Der Menschenrechtsbericht der Stadt Graz 2012 - ETC Graz
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Vorwort<br />
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Vorwort von Mag. a Dr. in Elke Lujansky-Lammer<br />
<strong>Der</strong> <strong>Menschenrechtsbericht</strong> <strong>2012</strong> ist ein Evaluationsbericht<br />
zu ausgewählten Empfehlungen des Menschenrechtsbeirates<br />
aus dem Bericht 2011. Seit 2007 liegt<br />
hiermit <strong>der</strong> dritte Evaluationsbericht vor. Auch diesmal<br />
wurden die Methoden angepasst und verbessert. Die Bewertungen<br />
über den Umsetzungsstand von insgesamt<br />
zehn ausgewählten Empfehlungen wurden in insgesamt<br />
sechs Fokusgruppendiskussionen mit Expertinnen und<br />
Experten aus Verwaltung und Zivilgesellschaft, Justiz und<br />
Exekutive, sowie mittels schriftlicher Anfragen an die Gemein<strong>der</strong>atsklubs<br />
erhoben.<br />
Das Ergebnis ist ein vielschichtiges Bild: Die ausgewählten<br />
Empfehlungen wurden sämtlich als relevant für die<br />
<strong>Graz</strong>er Menschenrechtspolitik beurteilt. Die Ergebnisse<br />
zeigen auch, dass in den meisten <strong>der</strong> angesprochenen<br />
Themen Maßnahmen ergriffen und Fortschritte erzielt<br />
wurden. Es ist ein positives Zeichen, dass es unterschiedliche<br />
Auffassungen zur Effizienz und Eignung <strong>der</strong> Maßnahmen<br />
gibt. In keinem <strong>der</strong> Themen wurden starre Abwehrhaltungen<br />
bemerkt, vielmehr waren die Gespräche<br />
und Antworten seitens <strong>der</strong> Politik offen und konstruktiv,<br />
wenn auch manchmal kontrovers. So kann <strong>der</strong> <strong>Menschenrechtsbericht</strong><br />
<strong>der</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>Graz</strong>, insbeson<strong>der</strong>e auch <strong>der</strong><br />
Evaluationsprozess als ein wesentliches Element eines<br />
Lernprozesses in <strong>der</strong> Umsetzung <strong>der</strong> Menschenrechtsstadt<br />
und als offene Dialogplattform betrachtet werden.<br />
<strong>Der</strong> Prozess <strong>der</strong> Berichtserstellung wird durchaus ernst<br />
genommen und das Berichtsergebnis offensichtlich über<br />
den Menschenrechtsbeirat hinaus wahrgenommen. Das<br />
ist erstens erfreulich und zweitens wichtig für die weitere<br />
gemeinsame Arbeit des Menschenrechtsbeirates für die<br />
Menschenrechtsstadt <strong>Graz</strong>.<br />
Weiterhin stellen sich große Herausfor<strong>der</strong>ungen für <strong>Graz</strong><br />
als Menschenrechtsstadt. Die Auswirkungen <strong>der</strong> Wirtschaftskrise,<br />
Armutsmigration nach und in Europa im<br />
Großen, die ungelösten und vielschichtigen Konflikte in<br />
<strong>der</strong> Nutzung des öffentlichen Raums, Rassismus und Diskriminierung<br />
im Alltäglichen erfor<strong>der</strong>n eine Einbeziehung<br />
menschenrechtlicher Aspekte. Die Menschenrechtsstadt<br />
soll sich „in all ihrem Handeln und in all ihren Entscheidungen<br />
von den Menschenrechten leiten lassen“ heißt es<br />
in <strong>der</strong> Menschenrechtserklärung <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong> aus dem Jahr<br />
2001. Wie weit ist dieser Imperativ im Laufe <strong>der</strong> zwölf<br />
Jahre Menschenrechtsstadt in die Strukturen <strong>der</strong> städtischen<br />
Politik und Verwaltung eingedrungen? In einigen<br />
Punkten kann das aus den Berichten geschlossen werden,<br />
insbeson<strong>der</strong>e, wie auch im Bericht 2011 festgestellt,<br />
in den Bereichen, in denen gesetzliche Vorschriften bestehen,<br />
werden diese auch erfüllt, zumindest <strong>der</strong>en Umsetzung<br />
betrieben. In an<strong>der</strong>en Bereichen ist dies nicht <strong>der</strong><br />
Fall.<br />
Von einer selbstverständlichen Befassung des Menschenrechtsbeirates<br />
mit Themen, die auch menschenrechtliche<br />
Aspekte aufweisen, ist nicht zu berichten. Allzu<br />
häufig kann <strong>der</strong> Beirat seine Expertise nur aus eigenem<br />
Antrieb nachreichen. <strong>Der</strong> Menschenrechtsbeirat wird<br />
höchst selten in Arbeitskreise, sei es zu Fragen <strong>der</strong> Regelung<br />
des öffentlichen Raums, zu Sicherheit, zu sozialen<br />
Konflikten o<strong>der</strong> zum Thema Armutsmigration eingeladen,<br />
obwohl eben gerade die maßgebliche Expertise durch die<br />
breite Besetzung gegeben wäre. Ein weiterer Punkt zur<br />
Stärkung <strong>der</strong> Menschenrechtsstadt wäre auch die interne<br />
Menschenrechtsausbildung. Sollte eine Menschenrechtsstadt,<br />
die über eben dieses fachlich hervorragende<br />
Gremium verfügt, nicht auch Grund- und Menschenrechte<br />
als Standardangebot in <strong>der</strong> verwaltungsinternen Ausund<br />
Fortbildung führen? Über welche Corporate Social<br />
Responsibility-Konzepte verfügen die Unternehmen <strong>der</strong><br />
<strong>Stadt</strong> <strong>Graz</strong>? Müsste eine Menschenrechtsausbildung, wie<br />
bei <strong>der</strong> Polizei selbstverständlich, nicht auch zur Grundausbildung<br />
<strong>der</strong> Ordnungswache gehören?<br />
Elke Lujansky-Lammer<br />
Vorsitzende des Menschenrechtsbeirates<br />
<strong>der</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>Graz</strong>