Wie gestalten Akademikerinnen Elternzeit und - ifb - Bayern

september 2012
diplomarbeit
im Studiengang Soziologie
in der Fakultät Sozial- und Wirtschaftswissenschaften
der Otto-Friedrich-Universität Bamberg
Verfasserin:
Regina Neumann

September 2012
Wie gestalten Akademikerinnen
Elternzeit und Berufsrückkehr?
Eine empirische Analyse
DIPLOMARBEIT
im Studiengang Soziologie
in der Fakultät Sozial- und Wirtschaftswissenschaften
der Otto-Friedrich-Universität Bamberg
Verfasserin:
Erstgutachterin:
Zweitgutachter:
Regina Neumann
Dr. Marina Rupp
Dipl.-Soz. Harald Rost

INHALTSVERZEICHNIS
Abbildungsverzeichnis .............................................................................................. V
Tabellenverzeichnis .................................................................................................. VI
Abkürzungsverzeichnis .......................................................................................... VII
1 Einleitung und Problemstellung ........................................................................... 1
2 Gesellschaftliche Entwicklungen & Forschungsstand ....................................... 5
2.1 Bildungs- und Erwerbsbeteiligung von Frauen ................................................ 5
2.2 Wandel von Werten und Einstellungen ............................................................ 8
2.3 Wandel von Lebens- und Familienmodellen .................................................. 11
2.4 Familienbedingte Erwerbsunterbrechung und Berufsrückkehr ...................... 14
3 Gesellschaftliche Rahmenbedingungen ............................................................. 19
3.1 Lebensläufe..................................................................................................... 19
3.1.1 Das Konzept des Lebenslaufes und die Lebensverlaufsperspektive .. 19
3.1.2 Das Bildungssystem als strukturierendes Element im Lebenslauf ..... 20
3.1.3 Familienpause und Berufsrückkehr im Kontext des Lebenslaufs ...... 22
3.2 Familien- und Vereinbarkeitspolitik............................................................... 23
3.2.1 Nachhaltigkeit als neue Leitlinie ........................................................ 23
3.2.2 Instrumente der Familienpolitik ......................................................... 25
4 Theoretische Grundlagen ................................................................................... 34
4.1 Ökonomische Theorien .................................................................................. 35
4.1.1 Humankapitaltheorie .......................................................................... 35
4.1.2 Familienökonomie .............................................................................. 37
4.2 Normenbasierte Ansätze ................................................................................. 39
4.2.1 Doing Gender ..................................................................................... 39
4.2.2 Identitätsformations-Modell ............................................................... 41
4.3 Präferenztheorie .............................................................................................. 43
5 Hypothesen und Forschungsfragen ................................................................... 46
6 Konzeption und Methode .................................................................................... 52
6.1 Forschungsdesign, Stichprobe, Untersuchungszeitraum ................................ 52
6.2 Aufbereitung des Datensatzes ........................................................................ 53
6.3 Analytisches Vorgehen ................................................................................... 55
6.4 Operationalisierung ........................................................................................ 57
6.4.1 Kontrollvariablen ................................................................................ 57
6.4.2 Unabhängige Variablen ...................................................................... 63
III

6.4.3 Abhängige Variablen .......................................................................... 69
7 Empirische Ergebnisse ........................................................................................ 71
7.1 Gestaltung von Elternzeit und Berufsrückkehr .............................................. 71
7.1.1 Gestaltung der Elternzeit .................................................................... 71
7.1.2 Berufsrückkehr und geplante Berufsrückkehr .................................... 73
7.1.3 Gestaltung der Berufsrückkehr ........................................................... 80
7.2 Handlungsspielräume ..................................................................................... 82
7.2.1 Kinderbetreuung ................................................................................. 82
7.2.2 Arbeitsverhältnis ................................................................................. 85
7.2.3 Ressourcen .......................................................................................... 89
7.2.4 Unterstützung durch den Partner ........................................................ 91
7.3 Einstellungen .................................................................................................. 93
7.4 Einflussfaktoren auf die Berufsrückkehr ........................................................ 96
7.5 Zusammenfassung der Ergebnisse ............................................................... 108
8 Zusammenfassung und Fazit ............................................................................ 113
9 Literatur- und Quellenverzeichnis ................................................................... 116
Anhang .................................................................................................................... 128
Eidesstattliche Versicherung ................................................................................. 132
IV

ABBILDUNGSVERZEICHNIS
Abb. 1: Erklärungsmodell für die Gestaltung von Elternzeit und Berufsrückkehr .... 47
Abb. 2: Dauer des Elterngeldbezuges in Monaten (in %).......................................... 71
Abb. 3: Zeitraum, in dem die Mütter während der Elternzeit erwerbstätig waren, in
Monaten (in %) .............................................................................................. 73
Abb. 4: Umfang der Erwerbstätigkeit während der Elternzeit bei Müttern, in
Wochenstunden (in %)................................................................................... 73
Abb. 5: Umsetzung der vereinbarten Dauer der Elternzeit (in %) ............................. 75
Abb. 6: Aktuelle Tätigkeit der nicht-erwerbstätigen Mütter (in %)........................... 77
Abb. 7: Überblick über die Planung der Berufsrückkehr ........................................... 78
Abb. 8: Gründe der Mütter für die geplante Berufsrückkehr (in %).......................... 79
Abb. 9: Aktuelle Erwerbsstatusse (in %) ................................................................... 80
Abb. 10: Verteilung der Antworten auf die Frage „Seit wann besucht Ihr Kind eine
Kindertagesstätte? (in %)............................................................................... 83
Abb. 11: Umfang der Kinderbetreuung in Wochenstunden (in %)............................ 83
Abb. 12: Verteilung der Antworten auf die Frage, wie oft die Kinderbetreuung
während der Arbeitszeit ein Problem darstellt (in %).................................... 85
Abb. 13: Erwerbsstatus der Mütter vor der Geburt (in %)......................................... 86
Abb. 14: Umfang der erwerbstätigen Mütter vor Geburt (in %)................................ 87
Abb. 15: Anteil der Befragten, die ihre Erwerbstätigkeit zu Hause ausüben (in %) . 88
Abb. 16: Verteilung des Nettohaushaltseinkommen (in %)....................................... 90
Abb. 17: Arbeitsteilungsarrangement der Mütter mit Partner (in %) ........................ 91
Abb. 18: Einstellung zu Beruf und Karriere: Autonomie (in%) ................................ 94
Abb. 19: Einstellung zu Beruf und Karriere: Karriere (in%)..................................... 94
Abb. 20: Befürwortung: Krippenbetreuung (in %) .................................................... 95
Abb. 21: Befürwortung: Traditionelle Mutterrolle und private Kindheit (in %) ....... 95
Abb. 22: Gesamtkinderzahl der Frauen zum Befragungszeitpunkt 2007 (in %) ..... 128
V

TABELLENVERZEICHNIS
Tab. 1: Zusammenfassung der Forschungshypothesen und -fragen .......................... 51
Tab. 2: Überblick über die Verteilung der Kontrollvariablen (in %)......................... 63
Tab. 3: Besetzung der Dummy-Variablen zur Arbeitsteilung (in %) ........................ 66
Tab. 4: Überblick über die Verteilung der Variable „Dauer der Erwerbspause bis zum
Wiedereinstieg“ in Monaten .......................................................................... 76
Tab. 5: Überblick über die Verteilung des Alters, ab dem das Kind eine
Kindertagesstätte besucht (in Monaten) ......................................................... 83
Tab. 6: Überblick über die Verteilung der Variable „Umfang der Kinderbetreuung“
in Wochenstunden .......................................................................................... 83
Tab. 7: Cox-Regression für die Dauer der Erwerbsunterbrechung seit Geburt des
Kindes .......................................................................................................... 101
Tab. 8: Cox-Regression für die Dauer der Erwerbsunterbrechung seit Geburt des
Kindes für Akademikerinnen ....................................................................... 106
Tab. 9: Cox-Regression für die Dauer der Erwerbsunterbrechung seit Geburt des
Kindes für Frauen ohne Hochschulabschluss .............................................. 107
Tab. 10: Alter der Mütter zum Befragungszeitpunkt ............................................... 128
Tab. 11: Hauptkomponentenanalyse: Einstellungen zur eigenen Berufstätigkeit .... 128
Tab. 12: Hauptkomponentenanalysen: Einstellung zur Krippenbetreuung und
Mutterrolle ................................................................................................... 129
Tab. 13: Überblick über die Items zur Messung der Aufgabenteilung und
Häufigkeiten (in %)...................................................................................... 130
Tab. 14: Gründe der Mütter für die Verkürzung bzw. Verlängerung der Elternzeit
(Nennungen) ................................................................................................ 131
Tab. 15: Einstellungen der Mütter: Überblick über die Verteilung der unklassierten,
metrischen Variablen ................................................................................... 131
VI

ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS
A
Akademikerinnen
Abb.
Abbildung
BEEG
Bundeselterngeld- und Elternzeitgesetz
BRD
Bundesrepublik Deutschland
BT-Drs.
Bundestag Drucksache
bzw.
beziehungsweise
ca.
circa
DDR
Deutsche Demokratische Republik
KiFöG
Kinderförderungsgesetz
MuSchG
Mutterschutzgesetz
o. Ä. oder Ähnliche(s)
OH
Frauen ohne Hochschulabschluss (Referenzgruppe)
s. n. statistisch nicht signifikant
stat. sign.
statistisch signifikant
Tab.
Tabelle
u. a. unter Anderem
v. a. vor allem
vs.
versus
z. B. zum Beispiel
VII

1 EINLEITUNG UND PROBLEMSTELLUNG
1 Einleitung und Problemstellung
Kontext
„Why Women Still Can‘t Have It All” - So lautet der Titel eines Aufsatzes von
Anne-Marie Slaughter (2012), der früheren Planungsstabchefin von Hillary Clinton.
Sie hat ihre Spitzenposition in Washington aufgegeben, um Zeit für ihre Söhne zu
haben. Ihr Artikel, der in der Juli/August-Ausgabe der US-amerikanischen Zeitschrift
The Atlantic erschien, setzte sich sehr kritisch damit auseinander, warum Frauen
Kinder und Karriere immer noch nicht vereinbaren können. Natürlich stellen derartige
Spitzenpositionen besondere Herausforderungen an die Mütter und sind, in Bezug
auf ihre Anforderungen an die Person, nicht mit dem Großteil von Arbeitsstellen
vergleichbar. Dass dieser Artikel aber eine derart enorme Reaktionswelle in der
nationalen wie internationalen Presse auslöste, zeigt die gesellschaftliche Brisanz des
Themas Vereinbarkeit von Familie und Beruf.
Bevor jedoch die Frage nach der Vereinbarkeit von Familie und Karriere gestellt
werden kann, ist zunächst eine gute Vereinbarkeit von Elternschaft und Berufstätigkeit
zu gewährleisten. Angesichts der steigenden Erwerbsbeteiligung von Frauen
(Cyprian 1996: 72; Dressel 2005: 115) und der sinkenden Geburtenrate, besteht
dahingehend ein Verbesserungsbedarf, den Wunsch vieler Frauen nach Selbstverwirklichung
im Beruf und der Erfüllung ihres Kinderwunsches gleichzeitig zu
ermöglichen. (Peuckert 2008: 229f.). Der typische Erwerbsverlauf einer Frau ist
durch eine Vollzeiterwerbstätigkeit vor der Erstelternschaft gekennzeichnet und einer
einjährigen oder längeren Erwerbsunterbrechung wegen der Geburt eines bzw.
weiterer Kinder mit anschließender Berufsrückkehr mit niedrigem Erwerbsumfang.
Je nach Kinderzahl und Abstand der Geburtenfolge können mehrere Unterbrechungen
mit zeitweiliger Berufsrückkehr aufeinanderfolgen.
In den letzten Jahren zielten politische Maßnahmen vermehrt darauf ab, diese Problematik
zu entschärfen: Insbesondere ist dabei der Ausbau qualitativ hochwertiger
Kinderbetreuung, hauptsächlich für Kleinkinder (BMFSFJ 2012a) zu nennen, sowie
die Ablösung des Bundeserziehungsgeldgesetzes (BErzGG) durch das Bundeselterngeld-
und Elternzeitgesetz (BEEG) im Januar 2007. Letzteres diente vor allem dazu,
einen Anreiz für Väter zu setzen, sich mehr bei der Kinderbetreuung zu engagieren.
Aber auch gutverdienenden und hochgebildeten Frauen sollte die Realisierung ihres
1

1 Einleitung und Problemstellung
Kinderwunsches erleichtert werden, indem mit dem Elterngeld eine Einkommensersatzleistung
geschaffen wurde, welches auch in den höheren Gehaltsstufen angemessen
die Einkommensausfälle während einer Familienpause kompensiert.
(BMFSFJ 2011a: 33f.).
Eine besondere Zielgruppe stellen hierbei Akademikerinnen dar, denn immer mehr
Frauen haben einen Hochschulabschluss bzw. einen Fachhochschulabschluss
(Geißler 2006: 302f.). Gerade aber in dieser Gruppe ist der Anteil an Kinderlosen –
auch im internationalen Vergleich – besonders hoch, was für erschwerte Bedingungen
für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf spricht. (vgl. Bujard 2012).
Dies zeigt die Notwendigkeit wissenschaftlicher Untersuchungen nicht nur bezüglich
der Bedürfnisse und Wünsche von Akademikerinnen (vgl. Sinus Sociovision 2008),
sondern auch hinsichtlich ihrer spezifischen Lebensumstände und Rahmenbedingungen
für Erwerbstätigkeit und Elternschaft. Beinahe sechs Jahre nach der Einführung
des Bundeselterngeld- und Elternzeitgesetzes, ist es ein guter Zeitpunkt, um zu
erforschen, wie Akademikerinnen, die seitdem ein Kind geboren haben, die beiden
Bereiche Familie und Beruf gestalten.
Zielsetzung
Der Untersuchungsgegenstand dieser Arbeit ist die Gestaltung der Elternzeit und
Berufsrückkehr von Akademikerinnen. Unter Akademikerinnen fallen alle Frauen,
die einen Abschluss an einer Hoch- oder Fachhochschule erreicht haben. Die Begriffe
Elternzeit und Berufsrückkehr beziehen sich dabei auf die Zeitspanne ab dem
Mutterschutz, der Geburt, über den Zeitraum des Elterngeldbezuges und der Elternzeit
bis hin zum beruflichen Wiedereinstieg. Wiedereinstieg und Berufsrückkehr
werden in dieser Arbeit als Synonyme verwendet. Die Berufsrückkehr ist grundsätzlich
als ein Prozess zu verstehen, der sich über einen längeren Zeitraum erstrecken
kann. Beispielsweise können Mütter bereits während der Elternzeit ihre Erwerbstätigkeit
mit niedriger Stundenzahl wieder aufnehmen und diese sukzessive erhöhen.
Die konkrete Zielsetzung dieser Arbeit ist es, zu untersuchen, wie Akademikerinnen
ihre Familienpause und den Wiedereinstieg gestalten und worin Gemeinsamkeiten
bzw. Unterschiede zu Frauen ohne Hochschulabschluss bestehen. Im Zentrum des
Interesses steht dabei die Dauer der Familienpause, die ein guter Indikator für die
Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist.
2

1 Einleitung und Problemstellung
Frauen ohne Hochschulabschluss werden als Referenzgruppe herangezogen, damit
die empirischen Ergebnisse aussagekräftig und interpretierbar sind. Hierbei sollen
nicht nur die Merkmale rund um die Erwerbssituation der Mütter, der Kinderbetreuung,
der Familiensituation und der Ausgestaltung des Familienlebens betrachtet
werden. Zur Erklärung werden auch die individuellen Gestaltungsspielräume der
Mütter und ihre Einstellungen zu den Bereichen Beruf, Familie und Kinderbetreuung
herangezogen. Dabei wird ebenso der Vergleich zwischen den beiden Bildungsgruppen
gezogen und analysiert, ob und inwiefern sie sich unterscheiden. Es soll
ferner geklärt werden, warum Unterschiede zwischen den Bildungsniveaus bestehen.
Ob dies allein auf das Merkmal der Bildung zurückzuführen ist, oder ob sich die
beiden Gruppen aufgrund ihrer Bildung auch in anderen Einflussfaktoren auf die
Berufsrückkehr unterscheiden z. B. in ihren Einstellungen und ihren Gestaltungsspielraum
für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf.
Der Grund für eine differenzierte Betrachtung der Akademikerinnen im Vergleich zu
Frauen ohne Hochschulabschluss sind eine Vielzahl konsistenter empirischer Ergebnisse,
nach denen Frauen mit höherem Bildungsniveau früher in den Beruf zurückkehren.
(z. B. Grunow et al. 2011; Han et al. 2008; Knittel et al. 2012; Kuhlenkasper
& Kauermann 2010; RWI 2008). Soweit ersichtlich wurden die Bildungsgruppen
bzw. Milieus bis jetzt nur in qualitativen Analysen (z. B. Sinus Sociovision
2008) differenzierter betrachtet.
Hierfür werden quantitative Daten eingesetzt, die im Rahmen der ifb-Studie zu
„Veränderungen bei der Berufsrückkehr von Müttern“ in Bayern erhoben wurden.
Die Fragestellung wird mit Hilfe von uni-, bi- und multivariaten Verfahren, insbesondere
der Verweildaueranalyse untersucht.
Aufbau der Arbeit
Zunächst werden in Kapitel 2 die wichtigsten gesellschaftlichen Entwicklungen
dargestellt, welche die Grundlage für die Auseinandersetzung mit der Elternzeit und
Berufsrückkehr bilden. Der erste Abschnitt ist der steigenden weiblichen Bildungsund
Erwerbsbeteiligung gewidmet. Die beiden darauffolgenden Passagen schaffen
einen Überblick über den Wandel von Werten und Einstellungen sowie den Veränderungen
von Lebens- und Familienmodellen. Im vierten Abschnitt wird auf den
Forschungsstand zu Familienpausen und zur Berufsrückkehr eingegangen.
3

1 Einleitung und Problemstellung
Darauf aufbauend setzt sich Kapitel 3 mit den gesellschaftlichen Rahmenbedingungen
auseinander, innerhalb derer Mütter ihre Familienpause und ihren Wiedereinstieg
gestalten. Der erste Abschnitt bildet einen Überblick über die Lebensverlaufsperspektive,
indem er sich mit dem Konzept des Lebenslaufes auseinandersetzt.
Weiterhin wird erörtert, wie das Bildungssystem strukturierend auf den Lebenslauf
wirkt. Ferner werden die Elternzeit und die Berufsrückkehr in den Kontext des
Lebenslaufs eingebettet. In Abschnitt zwei werden die deutsche Familien- und
Vereinbarkeitspolitik behandelt, indem die zentralen Leitlinien sowie die wesentlichen
dazugehörigen politischen Maßnahmen erörtert werden.
Anschließend befasst sich Kapitel 4 mit den theoretischen Grundlagen, welche grob
in drei wissenschaftliche Strömungen eingeteilt werden können. Hierzu werden die
Einflussfaktoren auf das mütterliche Entscheidungsverhalten aus ökonomischer
Perspektive, der Perspektive normativer Ansätze und der Präferenztheorie diskutiert.
In Kapitel 5 werden Hypothesen abgeleitet, Forschungsfragen präzisiert sowie ein
Erklärungsmodell der Einflussgrößen auf die Gestaltung der Elternzeit und Berufsrückkehr
aufgestellt.
Kapitel 6 erklärt die Konzeption und die Methoden der empirischen Untersuchung,
in dem das Forschungsdesign, die Stichprobe und der Untersuchungszeitraum
beschrieben werden. Die Aufbereitung des Datensatzes und das analytische Vorgehen
werden festgehalten sowie die Operationalisierung der Variablen dargestellt.
Hiernach werden in Kapitel 7 die empirischen Ergebnisse präsentiert, die sich in
uni- und bivariate deskriptive Ergebnisse sowie in Ergebnisse multivariater Verfahren
aufgliedern. Dieses Kapitel schließt mit der Zusammenfassung und der
Interpretation der Ergebnisse ab.
Das letzte Kapitel fasst die Analyseergebnisse zusammen und diskutiert im Kontext
gesellschaftlicher Entwicklungen und Rahmenbedingungen ihre Implikationen für
Forschung und Praxis.
4

2 Gesellschaftliche Entwicklungen & Forschungsstand
2 GESELLSCHAFTLICHE ENTWICKLUNGEN & FORSCHUNGSSTAND
In diesem Kapitel werden gesellschaftliche Entwicklungen dargestellt, die für den
Untersuchungsgestand Elternzeit und Berufsrückkehr Relevanz besitzen. Zunächst
sollen die Veränderungen in der weiblichen Bildungs- und Erwerbsbeteiligung
dargestellt werden, bevor auf den gesellschaftlichen Wandel von Werten und Einstellungen
eingegangen wird. Der dritte Abschnitt gilt den Veränderungen von
Lebens- und Familienmodellen, während der letzte Abschnitt dem Stand der
Forschung zur Familienpause und Berufsrückkehr gewidmet ist.
Der Fokus der Beschreibung soll auf den Entwicklungen in den alten Bundesländern
liegen und nur an essenziellen Stellen soll auf Unterschiede zu den neuen Bundesländern
eingegangen werden, da die Datengrundlage für den empirischen Teil eine
bayerische Stichprobe bildet. Genauso wird auch der internationale Vergleich nur am
Rande einbezogen, um die nationalen Besonderheiten Deutschlands zu kontrastieren.
2.1 Bildungs- und Erwerbsbeteiligung von Frauen
Steigende weibliche Bildungsbeteiligung
Seit der Bildungsexpansion in den 1960er bis in die 1980er Jahre, die sich durch die
Ausweitung sekundärer und tertiärer Bildungsbereiche auszeichnet, ist eine steigende
weibliche Bildungsbeteiligung zu verzeichnen. (Geißler 2006: 274-277). In den
allgemeinbildenden Institutionen haben Mädchen heutzutage sogar einen leichten
Bildungsvorsprung gegenüber den Jungen ausgebaut und etwas häufiger als diese
eine (Fach-)Hochschulreife (Weinmann 2010: 6-8). Was den Besuch einer Hochschule
angeht, hat der Frauenanteil seit 1965, als noch fast drei Viertel aller Studierenden
männlich waren, den Anteil der männlichen Studierenden eingeholt,
so dass nun ein leicht größerer Anteil an Frauen als Männern einen akademischen
Abschluss hat (Geißler 2006: 302f.). Dennoch existiert eine geschlechtsspezifische
Studien- und Berufswahl, die sich auf unterschiedliche Erwerbschancen beider
Geschlechter auswirkt (Weinmann 2010: 7).
Steigende weibliche Erwerbsbeteiligung
Durch die Entwicklung von einer Industriegesellschaft zur industriellen Dienstleistungsgesellschaft
ab den 1970er Jahren wurden im tertiären Sektor attraktivere
5

2 Gesellschaftliche Entwicklungen & Forschungsstand
Beschäftigungen für Frauen als im sekundären geschaffen. Damit einhergehend ist
ein Anstieg der weiblichen Erwerbsbeteiligung – v. a. bei verheirateten Frauen und
Müttern auf allen Qualifikationsniveaus zu verzeichnen (Cyprian 1996: 72; Dressel
2005: 115). Während die Erwerbsquote im Jahr 1970 noch bei 46 % 1 lag,
stieg sie bis zum Jahr 2004 auf 65% und hat damit das Lissabon-Ziel zur
EU-Beschäftigungsstrategie von 60 % überschritten. (Geißler 2006: 306f.). Im Jahr
2010 waren 69,6% aller Frauen 2 erwerbstätig, davon 45,6 % in einer Teilzeit- und
54,4 % in einer Vollzeitbeschäftigung (Statistisches Bundesamt 2012a). Zwischen
den formalen Bildungsabschlüssen gibt es insofern Unterschiede, dass die Erwerbsquote
mit dem Bildungsniveau steigt (Dressel 2005: 116f.).
Im gleichen Zuge kam es zu einer Expansion der Teilzeitarbeit, die für Frauen ein
vielversprechendes Beschäftigungsverhältnis darstellt, um Familie und Beruf zu
vereinbaren (Hakim 2000: 62-68). Während Frauen in den neuen Bundesländern
häufig einer Teilzeiterwerbstätigkeit nachgehen, weil sie keine Vollzeitstelle bekommen,
begründen westdeutsche Frauen ihre Teilzeiterwerbstätigkeit mit persönlichen
und familialen Verpflichtungen (Dressel 2005: 133). Eine andere atypische
Beschäftigungsform, wie die geringfügige Beschäftigung bzw. Mini-Jobs, ist unter
den Frauen verbreiteter als unter den Männern (Statistisches Bundesamt 2012a).
Geschlechtliche Segregation des Arbeitsmarktes
Die geschlechtsspezifische Berufswahl hat auch einen Einfluss auf die Situation der
Geschlechter auf dem Arbeitsmarkt. Dort existiert geschlechtliche Segregation,
sowohl horizontaler, als auch vertikaler Art (Dressel 2005: 145). Während ca. 80 %
der Frauen im Dienstleistungssektor tätig sind, arbeiten hier nur etwas mehr als die
Hälfte aller Männer. Ebenso muss die unterschiedliche Repräsentation der Geschlechter
in Beschäftigungsverhältnissen beachtet werden. So sind Männer, die im
Dienstleistungssektor beschäftigt sind, zu 91 % vollzeitbeschäftigt, jedoch nur knapp
über die Hälfte aller weiblichen abhängig Beschäftigten. (ebd.: 134-136). In neuen
und hochbezahlten Berufen des tertiären Sektors, wie in der Kommunikations- und
Informationstechnologie sind Frauen ebenfalls stark unterrepräsentiert. (ebd.: 138).
1 Die Angabe bezieht sich auf das Gebiet der alten Bundesländer.
2 20- 64-jährige Frauen in Deutschland ohne Wehr- und Zivildienstleistende.
6

2 Gesellschaftliche Entwicklungen & Forschungsstand
Die horizontale Segregation gilt ebenso für die Berufswahl von Akademikern, wobei
die Geschlechter in den einzelnen Fächergruppen unterschiedlich repräsentiert sind.
(Rusconi & Solga 2011: 13ff.)
Eine vertikale Segregation auf dem Arbeitsmarkt geht oft mit der horizontalen
einher. Obwohl der Anteil hochqualifizierter Frauen stark zugenommen hat, sind
Männer in den obersten Hierarchieebenen überrepräsentiert. (Dressel 2005: 140).
Gerade Führungspositionen werden mit einer erschwerten Vereinbarkeit von Familie
und Beruf assoziiert, wobei auch der wissenschaftliche Bereich keine Ausnahme
darstellt. (BMFSFJ 2005: 7; vgl. Spiegel Online 2012).
Beim weiblichen Erwerbsverhalten und der Bildungsbeteiligung bestehen nach wie
vor Unterschiede in Ost- und Westdeutschland, die sich aber seit der Wiedervereinigung
sukzessive auflösen. In der DDR fiel der Anstieg der Bildungs- und Erwerbsbeteiligung
seit den 1950er Jahren von Frauen noch stärker aus als in der BRD, da die
Gleichstellung der Geschlechter politisch, ökonomisch und ideologisch begründet
war. Auch die Geschlechtsunterschiede in der Berufswahl traten in der DDR weniger
oft aus, als in der BRD (Geißler 2006: 301-304).
Einkommensunterschiede zwischen den Geschlechtern
Zwischen den Geschlechtern bestehen Einkommensunterschiede auf allen Bildungsniveaus,
die zum kleinen Teil auf die Diskriminierung von Frauen auf dem Arbeitsmarkt
zurückzuführen sind, aber zu zwei Dritteln durch strukturelle Merkmale erklärt
werden können: der vertikalen und horizontalen Segregation. (Statistisches Bundesamt
2006: 53; OECD 2008: 177). Der „Gender Pay Gap“, welcher Einkommensunterschiede
misst, war innerhalb der letzten fünf Jahre stabil, betrug im Jahr 2011
23 % und ist damit im europäischen Vergleich im oberen Drittel anzusiedeln.
Zwischen dem früheren Bundesgebiet und den Neuen Ländern bestehen auch
23 Jahre nach der Wiedervereinigung frappierende Unterschiede: Im früheren
Bundesgebiet verdienen Frauen 25 % weniger als Männer, in den Neuen Ländern
beträgt dieser Unterschied lediglich 6 % (Statistisches Bundesamt 2012c).
Neben der unterschiedlichen Repräsentation der Geschlechter in Normalarbeitsverhältnissen
und atypischen Beschäftigungsverhältnissen trägt die oft einseitige Reduktion
oder Unterbrechung der Erwerbsarbeit zugunsten der Familienarbeit weiterhin
zu den großen aktuellen Einkommensunterschieden von Frauen und Männern bei
7

2 Gesellschaftliche Entwicklungen & Forschungsstand
(Cornelißen et al. 2005: 162). Lohnunterschiede zwischen Akademikerinnen 3 und
Akademikern lassen sich außerdem durch die geschlechtsspezifische Wahl der
Studienfächer erklären, indem die weiblich dominierten Studienfächer
(z. B. Geistes-, Erziehungs- und Sozialwissenschaften) schlechter bezahlt sind und
weniger Karrierepotenzial besitzen (Leuze & Strauß 2009: 263f.).
Im Zuge der höheren Bildungsbeteiligung ist zwar das Berufsprestige von Frauen
gestiegen, die Benachteiligung in den Einkommens- und Karrierechancen verhindert
jedoch eine Angleichung der Geschlechter. Dies determiniert Ressourcenunterschiede
selbst in bildungshomogamen Partnerschaften. Die allgemein höhere Qualifikation
der Bevölkerung hat auch Auswirkungen auf, und Wechselwirkungen mit
anderen gesellschaftlichen Bereichen, die im Folgenden behandelt werden.
2.2 Wandel von Werten und Einstellungen
Postmaterialismus und Individualismus
In internationalen empirischen Untersuchungen stellte Inglehart (1971) seit 1965 im
Übergang von der Industrie- zu postindustriellen Gesellschaften einen Wertewandel
von materialistischen zu postmaterialistischen Werten fest. Wenn materielle Bedürfnisse
wie Wohlstand, (physische) Sicherheit oder wirtschaftliche Stabilität während
der eigenen Sozialisationsphase erfüllt sind, bilden Menschen postmaterielle Werte
aus und streben nach „höheren“ postmateriellen Werten wie Selbstverwirklichung,
Individualismus, Gleichheit und Meinungsfreiheit. Da solche postmateriellen Werte
häufig der Vorstellung der „bürgerlichen Kleinfamilie“ oder der „Kernfamilie“
widersprechen, übt der postmaterielle Wertewandel auch einen Einfluss auf Einstellungen
bezüglich Familien- und Lebensformen, familialer Arbeitsteilung und
Geschlechterrollen aus.
Beck und Beck-Gernsheim (1994) beschreiben mit der Individualisierungsthese
ebenso einen Individualisierungsprozess, der mit der Industrialisierung und Modernisierung
der westlichen Gesellschaften einhergeht und in mehreren Schüben voranschritt.
Individuailsierung ist durch eine Vergrößerung des Möglichkeitsraumes und
3 Im Folgenden wird auf geschlechtergerechtes Formulieren zugunsten der besseren Lesbarkeit verzichtet und die
maskuline Form verwendet. Jedoch wird an solchen Stellen das Geschlecht gekennzeichnet, an denen es von
Relevanz ist.
8

2 Gesellschaftliche Entwicklungen & Forschungsstand
alternativer Entscheidungsmöglichkeiten gekennzeichnet, birgt jedoch auch das
Risiko der Orientierungslosigkeit angesichts mangelnder Entscheidungshilfen.
Dennoch sieht sich das Individuum zunehmend strukturellen Zwängen ausgesetzt,
z. B. durch den Arbeitsmarkt, das Bildungs- oder das Sozialsystem.
(Beck 1986: 211).
Ablösung von traditionellen Geschlechtsrollen
Auf weibliche Biographien bezogen, würde die Individualisierung u. a. eine Verminderung
der Dominanz traditioneller Geschlechtsrollenvorstellungen und Familienleitbilder
bedeuten. Vor allem Frauen lehnen zunehmend die Rollen der „treu
sorgenden“ Hausfrau und Mutter und des männlichen „Ernährers“ ab und stehen für
Geschlechtergleichheit, sowohl außerhalb als auch innerhalb von Partnerschaften,
ein. (Peuckert 2008: 229f.).
Das Ideal eines „modernen Geschlechterverhältnisses“ (Schulz 2010: 29) beinhaltet
die Vorstellung einer egalitären Arbeitsteilung innerhalb der Partnerschaft. Frauen
fordern insofern zunehmend ein stärkeres Engagement des Partners bei der Hauarbeit
und Kinderbetreuung bzw. -erziehung ein. Dass der häusliche Bereich immer noch
der Verantwortung der Frau unterliegt, und das ungeachtet ihrer Erwerbstätigkeit,
bestätigen empirische Untersuchungen (z.Künzler 1994; IfD Allensbach
2012: 21-23) und liefern Evidenz für die Persistenz traditionellen Geschlechtsrollenverhaltens.
Doppelte Lebensentwürfe
Weibliche Lebensentwürfe umfassen nun nicht mehr nur das Dasein als Hausfrau
und Mutter sondern auch eine Berufs- und Karriereorientierung, die häufig
konkurrierend der Familienorientierung gegenübersteht (Peuckert 2008: 229f.).
Diese doppelte Lebensplanung beinhaltet einen Lebensentwurf mit Kindern, welcher
parallel mit der Selbstverwirklichung in der Erwerbstätigkeit möglich ist und setzt
die Vereinbarkeit von Familie und Beruf voraus (Geissler 1998: 21).
Einer der Faktoren, die zu dem Wandel geführt hat, ist z. B. die „kontrazeptive
Revolution“ (Hakim 2003: 2-11) in den 60er Jahren, die den Frauen die Möglichkeit
gegeben hat, ihre eigene Fertilität zu planen und so mehr Einfluss auf den eigenen
Lebens- und Erwerbsverlauf zu haben. Einen weiteren Einfluss hatte die Reform des
9

2 Gesellschaftliche Entwicklungen & Forschungsstand
Ehe- und Familienrechts 1977, das die Verantwortung der Frau für Haus- und Familienarbeit
aufhob sowie die Veränderung des Scheidungsrechtes beinhaltete, nach
welchem Frauen nun grundsätzlich selbstverantwortlich für ihren Unterhalt sind.
Auch die Bildungsexpansion trug zur Emanzipation von traditionellen Geschlechtsrollen
bei. Die Frauen- und Studentenbewegung in den 60er Jahren forcierten ebenso
die Ablösung der traditionellen Geschlechtsrollenvorstellungen sowie die Gleichstellung
der Geschlechter (Peuckert 2008: 229f.). Daraus resultiert, dass in Partnerschaften
bzw. Familien nun Lebenspläne und Interessen von beiden Partnern berücksichtigt
werden müssen und realisiert werden wollen. Einhergehend mit der doppelten
Lebensplanung sind zwei spezifische Aspekte zu nennen, bei welchen ein Wandel
von Einstellungen erfolgt ist: die Müttererwerbstätigkeit und die institutionelle
Kinderbetreuung.
Erwerbstätigkeit von Müttern und institutionelle Kinderbetreuung
Weibliche Erwerbstätigkeit ist im Allgemeinen mittlerweile breit akzeptiert, während
in der Zeit des „Golden Age of Marriage“ in den 50er und 60er Jahren die Berufstätigkeit
von Frauen immer der Erfüllung der Rolle als Hausfrau und Mutter untergeordnet
war. Einhergehend mit der weiblichen Erwerbsbeteiligung hat auch die
Müttererwerbstätigkeit seit den 50er Jahren im Zuge des Wandels von Geschlechtsrollenorientierungen
zugenommen (Sommerkorn & Liebsch 2002: 100-112). Diesbezüglich
haben sich die Einstellungen zwar liberalisiert, es bestehen aber insofern
große Unterschiede zwischen den alten und neuen Bundesländern, dass die Erwerbstätigkeit
von Müttern mit Kleinkindern im neuen Bundesgebiet eher selbstverständlich
war und ist. Die Einstellungen zur Müttererwerbstätigkeit gehen mit der
Befürwortung und Garantie der institutionellen Kinderbetreuung einher.
(vgl. Kreyenfeld & Geißler 2006).
Hinsichtlich der Betreuung von (Klein-)Kindern herrscht vor allem in den alten
Bundesländern die Vorstellung, dass diese am besten bei der Mutter aufgehoben
sind. Etwa ein Viertel der Frauen aus den neuen Bundesländern machen sich Sorgen,
dass institutionelle Kinderbetreuung negative Auswirkungen auf das Wohlergehen
eines Kleinkindes hat – in Westdeutschland sind das sogar 40 %. (BMFSFJ 2005: 7).
So ist das Bild der „Rabenmutter“, die für die Betreuung ihrer Kleinkinder von
institutionellen Angeboten oder z. B. einer Kinderfrau Gebrauch macht, immer noch
10

2 Gesellschaftliche Entwicklungen & Forschungsstand
präsent. Jedoch ist es möglich, dass ein Ausbau der Betreuungsinfrastruktur die
Einstellungen bzw. Präferenzen beeinflusst. Es ist wahrscheinlich, dass Mütter eine
positivere Einstellung ausbilden, wenn eine qualitativ hochwertige und gut verfügbare,
öffentlich organisierte Kindertagesbetreuung, v. a. für Kleinkinder, gewährleistet
ist und „nicht mehr Ausnahme, sondern Regel ist“ (Blome & Keck 2007: 9).
2.3 Wandel von Lebens- und Familienmodellen
Kinderlosigkeit und Geburtenaufschub
Eine Entwicklung, die zunehmend in der öffentlichen Diskussion steht, ist die
Kinderlosigkeit und die niedrige Geburtenrate. Im europäischen Vergleich hat
Deutschland neben der Schweiz die größten Kinderlosen-Quoten. Vor allem in
bestimmten sozialen Gruppen, z. B. bei den Akademikerinnen, ist der Anteil der
Kinderlosen mit etwa einem Drittel überdurchschnittlich hoch. (Bujard 2012: 3;
Dorbritz & Ruckdeschel 2007: 45). Dies ist zwar kein neues soziales Phänomen,
da der Geburtenrückgang bei Akademikerinnen bereits in den 50er Jahren eingesetzt
hat, gewinnt aber durch die steigende Höherqualifizierung an Relevanz (vgl. Bujard
2012: 3f.). Nach einer aktuellen Studie ist der jahrzehntelange Rückgang der Geburten
bei Akademikerinnen zumindest gestoppt (ebd.: 24). Die hohe Kinderlosigkeit
von Akademikerinnen ist v. a. in Westdeutschland ein Thema, da es kaum Unterschiede
zwischen den Bildungsgruppen in den neuen Ländern gibt (ebd.).
An der durchschnittlichen Geburtenziffer, die im Jahr 2010 bei 1,39 lag, zeichnet
sich ebenfalls eine Rückläufigkeit der Geburten seit den geburtenstarken Jahrgängen
in der Nachkriegszeit im früheren Bundesgebiet ab. (Statistisches Bundesamt 2012b:
5). Nur ab Mitte der 80er bis Anfang der 90er Jahre hat sich die Geburtenrate leicht
erholt, um danach wieder abzufallen. Es gibt folglich nicht nur mehr Kinderlose,
sondern auch zunehmend mehr Familien mit niedrigerer endgültiger Kinderzahl
(Dorbritz & Ruckdeschel 2007: 65). Die Ursachen sind in der polarisierenden deutschen
Familienpolitik zu sehen, welche erschwerte Rahmenbedingungen setzt, um
Familie und Beruf zu vereinbaren (zu den gesellschaftlichen Rahmenbedingungen
siehe Kapitel 2).
Für Hochgebildete, die im Vergleich zu Frauen ohne Hochschulabschluss, die
Familiengründung genauer auf ihre Karriereplanung abstimmen, erweist sich die
11

