCV-Forschungsprogramms<br />

(Hepatitis-C-Virus) konnten wir im vergangenen Jahr<br />

weitere signifi kante Fortschritte verzeichnen. Bei unserer<br />

Substanz BI 201335 handelt es sich um einen oral einzunehmenden<br />

HCV-NS3/4A-Protease-Inhibitor (Prüfsubstanz),<br />

der von unserer Forschung und Entwicklung entdeckt<br />

wurde und bereits klinische Studien bis zur Phase<br />

Geschäft und Rahmenbedingungen<br />

25


konzernlagebericht<br />

IIb (SILEN-C-Studien) durchlaufen hat. Unsere Substanz<br />

BI 207127 ist ein NS5B-RNA-abhängiger Polymerase-Inhibitor,<br />

der die klinischen Prüfungen der Phase I<br />

abgeschlossen hat. Derzeit laufen die Planungen für<br />

Phase-II-Studien mit BI 207127 und BI 201335 in Therapien<br />

ohne Interferon, sowohl mit als auch ohne Ribavirin.<br />

Im Oktober 2010 hat <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> die<br />

vielversprechenden Ergebnisse unserer Phase Ib-Studie<br />

„SOUND-C1“ bekannt gegeben, aus denen hervorgeht,<br />

dass die Kombination der beiden oralen Hepatitis-C-<br />

Wirkstoffe BI 201335 (Protease-Inhibitor) und BI 207127<br />

(Polymerase-Inhibitor) mit Ribavirin die Viruslast nicht<br />

vorbehandelter HCV-Patienten unter die Quantifi zierbarkeitsgrenze<br />

senkt. Der neue Protease-Polymerase-Inhibitor-Kombinationswirkstoff<br />

führte im Rahmen dieser<br />

Studie zu einem schnellen virologischen Ansprechen<br />

auch ohne pegyliertes Interferon. <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />

ist stolz auf die erzielten Forschungsergebnisse in diesem<br />

Gebiet, da eine Therapie ohne Interferon und die<br />

damit verbundenen Nebenwirkungen für Patienten mit<br />

chronischer Hepatitis C eine wichtige Behandlungsoption<br />

darstellen könnte.<br />

Aus unseren Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten<br />

im Bereich kardiovaskulärer Medikamente stammt unser<br />

Produkt twynsta®, eine hochwirksame Kombinationstablette<br />

aus dem Angiotensinrezeptorblocker Telmisartan<br />

(micardis®) und dem Kalziumkanalblocker<br />

Amlodipin. Dieses Produkt ist indiziert für die Behandlung<br />

der essenziellen Hypertonie bei erwachsenen<br />

Patienten, deren Blutdruck durch eine Therapie mit<br />

Amlodipin nicht ausreichend kontrolliert werden kann,<br />

sowie als Ersatztherapie für Erwachsene, die micardis®<br />

und Amlodipin bislang in separater Darreichung in der<br />

gleichen Dosierung erhalten haben. Bluthochdruck ist<br />

der wichtigste Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen<br />

und für <strong>mehr</strong> Todesfälle als jeder andere<br />

Risikofaktor verantwortlich. Nachdem unsere erfolgreichen<br />

Entwicklungsstudien bereits in 2009 in einer<br />

Marktzulassung von twynsta® in den USA mündeten,<br />

konnten im abgelaufenen Geschäftsjahr 2010 weitere<br />

Marktzulassungen für twynsta® in Japan sowie in<br />

Europa erreicht werden.<br />

26 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010<br />

Die Pipeline-Projekte von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unterliegen<br />

einer regelmäßigen Prüfung. In diesem Rahmen haben<br />

wir uns im vergangenen Jahr dazu entschieden, die<br />

Entwicklung des Wirkstoffes Flibanserin zur Behandlung<br />

der Hypoactive Sexual Desire Disorder (HSDD) einzustellen.<br />

Im Juni 2010 traf sich das Reproductive Health Drugs<br />

Advisory Committee der US-amerikanischen Arzneimittelbehörde<br />

FDA (Food and Drug Administration), um<br />

über den Zulassungsantrag für Flibanserin zur Behandlung<br />

der HSDD bei prämenopausalen Frauen zu beraten.<br />

Die Antwort der Zulassungsbehörde sowie die Komplexität<br />

und der Umfang der weiteren Fragen, die zu klären gewesen<br />

wären, um möglicherweise eine Zulassung für<br />

Flibanserin zu erhalten, beeinfl ussten die Entscheidung<br />

von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong>, sich auf andere Projekte in unserer<br />

Produkt-Pipeline zu konzentrieren. Dies war eine<br />

schwierige Entscheidung, da wir auch weiterhin von dem<br />

Wert überzeugt sind, den Flibanserin für Frauen hätte, die<br />

unter HSDD leiden. Bedeutsam für uns ist daher, dass wir<br />

durch unsere Investitionen in die Forschung und Entwicklung<br />

sowie in Aufklärungsaktivitäten einen wesentlichen<br />

Beitrag für ein verbessertes Verständnis der HSDD<br />

leisten konnten.<br />

Die Forschungsschwerpunkte von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />

im Tiergesundheitsgeschäft fokussieren sich auf die Erforschung<br />

und Entwicklung von innovativen Impfstoffen,<br />

primär zum Schutz von Nutztieren. <strong>Boehringer</strong><br />

<strong>Ingelheim</strong> investierte im abgelaufenen Geschäftsjahr<br />

rund 92 Mio. EUR in die Erforschung und Entwicklung<br />

neuer Produkte. Dies entspricht in etwa 10 % der gesamten<br />

Umsatzerlöse des Tiergesundheitsgeschäftes.<br />

Im vergangenen Jahr 2010 hat <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />

in Hannover den Grundstein für sein Europäisches<br />

Forschungszentrum für Tierimpfstoffe gelegt, wobei<br />

<strong>mehr</strong> als 40 Mio. EUR in das <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />

Veterinary Research Center investiert werden. In der<br />

ersten Ausbaustufe werden dort etwa 50 Mitarbeiter innovative<br />

Impfstoffe entwickeln. Ende 2011 soll das<br />

Forschungszentrum für Tierimpfstoffe dann bezogen<br />

und in Betrieb genommen werden, für 2012 ist der Start<br />

der wissenschaftlichen Arbeiten vorgesehen. Wir errichten


damit ein modernes Forschungszentrum mit 50 Laboratorien<br />

und einer daran angeschlossenen Tierhaltung.<br />

Mit dieser signifi kanten Investition werden wir unsere<br />

Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten im Bereich<br />

Tierimpfstoffe für Nutztiere in Europa weiter etablieren<br />

und international deutlich ausbauen.<br />

Produktion<br />

Verteilt auf 20 Standorte weltweit (in 13 verschiedenen<br />

Ländern), bestand unser Produktionsnetzwerk in 2010<br />

im Humanpharmageschäft aus insgesamt 22 Produktionseinheiten:<br />

14 pharmazeutische, fünf chemische, zwei<br />

biopharmazeutische sowie eine für Medizinprodukte.<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong>s langjährige Erfahrung an diesen<br />

Produktionsstandorten sichert eine zuverlässige und<br />

qualitativ hochwertige Produktversorgung unter Nutzung<br />

neuester Technologien. Unser Produktionsbereich<br />

hat sich hierbei als zuverlässiger Partner sowohl für<br />

konzerninterne Kunden als auch für externe Industriekunden<br />

sehr erfolgreich etabliert.<br />

Im Geschäftsjahr 2010 haben wir die Steuerung unserer<br />

weltweiten Produktionsstätten organisatorisch neu aufgestellt<br />

und damit unsere Wettbewerbsfähigkeit weiter<br />

verbessert.<br />

Die Chemiestandorte wurden gemeinsam mit den pharmazeutischen<br />

Standorten, von denen aus die Markteinführung<br />

neuer innovativer Arzneimittel erfolgt, zur<br />

Division Launch & Strategic Products (LSP) zusammengefasst.<br />

Primäres Ziel ist die Sicherstellung von Produkteinführungen<br />

auf höchstem Qualitätsniveau sowie<br />

die technologisch und prozessual anspruchsvolle<br />

Her stellung dieser innovativen Produkte in den ersten<br />

<strong>Jahre</strong>n ihres Lebenszyklus. LSP stellt hierbei die Schnittstelle<br />

zwischen Produktion und unseren En twicklungsaktivitäten<br />

dar und übernimmt bereits in sehr<br />

frühen Phasen vorbereitende Aufgaben für die Markteinführung<br />

von neuen Produkten. Ein erfolgreiches Beispiel<br />

in 2010 war die Markteinführung unseres Produktes<br />

pradaxa® in den USA. Die Herstellungsprozesse<br />

konnten bereits in frühen Phasen kontinuierlich verbessert<br />

werden, sodass ein stabiler und qualitativ hochwer-<br />

tiger Herstellungsprozess bereits bei Produkt einführung<br />

sichergestellt werden konnte.<br />

Rund 80 % unserer Produktionsvolumina entfallen auf<br />

am Markt bereits etablierte Produkte im fortgeschrittenen<br />

Lebenszyklus. Deren Herstellung wird von den<br />

Produktionsstätten unserer Division Established Products<br />

(ESP) wahrgenommen. Durch eine Präsenz in allen<br />

Regionen der Welt erreichen wir mit unserem Produktionsnetzwerk<br />

ein hohes Maß an Flexibilität und können<br />

optimal auf lokale Erfordernisse reagieren. Hierdurch<br />

sind wir mit unserem Produktionsnetzwerk jederzeit in<br />

der Lage, sowohl unsere eigenen Arzneimittel als auch<br />

Produkte, die wir im Auftrag für unsere externen Industriekunden<br />

fertigen, mit kosteneffi zienten Herstellungsprozessen<br />

mit hoher Qualität und Zuverlässigkeit zur<br />

Verfügung zu stellen.<br />

Die biopharmazeutische Produktion von <strong>Boehringer</strong><br />

<strong>Ingelheim</strong> an den Standorten Wien, Österreich und<br />

Biberach, Deutschland genießt weltweites Ansehen.<br />

Neben der Herstellung eigener Produkte (actilyse®,<br />

metalyse®, imukin® und beromun®) bietet <strong>Boehringer</strong><br />

<strong>Ingelheim</strong> als einer der führenden Auftragshersteller die<br />

gesamte biopharmazeutische Prozesskette von der genetischen<br />

Entwicklung der Zelle über die Herstellung bis<br />

zum marktfähigen Arzneimittel im wirtschaftlichen<br />

Maßstab auch für Industriekunden an.<br />

Durch kontinuierliche Investitionen in unser Produktions<br />

netzwerk stellen wir seit <strong>Jahre</strong>n sicher, dass wir auf<br />

innovative und modernste Produktionstechniken zugreifen<br />

können.<br />

Nachdem bereits 2009 eine Investition von rund 64 Mio.<br />

EUR in das erste Modul unseres neuen Produktionsbetriebes<br />

zur Herstellung von Wirkstoffpellets für unseren<br />

neuen oralen Thrombinhemmer pradaxa® am Standort<br />

<strong>Ingelheim</strong> erfolgte, wurden im Jahr 2010 weitere<br />

119 Mio. EUR in den Ausbau des innovativen Produktionsbetriebes<br />

investiert. Dieser soll bis 2011 fertiggestellt<br />

sein und wird mit weiteren 120 Arbeitsplätzen an<br />

unserem Stammsitz in <strong>Ingelheim</strong> verbunden sein. Mit<br />

Geschäft und Rahmenbedingungen<br />

27


konzernlagebericht<br />

dieser Erweiterungsinvestition sind wir in der Lage, die<br />

Kapazität der Kapselherstellung zukünftig auf 1,5 Milliarden<br />

Kapseln pro Jahr signifi kant zu steigern. Damit<br />

gewährleistet <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong>, dass der erwartete<br />

weltweite Bedarf an Dabigatranetexilat (pradaxa®) gedeckt<br />

werden kann.<br />

Mit einer weiteren Investition von rund 70 Mio. EUR in<br />

eine hochautomatisierte Zerstäuberfabrik der <strong>Boehringer</strong><br />

<strong>Ingelheim</strong> microParts in Dortmund zur Herstellung<br />

unserer respimat®-Inhalationsgeräte haben wir unsere<br />

Produktionskapazität auf 20 Millionen Inhalationsgeräte<br />

pro Jahr verdoppelt. Mithilfe dieser Investition sind<br />

wir in der Lage, den Patienten für die weltweit steigende<br />

Marktnachfrage nach Präparaten zur Behandlung der<br />

chronisch-obstruktiven Atemwegserkrankung mit dem<br />

respimat®-Soft Inhaler einen hocheffi zienten und innovativen<br />

Medikamentenzerstäuber zur Verfügung zu stellen.<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> arbeitet kontinuierlich an der<br />

Optimierung seines Produktionsnetzwerkes. Hierzu<br />

zählt unter anderem auch der Ausbau unserer Präsenz<br />

in Asien. <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> gab 2009 bereits bekannt,<br />

in China 100 Mio. EUR zu investieren mit dem<br />

Ziel, die Produktionskapazitäten an unserem Stand ort<br />

im Zhangjiang High-Tech-Park in Shanghai zu vergrößern.<br />

Im Rahmen dieses Expansionsprojektes haben wir<br />

in 2010 rund 10 Mio. EUR in den Aufbau eines neuen<br />

Center of Competence in Shanghai investiert, das auf<br />

die Qualitätskontrolle von in China bezogenen pharmazeutischen<br />

Wirkstoffen und chemischen Zwischenprodukten<br />

spezialisiert ist. Das neue Kompetenzzentrum<br />

umfasst die Abteilungen Prozessentwicklung und Qualitätskontrolle,<br />

wobei sich die Prozessentwicklung auf<br />

die Optimierung der Produktionsprozesse und den entsprechenden<br />

Technologietransfer an unsere Geschäftspartner<br />

in China konzentriert, um Produktionseffi zienz<br />

und -präzision zu erhöhen. Mit der Optimierung des<br />

Produktionsprozesses bei unseren Partnern und der Sicherstellung<br />

der Qualität der Zwischenprodukte wird<br />

China zukünftig eine stärkere Rolle bei unseren weltweiten<br />

Beschaffungsmaßnahmen spielen.<br />

28 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010<br />

Umwelt und Arbeitsschutz<br />

Der Schutz unserer Mitarbeiter, unserer Einrichtungen<br />

und unserer Umwelt sowie der Erhalt natürlicher Ressourcen<br />

und die Förderung des Umweltbewusstseins<br />

sind ein wichtiger Bestandteil unseres Unternehmensleitbildes<br />

und für <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> von zentraler<br />

Bedeutung. Die Beachtung gesellschaftlicher, sozialer<br />

und ökologischer Aspekte ist seit vielen <strong>Jahre</strong>n in unserer<br />

Unternehmensphilosophie fest verankert. Nachhaltigkeit<br />

und der dazu gehörende Respekt vor der Umwelt<br />

prägen das Handeln von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong>. Bei allen<br />

Aktivitäten bemüht sich <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> um<br />

den größtmöglichen Schutz seiner Mitarbeiter, seiner Nachbarn<br />

und der Natur. Das Unternehmen ist bestrebt, die<br />

natürlichen Ressourcen zu erhalten und das Umweltbewusstsein<br />

intern und extern nachdrücklich zu fördern.<br />

Wir haben konzernweit verbindliche Standards für den<br />

Bereich Umweltschutz und Arbeitssicherheit defi niert,<br />

die nicht nur die länderspezifi schen gesetzlichen Aufl agen<br />

refl ektieren, sondern über das gesetzlich vorgeschriebene<br />

Maß deutlich hinausgehen. Unser Unternehmensbereich<br />

Environment, Health and Safety (EHS)<br />

überprüft anhand etablierter Prozesse die entsprechende<br />

Implementierung und Einhaltung dieser Umweltund<br />

Arbeitssicherheitsrichtlinien. Anhand regelmäßig<br />

durchgeführter interner Audits werden neben der Einhaltung<br />

unserer Standards kontinuierlich Verbesserungspotenziale<br />

identifi ziert und umgesetzt. Im abgelaufenen<br />

Geschäftsjahr haben wir erneut freiwillig<br />

weltweit 14 interne Umweltschutz- und Arbeitssicherheitsaudits<br />

an zwölf unserer Standorte durchgeführt.<br />

Diese globalen Auditierungsverfahren sowie eine systematische<br />

Überprüfung anhand von defi nierten Kennzahlen<br />

sind fest in unseren Geschäftsprozessen etabliert<br />

und tragen signifi kant zum hohen Standard unserer<br />

Maßnahmen in den Bereichen Umweltschutz, <strong>Gesundheit</strong><br />

und Arbeitssicherheit bei.<br />

Nicht nur an uns selbst, sondern auch an unsere Zulieferer<br />

stellen wir hohe Anforderungen in Bezug auf Arbeitssicherheit<br />

und Umweltschutz. Im Geschäftsjahr<br />

2010 wurde der Auswahlprozess für Zulieferer detail-


liert überarbeitet und weiter verbessert. Unter anderem<br />

wurde in diesem Rahmen ein risikobasierter Ansatz für<br />

die Auditierung unserer externen Geschäftspart ner entwickelt.<br />

Eine Geschäftsbeziehung mit einem Zulieferer<br />

kommt nur dann zustande, wenn alle von <strong>Boehringer</strong><br />

<strong>Ingelheim</strong> definierten Anforderungen erfüllt werden.<br />

Eine umfassende Inspektion vor Ort ist daher immer<br />

der erste Schritt einer neuen Partnerschaft.<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> bekennt sich seit 1995 zu den<br />

Leitlinien von responsible care®, einer weltweiten Initiative<br />

der chemischen Industrie (Weltchemieverband).<br />

Für unsere Unternehmen ist Responsible Care® der Auftrag,<br />

Sicherheit, <strong>Gesundheit</strong> und Umweltschutz kontinuierlich<br />

zu verbessern – freiwillig und über gesetzliche<br />

Vorgaben hinaus. Unser wirtschaftliches Handeln kann<br />

nur dann erfolgreich sein, wenn wir gesellschaftliche<br />

und ökologische Aspekte beachten.<br />

Auch in 2010 ist die Zertifi zierung unserer Produktionsstandorte<br />

durch externe Organisationen ein wichtiger<br />

Bestandteil unseres Umwelt- und Sicherheitsmanagements<br />

gewesen. Bestätigt wurde unser Engagement unter<br />

anderem durch das Zertifi kat ISO 14001 für Umweltman<br />

agement unseres Chemiestandortes in Petersburg,<br />

Virginia/USA, der damit unseren bereits zertifi zierten<br />

chemischen Produktionsstätten in Spanien, Frankreich<br />

und Italien folgt.<br />

Jede Produktion, so auch die Herstellung von pharmazeutischen<br />

Produkten, hat einen unvermeidlichen Einfl<br />

uss auf die Umwelt. Daher ist es unser Anliegen, diesen<br />

Einfl uss so gering wie möglich zu halten. Dies spiegelt<br />

sich unter anderem in unseren ehrgeizigen Zielen in Bezug<br />

auf die Reduktion von CO2-Emissionen wider. Nach<br />

einer im vergangenen Jahr vorgenommenen Optimierung<br />

der Klimaanlagen unseres Standorts in <strong>Ingelheim</strong><br />

rechnen wir zum Beispiel mit einer jährlichen Reduzierung<br />

von 2.000 t CO2. <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> beteiligt sich<br />

bereits seit einigen <strong>Jahre</strong>n an dem weltweit renommierten<br />

Umweltprojekt Ökoprofi t®, einem in Graz, Österreich<br />

entwickelten ökologischen Projekt für integrierte<br />

Umwelt technik. Die Zielsetzung des Kooperationspro-<br />

jektes zwischen Kommunen und Betrieben liegt darin,<br />

in Unternehmen durch konkrete Maßnahmen Einsparungen<br />

im Verbrauch von Energie, Wasser und Abfall zu<br />

erzielen. Nachdem in den vergangenen <strong>Jahre</strong>n bereits<br />

signifi kante Einsparmöglichkeiten an den Standorten<br />

<strong>Ingelheim</strong> und Dortmund, Deutschland realisiert wurden,<br />

hat im vergangenen Geschäftsjahr unser Standort<br />

in Wien, Österreich im Rahmen dieses Projektes signifi -<br />

kante Möglichkeiten zur Reduzierung der CO2-Emission<br />

identifi ziert.<br />

<strong>Gesundheit</strong> und Sicherheit unserer Mitarbeiter genießen<br />

höchste Priorität bei <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong>. Zusätzlich<br />

zu unseren hohen Sicherheitsstandards und Richtlinien<br />

haben wir im abgelaufenen Geschäftsjahr unsere weltweite<br />

neue Sicherheitskultur Zero by Choice implementiert.<br />

Management und Mitarbeiter übernehmen hierin<br />

gleichermaßen Schlüsselrollen und werden angehalten,<br />

proaktiv Verantwortung für ihre eigene und für die Sicherheit<br />

ihrer Kollegen zu übernehmen. Zero by Choice<br />

soll den Stellenwert der Arbeitssicherheit in unserem<br />

Unternehmen nochmals erhöhen und hat die weitere<br />

Verringerung von Arbeitsunfällen zum Ziel. Mit einer<br />

Unfallrate von 2,6 Unfällen pro 1 Million geleisteter Arbeitsstunden<br />

im Jahr 2010 sind wir auf einem guten<br />

Weg, unser Ziel der Senkung dieser Kenn größe von 3,1<br />

im Jahr 2009 auf unter 1 im Jahr 2014 zu erreichen.<br />

Arbeitnehmerberichterstattung<br />

Wie in den vorausgegangenen <strong>Jahre</strong>n ist die durchschnittliche<br />

Zahl unserer Mitarbeiter auch im Geschäftsjahr<br />

2010 gestiegen. Im <strong>Jahre</strong>sdurchschnitt<br />

waren bei <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> 42.224 Mitarbeiter<br />

beschäftigt. Dies entspricht im Vergleich zum Vorjahr<br />

einem Wachstum von knapp 2 %.<br />

Durchschnittliche Zahl der Mitarbeiter<br />

nach Regionen 2010 2009<br />

Amerika 13.491 13.519<br />

Europa 21.016 21.314<br />

Asien, Australien, Afrika (AAA) 7.717 6.701<br />

42.224 41.534<br />

Geschäft und Rahmenbedingungen<br />

29


konzernlagebericht<br />

Junge Menschen zu fördern und ihnen einen erfolgreichen<br />

Start in das Berufsleben zu ermöglichen, zählt traditionell<br />

zu den besonderen Anliegen von <strong>Boehringer</strong><br />

<strong>Ingelheim</strong>. Im abgelaufenen Geschäftsjahr war an unseren<br />

Standorten in Deutschland eine konstant hohe Zahl<br />

von Jugendlichen in 30 unterschiedlichen Ausbildungsberufen<br />

beschäftigt (685 Auszubildende in 2010).<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> sieht die Ausbildung junger Menschen<br />

als Investition in die Zukunft. Hierbei bemühen<br />

wir uns stets, auch Menschen mit Behinderung die Integration<br />

in das Berufsleben zu ermöglichen. Neben dem<br />

Erwerb fachlicher Fertigkeiten und Kenntnisse legen<br />

wir nicht nur bei unseren Auszubildenden im Rahmen<br />

einer ganzheitlichen Qualifi zierung großen Wert auf die<br />

Förderung sozialer Kompetenzen und fördern die Persönlichkeitsentwicklung<br />

unserer Mitarbeiter.<br />

Als einem Bestandteil unserer Unternehmensstrategie<br />

kommt dem Talent Management ein besonderer Stellenwert<br />

zu. Die Beschäftigungsfähigkeit zu sichern und<br />

berufl iche Entwicklungsmöglichkeiten zu nutzen sind<br />

zentrale Zielsetzungen von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong>. Unser<br />

inzwischen organisatorisch fest verankertes Talent<br />

Management steht für den Anspruch, die richtigen Mitarbeiter<br />

zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort verfügbar<br />

zu haben. Anhand unseres Talent Management-<br />

Konzeptes werden die Leistung und das Verhalten jedes<br />

Einzelnen für das Unternehmen beurteilt und im Hinblick<br />

auf Vergütung und berufl iche Entwicklungsmöglichkeiten<br />

angemessen differenziert. Durch die gezielte<br />

Entwicklung unserer Mitarbeiter kann <strong>Boehringer</strong><br />

<strong>Ingelheim</strong> einen strategischen Wettbewerbsvorteil in<br />

einem sich schnell ändernden und hoch kompetitiven<br />

Geschäftsumfeld erreichen. <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> war<br />

und ist auch zukünftig bestrebt, die richtigen Mitarbeiter<br />

intern und extern zu rekrutieren, im Unternehmen<br />

zu entwickeln und langfristig an <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />

zu binden.<br />

Mit unserem Vergütungssystem sehen wir uns in einer<br />

wettbewerbsstarken Position. Neben einem marktüblichen<br />

Basisgehalt haben wir variable Gehaltsbestand teile<br />

etabliert, deren Höhe an den Erfolg des Unternehmens<br />

30 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010<br />

sowie an das Erreichen individueller Ziele des einzelnen<br />

Mitarbeiters gebunden ist. Zu <strong>Jahre</strong>sbeginn werden in<br />

Gesprächen zwischen Mitarbeiter und Vorgesetztem die<br />

individuellen Ziele des Mitarbeiters für das laufende Jahr<br />

defi niert. Die im <strong>Jahre</strong>sverlauf realisierte Zielerreichung<br />

der defi nierten Ziele hat letztendlich direkten Einfl uss<br />

auf den variablen Gehaltsbestandteil des Mitarbeiters.<br />

Neben diesen rein monetären Aspekten erhöhen umfangreiche<br />

Sozialleistungen wie z. B. unsere betriebliche<br />

Altersvorsorge oder unsere freiwilligen präventiven <strong>Gesundheit</strong>schecks<br />

die Attraktivität unseres Vergütungssystems.<br />

Für obere Führungskräfte bietet <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />

darüber hinaus seit einigen <strong>Jahre</strong>n eine am langfristigen<br />

Erfolg des Unternehmens ausgerichtete Vergütungskomponente,<br />

die im Einklang mit der Erreichung langfristiger<br />

Unternehmensziele steht und nicht auf kurzfristige<br />

Ziele ausgerichtet ist.<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> baut auf das Engagement, die Innovation<br />

und die Energie seiner Mitarbeiter. Ein gutes<br />

Gleichgewicht zwischen Arbeit und Privatleben sehen<br />

wir als einen wichtigen Schlüssel zum unternehmerischen<br />

Erfolg und der Zufriedenheit am Arbeitsplatz.<br />

Unsere Anstrengungen zur Unterstützung unserer Mitarbeiter,<br />

eine Balance zwischen Beruf und Privatleben<br />

zu fi nden, beinhalten Angebote wie das <strong>Gesundheit</strong>sprogramm<br />

