22.01.2014 Aufrufe

Magazin 196310

Magazin 196310

Magazin 196310

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Erhalten<br />

und schützen<br />

von Herbert Alboth, Sern<br />

Eine Stadtplanung, die eine weiträurnige Bebauung mit groß~n<br />

Grünflächen zwischen den Häusern anstrebt, ist ebenso<br />

WIe der Bau von Satellitenstädten auch eine realistische Maßnahme<br />

des Zivilschutzes. Diese Bestrebungen weitsichtiger<br />

Planer erleichtern nämlich die Anlage von Schulzräumen und<br />

Wasserreserven wie aum den Einsatz der Hilfe. Es zeigt sich<br />

gerade bei der Städteplanung und Sanierung, daß der Schutz<br />

der ZivilbevölkeI'ung alle Lebensgebiete einer Nation und der<br />

Gemeinschaft berührt. Dort wird den Forderungen des Zivilschutzes<br />

am besten entsprochen, wo sie zielstrebig und weitsichtig<br />

in alle Projekte miteinbezogen werden. Es ist er(reulieh,<br />

festzustellen, daß in allen Ländern der Welt Planer und<br />

Architekten bewußt oder auch unbewußt das natürliche<br />

Schutzbedürfnis des Menschen berücksidltigen.<br />

In der Schweiz nehmen in zahlreichen Städten die Planer bei<br />

Verkehrssanierungen und bei den großen Bauten die Forderungen<br />

des Zivilschutzes<br />

auf; sei es bei der Auflockerung<br />

der Bebauung, bei unterirdischen<br />

Garagen, beim<br />

Bau von Schulen und Fa-<br />

brikanlagen. Daß die Gesetze<br />

den Einbau von<br />

Schutzräumen in Neubauten<br />

und auch Umbauten<br />

vorschreiben, wirkt sich natürlich<br />

bei diesen Planungen<br />

aus. So wurden in den<br />

letzten zwölf Jahren in der<br />

Schweiz für über 1,5 Millionen<br />

Menschen Schutzräume<br />

geschaffen. Die Städte Bern und Aarau, wo diese Planungen<br />

in ein entscheidendes Stadium getreten sind, mögen hier als<br />

Beispiele gelten.<br />

Generalplan einer Stadt<br />

Der Gemeinderat der Stadt Aarau beauftragte 1960 eine Studiengruppe,<br />

die notwendig gewordene Lösung der Parkplatzfrage<br />

eingehend vorzubereiten. Der spezielle Auftrag lautete,<br />

einen Bericht über die in Aussicht genommenen baulichen<br />

Maßnahmen im Stadtzentrum auszuarbeiten, Auskunft über<br />

den zukünftigen Parkplatzbedarf im Geschäftsviertel von<br />

Aarau zu geben und einen generellen Gesamtplan für alle<br />

Abstell- und Unterstellmöglichkeiten in diesem Bezirk aufzustellen.<br />

Zwei grundsätzliche Lösungen waren dabei zu untersuchen:<br />

a) Unter- und oberirdische Garagen, die ausschließlich und<br />

dauernd den Kraftwagen zur Verfügung stehen und entsprechend<br />

finanziert werden.<br />

b) Großschutzräume für den Zivilschutz, die in Friedenszeiten<br />

zum Abstellen von Kraftwagen, als Unterstellräume und zu<br />

anderer wirtschaftlicher Nutzung dienen sollen.<br />

Der Studiengruppe standen die Erhebungen und die Auswertung<br />

einer Verkehrszählung von 1960 bereits teilweise zur<br />

Verfügung, dazu ein geologisches Gutachten über den Bau von<br />

Kavernen. Ein bereits vorliegender Zwisdlenbericht, der in<br />

zwei Bänden das gestellte Problem in allen seinen Erhebungen<br />

und Auswirkungen grundsätzlich erörtert und durch instruktives<br />

Kartenmaterial ergänzt, läßt erkennen, daß ganze<br />

Arbeit geleistet und brauchbare Lösungen entwickelt wurden.<br />

Die bisher üblichen Lösungen für Parkplatzbeschaffung und<br />

Schutzraumbau stoßen, wie aus dem Bericht hervorgeht, auf<br />

