Mai/Juni 2013 - Haflinger aktuell
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R E P O R T<br />
Die<br />
Grüne<br />
Gefahr<br />
Hufrehe-Prophylaxe in der Weidezeit<br />
Wenn die Weidesaison naht, freut sich längst nicht jeder <strong>Haflinger</strong>besitzer.<br />
Im Gegenteil: Schon der bloße Gedanke daran, sein Pferd grasend auf der Weide<br />
zu sehen, treibt vielen bereits den Angstschweiß auf die Stirn! Der Grund ist das<br />
erhöhte Hufrehe-Risiko, das mit dem Weidegang verbunden ist. Warum wird aber<br />
ausgerechnet das ursprüngliche Hauptnahrungsmittel der Pferde, nämlich das Gras, zum<br />
Hauptrisikofaktor und wie ist die stetig wachsende Zahl rehekranker Pferde zu erklären?<br />
Vor allem aber: Was kann man tun, um die Rehegefahr auf der Weide zu minimieren?<br />
Die Gräser, die heute auf unseren Weiden<br />
wachsen, sind in der Regel nicht natürlichen<br />
Ursprungs, sondern stammen aus extra gezüchteten<br />
Saatgutmischungen. Diese Zuchtgräser<br />
sollen vor allem hohe Erträge bringen<br />
und haben einen entsprechend hohen<br />
Energiegehalt, der für Nutztiere wie Leistungsmilchkühe<br />
und Mastrinder zwar ideal,<br />
jedoch für die vergleichsweise wesentlich<br />
genügsameren Pferde viel zu hoch ist. Diese<br />
Hochleistungsgräser sind sehr zuckerreich<br />
und rohfaserarm, was zu einer gewissen<br />
Fehlernährung führt: Zum einen fressen<br />
die Pferde alles bis zur Graswurzel ab, weil<br />
sie das strukturarme Gras nicht sättigt, was<br />
durch die schmackhafte Süße noch forciert<br />
wird, und zum anderen werden die Pferde<br />
durch den hohen Zuckergehalt schnell zu<br />
fett. Das betrifft insbesondere leichtfuttrige<br />
Pferde- und Ponyrassen, die das Gros<br />
Eklatante Zunahme hormonell bedingter Hufrehe<br />
Dickleibigkeit durch energiereiches Gras<br />
erhöht das Hufrehe-Risiko<br />
Das Resultat langfristiger Fettleibigkeit kann eine hormonelle Entgleisung des Stoffwechsels<br />
mit chronischer Hufrehe als Kardinalsymptom der sogenannten Wohlstandskrankheiten<br />
Equines Metabolisches Syndrom (EMS), Equine Cushing Disease (ECD)<br />
und Diabetes mellitus sein. Kennzeichen aller drei Krankheitsbilder ist ein permanent<br />
erhöhter Blutzucker- und Insulinspiegel, was zu einer Blutgefäßverengung mit resultierender<br />
Durchblutungsstörung und chronischer Entzündung der Huflederhaut führt.<br />
Der Anteil der durch eine Hormonstörung verursachten Rehefälle hat in den letzten<br />
Jahren deutlich zugenommen und wird in der Fachliteratur mit bis zu 90 Prozent angegeben.<br />
Laut einer finnischen Studie (Karikoski, 2011) etwa waren von 36 Rehefällen 21<br />
auf EMS und 11 auf ECD zurückzuführen, während nur vier Rehepferde keine hormonellen<br />
Auffälligkeiten zeigten.<br />
10 <strong>Haflinger</strong> <strong>aktuell</strong><br />
05-06/<strong>2013</strong>