Fachartikel - Heute sind es 160 Milchziegen (pdf / 666 KB) - UFA AG
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NUTZTIERE<br />
<strong>Heute</strong> <strong>sind</strong> <strong>es</strong> <strong>160</strong> <strong>Milchziegen</strong><br />
DER BETRIEB MAYER hat sich auf die Ziegenmilchproduktion spezialisiert. Mit<br />
den Jahren konnte ein reicher Schatz an Erfahrungen g<strong>es</strong>ammelt werden. Zu Gunsten<br />
d<strong>es</strong> Tierwohls wird auf Hornlos-Zucht g<strong>es</strong>etzt. Weitere Selektionskriterien <strong>sind</strong> gut<br />
aufgehängte Euter und schöne Zitzen. Um das Potenzial der Aufzuchtgitzi auszuschöpfen,<br />
wird bereits ab der zweiten Lebenswoche nährstoffreich<strong>es</strong> F<strong>es</strong>tfutter angeboten.<br />
Blick auf den Ziegenstall,<br />
der gemeinsam<br />
mit dem Nachbarn<br />
genutzt wird. Rundum<br />
ist’s ziemlich steil.<br />
Vor bald 20 Jahren haben Ernst und<br />
Rita Mayer mit vier <strong>Milchziegen</strong> begonnen.<br />
Der B<strong>es</strong>tand wuchs und<br />
wuchs. 2007 wurde gemeinsam mit<br />
dem Nachbarn ein neuer Laufstall gebaut,<br />
der Platz für zwei Herden bietet.<br />
<strong>Heute</strong> halten Mayers <strong>160</strong> Bündner<br />
Strahlenziegen.<br />
Innovative Käserei Das Wachstum<br />
ist dank der erfolgreichen Entwicklung<br />
der «Che Chaschöl» in Tschlin<br />
möglich geworden. «So ein Käse» heisst<br />
di<strong>es</strong>e Käserei, frei aus dem Rätoromanischen<br />
übersetzt. Eine breite Produktpalette<br />
aus Ziegen-, Schaf- und Büffelmilch<br />
wird an Hotels, unter anderem in<br />
St. Moritz, und auf Märkten verkauft.<br />
Das Engagement und die Innovationskraft<br />
der Käserin Chatrina Mair-Denoth<br />
und ihr<strong>es</strong> Teams werden sehr g<strong>es</strong>chätzt.<br />
Mit der Bio-Nischenproduktion ist <strong>es</strong><br />
für Milchproduzenten in Tschlin möglich,<br />
eine angem<strong>es</strong>sene Wertschöpfung<br />
zu erzielen.<br />
Betriebsspiegel<br />
Ernst und Rita Mayer, 7559 Tschlin<br />
Nutzfläche: 37 ha (davon 25 ha Eigen -<br />
land), Bergzone 4, 1534 m über Meer<br />
Tiere: <strong>160</strong> Bündner Strahlenziegen<br />
inklusive 20 bis 30 Aufzuchtund<br />
30 Mastgitzi, 30 Mutterschafe<br />
Arbeitskräfte: Betriebsleiter-Ehepaar<br />
Speziell<strong>es</strong>: Direktverkauf von Trockenwürsten,<br />
Bio-Betrieb<br />
«Vo nüt chunt nüt» In den letzten<br />
Jahren sank der Ziegenmilchpreis zwar<br />
etwas, weil ein gewisser Marktdruck<br />
entstanden ist. Im Schnitt gibt <strong>es</strong> in<br />
Tschlin 1.12 Fr. je Kilogramm Ziegenmilch<br />
– im Sommer etwas weniger, im<br />
Winter etwas mehr. Reicht das für eine<br />
wirtschaftliche Produktion?<br />
«Vo nüt chunt nüt», stellt Ernst Mayer<br />
f<strong>es</strong>t. Insb<strong>es</strong>ondere im Februar und<br />
März, wenn ein Grossteil der Ziegen ablammt,<br />
sei der Arbeitsaufwand gross.<br />
Für eine gewisse Entlastung sorgen die<br />
Ziegen höchstpersönlich: «Inter<strong>es</strong>sant,<br />
dass sie bei uns immer zwischen 5 und<br />
20 Uhr und nie in der Nacht ablammen»,<br />
wundern sich Rita und Ernst.<br />
In Spitzenzeiten dauert das Melken<br />
im 24-plätzigen Melkstand mit 12 Aggregaten<br />
eineinhalb Stunden. Tag<strong>es</strong>beginn<br />
ist dann um 4 Uhr, Feierabend ab<br />
18 Uhr. Viel zu tun gibt <strong>es</strong> auch während<br />
der Dürrfutterernte in den steilen Berghängen<br />
