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4 Oszillatoren © 2007 Dennis Melikjan<br />

Zur Erzeugung von ungedämpften sinusförmigen Schwingungen kann man Zweipol- bzw.<br />

Vierpol-Oszillatoren einsetzen.<br />

Bei den Zweipol-Oszillatoren wird durch Einbeziehung eines aktiven Zweipols mit negativem<br />

Widerstandsbereich (z.B. Tunneldioden u.a.) die Entdämpfung eines Schwingkreises<br />

herbeigeführt.<br />

Bei den Vierpol-Oszillatoren wird i.a. durch geeignete äußere Rückkopplung des<br />

Wechselsignales vom Ausgang eines Verstärker-Vierpols auf den Eingang eine Schwingung<br />

angeregt. Beurteilungskriterien von Oszillator-Schaltungen sind in erster Linie die<br />

Frequenzstabilität sowie ein möglichst geringer Oberwellengehalt der Ausgangsschwingung. Bei<br />

höheren Anforderungen hinsichtlich der Frequenzstabilität ist meist ein Schwingquarz<br />

einzusetzen.<br />

Zur Erzeugung eines Frequenzrasters (für ein Frequenz-Multiplex) werden heute i.a. PLL-Kreise<br />

eingesetzt.<br />

4.1 Grundprinzip eines Zweipol-Oszillators<br />

Zunächst sei kurz ein Reihenschwingkreis bestehend aus den Elementen R, L, C betrachtet, der<br />

im Zeitpunkt t = 0 an eine Quelle mit der Gleichspannung U 0 gelegt wird und dann sich selbst<br />

überlassen bleibt (Bild 4.1-1a).<br />

t≥0<br />

b)<br />

I<br />

I<br />

1<br />

A<br />

U<br />

2<br />

r =<br />

~<br />

U<br />

I<br />

U<br />

< 0<br />

Bild 4.1-1<br />

Reihenschwingkreis<br />

a) Einschalten einer Gleichspannung beim<br />

verlustbehafteten Schwingkreis<br />

b) Entdämpfung durch negativen<br />

differentiellen Widerstand<br />

Ein Maschenumlauf in Bild 4.1-1a für t ≥ 0 (u C (0⎯) = 0 ) liefert die Gl.(4.1/1).<br />

i R + u L + u C = u 1 = U 0 (4.1/1)<br />

Mit u L = L di/dt sowie i = i C = C du C /dt in (4.1/1) erhält man die Differentialgleichung (4.1/2).<br />

L C d2 u C<br />

dt 2 + C R du C<br />

dt + u C = u 1 = U 0 (4.1/2)<br />

1


Aus dem homogenen Differentialgleichungsanteil erhält man mit dem Lösungsansatz<br />

u C,hom(t) = k e λ t (siehe TF, Übung 1/1, Hilfsgl. (6)) <strong>als</strong> charakteristische Gleichung<br />

L C λ² + C R λ + 1 = 0 und damit <strong>als</strong> Lösung die Gl.(4.1/3).<br />

aus TF, Üb.1/1, Hilfsgl. (7) λ = – R 1,2<br />

2L ± ⎝ ⎜⎛ R<br />

2L⎠ ⎟⎞ ² 1 –<br />

LC<br />

(4.1/3)<br />

Bei positivem Radikand (d.h. beim Vorliegen einer stärkeren Dämpfung) besteht in (4.1/3)<br />

für ⎜ ⎛ R<br />

⎝ 2L ⎠ ⎟⎞ ² 1 ><br />

LC<br />

der flüchtige Anteil aus zwei abklingenden Exponentialfunktionen.<br />

aus TF, Üb 1/1, Hilfsgl. (10) u C,hom(t) = k 1 e λ 1 t + k 2 e λ 2 t<br />

Spezielle Lösung (eingeschwungener Zustand) u C,spez(t) = u C (t→∞) = U 0<br />

u C (t) = u C,spez(t) + u C,hom(t) = U 0 + k 1 e λ 1 t + k 2 e λ 2 t (4.1/4)<br />

Der Gesamtlösungsansatz für u C (t) berechnet sich mit Gl.(4.1/4).<br />

Bei negativem Radikand (beim Vorliegen einer schwachen Dämpfung), d.h. für 1<br />

LC > ⎝ ⎜⎛ R<br />

2L⎠ ⎟⎞ ²<br />

in (4.1/3) gilt die Gl. (4.1/5).<br />

analog zu TF, Üb. 1/1, Hilfsgl. (7) + (8)<br />

λ 1,2 = – R 2L ± j 1<br />

LC – ⎝ ⎜⎛ R<br />

2L⎠ ⎟⎞ ² = – δ ± j ω0 ² - δ² = – δ ± jω e (4.1/5)<br />

In Gl.(4.1/5) beschreibt δ = R 2L das Dämpfungsmaß, ω 1<br />

0 = die Kreisfrequenz der<br />

LC<br />

ungedämpften Schwingung und ω e = ω 0 ² - δ² die Eigenkreisfrequenz der gedämpften<br />

Schwingung.<br />

analog zu TF, Üb. 1/1, Hilfsgl. (18)<br />

u C (t) = U 0 [ 1 – e – δt (cos (ω e t) + δ ω e<br />

sin (ω e t)) ] (4.1/6)<br />

Die gedämpfte Schwingung u C (t) lässt sich mit Gl.(4.1/6) berechnen.<br />

Beim normalen Reihenschwingkreis ist auf Grund der geringen Verluste der Widerstand R<br />

zwar klein, aber sicher positiv. Beim Schließen des Schalters (Bild 4.1-1a) tritt <strong>als</strong><br />

Ausgleichsvorgang eine gedämpfte Schwingung auf, die nach einiger Zeit abgeklungen ist.<br />

Im stationären (eingeschwungenen) Zustand (theoretisch t → ∞) ist dann <strong>als</strong> Spannung am<br />

Kondensator nur noch die Gleichspannung U 0 vorhanden.<br />

Interessant dagegen ist der Fall, dass man eine Entdämpfung des Schwingkreises erreicht und<br />

zwar durch Einbringen eines negativen Zusatzwiderstandes. Dadurch ließen sich die<br />

Gesamtverluste gerade zu null machen. Für den Sonderfall R ges = 0 und damit auch δ = 0<br />

bekäme man beim Einschalten einer Gleichspannung U 0 nach (4.1/6) eine ungedämpfte<br />

Schwingung mit der Frequenz ƒ 0 nach Gl. (4.1/6a).<br />

2


analog zu Gl. (4.1/5):<br />

δ = R ges<br />

2L = 0 => ω 1<br />

e = ω 0 => ƒ 0 =<br />

2π LC<br />

(4.1/6a)<br />

Für eine Entdämpfung eignen sich Bauelemente, die negative Widerstandsbereiche aufweisen.<br />

D. h. hierbei liegen i-u-Kennlinien vor, bei denen z.B. mit wachsender Spannung der Strom<br />

abnimmt (Bild 4.1-1b). Der differentielle (negative) Widerstand r n im Arbeitspunkt A lässt<br />

sich dann durch den Differenzen-Quotienten in Gl. (4.1/7) annähern.<br />

aus Bild (4.1-1b)<br />

negativer, differentieller Widerstand: r n = dU<br />

dI<br />

≈ ΔU<br />

ΔI<br />

= U 2 – U 1<br />

I 2 – I 1<br />

< 0 (4.1/7)<br />

I F<br />

R L =<br />

A<br />

T<br />

U B<br />

L<br />

Z<br />

R<br />

L<br />

a)<br />

U<br />

U<br />

U<br />

H B T F<br />

U<br />

b)<br />

I H<br />

IT<br />

H<br />

TD<br />

c)<br />

u<br />

i<br />

1<br />

rn<br />

i3<br />

L s A<br />

i2<br />

TD<br />

L z<br />

R L<br />

B<br />

äußerer<br />

Kreis<br />

Bild 4.1-2<br />

Zweipol-Oszillator mit Tunneldiode<br />

a) Kennlinie einer Tunneldiode<br />

b) Einfacher Tunneldioden-Oszillator<br />

c) Ersatzschaltbild zu b)<br />

Eine solche Kennlinie besitzen z.B. Tunneldioden (Bild 4.1-2a). Im Verlauf zwischen dem<br />