„BI-Fit“, medizinische Betreuung, umfassende<br />

Beratung, die Unterstützung von Familien durch z. B.<br />

Kinderbetreuung, Teilzeitarbeit und fl exible Arbeitszeiten.<br />

Die Angebote für die Mitarbeiter sind länderspezifi<br />

sch und an die lokalen Anforderungen in den einzelnen<br />

Ländern angepasst. Eine nachhaltige,<br />

fami lien freundliche Personalpolitik hat gerade für<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> als Familienunternehmen schon<br />

immer einen hohen Stellenwert besessen. Dieser Philosophie<br />

werden wir auch in Zukunft treu bleiben und<br />

eine familienfreundliche Führungskultur unterstützen.<br />

Auch im <strong>125</strong>. Jahr seines Bestehens setzte <strong>Boehringer</strong><br />

<strong>Ingelheim</strong> seine erfolgreiche Geschichte fort, innovative<br />

Medikamente für Mensch und Tier zu erforschen und


zu vermarkten. Dabei ist <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> stets<br />

den Werten des Firmengründers Albert <strong>Boehringer</strong> treu<br />

geblieben und bekannte sich auch im Jubiläumsjahr zu<br />

der Vision „Werte schaffen durch Innovation“. Das<br />

<strong>125</strong>-jährige Firmenjubiläum wurde im September des<br />

vergangenen <strong>Jahre</strong>s an den drei deutschen Standorten<br />

<strong>Ingelheim</strong>, Biberach und Dortmund mit Familienfesten<br />

für die aktiven und ehemaligen Mitarbeiter und ihre<br />

Angehörigen gefeiert.<br />

Corporate Citizenship<br />

Die ethischen Prinzipien, denen sich <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />

seit <strong>125</strong> <strong>Jahre</strong>n verpfl ichtet fühlt, haben eine Kultur<br />

der unternehmerischen und sozialen Verantwortung<br />

geschaffen. Soziales und gesellschaftliches Engagement<br />

haben für <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> viele Facetten und sind<br />

fest in unserer Unternehmensphilosophie verankert.<br />

Dieses Engagement zählt sehr bewusst zur langen Tradition<br />

von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> und wir werden auch<br />

künftig einen besonderen Wert auf die Ausgestaltung<br />

eben dieser Verantwortung legen. Unsere soziale und gesellschaftliche<br />

Verantwortung nehmen wir seit vielen<br />

<strong>Jahre</strong>n sehr ernst und partizipieren weltweit in unterschiedlichsten<br />

Projekten, die sich an den hilfsbedürftigen<br />

Menschen in vielen Ländern und Regionen orientieren.<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> hat sich als Ziel gesetzt, den Zugang<br />

zu Medikamenten in den am wenigsten entwickelten<br />

Ländern der Welt zu verbessern. Zentraler Bestandteil<br />

unseres sozialen Engagements war in 2010 erneut<br />

unser „viramune® Donation Programme“, welches zur<br />

Verhinderung der Übertragung des HI-Virus von der<br />

Mutter auf das Kind während der Geburt beiträgt. Zu<br />

diesem Zweck wird viramune® in zahlreichen Entwicklungsländern<br />

von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> kostenlos bereitgestellt.<br />

Seit dem Jahr 2000 konnten so in 171 Unterstützungsprogrammen<br />

in 71 Ländern <strong>mehr</strong> als zwei<br />

Millionen Mutter-Kind-Paare mit viramune® behandelt<br />

werden. Um den Zugang zu Medikamenten zusätzlich<br />

zu erleichtern, verzichtet <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> in den<br />

Entwicklungsländern auf die Geltendmachung seines<br />

Patents unter der Voraussetzung, dass durch die Gene-<br />

rika-Hersteller die WHO-Standards der Produktion eingehalten<br />

werden, um ein hochwertiges Produkt für die<br />

Patienten bereitzustellen. Damit unterstreicht <strong>Boehringer</strong><br />

<strong>Ingelheim</strong> sein nachhaltiges Bekenntnis, wirksam<br />

einen Beitrag zur Aids-Bekämpfung zu leisten.<br />

Darüber hinaus umfasst das soziale und gesellschaftliche<br />

Engagement von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> zahlreiche<br />

Initiativen, bei denen <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> mit Medikamenten<br />

oder andersartigen Spenden die medizinische<br />

Versorgung in vielen Ländern und Regionen unterstützt.<br />

So zum Beispiel in Italien, wo unsere lokale Organisation<br />

seit <strong>Jahre</strong>n eine Kooperation mit der Banco Farmaceutico<br />

etabliert hat, bei der vor allem in der Winterzeit<br />

eine kostenlose Bereitstellung von Medikamenten für<br />

bedürftige Menschen erfolgt. Beispielsweise wurden<br />

auch in den USA zusammen mit Direct Relief International<br />

(DRI) <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong>-Produkte in Kliniken<br />

an der US-Golfküste bereitgestellt, die bei der medizinischen<br />

Behandlung der Bevölkerung in dieser häufi g<br />

von Unwettern heimgesuchten Region helfen.<br />

Ehrenamtliches Engagement unserer Mitarbeiter ist Teil<br />

unserer Unternehmenskultur und wird von <strong>Boehringer</strong><br />

<strong>Ingelheim</strong> aktiv gefördert. Allein in den USA haben unsere<br />

Mitarbeiter im abgelaufenen Geschäftsjahr <strong>mehr</strong> als<br />

13.000 ehrenamtliche soziale Arbeitsstunden erbracht,<br />

um hilfsbedürftigen Menschen zu helfen.<br />

Beim Förderpreis „Helfende Hand”, der vom Bundesinnenminister<br />

jährlich für Ideen und Konzepte verliehen<br />

wird, die das Interesse von Menschen für ehrenamtliches<br />

Engagement im Bevölkerungsschutz wecken, konnte<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> im vergangenen Jahr Platz zwei<br />

in der Kategorie „Vorbildliches Arbeitgeberverhalten“<br />

belegen, da beispielsweise unsere Werksfeuerwehren einen<br />

wichtigen Beitrag für den Bevölkerungsschutz leisten.<br />

Als „Good Corporate Citizen“ unterstützt <strong>Boehringer</strong><br />

<strong>Ingelheim</strong> seit vielen <strong>Jahre</strong>n aktiv Forschung, Wissenschaft<br />

und Kultur. Im vergangenen Geschäftsjahr 2010<br />

hat die <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> Stiftung beispielsweise<br />

mit einer außergewöhnlichen Initiative die Spitzenfor-<br />

Geschäft und Rahmenbedingungen<br />

31


konzernlagebericht<br />

schung an der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz<br />

gestärkt: Über einen Zeitraum von zehn <strong>Jahre</strong>n fördert<br />

die <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> Stiftung mit insgesamt 100 Mio.<br />

EUR die Errichtung und den Betrieb des Instituts für<br />

Molekulare Biologie (IMB) an der Universität Mainz.<br />

Geplant ist ein Institut für herausragende Forschung,<br />

dessen Wissenschaftler und Ausstattung internationalen<br />

Exzellenzmaßstäben genügen und die vorhandenen<br />

Forschungsschwerpunkte in Mainz komplementär stärken.<br />

Das im Bau befi ndliche Institut soll Anfang 2011<br />

seinen Betrieb aufnehmen.<br />

Vermögens-, Finanz- und<br />

Ertragslage<br />

Ertragslage<br />

Eine nachhaltige Unternehmensentwicklung, verbunden<br />

mit einer stabilen Ertragslage und einer soliden<br />

Finanzierung, ist die Basis für die Unabhängigkeit des<br />

Unternehmensverbands und steht im Mittelpunkt der<br />

strategischen Ausrichtung von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong>.<br />

Wie schon in den vorhergehenden <strong>Jahre</strong>n haben wir<br />

unser Handeln auch im abgelaufenen Geschäftsjahr<br />

nach diesen Grundsätzen ausgerichtet. Dabei stellte das<br />

Jahr 2010 aufgrund der erwarteten Umsatzausfälle durch<br />

Exklusivitätsverluste wichtiger Produkte nach zehn <strong>Jahre</strong>n<br />

des Wachstums wie erwartet ein Übergangsjahr für<br />

den Konzern dar, in dem jedoch auch die Grundlage für<br />

die folgende nachhaltige Wachstumsphase erfolgreich<br />

gelegt wurde. Vor allem die positiven Ergebnisse aus<br />

Forschung und Entwicklung lassen uns zuversichtlich<br />

in die Zukunft blicken.<br />

Mit einem Marktanteil von 1,9 % belegt <strong>Boehringer</strong><br />

<strong>Ingelheim</strong> nach vorläufi gen Zahlen der Marktforscher<br />

Platz 15 in der Rangfolge der größten Pharmaunternehmen<br />

weltweit.<br />

Die Umsatzerlöse des Unternehmensverbandes erreichten<br />

im Jahr 2010 mit 12.586 Mio. EUR annähernd das<br />

Niveau des Vorjahres. Die Kursentwicklung an den<br />

Devisenmärkten und die damit verbundenen Währungskurseffekte<br />

wirkten sich dabei positiv aus (+ 4,9 % und<br />

ca. + 668 Mio. EUR Umsatzeffekt). Insgesamt konnten<br />

die wie erwartet eingetretenen Umsatzausfälle durch<br />

Verlust der Exklusivität für wichtige Umsatzträger<br />

auf dem US-Pharmamarkt (währungsbereinigt rund<br />

1,4 Mrd. EUR) durch ein entsprechendes Wachstum des<br />

übrigen Portfolios nahezu kompensiert werden.<br />

Das Geschäft von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> ist in die beiden<br />

Geschäftsfelder Humanpharmazeutika und Tiergesundheit<br />

untergliedert. Das Humanpharmazeutikageschäft<br />

unterteilen wir in Verschreibungspfl ichtige Medikamente,<br />

Selbstmedikation und Industriekunden. Es erwirtschaftete<br />

im abgelaufenen Geschäftsjahr Gesamterlöse<br />

von 11.665 Mio. EUR. Dies entspricht einem Rückgang<br />

von ca. 3,7 % gegenüber dem Vorjahr und einem Anteil<br />

am Konzernumsatz von knapp 93 %.<br />

Verschreibungspfl ichtige Medikamente<br />

Den Mittelpunkt unserer geschäftlichen Aktivitäten und<br />

den Kern des Humanpharmazeutikageschäftes bilden<br />

die verschreibungspfl ichtigen Medikamente mit einem<br />

Anteil von 83 % an den gesamten Umsätzen dieses Geschäftsfeldes.<br />

Mit Nettoerlösen von 9.702 Mio. EUR ergibt<br />

sich ein Umsatzrückgang von 3,5 % im Vergleich<br />

zum Vorjahr (währungskursbereinigt 8,5 %).<br />

Wachstumskomponenten der Gesamterlöse in % 2010 2009 2008 2007 2006<br />

Mengen-/Preissteigerungen, Neueinführungen — 6,2 6,6 9,7 7,9 12,1<br />

Akquisitionen/Verkauf von Geschäften 0,2 0,1 — 0,2 0,9 — 0,3<br />

Währungseffekte 4,9 3,0 — 3,6 — 5,2 — 0,9<br />

32 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010


Der Exklusivitätsverlust von fl omax® und mirapex® in te eine Umsatzsteigerung von 15,2 % auf 2.097 Mio. EUR<br />

den USA sowie die Beendigung des Vertragsverhältnis- erzielen. Dabei erreichten wir im bedeutenden japanises<br />

für Duloxetin (cymbalta®/xeristar®) belasteten die schen Markt ein Wachstum von knapp 12 % (Umsatz<br />

Erlöse im Geschäft mit rezeptpfl ichtigen Medikamenten. 2010: 1.318 Mio. EUR) und konnten unser Geschäft in<br />

Nach Bereinigung um diese Sondereffekte stellt sich der China um 51 % auf Umsatzerlöse von 145 Mio. EUR<br />

Geschäftsverlauf jedoch zufriedenstellend dar. Insbesondere<br />

die Wachstumsraten unserer etablierten Pro-<br />

ausbauen.<br />

dukte spiriva®, micardis® und combivent® sind her- Die Länder der Region Amerika erwirtschafteten im Jahr<br />

vorzuheben. Positive Effekte ergaben sich auch aus den 2010 Gesamterlöse in Höhe von 4.587 Mio. EUR, was<br />

Neueinführungen von pradaxa® und twynsta®.<br />

einem Rückgang von 12,4 % gegenüber dem Vorjahr entspricht.<br />

Dieser Rückgang beschränkt sich jedoch auf das<br />

Umsatz (in Mio. EUR) 2010 2009 Veränderung<br />

umsatzstärkste Land, die USA (–17,4 %), während die<br />

spiriva® 2.863 2.404 + 19,1 %<br />

anderen Länder der Region eine zweistellige Wachs-<br />

micardis® 1.555 1.393 + 11,6 %<br />

tumsrate von knapp 20 % erzielten.<br />

combivent® 727 654 + 11,2 %<br />

sifrol®/mirapex® 668 801 — 16,6 % Umsatz nach Regionen<br />

(in Mio. EUR) 2010 2009 Veränderung<br />

Amerika 4.587 5.235 — 12,4 %<br />

Wie schon in den vergangenen <strong>Jahre</strong>n ist unser umsatz-<br />

Europa 2.801 2.700 + 3,7 %<br />

stärkstes und wichtigstes Produkt spiriva®, das zur<br />

Behandlung der chronisch-obstruktiven Atemwegserkrankung<br />

(COPD) eingesetzt wird. Es erzielte im Berichts-<br />

Asien, Australien, Afrika (AAA) 2.097 1.821 + 15,2 %<br />

zeitraum Erlöse von 2.863 Mio. EUR und somit ein Selbstmedikation<br />

Wachstum von 19,1 % gegenüber dem Vorjahr. Auf dem Die Selbstmedikation ist unser Geschäft mit freiverkäuf-<br />

größten Absatzmarkt, den USA, konnten die Umsätze von lichen Arzneimitteln. Trotz eines rückläufiges Marktes<br />

1.089 Mio. EUR auf 1.331 Mio. EUR gesteigert werden. in Japan sowie einer umsatzschwachen Erkältungssaison<br />

am <strong>Jahre</strong>sbeginn konnten wir im abgelaufenen Geschäfts-<br />

Unser zweitgrößtes Produkt ist micardis®, ein Medikajahr einen Umsatz von 1.318 Mio EUR verbuchen. Nach<br />

ment zur Behandlung von Bluthochdruck. Mit einem Erlösen von 1.261 Mio. EUR im Vorjahr entspricht dies<br />

Umsatzplus von 11,6 % auf Gesamterlöse von 1.555<br />

Mio. EUR ist auch hier eine sehr positive Entwicklung<br />

einem Anstieg von 4,5 %.<br />

festzustellen.<br />

Unsere umsatzstärksten rezeptfreien Produkte sind<br />

dulcolax®, mucosolvan®, buscopan® und pharmaton®.<br />

Regional betrachtet zeigt sich eine sehr heterogene Im Vergleich zum Vorjahr sind diese allesamt gewachsen<br />

Geschäftsentwicklung bei den verschreibungspflichti- und erzielten jeweils Erlöse von <strong>mehr</strong> als 100 Mio. EUR.<br />

gen Medikamenten. Einem Wachstum in den Regionen Während dulcolax® mit 159 Mio. EUR auch in 2010<br />

Europa und AAA (Asien, Australien, Afrika) steht ein das umsatzstärkste Arzneimittel war, verzeichnete von<br />

Umsatzrückgang in der Region Amerika gegenüber, ver- den genannten Produkten buscopan® mit 20,7 % die<br />

ursacht durch die auf die USA beschränkten Exklusivi- stärkste Zuwachsrate gegenüber dem Vorjahr. Diese Enttätsverluste<br />

von fl omax® und mirapex®.<br />

wicklungen unseres Geschäftsfeldes Selbstmedikation<br />

sind vor dem Hintergrund eines schwierigen Geschäfts-<br />

Mit 2.801 Mio. EUR liegen die Gesamterlöse mit verschreibungspfl<br />

ichtigen Medikamenten in der Region<br />

Europa um 3,7 % höher als 2009. Die Region AAA konnumfelds<br />

äußerst erfreulich.<br />

Vermögens-, Finanz- und Ertragslage<br />

33


konzernlagebericht<br />

Umsatz (in Mio. EUR) 2010 2009 Veränderung<br />

dulcolax® 159 146 + 8,9 %<br />

mucosolvan® 148 133 + 11,3 %<br />

buscopan® 134 111 + 20,7 %<br />

pharmaton® 130 121 + 7,4 %<br />

In der Region Europa, die im Bereich unserer Selbstmedikation<br />

die bedeutendste ist, konnten Umsätze von<br />

502 Mio. EUR erzielt werden. Dies entspricht einer Steigerung<br />

von knapp 6 % gegenüber 2009. Dabei lag das<br />

Niveau der Erlöse in unserem wichtigsten Markt in<br />

Deutschland mit 131 Mio. EUR in etwa auf dem des<br />

Vorjah res. Die Region AAA kam in der Berichtsperiode<br />

auf 441 Mio. EUR Umsatzerlöse (+1,3 %). Insbesondere<br />

die Entwicklung auf dem japanischen Markt (– 6 %), auf<br />

den 67 % der Erlöse entfi elen, belastete die Umsatzzahlen.<br />

Das größte Wachstum konnte mit etwas <strong>mehr</strong> als<br />

7 % in der Region Amerika verbucht werden. Der Gesamtumsatz<br />

lag hier bei 374 Mio. EUR.<br />

Industriekunden<br />

Das Industriekundengeschäft fasst die Drittgeschäfte<br />

der Biopharmazie und der pharmazeutischen Produktion<br />

sowie unser Auftragsgeschäft für Pharmachemikalien<br />

zusammen. Nachdem die Auswirkungen der Wirtschaftskrise<br />

bereits im Vorjahr deutlich spürbar waren,<br />

entwickelte sich das Geschäft mit Industriekunden auch<br />

im Berichtszeitraum weiter rückläufi g. Die Nettoerlöse<br />

sanken auf 638 Mio. EUR (–18,7 % gegenüber 2009).<br />

Dies ist primär auf die geringeren Erlöse bei den Biopharmazeutika<br />

zurückzuführen, aus denen rund zwei<br />

Drittel des Umsatzes des Industriekundengeschäftes<br />

resultieren. Doch auch in den Bereichen Pharmachemikalien<br />

und Pharmazeutische Produktion war vor dem<br />

Hintergrund eines schwierigen Marktumfeldes ein Umsatzrückgang<br />

von 7,3 % zu verzeichnen.<br />

Tiergesundheit<br />

Einmal <strong>mehr</strong> konnte das Tiergesundheitsgeschäft von<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> außerordentliche Erfolge vor weisen.<br />

Die Nettoerlöse lagen in 2010 erstmals über der<br />

Marke von einer Milliarde US-Dollar. Das Umsatz-<br />

34 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010<br />

wachstum betrug 51 % und ist unter anderem auf die<br />

zusätzlichen Erlöse der 2009 akquirierten Teile des Fort<br />

Dodge-Tiergesundheitsgeschäftes zurückzuführen. Die<br />

Integration des erworbenen Geschäfts verläuft erfolgreich<br />

und schafft die Grundlage für weiteres Wachstum.<br />

Doch auch das organische Wachstum hatte einen wesentlichen<br />

Anteil an der positiven Entwicklung im Tiergesundheitsgeschäft.<br />

Insbesondere die Schweineimpfstoffe<br />

sorgten für solide Fortschritte in den strategischen<br />

Kernsegmenten. In diesem hart umkämpften Markt erzielte<br />

unser umsatzstärkstes Produkt ingelvac circofl<br />

ex® Erlöse von 239 Mio. EUR und damit einen Umsatzanstieg<br />

von <strong>mehr</strong> als 50 % gegenüber 2009. Neben<br />

den Erfolgen bei Nutztieren entwickelten sich auch unsere<br />

beiden umsatzstärksten Produkte im Haustiersegment<br />

erfreulich. metacam small animals® erreichte<br />

hierbei 67 Mio. EUR Umsatz und knapp 12 % Wachstum<br />

gegenüber dem Vorjahr.<br />

Umsatz (in Mio. EUR) 2010 2009 Veränderung<br />

ingelvac circofl ex® 239 157 + 52,2 %<br />

metacam® 95 85 + 11,8 %<br />

ingelvac® prrs 44 34 + 29,4 %<br />

ingelvac® m. hyo 43 30 + 43,3 %<br />

Die Grundsteinlegung für das neue europäische Tierforschungszentrum<br />

in Hannover stellte einen wichtigen<br />

Schritt im Rahmen des langfristigen Ausbaus unseres<br />

Tiergesundheitsgeschäfts dar.<br />

Insgesamt konnten wir unsere Marktposition in der<br />

Gruppe der führenden Unternehmen der Tiergesundheit<br />

im vergangenen Jahr festigen und weiter ausbauen. Mit<br />

einem Marktanteil von 5,9 % liegt <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />

nach vorläufi gen Marktforschungsdaten auf Platz 6 der<br />

in diesem Marktsegment tätigen Unternehmen.<br />

Dies belegt auch die Betrachtung der Umsatzentwicklung<br />

in den Regionen bzw. einzelnen Ländern. Ein<br />

eindrucksvolles Wachstum von 76 % wurde in unserer<br />

erlösstärksten Region Amerika erzielt, vor allem getragen<br />

von den USA und Kanada. Eine hohe zweistellige<br />

Wachstumsrate von knapp 57 % in der Region AAA und


ebenfalls erfreuliche 22 % Wachstum in Europa unterstreichen<br />

die Innovationskraft und Zukunftsträchtigkeit<br />

des Tiergesundheitsgeschäfts.<br />

Darstellung des Aufwands und des Ergebnisses<br />

Im Geschäftsjahr 2010 sind die betrieblichen Aufwendungen<br />

von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> auf 12.184 Mio. EUR<br />

gestiegen, was einer Erhöhung von 6,7 % gegenüber dem<br />

Vorjahr entspricht. Die Materialaufwendungen lagen<br />

mit 1.803 Mio. EUR um 5,8 % unter dem Wert des Vorjahres<br />

(1.913 Mio. EUR). Damit betrug die Materialaufwandsquote<br />

14,3 % des Gesamtumsatzes. Die Personalkosten<br />

beliefen sich auf 3.358 Mio. EUR (+4,3 %). Die<br />

Personalkostenquote lag somit bei 26,7 % (2009: 25,3 %).<br />

Die Abschreibungen haben sich im Vergleich zum Vorjahr<br />

um 7,8 % auf 598 Mio. EUR erhöht. Ein Anstieg um<br />

692 Mio. EUR (+12 %) auf 6.425 Mio. EUR war bei den<br />

sonstigen betrieblichen Aufwendungen zu verzeichnen.<br />

In diesem Kostenblock sind u. a. die umsatzabhängigen<br />

Kommissions- und Lizenzzahlungen enthalten. Das<br />

Betriebsergebnis lag mit 1.896 Mio. EUR erwartungsgemäß<br />

unter dem Niveau des Vorjahres (2.239 Mio. EUR),<br />

ebenso wie die Umsatzrendite von 15,1 % (2009: 17,6 %).<br />

Im außerordentlichen Ergebnis in Höhe von – 594 Mio.<br />

EUR sind ausschließlich die Effekte aus der Umstellung<br />

der Konzernrechnungslegung auf die Richtlinien des<br />

seit 2010 geltenden Bilanzrechtsmodernisierungsgesetzes<br />

(BilMoG) refl ektiert.<br />

In der Berichtsperiode lag das Finanzergebnis bei<br />

– 154 Mio. EUR und damit 55 Mio. EUR unter dem Vorjahreswert.<br />

Dies war im Wesentlichen bedingt durch<br />

den gestiegenen Zinsanteil in der Zuführung zu Rückstellungen<br />

für Pensionen und ähnliche Verpfl ichtungen,<br />

denen auf der anderen Seite aufgrund des niedrigen<br />

Zinsniveaus nur geringe Zinserträge gegenüberstanden.<br />

Analog zum Ergebnis der operativen Geschäftstätigkeit<br />

entwickelte sich das Ergebnis vor Steuern. Es ist auf<br />

1.114 Mio. EUR gesunken (– 48,2 % im Vergleich zu 2009).<br />

Der Steueraufwand belief sich auf 226 Mio. EUR. Dabei<br />

ist zu berücksichtigen, dass darin die auf die Konzerntätigkeit<br />

der Gesellschafter entfallenden persönlichen<br />

Steuern, entsprechend den Rechnungslegungsvorschriften,<br />

nicht enthalten sind. Diese werden als Entnahme<br />

aus dem erwirtschafteten Konzerneigenkapital dargestellt.<br />

Unter Berücksichtigung dieses Sondereffekts liegt<br />

die tatsächliche Steuerlast deutlich über dem in der Gewinn-<br />

und Verlustrechnung ausgewiesenen Wert.<br />

Belastet durch die beschriebene Entwicklung des operativen<br />

und außerordentlichen Ergebnisses sank der <strong>Jahre</strong>süberschuss<br />

des Geschäftsjahres 2010 um 49,5 %. Dies<br />

bedeutet einen Rückgang auf 888 Mio. EUR im Vergleich<br />

zum Vorjahreswert von 1.759 Mio. EUR.<br />

Finanzlage<br />

Im Mittelpunkt des Finanzmanagements von <strong>Boehringer</strong><br />

<strong>Ingelheim</strong> stehen die Liquiditätssicherung, die Minimierung<br />

bzw. Begrenzung fi nanzwirtschaftlicher Risiken<br />

und eine angemessene Kapitalstruktur, die für eine Optimierung<br />

der Kapitalkosten sorgt. Unsere fi nanzwirtschaftlichen<br />

Aktivitäten sind dabei auf die Unterstützung<br />

der Geschäftsstrategie ausgerichtet.<br />

Für <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> als international tätiges Unternehmen<br />

haben die Entwicklungen auf den Devisenmärkten<br />

einen erheblichen Einfluss auf die Erfolgsrechnung.<br />

Vor allem der US-Dollar stellt aufgrund der<br />

Bedeutung des US-Geschäfts und der damit verbundenen<br />

Lieferbeziehungen das höchste Einzelrisiko dar.<br />

Währungsrisiken aufgrund der globalen Ausrichtung<br />

unserer Geschäftsaktivitäten werden daher im Rahmen<br />

unserer konzernweiten Finanzberichterstattung ermittelt<br />

und durch derivative Finanzinstrumente abgesichert.<br />

Art und Umfang der Maßnahmen werden in einem standardisierten<br />

Prozess im dafür zuständigen Ausschuss<br />

regelmäßig diskutiert und entschieden.<br />

Investitionen sind von großer strategischer Bedeutung<br />

für <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> und sichern langfristig den<br />