2 Gesellschaftliche Entwicklungen & Forschungsstand
Vereinbarkeitsproblematik als besonders schwerwiegend (Sinus Sociovision 2008:
12). Das liegt unter anderem an dem durch lange Bildungszeiten immer enger
gewordenen Zeitfenster im Lebenslauf, in dem sowohl Familiengründung, Erwerbstätigkeit
als auch Karriereplanung zusammenfallen. In dieser „Rush Hour of Life“ ist
die gleichzeitige Realisierung aller dieser Aspekte problematischer geworden.
(BT-Drs. 17/6240: 32; BT-Drs. 17/6240: 122; Peuckert 2008: 125f.). Oft wird
Erstelternschaft so lange hinausgezögert, bis sie biologisch nicht mehr
realisiert werden kann (Blossfeld & Jaenichen 1990). Durch den Geburtenaufschub
ergibt sich ein höheres Alter bei Erstelternschaft, vor allem bei Akademikerinnen
(vgl. Bujard 2012: 4f.).
Die Elternschaft während der (Aus-)Bildung scheint für die Wenigsten eine sinnvolle
Option darzustellen, u. a. wegen fehlender finanzieller Absicherung sowie sozialer
finanzieller und emotionaler Abhängigkeit vom Elternhaus. Auch Betreuungsmöglichkeiten
durch Großeltern sollten häufig ein Problem darstellen, da Studienorte
meist weit entfernt vom Elternhaus liegen. Ein unflexibles Bildungssystem
erschwert zusätzlich die Vereinbarkeit von einem Studium und Mutterschaft.
(Peuckert 2008: 122f.; Middendorff 2007: 48).
Pluralisierung der Lebensformen
Neben dem Geburtenaufschub, ist auch der Aufschub der Erstheirat und eine sinkenden
Heiratsneigung ein Merkmal aktueller gesellschaftlicher Entwicklungen. Dazu
gehört ebenso eine steigende Scheidungsziffer. Im Vergleich zu 1965, als rund nur
12,2 % aller Ehen geschieden wurden, lag die zusammengefasste Scheidungsziffer
im Jahr 2011 bei knapp 44 %. (Statistisches Bundesamt 2012d). Eine Pluralisierung
von Lebensformen findet in dem Maße statt, dass neben der Normalfamilie andere
alternative Familien- und Lebensformen an Bedeutung zunehmen und an Legitimation
gewinnen, die in solche mit und ohne Kinder eingeteilt werden. Überhaupt
werden Kinder häufiger im nicht ehelichen Kontext geboren. Auch nichtpartnerschaftliche
Lebensformen haben an Legitimität gewonnen.
Nach dem „Golden Age of Marriage“ in den 50er und 60er Jahren, kommen bei
schwindender Dominanz der Kernfamilie folgende Lebensformen zunehmend
häufiger vor: Nicht-eheliche Lebensgemeinschaften mit und ohne Kinder,
kinderlose Ehen, „living-apart-together“-Partnerschaften, Alleinlebende und Allein-
12

2 Gesellschaftliche Entwicklungen & Forschungsstand
erziehende sowie Stieffamilien und gleichgeschlechtliche Lebensweisen. (Peuckert
2008: 341-347).
Festzuhalten ist, dass in vielen dieser „alternativen“ Familienformen nicht die ökonomische
Absicherung, wie sie die Ehe bietet, vorhanden ist. Ebenso ist im Lebenslauf
eine zunehmende Tendenz zu beobachten, den Partner und damit einhergehend
die Lebensform häufiger zu wechseln. Diese hängt mit der ökonomischen Unabhängigkeit
der Frau zusammen, die sich durch ihre zunehmende Qualifikation und
Erwerbsbeteiligung ergibt. (vgl. Peuckert 2008: 45).
Erosion des Ernährermodells
Alle bisher genannten Entwicklungen haben natürlich auch die innerfamiliale Arbeitsteilung
beeinflusst. Hinsichtlich des Arrangements der Erwerbsarbeit kommt es
zu einer Erosion des klassischen männlichen Ernährermodells, das die Arbeitsteilung
in Familien der 50er und 60er Jahre charakterisierte. (Hofäcker 2009). Diesem
liegen traditionelle Geschlechtsrollenorientierungen zugrunde. Es zeichnet sich durch
einen in Vollzeit erwerbstätigen männlichen Haupternährer aus, während der Partnerin
die die Verantwortung für Familien- und Hausarbeit unterliegt.
Das in Familien nun vorherrschende Modell ist ein Zuverdienermodell, in dem
Frauen, insbesondere Mütter einer Erwerbstätigkeit mit geringem Stundenumfang
nachgehen und gleichzeitig für Familien- und Hausarbeit verantwortlich sind. Daraus
ergibt sich auch ihre Doppelbelastung zwischen Familie und Beruf. (ebd.: 65).
Vor der Geburt eines Kindes findet sich häufig ein Zweiverdienermodell mit zwei in
Vollzeit erwerbstätigen Partnern, das nach der Familiengründung aufgrund von
Traditionalisierungsprozessen in Richtung Ernährermodell oder der Aufrechterhaltung
des Zweiverdiener-Modells tendiert (vgl. ebd.: 93). Auch der Typ der Familienernährerinnen,
bei dem der weibliche Partner mehr als 60 % des Haushaltseinkommens
erwirtschaftet, kommt in etwa jeden zehnten Paarhaushalt vor und ist
damit ein immer häufiger auftretendes soziales Phänomen (BT-Drs. 17/6240: 117).
Doppelverdienerpaare nehmen durch die Bildungsexpansion, die rechtliche Gleichstellung
der Geschlechter, der steigenden Zahl an bildungshomogamen Paaren und
der zunehmenden Ablehnung traditioneller Geschlechtsrollenvorstellungen an
Quantität zu. Dies betrifft vor allem die Gruppe der Hochgebildeten, bei der auch die
Frauen eine starke Berufs- und Karriereorientierung besitzen. Diese Doppelverdiener
13

2 Gesellschaftliche Entwicklungen & Forschungsstand
sind häufiger kinderlos als Paare in anderen Konstellationen, da bei diesen eine
Familiengründung meist nicht mit den beruflichen Ambitionen beider Partner vereinbar
ist. (Peuckert 2008: 264). Doppelkarrierepaare, eine Spezifikation des
Doppelverdienerpaares treten als Familentyp immer häufiger auf. Immerhin sind
etwa ein Zehntel aller Paare in Deutschland Akademikerpaare, die ein besonders
hohes Potenzial für Doppelkarrieren besitzen. (ebd.: 264f.). Doppelkarrieren zeichnen
sich zusätzlich durch eine starke Karriereorientierung und einer antizipierten
Aufwärtsmobilität hinsichtlich Qualifikation und sozialem bzw. beruflichen Aufstieg
aus (vgl. Rusconi & Solga 2012: 37-39) und sind wegen erschwerter Vereinbarkeit
von Karriere und Beruf häufiger kinderlos oder haben weniger Kinder.
2.4 Familienbedingte Erwerbsunterbrechung und Berufsrückkehr
In diesem Abschnitt wird der Forschungsstand zu Erwerbsunterbrechungen durch die
Geburt eines Kindes und die Rückkehr in den Beruf betrachtet 4 . Obwohl der Fokus
dieser Arbeit auf den Müttern liegt, wird die väterliche Perspektive jedoch ebenfalls
abrissartig betrachtet, da die Ausgestaltung des Familien- und Arbeitslebens meist im
Partnerschaftskontext stattfindet und somit die Unterstützung des Partners für die
Vereinbarkeit von Familie und Beruf von Bedeutung ist.
Der typische weibliche Erwerbsverlauf kennzeichnet sich durch eine Vollzeiterwerbstätigkeit
vor der intensiven Familienphase, einer Erwerbsunterbrechung von
etwa einem Jahr bei Geburt eines Kindes, mit anschließender Rückkehr in den Beruf
mit reduzierter Stundenzahl für einige Jahre. (vgl. Drobnic et al. 1999). Je nach
Kinderzahl kommt es zu mehr als einer Erwerbsunterbrechung. So arbeitet etwa die
Mehrheit der Mütter nach der Rückkehr zwischen 15 und 30 Stunden in Teilzeitarrangements
(vgl. BMFSFJ 2008: 23f.).
Ein Vergleich des Rückkehrverhaltens von Frauen zeigt eine deutlich häufigere und
schnellere Rückkehr in den Beruf im Jahr 2007 im Vergleich zu 1980.
(IfD Allensbach 2007: 5) Auch die jüngsten empirischen Ergebnisse zur Wirkung der
2007 veränderten Regelungen zur Elternzeit und Elterngeld bilden den Trend einer
immer kürzeren Babypause, vor allem bei Hochgebildeten, ab. (Bergemann &
Riphahn 2009: 23f.). Die Dauer der Babypause wird dabei von unterschiedlichen
4
Unter einer familienbedingten Erwerbsunterbrechung fallen ebenso Unterbrechungen aufgrund der
Angehörigenpflege, die allerdings nicht Untersuchungsgegenstand und einer gesonderten Abhandlung bedürfen.
14

2 Gesellschaftliche Entwicklungen & Forschungsstand
Faktoren beeinflusst, die sich verzögernd oder beschleunigend auf eine Rückkehr
in den Beruf auswirken.
Nach der Einführung der neuen Elterngeldregelung im Jahr 2007 bezogen fast 100 %
aller Mütter nach der Geburt eines Kindes im ersten Quartal 2007 Elterngeld 5 . Der
Großteil nimmt die volle Dauer der Bezugszeit des Elterngeldes von zwölf Monaten
in Anspruch. (RWI 2008: 72f). Gut die Hälfte der Mütter, die vorher erwerbstätig
waren, kehren nach einem Jahr wieder in den Beruf zurück, knapp Dreiviertel aller
Mütter sind oder planen einen Wiedereinstieg nach zwei Jahren. Hingegen wirkt sich
eine Nicht-Erwerbstätigkeit vor Geburt verzögernd darauf aus. (ebd.: 75f.).
Ein Ergebnis, das sich in einer Vielzahl empirischer Studien wiederfindet, ist der
Einfluss des Bildungsniveaus. Während bei Frauen mit mittlerem und niedrigem
Bildungsabschluss die Berufsplanung häufig nicht mit der Familienplanung abgestimmt
wird, richten Frauen mit hoher formaler Bildung ihre Familienplanung
weitgehend nach der Berufsplanung aus. Das „Timing“ ihrer Elternschaft ist mit den
eigenen Berufs- und Karrieremöglichkeiten abgestimmt sowie auch die Planung des
Wiedereinstieges, bei der im Vordergrund steht, die beiden wichtigen Lebensbereiche
Familie und Beruf gut zu vereinbaren. Frauen mit niedriger oder mittlerer Bildung
verbinden mit einer Berufsrückkehr häufig den Wunsch nach einem eigenen
Einkommen. Außerdem möchten sie wieder in ihrem früheren Beruf arbeiten, aber
mit einem niedrigem Stundenumfang, welcher genug Zeit für die Familie lässt.
(Sinus Sociovision 2008: 12f.). Demnach unterscheiden sich auch die Gestaltung von
Elternzeit und Wiedereinstieg. Mit steigendem Bildungsniveau steigt auch die
Müttererwerbsquote. Dieser Zusammenhang lässt sich bei allen Alternsstufen des
Kindes beobachten, wobei sich mit dem Älterwerden des Kindes die Erwerbsquoten
annähern (Knittel et al. 2012: 35f.). Außerdem kehren Mütter mit höherem Bildungsabschluss
früher in den Beruf zurück. (ebd.; Han et al. 2008; Kuhlenkasper &
Kauermann 2010; RWI 2008).
Weiterhin existiert ein Zusammenhang zwischen der Dauer der Familienpause und
der Kinderzahl, bei welchem die Unterbrechungsdauer mit Kinderzahl steigt. (Sinus
Sociovision 2008: 12-16). Mit steigeder Kinderzahl und damit wachsenden
5 In Kapitel 3.2 werden die Regelungen zur Elternzeit und Elterngeld im Kontext der gesellschaftlichen Rahmenbedingungen
näher erläutert.
15

2 Gesellschaftliche Entwicklungen & Forschungsstand
familialen Anforderungen nimmt auch der Erwerbsumfang nach der Berufsrückkehr
ab (Knittel et al. 2012; Sinus Sociovision 2008: 36).
Auch die Familienform hat einen Einfluss auf die Erwerbstätigkeit von Müttern.
Die höchsten Erwerbsquoten haben Mütter in nicht-ehelichen Lebensgemeinschaften,
die mit einem Partner im gleichen Haushalt leben – und dies unabhängig vom
Alter des jüngsten Kindes. Dies bedeutet, dass Mütter in nicht-ehelichen Lebensgemeinschaften
häufiger und schneller in den Beruf zurückkehren. Im Vergleich
dazu sind verheiratete Mütter mit Kindern seltener erwerbstätig als Mütter in nicht
institutionalisierten Partnerschaften. Die niedrigsten Erwerbsquoten haben Alleinerziehende
mit Kindern unter sechs Jahren, was auf besonders große Schwierigkeiten
der Vereinbarkeit von Familie und Beruf bei fehlender Unterstützung eines Partners
und öffentlicher Kinderbetreuungsangebote hinweist. (Knittel et al. 2012: 32f.).
Frauen aus den neuen Bundesländern steigen im Vergleich zu denen aus Westdeutschland
früher in den Beruf wieder ein, was vor allem mit der Verfügbarkeit
von institutioneller Kinderbetreuung und der Einstellungen zur Berufstätigkeit von
Müttern und zur öffentlichen Kinderbetreuung erklärt wird (RWI 2008: 76).
Dass Erwerbsunterbrechungen von Müttern, insbesondere lange Unterbrechungen in
Deutschland, wie auch international, negative Auswirkungen auf spätere Erwerbsund
Karrierechancen haben, ist ebenfalls empirisch bestätigt worden (Aisenbrey et
al. 2009; Beblo & Wolf 2002; Boll 2009; Buligescu et al. 2009; Sinus Sociovision
2008; Ziefle 2004). Dabei erfahren Frauen mit niedrigerem Bildungsabschluss
höhere Lohneinbußen als Frauen mit höherer Bildung. Ebenso steigen die Lohneinbußen
mit zunehmender Dauer der Erwerbsunterbrechung (Boll 2009: 16-22).
Bei der Berufsrückkehr stellt sich natürlich die Frage nach der Vereinbarkeit von
Familie und Beruf. In einer Studie im Auftrag des BMFSFJ wurden die Herausforderungen
vor und während des Wiedereinstieges analysiert und nach Hürden bei der
Kinderbetreuung, seitens des Partners und nach beruflichen, finanziellen, emotionalen
und gesellschaftlichen Hürden kategorisiert (Sinus Sociovision 2008: 17f.): Die
Kinderbetreuung stellt insofern eine Schlüsselvariable dar, da es zu wenige Betreuungsplätze
für Kleinkinder gibt, die Öffnungszeiten und -tage unflexibel sind,
und die Qualität der Betreuung aus Elternsicht mangelhaft ist. Außerdem stellt sich
für Väter und Mütter angesichts der die hohen Kosten die Rentabilitätsfrage.
16

2 Gesellschaftliche Entwicklungen & Forschungsstand
Die Unterstützung durch den Partner bzw. der Familie ist deswegen von Bedeutung,
wenn dieser durch seine eigene Berufstätigkeit die Partnerin beim Wiedereinstieg
nicht entlasten kann und möglicherweise durch traditionelles Geschlechtsrollenverständnis
keine Unterstützung für wichtig empfindet. Alleinerziehenden Müttern fehlt
weitaus mehr Rückhalt und Unterstützung. Dies trifft auch auf Frauen zu, deren
Herkunftsfamilie und nicht vor Ort lebt, und somit kein familiäres Netzwerk existiert.
Davon sind besonders Akademikerinnen betroffen. Als berufliche Herausforderungen
sind Flexibilität und Mobilität hervorzuheben, wie auch den Anschluss an
Entwicklungen zu erhalten, auf Veränderungen einzugehen und Fortschritte zu
realisieren oder damit zurecht zu kommen auf einen anderen oder niedrigeren Posten
verwiesen zu werden. Steuerliche Anreize für die berufliche Inaktivität der Frau
durch das Ehegattensplitting, eine schlechtere Steuerklasse aufgrund der Teilzeiterwerbstätigkeit
(siehe Kapitel 3.2.2.2), die zusätzlichen Kosten einer Kinderbetreuung,
finanzielle Einbußen bei reduziertem Erwerbsumfang sind finanzielle Aspekte
bei der Berufsrückkehr. Auf gesellschaftlicher Ebene erschweren traditionelle
Geschlechtsrollenvorstellungen und Familienleitbilder die Vereinbarkeit. Auf der
Gefühlsebene operieren z. B. Sorgen um die eigenen beruflichen Perspektiven und
der Absicherung oder Bedenken, das eigene Kind in Fremdbetreuung zu geben.
(ebd.).
Die Bedürfnisse, welche Mütter in Bezug auf die Vereinbarkeit von Familie und
Beruf nennen, beziehen sich neben dem Vorhandensein qualitativ hochwertiger
Betreuungsangebote für Kleinkinder vor allem auf Charakteristika von Stellenangeboten.
Hiernach wünscht sich ein Großteil flexible Arbeitszeitmodelle (vgl. BMFSFJ
2012b: 11). Am gängigsten sind Teilzeitmodelle, individuell vereinbarte Arbeitszeiten
sowie flexible Tages- und Wochenarbeitszeiten. Job-Sharing, Sabbaticals und
flexible Jahresarbeitszeiten sind dagegen weniger verbreitet, werden aber zunehmend
immer häufiger angeboten (vgl. BMFSFJ 2010a; BMFSFJ 2010b: 5-7). Angebotene
Teilzeitmodelle umfassen einen zu großen Stundenumfang, als dass sie für Mütter
eine akzeptable Lösung angenommen werden könnten. (BMFSFJ 2005: 7)
An dieser Stelle soll die männliche Perspektive angesprochen werden, da sich das
Engagement des Partners in der Familienarbeit, z. B. in Form der Inanspruchnahme
einer Elternzeit, auf eine frühzeitige mütterliche Berufsrückkehr positiv auswirkt
(RWI 2008: 76). Seit der Einführung des Elterngeldes und der Elternzeitregelung
17

2 Gesellschaftliche Entwicklungen & Forschungsstand
gibt es durch die der eingeführten Partnermonate und der veränderten Entgeltersatzleistung
nun größere Anreize für Männer, eine Familienpause einzulegen. Durchschnittlich
nutzten die deutschen Väter im ersten Quartal des Jahres 2012 jedoch nur
3,3 Monate Elternzeit (Statistisches Bundesamt 2012h: 6).
Nach einer Untersuchung von Pfahl und Reuyß (2009: 5) ist fast die Hälfte aller
Väter, welche die Elternzeit nutzen vom Typ „vorsichtig“. Sie nehmen ein bis zwei
Partnermonate in Anspruch, meist direkt nach der Geburt, wollen aber ihr berufliches
Fortkommen nicht gefährden und machen deswegen nur eine sehr kurze Familienpause.
Nur 6 % legen eine Pause ein, die länger als neun Monate dauert. Diesen
Vätern ist es besonders wichtig, familiale Verantwortung zu übernehmen und auch
die beruflichen Ambitionen ihrer Partnerin zu fördern.
Solche „neuen Väter“ sind immer noch ein seltenes Phänomen. Rost und Oberndorfer
beschreiben das Verhalten von Vätern als „verbale Aufgeschlossenheit bei
weitgehender Verhaltensstarre“ (Rost & Oberndorfer 2002: 14). Dies konnte
Hofäcker (2006: 30-33) auch im europäischen Vergleich feststellen. Obwohl egalitäre
Geschlechtsrollenvorstellungen zunehmend wichtiger werden, zeigen sich
wenige Veränderungen im tatsächlichen Verhalten, z. B. bei der Beteiligung an der
Hausarbeit und Kinderbetreuung. Während skandinavische Väter Vorreiter bilden,
sind Väter in Ländern, deren Politik ein Ernährermodell unterstützen noch traditioneller
eingestellt. (ebd.).
Einen Einflussfaktor für das väterliche Engagement stellen finanzielle Überlegungen
der Familie dar, da ein Verzicht auf die beiden Partnermonate sozusagen ein „Verschenken“
von zwei Monaten Elterngeld bedeuten würde. Weitere relevante
familienbezogene Gründe für die Wahrnehmung der Elternzeit waren die zwingend
notwendige oder eingeforderte Berufstätigkeit der Partnerin sowie die individuellen
Geschlechtsrollenorientierung und Einstellungen zur Familie, die Betreuungsmöglichkeiten
der Kinder, die Einbindung in ein soziales Netzwerk sowie die Informiertheit
der Väter über die Möglichkeiten einer Elternzeit. Auch betriebliche Faktoren,
wie die Betriebskultur, -größe und -branche, die eigenen Arbeitsinhalte,
die Organisation von Abwesenheitszeiten, die Unterstützung durch Personalpolitik,
Vorgesetzte und Kollegen, spielten eine Rolle für die Familienpause der Väter.
(Pfahl & Reuyß 2009: 6).
18

3 GESELLSCHAFTLICHE RAHMENBEDINGUNGEN
3 Gesellschaftliche Rahmenbedingungen
3.1 Lebensläufe
3.1.1 Das Konzept des Lebenslaufes und die Lebensverlaufsperspektive
Der Lebenslauf eines Menschen setzt sich aus der Abfolge von Aktivitäten und
Veränderungen, Zuständen und Ereignissen wie auch Erfahrungen zusammen, die
der Mensch in verschiedenen Lebensbereichen z. B. der (Aus-)Bildung, dem Erwerbs-
und Familienleben von der Geburt bis zum Tod eines Menschen macht
(Mayer 2004: 163).
Eine Lebensverlaufsperspektive beinhaltet ein Konzept des „institutionalisierten“
Lebenslaufs (Kohli 1985), nämlich eines Lebenslaufes, der in soziale Strukturen
eingebettet ist und dessen Phasen, Abschnitte und Verweildauern dadurch strukturiert
werden. Dieser institutionalisierte Lebenslauf hat sich in den modernen (Industrie-)Gesellschaften
herausgebildet und ist in drei Abschnitte unterteilt, die sich auf
das Erwerbssystem beziehen: die Vorbereitung auf die Erwerbsphase, also die
Ausbildung, die Phase der aktiven Erwerbstätigkeit und die Ruhestandsphase. Die
aktive Phase der Erwerbstätigkeit ist durch das „Normalarbeitsverhältnis 6 “ charakterisiert,
das vielmehr für die männliche Biographie als für die weibliche zutreffend ist,
da diese im Gegensatz zur männlichen Biographie von Erwerbsunterbrechungen und
Teilzeitarbeitsverhältnissen gekennzeichnet ist (vgl. Kohli 2003). Im Vergleich zum
männlichen Lebenslauf ist der weibliche bei Frauen mit Familie und Kindern also
durch Diskontinuität und Phasen mit reduziertem Erwerbsumfang geprägt
(Allmendinger et al. 2009: 6; Kohli 2003: 531). Seit den 80er Jahren wird von einer
Deinstitutionalisierung gesprochen, nach welcher sich Lebensläufe vermehrt durch
Multioptionalität, Flexibilität und Handlungsspielräume auszeichnen. Hierzu gehören
individuelle, insbesondere weibliche Biographien, die von der „Normalbiographie“,
der Dreiteilung des Lebenslaufs abweichen (ebd.: 529).
Für das Paradigma des Lebenslaufes haben Elder et al. (2003: 10) fünf Grundannahmen
herausgearbeitet, welche die Perspektive dieser Untersuchung charakterisieren
6 Unter einem Normalarbeitsverhältnis wird eine Vollzeiterwerbstätigkeit mit lebenslanger Anstellung und
definierten Berufseinstieg und -ausstieg verstanden. Hierzu gehört ebenso ein stabiles Einkommen und Arbeitsplatzsicherheit.
19

3 Gesellschaftliche Rahmenbedingungen
und den Kontext bilden, der berücksichtigt werden muss, wenn individuelles
Handeln erklärt werden soll:
1. „the principle of historical time and place“: Lebensverläufe sind eingebettet
in den zeitlichen und räumlichen Kontext und den herrschenden Lebensbedingungen.
2. „the principle of timing“: Zu welchem Zeitpunkt Ereignisse und Übergänge
stattfinden hat einen Einfluss auf den Lebenslauf.
3. „the principle of linked lives“: Der Mensch lebt eingebettet in soziale Beziehungen
und Netzwerke und ist so verknüpft mit anderen Lebensverläufen.
4. „the principle of human agency“: Menschen gestalten aktiv ihren Lebenslauf
durch ihr Handeln und ihre Entscheidungen. Dies geschieht im
Rahmen der vorgegebenen historischen und sozialen Bedingungen. (Elder et
al. 2003: 10-14).
3.1.2 Das Bildungssystem als strukturierendes Element im Lebenslauf
Das Bildungssystem ist eine der wichtigsten Instanzen, die strukturierend Einfluss
auf Lebensläufe nimmt. An dieser Stelle soll analysiert werden, wie das Bildungssystem
Lebensläufe strukturiert und dadurch Unterschiede in den Lebensverläufen von
Akademikerinnen und Frauen ohne Hochschulabschluss bewirkt. Außerdem sollen
noch einmal die wichtigsten Unterschiede zwischen den beiden Gruppen zusammengefasst
werden, die zum Teil bereits in Kapitel 2 aufgezeigt wurden.
Die Verweildauer im Bildungssystem hat nach dem „principle of timing“ einen
wesentlichen Einfluss auf den Lebenslauf, indem Individuen in unterschiedlichem
Alter das Bildungssystem verlassen und in den Arbeitsmarkt einsteigen. Neben der
Verweildauer sind auch die Bildungszertifikate bzw. das erreichte Bildungsniveau für
die individuellen Chancen im zukünftigen Leben ausschlaggebend. Durch das stark
stratifizierende deutsche Bildungssystem fallen Unterschiede in den individuellen
Erwerbs- und Karrierechancen aufgrund verschieden hoher Bildungsabschlüsse im
europäischen Vergleich besonders groß aus (vgl. Kerckhoff 2001; Müller & Shavit
1998). So unterscheiden sich Akademikerinnen von Frauen mit niedrigerer formaler
Bildung in folgenden Punkten:
Akademikerinnen sind im Bezug auf die Dauer, die sie im Bildungssystem verbracht
haben, relativ homogen. Der Großteil erreicht den Hochschulabschluss über eine
20

3 Gesellschaftliche Rahmenbedingungen
allgemeine Hochschulreife oder Fachhochschulreife mit anschließendem Studium an
einer Hoch- oder Fachhochschule, so dass Akademikerinnen auch in ihrem Bildungsweg
sehr homogen sind. Frauen ohne Hochschulabschluss haben weniger Zeit
im Bildungssystem verbracht und steigen demnach früher ins Berufsleben ein. Diese
Gruppe ist jedoch heterogener, was die Anzahl der Jahre im Bildungssystem betrifft.
Hierzu gehören Frauen mit unterschiedlichen allgemeinbildenden Abschlüssen
(qualifizierender Hauptschulabschluss, Mittlere Reife oder (Fach-)Abitur oder auch
ohne Abschluss) und berufsbildenden Abschlüssen. (vgl. Gries et al. 2005: 17-19).
Aus den höheren Bildungsinvestitionen ergibt sich eine höhere Erwerbsquote für
Akademikerinnen, jedoch gelten die geschlechtliche Segregation und geschlechtsspezifische
Einkommensunterschiede für alle Bildungsstufen. (siehe Kap. 2.1). Mit
einem zwar im Vergleich höheren (Einstiegs-)Einkommen, beginnen Akademikerinnen
angesichts des späteren Eintrittes in den Arbeitsmarkt jedoch verzögert mit
einem Vermögensaufbau (vgl. Grabka & Frick 2007: 670), was für das individuelle
Timing der Familiengründung eine Rolle spielen könnte. Das Bildungsniveau ist
ferner ausschlaggebend für individuelle soziale Risiken, wie Arbeitslosigkeit und
Armut (Geissler 2006: 281), von der Frauen mit niedrigerem Bildungsabschluss
stärker betroffen sind.
Das Bildungssystem dient aber auch als Sozialisationsinstanz, wonach ein hohes
individuelles Bildungsniveau wird mit einem höheren Maß an Reflexion, Selbstfindung
und -steuerung sowie Individualisierung assoziiert wird (vgl. Beck 1986:
205ff.).
Im Zuge verlängerter (Aus-)Bildungszeiten und ökonomischer Unsicherheiten zu
Beginn der Erwerbsphase, verschiebt sich auch die Familiengründung nach hinten.
(Statistisches Bundesamt 2012b: 32f.). Dies hängt natürlich nicht nur mit dem
verzögerten Eintritt ins Erwerbsleben zusammen und der vergleichsweise wenigen
Zeit, die für Berufseinstieg, Etablierung im Beruf und der Familiengründung zur
Verfügung steht (vgl. Peuckert 2008: 125f.), sondern auch mit Karriereorientierung.
Während heutzutage die meisten aller Frauen durchweg erwerbs- und berufsorientiert
sind, ist der Anteil stark erwerbs-, berufs- und karriereorientierter Frauen unter den
Akademikerinnen höher als in den anderen Bildungsgruppen. (vgl. Rusconi &
Solga 2011). Infolgedessen finden familienbedingte Erwerbsunterbrechungen bei
Akademikerinnen später im Lebenslauf statt. Eine kurze Familienpause kann auch in
21

3 Gesellschaftliche Rahmenbedingungen
dem Sinne interpretiert werden, da das Zeitfenster, in dem die „Rush Hour of Life“
immer kleiner wird (Peuckert 2008: 125f.). Dies hat zur Folge, dass Akademikerinnen
Familiengründung und ihre Erwerbstätigkeit in der Planung häufig besser aufeinander
abstimmen, da sie einerseits beide Lebensbereiche als wichtig empfinden,
aber zeitliche Einschränkungen haben (vgl. Rusconi & Solga 2011; Sinus
Sociovision 2008: 12)
3.1.3 Familienpause und Berufsrückkehr im Kontext des Lebenslaufs
Zunächst stellt der Übergang in die Elternschaft ein einschneidendes Ereignis im
Lebenslauf dar und hat erheblichen Einfluss auf das Familien- und Berufsleben.
Gerade Übergänge im Lebenslauf stellen Entscheidungssituationen dar, in denen
wiederum Weichen für den späteren Lebenslauf gestellt werden. Die Entscheidung
für eine Familienpause oder die Berufsrückkehr wird nach dem „principle of linked
lives“ häufig nicht allein von den Frauen getroffen, sondern von beiden Elternteilen
zusammen und ist von individuellen Merkmalen, Einstellungen, Möglichkeiten und
Restriktion abhängig. Unterbricht eine Mutter nun ihre Erwerbstätigkeit für einige
Zeit, kann das für beide Partner unterschiedliche Folgen für den weiteren Berufsverlauf
und dessen Chancen und Risiken haben.
Die Mehrheit der Frauen und zunehmend auch Männer unterbrechen ihre Erwerbstätigkeit
für eine gewisse Zeit, um später wieder auf den Arbeitsmarkt zurückzukehren.
Ob eine Erwerbsunterbrechung stattfindet, wie lange sie dauert und wie eine Familienpause
gestaltet wird, hängt nicht nur von individuellen Faktoren der Mütter und
Väter ab (siehe Kapitel 2.4), sondern wird im Wesentlichen durch sozio-strukturelle
Eigenschaften bestimmt. Entsprechend dem „principle of historical time and place“
bilden sie den Handlungsrahmen für die Gestaltung von Lebensabschnitten. Ereignisse
und Prozesse im Lebenslauf müssen demnach stets im makrostrukturellen
Kontext betrachtet werden, da sie Teil und Produkt gesellschaftlicher und auch
historischer Mehrebenenprozesse sind. (Mayer 2004: 164ff.).
Da Lebensläufe multidimensional sind, indem verschiedene Lebensbereiche gegenseitig
aufeinander Einfluss nehmen, ist die Berücksichtigung mehrerer Sphären
notwendig. Erwerbsunterbrechungen tangieren vor allem die beiden Lebensbereiche
Familie und Beruf, was auch einen Einfluss auf die Auswahl geeigneter Theorien
hat.
22

3 Gesellschaftliche Rahmenbedingungen
In dieser Arbeit werden die Familienpause und die Berufsrückkehr aus der Perspektive
der Lebensverlaufsforschung betrachtet, da sie einen Abschnitt im eigenen
Lebenslauf sowie einen Einschnitt im Berufsverlauf darstellen, die durch die individuelle
Vergangenheit bedingt werden und die zukünftige Gestaltung des Lebenslaufes
beeinflussen.
3.2 Familien- und Vereinbarkeitspolitik
Nachdem im Vorhergehenden die strukturellen Einflüsse auf individuelle Lebensverläufe
dargestellt wurden, soll nun ausführlicher auf die einflussreichste Institution im
Hinblick auf das Setzen und Verändern von gesellschaftlichen Rahmenbedingungen
eingegangen werden: die Politik, insbesondere die Familien- und Vereinbarkeitspolitik.
Da der Untersuchungsgegenstand, nämlich die Berufsrückkehr von Frauen,
mehrere Lebensbereiche tangiert, kommt im strengen Sinne neben der Familienpolitik
eine Vielzahl von politischen Handlungsfeldern in Frage, wie z. B. die Sozial-,
Wirtschafts-, Finanz- oder Bildungspolitik. (vgl. Gerlach 2004: 40). Für diese Untersuchung
ist es allerdings weniger von Relevanz, aus welchen Policy-Bereichen
einzelne, die Familie betreffende Maßnahmen stammen, sondern vielmehr welche
dies sind, welche übergeordneten Leitlinien dahinter stehen und wie sie das Entscheidungsverhalten
von Elternschaft, Erwerbsunterbrechung und Berufsrückkehr
strukturieren. Im Folgenden werden deshalb die Leitziele der deutschen Familienund
Vereinbarkeitspolitik diskutiert. Anschließend werden die einzelnen politischen
Instrumente und deren Wirkung vorgestellt, die sich daraus ableiten.
3.2.1 Nachhaltigkeit als neue Leitlinie
Nach einer Klassifikation von Gauthier (1996) ist die deutsche Familienpolitik 7
protraditional. Eine solche Politik zeichnet sich durch eine mittlere staatliche Unterstützung
von Familien aus. Wohlfahrtsstaatliche Leistungen sind nicht
individuumgebunden, sondern richten sich auf die Erhaltung und Unterstützung der
Familie. Daraus ergibt sich auch, wie der Staat in die beiden Sphären Arbeitsmarkt
und Familie eingreift, beispielsweise in der Förderung der Frauenerwerbsstätigkeit.
Eine zentrale Rolle spielt der Wohlfahrtsstaat bei der Übernahme oder Delegation
7 Unter Familienpolitik werden im Folgenden alle Maßnahmen bezeichnet, welche Rahmenbedingungen für
familiales Leben setzen und welche die Ausgestaltung des Familienlebens beeinflusst.
23

3 Gesellschaftliche Rahmenbedingungen
gesellschaftlicher Aufgaben, wie die Erziehung von Kindern oder Pflege älterer
Menschen. Das Familienmodell der männlichen Versorgerehe 8 liegt dem deutschen
Familienideal der bürgerlichen Kleinfamilie zugrunde. In der Vergangenheit wurde
ein Ernährermodell durch spezielle Interventionen gefördert und Frauen somit in
ihrer Mutter- und Hausfrauenrolle bestärkt. Politische Interventionen zielten auf eine
familienbezogene Kinderbetreuung ab (Gerlach 1996: 187).
Gesellschaftliche Entwicklungen (siehe auch Kapitel 2) machten eine politischideologische
Ablösung vom Ernährermodell (Träger 2009: 20) erforderlich. Kulawik
(2005: 12) beschreibt die Situation in Deutschland als eine „spannungsgeladene
Konfiguration“: Einem hohen Bildungs- und Qualifikationsniveau von Frauen, das
einen Hinweis für eine starke Erwerbsorientierung gibt, stehe die symbolische
Aufladung der Mutterrolle gegenüber. So existiere ein historisch überliefertes Deutungsmuster,
nachdem Kinder unter der Berufstätigkeit ihrer Mütter leiden würden.
Viele Hochgebildete würden darauf mit einem „Gebärstreik“ (Kulawik 2005: 12)
reagieren. Im Vergleich zu anderen Ländern herrscht in Deutschland eine „schärfere
Akzentuierung dieses Wertekonfliktes zwischen beruflicher Tätigkeit und Familienengagement“
(BT-Drs. 16/1360: 250). Kulawik (2005:10) kritisiert in diesem Zusammenhang
die Geschlechterungleichheit, die der deutsche Wohlfahrtsstaat produziert,
indem Wohlfahrt ungleich auf Frauen und Männer verteilt werden. Männer
werden dadurch privilegiert, da sie als Familienernährer bevorzugt werden. Die
bestehenden Ungleichheiten in den Erwerbseinkommen (siehe Kapitel 2.1) werden
durch Transfersysteme bestärkt, z. B. in der Besteuerung.
Im 7. Familienbericht (BT-Drs. 16/1360: XXIII) spricht sich die Bundesregierung für
einen Perspektiv- sowie Paradigmenwechsel zu einer nachhaltigen Familienpolitik
aus, die sie ökonomisch und demographisch begründet. Diese neue, nachhaltige
Konzeption von Familienpolitik wird verstanden als:
„[Eine] Politik der Schaffung von Rahmenbedingungen für Lebensläufe, in
denen Familie und Familienentwicklung nachhaltig gelebt werden können.
Sie will Impulse geben, damit das Leben mit Kindern, die Beziehungen zwischen
den Generationen und die gleiche Teilhabechance aller an Familie, Erwerbsarbeit
und Gesellschaft selbstverständlich wird. Für die Kommission
wie für die Bundesregierung sind gleiche Chancen der Geschlechter und gute
Entwicklungschancen für alle Kinder gleichermaßen wesentliche Leitziele.“
(ebd.).
8 Hier wird sich auf das frühere Gebiet der BRD bezogen. Zu den unterschiedlichen Familienpolitiken der beiden
deutschen Staaten seit 1950 vgl. Gerlach (1996).
24

3 Gesellschaftliche Rahmenbedingungen
Als konkrete Zielsetzungen werden im 6. Familienbericht (ebd.) eine bessere Vereinbarkeit
von Familie und Beruf sowie die wirtschaftliche Stabilität von Familien
genannt, und damit einhergehend die Realisierung von Lebensentwürfen mit
Kindern. Dazu soll die Betreuungs- und Bildungsinfrastruktur ausgebaut werden,
damit Kinder gefördert, Familien unterstützt und die weibliche Erwerbsintegration
verbessert werden. „Eine nachhaltige Familienpolitik besteht aus einem Dreiklang
von Zeitpolitiken, Infrastrukturförderung und monetärer Unterstützung neuen
Zuschnitts.“ (BT- Drs. 16/1360: XXV).
Auch der Ausgleich von Nachteilen zwischen den unterschiedlichen Familientypen
ist ein Ziel der nachhaltigen Familienpolitik. Ein weiteres Merkmal der politischen
Neuausrichtung ist die Unterstützung von Generationensolidarität, konkret die
Fürsorge und der Zusammenhalt zwischen den Generationen.
3.2.2 Instrumente der Familienpolitik
Politische Interventionen beeinflussen die Gestaltungsspielräume von Familien und
Müttern. Kaufmann (1982: 67-84) unterscheidet in seiner Klassifikation sozialpolitischer
Maßnahmen ökonomische, rechtliche, ökologische und pädagogische Interventionen.
Für den Untersuchungsgegenstand scheint eine dreidimensionale Kategorisierung
zwischen zeitwerten, geldwerten und sachwerten Anrechten bzw. Leistungen
geeigneter 9 , wie sie u. a. Marold (2009: 57) verwendet.
3.2.2.1 Zeitwerte Leistungen
Unter zeitwerte Leistungen oder Anrechte fallen vor allen diejenigen Leistungen,
welche berufliche Auszeiten von Müttern und Vätern regeln. (vgl ebd.: 57). Sie sind
wichtig, um v. a. weibliche Erwerbsbiographien vor Diskontinuität zu bewahren, da
innerhalb der Inanspruchnahme zeitwerter Anrechte im Rahmen einer Familienpause,
Mütter ihren Erwerbstätigenstatus beibehalten. Sie strukturieren aber auch die
Dauer und Ausgestaltung von Erwerbspausen, indem sie einen zeitlichen Rahmen
setzen, in denen Schutzfristen wirken. Die beiden wichtigsten zentralen zeitwerten
Anrechte stellen der Mutterschutz und die Elternzeit dar, welche nicht nur eine
9 Im Folgenden werden die Grundzüge der familienpoltischen Interventionen dargestellt. Ausnahmeregelungen
werden nur dann angeführt, wenn sie für den Untersuchungsgegenstand relevant sind.
25

