Der Menschenrechtsbericht der Stadt Graz 2012 - ETC Graz
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4. Soziale und wirtschaftliche Menschenrechte<br />
33<br />
„Lehre, Arbeit und Qualifizierung“ an die Lebenswelt<br />
<strong>der</strong> Jugendlichen nötig sei.<br />
Mehrere TeilnehmerInnen vertraten einhellig die Meinung,<br />
dass die nie<strong>der</strong>schwellige stundenweise Beschäftigung<br />
sehr positiv angenommen wird und in diesem<br />
Bereich ein weiterer Ausbau vonnöten ist, um die<br />
Wartezeiten zu verkürzen. Ein überwiegen<strong>der</strong> Anteil<br />
<strong>der</strong> TeilnehmerInnen stimmte auch <strong>der</strong> For<strong>der</strong>ung zu,<br />
das Angebot <strong>der</strong> stundenweisen Beschäftigung auf an<strong>der</strong>e<br />
Bereiche wie z.B. den Sozial-, Kultur- o<strong>der</strong> EDV-<br />
Bereich auszuweiten. Bei den Sozialökonomischen Betrieben<br />
orteten die TeilnehmerInnen auch einen – von<br />
den Geldgebern auferlegten – inadäquat hohen Erwirtschaftungsdruck<br />
und übten daran heftige Kritik.<br />
Das Fehlen eines Hauptschulabschlusses sahen alle<br />
TeilnehmerInnen als größtes Hin<strong>der</strong>nis am Weg <strong>der</strong> Jugendlichen<br />
ins Berufsleben, weil ohne diesen nicht einmal<br />
eine Lehrausbildung möglich ist. Daher vermerkten<br />
sie in allen Diskussionsphasen einstimmig positiv, dass<br />
es in <strong>Graz</strong> die Möglichkeit gibt, einen externen Hauptschulabschluss<br />
zu absolvieren. Allerdings orteten die<br />
TeilnehmerInnen einen weitaus höheren Bedarf an Plätzen<br />
als das vorhandene Angebot abzudecken mag. Ein<br />
Teilnehmer hat von einer notwendigen Vervierfachung<br />
des momentanen Angebots gesprochen, um allen in<br />
<strong>Graz</strong> lebenden jungen Menschen einen Hauptschulabschluss<br />
zu ermöglichen.<br />
Ergebnisse aus <strong>der</strong> schriftlichen Befragung<br />
<strong>der</strong> Gemein<strong>der</strong>atsklubs<br />
<strong>Der</strong> Frage nach konkreten Maßnahmen zur Umsetzung<br />
dieser Empfehlung wird vorangestellt, dass die<br />
Bekämpfung von Jugendarbeitslosigkeit prinzipiell im<br />
Zuständigkeitsbereich von Bund und Län<strong>der</strong>n liegt, die<br />
<strong>Stadt</strong> <strong>Graz</strong> aber trotzdem seit vielen Jahren Beschäftigungsprojekte<br />
bzw. Maßnahmen zur Jugendbeschäftigung<br />
för<strong>der</strong>t. 38 Konkret werden folgende Initiativen von<br />
den zu diesem Punkt berichtenden Klubs genannt:<br />
- Start <strong>der</strong> Lehrlingsoffensive im Bereich des Haus <strong>Graz</strong>:<br />
<strong>Der</strong> ÖVP-Klub berichtet „das Recht auf Ausbildung<br />
nach <strong>der</strong> Pflichtschule und damit ein deutliches Signal<br />
an junge Menschen gebraucht zu werden, ist auch ein<br />
Auftrag <strong>der</strong> Gemeinden, vor allem wenn es sich um<br />
Jugendliche aus schwierigem sozialen Umfeld handelt“.<br />
So wurden auf Initiative von Bürgermeister Nagl<br />
12 Lehrstellen im Haus geschaffen. Auch <strong>der</strong> Grüne-<br />