Erfolg und die Weiterentwicklung unserer Geschäftsfelder.<br />

Eine kontinuierliche Investitionstätigkeit schafft<br />

Vermögens-, Finanz- und Ertragslage<br />

35


konzernlagebericht<br />

die Basis für profi tables Wachstum. Insgesamt wurden<br />

im abgelaufenen Geschäftsjahr 576 Mio. EUR in Sachanlagen<br />

und immaterielle Vermögensgegenstände investiert.<br />

Nachdem bereits im Jahr 2009 unser neuartiger<br />

oraler Thrombinhemmer pradaxa® im Mittelpunkt der<br />

Aktivitäten für den Ausbau und den Erhalt unseres modernen<br />

Produktionsnetzwerkes stand, wurde der Produktionsbetrieb<br />

zur Herstellung von Wirkstoffpellets in<br />

<strong>Ingelheim</strong> im vergangenen Jahr nochmals bedeutend<br />

ausgebaut. Auch am Standort der <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />

microParts in Dortmund erfolgte eine Erweiterungsinvestition,<br />

die bereits abgeschlossen ist und für eine Verdopplung<br />

der Produktionskapazität unserer respimat®-<br />

Inhalationsgeräte gesorgt hat. Beide Projekte zielen auf<br />

eine ausreichende Bedarfsdeckung der zukünftigen<br />

weltweiten Marktnachfrage. Im Bereich der Tiermedizin<br />

wurde 2010 der Grundstein für unser Europäisches Forschungszentrum<br />

für Tierimpfstoffe, das <strong>Boehringer</strong><br />

<strong>Ingelheim</strong> Veterinary Research Center gelegt. Neben<br />

unseren deutschen Standorten bildete der Ausbau unserer<br />

Geschäfte in China einen zweiten Schwerpunkt der<br />

Investitionstätigkeit. So wurde im vergangenen Jahr<br />

zum Beispiel in Shanghai das auf Qualitätskontrollen<br />

spezialisierte Center of Competence errichtet.<br />

Im Jahr 2010 lag der Cashfl ow bei 2.234 Mio. EUR. Dies<br />

stellt einen Rückgang um 7,2 % gegenüber 2009 dar.<br />

Resultierend aus dem im Vergleich zum Vorjahr niedrigeren<br />

Periodenergebnis ist der Cashfl ow aus laufender<br />

Geschäftstätigkeit um 335 Mio. EUR auf 2.056 Mio.<br />

EUR gesunken. Trotz dieses Rückgangs konnten die Investitionen,<br />

wie schon in den <strong>Jahre</strong>n zuvor, vollständig<br />

aus den selbst erwirtschafteten Mitteln fi nanziert werden.<br />

In Sachanlagen wurden 519 Mio. EUR investiert, in<br />

immaterielle Vermögensgegenstände 57 Mio. EUR. Beim<br />

Cashfl ow aus Finanzierungstätigkeit verzeichneten wir<br />

einen Mittelabfl uss in Höhe von 806 Mio. EUR, im Wesentlichen<br />

infolge von Auszahlungen an die Gesellschafter<br />

des Unternehmensverbandes.<br />

Insgesamt führte diese Entwicklung der Cashfl ows zu<br />

einer Erhöhung der Finanzmittel des Konzerns im<br />

36 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010<br />

Berichtsjahr um 729 Mio. EUR auf 6.113 Mio. EUR<br />

(+13,5 %).<br />

Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass<br />

durch die vorhandene Liquidität, die solide Kapitalstruktur<br />

sowie den hohen operativen Cashfl ow weiterhin<br />

alle Voraussetzungen für eine Fortführung unserer<br />

Geschäftstätigkeit und eine erfolgreiche Umsetzung der<br />

Strategie gegeben sind.<br />

Vermögenslage<br />

Die Bilanzsumme lag im vergangenen Geschäftsjahr bei<br />

16.233 Mio. EUR. Gegenüber dem Vorjahr hat sie sich<br />

somit um 1.229 Mio. EUR (+ 8,2 %) erhöht. Die Sachanlagen<br />

und immateriellen Vermögensgegenstände beliefen<br />

sich auf 4.050 Mio. EUR und wurden vollständig<br />

durch das Konzerneigenkapital gedeckt.<br />

Die Finanzanlagen erreichten zum Geschäftsjahresende<br />

einen Wert von 3.168 Mio. EUR und lagen damit um<br />

1.469 Mio. EUR über dem Vorjahreswert.<br />

Die Bilanzposition Vorräte lag mit Beständen in Höhe<br />

von 1.850 Mio. EUR annähernd auf dem Vorjahresniveau.<br />

Bei den Forderungen aus Lieferungen und Leistungen<br />

war im Jahr 2010 ein Anstieg um 130 Mio. EUR<br />

auf 2.156 Mio. EUR zu verzeichnen.<br />

Die liquiden Mittel, inklusive der Wertpapiere des Umlaufvermögens,<br />

beliefen sich auf 3.118 Mio. EUR.<br />

Das Eigenkapital des Konzerns ist um 6,5 % auf 6.474 Mio.<br />

EUR angestiegen, was primär auf das einbehaltene <strong>Jahre</strong>sergebnis<br />

zurückgeführt werden kann. Langfristig<br />

stehen dem Konzern neben dem Eigenkapital auch die<br />

Pensionsrückstellungen und langfristigen Verbindlichkeiten<br />

zur Verfügung. Die Summe dieser drei Positionen<br />

ist 2010 um 1.017 Mio. EUR auf 10.408 Mio. EUR gestiegen,<br />

was einem Anteil von 64,1 % an der Bilanzsumme<br />

entspricht. Damit deckt das langfristig zur Verfügung<br />

stehende Kapital die gesamten immateriellen Vermögensgegenstände,<br />

die Sachanlagen, die Vorräte sowie die Forderungen<br />

aus Lieferungen und Leistungen ab.


Sowohl die sonstigen Rückstellungen in Höhe von<br />

2.845 Mio. EUR als auch die Verbindlichkeiten<br />

(3.127 Mio. EUR) lagen im abgelaufenen Jahr auf dem<br />

Niveau des Vorjahres.<br />

Die Bilanz und die jeweiligen Bilanzrelationen runden<br />

das positive Bild ab, das bereits in der Ertrags- und<br />

Finanzlage gezeigt wurde. Die zusammenfassende Beurteilung<br />

der Vermögens-, Finanz- und Ertragslage zeigt,<br />

dass <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> ein solide fi nanziertes und<br />

ertragreiches Unternehmen ist. Im Geschäftsjahr 2010<br />

haben wir eine gute Basis für unsere weitere geschäftliche<br />

Entwicklung geschaffen.<br />

Nachtragsbericht<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> und Eli Lilly and Company haben<br />

am 11. Januar 2011 eine weltweite Vereinbarung zur<br />

gemeinsamen Entwicklung und Vermarktung von Diabeteswirkstoffen,<br />

die sich zurzeit in den mittleren und<br />

späten Stadien der klinischen Entwicklung befinden,<br />

bekannt gegeben. Die Vereinbarung umfasst die beiden<br />

oralen Antidiabetika von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> – Linagliptin<br />

und BI 10773 –, die beiden Basal-Insulinanaloga<br />

von Lilly – LY 2605541 und LY 2963016 – sowie die Option<br />

zur gemeinsamen Entwicklung und Vermarktung<br />

von Lillys monoklonalem TGF-beta-Antikörper.<br />

Durch diese Allianz lassen sich die wissenschaftliche<br />

Expertise und gemeinsamen Unternehmensressourcen<br />

von zwei führenden forschenden pharmazeutischen<br />

Unternehmen gezielt einsetzen, um die Bedürfnisse der<br />

Patienten zu adressieren, die sich aus der zunehmenden<br />

Ausbreitung des Diabetes Typ 2 weltweit ergeben.<br />

Die Vertragsbedingungen sehen vor, dass Lilly eine erste<br />

Einmalzahlung in Höhe von 300 Mio. EUR an <strong>Boehringer</strong><br />

<strong>Ingelheim</strong> leistet. <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> hat zusätzlich<br />

Anspruch auf Zahlungen in Höhe von insgesamt<br />

625 Mio. EUR, wenn bestimmte zulassungsrelevante<br />

Meilensteine für Linagliptin und BI 10773 erreicht wer-<br />

den. Lilly hat Anspruch auf Zahlungen in Höhe von<br />

insgesamt 650 Mio. USD, wenn bestimmte zulassungsrelevante<br />

Meilensteine für seine beiden Basalinsulin-<br />

Analoga erreicht werden. Sollte <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />

entscheiden, sich an der Phase-III-Entwicklung und<br />

potenziellen Vermarktung des monoklonalen TGFbeta-Antikörpers<br />

zu beteiligen, hätte Lilly Anspruch<br />

auf Options- und Erfolgszahlungen in Höhe von bis zu<br />

525 Mio. USD beim Erreichen bestimmter zulassungsrelevanter<br />

Meilensteine. Die Unternehmen werden zu<br />

gleichen Teilen für laufende Entwicklungskosten aufkommen.<br />

Nach der erfolgreichen behördlichen Zulassung<br />

der Produkte aus dieser Allianz werden sich die<br />

Unternehmen auch die Produktvermarktungskosten<br />

und Bruttomargen paritätisch teilen.<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> und Amgen Inc. haben am<br />

18. Januar 2011 eine Vereinbarung zum Erwerb von<br />

Amgens biopharmazeutischem Entwicklungs- und Produktionsstandort<br />

in Fremont, USA durch Boeh ringer<br />

<strong>Ingelheim</strong> unterzeichnet. Der Standort, an dem zurzeit<br />

rund 360 Mitarbeiter beschäftigt sind, besteht aus einer<br />

modernen Produktionsanlage mit einer Fläche von rund<br />

9.000 Quadratmetern sowie Entwicklungsanlagen und<br />

Laboratorien für die Prozessentwicklung. Durch die<br />

Transaktion, die im März 2011 vollzogen werden soll,<br />

wird unser globales Auftragsproduktionsgeschäft in der<br />

Biopharmazie weiter gestärkt und ausgebaut.<br />

Darüber hinaus sind uns nach Ablauf des Geschäftsjahres<br />

2010 keine Ereignisse bekannt geworden, die für den<br />

Unternehmensverband von wesentlicher Bedeutung<br />

sind und zu einer veränderten Beurteilung der Vermögens-,<br />

Finanz- und Ertragslage führen würden.<br />

Risikobericht<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> nutzt ein etabliertes Risikomanagementsystem,<br />

welches sich über die letzten <strong>Jahre</strong> bewährt<br />

hat und im Geschäftsjahr 2010 konzeptionell nicht verändert<br />

wurde.<br />

Nachtragsbericht / Risikobericht<br />

37


konzernlagebericht<br />

Ziel des Risikomanagements ist es, geschäftsspezifi sche<br />

und insbesondere den Fortbestand des Unternehmens<br />

gefährdende Risiken so früh wie möglich zu identifi zieren,<br />

zu bewerten und durch geeignete Maßnahmen auf<br />

ein angemessenes Maß zu reduzieren. Dabei ist es unser<br />

Bestreben, im Rahmen eines ganzheitlichen Risikoman<br />

agements bei der Betrachtung der Risiken auch die<br />

ihnen gegenüberstehenden Chancen zu berücksichtigen<br />

und in die Analyse mit einfl ießen zu lassen, da insbesondere<br />

in unserem von Innovationen beherrschten<br />

Geschäftsumfeld Risiken und Chancen sehr nahe beieinander<br />

liegen.<br />

In den Prozess der Risikoermittlung und -beurteilung<br />

sind die Verantwortlichen der wesentlichen Geschäfte<br />

und Funktionen eingebunden. Mit dem konzernweiten<br />

Risiko- und Informationssystem stellen wir sicher, dass<br />

sämtliche identifi zierten Risiken sorgfältig analysiert und<br />

bewertet werden. Nach einer entsprechenden Klassifi zierung<br />

erfolgt die Einleitung von Gegenmaßnahmen, deren<br />

Umsetzung einer konsequenten Überwachung unterliegt.<br />

Die Konzernrevision hat im Berichtsjahr weltweit sowohl<br />

zielgerichtete Routineprüfungen als auch außerordentliche<br />

Prüfungen durchgeführt. Schwerpunktmäßig<br />

wurden hierbei, neben der Einhaltung gesetzlicher Vorgaben<br />

und konzerninterner Richtlinien, die Funktionsfähigkeit<br />

von Systemen, die Wirksamkeit der internen<br />

Kontrollen zur Vermeidung von Vermögensverlusten sowie<br />

die Effi zienz von Strukturen und Abläufen geprüft.<br />

Der von der Unternehmensleitung verabschiedete Prüfungsplan<br />

wurde dabei konsequent eingehalten.<br />

Währungsrisiken, die aus der globalen Ausrichtung<br />

unserer Geschäftsaktivitäten resultieren, werden in<br />

regelmäßigen Abständen kontrolliert und durch entsprechende<br />

Absicherungsstrategien mit geeigneten Finanzinstrumenten<br />

wie Devisentermingeschäften begrenzt.<br />

Aus dem Portfolio der Forderungen und Verbindlichkeiten<br />

aus Lieferungen und Leistungen haben wir für den<br />

Konzern keine außerordentlichen, über das branchenübliche<br />

Maß hinausgehenden Risiken identifi ziert. Dies<br />

gilt analog für mögliche Forderungsausfallrisiken, die<br />

38 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010<br />

im Wesentlichen gegen wirtschaftliche Risiken abgesichert<br />

sind.<br />

Bei der Verwaltung unserer fi nanziellen Vermögens-<br />

werte verfolgen wir eine konservative Anlagestrategie,<br />

die sich in der defensiven Ausrichtung des Portfolios<br />

widerspiegelt. Den Schwerpunkt der Anlagen bilden<br />

EWU-Staatsanleihen bester Bonität und kurzfristige<br />

Anlagen bei ausgewählten Banken. Ein Großteil der<br />

Finanzmittelfonds hat einen kurzfristigen Investitionshorizont.<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> ist Risiken aus Rechtsstreitig keiten<br />

und -verfahren sowie behördlichen Ermittlungen ausgesetzt.<br />

Da die gerichtlichen oder behördlichen Entscheidungen<br />

in laufenden oder künftigen Verfahren nicht<br />

vorhersehbar sind, haben wir für hieraus resultierende<br />

Risiken eine entsprechende Risikovorsorge gebildet.<br />

Für <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> als forschendes Unternehmen<br />

kommt dem Schutz der Innovationen durch Markenund<br />

Patentrechte eine wesentliche Bedeutung zu. Diese<br />

gewerblichen Schutzrechte sind ver<strong>mehr</strong>t das Ziel von<br />

Angriffen und Verletzungen. Wir haben die notwendigen<br />

Vorkehrungen getroffen, um Gefährdungen frühzeitig<br />

zu entdecken und durch Einleitung entsprechender<br />

Gegenmaßnahmen gegebenenfalls unsere Rechtsposition<br />

unter Einsatz aller uns zur Verfügung stehenden<br />

rechtlichen Mittel zu verteidigen.<br />

Risiken im Bereich Environment, Health and Safety<br />

(EHS) werden präventiv durch die weltweite Einhaltung<br />

unserer hohen Sicherheitsstandards minimiert. Für<br />

den Fall des Eintretens von Schadensereignissen jeglicher<br />

Art liegen entsprechende Notfallpläne bereit, die in<br />

regelmäßigen Abständen trainiert und einer umfangreichen<br />

Qualitätsprüfung unterzogen werden. Zur Absicherung<br />

gegen die fi nanziellen Auswirkungen poten zieller<br />

Schadensfälle und Haftungsrisiken verfügt <strong>Boehringer</strong><br />

Ingel heim über einen an das Risikoprofi l des Unternehmens<br />

angepassten Versicherungsschutz. Dessen Umfang<br />

und Höhe werden regelmäßigen Überprüfungen unterzogen.


Auch <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unterliegt den branchenspezifi<br />

schen Geschäftsrisiken der Pharmaindustrie.<br />

Neben dem Verlust der Exklusivität von am Markt etablierten<br />

Produkten und Risiken bei der Entwicklung<br />

und Registrierung neuer Medikamente fallen hierunter<br />

in zunehmendem Maße sich ändernde und restriktive<br />

Vorgaben betreffend Preisbildung und Kostenerstattung<br />

auf vielen Absatzmärkten. Dabei sind die Preise pharmazeutischer<br />

Produkte häufi g nicht nur staatlicher Kontrolle<br />

und Regulierung ausgesetzt, sondern auch dem<br />

durch die staatlichen Erstattungssysteme induzierten<br />

Preisdruck durch preisgünstigere Generika.<br />

Risiken, die darüber hinausgehen und den Fortbestand<br />

des Konzerns <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> gefährden könnten,<br />

sind derzeit nicht erkennbar.<br />

Prognosebericht<br />

Nach zehn <strong>Jahre</strong>n des Wachstums über dem des Weltpharmamarktes<br />

war das Geschäftsjahr 2010 ein Übergangsjahr<br />

für <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong>. Der seit langem<br />

bekannte und eingeplante Auslauf des Exklusivitätsschutzes<br />

unserer Blockbuster-Produkte fl omax® und<br />

mirapex® in den USA sowie die mit den geplanten Neueinführungen<br />

verbundenen hohen Investitionen in den<br />

Bereichen F&E und Marketing haben unser Wachstum<br />

und operatives Ergebnis in diesem Geschäftsjahr belastet.<br />

Das Erreichen des Erlösniveaus des Vorjahres sehen<br />

wir als gute Ausgangsposition für den Übergang in eine<br />

erneute Wachstumsphase in den kommenden <strong>Jahre</strong>n.<br />

Zusätzlich zu unserem stabilen Produktportfolio, getragen<br />

von unseren Blockbustern spiriva® und micardis®,<br />

besitzt pradaxa® ein bedeutendes Umsatzpotenzial.<br />

Die Zulassung für die Einführung von pradaxa® in der<br />

Indikation SPAF (Stroke Prevention in Arterial Fibrillation)<br />

haben wir in den USA und Kanada bereits im letzten<br />

Quartal 2010 erhalten. In weiteren wichtigen Märkten<br />

(insbesondere Japan) erwarten wir die Zulassung in<br />

den ersten Monaten des <strong>Jahre</strong>s 2011. Darüber hinaus<br />

haben unsere Entwicklungsprodukte in den Therapiegebieten<br />

Diabetes und Onkologie bisher ebenfalls hervorragende<br />

Studienergebnisse gezeigt, sodass wir uns auch<br />

von diesen, neben einem überzeugenden therapeutischen<br />

Fortschritt, ebenfalls ein signifi kantes Umsatzpotenzial<br />

versprechen.<br />

Im Jahr 2010 haben wir erstmals in unserer neu ausgerichteten<br />

Organisationsstruktur gearbeitet. Neben einer<br />

stärkeren Verzahnung der strategischen Einheiten mit<br />

den operativen Ländergesellschaften sowie einer Erhöhung<br />

von Produktivität und Flexibilität wollen wir mit<br />

einem stärkeren Fokus auf die Emerging Markets unsere<br />

Position insbesondere in den Wachstumsmärkten China,<br />

Indien und Russland ausbauen und dadurch eine<br />

solide Ausgangsbasis für weiteres Wachstum schaffen.<br />

Nachdem wir im Jahr unseres <strong>125</strong>-jährigen Bestehens<br />

die Grundlage für einen neuen Wachstumsschub gelegt<br />

haben, erwarten wir für das Jahr 2011 ein Umsatzniveau<br />

deutlich über dem des Berichtsjahres. Wir sind zuversichtlich,<br />

mithilfe der Einführung unserer neuen<br />

Produkte in den nächsten <strong>Jahre</strong>n deutlich an Wachstum<br />

zuzulegen und in 2011 im mittleren einstelligen Bereich<br />

zu wachsen. Dieser Trend wird sich durch weitere Produkteinführungen<br />

verstärken, sodass wir für 2012 von<br />

einem noch stärkeren Wachstum ausgehen. Insbesondere<br />

unsere Kollaboration mit Eli Lilly, in der wir gemeinsam<br />

vier erfolgversprechende Substanzen im Therapiegebiet<br />

Diabetes entwickeln und vermarkten wollen,<br />

wird unsere Position im weltweiten Pharmamarkt nachhaltig<br />

stärken und ausbauen können. Durch unsere gut<br />

gefüllte Produktpipeline und mit vielversprechenden<br />

Studienergebnissen der Entwicklungsprodukte sowie<br />

signifi kantem Umsatzpotenzial sehen wir uns in unseren<br />

hohen F&E-Investitionen bestätigt und für die Zukunft<br />

gut aufgestellt. Auch zukünftig werden wir unsere strategische<br />

Ausrichtung beibehalten, Wachstum und Produktnachschub<br />

vornehmlich aus unserer eigenen Forschung<br />

und Entwicklung voranzutreiben. Dies spiegelt<br />

sich in einem auch in 2010 erneut gestiegenen F&E-<br />

Budget wider.<br />

Risikobericht / Prognosebericht<br />

39


konzernlagebericht<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> wird sich in den nächsten <strong>Jahre</strong>n<br />

den der forschenden Pharmaindustrie innewohnenden<br />

Herausforderungen stellen. Neben Patentabläufen und<br />

Patentangriffen, steigenden Investitionen in den Bereichen<br />

F&E sowie größeren Hürden und verstärkten Aufwendungen<br />

für Produktzulassungen ist in diesem Zusammenhang<br />

insbesondere auch der stärker werdende<br />

Kostendruck in den <strong>Gesundheit</strong>ssystemen zu nennen,<br />

die immer weniger bereit sind, die hohen Investitionsaufwendungen<br />

in angemessener Weise zu honorieren.<br />

Wir sind davon überzeugt, diese Herausforderungen<br />

erfolgreich bewältigen zu können und mit hoher Innovationskraft<br />

auf der Grundlage einer gut gefüllten Pipeline<br />

unsere anspruchsvollen Ziele zu erreichen. Für<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> bleibt es erklärtes Ziel, das Unternehmen<br />

als selbstständiges Familienunternehmen wettbewerbsfähig<br />

und erfolgreich weiterzuentwickeln.<br />

Dabei hat bei uns auch weiterhin ein langfristiges und<br />

nachhaltiges organisches Wachstum Vorrang gegenüber<br />

kurzfristigen Renditezielen. Wie in der Vergangenheit<br />

ist <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> auch zukünftig bestrebt, seinen<br />

Mitarbeitern ein modernes und attraktives Arbeitsumfeld<br />

zu bieten. Mit unseren gut ausgebildeten Mitarbeitern,<br />

die einer der wesentlichen Erfolgsfaktoren für<br />

unser Unternehmen sind, werden wir weiterhin an unserer<br />

Vision „Werte schaffen durch Innovation“ festhalten<br />

und Innovationen mit medizinischem Nutzen erforschen,<br />

entwickeln und zur Marktreife führen, um Patienten<br />

mit den bestmöglichen Therapien versorgen zu<br />

können.<br />

40 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010


2010<br />

Konzernabschluss<br />

Übersicht über die wichtigsten konsolidierten Gesellschaften<br />

Konzernbilanz<br />

Gewinn- und Verlustrechnung des Konzerns<br />

Kapitalfl ussrechnung<br />

Entwicklung des Konzerneigenkapitals<br />

Konzernanhang 2010<br />

Bestätigungsvermerk des Abschlussprüfers<br />

Konzernabschluss 2010<br />

42<br />

44<br />

45<br />

46<br />

47<br />

48<br />

68<br />

41


konzernabschluss<br />

Übersicht über die wichtigsten konsolidierten Gesellschaften<br />

C. H. <strong>Boehringer</strong> Sohn AG & Co. KG*<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> GmbH <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />

Europe GmbH<br />

International GmbH<br />

V Vertrieb<br />

P Produktion<br />

F Forschung und Entwicklung<br />

deutschland V P F<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />

Pharma GmbH & Co. KG,<br />

<strong>Ingelheim</strong><br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />

Vetmedica GmbH, <strong>Ingelheim</strong><br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />

microParts GmbH, Dortmund<br />

* Einzige persönlich haftende Gesellschafterin:<br />

<strong>Boehringer</strong> AG<br />

42 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010<br />

fi nnland V<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />

Finland Ky, Espoo<br />

norwegen V<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />

Norway KS, Asker<br />

österreich V P F<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> RCV<br />

GmbH & Co. KG, Wien<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />

Pharma Ges.m.B.H., Wien<br />

polen V<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> Sp.zo.o.,<br />

Warschau<br />

tschechische republik V<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> s.r.o.,<br />

Prag<br />

belgien V<br />

SCS <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />

Comm. V., Brüssel<br />

china V P<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />

International Trading (Shanghai)<br />

Co. Ltd., Shanghai<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> Shanghai<br />

Pharmaceuticals Co. Ltd.,<br />

Shanghai<br />

österreich F<br />

Forschungsinstitut für Molekulare<br />

Pathologie Gesellschaft mbH,<br />

Wien<br />

philippinen V<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />

(Phil.), Inc., Manila<br />

südkorea V<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />

Korea Ltd., Seoul<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> Vetmedica<br />

Korea Ltd., Seoul


<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />

Auslandsbeteiligungs GmbH<br />

argentinien<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> S.A.,<br />

Buenos Aires<br />

V F<br />

australien V<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> Pty. Ltd.,<br />

North Ryde<br />

brasilien V P<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> do Brasil<br />

Quimica e Farmaceutica Ltda.,<br />

São Paulo<br />

Solana Agro Pecuaria Ltda.,<br />

Arapongas<br />

chile V<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> Ltda.,<br />

Santiago de Chile<br />

dänemark V P<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />

Danmark A/S, Kopenhagen<br />

ecuador V<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> del Ecuador<br />

Cia. Ltda., Quito<br />

frankreich V P<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />

France S.A.S., Paris<br />

Labso Chimie Fine S.A.R.L.,<br />

Blanquefort<br />

griechenland V P<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> Ellas AE,<br />

Athen<br />

großbritannien V P<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> Ltd.,<br />

Bracknell<br />

C. H. <strong>Boehringer</strong> Sohn Grundstücksverwaltung GmbH & Co. KG<br />

indonesien V P<br />

PT <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />

Indonesia, Jakarta<br />

italien V P F<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />

Italia S.p.A., Reggello<br />

Bidachem S.p.A.,<br />

Fornovo S. Giovanni<br />

japan V P F<br />

Nippon <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />

Co. Ltd., Tokio<br />

SSP Co. Ltd., Tokio<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />

Vetmedica Japan Co. Ltd.,<br />

Tokio<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />

Seiyaku Co. Ltd., Yamagata<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />

Japan , Inc., Tokio<br />

kanada V F<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />

(Canada) Ltd., Burlington<br />

kolumbien V P<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> S.A.,<br />

Bogotá<br />

mexiko V P F<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />

Promeco S.A. de C.V.,<br />

Mexiko-Stadt<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> Vetmedica,<br />

S.A. de C.V., Guadalajara<br />

neuseeland V<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />

(N.Z.) Ltd., Auckland<br />

niederlande V<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> B.V.,<br />

Alkmaar<br />

portugal V<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> Lda.,<br />

Lissabon<br />

Unilfarma Lda., Lissabon<br />

schweden V<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> AB,<br />

Stockholm<br />

schweiz V<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />

(Schweiz) GmbH, Basel<br />

Pharmaton S.A., Lugano<br />

spanien V P<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />

España S.A., Barcelona<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> S.A.,<br />

Barcelona<br />

Europharma S.A., Barcelona<br />

Laboratorios Fher S.A., Barcelona<br />

südafrika V<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> (Pty.) Ltd.,<br />