3 Gesellschaftliche Rahmenbedingungen
kontinuierliche Erwerbsbiographie sicherstellen, sondern auch vor gesundheitlichen
und sozialen Risiken schützen.
Mutterschutz
Das Mutterschutzgesetz (MuSchG) regelt die Gestaltung des Arbeitsplatzes und der
Arbeitszeit einer erwerbstätigen Schwangeren. Es dient zum Schutz von erwerbstätigen
Schwangeren und Müttern sowie des Ungeborenen während der Schwangerschaft
und nach der Geburt, indem es vor Gefahren am Arbeitsplatz, vor Verlust des
Arbeitsplatzes und finanziellen Einbußen absichert und das Armutsrisiko mindert. Es
enthält Bestimmungen zum Kündigungsschutz, zu Beschäftigungsverboten und zur
Weiterzahlung des Arbeitsentgeltes und Mutterschaftsgeldes im Zeitraum des Mutterschutzes.
(BMFSFJ 2011a: 6f.).
Ein Kündigungsverbot gilt - bis auf Ausnahmen - ab Beginn der Schwangerschaft bis
vier Monate nach der Entbindung. Der Kündigungsschutz wird verlängert, wenn die
Mutter anschließend an den Mutterschutz Elternzeit nimmt und endet mit deren
Ablauf. (ebd.: 10f.). Auch Lohnausfällen wird vorgebeugt, indem die Schwangere
während der Schutzfrist den Mutterschutzlohn erhält, welcher ihrem vollen Gehalt
entspricht. Der Zeitraum beginnt im Normalfall sechs Wochen vor der Niederkunft
und endet acht bzw. zwölf Wochen bei Mehrlings- oder Frühgeburten nach der
Geburt. Auf ausdrücklichem Wunsch kann die Mutter während der vorgeburtlichen
Schutzfrist weiter ihrer Erwerbstätigkeit nachgehen, wohingegen nach der Geburt ein
absolutes Beschäftigungsverbot besteht. (ebd.: 20-23).
Es kann zwar nicht behauptet werden, dass der Mutterschutz per se in eine längere
Erwerbspause führt, dennoch werden möglicherweise viele Mütter durch die
„Zwangspause“ Mutterschutz dazu angeregt, nach Ablauf der Schutzfrist noch etwas
länger zu Hause bleiben zu wollen.
Elternzeit
Seit dem 1. Januar 2007 trat das Bundeselterngeld- und Elternzeitgesetz (BEEG) in
Kraft, welches die früheren Regelungen des Bundeserziehungsgeldgesetzes
(BErzGG) abgelöst hat, das vom 01. Januar 1986 bis dahin Bestand hatte.
Eine Elternzeit kann höchstens drei Jahre genommen werden, in welcher einer
Teilzeiterwerbstätigkeit bis zu 30 Wochenstunden nachgegangen werden kann.
26

3 Gesellschaftliche Rahmenbedingungen
Während dieser Zeit erhalten Mütter und Väter eine Entgeltersatzleistung (siehe
Abschnitt 3.2.2.2 Geldwerte Leistungen), die einkommensabhängig bis zu zwölf
bzw. 14 Monate bei Inanspruchnahme der Partnermonate gezahlt wird. (BMFSFJ
2008: 12-14).
Im Vergleich zur früheren Elternzeitregelung werden mit dem neuem Gesetz explizit
Männer und Frauen angesprochen. Demnach haben beide Elternteile das Recht auf
eine Familienpause, die gleichzeitig oder hintereinander genommen werden kann.
Das soll ein größeres väterliches Engagement und Einbindung in die Familienarbeit
ermöglichen und fördern. Die Möglichkeit zur Teilzeiterwerbstätigkeit vergrößert
den elterlichen Handlungsspielraum und fördert die Vereinbarkeit von Familie und
Beruf, indem eine frühzeitige Berufsrückkehr bei geringem Erwerbsumfang oder
eine sukzessive Steigerung des Erwerbsumfangs möglich ist. Außerdem können
Mütter und Väter in Elternzeit so den Anschluss im Beruf erhalten. Sie sind informiert
über Entwicklungen im Betrieb und in der Branche und weiterhin in das
Kontaktenetzwerk am Arbeitsplatz eingebunden. (vgl. ebd.).
3.2.2.2 Geldwerte Leistungen
Zu den geldwerten Leistungen zählen Leistungen, die zum Lastenausgleich von
Familien dienen. „Wer Kindern Unterhalt zu leisten hat oder leistet, hat ein Recht auf
Minderung der dadurch entstehenden wirtschaftlichen Belastungen“ (§6 SGB I).
Oft sind geldwerte an zeitwerte Anrechte gekoppelt, wie z. B. der Mutterschutz oder
die Elternzeit. Solche Entgeltersatzleistungen dienen dem Ausgleich der zusätzlichen
entstehenden familialen Belastung in der frühen Familienphase, indem das wegfallende
Erwerbseinkommen kompensiert wird. (BMFSFJ 2011b: 9f.).
Elterngeld
Das Elterngeld kann als eine Entgeltersatzleistung in den ersten 14 Lebensmonaten
des Kindes während der Elternzeit in Anspruch genommen werden. Beide Elternteile
zusammen können insgesamt 14 Monate Elterngeld erhalten, wobei ein Elternteil
maximal zwölf Monate die Leistung beanspruchen kann. Auf die beiden anderen
Monate – die Partnermonate – besteht nur dann ein Recht, wenn der vorher erwerbstätige
Partner mindestens für zwei Monate in Elternzeit geht. Weiterhin gibt es eine
Verlängerungsmöglichkeit des Elterngeldes, bei dem die Hälfte der Entgeltersatzleis-
27

3 Gesellschaftliche Rahmenbedingungen
tung über den doppelten Zeitraum gezahlt wird. Bei einer Teilzeiterwerbstätigkeit
während des Bezugszeitraumes von bis zu 30 Wochenstunden, bezieht sich das
Elterngeld dann auf das wegfallende Teileinkommen. (BMFSFJ 2011a: 10-14).
Das Elterngeld beträgt je nach Gehaltsstufe zwischen 65 % und 67 % des Monatsnettogehaltes,
aber zwischen mindestens 300 € und höchstens 1.800 € bei einem Einkommen
ab 2.770 € netto im Monat. Spitzenverdiener allerdings, deren gemeinsames
Einkommen im Jahr über 500.000 € liegt, erhalten keinen Einkommensersatz.
Geringverdienende Eltern erhalten ein erhöhtes Elterngeld, das bis zu 100 % das
wegfallende Einkommen ersetzen kann. (ebd.).
Das Elterngeld ist eine einkommensabhängige Entgeltersatzleistung, die für Lohnausfälle
kompensiert und damit die elterliche Betreuung von Kleinkindern attraktiver
macht. Es sichert die ökonomische Unabhängigkeit des sich in Elternzeit befindenden
Elternteils und hält das Ressourcenverhältnis zwischen den Partnern relativ
stabil, v. a. im Vergleich zum vorhergehenden Bundeserziehungsgeld. (vgl. ebd.: 34-
37). Im Gegensatz zur vorherigen Bestimmung, die eine traditionelle Rollenteilung
durch die Regelung der Höhe des Erziehungsgeldes begünstigte, wird nun die
Väterbeteiligung gefördert (ebd.: 10). Vor allem gutverdienende oder karriereorientierte
Elternteile, wie auch Doppelverdiener, haben nun im Vergleich zu vorher,
einen größeren Anreiz Kinder zu bekommen und eine Familienpause einzulegen, da
die Leistung einkommensabhängig ist und höhere Einkommensgrenzen festgesetzt
wurden (vgl. ebd.: 33f.). Es gibt aber auch größere Anreize im Vergleich zur früheren
Regelung nach einem Jahr wieder in den Beruf zurückzukehren. Andererseits
wird den Eltern mehr Flexibilität in den Erwerbsarrangements geboten, so dass sie
mit keiner „Entweder-Oder-Entscheidung“ konfrontiert werden, sondern ihnen eine
Vereinbarkeit der beiden Lebensbereiche erleichtert wird (vgl. ebd.: 13).
Insbesondere Akademikerinnen bzw. Frauen und Männer mit hohem Einkommen
profitieren von der Einführung des BEEG, da sie mit der neuen Regelung weniger
starke Einkommenseinbußen und Karrierenachteile im Falle einer Familienpause
hinnehmen müssen. Von der besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie durch die
Möglichkeit der Teilzeitarbeit, profitieren sowohl Väter als auch Mütter aller Einkommensklassen
gleichermaßen.
28

3 Gesellschaftliche Rahmenbedingungen
Landeserziehungsgeld
Das Landeserziehungsgeld stellt in den Bundesländern Baden-Württemberg, Bayern,
Sachsen und Thüringen eine zusätzliche finanzielle Leistung für Eltern während ihrer
Elternzeit dar, das im Anschluss des Bundeselterngeldes gezahlt, wird. (Rupp &
Beier 2009). Das bayerische Landeserziehungsgeld wird gestaffelt nach der Kinderzahl
berechnet: 150 € monatlich für das erste, 200 € für das zweite Kind und 300 €
für jedes weitere Kind. Wie das Bundeselterngeld auch, ist diese Leistung eine
einkommensabhängige Leistung, die bis zu einem Jahresbruttoeinkommen von
25.000 € für Paare und 22.000 € für Alleinerziehende (nach Abzug von einer
Pauschale für Steuern und Sozialversicherungsbeiträge) gewährt wird. Für jedes
weitere Kind erhöht sich die Einkommensgrenze um 3.140 €. Voraussetzung für den
Erhalt des Landeserziehungsgeldes ist der Nachweis der regelmäßigen Kindervorsorgeuntersuchungen.
(IFP 2010).
Vom Landeserziehungsgeld profitieren also Eltern mit niedrigem Einkommen, deren
Entscheidungsspielraum sich bezüglich der Frage nach dem beruflichen Wiedereinstieg
oder der Selbstbetreuung des Kindes/ der Kinder dadurch erhöht. Das Landeserziehungsgeld
würde den Verbleib in Elternzeit tendenziell verlängern, da es das
entfallende Einkommen - wenn auch nur geringfügig - kompensiert und die Attraktivität
der Kinderbetreuung im Vergleich zum Wiedereinstieg erhöht. Für sehr gut
verdienende Paare oder Alleinerziehende hat das Landeserziehungsgeld keinen
Einfluss auf die Gestaltung der Erwerbspause, da deren Einkommen über der Einkommensgrenze
liegen und sie somit keinen Anspruch auf das Landeserziehungsgeld
haben.
Kindergeld
Das Kindergeld ist eine einkommensunabhängige, geldwerte Leistung, die für alle
Kinder bezahlt wird. Es ist ebenfalls unabhängig vom Alter der Kinder, steigt aber
mit der Kinderzahl an. 184 € beträgt das monatliche Kindergeld für das erste und
zweite Kind, für das dritte Kind beläuft sich die Summe auf 190 € und für jedes
weitere auf 215 €. Die Leistung wird für jedes Kind bis zur Vollendung des
18. Lebensjahres bezahlt. Für erwerbslose Kinder (bis zum 21. Lebensjahr) und für
Kinder, die in einer Ausbildung, auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz sind
oder studieren (bis zum 25. Lebensjahr), kann die Leistung über die Volljährigkeit
29

3 Gesellschaftliche Rahmenbedingungen
hinaus beantragt werden. (BZSt 2011). Für Eltern mit einem hohen Einkommen wird
zum Lastenausgleich anstatt Kindergeld der Kindersteuerfreibetrag 10 dem Gesamtbetrag
der Einkünfte angerechnet. (ebd.).
Somit trägt das Kindergeld dem Lastenausgleich der Familien bei und berücksichtigt
die zusätzlichen Kosten und Bedarfe von Familien, die mit der Kinderzahl steigt.
Dies ist eine weitere familienpolitische Intervention, die zur wirtschaftlichen Stabilität
und dem Ausgleich von Nachteilen zwischen Lebens- und Familienformen
beiträgt und damit die Rahmenbedingungen für die Realisierung von Lebensentwürfen
mit Kindern verbessert.
Besteuerung von Ehepaaren
Das Ehegattensplitting ist eine Möglichkeit der Besteuerung von Familien und trägt
ebenso wie andere Leistungen zum Lastenausgleich von Familien bei. Dieses Verfahren
stellt eine relevante gesetzliche Regelung dar, die im Kontext der Berufsrückkehr
von Frauen zu nennen ist, da die Art der Besteuerung von Familien sowohl das
Haushaltseinkommen als auch die Einkommensverhältnisse der Partner maßgeblich
beeinflussen kann. In Familien können die Eheleute zwischen getrennter, voneinander
unabhängiger Besteuerung oder der gemeinsamen Veranlagung wählen. Bei der
gemeinsamen Veranlagung, dem „Ehegattensplitting“, werden die Einkünfte der
Ehepartner addiert und dann besteuert. Ehepaare werden somit als eine Produktionseinheit
betrachtet, in der die interne Verteilung von Einkommen für die Besteuerung
nicht berücksichtigt wird. (vgl. BT-Drs. 17/6240: 58ff.).
Ganz allgemein formuliert wird die Steuerlast umso kleiner, je größer der Unterschied
zwischen den Einkommen der Partner ist. Dabei wird der höher Verdienende
niedriger besteuert als der Partner mit dem geringeren Einkommen. Dadurch begünstigt
das Steuersystem die berufliche Inaktivität der Frau durch steuerliche
Vorteile für den Haupternährer, welcher in der Regel der Mann ist. Weiterhin wird
eine traditionelle, geschlechtliche Aufgabenteilung gefördert. Eine größere steuerliche
Benachteiligung erfahren Doppelverdiener-Ehepaare im Vergleich zu Ehepaaren,
in denen es einen Haupternährer und wahrscheinlich eine Zuverdienerin gibt.
(Althammer 2000: 34f.)
10 Dieser Freibetrag liegt derzeit bei 7008 € (BZSt 2011).
30

3 Gesellschaftliche Rahmenbedingungen
Aber nicht nur das Ehegattensplitting schafft Ungleichheiten in der Besteuerung von
Paaren, sondern auch die Wahl der Steuerklasse. Der Partner, der weniger verdient –
und das ist in der Regel der weibliche Partner – wird in der Lohnsteuer höher veranlagt.
(ebd.).
Betreuungsgeld
Zur Vollständigkeit der für die Berufsrückkehr von Müttern relevanten politischen
Instrumente soll hier auch das Betreuungsgeld kurz erläutert werden, welches im
Koalitionsvertrag zwischen CDU/CSU und FDP im Jahr 2009 beschlossen und im
Juni 2012 in einem Gesetzesentwurf verabschiedet wurde (BT-Drs. 17/9917).
Zeitgleich mit der Bereitstellung eines Betreuungsplatzes für jedes dritte Kind in
Deutschland zwischen ein und drei Jahren, sollen ab 2013 nach §16 Abs. 4 SGB VIII
diejenigen Eltern ein Betreuungsgeld erhalten, die für ihre Kinder keine staatlichen
Betreuungsangebote in Anspruch nehmen wollen oder können, sondern die Betreuung
selbst übernehmen oder privat organisieren. Die Leistung gilt für jedes Kind
zwischen einem bis drei Jahren und ist als monatliche, einkommensunabhängige
finanzielle Leistung über 150 € gedacht, wobei im Jahr 2013 der Betrag zunächst
bei 100 € liegt. (ebd.).
Die Hauptargumente, die für ein Betreuungsgeld sprechen, sind zum einen die
Anerkennung der Erziehungsleistung. Zum Anderen geht es um die Wahlfreiheit für
Familien, die ein Merkmal einer „best practise“ Familienpolitik ist. (ebd.; zur Diskussion
der Kennzeichen einer „guten“ Familienpolitik vgl. Leitner 2010).
Dazu gehört auch die Möglichkeit zwischen alternativen Betreuungsformen frei
wählen zu können. Dass bis zum Jahr 2013 jedem Kind unter drei Jahren ein
Betreuungsplatz zu Verfügung stehen soll, ist zwar eine sachwerte Leistung,
stellt aber aus finanzieller Sicht auch einen Anreiz für die Eltern zur Fremdbetreuung
ihrer Kinder dar. Da Familien und Kinderbetreuung gleichermaßen unterstützt
werden sollen, würde mit Einführung des Betreuungsgeldes den Eltern die
Wahlmöglichkeit gegeben, sich zwischen Fremd- und Selbstbetreuung entscheiden
zu können. (vgl. Bünnagel & Eekhoff 2008: 1) Ein Betreuungsgeld würde tendenziell
also eher einen Anreiz für eine längere Familienpause setzen, welcher aber je nach
Einkommenspotenzial der Mutter unterschiedlich stark ist.
31

3 Gesellschaftliche Rahmenbedingungen
Das von der CDU/CSU und FDP geplante Betreuungsgeld ist auf harsche Kritik aus
der Opposition und auch den eigenen Reihen gestoßen. Das Hauptargument gegen
das Betreuungsgeld ist, dass es vor allem für Familien in prekären Situationen
(z. B. Familien mit Migrationsgeschichte) einen Anreiz setze, ihre Kinder zu Hause
zu betreuen und frühkindliche Bildungsangebote nicht in Anspruch zu nehmen
(Beninger et al. 2010). Gerade diese Kinder würden von einer institutionellen
Betreuung profitieren, da sie unter professioneller Betreuung besser in ihrer sprachlichen
und psycho-sozialen Entwicklung gefördert werden.
3.2.2.3 Sachwerte Anrechte
Kinderbetreuungsangebote
Bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf stellt die Kinderbetreuung eine Schlüsselvariable
dar. (IfD Allensbach 2012: 6) Bis zum dritten Lebensjahr, ab dem es seit
1995 einen Anspruch auf einen Betreuungsplatz im Kindergarten gibt, ist die Organisation
und Finanzierung der Kinderbetreuung den Eltern selbst überlassen. Im
Gegensatz zur Betreuungslage von Kindern unter drei Jahren, stellt sie sich also für
ältere Kinder weniger problematisch dar. Der Anteil der betreuten Kinder im Alter
von drei bis sechs Jahren liegt im Bundesdurchschnitt bei 92,6 % und erfüllt damit
die EU-Ziele, die in Barcelona 2002 gesetzt wurden (Statistisches Bundesamt 2010).
Deshalb soll das Betreuungsangebot vor allem für Kleinkinder nicht nur quantitativ
ausgebaut werden, sondern auch qualitativ hochwertig sein. Flexible, längere Öffnungszeiten,
vor allem in den Randzeiten und während der Ferien und die bessere
Qualifikation des Personals entsprechen den Wünschen und Bedürfnissen vieler
Eltern. (BMFSFJ 2011a: 30f.) Um das Betreuungsproblem von unter Dreijährigen zu
entschärfen, das besonders in den alten Bundesländer vorliegt, und eine bessere
Vereinbarkeit zu ermöglichen, soll ab August 2013 bundesweit jedem dritten Kind
zwischen einem und drei Jahren ein Betreuungsplatz zur Verfügung stehen. Damit
verspricht man sich auch eine Entschärfung von demographischen und wirtschaftlichen
Problemen: die Ermöglichung der Realisation von Lebensentwürfen mit
Kindern und die langfristige Beseitigung des Fachkräftemangels. Der stufenweise
Ausbau der staatlichen Kinderbetreuung in Tageseinrichtungen und Kindertagespflege
wurde bereits im Jahr 2008 im Gesetz zur Förderung von Kindern (KiFöG)
manifestiert. Dieser schreitet zwar voran, sodass im Jahr 2011 die Betreuungsquote
32

3 Gesellschaftliche Rahmenbedingungen
der unter Dreijährigen bei 25,4 % lag, dennoch fehlen gerade in den alten Bundesländern
etliche Plätze und außerdem pädagogisches Personal, um den Bedarf zu
decken und die gesetzten Ziele zu erreichen. (BMFSFJ 2012a: 5).
33

4 Theoretische Grundlagen
4 THEORETISCHE GRUNDLAGEN
Nachdem in Kapitel 2 relevante gesellschaftliche Entwicklungen dargelegt und in
Kapitel 3 die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen analysiert wurden, sollen nun
die für den Gegenstandsbereich relevanten Theorien diskutiert werden, anhand derer
in Kapitel 5 die Hypothesen abgeleitet und Forschungsfragen präzisiert werden.
Da Berufsrückkehr-Prozesse die beiden Sphären Familie und Beruf betreffen und ein
Theoriedefizit hinsichtlich der Erklärung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf
existiert, werden Ansätze unterschiedlicher Perspektiven hergenommen: Die Humankapitaltheorie
(Mincer 1958; Becker 1975) und die Familienökonomie (Becker
1982; 1998), die beide als ökonomische Theorien ursprünglich aus den Wirtschaftswissenschaften
stammen und für die Familiensoziologie spezifiziert wurden. Die
ökonomische Perspektive liefert insofern einen Erklärungsbeitrag, da sie Ressourcen
und Rationalität als erklärende Faktoren für individuelle bzw. familiale Entscheidungen
fokussiert. Es existiert eine weitere ökonomische Theorie, die Verhandlungstheorie
11 (Blood & Wolfe 1960; Ott 1991), welche eine Spezifikation der Humankapitaltheorie
für innerfamiliale Entscheidungen darstellt und das Spektrum der ökonomischen
Theorien vervollständigt. Sie stellt aber für die Ableitung der Forschungshypothesen
keinen Zugewinn dar und ist mit den verfügbaren Daten nicht überprüfbar.
Weiterhin sind normenbasierte Ansätze (West & Zimmermann 1987; Bittman
2003; Brines 1994) geeignet, welche individuelle Einstellungen ins Zentrum familialer
Entscheidungen stellen. Das sind insbesondere der Doing Gender Ansatz (West &
Zimmermann 1987; 2009) und das Identitätsformationsmodell (Bielby & Bielby
1989). Sie ergänzen das Spektrum an geeigneten Ansätzen um die Dimension der in
der Gesellschaft vorherrschenden Normen und Werte. Diese spiegeln sich in den
persönlichen Einstellungen wider und beeinflussen individuelles Handeln. Eine
weitere, recht junge Theorie von Catherine Hakim (2000; 2002; 2003), die Präferenztheorie,
stellt die Lebensstilpräferenzen von Frauen in postmodernen Gesellschaften
als Erklärungsfaktoren für die familialen und beruflichen Orientierungen
und Entscheidungen in den Vordergrund.
11 Die Verhandlungstheorie geht im Vergleich zur Familienökonomie von der individuellen Nutzenmaximierung
und nicht von der Maximierung des Gesamthaushaltsnutzens aus. Innerfamiliale Entscheidungen sind als
Ergebnis von Aushandlungsprozessen zu verstehen. Dabei wird um die „Erwerbsarbeit“ verhandelt, welche beide
Partner im Vergleich zur Hausarbeit präferieren. Ausschlaggebend für das Ergebnis, sind die individuellen
Verhandlungspositionen, welche durch das Ressourcenverhältnis der Partner determiniert ist. (Ott 1991: 385f.)
34

4 Theoretische Grundlagen
4.1 Ökonomische Theorien
4.1.1 Humankapitaltheorie
Definition und Grundannahmen
Die Humankapitaltheorie wurde durch Gary S. Becker (1975) und Jacob Mincer
(1958) in den Wirtschaftswissenschaften etabliert. Unter Humankapital ist die
Gesamtheit von Wissen und Fähigkeiten zu verstehen, das für eine bestimmte berufliche
Tätigkeit qualifiziert. Es hat maßgeblichen Einfluss auf die berufliche Position
und die individuellen Erwerbschancen, welche maximiert werden sollen. Humankapital
wird zum einen durch formelle Bildung erworben, zum anderen durch
Berufserfahrung, die im Erwerbsleben akkumuliert wird (Mertens et al. 1995: 473).
Das Humankapital eines Individuums bleibt deshalb nicht konstant im Lebenslauf.
Bildung, Ausbildung, Maßnahmen der Weiterbildung, aber ebenso Berufserfahrung
führen zur Akkumulation und erhöhen die individuelle Produktivität. Im Lebenslauf
steigen so die Einkommenschancen und auch die Realeinkommen. (ebd.: 474).
Neben der Aufstockung von Humankapital ist eine Deprivation ebenso möglich. Im
Laufe der Zeit verliert es an Wert und Aktualität, wobei berufsspezifische Kenntnisse
einer schnelleren Entwertung unterliegen als zertifizierte Kompetenzen in Form von
formaler Bildung (ebd: 474-477). Negative Auswirkungen haben vor allem Erwerbsunterbrechungen,
beispielsweise eine Elternzeit, eine Pflegezeit, Krankheit oder
Arbeitslosigkeit. Je länger eine solche Unterbrechung andauert, desto größer der
Verlust an Humankapital 12 , was sich dementsprechend in den Einkommenschancen
widerspiegelt. Wer seine Berufstätigkeit unterbricht, dem fehlen Praxis und Arbeitsroutinen.
Personen sind während einer beruflichen Unterbrechung in gewissem Maße
abgekoppelt von Entwicklungen und Fortschritten in ihrer Branche (Allmendinger
et al. 2009: 6). Außerdem wird davon ausgegangen, dass während dieser Zeit keine
Investitionen in Humankapital stattfinden bzw. diese im Vergleich zu denen von
vollerwerbstätigen Personen eher gering sind.
Wechselwirkungen zwischen Familienpause und Humankapital
Erwartet eine erwerbstätige Frau ein Kind, so gilt zum Schutz der (werdenden)
12 Wie Erwerbsunterbrechungen und Verlust an Humankapital zusammenhängen, z. B. ist ein linearer Effekt
vorstellbar, wird von den Autoren nicht näher spezifiziert (vgl. Mertens et al. 1995).
35

4 Theoretische Grundlagen
Mutter das Mutterschutzgesetz (MuSchG), nach welchem Beschäftigungsverbote für
bestimmte Zeiträume vor und nach der Geburt gelten (zum Mutterschutz siehe
Kapitel 3.2.2.1). Während diesem Beschäftigungsverbot kann nicht in Humankapital
investiert werden, sondern es depriviert. Wer danach länger zu Hause beim Kind
bleiben möchte, hat einen Anspruch auf Elternzeit (siehe Abschnitt 3.2.2.1), in
welcher der Arbeitsplatz geschützt ist. Für Mütter bedeutet aus Sicht der Humankapitaltheorie
eine solche Familienpause mit zunehmender Länge aber einen größeren
Verlust an Humankapital und damit sinkende Einkommens- und Karrierechancen.
Wer vor einer Unterbrechung viele Investitionen in Humankapital getätigt hat, z. B.
in Form langer Bildungszeiten, eines hohen Schul- und Berufsabschlusses, Maßnahmen
der Weiterbildung und Berufserfahrung, kann dementsprechend viel Humankapital
verlieren. Diese Investitionen wären im Nachhinein „wertlos“ oder weniger
wert für Erwerbschancen. Da sich der Verlust mit Dauer der Elternzeit vergrößert
und dieser so gering wie möglich gehalten werden soll, ergibt sich folgende Beziehung:
Je größer das individuelle Humankapital, desto früher findet eine Rückkehr in
den Beruf statt. Die Überlegungen geschehen immer unter der Annahme, dass
während der Pause keine Investitionen in Humankapital stattfinden 13 . (Mertens et al.
1995: 475).
In Bezug auf die Kausalität muss beachtet werden, dass geringere Investitionen in
Humankapital bei vorhersehbaren oder geplanten Unterbrechungen erfolgen können,
wie z. B. bei stark familienorientierten Frauen (ebd: 475). Das würde bedeuten, dass
Nachteile im Karriereverlauf und geringere Erwerbschancen nicht durch die Erwerbsunterbrechung
determiniert werden, sondern im Vorhinein durch eine geringere
Berufs- und Karriereorientierung, bei der weniger in Humankapital investiert wird.
(Ziefle 2004: 3). Es fände also eine Art Selbstselektion von Frauen statt, die weniger
oder mehr erwerbs- bzw. karriereorientiert sind. Diesen Aspekt der Familien- und
Berufsorientierung berücksichtigt Hakim (2002; 2003) in der Präferenztheorie
schwerpunktmäßig und erklärt somit unterschiedliche Lebensstil-Präferenzen von
Frauen.
13 Ob dies der Realität entspricht, ist fraglich weil Mütter auch während der Familienpause an Weiterbildungsmaßnahmen
teilnehmen und Kontakt zum Arbeitgeber halten können, um so auf dem Laufenden zu bleiben oder
einer Teilzeiterwerbstätigkeit nachgehen. Eine Phase der Elternzeit bzw. der Familienpause, während derer einer
Teilzeiterwerbstätigkeit nachgegangen wird, stellt streng genommen laut Humankapitaltheorie keine Erwerbsunterbrechung
dar.
36

4 Theoretische Grundlagen
4.1.2 Familienökonomie
Grundannahmen
Die Familienökonomie ist eine Modifikation und Spezifikation der neoklassischen
ökonomischen Theorie. Sie geht zurück auf Gary Becker (1998), der die Rationalität
von familialen Entscheidungen ins Zentrum seines Ansatzes rückt und den Humankapitalbegriff
auf haushaltsspezifisches Humankapital ausweitet. Beispiele für solche
Entscheidungssituationen sind die Partnerwahl, die Ressourcenallokation im Haushalt,
das Fertilitätsverhalten, die innerfamiliale Arbeitsteilung und darunter auch die
Rückkehr in den Beruf oder das Berufsleben nach einer Familienpause.
Der Ausgangspunkt der Familienökonomie ist das rational-kalkulierende Individuum,
das versucht den Nutzen zu maximieren. Übertragen auf die Produktions- und
Konsumeinheit „Familie“ bedeutet dies, dass ihre Mitglieder versuchen, den Gesamthaushaltsnutzen
zu maximieren. Der ökonomische Vorteil an einem Haushalt
liegt darin, dass durch die Zusammenlegung von Ressourcen und durch die Spezialisierung
der Partner Skaleneffekte entstehen. Dies bedeutet, dass die gemeinsamen
Erträge größer sind, als die Summe der Erträge, die von einzelnen Haushaltsmitgliedern
erwirtschaftet werden können. Da es nicht mehr um beste individuelle Ergebnisse,
sondern um den gemeinsamen Nutzen geht, werden Entscheidungen zugunsten
des Haushaltsnettonutzens im Konsens getroffen. (Becker 1982: 228f.). Gustafsson
(1991: 411) betont, dass Haushaltsmitglieder keine Vorlieben bezüglich ihrer Zeitverwendung
haben, sondern diejenige Aufteilung wählen, die den größten Haushaltsnutzen
erwirtschaftet; d. h. Humankapital wird möglichst effizient eingesetzt.
Der Nettonutzen hängt von den im Haushalt produzierten Gütern, den
„commodities“ ab, beispielweise Kinder, Prestige, Erholung, Entspannung oder
Liebe. Zur ihrer Herstellung sind marktliche Güter nötig, die von den Haushaltsmitgliedern
bereitgestellt werden. Außerdem müssen Familienmitglieder zur Produktion
von marktlichen und Haushaltsgütern Zeit investieren. Sowohl Zeit, als auch marktliche
Güter sind knapp. (Becker 1982: 228). Unter einer Budgetrestriktion 14 muss die
verfügbare Zeit für die Erwerbstätigkeit, Familienarbeit und Freizeit so aufgeteilt
14 Unter einer Budgetrestriktion fallen drei Aspekte: Erstens kann nicht mehr als das zur Verfügung stehende
Einkommen für die Produktion von Haushaltsgütern ausgegeben werden; Zweitens stehen für die Produktion
marktlicher und nicht-marktlicher Güter maximal 24 Stunden pro Tag zur Verfügung: Drittens gibt es für die
Produktion von „commodities“ keine festen Marktpreise. Die Produktionskosten sind die Schattenpreise. (Becker
1965: 495f.).
37

4 Theoretische Grundlagen
werden, dass der Haushaltsnutzen maximal wird (Becker 1965: 495- 497). Bei der
Produktion von Haushaltsgütern ist eine Spezialisierung der Partner von Vorteil.
Nicht zuletzt liegt darin der Vorzug eines gemeinsamen Haushaltes. Derjenige
Partner mit höherem Einkommenspotenzial ist am produktivsten auf dem Arbeitsmarkt
und würde sich auf die Produktion martklicher Güter spezialisieren. Der
Partner, der bei der Herstellung von „commodities“ produktiver ist, würde sich auf
Haus- und Familienarbeit sowie Kinderbetreuung konzentrieren 15 . Auch wenn beide
Partner ein gleich hohes Humankapital in beiden Bereichen besitzen, lohnt sich eine
Spezialisierung auf eine der Sphären, damit Humankapital immer weiter angehäuft
werden kann. Diese zahlt sich später aus.
Re-Allokation der Aufgaben nach Geburt eines Kindes
Bekommt ein Paar nun Nachwuchs, steigt der Aufwand an Hausarbeit und Kinderbetreuung
ab Geburt sprunghaft an. Das heißt, dass zunächst ein Partner mehr Zeit in
nicht-marktliche Arbeit zuungunsten der Erwerbsarbeit investieren muss – zumindest,
wenn man davon ausgeht, dass nicht-marktliche Arbeit nicht an Dritte
abgegeben werden kann. Der Familienökonomie nach ist dies der Partner mit der
geringeren Produktivität auf dem Arbeitsmarkt bzw. der höheren Produktivität im
häuslichen Bereich. Das dabei entgangene Einkommen sind die Opportunitätskosten
16 oder der Schattenpreis der Kinderbetreuung. Die Einkommensausfälle orientieren
sich vor allem an den eigenen Einkommenschancen, die durch individuelles
Humankapital determiniert sowie arbeitsmarktbezogene Faktoren beeinflusst werden.
(Klein & Braun 1995: 60).
Die Kosten der Kinderbetreuung, die mit dem Betreuungsaufwand zusammenhängen,
müssen ebenfalls in Betracht gezogen werden, da sie die Opportunitätskosten
der Erwerbstätigkeit bestimmen. Diese nehmen mit steigendem Alter des Kindes ab,
da der Betreuungsaufwand geringer wird. (ebd.). Wenn das Einkommen, das bei
einem Wiedereinstieg erwirtschaftet wird, die Kosten der Kinderbetreuung während
15 In der Sekundärliteratur wird oft angegeben, dass die Familienökonomie ein ursprünglich geschlechtsneutraler,
symmetrischer Ansatz sei. Bei Becker bestehen doch Widersprüche in der Theoriebildung, da er behauptet, dass
sich derjenige Partner mit den größten Erwerbschancen sich auf Erwerbsarbeit spezialisiert. Dies könnte demnach
auch die Frau sein. Andererseits jedoch behauptet Becker (1998: 5), dass sich immer die Frau auf den Haushalt
spezialisiert, weil sie biologische Vorteile durch die Geburt beim Großziehen von Kindern hätte. Insofern
begründet Becker nicht mehr mit Rationalität, sondern mit Produktionsvorteilen aufgrund biologischer Unterschiede
zwischen den Geschlechtern.
16 Opportunitätskosten werden als entgangener Nutzen alternativer Zeitverwendungen definiert. (Klein & Braun
1995: 59). Sie entstehen also aufgrund der Wahl einer zwischen zwei oder mehreren Alternativen.
38

4 Theoretische Grundlagen
der Arbeitszeit übersteigt, ist es familienökonomisch sinnvoll die zur Verfügung
stehende Zeit für Erwerbsarbeit zu nutzen und wieder in den Beruf zurückzukehren.
An der Familienökonomie könnte die durchweg mathematische Modellierung kritisiert,
wie auch die fehlende Spezifikation von „commodities“. Dies erschwert eine
empirische Prüfung der Aussagen und die Anwendbarkeit auf innerfamiliale Entscheidungen.
Es gibt weitere Aspekte, die nicht durch ökonomische Theorien erklärt
werden können, wie die Persistenz traditioneller Arbeitsteilungsmuster
bei Paaren, die keine Ressourcenunterschiede haben (z. B. Bittman et al. 2003).
An dieser Stelle setzen normenbasierte Ansätze an, um die Arbeitsteilungsmuster
und das Erwerbsverhalten von Frauen und Männern zu verstehen und zu erklären.
Nicht zuletzt ist die Grundannahme der perfekten Rationalität des Manschens anzuzweifeln.
(vgl. Dörenbach 1982).
4.2 Normenbasierte Ansätze
4.2.1 Doing Gender
Begriffsklärung und Grundannahmen
Der Doing Gender-Ansatz entspringt der Ethnomethodologie und dem symbolischen
Interaktionismus und geht vor allem auf Candace West und Don H. Zimmermann
(1987; 2009) zurück. Danach ist menschliches Verhalten vor allem geschlechtstypisches
Verhalten, in dem das eigene Geschlecht entsprechend der in der Gesellschaft
vorherrschenden Normen im Alltag dargestellt wird. Dieses Verhalten wird in der
Sozialisationsphase erworben.
Die beiden Autoren unterscheiden zwischen sex, dem biologischem Geschlecht, sexcategory,
der sozialen Zuordnung zu einem Geschlecht nach äußerlichen
Geschlechtsmerkmalen und der Präsentation einer Kategorie, sowie gender 17 , dem
sozialen Geschlecht (West & Zimmermann 1987: 131-135). Gender ist sozial konstruiert
und wird durch Interaktion im alltäglichen Leben kontinuierlich reproduziert
(ebd.: 129). Individuen besitzen zwar ganz vielfältige soziale Identitäten in verschiedenen
sozialen Situationen, aber die Zuschreibung und Produktion von Gender ist
17 Im Folgenden wird der Begriff gender als Fachbegriff und Synonym für soziales Geschlecht verwendet, da der
deutsche Begriff „Geschlecht“ nicht - im Gegensatz zum Englischen - zwischen sex und gender, also dem
biologischen und dem sozialen Geschlecht unterscheidet.
39

4 Theoretische Grundlagen
omnipräsent. Es reduziert die Komplexität, indem es als dichotomes Schema Hilfe
zur Einordnung von Menschen in die Kategorien Junge oder Mädchen bzw. Mann
oder Frau gibt. Die Autoren betonen, dass die Geschlechtsunterschiede, welche sich
durch das Handeln ergeben, weder naturgegeben, noch biologisch oder essenziell
sind. (ebd.: 137f.).
Jedem Handeln kann zugeschrieben werden, ob es „männlicher“ oder „weiblicher
Natur“ ist. Doing Gender ist demnach unvermeidlich. (ebd.: 136f.). Hirschauer
(1993: 53f.) fasst zusammen, dass man ein Geschlecht erst dann „hat“, wenn man es
für andere „hat“. Deswegen wird bei Handlungen berücksichtigt, wie sie von anderen
Personen wahrgenommen werden und wie man selbst dadurch charakterisiert wird.
Aus diesem Grunde gestalten Menschen ihr tägliches Handeln derart, dass es von
Anderen interpretierbar ist, Sinn macht und zwischenmenschliche Interaktion
gelingt. (Etzrodt 2003: 289). Dieser Meinung sind auch Bittman et al. (2003: 191),
die behaupten, dass sozialer Einfluss auch ohne Druck stattfinden kann.
Brines (1994) dagegen argumentiert, dass sich Menschen entsprechend ihrer sexcategory
verhalten, um Sanktionen zu entgehen und Belohnungen zu erhalten.
Gender operiert auf allen Ebenen: Vom Individualniveau, der interpersonalen Ebene
über die kulturelle und institutionelle Ebene. Zum Beispiel ist die Rolle des männlichen
Haupternährers nicht nur normativ in den „Köpfen der Menschen“ verankert,
sondern spiegelt sich ebenso in den sozio-institutionellen Strukturen (ebd.: 190f.)
und gesellschaftlichen Leitbildern wider. Im Folgenden wird dies anhand der innerfamilialen
Arbeitsteilung verdeutlicht.
Geschlechtliche innerfamiliale Arbeitsteilung
„Vergeschlechtlicht“ ist auch Hausarbeit und Berufsarbeit. Dass nicht nur die Begriffe
geschlechtsspezifische Arbeitsteilung, sondern sogar geschlechtsdifferenzierende
und -konstituierende Arbeitsteilung in der Literatur verwendet werden, ist ein
Anzeichen dafür, wie wichtig sie zur Herstellung des Geschlechtes sind (Gildemeister
2004: 137). Der Paarhaushalt bietet eine Arena, innerhalb welcher männliche
und weibliche Geschlechtsidentitäten reproduziert werden. Durch die sozial konstruierte
Komplementarität der Geschlechter können anfallende Arbeiten gut zwischen
den beiden Partnern aufgeteilt werden, was wiederum einen Spezialisierungsvorteil
bietet. Einen ähnlichen Gedanken findet sich in der Familienökonomie.
40

