Beschaffungscontrolling - Hochschule für angewandte ...
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<strong>Hochschule</strong> für <strong>angewandte</strong> Wissenschaften Würzburg – Schweinfurt<br />
Abteilung Würzburg<br />
Fakultät Wirtschaftswissenschaften<br />
Seminararbeit<br />
<strong>Beschaffungscontrolling</strong><br />
Vorgelegt von:<br />
Dominik Wiesmann<br />
Daniel Stuchlik<br />
Frank Wirsching<br />
Marco Then<br />
!<br />
Semester: Sommersemester 2013<br />
Studiengang: Betriebswirtschaft<br />
Dozent: Prof. Dr. William Jorasz<br />
Abgabedatum: 28.05.2013<br />
!
Eidesstattliche Erklärung<br />
Wir erklären ehrenwörtlich,<br />
1. dass wir unsere Seminararbeit ohne fremde Hilfe angefertigt haben;<br />
2. dass wir die Übernahme wörtlicher Zitate aus der Literatur sowie die<br />
Verwendung der Gedanken andrer Autoren an den entsprechenden<br />
Stellen innerhalb der Arbeit gekennzeichnet haben.<br />
Wir sind uns bewusst, dass eine falsche Erklärung rechtliche Folgen haben wird.<br />
Würzburg, den 28.05.2013<br />
.................................................<br />
.................................................<br />
.................................................<br />
.................................................
INHALTSVERZEICHNIS<br />
Inhaltsverzeichnis ....................................................................................................II<br />
Abbildungsverzeichnis ............................................................................................III<br />
Abkürzungsverzeichnis.......................................................................................... IV<br />
1. Einführung (Daniel Stuchlik und Marco Then)....................................................1<br />
1.1 Einführung in das <strong>Beschaffungscontrolling</strong>..........................................1<br />
1.2 Zielsetzung und Aufbau der Arbeit.......................................................2<br />
2. Definition (Dominik Wiesmann) ..........................................................................2<br />
2.1 Beschaffung und Controlling................................................................2<br />
2.2 <strong>Beschaffungscontrolling</strong>.......................................................................8<br />
3. Organisation und Eingliederung in das Unternehmen (Frank Wirsching) ........10<br />
3.1 Organisation des <strong>Beschaffungscontrolling</strong>s.......................................10<br />
3.2 Einordnung des <strong>Beschaffungscontrolling</strong>s in das Unternehmen .......10<br />
4. Ziele und Funktionen (Marco Then) .................................................................13<br />
4.1 Ziele .................................................................................................. 13<br />
4.2 Funktionen .........................................................................................16<br />
5. Aufgaben (Daniel Stuchlik)...............................................................................20<br />
5.1 Strategische Aufgaben...................................................................... 20<br />
5.2 Operative Aufgaben ...........................................................................22<br />
6. Instrumente (Frank Wirsching) .........................................................................26<br />
6.1 Make or Buy (Frank Wirsching) .........................................................27<br />
6.2 ABC Analyse (Daniel Stuchlik)...........................................................32<br />
6.3 Portfolioanalyse (Marco Then)...........................................................38<br />
6.4 Target Costing (Dominik Wiesmann) .................................................45<br />
7. Auswertung (Daniel Stuchlik und Marco Then) ................................................50<br />
7.1 Ergebnisdarstellung ...........................................................................50<br />
7.2 Ergebnisbewertung ............................................................................51<br />
Literaturverzeichnis................................................................................................. V<br />
! !<br />
!<br />
! II
ABBILDUNGSVERZEICHNIS<br />
Abbildung 1: Abgrenzung zwischen operativen und strategischen Controlling .....7<br />
Abbildung 2: Controlling in den einzelnen Funktionsbereichen.............................9<br />
Abbildung 3: Controllinghierarchie in einem funktional gegliederten<br />
Unternehmen..................................................................................11<br />
Abbildung 4: Controllinghierarchie in einem divisional gegliederten<br />
Unternehmen..................................................................................12<br />
Abbildung 5: Einbindung des <strong>Beschaffungscontrolling</strong>s in das Unternehmen ....13<br />
Abbildung 6: Überblick der operativen und strategischen Beschaffungsziele ....15<br />
Abbildung 7: Projektfokus der Deutschen Lufthansa...........................................16<br />
Abbildung 8: Das MakeorBuy-Portfolio................................................................27<br />
Abbildung 9: Zusammenhang zwischen Informationsbedarf, -angebot und<br />
-nachfrage ......................................................................................30<br />
Abbildung 10: Teilsystem der Unternehmensführung als Koordinationsobjekt<br />
des Controlling................................................................................31<br />
Abbildung 11: Datenerhebung der Beschaffungsobjekte ......................................34<br />
Abbildung 12: Wertermittlung der Beschaffungsobjekte........................................35<br />
Abbildung 13: Positionssortierung der Beschaffungsobjekte ................................36<br />
Abbildung 14: Auswertung und Klassifizierung der Beschaffungsobjekte in<br />
Güterklassen ..................................................................................37<br />
Abbildung 15: Grafische Darstellung der Wert- und Positionsanteile der<br />
Klassifizierung ................................................................................38<br />
Abbildung 16: Marktmacht-Portfolio ......................................................................41<br />
Abbildung 17: ABC-Versorgungsrisiko-Portfolio....................................................43<br />
Abbildung 18: Strategien des Versorgungsrisiko-Portfolios ..................................45<br />
Abbildung 19: Zusammenhang zwischen Target Profit und Target Cost ..............47<br />
! !<br />
!<br />
! III
ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS<br />
Abb. Abbildung<br />
bzw. beziehungsweise<br />
ca. circa<br />
d.h. das heißt<br />
EDV Elektronische Datenverarbeitung<br />
etc. et cetera<br />
f. folgende<br />
ff.<br />
fortfolgende<br />
ggf. gegebenenfalls<br />
GmbH Gesellschaft mit beschränkter Haftung<br />
S. Seite<br />
u.a. unter anderem<br />
USP unique selling proposition<br />
usw. und so weiter<br />
z.B. zum Beispiel<br />
! !<br />
!<br />
! IV
<strong>Beschaffungscontrolling</strong><br />
1. Einführung (Daniel Stuchlik und Marco Then)<br />
1.1 Einführung in das <strong>Beschaffungscontrolling</strong><br />
Die kontinuierlich stärker werdende Konkurrenz am globalen Markt erschwert es<br />
zunehmend nahezu jedem Management ein Unternehmen rentabel zu halten. Nur<br />
durch eine entsprechend hohe Rentabilität einer Unternehmung kann eine<br />
annehmbare Verzinsung des eingesetzten Kapitals der Anteilseigner gewährleistet<br />
werden. Eine daraus resultierende Strategie, die sich in Managementkreisen immer<br />
größerer Beliebtheit erfreut ist es, sich auf die unternehmenseigenen<br />
Kernkompetenzen zu konzentrieren und sekundäre Aufgaben auf externe<br />
Dienstleister auszulagern. 1 Das Schlüsselwort hierfür lautet Outsourcing. Die Autoren<br />
Balze, Rebel und Schuck verwenden in ihrer Literatur folgende Definition:<br />
„´Outsourcing´ bedeutet die mittel- bis langfristige, d.h. dauerhafte Nutzung von<br />
externen Dienstleistungs- oder Produktionsangeboten anstelle bisheriger<br />
unternehmensinterner Leistungen. Dies erfolgt mit dem Ziel der wirtschaftlichen<br />
Optimierung des eigenen Unternehmens durch Konzentration auf das<br />
Kerngeschäft.“ 2 . Durch diese Maßnahme kann in der Regel der Gewinn des<br />
Unternehmens gesteigert und dadurch die Rendite erhöht werden. Dies basiert vor<br />
allem auf der verminderten Kapitalbindung durch die geringere Anlageintensität in<br />
der Produktion sowie niedrigere Personal- und Lagerhaltungskosten. Aus diesem<br />
Grund ist dem Beschaffungsbereich und dessen Steuerung eine hohe Beachtung zu<br />
schenken. Die Bereichsverantwortung bezüglich der Strategie unterliegt meist dem<br />
Leiter der Beschaffung, dessen Informationsquelle das Unternehmenscontrolling<br />
darstellt. Aus dieser Komplexität resultiert das <strong>Beschaffungscontrolling</strong>, welches dem<br />
Verantwortlichen durch verschiedenste Instrumentarien, wie z.B. die ABC-Analyse,<br />
Enscheidungshilfen bereitstellt.<br />
Dieser Teilbereich des Unternehmenscontrollings wird nun in der folgenden<br />
Ausführung dargelegt.<br />
!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!<br />
1!Vgl.!Besthorn,!T.,!S.!169f.!<br />
2!Balze,!W./Rebel,!W./Schuck,!P.,!S.!1<br />
!<br />
! 1
<strong>Beschaffungscontrolling</strong><br />
1.2 Zielsetzung und Aufbau der Arbeit<br />
Ziel der Arbeit ist es einen Gesamtüberblick über das <strong>Beschaffungscontrolling</strong> zu<br />
geben und die Wichtig- und Notwendigkeit des <strong>Beschaffungscontrolling</strong>s<br />
herauszuarbeiten, indem auf seine Ziele, Funktionen, Aufgaben und Instrumente<br />
eingegangen wird.<br />
Die Arbeit ist in sieben Teile gegliedert. Einleitend werden dem Leser die Grundlagen<br />
des <strong>Beschaffungscontrolling</strong>s erläutert und das notwendige Know-how vermittelt, um<br />
einen besseren Überblick über die Basis des <strong>Beschaffungscontrolling</strong>s zu erhalten.<br />
Hier wird zunächst der Begriff des <strong>Beschaffungscontrolling</strong>s definiert, indem dieser<br />
von den Begriffen Beschaffung sowie Controlling abgeleitet wird.<br />
Im Anschluss daran wird im dritten Kapitel auf die Organisation und Eingliederung<br />
des <strong>Beschaffungscontrolling</strong>s in das Unternehmen eingegangen.<br />
Danach folgt eine Charakterisierung der Ziele sowie die Nennung und Darstellung<br />
der Funktionen.<br />
Daraufhin werden die Aufgaben dieses Teilbereichs des Unternehmenscontrollings<br />
von den zuvor angesprochenen Zielen abgeleitet und definiert, bevor im sechsten<br />
Kapitel vier verschiedene Instrumente des <strong>Beschaffungscontrolling</strong>s vorgestellt und<br />
erklärt werden. Des Weiteren wird darauf eingegangen, wie man die Instrumente<br />
miteinander kombiniert bzw. welche wann zum Einsatz kommen.<br />
Abschließend erfolgt im letzten Kapitel die Ergebnisdarstellung und Bewertung.<br />
2. Definition (Dominik Wiesmann)<br />
2.1 Beschaffung und Controlling<br />
Beschaffung<br />
Sucht man im Duden nach Wort „Beschaffung“ wird man unmittelbar auf das Verb<br />
„beschaffen“ verwiesen, woraus sich die Beschaffung ableitet. Unter „beschaffen“<br />
definiert der Duden: „(unter Überwindung von Schwierigkeiten) dafür sorgen, dass<br />
jemand etwas, was er nötig braucht, bekommt.“ 3<br />
Unter betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten versteht man unter der Beschaffung<br />
(auch „Procurement“), einen Sammelbegriff für jede Maßnahme bzw. Tätigkeit, die<br />
der Versorgung des Unternehmens mit allen Produktionsfaktoren aus externen<br />
!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!<br />
3!http://www.duden.de/rechtschreibung/beschaffen_besorgen!<br />
!<br />
! 2
<strong>Beschaffungscontrolling</strong><br />
Quellen dient. Dies umfasst somit alle Produktionsfaktoren (Material,<br />
Dienstleistungen, Betriebsmittel, Personal, Informationen und Kapital), die im<br />
Unternehmen selbst nicht erstellt werden. So wird beispielsweise Material auf<br />
Gütermärkten, Personal auf dem Arbeitsmarkt und Kapital auf dem Finanzmarkt<br />
„beschafft“. 4<br />
Herkömmlich ist der Begriff der Beschaffung etwas konkreter zu fassen. Nach Grün<br />
und Brunner „umfasst Beschaffung im engeren Sinne alle Maßnahmen zur<br />
Versorgung der Unternehmung mit Material (Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe,<br />
Handelswaren, Ersatzteile) und mit Dienstleistungen.“ 5<br />
Die Aufgaben der betrieblichen Beschaffung erstrecken sich ursprünglich auf die<br />
Bereiche Einkauf, Materialwirtschaft und Logistik. Jedoch weichen vor allem die<br />
Aufgabenzuordnung und die Benennung in der Praxis meist stark voneinander ab. 6<br />
Unabhängige Abteilungen mit klar abgegrenzten Verantwortungsbereichen haben<br />
auf höchster Unternehmensebene immer noch einen Seltenheitswert. So ist es in<br />
einem kleinen oder mittelständischen Unternehmen nicht zweckmäßig, die Bereiche<br />
strikt abzugrenzen, da in diesen Unternehmen oft gewisse Funktionen<br />
zusammengefasst werden. So haben vor allem Führungspersonen in kleineren<br />
Unternehmen oft ein größeres Spektrum, als in größeren Unternehmen,<br />
abzudecken. 7<br />
Wie im vorherigen Absatz angedeutet, ist der Einkauf ein Teil der Beschaffung. Ein<br />
Unternehmen muss nicht zwingend „einkaufen“, um einen Produktionsfaktor zu<br />
„beschaffen“. So kann theoretisch auch durch Leasing oder Leihe dem Unternehmen<br />
ein Produktionsfaktor zur Verfügung gestellt werden. Da jedoch die Beschaffung in<br />
den meisten Fällen durch den Einkauf erfolgt, werden Beschaffung und Einkauf auch<br />
synonym verwendet. 8<br />
Das primäre Ziel der Beschaffung ist es, die Versorgung des Unternehmens<br />
möglichst langfristig und kostengünstig sicherzustellen. Darüber hinaus leistet die<br />
