Magazin 196310
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Zur Frage der Durchsetzbarkeit einer Bauverpflichtung darf<br />
das Verfahren in seinen wichtigsten Phasen skizziert werden<br />
für den sicher nicht seltenen Fall, daß ein Eigentümer sich<br />
der Verpflichtung widersetzt:<br />
1. Erster Bescheid mit der Verpflichtung, einen Schutzraum<br />
mit einem bestimmten Fassungsvermögen zu bauen und<br />
einen entsprechenden Plan einzureichen (anschI. evtl.<br />
Red1tsmittelverfahren) i<br />
2. Beauftragung eines Architekten mit der Planung (zu erzwingen<br />
durch Zwangsgeld oder Ersatzvornahme) ;<br />
3. Vorlage des Baugesuchs durch Architekten;<br />
4. Zweiter Bescheid (auf das Baugesuch) mit der Verpflichtung,<br />
den Schutzraum wie angegeben tatsächlich zu bauen<br />
(anschI. evtl. zweites Rechtsmittelverfahren);<br />
5. Beauftragung eines Bauunternehmers (zu erzwingen durch<br />
Zwangsgeld oder Ersatzvornahme) ;<br />
6. Darlehensaufnahme bei einer geeigneten Bank (zu erzwingen<br />
durch Zwangsgeld oder Ersatzvornahme, Zwangshypothek).<br />
Jedem Leser, insbesondere jedem Leser mit Behördenerfahrung,<br />
wird einleuchten, daß einige wenige widerspenstige<br />
Altbaueigentümer auf diese Weise das Bauamt lahmlegen<br />
können.<br />
Im übrigen wurde eben schon gesagt, daß es nicht 50 Jahre<br />
dauern wird, bis alle Schutzräume gebaut sind.<br />
Zu cl:<br />
Der Gedanke, die Baukosten der Schutzräume als Teil der<br />
Verteidigungslasten im wesentlichen aus dem BundeshaushaIt<br />
zu erstatten, liegt zwar nahe. Im Grunde genommen wäre es<br />
aber sinnlos, Kosten, die auf die Dauer gesehen bei jedem<br />
einzelnen entstehen, auf die Gesamtheit zu übernehmen.<br />
Letzten Endes muß dann der einzelne die Kosten doch wieder<br />
in Form von Steuern bezahlen. Darüber hinaus ist zu berücksichtigen,<br />
daß es in jedem Falle viele Jahre dauern wird, bis<br />
alle Häuser mit Schutzräumen versehen sind. Es ist unter<br />
diesen Umständen nicht gerechtfertigt, gerade in den ersten<br />
Jahren der Laufzeit des Programms die erheblichen Kosten<br />
für die Schutzräume, die nur einigen wenigen zur Verfügung<br />
stehen, der Gesamtheit aufzuerlegen; vielmehr erscheint es<br />
angezeigt, diejenigen die Belastung tragen zu lassen, zu deren<br />
Sicherheit der Schutzraum gebaut ist.<br />
Entscheidend ist aber folgendes. Die Mittel, die der Bund als<br />
Zuschüsse für den Schutzraumbau gibt, treten als verstärkte<br />
Nachfrage auf dem Baumarkt in Erscheinung und verschärfen<br />
die bestehenden überhitzungserscheinungen. Der Entwurf<br />
sieht daher bewußt die Inanspruchnahme eines bestimmten<br />
Teils der Kapitalmarktmittel vor, um die normale Baunachfrage<br />
insoweit zu beschränken. Zwar enthält der Entwurf<br />
schon eine Vorschrift über Zuschüsse für die zusätzlichen Kosten<br />
des verstärkten Schutzes, aber gerade diese zusätzlichen<br />
Kosten betreffen überwiegend größere Dicken der Umfassungsbauteile,<br />
d. h. größere Mengen an Beton und Stahl. Da<br />
der Arbeitsanfall bei Errichtung einer Wand von 30 cm fast<br />
derselbe ist wie bei einer Wand von 60 cm, werden dadurch<br />
die im Arbeitskräftemangel begründeten Spannungen auf<br />
dem Baumarkt kaum berührt.<br />
Abgesehen von den Belastungen, die die Gesamtheit tragen<br />
soll, bringt das Schutzbaugesetz den Architekten und allen<br />
Bauschaffenden wichtige neue Aufgaben. Es darf erwartet<br />
werden, daß sie sich diesen Aufgaben mit dem Ernst unterziehen,<br />
der der Sache entspricht. Wenn auch nur wenigen<br />
Menschen durch die Schutzräume Leben und Gesundheit erhalten<br />
wird, falls es einmal zu einem Krieg kommen sollte,<br />
so hätten damit die Anstrengungen zur Errichtung von<br />
Schutzräumen ihren Sinn gehabt.<br />
Oben rechts : Nach dem Weltkrieg entstanden in Tagund<br />
Nachtschichten in allen Orten neue Häuser. Aber<br />
in den allerwenigsten Fiillen wurde an den Schutz. der<br />
Bewohner gedacht. Rechts : Die Stahlbetonbewehrung<br />
für eine 30 Zentimeter starke Umfassungswand eines<br />
Schutzraumes wird bei einem Hausneubau montie rt.<br />
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