4 Theoretische Grundlagen
Schulz (2010: 91-93) betont, dass traditionelle gesellschaftliche Leitbilder mit
traditionelle innerfamilialen Geschlechtsrollen einhergehen, es aber unklar ist, in
welcher Richtung ein Kausalzusammenhang besteht.
In der Literatur (vgl. Coltrane 2000) wird im Allgemeinen zwischen den beiden
Bereichen Erwerbsarbeit und Hausarbeit unterschieden. Historisch kann das auf die
Trennung der Sphären Arbeit und Familie im 19. Jahrhundert, nämlich im Übergang
von der Agrar- zur Industriegesellschaft, zurückgeführt werden. Hiernach wird der
häusliche Bereich der Zuständigkeit der Frau und der marktliche Bereich der des
Mannes zugeordnet. Dies manifestiert sich im immer noch bestehenden traditionellen
„Ernährer-Modell“, das dem Mann die Aufgabe der Versorgung und Absicherung
der Familie zuschreibt. Eine feinere Untergliederung findet sich beim direkten Fokus
auf die beiden Sphären. Im häuslichen Bereich wird in der Arbeitsteilungsforschung
zwischen „männlichen“ und „weiblichen“ Haushaltsaufgaben und kindbezogenen
Tätigkeiten unterschieden (vgl. ebd.).
4.2.2 Identitätsformations-Modell
Grundannahmen
Ein weiterer normenbasierter Ansatz ist das Identitätsformationsmodell von Bielby &
Bielby (1989), das ebenfalls zur Erklärung der familialen Arbeitsteilung im dient.
Sie (ebd.: 776) untersuchen den Prozess der Herausbildung von Berufs- und
Familienidentitäten von Frauen und Männern, und wie diese vereinbart bzw. ausbalanciert
werden. Über die Ausübung, dem Engagement in den beiden Bereichen
kommt es zur Identifikation mit den eigenen Rollen: Frauen und Männer bilden
Familien- und Berufsidentitäten heraus. (ebd.: 777).
Obwohl die weibliche Erwerbstätigkeit gestiegen ist und Männer sich verstärkt an
der Hausarbeit beteiligen, sind es immer noch die Frauen, welche für Hausarbeit
verantwortlich sind. Historisch gesehen haben sie zunehmend zwei zentrale Rollen
im Leben: Zur „Familienrolle“ ist die „Berufsrolle“ hinzugekommen, die eine
immer größere Bedeutung für ihre Unabhängigkeit und die Selbstverwirklichung
einnimmt. Wie sehr sich die beiden Identitäten ausprägen, hängt nicht nur stark von
den in der Gesellschaft vorherrschenden Normen und Werten, sondern auch von der
alltäglichen Ausübung der Rollen ab. Wegen dem fortbestehenden Bedarf an Erledi-
41

4 Theoretische Grundlagen
gung von Haushaltstätigkeiten und den persistenten Erwartungen, die an die Rolle
der Frau gestellt werden, wird prognostiziert, dass es zu einem Ausgleich zwischen
den Rollen kommt, um die beiden Identitäten vereinbaren zu können. Schulz &
Blossfeld fassen dieses Wechselspiel zusammen: „Daraus folgt, dass bei den Frauen
ein Zuwachs von Berufsidentität zu Lasten ihrer Familienidentität geht - und umgekehrt.“
(Schulz & Blossfeld 2006: 30; Hervorhebungen im Original).
Aufgrund ihrer empirischen Ergebnisse konkludieren Bielby & Bielby (1989: 777),
dass Frauen ungeachtet ihres stetig steigenden Engagements auf dem Arbeitsmarkt,
ihres Humankapitals und ihrer Ressourcen, aufgrund fortbestehender sozialer Normen
und Identitäten weiterhin die Verantwortung über Hausarbeit und Kinderbetreuung
zugewiesen wird. Im Gegensatz dazu wird von Männern und Vätern keine
egalitäre Verantwortungsübernahme oder Aufteilung der Tätigkeiten erwartet.
Außerdem sind die männliche Berufsrolle und Familienrolle „Haupternährer“ konsistent
und konfligieren im Vergleich zu den beiden Rollen der Frau nicht miteinander.
Identitätskonflikt bei veränderten familialen oder beruflichen Anforderungen
Da sich der Wandel von Geschlechtsrollenvorstellungen nur langsam vollzieht und
dem veränderten weiblichen Erwerbsverhalten hinterherhinkt, ist es möglich, dass
Frauen, besonders Mütter einen Identitätskonflikt zwischen Berufs- und Familienidentität
erleben. Dieser wird vor allem dann auftreten, wenn sich berufliche oder
familiäre Anforderungen verändern, z. B. bei der Geburt eines Kindes. Mit steigendem
Alter der Kinder sollten die Anforderungen an die weibliche Familienrolle
sinken, da diese immer weniger Betreuung benötigen. So wird angenommen, dass
bei einer langen kindbezogenen Familienpause das Konfliktpotenzial der Vereinbarkeit
beider Identitäten sinkt. Bei einem beruflichen Wiedereinstieg wird die Berufsrolle
wieder mehr Bedeutung zulasten der Familienrolle bekommen. Dies sollte sich
vor allem in der Zeitverwendung für beide Bereiche zeigen, indem weniger Zeit für
Hausarbeit und Kinderbetreuung verwendet wird. Auch sollte ein verminderter
Identitätskonflikt auftreten, wenn Mütter bei der Familien- und Hausarbeit entlastet
werden, beispielweise durch den Partner oder durch entsprechende Kinderbetreuungsangebote.
42

4 Theoretische Grundlagen
4.3 Präferenztheorie
Grundannahmen
Ein vergleichsweise junger Ansatz ist die Präferenztheorie (Lifestyle Preference
Theory) von Catherine Hakim (2000; 2002; 2003), welche Entscheidungen von
Frauen auf der Mikroebene ergründet. Im Spezifischen erhebt sie den Anspruch
Erwerbsmuster, Fertilitätserhalten und Berufs- bzw. Arbeitsplatzwahl von Frauen zu
erklären. Die Präferenztheorie verspricht insofern eine neue Sichtweise, indem sie
individuelle Einstellungen und Werte ins Zentrum kausaler Erklärungen stellt. Ein
grundlegender Unterschied zu ökonomischen Ansätzen, aber auch zu Theorien, bei
welchen ideelle Faktoren eine wichtige Rolle spielen, ist die Grundannahme, dass
Frauen eben nicht homogen in ihren Lebensstil-Präferenzen sind und diese nicht bei
allen stabil sind (Hakim 2003: 350).
Dabei bettet Hakim (ebd.) ihre Theorie in den historischen Kontext ein und berücksichtigt
so gesellschaftlichen Wandel und gesellschaftliche Rahmenbedingungen.
Ende des 20. Jahrhunderts gab es nach ihrer Ansicht fünf weitreichende gesellschaftliche
und ökonomische Veränderungen: Die „kontrazeptive Revolution“ seit 1965,
die Gleichstellung der Geschlechter, die Expansion des Dienstleistungssektors und
die Individualisierung (siehe dazu Kapitel 2). Dadurch hat sich der Möglichkeitsraum
für Frauen im 21. Jahrhundert stark erweitert, innerhalb dessen sich unterschiedliche
Präferenzen in der Erwerbs- und Familienarbeit realisieren lassen. (ebd.: 2-11).
Hakim unterscheidet drei idealtypische Kategorien von Frauen: berufsorientierte,
familien- und haushaltsorientierte sowie adaptive Frauen, die einen Mischtypus
zwischen den beiden Extremtypen bilden. Diese Unterschiedlichkeit von Präferenzen
erzeugt verschiedene weibliche Erwerbsmuster und -verläufe 18 . Sie nimmt also im
Gegensatz zur gängigen Meinung in den Sozialwissenschaften nicht im Vorhinein
an, dass alle Frauen Familie und Beruf vereinbaren wollen. (Hakim 2000: 6). Wie
groß diese drei Gruppen von Frauen im Verhältnis zueinander sind, variiert zwischen
den verschiedenen westlich-modernen Gesellschaften und ist abhängig von den
länderspezifischen historischen, ökonomischen, sozialen und institutionellen Kontexten.
Unterschiedliche Wohlfahrtsstaatspolitiken determinieren ebenso, wie stark sich
18 Hingegen ist die überwiegende Mehrheit der Männer in ihren Präferenzen homogen: Sie sind berufszentriert
(Hakim 2000: 6).
43

4 Theoretische Grundlagen
die drei Typen herausbilden können, indem politische Maßnahmen die Präferenzen
einer bestimmten Gruppe von Frauen – oder deren Umsetzung fördern oder behindern.
(Hakim 2003: 358).
Drei Idealtypen von Präferenzen
Die Gruppe der familien- und haushaltzentrierten Frauen zieht es vor, nicht erwerbstätig
zu sein. Sie vertreten klassische Geschlechtsrollenmuster und präferieren Haus-,
Familienarbeit und Kinderbetreuung. Diese Frauen sind nur dann berufstätig, wenn
dies voll mit ihrem familien- und haushaltszentrierten Lebensstil vereinbar ist.
Die meisten Frauen dieser Gruppe geben nach der Familiengründung ihre Erwerbstätigkeit
zugunsten der Familie und der Kinder auf. Nicht zwangsläufig sind diese
Frauen ungebildet bzw. unqualifiziert. Investitionen in Bildung werden getätigt, um
den sozialen Status erlangen und um einen sehr gut gebildeten Partner zu heiraten.
Was ihre Beeinflussbarkeit durch unterschiedliche Politiken angeht, ist das Verhalten
der familien- und haushaltzentrierten Frauen nicht beeinflussbar durch Arbeitsmarktpolitiken,
dagegen aber empfänglich für familien- und sozialpolitische Maßnahmen.
Wenn Fertilität und Kindererziehung vereinfacht oder belohnt werden, dann gebären
diese Frauen mehr Kinder. (Hakim 2000: 159-163).
Der andere Extremtyp ist der berufszentrierte Typ, dessen Präferenz auf der Erwerbsarbeit
oder auf politischem, religiösem oder künstlerischem Engagement liegt,
aber auf jeden Fall nicht auf Familienarbeit. Das heißt, dass Familien- und Privatleben
um die Erwerbsarbeit herum organisiert werden, die im Zentrum der Prioritäten
steht. Berufszentrierte Frauen investieren stark in ihr Humankapital und sind darum
auch meist hochgebildet. In dieser Gruppe ist der Anteil der Kinderlosen am größten.
Eine Familiengründung erfolgt oft aus einer Normalitätserwartung heraus. Diese vor
allem karriereorientierten 19 Mütter nehmen keine Babypausen, sondern legen die
Kinderbetreuung häufig in die Hände Dritter. Der berufszentrierte Typ reagiert
schnell auf neue Möglichkeiten, die sich durch gleichstellungspolitische Maßnahmen
auf dem Arbeitsmarkt eröffnen. Er ist empfänglich für Politiken, die neue oder
bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt bieten. Es wird angenommen, dass berufszentrierte
Frauen egalitäre Geschlechtsrollenvorstellungen haben und vom Partner
19 Unter „Karriere“ ist eine Sequenz von Arbeitsstellen zu verstehen, die ein gewisses Entwicklungspotenzial,
eine persönliche Weiterentwicklung beinhalten. „Karriereorientierte“ Frauen und Männer sind nicht gleichzusetzen
mit „Workaholic“ (Hakim 2000: 165).
44

4 Theoretische Grundlagen
beispielsweise mehr Engagement bei der Hausarbeit und Kinderbetreuung erwarten.
(ebd.: 164f.)
Die Gruppe der Adaptiven, die aus Frauen ohne klare Präferenz für einen der beiden
Sphären besteht, bildet empirisch betrachtet die größte Gruppe. Diese Frauen möchten
Beruf und Familie vereinbaren. Dazu gehören ebenso Frauen, die ungeplant
Karriere machen und Frauen, die keine stetigen, klaren Familien- und Erwerbsverläufe
haben. Was diesen Typ auszeichnet, ist seine Empfänglichkeit und Beeinflussbarkeit
durch Maßnahmen aus Arbeitsmarkt-, Sozial-, Bildungs-, Familien- und
Vereinbarkeitspolitik. Institutionelle und ökonomische Bedingungen spielen ebenso
eine Rolle für das Erwerbs- und Familienverhalten von adaptiven Frauen. Das
Verhalten dieser Frauen ist vor allem auch davon abhängig, welche Partnerschaftsform
sie eingehen, ob sie heiraten, in einer nicht-ehelichen Lebensgemeinschaft oder
in einer „Living-apart-together“- Beziehung sind. Adaptive Frauen investieren mit
der Intention in ihre (Aus-)Bildung, diese erworbenen Qualifikationen auch am
Arbeitsmarkt zu nutzen. Charakteristisch für diese Gruppe ist ein Erwerbsmuster,
nach welchem Frauen ihre Arbeitszeit auf Teilzeit reduzieren, nachdem sie Mutter
geworden sind. (ebd: 165-167). Wie adaptive Frauen eine Babypause und eine
Berufsrückkehr gestalten, hängt logischerweise vor allem vom Handlungsspielraum
ab, der durch gesellschaftliche Rahmenbedingungen und dem Kontext der Partnerschaft
gegeben ist.
Zusammengefasst bedeutet dies, dass Präferenzen von Frauen je nach Typ mehr oder
weniger stabil sind und ihr Handeln unterschiedlich stark durch politische Maßnahmen
oder Gegebenheiten des Arbeitsmarktes beeinflusst werden. Dies bedeutet,
dass sich die Ausgestaltung der Elternzeit und Berufsrückkehr aus dem Zusammenspiel
individueller Vorlieben und den Rahmenbedingungen ergeben. Ein Problem bei
Hakim ist, dass an keiner Stelle eine Erklärung für den Ursprung der unterschiedlichen
Präferenzen gibt. Im Folgenden werden diese als handlungsleitende Konstrukte
gesehen, die sich aus einem Set individueller Wertvorstellungen und Einstellungen
hinsichtlich Berufsarbeit, Familienorientierung und Geschlechterrollen ergeben.
Wertvorstellungen und Einstellungen wiederum werden während der Sozialisationsphase
ausgebildet, wobei Einstellungen konkreter sind als Wertvorstellungen, da sie
in Bezug auf eine spezifische Sache ausgebildet werden. Einstellungen sind aber
weniger stabil als Werte. (vgl. Ajzen 2001).
45

5 Hypothesen und Forschungsfragen
5 HYPOTHESEN UND FORSCHUNGSFRAGEN
Die behandelten Theorien sollen nicht gegeneinander auf ihr Erklärungspotenzial
getestet werden. Dies ist mit den vorliegenden Daten auch nicht operationalisierbar.
Vielmehr sollen die theoretischen Überlegungen in ihrer Gesamtheit, einhergehend
mit den strukturellen Rahmenbedingungen im Kontext gesellschaftlichen Entwicklungen
dazu beitragen, die Ausgestaltung der Elternzeit und der Berufsrückkehr von
Akademikerinnen zu beschreiben, verstehen und erklären. Es lassen sich sowohl
Einflussfaktoren ableiten, als auch Schlussfolgerungen für Unterschiede zwischen
Frauen mit und ohne Hochschulabschluss ziehen.
1. Gestaltung der Elternzeit und Berufsrückkehr
Die Annahmen aller ökonomischen Theorien legen die Vermutung nahe, dass die
Rückkehr in den Beruf mit steigendem Bildungsniveau früher erfolgt. Der Humankapitaltheorie
nach haben Akademikerinnen größere Investitionen in Humankapital
getätigt, einen höheren formalen Bildungsabschluss und demnach mehr Humankapital
akkumuliert. Sie können zum einen können mehr verlieren, da ihr Niveau ein
höheres ist. Zum anderen haben sie höhere Opportunitätskosten der Kinderbetreuung,
weil sie einen stärkeren Einkommensausfall verbüßen müssen. Ein weiterer Faktor,
der für eine schnellere Degeneration von Humankapital bei Akademikerinnen
spricht, ist die Berufsspezifität. Hochqualifizierte arbeiten vorwiegend in Berufen,
die von Fortschritt geprägt sind und in denen Wissen vergleichsweise schnell veraltet.
(Ziefle 2009: 22). Akademikerinnen haben deshalb ein größeres Interesse als
Frauen ohne Hochschulabschluss, die Deprivation von Humankapital zu verhindern.
Darum sollten sich Unterschiede in der Ausgestaltung der Elternzeit und im Rückkehr-Verhalten
ergeben, dass Akademikerinnen ein verstärktes Engagement im
beruflichen Bereich verzeichnen.
Mütter mit Hochschulabschluss sollten demnach eher die Möglichkeit der Teilzeitbeschäftigung
während der Elternzeit nutzen. Der nach der Humankapitaltheorie
wichtigster Aspekt zur Vermeidung eines Verlustes an Humankapital ist, bei der
Geburt eines Kindes die Erwerbsunterbrechungen so kurz als möglich zu halten. Bei
Akademikerinnen wird daher eine zeitigere Rückkehr erwartet als bei Frauen ohne
Hochschulabschluss. Die Logik der Familienökonomie unterstützt zugleich die
Überlegungen mit dem Argument der höheren Opportunitätskosten der Kinderbe-
46

5 Hypothesen und Forschungsfragen
treuung bei größeren Erwerbschancen. Die sollte zu einer früheren Berufsrückkehr
motivieren. Aus der Argumentation der Familienökonomie ergeben sich also die
gleichen Schlüsse wie aus den humankapitaltheoretischen Überlegungen.
Aus der vorhergehenden theoretischen Argumentation und der Beschreibung der
gesellschaftlichen Rahmenbedingungen wird klar, dass nicht nur humankapitaltheoretische
Überlegungen das individuelle Handeln determinieren, sondern eine Vielzahl
von Faktoren auf unterschiedlichen Ebenen die Berufsrückkehr von Frauen
beeinflusst: Geschlechtsrollen (Bittman et al. 2003; Brines 1994; West & Zimmermann:
1987), und -identitäten (Bielby & Bielby 1989), Präferenzen und Einstellungen
(Hakim 2000; 2002; 2003), sowie Merkmale des eigenen Lebenslaufs (Elder et
al. 2003; Mayer 2004). Dieses Handeln ist eingebettet in gesellschaftliche Rahmenbedingungen
und Strukturen. Deshalb wurde ein Modell entwickelt, in welchem
versucht wird, die Elemente dieser unterschiedlichen Perspektiven zu integrieren.
Dieses beinhaltet als Erklärungsfaktoren Merkmale, die den Handlungsspielraum
beeinflussen bzw. bilden sowie Einstellungen. Diese beiden Aspekte determinieren
in ihrem Zusammenspiel die Gestaltung der Elternzeit und der Berufsrückkehr.
Dieses Zusammenspiel wird in Abb. 1 dargestellt und in den folgenden Abschnitten
erläutert.
Abb. 1: Erklärungsmodell für die Gestaltung von Elternzeit und Berufsrückkehr
Quelle: Eigene Darstellung.
47

5 Hypothesen und Forschungsfragen
2. Der Handlungsspielraum als Einflussfaktor
Die Überlegung ist, dass die Mütter über einen gewissen Handlungsspielraum
verfügen, innerhalb dessen sie ihre Berufsrückkehr gestalten können. Als Handlungsspielraum
wird der Bereich definiert, innerhalb dessen Grenzen eine Entscheidung
zur Berufsrückkehr getroffen wird. Dieser Rahmen wird zum einen durch Institutionen,
z. B. gesetzliche Regelungen der Familien- und Vereinbarkeitspolitik, gesetzt.
Aber auch die wirtschaftliche Lage, insbesondere die Situation des Arbeitsmarktes
sowie gesellschaftliche Leitbilder spielen eine Rolle. Auf Individualebene sind es
Möglichkeiten und Limitationen im eigenen Lebenslauf, die den Handlungsspielraum
beeinflussen. Dieser wird gerade durch eigene, frühere Entscheidungen, Ereignisse
und Prozesse bestimmt. (siehe Elder 2003: 10-14). Letztlich sind individuell
verschiedene Gestaltungsmöglichkeiten dafür entscheidend, wie gut vereinbar
Familie und Beruf für die Mütter sind.
Der Handlungsspielraum wird durch gegebene Limitationen und Möglichkeiten
erweitert oder verkleinert. Dies sind hauptsächlich das Vorhandensein von (kostengünstigen)
Kinderbetreuungsmöglichkeiten, welche der Mutter nach rationalökonomischen
Überlegungen mehr Zeit für die eigene Erwerbstätigkeit verschaffen,
die Opportunitätskosten der Erwerbstätigkeit senken und so eine Berufsrückkehr
rentabel machen. In diesem Zusammenhang ist auch gemäß dem „principle of linked
lives“ der Partnerschaftkontext zu beachten, welcher Einfluss auf die mütterliche
Berufsrückkehr nimmt. Hier ist die Unterstützung durch einen Partner zu nennen,
der die Mutter entlasten kann, indem er sich bei der Hausarbeit und Kinderbetreuung
engagiert und Verantwortung in diesen Bereichen übernimmt. Es ist zugleich eine
Unterstützung der Mutter, wenn der Partner selbst bei seiner eigenen Berufstätigkeit
zugunsten der Familienarbeit zurücksteckt und beispielsweise bei reduzierter Stundenzahl
arbeitet oder selbst eine Elternzeit in Anspruch nimmt. Während die Beteiligung
des Partners selbst mittels seiner Geschlechtsrollenvorstellungen erklärt werden
kann, kann der Einfluss seiner Unterstützung auf die Berufsrückkehr mit der Zeitallokation
im Paarhaushalt für Erwerbsarbeit und nicht-marktlicher Arbeit begründet
werden (vgl. Becker 1998). Genauso ist die Verfügbarkeit finanzieller Ressourcen
ein Faktor, der bei der Berufsrückkehr beachtet werden muss. Denn je höher die
Produktivität auf dem Arbeitsmarkt ist, desto eher kommt es der Familienökonomie
nach zu einem Wiedereinstieg, da die Opportunitätskosten der Kinderbetreuung zu
48

5 Hypothesen und Forschungsfragen
groß werden. Denkbar ist allerdings auch, dass eine Familienpause bei einem Haushalt
mit sehr geringen finanziellen Ressourcen aufgrund ökonomischer Zwänge sehr
kurz ausfällt, da nicht genügend Mittel für die Produktion von Haushaltsgütern zur
Verfügung stehen. (vgl. ebd.).
Der aktuelle Handlungsspielraum wird aber auch aktiv - möglicherweise unterbewusst
- nach dem „principle of human agency“ (Elder et al. 2003: 5-12) durch
vorherige, getroffene Entscheidungen gebildet. Hierzu zählen bei der Berufsrückkehr
die Gestaltung der Kinderbetreuung, die Ausgestaltung des Arbeitsverhältnisses vor
der Erwerbsunterbrechung wie die Nutzung der eigenen Ressourcen. Inwiefern diese
Aspekte die Gestaltung der Erwerbsunterbrechung beeinflussen, soll explorativ
untersucht werden.
3. Einstellungen als Einflussfaktoren
Neben dem Handlungsspielraum spielen nach dem Doing Gender-Ansatz
(vgl. Brines 1994; West & Zimmermann 1987) Geschlechtsrollen, dem Identitätsformationsansatz
(Bielby & Bielby 1987) Berufs- und Familienidentitäten und der
Präferenztheorie (Hakim 2000; 2002; 2003) individuelle Vorlieben eine Rolle für die
Dauer der Familienpause. Diese manifestieren sich in den persönlichen Einstellungen
der Mütter hinsichtlich bestimmter Themen. In diesem Falle sind die eigenen Präferenzen
oder Identitäten in den Bereichen Beruf und Familie relevant. Weiterhin geht
es konkret um die persönliche Ausprägung der Geschlechtsrollen in Bezug auf die
Rolle des Mannes und der Frau in der Familie und die Einstellung zur Betreuung von
Kindern, insbesondere Kleinkinder.
Positive Einstellungen zur eigenen Berufstätigkeit, wie eine hohe Erwerbs- oder
Karriereorientierung sollten Frauen dazu veranlassen, wieder früh in den Beruf
einzusteigen. Frauen, die eine Krippenbetreuung für ihr Kind gutheißen, haben eine
alternative Betreuungsmöglichkeit zur Selbstbetreuung und daher bessere Möglichkeiten
auch mit einem Kleinkind im Haushalt erwerbstätig zu sein. Dagegen wird
vermutet, dass familienorientierte Frauen sowie Frauen mit sehr traditionellen
Geschlechtsrollenvorstellungen tendenziell längere Erwerbsunterbrechungen haben.
Denkbar sind allerdings Wechselwirkungen zwischen dem Handlungsspielraum und
den individuellen Einstellungen. Einerseits in die Richtung, dass ausgeprägte Einstellungen
den Handlungsspielraum erweitern oder einschränken können. Es wird
49

5 Hypothesen und Forschungsfragen
vermutet, dass z. B. eine starke Befürwortung einer traditionellen Mutterrolle einhergehend
mit der Ablehnung institutioneller Krippenbetreuung den eigenen Spielraum
einschränkt, indem verfügbare Betreuungsangebote für Kleinkinder nicht wahrgenommen
werden, die eine Vereinbarkeit von Familie und Beruf erleichtern würden.
Daran kann aber auch gezeigt werden, dass größere Handlungsspielräume, z. B. in
Form eines breiten Zugangs qualitativ hochwertiger Krippenplätze, Einstellungen
diesbezüglich verändern können. (vgl. Blome & Keck 2007: 9).
4. Unterschiede im Handlungsspielraum und in den Einstellungen zwischen
Akademikerinnen und Frauen ohne Hochschulabschluss
An diesem Punkt stellt sich die Frage, ob sich die Unterschiede zwischen Frauen mit
und ohne Hochschulabschluss allein aufgrund ihrer Bildung ergeben und damit unter
Berücksichtigung zusätzlicher Einflussfaktoren bestehen bleiben. Dies würde die
Annahmen der Humankapitaltheorie bestätigen. Es könnte jedoch auch so sein, dass
die Unterschiede in der Dauer der Erwerbsunterbrechung u. a. dadurch resultieren, da
sich Frauen mit und ohne Hochschulabschluss aufgrund ihrer unterschiedlichen
Bildung in den Einstellungen und im Handlungsspielraum unterscheiden.
5. Unterschiede in den Einflussfaktoren zwischen Akademikerinnen und
Frauen ohne Hochschulabschluss
Unter der Annahme, dass sich Akademikerinnen und Frauen ohne Hochschulabschluss
nicht nur in ihrem Bildungsniveau, sondern auch in ihren Einstellungen und
ihrem Handlungsspielraum unterscheiden, wirft sich die Frage auf, ob diese beiden
Aspekte unterschiedliche Einflüsse auf den Zeitpunkt der Berufsrückkehr haben. Die
Grundidee dafür ist die Sozialisationsfunktion des Bildungssystems, nach welcher
nicht nur die Dauer, sondern auch die Art der Bildung ausschlaggebend für individuelle
Einstellungen, z. B. in Bezug auf den Beruf und die Karriere sind.
(vgl. Dienst-Loth 2003) In Kapitel 3.1 wurde darauf eingegangen, wie Lebensläufe
durch das Bildungssystem strukturiert werden. Gerade das deutsche Bildungssystem
wirkt stark stratifizierend auf Erwerbschancen und den Zugang zu sozialen Positionen
(vgl. Kerckhoff 2001; Müller & Shavit 1998). Dies legt die Folgerung nahe, dass
sich Frauen mit und ohne Hochschulabschluss in ihren Handlungsspielräumen
unterscheiden.
50

5 Hypothesen und Forschungsfragen
An dieser Stelle werden die Forschungsfragen und -hypothesen noch einmal zusammengefasst:
Tab. 1: Zusammenfassung der Forschungshypothesen und -fragen
1.
Akademikerinnen gestalten Elternzeit und Berufsrückkehr anders als Frauen
ohne Hochschulabschluss, indem sie nach einer Familienpause früher in den
Beruf zurückkehren.
2. Der Handlungsspielraum hat einen Einfluss auf die Dauer der Familienpause.
3. Einstellungen haben einen Einfluss auf Dauer der Familienpause.
4.
5.
Gibt es Unterschiede im Handlungsspielraum und den Einstellungen zwischen
Akademikerinnen und Frauen ohne Hochschulabschluss?
Gibt es Unterschiede in den Einflussfaktoren auf die Dauer der Familienpause
zwischen Akademikerinnen und Frauen ohne Hochschulabschluss?
Quelle: Eigene Darstellung.
51

6 Konzeption und Methode
6 KONZEPTION UND METHODE
6.1 Forschungsdesign, Stichprobe, Untersuchungszeitraum
Die Datengrundlage für die Überprüfung der Forschungshypothesen bildet der
Datensatz der Studie „Veränderungen bei der Berufsrückkehr von Müttern nach einer
Familienpause“ des Staatsinstituts für Familienforschung an der Universität Bamberg
(ifb). Die Studie zur Berufsrückkehr, die der Leitung von Dr. Tanja Mühling,
Dipl.-Soz. Harald Rost und Dr. Marina Rupp unterstellt ist, wird seit dem 1. Januar
2010 durch das Staatsministerium für Arbeit und Sozialordnung, Familie und Frauen
finanziert und zugleich seit 2011 durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG)
über einen Zeitraum von zwei Jahren gefördert. (ifb 2012: 55f.).
Ziel der Studie ist es, die Prozesse der Berufsrückkehr von Müttern transparent zu
machen und zentrale Erklärungsfaktoren für die individuellen Erwerbsverhalten und
-verläufe aufzuzeigen. In diesem Zuge soll auch die Frequentierung der im Jahr 2007
eingeführten Bundeselterngeld- und Elternzeitregelung (BEEG), insbesondere die
Nutzung der Partnermonate, untersucht werden. Die Erhebung einer Vielzahl von
Kontrollvariablen ermöglicht eine differenzierte, tiefgreifende Analyse der Rückkehr-Verhalten
der Mütter. So waren neben der früheren, aktuellen und geplanten
Erwerbstätigkeit der Mutter, der Erwerbssituation des Partners, einer Standarddemographie
unter anderem auch das Arrangement der Kinderbetreuung, die innerfamiliale
Aufgabenteilung sowie Einstellungen zu Beruf und Kindererziehung Hauptthemen
der CATI-Befragung.
Die Grundgesamtheit bilden Frauen in Bayern, die im ersten Halbjahr 2007 ein Kind
bekommen haben und Elterngeld beziehen. Zum einen liegt hier ein räumlicher
Fokus auf Bayern, zum anderen können nur Mütter in die Stichprobe gelangen, für
welche das neue, im Jahr 2007 eingeführte Elterngeld- und Elternzeitgesetz gilt und
welche gleichzeitig eine längere Familienpause über die Mutterschutzfristen hinaus
in Anspruch genommen haben. Die Grundgesamtheit stellen etwa 51.000 Frauen dar,
die von Januar bis Juni im Jahr 2007 51.530 Babys geboren haben. Der Befragungszeitraum
(Februar – März 2010) wurde zu einem Zeitpunkt gewählt, an dem das
im Jahr 2007 geborene Kind zirka drei Jahre alt und die höchstmögliche Elternzeit
von drei Jahren in etwa beendet war.
52

6 Konzeption und Methode
Die Ziehung der Stichprobe erfolgte über das Zentrum Bayern, Familie und Soziales
(ZBFS), das über die Adressen aller Eltern verfügt, die einen Antrag auf Elterngeld
gestellt haben. Per Zufallsstichprobe wurden 24.000 Adressen gezogen, was knapp
der Hälfte (47 %) der Mütter aus der Grundgesamtheit entspricht. Mit letztendlich
1.443 vollständigen, realisierten Interviews und zehn Teilinterviews ist die Rücklaufquote
von 6,4 % als sehr gering zu beurteilen. In diesem Zusammenhang muss
mit einem systematischen Fehler gerechnet werden, nach welchem stark belastete,
berufstätige Mütter eine niedrigere Interviewbereitschaft haben und damit im Datensatz
unterrepräsentiert sind. Auch ein Bildungsbias ist zu erwarten, der für sozialwissenschaftliche
Erhebungen typisch ist (vgl. Hartmann & Schimpl-Neimanns 1992).
Die Überrepräsentation von Hochgebildeten kommt der Untersuchung der vorliegenden
Fragestellung allerdings zugute, da so die Gruppe der Akademikerinnen und die
der Frauen ohne Hochschulabschluss in etwa gleich stark besetzt sind. Insgesamt
entspricht die vorliegende Stichprobe etwa 2,8 % der Grundgesamtheit.
6.2 Aufbereitung des Datensatzes
Der Datensatz beinhaltet insgesamt 1453 Fälle von Frauen, die im Jahr 2007 ein
Kind bekommen haben und einen Antrag auf Elterngeld gestellt haben. Zur Bearbeitung
der Fragestellung muss der Datensatz aufbereitet werden, indem Fälle mit
spezifischen Merkmalen von den Analysen ausgeschlossen bzw. selektiert werden.
Da sich das Untersuchungsinteresse auf die Gestaltung der Elternzeit und der Rückkehr
in den Beruf fokussiert, können nur Frauen betrachtet werden, die vor der
Geburt des 2007 geborenen Kindes erwerbstätig waren. Damit fallen zum einen alle
diejenigen weg, welche noch nie erwerbstätig waren. Dies betrifft in der Gesamtstichprobe
lediglich zwölf Mütter. Zum anderen werden aber auch diejenigen Mütter
ausgeschlossen, die im Jahr vor der Geburt des Kindes 20 nicht erwerbstätig waren, da
diese im Falle der Aufnahme einer Erwerbstätigkeit nicht in den Beruf zurückkehren.
Diese Fälle (N=243 21 ) werden außerdem ausgeschlossen, da sich bei Frauen mit
bereits älteren Kindern möglicherweise eine Familienpause an die andere Familienpause
angeschlossen hat, ohne dass zwischenzeitlich (wieder) eine Erwerbstätigkeit
20 Wenn im Folgenden zur besseren Verständlichkeit vom „Kind“ oder der „Geburt des Kindes“ gesprochen wird,
dann ist in der Regel dasjenige Kind gemeint, welches im Jahr 2007 geboren wurde und für welches Elternzeit
bzw. Elterngeld beantragt wurde.
21 Die 243 Fälle beinhalten ebenso die zwölf bis zum Jahr 2010 noch nie erwerbstätigen Frauen.
53

6 Konzeption und Methode
aufgenommen wurde. Für diese Frauen hat vor 2007 noch die frühere Regelung der
Erziehungszeit und des Erziehungsgeldes zugetroffen. Die im Jahr vor der Geburt
nicht durchgängig erwerbstätigen Frauen werden ausgeschlossen, da unklar ist, wie
der Zeitraum der Nicht-Erwerbstätigkeit zur Geburt 2007 liegt. Es kann außerdem
nicht ohne Probleme rekonstruiert werden, aus welchen Gründen sie nur zeitweise
erwerbstätig waren.
Die insgesamt sechs Fälle von Müttern, die in einer eingetragenen Lebenspartnerschaft
leben, bleiben in den Analysen unberücksichtigt. Es wird davon ausgegangen,
dass die Gestaltung von Elternzeit und Berufsrückkehr in diesen Partnerschaften eine
andere ist bzw. von anderen Faktoren determiniert wird, als es in verschiedengeschlechtlichen
Partnerschaften der Fall ist. Der Grund für die Annahme sind die
empirisch gefundenen Unterschiede zu heterosexuellen Eltern beim Arrangement der
Aufgabenteilung im Haushalt, der Realisierung des eigenen Kinderwunsches und im
Elternschaftskonzept (vgl. Bergold & Rupp 2011; Dürnberger 2010). Für diese
Zielgruppe erscheint eine eigene Betrachtung lohnenswert, wofür die Fallzahl im
Datensatz allerdings viel zu gering ist.
Auch Frauen, die nach der Geburt des Kindes selbst kein Elterngeld bezogen haben,
werden in den folgenden Analysen nicht berücksichtigt. Dies betrifft nach Ausschluss
der vorhergehenden Merkmalsausprägungen acht Mütter. In einem Fall ist
die Mutter direkt nach dem Mutterschutz in ihre Vollzeiterwerbstätigkeit zurückgekehrt,
während ihr Mann zwölf Monate in Elternzeit war. In den anderen Fällen
wurde zwar ein Wiedereinstieg zu einem späteren Zeitpunkt angegeben, so dass die
Dauer der Erwerbspause berechnet werden kann, doch fehlen aufgrund der Filterführung
weitere relevante Angaben.
Bei vier Befragten liegen nur Teilinterviews vor, in denen wichtige Informationen
fehlen, so dass angesichts der niedrigen Zahl unvollständiger Interviews ein Ausschluss
aus den statistischen Analysen vertretbar ist. Es wird nicht davon ausgegangen,
dass dies die Ergebnisse verzerrt. Für die nachgehenden Analysen ergibt sich
damit eine Gesamtzahl von N= 1016.
54

6 Konzeption und Methode
6.3 Analytisches Vorgehen
Zunächst werden zur Beantwortung der Forschungsfragen- und Hypothesen deskriptive
Auswertungen gemacht. Hierzu wurden auch Variablen verwendet, die in den
späteren multivariaten Verfahren nicht benötigt werden. Dies dient zur differenzierteren
Darstellung der Gestaltung von Elternzeit und Berufsrückkehr. Uni- und
bivariate Analysen sollen Aufschlüsse über die Variablen geben. Der Schwerpunkt
liegt auf dem Vergleich der Stichprobe der Akademikerinnen mit der der Frauen
ohne Hochschulabschluss und dadurch festzustellen, worin Gemeinsamkeiten und
Unterschiede bestehen. Tabellarische und graphische Darstellungen vereinfachen
bzw. visualisieren die empirischen Ergebnisse. Lage- und Streuungsmaße bieten ein
aussagekräftiges Bild auf die Verteilung der einzelnen metrisch skalierten Variablen.
(vgl. Weins 2010: 65-71).
An gegebenen Stellen kommen auch einfache inferenzstatistische Verfahren zum
Einsatz. Zur Messung von Gruppenunterschieden können unter der Voraussetzung
einer Normalverteilung 22 bei metrischen Variablen ein t-test für zwei unabhängige
Stichproben durchgeführt werden. Weicht die Verteilung der Variablen stark von
einer Normalverteilung ab, werden einfache bivariate Zusammenhangsanalysen
berechnet, wie z. B. Cramérs V und phi für nominales Skalenniveau bzw.
Vier-Felder-Tafeln (Eid et al. 2005: 555), gamma für ordinales Skalenniveau
(ebd.: 539f.) und eine einfache lineare Regression (Perasons r bzw. r²) mit nur einer
Kovariaten für metrische Variablen. Der Vorteil der Maße gamma und r² ist, dass sie
gleichzeitig „PRE-Maße“ (Proportional Reduction in Error) sind, welche angeben
um wie viel Prozent sich das Varianzaufklärungspotenzial bei Kenntnis der verwendeten
unabhängigen Variable verbessert (vgl. Kähler 2004: 121f.). Zur Überprüfung
von Gruppenunterschieden wird bei nominal und ordinal skalierten Variablen ebenfalls
auf Zusammenhangsanalysen zurückgegriffen.
Zur Überprüfung des Erklärungsmodells wird als multivariates Verfahren eine
Ereignisanalyse durchgeführt, mit der Übergänge und Prozesse analysiert werden
können. Diese ist geeignet, um Einflussfaktoren auf die Dauer bis zum Eintreten
eines spezifischen Ereignisses (die Überlebenszeit) zu bestimmen. (Blossfeld et al.
2007: 21-34). Diesen Zustandswechsel stellt hier die Berufsrückkehr aus der
22 Wenn die Annahme der Normalverteilung nicht zutrifft, kann ein t-test bei großen Stichproben trotzdem
durchgeführt werden, da in diesem Fall eine Normalverteilung approximiert wird.
55