ALG-Klub berichtet von einem kleinen Anstieg bei den<br />
Lehrstellen im städtischen Bereich. Die Lehrlingsoffensive<br />
soll nun von Vizebürgermeisterin Schröck fortgesetzt<br />
werden.<br />
- Fortführende För<strong>der</strong>ung bzw. teils Ausbau von Beschäftigungs-<br />
und Bildungsprojekten (z.B. ERfA) 39<br />
- Schaffung eines eigenen Ressorts für Arbeit und Beschäftigung<br />
40<br />
- Einrichtung einer Koordinationsstelle für Maßnahmen 41<br />
- För<strong>der</strong>ung von Menschen mit (Mehrfach-)Behin<strong>der</strong>ung:<br />
Als erste und einzige <strong>Stadt</strong> stellt die <strong>Stadt</strong> <strong>Graz</strong><br />
Menschen mit Mehrfacheinschränkung über 50% an.<br />
Die Arbeitsmöglichkeit außerhalb geschützter Werkstätten<br />
trägt zum besseren Verständnis von Menschen<br />
mit Behin<strong>der</strong>ung bei und ist eine wesentliche For<strong>der</strong>ung<br />
von Behin<strong>der</strong>tenverbänden. So liegt sowohl im<br />
Magistrat, als auch in <strong>der</strong> Holding die Zahl von MitarbeiterInnen<br />
auf geschützten Arbeitsplätzen deutlich<br />
über dem gesetzlich erfor<strong>der</strong>lichen Maß. Auch wird<br />
dabei auf eine ausgewogene Zahl junger Menschen<br />
wert gelegt. 42<br />
Wesentliche Defizite werden seitens des Grünen-<br />
ALG-Klubs bei <strong>der</strong> Betreuung und Ausbildung von unbegleiteten,<br />
min<strong>der</strong>jährigen Flüchtlingen geortet. Hier<br />
existierten keine Maßnahmen seitens <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>Graz</strong>.<br />
Darüber hinaus gebe es vermehrt Handlungsbedarf,<br />
insbeson<strong>der</strong>e für jene Jugendliche, die aufgrund fehlen<strong>der</strong><br />
Basisqualifikation am regulären Lehrstellenbzw.<br />
Arbeitsmarkt keine Chance haben.<br />
Woran erkennen Sie ganz konkret, ob und in welchem<br />
Ausmaß diese Empfehlung umgesetzt wurde bzw. Wirkungen<br />
entfalten konnte? (z.B. Arbeitslosigkeits- und<br />
Armutsstatistiken; Information von sozial-, wirtschaftsund<br />
arbeitsmarktpolitischen ExpertInnen; vermehrter<br />
Einsatz finanzieller Mittel; Medien- und Kampagnenarbeit<br />
zu dieser Empfehlung u.v.m.)<br />
Ergebnisse aus den Fokusgruppeninterviews<br />
13 TeilnehmerInnen (45%) haben keine Indikatoren genannt.<br />
Die an<strong>der</strong>en haben ihre schriftlichen Antworten<br />
sehr allgemein gehalten. In den Diskussionsphasen kamen<br />
folgende Quellen als Indikatoren zur Sprache:<br />
- Medienberichte<br />
- Erfahrungsberichte von KlientInnen, PraktikerInnen und<br />
ExpertInnen<br />
- Statistiken und Tätigkeitsberichte von Projektanbietern<br />
- Geringe Jugendarbeitslosigkeit<br />
Ein Teilnehmer nannte sogar lange Wartezeiten bei<br />
Schulungsmaßnahmen und bei stundenweisen Beschäftigungsformen<br />
als Indikator und begründete dies<br />
damit, dass lange Wartezeiten ein Indiz für die volle<br />
Auslastung <strong>der</strong> Maßnahmen sind.<br />
38 SPÖ-Klub. – 39 Die Grünen-ALG-Klub. – 40 SPÖ-Klub. – 41 SPÖ-Klub. – 42 ÖVP-Klub.