und während der Alpzeit.<br />
Hornlos-Zucht Vier bis fünf Böcke<br />
<strong>sind</strong> auf dem Herdebuchbetrieb für das<br />
B<strong>es</strong>amungsmanagement zuständig. Seit<br />
einiger Zeit setzen Mayers nur noch Böcke<br />
ein, die Hornlosigkeit vererben, um<br />
Verletzungen zu vermeiden. Bereits <strong>sind</strong><br />
zwei Drittel d<strong>es</strong> B<strong>es</strong>tand<strong>es</strong> genetisch<br />
hornlos. Kleiner Nachteil: Die Gefahr,<br />
dass Zwitter zur Welt kommen, ist in der<br />
Hornlos-Zucht leicht erhöht.<br />
Bei der Selektion wird ausserdem auf<br />
gute Euter, nicht zu lange Zitzen und<br />
stabile Fundamente g<strong>es</strong>chaut. Ziegen<br />
mit Hängeeuter <strong>sind</strong> b<strong>es</strong>onders auf der<br />
Alp einem höheren Verletzungsrisiko<br />
ausg<strong>es</strong>etzt.<br />
Gelegentlich werden Nutzziegen verkauft,<br />
letzthin grad nach Innsbruck.<br />
Dank Abtrennungen zwischen den<br />
Fr<strong>es</strong>splätzen können die Ziegen<br />
das Futter im Melkstand in Ruhe<br />
aufnehmen.<br />
80 10 2013 · <strong>UFA</strong>-REVUE
NUTZTIERE<br />
Tränkeautomat Letzt<strong>es</strong> Jahr gab <strong>es</strong><br />
so viele Drillinge wie nie: Gleich 60 Ziegen<br />
brachten drei Gitzi auf einmal zur<br />
Welt. Nach der Kolostrumgabe werden<br />
die Gitzi an den Förster-Automaten gewöhnt.<br />
Masttiere verlassen den Betrieb<br />
nach rund zehn Tagen. Sie gehen ins St.<br />
Gallische, wo sie durch verschiedene<br />
Rentner, die noch über ältere Ställe verfügen,<br />
gemästet und bei einem spezialisierten<br />
Metzger g<strong>es</strong>chlachtet werden.<br />
Aus Altziegen lassen Mayers Trockenwürste<br />
herstellen, die sie direkt vermarkten.<br />
Aufzuchttiere erhalten bereits ab der<br />
zweiten Lebenswoche <strong>UFA</strong>-Biofutter,<br />
damit sie früh viel F<strong>es</strong>tfutter aufnehmen<br />
und das Absetzen der Milch ohne<br />
Wachstumsknick überstehen.<br />
Wählerisch Im Gegensatz zu Rindern<br />
oder Schafen mögen Ziegen fast alle<br />
Pflanzen ein bisschen. Sie naschen an<br />
Gräsern, Kräutern, Büschen, Bäumen<br />
und decken so ihren Bedarf aus vielen<br />
verschiedenen Nährstoffquellen. Allerdings<br />
<strong>sind</strong> Ziegen wählerisch. Stimmt<br />
die Futterqualität nicht, lassen sie viele<br />
Futterr<strong>es</strong>te zurück (siehe auch Kasten).<br />
Auf dem Betrieb Mayer werden neben<br />
Ziegen d<strong>es</strong>halb auch Mutterschafe gehalten,<br />
damit di<strong>es</strong>e die Futterr<strong>es</strong>ten verwerten.<br />
Tabelle 1: Nährstoffbedarf<br />
der <strong>Milchziegen</strong><br />
Gehalt pro Kilogramm MJ g<br />
Trockensubstanz NEL APD<br />
Erhaltung 5.8 50<br />
4. Trächtigkeitsmonat 6.3 79<br />
5. Trächtigkeitsmonat 7.1 107<br />
Erhaltung plus 1 kg Milch 7.6 95<br />
Erhaltung plus 2 kg Milch 9.4 140<br />
Erhaltung plus 3 kg Milch 11.2 163<br />
Erhaltung plus 4 kg Milch 13 208<br />
Erhaltung plus 5 kg Milch 15.7 241<br />
Quelle: Agroscope<br />
Tabelle 2: <strong>UFA</strong> Ziegen- und<br />
Schaffutter-Sortiment<br />
Gehalt pro Kilogramm MJ g<br />
Trockensubstanz NEL APD<br />
<strong>UFA</strong> 772 ProRumin,<br />
Startphase 6.8 115<br />
<strong>UFA</strong> 766, Leistungsfutter 7 110<br />
<strong>UFA</strong> 765, energiereich 7 85<br />
<strong>UFA</strong> 767, proteinreich 7 125<br />
<strong>UFA</strong> 763 ProRumin,<br />
für Aufzuchtund<br />
Mastlämmer 7 110<br />
<strong>UFA</strong> 864 Bio,<br />