6 Konzeption und Methode
Familienpause dar. Dabei wird die Übergangsrate (hazard rate) bestimmt, welche die
Wahrscheinlichkeit bzw. Neigung zu einem bestimmten Zeitpunkt angibt, einen
Zustandswechsel zu haben – jedoch unter der Bedingung, seit Beginn noch kein
Ereignis gehabt zu haben (ebd.: 30).
Der Vorteil dieser Methode im Vergleich zu querschnittlichen Methoden ist, dass
zensierte Fälle berücksichtigt werden können. Dies kommt der Problematik entgegen,
wenn der Anfangszeitpunkt (hier die Geburt des Kindes) zwar bekannt, jedoch
der Zustandswechsel bis zum Zeitpunkt der Befragung (die Berufsrückkehr) noch
nicht erfolgt, und deswegen unbeobachtet ist. Diese Beobachtungen werden bei einer
Ereignisanalyse als rechtszensiert definiert (ebd.: 39f.).
Als geeignet erweist sich ein semi-parametrisches Verfahren, bei der keine Annahme
über die Verteilung von Überlebenszeiten getroffen werden muss (ebd.: 223f.). Es
wird eine Cox-Regression gerechnet, bei der beliebig viele Kovariaten aller Messniveaus
eingeführt werden können. Allerdings muss, wie in den meisten ereignisanalytischen
Verfahren, die Proportionalitäts-Annahme gelten. Das bedeutet, dass die
Effekte von Kovariaten die Hazardrate nur proportional verändern und nicht ihre
Form beeinflussen, d. h. keine Interaktionseffekte mit der Prozesszeit vorliegen.
(ebd.: 233).
Zunächst wird ein Modell für die Gesamtstichprobe gerechnet, in welchem der
akademische Bildungsabschluss als Dummy-Variable eingeführt wird. Schrittweise
werden die Kontrollvariablen, sowie die im Modell spezifizierten unabhängigen
Variablen hier als weitere Kontrollvariablen eingeführt. Dieses Verfahren dient zur
Überprüfung des Effektes des Bildungsniveaus unter Kontrolle weiterer Erklärungsfaktoren.
Anschließend werden zwei separate Cox-Regressionen für die Subpopulationen
Akademikerinnen und Frauen ohne Hochschulabschluss gerechnet, um das
Erklärungsmodell zu testen. Auch hier wird das Verfahren schrittweise angewendet,
um die Stabilität der Einflussgrößen beobachten zu können.
56

6 Konzeption und Methode
6.4 Operationalisierung
6.4.1 Kontrollvariablen
Bildung
Die Hauptinteressegruppe bilden Frauen mit Hochschulabschluss oder Fachhochschulabschluss
als höchsten beruflichen Bildungsabschluss. Akademikerinnen
machen mit 49,9 % (N= 507) die Hälfte aller Befragten aus. Die Referenzgruppe
stellen alle Frauen mit niedrigerem beruflichem Abschluss dar (50,1 %; N= 509).
Dieser Bildungsbias ist für die Analysen von Vorteil, da für das Merkmal beruflicher
Bildungsabschluss kontrolliert wird bzw. Analysen nach der Variable des akademischen
Abschlusses aufgeteilt wird.
In Bezug auf den allgemeinen und den beruflichen Bildungsabschluss muss angesprochen
werden, dass die Referenzgruppe weit weniger homogen ist, als es die
Zielgruppe der Akademikerinnen ist. In der Gruppe der Akademikerinnen haben alle
bis auf 16 Fälle ein Abitur bzw. Fachabitur oder in der Erweiterten Oberschule in der
ehemaligen DDR abgeschlossen, aber alle besitzen einen Hochschul- oder Fachhochschulabschluss
23 als höchsten beruflichen Bildungsabschluss. Die Referenzgruppe
(N= 509) setzt sich aus Frauen aller allgemeinen Schulabschlüssen zusammen: Etwa
zur Hälfte aus Frauen, die eine Mittlere Reife oder einen gleichwertigen Abschluss
haben, zu 13,4 % aus Frauen mit einem (qualifizierenden) Hauptschulabschluss und
zu 33,0 % aus Frauen mit Abitur oder ähnlichem Abschluss. Keinen oder einen
anderen Abschluss haben lediglich 0,7 %. Damit sind besonders Frauen mit einem
(qualifizierenden) Hauptschulabschluss unterrepräsentiert, aber auch der Anteil von
Frauen mit einem mittleren Bildungsniveau fällt in der Stichprobe geringer aus als in
der Grundgesamtheit (vgl. Stürzer 2005: 81). Da Unterschiede im Rückkehr-
Verhalten von Frauen zwischen allen Bildungsniveaus gefunden wurden (Han et al.
2008; Knittel et al. 201; Kuhlenkasper & Kauermann 2010; RWI 2008), werden
Verzerrungen in der Referenzgruppe erwartet.
23 Wenn im Folgenden aus Gründen der besseren Lesbarkeit von Frauen mit Hochschulabschluss gesprochen
wird, dann sind damit auch Frauen mit Fachhochschulabschluss gemeint.
57

6 Konzeption und Methode
Alter
Es soll auf das Alter der Mütter kontrolliert werden, wozu aus den Angaben des
Geburtsdatums eine Variable berechnet wurde, die das Alter der Mutter zum Befragungszeitpunkt
abbildet. Die Akademikerinnen sind zwischen 25 und 53 Jahre alt
und im Durchschnitt 38 Jahre. Damit sind sie im Mittel um etwa 2,8 Jahre älter als
die Mütter ohne Hochschulabschluss. Dies hängt vermutlich mit dem durchschnittlichen
Alter bei Erstgeburt zusammen, welches bei Hochgebildeten im Allgemeinen
höher ist (siehe Kap. 2.3). Dieser Unterschied manifestiert sich auch in der Stichprobe,
in der Akademikerinnen mit durchschnittlich 32 Jahren um 2,8 Jahre älter als die
Referenzgruppe sind, wenn sie ihr erstes Kind zur Welt bringen. Einen Überblick
zur Verteilung der Variable Alter zum Befragungszeitpunkt findet sich in Tab. 10
im Anhang.
Für die induktiv-statistischen Verfahren wurden Dummy-Variablen für die drei
Altersgruppen gebildet: bis 34 Jahre, 35-39 Jahre und 40 Jahre und älter, wobei die
mittlere Altersgruppe als Referenzkategorie dient. Die Klassierung erfolgte aufgrund
pragmatischer Aspekte, um eine ausreichend große Fallzahl in allen drei Altersgruppen
bei Akademikerinnen und Frauen ohne Hochschulabschluss gewährleisten
zu können. Tab. 2. schafft einen Überblick über die Verteilung der Befragten auf die
drei Dummy-Variablen.
Der Grund für die Verwendung von Dummy-Variablen anstatt einer metrischen
Altersvariablen ist, dass keine Annahme über einen linearen Alterseffekt gemacht
werden kann und somit auf Linearität getestet wird. Es ist denkbar, dass Mütter
während ihrer „Rush Hour of Life“ (Peuckert 2008: 125) früher in den Beruf zurückkehren,
als Mütter die die Etablierung im Beruf und die Familiengründung „entzerren“.
Dieses Zeitfenster zieht sich bei Frauen ohne Hochschulabschluss über einen
längeren Zeitraum hin, als für Akademikerinnen. Außerdem beginnt dies bei Frauen
ohne Hochschulabschluss in einem früheren Alter, so dass die Form der Effekte bei
den beiden Gruppen unterschiedlich sein kann.
Familienstand
Die Akademikerinnen in der Stichprobe sind zum überwiegenden Teil verheiratet
und leben mit dem Partner in einem Haushalt zusammen (88,8 %). Nur 8,5 % der
Befragten sind ledig, 1,6 % sind geschieden und 1,2 % der Befragten sind verheiratet
58

6 Konzeption und Methode
getrennt lebend. Damit ist der Anteil der Ehepaare in der Stichprobe deutlich überrepräsentiert
und im Vergleich mit dem Anteil der Ehepaare unter all denjenigen
Frauen, die 2010 Elterngeld bezogen haben (69,1 %), merklich höher. Im Gegensatz
dazu sind die Ledigen extrem unterrepräsentiert, die in der amtlichen Statistik einen
Anteil von 27,7 % ausmachen (Statistisches Bundesamt 2011b: 30). Bei der Referenzgruppe
sind die Familienstatusse ähnlich der Akademikerinnen verteilt, mit dem
Unterschied, dass der Anteil der Ledigen mit 12,6 % etwas höher ausfällt. In beiden
Gruppen lebt der Großteil der Befragten – etwa 95 % – mit einem Partner im
gleichen Haushalt.
Die Aussagen, die auf Basis der empirischen Ergebnisse getroffen werden, gelten
also vor allem für verheiratete Mütter, welche in der Regel etwas später in den Beruf
zurückkehren als Frauen in nicht-ehelichen Lebensgemeinschaften oder Alleinerziehende
(siehe Kap. 2.4). Die Dauer der Familienpause wird vermutlich etwas
überschätzt. Möglicherweise ist der Anteil der Ehepaare seit Geburt des im Jahr 2007
geborenen Kindes gestiegen, da die Familiengründung einen starken Effekt auf die
Heiratsneigung hat. (vgl. Lois 2008: 27). Vor allem bei Paaren, die 2007 ihr
erstes Kind bekommen haben, sollten innerhalb der drei Jahre, die bis zum Befragungszeitpunkt
vergangen sind, wohl noch einige Partnerschaften institutionalisiert
worden sein.
Es wird eine Dummy-Variable für den Familienstand verheiratet eingeführt. Die
Familienformen ledig, verheiratet getrennt lebend, geschieden als auch verwitwet
haben nicht die Absicherungen und den Schutz oder die Unterstützung durch einen
Partner, wie sie die Institution Ehe genießt und dienen deshalb als Referenzkategorie.
Kinderzahl & jüngere(s) Geschwister im Haushalt
Alle Frauen, die in der Stichprobe sind, haben mindestens ein Kind, nämlich das,
welches im Jahr 2007 geboren ist. Frauen mit Hochschulabschluss sind etwas kinderreicher
als Frauen ohne Hochschulabschluss. 32,5 % der Befragten mit Hochschulabschluss
haben ein Kind, 51,5 % zwei und 16,0 % haben drei oder mehr Kinder.
46,4 % der Frauen ohne akademischen Bildungsabschluss hat 2 Kinder, 46,4 % ein
Kind und 11,8 % drei oder mehr Kinder (siehe Abb. 22 im Anhang). Es werden zwei
Dummy-Variablen für je ein und zwei Kinder im Haushalt verwendet. Die Ausprägung
zwei Kinder dient als Referenzkategorie, da diese in beiden Gruppen am
59

6 Konzeption und Methode
besten besetzt ist. Der Grund für die Kontrolle nach der Kinderzahl ist die Überlegung,
dass mit steigender Kinderzahl auch der Betreuungsaufwand und die Hausarbeit
steigen, die auch nicht durch die Hilfe bei Haushaltstätigkeiten durch ältere
Kinder kompensiert wird. Es soll untersucht werden, inwiefern dies einen Einfluss
auf die Berufsrückkehr hat.
Da in der Untersuchung nur Frauen berücksichtigt werden, die im Jahr vor der
Geburt durchgängig erwerbstätig waren, wird die Kinderzahl etwas unterschätzt.
Frauen, für die das 2007 geborene Kind bereits das zweite oder dritte ist, hatten vor
dieser Geburt vermutlich keine durchgängigen Erwerbsverläufe wegen früherer
Familienpausen.
Die im Jahr 2007 Geborenen haben nicht nur ältere, sondern häufig auch jüngere
Geschwister, die in den vergangenen drei Jahren bis zum Befragungszeitpunkt noch
geboren wurden. Deskriptive Analysen lassen vermuten, dass vor allem (noch)
jüngere Kleinkinder durch ihren hohen Betreuungsbedarf häufig ein Grund für eine
verzögerte Rückkehr, eine Nicht-Rückkehr oder eine weitere Familienpause nach
einem zeitweiligen Wiedereinstieg sind. Deshalb wird in den Analysen mittels einer
Dummy-Variablen darauf kontrolliert, ob zu dem im Jahr 2007 geborenen Kind noch
ein jüngeres Geschwisterkind im Haushalt lebt. Dies trifft bei den Frauen mit Hochschulabschluss
in 31,4 % der Fälle zu, bei den Frauen ohne Hochschulabschluss in
25,1 % der Fälle 24 .
Vollständigkeitshalber soll auch eine dichotome Variable verwendet werden, die den
Wert 1 annimmt, wenn im Jahr 2007 Zwillinge geboren worden sind, denn für
Mehrlingsgeburten gilt eine verlängerte Mutterschutzfrist von zwölf anstatt regulär
acht Wochen. Außerdem haben Zwillinge einen erhöhten Betreuungsbedarf, der sich
nachteilig auf eine Vereinbarkeit von Familie und Beruf auswirkt. Da dies nur auf
2,2 % in beiden Gruppen von Müttern zutrifft, sind angesichts der Fallzahl stat. sign.
Effekte eher unwahrscheinlich.
Staatsbürgerschaft
Weiterhin wird eine Dummy-Variable für die deutsche Staatsbürgerschaft des Paares
verwendet, wenn beide Partner deutscher Nationalität sind. Die Referenzkategorie
24 Deskriptive Auswertungen mit den ausgeschlossen Fällen der im Jahr vor der Geburt nicht (durchgängig)
Erwerbstätigen lassen folgern, dass die Zahl der Frauen mit jüngeren Geschwistern überschätzt wird.
60

6 Konzeption und Methode
bilden Paare, in welchen einer oder beide eine andere Staatsbürgerschaft besitzen.
Leider ist die Referenzgruppe nur mangelhaft besetzt, so dass Effekte möglicherweise
keine statistische Signifikanz besitzen.
Etwa 96 % der Mütter beider Gruppen in der Stichprobe haben eine deutsche Staatsbürgerschaft,
was im Vergleich mit dem Anteil deutscher Staatsbürger unter allen
Elterngeldempfängern in Deutschland (86,3 %) eine um zirka zehn Prozentpunkte
höhere Quote ist. (Statistisches Bundesamt 2011b: 31). Ausländische Staatsbürger
sind demnach unterrepräsentiert. Zur Kontrolle wird eine Dummy-Variable eingeführt,
die den Wert 1 annimmt, wenn beide Partner in Paarhaushalten deutsch sind
oder Mütter ohne Partner deutsch sind (A: 91,1 %; OH: 92,3 %). Die Referenzgruppe
bilden Paare, in denen ein oder beide Partner nicht deutscher Nationalität sind oder
Mütter ohne Partner eine ausländische Staatbürgerschaft besitzen (A: 8,9 %; OH:
7,7 %). Diese Variable wird aufgenommen, um im Vorhinein auf mögliche Unterschiede
zwischen deutschen und ausländischen Haushalten zu untersuchen. Angesichts
des hohen Anteils an türkischen Migranten unter den Personen mit Migrationshintergrund
in Deutschland und deren patriarchische Familienstrukturen gibt es
möglicherweise Unterschiede in Elternzeit und Berufsrückkehr. Es muss jedoch
angemerkt werden, dass keine Informationen über die Herkunft der ausländischen
Staatsbürger vorliegen.
Siedlungsstruktur
Die Kontrolle nach den siedlungsstrukturellen Merkmalen erscheint wichtig, da sie
ein allgemeiner Indikator für den Ausbau der Infrastruktur, insbesondere der institutionellen
Kinderbetreuung und den öffentlichen Verkehr ist. Aus den Angaben der
Befragten der Postleitzahl ihres Wohnortes wurden bei der Aufbereitung des Datensatzes
die Postleitzahlen den siedlungsstrukturellen Regionsgrundtypen nach der
amtlichen Liste des Bundesinstitutes für Bau-, Stadt und Raumforschung zugeordnet.
Es wurden Dummy-Variablen dafür gebildet, ob die Befragten in einem Agglomerationsraum,
einem verdichteten oder ländlichen Raum 25 wohnen. Als Referenz wird
die Variable für den Agglomerationsraum verwendet. (BBSR 2009).
Auch hier können Unterschiede zwischen Frauen mit und ohne Hochschulabschluss
beobachtet werden. Über die Hälfte der Akademikerinnen wohnen in einem
25 Die Variable wurde auf Basis der amtlichen Liste des BBSR (2009) gebildet.
61

6 Konzeption und Methode
Agglomerationsraum 26 , während dies nur bei 30,2 % der Frauen ohne Hochschulabschluss
zutrifft. Im ländlichen Raum 27 dagegen sind nur ein knappes Viertel aller
Frauen mit Hochschulabschluss zu finden, aber 34,9 % der Referenzgruppe. In
verdichteten Räumen 28 sieht dies ähnlich aus: rund ein Viertel aller Akademikerinnen
und 34,9 % der Referenzgruppe wohnen in einem verdichteten Gebiet. Die
Unterschiede zwischen den beiden Gruppen kommen dadurch zustande, dass Frauen
und Männer, die ein Studium absolvieren dazu meist an den Ort ihrer (Fach-) Hochschule
ziehen, die es vor allem in Agglomerationsräumen oder verdichteten Räumen
gibt. Häufig ziehen Absolventen wegen des besseren spezifischen Arbeitsmarkts
großer Städte nicht in den ländlichen Raum oder kehren dorthin nach Abschluss ihrer
Ausbildung nicht mehr zurück.
Zusammenfassend erfolgt ein Überblick über alle Kontrollvariablen und der Verteilung
deren Ausprägungen für Akademikerinnen (A) und Frauen ohne Hochschulabschluss
(OH).
26 mit Oberzentren mehr als 300.000 Einwohner oder einer Dichte von etwa 300 Einwohner/ km² (BBSR 2009).
27 Dichte über 150 Einwohner/km² und ohne Oberzentrum über 100.000 Einwohner; mit Oberzentrum über
100.000 Einwohner und Dichte unter 100 Einwohner/km² (BBSR 2009).
28 Dichte größer als 150 Einwohner/km² oder Oberzentrum über 100.000 Einwohner bei einer Mindestdichte von
100 Einwohner/km² (BBSR 2009).
62

Tab. 2: Überblick über die Verteilung der Kontrollvariablen (in %)
Merkmal
Ausprägungen
A
49,9 %
N= 507; missing= 0
6 Konzeption und Methode
OH
50,1 %
N= 509; missing= 0
Akademische Bildung 100 0
Alter*
(Dummy-Variablen)
Familienstand
(Dummy-Variable)
Kinderzahl*
(Dummy-Variablen)
Vorhandensein jüngerer
Geschwister
(Dummy-Variablen)
Zwillinge
(Dummy-Variable)
Staatbürgerschaft deutsch
(Dummy-Variable)
Siedlungsstruktur*
(Dummy-Variablen)
bis 34 J.
35-39 J.
40 J. und älter
Verheiratet
Anderer Familienstand
1 Kind
2 Kinder
3 + Kinder
Ja
Nein
Ja
Nein
Beide Partner oder
Mutter ohne Partner
deutsch
Ein oder beide
Partner nicht
deutsch oder Mutter
ohne Partner nicht
deutsch
Agglomeration
Verdichteter Raum
Ländlicher Raum
20,5
43,4
36,1
95,3
5,7
32,5
51,5
16,0
31,5
68,5
2,2
97,8
91,1
8,9
Missing= 2
52,3
24,6
23,2
Missing= 6
47,2
35,4
17,5
94,3
4,7
46,4
41,8
11,8
25,1
74,9
2,2
97,8
92,3
7,7
Missing= 2
30,2
34,9
34,9
Missing= 5
Quelle: ifb-Datensatz zur Berufsrückkehr-Studie.
* Die jeweiligen Ausprägungen der Dummy-Variablen werden für die inferenzstatistischen Auswertungen
dichotomisiert.
6.4.2 Unabhängige Variablen
Gestaltung der Kinderbetreuung
Für die Gestaltung der Kinderbetreuung wird ein Indikator aus den wichtigsten
Variablen zur Ausgestaltung der Kinderbetreuung verwendet. Aus den Antworten
der Fragen, ob das Kind derzeit eine Kinderkrippe oder einen Kindergarten besucht
und in welchem Umfang es betreut wird, wird eine kombinierte Variable 29 gebildet,
die den Umfang der Betreuung in Wochenstunden wiedergibt, aber den Wert 0
annimmt, wenn das Kind keine Betreuungsstätte besucht. Damit wird einem Verlust
29 Die Kombination beider Variablen ist nötig, da nur die Frauen die Frage nach dem Umfang beantwortet haben,
deren Kinder auch in einer Krippe, einen Kindergarten auch besucht. Würde der Umfang der Betreuung separat
ins Modell eingeführt, so gäbe es zu viele fehlende Werte.
63

6 Konzeption und Methode
der Fälle, in denen Frauen ihre Kinder nicht betreuen lassen, bei den multivariaten
Verfahren vorgebeugt. Dies entspricht 18,9 % bei den Akademikerinnen und 36,0 %
bei den Frauen ohne Hochschulabschluss. Der Wertebereich für diese Variable liegt
zwischen 0 und 50 Wochenstunden.
Gestaltung des Arbeitsverhältnisses
Die Ausgestaltung des Arbeitsverhältnisses wird durch den früheren Erwerbsstatus
operationalisiert. Es werden jeweils Dummy-Variablen für eine frühere Erwerbstätigkeit
im öffentlichen Dienst, in einem Mini-Job, als Beamte und in Selbstständigkeit
eingeführt, da je nach Erwerbsstatus Mütter unterschiedliche Gestaltungsmöglichkeiten
haben. Selbstständige sind generell flexibler in ihrer Zeiteinteilung und
können eher von zu Hause aus arbeiten. Sie sind aber auch selbstverantwortlicher für
ihren beruflichen Erfolg, der sich an Kundenanfragen und -aufträge messen lässt.
Eine lange Erwerbsunterbrechung erhöht das Risiko den Kundenstamm zu verlieren.
Beamte und Angestellte im öffentlichen Dienst erfahren möglicherweise eine größere
Sicherheit des Arbeitsplatzes - auch nach einer längeren Unterbrechung, während
Frauen mit einem Mini-Job diese Arbeitsplatzsicherheit nicht empfinden. Ein anderer
Indikator, der eine Rolle für die Berufsrückkehr spielen könnte, ist die Befristung des
Arbeitsverhältnisses, weswegen auch hierfür ein Dummy verwendet wird. Denkbar
ist ein späterer Einstieg, da dieser dann unter Umständen mit der Suche eines neuen
Arbeitsplatzes verbunden ist. Weiterhin wird der Umfang der früheren Erwerbstätigkeit
als metrische Variable eingeführt. Der Umfang ist darum relevant für den Handlungsspielraum
erachtet, da von ihm das eigene Einkommen und letztlich die Höhe
des Elterngeldes abhängt.
Ressourcennutzung
Die Nutzung der Ressourcen wird durch die regelmäßige Inanspruchnahme von
privat bezahlten Betreuungspersonen ermittelt. Dies bildet zwar nicht vollständig ab,
inwiefern Mütter (und ihre Partner) bereit sind, die eigenen finanziellen Ressourcen
einzusetzen, um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu ermöglichen. Dennoch
trifft dies beim wichtigsten Faktor für die Vereinbarkeit, der Kinderbetreuung, zu.
Babysitter, Tagesmütter oder auch Au Pair vermögen es, die Mütter im Alltag bzw.
im Betreuungsnotfall stark zu entlasten. 20,5 % der Akademikerinnen nehmen solche
Dienstleistungen in Anspruch, während dies bei den Frauen ohne Hochschulab-
64

6 Konzeption und Methode
schluss nur 6,9 % sind. Die sehr niedrige Besetzung der Kategorie wird bei den
multivariaten Verfahren vermutlich ein Problem darstellen.
Ein weiteres Merkmal der Nutzung von Ressourcen für eine bessere Vereinbarkeit
von Beruf und Familie ist das Externalisieren von Haushaltstätigkeiten, indem sie
finanzielle Ressourcen für die Entlastung bei der Hausarbeit einsetzen. Hierfür wird
eine Dummy-Variable berechnet, wenn mindestens bei einer der Haushaltstätigkeiten
angegeben wurde, dass sie eine andere Person ausübt als die Befragte selbst oder ihr
Partner. Es wurde im Fragebogen zwar nicht spezifiziert, dass dies bezahlte Hilfen
im Haushalt sind und es sich somit z. B. auch um die eigenen Eltern handeln kann,
die das Paar unterstützen. In Anbetracht der Verteilung der großelterlichen Betreuung,
auf welche weit weniger Akademikerinnen setzen können, ist dies jedoch
unwahrscheinlich. Deswegen wird davon ausgegangen, dass es sich hauptsächlich
um bezahlte Haushaltshilfen handelt. Das ist bei 21,9 % aller Akademikerinnen und
6,0 % der Referenzgruppe der Fall. Auch hier wird die Niedrig-Besetzung von
Kategorien ein mögliches Problem für die Validität der Ergebnisse, besonders bei der
Referenzgruppe darstellen.
Limitationen und Möglichkeiten bei der Kinderbetreuung
Ein wichtiger Indikator für die Ausgestaltung der Kinderbetreuung ist die Möglichkeit
der großelterlichen Betreuung. Zu den eigenen Eltern oder dem eigenen familiären
Netzwerk haben Eltern und Kinder in der Regel die größte Nähe und eine enge
Bindung, so dass ihnen am meisten Vertrauen entgegengebracht wird, um gerade
Kleinkinder in deren Obhut zu geben. Die großelterliche oder familiale Betreuung
hat somit ein großes Potenzial, um Mutter und Vater zu entlasten, so dass es die
Vereinbarkeit von Familie und Beruf erleichtert. Im Fragebogen wurde erfasst, ob
Großeltern oder andere Verwandte regelmäßig bei der Betreuung des Kindes helfen.
Mit 43,8 % steht den Akademikerinnen diese Unterstützungsmöglichkeit weniger
häufig zur Verfügung als den Frauen ohne Hochschulabschluss (57,9 %).
Limitationen und Möglichkeiten durch die Unterstützung durch den Partner
HÄUSLICHE ARBEITSTEILUNG
Ein partnerschaftlich egalitäres oder sogar überwiegendes Engagement des Partners
im Haushalt und bei der Kinderbetreuung entlastet die Partnerin bei innerfamilialen
65

6 Konzeption und Methode
Tätigkeiten und schafft Raum für ihre eigene Erwerbstätigkeit. Für alle Befragte
wurde sowohl die Arbeitsteilung bei Haushaltstätigkeiten als auch bei kindbezogenen
Tätigkeiten mit jeweils vier Items erhoben. Eine Übersicht der Wortlaute der Items
mit den Ausprägungen und den Verteilungen für die beiden Gruppen findet sich in
Tab. 13 des Anhangs. Für beide Tätigkeitsbereiche wurde ein Index gebildet, wobei
jedoch das Item „Hausaufgabenbetreuung“ ausgeschlossen wurde, da nur ein geringer
Anteil von Müttern bereits Kinder im Schulalter hatte. Dieser Index wurde in vier
Ausprägungen kategorisiert, welche den ursprünglichen Labels entsprechen (ausschließlich
ich, eher ich, teils/teils bzw. wechselt, eher Partner, ausschließlich
Partner), wobei die letzten beiden Kategorien aufgrund niedriger Besetzung in
„überwiegend Mann“ zusammengefasst wurden. Daraus ergaben sich pro Bereich
Dummy-Variablen für traditionelle Arbeitsteilung, eher traditionelle Arbeitsteilung
und egalitäres Engagement bzw. höheres Engagement des Partners.
Tab. 3: Besetzung der Dummy-Variablen zur Arbeitsteilung (in %)
Haushaltstätigkeiten:
Dummy-Variablen
Kindbezogene Tätigkeiten:
Dummy-Variablen
A OH A OH
Partnerschaftlich/ non-traditional 20,8 9,2 49,9 43,6
Eher traditionell 29,1 20,0 22,3 23,0
Traditionell 45,5 65,0 23,1 27,7
Kein Partner 4,7 5,7 4,7 5,7
Missing 1 0 0 0
Quelle: ifb-Datensatz zur Berufsrückkehr-Studie; N A = 507, N OH = 509 30 .
Die Angaben der Arbeitsteilung beziehen sich zwar auf die aktuelle Aufteilung der
Arbeit, können aber trotzdem als aussagekräftig für ein erhöhtes Engagement des
Partners betrachtet werden. Empirische Ergebnisse zeigen, dass besonders die
Geburt eines Kindes eine starke Wirkung auf die Traditionalisierung der innerfamilialen
Arbeitsteilung hat, selbst bei Paaren mit vorher partnerschaftlicher Arbeitsteilung.
(Grunow et al. 2007; Schulz 2010). Es kann deshalb davon ausgegangen
werden, dass diejenigen Befragten, welche drei Jahre nach der Geburt immer noch
ein egalitäres Engagement oder ein höheres partnerschaftliches Engagement angeben,
auch vor der Geburt ihres Kindes schon einen im Haushalt engagierten Partner
hatten.
30 N A = Fallzahl für Akademikerinnen, N OH = Fallzahl für Frauen ohne Hochschulabschluss.
66

6 Konzeption und Methode
Ein Problem ist allerdings, dass zwar die Mehrheit mit einem Partner im Haushalt
lebt, aber dennoch 29 der Akademikerinnen bzw. 24 der Frauen ohne Hochschulabschluss
keinen Partner im Haushalt haben und daher die Fragen nicht beantwortet
haben. Um den Ausschluss dieser Fälle aus den Analysen zu vermeiden, ist es
möglich, eine weitere Dummy-Variable für Frauen ohne Partner einzuführen. In den
Proxy-Variablen für das Engagement des Partners, zählen Frauen ohne Partner zur
Referenzkategorie. Dieses Vorgehen ist möglich, da es auch ein inhaltliches Argument
dafür gibt: Frauen, die keinen Partner im Haushalt haben, tragen die alleinige
Verantwortung für Haushalt und Kinderbetreuung und erhalten folglich noch weniger
Unterstützung als Frauen mit traditioneller häuslichen Arbeitsteilung. Weiterhin
gibt es bei den Akademikerinnen bei den Dummy-Variablen für die Hausarbeit viele
fehlenden Werte, die darauf zurückzuführen sind, dass in etlichen Fällen andere
Personen bestimmte Haushaltstätigkeiten erledigen. Dazu gehört hauptsächlich
„Putzen, Wohnung säubern und aufräumen“.
ELTERNZEIT DES PARTNERS
Auch wenn die Väter selbst eine Elternzeit in Anspruch nehmen, unterstützen und
entlasten sie ihre Partnerin bei der Kinderbetreuung und übernehmen Verantwortung.
Dafür wird eine weitere Dummy-Variable eingeführt, wenn ein Vater länger als die
sonst mehrheitlich in Anspruch genommenen zwei Partnermonate in Elternzeit war.
Den Wert 0 bekommen alle Väter, wenn sie keine Elternzeit oder maximal zwei
Monate Elternzeit in Anspruch genommen haben. Bei den Akademikerinnen hatten
8,7 % der Väter eine Elternzeit von mindestens drei Monaten, bei den Frauen ohne
Hochschulabschluss waren dies 4,9 % der Befragten.
Limitationen und Möglichkeiten: Finanzielle Ressourcen
Die finanziellen Mittel eines Haushaltes sind deshalb von Relevanz, da mangelnde
Ressourcen Frauen möglicherweise zu einer frühen Rückkehr in den Beruf zwingen,
wenn das Elterngeld das entgangene Einkommen nicht ausreicht, um die Einkommensausfälle
zu kompensieren.
Haushalte von Akademikerinnen und Frauen ohne Hochschulschluss unterscheiden
sich stat. sign. in ihrem Nettohaushaltseinkommen. Während die Haushaltseinkünfte
bei über der Hälfte der Frauen ohne Hochschulabschluss 2.500 bis 3.000 € nicht
überschreiten, liegt der Median des Haushaltsnettoeinkommens bei Akademikerin-
67

6 Konzeption und Methode
nen-Haushalten bei 4.000 bis 4.500 €. Eine graphische Darstellung der Verteilung
des Einkommens findet sich in Abb. 16 (Kapitel 7.2.3).
Einstellungen
ERWERBSORIENTIERUNG
Im Fragebogen wurde eine Item-Batterie zur Erhebung der individuellen Einstellungen
zur eigenen Berufstätigkeit verwendet. Zur Ermittlung der zugrunde liegenden
Dimensionen wurde eine Hauptkomponentenanalyse mit einer Varimax-Rotation
durchgeführt, bei der eine 4-faktorielle Lösung naheliegt. Diese ist in Tab. 11 im
Anhang dargestellt.
Ein Faktor, der bei der Hauptkomponentenanalyse extrahiert wurde, ist die Einstellung
zur eigenen Autonomie durch die Berufstätigkeit, die als Aspekt einer Erwerbsorientierung
gesehen werden kann. Der Faktor Autonomie wurde durch die beiden
folgenden Items gebildet, deren Zustimmung bzw. Ablehnung ebenso auf einer
5-stufigen Likert-Skala (1 = stimme gar nicht zu bis 5 = stimme voll und ganz zu)
erhoben wurde:
„Der Beruf ist mir wichtig, um eine eigene Alterssicherung aufzubauen.“
„Nur die Berufstätigkeit kann mir die (finanzielle) Unabhängigkeit (auch vom
Partner) sichern.“
Die aus den individuellen Faktorladungen resultierende Skala wurde auf innere
Konsistenz getestet, was ein Cronbach‘s α = 0,527 ergab und damit akzeptabel ist.
KARRIEREORIENTIERUNG
Für die Karriereorientierung liegt ein weiterer Faktor vor (siehe Tab. 11), der aus
vier Items derselben Fragenbatterie besteht und mit einem Cronbach’s α = 0,787 eine
gute Reliabilität besitzt. Die folgenden Sätze bilden den Faktor für die Karriereorientierung:
„Ich strebe eine berufliche Position an, die mit mehr Ansehen verschafft.“
„Ich strebe eine berufliche Position an, in der ich mehr Geld verdiene.“
„Ich möchte in meinem Leben beruflich mehr erreichen als bisher.“
„Für mich ist es sehr wichtig, im Beruf Aufstiegschancen zu haben.“
68

6 Konzeption und Methode
FAMILIENORIENTIERUNG
Die Familienorientierung wird anhand eines Items gemessen, das innerhalb der Item-
Batterie zu den Einstellungen zum Beruf erhoben wurde: „Mein Beruf muss mir viel
Zeit für die Familie/ Partnerschaft lassen“. Da die Antworten der Befragten eine
starke J-förmige Schiefverteilung ergaben, wird daraus eine Dummy-Variable
gebildet. Diese nimmt den Wert 1 an, wenn die Befragten die höchstmögliche
Kategorie („5 = stimme voll und ganz zu“) angegeben haben. Dies ist für 42,2 % der
Akademikerinnen so, bei der Referenzgruppe für 59,1 %.
KRIPPENBETREUUNG UND MUTTERROLLE
Auch für die persönliche Meinung zur Kinderbetreuung und zur Mutterrolle lag eine
Item-Batterie vor. Ein geeignetes Verfahren zur Dimensionsreduzierung war eine
Varimax-rotierte Hauptkomponentenanalyse, wobei zwei Faktoren extrahiert werden
konnten. Als latente Variablen wurden die Befürwortung der Krippenbetreuung
sowie die Zustimmung zu einer traditionellen Mutterrolle und der privaten Betreuung
gebildet. Das Item „Eine berufstätige Mutter kann ein genauso herzliches und
vertrauensvolles Verhältnis zu ihren Kindern finden wie eine Mutter, die nicht
erwerbstätig ist“ war sowohl aus inhaltlichen als auch messtheoretischen Gründen
weniger gut geeignet, da es die interne Konsistenz der Skala für die Zustimmung zur
Fremdbetreuung verminderte. Anstatt die Einstellung zur Krippenbetreuung und zur
Rolle der Mutter mittels Summenscores zu bilden, wurde eine erneute Hauptkomponentenanalyse
ohne das genannte Item durchgeführt. Der Grund hierfür ist, dass die
individuellen Faktorladungen präzisere Daten liefern, als Summenscores, die zudem
weniger fein abgestuft sind. Eine Zusammenfassung der Items, der rotierten Komponentenmatrix
und der Faktoren findet sich in Tab. 12 im Anhang. Für diejenigen
Items, welche die jeweiligen Faktoren bilden, liegt eine gute interne Konsistenz vor,
die bei der Befürwortung einer Fremdbetreuung bei Cronbach’s α= 0,822 und bei der
Zustimmung zu einer traditionellen Mutterrolle und einer privaten Betreuung bei
Cronbach’s α= 0,755 liegt.
6.4.3 Abhängige Variablen
Die abhängige Variable für die multivariaten Verfahren ist die Dauer bis zum beruflichen
Wiedereinstieg, da diese als am aussagekräftigsten für die Gestaltung der
Elternzeit und Berufsrückkehr erachtet wird. Hierfür werden die Angaben der
69

6 Konzeption und Methode
Befragten zum Datum ihres Wiedereinstieges verwendet sowie das Geburtsdatum
des im Jahr 2007 geborenen Kindes. Daraus wurde der Zeitraum in Monaten berechnet,
der zwischen Geburt und beruflicher Rückkehr liegt. Frauen, die zum
Befragungszeitpunkt noch nicht wieder erwerbstätig waren, wurden als rechtszensiert
betrachtet. Für Fälle, in denen die Angaben zum Geburtszeitpunkt des Kindes
fehlten, wurde die Mitte des ersten Halbjahres 2007 als Geburtszeitpunkt festgesetzt,
und der Mittelwert von 34 Monaten vergeben, die bis zum Befragungszeitpunkt 2010
vergangen sind. Die beiden Sonderfälle, in denen z. B. das Kind im ersten Halbjahr
2007 adoptiert wurde, wurden als fehlende Werte definiert. Das Ereignis ist der
Erwerbsstatus, d. h. die Erwerbstätigkeit zum Befragungszeitpunkt.
Dieser wurde abgefragt, als die maximale Elternzeit von drei Jahren in etwa zu Ende
war 31 . Dadurch lässt sich die Stichprobe nach Frauen, die bereits wieder in den Beruf
zurückgekehrt sind und Frauen, die noch nicht zurückgekehrt sind, unterscheiden.
Für Frauen, die ihr Kind erst spät im ersten Halbjahr 2007 geboren haben, ist die
maximale Elternzeitdauer noch nicht ausgeschöpft. Unterschiedlich lange Mutterschutzfristen
nach der Geburt, z. B. durch eine Früh- oder Mehrlingsgeburt oder
eines Kaiserschnittes, machen es nicht möglich für jeden Fall ein Datum des Endes
der maximalen Elternzeit festzusetzen. Wegen eines unterschiedlichen Beginns der
Elternzeit, sind zum Erhebungszeitpunkt also manche Mütter noch nicht zurückgekehrt,
weil sie ihr Kind sehr spät im ersten Halbjahr 2007 bekommen haben, andere
aber wiederum schon, die ihr Kind beispielsweise in den ersten Monaten 2007
geboren haben. Von den Akademikerinnen sind bis zum Befragungszeitpunkt 69,8 %
(N= 354) wieder erwerbstätig, in der Referenzgruppe sind 62,3 % (N= 317) der
Mütter bereits zurückgekehrt. Die annähernd gleich hohen Anteile sind für die
Qualität der folgenden Ergebnisse von Vorteil.
31 Der Erhebungszeitraum (02/2010-03/2010) befand sich in einem Abstand von etwa drei Jahren nach der Geburt
des Kindes, das im ersten Halbjahr 2007 geboren wurde.
70