Höckerpunkt H und dem Talpunkt T tritt ein negativer Widerstandsbereich auf. Hier muss<br />

somit auch der Arbeitspunkt A gewählt werden.<br />

Eine einfache Schwingschaltung ergibt sich, wenn man eine Tunneldiode mit einem äußeren<br />

Kreis, bestehend aus einer Zusatzinduktivität L Z und einem Lastwiderstand R L , in Reihe an<br />

eine kleine Betriebsspannung U B legt (Bild 4.1-2b). Für einen stabilen Arbeitspunkt A muss die<br />

Gleichstrom-Lastgerade R L = so gewählt werden, wie im Bild 4.1-2a dargestellt, d.h U B muss<br />

zwischen U H und U T liegen. Das wechselmäßige Ersatzschaltbild für die Tunneldiode im<br />

Arbeitspunkt A mit der äußeren Beschaltung ist im Bild 4.1-2c angegeben. Die hier enthaltenen<br />

Ersatzgrößen sind in erster Linie der negative differentielle Widerstand –|r n | der Tunneldiode<br />

sowie die Kapazität Cj der Grenzschicht des pn-Übergangs. Zusätzlich kann man noch den<br />

Bahnwiderstand r B der Diode sowie die Zuleitungsinduktivität L S berücksichtigen. Aus dem<br />

Ersatzbild ist ersichtlich, dass Cj die erforderliche Schwingkreiskapazität darstellt.<br />

3


Um eine Aussage über die Schwingfrequenz ƒ 0 des Tunneldioden-Oszillators zu erhalten, setzt<br />

man wiederum die Differentialgleichung z.B. für u in der Ersatz-Schaltung (Bild 4.1-2c) an<br />

und entnimmt ω 0 aus der charakteristischen Gleichung. Mit den Abkürzungen R = r B + R L<br />

und L = L S + L Z erhält man mit Hilfe des Operators s und den dort eingetragenen Zählpfeilen<br />

die Gl. (4.1/8).<br />

aus Bild (4.1-2c)<br />

Abkürzungen: R = r B + R L , L = L S + L Z<br />

i 3 =<br />

u<br />

R + sL = –i 1 – i 2 = –u<br />

–|r n |<br />

u<br />

R + sL = – u( – 1<br />

|r n | + sC j )<br />

(– 1<br />

|r n | + sC j ) (R + sL) + 1 = 0<br />

–<br />

u<br />

1<br />

sCj<br />

= – u ( – 1<br />

|r n |<br />

+ sCj )<br />

s²LCj + s (RCj – L<br />

|r n | ) + 1 – R<br />

|r n | = 0 (4.1/8)<br />

a b c<br />

Als Lösung der quadratischen Gleichung (4.1/8) für den Schwingungsfall erhält man mit den<br />

Abkürzungen a = LCj, b = [RCj – L ] |r n | und c = ⎝ ⎜⎛ 1 – R<br />

|r ⎠ ⎟⎞<br />

n |<br />

in Analogie zu (4.1/5)<br />

die Gl. (4.1/5).<br />

analog zu (4.1/5) + Bsp. 2.6.1/1 (TF) für den Schwingungsfall:<br />

s²a + s b + c = 0<br />

s² + s b a + c a = 0<br />

s 1,2 = – ⎜ ⎛ b<br />

⎝ 2a ⎠ ⎟⎞ ± ⎝ ⎜⎛ b<br />

2a⎠ ⎟⎞ ² c –<br />

a = – b 2a ± j<br />

1<br />

s 1,2 = –<br />

2LCj ⎝ ⎜⎛ RCj – L<br />

|r ⎠ ⎟⎞<br />

n |<br />

± j<br />

c<br />

a – ⎝ ⎜⎛<br />

b<br />

2a⎠ ⎟⎞ ²<br />

1<br />

LCj ⎝ ⎜⎛ 1 – R<br />

|r ⎠ ⎟⎞ 1<br />

n |<br />

–<br />

4(LCj)² ⎝ ⎜⎛ RCj – L<br />

|r ⎠ ⎟⎞<br />

²<br />

n | = – δ ± jωe (4.1/9)<br />

δ ω 0<br />

2<br />

δ 2<br />

Schwingung nur möglich für ω 0 > 0 => ω 0 ² = 1<br />

LCj ⎝ ⎜⎛ 1 – R<br />

|r ⎠ ⎟⎞<br />

n |<br />

> 0<br />

=> 1 – R<br />

|r n | > 0 => |r n| – R > 0 => |r n | > R => R < |r n | (4.1/10)<br />

Nach (4.1/9) tritt nur bei positivem Radikand eine Schwingung auf. Hierfür ist zu fordern, dass<br />

(1 – R/|r n |) > 0, d.h. es gilt Ungleichung (4.1/10).<br />

1<br />

Anschwingen nur möglich für δ =<br />

2LCj ⎝ ⎜⎛ RCj – L<br />

|r ⎠ ⎟⎞<br />

n |<br />

< 0<br />

=> RCj – L<br />

|r n | < 0 => R < L<br />

|r n |<br />

(4.1/11)<br />

Cj<br />

4


Anderseits ist für ein Anschwingen aus (4.1/9) entnehmbar, dass (RCj – L/|r n |) < 0 sein muss, d.h<br />

dafür gilt die Ungleichung (4.1/11).<br />

Die Aussage über R nach (4.1/10) wird in [51] <strong>als</strong> Gleichstrom-Stabilitätsbedingung<br />

bezeichnet. Die Gleichstrom-Lastgerade R muss in jedem Fall steiler verlaufen <strong>als</strong> die Flanke der<br />

fallenden Tunneldioden-Kennlinie zwischen H und T, sonst ergibt sich kein stabiler Arbeitspunkt<br />

(Bild 4.1-2a).<br />

Die Aussage über R nach (4.1/11) ist in [51] <strong>als</strong> Wechselstrom-Stabilitätsbedingung bezeichnet.<br />

Beim Nichterfüllen dieser Bedingung würde statt einer dauerhaften Schwingung lediglich eine<br />

gedämpfte Schwingung auftreten.<br />

Nach dem Anschwingen (zunächst δ < 0) wird auf Grund der Kennlinien-Krümmung die<br />

Entdämpfung abnehmen, d.h r n kleiner werden, so dass sich im stationären Zustand eine<br />

ungedämpfte Schwingung (δ ≈ 0) entsprechend (4.1/9) einstellt.<br />

Dann berechnet sich die Schwingfrequenz ƒ 0 des Tunneldioden-Oszillators mit der Gl. (4.1/12).<br />

Ungedämpfte Schwingung (stationärer Schwingungszustand):<br />

=> δ = 0 => aus (4.1/9) ω e = ω 0 =<br />

1<br />

LCj ⎝ ⎜⎛ 1 – R<br />

|r ⎠ ⎟⎞ 1<br />

n |<br />

=> ƒ 0 =<br />

2π LCj<br />

1 – R<br />

|r n |<br />

(4.1/12)<br />

Aus (4.1/12) ist ersichtlich, wie die Frequenz der erzeugten Schwingung eines Tunneldioden-<br />