für Bio-Betriebe 7 103<br />
Rabatt Fr. 4.–/100 kg bis 9.11.2013<br />
Milchleistung über den Winter 2013/14 sichern<br />
Erste Raufutteranalysen zeigen, dass Gehalte und Verdaulichkeit d<strong>es</strong><br />
Dürrfutters wegen dem späten ersten Schnitt schlechter <strong>sind</strong> als in den<br />
Vorjahren. Ziegen reagieren stark auf die Heuqualität. Nehmen sie von<br />
jung g<strong>es</strong>chnittenem Heu etwa 2.5 kg pro Tag auf, <strong>sind</strong> <strong>es</strong> von Ende<br />
Blüte g<strong>es</strong>chnittenem Heu oder durch Regen beeinträchtigtem Heu noch<br />
etwa 1.3 kg. Wichtig ist, folgende Fütterungstipps einzuhalten:<br />
• Raufutteranalyse durchführen.<br />
• Energie und Protein leistungsgerecht ergänzen.<br />
• 20 bis 30 g Rohprotein pro MJ NEL in der Trockensubstanz (TS)<br />
führen zu einer optimalen Verwertung der Nährstoffe.<br />
• Ein Rohfasergehalt von über 18% der TS schränkt die Verdaulichkeit ein.<br />
• Zuerst Raufutter, dann Kraftfutter verabreichen.<br />
• Ad libitum füttern.<br />
• Nicht über 300 g Kraftfutter pro Gabe (Gefahr Pansenübersäuerung).<br />
• Futterumstellungen über zwei Wochen<br />
schrittweise vornehmen, damit sich die<br />
Pansenbakterien anpassen können.<br />
• Faustregel: pro Tier und Tag 40 g<br />
Mineralsalz (<strong>UFA</strong> 998) und rund 10 g<br />
Viehsalz füttern.<br />
• Nichts zu suchen hat schimmlig<strong>es</strong> Futter<br />
im Trog der <strong>Milchziegen</strong>. Schimmelgifte<br />
(Mykotoxine) können zu Störungen und<br />
Abgängen bei den Ziegen führen.<br />
• Laktierende Ziegen benötigen<br />
mind<strong>es</strong>tens 3.5 l Wasser je<br />
Kilogramm TS, bei Hitze<br />
deutlich mehr.<br />
Eugen Signer,<br />
Fütterungsberater<br />
im <strong>UFA</strong>-Beratungsdienst<br />
Wil<br />
Rita und Ernst Mayer mit ihren<br />
zutraulichen Bündner Strahlenziegen.<br />
Melkanreiz Gefüttert wird im Winterhalbjahr<br />
mit Heu und Emd. Als Ergänzung<br />
kommen <strong>UFA</strong>-Kombifutter, Mü<strong>es</strong>limix,<br />
Mineralstoffe und Viehsalz zum<br />
Einsatz. «Das Kraftfutter dient als Anreiz,<br />
damit die Ziegen in den Melkstand<br />
kommen», erklärt Ernst Mayer. «Würden<br />
wir <strong>es</strong> in der Krippe anbieten, gäbe<br />
<strong>es</strong> Auseinandersetzungen und ein Gedränge,<br />
denn Ziegen mögen das <strong>UFA</strong>-<br />
Futter sehr.» Leistungsmässig gehen<br />
Mayers – dem Bio-Gedanken getreu –<br />
bewusst nicht ans Limit. Dennoch geben<br />
ihre Strahlenziegen 650 kg Milch<br />
pro Laktation.<br />
Drei bis vier Mal entwurmen<br />
Für eine stabile Tierg<strong>es</strong>undheit ist <strong>es</strong> nötig,<br />
drei bis vier Mal im Jahr zu entwurmen.<br />
Di<strong>es</strong> auch bei ausgewachsenen<br />
Tieren. Die Wahl d<strong>es</strong> Entwurmungsmittels<br />
wird gezielt auf die vorhandenen<br />
Parasiten abg<strong>es</strong>timmt, um R<strong>es</strong>istenzen<br />
vorzubeugen. Welche Parasiten vorherrschen,<br />
stellt der Tierarzt anhand regelmässiger<br />
Kotproben f<strong>es</strong>t. <br />
Autor Matthias Roggli,<br />
<strong>UFA</strong>-Revue,<br />
3360 Herzogenbuchsee<br />
Che Chaschöl Mehr<br />
zu di<strong>es</strong>er inno vativen<br />
Käserei, die unter<br />
anderem Ricotta, Halb -<br />
hartkäse, geräucherten<br />
Käse und Camembert<br />
aus Ziegenmilch<br />
herstellt, steht unter<br />
www.chechaschöl.ch<br />
www.ufarevue.ch 10 · 13<br />
<strong>UFA</strong>-REVUE · 10 2013 81