7 Empirische Ergebnisse
7 EMPIRISCHE ERGEBNISSE
7.1 Gestaltung von Elternzeit und Berufsrückkehr
Dieses Kapitel ist der Beschreibung der Gestaltung der Elternzeit und Berufsrückkehr
gewidmet. Hierbei wird die Gruppe der Akademikerinnen betrachtet und mit
der der Referenzgruppe verglichen. Uni- und bivariate Analysen dienen zur Überprüfung
der ersten Hypothesen, nach welchen es Unterschiede zwischen Frauen mit und
ohne Hochschulabschluss gibt.
7.1.1 Gestaltung der Elternzeit
Elterngeldbezug
Die Auswahl der Stichprobe erfolgte so, dass alle Mütter Elterngeld beantragt und in
Anspruch genommen haben. Der überwiegende Anteil der Frauen beider Gruppen
hat zwischen zehn und zwölf Monate Elterngeld bezogen. Bei den Akademikerinnen
waren dies mit 83,4 % 3,4 Prozentpunkte mehr als bei der Referenzgruppe.
Abb. 2: Dauer des Elterngeldbezuges in Monaten (in %)
100
90
80
70
60
50
40
30
20
10
0
83,4
80,0
4,5
7,9
9,4
1,0
4,5
3,4 5,1
0,8
2-5 6-9 10-12 13-20 20-24
Akademikerinnen
Frauen ohne Hochschulabschluss
Quelle: ifb-Datensatz zur Berufsrückkehr-Studie; N A = 507, missing A = 0; N OH = 509, missing OH = 0.
Auffallend ist, dass ein größerer Anteil der Frauen mit Hochschulabschluss eine
kürzere Bezugsdauer hat. Gleichzeitig hat ein größerer Anteil von Frauen ohne
Hochschulabschluss die Verlängerungsoption des Elterngeldes in Anspruch genommen.
Hier wird gut sichtbar, inwiefern der gesetzliche Rahmen, der durch das BEEG
gesetzt wurde, von den Müttern ausgenutzt wird.
71

7 Empirische Ergebnisse
Erwerbstätigkeit während Elterngeldbezug
Während des Elterngeldbezuges waren 24,5 % der Akademikerinnen erwerbstätig,
während dies bei der Referenzgruppe nur 20 % der Mütter waren. Bivariate Zusammenhangsanalysen
ergeben bei einem Signifikanzniveau von 5 % keinen stat. sign.
Zusammenhang zwischen dem Merkmal Hochschulabschluss und der Erwerbstätigkeit
während der Elternzeit 32 . Akademikerinnen sind demnach nicht häufiger während
der Elternzeit erwerbstätig als Frauen ohne Hochschulabschluss.
Von den Frauen, die während des Elterngeldbezuges erwerbstätig waren, war etwa
ein gleicher Anteil von 27 % in beiden Gruppen bis zu vier Monaten berufstätig.
Fünf bis acht Monate gingen 30,9 % der Akademikerinnen und 21,8 % der Referenzgruppe
einer Erwerbsarbeit nach. Über einen längeren Zeitraum waren dagegen über
die Hälfte der Frauen ohne Hochschulabschluss erwerbstätig. Bei den Akademikerinnen
waren dies lediglich 41,5 %. Zusammenhangsanalysen 33 bestätigen die Vermutung
aufgrund der deskriptiven Ergebnisse, dass bei einem Signifikanzniveau von
5 % eine akademische Bildung kein stat. sign. Zusammenhang mit der Erwerbsdauer
während der Elternzeit hat. Hier gibt es demnach keine Gruppenunterschiede.
Betrachtet man den Umfang, in welchem die Mütter während ihrer Elternzeit berufstätig
waren, so fällt auf, dass Akademikerinnen häufiger in höherem Erwerbsumfang
erwerbstätig waren als Frauen ohne Hochschulabschluss. Frauen ohne Hochschulabschluss
waren 20,6 % weniger als fünf Wochenstunden erwerbstätig, 52 % zwischen
5 und 15 Stunden und 27,5 % zwischen 15 und 30 Wochenstunden 34 . Akademikerinnen
dagegen haben während der Elternzeit fast zur Hälfte zwischen 15 und
30 Stunden gearbeitet, 43,5 % zwischen fünf und 15 Stunden und 10,5 % weniger.
Es besteht ein stat. sign. Zusammenhang – wenn auch ein schwacher – zwischen
akademischer Bildung und dem Umfang der Erwerbstätigkeit während der Elternzeit
(Phi=0,208; α

7 Empirische Ergebnisse
Abb. 3: Zeitraum, in dem die Mütter während
der Elternzeit erwerbstätig waren, in Monaten
(in %)
Abb. 4: Umfang der Erwerbstätigkeit
während der Elternzeit bei Müttern, in
Wochenstunden (in %)
60
50
40
30
20
10
0
27,626,7
30,9
21,8
41,5
48,5
1-4 5-8 9-12 13-24
0
3,0
60
50
40
30
20
10
0
10,5
20,6
43,5
52,0
46,0
27,5
< 5h 5-15 h 15-30 h
Akademikerinnen
Frauen ohne Hochschulabschluss
Akademikerinnen
Frauen ohne Hochschulabschluss
Quelle: ifb-Datensatz zur Berufsrückkehr-Studie;
N A = 124, missing A = 0; N OH = 102, missing OH = 0.
Quelle: ifb-Datensatz zur Berufsrückkehr-
Studie; N A = 124, missing A =0; N OH = 102,
missing OH = 0.
7.1.2 Berufsrückkehr und geplante Berufsrückkehr
Aktuell Erwerbstätige
Etwa ein gleich hoher Anteil von Müttern beider Gruppen ist derzeit erwerbstätig
und damit in den Beruf zurückgekehrt. Mit 69,8 % sind dies etwas mehr Akademikerinnen
als Frauen ohne Hochschulabschluss (62,3 %). Die meisten Mütter beider
Gruppen, die derzeit arbeiten, empfanden die Dauer ihrer Familienpause als genau
richtig, wobei der Anteil unter den Akademikerinnen mit 72,6 % etwas größer ist, als
der der Mütter ohne Hochschulabschluss (64,4 %). Eine kürzere Erwerbspause haben
sich etwa nur 5 % aller Mütter gewünscht. Dagegen hätte ein größerer Prozentsatz
(29,0 %) der Referenzgruppe gerne etwas länger unterbrochen, als die Mütter mit
Hochschulabschluss (21,8 %). Dies deutet auf eine größere Familienorientierung der
Frauen ohne Hochschulabschluss hin.
Alle abhängig Beschäftigten sind zum Großteil an ihren früheren Platz zurückgekehrt,
dabei mit 83,7 % etwas mehr Akademikerinnen als Frauen ohne Hochschulabschluss
(80,6 %). Davon sind wiederum die meisten (N A =77,0 %; N OH =70,5 %) an
diesen zurückgekehrt. Denjenigen, die beim gleichen Arbeitgeber auf einem anderen
Arbeitsplatz zurückgekehrt sind, gefällt dieser im Vergleich zum vorherigen zu
72,4 % (A) bzw. zu 64,6 % (OH) besser. Frauen, denen der neue Arbeitsplatz
73

7 Empirische Ergebnisse
schlechter gefällt als der alte, finden eher, dass ihnen die berufliche Unterbrechung
geschadet habe. Insgesamt und in beiden Gruppen ist etwa ein Drittel der Mütter der
Meinung, dass ihnen die Familienpause beruflich geschadet hat. In beiden Gruppen
hat überraschenderweise fast die Hälfte der Frauen die Möglichkeit genutzt, offen
und differenziert zu antworten, indem sie die Residualkategorie andere Gründe
ausgewählt haben. Hier nennen Mütter beider Gruppen z. B. dass
… sie auf schlechtere Positionen verwiesen wurden, leitende Tätigkeiten verloren
haben, die frühere Stelle nicht mehr in Teilzeit ausüben können oder keine Aufstiegschancen
mehr besitzen.
… sie finanzielle Einbußen erlitten haben.
… sie den Anschluss verloren haben, aktuelle Entwicklungen nicht verfolgen konnten,
sich nur schwer wieder in den Beruf fanden.
… sie weniger in betriebliche Entscheidungen eingebunden werden, sie nicht mehr
ernst genommen werden bzw. ihnen weniger zugetraut wird.
… sie in geringerem Umfang arbeiten als sie eigentlich möchten.
…der Arbeitsvertrag nicht verlängert wurde oder wird.
… sie aufgrund der Familie weniger flexibel im Beruf sind.
Betrachtet man die Auswahl der anderen Antwortmöglichkeiten, so wurde am
häufigsten angeben, dass man beruflich nicht mehr vorankäme. Das beklagen mit
41,0 % mehr Akademikerinnen als Frauen ohne Hochschulabschluss (32,3 %).
Nachteile bei beruflichen Perspektiven werden auch am meisten bei den offenen
Antwortmöglichkeiten genannt. Dafür geben mehr Frauen ohne Hochschulabschluss
an (17,2 % vs. 7,6 % bei Akademikerinnen), dass ihnen die Familienpause insofern
geschadet hat, da sie auf einen anderem Arbeitsplatz verwiesen wurden.
Ferner wurde für die erwerbstätigen abhängig Beschäftigten erhoben, inwiefern mit
dem Arbeitgeber getroffene Vereinbarungen bezüglich der Dauer der Elternzeit
eingehalten wurden. Dies ist im Folgenden tabellarisch dargestellt. Beim Großteil
beider Gruppen änderte sich nichts an der vereinbarten Elternzeit, was bedeutet, dass
die Mehrheit der Frauen wie geplant in den Beruf zurückgekehrt ist. Der Anteil der
Akademikerinnen, die die Unterbrechung wie geplant eingehalten haben, ist um
sieben Prozentpunkte höher als bei den Frauen ohne Hochschulabschluss, was auf
eine höherer Planungssicherheit bei den Akademikerinnen hindeutet. Jedoch haben
auch etwas mehr Frauen die Elternzeit verlängert als diese ohne Hochschulabschluss.
74

7 Empirische Ergebnisse
Eine Analyse der Gründe für eine Verkürzung bzw. Verlängerung der Elternzeit
verspricht mehr Aufschluss über die Unterschiede zwischen den beiden Gruppen, die
im Anhang (Tab. 14) tabellarisch dargestellt sind.
Abb. 5: Umsetzung der vereinbarten Dauer der Elternzeit (in %)
100
80
77,0
70,0
60
40
20
9,5
19,1
13,5 10,9
0
kürzer als
vereinbart
wie vereinbart
länger als
vereinbart
Akademikerinnen
Frauen ohne Hochschulabschluss
Quelle: ifb-Datensatz zur Berufsrückkehr-Studie; N A = 260, missing A = 8; N OH =225, missing OH = 5.
Die Akademikerinnen, die ihre Elternzeit verkürzt haben, haben dies vor allem getan,
weil ihnen ihre berufliche Arbeit gefehlt hat. Dagegen tat dies über die Hälfte der
Referenzgruppe (N= 21), weil ihr Arbeitgeber sie darum gebeten hat und acht
Mütter, weil ihnen die Arbeit gefehlt hat. Auch vier Akademikerinnen verkürzten die
Elternzeit wegen des Arbeitgebers. Als Hauptgrund nannten einige Frauen in beiden
Gruppen auch die Sorge um den Arbeitsplatz und dass man für das Kind einen
geeigneten Arbeitsplatz gefunden habe.
Der hauptsächliche Grund, warum Mütter in beiden Gruppen ihre Familienpause
verlängert haben, war der Wunsch mehr Zeit mit dem Kind verbringen zu können.
Weiterhin wurde auch noch genannt, dass kein geeigneter Betreuungsplatz für das
Kind gefunden wurde sowie die Bitte des Arbeitgebers herangetragen wurde,
die Elternzeit zu verlängern.
Dauer der Erwerbsunterbrechung
Neben der Dauer des Elterngeldbezugs sollten die Befragten, die zurückgekehrt sind,
auch den genauen Zeitpunkt des beruflichen Wiedereinstieges nennen. Dieser Wert
hat den Vorteil, dass die Dauer zwischen Geburt und beruflichem Wiedereinstieg
berechnet werden kann. Im Mittel haben die Mütter mit Hochschulabschluss angegeben,
nach 12,8 Monaten wieder zurückgekehrt zu sein, die Mütter ohne Hochschulabschluss
taten dies nach 14,8 Monaten. Hier muss angemerkt werden, dass dies der
subjektive Zeitpunkt des Wiedereinstieges für die Mütter ist. Denkbar ist, dass für
75

7 Empirische Ergebnisse
Frauen, die eine lange Erwerbspause haben, eine Aufnahme eines Mini-Jobs während
der Elternzeit bereits der berufliche Wiedereinstieg ist. Für andere Mütter, die
z. B. vor der Geburt in Vollzeit erwerbstätig waren, ist eine Erwerbstätigkeit während
der Elternzeit mit niedriger Stundenzahl möglicherweise noch keine Berufsrückkehr.
Tab. 4: Überblick über die Verteilung der
Variable „Dauer der Erwerbspause bis
zum Wiedereinstieg“ in Monaten
A
OH
Median 12,0 13,0
Arithm. Mittel 12,8 14,8
Min 0 0
Max 37 36
Spannweite 37 36
Varianz 61,9 78,7
SD 7,9 8,9
Quelle: ifb-Datensatz zur Berufsrückkehr-
Studie; N A = 507, missing A = 13; N OH = 509,
missing OH = 13.
Bei einer Irrtumswahrscheinlichkeit von
5 % besteht ein schwacher stat. sign.
Zusammenhang zwischen der akademischen
Bildung und der Dauer der Familienpause
bis zur Berufsrückkehr (Pearson’s
r=0,122; R 2 =0,015; Standardfehler des
Schätzers 8,35). Dies bestätigt schwache
Gruppenunterschiede, die in den multivariaten
Verfahren genauer untersucht werden
sollen.
.
76

Mutterschutz
Elternzeit
Hausfrau
Arbeitslos
in Ausbildung/
Weiterbildung/
Sonstige
7 Empirische Ergebnisse
Aktuell Nicht-Erwerbstätige
Diejenigen, die noch nicht wieder in den Beruf zurückgekehrt sind, bezeichnen sich
zu 9,2 % (A) als Hausfrau, während dies in der Referenzgruppe 10,9 % der Befragten
tun. Auffallend ist, dass rein deskriptiv mit einem Anteil von 7,3 % mehr Nicht-
Akademikerinnen arbeitslos sind, als Akademikerinnen (3,3 %). Die Mütter die zum
Befragungszeitpunkt nicht erwerbstätig sind, sind zum überwiegenden Teil im
Mutterschutz oder in Elternzeit. Bei den Nicht-Akademikerinnen sind dies 80,7 %
unter den aktuell nicht Erwerbstätigen, bei den Akademikerinnen 86,9 %. Wegen des
sehr hohen Anteils von Frauen in Mutterschutz oder Elternzeit wurde überprüft, ob
die Frauen seit 2007 ein weiteres Kind bekommen haben und deswegen in Elternzeit
oder Mutterschutz sind.
Abb. 6: Aktuelle Tätigkeit der nicht-erwerbstätigen Mütter (in %)
100
90
80
70
60
50
40
30
20
10
0
86,9
80,7
9,2 10,9
3,3
7,3
0,7 1,0
Akademikerinnen
Frauen ohne Hochschulabschluss
Quelle: ifb-Datensatz zur Berufsrückkehr-Studie; N A = 153, missing A = 0; N OH = 192, missing OH = 0.
Bei den Nicht-Akademikerinnen sind 62 Mütter (40,0 %) noch in Elternzeit ihres
2007 geborenen Kindes, 93 (60,0 %) haben jüngere Kinder und sind deswegen
in Elternzeit oder Mutterschutz. Unter den Akademikerinnen, die in Elternzeit oder
Mutterschutz sind, sind dies 21 (16,5 %) immer noch bei ihrem im Jahr 2007 geborenen
Kind. Über Dreiviertel (N= 111) der Akademikerinnen haben ein weiteres
Kind oder weitere Kinder innerhalb dieser drei Jahre geboren und befinden sich
deswegen in Elternzeit oder Mutterschutz. Akademikerinnen, die zum Befragungszeitpunkt
in Elternzeit oder Mutterschutz sind, tun dies also häufiger aufgrund
jüngerer Kinder im Haushalt und seltener, weil sie noch in Elternzeit des 2007
77

7 Empirische Ergebnisse
geborenen Kindes sind. Dies spricht für einen längeren Verbleib in einer Familienpause
bei Frauen ohne Hochschulabschluss.
Sie wurden ebenfalls nach ihrer geplanten Rückkehr gefragt. Bis auf vier Fälle unter
den Akademikerinnen und drei Fällen in der Referenzgruppe planen alle Mütter, in
Zukunft wieder eine Erwerbstätigkeit aufzunehmen. Von den 188 Akademikerinnen
und den 150 Müttern ohne Hochschulabschluss, die eine Wiederaufnahme planen,
möchten 11,3 % (A) bzw. 16,5 % (OH) möglichst sofort wiedereinsteigen. Der Rest
möchte erst später wieder erwerbstätig sein, wobei der Großteil der beiden Gruppen
einen Wiedereinstieg noch im selben Jahr (2010) plant. In Abb. 7 wird überblickartig
dargestellt, ob und wie die noch nicht wieder erwerbstätigen Mütter eine Berufsrückkehr
planen. Auffallend ist, dass Frauen mit Hochschulabschluss tendenziell eine
etwas frühere Rückkehr als die Referenzgruppe vorsehen.
Abb. 7: Überblick über die Planung der Berufsrückkehr
Beabsichtigen Sie, in der Zukunft wieder eine Erwerbstätigkeit
aufzunehmen?
Ja
A:
OH:
98,0%
(N= 150)
97,9%
(N= 188)
Nein/
Weiß
nicht
A:
OH:
2%
(N= 3)
2%
(N= 4)
Wann wollen Sie Ihre Erwerbstätigkeit aufnehmen?
Möglichst
sofort
A:
OH:
11,3%
(N= 17)
16,5%
(N= 31)
Erst später
A:
OH:
88,7%
(N= 133)
83,5%
(N= 157)
Noch in
diesem Jahr
(2010)
(Bis spät.)
nächstes
Jahr (2011)
(Spät.) in 2-3
Jahren
(2012/13)
Später
A:
58,1%
(N= 75)
22,5%
(N= 29)
14,0%
(N= 18)
5,4%
(N= 7)
N= 133
Missing= 4
OH:
48,3%
(N= 72)
17,4%
(N= 26)
28,2%
(N= 42)
6,0%
(N= 9)
N= 157
Missing= 8
Quelle: ifb-Datensatz zur Berufsrückkehr-Studie; N A =124, missing A= 0; N OH =102, missing OH = 0.
Die Frauen, die einen beruflichen Wiedereinstieg vorbereiten, wurden nach ihren
Motiven gefragt, die in Abb. 8 dargestellt sind. Der Reihenfolge nach wurde am
78

Aus Freude
am Beruf
Zur Selbstverwirklichung
Wir brauchen
das Geld
Um das berufliche
Fortkommen zu
sichern
Für die Altersvorsorge
eine längere Pause
ist bei meiner
Stelle nicht möglich
7 Empirische Ergebnisse
häufigsten von beiden Gruppen die Freude am Beruf als Grund für eine geplante
Rückkehr genannt. Am zweitwichtigsten für beide Gruppen ist die Altersvorsorge.
Als dritthäufigstes Motiv wurde von den Frauen mit Hochschulabschluss die Sicherung
des beruflichen Fortkommens und bei der Referenzgruppe finanzielle Gründe
angegeben. Den fünften Platz nimmt die Selbstverwirklichung der Frauen ein, die
immer noch für über die Hälfte der Mütter ein relevantes Motiv zur Berufsrückkehr
darstellt. Am seltensten wurde genannt, dass eine längere Erwerbsunterbrechung bei
der eigenen Stelle nicht möglich ist. Auffallend ist, dass Akademikerinnen des
Öfteren Gründe nennen, die Aspekte einer Berufs- und Karriereorientierung sind,
wie „berufliche Selbstverwirklichung“, „Freude am Beruf“ und „Sicherung des
beruflichen Fortkommens“. Auch die Altersvorsorge scheint für Akademikerinnen
ein wichtigeres Thema zu sein. Ebenso meinen mehr Frauen mit Hochschulabschluss,
dass eine längere Unterbrechung bei ihrer Stelle nicht möglich sei. Dieser
Grund könnte natürlich im Hinblick auf Aufstiegs- und Karrierechancen genannt
werden, welche für Hochgebildete im Allgemeinen wichtiger sind (vgl. Sinus
Sociovision 2008). Lediglich finanzielle Gründe werden etwas häufiger von Müttern
der Referenzgruppe genannt, was vermutlich daran liegt, dass den Haushalten der
Referenzgruppe ein sichtlich niedrigeres Haushaltseinkommen zur Verfügung steht.
Anzumerken ist, dass die Unterschiede in den Nennungshäufigkeiten mit Rücksicht
auf die Fallzahl interpretiert werden und deshalb nicht überschätzt werden sollten.
Abb. 8: Gründe der Mütter für die geplante Berufsrückkehr (in %)
100
90
80
70
60
50
40
30
20
10
0
92,0 89,9
58,7 54,8
74,5
68,7 70,7
55,9
82,0
75,0
30,7
22,3
Akademikerinnen
Frauen ohne Hochschulabschluss
Quelle: ifb-Datensatz zur Berufsrückkehr-Studie; N A =150, missing A = 0; N OH =188, missing OH = 0.
79

Vollzeit
Teilzeit
Selbstständig
Mini-Job/
geringfügig
gelegentlich/
unregelmäßig/
Sonstiges
Ausbildung
7 Empirische Ergebnisse
7.1.3 Gestaltung der Berufsrückkehr
Erwerbsverhältnis
Für die zum Erhebungszeitpunkt erwerbstätigen Mütter (N A =69,8 %; N OH =62,3 %)
liegen weitere Informationen zur derzeitigen Erwerbstätigkeit vor. In beiden Gruppen
ist der überwiegende Anteil der Mütter Teilzeit erwerbstätig: 70,9 % der Akademikerinnen
und 62,8 % der Frauen ohne akademische Bildung. Nicht nur die
Teilzeit, sondern auch die Vollzeitquote ist bei den Akademikerinnen mit 12,4 %
gegenüber 6,6 % bei der Referenzgruppe sichtlich höher. Selbstständig sind mit
11,6 % etwas mehr Akademikerinnen. Es fällt auf, dass der Anteil derjenigen Frauen,
die einen Mini-Job haben oder geringfügig beschäftigt ist, unter den Frauen ohne
Hochschulabschluss mit einem Anteil von 20,2 % deutlich höher ist, als unter den
Akademikerinnen, bei welchen der Anteil um etwa 17 Prozentpunkte niedriger
ausfällt. Mini-Jobs und geringfügige Beschäftigungen haben häufig niedrigere
Qualifikationsanforderungen, sind weniger gut bezahlt und werden deshalb seltener
von Akademikerinnen ausgeübt. Hinzu kommen oft finanzielle Gründe in Familienhaushalten
mit geringem Einkommen, so dass die Mütter zur Aufstockung des
Haushaltseinkommens Mini-Jobs bzw. geringfügige Beschäftigungen annehmen oder
auf diese Stellen statt Teilzeitstellen verwiesen werden.
Abb. 9: Aktuelle Erwerbsstatusse (in %)
80
70
60
50
40
30
20
10
0
12,4
6,6
70,9
62,8
11,6
8,8
20,2
3,4 1,4 1,6 0,3 0,0
Akademikerinnen
Frauen ohne Hochschulabschluss
Quelle: ifb-Datensatz zur Berufsrückkehr-Studie; N A =354, missing A= 0; N OH =317, missing OH = 0.
Zusätzliche Unterschiede bestehen im Arbeitsverhältnis der Mütter: So steht der
überwiegende Anteil der Frauen ohne Hochschulabschluss in einem Angestellten-
80

7 Empirische Ergebnisse
und Arbeiterverhältnis als Akademikerinnen, die zwar zu über der Hälfte Angestellte
sind, aber auch häufiger Beamte oder Richter.
Die Mütter mit akademischer Bildung sind mit 37,7 % um etwa zehn Prozentpunkte
häufiger im öffentlichen Dienst tätig. Dafür sind 84,9 % der Frauen ohne Hochschulabschluss
öfter in unbefristeten Verhältnissen als Akademikerinnen (80,8 %) und
haben damit eine größere Arbeitsplatzsicherheit.
Dadurch, dass Akademikerinnen vermehrt selbstständig sind, zu einem höheren
Anteil im Öffentlichen Dienst arbeiten und auch unabhängig vom Erwerbsstatus
häufiger die Möglichkeit zur Heimarbeit haben, arbeiten Akademikerinnen häufiger
in Erwerbsverhältnissen, die eine Vereinbarkeit von Familie und Beruf erleichtern.
Umfang
Ebenso wurden die zurückgekehrten Frauen auch nach dem Umfang ihrer aktuellen
Erwerbstätigkeit gefragt. Im Mittel arbeiten die Frauen mit Hochschulabschluss 23,6
Wochenstunden, während die zurzeit erwerbstätigen Frauen ohne akademischen
Abschluss mit durchschnittlichen 19,5 Wochenstunden etwa vier Stunden weniger
arbeiten. Wird der Median des aktuellen Erwerbsumfangs betrachtet, so fallen die
Unterschiede weit weniger groß aus. Dieser liegt bei Akademikerinnen bei 21 und
bei der Referenzgruppe bei 20 Wochenstunden. Zur Überprüfung von unterschieden
konnte kein t-test berechnet werden, da keine Normalverteilung des Merkmals
vorliegt. Deswegen wurde eine einfache lineare Regression mit einer Kovariaten
berechnet, dass hier eine fehlende Normalverteilung weniger problematisch ist. Der
Zusammenhang zwischen einem akademischen Abschluss und dem Umfang der
aktuellen Erwerbstätigkeit ist stat. hochsignifikant (p

7 Empirische Ergebnisse
7.2 Handlungsspielräume
7.2.1 Kinderbetreuung
Gestaltung
81,1 % (N= 411) der 2007 geborenen Kinder von Akademikerinnen und 64,0 %
(N= 326) der Kinder der Referenzgruppe besuchen zum Befragungszeitpunkt eine
Kindertagesstätte oder einen Kindergarten, was einer höheren Betreuungsquote unter
Akademikerinnen entspricht. Bivariate Zusammenhangsanalysen (phi= -0,191;
p

7 Empirische Ergebnisse
Tab. 5: Überblick über die Verteilung
des Alters, ab dem das Kind eine
Kindertagesstätte besucht (in Monaten)
A
OH
Median 18 27
Arithm. Mittel 19,4 24,6
Min 3 2
Max 39 36
Spannweite 36 34
Varianz 77,0 71,5
SD 8,8 8,5
Quelle: ifb-Datensatz zur Berufsrückkehr-
Studie; N A = 411, missing A = 0; N OH =326,
missing OH = 0.
Abb. 10: Verteilung der Antworten auf die Frage
„Seit wann besucht Ihr Kind eine Kindertagesstätte?
(in %)
50
40
30
20
10
0
16,3
5,5
1-10
Monate
41,4
27,0
11-20
Monate
Akademikerinnen
11,2 11
21-25
Monate
21,7
32,8
26-30
Monate
Quelle: ifb-Datensatz zur Berufsrückkehr-Studie;
N A = 411, missing A= 0; N OH = 326, missing OH = 0.
9,5
23,6
31-48
Monate
Frauen ohne Hochschulabschluss
Auch im Umfang der institutionellen Kinderbetreuung unterscheiden sich die beiden
Gruppen anhand der deskriptiven Ergebnisse, wie aus Tab. 6 und Abb. 11 ersichtlich
ist. Im Mittel werden Akademikerinnen-Kinder durchschnittlich etwa 4 Stunden pro
Woche länger betreut. Knapp die Hälfte der Kinder von Akademikerinnen besuchen
mehr als 28 Wochenstunden eine Betreuungseinrichtung. Etwa ein Drittel beider
Gruppen lassen ihr Kind zwischen 21 und 30 Stunden in der Woche beaufsichtigen.
Zwischen 31 und 40 Wochenstunden verbringt ein weiteres Drittel der Akademikerinnen
in einer Betreuungseinrichtung während dies aber nur auf 19,6 % der Kinder
der Referenzgruppe zutrifft. Auch beim höchsten Betreuungsumfang fällt der Anteil
bei den Akademikerinnen etwas höher aus. Jedoch trifft dieser hohe Betreuungsumfang
nur auf einen minimalen Anteil in beiden Gruppen zu.
Tab. 6: Überblick über die Verteilung
der Variable „Umfang der Kinderbetreuung“
in Wochenstunden
A
OH
Median 28 22
Arithm. Mittel 26,7 22,9
Min 3 3
Max 50 45
Spannweite 47 43
Varianz 106,3 99,7
SD 26,7 22,9
Quelle: ifb-Datensatz zur Berufsrückkehr-
Studie; N A = 411, missing A = 0; N OH = 326,
missing OH = 0.
Abb. 11: Umfang der Kinderbetreuung in Wochenstunden
(in %)
40
30
20
10
0
14,7
9,2
24,3
34
33,3
31,6
28,7
17,5
4,4
1-10 11-20 21-30 31-40 41-50
Akademikerinnen
Quelle: ifb-Datensatz zur Berufsrückkehr-Studie;
N A = 411, missing A = 0; N OH = 326, missing OH = 0.
2,1
Frauen ohne Hochschulabschluss
83

7 Empirische Ergebnisse
Möglichkeiten und Limitationen
Bei der Frage danach, ob es weitere Personen außerhalb des Haushalts gibt, die
regelmäßig bei der Betreuung des Kindes helfen, so verneinen dies 41,4 % aller
Akademikerinnen während das mit 38,1 % etwas weniger Frauen ohne Hochschulabschluss
tun. Von den Frauen, welche solche Hilfen haben, wird in beiden Gruppen
meistens die großelterliche Fürsorge genannt, mit weitem Abstand die Betreuung
durch bezahlte Betreuungspersonen, am dritthäufigsten durch Freunde, Bekannte
oder Nachbarn. Am seltensten wird die Betreuung durch den Vater des Kindes
genannt, der nicht im Haushalt lebt, was durch den hohen Anteil zusammenlebender
Ehepaare in der Stichprobe zu begründen ist. Weiterhin fallen Unterschiede zwischen
Akademikerinnen und Frauen ohne Hochschulabschluss besonders bei Betreuungsmöglichkeit
durch Großeltern (92,1 % bei der Referenzgruppe versus 74,7 % bei den
Akademikerinnen) und der entlohnten Betreuung aus (11,1 % bei der Referenzgruppe
im Vergleich zu 35,0 % unter den Akademikerinnen).
Die Betreuung des Kindes während der Arbeitszeit stellt für Akademikerinnen
häufiger ein Problem dar, als für derzeit erwerbstätige Mütter ohne Hochschulabschluss
(siehe Abb. 12). Dies zeigt sich vor allem an der Besetzung der Kategorien
nie, selten und manchmal. In beiden Gruppen ist die Kinderbetreuung nur für etwa
13 % der Frauen häufig ein Thema. Die Vermutung, dass dies am höheren Erwerbsumfang
und der geringeren Verfügbarkeit an Großelternbetreuung bei Akademikerinnen
liegt, konnten bivariate Zusammenhangsanalysen nicht bestätigen. Dafür
ergeben sich niedrige bis mittlere postive stat. sign. Zusammenhänge 35 zwischen der
Höhe des Kinderbetreuungsumfangs in einer Einrichtung und der Häufigkeit von
Betreuungsproblemen.
35 Es wurden bivariate Zusammenhangsanalysen zwischen den beiden Variablen berechnet. Für den Zusammenhang
des Umfangs der Krippenbetreuung (metrisch skaliert) der Häufigkeit des Betreuungsproblems (ordinal
skaliert) ergibt sich für Akademikerinnen ein gamma= 0,191 (p

7 Empirische Ergebnisse
Abb. 12: Verteilung der Antworten auf die Frage, wie oft die Kinderbetreuung während der
Arbeitszeit ein Problem darstellt (in %)
45
40
35
30
25
20
15
10
5
0
30,8
34,2
37,6
26,3
29,5
15,5
12,7 13,3
Nie Selten Manchmal Häufig
Akademikerinnen
Frauen ohne Hochschulabschluss
Quelle: ifb-Datensatz zur Berufsrückkehr-Studie; N A =354, missing A= 0; N OH =317, missing OH =2.
Dieses Ergebnis ist konsistent mit den Antworten der Befragten auf die Frage nach
besonders problematischen Aspekten bei der Kinderbetreuung. Unvorhergesehene
Erkrankungen des Kindes werden am häufigsten genannt, nämlich von 57,7 % der
Frauen ohne Hochschulabschluss und 74,6 % der Akademikerinnen. Dieser Unterschied
lässt sich durch die höhere Betreuungsquote und den höheren Betreuungsumfang
der Kinder von Akademikerinnen erklären. Am zweithäufigsten mit 39,8 % (A)
bzw. 38,2 % (OH) wurde die Betreuung in den Ferienzeiten genannt. Als dritthäufigster
Grund werden mit etwa 37 % von beiden Gruppen die Kosten der Kinderbetreuung
genannt. Dieser gleich hohe Anteil ist insofern nicht überraschend, da
Akademikerinnen durch die quantitativ höhere Betreuung und des mehrfachen
Einsatzes von bezahlten Betreuungspersonen auch höhere Kosten bei der Kinderbetreuung
haben. Trotzdem überrascht dies, da diese Kosten für die Haushalte von
Akademikerinnen weniger ins Gewicht fallen sollten, da diesen mehr finanzielle
Mittel zur Verfügung stehen.
7.2.2 Arbeitsverhältnis
Gestaltung
Aus der Lebensverlaufsperspektive (siehe Kapitel 3.1) ergibt sich die Vorstellung,
dass individuelle Entscheidungen von der eigenen Situation anhängen, die sich
wiederum aufgrund früherer Entscheidungen, Möglichkeiten und Limitationen
ergeben hat. Deswegen ist es wichtig, zu untersuchen, welche unterschiedlichen
85

Arbeitnehmer,
unbefristet
Arbeitnehmer,
befristet
Beamte
Selbstständig,
Unternehmer,
Freiberuflich,
Landwirt
Minijob o.Ä.
7 Empirische Ergebnisse
Voraussetzungen die Mütter bei der Berufsrückkehr durch ihr vorheriges Erwerbsleben
hatten.
Nach der Aufbereitung (siehe Kapitel 6.2) befinden sich nur noch Frauen im Datensatz,
die vor der Geburt des Kindes erwerbstätig waren. Der Großteil der Frauen
beider Gruppen stand als Arbeitnehmer in einem unbefristeten Arbeitsverhältnis.
Jedoch war bei den Akademikerinnen ein niedriger Anteil unbefristet beschäftigt, als
in der Referenzgruppe und zu einem größeren Anteil in befristeten Verträgen, verbeamtet
oder selbstständig. Mit 4,3 % der Mütter haben Frauen ohne Hochschulabschluss
häufiger einen Mini-Job oder ähnliches als Akademikerinnen. Nach dem
beruflichen Bildungsabschluss unterscheiden sich die Erwerbsverhältnisse von
Frauen, was für die Perspektiven bei einer Rückkehr wichtig sein sollte. So ist für
Frauen mit befristeten Verträgen ein Widereinstieg mit der Suche nach einem neuen
Arbeitgeber verbunden. Verbeamtete Frauen genießen vergleichsweise eine noch
größere Arbeitsplatzsicherheit als Frauen mit anderem Erwerbsstatus. Selbstständige
wiederum haben besondere Bedingungen, wie z.B. eine größere Flexibilität oder die
Vereinbarkeit von Familie und Berufstätigkeit erleichtert. Sie benötigen aber auch
eine stärkere Eigenleistung, da sie eine höhere Selbstverantwortung für ihre persönlichen
Erwerbschancen und berufliche Perspektiven besitzen. Durch die leicht unterschiedliche
Zusammensetzung der Erwerbsstatusse haben Akademikerinnen und
Frauen ohne Hochschulabschluss folglich unterschiedliche Bedingungen bei der
Gestaltung der Berufsrückkehr.
Abb. 13: Erwerbsstatus der Mütter vor der Geburt (in %)
90
80
70
60
50
40
30
20
10
0
56,6
79,2
13,8
8,6
18,9
3,1
9,3
4,7 1,4 4,3
Akademikerinnen
Frauen ohne Hochschulabschluss
Quelle: ifb-Datensatz zur Berufsrückkehr-Studie; N A =507, missing A= 0; N OH =509, missing OH =0.
86

7 Empirische Ergebnisse
Was den Umfang der vorherigen Erwerbstätigkeit angeht, so sind etwa 5 % der
Frauen beider Gruppen geringfügig bis zu 10 Stunden beschäftigt, etwa eine von
sechs Frauen beider Gruppen arbeitet halbtags zwischen 11 und 20 Stunden.
Zwischen 21 und 34 Stunden arbeiten 19,7 % der Akademikerinnen, während dies
nur 11,4 % der Frauen ohne Hochschulabschluss tun. Dementsprechend arbeitet ein
größerer Teil der Referenzgruppe in Vollzeitarrangements als Akademikerinnen.
Abb. 14: Umfang der erwerbstätigen Mütter vor Geburt (in %)
Umfang A OH
Geringfügig bis 10 Stunden 5,1 5,9
Halbtags 11-20 Stunden 16,0 15,0
Teilzeit 21-34 Stunden 19,7 11,4
Vollzeit ab 35 Stunden 59,2 67,7
Quelle: ifb-Datensatz zur Berufsrückkehr-Studie; N A =507, missing A = 0; N OH =509, missing OH =0.
Diese Unterschiede im Erwerbsumfang lassen sich mit Blick darauf verstehen, dass
die Akademikerinnen häufiger schon ein Kind vor dem 2007 geborenen Kind haben
und dadurch eher in Teilzeitarrangements arbeiten 36 .
Limitationen und Möglichkeiten
Was die Gestaltung des Erwerbstätigkeit nach der Berufsrückkehr betrifft, so agieren
Frauen auch hier innerhalb ihres Spielraumes, der z. B. durch den Arbeitgeber
vorgegeben ist. Für die Untersuchung dieser Einschränkungen und Möglichkeiten
liegen lediglich Informationen von den Frauen vor, die bereits in den Beruf zurückgekehrt
sind. Diese Informationen beinhalten zwar Erklärungspotenzial für die
Ausgestaltung der Berufsrückkehr, denn die Frauen sind meist vor dem Wiedereinstieg
über das zukünftige Arbeitsverhältnis informiert. Jedoch können sie aus methodischen
Gründen nicht für die multivariaten Analysen verwendet werden, da nur
für den Anteil der Erwerbstätigen diese Variablen abgefragt wurden. Trotzdem soll
nicht darauf verzichtet werden, die zur Verfügung stehenden Informationen zu
beschreiben.
Zu nennen ist hier noch einmal, dass nur eine geringe Zahl an Müttern die Elternzeit
auf Wunsch des Arbeitsgebers verkürzt oder verlängert hat (siehe Tab. 14 im Anhang).
Dies betrifft nur 8,8 % aller derzeit abhängig erwerbstätigen Akademikerin-
36 Es besteht ein statisch signifikanter Zusammenhang zwischen den beiden Merkmalen Kinderzahl und Umfang
der Erwerbstätigkeit vor der Geburt (metrisch). (A: Gamma=-0.403***; T=-9,276; Standardfehler=0,041; OH:
Gamma=-0.509***; T=-12,187; Standardfehler=0,039; N A =507; missing A =0; N OH =508; missing OH =1)
87