Randburg<br />

<strong>Ingelheim</strong> Pharmaceuticals (Pty.)<br />

Ltd., Randburg<br />

taiwan V<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />

Taiwan Ltd., Taipeh<br />

thailand V<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />

(Thai) Ltd., Bangkok<br />

türkei V<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> Ilac<br />

Ticaret A.S., Istanbul<br />

usa V P F<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> Corp.,<br />

Ridgefi eld, Connecticut<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />

Pharmaceuticals, Inc.,<br />

Ridgefi eld, Connecticut<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />

USA Corporation,<br />

Ridgefi eld, Connecticut<br />

Ben Venue Laboratories, Inc.,<br />

Bedford, Ohio<br />

Roxane Laboratories, Inc.,<br />

Columbus, Ohio<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />

Vetmedica, Inc.,<br />

St. Joseph, Missouri<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />

Roxane, Inc., Columbus, Ohio<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />

Chemicals, Inc.,<br />

Petersburg, Virginia<br />

venezuela V<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> C.A.,<br />

Caracas<br />

Übersicht über die wichtigsten konsolidierten Gesellschaften<br />

43


konzernabschluss<br />

C. H. <strong>Boehringer</strong> Sohn AG & Co. KG, <strong>Ingelheim</strong><br />

Konzernbilanz<br />

Aktiva (in Mio. EUR) Anhang 1) 31.12.2010 31.12.2009<br />

Immaterielle Vermögensgegenstände (3.1) 736 745<br />

Sachanlagen (3.2) 3.314 3.219<br />

Finanzanlagen (3.3) 3.168 1.699<br />

Anlagevermögen 7.218 5.663<br />

Vorräte (3.4) 1.850 1.801<br />

Forderungen und sonstige Vermögensgegenstände (3.5) 2.712 2.538<br />

Wertpapiere 1.095 899<br />

Kassenbestand, Guthaben bei Kreditinstituten, Schecks 2.023 2.978<br />

Umlaufvermögen 7.680 8.216<br />

Rechnungsabgrenzungsposten 54 65<br />

Aktive latente Steuern 1.281 1.060<br />

Bilanzsumme 16.233 15.004<br />

Passiva (in Mio. EUR) Anhang 1) 31.12.2010 31.12.2009<br />

Kapital der Gesellschafter 178 178<br />

Konzernrücklagen 5.413 4.208<br />

Eigenkapitaldifferenz aus Währungsumrechnung — 5 — 244<br />

<strong>Jahre</strong>süberschuss 888 1.759<br />

Eigenkapital 6.474 5.901<br />

Anteile anderer Gesellschafter 0 179<br />

Konzerneigenkapital 6.474 6.080<br />

Rückstellungen (3.6) 6.411 5.548<br />

Verbindlichkeiten (3.7) 3.127 3.146<br />

Fremdkapital 9.538 8.694<br />

Rechnungsabgrenzungsposten 34 47<br />

Passive latente Steuern 187 183<br />

Bilanzsumme 16.233 15.004<br />

1) Siehe Erläuterung unter der entsprechenden Ziffer im Konzernanhang.<br />

44 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010


C. H. <strong>Boehringer</strong> Sohn AG & Co. KG, <strong>Ingelheim</strong><br />

Gewinn- und Verlustrechnung des Konzerns<br />

(in Mio. EUR) Anhang 1) 2010 2009<br />

Umsatzerlöse (4.1) 12.586 12.721<br />

Erhöhung des Bestands an fertigen und unfertigen Erzeugnissen 7 253<br />

Andere aktivierte Eigenleistungen 5 5<br />

Sonstige betriebliche Erträge (4.2) 1.482 682<br />

Gesamtleistung 14.080 13.661<br />

Materialaufwand (4.3) — 1.803 — 1.913<br />

Personalaufwand (4.4) — 3.358 — 3.221<br />

Abschreibungen auf immaterielle Vermögensgegenstände des<br />

Anlagevermögens und Sachanlagen (4.5) — 598 — 555<br />

Sonstige betriebliche Aufwendungen (4.6) — 6.425 — 5.733<br />

Betriebsergebnis 1.896 2.239<br />

Finanzergebnis (4.7) — 154 — 99<br />

Beteiligungsergebnis (4.8) — 34 11<br />

Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit / Ergebnis vor Steuern 1.708 2.151<br />

Außerordentliches Ergebnis (4.9) — 594 0<br />

Steuern 2) (4.10) — 226 — 387<br />

Ergebnis nach Steuern 888 1.764<br />

Fremdanteil am Ergebnis 0 — 5<br />

<strong>Jahre</strong>süberschuss (4.11) 888 1.759<br />

1) Siehe Erläuterung unter der entsprechenden Ziffer im Konzernanhang.<br />

2) Aufgrund handelsrechtlicher Vorschriften ist der Ausweis der auf die Konzerntätigkeit entfallenden persönlichen Steuern der Gesellschafter im Steueraufwand<br />

unzulässig. Sie werden als Entnahmen aus dem erwirtschafteten Konzerneigenkapital dargestellt.<br />

Konzernbilanz / Gewinn- und Verlustrechnung des Konzerns<br />

45


konzernabschluss<br />

C. H. <strong>Boehringer</strong> Sohn AG & Co. KG, <strong>Ingelheim</strong><br />

Kapitalfl ussrechnung<br />

(in Mio. EUR) 2010 2009<br />

Periodenergebnis (einschließlich Ergebnisanteilen von Minderheitsgesellschaftern) 888 1.764<br />

Abschreibungen / Zuschreibungen auf Gegenstände des Anlagevermögens 1) 631 551<br />

Veränderung der Pensionsrückstellungen 715 94<br />

Cashfl ow 2.234 2.409<br />

Veränderung der übrigen Rückstellungen — 46 539<br />

Sonstige zahlungsunwirksame Aufwendungen und Erträge 1 29<br />

Verlust / Gewinn aus dem Abgang von Gegenständen des Anlagevermögens 72 — 2<br />

Veränderung der Vorräte 25 — 246<br />

Veränderung der Forderungen und anderer Aktiva, die nicht der Investitions- oder<br />

Finanzierungstätigkeit zuzuordnen sind — 141 — 386<br />

Veränderung der anderen Verbindlichkeiten und anderer Passiva, die nicht der Investitions-<br />

oder Finanzierungstätigkeit zuzuordnen sind — 89 48<br />

Cashfl ow aus laufender Geschäftstätigkeit 2.056 2.391<br />

Auszahlungen für Investitionen in das immaterielle Anlagevermögen — 57 — 313<br />

Auszahlungen für Investitionen in das Sachanlagevermögen — 519 — 630<br />

Auszahlungen für Investitionen in das Finanzanlagevermögen 1) — 14 — 59<br />

Einzahlungen aus Abgängen von Gegenständen des immateriellen Anlagevermögens 0 2<br />

Einzahlungen aus Abgängen von Gegenständen des Sachanlagevermögens 21 74<br />

Einzahlungen aus Abgängen von Gegenständen des Finanzanlagevermögens 1) 4 6<br />

Cashfl ow aus der Investitionstätigkeit — 565 — 920<br />

Einzahlungen von und Auszahlungen an Gesellschafter und Minderheitsgesellschafter — 837 — 229<br />

Einzahlungen und Auszahlungen aus der Veränderung von Finanzkrediten 31 1.224<br />

Cashfl ow aus der Finanzierungstätigkeit — 806 995<br />

Zahlungswirksame Veränderungen des Finanzmittelfonds 685 2.466<br />

Veränderung des Finanzmittelfonds durch Konsolidierungskreisänderungen 0 0<br />

Veränderung des Finanzmittelfonds durch Wechselkursänderungen 44 — 14<br />

Finanzmittelfonds 2) am 1.1. 5.384 2.932<br />

Finanzmittelfonds 2) am 31.12. 6.113 5.384<br />

1) Ohne Wertpapiere des Anlagevermögens.<br />

2) Flüssige Mittel, Wertpapiere des Anlage- und Umlaufvermögens.<br />

(+) = Mittelherkunft, ( - ) = Mittelverwendung.<br />

46 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010


C. H. <strong>Boehringer</strong> Sohn AG & Co. KG, <strong>Ingelheim</strong><br />

Entwicklung des Konzerneigenkapitals<br />

(in Mio. EUR)<br />

Kapital der<br />

Gesellschafter<br />

1)<br />

ErwirtschaftetesKonzerneigenkapital<br />

davon<br />

Währungseinfl<br />

üsse<br />

Eigenkapital<br />

Anteile<br />

anderer<br />

Gesellschafter<br />

davon<br />

Währungseinfl<br />

üsse<br />

Konzerneigenkapital<br />

Stand am 31.12.2008 178 4.525 — 225 4.703 190 — 9 4.893<br />

Einlagen 0 0 0 0 0 0 0<br />

Entnahmen 0 — 542 0 — 542 0 0 — 542<br />

<strong>Jahre</strong>süberschuss 0 1.759 0 1.759 5 0 1.764<br />

Änderungen Konsolidierungskreis 0 0 0 0 0 0 0<br />

Übrige Veränderungen 0 — 19 — 19 — 19 — 16 — 11 — 35<br />

Stand am 31.12.2009 178 5.723 — 244 5.901 179 — 20 6.080<br />

Einlagen 0 0 0 0 0 0 0<br />

Entnahmen 0 — 456 0 — 456 0 0 — 456<br />

<strong>Jahre</strong>süberschuss 0 888 0 888 0 0 888<br />

Änderungen Konsolidierungskreis 0 0 0 0 0 0 0<br />

Übrige Veränderungen 0 141 239 141 — 179 20 — 38<br />

Stand am 31.12.2010 178 6.296 — 5 6.474 0 0 6.474<br />

1) Das Kapital der Gesellschafter setzt sich zusammen aus dem Kapital der C.H. <strong>Boehringer</strong> Sohn AG & Co. KG und der C.H. <strong>Boehringer</strong> Sohn Grundstücksverwaltung<br />

GmbH & Co. KG. Zum 31.12.2010 beinhaltet das Kapital der Gesellschafter ausschließlich Kommanditeinlagen. Auf die Konzerntätigkeit entfallende persönliche Steuern<br />

der Gesellschafter werden als Entnahmen aus dem erwirtschafteten Konzerneigenkapital dargestellt.<br />

Kapitalfl ussrechnung / Entwicklung des Konzerneigenkapitals<br />

47


konzernabschluss<br />

C. H. <strong>Boehringer</strong> Sohn AG & Co. KG, <strong>Ingelheim</strong><br />

Konzernanhang 2010<br />

1 Grundsätze und Methoden<br />

1.1 Allgemeine Grundsätze<br />

Der Konzernabschluss von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> für das Geschäftsjahr 2010 wurde gemäß § 264a HGB<br />

in Anwendung der Konzernrechnungslegungsvorschriften der §§ 290 ff. HGB erstellt.<br />

Gemäß § 297 Abs. 1 HGB besteht der Konzernabschluss aus der Konzernbilanz, der Konzern-Gewinnund<br />

Verlustrechnung, dem Konzernanhang, der Kapitalfl ussrechnung und dem Eigenkapitalspiegel.<br />

Der Konzernabschluss wurde gemäß § 298 Abs. 1 i. V. m. § 244 HGB in Euro aufgestellt.<br />

Zur Klarheit und Übersichtlichkeit des Konzernabschlusses wurden einzelne Posten der Konzernbilanz<br />

und der Konzern-Gewinn- und Verlustrechnung zusammengefasst. Diese Posten sind im Anhang gesondert<br />

aufgegliedert und erläutert. Die für die einzelnen Posten geforderten Zusatzangaben wurden ebenfalls<br />

in den Anhang übernommen.<br />

Soweit sich durch das am 29. Mai 2009 in Kraft getretene Bilanzrechtsmodernisierungsgesetz (BilMoG)<br />

Änderungen bei Ansatz und Bewertung von Bilanz- und Gewinn- und Verlustrechnungsposten ergeben<br />

haben, wurden die Vorjahresbeträge gemäß Artikel 67 Abs. 8 EGHGB nicht an die geänderten Ansatzund<br />

Bewertungsmethoden angepasst. Insoweit ist eine Vergleichbarkeit mit dem Vorjahr teilweise nur<br />

eingeschränkt möglich.<br />

1.2 Angaben zum Konsolidierungskreis<br />

An der Spitze des Unternehmensverbandes <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> steht die C. H. <strong>Boehringer</strong> Sohn AG &<br />

Co. KG, <strong>Ingelheim</strong>. Die <strong>Boehringer</strong> AG, <strong>Ingelheim</strong>, ist die einzige persönlich haftende geschäftsführende<br />

Gesellschafterin dieser Gesellschaft.<br />

Neben der C. H. <strong>Boehringer</strong> Sohn AG & Co. KG besteht die C. H. <strong>Boehringer</strong> Sohn Grundstücksverwaltung<br />

GmbH & Co. KG, deren Komplementärin sich unter einem beherrschenden Einfl uss der C. H.<br />

<strong>Boehringer</strong> Sohn AG & Co. KG befi ndet.<br />

Der Unternehmensverband <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> besteht insgesamt aus 145 verbundenen Unternehmen<br />

im In- und Aus land. In den Konzernabschluss sind neben der C. H. <strong>Boehringer</strong> Sohn AG & Co. KG und<br />

der C. H. <strong>Boehringer</strong> Sohn Grundstücksverwaltung GmbH & Co. KG weitere 109 Gesell schaften nach den<br />

Regeln der Vollkonsolidierung einbezogen, an denen die C. H. <strong>Boehringer</strong> Sohn AG & Co. KG di rekt oder<br />

indi rekt die Mehr heit der Stimmrechte besitzt.<br />

48 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010


34 Gesellschaften wurden im Berichtsjahr gemäß § 296 Abs. 2 HGB nicht konsolidiert, da sie im Einzelnen<br />

und insgesamt von untergeordneter Bedeutung für die Vermögens-, Finanz- und Ertragslage des<br />

Unternehmensverbandes sind. Die Gesamtheit des Umsatzes, des Eigenkapitals sowie des <strong>Jahre</strong>sergebnisses<br />

der nicht in den Konzernabschluss einbezogenen Unternehmen beträgt weniger als ein Prozent des<br />

Summenabschlusses des Konzerns. Auf die Bewertung als assoziiertes Unternehmen wurde gemäß § 311<br />

Abs. 2 HGB wegen untergeordneter Bedeutung ebenfalls verzichtet. Bei zwei weiteren Gesellschaften<br />

sind aufgrund von Satzungsbestimmungen dauernde Verfü gungsbeschränkungen gegeben. Diese wurden<br />

gemäß § 296 Abs. 1 Satz 1 HGB nicht konsolidiert.<br />

Im Vergleich zum Vorjahr erhöhte sich die Gesamtzahl der verbundenen Unternehmen um drei Gesellschaften:<br />

• Eine Gesellschaft wurde liquidiert.<br />

• Vier Gesellschaften wurden gegründet.<br />

Für folgende Tochterunternehmen wurde von der Befreiung von den Aufstellungs- und Offen legungs-<br />

pfl ichten gemäß § 264 Abs. 3 HGB Gebrauch gemacht:<br />

• <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> GmbH, <strong>Ingelheim</strong><br />

• <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> Europe GmbH, <strong>Ingelheim</strong><br />

• <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> Vetmedica GmbH, <strong>Ingelheim</strong><br />

• <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> Secura Versicherungsvermittlungs GmbH, <strong>Ingelheim</strong><br />

• <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> Grundstücksgesellschaft mbH, <strong>Ingelheim</strong><br />

• <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> Finanzierungs GmbH, <strong>Ingelheim</strong><br />

• <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> R&D Beteiligungs GmbH, <strong>Ingelheim</strong><br />

• <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> Venture Fund GmbH, <strong>Ingelheim</strong><br />

Von der Pfl icht zur Aufstellung und Offenlegung eines <strong>Jahre</strong>sabschlusses nach den für Kapitalgesell-<br />

schaften geltenden Vorschriften des HGB sind gemäß § 264b HGB befreit:<br />

• C. H. <strong>Boehringer</strong> Sohn AG & Co. KG, <strong>Ingelheim</strong><br />

• C. H. <strong>Boehringer</strong> Sohn Grundstücksverwaltung GmbH & Co. KG, <strong>Ingelheim</strong><br />

• <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> Pharma GmbH & Co. KG, <strong>Ingelheim</strong><br />

• <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> Veterinary Research Center GmbH & Co. KG, Hannover.<br />

1.3 Konsolidierungsmethoden<br />

Bei Vorräten, Forderungen und Verbindlichkeiten sowie den Ertrags- und Auf wands posten wurden die<br />

zwischen den einbezogenen Gesellschaften ent standenen Ge schäftsvorfälle im Rahmen der Schul den<br />

konsolidierung nach § 303 HGB, der Zwi schener gebniseliminierung nach § 304 HGB sowie der Aufwands-<br />

und Ertragskonso lidierung nach § 305 HGB heraus gerechnet.<br />

Konzernanhang 2010<br />

49


konzernabschluss<br />

Bei der Kapitalkonsolidierung wurde für Erstkonsoli dierun gen von Toch terunternehmen die Neu bewertungsmethode<br />

nach § 301 HGB angewandt. Die Erstkonso lidie rung erfolgt jeweils zu dem Zeitpunkt,<br />

zu dem das Unternehmen Tochterunternehmen geworden ist.<br />

Dabei wird der Wertansatz der dem Mutterunternehmen gehörenden Anteile mit dem auf diese Anteile<br />

entfallenden Betrag des Eigenkapitals des Tochterunternehmens verrechnet. Das Eigenkapital wird mit<br />

dem Betrag angesetzt, der dem zum Konsolidierungszeitpunkt beizulegenden Zeitwert der in den Konzernabschluss<br />

aufzunehmenden Vermögensgegenstände, Schulden, Rechnungsabgrenzungsposten und<br />

Sonderposten entspricht. Ein nach der Verrechnung verbleibender Unterschiedsbetrag wird, wenn er auf<br />

der Aktivseite entsteht, als Geschäfts- oder Firmenwert ausgewiesen.<br />

Diese Ausgestaltung der Erwerbsmethode und des Erstkonsolidierungszeitpunktes wurde bereits für<br />

Tochterunternehmen oder sukzessive Anteilserwerbe angewandt, die vor dem 1. Januar 2010 erstmalig<br />

konsolidiert wurden.<br />

1.4 Währungsumrechnung<br />

Aus Fremdwährungstransaktionen resultierende Vermögensgegenstände und Verbindlichkeiten wurden<br />

grundsätzlich mit dem Devisenkassamittelkurs zum Abschlussstichtag umgerechnet. Bei einer Restlaufzeit<br />

von <strong>mehr</strong> als einem Jahr wurde dabei das Realisationsprinzip (§ 298 Abs. 1 i. V. m. § 252 Abs. 1 Nr. 4 Halbsatz<br />

2 HGB) und das Anschaffungs kostenprinzip (§ 298 Abs. 1 i. V. m. § 253 Abs. 1 Satz 1 HGB) beachtet.<br />

In dem vorliegenden Konzernabschluss wurden die auf fremde Währung lautenden Abschlüsse ausländischer<br />

Tochterunternehmen mit Sitz in einem Staat außerhalb der Euro-Zone nach § 308a HGB nach der<br />

modifi zierten Stichtagskursmethode in Euro umgerechnet.<br />

Durch die Anwendung der modifi zierten Stichtagskursmethode wurden die Aktiv- und Passivposten der<br />

in ausländischer Währung aufgestellten <strong>Jahre</strong>sabschlüsse, mit Ausnahme des Eigenkapitals, welches zum<br />

historischen Kurs umgerechnet wurde, zum Devisenkassamittelkurs am Abschlussstichtag in Euro umgerechnet.<br />

Die Posten der Gewinn- und Verlustrechnung sind zum Durchschnittskurs in Euro umgerechnet.<br />

Die sich ergebende Umrechnungsdifferenz wurde innerhalb des Konzerneigenkapitals nach den Rücklagen<br />

unter dem Posten „Eigenkapitaldifferenz aus Währungsumrechnung“ ausgewiesen. Die für den<br />

Unternehmensverband wichtigsten Währungen haben sich im Berichtsjahr wie folgt verändert (Basis<br />

jeweils 1 Euro):<br />

Stichtagskurs Durchschnittskurs<br />

31.12.2010 31.12.2009 2010 2009<br />

US-Dollar 1,34 1,44 1,33 1,39<br />

Japanischer Yen 108,65 133,16 116,46 130,23<br />

Pfund Sterling 0,86 0,89 0,86 0,89<br />

Kanadischer Dollar 1,33 1,51 1,37 1,59<br />

50 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010


2 Bilanzierungs- und Bewertungsmethoden<br />

2.1 Anlagevermögen<br />

Die erworbenen immateriellen Vermögensgegenstände und die Sachanlagen sind zu An schaf fungs- bzw.<br />

Herstel lungskosten, vermindert um planmäßige lineare Abschreibun gen, entsprechend den technischen<br />

und wirtschaftli chen Gegebenheiten angesetzt. Hierbei wurden folgende Nutzungsdauern zugrunde gelegt:<br />

Immaterielle Vermögensgegenstände 2 bis 15 <strong>Jahre</strong><br />

Gebäude 20 <strong>Jahre</strong><br />

Technische Anlagen und Maschinen 10 <strong>Jahre</strong><br />

Andere Anlagen, Betriebs- und Geschäftsausstattung 3 bis 10 <strong>Jahre</strong><br />

Im Konzernabschluss wurde einheitlich linear abgeschrieben. Vor aussicht lich dauerhaften Wertminderungen<br />

wurde durch außerplan mäßige Abschrei bungen Rechnung getra gen. Bei der Ermittlung der<br />

Herstellungskosten wurden Material- und Fertigungseinzelkosten, angemessene Teile der Material- und<br />

Fertigungsgemeinkosten sowie der Werteverzehr des Anlagevermögens (soweit durch die Fertigung veranlasst)<br />

berücksichtigt.<br />

Alle aktivierten immateriellen Vermögensgegenstände des Anlagevermögens haben eine be grenzte Nutzungsdauer.<br />

Geschäfts- oder Firmenwerte aus der Erstkonsolidierung von Anteilen werden in der Regel über einen<br />

Zeitraum von fünf <strong>Jahre</strong>n abgeschrieben.<br />

Für den Geschäfts- oder Firmenwert des im Jahr 2007 übernommenen Unternehmens <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />

Korea Ltd. wurde eine Nutzungsdauer von zehn <strong>Jahre</strong>n zugrunde gelegt, da dies aufgrund von<br />

Erfahrungen der Vergangenheit bezüglich Produkten und Absatzmärkten sowie den geschäftlichen<br />

Rahmenbedingungen der <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> Korea Ltd. ein den tatsächlichen Verhältnissen entsprechendes<br />

Bild vermittelt.<br />

Bei den Finanzanlagen werden die Anteilsrechte, Wertpapiere und die Ausleihungen zu Anschaffungskosten<br />

bzw. niedrigeren beizulegenden Werten angesetzt.<br />

2.2 Umlaufvermögen<br />

Die Vorräte werden zu Anschaffungs- und Herstellungskosten bzw. zu den niedrigeren beizulegenden<br />

Zeitwerten an gesetzt.<br />

Die Bestände an Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffen sind zu durchschnittlichen Einstands preisen oder zu<br />

niedrigeren beizulegenden Zeitwerten am Bilanzstichtag aktiviert.<br />

Die unfertigen und fertigen Erzeugnisse sind auf der Basis von Einzelkalkulationen zu Herstellungskosten<br />

bewertet, wobei neben den direkt zurechenbaren Materialeinzelkosten, Fertigungslöhnen und<br />

Konzernanhang 2010<br />

51


konzernabschluss<br />

Sondereinzelkosten auch angemessene Teile der Fertigungs- und Materialgemeinkosten sowie Abschreibungen<br />

berücksichtigt werden.<br />

In allen Fällen wurde verlustfrei bewertet, d. h. es wurden von den voraussichtlichen Verkaufs preisen Abschläge<br />

für noch anfallende Kosten vorgenommen.<br />

Handelswaren sind zu Anschaffungskosten oder niedrigeren Marktpreisen bilanziert.<br />

Alle erkennbaren Risiken im Vorratsvermögen, die sich aus überdurchschnittlicher Lagerdauer, geminderter<br />

Verwertbarkeit und niedrigeren Wiederbeschaffungskosten ergeben, sind durch angemessene Abwertungen<br />

berücksichtigt.<br />

Forderungen und sonstige Vermögensgegenstände wurden zu Anschaffungskosten abzüglich der Wertabschläge<br />

für Einzelrisiken und für das allgemeine Kreditrisiko bilanziert. Unverzinsliche oder niedrig verzinsliche<br />

Forderungen mit einer Laufzeit von <strong>mehr</strong> als einem Jahr wurden abgezinst.<br />

Die Wertpapiere des Umlaufvermögens bestehen aus sonstigen Wertpapieren und wurden zu Anschaffungskosten<br />

oder gegebenenfalls zu niedrigeren Werten, die sich aus den Börsen- oder Marktpreisen am<br />

Stichtag ergeben, bilanziert.<br />

Die fl üssigen Mittel sind zu Anschaffungskosten oder dem niedrigeren beizulegenden Zeitwert bilanziert.<br />

Der aktive Rechnungsabgrenzungsposten nach § 250 Absatz 1 HGB beinhaltet im Voraus bezahlten Aufwand<br />

für eine bestimmte Zeit nach dem Bilanzstichtag.<br />

2.3 Konzernrücklagen<br />

Die Konzernrücklagen enthalten die bei den einbezogenen Unternehmen thesaurierten Ergeb nisse sowie<br />

die ergebniswirksamen Konsolidierungen, soweit sie Vorjahre betreffen.<br />

2.4 Rückstellungen<br />

Die Steuerrückstellungen und die sonstigen Rückstellungen berücksichtigen alle ungewissen Verbindlichkeiten<br />

und drohenden Verluste aus schwebenden Geschäften. Sie sind in Höhe des nach vernünftiger kaufmännischer<br />

Beurteilung notwendigen Erfüllungsbetrags (d. h. einschließlich zukünftiger Kosten- und<br />

Preissteigerungen) angesetzt. Rückstellungen mit einer Restlaufzeit von <strong>mehr</strong> als einem Jahr werden mit<br />

dem laufzeitadäquaten, durchschnittlichen Marktzinssatz der vergangenen sieben <strong>Jahre</strong> (gemäß Rückstellungsabzinsungsverordnung)<br />

abgezinst.<br />

In Anwendung des in Art. 67 Abs. 1 Satz 2 EGHGB eingeräumten Wahlrechts wurden Rückstellungen mit<br />

einer Restlaufzeit von <strong>mehr</strong> als einem Jahr, die bereits zum 31. Dezember 2009 bestanden, nicht aufgelöst,<br />

um insoweit in Folgejahren nicht erneut Zuführungen vornehmen zu müssen.<br />

2.5 Verbindlichkeiten<br />

Die Verbindlichkeiten wurden mit ihrem Erfüllungsbetrag bilanziert.<br />

52 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010


2.6 Steuerabgrenzung<br />

Für die Ermittlung latenter Steuern aufgrund von temporären oder quasi-permanenten Differenzen zwischen<br />

den handelsrechtlichen Wertansätzen von Vermögensgegenständen, Schulden und Rechnungsabgrenzungsposten<br />

und ihren steuerlichen Wertansätzen oder aufgrund steuerlicher Verlustvorträge wurden die Beträge der<br />

sich ergebenden Steuerbe- und -entlastung mit den unternehmensindividuellen Steuersätzen (10 % - 40 %) im<br />