Oszillators durch die äußere Beschaltung beeinflusst wird. Der Tunneldioden-Oszillator wurde<br />

hier <strong>als</strong> Beispiel eines einfachen Zweipol-Oszillators vorgestellt, da er rechnerisch einfach<br />

verfolgbar ist und dabei interessante Grundzusammenhänge aufzeigt.<br />

Tunneldioden sind zwar bis in den GHz-Bereich einsetzbar, allerdings ist auf Grund der<br />

niedrigen Betriebsspannung die Leistung auf einige mW begrenzt, was die Anwendung sehr<br />

einschränkt. Eine Oszillator-Schaltung, bei der eine Tunneldiode im GHz-Bereich in einem<br />

koaxialen Resonator eingesetzt wird und dessen Abstimmung mit einem Kurzschluss-Schieber<br />

erfolgt, ist in [51] dargestellt.<br />

Höhere Ausgangsleistungen bei Zweipol-Oszillatoren im Mikrowellenbereich lassen sich mit<br />

Gunn-Elementen, Impatt-Dioden und Laufzeit-Röhren erreichen [44, 51].<br />

Die Impatt-Diode z.B. wird im Sperrbereich bis kurz vor den Avalanche-Effekt vorgespannt.<br />

Eine überlagerte Wechselspannung u (mit der Frequenz ƒ) löst Stoßionisationslawinen aus.<br />

Infolge der endlichen Laufzeit t D der Ladungsträger durch die Driftzone (abhängig von der<br />

Driftzonenweite w und der Sättigungsdriftgeschwindigkeit v S ) tritt eine Phasenverschiebung<br />

φ = 2 π ƒ t D im äußeren Kreis zwischen u (<strong>als</strong> Ursache) und Strom i auf, wodurch in einem<br />

bestimmten Frequenzbereich ein negativer Realteil der Diodenimpedanz entstehen kann. D.h. die<br />

Impatt-Diode ist ebenfalls zur Entdämpfung in Resonatoren bei Mikrowellen-Oszillatoren<br />

einsetzbar und da die Durchbruchsspannungen bei ca. 10 V...100 V liegen, sind auch wesentlich<br />

höhere Wechselleistungen <strong>als</strong> bei der Tunneldiode zu erwarten. Als Leistungen sind hiermit<br />

momentan erreichbar bis ca. 10 W bei 10 GHz, einige Watt bei 50 GHz und ca. 0,1 W<br />

bei 100 GHz. Für Zweipol-Oszillatoren mit Leistungen (Dauerleistungen) bis in den kW-Bereich<br />

und bei Frequenzen bis zu mehreren 100 GHz werden Laufzeit-Röhren (z.B. Magnetrons und<br />

Gyrotrons) verwendet [51].<br />

5


4.2 Grundprinzip eines Vierpol-Oszillators<br />

Vor der Darstellung einzelner Transistor-Oszillatoren sei zunächst die allgemeine Betrachtung<br />

eines Vierpol-Oszillators vorangestellt. Hiernach kann man sich einen Vierpol-Oszillator aus<br />

einem Verstärker-Vierpol (aktiv) und einem Rückkopplungs-Vierpol (passiv) zusammengesetzt<br />

denken (Bild 4.2-1a).<br />

1<br />

U 1`<br />

3<br />

1<br />

2<br />

3<br />

U 1 V<br />

U K<br />

U<br />

2<br />

3<br />

a)<br />

Verstärkervierpol<br />

Rückkopplungsvierpol<br />

U 1<br />

V U 2<br />

K U = U<br />

Z einK<br />

Z ein V<br />

3 1<br />

b)<br />

Bild 4.2-1<br />

Allgemeine Darstellung eines Vierpol-Oszillators<br />

a) Kettenschaltung aus Verstärker-Vierpol und Rückkoppel-Vierpol<br />

b) Nachbildung der Belastungs-Einflüsse (offene Kette)<br />

Die Verstärkung V desVerstärker-Vierpols berechnet sich mit Gl.(4.2/1).<br />

V = U 2<br />

U 1<br />

(4.2/1)<br />

Mit der Gl.(4.2/2) lässt sich der Rückkopplungsfaktor K des Rückkopplungs-Vierpols ermitteln.<br />

K = U 3<br />

U<br />

(4.2/2)<br />

2<br />

Aus Bild (4.2-1a): ∑ U = 0 = U `1 + U 3 – U 1<br />

U `1 = U 1 – U 3 = U 1 – K U 2 (4.2/3)<br />

aus (4.2/2)<br />

U 3<br />

U 1<br />

= U 3<br />

U 2<br />

U 2<br />

U 1<br />

= K V (4.2/4)<br />

aus (4.2/2) K V aus (4.2/1)<br />

Ein Umlauf in der Anordnung nach Bild 4.2-1a mit (4.2/2) ergibt die Gl.(4.2/3).<br />

Wenn nach (4.2/3) U `1 = 0 ist, d.h. die rückgeführte Spannung U 3 in Betrag und Phase mit der<br />

gedachten Eingangsspannung U 1 übereinstimmt, dürfen die Klemmen 1-3 verbunden werden. In<br />

diesem Falle wird ein stationärer Zustand aufrechterhalten. Es tritt <strong>als</strong>o eine Ausgangsspannung<br />

U 2 auf, ohne dass eine externe Eingangswechselspannung U 1 angelegt wurde. Somit ist durch<br />

6


die vorliegende Rückkopplung auf den Eingang ein Oszillator entstanden. Betrachtet man das<br />

Verhältnis in (4.2/4), so gilt bei Verbindung der Punkte 1 und 3 mit U `1= 0 bzw. U 1 = U 3<br />

die für eine Schwingschaltung wichtige Beziehung (4.2/5).<br />

U `1 = 0 => Kurzschluss von 1 und 3 => U 1 = U 3 in (4.2/4) eingesetzt:<br />

U 3<br />

1<br />

U 3<br />

= K V => K V = 1 (4.2/5)<br />

K = | K | e jφ k<br />

, V = | V | e jφ v<br />

| K | | V | e j(φ k + φ v ) = 1<br />

Die Schwingbedingung in Gl.(4.2/5) stellt eine komplexe Gleichung dar, sie enthält eine<br />

Betrags- und Phasenbedingung ( Gl.(4.2/6)).<br />

| K | | V | = 1<br />

φk + φv = 0 (bzw. 360°) (4.2/6)<br />

Diese beiden Gleichungen sind die Grundbeziehungen für das Verständnis eines Vierpol-<br />

Oszillators. Liegt z.B. bei einem Verstärker (Emitter-Schaltung) eine Phasendrehung<br />

von φ V = 180° vor, so muss der Rückkopplungs-Vierpol ebenfalls φ K = 180° drehen, um eine<br />

Gleichphasigkeit am Verstärker-Eingang (<strong>als</strong>o 360° bzw. 0°) zu erreichen. Der Betrag des<br />

Rückkoppelfaktors müsste nach (4.2/6) | K | = 1/| V | sein. In der Regel wird man aber | K | etwas<br />

größer <strong>als</strong> 1/| V | wählen, um beim Einschalten der Gleichspannung ein sicheres Anschwingen<br />

des Oszillators aus dem Rauschen heraus zu gewährleisten. Schematisiert lassen sich folgende<br />

