Der Menschenrechtsbericht der Stadt Graz 2012 - ETC Graz

5. Umwelt und Gesundheit in Graz – Luftqualität
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5.1 Einleitung
Das Thema Gesundheit in der Stadt Graz wurde als
Schwerpunktkapitel im Menschenrechtsbericht 2011
ausführlich behandelt. Aus dem breiten Feld der Gesundheitspolitik
wurde zur Evaluierung der Umsetzung
die Frage nach der Luftqualität als kleiner Teil des Spektrums
ausgewählt. Dies wurde im vorangegangenen
Menschenrechtsbericht 50 dezidiert behandelt und im
Jahr 2012 in der Stadt Graz als vordringliches Thema im
Bereich Public Health politisch und öffentlich diskutiert.
Es fand ein Fokusgruppeninterview am 25.6.2013 im
Grazer Rathaus statt, an dem sechs FachexpertInnen aus
den Bereichen Verwaltung, Zivilgesellschaft und Gesundheit
teilgenommen haben. Die konkreten Fragen der Interviews
wurden den TeilnehmerInnen vorab schriftlich
übermittelt. Die Interviewerlnnen stellten vertiefende
Nachfragen. Die Ergebnisse aus dem Fokusgruppeninterview
sowie jene aus der schriftlichen Befragung der
Gemeinderatsklubs werden nachfolgend angeführt.
5.2 Ergebnisse der Evaluierung
Als Eingang in die Thematik wurde den TeilnehmerInnen
der Fokusgruppe ein Zitat aus dem Vorjahresbericht
vorgelegt: „Feinstaub, vor allem einatembare und lungengängige
Partikel, stellen ein bedeutendes Gesundheitsrisiko
dar. Er kann neben Beeinträchtigungen des
Lungenwachstums bei Kindern auch zu Entzündungen
des Atemtraktes und der Lunge, zu Asthmaanfällen,
Herzrhythmusstörungen, Herzinfarkt, Lungenkrebs und
verkürzter Lebenserwartung führen. Luftverschmutzung
durch lungengängige Partikel in der Außenluft trägt zu
2% zur gesamten Mortalität an Lungen- und Herzkreislauferkrankungen
bei. Hauptquelle für diese durch Verbrennungsprozesse
erzeugten Staubpartikel ist in erster
Linie der Straßenverkehr, daneben noch der Hausbrand,
die Energieversorgung und Bauwirtschaft, die Industrie
und Landwirtschaft. Graz zählt – auch aufgrund der Beckenlage
mit Inversionswetterlage – in Bezug auf Feinstaubemissionen
zu den Belastungsschwerpunkten
in Österreich und weist regelmäßig Grenzüberschreitungen
(Tagesmittelwert von 50 µg/m3) für PM10 auf
(die Abkürzung PM10 steht für „particulate matter“, die
Zahl zeigt den durchschnittlichen Durchmesser dieser
Teilchen, nämlich 10 Mikrometer an). Für die wesentlich
schädlichere Feinstaubfraktion PM2,5 gibt es in Österreich
keine gesetzliche Messverpflichtung, wobei sich
die Belastungen innerhalb von Graz unterschiedlich verteilen.
Zusätzlich belastend wirken Stickoxide, insbesondere
im Bereich der Messstellen Graz Don Bosco, Graz
Süd und Graz Mitte.
Es gibt Hinweise, dass Gruppen sozial Benachteiligter
deutlich stärker durch umweltbedingte Gesundheitsbeeinträchtigungen
leiden, sowohl durch ihre höhere Exposition
gegenüber Luftschadstoffen, als auch durch
höhere Sensitivität. Zu diesen gefährdeteren Gruppen
zählen z.B. Kinder, Ältere und Menschen, bei denen andere
Erkrankungen vorliegen. Höher verdichtete und
stark verkehrsbelastete Stadtteile mit weniger Grünraum
weisen höhere Luftschadstoffe auf. Die Raumplanung,
damit die räumliche Entwicklung von Wohnund
Grünraum, sollte daher frühzeitig mögliche
Auswirkungen hinsichtlich einer ungleichen Verteilung
der Belastungen mitberücksichtigen. Aber auch
verkehrseinschränkende Maßnahmen, besonders
während Emissionsspitzen sowie Förderung von öffentlichen
Verkehrsmitteln in Bezug auf ihre Kostengünstigkeit,
Qualität und Zugänglichkeit können zur
Verbesserung der Luftqualität beitragen.“ 51
Welche Maßnahmen zur Verbesserung der Luftqualität
im Raum Graz wurden bisher ergriffen?
Ergebnisse aus dem Fokusgruppeninterview
In Anbetracht der Maßnahmen, die zur Verbesserung
der Luftqualität, bezogen auf die gesamten Luftschadstoffe
(nicht nur Feinstaub), im Raum Graz ergriffen wurden,
gilt es grundsätzlich zwischen städtischen Maßnahmen,
die „freiwillig“ von der Stadt Graz gesetzt werden
und jenen des Landes Steiermark, die auf dem Immissionsschutzgesetz
Luft basieren, zu unterscheiden. Erstere
betreffend wurde ein bereits fünfter Maßnahmenplan
der Stadt Graz inklusive Evaluierung des vorangegangenen
Maßnahmenplans vorgelegt, welcher im September
2011 im Gemeinderat beschlossen wurde, im
Herbst 2013 evaluiert und zu einem sechsten Maßnahmenplan
fortgeschrieben werden soll. Auch beinhaltet
das vierte Stadtentwicklungskonzept (4.0 STEK) 52 ,
50 Siehe Menschenrechtsbericht der Stadt Graz 2011, Kapitel 7.1.2, Gesundheit in Städten. – 51 Menschenrechtsbericht der Stadt Graz 2011, S.108.
52 Siehe Stadt Graz, 4.0 Stadtentwicklungskonzept unter http://www.graz.at/cms/ziel/3884955/DE/.