7 Empirische Ergebnisse
nen bzw. 3,9 % der Referenzgruppe. Grundsätzlich werden die Abkommen über die
Dauer der Erwerbspause von Seiten des alten Arbeitgebers bei beiden Gruppen
eingehalten.
Ein Merkmal, das die Vereinbarkeit von Familie und Beruf verbessert, ist die Möglichkeit
der Heimarbeit. Das erhöht die Flexibilität, die z. B. bei einer Erkrankung
des Kindes oder in einem anderen Betreuungsnotfall nötig ist. Die Obhut der Kleinkinder
ist wohl der wichtigste Gesichtspunkt beim Wiedereinstieg. Neben der
Krippenbetreuung und der Unterstützung durch den Partner, Großeltern, Freunde,
Nachbarn und bezahlte Betreuungspersonen, erleichtert die Möglichkeit der Arbeit
von zu Hause aus den Prozess des beruflichen Wiedereinstieges. Ihre Erwerbstätigkeit
üben 17,2 % der Akademikerinnen hauptsächlich von zu Hause aus, 21,5 %
können das manchmal, 9,9 % selten. Für etwa die Hälfte der Akademikerinnen ist
dies nie möglich. Frauen ohne Hochschulabschluss tun dies weniger. Dreiviertel der
Referenzgruppe arbeitet nie von zu Hause aus, 4,5 % selten, 9,8 % manchmal, und
ein fast ebenso kleiner Anteil hauptsächlich. Dieser Unterschied liegt nicht am
höheren Anteil der Selbstständigen unter den Akademikerinnen. Betrachtet man nur
die abhängig Beschäftigten, so ist bei beiden Gruppen der Frauen der Anteil derer,
die hauptsächlich von zu Hause aus arbeiten, um etwa vier Prozentpunkte niedriger.
Die Anteile derjenigen, die manchmal oder selten von zu Hause aus arbeiten, bleiben
stabil.
Abb. 15: Anteil der Befragten, die ihre Erwerbstätigkeit zu Hause ausüben (in %)
80
70
60
50
40
30
20
10
0
21,5
17,2
9,5 9,8
Ja,
hauptsächlich
Ja,
manchmal
9,9
4,7
Ja,
selten
51,4
76,0
Nein,
nie
Akademikerinnen
Frauen ohne Hochschulabschluss
Quelle: ifb-Datensatz zur Berufsrückkehr-Studie; N A =354, missing A = 0; N OH =317, missing OH =0.
Interessant wären auch Informationen über die Verfügbarkeit von Betriebskinderkrippen
oder -gärten sowie die Möglichkeit flexibler Arbeitszeitenmodelle gewesen,
88

7 Empirische Ergebnisse
z. B. Gleitzeit, flexible Tages- und Wochenarbeitszeit oder Vertrauensarbeitszeit,
hierfür lagen jedoch keine Informationen vor.
7.2.3 Ressourcen
Nutzung
Für die Nutzung der zur Verfügung stehenden finanziellen Ressourcen sind nur
zweierlei Informationen vorhanden: Zum einen, ob die Mütter andere bezahlte
Betreuungspersonen haben und ob sie sich eine Haushaltshilfe 37 leisten. Bezahlte
Betreuungspersonen, wie Tagesmütter, Babysitter oder Aupair nehmen 20,5 % aller
Akademikerinnen in Anspruch, jedoch tun dies nur 6,9 % der Mütter ohne Hochschulabschluss.
Eine Haushaltshilfe haben 21,9 % der Frauen mit Hochschulabschluss.
Der Anteil der Mütter mit Haushaltshilfen unter den Frauen ohne Hochschulabschluss
fällt mit 6,0% dagegen deutlich geringer aus.
Limitationen und Möglichkeiten
Es ist offensichtlich, dass die Nutzung der Ressourcen für die Gestaltung der Vereinbarkeit
von Familie und Beruf nur im Rahmen der Verfügbarkeit eigener finanzieller
Ressourcen möglich ist. Davon stehen den Haushalten der Akademikerinnen mehr
zur Verfügung, was sich am deutlichsten am Nettohaushaltseinkommen zeigt.
Die Mediane der beiden Gruppen sind zwei Einkommensklassen voneinander entfernt.
Bei den Frauen ohne Hochschulabschluss liegt dieser bei 2.500 – 3.000 €, bei
den Akademikerinnen bei 4.000 – 4.500 €. Bivariate Zusammenhangsanalysen in
Form einer einfachen linearen Regression bestätigen die deskriptiven Ergebnisse mit
einen niedrigen bis mittleren stat. sign. Zusammenhang (R 2 = 0,182; p

7 Empirische Ergebnisse
relativ stabil. Die deutlichen Unterschiede in den Einkommen lassen sich vermutlich
auch durch die zunehmende Wahl eines bildungsgleichen Partners verstehen (Blossfeld
& Timm 2003: 32), was Einkommensunterschiede zwischen Haushalten verstärkt.
Dies kann im Datensatz nicht überprüft werden, da keine Variable für den
Bildungsabschluss des Partners zur Verfügung steht.
Abb. 16: Verteilung des Nettohaushaltseinkommen (in %)
45
40
35
30
25
20
15
10
5
0
3,5
15,9 14,9
5,1
Unter 2.000 € 2.000-
2.500 €
21,7
9,8 10
2.500-
3.000 €
18,2
3.000-
3.500 €
17,3
3.500-
4.000 €
15,1
9,1 8,7
4.000-
4.500 €
39,3
11,4
4.500 € und
mehr
Akademikerinnen
Frauen ohne Hochschulabschluss
Quelle: ifb-Datensatz zur Berufsrückkehr-Studie; N A =507, missing A =16; N OH =509, missing OH =26.
Die beiden Gruppen ziehen ihr Einkommen jedoch aus gleichen Quellen: Die Erwerbsarbeit
des Partners, die eigene Erwerbsarbeit und das Elterngeld wird am
häufigsten genannt. Jedoch stehen etwas mehr Akademikerinnen auch Einkünfte aus
Vermögen, Vermietung und Verpachtung zur Verfügung, nämlich mit 19,5 % rund
sechs Prozentpunkte mehr als Frauen ohne Hochschulabschluss. Es gibt aber auf der
anderen Seite Hinweise, dass Frauen ohne Hochschulabschluss etwas häufiger ihren
Lebensunterhalt aus Transferleistungen beziehen, wie Wohngeld, Arbeitslosengeld I,
Hilfe zum Lebensunterhalt und Arbeitslosengeld II sowie Landeserziehungsgeld.
Genauere Aussagen sind wegen der insgesamt niedrigen Fallzahlen nicht möglich.
90

7 Empirische Ergebnisse
7.2.4 Unterstützung durch den Partner
Innerfamiliale Arbeitsteilung
Abb. 17: Arbeitsteilungsarrangement der Mütter mit Partner (in %)
80
70
60
50
40
30
20
10
0
47,7
69
Traditionell
30,5
21,3
Eher
traditionell
20,3
9,6
Partnerschaftlich
1,5
0,2
antitraditionell
29,4
24,2 23,4 24,4
Traditionell
Eher
traditionell
51,1
45,8
Partnerschaftlich
1,2
0,4
antitraditionell
Haushaltstätigkeiten
Kindbezogene Tätigkeiten
Akademikerinnen
Frauen ohne Hochschulabschluss
Quelle: ifb-Datensatz zur Berufsrückkehr-Studie.
Haushaltstätigkeiten: N A =483, missing A =1; N OH =480, missing OH =0.
Kindbezogene Tätigkeiten: N A =483, missing A =0; N OH =480, missing OH =0.
Bei der Aufteilung der Haushaltstätigkeiten zwischen den beiden Partnern kommt am
häufigsten eine traditionelle Arbeitsteilung vor, am zweithäufigsten ein eher traditionelles
Arbeitsteilungsarrangement, etwas seltener teilen sich die beiden Partner die
Haushaltstätigkeiten egalitär auf. Nur in Einzelfällen übernimmt eher der männliche
Partner die Hausarbeit. Aus Abb. 17 sind Unterschiede zwischen den beiden Gruppen
ersichtlich, wonach die Partnerschaften der Akademikerinnen öfters eine eher
traditionelle oder partnerschaftliche Arbeitsteilung im Haushalt haben. Trotzdem
übernimmt in über der Hälfte dieser Haushalte hauptsächlich die Frau die Hausarbeit.
Bei den kindbezogenen Tätigkeiten sieht dies etwas anders aus. Hier teilt sich der
Großteil der Paare die Betreuung partnerschaftlich. Bei den Akademikerinnen ist das
etwa die Hälfte der Paare, bei der Referenzgruppe erfüllt dies ein etwas geringerer
Anteil. Eine eher traditionelle Aufteilung kommt bei beiden Gruppen in etwa einem
Viertel der Paare vor. Eine traditionelle Arbeitsteilung bei den kindbezogenen
Tätigkeiten hat liegt ein etwas größerer Anteil der Referenzgruppe vor.
91

7 Empirische Ergebnisse
Elterngeldbezug
Auch bei den Vätern lassen sich Unterschiede zwischen den Akademikerinnen und
der Referenzgruppe beobachten. 41,2 % der Partner der Frauen mit Hochschulabschluss
haben Elterngeld bezogen und waren somit in Elternzeit. Bei der Referenzgruppe
waren dies mit 31,4 % rund zehn Prozentpunkte weniger.
Was die Dauer der Elternzeit angeht, so sind die Ergebnisse wenig überraschend,
da sie dem herkömmlichen Bild der Inanspruchnahme der Partnermonate entsprechen
(siehe Kapitel 2.4). 90,6 % (OH) und 81,3 % (A) der Väter nehmen nicht
mehr als drei Monate Elternzeit, die meisten davon exakt zwei Partnermonate.
Bei den Akademikerinnen ist der Anteil der Väter, die eine längere Familienpause
einlegen höher als bei Frauen ohne Hochschulabschluss.
19,1 % der Partner der Akademikerinnen und 26,3 % der Partner der Referenzgruppe
waren während ihrer Familienpause berufstätig (N A =40; N OH =42). Bis auf einige
wenige Ausnahmen haben alle während ihrer gesamten Elternzeit die Möglichkeit
der Teilzeitarbeit genutzt. Etwa Dreiviertel der Väter in beiden Gruppen hat zwischen
15 und 30 Wochenstunden gearbeitet, ein Viertel in beiden Gruppen weniger
Stunden.
Dieses geringfügig höhere väterliche Engagement bei Frauen mit Hochschulabschluss
kann zum einen an den persönlichen finanziellen Mitteln liegen, mit denen
Akademikerhaushalte besser ausgestattet sind. Unter der Annahme der Bildungshomogamie
von Partnern haben die Väter in Akademikerhaushalten zum anderen ein
partnerschaftlicheres Rollenverständnis und sind gleichzeitig eher in Berufen bzw.
Branchen tätig, in denen Erwerbspausen sowie Teilzeitmodelle besser realisierbar
sind.
An dieser Stelle soll angemerkt werden, dass in Familien, in denen beide Partner in
Elternzeit waren, meistens die Mutter den Großteil der Bezugsdauer der Elternzeit
genommen hat. Bei Akademikerinnen waren dies 88,9 %, bei den Frauen ohne
Hochschulabschluss 95,6 %. Eine egalitäre Aufteilung der Bezugsmonate kommt in
beiden Gruppen seltener vor, als der Fall, in dem der Vater einen größeren Anteil an
der Gesamtelternzeit hat.
92

7 Empirische Ergebnisse
7.3 Einstellungen
Erwerbsorientierung
Wie in Kapitel 6.4.2 beschrieben, wurden für die Einstellungen zu Beruf und
Karriere mit Hilfe einer Hauptkomponentenanalyse extrahiert und jeder Befragten
ihre individuellen Faktorenwerte zugeordnet. Tab. 14 im Anhang gibt einen Überblick
über Lage- und Streuungsmaße der Variablen.
Die gebildete Variable berufliche Autonomie gibt einen Aufschluss darüber, wie
wichtig es den Frauen ist, eine eigene Alterssicherung aufzubauen und durch die
eigene Berufstätigkeit (auch vom Partner) finanziell unabhängig zu sein. In Abb. 18
werden die individuellen Faktorwerte klassiert dargestellt. Auf den ersten Blick
zeigen sich leichte Unterschiede in den Einstellungen zwischen den beiden Gruppen.
Während einem höheren Anteil von Frauen ohne Hochschulabschluss die Unabhängigkeit
durch den Beruf sehr oder eher unwichtig ist, sind Akademikerinnen öfters
indifferent. Ein leicht höherer Prozentsatz an Akademikerinnen ist die eigene Unabhängigkeit
eher wichtig oder sehr wichtig. Bivariate Zusammenhangsanalysen mit
den unklassierten Daten ergaben jedoch keinen stat. sign. Zusammenhang zwischen
dem Merkmal akademischer Bildung und der Wichtigkeit eigener beruflicher Autonomie.
Die Wichtigkeit der eigenen Autonomie hängt dagegen noch am ehesten mit
dem Familienstand verheiratet zusammen, was weitere bivariate Analysen ergeben
haben. Dies ist insofern plausibel, wenn sich Ehepartner im Sinne der Familienökonomie
als Haushaltsgemeinschaft betrachten und füreinander einstehen.
Karriereorientierung
Was die Karriereorientierung betrifft, so gibt es auch hier in den deskriptiven Statistiken
Unterschiede zwischen den beiden Gruppen (siehe Abb. 19). Wie erwartet
scheinen Akademikerinnen karriereorientierter als Frauen ohne Hochschulabschluss.
Anzumerken ist, dass in beiden Gruppen nur eine sehr geringe Zahl von Müttern
beider Gruppen die eigenen beruflichen Perspektiven als sehr unwichtig betrachtet.
Am stärksten unterscheiden sich die Anteile der Frauen, die die eigene berufliche
Karriere als eher unwichtig ansehen. Um etwa elf Prozentpunkte unterscheiden sich
Akademikerinnen von der Referenzgruppe, welchen die eigene Karriere eher wichtig
oder sehr wichtig erscheint. Eine bivariate lineare Regression bestätigt die Vermutung
auf Basis der deskriptiven Statistik: Es besteht ein schwacher stat. sign.
93

7 Empirische Ergebnisse
(r= 0,131; p

7 Empirische Ergebnisse
Krippenbetreuung und Mutterrolle
In Abb. 20 und Abb. 21 werden die Einstellungen der Mütter zur Krippenbetreuung
und zu einer traditionellen Mutterrolle dargestellt. Die Zustimmung der Mütter
bezieht sich auf Items, welche die Vorteile der Krippenbetreuung hervorheben: die
bessere Förderung der Kleinkinder und die Entwicklung eines besseren Sozialverhaltens.
Die deskriptiven Ergebnisse der klassierten Variablen zeigen hier nur minimale
Unterschiede zwischen Akademikerinnen und Frauen ohne Hochschulabschluss.
Der Großteil aller Befragten (ca. 37 %) steht diesen Thesen indifferent
gegenüber. Ein knappes Drittel lehnt Krippenbetreuung ab, und wiederum ein Drittel
der Mütter beider Gruppen betont die Vorteile der Krippenbetreuung. Tendenziell
befürwortet ein größerer Anteil an Akademikerinnen eine Krippenbetreuung als
Mütter ohne Hochschulabschluss. Beachtenswert ist, dass der Anteil der Frauen,
welcher der Krippenbetreuung sehr ablehnend gegenübersteht, im Vergleich zu dem
der starken Befürwortung sichtlich größer ausfällt. Eine Zusammenhangsanalyse mit
der unklassierten Variablen bestätigt die Vermutung: Es gibt keine stat. sign. Unterschiede
zwischen der Befürwortung der Krippenbetreuung und dem Bildungsniveau.
Abb. 20: Befürwortung: Krippenbetreuung
(in %)
Abb. 21: Befürwortung: Traditionelle
Mutterrolle und private Kindheit (in %)
50
40
30
20
10
0
9
9,1
starke
Ablehnung
22,1
19,7
37,9 37,4
Teils/teils
28,7
25,9
4,7 5,7
starke
Befürwortung
50
40
30
20
10
0
3,3
0,6
starke
Ablehnung
44,7
22,5
35,7 35
Teils/teils
14,1
26,5
2,3
15,3
starke
Befürwortung
Akademikerinnen
Frauen ohne Hochschulabschluss
Akademikerinnen
Frauen ohne Hochschulabschluss
Quelle: ifb-Datensatz zur Berufsrückkehr-Studie;
N A =507, missing A = 19; N OH =509, missing OH =
38.
Quelle: ifb-Datensatz zur Berufsrückkehr-Studie;
N A =507, missing A = 19; N OH =509, missing OH =
38.
Mütter, die eine traditionelle Mutterrolle und eine private Kindheit im geschützten
Raum der Familie befürworten, stimmen eher den Sätzen zu, dass ein Kleinkind wie
auch das ganze Familienleben unter der Vollzeiterwerbstätigkeit der Mutter leidet.
Sie finden außerdem auch häufiger, dass eine Krippenbetreuung sich negativ auf die
Beziehung zu den Eltern auswirkt. Diese Mütter befürworten eher ein Modell der
männlichen Versorgerehe. In Abb. 21 zeichnen sich deutliche Unterschiede zwischen
95

7 Empirische Ergebnisse
den Müttern mit und ohne Hochschulabschluss ab. Während 15,3 % aller Frauen
ohne Hochschulabschluss starke Befürworter der traditionellen Mutterrolle und der
privaten Kindheit sind, so macht dies bei den Akademikerinnen nur einen marginalen
Anteil von 2,3 % aus. Auch bei denjenigen Frauen, die dies eher befürworten, gibt es
zwischen den beiden Gruppen Unterschiede von etwa zwölf Prozentpunkten. Ein
etwa gleich hoher Anteil von Frauen mit und ohne Hochschulabschluss hat eine
indifferente Meinung (ca. 35 %). Der traditionellen Mutterrolle steht der Großteil der
Akademikerinnen mit 44,7 % eher negativ gegenüber, während dies nur 22,5 % der
Referenzgruppe sind. Stark ablehnend ist dagegen in beiden Gruppen nur ein sehr
geringer Prozentsatz. Eine bivariate lineare Regression bestätigt den vermuteten
Zusammenhang (r= 0,357; p

7 Empirische Ergebnisse
sein jüngerer Geschwister im Haushalt einen stat. sign. Effekt auf die Übergangsrate.
Im Vergleich zu den mittleren Geburtskohorten (35 – 39 Jahre) kehren ältere Frauen
später in den Beruf zurück. Ihre Übergangsrate fällt um 20,1 % niedriger aus als die
der Referenzgruppe. Einen sehr starken und hochsignifikanten Effekt auf eine längere
Familienpause hat es, wenn eine Mutter nach dem 2007 geborenen Kind noch ein
weiteres Kind zu Welt gebracht hat. Hier sinkt die Übergangsrate um 85,5 % im
Vergleich zu Frauen, die kein weiteres Kind zur Welt gebracht haben. Was dagegen
keinen stat. sign. Einfluss auf die Dauer bis zur Berufsrückkehr hat, sind der Familienstand,
die Anzahl der Kinder, die Geburt von Zwillingen im Jahr 2007, die
Staatsbürgerschaft und die Siedlungsstruktur.
In Modell 3 werden zusätzlich die Indikator-Variablen der Gestaltung der Kinderbetreuung,
der vorherigen Berufstätigkeit und die Nutzung von Ressourcen berücksichtigt.
Auch hier bleibt der Effekt akademischer Bildung robust, büßt allerdings an
Signifikanz ein. Die Effekte der ältesten Geburtskohorte und eines jüngeren Geschwisters
verringern sich nur minimal. Der Umfang der Krippenbetreuung hat einen
positiven Einfluss auf die Übergangsrate. Mit jeder Stunde, die das Kind wöchentlich
mehr betreut wird, steigt die Rate um 1,9 % und beschleunigt damit die Rückkehr in
den Beruf. Auch die eigene Selbstständigkeit hat im Vergleich zu anderen, abhängigen
Beschäftigungsverhältnissen einen positiven Effekt auf den Wiedereinstieg. Für
Selbstständige fällt die Hazardrate 60,1 % höher aus. Die anderen verwendeten
Indikatoren für die frühere Erwerbstätigkeit haben keinen Einfluss. Auch die beiden
Indikatoren für die Nutzung der eigenen Ressourcen haben im Modell keinen Effekt
auf den Zeitpunkt der Berufsrückkehr.
Modell 4 zeigt, dass der Effekt der akademischen Bildung insignifikant wird, sobald
die persönlichen Limitationen und Möglichkeiten berücksichtigt werden. Interessanterweise
hat nun auch die Kohortenzugehörigkeit keinen stat. signifikanten Einfluss
mehr und wird von den Einflüssen der zusätzlichen Kovariaten verdrängt. Der Effekt
jüngerer Geschwister bleibt auch hier konstant stark. Unter Berücksichtigung der
Einflussgrößen auf den Gestaltungsspielraum wird nun auch der Familienstand stat.
sign., nachdem die Rate für Verheiratete um 34,7 % niedriger ausfällt als für Mütter
mit anderem Familienstand. Verheiratete kehren also später in den Beruf zurück,
wenn man die individuellen Möglichkeiten durch die Unterstützung des Partners, das
Nettohaushaltseinkommen sowie die Möglichkeit der großelterlichen Betreuung
97

7 Empirische Ergebnisse
berücksichtigt. Sowohl der Effekt des Kinderbetreuungsumfangs und der Selbstständigkeit
bleiben bestehen. Ein befristetes Arbeitsverhältnis wirkt sich im Vergleich zu
unbefristeten verzögernd auf die Berufsrückkehr aus, indem es die Rate um 28,3 %
verringert. Vermutlich ist der Wiedereinstieg mit der Suche nach einem neuen
Arbeitsplatz verbunden, was die Rückkehr in den Beruf verzögert. Möglicherwiese
fehlen auch „Pull-Faktoren“ des früheren Arbeitgebers, die eine Rückkehr beschleunigen
würden. Auch das Nettohaushaltseinkommen 40 hat einen stat. sign. Einfluss auf
den beruflichen Wiedereinstieg, indem es die Übergangsrate pro Einkommensklasse
um 13,3 % erhöht. Von den Möglichkeiten und Limitationen scheint die Möglichkeit
der großelterlichen Fürsorge eine wichtige Rolle für die Rückkehr in den Beruf zu
spielen. Mütter, deren eigene Eltern oder Schwiegereltern regelmäßig die Kinderbetreuung
übernehmen, kehren früher in den Beruf zurück. Großelterliche Betreuung
erhöht die Übergangsrate um 60,7 %. Genauso hat auch eine partnerschaftliche oder
non-traditionale Arbeitsteilung bei Haushaltstätigkeiten einen ähnlich positiven
Effekt auf die Rate. Beim Arrangement kindbezogener Tätigkeiten hat lediglich eine
eher traditionelle Aufgabenteilung einen Einfluss. Im Vergleich zu partnerschaftlicher
oder non-traditionaler Aufgabenteilung sinkt die Übergangsrate um 17,2 %,
und verzögert also einen Wiedereinstieg. Den stärksten positiven Effekt auf eine
frühzeitige Rückkehr in den Beruf hat es, wenn der Partner selbst mehr als nur zwei
Partnermonate Elternzeit nimmt. Dies erhöht die Rate um 121,1 %.
Im Modell 5, in welchem mit der Aufnahme der Variablen zu den persönlichen
Einstellungen nun alle unabhängigen Variablen enthalten sind, hat die akademische
Bildung wie im vorherigen Modell keinen Einfluss auf die Dauer der Familienpause.
Der Effekt des Familienstandes wird etwas schwächer, bleibt aber auf niedrigem
Niveau signifikant. Auch hier ist der Einfluss jüngerer Geschwister stabil. In etwa
gleich bleiben die Effekte des Betreuungsumfanges, der beruflichen Selbstständigkeit,
der Großelternbetreuung, der egalitäre Arbeitsteilung bei Haushaltstätigkeiten
und der eher traditionelle Arbeitsteilung bei kindbezogenen Tätigkeiten. Im Gesamtmodell
wird zum ersten Mal auch der Mini-Job bzw. eine geringfügige Beschäftigung
signifikant. Frauen, die vor der Geburt des Kindes ein solches Beschäftigungsverhältnis
hatten, nehmen ihre Erwerbstätigkeit schneller wieder auf. Hier
40 Im Vorfeld wurde die Variable Nettohaushaltseinkommen auf Linearität geprüft, da denkbar ist, dass sowohl
Frauen in Haushalten mit sehr niedrigem Einkommen aufgrund finanzieller Notwendigkeit früher in den Beruf
zurückkehren, als auch Frauen mit hohem Haushaltseinkommen. Für diese wären die Ausfallkosten aufgrund der
Kinderbetreuung zu hoch und haben deswegen einen Anreiz für eine baldige Berufsrückkehr.
98

7 Empirische Ergebnisse
scheinen mehrere Erklärungen möglich. Möglicherweise fällt eine Rückkehr in eine
Erwerbstätigkeit leichter, wenn die Stundenzahl bereits vorher niedrig war und nicht
erst reduziert werden muss. Im Gegensatz kann es Vollzeitstellen geben, welche vom
Arbeitgeber nicht als Teilzeitstellen angeboten werden. Ebenso ist es plausibel, dass
diese Haushalte auf das zusätzliche Gehalt angewiesen sind und deswegen eine
Berufsrückkehr früher erfolgt. Die Befristung des vorherigen Arbeitsverhältnisses
wird jedoch wieder insignifikant. Von den neu eingeführten Einstellungen sind alle
Kovariaten bis auf die Karriereorientierung statistisch signifikant. Während die
Befürwortung der Krippenbetreuung und die Bedeutung der eigenen Unabhängigkeit
durch den Beruf positiv auf die Übergangsrate wirken, haben die Vertretung einer
traditionellen Mutterrolle und eine starke Familienorientierung einen negativen
Effekt auf die Berufsrückkehr. Dass die Effekte im Vergleich zum vorherigen
Modell relativ konstant bleiben, bedeutet, dass die Gestaltung des eigenen Handlungsspielraums
und dessen Möglichkeiten und Limitationen auch unter Berücksichtigung
individueller Einstellungen einen direkten Effekt auf die Dauer der
Familienpause haben.
Mittels eines Likelihood ratio test 41 wurden die fünf Modelle daraufhin verglichen,
ob die Aufnahme weiterer Kovariaten eine Modellverbesserung darstellt (vgl. Blossfeld
et al. 2007: 98). In diesem Fall wächst bei jedem weiterem Modell die Erklärungskraft
für die Dauer bis zur Berufsrückkehr im Vergleich zum vorherigen Modell.
Unterschiede zwischen Akademikerinnen und Frauen ohne Hochschulabschluss
sind vor allem darauf zurückzuführen, dass sie durch ihren Bildungsabschluss unterschiedliche
Möglichkeiten und Limitationen haben, die ihren Handlungsspielraum
determinieren. Im Übrigen verliert die akademische Bildung ebenso an Signifikanz,
wenn in einem Modell zuerst die Einstellungen und danach erst der Gestaltungsspielraum
berücksichtigt werden. Dies bedeutet, dass Differenzen in der Dauer der Familienpause
zwischen den beiden Gruppen wegen ihrer unterschiedlichen Einstellungen
zustande kommen. Die akademische Bildung übt folglich über bildungsspezifische
Chancen, Restriktionen und Einstellungen zu Familie, Kindererziehung und Beruf
einen Einfluss auf die Dauer der Familienpause aus.
In einem nächsten Schritt wird anhand zweier separater Modelle für Frauen mit und
41 Die Formel für den Test lautet: LR = 2*(LogLik(present model) -LogLik(reference model)) (Blossfeld et al.
2007: 98). Ist der Wert der Teststatistik unter der Berücksichtigung der Differenz der Freiheitsgrade größer als
der kritische Wert aus der χ 2 -Tabelle, stellt das Modell eine Verbesserung im Vergleich zum vorherigen dar.
99

7 Empirische Ergebnisse
ohne Hochschulabschluss überprüft, ob und inwiefern sich die im Modell spezifizierten
Einflussfaktoren auf die Dauer der Familienpause unterscheiden. Es soll vor
allem das Modell für Akademikerinnen (Tab. 8) beschrieben und interpretiert werden,
da diese die Hauptinteressegruppe dieser Arbeit sind. Zur Kontrastierung wird
die Cox-Regression für Frauen ohne Hochschulabschluss (Tab. 9) hergenommen. Im
Vergleich fanden bei Akademikerinnen etwas mehr Ereignisse statt, wodurch der
Anteil der zensierten Fälle bei Frauen ohne Hochschulabschluss etwas größer ist. Ein
Vorteil beim Vergleich ist die fast identische Stichprobengröße. Dennoch müssen bei
der Interpretation mancher Effektkoeffizienten die unterschiedlich starken Besetzungen
der Kategorien berücksichtigt werden, auf die gegebenenfalls in Kapitel 6.4
hingewiesen wurde.
In Modell 1 sind die Effekte der Kontrollvariablen dargestellt, wobei das Vorhandensein
jüngerer Geschwister bei den Akademikerinnen etwas stärker verzögernd auf
den Wiedereinstieg wirkt, als bei der Referenzgruppe. Da Akademikerinnen insgesamt
etwas früher in den Beruf zurückkehren, ist es plausibel dass bei Geburt eines
weiteren Kindes der Wiedereinstieg zurückgestellt wird. Sowohl die Kohorte der
über 40 Jährigen als auch Verheiratete kehren später in den Beruf zurück. Diese
Merkmale sind bei den Frauen ohne Hochschulabschluss nicht signifikant und hätten
bei stat. sign. ebenso einen geringeren Einfluss auf die Berufsrückkehr.
Werden die eigene Gestaltung in den Bereichen Erwerbstätigkeit, Hausarbeit und
Kinderbetreuung berücksichtigt (Modell 2), so spielt der Familienstand verheiratet
keine Rolle mehr. Der Einfluss eines weiteren Kleinkindes sowie die
Kohortenzugehörigkeit (über 40 Jahre) bleiben robust.
100

7 Empirische Ergebnisse
Tab. 7: Cox-Regression für die Dauer der Erwerbsunterbrechung seit Geburt des Kindes
Modell 1 Modell 2 Modell 3 Modell 4 Modell 5
Bildungsniveau: Akademikerin 1,275** 1,493*** 1,278* 1,079 1,005
Alter
Kontrollvariablen
34 Jahre und jünger ,907 ,925 1,030 1,072
40 Jahre und älter ,791* ,812* ,924 ,912
Familienstand: Ehe ,799 ,883 ,653** ,715*
Kinderzahl
1 Kind ,945 ,972 1,013 ,973
3 oder mehr Kinder 1,159 1,170 1,019 1,075
Jüngere Geschwister ,145*** ,156*** ,169*** ,157***
Zwillinge ,457* ,493 ,473 ,478
Dt. Staatsbürger 1,101 1,088 1,021 1,065
Siedlungsstruktur
Gestaltung
Kinderbetreuung
Gestaltung
Erwerbstätigkeit
vor Elternzeit
Umfang Fremdbetreuung
Ressourcennutzung
Verdichteter Raum ,799* ,887 ,902 ,862
Ländlicher Raum ,875 1,017 ,953 ,971
1,019*** 1,019*** 1,010*
Selbstständig 1,601*** 1,543** 1,629**
Verbeamtet ,993 ,907 ,952
Mini-Job/Geringfügig 1,428 1,601 1,640*
Befristet ,763 ,717* ,752
Umfang 1,048 1,026 ,966
Bezahlte Betreuung 1,218 1,246 1,125
Haushaltshilfe 1,068 0,924 ,892
Kinderbetreuung Großeltern 1,607*** 1,617***
Unterstützung
Partner
Eher traditionelle
Arbeitsteilung (HH)
Egalitäre Arbeitsteilung
(HH)
1,096 1,027
1,516** 1,368*
Kein Partner ,876 ,816
Traditionelle
Arbeitsteilung (Kind)
Eher traditionelle
Arbeitsteilung (Kind)
,858 ,887
,828* ,858
>2 Monate Elternzeit 2,211*** 1,947***
Ressourcen Haushaltseinkommen 1,133*** 1,111***
Einstellungen
- 2 Log-likelihood
Berufliche Autonomie 1,121*
Karriereorientierung 1,058
Familienorientierung ,803*
Krippenbetreuung 1,179**
Trad. Mutterrolle &
private Kindheit
7279,795
(df=1)
6992,289
(df=11)
6945,854
(df=19)
6851,064
(df=27)
,817***
6813,443
(df=32)
Quelle: ifb-Datensatz zur Berufsrückkehr-Studie; N= 1016, missing= 141; Ereignisse: 575; Zensierte:
300. Angegeben sind die Effektkoeffizienten exp[b], da diese besser interpretierbar sind, als die b-
Koeffizienten. Interpretationshilfe: Bei e b 1) hat die Kovariate einen positiven (negativen)
Effekt auf die Rate; d. h. wirkt sich verzögernd (beschleunigend) auf die Berufsrückkehr aus.
Signifikanzniveaus: ***: p

7 Empirische Ergebnisse
Von den zusätzlichen Kovariaten haben sowohl die Merkmale des vorherigen
Erwerbsverhältnisses als auch die Nutzung der eigenen Ressourcen für bezahlte
Kinderbetreuung und Haushaltshilfen keinen Einfluss auf die Länge der Familienpause.
Lediglich der Umfang der Krippenbetreuung erhöht die Übergangsrate um
1,5 % pro Stunde, um die das Kind länger in einer Krippe verweilt. Dieser Effekt
findet sich auch bei den Frauen ohne Hochschulabschluss.
Auffallend ist, dass Selbstständige unter den Frauen der Referenzgruppe eine
241,7 % höhere Übergangsrate haben, als Frauen in abhängiger Beschäftigung.
Dieser Effekt ist bei Akademikerinnen nicht nur viel kleiner, sondern auch stat.
insignifikant. Diese Insignifikanz kann nicht aufgrund zu geringen Fallzahlen begründet
werden, da unter den Akademikerinnen generell mehr Selbstständige zu
finden sind. Trotz der vielen stat. nicht signifikanten Indikatoren, stellt das zweite
Modell eine Verbesserung im Vergleich zum ersten Modell dar, welches nur die
Kontrollvariablen enthält.
Modell 3 enthält zusätzlich die Möglichkeiten und Restriktionen, unter deren Berücksichtigung
die Alterskohorte keinen Einfluss mehr hat, dafür aber der Familienstand
verheiratet wieder stat. sign. wird. Unverändert bleiben auch der Einfluss
jüngerer Geschwister und des Betreuungsumfanges auf die Neigung in den Beruf
zurückzukehren. Wie im Gesamtmodell mit beiden Teilstichproben spielt die Großelternbetreuung
eine wichtige Rolle für die Berufsrückkehr. Die Akademikerinnen,
die ihr Kind regelmäßig in die Obhut ihrer eigenen Eltern bzw. Schwiegereltern
geben können, nehmen früher eine Erwerbstätigkeit auf. Dies gilt im stärkeren Maße
auch für die Frauen ohne Hochschulabschluss. Für beide Gruppen ist die Unterstützung
des Partners wichtig, indem eine längere väterliche Elternzeit die Berufsrückkehr
beschleunigt. Nur bei den Akademikerinnen ist die Arbeitsteilung im Haushalt
relevant. Bei Paaren, die eine partnerschaftliche oder non-traditionale Arbeitsteilung
praktizieren, kehren Mütter vergleichsweise zu Paaren mit traditioneller Aufteilung
der Haushaltstätigkeiten früher in den Beruf zurück. Vom Nettohaushaltseinkommen
geht ein Einfluss aus, indem die Zugehörigkeit zu jeder höheren Einkommensklasse
die Übergangsrate erhöht.
Im vierten Modell, werden die Indikator-Variablen für die Einstellungen berücksichtigt.
Dies führt dazu, dass der Familienstand verheiratet nun keinen Einfluss
mehr auf die Rate ausübt. Auch der Umfang der Krippenbetreuung wird statistisch
102

7 Empirische Ergebnisse
insignifikant. Das bedeutet, dass der Umfang, in dem das Kind in der Krippe betreut
wird, von den Einstellungen der Mütter abhängt. Die Merkmale der Erwerbstätigkeit
vor Elternzeit und die Ressourcennutzung haben weiterhin keinen Einfluss auf das
Rückkehrverhalten, wie auch Arbeitsteilung bei häuslichen Tätigkeiten. Eine Elternzeit
des Partners, die länger als zwei Monate andauert sowie das Nettohaushalteinkommen
hat einen etwas geringeren Einfluss auf die Familienpause und verliert
ebenso etwas an Signifikanz. Unter den Einstellungen haben sowohl die Wichtigkeit
der eigenen Unabhängigkeit durch den Beruf, die Karriereorientierung und die
Befürwortung der Krippenbetreuung einen beschleunigenden Effekt auf die Berufsrückkehr.
Wenn eine Mutter für eine traditionelle Rolle und die private Kindheit
vertreten, dann hat dies eine stark verzögernde Wirkung auf die Dauer der Familienpause.
Insgesamt sind die Einstellungen zur Kinderbetreuung und zur Aufgabe der
Frau in der Familie stärker als die zur eigenen Berufstätigkeit und Karriere. Eine sehr
hohe Familienorientierung hat keinen Einfluss auf die Dauer der Familienpause. Im
Vergleich zu den Akademikerinnen haben bei den Frauen ohne Hochschulabschluss
lediglich die berufliche Autonomie und die Internalisation einer traditionellen Mutterrolle
stat. sign. Effekte auf die Berufsrückkehr.
Bei beiden Gruppen stellt jedes Modell, in dem mehr unabhängige Variablen aufgenommen
wurden eine statistisch nachweisbare Verbesserung im Vergleich zum
vorherigen Modell dar. Die fünfte Forschungsfrage, die darauf abzielt, ob und
inwiefern es Unterschiede in den Einflussfaktoren auf die Berufsrückkehr gibt, kann
somit beantwortet werden: Es sind sowohl Gemeinsamkeiten als auch Unterschiede
zwischen Akademikerinnen und Frauen ohne Hochschulabschluss festzustellen, die
im Folgenden zusammengefasst werden.
Eine Gemeinsamkeit ist der durchweg stabile und starke Effekt eines jüngeren Kind
im Haushalt, welcher die Berufsrückkehr verzögert. Dies ist auch plausibel und
entspricht den Erwartungen, da diese Geschwister zum Befragungszeitpunkt höchstens
etwa zweieinhalb Jahre sein können. Ein weiterer sehr wichtiger Aspekt für
beide Gruppen ist die Möglichkeit der Betreuung durch Großeltern, der jedoch noch
etwas wichtiger für Frauen ohne Hochschulabschluss ist. Auch stimmt mit den
Vermutungen überein, dass Akademikerinnen eher auf bezahlte Betreuungspersonen
ausweichen können, wenn das familiäre Netzwerk nicht vor Ort verfügbar ist.
Weiterhin ist auch eine längere Elternzeit des Partners vorteilhaft für eine baldige
103