Schritte für die Analyse eines Vierpol-Oszillators angeben:<br />

1) Man trenne den Rückkopplungskreis der Oszillator-Schaltung an geeigneter Stelle auf (d.h.<br />

man öffne die Kette).<br />

2) Man berücksichtige hierbei die Belastungsverhältnisse der Vierpole dadurch, dass man sie<br />

entsprechend Bild 4.2-1b näherungsweise nachbildet. Hierbei ist der Verstärker-Ausgang mit der<br />

Eingangsimpedanz Z einK des Rückkoppel-Vierpols und der Ausgang des Rückkoppel-Vierpols mit<br />

der Eingangsimpedanz Z einV des Verstärkers belastet.<br />

3) Man berechne V = U 2 /U 1 und K = U 3 /U 2 der offenen Kette. Hierbei gelten folgende<br />

Abhängigkeiten:<br />

V = ƒ (Verstärkerparameter, Z einK )<br />

K = ƒ (Rückkopplungsparameter, Z einV ) (4.2/7)<br />

4) Man gewinne aus der Schwingbedingung (4.2/6) die gewünschten Aussagen über | K |, φ und<br />

die Schwingfrequenz ƒ 0 der Schaltung [153].<br />

4.3 Einige Grundtypen von Vierpol-Oszillatoren<br />

4.3.1 RC-Oszillatoren<br />

In tieferen Frequenzbereichen bis zu einigen MHz verwendet man oft RC-Oszillatoren, da hier<br />

Spulen meist relativ groß und teuer sind. Insbesondere bei Einsatz von Operationsverstärkern<br />

und Brückenschaltungen lassen sich auch hier relativ stabile Oszillatoren erreichen.<br />

a) Oszillator mit RC-Phasenschieber-Kette<br />

In Bild 4.3.1-1a ist eine einfache Grundschaltung betrachtet. Der Verstärker-Vierpol ist hier eine<br />

Emitter-Schaltung. Bei Annahme einer Phasendrehung von 180° zwischen Basis und Kollektor<br />

ist nach (4.2/6) auch bei Rückkopplungs-Vierpol eine Phasendrehung von 180° erforderlich. Um<br />

diese Phasendrehung zu erreichen, werden bei der RC-Phasenschieber-Kette 3 Glieder benötigt<br />

7


(auf Grund der gegenseitigen Belastung der RC-Glieder !). Der Widerstand R E soll nur eine<br />

gleichstrommäßige Arbeitspunkt-Stabilisierung bewirken. Zur Vereinfachung seien folgende<br />

Annahmen getroffen:<br />

Die Ein- und Ausgangsimpedanzen des Verstärkers seien reell (Gl. 4.3.1/1), wobei R 1T ≈ 1/Y 11<br />

den Transistor-Eingangswiderstand und R 2T ≈ 1/Y 22 den Transistor-Ausgangswiderstand bei<br />

Vernachlässigung der Transistor-Rückwirkung (Y 12 ) darstellt.<br />

Annahme: reelle Ein- und Ausgangsimpedanzen des Verstärkers<br />

R 1T ^= Transistoreingangswiderstand<br />

R 2T ^= Transistorausgangswiderstand<br />

aus Bild (4.3.1-1a)<br />

Z einV = R ein = R 1 || R 2 || R 1T<br />

Z ausV = R aus = R 2T || R C (4.3.1/1)<br />

+U B<br />

R<br />

R<br />

1 c<br />

Z ein K<br />

C<br />

U<br />

2<br />

R<br />

C<br />

C<br />

Z ein V<br />

Z aus V<br />

U 1<br />

R R<br />

2 E<br />

C >><br />

R<br />

U 3<br />

C<br />

C<br />

C<br />

U 1<br />

Y 21<br />

U 1<br />

Y R<br />

22 c U 2<br />

R U B<br />

R U A<br />

R=R ein U 3<br />

Z ein K<br />

R aus<br />

Verstärkervierpol<br />

Rückkopplungsvierpol<br />

Bild 4.3.1-1<br />

Oszillator mit RC-Phasenschieber-Kette<br />

a) Schaltung<br />

b) Ersatzschaltung<br />

Um 3 gleiche CR-Glieder zu erhalten, wählt man R nach Gl. (4.3.1/2).<br />

symmetrischer Aufbau des Rückkopplungsvierpols => aus Bild (4.3.1-1b)<br />

R = ! R ein (4.3.1/2)<br />

Damit die Belastung des Verstärker-Ausgangswiderstandes R aus durch die Eingangsimpedanz Z einK<br />

des Rückkoppel-Vierpols gering bleibt, ist zu fordern die Ungleichung (4.3.1/3).<br />

8


Forderung: R aus 0:<br />

Z einK –> ∞<br />

ω –> ∞: Z einK = R || R || R = R 3<br />

in (4.3.1/3) eingesetzt: R aus R >> 3R aus (4.3.1/4)<br />

Zu einer Abschätzung von Z einK kann man durch folgende Überlegungen gelangen: bei ω –> 0<br />

geht Z einK –> ∞, während bei ω –> ∞ der kleinste Wert von Z einK , nämlich<br />

Z einK = R || R || R = R/3 auftritt. Man liegt <strong>als</strong>o nach (4.3.1/3) auf der sicheren Seite, wenn man R<br />

hochohmig genug wählt, <strong>als</strong>o die Ungleichung (4.3.1/4) gilt.<br />

Sollte sich diese Bedingung ungenügend realisieren lassen, könnte man notfalls zwischen<br />

Verstärkerausgang und Phasenschieber-Kette einen Emitterfolger <strong>als</strong> Impedanzwandler<br />

dazwischenschalten.<br />

Nach obigen Vorüberlegungen lässt sich der Oszillator mit Hilfe der vereinfachten<br />