Beschaffung auch einen Beitrag zur Erreichung der übergeordneten<br />
Unternehmensziele wie Periodenerfolg, Marktanteile oder Potentialentwicklung. 9<br />
!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!<br />
4!Vgl.!Brunner,!J/Grün,!O.,!S.!66;!Bogaschewsky,!R.,!S.!48!<br />
5!Brunner,!J/Grün,!O.,!S.!66!<br />
6!Vgl.!Bogaschewsky,!R.,!S.!49!<br />
7!Vgl.!Bogaschewsky,!R.,!S.!49!<br />
8!Vgl.!Hartmann,!H.,!S.!20;!Brunner,!J/Grün,!O.,!S.!66!<br />
9!Vgl.!Bogaschewsky,!R.,!S.!50<br />
!<br />
! 3
<strong>Beschaffungscontrolling</strong><br />
Gerade die Potentiale sind in der Beschaffung ein wichtiger Aspekt. So können durch<br />
die Zusammenarbeit mit einem leistungsstarken Zulieferer, oder durch die<br />
Erschließung bisweilen unbekannter Beschaffungsmärkte, neue Potentiale geschöpft<br />
werden. 10<br />
Die Aufgaben der Beschaffung sind nach Art und Bedeutung zu unterteilen. Die<br />
Literatur klassifiziert die Beschaffung in strategische und operative Aufgaben. 11<br />
Wichtige strategische Beschaffungsaufgaben sind unter anderem die<br />
Beschaffungsmarktforschung und die Lieferantenauswahl bzw. Lieferantenanalyse.<br />
Unter Beschaffungsmarktforschung versteht man die gesammelten Informationen<br />
über den Markt zu analysieren und weiterzuleiten, um eine optimale<br />
Einkaufsentscheidung zu treffen. Bei der Lieferantenauswahl werden die Lieferanten<br />
bestimmt, die aufgrund der Informationen durch die Beschaffungsmarktforschung, für<br />
eine mögliche Zusammenarbeit in Frage kommen. 12<br />
Innerhalb des operativen Aufgabenbereichs der Beschaffung ist es unerlässlich, sich<br />
an den Aufgabeninhalten und deren Einbettung in den Beschaffungsprozess<br />
auszurichten. Es ist nötig, alle notwendigen Unternehmensfunktionen in den<br />
operativen Beschaffungsprozess mit einzubeziehen, da sonst keine ökonomische<br />
Aufgabenerfüllung möglich ist. Dies bedeutet, dass alle Kompetenzen bezüglich<br />
Einkauf, Materialwirtschaft und Logistik in den Beschaffungsprozess mit einfließen<br />
müssen. 13 Wichtige Phasen im operativen Beschaffungsprozess sind u.a.<br />
Bedarfsermittlung und Bestellüberwachung. Die Bedarfsermittlung ist der<br />
Ausgangspunkt des operativen Beschaffungsprozesses. Hierbei werden Art, Qualität,<br />
Zeitpunkt und Ort des Bedarfs festgehalten. Eine Bedarfsermittlung kann durch einen<br />
neuen Produktionsauftrag entstehen. Ein weiteres wichtiges Element des operativen<br />
Beschaffungsprozesses ist die Bestellüberwachung. Denn zwischen der Bestellung<br />
und dem tatsächlichen Wareneingang sollte die Bestellung genau überwacht werden,<br />
d.h. es soll u.a. überprüft werden, ob der Lieferant termingerecht liefern kann. Droht<br />
angenommen die Gefahr eines Lieferverzuges sollten dementsprechende<br />
Gegenmaßnahmen eingeleitet werden. 14<br />
!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!<br />
10!Vgl.!Bogaschewsky,!R.,!S.!50;!http://wirtschaftslexikon.gabler.de/Archiv/72967/beschaffungWv6.htm!!<br />
11!Vgl.!Bogaschewsky,!R.,!S.!50f.!!<br />
12!Vgl.!Bogaschewsky,!R.,!S.!50;!Bichler,!K./Krohn,!R.,!S.40f.!<br />
13!Vgl.!Bogaschewsky,!R.,!S.!50;!http://wirtschaftslexikon.gabler.de/Archiv/72967/beschaffungWv6.htm!<br />
14!Vgl.!Bogaschewsky,!R.,!S.!50f.;!Brunner,!J/Grün,!O.,!S.!64f.;!!!<br />
!!!!!http://wirtschaftslexikon.gabler.de/Archiv/72967/beschaffungWv6.htm<br />
!<br />
! 4
<strong>Beschaffungscontrolling</strong><br />
Seit geraumer Zeit zeichnen sich in der Beschaffung bedeutsame Trends ab. Einer<br />
dieser ist die Erhöhung des Zukaufanteils. Ein gutes Beispiel hierfür ist die deutsche<br />
und japanische Automobilindustrie, die den Zukaufanteil auf mehr als zwei Drittel<br />
gesteigert hat. Dies könnte darauf hinauslaufen, dass das Gütesiegel „made in<br />
germany“ bald ausgedient hat und es stattdessen „designed in germany“ hieße.<br />
Unter dem Begriff des Outsourcings werden auch Dienstleistungen, insbesondere im<br />
IT- und Logistikbereich, zugekauft. 15<br />
Weitere Phänomene sind das Single- und Global Sourcing. Darunter versteht man,<br />
dass ein Unternehmen die Anzahl der Lieferanten, im Extremfall bis zu einem<br />
Lieferanten, reduzieren möchte. Während traditionell regionale Lieferanten bevorzugt<br />
wurden, werden diese zunehmend weltweit ausgewählt. Mit diesen wenigen<br />
Lieferanten, soll gleichzeitig sehr intensiv und umfangreich zusammengearbeitet<br />
werden. 16<br />
Außerdem sind die Unternehmen darauf besinnt, mit den wichtigen Lieferanten<br />
partnerschaftliche Beziehungen einzugehen. Den bedeutenden Lieferanten werden<br />
u.a. Entwicklungsaufgaben anvertraut, wodurch oft langfristige Vereinbarungen bzw.<br />
Kooperationen zwischen Unternehmen und Lieferant entstehen können. Dagegen<br />
orientierte sich das traditionelle Beschaffungsverhalten eher an einer kurzfristigen<br />
Zusammenarbeit. 17<br />
Ein ebenso wichtiger Trend in der Beschaffung ist das sogenannte „Electronic (E)-<br />
Procurement“. Darunter versteht man die Integration moderner, elektronischer<br />
Medien wie das Internet in den Beschaffungsprozess. Durch die Nutzung dieser<br />
Medien gewinnt der Beschaffungsmarkt ungemein an Transparenz. Außerdem<br />
erschließt sich dadurch auch eine neue, attraktive Form des Handels. Viele<br />
innovative Unternehmen haben diese Chance für sich erkannt und dadurch ihre<br />
Beschaffung wesentlich effektiver gestaltet, was heute von entscheidender<br />
Bedeutung im Wettbewerb sein kann. 18<br />
!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!<br />
15!Vgl.!Brunner,!J/Grün,!O.,!S.!70f.!<br />
16!Vgl.!Brunner,!J/Grün,!O.,!S.!70f.!<br />
17!Vgl.!Brunner,!J/Grün,!O.,!S.!70f.!<br />
18!Vgl.!Brunner,!J/Grün,!O.,!S.!70f.;!Bogaschewsky,!R.,!S.!50ff.<br />
!<br />
! 5
<strong>Beschaffungscontrolling</strong><br />
Controlling<br />
Der Begriff Controlling leitet sich aus dem Englischen „to control“ ab. Es ist ein<br />
verbreiteter Irrtum, das Wort Controlling mit dem deutschen Wort Kontrolle zu<br />
übersetzen. Diese Begriffe sind sich augenscheinlich sehr ähnlich, weisen jedoch<br />
maßgebliche Unterschiede in deren Bedeutung auf. 19 Nach Peter Horváth „versteht<br />
man unter Control in der englischen Managementliteratur Beherrschung, Lenkung,<br />
Steuerung, Regelung von Prozessen.“ 20 Somit erkennt man sehr deutlich, dass im<br />
angelsächsischen Sprachraum der Begriff des Controllings eindeutig weitergefasst<br />
ist, als im deutschen die betriebswirtschaftliche Kontrolle. 21<br />
Für den Begriff des Controllings gibt es in der Fachliteratur eine Vielzahl von<br />
Definitionen und Auffassungen. 22<br />
!<br />
! 6<br />
Ein sehr interessanter Ansatzpunkt ist es, unter<br />
dem Controlling einen „Arbeitsbegriff“ zu verstehen, in dem weniger die exakte<br />
Definition, sondern die verschiedenen Aufgaben bzw. Inhalte des Controllings im<br />
Zentrum stehen. 23<br />
Arbeitsbegriff wie folgt:<br />
So definiert Peter Preißler den Begriff des Controllings als<br />
„Controlling ist ein funktionsübergreifendes Steuerungsinstrument, das den<br />
unternehmerischen Entscheidungs- und Steuerungsprozess durch zielgerichtete<br />
Informationener- und –verarbeitung unterstützt. Der Controller sorgt dafür, dass ein<br />
wirtschaftliches Instrumentarium zur Verfügung steht, das vor allem durch die<br />
systematische Planung und der damit notwendigen Kontrolle hilft, die aufgestellten<br />
Unternehmensziele zu erreichen. Inhalt der Zielvorhaben können alle<br />
quantifizierbaren Werte des Zielsystems sein.“ 24<br />
Wie auch in der Beschaffung, ist es unerlässlich das Controlling in strategische und<br />
operative Merkmale zu untergliedern. Hierbei ist es wichtig zu erkennen, dass die<br />
beiden Formen sich nicht entgegenwirken, sondern ergänzen. Sowohl das operative,<br />
als auch das strategische Controlling sind ähnlich aufgebaut. Sie sind jedoch nicht<br />
nur miteinander verbunden, sondern orientieren sich auch an den gleichen<br />
Unternehmenszielen. 25<br />
!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!<br />
19!Vgl.!Horváth,!P.,!S.!16;!Jung,!H.,!S.!4!<br />
20!Horváth,!P.,!S.!16!<br />
21!Vgl.!Horváth,!P.,!S.!16!<br />
22!Vgl.!Friedl,!B.,!S.!1f.;!Jung,!H.,!S.!4f.;!Preißler,!P.,!S.!15f.!<br />
23!Vgl.!Preißler,!P.,!S.!16;!Jung,!H.,!S.!5f.!<br />
24!Preißler,!P.,!S.!16!<br />
25!Vgl.!Jung,!H.,!S.!14;!Preißler,!P.,!S.!19
<strong>Beschaffungscontrolling</strong><br />
Nichtsdestotrotz unterscheiden sich das operative und strategische Controlling in<br />
bestimmten Merkmalen. Folgendes Schaubild soll dies anhand konkreter<br />
Abgrenzungsmerkmale darstellen.<br />
Abbildung 1: Abgrenzung zwischen operativen und strategischen Controlling 26<br />
Das strategische Controlling agiert langfristig und orientiert sich an der Zukunft. Im<br />
Gegensatz zum operativen Controlling arbeitet es an zukunftsorientierten Zahlen und<br />
versucht langfristig zu planen. Hierbei geht es in erster Linie nicht um Kosten oder<br />
Leistungen, sondern vielmehr um Chancen und Risiken der Organisation. Das<br />
operative Controlling arbeitet hingegen vor allem mit Zahlen, die sich auf die<br />
Gegenwart bzw. Vergangenheit beziehen. 27<br />
Eine ebenso große Rolle wie der eben beschriebene Zeithorizont, spielt auch die<br />
Orientierung. Das operative Controlling orientiert sich maßgeblich an<br />
unternehmensinternen Quellen, vor allem aus dem Rechnungswesen wie der<br />
!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!<br />
26!Vgl.!Preißler,!P.,!S.!20!<br />
27!Vgl.!Preißler,!P.,!S.!19f.;!Jung,!H.,!S.!14ff.!<br />
!<br />
! 7
<strong>Beschaffungscontrolling</strong><br />
Kosten- und Leistungsrechnung. Demgegenüber nimmt das strategische Controlling<br />
ganz bewusst auch externe Faktoren aus dem Umfeld des Unternehmens wahr. 28<br />
Ein weiteres wichtiges Unterscheidungsmerkmal ist die Zielsetzung. Hierbei ähnelt<br />
es stark dem Betrachtungszeitraum, denn das operative Controlling realisiert die<br />
aufgestellten kurz- und mittelfristigen Ziele der Organisation. Dahingegen versucht<br />
das strategische Controlling möglichst lange und nachhaltig das Bestehen des<br />
Unternehmens zu wahren. 29<br />
Das operative und strategische Controlling weisen teilweise recht deutliche<br />
Unterschiede auf, dennoch sind beide eng miteinander verzahnt. So ist<br />
beispielsweise nur das operativ im Unternehmen umsetzbar, was vorher strategisch<br />
in der Organisation erreicht wurde. Ebenso lässt sich umgekehrt nur die Existenz des<br />
Unternehmens sichern, wenn auch operativ gehandelt wird. 30<br />
2.2 <strong>Beschaffungscontrolling</strong><br />
In den vergangenen Jahren ist eine ansteigende Spezialisierung der einzelnen<br />
Funktionen im Unternehmen zu erkennen. Dies führte schließlich zur Bildung von<br />
Controllern in den einzelnen Funktionsbereichen des Unternehmens, den<br />
sogenannten „Bindestrich-Controllern“. 31 Darunter versteht Hans Jung „Controller,<br />
die sich auf die controllerische Begleitung von betrieblichen Funktionen spezialisiert<br />
haben.“ 32 Diese Entwicklungen entsprechen nach Jung außerdem den „Grundsätzen<br />
dezentraler Unternehmensführung und dem Wunsch nach marktorientierter<br />
Controllerleistung.“ 33<br />
Durch das folgende Schaubild werden die gegenwärtig vielfältigen Bereiche des<br />
Controllings aufgezeigt. Es wird deutlich, dass einzelne Bereiche organisiert, geplant<br />
und kontrolliert werden müssen.<br />
!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!<br />
28!Vgl.!Preißler,!P.,!S.!19f.;!Jung,!H.,!S.!14ff.<br />
29!Vgl.!Preißler,!P.,!S.!19f.;!Jung,!H.,!S.!14ff.!<br />
30!Vgl.!Preißler,!P.,!S.!21f.!<br />
31!Vgl.!Jung,!H.,!S.!17!<br />
32!Jung,!H.,!S.!17!<br />
33!Jung,!H.,!S.!17<br />
!<br />
! 8
<strong>Beschaffungscontrolling</strong><br />
Abbildung 2: Controlling in den einzelnen Funktionsbereichen 34<br />
Für das dezentrale Controlling ist es besonders wichtig, dass die einzelnen Bereiche<br />
das übergeordnete Gesamtziel des Unternehmens verfolgen. Hierbei kommt es<br />
zwischen den einzelnen Controlling-Bereichen häufig zu Überschneidungen. 35<br />
Wie bereits angedeutet, ist die Wertorientierung ein wichtiger Leitgedanke im<br />
Unternehmen. Auch in der Beschaffung, als elementare Funktion im Unternehmen,<br />
spielt diese Wertorientierung neben der klassisch kostenorientierten Steuerung eine<br />
immer größere Rolle. 36 Es ist somit auch nötig, die Performance der Beschaffung zu<br />
beleuchten. Hier ist der Ansatzpunkt des <strong>Beschaffungscontrolling</strong>s, das die<br />
erforderliche Klarheit in die Beschaffung und deren Aktivitäten bringt. 37<br />
Jochem Piontek liefert eine konkrete Definition des <strong>Beschaffungscontrolling</strong>s in<br />
seinem gleichnamigen Werk. Er versteht unter <strong>Beschaffungscontrolling</strong> „ein<br />
Subsystem des Beschaffungsmanagements, das eine zukünftige engpass-,<br />
informations- und zielorientierte Steuerung und Koordination der Beschaffung<br />
ermöglichen soll.“ 38 Außerdem sollen durch die beratende Unterstützung rationale<br />
!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!<br />
34!Vgl.!Jung,!H.,!S.!17!<br />
35!Vgl.!Jung,!H.,!S.!17f.!<br />
36!Vgl.!Fröhlich,!L./Sievers,!K.,!S.!30!<br />
37!Vgl.!Fröhlich,!L./Sievers,!K.,!S.!30!<br />
38!Piontek,!J.,!S.!45<br />
!<br />
! 9
<strong>Beschaffungscontrolling</strong><br />
Entscheidungen in der Beschaffung sichergestellt werden, was zu einer Erhöhung<br />
der Reaktions- und Adaptionsfähigkeit führt. 39<br />
3. Organisation und Eingliederung in das Unternehmen (Frank Wirsching)<br />
3.1 Organisation des <strong>Beschaffungscontrolling</strong>s<br />
Nach der vorstehenden Definition des Begriffes wird nachfolgend die Organisation<br />
des <strong>Beschaffungscontrolling</strong>s erläutert.<br />
Durch zahlreiche Einflussfaktoren (z.B. Globalisierung, zunehmende Komplexität des<br />
betrieblichen Geschehen,…) nimmt das Controlling in den Unternehmen eine<br />
