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Magazin 196310

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Selbstschutzzügen. Die Genfer Konvention geht davon nus, daß<br />

humanitäre Organisationen nicht militärischen Charakters in den<br />

besonderen Schutz der Konventi on gestellt werden können. De r<br />

Bundesluftschutzverband selbst ist in dem Sinne ja keine Organisation,<br />

sondern e r hat den Selbstschutzgedanken in der Bevölkerung<br />

zu wecken und die Voraussetzungen eines vernünftigen<br />

Selbstschutzes zu schaffen. Infolgedessen ist der Selbstschutzzug<br />

an sich eine Einheit der Bevölkerung, die sich freiwillig zusammengefunden<br />

hat. Trotzdem bin ich der Meinung, die Regierung<br />

ist verpflichtet, zu versuchen, auch diese Selbstschutzzüge in<br />

den Schutz der Genfer Konvention mit einzubeziehen, und ich<br />

darf Ihnen sagen, daß e ntsprechende Anträge schon bei dem Internationalen<br />

Komitee des Roten Kreuzes vorliegen. Wir haben<br />

bereits die Unterstützung von Anrainerstaaten. Die endgültige<br />

Entsmeidung kann ich natürlim jetzt noch nicht voraussagen.<br />

ZB: Welches Land ist nach Ihren Feststellungen im Zivilschutz<br />

a m vorbildlimsten: a) im Westen, b) im Osten, c) bei den Neutralen?<br />

Thomsen: Da rf ich zu dieser Frage in umgekehrter Reihenfolge<br />

Stellung nehmen : Es wird Sie sicherlich etwas verblüffen, daß<br />

es gerade neutra le Staaten sind - im darf hier besonders nennen<br />

die Sdlweiz und Schweden -, die auf dem Gebiet der Vorsorge<br />

im Zivilschutz am vorbildlichsten dastehen. Diese Staaten haben<br />

nimt nur die Zerstörung und die Ausfälle des letzten Krieges<br />

sehr genau studiert und daraus Konsequenzen gezogen, sondern<br />

sie haben auch die ungeheure Gewalt der neuen Waffen eingehend<br />

analysiert und haben sie in den entsprechenden Schutzvorschriften<br />

für die Bevölkerung soweit wie nur eben möglich<br />

zu neutralisieren versucht. Ob es der Schutzraumbau ist, ob es<br />

die Vorbereitung der Eva kuierungspläne ist, ob es die allgemeine<br />

Organisation der Nächstenhilfe ist. Auf diesen Gebieten haben<br />

die von mir erwähnten neutralen Staaten Vorbildliches geschaffen.<br />

Im Westen liegt es so, daß noch manches nachzuholen ist. Selbstverständlich<br />