Ersatzschaltung nach Bild 4.3.1-1b berechnen.<br />

aus Bild (4.3.1-1b) U 2 = – ұ 21 U 1 (R aus || Z einK )<br />

aus (4.3.1/3)<br />

R aus R aus || Z einK ≈ R aus<br />

=> U 2 ≈ – ұ 21 U 1 R aus<br />

V = U 2<br />

U 1<br />

≈ – ұ 21 R aus = – V 0 (4.3.1/5)<br />

mit V 0 = ұ 21 R aus (Leerlaufverstärkung)<br />

K = U 3<br />

U 2<br />

= U 3<br />

U A<br />

U A<br />

U B<br />

U B<br />

U 2<br />

U 3<br />

U A<br />

=<br />

R<br />

1<br />

R+<br />

jωC<br />

=<br />

RjωC<br />

1+jωCR = jωτ<br />

1+jωτ<br />

(4.3.1/6)<br />

mit τ = CR<br />

U A<br />

U B<br />

=<br />

R || (R +<br />

1<br />

jωC )<br />

1<br />

jωC + [R || (R+ 1<br />

=<br />

jωC )]<br />

1<br />

R (R +<br />

jωC )<br />

1<br />

R + R +<br />

jωC<br />

1<br />

=<br />

R (R +<br />

1<br />

jωC + jωC )<br />

1<br />

R + R +<br />

jωC<br />

R (1 + jωCR)<br />

1 + j2ωCR<br />

1 R (1 + jωCR)<br />

jωC<br />

+<br />

1 + j2ωCR<br />

U A<br />

U B<br />

=<br />

1 + j2ωτ<br />

jωCR<br />

R (1 + jωτ) jωτ<br />

+ R (1 + jωτ) jωτ =<br />

jωτ (1 + jωτ)<br />

1 + j2ωτ + jωτ + (jωτ)² = jωτ (1 + jωτ)<br />

1 – (ωτ)² + j3ωτ<br />

(4.3.1/7)<br />

9


U B<br />

U 2<br />

=<br />

R || {<br />

1<br />

jωC + [R || (R + 1<br />

)]} jωC<br />

1<br />

jωC + R || { 1<br />

jωC + [R || (R + 1<br />

1<br />

R (R +<br />

1<br />

R {<br />

jωC + jωC )<br />

1<br />

}<br />

R + R +<br />

jωC<br />

1<br />

R (R +<br />

1<br />

R +<br />

jωC + jωC )<br />

1<br />

R + R +<br />

)]}<br />

= jωC<br />

1<br />

jωC<br />

R (R +<br />

1<br />

R {<br />

jωC + jωC )<br />

1<br />

R + R +<br />

1<br />

jωC + jωC<br />

R (R +<br />

1<br />

R +<br />

jωC + R + R +<br />

1<br />

jωC )<br />

}<br />

1<br />

jωC<br />

U B<br />

U 2<br />

=<br />

1 R (1 + jωCR)<br />

R {<br />

jωC<br />

+ }<br />

1 + j2ωCR<br />

1 R (1 + jωCR)<br />

R +<br />

jωC<br />

+<br />

1 + j2ωCR<br />

1 R (1 + jωCR)<br />

jωC<br />

+ }<br />

1 + j2ωCR<br />

1 R (1 + jωCR)<br />

R +<br />

jωC<br />

+<br />

1 + j2ωCR<br />

R {<br />

1<br />

jωC +<br />

=<br />

R { 1 + j2ωτ<br />

jωC<br />

+ R (1 + jωτ)}<br />

1<br />

(R +<br />

jωC<br />

) (1 + j2ωτ) + R (1 + jωτ)<br />

R { 1 + j2ωτ<br />

1<br />

jωC +<br />

(R +<br />

+ R (1 + jωτ)}<br />

jωC<br />

1<br />

jωC<br />

) (1 + j2ωτ) + R (1 + jωτ)<br />

U B<br />

U 2<br />

=<br />

U B<br />

U 2<br />

=<br />

R { 1 + j2ωτ<br />

jωCR<br />

+ R (1 +jωτ)}<br />

jωτ<br />

1<br />

jωCR [(R+ 1<br />

1 + j2ωτ<br />

jωCR<br />

) (1 + j2ωτ) + R (1 + jωτ)] + R{<br />

jωCR<br />

+ R (1 + jωτ)} jωτ<br />

1 + j2ωτ + jωτ (1 + jωτ)<br />

jωτ<br />

(1 + 1<br />

jωτ ) (1 + j2ωτ) + (1 + jωτ) +1 + j2ωτ + jωτ (1 + jωτ) jωτ<br />

U B<br />

jωτ (1 + j2ωτ) + (jωτ)² (1 + jωτ)<br />

U<br />

=<br />

2 (jωτ + 1) (1 + j2ωτ) + jωτ (1 + jωτ) + jωτ (1 + j2ωτ) + (jωτ)² (1 + jωτ)<br />

U B<br />

jωτ [1 + j2ωτ + jωτ + (jωτ)²]<br />

U<br />

=<br />

2 jωτ – 2 (ωτ)² + 1 + j2ωτ + jωτ – (ωτ)² + jωτ – 2 (ωτ)² – (ωτ)² – jωτ (ωτ)²<br />

U B jωτ [1 – (ωτ)² + j3ωτ]<br />

U<br />

=<br />

2 1 – 6 (ωτ)² + j5ωτ – jωτ (ωτ)²<br />

(4.3.1/8)<br />

(4.3.1/6) bis (4.3.1/8) in K<br />

10


K =<br />

jωτ<br />

1 + jωτ<br />

jωτ (1 + jωτ)<br />

1 – (ωτ)² + j3ωτ<br />

jωτ [1 – (ωτ)² + j3ωτ]<br />

1 – 6 (ωτ)² + j5ωτ – jωτ (ωτ)² = (jωτ) 3<br />

1 – 6 (ωτ)² + j5ωτ – jωτ (ωτ)²<br />

1<br />

K<br />

=<br />

1 – 6 (ωτ)² + j5ωτ – jωτ (ωτ)²<br />

– jωτ (ωτ)²<br />

= 1 –<br />

5<br />

(ωτ)² + j ( 1<br />

ωτ (ωτ)²<br />

– 6) (4.3.1/9)<br />

Aus der Schwingbedingung (4.2/5) erhält man die Gl.(4.3.1/10).<br />

aus (4.2/5) V K = 1 => V = – V 0 = 1 K = 1 – 5<br />

(ωτ)² + j ( 1<br />

ωτ (ωτ)²<br />

– 6) (4.3.1/10)<br />

aus (4.3.1/5) aus (4.3.1/9)<br />

aus (4.3.1/10) Imaginäranteile: 0 =<br />

Im{ 1 K } ! = 0<br />

2πƒ 0 RC = 1 6<br />

Schwingbedingung<br />

=> ƒ 0 =<br />

1<br />

2π 6 RC<br />

1<br />

(ω 0 τ)² – 6 => ω 0τ = 1 6 => ω 0 =<br />

(4.3.1/11b)<br />

1<br />

6 τ<br />

(4.3.1/11a)<br />

Die Schwingfrequenz ƒ 0 des Oszillators berechnet sich mit Gl.(4.3.1/11b).<br />

aus (4.3.1/10) –V 0 | ω0<br />

= 1 –<br />

5<br />

(ω 0 τ)² = 1 – 5<br />

1<br />

(<br />

6 τ/<br />

τ/) ² = 1 – 5 1<br />

6<br />

= 1 – 30 = –29<br />

Re{ 1 K }<br />

aus (4.3.1/11a)<br />

V 0 | ω0<br />

= 29 (4.3.1/12)<br />

Aus dem Realteil der Gl.(4.3.1/10) gewinnt man bei ω 0 (Im{ 1 K<br />

} = 0 ) die Amplitudenaussage in<br />

Gl.(4.3.1/12), d.h. zum Anschwingen des Oszillators muss die Verstärkung mindestens V 0 = 29<br />

betragen.<br />

Abschließend sei noch angemerkt, dass der gleiche Oszillator natürlich auch mit einem<br />

invertierenden Operationsverstärker (statt des Transistors) aufbaubar ist, wobei die Bedingungen<br />

nach (4.3.1/1) und (4.3.1/4) auf Grund der idealeren Verhältnisse beim Operationsverstärker<br />

einfacher zu realisieren sind.<br />

Von der Steilheit des Phasenverlaufes φ(ω) des frequenzbestimmenden Netzwerkes in der<br />

Gegend der Schwingfrequenz hängt in hohem Maße die Frequenzstabilität eines Oszillators ab.<br />

Tritt nämlich beim Verstärker infolge einer Störung eine Phasendrehung Δφ V auf, so muss diese<br />

auf Grund der Schwingbedingung (4.2/6) in der geschlossenen Schleife durch eine<br />

Phasenänderung Δφ K = – Δφ V des Rückkoppel-Vierpols ausgeglichen werden. Die hierdurch<br />

bedingte Frequenzänderung ist dann geringer, d.h. der Oszillator stabiler, wenn die<br />

Phasensteilheit groß ist. Bessere Phasensteilheiten <strong>als</strong> bei dem bisher betrachteten Oszillator<br />

erhält man im unteren Frequenzbereich durch Verwendung einer Brückenschaltung <strong>als</strong><br />

frequenzbestimmendes Netzwerk.<br />

11


) Wien-Brücken-Oszillator<br />

Die Prinzip-Schaltung eines Wien-Brücken-Oszillators ist in Bild 4.3.1-2a dargestellt. Für den<br />

nichtinvertierenden Verstärker (z.B. einen Operationsverstärker) sind folgende Annahmen<br />

getroffen:<br />

- die Leerlaufspannungs-Verstärkung V 0 sei positiv und reell,<br />

- Eingangswiderstand R ein und Ausgangswiderstand R aus seien ebenfalls reell;<br />