zunehmend bedeutendere Rolle ein. Aus diesen genannten Gründen haben vor<br />
allem größere Unternehmen eigene Controlling-Abteilungen. 40<br />
Es handelt sich beim <strong>Beschaffungscontrolling</strong> um die Personen, die aufgrund der<br />
Ablauforganisation für diesen Bereich zuständig sind. Dies beinhaltet sowohl die<br />
notwendigen Kompetenzen als auch die dazugehörigen Aufgaben. Hierfür muss aber<br />
nicht zwangsläufig eine Controlling- bzw. <strong>Beschaffungscontrolling</strong>-Abteilung<br />
vorhanden sein. Die Organisation ergibt sich auch aus dem Zusammenspiel bzw. der<br />
Zusammenarbeit von mehreren Personen und Abteilungen. Sinnvoll ist die<br />
Einrichtung einer Controlling- und im Spezialfall einer <strong>Beschaffungscontrolling</strong>-<br />
Abteilung erst bei einer gewissen Größe von Unternehmen, da sich dies sonst<br />
ökonomisch absolut nicht rechnen würde. 41<br />
3.2 Einordnung des <strong>Beschaffungscontrolling</strong>s in das Unternehmen<br />
Grundsätzlich sind diverse Fragestellungen zu klären bevor man sich entscheidet wie<br />
man das Controlling bzw. das <strong>Beschaffungscontrolling</strong> in ein Unternehmen einbindet.<br />
Fragen, ob das Controlling dezentral oder zentral ausgeübt bzw. ob das Controlling<br />
als Stab- oder Linienstelle eingegliedert werden soll sind nur wenige der zahlreichen<br />
Fragestellungen zu diesem Thema. Wird die Controlling-Abteilung als Linienstelle<br />
angesehen, dann ist die Stellung höherwertig im Vergleich zu einer Stabstelle, denn<br />
!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!<br />
39!Vgl.!Piontek,!J.,!S.!45!<br />
40!Vgl.!http://www.uniprotokolle.de/Lexikon/Controlling.html#Organisatorische_Einordnung_!<br />
!!!!!des_Controlling!<br />
41!Vgl.!http://www.controllingWwiki.com/de/index.php/<strong>Beschaffungscontrolling</strong>!!<br />
!<br />
! 10
<strong>Beschaffungscontrolling</strong><br />
dann kann das Controlling Entscheidungen selbstständig treffen und hat ein<br />
Weisungsrecht gegenüber anderen Stellen im Unternehmen. 42<br />
Eine weitere Möglichkeit der Positionierung des Controllings ist die Stabstelle. Eine<br />
Stabstelle ist eine „Spezialisierte Leitungshilfsstelle, die fachspezifische Aufgaben<br />
ohne Fremdentscheidungs- und Weisungskompetenzen wahrnimmt. Stabsstellen<br />
sind immer an eine Leitungsstelle gebunden und erfüllen Aufgaben, die zum Bereich<br />
der jeweiligen Instanz gehören. Durch Stabsstellen sollen Leitungsstellen quantitativ<br />
entlastet und qualitativ verbessert werden.“ 43 Diese Stabstellen sind beispielsweise<br />
dem Vorstand direkt untergeordnet. 44<br />
Funktionale Gliederung bedeutet, dass ein Unternehmen seine Organisation nach<br />
der Funktion (z.B. Produktion, Vertrieb, Verwaltung etc.) gliedert. Die<br />
Unternehmensleitung hat die Aufgabe diese verschiedenen Funktionen zu steuern<br />
und zu kombinieren. Diese Organisationsform ist die am häufigsten verbreitete Form<br />
im Bereich der kleinen und mittleren Unternehmen. 45<br />
Abb. 3: Conrollinghierarchie in einem funktional gegliederten Unternehmen 46<br />
!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!<br />
42!Vgl.!Fiedler!R.,!Gräf!J.,!S.!16!<br />
43!http://www.wirtschaftslexikon24.com/d/stabsstelle/stabsstelle.htm!<br />
44!Vgl.!Fiedler!R.,!Gräf!J.,!S.!16!<br />
45!Vgl.!http://www.dieWakademie.de/service/lexikon/f/funktionaleWorganisation!<br />
46!Fiedler!R.,!Gräf!J.,!S.!18!<br />
!<br />
! 11
<strong>Beschaffungscontrolling</strong><br />
Divisionale bzw. Spartenorganisation bedeutet, dass die erste Hierarchieebene nach<br />
Sparten, Divisionen oder Geschäftsbereichen gegliedert ist. Sparten werden<br />
unterschieden z.B. nach Produkten, Produktgruppen, Kundegruppen oder nach<br />
Regionen. 47<br />
Abb. 4: Controllinghierarchie in einem divisional gegliederten Unternehmen 48<br />
Bei größeren Unternehmen ist die Controllinghierarchie häufig dreistufig<br />
(Zentralcontrolling. Bereichscontrolling, Funktionscontrolling). 49<br />
!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!<br />
47!Vgl.!http://www.dieWakademie.de/service/lexikon/s/spartenorganisation!<br />
48!Fiedler!R.,!Gräf!J.,!S.!18!<br />
49!Vgl.!Fiedler!R.,!Gräf!J.,!S.!18!<br />
!<br />
! 12
<strong>Beschaffungscontrolling</strong><br />
In der unten dargestellten Abbildung wird verdeutlicht welchen Stellenwert das<br />
<strong>Beschaffungscontrolling</strong> in einem Unternehmen hat.<br />
!<br />
Abb. 5: Einbindung des <strong>Beschaffungscontrolling</strong>s in ein Unternehmen 50<br />
Die hier ausgeblendeten und nachrangig behandelten Beschaffungsziele werden<br />
explizit im folgenden Punkt 4. behandelt.<br />
4. Ziele und Funktionen (Marco Then)<br />
Im nächsten Abschnitt werden die Ziele und Funktionen des <strong>Beschaffungscontrolling</strong>s<br />
dargelegt und näher erläutert.<br />
4.1 Ziele<br />
Da es sich beim <strong>Beschaffungscontrolling</strong> um einen Teilbereich des<br />
Unternehmenscontrollings handelt, der als so genanntes Bereichscontrolling auf den<br />
Bereich der Beschaffung spezifiziert ist, müssen dessen Ziele, von denen der<br />
Beschaffung, sowie des Unternehmenscontrollings abgeleitet werden. 51<br />
Diese können zum einen in direkter sowie indirekter als auch in operativer und<br />
strategischer Weise differenziert werden. 52<br />
!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!<br />
50!http://www.tcw.de/uploads/html/consulting/beratung/einkauf/images/98_Beschaffung_2_gr.jpg!<br />
51!Vgl.!Meyer,!J.,!S.9;!Kummer,!S./Grün,!O./Jammernegg,!W.,!S.!162,168;!Tschandl,!M./Bäck,!S.,!S.!18!<br />
52!Vgl.!Piontek,!J.,!S.!45;!Meyer,!J.,!S.!10!<br />
!<br />
! 13
<strong>Beschaffungscontrolling</strong><br />
Betrachtet man sie zunächst aus direkter bzw. indirekter Sicht, stellt man fest, dass<br />
die direkten Absichten des <strong>Beschaffungscontrolling</strong>s darauf ausgerichtet sind, in der<br />
Lage zu sein die Unternehmensziele zu erfüllen. 53 Folglich dienen die, von den<br />
Absichten des Unternehmenscontrollings abgeleiteten, direkten Ziele der<br />
Realisierung der Ergebnisziele und Erfüllung der Sachziele des Unternehmens. 54 Die<br />
hier angesprochenen Controllingziele eines Unternehmens bestehen aus der<br />
„Sicherung und Erhaltung der Koordinations-, Reaktions- und Adaptionsfähigkeit der<br />
Führung“ 55 . 56 Ferner soll durch die Koordination und die „Sicherstellung der<br />
Informationsversorgung der Beschaffungsführung“ 57 , Probleme, welche durch die<br />
zunehmende Komplexität, Dynamik und besonders Diskontinuität auf<br />
Beschaffungsmärkte entstehen, gelöst werden. 58<br />
Im Gegensatz hierzu bilden die indirekten Ziele aus Sicht Pionteks sowie Tschandls<br />
einen angestrebten Zustand eines bestimmten Unternehmensbereiches ab - in<br />
diesem Fall des Beschaffungsbereiches - welcher durch das <strong>Beschaffungscontrolling</strong><br />
erreicht werden soll. Daher sind die Absichten des Unternehmensbereichs<br />
Beschaffung weitestgehend identisch mit den indirekten Zielen des<br />
<strong>Beschaffungscontrolling</strong>s. Als Subsystem des Beschaffungsmanagements trägt das<br />
<strong>Beschaffungscontrolling</strong> somit durch die Unterstützung im Bereich Beschaffung,<br />
indirekt durch daraus resultierende verbesserte Zielerreichung im angesprochen<br />
Unternehmensbereich bei. 59<br />
Zu diesen Absichten zählen Erfolgs- (z.B. die Senkung der Beschaffungskosten),<br />
Liquiditäts- (z.B. die Senkung der Beschaffungszeit) sowie soziale und ökologische<br />
Beschaffungsziele. 60<br />
Neben der direkten und indirekten Betrachtung, kann auch zwischen der<br />
strategischen bzw. taktisch-operativen Ansicht der Perspektiven des<br />
<strong>Beschaffungscontrolling</strong>s unterschieden werden.<br />
Die Vorsätze des strategischen <strong>Beschaffungscontrolling</strong>s sind langfristig ausgerichtet<br />
!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!<br />
53!Vgl.!Piontek!J.,!S.!45!<br />
54!Vgl.!Horváth,!P.,!S.!123!<br />
55!Horváth,!P.,!S.!123!<br />
56!Vgl.!Horváth,!P.,!S.!123!<br />
57!Piontek,!J.,!S.!49!<br />
58!Vgl.!Piontek,!J.,!S.!49!<br />
59!Vgl.!Piontek,!J.,!S.!45;!Tschandl,!M./Bäck,!S.,!S.!18!<br />
60!Vgl.!Piontek,!J.,!S.!45,49!!<br />
!<br />
! 14
<strong>Beschaffungscontrolling</strong><br />
und daher eher ungenau formuliert. 61 Primär zielt diese langfristige Ausrichtung auf<br />
die Erkennung von Chancen und Risiken der Beschaffungsmärkte ab. 62 Die<br />
Sicherung der Existenz sowie die Nutzen des Erfolgspotenziales und die<br />
Informationsbereitstellung für eine Unternehmensplanung sind hingegen vorrangig zu<br />
betrachten. 63 Beispiele hierfür sind die langfristige Sicherung der Qualität, die<br />
Gewährleistung der Materialversorgung des Unternehmens sowie die Erhaltung der<br />
Preisstabilität. 64<br />
Andererseits sind gemäß Bär sowie Konetzny die operativen Intensionen des<br />
<strong>Beschaffungscontrolling</strong>s eher kurz- bis mittelfristig ausgerichtet. Diese werden von<br />
den strategischen Zielen, die den Handlungskorridor für diese kurzfristiger<br />
ausgelegten Anstrebungen der Beschaffung vorgegeben, abgeleitet. Bei dieser<br />
Betrachtung geht es vor allem um die Senkung der Beschaffungskosten sowie die<br />
Gewährleistung der Lieferbereitschaft. 65<br />
Die folgende Abbildung gibt einen Überblick über die operativen sowie strategischen<br />
Ziele der Beschaffung.<br />
!<br />
Abb. 6: Überblick der operativen und strategischen Beschaffungsziele 66<br />
!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!<br />
61!Vgl.!Schulze,!F.,!S.!32!!<br />
62!Vgl.!Meyer,!J.,!S.!10!<br />
63!Vgl.!Meyer,!J.,!S.!10!<br />
64!Vgl.!http://www.experto.de/b2b/steuernWbuchfuehrung/controlling/aufgabenWundWzieleWvonW!<br />
!!!!beschaffungWundWbeschaffungscontrolling.html!<br />
65!Vgl.!Bär,!J.,!S.!67;!http://www.experto.de/b2b/steuernWbuchfuehrung/controlling/aufgabenWundWzieleW!<br />
!!!!!vonWbeschaffungWundWbeschaffungscontrolling.html!<br />
66!http://www.tcw.de/uploads/html/consulting/beratung/einkauf/images/98_Beschaffung_2_gr.jpg!<br />
!<br />
! 15
<strong>Beschaffungscontrolling</strong><br />
In der Praxis wird aus Sicht des Verfassers jedoch der Schwerpunkt, eines im<br />
Unternehmen fungierenden <strong>Beschaffungscontrolling</strong> häufig auf spezielle Aspekte der<br />
Beschaffung gelegt. Dies wird auch am Beispiel des durch Horváth & Partners<br />
veröffentlichten Artikels „<strong>Beschaffungscontrolling</strong> bei der Deutschen Lufthansa“ in der<br />
Fachzeitschrift Controlling erkennbar. Die folgende Tabelle zeigt den Projektfokus<br />
des in den Jahren 2009 und 2010 eingeführten <strong>Beschaffungscontrolling</strong>s bei der<br />
Deutschen Lufthansa, woran man erkennen kann, dass hier der Zielfokus auf<br />
Kostenmanagement und –transparenz liegt. Die Steuerung und die Optimierung der<br />
Zahlungsbedingungen werden hingegen nachrangig behandelt. 67<br />
Abb. 7: Projektfokus der Deutschen Lufthansa 68<br />
4.2 Funktionen<br />
Wie im vorherigen Kapitel der Ziele angesprochen handelt es sich beim<br />
<strong>Beschaffungscontrolling</strong> um eine Spezifizierung des Unternehmenscontrollings auf<br />
den Bereich der Beschaffung. Aufgrund der daraus resultierenden Ableitung wird bei<br />
der funktionalen Betrachtung der Thematik im folgenden Kapitel zunächst auf die<br />
Funktionen der Beschaffung bzw. des Controllings eingegangen, um so dann die<br />
spezifischen Funktionen herzuleiten.<br />
!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!<br />
67!Vgl.!Steinke,!K.WH./Wischmann,!R./Schentler,!P./Handrich!M.,!S.!564!f.!!<br />
68!Steinke,!K.WH./Wischmann,!R./Schentler,!P./Handrich!M.,!S.!565!<br />
!<br />
! 16
<strong>Beschaffungscontrolling</strong><br />
Grundsätzlich sind unter den Funktionen der Beschaffung alle zur Erreichung eines<br />
langfristigen Wettbewerbsvorteils gegenüber Konkurrenten beizutragenden Prozesse<br />
zu verstehen, die zur Unternehmensversorgung aus externen Quellen (z.B. durch<br />
Material, Dienstleistungen, usw.) beitragen. 69<br />
Angesichts der Veränderungen im Beschaffungsbereich von Unternehmen, wie z.B.<br />
die fortschreitende Globalisierung, haben sich jedoch auch dessen Funktionen im<br />
Laufe der Zeit entwickelt. 70 Im Gegenteil zum klassischen Verständnis der<br />
Beschaffung, der schlichten Materialbedarfsbefriedigung des Produktionsbereiches,<br />
wird gegenwärtig immer mehr der Einfluss der Beschaffung auf die<br />
Konkurrenzfähigkeit in Unternehmen erkannt. 71 Schentler und Tschandl gehen auch<br />
auf die Abnahme der Fertigungstiefe in Unternehmen ein. Dies ist die Folge der<br />
steigenden Konzentration der Unternehmen auf deren Kernkompetenz sowie den<br />
verstärkten Zukauf von Tätigkeiten außerhalb ihres Kompetenzbereiches, was sich<br />
aufgrund des immer größer werdenden Preisdruck sowie verkürzte<br />
Produktlebenszyklen ergibt. Demzufolge verändert sich auch die Beziehung<br />
zwischen Unternehmen und deren Zulieferern. Diese Veränderungen und der sich<br />
daraus ergebende „Gewinnbeschaffungs- und Know-how-Transferfunktion“ 72 wirkt<br />
sich aufgrund des Einflusses auf die Kosten sowie die Qualität der<br />
Unternehmensleistungen an den Kunden maßgeblich auf des Ergebnis im<br />
Unternehmen aus. 73<br />
Nach Horváth ist die Funktion des Controllings, als Teilsystem der<br />
Unternehmensführung, die auf Ergebnis abgezielte Koordination der Planung, der<br />
Kontrolle sowie der Informationsversorgung zu sehen. 74 Auf diese Weise unterstützt<br />
das Controlling die Unternehmensführung. 75 Hierdurch wird dem Controlling die<br />
Möglichkeit gewahrt das Unternehmen an Veränderungen der Umwelt anzupassen<br />
und seine Aufgabe der Koordination zu verfolgen. 76 Daher und aufgrund der<br />
!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!<br />
69!Vgl.!Kaufmann,!L./Thiel,!C./Becker,!A.,!S.!4!<br />
70!Vgl.!Schentler,!P./Tschandl,!M.,!S.!27!<br />