gibt es auch hier Staaten, die sich auszeichnen. Ich<br />

möchte erwähnen Dänemark und Norwegen, wo beispielsweise<br />

das Bestehen eines Schutzraumgesetzes und die Befolgung dieses<br />

Gesetzes Selbstverständlichkeiten sind Aber immerhin: Insgesamt<br />

muß der Schutzgedanke durch Taten noch weitgehend mehr<br />

herausgestellt werden.<br />

Interessant dürfte allerdings sein, daß wir sehr genaue Unterlagen<br />

darüber haben, daß im Osten m it Nachdruck an der Erstellung<br />

von Zivilschutzmaßnahmen gearbeitet wird. Es gibt in der<br />

Sowjetzone nahezu wissenschaftliche Werke über Schutzmöglichkeiten,<br />

und wir wissen, wenn wir den Ze itungsausschnitten<br />

trauen dürfen - und ich halte sie für zutreffend -, daß in der<br />

sowjetisch besetzten Zone fest kasernierte Einheiten bestehen,<br />

die eingreifen sollen für den Fall einer großen Ka tastrophe.<br />

ZB: Würden Entspannungsvereinbarungen weltweiten Umfangs<br />

die Zivilschutzbemühungen bei uns überflüssig machen? Insbesondere<br />

für den Fall, daß es zu einem übereinkommen zwischen<br />

der NATO und dem Warschauer Pakt kommen sollte?<br />

Thomsen : Sie sprechen mit Ihre r Frage sicherlich das letzte Abkommen<br />

zur Einstellung der Atomwaffenversuche an. Ich me ine,<br />

so sehr es jeder Bürger in der Melt begrüßen sollte, wenn sich<br />

eine Entspannung durchsetzt, ist doch dieses Abkommen nur ein<br />

ganz bescheidener Anfang der Dinge. Ich gehe auch so we it, zu<br />

sagen, daß selbst, wenn w ir zu e inem Waffenstill standsabkommen<br />

zwischen NATO und Warschauer P akt kommen würden,<br />

nicht die Voraussetzungen gegeben wären, mit dem vorsorglichen<br />

Schutz ein Ende zu machen. So lange die Wa ffenarsenale noch<br />

bestehen auf konventionellem Gebiet und auf atoma rem Gebiet<br />

und so lange überhaupt noch Solda ten mit der Waffe in den<br />

Staaten stehen, ganz gleich, ob im Osten oder im Westen, ist doch<br />

die selbstverständliche Reaktion die der Vorsorge. Für den Fall,<br />

daß die Unvernunft diese Waffen einmal in Tätigkeit setzen<br />

sollte, muß an die Zivilbevölkerung gedacht werden und muß<br />

ein Sdlutz für sie vorbereitet werden.<br />

*<br />

Ministerialdirektor Hans Arnold Thomsen, der a m 21. 12. 1911 in<br />

Elmshorn geboren wurde, übernahm am 12. 3. 1963 die Abteilung<br />

Ziviler Bevölkerungsschutz im Bundesministerium des Innern,<br />

nachdem er vorher seit dem Jahre 1956 im Haushalt für militärische<br />

und zivile Verteidigung des Bundesfinanzministeriums<br />

tätig war.<br />

Hans Arnold Thomsen besuchte nach dem Tode seiner Eltern,<br />

sein Vater fiel im Jahre 1918, das staatliche Gymnasium in Kiel.<br />

1930 machte er sein Abitur. Sein Referendarexamen bestand er<br />

1934 mit der Note "gut" und sein Assessorenexamen 1938 mit<br />

"lobenswert". Dann folgte eine Richtertätigkeit am Landgericht<br />

FlensburglKiel. 1939 ging Hans Arnold Thomsen zur Reichsbahn<br />

ins Ruhrgebiet. Ab 1942 a rbeitete er im Reichsverkehrsministerium.<br />

Bis zum Kriegsende machte e r seinen Kriegseinsatz bei der<br />

Reichsbahn.<br />

Nach dem Krieg verlegte Hans Arnold Thomsen seine Tä tigkeit<br />

in das Gebiet des Finanzamtes Oldenburg und des Oberfinanzpräsidenten<br />

Schleswig-Holstein. Nach ei ni gen Jahren Beschäftigung<br />

a ls kaufmännischer Direktor in der Privatwirtschaft<br />

(1948-1953) arbeitete er bis zu seiner Berufung ins Bundesfinanzministerium<br />

im Jahre 1956 bei der Deutsdlen Bundesbahn als<br />

Bundesbahnrat bzw. -oberrat.<br />

Rechts : Unser Bild zeigt<br />

Ministerialdirektor H. A.<br />

Thomsen, den leiter der Abteilung<br />

Ziviler Bevölkerungsschutz<br />

im Bundesministerium<br />

des Innern, während<br />

seines Besuches in der<br />

BundeshauptsteIle des BlSV<br />

im Gespräch mit ltd. Reg.­<br />

Dir. Fritze, geschäftsführendem<br />

Vorstandsmitglied des<br />

Verbandes. Diesem Besuch<br />

schloß sich eine Besichtigung<br />

der Bundesschule in<br />

Waldbröl an (unten). Ein<br />

Selbstschutzzug mit Rettungshunden<br />

zeigte einen<br />

realistisch en Ubungseinsatz.<br />

Großes Interesse zeigte<br />

Ministerialdirektor Thomsen<br />

on der Ausrüstung des<br />

Selbstschutzzuges. Auf dem<br />

Bild rechts überzeugt er sich<br />

vom Gewicht der Tragkraftspritze.<br />

Unten: Die<br />

Helfer des Selbstschutzzuges,<br />

Teilnehmer gerade<br />

stattfindender lehrgänge,<br />

waren mit großem Ernst<br />

bei der Sache. Am Abend<br />

desselben Tages sprach Ministerialdirektor<br />

Thomsen<br />

in Bann auf einem großen<br />

Presseempfang des BlSV.<br />

Uber seine Ausführungen<br />

berichten wir eingehend in<br />

unserer nächsten Ausgabe.<br />

III

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