zunehmende Schwierigkeiten. Sie können nach Auffassung<br />

Schweizer Städte suchen<br />

nach der besten Lösung<br />

der Studiengruppe nicht mehr überwunden werden. Selbst<br />

die Summe vieler isolierter Einzelmaßnahmen und Einzelanlagen<br />

führt nicht zum notwendigen Ergebnis. Durch ungenügende<br />

und deshalb unwirtschaftliche Lösungsversuche wird<br />

die steigende Parkplatznot nicht gemindert und die Vorsorge<br />

für den Zivilschutz nur verzögert.<br />

Die Studien befaßten sich eingehend mit der Wohnbevölkerung,<br />

den Arbeitsplätzen, dem Bestand an Kraftfahrzeugen,<br />

dem Straßenverkehr, widmeten sich der Entwicklung und berücksichtigten<br />

die soziologischen Gesichtspunkte.<br />

Was gefordert werden muß<br />

über den Schutzraumbau sagt der Bericht: "Diese isolierten<br />

Detailmaßnahmen und Einzelanlagen bieten aber gegenüber<br />

den erhöhten Gefahren bei zunehmender Konzentration von<br />

Arbeits- und Wohnbevölkerung<br />

im dicht überbauten<br />

Zentrum mit Altstadtverhältnissen<br />

schwindenden<br />

Schutz. Für tagelanges Untertauchen<br />

und überleben<br />

trotz der Trümmerberge,<br />

Flächenbrände und Feuerstünne<br />

sind die vorhandenen<br />

Schutzräume ungenügend.<br />

Ein Großschutzraum<br />

oder Kollektivschutzraum<br />

soll besonders hohen Anforderungen<br />

genügen, weil<br />

das Schicksal von einigen<br />

tausend Personen auf dem Spiel steht. Es müssen daher eine<br />

große Felsüberdeckung und spezielle Zugänge und Notwege<br />

gefordert werden. Große Öffnungen, wie Zufahrten, sind gut<br />

und widerstandsfähig zu verschließen. Die kriegsmäßigen<br />

Zugänge sind in genügender Zahl vorzubereiten und mit<br />

Abwinklungen und Abschlüssen zu versehen, die keinen geringeren<br />

Schutzgrad aufweisen als die Kaverne selbst."<br />

Bei dem Vorschlag, Kavernen als Mehrzweckbauten anzulegen,<br />

konnte sich die Studiengruppe auf die in Schweden gemachten<br />

Erfahrungen berufen. Die Stadt Genf plant eine<br />

Großgarage 20 bis 25 Meter tief unter der Erde. In Baden,<br />

einer kleinen Stadt im Kanton Aargau, wurden im Zuge der<br />

Verkehrssanierung Park- und Zivilschutzanlagen angelegt,<br />

allein eine dreistöckige Kaverne im Schloß berg kann, mit besonderen<br />

Einrichtungen ausgestattet, 5000 Personen Daueraufenthalt<br />

bieten. Auch Basel hat ein großzügiges Projekt<br />

ausgearbeitet, das für 2800 Personenwagen Parkplätze vor·<br />

sieht, die im Kriegsfall 35 000 Personen aufnehmen können.<br />

Sanieren und schützen<br />

In der Bundeshauptstadt Bern befaßt man sich seit Jahren in<br />

Studien und auch praktisdt mit den Problemen, die der Erhaltung<br />

der Altstadt und der Einleitung des ruhenden Verkehrs<br />

in den Untergrund dienen. Gegenwärtig wird am neuen<br />

Bahnhof gebaut, der rund 100 Millionen Franken kosten wird.<br />

Auch bei diesem für die Bundeshauptstadt gigantischen Bauwerk,<br />

das u. a. die Verlegung von zwei Vorortbahnen in einen<br />

unterirdischen Tunnel vorsieht, wird den Forderungen des<br />

Zivilschutzes überall Rechnung getragen. Hier ist zu erwähnen,<br />

daß die Schweizerischen Bundesbahnen seit 1945 für<br />

Bauten, Material und Ausbildung ihrer BetriebsschutzorganisaUon<br />

jährlich rund eine Million Franken aufwenden.<br />

9

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!