71!Vgl.!Piontek,!J.,!S.!19!<br />
72!Schentler,!P./Tschandl,!M.,!S.!27!<br />
73!Vgl.!Schentler,!P./Tschandl,!M.,!S.!27!<br />
74!Vgl.!Horváth,!P.,!S.!125!<br />
75!Vgl.!Horváth,!P.,!S.!125!<br />
76!Vgl.!Horváth,!P.,!S.!125!<br />
!<br />
! 17
<strong>Beschaffungscontrolling</strong><br />
Steuerung des gesamten Unternehmens sowie dessen Koordination, unterstützt das<br />
Controlling das Management bei seinen Aufgaben. 77<br />
Betrachtet man nun explizit die Funktionen des <strong>Beschaffungscontrolling</strong>s sollte man<br />
die in den vorhergehenden Kapiteln aufgeführten Funktionen der Beschaffung und<br />
denen des Controllings verschmelzen.<br />
Gemäß Tschandl und Schentler handelt es sich beim <strong>Beschaffungscontrolling</strong> um ein<br />
so genanntes Bindestrich-Controlling, das auf die Steuerung und Koordination<br />
einzelner Unternehmensteile, hier der Beschaffung, abzielt. Hiermit unterstützt das<br />
<strong>Beschaffungscontrolling</strong> gezielt die Beschaffungsverantwortlichen und trägt somit<br />
zum allgemeinen Unternehmenserfolg bei. Durch die besonders auf die Beschaffung<br />
angewendeten Funktionen des Controllings wird der Beschaffungsbereich effizienter<br />
bzw. effektiver. Dies geht aus der Früherkennung sowie der darauf folgenden aktiven<br />
Gegensteuerung der Kosten-/Nutzenpotenziales oder auch den Chancen bzw.<br />
Risiken hervor. 78<br />
Eine Besonderheit des <strong>Beschaffungscontrolling</strong> ist es, nicht nur die Verantwortlichen<br />
des Beschaffungsbereiches, sondern auch das Top-Management sowie die<br />
Manager, die in Relation zur Beschaffung stehen, mit wichtigen, spezifischen,<br />
externen Informationen zu versorgen. 79<br />
Aus Sicht von Piontek können die Funktionen des <strong>Beschaffungscontrolling</strong>s in<br />
strategische bzw. operative Funktionen eingeteilt werden. 80 Dieser Ansatz Pionteks<br />
wird in den folgenden Absätzen dargelegt:<br />
Strategisch und somit langfristig gesehen, soll diese besondere Art des Controllings<br />
Chancen sowie Risiken des Beschaffungsmarktes und dessen Umfeld erkennen und<br />
beobachten. Die daraus folgenden Aufgaben sind die Steuerung und Kontrolle der<br />
Beschaffungsstrategien.<br />
Betrachtet man die Funktionen aus operativer und somit kurzfristiger Sicht, hat das<br />
<strong>Beschaffungscontrolling</strong> die Planungs-, Kontroll-, Informations- und Koordinations-<br />
funktion inne.<br />
Unter Planungsfunktion versteht man den für die Budgeterstellung des<br />
Unternehmens geleisteten Beitrages des <strong>Beschaffungscontrolling</strong>s. Dieser spiegelt<br />
!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!<br />
77!Vgl.!Schentler,!P./Tschandl,!M.,!S.!27!<br />
78!Vgl.!Schentler,!P./Tschandl,!M.,!S.!27!<br />
79!Vgl.!Kaufmann,!L./Thiel,!C./Becker,!A.,!S.!4!<br />
80!Vgl.!Piontek,!J.,!S.!49!<br />
!<br />
! 18
<strong>Beschaffungscontrolling</strong><br />
sich in Form eines Mengen- sowie Werteplanes des Materialbedarfes wieder, der<br />
sich aus der Produktionsprogrammplanung der folgenden Periode ableitet.<br />
Durch die Kontrollfunktion hingegen befasst sich dieses Teilsystem des Controllings<br />
mit der Analyse und Beaufsichtigung zweier des Einkaufs überordneten Bereiche.<br />
Einerseits den Beschaffungsmarktentwicklungen, worauf das Unternehmen kaum<br />
Einfluss nehmen kann sowie andererseits der im Unternehmen getroffenen<br />
Entscheidungen und Vorgängen. Diese können sich auf die Beschaffungskostenstruktur<br />
auswirken.<br />
Da es sich bei den Kosten der Beschaffung um den bedeutendsten Kostenblock in<br />
einem Industrieunternehmen handelt, ist die Versorgung des Managements durch<br />
Informationen des Beschaffungsbereiches als Entscheidungsgrundlage für das<br />
Management von hoher Bedeutung. Dies wird durch die Informationsfunktion<br />
abgehandelt.<br />
Die letzte von Piontek angesprochene operative Funktion, die Koordinationsfunktion,<br />
wird in Form von inhaltlicher, terminlicher sowie organisatorischer Abstimmung und<br />
Durchführung der im Einkauf angesiedelten Aktivitäten Folge geleistet. Es soll zum<br />
einen gewährleistet werden, dass durch eine einheitlich koordinierte<br />
Einkaufsplanung, die inhaltlichen Diskrepanzen zwischen den Plänen untereinander<br />
berücksichtigt werden. Dies geschieht formal durch die Einhaltung bestimmter<br />
Kriterien bei der Teilplanerstellung und zeitlich durch eine zeitliche Adaption. Zum<br />
anderen garantiert die Koordination eine geordnete Verteilung der signifikanten<br />
Informationen auf die zugehörigen Stellen und den internen Austausch der<br />
Informationen unter Mitarbeitern in Bezug auf die Berichterstattung. 81<br />
Zusammenfassend lässt sich erklären, dass die Funktionen des<br />
<strong>Beschaffungscontrolling</strong>s als Ableitung aus Beschaffung und Controlling, die<br />
Planung, Steuerung, Kontrolle, Koordination und Informationsversorgung des<br />
Bereiches Beschaffung ist, der aus operativer bzw. strategischer Sicht betrachtet<br />
werden kann. Dies wird nochmals durch die Betrachtung der Abbildung 5 (S. 13)<br />
bzw. Abbildung 6 (S. 15) verdeutlicht.<br />
Im Folgenden werden nun die Aufgaben, die sich aus den Zielen des<br />
<strong>Beschaffungscontrolling</strong>s ableiten vorgestellt und näher erläutert.<br />
!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!<br />
81!Vgl.!Piontek,!J.,!S.!50ff.!<br />
!<br />
! 19
<strong>Beschaffungscontrolling</strong><br />
5. Aufgaben des <strong>Beschaffungscontrolling</strong>s (Daniel Stuchlik)<br />
Die Aufgaben und Ziele stehen in direktem Bezug zueinander. Zwischen Ihnen<br />
besteht eine sogenannte Mittel-Zweck-Beziehung, wobei die Aufgaben das Mittel zur<br />
Zielerreichung darstellen. 82<br />
Wie im vorangegangenen Punkt „Ziele des <strong>Beschaffungscontrolling</strong>s“ bereits<br />
erwähnt, ist es die zentrale Aufgabe des <strong>Beschaffungscontrolling</strong>s, die<br />
verantwortlichen Entscheidungsträger im Unternehmen bei der Steuerung der<br />
Materialwirtschaft, durch Bereitstellung von relevanten Informationen, zu<br />
unterstützen. 83<br />
So soll das <strong>Beschaffungscontrolling</strong> beispielsweise „durch Methodenkompetenz eine<br />
unternehmensweite Transparenz sicherstellen und durch Unabhängigkeit die<br />
Objektivität von Planungs- und Monitoringprozessen gewährleisten.“ 84 .<br />
Diese angesprochene Transparenz wird u.a. durch die Sicherstellung der<br />
Informationsversorgung der Entscheidungsträger erreicht. 85 Zugleich sollen Chancen<br />
und Risiken frühzeitig erkannt werden, um diese für das Unternehmen nutzbar zu<br />
machen. 86<br />
Die Controllingaufgaben im Bereich der Beschaffung können grundsätzlich in<br />
strategisch und operativ unterteilt werden. 87<br />
5.1 Strategische Aufgaben<br />
Nach Piontek werden die Aufgabenbereiche aus strategischer Sichtweise in zwei<br />
Teilgebiete unterteilt: Die Kontrolle der Beschaffungsmarktumwelt und die Kontrolle<br />
des spezifischen Beschaffungsmarktes. 88<br />
Kontrolle der Beschaffungsmarktumwelt<br />
Im Zentrum dieser Aufgabe steht, nach Piontek, die Analyse der Umwelt, sowie eine<br />
Prognose der eventuellen oder mutmaßlichen Entwicklungen der entsprechenden<br />
Faktoren. Damit soll gewährleistet werden, auf Änderungen in der<br />
!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!<br />
82!Vgl.!Brede,!H.,!S.!18 !!<br />
83!Vgl.!Schulze,!F.!S.!31!<br />
84 !Wagner,!S./Weber,!J.,!S.!50!<br />
85!Vgl.!Piontek,!J.,!S.!49!<br />
86!Vgl.!Meyer,!J.,!S.!10!<br />
87 !Vgl.!Lüdemann,!O.,!S.!!<br />
88 !Vgl.!Piontek,!J.!S.!60!<br />
!<br />
! 20
<strong>Beschaffungscontrolling</strong><br />
Beschaffungsumwelt angemessen zu reagieren, sowie diese in der Einkaufsstrategie<br />
hinreichend berücksichtigen zu können. 89<br />
Unter Umweltfaktoren versteht man u.a. die Veränderungen im politischen sowie<br />
wirtschaftlichen Umfeld und die Angebots- bzw. Nachfrageentwicklung bei<br />
Produktionsfaktoren. 90<br />
Mit diesen Faktoren der Umwelt soll ermittelt werden, inwiefern dieser Bereich<br />
Einfluss auf den aktuellen oder künftigen Beschaffungsprozess hat bzw. haben wird.<br />
Der Turnus, in der eine Umweltanalyse durchgeführt wird, lässt sich nach Piontek in<br />
unregelmäßig, periodisch und kontinuierlich einteilen. Während die unregelmäßige<br />
Analyse meist kriseninitiiert ist, wird im periodischen Verfahren der Fokus auf<br />
ausgewählte Tatbestände gelegt und bei der kontinuierlichen Vorgehensweise ein<br />
weiter und langfristiger Horizont der Entwicklung abgedeckt. 91<br />
Als mögliches Instrument zur Bestimmung von Umweltfaktoren nennt Piontek das<br />
Indikatorverfahren.<br />
Kontrolle des spezifischen Beschaffungsmarktes<br />
Im zweiten Teilbereich der strategischen Beschaffungsaufgaben wird in erster Linie<br />
die Marktstruktur betrachtet bzw. analysiert um Veränderungen und Bewegungen am<br />
Markt festzustellen. Ziel dieser Kontrolle ist es, mögliche Frühindikatoren ausfindig zu<br />
machen, um auf etwaige Veränderungen angemessen reagieren zu können. 92<br />
Nach Wildemann sind bei der Marktstrukturanalyse absolute Merkmale, (z.B.<br />
Betriebsform) von relationalen Merkmalen, (z.B. Konkurrenzbeziehungen) zu<br />
unterscheiden. 93<br />
Der Unterschied zwischen den beiden Merkmalen besteht im Grunde darin, dass bei<br />
der Aussage über ein relationales Merkmal ein Vergleichsmerkmal nötig ist, mit dem<br />
es in ein Verhältnis gesetzt werden kann. Ein Beispiel hierfür ist: Unternehmen X hat<br />
einen um 20% höheren Marktanteil als das Unternehmen Y.<br />
Über ein absolutes Merkmal ist auch eine Aussage ohne eine Vergleichsgröße<br />
möglich, z.B. das Unternehmen Z firmiert unter der Rechtsform einer GmbH.<br />
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass absolute Merkmale auch ohne<br />
!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!<br />
89 !Vgl.!Piontek,!J.!S.!56!<br />
90 !Vgl.!Heuer,!M.!F.,!S.!173ff.!<br />
91!Vgl.!Piontek,!J.!S.!57!<br />
92!Vgl.!Arnolds,!H./Heege,!F./Tussing,!W.,!S.!110!<br />
93!Vgl.!Wildemann!H.,!S.!62!<br />
!<br />
! 21
<strong>Beschaffungscontrolling</strong><br />
Vergleichsgröße Aussage- und Frühwarncharakter besitzen, während das bei<br />
relationalen Merkmalen nicht möglich ist. 94<br />
Nach Heß zählen zu den bewährten, absoluten Merkmalen, der Distributionsgrad<br />
und die Absatzstufenanzahl. Zu den relationalen Merkmalen vor allem die<br />
Marktmachtanalyse, die Ausgangsbasis für die Entwicklung von<br />
Beschaffungsstrategien ist, sowie die Kommunikationsstrukturanalyse. Durch diese<br />
Untersuchungen wird die Marktstruktur sichtbar. 95<br />
5.2 Operative Aufgaben<br />
Auf der operativen Ebene, unterscheidet Piontek Planungs-, Kontroll-, Informations-<br />
und Koordinationsfunktionen von internen Prozessen. Diese leiten sich von den<br />
strategischen Aufgaben ab. 96<br />
Nachdem die strategischen Aufgabenbereiche des <strong>Beschaffungscontrolling</strong>s die<br />
externen Einflussfaktoren betrachten, konzentrieren sich die operativen Aufgaben vor<br />
allem auf interne Prozesse, die das Unternehmen selbst lenken oder zu einem<br />
großen Teil beeinflussen kann.<br />
Die Autoren Gleich und Klein gliedern die einzelnen Aufgaben des<br />
<strong>Beschaffungscontrolling</strong>s der operativen Ebene in einzelne Handlungsfelder:<br />
Die Aufgabeneinteilung sieht neben dem Punkt Material und Güterfluss, die<br />
Lieferantenseite, das Beschaffungsprogramm, die Zahlungsströme sowie den<br />
Beschaffungsbereich vor, die es gleichermaßen zu bewältigen gilt. 97<br />
Optimierung der Preise und Bestände<br />
Das Ziel der Optimierung der Bestände, ob wert- oder mengenmäßiger Art, gestaltet<br />
sich nach Piontek als hochkomplex. Dabei besteht zusätzlich die Gefahr eines<br />
Zielkonfliktes. Die Bestände sind auf der einen Seite so gering wie möglich zu halten,<br />
auf der anderen Seite sind Störungen im Produktions- und Distributionsprozess<br />
durch fehlende Vor- und Endprodukte zu vermeiden. Das Ziel ist es, die Bestände so<br />
optimal wie möglich zu halten, damit die Kosten zu senken und die Liquidität zu<br />
steigern. Diese Steigerung der Liquidität führt zu mehr Flexibilität im Unternehmen. 98<br />
!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!<br />
94!Vgl.!Piontek,!J.,!S.!59!<br />
95!Vgl.!Heß,!G.,!S.!88!<br />
96!Vgl.!Piontek,!J.,!S.!27,!50ff.!<br />
97!Vgl.!Schentler,!P./Tschandl,!M.,!!S.!36!<br />
98!Vgl.!Piontek,!J.,!S.!144f.!<br />
!<br />
! 22
<strong>Beschaffungscontrolling</strong><br />
Als zentrale Aufgaben des Punktes Optimierung der Preise und Bestände sieht<br />
Heiserich folgende Punkte:<br />
- „Erarbeitung der erforderlichen Transparenz für alle Bestände in den internen und<br />
externen logistischen Systemen – vom Lieferanten bis zum Abnehmer<br />
- Strukturierung aller Materialarten nach definierten Anforderungsparametern – im<br />
Allgemeinen mit EDV-Unterstützung<br />
- Bereitstellen von Entscheidungsgrundlagen für die Zielvorgaben und die<br />
Potenziale der möglichen Bewirtschaftungsstrategien<br />
- Überwachen und Koordinieren der Ziele und Maßnahmen durch<br />
Informationsversorgung und Soll/Ist-Vergleiche: Veranlassen von Reaktionen auf<br />
Abweichungen und deren Analyse“ 99<br />
Um diesen Anforderungen gerecht zu werden, stehen dem <strong>Beschaffungscontrolling</strong><br />
zur Umsetzung eine Reihe an Instrumenten zur Verfügung:<br />
Stölzle führt beispielsweise die ABC-/XYZ Analyse, das Bestellrhythmusverfahren<br />
und die Ermittlung der optimalen Bestellmenge an. 100<br />
Koordination der Zusammenarbeit mit Lieferanten<br />
Unter diesem Punkt führen die Autoren Wagner und Weber als zentrale Aufgabe an:<br />
„Konzepte für eine effektive Koordination der Zusammenarbeit zwischen dem<br />
Unternehmen und seinen Lieferanten ein- und umzusetzen, um eine kontinuierliche<br />