Zeitpunkt des Abbaus der Differenzen bewertet und nicht abgezinst. Differenzen, die auf Konsolidierungsmaßnahmen<br />

gemäß den §§ 300 bis 305 HGB beruhen, wurden ebenfalls mit den unternehmensindividuellen Steuersätzen<br />

im Zeitpunkt des voraussichtlichen Abbaus der Differenzen bewertet. Aktive latente Steuern auf Verlustvorträge<br />

wurden berücksichtigt, sofern innerhalb der nächsten fünf <strong>Jahre</strong> eine Verlustverrechnung<br />

wahrscheinlich ist.<br />

Aktive und passive Steuerlatenzen werden unsaldiert ausgewiesen.<br />

Konzernanhang 2010<br />

53


konzernabschluss<br />

3 Erläuterungen zur Konzernbilanz<br />

3.1 Immaterielle Vermögensgegenstände<br />

Konzessionen/ Geschäfts- Geleistete Summe<br />

ähnliche oder Anzahlungen<br />

(in Mio. EUR) Rechte Firmenwerte<br />

Anschaffungs- bzw. Herstellungskosten<br />

Stand am 1. Januar 2009 1.020 569 21 1.610<br />

Währungsumrechnungsdifferenz —21 —1 —1 —23<br />

Zugänge aus Erstkonsolidierung 0 0 0 0<br />

Zugänge 302 4 7 313<br />

Abgänge —28 0 0 —28<br />

Umbuchungen 20 0 —14 6<br />

Stand am 31. Dezember 2009 1.293 572 13 1.878<br />

Währungsumrechnungsdifferenz 67 0 2 69<br />

Zugänge aus Erstkonsolidierung 0 0 0 0<br />

Zugänge 42 0 15 57<br />

Abgänge —78 0 0 —78<br />

Umbuchungen 10 0 —3 7<br />

Stand am 31. Dezember 2010 1.334 572 27 1.933<br />

Kumulierte Abschreibungen<br />

Stand am 1. Januar 2009 539 532 0 1.071<br />

Währungsumrechnungsdifferenz —2 —1 0 —3<br />

Zugänge aus Erstkonsolidierung 0 0 0 0<br />

Zugänge 80 5 0 85<br />

Zuschreibungen —1 0 0 —1<br />

Abgänge —19 0 0 —19<br />

Umbuchungen 0 0 0 0<br />

Stand am 31. Dezember 2009 597 536 0 1.133<br />

Währungsumrechnungsdifferenz 20 0 0 20<br />

Zugänge aus Erstkonsolidierung 0 0 0 0<br />

Zugänge 95 5 0 100<br />

Zuschreibungen 0 0 0 0<br />

Abgänge —56 0 0 —56<br />

Umbuchungen 0 0 0 0<br />

Stand am 31. Dezember 2010 656 541 0 1.197<br />

Buchwerte am 31. Dezember 2009 696 36 13 745<br />

Buchwerte am 31. Dezember 2010 678 31 27 736<br />

54 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010


3.2 Sachanlagen<br />

Grund- Technische Andere Geleistete Summe<br />

stücke/ Anlagen und Anlagen und Anzahlungen<br />

Bauten Maschinen Betriebs- und An-<br />

(in Mio. EUR) ausstattung lagen im Bau<br />

Anschaffungs- bzw. Herstellungskosten<br />

Stand am 1. Januar 2009 2.357 2.436 1.773 559 7.<strong>125</strong><br />

Währungsumrechnungsdifferenz —28 —9 —5 —8 —50<br />

Zugänge aus Erstkonsolidierung 0 0 0 0 0<br />

Zugänge 82 121 139 288 630<br />

Abgänge —81 —112 —102 —14 —309<br />

Umbuchungen 180 175 62 —423 —6<br />

Stand am 31. Dezember 2009 2.510 2.611 1.867 402 7.390<br />

Währungsumrechnungsdifferenz 163 102 71 20 356<br />

Zugänge aus Erstkonsolidierung 0 0 0 0 0<br />

Zugänge 31 82 123 283 519<br />

Abgänge —82 —109 —150 —8 —349<br />

Umbuchungen 33 96 52 —188 —7<br />

Stand am 31. Dezember 2010 2.655 2.782 1.963 509 7.909<br />

Kumulierte Abschreibungen<br />

Stand am 1. Januar 2009 1.226 1.481 1.241 0 3.948<br />

Währungsumrechnungsdifferenz —14 —1 —5 0 —20<br />

Zugänge aus Erstkonsolidierung 0 0 0 0 0<br />

Zugänge 96 191 183 0 470<br />

Zuschreibungen —3 0 0 0 —3<br />

Abgänge —43 —90 —91 0 —224<br />

Umbuchungen 0 0 0 0 0<br />

Stand am 31. Dezember 2009 1.262 1.581 1.328 0 4.171<br />

Währungsumrechnungsdifferenz 89 70 51 0 210<br />

Zugänge aus Erstkonsolidierung 0 0 0 0 0<br />

Zugänge 106 202 190 0 498<br />

Zuschreibungen 0 0 0 0 0<br />

Abgänge —55 —96 —133 0 —284<br />

Umbuchungen 0 0 0 0 0<br />

Stand am 31. Dezember 2010 1.402 1.757 1.436 0 4.595<br />

Buchwerte am 31. Dezember 2009 1.248 1.030 539 402 3.219<br />

Buchwerte am 31. Dezember 2010 1.253 1.025 527 509 3.314<br />

Konzernanhang 2010<br />

55


konzernabschluss<br />

3.3 Finanzanlagen<br />

Anteile an Ausleihun- Beteili- Ausleihun- Wert- Sonstige Summe<br />

verbundenen gen an gungen gen an papiere des Aus-<br />

Unternehmen verbundene Beteili- Anlage- leihungen<br />

(in Mio. EUR) Unternehmen gungen vermögens<br />

Anschaffungs- bzw.<br />

Herstellungskosten<br />

Stand am 1. Januar 2009 36 8 67 3 1.663 19 1.796<br />

Währungsumrechnungsdifferenz 0 —1 1 0 —3 1 —2<br />

Zugänge aus Erstkonsolidierung 0 0 0 0 0 0 0<br />

Zugänge 29 0 47 0 109 6 191<br />

Abgänge 0 0 0 —3 —259 —6 —268<br />

Umbuchungen 0 0 —11 0 11 0 0<br />

Stand am 31. Dezember 2009 65 7 104 0 1.521 20 1.717<br />

Währungsumrechnungsdifferenz 11 0 —1 0 8 0 18<br />

Zugänge aus Erstkonsolidierung 0 0 0 0 0 0 0<br />

Zugänge 7 0 2 0 1.542 5 1.556<br />

Abgänge —4 0 0 0 —64 —6 —74<br />

Umbuchungen 0 0 0 0 0 0 0<br />

Stand am 31. Dezember 2010 79 7 105 0 3.007 19 3.217<br />

Kumulierte Abschreibungen<br />

Stand am 1. Januar 2009 0 0 12 0 43 2 57<br />

Währungsumrechnungsdifferenz 0 0 0 0 0 1 1<br />

Zugänge aus Erstkonsolidierung 0 0 0 0 0 0 0<br />

Zugänge 0 0 0 0 3 0 3<br />

Zuschreibungen 0 0 —5 0 —4 0 —9<br />

Abgänge 0 0 0 0 —34 0 —34<br />

Umbuchungen 0 0 —6 0 6 0 0<br />

Stand am 31. Dezember 2009 0 0 1 0 14 3 18<br />

Währungsumrechnungsdifferenz 0 0 0 0 1 0 1<br />

Zugänge aus Erstkonsolidierung 0 0 0 0 0 0 0<br />

Zugänge 0 0 33 0 1 0 34<br />

Zuschreibungen 0 0 0 0 0 0 0<br />

Abgänge 0 0 0 0 —4 0 —4<br />

Umbuchungen 0 0 0 0 0 0 0<br />

Stand am 31. Dezember 2010 0 0 34 0 12 3 49<br />

Buchwerte am 31. Dezember 2009 65 7 103 0 1.507 17 1.699<br />

Buchwerte am 31. Dezember 2010 79 7 71 0 2.995 16 3.168<br />

Der Posten „Sonstige Ausleihungen“ enthält wie im Vorjahr keine Ausleihungen gegen Gesellschafter.<br />

56 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010


3.4 Vorräte<br />

(in Mio. EUR) 31.12.2010 31.12.2009<br />

Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe 381 314<br />

Unfertige Erzeugnisse 817 784<br />

Fertige Erzeugnisse und Waren 649 698<br />

Geleistete Anzahlungen 3 5<br />

1.850 1.801<br />

3.5 Forderungen<br />

Restlaufzeit Restlaufzeit<br />

(in Mio. EUR) 31.12.2010 über 1 Jahr 31.12.2009 über 1 Jahr<br />

Forderungen aus Lieferungen und Leistungen 2.156 4 2.026 3<br />

Forderungen gegen verbundene Unternehmen<br />

Forderungen gegen Unternehmen, mit denen<br />

7 0 5 0<br />

ein Beteiligungsverhältnis besteht 17 0 10 0<br />

Sonstige Vermögensgegenstände 532 12 497 21<br />

2.712 16 2.538 24<br />

In dem Posten „Sonstige Vermögensgegenstände“ sind Forderungen gegen die Gesellschafter in Höhe von<br />

28 Mio. EUR enthalten (Vorjahr: 0 Mio. EUR).<br />

3.6 Rückstellungen<br />

(in Mio. EUR) 31.12.2010 31.12.2009<br />

Rückstellungen für Pensionen und ähnliche Verpfl ichtungen 3.007 2.256<br />

Steuerrückstellungen 559 479<br />

Sonstige Rückstellungen 2.845 2.813<br />

6.411 5.548<br />

Konzernanhang 2010<br />

57


konzernabschluss<br />

Rückstellungen für Pensionen und ähnliche Verpfl ichtungen<br />

Die Rückstellungen für Pensionen und ähnliche Verpfl ichtungen wurden auf der Grundlage versiche-<br />

rungsmathematischer Berechnungen nach dem Anwartschaftsbarwertverfahren unter Berücksichtigung<br />

von zukünftigen Entgelt- und Rentenanpassungen ermittelt.<br />

Bei der versicherungsmathematischen Berechnung der Verpfl ichtungen wurden neben den lokalen biometrischen<br />

Rechnungsgrundlagen (z. B. in Deutschland die Generationentafeln 2005 G von Prof. Dr. Klaus<br />

Heubeck) in den wesentlichen Ländern die folgenden versicherungsmathematischen Parameter zugrunde<br />

gelegt:<br />

Stand 31. Dezember 2010 (in %) Deutschland USA Japan<br />

Rechnungszins 5,17 5,62 2,08<br />

Entgelttrend 4,0 5,0 2,8<br />

Rententrend 2,0 3,0 0,0<br />

Für die Abzinsung wurde pauschal der durchschnittliche Marktzinssatz bei einer restlichen Laufzeit von<br />

15 <strong>Jahre</strong>n gemäß der Rückstellungsabzinsungsverordnung vom 18. November 2009 verwendet. Die für<br />

die Abzinsung wesentlicher ausländischer Altersversorgungsverpfl ichtungen (USA und Japan) verwendeten<br />

Zinssätze wurden entsprechend der Rückstellungsabzinsungsverordnung vom 18. November 2009 mit<br />

vergleichbaren Berechnungsgrundlagen ermittelt.<br />

Die Ermittlung des einmaligen Umstellungsbetrages zum 1. Januar 2010 erfolgte auf Basis der eben dargestellten<br />

Vorgehensweise. Folgende Zinssätze wurden zur Abzinsung verwendet:<br />

USA: 5,67 %<br />

Japan: 2,12 %<br />

Deutschland: 5,25 %<br />

Im Rahmen der erstmaligen Anwendung der Bestimmungen des BilMoG zum 1. Januar 2010 resultiert<br />

aus der Bewertung der Altersversorgungsverpfl ichtungen insgesamt ein saldierter Zuführungsbetrag in<br />

Höhe von 574 Mio. EUR. Der Betrag wurde im Geschäftsjahr in voller Höhe ergebniswirksam angesetzt.<br />

Der Ausweis des Betrages in der Gewinn- und Verlustrechnung erfolgt gemäß Art. 67 Abs. 7 EGHGB unter<br />

dem Posten „außerordentliches Ergebnis“.<br />

Die ausschließlich der Erfüllung der Altersversorgungsverpfl ichtungen dienenden, dem Zugriff aller übri-<br />

gen Gläubiger entzogenen Vermögensgegenstände (Deckungsvermögen i. S. d. § 246 Abs. 2 Satz 2 HGB)<br />

wurden mit ihrem beizulegenden Zeitwert bewertet, welcher im Wesentlichen aus Börsenkursen abgeleitet<br />

ist, und mit den Pensionsverpfl ichtungen verrechnet.<br />

Die ausschließlich der Erfüllung der wertpapiergebundenen Versorgungszusage aus Wertguthaben dienenden,<br />

dem Zugriff aller übrigen Gläubiger entzogenen Vermögensgegenstände (Deckungsvermögen<br />

i. S. d. § 246 Abs. 2 Satz 2 HGB) wurden mit ihrem beizulegenden Zeitwert bewertet und mit den zugehörigen<br />

Verpfl ichtungen verrechnet. Die Anschaffungskosten der Vermögensgegenstände beliefen sich zum<br />

58 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010


31. Dezember 2010 auf 7 Mio. EUR. Der beizulegende Zeitwert (Marktwert am Bilanzstichtag) beträgt 8<br />

Mio. EUR. Dem Vermögen steht ein Erfüllungsbetrag der verrechneten Schulden in gleicher Höhe gegenüber.<br />

Die laufenden Erträge aus dem Deckungsvermögen und die Zuschreibung auf den Marktwert in<br />

Höhe von insgesamt 1 Mio. EUR entsprechen den Aufwendungen aus der Erhöhung der Verpfl ichtungen.<br />

Sonstige Rückstellungen<br />

Es ergab sich aufgrund der geänderten Bewertung von Verpfl ichtungen unter Beachtung des Einzelbewertungsgrundsatzes<br />

eine Verminderung der Rückstellungen. Der bisherige Wertansatz wurde nach<br />

Art. 67 Abs. 1 Satz 2 EGHGB beibehalten, da der aufzulösende Betrag bis spätestens 31. Dezember 2024<br />

wieder zugeführt werden müsste. Der daraus resultierende Betrag der Überdeckung beträgt 11 Mio. EUR.<br />

3.7 Verbindlichkeiten<br />

Restlaufzeit Restlaufzeit<br />

(in Mio. EUR)<br />

Verbindlichkeiten gegen-<br />

unter 1 Jahr 1 – 5 <strong>Jahre</strong> über 5 <strong>Jahre</strong> 31.12.2010 31.12.2009 unter 1 Jahr<br />

über Kreditinstituten 237 662 841 1.740 1.516 175<br />

Andere Verbindlichkeiten<br />

davon:<br />

- Verbindlichkeiten aus<br />

1.261 39 87 1.387 1.630 1.343<br />

Lieferungen und Leistungen 802 1 0 803 821 818<br />

- Erhaltene Anzahlungen<br />

- Verbindlichkeiten gegenüber<br />

23 18 0 41 51 27<br />

verbundenen Unternehmen<br />

- Verbindlichkeiten gegenüber<br />

Unternehmen, mit denen ein<br />

29 0 0 29 20 20<br />

Beteiligungsverhältnis besteht 1 0 0 1 2 2<br />

- Sonstige Verbindlichkeiten* 406 20 87 513 736 476<br />

1.498 701 928 3.127 3.146 1.518<br />

* Davon:<br />

- aus Steuern (in Mio. EUR) 76 75<br />

- im Rahmen der sozialen Sicherheit (in Mio. EUR) 14 16<br />

Durch Grundpfandrechte oder ähnliche dingliche Rechte gesicherte Verbindlichkeiten bestan den am<br />

Bilanzstichtag wie schon im Vorjahr nicht.<br />

Am <strong>Jahre</strong>sende bestanden Verbindlichkeiten gegenüber den Gesellschaftern in Höhe von 0 Mio. EUR<br />

(Vorjahr: 133 Mio. EUR).<br />

Konzernanhang 2010<br />

59


konzernabschluss<br />

4 Erläuterungen zur Gewinn- und Verlustrechnung<br />

des Konzerns<br />

Der Gliederung der Konzern-Gewinn- und Verlustrechnung wurde das Gesamtkostenverfahren zugrunde<br />

gelegt.<br />

4.1 Umsatzerlöse<br />

nach Geschäften und Geschäftssegmenten (in Mio. EUR) 2010 2009<br />

Humanpharma 11.665 12.111<br />

davon: Verschreibungspfl ichtige Medikamente 9.702 10.058<br />

Selbstmedikation 1.318 1.261<br />

Industriekunden 638 786<br />

Sonstige Umsatzerlöse 7 6<br />

Tiergesundheit 921 610<br />

12.586 12.721<br />

nach geographischen Märkten (in Mio. EUR) 2010 2009<br />

Europa 4.089 3.980<br />

davon: Deutschland 977 1.051<br />

Nord- und Südamerika 5.724 6.257<br />

davon: USA 4.511 5.260<br />

Asien, Australien, Afrika 2.773 2.484<br />

davon: Japan 1.695 1.599<br />

12.586 12.721<br />

4.2 Sonstige betriebliche Erträge<br />

Die sonstigen betrieblichen Erträge enthalten Erträge aus der Währungsumrechung in Höhe von 715 Mio. EUR.<br />

4.3 Materialaufwand<br />

(in Mio. EUR)<br />

Aufwendungen für Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe<br />

2010 2009<br />

und für bezogene Waren 1.375 1.491<br />

Aufwendungen für bezogene Leistungen 428 422<br />

60 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010<br />

1.803 1.913


4.4 Personalaufwand<br />

(in Mio. EUR) 2010 2009<br />

Löhne und Gehälter<br />

Soziale Abgaben und Aufwendungen für Altersversorgung<br />

2.713 2.577<br />

und für Unterstützung 645 644<br />

davon: für Altersversorgung 177 223<br />

3.358 3.221<br />

Der Zinsanteil in der Zuführung zu den Rückstellungen für Pensionen und ähnliche Verpfl ich tungen<br />

wurde nicht im Personalaufwand und damit im Betriebsergebnis ausgewiesen, sondern als gesonderter<br />

Posten innerhalb des Finanzergebnisses gezeigt.<br />

Durchschnittliche Zahl der Mitarbeiter 2010 2009<br />

Produktion 12.647 12.404<br />

Administration 5.242 5.291<br />

Marketing und Vertrieb 16.543 16.189<br />

Forschung und Entwicklung 7.093 6.934<br />

Auszubildende 699 716<br />

42.224 41.534<br />

4.5 Abschreibungen auf immaterielle Vermögensgegenstände des Anlagevermögens und Sachanlagen<br />

In den Abschreibungen auf immaterielle Vermögensgegenstände des Anlagevermögens und Sachan lagen<br />

sind außerplanmäßige Abschreibungen in Höhe von 23 Mio. EUR (Vorjahr: 15 Mio. EUR) enthalten.<br />

4.6 Sonstige betriebliche Aufwendungen<br />

Die sonstigen betrieblichen Aufwendungen enthalten Aufwendungen aus der Währungsumrechnung in<br />

Höhe von 796 Mio. EUR.<br />

Die sonstigen betrieblichen Aufwendungen enthalten weiterhin Fremdleistungen in den Bereichen<br />

For schung, Entwicklung, Medizin und Marketing sowie Verwaltungskosten, Gebühren, Beiträge, Provisionen,<br />

Mieten, Frachten, Aufwendungen für Fremdreparaturen, einkommensunabhängige Steuern und<br />

Aufwendungen, die im Zusammenhang mit Umstrukturierungen stehen.<br />

Konzernanhang 2010<br />

61


konzernabschluss<br />

4.7 Finanzergebnis<br />

(in Mio. EUR) 2010 2009<br />

Zinsanteil in der Zuführung zu Rückstellungen für Pensionen und ähnliche Verpfl ichtungen<br />

sowie sonstige Rückstellungen — 222 — 137<br />

Übrige Zinsen und ähnliche Aufwendungen — 115 — 79<br />

Zinsen und ähnliche Aufwendungen — 337 — 216<br />

Abschreibungen und Abgangsverluste auf Finanzanlagen und auf Wertpapiere des<br />

Umlaufvermögens — 4 — 3<br />

Vermögenserträge aus Planvermögen 75 0<br />

Erträge aus anderen Wertpapieren und aus Ausleihungen des Finanzanlagevermögens 80 75<br />

Sonstige Zinsen und ähnliche Erträge 32 45<br />

— 154 — 99<br />

4.8 Beteiligungsergebnis<br />

(in Mio. EUR) 2010 2009<br />

Gewinn aus dem Abgang von Beteiligungen 0 6<br />

Abschreibungen/Zuschreibungen auf Beteiligungen — 33 5<br />

Aufwendungen aus Verlustübernahme — 1 11<br />

davon aus verbundenen Unternehmen — 1 0<br />

4.9 Außerordentliches Ergebnis<br />

Aus der Anwendung von Art. 66 und Art. 67 Abs. 1 bis 5 EGHGB (Übergangs vorschriften zum BilMoG)<br />

resultieren außerordentliche Aufwendungen in Höhe von 587 Mio. EUR aus der Zuführung zu Rückstellungen<br />

für Pensionen und ähnlichen Verpfl ichtungen sowie 20 Mio. EUR aus der Zuführung zu anderen<br />

langfristigen Rückstellungen. Aus der Anwendung von Art. 66 und Art. 67 Abs. 1 bis 5 EGHGB resultieren<br />

außerordentliche Erträge in Höhe von 13 Mio. EUR aus der Aufl ösung von Rückstellungen für Pensionen<br />

und ähnliche Verpfl ichtungen, die ebenfalls in dem Posten enthalten sind.<br />

4.10 Steuern<br />

— 34 11<br />

(in Mio. EUR) 2010 2009<br />

Laufende Steuern vom Einkommen und vom Ertrag 369 679<br />

Latente Steuern vom Einkommen und vom Ertrag — 143 — 292<br />

62 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010<br />

226 387


Durch den Abschluss von Ergebnisabführungsverträgen gehören wesentliche einbezogene deutsche Kapitalgesellschaften<br />

seit dem 1. Januar 2004 zum gewerbe- und körperschaftsteuerlichen Organkreis der<br />

Muttergesellschaft C. H. <strong>Boehringer</strong> Sohn AG & Co. KG. Da die auf betriebliches Einkommen entfallende<br />

Einkommensteuer der Gesellschafter der C. H. <strong>Boehringer</strong> Sohn AG & Co. KG nicht in der Gewinn- und<br />

Verlustrechnung des Konzerns ausgewiesen werden darf, wird lediglich die Gewerbeertragsteuer der betreffenden<br />

Gesellschaften sowie weiterer vollkonsolidierter deutscher Personengesellschaften als Steueraufwand<br />

gezeigt.<br />

Der Gesamtbestand an aktiven latenten Steuern zum Bilanzstichtag beträgt 1.281 Mio. EUR. Aktive<br />

latente Steuern entfallen im Wesentlichen auf unterschiedliche Bilanzansätze von Vorräten und Rückstellungen.<br />

Passive latente Steuern wurden in Höhe von 187 Mio. EUR abgegrenzt. Sie betreffen im Wesentlichen<br />

unterschiedliche Bilanzansätze von Vermögensgegenständen des Sachanlagevermögens sowie<br />

Rückstellungen.<br />

4.11 <strong>Jahre</strong>süberschuss<br />

Der <strong>Jahre</strong>süberschuss 2010 ist durch periodenfremde betriebliche Erträge (im Wesentlichen Aufl ösung<br />

von sonstigen Rückstellungen) in Höhe von 99 Mio. EUR (Vorjahr: 217 Mio. EUR) positiv sowie durch<br />

periodenfremde betriebliche Aufwendungen in Höhe von 37 Mio. EUR (Vorjahr: 37 Mio. EUR) negativ<br />

beeinfl usst.<br />

5 Erläuterungen zur Kapitalfl ussrechnung<br />

Die Kapitalfl ussrechnung zeigt, wie sich der Finanzmittelbestand (fl üssige Mittel und jederzeit veräußerbare<br />

Wertpapiere des Anlage- und Umlaufvermögens) des <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> Unterneh mensverbandes<br />

während des Berichtsjahres durch Mittelzu- und -abfl üsse verändert hat. In Übereinstimmung mit dem<br />

Deutschen Rechnungslegungs Standard Nr. 2 zur Kapitalfl ussrech nung (DRS 2) wurde zwischen Zahlungsströmen<br />

aus der laufenden Geschäftstätigkeit sowie solchen aus der Investitions- und Finanzierungstätigkeit<br />

unterschieden.<br />

Die Veränderungen der Bilanzposten der einbezogenen verbundenen Unternehmen wurden zu <strong>Jahre</strong>sdurchschnittskursen<br />

umgerechnet. Der Finanzmittelbestand ist wie in der Bilanz zum Stichtagskurs angesetzt.<br />

Der Einfl uss von Wechselkursänderungen auf den Finanzmittelbe stand wurde gesondert dargestellt.<br />

Im Geschäftsjahr wurden 89 Mio. EUR (Vorjahr: 26 Mio. EUR) Zinsen und 347 Mio. EUR (Vorjahr:<br />

712 Mio. EUR) Steuern gezahlt.<br />

Konzernanhang 2010<br />

63


konzernabschluss<br />

6 Sonstige Angaben<br />

6.1 Haftungsverhältnisse<br />

(in Mio. EUR) 31.12.2010 31.12.2009<br />

Verbindlichkeiten aus Bürgschaften,<br />

Wechsel- und Scheckbürgschaften, Gewährleistungen<br />

und Bestellung von Sicherheiten für fremde Verbindlichkeiten 21 16<br />

Das Risiko der Inanspruchnahme aus den einzelnen Haftungsverhältnissen wird wie folgt eingeschätzt:<br />

Das Risiko einer Inanspruchnahme aus Bürgschaften für die Verbindlichkeiten von verbundenen Unternehmen<br />

gegenüber Kreditinstituten wird aufgrund der guten Vermögens-, Finanz- und Ertragslage der<br />

betreffenden Tochterunternehmen als gering eingeschätzt.<br />

6.2 Sonstige fi nanzielle Verpfl ichtungen<br />

(in Mio. EUR) 31.12.2010 31.12.2009<br />

Miet- und Leasingverträge 249 199<br />

Bestellobliogo 563 804<br />

812 1.003<br />

Aus Miet- und Leasingverträgen bestehen Verpfl ichtungen in Höhe von 249 Mio. EUR (Vorjahr: 199<br />