- R ein sei unabhängig von der Last am Ausgang des Verstärkers.<br />

Mit diesen Annahmen lässt sich die in Bild 4.3.1-2b dargestellte Ersatzschaltung angeben.<br />

R ein R aus<br />

U 1<br />

(nicht invertier.)<br />

U 2 U 3<br />

V 0<br />

R 1<br />

C1<br />

R 2<br />

C 2<br />

a)<br />

= R 1`<br />

= `<br />

R R C 1 aus 1<br />

`<br />

C 2<br />

R 2<br />

U 1 V 0 U 1 U 2 U 2 U 3<br />

R 2<br />

R ein<br />

b)<br />

Bild 4.3.1-2<br />

Verstärkervierpol<br />

Wien-Brücken-Oszillator<br />

a) Schaltung<br />

b) Ersatzschaltung<br />

Rückkoppelvierpol<br />

Zusammenfassung<br />

R`1 = R 1 + R aus<br />

R`2 = R 2 || R ein = R 2 R ein<br />

R 2 + R ein<br />

(4.3.1/13)<br />

Aus Bild 4.3.1-2b für Rückkopplungsnetzwerk<br />

1<br />

K = U ұ<br />

3<br />

U 2 ` = 2<br />

Z 1 + 1 ұ<br />

2<br />

1<br />

=<br />

1 + Z 1<br />

ұ<br />

2<br />

1<br />

mit Z 1 = R`1 +<br />

jωC<br />

und ұ = 1<br />

2<br />

1 R`2<br />

+ jωC 2<br />

12


1<br />

K =<br />

1<br />

1 + (R`1 +<br />

jωC 1<br />

) ( 1 + jωC 2 ) = 1<br />

1 + R`1 + C 2<br />

1<br />

R`2<br />

R`2 C<br />

+ j (ωC 2 R`1 – ) (4.3.1/14)<br />

1 ωC 1 R`2<br />

Der Rückkopplungsvierpol lässt sich mit Gl.(4.3.1/14) berechnen.<br />

aus Bild 4.3.1-2b für Verstärkungsvierpol<br />

V = U 2`<br />

U<br />

= V 0 U 1<br />

1 U<br />

= V 0<br />

1<br />

Aus Anschwingbedingung (4.2/5) K V = 1 => V = V 0 = 1 K<br />

=> V 0 = 1 K = 1 + R 1`<br />

R 2` + C 2<br />

1<br />

C<br />

+ j (ωC 2 R<br />

1<br />

1`–<br />

ωC 1 R 2`) (4.3.1/15)<br />

Realteil von (4.3.1/15), Amplitudenbedingung<br />

Imaginärteil von (4.3.1/15), Schwingfrequenz 0 = ω 0 C 2 R 1` –<br />

V 0 = 1 + R 1`<br />

R 2` + C 2<br />

C 1<br />

(4.3.1/16)<br />

1<br />

ω 0 C 1 R 2`<br />

1<br />

ω 0 C 2 R 1` =<br />

ω 0 C 1 R 2`<br />

2 1<br />

ω 0 =<br />

C 1 R 1`C 2 R 2`<br />

1<br />

ƒ 0 =<br />

(4.3.1/17)<br />

2π C 1 R 1`C 2 R 2`<br />

Zur Erfüllung der komplexen Gleichung (4.3.1/15) muss <strong>als</strong> Amplitudenbedingung die<br />

Gl.(4.3.1/16) gelten, während der Imaginärteil von (4.3.1/15) bei ω = ω 0 verschwinden muss,<br />

hieraus erhält man die Schwingfrequenz ƒ 0 des Oszillators (Gl.(4.3.1/17)).<br />

4.3.2 LC-Oszillatoren<br />

Ein LC-Oszillator besteht praktisch aus einem Selektivverstärker, von dessen Ausgang mit Hilfe<br />

eines geeigneten passiven Vierpols Signalanteile auf den Verstärker-Eingang im Sinne einer<br />

Mitkopplung rückgekoppelt werden.<br />

Diese Rückkopplung kann z.B. transformatorisch oder durch induktive bzw. kapazitive Teilung<br />

erfolgen. Nachstehend werden die wichtigsten LC-Oszillator-Schaltungen betrachtet. Um zu<br />

einer möglichst anschaulichen Darstellung der verschiedenen Oszillator-Grundtypen zu<br />

kommen, wird zunächst bewusst auf die verallgemeinerte Darstellung mit π-Ersatzbild und<br />

komplexen Y-Parametern verzichtet und statt dessen sehr einfache Ersatzbilder angenommen.<br />

Dies ist natürlich nur für tiefere Frequenzbereiche zulässig, wo die Blindanteile noch relativ<br />

gering sind und die Schwingfrequenz ƒ 0 sehr klein gegenüber der Transitfrequenz ƒ T des<br />

Transistors ist.<br />

a) Meißner-Schaltung<br />

Die Meißner-Schaltung ist eine der ältesten Oszillator-Schaltungen. Den recht einfachen Aufbau<br />

zeigt Bild 4.3.2-1a. Vom Ausgang des Selektivverstärkers wird durch einen Umkehrübertrager<br />

die notwendige Mitkopplung am Verstärker-Eingang erreicht. Die Punkte an den Wicklungen<br />

kennzeichnen die (gleiche) Phasenlage (z.B. Punkt = Wicklungsanfang). Bild 4.3.2-1b zeigt das<br />

wechselmäßige Ersatzschaltbild der Meißner-Schaltung. Vereinfachend sind<br />

Rückwirkungsfreiheit des Transistors (Y 12 ≈ 0), ein Kleinsignal-Ersatzbild mit reellen<br />

Parametern, sowie ein idealisierter Übertrager mit dem Übersetzungsverhältnis ü = n 1 / n 2 > 1<br />

angenommen. Die Ersatzgrößen in Bild 4.3.2-1b haben folgenden Zusammenhang mit den Y-<br />

Parametern (vgl. mit [15]):<br />

13


BE = 1 Y 11<br />

; r CE = 1 Y 22<br />

und die Steilheit S = Y 21<br />

+U B<br />

R 1<br />

C 1<br />

n 2 L, n 1<br />

C<br />

C2<br />

U<br />

U 1<br />

2<br />

a)<br />

B<br />

C<br />

n 1 n 2<br />

U 1<br />

r BE<br />

SU 1<br />

r CE<br />

U 2<br />

C<br />

R P<br />

L<br />

U K<br />

b)<br />

E<br />

E<br />

Bild 4.3.2-1<br />

Z Pges<br />

= 1 Y Pges<br />

Meißner-Oszillator<br />

a) Oszillator in Emitterschaltung<br />

b) Ersatzschaltbild zu a)<br />

aus Bild 4.3.2-1b U 2 = – S U 1 Z pges = – S U 1<br />

1<br />

ұ<br />

pges<br />

(4.3.2/1)<br />

Die Ausgangsspannung U 2 in Bild 4.3.2-1b berechnet sich mit der Gl.(4.3.2/1) und damit die<br />