Verbesserung der Beschaffung zu erreichen sowie Aussagen über den Erfolg des<br />
Beschaffungsmanagements treffen zu können.“ 101 .<br />
Die Herausforderungen bestehen dabei vor allem in der zunehmenden Komplexität<br />
der Beschaffung. Hier geht der Weg, weg vom klassischen <strong>Beschaffungscontrolling</strong>,<br />
hin zur systematischen Unterstützung der Beschaffungsführung. 102 Das<br />
<strong>Beschaffungscontrolling</strong> hat die Aufgabe die Zusammenarbeit mit Lieferanten<br />
bezüglich der Kosten und des Nutzens wertmäßig darzustellen. 103<br />
Das eigentliche Kalkül in diesem Punkt besteht hier nicht darin die Kosten zu<br />
errechnen, da sich diese aus verschiedenen Rechnungen ergeben, sondern den<br />
!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!<br />
99!Heiserich,!O.!E.,!S.!67f.!<br />
100!Vgl.!Piontek!J,!S.!148!<br />
101!Wagner,!S./Weber,!J.,!S.!9!<br />
102!Vgl.!Stölzle,!W.,!S.!200ff.!<br />
103!Vgl.!Eßig,!M.,!S.!231!<br />
!<br />
! 23
<strong>Beschaffungscontrolling</strong><br />
Nutzen, der sich aus der Zusammenarbeit mit Lieferanten ergibt, in monetäre Werte<br />
zu überführen.<br />
Kaufmann gibt in seinen Veröffentlichungen folgende Instrumente zur monetären<br />
Bewertung an:<br />
- PurchasingBalancedScorecard<br />
- Operationalisierung von Strategien und der Messung von Beschaffungsleistungen<br />
und –ergebnissen<br />
- Lieferantenauswahl und -beurteilung, inklusive der Messung der Performance der<br />
Lieferanten 104<br />
Optimierung des Beschaffungssortiments<br />
Diese operative Aufgabe des <strong>Beschaffungscontrolling</strong>s befasst sich nach Tschandl<br />
und Schentler weniger mit der zeitlichen und mengenmäßigen Planung von Mengen-<br />
und Werteflüssen. Hier liegt der Fokus auf der gesamtheitlichen Betrachtung der<br />
zugekauften Waren und Objekte. Um das Beschaffungssortiment zu optimieren, sind<br />
Entscheidungen hinsichtlich der Festlegung der optimalen Fertigungstiefe ebenso<br />
notwendig wie die Schaffung eines Überblicks über die Beschaffungsobjektstruktur.<br />
Des Weiteren sollen potenzielle horizontale Verbundeffekte und deren Auswirkung<br />
auf die Beschaffungsziele aufgezeigt werden. 105<br />
Zur Bestimmung der optimalen Fertigungstiefe wird meist das Make or Buy<br />
Verfahren, z.B. durch Anwendung von Deckungsbeitragsrechnungen eingesetzt. 106<br />
Zur Steuerung der Beschaffungsobjektstruktur, oder zur Übersicht über die<br />
Verteilung der Beschaffungsobjekte, ist es nach den Autoren Gleich und Klein<br />
Voraussetzung, die Gesamtkosten in direkte und indirekte Folgekosten zu<br />
unterscheiden sowie den Nutzen der Beschaffungsobjekte transparent zu machen.<br />
Dabei können beispielsweise Vorteile durch Mehrfachverwendung von Teilen und<br />
Materialien aufgezeigt werden. Ebenso kann es durch eine Bündelung von Bedarfen<br />
innerhalb des Unternehmens und/oder über die Unternehmensgrenzen hinweg, zu<br />
einer Verbesserung bezüglich niedrigerer Einkaufspreise kommen oder bessere<br />
Lieferbedingungen aufgrund der höheren Mengen zur Folge haben. 107<br />
!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!<br />
104!Vgl.!Kaufmann,!L./Thiel,!C./Becker,!A.,!S.!13!<br />
105!Vgl.!!Tschandl,!M./Schentler,!P.,!S.!38ff.!<br />
106!Vgl.!Kiener,!S.,!!S.!11!<br />
107!Vgl!Körfer,!C.,!S.!31!<br />
!<br />
! 24
<strong>Beschaffungscontrolling</strong><br />
Cash Management<br />
Das Cash Management dient nach Müller dazu, die Koordination der kurzfristigen<br />
Zahlungen, der Liquidität, der Kosten, der Rentabilität und der Risikobeschränkung<br />
zu optimieren. 108<br />
Die Koordination der Zahlungen an Debitoren hat oft einen großen Anteil am<br />
Betriebsergebnis eines Unternehmens. Dabei sind zwei Unternehmensbereiche<br />
involviert: Die Beschaffungsseite wirkt im Rahmen der Vertragsgestaltung<br />
maßgeblich bei der Verhandlung der Zahlungsziele mit und das Rechnungswesen ist<br />
für die Ausnutzung der Skonti und der anschließenden Rechnungsbegleichung<br />
zuständig. Das Spannungsfeld der hohen Rendite des eingesetzten Kapitals und der<br />
ausreichenden Liquidität muss bereits in den Vertragsverhandlungen berücksichtigt<br />
und koordiniert werden. 109<br />
Um diesem Spannungsfeld entgegenwirken zu können, führen die Autoren Gleich<br />
und Klein das Instrument des Working Capital Trackings an.<br />
Dieses hilft bei der liquiditätsorientierten Finanzplanung das Budget für<br />
voraussichtliche Zahlungstermine bereitstellen zu können und die Finanzabteilung<br />
rechtzeitig darüber in Kenntnis zu setzen. 110<br />
Messung des Beschaffungserfolgs<br />
Das zentrale Ziel dieser Aufgabe besteht in der Steigerung der Effektivität und<br />
Effizienz des Beschaffungsbereichs. 111<br />
Die wesentlichen Kriterien dabei sind Qualität, Termin und Kosten. Man spricht von<br />
einem effizienten Beschaffungsprozess, wenn die Qualität der bezogenen Güter in<br />
Ihrer Beschaffenheit den Anforderungen des Unternehmens entspricht, die Lieferung<br />
termingerecht erfolgt und die Gesamtkosten angemessen sind. 112<br />
Ebenso können, nach Kehrenberg, Werte die aus der Vermeidung von Kosten<br />
entstehen, zur Messung des Beschaffungserfolgs einbezogen werden, z.B.<br />
- Abwehr von geplanten Preiserhöhung der Lieferanten<br />
- Erhöhung der Produktionsmenge, ohne höhere Materialkosten zu verursachen<br />
- Verbesserung der Qualität bei gleichbleibenden Einstandspreisen<br />
!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!<br />
108!Müller,!A.,!S.81!<br />
109!Müller,!A.,!S.81!<br />
110!Vgl.!Schentler,!P./Tschandl,!M.,!S.38.!<br />
111!Vgl.!Sievers,!K.F.U.,!S.!97!<br />
112!Vgl.!Kehrenberg,!G.,!S.!35f.!<br />
!<br />
! 25
<strong>Beschaffungscontrolling</strong><br />
Da diese genannten Werte mittel- bis langfristig meist zu Kostenvermeidungen und<br />
Kostenreduzierungen führen, sollten sie bei der Messung des Beschaffungserfolges<br />
ebenfalls einbezogen werden. 113<br />
Des Weiteren sieht Sievers die Reduzierung der Beschaffungsobjektkosten als einen<br />
zentralen Maßstab für die Messung des Beschaffungserfolgs an. Dabei gibt es<br />
verschiedene Verfahren, wie beispielsweise das Periodenvergleichsverfahren, das<br />
Preisangebotsverfahren oder ein beliebiges Verfahren unter Berücksichtigung der<br />
Target Costs. 114<br />
Ergänzend muss erwähnt werden, dass dem Aufgabenspektrum des<br />
<strong>Beschaffungscontrolling</strong>s neben den hier vorgestellten, weitere branchen- und<br />
unternehmenspezifische Aufgaben zugeordnet werden können.<br />
Dem <strong>Beschaffungscontrolling</strong> steht zur Bewältigung seiner Aufgaben eine Reihe an<br />
verschiedensten Instrumenten zur Verfügung.<br />
6. Instrumente (Frank Wirsching)<br />
Um die vorher dargelegten Aufgaben zu erfüllen gibt es im Controlling allgemein<br />
bzw. im <strong>Beschaffungscontrolling</strong> zahlreiche Instrumente, die man anwenden kann,<br />
um den gewünschten unternehmerischen Erfolg zu erreichen. Hierbei ist zu<br />
erwähnen, dass es sowohl operative als auch strategische Instrumente gibt, die in<br />
der Lage sind „die Performance der Beschaffung zu messen und den Bereich<br />
hinsichtlich Planung, Steuerung und Kontrolle zu unterstützen.“ 115116<br />
Nachfolgend werden vier typische Instrumente des <strong>Beschaffungscontrolling</strong> (Make or<br />
Buy-Analyse, ABC-Analyse, Portfolioanalyse und Target Costing) genauer erläutert.<br />
!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!<br />
113!Kehrenberg,!G.,!S.63!!<br />
114!Vgl.!Sievers,!K.F.U.,!S.!279f.!<br />
115!Körfer,!C.,!S.!46!<br />
116!Vgl.!http://www.controllingportal.de/Fachinfo/Funktional/<strong>Beschaffungscontrolling</strong>.html!!<br />
!<br />
! 26
<strong>Beschaffungscontrolling</strong><br />
6.1 Make or Buy-Analyse (Frank Wirsching)<br />
Der Ausgangspunkt dieser Analyse ist die Beschäftigung mit der Fragestellung, ob<br />
man das Gut bzw. die Dienstleistung selbst herstellt (Make bzw. Eigenfertigung) oder<br />
ob man das Gut bzw. die Dienstleistung von einem anderen Unternehmen herstellen<br />
lässt (Buy bzw. Fremdbezug). Bei Leistungen, die man früher selbst hergestellt hat<br />
und die man in der Zukunft von einem Lieferanten erstellen lässt, spricht man vom<br />
sogenannten Outsourcing. 117<br />
Es muss immer die gesamte Situation betrachtet werden und die Entscheidung kann<br />
in jedem einzelnen Fall unterschiedlich sein. 118<br />
Für die Basis-Entscheidungen verwendet man das sogenannte Make or Buy-<br />
Portfolio.<br />
Das Grundgerüst dieses Portfolios sieht folgendermaßen aus:<br />
hoch<br />
Eigenfertigung Eigenfertigung Selektive<br />
Entscheidung<br />
Strategische!<br />
Bedeutung!<br />
mittel<br />
Eigenfertigung Selektive<br />
Entscheidung<br />
Fremdbezug<br />
Selektive<br />
Entscheidung<br />
Fremdbezug<br />
Fremdbezug<br />
niedrig<br />
niedrig mittel hoch<br />
Verfügbarkeit Verfügbarkeit!am!Markt! am Markt<br />
Abb. 8: Das Make or Buy-Portfolio 119<br />
!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!<br />
117!Vgl.!Kummer!S.,!Grün!O.,!Jammernegg!W.,!S.!124!<br />
118!Vgl.!Piontek,!J.,!S.!82!<br />
119!Kummer!S.,!Grün!O.,!Jammernegg!W.,!S.!130!<br />
!<br />
!<br />
!<br />
! 27
<strong>Beschaffungscontrolling</strong><br />
Auf der Abszisse des Make or Buy-Portfolios ist die Verfügbarkeit auf dem Markt<br />
dargestellt. Hier gibt es drei verschiedene Varianten (gering, mittel und hoch). Die<br />
strategische Bedeutung für das Unternehmen ist auf der Ordinate abgebildet. Auch<br />
hier unterscheidet man drei verschiedene Varianten (gering, mittel und hoch).<br />
Fremdbezug ist grundsätzlich zu wählen bei den folgenden Kombinationen:<br />
• mittlere Verfügbarkeit auf dem Markt und geringe strategische Bedeutung<br />
• hohe Verfügbarkeit auf dem Markt und geringe strategische Bedeutung<br />
• hohe Verfügbarkeit auf dem Markt und mittlere strategische Bedeutung<br />
Eigenfertigung dagegen ist bei den folgenden Kombinationen zu empfehlen:<br />
• geringe Verfügbarkeit auf dem Markt bei mittlerer strategischer Bedeutung<br />
• geringe Verfügbarkeit auf dem Markt bei hoher strategischer Bedeutung<br />
• mittlere Verfügbarkeit auf dem Markt bei hoher strategischer Bedeutung<br />
Bei den anderen Kombinationsmöglichkeiten ist eine selektive Entscheidung<br />
notwendig. „Die selektive Entscheidung hat die Zielsetzung, eine frühere<br />
Entscheidung, welche unter hoher Selbstverpflichtung getroffen wurde, auf jeden Fall<br />
zum gewünschten Erfolg zu führen“. 120 Es soll also jeder Fall einzeln und gesondert<br />
betrachtet werden, damit eine Entscheidung über Make or Buy getroffen werden<br />
kann. 121<br />
Weiterhin sind bei der Make or Buy-Entscheidung noch weitere, zahlreiche Kriterien<br />
zu beachten:<br />
1. Kernkompetenz/ Unternehmensstrategie:<br />
Kernkompetenzen sind das Erfolgspotenzial eines jeden Unternehmens. Man<br />
versteht darunter „einzigartige, nicht imitierbare und nicht substituierbare<br />
Ressourcen eines Unternehmens, die dauerhafte Wettbewerbsvorteile<br />
sichern“ 122 . Das Alleinstellungsmerkmal (USP = uniquesellingproposition)<br />
ergibt sich aus den Kernkompetenzen. Unternehmen sollten ihre<br />
Kernkompetenzen genau kennen und sich darauf spezialisieren. Für die<br />
Makeor Buy- Entscheidung sollte dies folgendes bedeuten: Leistungen, die zu<br />
den Kernkompetenzen eines Unternehmens gehören soll das Unternehmen<br />
!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!<br />
120!http://www.uvkWlucius.de/behavioralfinance/gl/selektiveWentscheidung.htm!<br />
121!Vgl.!Kummer!S.,!Grün!O.,!Jammernegg!W.,!S.!130!<br />
122!Vgl.!Kummer!S.,!Grün!O.,!Jammernegg!W.,!S.!128!<br />
!<br />
! 28
<strong>Beschaffungscontrolling</strong><br />
selbst produzieren bzw. herstellen. Leistungen, die nicht zu den<br />
Kernkompetenzen gehören soll das Unternehmen an einen Lieferanten<br />
vergeben. 123<br />
2. Kosten:<br />
Bei der Eigenfertigung fallen im Unternehmen diverse Kosten (Material-,<br />
Personalkosten etc.). Dagegen werden bei der Fremdfertigung die Kosten<br />
vom Lieferanten getragen und das Unternehmen bezahlt lediglich die<br />
Lieferpreise. 124<br />
!<br />
! 29<br />
Die Verlagerung auf einen Lieferanten bedeutet für das<br />
verlagernde Unternehmen eine Reduzierung der Fixkosten. Die<br />
Beschaffungskosten sind variable Kosten, die nur anfallen, wenn ein Gut<br />
bzw.eine Dienstleistung in Auftrag gegeben wird. Die Fixkosten werden vom<br />
Lieferanten getragen. 125<br />
3. Höhe und Regelmäßigkeit des Bedarfs:<br />
Der Grundbedarf wird durch Eigenfertigung gedeckt. Benötigt man nur eine<br />
geringe Anzahl an Teilen oder ähnlichem, dann sollte man die Teile von einem<br />
Lieferanten zukaufen. 126<br />
4. Lieferangebot:<br />
Man sollte sich nur für den Fremdbezug entscheiden, wenn man vorher<br />
abgeklärt hat, ob auch ein qualitativ und quantitativ ausreichendes<br />
Lieferangebot vorhanden ist. Steigt der Fremdbezug, dann steigt auch die<br />
Abhängigkeit von dem bzw. den Lieferanten, vor allem auch in puncto<br />
Qualität. 127<br />
Darüber hinaus gibt es noch weitere, zahlreiche Entscheidungskriterien. Diese hier<br />
alle zu erwähnen würde den Rahmen erheblich sprengen.<br />
Aufgrund der hohen Quantität und Komplexität der Entscheidungskriterien sind diese<br />
vor der Entscheidung zu ordnen. Des Weiteren sollte man eine Zielpyramide<br />
erstellen, in der man die Wichtigkeit der Ziele abbildet. 128<br />
Zwischen den<br />
verschiedenen Zielen bestehen verschiedene Zielbeziehungen. Beeinträchtigt die<br />
!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!<br />
123!Vgl.!Kummer!S.,!Grün!O.,!Jammernegg!W.,!S.!128!<br />
124!Vgl.!Kummer!S.,!Grün!O.,!Jammernegg!W.,!S.!128!<br />
125!Vgl.!http://www.beschaffungWaktuell.de/home/W/article/16537505/26941547/MakeWorWbuyWK...!<br />
126!Vgl.!Kummer!S.,!Grün!O.,!Jammernegg!W.,!S.!128!<br />
127!Vgl.!Kummer!S.,!Grün!O.,!Jammernegg!W.,!S.!128!<br />
128!Vgl.!Baumann!E.,!S.!13!