Mio. EUR), davon entfallen 39 Mio. EUR (Vorjahr: 64 Mio. EUR) auf langfristige Mietverträge mit nicht<br />

einbezogenen Tochterunternehmen.<br />

Der Zweck der Leasingverträge liegt in der geringeren Kapitalbindung im Vergleich zum Erwerb und im<br />

Wegfall des Verwertungsrisikos. Risiken könnten sich aus der Vertragslaufzeit ergeben, sofern die Gegenstände<br />

nicht <strong>mehr</strong> vollständig genutzt werden könnten, wofür es derzeit keine Anzeichen gibt.<br />

Die sonstigen fi nanziellen Verpfl ichtungen beinhalten zukünftige Belastungen aus Folgeinvestitionen,<br />

bereits begonnene Investitionen und künftige Großreparaturen. Zum Bilanzstichtag werden in dem Bestellobligo<br />

künftige ausgabewirksame Investitionen in Höhe von 449 Mio. EUR (Vorjahr: 677 Mio. EUR)<br />

ausgewiesen.<br />

6.3 Derivative Finanzinstrumente und Bewertungseinheiten<br />

Der Unternehmensverband <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> ist durch die ausgeprägte internationale Struktur in erheblichem<br />

Umfang von der Entwicklung der Welt wäh rungen und Zinsen abhängig. Zur Absicherung dieser<br />

Risiken, insbesondere aus Lieferungen und Lei stun gen sowie Finanzierungen, werden in der Regel bei<br />

Währungsrisiken Devisentermin- und Devisenoptionsgeschäfte und bei Zinsände rungsrisiken Zins swaps<br />

und Zinsoptionen eingesetzt.<br />

64 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010


In internen Richtlinien sind der Einsatz von derivativen Finanzinstrumenten sowie die organi satorische<br />

Abwicklung festgelegt. Es besteht eine strikte Trennung zwischen Han del, Abwick lung, Dokumen tation<br />

und Kontrolle.<br />

Die Risikopositionen werden regelmäßig in einer speziellen, konzernweiten Finanzberichter stattung erfasst,<br />

analysiert und bewertet. Die eingegangenen Positionen werden periodisch neu bewertet und überwacht.<br />

Die am Bilanzstichtag beizulegenden Zeitwerte der derivativen Finanzinstrumente wurden mit<br />

marktüblichen Bewertungsmethoden (Devisen- und Zinstermingeschäfte nach der Barwertmethode,<br />

Devisen- und Zinsoptionen nach anerkannten Optionspreismodellen) unter Berücksichtigung der am<br />

Bilanzstichtag vorliegenden Marktdaten ermittelt.<br />

Die Devisen- und Zinsoptionen sind jeweils zum beizulegenden Zeitwert, höchstens aber in Höhe der gezahlten<br />

bzw. vereinnahmten Optionsprämie bilanziert und werden erst zum Ende der Laufzeit ausgebucht.<br />

Für Devisentermingeschäfte, die nicht in Bewertungseinheiten einbezogen wurden und zum Bilanzstichtag<br />

einen negativen beizulegenden Zeitwert innerhalb einer Währung aufwiesen, wurden Rückstellungen<br />

in Höhe von 46 Mio. EUR gebildet. Positive beizulegende Zeitwerte innerhalb einer Währung blieben entsprechend<br />

dem Imparitätsprinzip außer Ansatz.<br />

Am Bilanzstichtag bestanden folgende, nicht in Bewertungseinheiten einbezogene derivative Finanzinstrumente:<br />

Nominalvolumen beizulegender Zeitwert<br />

(in Mio. EUR) 31.12.2010 31.12.2009 31.12.2010 31.12.2009<br />

Devisentermingeschäfte 1.892 2.660 — 1 44<br />

Devisenoptionsgeschäfte 0 629 0 26<br />

Zinsoptionen 1 2 0 0<br />

Soweit die Voraussetzungen zur Einbeziehung der Sicherungsgeschäfte in Bewertungseinheiten mit hoher<br />

Wahrscheinlichkeit erwarteter Transaktionen gemäß § 254 HGB gegeben waren, erfolgte unter Anwendung<br />

der Einfrierungsmethode keine buchhalterische Erfassung der Devisentermingeschäfte in der Bilanz.<br />

Bei Bildung von Bewertungseinheiten gemäß § 254 HGB kommen folgende Bilanzierungs- und Bewertungsgrundsätze<br />

zur Anwendung:<br />

Ökonomische Sicherungsbeziehungen werden durch die Bildung von Bewertungseinheiten bilanziell<br />

nachvollzogen. Die Bewertungseinheiten werden je Fremdwährung aus dem Nettobetrag von mit hoher<br />

Wahrscheinlichkeit erwarteten Transaktionen und Devisentermingeschäften gebildet, die bezüglich ihrer<br />

Laufzeit, Nominalbetrag und Fremdwährung dem erwarteten Nettozahlungsstrom entsprechen (Macro<br />

Hedge). Die mit hoher Wahrscheinlichkeit geplanten Transaktionen (Ein- und Auszahlungen aus geplanten<br />

Absatz- und Beschaffungsgeschäften) sind aus der Unternehmensplanung abgeleitet. Die vergangen-<br />

Konzernanhang 2010<br />

65


konzernabschluss<br />

heitsorientierte Überprüfung der Planung hat gezeigt, dass die geplanten Transaktionen hoch wahrscheinlich<br />

sind.<br />

Aufgrund der Übereinstimmung der wertbestimmenden Komponenten (= Critical Terms: Laufzeit,<br />

Nominalbetrag, Fremdwährung) gleichen sich die gegenläufi gen Wertänderungen zwischen Grund- und<br />

Sicherungsgeschäften vollständig aus. Es kann daher sowohl prospektiv als auch retrospektiv von einer<br />

effektiven Sicherungsbeziehung ausgegangen werden. Zur Messung der prospektiven und retrospektiven<br />

Effektivität der Sicherungsbeziehung wird ausschließlich die „Critical-Term-Match-Methode“ verwendet.<br />

Zum 31. Dezember 2010 wurden Bewertungseinheiten für mit hoher Wahrscheinlichkeit erwartete Nettozahlungsströme<br />

wie folgt gebildet:<br />

Januar bis Dezember 2011:<br />

Nettozahlungsströme (in Mio. EUR) Devisentermingeschäfte (in Mio. EUR)<br />

Januar bis Dezember 2012:<br />

Januar bis Dezember 2013:<br />

Nominalwert Nominalwert Zeitwert<br />

USD 818 USD 683 USD 16<br />

JPY 416 JPY 441 JPY — 50<br />

Nettozahlungsströme (in Mio. EUR) Devisentermingeschäfte (in Mio. EUR)<br />

Nominalwert Nominalwert Zeitwert<br />

USD 148 USD 111 USD 7<br />

JPY 465 JPY 425 JPY — 19<br />

Nettozahlungsströme (in Mio. EUR) Devisentermingeschäfte (in Mio. EUR)<br />

Nominalwert Nominalwert Zeitwert<br />

JPY 87 JPY 78 JPY – 2<br />

Die Höhe des abgesicherten Fremdwährungsrisikos korreliert mit der relativen Veränderung des Wechselkurses<br />

zwischen Planungszeitpunkt und dem Realisationszeitpunkt der erwarteten Transaktionen. Wenn<br />

alle Währungen gegenüber dem Euro um 10,0 % auf- oder abwerten, ergäbe sich ohne Absicherung ein<br />

Kursänderungsrisiko von +/- 193 Mio. EUR.<br />

Zum Bilanzstichtag 2010 bestehen zwei Darlehen, die in Höhe von 516 Mio. EUR variabel zu verzinsen<br />

sind. Zur Absicherung gegen das hiermit verbundene Zinsänderungsrisiko wurden betrags- und laufzeitkongruente<br />

Zinsswaps abgeschlossen. Da es sich ausschließlich um die Transformation der variabel verzinslichen<br />

Darlehensteile in eine feste Verzinsung handelt, werden Bewertungseinheiten gebildet (Micro<br />

Hedges). Die gegenläufi gen Wertänderungen zwischen Grund- und Sicherungsgeschäft gleichen sich bis<br />

66 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010


2014 bzw. 2016 vollständig aus. Die Zinsswaps hatten am Bilanzstichtag einschließlich Stückzinsen einen<br />

beizulegenden Zeitwert von –18 Mio. EUR. Der Buchwert (entspricht den abgegrenzten Stückzinsen) beträgt<br />

4 Mio. EUR und ist in den Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten ausgewiesen. Die Bilanzierung<br />

erfolgte im Rahmen der Einfrierungsmethode.<br />

6.4 Forschungs- und Entwicklungsaufwendungen<br />

(in Mio. EUR) 2010 2009<br />

Forschungs- und Entwicklungsaufwendungen 2.453 2.215<br />

Die nicht aktivierten Forschungs- und Entwicklungskosten enthalten u. a. Kosten für klinische Studien<br />

der Phase IV.<br />

6.5 Gesamthonorar des Abschlussprüfers<br />

Das vom Abschlussprüfer für das Geschäftsjahr berechnete Gesamthonorar beträgt 1,3 Mio. EUR. Davon<br />

entfallen 0,8 Mio. EUR auf Abschlussprüfungsleistungen, 0,1 Mio. EUR auf andere Bestätigungsleistungen<br />

sowie 0,4 Mio. EUR auf sonstige Leistungen.<br />

Konzernanhang 2010<br />

67


konzernabschluss<br />

Bestätigungsvermerk des Abschlussprüfers<br />

Wir haben den von der C. H. <strong>Boehringer</strong> Sohn<br />

AG & Co. KG, <strong>Ingelheim</strong>, aufgestellten Konzernabschluss<br />

– bestehend aus Bilanz, Gewinn- und<br />

Verlustrechnung, Anhang, Kapitalfl ussrechnung<br />

und Eigenkapitalspiegel – und den Konzernlagebericht<br />

für das Geschäftsjahr vom 1. Januar bis<br />

31. Dezember 2010 geprüft. Die Aufstellung von<br />

Konzernabschluss und Konzernlagebericht nach<br />

den deutschen handelsrechtlichen Vorschriften<br />

liegt in der Verantwortung des Vorstands der persönlich<br />

haftenden Gesellschafterin. Unsere Aufgabe<br />

ist es, auf der Grundlage der von uns durchgeführten<br />

Prüfung eine Beurteilung über den<br />

Konzernabschluss und den Konzernlagebericht<br />

abzugeben.<br />

68 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010<br />

Wir haben unsere Konzernabschlussprüfung<br />

nach § 317 HGB unter Beachtung der vom Institut<br />

der Wirtschaftsprüfer (IDW) festgestellten<br />

deutschen Grundsätze ordnungsmäßiger Abschlussprüfung<br />

vorgenommen. Danach ist die<br />

Prüfung so zu planen und durchzuführen, dass<br />

Unrichtigkeiten und Verstöße, die sich auf die<br />

Darstellung des durch den Konzernabschluss<br />

unter Beachtung der Grundsätze ordnungsmäßiger<br />

Buchführung und durch den Konzernlagebericht<br />

vermittelten Bildes der Vermögens-, Finanz- und<br />

Ertragslage wesentlich auswirken, mit hinreichender<br />

Sicherheit erkannt werden. Bei der Festlegung<br />

der Prüfungshandlungen werden die<br />

Kenntnisse über die Geschäftstätigkeit und über<br />

das wirtschaftliche und rechtliche Umfeld des<br />

Konzerns sowie die Erwartungen über mögliche<br />

Fehler berücksichtigt. Im Rahmen der Prüfung<br />

werden die Wirksamkeit des rechnungslegungsbezogenen<br />

internen Kontrollsystems sowie Nachweise<br />

für die Angaben im Konzernabschluss und<br />

Konzernlagebericht überwiegend auf der Basis<br />

von Stichproben beurteilt. Die Prüfung umfasst<br />

die Beurteilung der <strong>Jahre</strong>sabschlüsse der in den<br />

Konzernabschluss einbezogenen Unternehmen,<br />

der Abgrenzung des Konsolidierungskreises, der<br />

angewandten Bilanzierungs- und Konsolidierungsgrundsätze<br />

und der wesentlichen Einschätzungen<br />

des Vorstands der persönlich haftenden<br />

Gesellschafterin sowie die Würdigung der Gesamtdarstellung<br />

des Konzernabschlusses und des<br />

Konzernlageberichts.<br />

Wir sind der Auffassung, dass unsere Prüfung<br />

eine hinreichend sichere Grundlage für unsere<br />

Beurteilung bildet.


Unsere Prüfung hat mit Ausnahme der folgenden<br />

Einschränkung zu keinen Einwendungen geführt:<br />

Entgegen § 314 Abs. 1 Nr. 6 Buchstaben a)<br />

und b) HGB wurden im Anhang die Gesamtbezüge<br />

der Vorstandsmitglieder und der ehemaligen<br />

Vorstandsmitglieder sowie die für die ehemaligen<br />

Vorstandsmitglieder gebildeten und nicht<br />

gebildeten Pensionsrückstellungen nicht angegeben.<br />

Nach unserer Beurteilung aufgrund der bei der<br />

Prüfung gewonnenen Erkenntnisse entspricht<br />

der Konzernabschluss mit der genannten Einschränkung<br />

den gesetzlichen Vorschriften und<br />

vermittelt unter Beachtung der Grundsätze ordnungsmäßiger<br />

Buchführung ein den tatsächlichen<br />

Verhältnissen entsprechendes Bild der Vermögens-,<br />

Finanz- und Ertragslage des Konzerns.<br />

Der Konzernlagebericht steht in Einklang mit<br />

dem Konzernabschluss, vermittelt insgesamt ein<br />

zutreffendes Bild von der Lage des Konzerns und<br />

stellt die Chancen und Risiken der zukünftigen<br />

Entwicklung zutreffend dar.<br />

Frankfurt am Main, den 24. Februar 2011<br />

PricewaterhouseCoopers<br />

Aktiengesellschaft<br />

Wirtschaftsprüfungsgesellschaft<br />

Philip Marshall Georg Wegener<br />

Wirtschaftsprüfer Wirtschaftsprüfer<br />

Bestätigungsvermerk des Abschlussprüfers<br />

69


produktportfolio<br />

70 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010


2010<br />

Produktportfolio<br />

Eine Auswahl<br />

Verschreibungspfl ichtige Markenpräparate<br />

Selbstmedikation<br />

Tiergesundheit<br />

Produktportfolio 2010<br />

72<br />

82<br />

90<br />

71


produktportfolio Verschreibungspfl ichtige Markenpräparate<br />

Atemwegserkrankungen<br />

Chronisch-obstruktive Atemwegserkrankungen (COPD)<br />

und Asthma bilden die am weitesten verbreiteten chronischen<br />

Lungenkrankheiten und sind weltweit eine<br />

häufi ge Ursache von Morbidität und vorzeitigem Tod.<br />

COPD<br />

COPD ist eine Lungenerkrankung, bei der die Atemwege<br />

dauerhaft verengt sind. Dies führt zu einer Einschränkung<br />

der Luftversorgung und somit zu Kurzatmigkeit<br />

und anderen respiratorischen Symptomen. Die Verengung<br />

der Atemwege ist nur teilweise rückbildungsfähig<br />

und verschlimmert sich meist im Laufe der Zeit.<br />

COPD wird durch eine anhaltende Reizung durch eingeatmete<br />

Schadstoffe, z. B. Zigarettenrauch oder Luftschadstoffe,<br />

ausgelöst. COPD kann sich als chronischobstruktive<br />

Bronchitis mit Husten und Auswurf oder als<br />

Emphysem, ausgelöst durch die Zerstörung von Lungengewebe,<br />

äußern. Der Verlauf von COPD ist durch<br />

gelegentlich auftretende, plötzliche Verschlechterungen<br />

der Symptome – so genannte akute Exazerbationen –<br />

gekennzeichnet.<br />

72 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010<br />

Asthma<br />

Asthma ist eine chronische Erkrankung, bei der Asthmaauslöser,<br />

wie z. B. Allergene, Entzündungen der Atemwege<br />

hervorrufen. Durch die Entzündung verengen sich<br />

die Atemwege, Schleim tritt ver<strong>mehr</strong>t auf und das Atmen<br />

fällt schwerer. In frühen Krankheitsstadien ist die eingeschränkte<br />

Luftversorgung vollständig reversibel und<br />

die Patienten können zwischen den Anfällen sogar<br />

symp tomfrei sein.


Indikation Produktname Wirkstoffe<br />

• Chronisch-obstruktive<br />

Atemwegserkrankung (COPD)<br />

• Bronchospasmen bei<br />

Patienten mit reversiblen<br />

chronisch-obstruktiven<br />

Atemwegserkrankungen<br />

• Chronisch-obstruktive<br />

Atemwegserkrankung (COPD)<br />

• Chronische Bronchitis<br />

• Asthma<br />

• Bronchialasthma<br />

• Chronische Bronchitis<br />

• Bronchialasthma<br />

• Bronchialasthma<br />

• Bronchialasthma<br />

• Allergische Rhinitis<br />

spiriva®<br />

combivent®<br />

atrovent®<br />

berodual®<br />

bronchodual®<br />

duovent®<br />

berotec®<br />

dosberotec®<br />

inflammide®<br />

alesion®<br />

flurinol®<br />

Tiotropiumbromid<br />

Ipratropiumbromid,<br />

Salbutamol<br />

Ipratropiumbromid<br />

Fenoterol,<br />

Ipratropiumbromid<br />

Fenoterol<br />

Budesonid<br />

Epinastin<br />

Dauerbehandlung der COPD (chronisch-<br />

obstruktive Atemwegserkrankung inklusive<br />

chronischer Bronchitis und Lungenemphysem),<br />

Dauerbehandlung der damit<br />

einhergehenden Atemnot und Prävention<br />

von Exazerbationen.<br />

Behandlung von reversiblen Bronchospasmen<br />

bei Patienten mit chronischen<br />

Atemwegserkrankungen, die <strong>mehr</strong> als<br />

einen Bronchodilatator benötigen.<br />

Bronchodilatator für die Dauerbehandlung<br />

des Bronchospasmus bei chronischobstruktiver<br />

Atemwegserkrankung inklusive<br />

chronischer Bronchitis, Lungenemphysem<br />

und Asthma.<br />

Verhütung und Behandlung von Symptomen<br />

bei Patienten mit reversibler<br />

Einschränkung des Luftfl usses in den<br />

Atemwegen wie bei Bronchial asthma<br />

und speziell chronischer Bronchitis mit<br />

oder ohne Lungenemphysem.<br />

Zur symptomatischen Behandlung akuter<br />

Asthmaanfälle oder anderer Erkrankungen<br />

mit reversibler Verengung der<br />

Atemwege, z. B. chronisch obstruktive<br />

Bronchitis, und zur Prophylaxe bei<br />

Belastungsasthma.<br />

Dauerhafte Kontrolle der Symptome bei<br />

Asthma bronchiale.<br />

Prophylaktische Behandlung von Bronchialasthma.<br />

Prophylaktische und symptomatische<br />

Behandlung von allergischer<br />

Rhinitis.<br />

Atemwegserkrankungen<br />

73


produktportfolio Verschreibungspfl ichtige Markenpräparate<br />

Erkrankungen des Zentralen Nervensystems<br />

Mentale und neurologische Erkrankungen wie Depression<br />

und Parkinson-Erkrankung beeinträchtigen Patienten<br />

und ihre Familien ganz erheblich und stellen auch<br />

eine signifi kante Belastung für die Gesellschaft insgesamt<br />

dar.<br />

Parkinson-Krankheit<br />

Die Parkinson-Krankheit ist eine degenerative Störung<br />

des Zentralen Nervensystems. Als erste Anzeichen der<br />

Erkrankung bemerken die Patienten normalerweise motorische<br />

Symptome wie Handzittern (Tremor), das sich<br />

nach und nach auf Arme, Beine und Kopf ausweiten<br />

kann. Zu den weiteren motorischen Symptomen, die mit<br />

der Zeit auftreten, gehört die Steifheit der Muskulatur,<br />

die oft auch zur Verarmung der Mimik und zu einer<br />

progressiven Einschränkung oder gar zum Verlust der<br />

Beweglichkeit und damit zu einer regelrechten Erstarrung<br />

führen kann. Zudem leiden ca. 30 bis 40 % der<br />

Parkinson-Patienten an nicht-motorischen Symptomen<br />

wie Depressionen und Schlafstörungen. Die Primärsymptome<br />

sind auf einen Mangel des Neurotransmitters<br />

Dopamin in wichtigen Bereichen des Gehirns zurückzuführen.<br />

74 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010<br />

Restless-Legs-Syndrom<br />

Das Syndrom der unruhigen Beine (Restless-Legs-Syndrom,<br />

RLS) ist eine häufi g auftretende neurologische<br />

Störung, die von einem vorwiegend in den Abend- und<br />

Nachtstunden auftretenden unkontrollierbaren Drang,<br />

die Beine zu bewegen, gekennzeichnet ist. In der Regel<br />

treten zudem unangenehme und teils schmerzhafte<br />

Empfi ndungen in den Beinen auf. Diese werden als tief<br />

in den Beinen liegend und kriechend, kribbelnd oder<br />

schmerzend geschildert. Schlafstörungen und folglich<br />

Müdigkeit am Tage oder Schläfrigkeit können die Folge<br />

sein.


Indikation Produktname Wirkstoffe<br />

• Parkinson-Krankheit<br />

• Restless-Legs-Syndrom (RLS)<br />

• Schlafstörungen<br />

sifrol®<br />

Pramipexol<br />

sifrol® retardtabletten<br />

mirapex®<br />

mirapex er®<br />

mirapexin®<br />

mirapexin® retardtabletten<br />

pexola®<br />

lendormin®<br />

lendorm®<br />

lindormin®<br />

sintonal®<br />

Brotizolam<br />

Zur symptomatischen Behandlung der<br />

idiopathischen Parkinson-Krankheit,<br />

als Monotherapie oder in Kombination<br />

mit L-Dopa. Zur symptomatischen Behandlung<br />

des idiopathischen mittel- bis<br />

schwerwiegenden Restless-Legs-Syndroms<br />

(Syndrom der unruhigen Beine).<br />

Kurzzeitige Behandlung von Ein- und<br />

Durchschlafstörungen.<br />

Erkrankungen des Zentralen Nervensystems<br />

75


produktportfolio Verschreibungspfl ichtige Markenpräparate<br />

Herz-Kreislauf-Erkrankungen<br />

Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind in vielen Ländern<br />

die häufi gste Todesursache, und es wird sogar noch eine<br />

Zunahme dieser Erkrankungen festgestellt.<br />

Schlaganfall<br />

Ein Schlaganfall ist der plötzliche Ausfall von Gehirnfunktionen<br />

aufgrund einer Störung der Blutversorgung<br />

des betroffenen Hirngewebes. Ausgelöst wird der Schlaganfall<br />

durch eine mangelnde Blutversorgung (Ischämie),<br />

verursacht durch eine Thrombose oder Embolie oder<br />

durch eine Blutung. Als Folge davon kann das betroffene<br />

Gehirnareal seine Funktion nicht <strong>mehr</strong> ausüben, und<br />

es kommt zu einer dauerhaften Schädigung, wenn keine<br />

baldige Behandlung erfolgt. Ein Schlaganfall ist eine<br />

akute Erkrankung, die eine sofortige Diagnose und Notfallmaßnahmen<br />

erfordert. Schlaganfälle stellen eine der<br />

häufi gsten Todes- und Invaliditätsursachen in den Industrieländern<br />

dar. Die Symptome von transitorischen<br />

ischämischen Attacken (TIA) ähneln denen von Schlaganfällen,<br />

halten jedoch nur wenige Minuten oder Stunden<br />

an. Da eine TIA einem Schlaganfall vorangehen<br />

kann, ist eine Notfallversorgung und nachfolgende Präventivbehandlung<br />

erforderlich.<br />

76 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010<br />

Akuter Herzinfarkt<br />

Ein akuter Herzinfarkt (Myokardinfarkt) ist eine akute<br />

Erkrankung, bei der die Blutversorgung eines Herzmuskelbereichs<br />

durch einen Thrombus oder ein Blutgerinnsel<br />

unterbrochen ist. Wird die Blutversorgung nicht<br />

schnell wiederhergestellt, kommt es zu einer dauerhaften<br />

Schädigung des betroffenen Teils des Herzmuskels.<br />

Herzinfarkte sind eine der häufi gsten Todesursachen in<br />

den Industrieländern.