Verstärkung V mit der Gl.(4.3.2/1a).<br />

V = U 2<br />

U<br />

= – S U 1 1<br />

1 U<br />

= – S<br />

(4.3.2/1a)<br />

1 ұ ұ<br />

pges pges<br />

Der Eingangswiderstand r BE wird auf die Kollektorseite hochtransformiert und bedämpft dabei<br />

mit dem Wert r`BE den Schwingkreis. Das Übersetzungsverhältnis ü wird festgelegt mit der<br />

Gl.(4.3.2/2).<br />

ü = n 1<br />

n 2<br />

> 1 (4.3.2/2)<br />

=> r`BE = r BE ( n 1<br />

n 2<br />

) ² = r BE ü 2<br />

(4.3.2/2a)<br />

Den Gesamtleitwert auf der Kollektorseite erhält man dann mit der Gl.(4.3.2/3), wobei R P den<br />

Verlustwiderstand des Parallelschwingkreises mit der Güte Q P darstellt (Gl.(4.3.2/3a)).<br />

ұ<br />

pges = 1<br />

r<br />

+ 1<br />

CE R<br />

+ 1 + j (ωC – 1 )<br />

P r`BE ωL (4.3.2/3)<br />

analog zu (2.3.1/6b) R P = Q P ω 0 L (4.3.2/3a)<br />

14


Mit der rückgekoppelten Spannung U K in Gl.(4.3.2/4) erhält man den<br />

Rückkoppelfaktor K (Gl.(4.3.2/4a)).<br />

U K = – n 2<br />

n<br />

U 2 = – U 2<br />

1 ü<br />

K = U K<br />

U<br />

= – U 2 1<br />

2 ü U<br />

= – 1<br />

2 ü<br />

(4.3.2/4)<br />

(4.3.2/4a)<br />

aus (4.3.2/4)<br />

Aus der Schwingbedingung folgt mit den Gl.(4.3.2/4a), (4.3.2/1a) und (4.3.2/3) die Gl.(4.3.2/5).<br />

K = 1 V<br />

– 1 ü = – ұ pges<br />

S<br />

= – 1 S [ 1<br />

r<br />

+ 1<br />

CE R<br />

+ 1 + j (ωC – 1<br />

P r`BE ωL ) ] (4.3.2/5)<br />

aus (4.3.2/4a) aus (4.3.2/1a) aus (4.3.2/3)<br />

Ein Vergleich der Realteile in (4.3.2/5) liefert die Amplitudenbedingung (4.3.2/6).<br />

Realteil von (4.3.2/5), Amplitudenbedingung – 1 ü = – 1 S ( 1<br />

r<br />

+ 1<br />

CE R<br />

+ 1 )<br />

P r`BE<br />

1<br />

ü = 1 S ( 1<br />

r<br />

+ 1<br />

CE R<br />

+ 1<br />

P<br />

r`BE<br />

) (4.3.2/6)<br />

Da nach (4.3.2/5) der Imaginärteil in der Schwingbedingung null sein muss, folgt hieraus, dass<br />

die Schwingfrequenz des Oszillators gleich der Resonanzfrequenz des Selektivverstärkers<br />

(Gl.(4.3.2/7)) ist.<br />

Imaginärteil von (4.3.2/5), Schwingfrequenz 0 = 1 S (ω 0C – 1<br />

ω 0 L ) , ω 0C = 1<br />

ω 0 L<br />

ω<br />

² 1<br />

0 =<br />

LC => ƒ 1<br />

0 =<br />

(4.3.2/7)<br />

2π LC<br />

Der Meißner-Oszillator schwingt <strong>als</strong>o auf der Resonanzfrequenz ƒ 0 . Nach dem Einschalten der<br />

Betriebsspannung U B soll der Oszillator sicher anschwingen.<br />

Ein exponentieller Anstieg der Schwingamplitude erfolgt solange, bis auf Grund von<br />

Nichtlinearitäten (z.B. geringe Abflachung der Steuerkennlinie) die Steilheit S und damit die<br />

Verstärkung V 0 abnimmt. Dann schwingt der Oszillator mit konstanter Amplitude und es gilt<br />

K V = 1. Besser sind sicher schaltungsmäßig vorgesehene Maßnahmen für eine Amplituden-<br />

Stabilisierung. So sollte man auf jeden Fall eine gleichstrommäßige Gegenkopplung zur<br />

Arbeitspunktstabilisierung vorsehen, eventuell auch eine geringe wechselmäßige<br />

Stromgegenkopplung zur Verringerung von Verstärkung und Klirrfaktor.<br />

Auch ein zu großes Übersetzungsverhältnis ü sollte man vermeiden, da sich dies ungünstig auf<br />

den Klirrfaktor der Oszillatorschwingung auswirkt.<br />

15


) Hartley-Oszillator<br />

Beim Hartley-Oszillator wird der Schwingkreis eines Resonanz-Verstärkers induktiv angezapft<br />

(induktive Dreipunkt-Schaltung). Bild 4.3.2-2a zeigt eine Ausführung in Basisschaltung. Die<br />

abgegriffene Teilspannung wird <strong>als</strong> Rückkoppel-Signal dem Verstärker-Eingang (hier Emitter)<br />

zugeführt.<br />

a)<br />

+U B<br />

+U B<br />

n1<br />

R 2<br />

C L<br />

n 2<br />

R E R 1<br />

C >><br />

C >><br />

E<br />

L n 2<br />

R E r EB SU 1<br />

r CB R C P U 2<br />

U 1<br />

–<br />

n 1<br />

U K<br />

b)<br />

B<br />

re<br />

B<br />

Z P<br />

= 1<br />

Y P<br />

Bild 4.3.2-2 Hartley-Oszillator<br />

a) Schaltung<br />

b) Ersatzschaltung<br />

In Bild 4.3.2-2b ist das wechselstrommäßige Ersatzschalbild des Hartley-Oszillators dargestellt,<br />

hier mit den Parametern der Basis-Schaltung. Aufgrund des höheren Eingangsstromes ist der<br />

Eingangswiderstand der Basisschaltung wesentlich niederohmiger <strong>als</strong> bei der Emitter-Schaltung.<br />

Den nicht invertierenden Charakter der Basis-Schaltung berücksichtigt man bei tieferen<br />

Frequenzen durch das negative Vorzeichen der reellen Steilheit, bei höheren Frequenzen rechnet<br />

man dann allgemein mit einer komplexen Steilheit.<br />

Für die Ersatzgrößen in Bild 4.3.2-2b gilt mit dem Stromverstärkungsfaktor β >> 1<br />

r EB = 1<br />

Y 11b<br />

≈ r EB<br />

β ;<br />

und r CB = 1<br />

Y 22b<br />

>> r CE .<br />

Y 21b = – Y 21e = – S<br />

Der Rückkopplungsfaktor K lässt sich mit der Gl.(4.3.2/8) und die Ausgangsspannung U 2 mit der<br />

Gl.(4.3.2/9) berechnen.<br />

Aus Bild 4.3.2-2b<br />

K = U K<br />

U 2<br />

=<br />

n 1<br />

n 1 + n 2<br />

= 1 ü`<br />

(4.3.2/8)<br />

U 2 = – ( – S U 1 ) Z p = S U 1 1 ұ<br />

p<br />

(4.3.2/9)<br />

16


V = U 2<br />

U 1<br />

= S U 1 1 ұ<br />

p<br />

1<br />

U 1<br />

= S ұ<br />

p<br />

(4.3.2/10)<br />

aus (4.3.2/9)<br />

Der Schwingkreis wird wieder durch den transformierten Eingangswiderstand r`e belastet<br />