<strong>Beschaffungscontrolling</strong><br />
Erreichung eines Zieles das Erreichen eines anderen Zieles, dann spricht man von<br />
einem Zielkonflikt. Zielneutralität bedeutet, dass die Wirkung eines Zieles das andere<br />
Ziel überhaupt nicht beeinflusst. Wird durch das Erreichen eines Zieles auch das<br />
Erreichen eines anderen Zieles gefördert, dann nennt man dies<br />
Zielkomplementarität. 129<br />
In diesen Entscheidungen spielt das Controlling eine entscheidende Rolle. Immens<br />
wichtig sind vor allem die Informationsversorgungsfunktion und die<br />
führungsunterstützende Koordinationsfunktion. 130<br />
Die Informationsversorgungsfunktion des Controlling:<br />
Ziel des Controllings ist die Versorgung des mittleren und oberen Managements mit<br />
den richtigen und wichtigen Informationen. Zuallererst werden alle Informationen<br />
gesammelt, die man finden kann. Danach werden die Informationen an das<br />
Management weitergegeben, die auch vom Management benötigt werden 131 . Dies<br />
wird in der folgenden Abbildung verdeutlicht:<br />
Abb. 9: Zusammenhang zwischen Informationsbedarf, -angebot und -nachfrage 132<br />
!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!<br />
129!Vgl.!http://wirtschaftslexikon.gabler.de/Definition/zielbeziehungen.html!<br />
130!Vgl.!Piontek,!J.,!S.!82!<br />
131!Vgl.!http://www.uniW!<br />
!!!!!!bamberg.de/fileadmin/uni/fakultaeten/sowi_lehrstuehle/unternehmensfuehrung/DownloadW!!!!<br />
!!!!!!Bereich/Becker_1999_Begriff_und_Funktionen_des_Controlling_BBB_106.pdf!<br />
132!http://www.uniW!<br />
!!!!!!bamberg.de/fileadmin/uni/fakultaeten/sowi_lehrstuehle/unternehmensfuehrung/DownloadW!<br />
!<br />
! 30
<strong>Beschaffungscontrolling</strong><br />
Das Sammeln von Informationen, die Informationsspeicherung, die<br />
Informationsverarbeitung und –aufbereitung, sowie die Informationsübertragung sind<br />
in der Informationsfunktion beinhaltet. Das Controlling soll bzw. muss die richtigen<br />
Informationen den richtigen Personen am richtigen Ort zur richtigen Zeit zur<br />
Verfügung stellen. 133<br />
Führungsunterstützende Koordinationsfunktion:<br />
Das Controlling hat außerdem die Aufgabe die verschiedenen Bereiche und<br />
Aufgaben eines Unternehmens miteinander zu kombinieren und zu koordinieren. 134<br />
Die unten abgedruckte Abbildung verdeutlicht dies, es gibt jedoch noch zahlreiche<br />
andere Auffassungen über die Koordinationsfunktion des Controlling (siehe<br />
nachstehender Text).<br />
Abb. 10: Teilsysteme der Unternehmensführung als Koordinationsobjekte des Controlling 135<br />
Wie man in der obigen Abbildung erkennen kann hat das Controlling die Aufgabe alle<br />
Teilsysteme miteinander zu koordinieren. Controlling ist in einem Unternehmen<br />
extrem wichtig und man sollte dort Spezialisten sitzen haben, die sich in dem Bereich<br />
gut auskennen. 136<br />
!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!<br />
!!!!!!Bereich/Becker_1999_Begriff_und_Funktionen_des_Controlling_BBB_106.pdf!!<br />
133!Vgl.!Bachert!R.,!Pracht!A.,!S.!16!<br />
134!Vgl.!http://cosmic.rrz.uniWhamburg.de/webcat/hwwa/edok01/whu/FP77.pdf!<br />
135!http://cosmic.rrz.uniWhamburg.de/webcat/hwwa/edok01/whu/FP77.pdf!<br />
136!Vgl.!http://cosmic.rrz.uniWhamburg.de/webcat/hwwa/edok01/whu/FP77.pdf!<br />
!<br />
! 31
<strong>Beschaffungscontrolling</strong><br />
Horvath beschreibt in seinem Buch drei unterschiedliche Ausprägungen hinsichtlich<br />
des Ausmaßes der Koordinationsfunktion des Controllings. Die Koordinationsfunktion<br />
auf die Führungsgesamtfunktion zu adaptieren erscheint ihm als nicht richtig. Seiner<br />
Auffassung nach ist die „Abstimmung der Führungsaufgaben untereinander Aufgabe<br />
der Unternehmensleitung!“ 137 und nicht des Controllings. Wichtig ist die<br />
Unterscheidung, ob die Koordinationsfunktion sich nur auf bestimmte Zielkategorien<br />
beschränkt oder ob sie sich auf alle Unternehmensziele bezieht. Horvath vertritt die<br />
Meinung, dass das Controlling die Koordinationsfunktion hinsichtlich der<br />
Ergebnisziele darstellen soll. Da die Ergebnisziele sich auch auf die Sachziele<br />
auswirken, werden diese ebenfalls von der Koordinationsfunktion beeinflusst. 138<br />
6.2 ABC Analyse (Daniel Stuchlik)<br />
Als operatives Instrument des <strong>Beschaffungscontrolling</strong>s wird in der betrieblichen<br />
Praxis oftmals die ABC-Analyse eingesetzt. Es handelt sich hierbei um ein weniger<br />
komplexes, dafür einfach anzuwendendes Werkzeug. Ein weiterer Punkt, der für<br />
einen Einsatz der ABC-Analyse spricht, ist die schnelle Durchführbarkeit in nur vier<br />
Arbeitsschritten. Dieses Instrument wird nachfolgend mithilfe der Theorie und einem<br />
Praxisbeispiel verdeutlicht.<br />
Theorie der ABC Analyse<br />
Die ABC Analyse wird in der unternehmerischen Praxis zur Ermittlung des Wert- und<br />
Mengengerüstes der Beschaffungsobjekte herangezogen. Das Bundesministerium<br />
des Inneren verwendet folgende Definition um die Aufgabe der Analyse zu<br />
beschreiben:<br />
„Ziel der ABC-Analyse ist die Bildung einer Rangfolge der betrachteten Objekte,<br />
anhand derer die Priorisierung vorgenommen und entsprechende<br />
Handlungsstrategien abgeleitet werden können. Mit Hilfe der ABC-Analyse ist es also<br />
möglich, Wesentliches vom Unwesentlichen zu trennen, Schwerpunkte zu setzen<br />
und unwirtschaftliche Anstrengungen zu vermeiden.“ 139<br />
!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!<br />
137!Vgl.!Horváth!P.,!S.!132!<br />
138!Vgl.!Horváth!P.,!S.!133!<br />
139!http://www.orghandbuch.de/nn_413650/OrganisationsHandbuch/DE/6__!<br />
!!!!!!MethodenTechniken/63__Analysetechniken/631__ABCWAnalyse/abcWnalyse__inhalt.html!<br />
!<br />
! 32
<strong>Beschaffungscontrolling</strong><br />
Einsatzbereich<br />
Diese Analysetechnik findet aufgrund der einfachen Anwendbarkeit und<br />
Unabhängigkeit des zu analysierenden Sachverhaltes in vielen unterschiedlichen<br />
Unternehmensbereichen Anwendung. 140<br />
So wird sie im Bereich des Dienstleistungsmanagements zur Entwicklung von<br />
Kundenbindungsprogrammen herangezogen, in der Absatzwirtschaft zur<br />
Optimierung der Kundenbeziehungen verwendet und im allgemeinen Controlling soll<br />
damit ein zielgerichtetes sowie wirtschaftliches Vorgehen ermöglicht werden. 141 Die<br />
Anwendungen im Controllingbereich können nach Bramsemann weiter in Vertriebs-,<br />
Kosten-, Umwelt- und <strong>Beschaffungscontrolling</strong> untergliedert werden. 142 Im Folgenden<br />
soll jedoch besonders Augenmerk auf den Bereich <strong>Beschaffungscontrolling</strong> gelegt<br />
werden. In diesem Bereich dient das Verfahren zur mengen- und wertmäßigen<br />
Gliederung, Klassifizierung sowie Priorisierung von Beschaffungsobjekten.<br />
Verfahrensbeschreibung 143<br />
Das Verfahren der ABC-Analyse wird im Folgenden nach den Veröffentlichungen von<br />
Fiedler erläutert und gliedert sich in vier Teilabschnitte:<br />
1. Datenerhebung<br />
2. Wertermittlung<br />
3. Positionssortierung<br />
4. Auswertung/Klassifizierung und grafische Darstellung<br />
In einem ersten Schritt werden die zu analysierenden Daten wert- und mengenmäßig<br />
erhoben. Als nächstes wird der Wertanteil der einzelnen Positionen am Gesamtwert<br />
ermittelt und im dritten Schritt wertanteilsmäßig absteigend sortiert. Die Auswertung<br />
und Klassifizierung erfolgt in A-, B- und C-Gütern neben der grafischen Darstellung<br />
im 4. Schritt.<br />
Im Allgemeinen wird den A-Gütern ein Mengenanteil von 10% sowie ein Wertanteil<br />
von 60% der Gesamtheit zugeschrieben, den B-Gütern ein Mengenanteil von 20%<br />
und ein Wertanteil von 30%. Folglich wird den C-Gütern ein Mengenanteil von 70%<br />
bei einem Wertanteil von 10% zugeordnet.<br />
!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!<br />
140!Vgl.!Gaigg,!M.,!S.!6!<br />
141!Vgl.!Haller,!S.,!S.!112f!<br />
142!Vgl.!Bramsemann,!R.,!S.!326!!<br />
143!Vgl.!Fiedler,!R.,!S.!90ff.!<br />
!<br />
! 33
<strong>Beschaffungscontrolling</strong><br />
Diese Mengen- und Wertanteilszuordnung zeigt den Verantwortlichen des<br />
Beschaffungsprozesses, welche Objekte ein besonderes Maß an Kontrolle und<br />
Planung bzw. Koordination benötigen um die Kapitalbindung möglichst gering zu<br />
halten und die Rendite entsprechend zu sichern (A-Güter). Ebenso zeigt sie auf, bei<br />
welchen Gütern sich ein Vorteil durch große Beschaffungsmengen und deren<br />
direkten Folgen, beispielsweise durch die Gewährung von Mengenrabatt bezahlt<br />
machen könnte (C-Güter).<br />
Praxisbeispiel<br />
Im Folgenden soll der theoretische Ansatz der ABC Analyse anhand eines Beispiels<br />
näher erläutert werden. Es wird davon ausgegangen, dass ein Unternehmen X zehn<br />
Fremdteile mit unterschiedlichen Beschaffungskosten und differenzierten Bedarfen<br />
für seine Produktion zukauft.<br />
1. Datenerhebung:<br />
Die Beschaffungsobjekte werden mit Jahresbedarf sowie Beschaffungskosten je<br />
Stück erfasst und nummeriert.<br />
Beschaffungsobjekt Bedarf p.a. Beschaffungswert/Stück<br />
1 5 1.000<br />
2 4 106<br />
3 10 68<br />
4 500 120<br />
5 200 106<br />
6 16 140<br />
7 15 80<br />
8 50 60<br />
9 200 90<br />
10 1.000 60<br />
Abb. 11: Datenerhebung der Beschaffungsobjekte 144<br />
!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!<br />
144!Eigene!Darstellung!in!Anlehnung!an!Fiedler,!R.,!S.!91!<br />
!<br />
! 34
<strong>Beschaffungscontrolling</strong><br />
2. Wertermittlung:<br />
Der Wertanteil der einzelnen Beschaffungsobjekte am Gesamtwert wird ermittelt,<br />
dokumentiert und summiert.<br />
Beschaffungsobjekt Wert in EUR Wertanteil in %<br />
1 1.000 1%<br />
2 424 0%<br />
3 680 0%<br />
4 60.000 36%<br />
5 21.200 13%<br />
6 2.240 1%<br />
7 1.200 1%<br />
8 3.000 2%<br />
9 18.000 11%<br />
10 60.000 36%<br />
Summe 167.744 100%<br />
Abb. 12: Wertermittlung der Beschaffungsobjekte 145<br />
!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!<br />
145 !Eigene!Darstellung!in!Anlehnung!an!Fiedler,!R.,!S.!91!<br />
!<br />
!<br />
! 35
<strong>Beschaffungscontrolling</strong><br />
3. Positionssortierung:<br />
Die Sortierung erfolgt nach den Wertanteilen am Gesamtwert. Parallel dazu wird der<br />
Wertanteil kumuliert dargestellt um eine Kontrollfunktion zu integrieren.<br />
Beschaffungsobjekt Wert<br />
in EUR<br />
Wert kum.<br />
in EUR<br />
Wertanteil<br />
in %<br />
Wertanteil kum.<br />
in %<br />
4 60.000 60.000 35,8% 35,8%<br />
10 60.000 120.000 35,8% 71,5%<br />
5 21.200 141.200 12,6% 84,2%<br />
9 18.000 159.200 10,7% 94,9%<br />
8 3.000 162.200 1,8% 96,7%<br />
6 2.240 164.440 1,3% 98,0%<br />
7 1.200 165.640 0,7% 98,7%<br />
1 1.000 166.640 0,6% 99,3%<br />
3 680 167.320 0,4% 99,7%<br />
2 424 167.744 0,3% 100,0%<br />
Abb. 13: Positionssortierung der Beschaffungsobjekte 146<br />
!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!<br />
146!Eigene!Darstellung!in!Anlehnung!an!Fiedler,!R.,!S.!92!<br />
!<br />
! 36
<strong>Beschaffungscontrolling</strong><br />
4. Auswertung:<br />
Im Allgemeinen wird den A-Gütern ein Mengenanteil von 10% sowie ein Wertanteil<br />
von 60% der Gesamtheit zugeschrieben, den B-Gütern ein Mengenanteil von 20%<br />
und ein Wertanteil von 30%. Den C-Gütern wird ein Mengenanteil von 70% bei<br />
einem Wertanteil von 10% zugeordnet. Entsprechend dieser Vorgaben erfolgt nun<br />
die Klassifizierung der Beschaffungsobjekte<br />
Beschaffungsobjekt Kumulierter Kumulierter Klassifizierung<br />
Wertanteil in % Positionsanteil in %<br />
4 35,8% 10 A<br />
10 71,5% 20 A<br />
5 84,2% 30 B<br />
9 94,9% 40 B<br />
8 96,7% 50 C<br />
6 98,0% 60 C<br />
7 98,7% 70 C<br />
1 99,3% 80 C<br />
3 99,7% 90 C<br />
2 100,0% 100 C<br />
Abb. 14: Auswertung und Klassifizierung der Beschaffungsobjekte in Güterklassen 147<br />
!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!<br />
147!Eigene!Darstellung!in!Anlehnung!an!Fiedler,!R.,!S.!92!<br />
!<br />
! 37
<strong>Beschaffungscontrolling</strong><br />
Grafische Darstellung:<br />
Abb. 15: Grafische Darstellung der Wert- und Positionsanteile der Klassifizierung 148<br />
6.3 Portfolioanalyse (Marco Then)<br />
Portfolio-Modelle sind im Allgemeinen bedeutende Instrumentarien zur Analyse und<br />
Strategieentwicklung der sich im Unternehmen befindlichen Geschäftseinheiten. 149<br />
Genauer gesagt kann durch diese Modelle in Unternehmen festgestellt werden<br />
welchen Anteil einzelne Produkte und Geschäfte im Unternehmen zu dessen Erfolg<br />
leisten. 150<br />
Zielzustände können in einem Soll-Portfolio dargelegt werden und zur<br />
Erreichung dieses können Strategien der angesprochenen Produkte und Geschäfte<br />
entwickelt werden. 151<br />
!<br />
! 38<br />
Die Basis für Portfoliokonzepte bildet die Aufteilung des<br />
Unternehmens in sogenannte „business units“. 152<br />
Vorteilhaft an dieser Art von Instrument sind die leichte Kommunizierbarkeit und vor<br />
allem die einfache Darstellung. 153<br />
Diese zweidimensionalen Portfolios bilden<br />
gewöhnlich einerseits den externen Einfluss auf das Unternehmen aus dessen<br />
!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!<br />
148!Eigene!Darstellung!in!Anlehnung!an!Fiedler,!R.,!S.!93!<br />
149!Vgl.!Küpper,!H.WU.,!S.!128!<br />
150!Vgl.!Fiedler,!R./Gräf,!J.,!S.!47!<br />
151!Vgl.!Fiedler,!R./Gräf,!J.,!S.!47!<br />
152!Vgl.!Piontek,!J.,!S.!86!<br />
153!Vgl.!Horváth,!P.,!S.!334!