Indikation Produktname Wirkstoffe<br />

• Bluthochdruck<br />

• Kardiovaskuläre Prävention<br />

• Bluthochdruck<br />

• Prävention sekundärer<br />

Schlaganfälle oder bei<br />

transitorischen ischämischen<br />

Attacken (TIA)<br />

• Bluthochdruck<br />

• Akuter Herzinfarkt<br />

• Akute massive Lungenembolie<br />

• Akuter ischämischer<br />

Schlaganfall<br />

• Katheterspülung bei thrombotischem<br />

Verschluss<br />

micardis®<br />

micardisplus®<br />

micardis® plus<br />

micardis® hct<br />

co-micardis®<br />

twynsta®<br />

micamlo®<br />

aggrenox®<br />

asasantin®<br />

asasantin® retard<br />

catapresan®<br />

catapres®<br />

catapressan®<br />

atensina®<br />

actilyse®<br />

Telmisartan;<br />

Telmisartan, Hydrochlorothiazid<br />

Telmisartan, Amlodipin<br />

Dipyridamole,<br />

Acetylsalicylsäure<br />

Clonidin<br />

Alteplase<br />

Behandlung der essenziellen Hypertonie.<br />

Zur Reduktion des Risikos für einen<br />

Myokardinfarkt (Herzinfarkt), Schlaganfall<br />

oder kardiovaskulär bedingten Tod<br />

bei Patienten ab 55 <strong>Jahre</strong>n mit einem<br />

hohen Risiko für schwerwiegende kardiovaskuläre<br />

Ereignisse, die keine ACE-<br />

Hemmer einnehmen können (USA).<br />

Zur Reduktion der kardiovaskulären<br />

Morbidität bei Patienten mit manifester<br />

atherothrombotischer kardiovaskulärer<br />

Erkrankung (koronare Herzkrankheit,<br />

Schlaganfall oder periphere Verschlusskrankheit<br />

in der Anamnese) oder Patienten<br />

mit Typ-2-Diabetes mellitus mit dokumentiertem<br />

Endorganschaden (EU).<br />

Behandlung der Hypertonie, entweder<br />

allein oder in Kombination mit anderen<br />

Antihypertensiva, sowie zur Initialtherapie<br />

bei Patienten, die zum Erreichen ihrer<br />

Blutdruckziele wahrscheinlich <strong>mehr</strong>ere<br />

Arzneimittel benötigen werden (USA).<br />

Kombinationstherapie bei Erwachsenen<br />

mit nicht ausreichend kontrolliertem<br />

Blutdruck unter Amlodipin sowie als Ersatztherapie<br />

bei erwachsenen Patienten,<br />

die Telmisartan und Amlodipin als Einzeltabletten<br />

erhalten (EU).<br />

Prävention des Schlaganfalls nach einem<br />

ersten Schlaganfall oder bei transitorischen<br />

ischämischen Attacken.<br />

Alle Formen des Bluthochdrucks, sofern<br />

nicht durch ein Phäochromozytom bedingt.<br />

Zur fi brinolytischen Therapie bei akutem<br />

Herzinfarkt, akuter massiver Lungenembolie<br />

und akutem ischämischem Schlaganfall<br />

sowie zur Wiedereröffnung thrombotischer<br />

Katheterverschlüsse.<br />

Herz-Kreislauf-Erkrankungen<br />

77


produktportfolio Verschreibungspfl ichtige Markenpräparate<br />

Herz-Kreislauf-Erkrankungen (Fortsetzung)<br />

Bluthochdruck und Herz-Kreislauf-Erkrankungen<br />

Bluthochdruck (arterielle Hypertonie) ist eine chronische<br />

Erkrankung, bei der der Blutdruck chronisch erhöht ist.<br />

Weltweit leiden ca. eine Milliarde Menschen an Bluthochdruck.<br />

Die Verbreitung von essenziellem Bluthochdruck<br />

nimmt mit steigendem Alter stetig zu. Angesichts<br />

einer zunehmenden Alterung der Bevölkerung und des<br />

bisherigen Fehlschlagens von Präventionsstrategien in<br />

Bezug auf Änderungen des Lebensstils wird es zu einer<br />

noch stärkeren Verbreitung kommen. Bluthochdruck<br />

stellt ein erhebliches Herz-Kreislauf-Risiko mit starker<br />

Auswirkung auf Erkrankungshäufi gkeit und Sterblichkeit<br />

dar. Die gefährdeten Organe sind vor allem das<br />

Herz selbst, die großen Blutgefäße, das Gehirn und die<br />

Nieren. Darüber hinaus können diese Erkrankungen zu<br />

Schlaganfall, Herzinfarkt und zu chronischem Nierenversagen<br />

führen.<br />

Das Hauptziel von blutdrucksenkenden Medikamenten<br />

ist die Vermeidung von Herz-Kreislauf-Ereignissen wie<br />

Herzinfarkten oder Schlaganfällen und letztlich die<br />

Verringerung der damit verbundenen Sterblichkeit.<br />

Herz-Kreislauf-Erkrankungen (kardiovaskuläre Erkrankungen)<br />

sind für fast ein Drittel aller Todesfälle weltweit<br />

verantwortlich und sind damit die führende Todesursache.<br />

Eine wirksame Kontrolle behandelbarer<br />

Risikofaktoren und Erkrankungen ist daher entscheidend<br />

für die Prävention kardiovaskulärer Ereignisse.<br />

78 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010<br />

Venöse Thromboembolie<br />

Patienten, die sich orthopädisch-chirurgischen Eingriffen<br />

unterziehen, weisen ein erhebliches Risiko einer<br />

tiefen Venenthrombose in den Beinen oder einer potenziell<br />

tödlichen Lungenembolie auf. Beide Erkrankungen<br />

werden auch als venöse Thromboembolie (VTE) bezeichnet.<br />

Thromboembolische Ereignisse können erneut<br />

auftreten, und es kann sich langfristig eine chronische<br />

Beinvenenschwäche und/oder eine pulmonale Hypertonie<br />

(Lungenhochdruck) entwickeln. Zur Prävention<br />

eines thromboembolischen Ereignisses und seiner Folgen<br />

sollten Patienten eine Thromboseprophylaxe erhalten.<br />

Vorhoffl immern<br />

Patienten mit Vorhoffl immern haben ein erhöhtes Ri-<br />

siko, Blutgerinnsel zu entwickeln, die zu einem Schlaganfall<br />

führen können, wenn das Blutgerinnsel zum Gehirn<br />

strömt. Vorhoffl immern gilt als die häufi gste Form<br />

von Herzrhythmusstörungen. Sie ist assoziiert mit einer<br />

erhöhten Gerinnungsneigung, die zu einem Schlaganfall<br />

und systemischer Embolie prädisponiert, was durch<br />

eine effektive, chronische Gerinnungshemmung verhindert<br />

werden kann.


Indikation Produktname Wirkstoffe<br />

• Akuter Herzinfarkt<br />

• Ventrikuläre Tachykardie<br />

• Bluthochdruck<br />

• Primäre Prävention venöser<br />

thromboembolischer Ereignisse<br />

nach orthopädischen<br />

Operationen<br />

• Schlaganfallprävention bei<br />

Vorhoffl immern<br />

metalyse®<br />

mexitil®<br />

motens®<br />

caldine®<br />

tens®<br />

midotens®<br />

pradaxa®<br />

pradax®<br />

pradaxar®<br />

pradaxa®<br />

pradax®<br />

prazaxa tm<br />

Tenecteplase<br />

Mexiletin<br />

Lacidipin<br />

Dabigatran -<br />

etexilat<br />

Dabigatranetexilat<br />

Fibrinolytische Behandlung des akuten<br />

Herzinfarkts.<br />

Schwerwiegende symptomatische ventrikuläre<br />

tachykarde Herzrhythmusstörungen.<br />

Behandlung der essenziellen Hypertonie.<br />

Primärprävention von venösen Thromboembolien<br />

(VTE) bei Erwachsenen nach<br />

einer elektiven Hüftgelenks- oder Kniegelenksersatzoperation.<br />

Verhinderung von Schlaganfällen und<br />

Blutgerinnseln bei Patienten mit unregelmäßigem<br />

Herzrhythmus (Vorhoffl immern).<br />

Herz-Kreislauf-Erkrankungen<br />

79


produktportfolio Verschreibungspfl ichtige Markenpräparate<br />

Infektionserkrankungen<br />

HIV/AIDS<br />

AIDS (Acquired Immune Defi ciency Syndrome, erworbenes<br />

Immundefektsyndrom) umfasst eine Reihe von<br />

Symptomen und Infektionen, die auf eine Beeinträchtigung<br />

des menschlichen Immunsystems durch das Humane<br />

Immundefi zienz-Virus (HIV) zurückgehen. Bleibt<br />

die HIV-Infektion unbehandelt, wird die Leistungsfähigkeit<br />

des Immunsystems zunehmend eingeschränkt,<br />

wodurch der Virusträger für opportunistische Infektionen<br />

und Tumore anfällig wird. Eine Übertragung des<br />

HI-Virus von der Mutter auf das Kind kann während<br />

der Schwangerschaft, bei der Geburt oder über das Stillen<br />

erfolgen.<br />

Urologische Erkrankungen<br />

Gutartige Prostatavergrößerung<br />

Gutartige Prostatahyperplasie (benigne Prostatahyperplasie,<br />

BPH) beschreibt eine Vergrößerung der Prostata<br />

bei Männern im mittleren oder fortgeschrittenen Lebensalter,<br />

die zu Schwierigkeiten beim Wasserlassen<br />

und infolgedessen zu Infektionen des Harntraktes führen<br />

kann.<br />

80 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010


Indikation Produktname Wirkstoffe<br />

• HIV/AIDS<br />

• HIV/AIDS<br />

• Benigne Prostatahyperplasie<br />

(BPH)<br />

• Benigne Prostatahyperplasie<br />

(BPH)<br />

viramune®<br />

aptivus®<br />

flomax®<br />

alna®<br />

josir®<br />

pradif®<br />

secotex®<br />

urolosin®<br />

flomax® cr<br />

alna® ocas®<br />

pradif® t<br />

pradif® ocas®<br />

secotex® adv<br />

secotex® ocas®<br />

tocas®<br />

urolosin® ocas®<br />

Nevirapin<br />

Tipranavir<br />

Indikation Produktname Wirkstoffe<br />

Tamsulosin<br />

Tamsulosin<br />

In Tablettenform und als Suspension für<br />

Erwachsene und Kinder – Kombinationstherapie<br />

bei HIV-1-Infektion und zur<br />

Prävention der Mutter-Kind-Übertragung<br />

bei HIV-1-infi zierten Schwangeren, die<br />

keine antiretrovirale Therapie während<br />

der Geburt erhalten.<br />

Als Kapsel und Suspension zur antiretroviralen<br />

Kombinationsbehandlung der<br />

HIV-1-Infektion in Kombinationstherapie<br />

mit 200 mg Ritonavir bei vorbehandelten<br />

Patienten mit Viren, die gegen <strong>mehr</strong><br />

als einen Protease-Inhibitor resistent<br />

sind.<br />

Behandlung von Symptomen des unteren<br />

Harntraktes (LUTS) bei benigner<br />

Prostatahyperplasie (BPH).<br />

Behandlung von Symptomen des unteren<br />

Harntraktes (LUTS) bei benigner<br />

Prostatahyperplasie (BPH).<br />

Infektionserkrankungen / Urologische Erkrankungen<br />

81


produktportfolio Selbstmedikation<br />

Husten und Erkältung<br />

mucosolvan® (Ambroxol) und bisolvon® (Bromhexin)<br />

sind beide zur schleimlösenden Behandlung bei Erkrankungen<br />

der Bronchien und der Lunge mit zähem<br />

Schleim angezeigt.<br />

Husten stellt das am meisten verbreitete Symptom von<br />

klinischer Bedeutung dar und ist der häufi gste Grund,<br />

einen Arzt aufzusuchen. Die klinischen Symptome von<br />

Husten und Auswurf haben zur Entwicklung von sogenannten<br />

mukoaktiven Medikamenten geführt, die auf<br />

den im Atmungssystem produzierten Schleim wirken.<br />

mucosolvan® (Ambroxol) fördert die Schleimlösung, erleichtert<br />

das Abhusten und lindert produktiven Husten,<br />

sodass die Patienten wieder frei und tief durchatmen<br />

können. Das Präparat ist in vielen unterschiedlichen<br />

Formulierungen erhältlich.<br />

Ambroxol ist ein mukoaktiver Wirkstoff, der mit seinen<br />

schleimlösenden und sekretionsfördernden Eigenschaften<br />

die physiologischen Reinigungs-(Clearance-)Mecha-<br />

Halsschmerzen<br />

mucoangin® (Ambroxol) ist das am besten dokumen-<br />

tierte Produkt in der Kategorie Schmerzlinderung bei<br />

akuten Halsschmerzen und wird gut vertragen. Halsschmerzen<br />

sind ein Hauptsymptom der akuten Rachenentzündung,<br />

die in den meisten Fällen durch eine Virusinfektion<br />

verursacht wird. Die Infektion ist in der Regel<br />

selbstlimitierend, und der Patient erholt sich innerhalb<br />

weniger Tage. Am unangenehmsten für den Patienten<br />

sind die anhaltenden Halsschmerzen, die sich beim<br />

Schlucken noch verstärken. Vorrangiges Ziel der Behandlung<br />

ist daher die Schmerzlinderung.<br />

82 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010<br />

nismen der Atemwege wiederherstellt, die eine wichtige<br />

Rolle für die natürlichen Abwehrmechanismen des Körpers<br />

spielen. Ambroxol stimuliert die Synthese und Freisetzung<br />

von Surfactant durch Typ-II-Pneumozyten.<br />

bisolvon® (Bromhexin) ist für alle Altersgruppen erhältlich<br />

und seit 1963 auf dem Markt. Der Wirkstoff Bromhexin<br />

ist in unterschiedlichen bisolvon®-Formulierungen<br />

enthalten. Das Produkt ist erhältlich als Saft mit<br />

hoher oder geringer Wirkstoffdosierung (8 mg/5 ml,<br />

4 mg/5 ml), als Tabletten und lösliche Tabletten (beide<br />

mit 8 mg Bromhexin) und als Lösung zur oralen Anwendung<br />

(10 mg /5 ml). Es kann so den Bedürfnissen<br />

der Patienten individuell angepasst werden. Bromhexin<br />

ist ein synthetisches Derivat des pfl anzlichen Wirkstoffs<br />

Vasicin. Es erhöht nachweislich die Auswurfmenge und<br />

erleichtert das Abhusten gestauter Sekrete. Bromhexin<br />

fördert auch den Schleimtransport durch eine Verringerung<br />

der Schleimviskosität und seine anhaltende Wirkung<br />

auf das Flimmerepithel.<br />

Zusätzlich zu seiner sekretolytischen Aktivität ist Ambroxol<br />

ein sehr potenter Hemmer der neuronalen Natriumkanäle.<br />

Deshalb hat mucoangin® eine starke lokalanästhetische<br />

Wirkung, die erstmals Ende der 1970er<br />

<strong>Jahre</strong> beschrieben und in aktuelleren Arbeiten erklärt<br />

und bestätigt wurde.


Indikation Produktname Wirkstoffe<br />

• Akute und chronische<br />

Erkrankungen der Bronchien<br />

• Akute und chronische<br />

Erkrankungen der Bronchien<br />

• Trockener Husten<br />

• Halsschmerzen<br />

mucosolvan®<br />

mucosan®<br />

surbronc®<br />

lasolvan®<br />

mucopect®<br />

bisolvon®<br />

silomat® dmp<br />

bisoltussin®<br />

bisolvon® dry<br />

bisolsek TM<br />

bisolvon® antitusivo<br />

mucoangin®<br />

lysopadol®<br />

lysopain® dol<br />

Ambroxol<br />

Bromhexin<br />

Dextrometorphan<br />

Indikation Produktname Wirkstoffe<br />

Ambroxol<br />

Zur schleimlösenden Behandlung bei<br />

akuten und chronischen Erkrankungen<br />

der Bronchien und der Lunge mit zähem<br />

Schleim.<br />

Zur schleimlösenden Behandlung bei<br />

akuten und chronischen Erkrankungen<br />

der Bronchien und der Lunge mit zähem<br />

Schleim.<br />

Zur Behandlung von trockenem Husten<br />

und Reizhusten.<br />

Zur Schmerzlinderung bei akuten Halsschmerzen.<br />

Husten und Erkältung / Halsschmerzen<br />

83


produktportfolio Selbstmedikation<br />

Magen-Darm-Erkrankungen<br />

Innerhalb unseres Magen-Darm-Portfolios bieten wir<br />

<strong>mehr</strong>ere Marken an wie dulcolax®, dulcolax® balance,<br />

dulcofi bre®, laxoberal®, buscopan® und buscogast®<br />

sowie die Marken zantac® und buscopan® antiacido<br />

gegen Sodbrennen.<br />

Ein sehr häufi ges Verdauungsproblem ist die Verstop-<br />

fung. dulcolax® ist das weltweit führende Abführmittel.<br />

dulcolax®-Dragees sorgen mit ihrem magensaftresis-<br />

tenten Schutzfi lm dafür, dass der Wirkstoff nur dort<br />

freigegeben wird, wo er gebraucht wird – im Dickdarm.<br />

Hier wird dann die natürliche Darmbewegung angeregt,<br />

die Wirkung tritt nach sechs bis zwölf Stunden ein.<br />

dulcolax®-Dragees werden am besten vor dem Schlafengehen<br />

eingenommen, die Wirkung tritt dann am<br />

nächsten Morgen ein.<br />

Im dulcolax®-Franchise gibt es verschiedene Darrei-<br />

chungsformen und Inhaltstoffe. So bietet dulcolax®<br />

für jeden Beschwerdetyp und jede Situation die passende<br />

Lösung, um eine geregelte Verdauung zu fi nden.<br />

Weitere Produkte unter der Dachmarke dulcolax® sind<br />

u. a. dulcoease® (Stuhlweichmacher), dulcoenema®<br />

und dulcofi bre®.<br />

Krampfartige Schmerzen und Beschwerden im Bauchbereich<br />

sind weit verbreitet – weltweit ist jeder vierte<br />

Mensch regelmäßig von ihnen betroffen.<br />

84 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010<br />

buscopan® ist ein krampfl ösendes Produkt mit dem<br />

Wirkstoff Butylscopolamin. Das Produkt ist im Wesentlichen<br />

eine natürliche Substanz, die als Scopolamin<br />

(Hyoscin) aus der Duboisia-Pfl anze extrahiert und anschließend<br />

zu der quartären Ammoniumverbindung<br />

Hyoscinbutylbromid veredelt wird. Als krampfl ösendes<br />

Medikament wirkt buscopan® gezielt am Entstehungsort<br />

der Bauchschmerzen, indem es die Muskeln des<br />

Magen-Darm-Trakts entspannt.<br />

Somit lindert buscopan® Bauchschmerzen, indem es<br />

deren Hauptursache – Krämpfe im Bauchbereich – direkt<br />

behandelt.<br />

buscopan® ist in unterschiedlichen Formulierungen –<br />

als Monopräparat und in verschiedenen Kombinationen<br />

mit Schmerzmitteln (Paracetamol, Ibuprofen, Metamizol/Dipyron)<br />

– sowie unterschiedlichen Darreichungsformen<br />

(Tabletten, Tropfen, Zäpfchen, Sirup, Injektionslösungen)<br />

erhältlich.<br />

Unter der Dachmarke buscopan® gibt es jetzt neu auch<br />

buscogast® und buscopan® antiacido gegen Sodbren-<br />

nen und saures Aufstoßen. Mit nur einer Kapsel befreit<br />

buscogast® bis zu 24 Stunden lang von Sodbrennen<br />

und gibt so dem Magen Zeit, sich zu erholen. Schon eine<br />

buscopan® antiacido Brausetablette hilft schnell und<br />

zwölf Stunden lang auch bei starkem Sodbrennen.


Indikation Produktname Wirkstoffe<br />

• Verstopfung<br />

• Verstopfung<br />

• Unregelmäßige Verdauung<br />

• Verstopfung<br />

• Krampfartige Schmerzen<br />

und Beschwerden im<br />

Bauchbereich<br />

• Sodbrennen<br />

• Sodbrennen<br />

dulcolax®<br />

dulcolax® balance<br />

dulcolax® m balance<br />

dulcofibre®<br />

dulcofiber®<br />

laxoberal®<br />

laxoberon®<br />

guttalax®<br />

dulcolax® np<br />

buscopan®<br />

buscapina®<br />

zantac® (*)<br />

buscopan® antiacido<br />

* Nur in den USA erhältlich.<br />

buscogast®<br />

buscasan® 24<br />

Bisacodyl,<br />

Natriumpicosulfat<br />

Macrogol<br />

Glucomannan<br />

Natriumpicosulfat<br />

Butylscopolamin<br />

Ranitidin<br />

Omeprazol<br />

Abführmittel bei Darmträgheit und Verstopfung<br />

(Obstipation), bei Erkrankungen,<br />

die eine erleichterte Darmentleerung<br />

erfordern, sowie zur Vorbereitung<br />

von Operationen und Maßnahmen zur<br />

Erkennung von Krankheiten (diagnostischen<br />

Eingriffen).<br />

Symptomatische Behandlung der Obstipation<br />

bei Erwachsenen und Kindern ab<br />

acht <strong>Jahre</strong>n.<br />

Nahrungsergänzungsmittel, hilft die Verdauung<br />

zu regulieren; unterstützt einen<br />

regelmäßigen Stuhlgang.<br />

Abführmittel bei Verstopfung sowie bei<br />

Erkrankungen, die eine erleichterte<br />

Stuhlentleerung erfordern.<br />

Bei krampfartigen Schmerzen und Beschwerden<br />

im Bauchbereich.<br />

Mildert Sodbrennen bei säurebedingten<br />

Beschwerden, verhindert Sodbrennen<br />

bei säurebedingten Beschwerden aufgrund<br />

bestimmter Lebensmittel und Getränke.<br />

Symptomatische Behandlung von Sodbrennen<br />

oder saurem Aufstoßen bei<br />

Erwachsenen infolge von Übersäuerung.<br />

Magen-Darm-Erkrankungen<br />

85


produktportfolio Selbstmedikation<br />

Vitamine und Mineralstoffe<br />

Die Multivitamin- und Vitalstoffpräparate unserer Selbstmedikationsmarke<br />

pharmaton® unterstützen das körperliche<br />

und geistige Wohlbefinden. Abgestimmt auf<br />

die Bedürfnisse unterschiedlicher Zielgruppen wurde<br />

ein Sortiment an Produkten entwickelt, die in Harmonie<br />

mit dem Körper wirken:<br />

pharmaton®, unser Produktsortiment für Erwachsene,<br />

enthält eine synergetische und besondere Mischung aus<br />

Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen sowie<br />

den standardisierten Ginsengextrakt G115. Die wichtigsten<br />

Indikationen sind: Erschöpfung, Müdigkeit, nachlassende<br />

Konzentrationsfähigkeit und geistige Vitalität.<br />

Zahlreiche klinische Studien belegen, dass sich die regelmäßige<br />

Einnahme von pharmaton® positiv auf die<br />

geistige und körperliche Leistungsfähigkeit und das<br />

Wohlbefi nden auswirkt.<br />

pharmaton® kiddi®, ein speziell für Kinder entwickeltes<br />

Sortiment, enthält ausgewählte Vitamine, Mineralstoffe<br />

und Aminosäuren, an denen besonders während<br />

Urologische Erkrankungen<br />

Gutartige Prostatahyperplasie (benigne Prostatahyperplasie,<br />

BPH) beschreibt eine Vergrößerung der Prostata<br />

bei Männern im mittleren oder fortgeschrittenen Lebensalter,<br />

die zu Symptomen des unteren Harntraktes<br />

(LUTS) führen kann, z. B. häufi ges nächtliches Wasser-<br />

86 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010<br />

der Wachstumsphase ein erhöhter Bedarf besteht. Es<br />

wird besonders zur Vorbeugung von Vitaminmangelerscheinungen<br />

empfohlen.<br />

pharmaton® matruelle® ist ein Multivitaminpräparat<br />

für Frauen zur Vorbeugung von Mangelerscheinungen<br />

während und nach der Schwangerschaft. Es enthält alle<br />

wichtigen Mikronährstoffe für Mutter und Kind, wie<br />

Vitamine, Mineralstoffe und Omega-3-Fettsäuren, um<br />

den erhöhten Bedarf an diesen Substanzen in diesen<br />

speziellen Zeiträumen abzudecken. Darüber hinaus beugt<br />

es einem Neuralrohrdefekt des Fötus sowie Eisen- und<br />

Folsäuremangel während Schwangerschaft und Stillzeit<br />

vor.<br />

pharmaton® cardioactive ist ein Produkt für Menschen<br />

über 40 <strong>Jahre</strong>. Es enthält eine Mischung von Vitaminen<br />

und Mineralien, kombiniert mit Omega-3-Fettsäuren,<br />

zur Unterstützung der Gesunderhaltung des Herz-Kreislauf-Systems.<br />

lassen, ver<strong>mehr</strong>ter Harndrang im Abstand weniger<br />

Stunden, schwacher Urinstrahl und das Gefühl, die<br />

Blase nicht entleert zu haben.


Indikation Produktname Wirkstoffe<br />

• Müdigkeit, nachlassende<br />

Konzentrationsfähigkeit<br />

• Bei erhöhtem Bedarf an<br />

Vitaminen in der Kindheit<br />

• Vorbeugung von Eisen- und<br />

Folsäuremangel während der<br />

Schwangerschaft<br />

• Unterstützung der Gesunderhaltung<br />

des Herz-Kreislauf-<br />

Systems<br />

• Benigne Prostatahyperplasie<br />

(BPH)<br />

pharmaton®<br />

pharmaton® kiddi®<br />

pharmaton®<br />

matruelle®<br />

pharmaton®<br />

cardioactive<br />

flomax relief®(*)<br />

*Nur in Großbritannien<br />

erhältlich.<br />

Ginsengextrakt,<br />

Vitamine,<br />

Mineralstoffe,<br />

Spurenelemente<br />

Vitamine,<br />

Mineralstoffe,<br />

Aminosäuren<br />

Vitamine, Mineralstoffe,<br />

Spurenelemente,<br />

Omega-3-Fettsäuren<br />

(DHA)<br />

Indikation Produktname Wirkstoffe<br />

Vitamine, Mineralien, Spurenelemente<br />

und Fischöl (Omega-3-<br />

Fettsäuren, reich an EPA und DHA)<br />

Tamsulosin<br />

Zur Besserung des Allgemeinbefi ndens.<br />

Deckt den erhöhten Bedarf an Vitaminen,<br />

Mineralstoffen und Aminosäuren<br />

ab, besonders während der Wachstumsphase.<br />

Zur Vorbeugung von Vitaminmangelerscheinungen,<br />

z. B. bei reduzierter<br />

und mangelhafter Diät, Appetitmangel,<br />

nach Krankheiten, Infektionen<br />

oder Operationen sowie in der Konvaleszenz.<br />

Für Frauen zur Vorbeugung von Mangelerscheinungen<br />

vor, während und nach<br />

der Schwangerschaft, um den erhöhten<br />

Bedarf an Vitaminen, Mineralstoffen,<br />

Spurenelementen und der Omega-3-<br />

Fettsäure DHA in diesen speziellen Zeiträumen<br />

abzudecken. Zur Vorbeugung<br />

eines Neuralrohrdefekts des Fötus.<br />

Es beugt Eisen- und Folsäuremangelanämien<br />

während der Schwangerschaft<br />

und Stillzeit vor.<br />

Zur Unterstützung der Gesunderhaltung<br />

des Herz-Kreislauf-Systems. Es deckt<br />

den täglichen Bedarf an Vitaminen,<br />

Mineralien, Spurenelementen und Fischöl<br />

(Omega-3-Fettsäuren, reich an EPA<br />

und DHA), wirkt ergänzend zur täglichen<br />

Nahrung.<br />

Behandlung von Symptomen des unteren<br />

Harntraktes (LUTS) bei der häufi g<br />

auftretenden Erkrankung BPH (benigne<br />

Prostatahyperplasie).<br />

Vitamine und Mineralstoffe / Urologische Erkrankungen<br />

87


produktportfolio Selbstmedikation<br />

Beinvenengesundheit<br />

Unter dem Markennamen antistax® vermarktet<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> eine breite Palette von Produkten<br />

zur Vorbeugung und Behandlung von Symptomen der<br />

chronischen Veneninsuffi zienz. Die häufi gsten Symptome,<br />

die Patienten bei diesem Krankheitsbild beobachten,<br />

sind Krampfadern, Ödeme der Unterschenkel,<br />

schwere und müde Beine sowie ein Spannungsgefühl<br />

und Schmerzen in den Beinen. antistax®-Kapseln und<br />

-Tabletten verbessern nachweislich die Blutzirkulation<br />

in den Beinvenen.<br />

Schwere, schmerzende und müde Beine machen sich<br />

häufi g nach längerem Stehen oder Sitzen bemerkbar,<br />

ganz besonders am Abend oder im Sommer bei hohen<br />

Außentemperaturen. antistax®-Tabletten und antistax®-<br />

Schmerzen<br />

Die Marke thomapyrin® umfasst Produkte zur Behandlung<br />

von leichten bis mäßig starken akuten Schmerzen.<br />

thomapyrin® classic, das Kernprodukt des Sortiments,<br />

ist eine Dreierkombination aus Acetylsalicylsäure (ASS),<br />

Paracetamol und Coffein. Die drei Inhaltsstoffe wirken<br />

zusammen und unterdrücken den Schmerz durch Interaktion<br />

mit <strong>mehr</strong>eren für den Schmerz verantwortlichen<br />

molekularen Mechanismen. Dadurch wirkt thomapyrin®<br />

classic schneller und zuverlässiger als seine Einzelbestandteile,<br />

was unter anderem durch aktuelle klinische<br />

Studien belegt ist.<br />

88 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010<br />

Kapseln ermöglichen eine wirksame Behandlung der<br />

beschriebenen Symptome. antistax® trägt dazu bei,<br />

den unphysiologischen Flüssigkeitsausstrom aus den<br />

Kapillaren in das umgebende Gewebe auch bei längerem<br />

Sitzen oder Stehen auf normalem Niveau zu halten.<br />

Der Wirkstoff der antistax®-Produkte ist ein Extrakt<br />

aus rotem Weinlaub, der an der Innenwand (Endothel)<br />

der Beinvenen schützend einwirkt. Hiermit werden<br />

Schwellungen und das Schmerz- und Schweregefühl<br />

vermindert. Zum antistax®-Sortiment gehören unter<br />

anderem antistax®-Tabletten, antistax®-Kapseln und<br />

antistax®-Creme. Die beiden Kosmetika antistax®frischgel<br />

und antistax®-bein-kühlspray runden das<br />

Sortiment ab.<br />

Aus diesem Grund wird die Dreierkombination von zahlreichen<br />

nationalen und internationalen medizinischen<br />

Gesellschaften als Mittel der ersten Wahl zur Akutbehandlung<br />

von Spannungskopfschmerzen und Migräne<br />

empfohlen. thomapyrin®, den „Experten“ für die Behandlung<br />

von Kopfschmerzen, gibt es als thomapyrin®<br />

classic zur Anwendung bei normalen Kopfschmerzen,<br />

thomapyrin® intensiv bei stärkeren Kopfschmerzen,<br />

thomapyrin® medium bei leichteren Kopfschmerzen<br />

und thomapyrin®-Brausetabletten als alternative Darreichungsform.