7 Empirische Ergebnisse
Rückkehr, wobei der Effekt bei den Frauen ohne Hochschulabschluss etwas stärker
ist. Auch das Haushaltseinkommen hat bei beiden Gruppen einen robusten positiven
Effekt auf die Berufsrückkehr. Dies spricht für das Argument der Familienökonomie,
nachdem die verfügbare Zeit eher in Erwerbsarbeit verwendet ist, wenn dort die
Produktivität höher ist, als im häuslichen Bereich.
Unterschiede zwischen Frauen mit und ohne Hochschulabschluss gibt es dahingehend,
dass der Familienstand verheiratet und die Kohortenzugehörigkeit eher bei
Akademikerinnen eine Rolle für die Berufsrückkehr spielen. Möglicherweise liegt
das an der größeren Heterogenität der Frauen ohne Hochschulabschluss, die bereits
in Kap. 3.1.2 und Kap. 6.4.1 diskutiert wurde. Dass die Merkmale des vorherigen
Arbeitsverhältnisses keinen Einfluss auf die Dauer der Familienpause haben, wurde
nicht erwartet. Dass aber eine Selbstständigkeit nur bei Frauen ohne Hochschulabschluss
durchweg einen Einfluss hat und dazu einen sehr starken, ist überraschend.
Hier kann nur vermutet werden, dass sich die Arten der Selbstständigkeit, z. B. in
Bezug auf den Umfang, die Verantwortung und Vereinbarkeit von Familie und Beruf
zwischen Frauen mit und ohne Hochschulabschluss unterscheiden und deswegen die
Ergebnisse so unterschiedlich ausfallen. Möglicherweise ist das Einkommen aus der
Selbstständigkeit für Haushalte von Frauen ohne Hochschulabschluss wichtiger als
für Akademikerinnen, deren Haushaltseinkommen weitaus höher ist. Dass eine
egalitäre Arbeitsteilung im Haushalt nur bei den Akademikerinnen einen stat. sig.
Effekt hat, könnte zum Einen damit begründet werden, dass die Fallzahl der Paare
mit egalitärer Arbeitsteilung bei der Referenzgruppe sehr gering ist. Ein weiterer
Unterschied besteht darin, dass der Umfang der Kinderbetreuung in beiden Gruppen
nur einen Effekt auf die Berufsrückkehr hat, solange die individuellen Einstellungen
nicht berücksichtigt werden. Denn der Betreuungsumfang hängt bei Akademikerinnen
von der Befürwortung von Krippenbetreuung ab, während dies bei der Referenzgruppe
nicht der Fall ist. Die wohl wichtigsten Unterschiede gibt es jedoch bezüglich
der Einstellungen als Determinanten für die Berufsrückkehr. Wo nur die berufliche
Autonomie und die Einstellung zur Mutterrolle und zur privaten Kindheit bei der
Referenzgruppe zusätzliche Erklärung der Berufsrückkehr liefern, besitzen bei
Akademikerinnen bis auf die Familienorientierung alle Einstellungen stat. Signifikanz.
Sie sind also für Frauen mit Hochschulabschluss wichtiger für die Ausgestaltung
der Berufsrückkehr. Zusätzlich verlieren die Kohortenzugehörigkeit, der Fami-
104

7 Empirische Ergebnisse
lienstand, der Betreuungsumfang und die egalitäre Arbeitsteilung an Signifikanz,
wenn Einstellungen berücksichtigt werden. Das bedeutet, dass diese Faktoren abhängig
von den persönlichen Einstellungen sind.
105

7 Empirische Ergebnisse
Tab. 8: Cox-Regression für die Dauer der Erwerbsunterbrechung seit Geburt des Kindes für
Akademikerinnen
Alter
Kontrollvariablen
Modell 1 Modell 2 Modell 3 Modell 4
34 Jahre und jünger 1,041 1,051 1,103 1,167
40 Jahre und älter ,732* ,733* ,859 ,872
Familienstand: Ehe ,710* ,762 ,583* ,652
Kinderzahl
1 Kind ,897 ,850 ,874 ,813
3 oder mehr Kinder 1,224 1,383 1,181 1,257
Jüngere Geschwister ,119*** ,117*** ,126*** ,113***
Zwillinge ,568 ,632 ,723 ,612
Dt. Staatsbürger ,856 ,948 ,877 ,896
Siedlungsstruktur
Gestaltung
Kinderbetreuung
Gestaltung
Erwerbstätigkeit
vor Elternzeit
Umfang Fremdbetreuung
Ressourcennutzung
Verdichteter Raum ,763 ,834 ,819 ,748
Ländlicher Raum ,872 1,031 ,964 ,955
Unabhängige Variablen
1,015** 1,015** 1,001
Selbstständig 1,303 1,304 1,432
Verbeamtet ,965 ,899 ,973
Mini-Job/Geringfügig 1,214 2,159 2,133
Befristet ,807 ,732 ,788
Umfang 1,140 1,096 ,995
Bezahlte Betreuung 1,201 1,204 1,048
Haushaltshilfe 1,089 ,937 ,919
Kinderbetreuung Großeltern 1,456** 1,532**
Unterstützung
Partner
Eher traditionelle
Arbeitsteilung (HH)
Egalitäre Arbeitsteilung
(HH)
1,100 1,046
1,560** 1,333
Kein Partner ,883 ,797
Traditionelle
Arbeitsteilung (Kind)
Eher traditionelle
Arbeitsteilung (Kind)
,786 ,805
,840 ,855
>2 Monate Elternzeit 2,068** 1,750*
Ressourcen Haushaltseinkommen 1,145** 1,105*
Einstellungen
- 2 Log-likelihood
Berufliche Autonomie 1,082*
Karriereorientierung 1,152*
Familienorientierung ,804
Krippenbetreuung 1,286**
Trad. Mutterrolle &
private Kindheit
3351,740
(df=10)
3335,862
(df=18)
3291,966
(df=26)
,745**
3263,510
(df=31)
Quelle: ifb-Datensatz zur Berufsrückkehr-Studie; N A = 507, missing A= 56. Ereignisse: 314; Zensierte:
137. Angegeben sind die Effektkoeffizienten exp[b], da diese besser interpretierbar sind als die b-
Koeffizienten. Interpretationshilfe: Bei e b 1) hat die Kovariate einen positiven (negativen)
Effekt auf die Rate; d. h. wirkt sich verzögernd (beschleunigend) auf die Berufsrückkehr aus.
Signifikanzniveaus: ***: p

7 Empirische Ergebnisse
Tab. 9: Cox-Regression für die Dauer der Erwerbsunterbrechung seit Geburt des Kindes für
Frauen ohne Hochschulabschluss
Alter
Kontrollvariablen
Modell 1 Modell 2 Modell 3 Modell 4
34 Jahre und jünger ,834 ,834 ,886 ,897
40 Jahre und älter ,923 ,960 1,033 ,930
Familienstand: Ehe ,869 1,012 ,698 ,732
Kinderzahl
1 Kind ,974 1,042 1,130 1,056
3 oder mehr Kinder 1,060 ,959 ,843 ,830
Jüngere Geschwister ,185*** ,196*** ,230*** ,204 ***
Zwillinge ,285 ,284 ,225 ,224
Dt. Staatsbürger 1,571 1,485 1,453 1,357
Siedlungsstruktur
Gestaltung
Kinderbetreuung
Gestaltung
Erwerbstätigkeit
vor Elternzeit
Umfang Fremdbetreuung
Ressourcennutzung
Verdichteter Raum ,822 ,913 1,041 ,982
Ländlicher Raum ,871 ,943 ,946 ,961
Unabhängige Variablen
1,022*** 1,022*** 1,016**
Selbstständig 3,417*** 3,049*** 3,483***
Verbeamtet ,943 ,892 ,855
Mini-Job/Geringfügig 1,539 1,626 1,580
Befristet ,713 ,739 ,719
Umfang ,994 1,023 ,986
Bezahlte Betreuung 1,056 1,215 1,105
Haushaltshilfe ,917 ,796 ,744
Kinderbetreuung Großeltern 1,890*** 1,868***
Unterstützung
Partner
Eher traditionelle
Arbeitsteilung (HH)
Egalitäre Arbeitsteilung
(HH)
1,097 1,049
1,481 1,406
Kein Partner ,765 ,685
Traditionelle
Arbeitsteilung (Kind)
Eher traditionelle
Arbeitsteilung (Kind)
,930 ,971
,779 ,784
>2 Monate Elternzeit 2,956*** 2,972***
Ressourcen Haushaltseinkommen 1,098* 1,086*
Einstellungen
- 2 Log-likelihood
Berufliche Autonomie 1,199*
Karriereorientierung ,935
Familienorientierung ,773
Krippenbetreuung 1,124
Trad. Mutterrolle &
private Kindheit
2844,058
(df=10)
2803,155
(df=18)
2749,570
(df=26)
,872*
2730,460
(df=31)
Quelle: ifb-Datensatz zur Berufsrückkehr-Studie; N OH = 509, missing OH= 85. Ereignisse: 261; Zensierte:163
Angegeben sind die Effektkoeffizienten exp[b], da diese besser interpretierbar sind, als die b-
Koeffizienten. Interpretationshilfe: Bei e b 1) hat die Kovariate einen positiven (negativen)
Effekt auf die Rate; d. h. wirkt sich verzögernd (beschleunigend) auf die Berufsrückkehr aus.
Signifikanzniveaus: ***: p

7 Empirische Ergebnisse
7.5 Zusammenfassung der Ergebnisse
1. Gestaltung der Elternzeit und Berufsrückkehr
Was die Gestaltung der Elternzeit angeht, so muss das Urteil geteilt ausfallen: Es gibt
Unterschiede in der Gestaltung der Elternzeit und in der Berufsrückkehr, jedoch sind
dies oft nur sehr kleine, stat. sign. Unterschiede.
Akademikerinnen haben eine etwas kürzere Bezugsdauer des Elterngeldes. Die
vermuteten Unterschiede im Anteil der Frauen, die während der Elternzeit erwerbstätig
sind, manifestieren sich zwar in der Stichprobe, sind jedoch nicht übertragbar auf
die Grundgesamtheit. In der Stichprobe wurden Unterschiede im Umfang der Teilzeiterwerbstätigkeit
während der Elternzeit gefunden, wonach Akademikerinnen
tendenziell etwas mehr Wochenstunden arbeiten.
Etwa ein gleich großer Anteil an Frauen in beiden Gruppen ist zum Befragungszeitpunkt
bereits wieder erwerbstätig, wobei eine etwas mehr Frauen ohne Hochschulabschluss
gerne etwas länger unterbrochen hätte. Akademikerinnen kehrten im Durchschnitt
zwei Monate früher aus der Familienpause zurück und hielten die Vereinbarung
mit dem Arbeitgeber bezüglich der Dauer der Familienpause öfters so wie
geplant ein, was auf eine höhere Planungssicherheit hinweist. Diese Gruppe beklagt
aber auch häufiger über berufliche Nachteile aufgrund der Familienpause. Akademikerinnen
arbeiten vor und nach ihrer Rückkehr häufiger als Angestellte, Beamte und
im öffentlichen Dienst und weit seltener in Mini-Jobs bzw. geringfügigen Beschäftigungen.
Im Durchschnitt ist der Erwerbsumfang nach der Familienpause bei Frauen
mit Hochschulabschluss um 4 Stunden pro Woche höher als in der Vergleichsgruppe.
Unter den Frauen, die bis zum Zeitpunkt der Befragung noch nicht wieder erwerbstätig
sind, liegt bei Akademikerinnen häufiger der Grund darin, dass sie ein weiteres
Kind bekommen haben. Ein Großteil der Frauen, die keine weiteren Kinder bekommen
haben, plant eine möglichst baldige Rückkehr in den Beruf. Hierbei ist die
Motivation für Akademikerinnen häufiger die eigene Berufsorientierung, wohingegen
bei Frauen ohne Hochschulabschluss öfter die finanziellen Anreize für den
Wiedereinstieg ausschlaggebend sind.
Allem im allem bestätigt sich die Vermutung nach der Humankapitaltheorie und der
Familienökonomie, wonach Mütter mit Hochschulabschluss ein höheres Engagement
im Beruf zeigen, als Frauen ohne Hochschulabschluss.
108

7 Empirische Ergebnisse
2. Der Handlungsspielraum als Einflussfaktor
Von den Merkmalen des Handlungsspielraums haben Limitationen und Möglichkeiten
einen Einfluss auf die Dauer der Familienpause. Sowohl die Möglichkeit der
Großelternbetreuung, als auch die Unterstützung des Partners in Form einer längeren
Elternzeit und einer egalitären Arbeitsteilung im Haushalt wirken sich positiv auf
einen schnellen Wiedereinstieg aus. Auch die eigenen Entscheidungen über den
Betreuungsumfang der Kinder in einer Krippe gehen mit der Dauer der Familienpause
einher. Von den Charakteristika der früheren Erwerbstätigkeit hat der Erwerbsumfang
keinen Effekt auf die Berufsrückkehr, es ist eher der Erwerbsstatus
ausschlaggebend für die Dauer der Familienpause. Die Selbstständigkeit sowie ein
vorheriger Mini-Job bzw. geringfügige Beschäftigung haben einen beschleunigenden
Effekt auf die Berufsrückkehr. Dies kann mit der größeren Flexibilität und Verantwortung
bei selbstständigen Tätigkeiten bzw. dem geringen Umfang geringfügiger
Beschäftigungen begründet werden, die eine Vereinbarkeit erleichtern. Die Nutzung
eigener finanzieller Ressourcen für eine Entlastung bei der Hausarbeit und Kinderbetreuung
hat keinen Einfluss auf eine frühe Rückkehr. Möglicherweise liegt hier ein
Problem bei der Operationalisierung der Inanspruchnahme von Haushaltshilfen, für
die nur eine Proxy-Variable zu Verfügung stand. Auch wenn nicht alle Effekte stat.
sign. sind, so entsprechen die Ergebnisse den Vermutungen, dass neben dem Bildungsniveau
auch der individuelle Handlungsspielraum eine Rolle für die Berufsrückkehr
spielt. Ein zentrales Ergebnis ist, dass der Effekt der Bildung verloren geht,
sobald der Handlungsspielraum berücksichtigt wird. Dies bedeutet, dass die Unterschiede
im Rückkehrverhalten von Akademikerinnen darauf zurückzuführen sind,
dass sich Frauen aufgrund ihrer Bildung auch in ihren Möglichkeiten und Limitationen
sowie in ihrem biographischen Handeln unterscheiden.
3. Einstellungen als Einflussfaktoren
Werden zusätzlich die individuellen Einstellungen zum Beruf und zur Karriere, zur
Familienorientierung sowie die Befürwortung einer Krippenbetreuung und einer
traditionellen Mutterrolle berücksichtigt, so liefern diese zusätzliches Erklärungskraft
zum Handlungsspielraum. Auch hier gibt es Hinweise für eine Interaktion mit dem
Bildungsniveau, da dieses unter Einführung zusätzlicher Kovariaten insignifikant
wird. Während die Wichtigkeit der eigenen Autonomie sowie die Befürwortung der
109

7 Empirische Ergebnisse
Krippenbetreuung eine Berufsrückkehr beschleunigen, wirken sich eine hohe Familienorientierung
und die Vorstellung von einer traditionellen Mutterrolle verlangsamend
auf einen Wiedereinstieg aus. Die Annahmen normativer Theorien finden
insofern Bestätigung, dass die Ausprägung der Geschlechtsrollenorientierung für die
Gestaltung der Familienpause in Form der Einstellungen zu Familie, Kinderbetreuung
und Berufstätigkeit relevant ist. Auch für die Überlegungen der Präferenztheorie,
nachdem welcher die Mehrheit der Frauen Familie und Beruf vereinbaren möchten,
aber ihr Handeln letztlich an Möglichkeiten und Restriktionen ausrichten, finden sich
bestätigende Hinweise.
4. Unterschiede im Handlungsspielraum und den Einstellungen
Sowohl im Handlungsspielraum, als auch in den Einstellungen konnten in den
uni- und bivariaten Auswertungen Unterschiede, aber auch Gemeinsamkeiten
zwischen den beiden Gruppen festgestellt werden.
HANDLUNGSSPIELRAUM
Was die institutionelle Kinderbetreuung betrifft, so wird diese etwas häufiger, früher
und in größerem Umfang von Akademikerinnen genutzt. Diese Ergebnisse sind
kongruent mit der früheren Berufsrückkehr und dem höheren Erwerbsumfang von
Akademikerinnen. Dass die Betreuungsquote bei Akademikerinnen etwas höher
ausfällt, ist angesichts der selteneren Möglichkeit der Großelternbetreuung einleuchtend.
In diesem Kontext lässt sich auch verstehen, warum erwerbstätige Mütter mit
Hochschulabschluss häufiger von Problemen bei der Kinderbetreuung während der
Arbeitszeit berichten. Die Möglichkeit der Arbeit von zu Hause aus sollte die Vereinbarkeit
von Familie und Beruf erleichtern, da dies die Flexibilität im Betreuungsnotfall
erhöht. Diese steht den Frauen mit Hochschulabschluss häufiger zur Verfügung,
auch wenn man den höheren Anteil an Selbstständigen in dieser Gruppe
berücksichtigt. Genau wie bei der aktuellen Erwerbstätigkeit, unterscheiden sich die
Mütter dahingehend, was ihre Erwerbstätigkeit vor der Elternzeit betrifft. Ein höherer
Anteil ist selbstständig und hat damit andere Möglichkeiten und Bedingungen für
die Berufsrückkehr als Arbeitnehmer. Sie sind zum Einen flexibler, benötigen aber
auch ein Mehr an Engagement und Eigenleistung für ihren Erfolg und ihre zukünftige
Absicherung. Was die Ressourcen angeht, so bestehen hier große Unterschiede
zwischen den beiden Gruppen. Den Akademikerhaushalten steht monatlich im
110

7 Empirische Ergebnisse
Durchschnitt ein stat. sig. höheres Nettohaushaltseinkommen zur Verfügung. Sie
nutzen häufiger privat bezahlte Betreuungspersonen und Haushaltshilfen. Akademikerinnen
werden mehr durch ihren Partner unterstützt, was sich in einem höheren
Engagement des Partners bei der Hausarbeit und der Kinderbetreuung zeigt.
Auch nehmen Väter bei der Gruppe der Frauen mit Hochschulabschluss etwas
häufiger eine Elternzeit und etwas öfter mehr als zwei Partnermonate in Anspruch.
Das höhere partnerschaftliche Engagement geht mit Logik des Identitätsformationsmodells
einher, wonach Rollenkonflikte zwischen der Berufs- und Familienidentität
geringer werden sollten und sich diese Rollen besser ausbalancieren lassen.
Bei den meisten Aspekten des Handlungsspielraumes, der Ressourcen und der
Unterstützung durch den Partner haben Akademikerinnen im Allgemeinen günstigere
Bedingungen als Frauen ohne Hochschulabschluss. Dagegen können letztere aber
vermehr auf großelterliche Betreuung zurückgreifen.
EINSTELLUNGEN
Was die Einstellungen betrifft, so muss das Urteil geteilt ausfallen: Frauen mit und
ohne Hochschulabschluss unterscheiden sich nicht hinsichtlich der Wichtigkeit der
eigenen Unabhängigkeit durch den Beruf. Sie sind folglich ähnlich erwerbsorientiert.
Akademikerinnen ist die eigene Karriere wichtiger als der Referenzgruppe. Was die
Familienorientierung betrifft, ist der Anteil der Frauen ohne Hochschulabschluss,
denen Familie sehr wichtig ist, stat. sign. höher. In der Befürwortung einer Krippenbetreuung
gibt es keine Unterschiede, wohingegen mehr Akademikerinnen eine
traditionelle Mutterrolle ablehnen. Die höhere Familienorientierung der Frauen mit
niedrigerer Bildung sowie die größere Karriereorientierung der Frauen, die viele
Investitionen in ihre eigene Ausbildung getätigt haben geht einher mit den Annahmen
der Präferenztheorie über das unterschiedliche Bildungsverhalten berufszentrierter
und familienzentrierter Frauen.
5. Unterschiede in den Einflussfaktoren
Aus den multivariaten Verweildaueranalysen, die für die Gruppe der Akademikerinnen
und die der Frauen ohne Hochschulabschluss gerechnet wurden, zeigen sich
Gemeinsamkeiten in der Wichtigkeit der Großelternbetreuung, der Unterstützung des
Partners in Form einer längeren Elternzeit und der positive Effekt der Ressourcen im
Nettohaushaltseinkommen.
111

7 Empirische Ergebnisse
Dadurch, dass sich die beiden Gruppen in ihren Einstellungen und ihren Handlungsspielräumen
unterscheiden, gibt es einige deutliche Unterschiede im Zusammenspiel
dieser beiden Aspekte als Einflussfaktoren auf die Länge der Familienpause. Hier ist
beispielsweise der starke beschleunigende Effekt einer Selbstständigkeit bei Frauen
ohne Hochschulabschluss zu nennen, der bei den Akademikerinnen nicht auftritt.
Besonders zu betonen ist der große Einfluss der Einstellungen auf den Wiedereinstieg
bei der Berufsrückkehr, der bei den Akademikerinnen auftritt. Die wohl wichtigsten
Unterschiede gibt es jedoch bezüglich der Einstellungen als Determinanten
für die Berufsrückkehr. Dies lässt darauf schließen, dass die Entscheidung über den
Zeitpunkt der Berufsrückkehr bei Akademikerinnen weniger von äußeren Umständen
und von Merkmalen der eigenen Biographie abhängt, als es bei Müttern ohne Hochschulabschluss
der Fall ist. Vielmehr scheinen hier die individuellen Einstellungen
eine große Rolle zu spielen. In Anbetracht des größeren Handlungsspielraumes der
Akademikerinnen mit Ausnahme der Verfügbarkeit großelterlicher Betreuung, kann
gefolgert werden, dass Müttern nur dann nach ihren Vorstellungen und Wünschen
ihre Berufsrückkehr gestalten können, wenn sie den Spielraum in Form von Kinderbetreuungsmöglichkeiten
und der Unterstützung durch den Partner haben. Inwiefern
flexible Arbeitszeiten eine wichtige Rolle spielen, konnte in den multivariaten
Verfahren nicht geklärt werden.
6. Qualität des Erklärungsmodells
Das in Abb. 1 konzipierte Erklärungsmodell ist im Großen und Ganzen als gut zu
beurteilen. Nach Kenntnis der empirischen Ergebnisse müsste jedoch eine Anpassung
stattfinden, nachdem die Nutzung der eigenen Ressourcen für private Kinderbetreuung
und Haushaltshilfen aus dem Modell entfernt werden oder nochmals mit
besseren Indikatoren überprüft werden, da sie keinen Einfluss auf die Berufsrückkehr
haben. Die Indikatoren für die Elemente, die den Handlungsspielraum bilden und
beeinflussen, sollten im Falle einer weiteren Überprüfung des Modells je nach
Vorhandensein geeigneter Daten etwas mehr spezifiziert und selektiver ausgewählt
werden, so dass das Modell insgesamt sparsamer und „schlanker“ wird, zugleich aber
aussagekräftig ist.
112

8 Zusammenfassung und Fazit
8 ZUSAMMENFASSUNG UND FAZIT
In dieser Arbeit sollte untersucht werden, wie Akademikerinnen ihre Elternzeit und
Berufsrückkehr gestalten. Hierbei wurden Vergleiche zu Frauen ohne Hochschulabschluss
gezogen, welche als Referenzgruppe zur Kontrastierung dienten. Zentrale
Fragen bestanden darin ob und wie Akademikerinnen ihre Erwerbsunterbrechung
anders gestalten, als Frauen ohne Hochschulabschluss. Weiterhin wurde differenziert
untersucht, worin die Rolle des Bildungsniveaus besteht und inwiefern andere
Erklärungsfaktoren für die Ausgestaltung der Familienpause von Bedeutung sind.
Hierzu wurde ein Erklärungsmodell für die Dauer der Familienpause konzipiert,
in welchem individuelle Handlungsspielräume und Einstellungen die Determinanten
für die Länge der Familienpause sind.
Die empirischen Ergebnisse stehen im Einklang mit solchen anderer Studien,
in denen Bildungsunterschiede bei der Gestaltung der Elternzeit und der Berufsrückkehr
gefunden wurden. (z. B. Grunow et al. 2011; Han et al. 2008; Knittel et al.
2012; Kuhlenkasper & Kauermann 2010; RWI 2008). Mütter mit akademischem
Abschluss kehren gemäß ihrer höheren Karriereorientierung nach etwa einem Jahr
Familienpause zwei Monate früher in den Beruf zurück als die Referenzgruppe. Dies
geht einher mit ihrer größeren Ablehnung einer traditionellen Mutterrolle, nach
welcher die Hausarbeit und die Kinderbetreuung zu den Aufgaben der Frau in der
Familie gehören. Die allgemeine Befürwortung von Krippenbetreuung, die sich
ebenso auf eine Verkürzung der Familienpause auswirkt ist, geht einher mit der
etwas häufigeren, früheren und umfangreicheren Betreuung der Kleinkinder der
Mütter mit Hochschulabschluss. Das Ergebnis ist völlig deckungsgleich mit neuesten
empirischen Ergebnissen von Wirth und Lichtenberger (2012), nach welchen die
Form und Nutzung von Kinderbetreuungsmöglichkeiten, auch im europäischen
Vergleich, stark bildungsspezifisch ist. Damit wird noch einmal die Wichtigkeit des
Ausbaus der institutionellen Kinderbetreuung, v. a. für Kleinkinder unterstrichen.
Dass die erkennbaren Unterschiede zwischen den Gruppen trotzdem meist nur kleine
Differenzen sind, lässt sich durch die vorgegebenen Rahmenbedingungen verstehen.
Familien- und vereinbarkeitspolitische Maßnahmen in Form der Elterngeld- und
Elternzeitregelung strukturieren die Gestaltung der Familienpausen auf gesellschaftlicher
Ebene. Innerhalb dieses Rahmens gestalten Frauen mit und ohne Hochschulabschluss,
die Berufsrückkehr ihrem Spielraum und ihren Präferenzen nach.
113

8 Zusammenfassung und Fazit
Ein Zugewinn an Erkenntnissen bringt die differenzierte Betrachtung der Gruppe der
Akademikerinnen und der Rolle des Bildungsniveaus im Zusammenspiel mit weiteren
Erklärungsfaktoren. Das Bildungsniveau zeigt sich nur solange als Einflussfaktor,
bis die individuellen Handlungsspielräume und die persönlichen Einstellungen
zu Familie, Beruf und Kinderbetreuung berücksichtigt werden. Dies unterstreicht
die Rolle des Bildungssystems als Sozialisationsinstanz, indem es Einfluss auf die
Ausprägung von Einstellungen nimmt. Auch hat das stark sozial stratifizierende
deutsche Bildungssystem Einfluss auf Möglichkeiten und Hemmnisse von Frauen,
Beruf und Familie zu vereinbaren. Die frühere Berufsrückkehr lässt sich auch durch
das kürzere Zeitfenster der „Rush hour of life“ verstehen. Akademikerinnen müssen
aufgrund ihrer längeren Bildungszeiten den Einstieg und Etablierung in den Arbeitsmarkt
sowie ihre Familienplanung in einer kürzeren Zeit realisieren.
Ein weiterer Erkenntnisfortschritt zeigte sich beim Vergleich der Einflussfaktoren auf
die Berufsrückkehr bei den beiden Bildungsgruppen. Die Möglichkeit der Großelternbetreuung
stellte sich für alle Bildungsniveaus als besonders wichtig für die
Vereinbarkeit von Familie und Berufs heraus, obwohl diese weit weniger Akademikerinnen
zur Verfügung steht. Auch das Engagement der Väter bei der Kinderbetreuung,
in Form einer Elternzeit, die über die beiden üblichen Partnermonate herausgeht,
wirkt sich positiv auf die Berufsrückkehr der Mütter aus. Im Vergleich zu
Frauen ohne Hochschulabschluss haben bei den Akademikerinnen verschiedene
persönliche Präferenzen einen besonders großen Einfluss auf die Berufsrückkehr.
Neben der Erwerbsorientierung sowie der Ablehnung einer traditionellen Mutterrolle
und der Vorstellung einer privaten Kindheit, die auch für Frauen ohne Hochschulabschluss
eine Rolle spielen, sind für Akademikerinnen auch zwei weitere Einstellungen
relevant: die Wichtigkeit der eigenen Karriere und die Meinung, dass Krippenbetreuung
der Entwicklung eines Kindes zugutekommt. Daraus wird gefolgert, dass
Akademikerinnen genügend Handlungsspielraum zur Verfügung steht, der es ihnen
erlaubt, Familie und Beruf nach ihren Präferenzen zu vereinbaren. Dieser Spielraum
kennzeichnet sich durch die größere finanzielle Absicherung, der Möglichkeit
Krippenplätze und privat bezahlte Betreuungspersonen in Anspruch zu nehmen
sowie die größere Entlastung des Partners bei Kinderbetreuung und Hausarbeit.
Unterschiedliche Erwerbsarrangements konnten nicht gut zur Erklärung der Elternzeit
und Berufsrückkehr dienen. Hier bieten sich weitere Untersuchungen an, in
114

8 Zusammenfassung und Fazit
denen speziell auf die Familienfreundlichkeit des Arbeitsplatzes eingegangen werden
kann. Allein die bessere Möglichkeit von Akademikerinnen von zu Hause aus zu
arbeiten und die unterschiedlichen Anteile der Frauen in verschiedenen Erwerbssituationen
geben einen Hinweis darauf, dass auch hier Differenzen in den Möglichkeiten
zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf liegen.
In dem Zuge, muss auf die Grenzen der Untersuchungen hingewiesen werden.
Die Ergebnisse gelten für bayerische Mütter, die im Jahr vor der Elternzeit durchgängig
erwerbstätig waren. Damit fielen viele Frauen weg, die schon mehrere oder
sehr lange kindbedingte Erwerbsunterbrechungen hatte. Auch konnte nur eine
Episode einer Familienunterbrechung bis zum Wiedereinstieg betrachtet werden.
Längsschnittuntersuchungen über einen längeren Zeitraum sind hierfür besser geeignet,
als die verwendete Querschnittsbefragung. Diese beinhaltete zwar sehr differenzierte
Informationen zum Erwerbsverlauf und zur Fertilitätsgeschichte der Mütter,
mit der Befragung aber nur ein Beobachtungsfenster von etwa drei Jahren abgedeckt.
Spätestens an diesem Punkt stellt sich die Frage nach der Übertragbarkeit der bayerischen
Ergebnisse auf die alten Bundesländer bzw. Gesamtdeutschland. In Anbetracht
der in Kapitel 2 genannten Unterschiede in den Erwerbsmustern der Frauen in den
neuen Bundesländern, sowie den unterschiedlichen Wertorientierungen über Müttererwerbstätigkeit
und institutioneller Kinderbetreuung, wird Abstand von einer
Übertragbarkeit der Ergebnisse auf Gesamtdeutschland genommen.
Bei der Interpretation der bayerischen Ergebnisse in Bezug auf andere Bundesländer
muss auf drei Punkte hingewiesen werden. Zunächst gibt es neben Bayern ein Landeserziehungsgeld
in Baden-Württemberg, Sachsen und Thüringen. Da es nur für
Familien mit einem relativ niedrigen Einkommen bezahlt wird, stellt es für diese
Familien einen Anreiz für eine längere Familienpause dar. Diese könnte bei Bundesländern,
in denen es kein Landeserziehungsgeld gibt etwas überschätzt werden.
Vermutungen, dass bayerische Mütter etwas konservativere Einstellungen als im
Durchschnitt im alten Bundesgebiet konnte ein Abgleich mit Allbus-Daten vom Jahr
2008 nicht bestätigt werden. Als relevant wird auch die Verfügbarkeit von
Betreuungsplätzen für Kleinkinder erachtet. Diesbezüglich unterscheidet sich Bayern
kaum vom Rest der alten Bundesländer. (vgl. BMFSFJ 2012: 12) Diese Ergebnisse
sollten also auch für das alte Bundesgebiet Gültigkeit besitzen.
115

9 LITERATUR- UND QUELLENVERZEICHNIS
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ANHANG
Tab. 10: Alter der Mütter zum Befragungszeitpunkt
A
OH
Median 38 35
Arithm. Mittel 38 35
Min 25 21
Max 53 49
Spannweite 28 28
Varianz 14,2 21,6
Standardabweichung 3,8 4,7
Quelle: ifb-Datensatz zur Berufsrückkehr-
Studie; N A =507, missing A =0; N OH =509,
missing OH =0.
Abb. 22: Gesamtkinderzahl der Frauen zum
Befragungszeitpunkt 2007 (in %)
60
40
20
0
32,5
46,4
51,5
41,8
16,6
11,8
1 Kind 2 Kinder 3 + Kinder
Akademikerinnen
Frauen ohne Hochschulabschluss
Quelle: ifb-Datensatz zur Berufsrückkehr-Studie;
N A =507, missing A =0; N OH =509, missing OH =0.
Tab. 11: Hauptkomponentenanalyse: Einstellungen zur eigenen Berufstätigkeit
Item Karriere Autonomie Belastung
Ich strebe eine berufliche Position an, die mit
mehr Ansehen verschafft.
Ich strebe eine berufliche Position an, in der ich
mehr Geld verdiene.
Ich möchte in meinem Leben beruflich mehr
erreichen als bisher.
Für mich ist es sehr wichtig, im Beruf
Aufstiegschancen zu haben.
Der Beruf ist mir wichtig, um eine eigene
Alterssicherung aufzubauen.
Nur die Berufstätigkeit kann mir die (finanzielle)
Unabhängigkeit (auch vom Partner) sichern.
Mein Beruf muss mir viel Zeit für die Familie/
Partnerschaft lassen.
Berufstätigkeit ist ein notwendiges Übel zur
Finanzierung des Lebensunterhaltes.
Sehr wichtig ist mir der Kontakt mit anderen
Menschen am Arbeitsplatz.
,773
,772
,769
,768 ,235
,802
,795
Soziale
Kontakte
,773 ,245
,757 -,267
Quelle: ifb- Datensatz zur Berufsrückkehr-Studie; Faktorenanalyse: Hauptkomponentenanalyse,
Varimax-Rotation, 4 geforderte Faktoren, Faktorladungen unter 0,2 wurden ausgeblendet, KMO=
0,778, 68% Varianzaufklärung.
,935
128

Tab. 12: Hauptkomponentenanalysen: Einstellung zur Krippenbetreuung und Mutterrolle
1. Hauptkomponentenanalyse 2. Hauptkomponentenanalyse
Item Mutterrolle Fremdbetreuung Mutterrolle Fremdbetreuung
Es ist für alle Beteiligten besser, wenn der
Mann voll im Berufsleben steht und die
Frau zu Hause bleibt und sich um den
Haushalt und um die Kinder kümmert.
Das ganze Familienleben leidet darunter,
wenn die Frau ganztags berufstätig ist.
Ein Kleinkind wird sicherlich darunter
leiden, wenn seine Mutter berufstätig ist.
Wenn ein Kleinkind in der Krippe betreut
wird, leidet seine Beziehung zu den Eltern
darunter.
Eine berufstätige Mutter kann ein genauso
herzliches und vertrauensvolles Verhältnis
zu ihren Kindern finden wie eine Mutter, die
nicht berufstätig ist.
Kleinkinder, die in Krippen betreut werden,
werden besser gefördert
Wenn ein Kleinkind in der Krippe betreut
wird, leidet seine Beziehung zu den Eltern
darunter.
,798 ,806
,738 ,775
,711 -,317 ,708 -,335
,609 -,462 ,611 -,474
-,602 ,282
KMO= 0,808
64% Varianzaufklärung
,898 ,901
,887 ,892
KMO= 0,767
69% Varianzaufklärung
Quelle: ifb- Datensatz zur Berufsrückkehr-Studie; Faktorenanalyse: Hauptkomponentenanalyse,
Varimax-Rotation, 2 geforderte Faktoren, Faktorladungen unter 0,2 wurden ausgeblendet.
129

Tab. 13: Überblick über die Items zur Messung der Aufgabenteilung und Häufigkeiten (in %)
Item
Kochen, Mahlzeiten
vorbereiten
Abspülen, und
abtrocken bzw.
Spülmaschine einund
ausräumen
Putzen, Wohnung
säubern, aufräumen
Wäsche und
Kleidung in Ordnung
halten, bügeln
Kindbezogene
Tätigkeiten
Versorgung von
Kleinkindern (z. B.
Füttern, Baden,
Wickeln)
Spiel, Sport, Freizeit
mit dem Kind/ den
Kindern
Begleitung/
Fahrdienste (z. B. zur
Schule, zum Arzt, zu
Veranstaltungen,
Musikunterricht etc.)
Haushaltstätigkeiten
Hausaufgabenbetreuung
Ausschließlich
ich
Eher ich
Teils/ teils
wechselt
Eher
Partner
Ausschließlich
Partner
A OH A OH A OH A OH A OH A OH
33,0 46,4 29,2 25,4 31,3 25,8 4,4 1,3 2,3 1,1 476 476
13,6 27,3 21,0 20,6 57,0 46,4 5,9 3,8 2,5 1,9 477 476
27,3 47,1 37,1 30,7 32,7 19,8 1,3 2,0 1,6 0,4 385 459
50,0 69,1 28,8 19,4 17,3 10,7 3,2 0,6 0,4 0,2 469 475
9,3 13,8 27,4 26,3 61,8 39,3 1,5 0,6 0 0 482 479
3,1 6,5 25,1 21,5 66,7 70,1 5,0 1,9 0,2 0 483 479
25,2 32,6 37,0 33,0 34,5 33,4 2,7 0,8 0,6 0,2 476 476
43,5 49,4 32,6 27,6 17,4 18,4 5,4 3,4 1,1 1,1 92 87
Quelle: ifb-Datensatz zur Berufsrückkehr-Studie; N A =478; N OH =485.
N=
130

Tab. 14: Gründe der Mütter für die Verkürzung bzw. Verlängerung der Elternzeit (Nennungen)
1. Meine berufliche Arbeit hat mir gefehlt
(N= 10)
2. Mein Arbeitgeber hat mich darum gebeten
(N= 8)
2. Ich hatte Sorge um meinen Arbeitsplatz
(N= 8)
2. Ich habe eine gute Betreuungsmöglichkeit für mein Kind
gefunden
(N= 8)
A
Gründe für Verkürzung
OH
1. Mein Arbeitgeber hat mich darum gebeten
(N= 21)
2. Meine berufliche Arbeit hat mir gefehlt
(N= 8)
3. Ich hatte Sorge um meinen Arbeitsplatz
(N= 5)
NA= 24, missingA= 2; NOH = 42, missingOH = 5.
1. Ich wollte mehr Zeit mit meinem Kind verbringen
(N= 15)
A
2. Ich habe keine geeignete Betreuungsmöglichkeit für mein
Kind gefunden
(N= 9)
3. Mein Arbeitgeber hat mich darum gebeten
(N= 3)
4. Ich bekomme ein weiteres Kind/ habe ein weiteres Kind
bekommen
(N= 1)
5. Ich wollte nicht zurück an meinem alten Arbeitsplatz
(N= 1)
Gründe für Verlängerung
4. Ich habe eine gute Betreuungsmöglichkeit für mein Kind
gefunden
(N= 3)
OH
1. Ich wollte mehr Zeit mit meinem Kind verbringen
(N= 11)
2. Mein Arbeitgeber hat mich darum gebeten
(N= 6)
NA=34, missingA=5 NOH =24, missingOH =3.
Quelle: ifb-Datensatz zur Berufsrückkehr-Studie.
3. Ich habe keine geeignete Betreuungsmöglichkeit für mein
Kind gefunden
(N= 4)
Tab. 15: Einstellungen der Mütter: Überblick über die Verteilung der unklassierten, metrischen
Variablen
Berufliche
Autonomie
Karriere
Krippenbetreuung
Mutterrolle
A OH A OH A OH A OH
Median 0,3 0,2 0,1 -0,3 0,2 -0,1 -0,4 0,2
Arithm. Mittel 0,0 -0,0 0,1 -0,1 0,0 -0,0 -0,4 0,4
Min -3,6 -3,7 -2,0 -1,7 -2,5 -2,6 -1,9 -1,8
Max 1,7 1,7 2,8 2,6 2,1 2,1 2,5 3,4
Spannweite 5,3 5,4 4,8 4,6 4,6 4,7 4,4 5,2
Varianz 1,0 1,0 1,0 1,0 1,0 1,0 0,7 1,1
SD 1,0 1,0 1,0 1,0 1,0 1,0 0,9 1,0
missing 6 12 6 12 19 38 19 38
Quelle: ifb-Datensatz zur Berufsrückkehr-Studie. N A =507, N OH =509.
131

EIDESSTATTLICHE VERSICHERUNG
Ich erkläre hiermit gemäß § 30 Abs. 2 DPO, dass ich die vorstehende Diplomarbeit
selbstständig verfasst und keine anderen als die angegebenen Quellen und Hilfsmittel
benutzt habe.
Datum
Unterschrift
132

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