<strong>Beschaffungscontrolling</strong><br />
Umfeld und andererseits unternehmensinternen Faktoren, die durch Unternehmen<br />
selbst beeinflusst werden können, ab. 154 Diese Einschränkung der Variablen auf<br />
lediglich zwei Größen ist jedoch als nachteilig gegenüber anderen Instrumenten zu<br />
sehen. 155<br />
Betrachtet man diese Portfolioanalysen im Hinblick auf den Bereich der Beschaffung<br />
stellt man fest, dass diese Analyseart dem Beschaffungsmanagement dazu dient,<br />
Beschaffungsgüter sowie Lieferanten zu segmentieren. 156 Durch die<br />
Berücksichtigung verschiedenster Kennzahlen bzw. Indikatoren zur frühzeitigen<br />
Warnung und die Positionierung bestimmter Bereiche zum Aufzeigen von<br />
Unschärfeflächen kann das Entgehen wichtiger Zentralinformationen sowie die<br />
überhastete, nicht zukunftsgerichtete Konsensbildung im Management der<br />
Beschaffung verhindert werden. 157 Des Weiteren unterstützen diese die Einkäufer<br />
eines Unternehmens bei der Strategieentwicklung im Beschaffungsbereich. 158<br />
Folgende idealtypische Grundschritte der Portfolio-Technik werden nach Jung<br />
beschrieben:<br />
Zunächst muss die Beschaffungsmarktsituation sowie die eigene Abnehmerposition<br />
ermittelt werden. Aus dieser Analyse werden dann mit Hilfe einer zweidimensionalen<br />
Portfolio-Matrix kritische Einkaufsmärkte sowie -produkte festgestellt und eine<br />
Grundrichtung festgelegt. Wobei die Ordinate bzw. Abszisse zum einen mit<br />
Umweltkriterium und zum anderen mit Unternehmenskriterium zu beschriften sind.<br />
Für jedes sich daraus ergebende Feld werden nun Norm- bzw. Standartstrategien<br />
entwickelt, die als Basis für Entscheidungen zu Problemelementen dienen. Zuletzt<br />
wird auf Basis der zuvor ermittelten Daten eine Feinplanung sowie eine genaue<br />
Ausarbeitung von Aktionsplänen vorgenommen. 159<br />
!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!<br />
154!Vgl.!Fiedler,!R./Gräf,!J.,!S.!47!<br />
155!Vgl.!Horváth,!P.,!S.!334!<br />
156!Vgl.!Wagner,!S.!M./Weber,!J.,!S.!33!<br />
157!Vgl.!Piontek,!J.,!S.!86!<br />
158!Vgl.!Wagner,!S.!M./Weber,!J.,!S.!33!<br />
159!Vgl.!Jung,!H.:!Allgemeine!Betriebswirtschaftslehre,!S.!361!<br />
!<br />
! 39
<strong>Beschaffungscontrolling</strong><br />
Für den Beschaffungsbereich sind vor allem das Marktmacht-Portfolio sowie das<br />
Versorgungsrisiko-Portfolio maßgeblich relevant. 160 Diese werden im Folgenden<br />
erläutert und dargestellt.<br />
Marktmacht-Portfolio<br />
Das Marktmacht-Portfolio ist ein Konzept zum Vergleich der Marktmacht eines<br />
Unternehmens mit der Marktmacht seiner Lieferanten sowie zum Aufzeigen<br />
eventueller Chancen zur Abnehmermachtvergrößerung. 161 In Form einer Vier-Felder-<br />
Matrix werden hierzu die Lieferantenstärken den Abnehmerstärken<br />
gegenübergestellt, um so die unterschiedlichsten Konstellationen der Marktmacht<br />
abzubilden und daraufhin die strategische Grundausrichtung zu bestimmen. 162<br />
Die folgende Abbildung zeigt ein typisches Beispiel eines Marktmacht-Portfolios mit<br />
der Ausrichtung der Abnehmerstärke auf der Abszisse und der Lieferantenstärke auf<br />
der Ordinate.<br />
!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!<br />
160!Vgl.!Arnolds,!H./Heege,!F./Röh,!C./Tussing,!W.,!S.!30ff.!<br />
161!Vgl.!Piontek,!J.,!S.!86!<br />
162!Vgl.!Jung,!H.:!Allgemeine!Betriebswirtschaftslehre,!S.!361!!<br />
!<br />
! 40
<strong>Beschaffungscontrolling</strong><br />
Abb. 16: Marktmacht-Portfolio 163<br />
Durch diese Aufteilung der Stärken in Bezug auf ihre Stärke sind vier Felder<br />
entstanden, deren Kategorie nun im Folgenden näher beschrieben und die<br />
dazugehörigen Strategien abgeleitet werden. Hierbei ist Jung der gleichen Meinung<br />
wie Arnolds, Heege, Röh und Tussing.<br />
Im Feld A des vorliegenden Portfolios hat der Lieferant eine sehr große Marktmacht<br />
gegenüber seinem Abnehmer. Hierdurch kann der Abnehmer kaum Einfluss auf den<br />
Lieferanten nehmen und Maßnahmen, in Bezug auf die Beschaffungspolitik, sind<br />
kaum durchzusetzen. Deshalb wird in diesem Fall eine Strategie zur Befreiung von<br />
überlegenen Unternehmen sowie zur Stärkung der eigenen Position, durch<br />
unternehmensorientierte bzw. marktorientierte Maßnahmen, empfohlen. Diese<br />
Strategie nennt man Emanzipationsstrategie.<br />
Die sogenannte Geschäftsfreundestrategie findet im eintretenden Fall des Feldes B,<br />
in dem sich ein mächtiger Abnehmer sowie ein eventuell auch mehrere Lieferanten<br />
gegenüberstehen Anwendung. Hier dominiert keiner der beiden Parteien, da beide<br />
!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!<br />
163!Eigene!Darstellung!in!Anlehnung!an!Jung,!H.:!Allgemeine!Betriebswirtschaftslehre,!S.!362!<br />
!<br />
! 41
<strong>Beschaffungscontrolling</strong><br />
große Einflussmöglichkeiten aufeinander haben und es ist für beide schwierig die<br />
Balance zwischen einer kooperativen bzw. konfliktären Verhaltensweise zu finden.<br />
Im Übrigen bedarf dies ein hohes Maß an Geschicklichkeit auf der Abnehmerseite.<br />
Daher versuchen die Beteiligten bei dieser Konstellation eine Vertrauensbasis sowie<br />
weitere Maßnahmen für eine partnerschaftliche Geschäftsbeziehung aufzubauen.<br />
Der Interessensausgleich der Parteien, bezüglich Erträge, Kosten sowie Risiken,<br />
stehen bei der Aushandlung der Verträge im Vordergrund.<br />
Sind weder Lieferant noch Abnehmer starke Marktpartner, wie es im Feld C der Fall<br />
ist, spricht man bei der angewendeten Strategie von einer Anpassungs- und<br />
Selektionsstrategie. Bei diesem unpersönlichen Geschäftsverhältnisses, bei dem<br />
keiner der Geschäftspartner einen erheblichen Verhandlungsspielraum zur<br />
Verfügung steht, trifft der Abnehmer seine Lieferantenauswahl anhand deren<br />
Leistungsfähigkeit. Daher finden kaum Vergabeverhandlungen zwischen Lieferanten<br />
und Abnehmer statt. Ein Beispiel hierfür ist die Katalogbestellung.<br />
Die letzte Möglichkeit der Strategie ist die Chancenrealisierungsstrategie. Bei dieser<br />
Strategie befinden sich die Lieferanten im Nachteil, da ihre Position gegenüber ihren<br />
Abnehmern sehr schwach ist. Durch die Anregung des Wettbewerbs der Lieferanten<br />
untereinander versuchen die Abnehmer beispielsweise die darauf folgende<br />
Leistungssteigerung als Chance aus zu nutzen. Durch diese bewusste Steuerung der<br />
Anbieter durch die Abnehmer können diese bewusst die Konditionen zu deren<br />
Gunsten beeinflussen. Diese Strategie kann sich jedoch auch, durch zu immensen<br />
Druck durch die Abnehmer auf die Anbieter, negativ auf deren Unternehmenserfolg<br />
auswirken. 164<br />
Versorgungsrisiko-Portfolio<br />
Bei der von Harting entwickelt und von Piontek beschriebenen Art des Portfolios wird<br />
das Portfolio zuerst in einer ABC-Analyse je nach Wertigkeit klassifiziert. Die genaue<br />
Vorgehensweise sowie die Klassifizierung der einzelnen Güter wurde in Kapitel 6.2<br />
erläutert. Aus der dort aufgeführten Verhältnisverteilung ist zu erkennen, dass ein<br />
!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!<br />
164!Vgl.:!Jung,!H.:!Allgemeine!Betriebswirtschaftslehre,!S.!362!f.;!Arnolds,!H./Heege,!F./Röh,!C./Tussing,!W.,!!<br />
!!!!!!S.!30ff.!<br />
!<br />
! 42
<strong>Beschaffungscontrolling</strong><br />
Unternehmen umso effizienteren Nutzen bei Anstrengungen für A-Güter als bei<br />
C-Gütern zieht, da sich hier die Anstrengungen stärker auswirken. 165<br />
Die zuvor angesprochene ABC-Analyse wird dann mit dem<br />
Materialbereitstellungsrisiko zu einer Portfolio-Matrix kombiniert. 166 Dies beruht auf<br />
die Grundüberlegung, die Risiken der Beschaffungsseite mittels der<br />
Gegenüberstellung von Vorsorgungsrisiko und der „Anfälligkeit gegenüber<br />
Versorgungsrisiken“ 167 , hier mit Hilfe einer ABC-Klassifizierung, zu beurteilen. 168<br />
Die folgende Abbildung zeigt den Aufbau eines ABC-Versorgungsrisiko-Portfolios:<br />
Abb. 17: ABC-Versorgungsrisiko-Portfolio 169<br />
!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!<br />
165!Vgl.!Piontek,!J.,!S.!91!<br />
166!Vgl.!Arnolds,!H./Heege,!F./Röh,!C./Tussing,!W.,!S.!33!<br />
167!Jung,!H.:!Controlling!,!S.!472!!<br />
168!Vgl.!Jung,!H.:!Controlling!,!S.!472!<br />
169!Eigene!Darstellung!in!Anlehnung!an!Piontek,!J.,!S.!91!<br />
!<br />
! 43
<strong>Beschaffungscontrolling</strong><br />
Im Folgenden wird nun die Vorgehensweise gemäß Arnolds, Heege, Röh und<br />
Tussing bei den jeweiligen Produkten aufgezeigt und deren Besonderheiten<br />
dargelegt:<br />
Bei der ersten Produktart, den so genannten Schlüsselprodukten handelt es sich um<br />
A-Güter mit hohem Versorgungsrisiko. Hier ist das Primärziel die Materialversorgung<br />
zu sichern ohne „das Ziel der kostengünstigen Versorgung zu sehr“ 170 zu gefährden.<br />
Da es sich hierbei als Schlüsselprodukte um bedeutende Güter des Unternehmens<br />
handelt wird dem Sicherungs- sowie dem Wirtschaftlichkeitsziel hohe Beachtung<br />
geschenkt. Daher wird in einer Materialwirtschaft eines Unternehmens hauptsächlich<br />
versucht diese beiden gegenseitig ankämpfenden Ziele auszugleichen. Hierbei ist<br />
eine genaue Bedarfsvorhersage zur Informationsversorgung des Einkaufes von<br />
erheblicher Bedeutung. Dies wird meist durch langfristige Beschaffungspläne für<br />
diese Produkte sichergestellt. Des Weiteren muss jedoch auch eine Preis- sowie<br />
Verfügbarkeitsprognose aufgestellt werden. Hierfür wird jedoch eine<br />
Beschaffungsmarktforschung und der Aufbau eines Frühwarnsystems zwingend<br />
notwendig.<br />
Hebelprodukte, die ebenfalls zu den A-Artikeln gehören, unterscheiden sich zu den<br />
davor aufgezeigten Schlüsselprodukten vor allem durch ihre nicht gefährdete<br />
Lieferbereitschaft. Bei dieser Produktart hat die Materialwirtschaft eines<br />
Unternehmens die Möglichkeit sich maßgeblich am Betriebsergebnis beizutragen.<br />
Dies geschieht vor allem zum einen durch die Preis-/Leistungs-Verhältnis-Korrektur<br />
und zum anderen durch die Kostenvermeidung bei den Lagerbeständen.<br />
Ein hohes Versorgungsrisiko besteht ebenfalls bei den Engpassprodukten. Bei<br />
diesen C-Artikeln wird der Schwerpunkt vor allem auf die Absicherung der<br />
Versorgung gesetzt, wohingegen diese Strategie sich durch die Vorgehensweise im<br />
Gegensatz zu den Schlüsselprodukten unterscheidet. Durch die Kategorisierung<br />
dieser Produkte in C-Artikel fallen durch die Maßnahmen zur Versorgungssicherung<br />
erhöhte Beschaffungskosten an.<br />
Die letzte Produktart sind die so genannten unproblematischen Produkte. Bei diesen<br />
ebenfalls den C-Gütern zugeordneten Artikeln besteht kein wahrnehmbares<br />
Versorgungsrisiko. Aus diesem Grund wird diesen keine erhebliche Beachtung<br />
!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!<br />
170!Arnolds,!H./Heege,!F./Röh,!C./Tussing,!W.,!S.!33!<br />
!<br />
! 44
<strong>Beschaffungscontrolling</strong><br />
geschenkt sondern nur durch geringen Aufwand wie z.B. stichprobenartigen<br />
Analysen sowie Kontrollen durchgeführt. 171<br />
Diese Vorgehensweisen werden in folgender Tabelle nochmals zusammengefasst<br />
aufgezeigt.<br />
Abb. 18: Strategien des Versorgungsrisiko-Portfolios 172<br />
Neben diesen beiden Arten des Portfolios im Beschaffungsbereich gibt es unter<br />
anderem noch das Beschaffungsobjekte-Beschaffungsquellen-Portfolio sowie das<br />
Materialkostensenkungspotenzial-Portfolio. 173<br />
6.4 Target Costing (Dominik Wiesmann)<br />
Target Costing, in der deutschen Literatur auch als Zielkostenkostenrechnung bzw.<br />
Zielkostenmanagement bezeichnet, hat wie bereits zuvor „Just-in-time“, oder<br />
„Kaizen“ japanischen Ursprung. Dort wird dieser Ansatz bereits seit den 1960er<br />
Jahren angewendet. In den 1980er Jahren gelangte der Begriff schließlich über<br />
Amerika in das deutsche Sprachgebiet. 174<br />
!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!<br />
171!Vgl.!Arnolds,!H./Heege,!F./Röh,!C./Tussing,!W.,!S.!33!f.!<br />
172!Piontek,!J.,!S.!92!<br />
173!Vgl.!Piontek,!J.,!S.!92ff.!<br />
174!Vgl.!Preißler,!P.,!S.!190;!Horváth,!P.,!S.!473!!<br />
!<br />
! 45
<strong>Beschaffungscontrolling</strong><br />
Im Kontrast zu den klassischen Verfahren der Kosten- und Leistungsrechnung, bei<br />
denen die effektive Wirtschaftlichkeit des Unternehmens im Mittelpunkt steht, beruht<br />
der Grundgedanke des Target Costings auf einer anderen Überlegung. Hierbei sollen<br />
die Kosten, die ein bedeutender Faktor für den Unternehmenserfolg sind, markt- und<br />
kundenorientierter gestaltet werden. 175 Während in klassischen Ansätzen die<br />
Kostenminimierung lediglich in der Produktion im Vordergrund steht, ist das Target<br />
Costing ein Verfahren der Kostenplanung, das bereits in der frühen Phase des<br />
Produktlebenszyklus eine Minimierung der Kosten erzielen möchte. Da sich die<br />
Kostenplanung über den ganzen Produktlebenszyklus erstreckt, setzt somit das<br />
Target Costing eine langfristige Betrachtungsweise voraus. 176<br />
Im Rahmen der Markt- und Kundenorientierung ist es wichtig, nicht von den<br />
unternehmensinternen Kosten auszugehen, die erst im Produktionsprozess anfallen.<br />
Vielmehr sollte man von den am Markt erlaubten Kosten ausgehen. 177 Konkret heißt<br />