Indikation Produktname Wirkstoffe<br />

• Chronische Veneninsuffi zienz<br />

• Müde, schwere Beine<br />

• Schmerzen<br />

antistax®<br />

antistax®-frischgel<br />

antistax®-beinkühlspray<br />

thomapyrin® classic<br />

thomapyrin®<br />

intensiv(*)<br />

* Nur in Deutschland erhältlich.<br />

Extrakt aus rotem Weinlaub<br />

Kühlende,<br />

pfl egende<br />

Substanzen,<br />

Extrakt aus<br />

rotem Weinlaub<br />

Indikation Produktname Wirkstoffe<br />

Acetylsalicylsäure,<br />

Paracetamol, Coffein<br />

Zur Behandlung von Symptomen der<br />

chronischen Veneninsuffi zienz; bei<br />

Krampfadern, Ödemen der Unterschenkel,<br />

Schmerzen und Spannungsgefühl,<br />

Kribbeln oder Jucken in den Beinen sowie<br />

bei schweren und müden Beinen.<br />

Zur Linderung der Symptome bei müden,<br />

schweren Beinen.<br />

Für Erwachsene und Jugendliche ab zwölf<br />

<strong>Jahre</strong>n zur akuten Behandlung leichter<br />

bis mäßig starker Kopfschmerzen, bei<br />

Migräneanfällen mit und ohne Aura und<br />

zur Behandlung von Spannungskopfschmerzen.<br />

Beinvenengesundheit / Schmerzen<br />

89


produktportfolio Tiergesundheit<br />

Nutztiere: Schweine<br />

Infektiöse Atemwegserkrankungen<br />

ingelvac circofl ex® ist der erste Ferkelimpfstoff gegen<br />

die „Porcine Circovirus Disease“ (PCVD) in frühen und<br />

späten Stadien, der als Einmaldosis erhältlich ist. Die<br />

Impfung führt zu einer signifi kant geringeren Mortalität<br />

in der akuten PCVD-Phase sowie zu besserem Wachstum<br />

im chronischen Krankheitsverlauf. Bei ingelvac<br />

circofl ex® treten minimale systemische Nebenwirkungen<br />

oder Schwellungen an der Einstichstelle auf. Vor<br />

Kurzem hat die Europäische Kommission die Mischung<br />

von ingelvac circofl ex® mit ingelvac mycofl ex® zugelassen.<br />

ingelvac® prrs mlv ist für die aktive Immunisierung<br />

gegen die respiratorische und reproduktive<br />

Form des „Porcine Reproductive and Respiratory Syndrome“<br />

(PRRS) zugelassen.<br />

ingelvac® m. hyo und ingelvac mycofl ex® sind für die<br />

aktive Immunisierung von Schweinen gegen Enzootische<br />

Pneumonie (EP) zugelassen und werden als Einmaldosis<br />

verabreicht. Aufgrund des fortschrittlichen<br />

Depot-Adjuvantien-Systems bieten die Impfstoffe einen<br />

langanhaltenden und effektiven Schutz bis zur Schlachtung<br />

– sogar in Situationen mit hohem Infektionsdruck.<br />

Infektiöse Darmerkrankungen<br />

enterisol® ileitis ist die erste und einzige Vakzine gegen<br />

durch Lawsonia intracellularis verursachte Ileitis.<br />

Sie ist dafür zugelassen, die Gewichtszunahme zu verbessern<br />

und die auftretenden Wachstumsschwankungen<br />

in Zusammenhang mit der Erkrankung zu verringern.<br />

enterisol® ileitis trägt dazu bei, den Gebrauch von<br />

Antibiotika in der Schweinefleischproduktion zu verringern.<br />

90 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010<br />

Schmerzen und Entzündungskrankheiten<br />

Als Medikament der Nicht-steroidalen-antiinfl ammatorischen-Medikamenten-Klasse<br />

(NSAID) wird metacam®<br />

sowohl dem Erfordernis einer anhaltenden Rentabilität<br />

in der Tierproduktion als auch dem Wohl der Tiere gerecht.<br />

Aufgrund seiner lang anhaltenden und hervorragenden<br />

Wirksamkeit bei der Kontrolle entzündlicher<br />

Symptome kann das Medikament durch Entzündungskrankheiten<br />

verursachte Verluste minimieren und auch<br />

in Krankheitssituationen die Rentabilität aufrechterhalten.<br />

Gleichzeitig bietet metacam® eine effektive<br />

Schmerzkontrolle und leistet somit einen Beitrag zum<br />

Wohl der Nutztiere. Die Verabreichung von metacam®<br />

ist einfach und bequem und bedeutet aufgrund des geringen<br />

Applikationsvolumens und der einmaligen Injektion<br />

keinen Stress für die Tiere.<br />

metacam® ist für die Anwendung bei Schweinen zuge-<br />

lassen, die an nichtinfektiösen Bewegungsstörungen<br />

leiden. Darüber hinaus ist es für die Behandlung von<br />

Puerperalsepsis und -toxämie (Mastitis-Metritis-Agalaktie-Syndrom)<br />

indiziert, sowie zur Schmerzlinderung<br />

nach operativen Eingriffen in Zusammenhang mit<br />

Weichteilchirurgie, wie z. B. Kastration.


Indikation Produktname Wirkstoffe<br />

• Infektiöse Atemwegserkrankungen<br />

• Infektiöse Atemwegserkrankungen<br />

• Infektiöse Atemwegserkrankungen<br />

• Infektiöse Atemwegserkrankungen<br />

• Infektiöse Darmerkrankungen<br />

• Schmerzen und entzündliche<br />

Erkrankungen<br />

ingelvac circoflex®<br />

ingelvac® m.hyo<br />

ingelvac® prrs mlv<br />

ingelvac mycoflex®<br />

enterisol® ileitis<br />

metacam®<br />

Rekombinanter Impfstoff<br />

(Porzines Circovirus<br />

Typ 2, PCV2)<br />

Inaktivierter Impfstoff<br />

(Mycoplasma<br />

hyopneumoniae)<br />

Attenuierter Lebendimpfstoff<br />

(PRRS-Virus)<br />

Inaktivierter Impfstoff<br />

(Mycoplasma hyopneumoniae)<br />

Attenuierter<br />

Lebendimpfstoff<br />

(Lawsonia intracellularis)<br />

Meloxicam<br />

Zur aktiven Immunisierung von Schweinen<br />

ab einem Alter von zwei Wochen<br />

gegen das Porzine Circovirus Typ 2 (PCV2)<br />

zur Reduktion der Mortalität, der klinischen<br />

Anzeichen – einschließlich Gewichtsverlust<br />

– und Läsionen von lymphatischen<br />

Geweben, bedingt durch<br />

PCV2-Erkrankungen (PCVD).<br />

Außerdem konnte gezeigt werden, dass<br />

die Impfung die nasale Ausscheidung<br />

von PCV2, die Viruslast in Blut und lymphatischen<br />

Geweben sowie die Dauer<br />

der Virämie reduziert.<br />

Aktive Immunisierung von Schweinen<br />

ab einem Alter von drei Wochen zur<br />

Reduktion von Lungenläsionen infolge<br />

einer Mycoplasma hyopneumoniae-<br />

Infektion.<br />

Zur aktiven Immunisierung von Schweinen<br />

ab einem Alter von drei Wochen als<br />

prophylaktische Maßnahme gegen die<br />

respiratorische und reproduktive Form<br />

der Porcine- Reproductive and-Respiratory-Syndrome-<br />

Virus-Infektionen.<br />

Zur aktiven Immunisierung von Schweinen<br />

ab einem Alter von drei Wochen zur<br />

Reduktion von Lungenläsionen infolge<br />

einer Infektion mit Mycoplasma hyopneumoniae.<br />

Zur aktiven Immunisierung von Schweinen<br />

ab einem Alter von drei Wochen<br />

gegen die klinischen Symptome einer<br />

Lawsonia intracellularis-Infektion sowie<br />

zur Verbesserung der Gewichtszunahme<br />

und Verringerung der Wachstumsvariabilität,<br />

die mit der Erkrankung einhergehen.<br />

Linderung von Entzündungen und<br />

Schmerzen des Bewegungsapparates<br />

(Hund, Katze, Schwein, Pferd), nach<br />

Operationen (Hund, Katze, Schwein)<br />

und bei Kolik (Pferd). Als Begleittherapie<br />

bei Durchfall-, Atemwegserkrankungen<br />

und akuter Mastitis (Rind) sowie Mastitis-<br />

Metritis-Agalaktiesyndrom (Schwein)<br />

und Therapie bei Kastration (Schwein).<br />

Nutztiere: Schweine<br />

91


produktportfolio Tiergesundheit<br />

Nutztiere: Rinder<br />

Mastitis<br />

mamyzin®-Injektion enthält Penethamathydrojodid,<br />

eine Vorstufe von Penicillin G, die herausragende pharmakokinetische<br />

Eigenschaften aufweist. Durch die sehr<br />

hohe Aufnahme- und Anreicherungsrate des Wirkstoffs<br />

im Euter ist mamyzin® ein Medikament der ersten Wahl<br />

gegen (Penase-negative) Staphylococcus aureus und<br />

Streptococcus spp.<br />

mamyzin® ist für Kombinationstherapien hervorragend<br />

geeignet und dadurch ein ideales Instrument bei der<br />

<strong>Gesundheit</strong>spfl ege ganzer Herden zur Kontrolle subklinischer<br />

Mastitis während der Laktation, als Erstbehandlung<br />

während der Trockenstellungsphase in Problemherden<br />

und als Metaphylaxe bei Färsen.<br />

benestermycin® ist ein lang wirkendes Breitbandanti-<br />

biotikum für die effektive Behandlung bestehender Infektionen<br />

zu Beginn der Trockenstellungsphase und zur<br />

Vorbeugung neuer Infektionen während der Trockenstehphase<br />

bei Milchkühen.<br />

ubrolexin® bietet eine verbesserte bakterizide Aktivität<br />

aufgrund einer speziellen Kombination von zwei synergistisch<br />

wirkenden, zielgerichteten Antibiotika.<br />

ubrolexin® verfügt als Breitband-Mastitis-Therapie<br />

über neue Eigenschaften, da es uneingeschränkte Wirksamkeit<br />

an beiden Enden des Pathogenspektrums erzielt.<br />

Somit ist ubrolexin® ein einfach anzuwendendes Produkt<br />

„ohne Kompromisse“ für die Routinebehandlung<br />

klinischer Mastitis.<br />

92 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010<br />

Schmerzen und Entzündungskrankheiten<br />

Als Medikament der Nicht-steroidalen-antiinfl ammatorischen-Medikamentenklasse<br />

(NSAID) wird metacam®<br />

sowohl dem Erfordernis einer anhaltenden Rentabilität<br />

in der Tierproduktion als auch dem Wohl der Tiere gerecht.<br />

Aufgrund seiner lang anhaltenden und hervorragenden<br />

Wirksamkeit bei der Kontrolle entzündlicher<br />

Symptome kann das Medikament durch Entzündungskrankheiten<br />

verursachte Verluste minimieren und auch<br />

in Krankheitssituationen die Rentabilität aufrechterhalten.<br />

Gleichzeitig bietet metacam® eine effektive Schmerzkontrolle<br />

und leistet somit einen Beitrag zum Wohl der<br />

Nutztiere. Die Verabreichung von metacam® ist einfach<br />

und bequem und bedeutet aufgrund des geringen Applikationsvolumens<br />

und der einmaligen Injektion keinen<br />

Stress für die Tiere.<br />

metacam® ist für die Anwendung bei Rindern mit Atem-<br />

wegserkrankungen zugelassen. Darüber hinaus ist es<br />

bei an Durchfall leidenden Kälbern sowie als Zusatztherapie<br />

bei der Behandlung von Mastitis bei Milchvieh<br />

indiziert.


Indikation Produktname Wirkstoffe<br />

• Mastitis<br />

• Mastitis<br />

• Mastitis<br />

• Infektiöse Atemwegserkrankungen<br />

• Schmerzen und entzündliche<br />

Erkrankungen<br />

mamyzin®<br />

benestermycin®<br />

ubrolexin®<br />

express® (*)<br />

* Nur in Kanada und den<br />

USA erhältlich.<br />

metacam®<br />

Penethamathydrojodid<br />

Penethamathydrojodid, Framycetinsulfat,<br />

Benethamin-Penicillin<br />

Cefalexin (als Monohydrat),<br />

Kanamycin (als Monosulfat)<br />

Attenuierter Lebendimpfstoff<br />

(IBRV, BVDV, PI3V, BRSV,<br />

C. fetus und<br />

Lepto spp.)<br />

Meloxicam<br />

Zur Behandlung von Euterentzündungen<br />

(Mastitis) der Milchkuh.<br />

Behandlung subklinischer Infektionen<br />

beim Trockenstellen und zur Vorbeugung<br />

erneuter Infektionen sowie akute klinische<br />

Mastitis während der Trockenstehzeit.<br />

Zur Behandlung klinischer Mastitiden<br />

bei laktierenden Milchkühen, verursacht<br />

durch Bakterien, die für die Kombination<br />

von Cefalexin und Kanamycin empfi ndlich<br />

sind, wie z. B. Staphylococcus aureus,<br />

Streptococcus dysgalactiae, Streptococcus<br />

uberis und Escherichia coli.<br />

Impfstoff zur Prävention von Atemwegserkrankungen<br />

und Reproduktionsstörungen<br />

des Rindes.<br />

Linderung von Entzündungen und<br />

Schmerzen des Bewegungsapparates<br />

(Hund, Katze, Schwein, Pferd), nach<br />

Operationen (Hund, Katze, Schwein)<br />

und bei Kolik (Pferd). Als Begleittherapie<br />

bei Durchfall-, Atemwegserkrankungen<br />

und akuter Mastitis (Rind) sowie Mastitis-Metritis-Agalaktiesyndrom<br />

(Schwein).<br />

Nutztiere: Rinder<br />

93


produktportfolio Tiergesundheit<br />

Kleintiere<br />

Die Kleintiermedikamente von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />

Tiergesundheit sind hauptsächlich auf die Behandlung<br />

der weit verbreiteten chronischen Erkrankungen Herzinsuffi<br />

zienz und Osteoarthritis ausgerichtet.<br />

Als erstes Medikament einer neuen Therapieklasse, die<br />

als Inodilatoren bezeichnet wird, verbessert vetmedin®<br />

bei Hunden mit Herzversagen die klinischen Symptome<br />

signifi kant und erhöht die Lebenserwartung der Tiere.<br />

vetmedin® vereint zwei sich ergänzende Wirkmechanismen:<br />

Zum einen werden die Blutgefäße, die das Blut<br />

zum Herzen hin und vom Herzen weg transportieren,<br />

erweitert. Somit wird der Druck auf das Herz wie auch<br />

die erforderliche Pumpleistung des Herzens verringert.<br />

Gleichzeitig wirkt vetmedin® direkt auf den Herzmuskel,<br />

verstärkt die Herzkraft und trägt zu einer effi zienten<br />

Pumpleistung bei.<br />

Pferde<br />

Die Pferdemedikamente von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> Tiergesundheit<br />

sind in erster Linie auf die Therapiegebiete Atemwegserkrankungen,<br />

Lahmheit und Kolik ausgerichtet.<br />

ventipulmin® ist eine Therapie gegen akute und chronische<br />

Atemwegserkrankungen, bei denen auch eine<br />

Atemwegsobstruktion aufgrund von Bronchospasmen<br />

und/oder Schleimaufstauung auftritt und eine mukoziliäre<br />

Reinigung erstrebenswert ist. ventipulmin® kann<br />

als Einzel- oder als Zusatztherapie bei chronisch-obstruktiver<br />

Atemwegserkrankung (COPD) und bei akuten,<br />

subakuten und chronischen allergischen Reaktionen der<br />

Atemwege angewendet werden.<br />

94 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010<br />

metacam® ist ein Medikament der Nicht-steroidalen-antiinfl<br />

ammatorischen-Medikamentenklasse (NSAID). Es<br />

ist als oral einzunehmende Suspension, Tabletten und<br />

Injektionslösung für Hunde sowie als orale Suspension<br />

und Injektionslösung für Katzen erhältlich. Kürzlich<br />

hat die EU die Verwendung von metacam® zur Schmerzlinderung<br />

nach jedweder Art von operativem Eingriff<br />

zugelassen. Die Vielzahl der Formulierungen bietet<br />

Veterinären und Tierhaltern die Flexibilität, die jeweils<br />

bevorzugten Formulierungen zu verwenden, um die<br />

verschiedenen Entzündungs- und Schmerzzustände in<br />

Zusammenhang mit den zugelassenen Indikationen zu<br />

behandeln.<br />

prozinc® ist eine wässrige Protamin-Zink-Suspension<br />

(PZI) von rekombinantem Humaninsulin zur Reduktion<br />

der Hyperglykämie bei Katzen mit Diabetes mellitus.<br />

metacam® ist für die Linderung von Entzündungen und<br />

Schmerzen bei akuten und chronischen Erkrankungen<br />

des Bewegungsapparates bei Pferden indiziert. Es ist als<br />

oral einzunehmende Suspension sowie als Injektionslösung<br />

erhältlich. Die Injektionslösung ist darüber hinaus<br />

zusammen mit buscopan® für die Schmerzlinderung bei<br />

Pferdekolik angezeigt.<br />

In Nordamerika ist ferner eine umfassende Auswahl an<br />

Pferdeimpfstoffen verfügbar.


Indikation Produktname Wirkstoffe<br />

• Dekompensierte Herzinsuffi<br />

zienz<br />

• Schmerzen und entzündliche<br />

Erkrankungen<br />

• Diabetes mellitus bei Katzen<br />

vetmedin®<br />

metacam®<br />

prozinc®<br />

Pimobendan<br />

Meloxicam<br />

Rekombinantes<br />

Protamin-Zink-<br />

Humaninsulin<br />

Indikation Produktname Wirkstoffe<br />

• Akute und chronisch<br />

obstruktive Atemwegserkrankungen<br />

• Schmerzen und entzündliche<br />

Erkrankungen<br />

ventipulmin®<br />

metacam®<br />

Clenbuterol<br />

Meloxicam<br />

Zur Behandlung der Herzinsuffi zienz<br />

beim Hund, hervorgerufen durch eine<br />

dilatative Kardiomyopathie oder durch<br />

Klappeninsuffi zienz (Mitralklappen-<br />

und/oder Tricuspidalklappen-Regurgitation)<br />

mit den typischen Symptomen wie<br />

z.B. Husten, Dyspnoe, Leistungsminderung<br />

oder Aszites.<br />

Bei Hunden zur Linderung von Entzündungen<br />

und Schmerzen bei akuten und<br />

chronischen Beeinträchtigungen des<br />

Bewegungsapparates sowie nach Operationen.<br />

Bei Katzen zur Linderung von Entzündungen<br />

und Schmerzen bei chronischen<br />

Beeinträchtigungen des Bewegungsapparates.<br />

Seit Kurzem ebenfalls zugelassen<br />

gegen leichte bis mittlere postoperative<br />

Schmerzen nach Eingriffen.<br />

Zur Senkung der Hyperglykämie und Linderung<br />

der klinischen Symptome der<br />

Hyperglykämie bei Katzen mit Diabetes<br />

mellitus.<br />

Atemwegserkrankungen, die mit Bronchospasmen<br />

einhergehen, wie subakute<br />

und chronische Bronchitis und Bronchiolitis,<br />

chronisch-obstruktive Lungenerkrankung<br />

(COPD), unterstützend bei<br />

akuter Bronchitis und Bronchopneumonie.<br />

Linderung von Entzündungen und<br />

Schmerzen des Bewegungsapparates<br />

(Hund, Katze, Schwein, Pferd), nach<br />

Operationen (Hund, Katze, Schwein)<br />

und bei Kolik (Pferd). Als Begleittherapie<br />

bei Durchfall-, Atemwegserkrankungen<br />

und akuter Mastitis (Rind) sowie Mastitis-<br />

Metritis-Agalaktiesyndrom (Schwein).<br />

Kleintiere / Pferde<br />

95


Bilanz- und Kennzahlenvergleich<br />

2001 — 2010<br />

C. H. <strong>Boehringer</strong> Sohn AG & Co. KG, <strong>Ingelheim</strong><br />

Bilanz- und Kennzahlenvergleich 2001 — 2010<br />

(in Mio. EUR)<br />

Aktiva (Stand am 31.12.) 2001 2002 2003<br />

Immat. Vermögensgegenstände 322 302 242<br />

Sachanlagen 2.467 2.840 2.767<br />

Finanzanlagen 1.008 1.689 2.462<br />

Anlagevermögen 3.797 4.831 5.471<br />

Vorräte 1.014 971 1.000<br />

Forderungen (inkl. RAP und latenter Steuern) 2.314 2.360 2.537<br />

Flüssige Mittel 1.002 1.055 1.134<br />

Umlaufvermögen 4.330 4.386 4.671<br />

Bilanzsumme 8.127 9.217 10.142<br />

Passiva (Stand am 31.12.) 2001 2002 2003<br />

Kapital der Gesellschafter 200 178 178<br />

Konzernrücklagen (inkl. Währungsumrechnungsdifferenz) 2.753 2.818 3.139<br />

<strong>Jahre</strong>süberschuss 401 537 529<br />

Eigenkapital 3.354 3.533 3.846<br />

Anteile anderer Gesellschafter 1 203 188<br />

Konzerneigenkapital 3.355 3.736 4.034<br />

Rückstellungen (inkl. latenter Steuern) 3.150 3.568 3.963<br />

Verbindlichkeiten (inkl. RAP) 1.622 1.913 2.145<br />

Fremdkapital 4.772 5.481 6.108<br />

Bilanzsumme 8.127 9.217 10.142<br />

Kennzahlen 2001 2002 2003<br />

Umsatzerlöse 6.694 7.580 7.382<br />

Betriebsergebnis 980 1.082 901<br />

Betriebsergebnis in % der Umsatzerlöse 14,6 14,3 12,2<br />

Ergebnis nach Steuern 401 551 537<br />

Ergebnis nach Steuern in % der Umsatzerlöse 6,0 7,3 7,3<br />

Eigenkapitalrendite (in %) 13,6 16,0 15,0<br />

Eigenkapitalquote (in %) 41,3 38,3 37,9<br />

Cash Flow 1.117 1.049 1.059<br />

Finanzmittel 1.645 2.645 3.516<br />

Personalaufwand 1.916 2.175 2.252<br />

Personalaufwand in % der Umsatzerlöse 28,6 28,7 30,5<br />

Durchschnittliche Zahl der Mitarbeiter 27.980 31.843 34.221<br />

Forschungs- und Entwicklungskosten 1.019 1.304 1.176<br />

F & E-Kosten in % der Umsatzerlöse 15,2 17,2 15,9<br />

Investitionen in Sachanlagen 548 634 516<br />

Abschreibungen auf Sachanlagen 305 340 354


2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010<br />

267 233 554 547 539 745 736<br />

2.712 2.900 2.886 2.972 3.177 3.219 3.314<br />

2.756 3.396 3.043 1.638 1.739 1.699 3.168<br />

5.735 6.529 6.483 5.157 5.455 5.663 7.218<br />

1.085 1.229 1.280 1.387 1.561 1.801 1.850<br />

2.477 3.013 3.137 2.912 3.496 3.663 4.047<br />

1.333 1.247 945 1.015 1.312 3.877 3.118<br />

4.895 5.489 5.362 5.314 6.369 9.341 9.015<br />

10.630 12.018 11.845 10.471 11.824 15.004 16.233<br />

2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010<br />

178 178 178 178 178 178 178<br />

3.297 2.940 3.275 1.385 3.101 3.964 5.408<br />

888 1.491 1.722 1.809 1.424 1.759 888<br />

4.363 4.609 5.175 3.372 4.703 5.901 6.474<br />

193 216 188 167 190 179 0<br />

4.556 4.825 5.363 3.539 4.893 6.080 6.474<br />

4.172 4.958 4.641 4.726 5.120 5.731 6.598<br />

1.902 2.235 1.841 2.206 1.811 3.193 3.161<br />

6.074 7.193 6.482 6.932 6.931 8.924 9.759<br />

10.630 12.018 11.845 10.471 11.824 15.004 16.233<br />

2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010<br />

8.157 9.535 10.574 10.952 11.595 12.721 12.586<br />

1.372 1.923 2.140 2.100 1.980 2.239 1.896<br />

16,8 20,2 20,2 19,2 17,1 17,6 15,1<br />

908 1.514 1.729 1.812 1.428 1.764 888<br />

11,1 15,9 16,4 16,5 12,3 13,9 7,1<br />

23,1 34,2 37,4 35,0 42,2 37,4 15,0<br />

41,0 38,4 43,7 32,2 39,8 39,3 39,9<br />

1.430 2.069 2.317 2.392 1.997 2.409 2.234<br />

4.015 4.585 3.934 2.581 2.932 5.384 6.113<br />

2.443 2.671 2.836 2.886 3.004 3.221 3.358<br />

29,9 28,0 26,8 26,4 25,9 25,3 26,7<br />

35.529 37.406 38.428 39.800 41.300 41.534 42.224<br />

1.232 1.360 1.574 1.900 2.109 2.215 2.453<br />

15,1 14,3 14,9 17,3 18,2 17,4 19,5<br />

427 532 596 654 665 630 519<br />

377 439 419 432 453 470 498


impressum<br />

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96 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2010


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