das, dass nicht mehr die Frage: „Wie teuer ist unser Produkt?“ 178 im Mittelpunkt<br />
steht, sondern vielmehr: „Wie teuer darf unser Produkt höchstens sein, damit es<br />
wettbewerbsfähig ist?“ 179 Somit werden die Angebotskosten der Konkurrenten ein<br />
Teil der eigenen Kostenplanung. 180<br />
In japanischen Unternehmen wie NEC, SONY oder Nissan wird Target Costing<br />
bereits seit den 70er Jahren angewendet. Daraus lässt sich deuten, dass dieser<br />
Ansatz vor allem bei Unternehmen auf wettbewerbsintensiven Märkten, mit stetig<br />
kürzer werdenden Produktlebenszyklen, beliebt ist. Beispielhaft für diese intensiven<br />
Märkte sind die Automobil- und Elektronikindustrie. 181<br />
Der Leitgedanke der Zielkostenrechnung lässt sich anhand folgender Darstellung<br />
recht einfach erklären. Die auf dem Markt „erlaubten Kosten“ („Allowablecosts“)<br />
erhält man durch die Subtraktion der „Sales“, dem auf dem Markt maximal<br />
erzielbaren Verkaufspreis, mit dem „Target Profit“. Unter dem „Target Profit“ versteht<br />
man den Gewinn, der durch die Planung festgelegt ist. 182<br />
!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!<br />
175!Vgl.!Preißler,!P.,!S.!190!<br />
176!Vgl.!Horváth,!P.,!S.!473f.,!Piontek,!J.,!S.!195!<br />
177!Vgl.!Horváth,!P.,!S.!473!<br />
178!Jung,!H.,!S.!85<br />
179!Jung,!H.,!S.!85!<br />
180!Vgl.!Jung,!H.,!S.!85!<br />
181!Vgl.!Preißler,!P.,!S.!191;!Horváth,!P.,!S.!473!<br />
182!Vgl.!Horváth,!P.,!S.!473f.!<br />
!<br />
! 46
<strong>Beschaffungscontrolling</strong><br />
Abbildung 19: Zusammenhang zwischen Target Profit und Target Cost 183<br />
Den „Allowable Costs“ werden daraufhin die sogenannten „Drifting Costs“<br />
gegenübergestellt. Bei den „Drifting Costs“ handelt es sich um die<br />
Produktionskosten, die bei der im Unternehmen aktuell verwendeten Technik,<br />
anfallen würden. 184 Die Differenz aus den „Allowable Costs“ und den „Drifting Costs“<br />
ist die sogenannte Zielkostenlücke (auch „Target Cost GAP“). Diese Lücke weist auf<br />
die notwendigen Kostensenkungen in der Produktionsphase hin. 185<br />
Nach Peter Horváth „beschränkt sich der Ansatz dabei nicht auf das alleinige Setzen<br />
von Kostenzielen, sondern bezieht – ähnlich wie bei anderen aus dem japanischen<br />
Kulturkreis übernommenen Managementtechniken – das gesamte Unternehmen und<br />
dessen Beziehung zur Umwelt (vor allem Kunden und Lieferanten) mit ein.“ 186<br />
Die Methodik des Target Costings setzt sich aus verschiedenen Schritten bzw.<br />
Phasen zusammen. In der Fachliteratur ist die Anzahl dieser Schritte nicht immer<br />
deckungsgleich, da die verschiedenen Autoren teilweise gewisse Schritte<br />
zusammenfassen, andere wiederum detaillierter behandeln. So besteht das Target<br />
Costing nach Hans Jung aus fünf Schritten. 187 Peter Preißler teilt es dahingegen in<br />
drei Phasen ein, Peter Horváth in vier. 188<br />
Diese Arbeit wird sich in den folgenden Abschnitten auf die Methodik beziehen, wie<br />
sie Jochem Piontek in seinem Werk „<strong>Beschaffungscontrolling</strong>“ beschreibt. Er definiert<br />
die Phasen:<br />
!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!<br />
183!Vgl.!Horváth,!P.,!S.!473!<br />
184!Vgl.!Jung,!H.,!S.!87;!Horváth,!P.,!S.!473<br />
185!Vgl.!Jung,!H.,!S.!87;!Horváth,!P.,!S.!473!<br />
186!Horváth,!P.,!S.!474!<br />
187!Vgl.!Jung,!H.,!S.!86!<br />
188!Vgl.!Preißler,!P.,!S.!191ff.!;!Horváth,!P.,!S.!476!<br />
!<br />
! 47
<strong>Beschaffungscontrolling</strong><br />
1.Festlegung der Gesamtzielkosten des zukünftigen Produktes<br />
2.Zielkostenspaltung<br />
3.Zielkostenerreichung 189<br />
Ausgangspunkt des Target Costings ist die Bestimmung der Zielkosten für ein neues<br />
Produkt. In der Literatur gibt es mehrere Varianten, um die Zielkosten zu<br />
bestimmen. 190 Die wichtigsten Methoden sind dabei „Market into Company“ und „Out<br />
of Competitor“. 191<br />
Bei der „Market into Company“ Vorgehensweise werden die<br />
Zielkosten aus den am Markt erzielbaren Preisen und der Gewinnplanung abgeleitet,<br />
wie es anhand obiger Abbildung bereits erläutert wurde. 192<br />
!<br />
! 48<br />
Dieses Vorgehen<br />
entspricht am konsequentesten der Philosophie des Target Costings, da sie<br />
zwangsläufig eine Marktsicht des Unternehmens fordert. Bei der „Out of Competitor“<br />
Variante werden die Zielkosten in Annäherung an den Kosten der Konkurrenz, d.h.<br />
aus Konkurrenzdaten abgeleitet. 193<br />
Im zweiten Schritt, der Zielkostenspaltung, müssen konkrete Maßnahmen ergriffen<br />
werden, um die vom Markt erlaubten Kosten auch einzuhalten. Deshalb werden die<br />
Kosten des Gesamtproduktes auf die jeweiligen Komponenten bzw. Teile des<br />
Produktes aufgeteilt. 194<br />
Im Target Costing unterscheidet man grundsätzlich zwei<br />
Methoden zur Zielkostenspaltung, die Komponenten- und Funktionsmethode. 195<br />
Bei der Komponentenmethode werden die Zielkosten auf die einzelnen<br />
Komponenten verteilt. Hier werden für die anfallenden Kosten, Daten aus<br />
Vorgängermodellen verwendet. 196<br />
Dagegen wird bei der Funktionsmethode der Kunde in den Vorgang der<br />
Kostenspaltung miteinbezogen. Es werden die Anforderungen und Wünsche der<br />
Kunden berücksichtigt, denn es wird davon ausgegangen, dass die Kunden nicht nur<br />
am gesamten Produkt interessiert sind. Vielmehr ist es den Kunden wichtig, dass die<br />
Funktionen bzw. Komponenten des Produktes den Anforderungen gerecht<br />
!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!<br />
189!Piontek,!J.,!S.!195!<br />
190!Vgl.!Horváth,!P.,!S.!476f.!<br />
191!Vgl.!Horváth,!P.,!S.!476f.!<br />
192!Vgl.!Piontek,!J.,!S.!196<br />
193!Vgl.!Piontek,!J.,!S.!196;!Preißler,!P.,!S.!192!<br />
194Vgl.!Leitsch,!P.,!S.!50;!Piontek,!J.,!S.!196!<br />
195!Vgl.!Piontek,!J.,!S.!196!<br />
196!Vgl.!Piontek,!J.,!S.!196!
<strong>Beschaffungscontrolling</strong><br />
werden. 197 So sind beispielsweise bei einem Fahrzeug dem Kunden Eigenschaften<br />
wie Qualität, Zuverlässigkeit und Komfort besonders wichtig. 198 Dementsprechend<br />
sind die Kosten der einzelnen Komponenten des Produktes entsprechend der<br />
Erwartung des Kunden zu verteilen. Die Aufteilung der Gesamtkosten ist somit<br />
abhängig vom Nutzbeitrag der einzelnen Komponente zum Nutzen des gesamten<br />
Produktes. 199<br />
Als Gradmesser für die relative Erfüllung der Kundenanforderung dient der<br />
sogenannte Zielkostenindex. Dieser Zielkostenindex ist der Quotient zwischen<br />
Nutzenbeitrag und Kostenanteil. 200 Im Idealfall nimmt der Zielkostenindex den Wert 1<br />
an, da die Wertschätzung der Komponente genau dem Kostenanteil dieser<br />
entspräche. In diesem Fall sollte der Beschaffer seinem Lieferanten darauf<br />
hinweisen, dass die Bedeutung dieser Komponente wichtiger ist, als es sich in den<br />
Kosten ausdrückt. Die Komponente könnte somit auch teuer und qualitativ<br />
hochwertiger sein. 201 Nimmt der Zielkostenindex einen Wert kleiner 1 an, sind die<br />
Kosten höher als der eigentliche Wert und es besteht in diesem Fall Potential zur<br />
Kostensenkung. Ist der Zielkostenindex größer als 1, hat der Kunde ggf. höhere<br />
Ansprüche. 202<br />
Hinsichtlich der Lieferanten ist zu erkennen, dass vor allem bei Unternehmen mit<br />
hohem Fremdbezugsanteil, die Lieferanten kaum die richtigen strategischen<br />
Entscheidungen zur Verbesserung des Produktes treffen. Jeder Lieferant könnte sein<br />
Produkt verbessern oder günstiger herstellen, doch oft ist dies Aufgabe des<br />
Beschaffers, der durch das Target Costing die Lieferanten in die richtigen Bahnen<br />
lenken kann. 203<br />
Die Zielkostenerreichung als letzter Schritt schließt sich den beiden vorhergehenden<br />
Phasen direkt an und beinhaltet alle notwendigen Maßnahmen, um die Erreichung<br />
der Zielkosten zu gewährleisten. 204 Gerade für die Beschaffung kann das Target<br />
Costing sehr aufschlussreich sein. So können dadurch vor allem bei „Neu-Einkäufen“<br />
!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!<br />
197!Vgl.!Leitsch,!P.,!S.!50;!Horváth,!P.,!S.!477f.!<br />
198!Vgl.!Horváth,!P.,!S.!478!<br />
199!Vgl.!Piontek,!J.,!S.!196;!Leitsch,!P.,!S.!50!<br />
200!Vgl.!Leitsch,!P.,!S.!50;!Piontek,!J.,!S.!196!<br />
201!Vgl.!Piontek,!J.,!S.!196!<br />
202!Vgl.!Piontek,!J.,!S.!197;!Leitsch,!P.,!S.!50!<br />
203!Vgl.!Piontek,!J.,!S.!197!<br />
204!Vgl.!Piontek,!J.,!S.!197!<br />
!<br />
! 49
<strong>Beschaffungscontrolling</strong><br />
Fragen nach dem Marktpreis, nach vergleichbaren Produkten oder alternative<br />
Lieferanten gelöst werden. 205<br />
Nach Jochem Piontek „sollten Kostensenkungen auch mit den Lieferanten diskutiert<br />
werden, um gemeinsam die Kosten zu senken.“ 206 Dazu dienen unter anderem die<br />
folgenden Instrumente. „Simultaneous Engineering“ ist eine Zusammenarbeit in der<br />
Produktentwicklung zwischen Beschaffer und Lieferant. Dies hilft einerseits die<br />
Entwicklungszeit eines neuen Produktes zu verringern und andererseits die<br />
Zielkosten zu verwirklichen. 207 Ein weiteres Instrument ist die Wertanalyse, in der<br />
zusammen mit dem Lieferanten Unwirtschaftlichkeiten in dessen Prozesskette offen<br />
gelegt werden sollen. Dabei ist zu fragen, ob beispielsweise der Einkaufspreis durch<br />
andere Konditionen gesenkt werden könnte, oder ob es einen günstigeren<br />
Lieferanten auf dem Markt gibt. 208 Für das Target Costing ist das Benchmarking ein<br />
nicht zu vernachlässigendes Werkzeug. Es vergleicht Produkte, Funktionen und<br />
Prozesse innerhalb der Organisation des Lieferanten mit dessen erfolgreichen<br />
Konkurrenten und soll dabei Potentiale zur Kostensenkung und<br />
Leistungsverbesserung aufzeigen. 209<br />
7. Auswertung (Daniel Stuchlik und Marco Then)<br />
7.1 Ergebnisdarstellung<br />
Ziel der Arbeit war es, dem Leser einen Einblick in das <strong>Beschaffungscontrolling</strong> zu<br />
geben, sowie dessen Wichtig- und Notwendigkeit darzustellen. Daher wurden in den<br />
Kapiteln „Einführung“, „Definition“ sowie „Organisation und Eingliederung in das<br />
Unternehmen“ dargelegt, dass es sich beim <strong>Beschaffungscontrolling</strong> um einen<br />
Teilbereich des Unternehmenscontrollings handelt, der dem Beschaffungsmanagement<br />
beim Beschaffungsprozess unterstützend zur Seite steht. Die Ziele<br />
sowie die Funktionen leiten sich von denen des Unternehmenscontrollings bzw. der<br />
Beschaffung ab. Die Aufgaben des <strong>Beschaffungscontrolling</strong>s resultieren aus diesen<br />
angesprochen Punkten. Möglichkeiten Informationen zu generieren runden im<br />
Kapitel „Instrumente“ den Gesamtüberblick ab.<br />
!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!<br />
205!Vgl.!Piontek,!J.,!S.!197!<br />
206!Piontek,!J.,!S.!197<br />
207!Vgl.!Piontek,!J.,!S.!198!<br />
208!Vgl.!Piontek,!J.,!S.!198!<br />
209!Vgl.!Piontek,!J.,!S.!198<br />
!<br />
! 50
<strong>Beschaffungscontrolling</strong><br />
7.2 Ergebnisbewertung<br />
Wie bereits zu Beginn der Arbeit angesprochen und unter Berücksichtigung der<br />
Wettbewerbsvorteile von externen Dienstleistern verbreitet sich das Phänomen des<br />
Outsourcings immer weiter in der Unternehmenslandschaft. Dadurch gewinnt der<br />
Beschaffungsbereich zunehmend an Komplexität und Bedeutung für den<br />
nachhaltigen unternehmerischen Erfolg.<br />
Der Grund dafür liegt an der hohen Outsourcing-Intensität und des damit<br />
verbundenen erhöhten Beschaffungsanteils des Unternehmens. Hierdurch wird auch<br />
eine stärkere Informationsversorgung notwendig.<br />
Durch diese Ausarbeitung wurde deutlich, dass viele Instrumentarien zur<br />
Optimierung des Beschaffungsmanagements existieren, die der<br />
Beschaffungsführung zur Verfügung stehen. Diese wichtige Aufgabe der<br />
Informationsversorgung durch die Anwendung dieser Instrumentarien wird von<br />
Seiten des <strong>Beschaffungscontrolling</strong>s gewährleistet.<br />
Abschließend ist festzuhalten, dass die Bedeutung des <strong>Beschaffungscontrolling</strong>s im<br />
komplexen Wettbewerb des 21. Jahrhunderts weiter an Bedeutung gewinnen wird.<br />
Denn nicht nur aufgrund der weiter fortschreitenden Globalisierung, ist das<br />
<strong>Beschaffungscontrolling</strong> als ein existentiell wichtiger Faktor für die<br />
Wettbewerbsfähigkeit anzusehen, sondern auch für das langfristige erfolgreiche<br />
Bestehen der Unternehmung am Markt.<br />
!<br />
! 51
LITERATURVERZEICHNIS<br />
Primärquellen:<br />
Arnolds, Hans/Heege, Franz/Röh, Carsten/Tussing,Werner: Materialwirtschaft und<br />
Einkauf, 11. Auflage, Wiesbaden 2010.<br />
Bachert R./Pracht A.: Basiswissen Controlling und operatives Controlling, Weinheim<br />
und München 2004.<br />
Balze, Wolfgang/Rebel, Wolfgang/Schuck, Peter: Outsourcing und arbeitsrechtliche<br />
Restrukturierung von Unternehmen, 3. Auflage, Heidelberg 2007.<br />
Bär, Jörg: Strategische Beschaffung in kleinen und mittleren Unternehmen, Hamburg<br />
2011.<br />
Baumann E.: Make-or-Buy-Entscheidungen bei mehrstufigen Produktionsprozessen,<br />
Norderstedt 2009.<br />
Besthorn, Thomas: Selektives IT-Outsourcing – mehr Flexibilität und Freiheit für den<br />
IT-Leiter, in: Köhler-Frost, Winfried (Hrsg.): Outsourcing, 5. Auflage, Berlin 2005, S.<br />
162 - 174.<br />
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