(Gl.(4.3.2/11)).<br />

ұ<br />

p = 1<br />

r CB<br />

+<br />

r e = R E || r EB = R E r EB<br />

R E + r EB<br />

R E >> r EB => r e ≈ r EB<br />

r`e= ü`² r e ≈ ü`² r EB (4.3.2/11)<br />

1<br />

ü`² r<br />

+ 1<br />

EB R<br />

+ j (ωC – 1<br />

p ωL ) (4.3.2/12)<br />

Den Gesamtleitwert ұ p erhält man mit der Gl.(4.3.2/12), wobei R P den Verlustwiderstand des<br />

Parallelschwingkreises mit der Güte Q P darstellt (Gl.(4.3.2/13)).<br />

analog zu (2.3.1/6b) R P = Q P ω 0 L (4.3.2/13)<br />

Aus der Schwingbedingung folgt mit den Gl.(4.3.2/8), (4.3.2/10) und (4.3.2/12) die<br />

Gl.(4.3.2/14).<br />

K = 1 V<br />

1 ұ ü` = P<br />

S = 1 S [ 1 1<br />

r<br />

+<br />

CB ü`² r<br />

+ 1<br />

EB R<br />

+ j (ωC – 1<br />

P ωL<br />

)] (4.3.2/14)<br />

aus (4.3.2/8) aus (4.3.2/10) aus (4.3.2/12)<br />

Ein Vergleich der Realteile in (4.3.2/14) liefert die Amplitudenbedingung (4.3.2/15).<br />

1<br />

Realteil von (4.3.2/14), Amplitudenbedingung<br />

ü` = 1 S [ 1 1<br />

r<br />

+<br />

CB ü`² r<br />

+ 1<br />

EB R<br />

] (4.3.2/15)<br />

P<br />

Da nach (4.3.2/14) der Imaginärteil in der Schwingbedingung null sein muss, erhält man mit<br />

Gl.(4.3.2/16) die Schwing-(Resonanz)-Frequenz ƒ 0 des Hartley-Oszillators.<br />

Imaginärteil von (4.3.2/14), Schwingfrequenz 0 = 1 S ( ω 0C – 1<br />

ω 0 L )<br />

ω 0 C = 1<br />

ω 0 L<br />

ω 0<br />

² =<br />

1<br />

L C => ƒ 0 =<br />

1<br />

2π L C<br />

(4.3.2/16)<br />

c) Colpitts-Oszillator<br />

Beim Colpitts-Oszillator wird aus dem Schwingkreis eines Selektiv-Verstärkers kapazitiv ein<br />

Rückkoppelsignal ausgekoppelt und auf den Verstärker-Eingang rückgeführt (kapazitive<br />

Dreipunkt-Schaltung). Bild 4.3.2-3a zeigt eine typische Ausführung in Emitter-Schaltung und<br />

Bild 4.3.2-3b das dazugehörige wechselstrommäßige Ersatzschaltbild. Die Kondensatoren C»<br />

sind wieder <strong>als</strong> wechselstrommäßige Kurzschlüsse aufzufassen und daher im Ersatzbild nicht<br />

enthalten. Sie verhindern zwischen Kollektor und Basis einen gleichspannungsmäßigen<br />

Kurzschluss durch L und heben die wechselstrommäßige Strom-Gegenkopplung durch R E auf<br />

(nur Arbeitspunktstabilisierung).<br />

17


Zur rückgekoppelten Spannung (Bild 4.3.2-3b) gelangt man, wenn man den kapazitiven Teiler<br />

C 2 , C 1 <strong>als</strong> nahezu „unbelastet“ auffasst. Dann gilt für das Spannungsverhältnis die Gl.(4.3.2/17).<br />

1<br />

| U C1 | ωC 1<br />

| U C2 |<br />

≈<br />

1<br />

≈ C 2<br />

C<br />

(4.3.2/17)<br />

1<br />

ωC 2<br />

Die erforderliche Phasenumkehr von 180° wird dadurch erreicht, dass die Verbindung zwischen<br />

C 2 und C 1 an Masse gelegt ist (Punkt 2). Der Rückkoppelfaktor K ergibt sich mit Gl.(4.3.2/17a).<br />

K = U K<br />

U 2<br />

= –U C1<br />

U C2<br />

= – | U C1 |<br />

| U C2 |<br />

≈ – C 2<br />

C 1<br />

(4.3.2/17a)<br />

aus (4.3.2/17)<br />

U<br />

+<br />

B<br />

+<br />

U<br />

B<br />

1<br />

C >><br />

R<br />

C<br />

R<br />

2<br />

L<br />

2<br />

C<br />

2<br />

C<br />

1<br />

R<br />

1<br />

3<br />

R<br />

E<br />

C<br />

>><br />

a)<br />

U<br />

B<br />

1<br />

U C<br />

U<br />

R<br />

2<br />

B C<br />

1<br />

R ||<br />

1 R2<br />

r E S 1<br />

rC<br />

E<br />

2<br />

U<br />

C2<br />

re<br />

E<br />

r<br />

2<br />

U<br />

K<br />

2<br />

C<br />

1<br />

U<br />

C1<br />

U<br />

P<br />

R<br />

P<br />

L<br />

b)<br />

3<br />

SU 1<br />

rC<br />

E R C<br />

r R`P<br />

è U 2<br />

c)<br />

Bild 4.3.2-3<br />

R P0<br />

Colpitts-Oszillator<br />

a) Schaltung<br />

b) Ersatzbild zu a)<br />

c) Ersatzbild zur Berechnung von V 0<br />

18


Auch im vorliegenden Fall ist aus dem Ersatzbild erkennbar, dass die Schwingfrequenz wieder<br />

mit der Resonanzfrequenz übereinstimmen muss. Dies führt auf schnellstem Wege zur<br />

Schwingfrequenz des Colpitts-Oszillators (Gl.(4.3.2/18)).<br />

C ges = C 1 C 2<br />

C 1 + C 2<br />

1<br />

ƒ 0 =<br />

(4.3.2/18)<br />

2π L C ges<br />

Die Amplitudenbedingung erhält man dann aus K (reell) und der Verstärkung V 0 bei ƒ 0 (d.h. dem<br />

Realteil von V). Die Berechnung von V 0 kann man mit dem etwas umgezeichneten Ersatzbild<br />

(Bild 4.3.2-3c) vornehmen, das die Transformation bezüglich der Klemmen C-E bei Resonanz<br />

berücksichtigt (vgl. Bild 4.3.2-3b). Hierin bedeutet R p` den transformierten Verlustwiderstand R p<br />

des Schwingkreises.<br />

Damit berechnet sich die Verstärkung V 0 bei der Resonanzfrequenz ƒ 0 mit Gl.(4.3.2/19).<br />

aus Bild 4.3.2-3c<br />

U 2 = – S U 1 R P0<br />

V 0 = U 2<br />

U 1<br />

| = – S R P0 = – S<br />

ƒ0<br />

G<br />

(4.3.2/19)<br />

P0<br />

mit G p0 = 1<br />

r<br />

+ 1<br />

CE R<br />

+ 1<br />

C R P` + 1<br />

r e`<br />

Ersetzt man die Spule L durch einen Reihenschwingkreis, dessen Reaktanz-Summe bei ƒ 0<br />

induktiv ist, erhält man einen Clapp-Oszillator, der eine recht gute Frequenzstabilität besitzt.<br />

+U B<br />

L<br />

R 2 >><br />

2<br />

C<br />

L<br />

L<br />

C`2 C 22<br />

a)<br />

C >><br />

R 1<br />

R E<br />

C<br />

1<br />

C<br />

b)<br />

C`1 C 11<br />

L<br />

C 2 C 22<br />

L<br />

C 2 C 22<br />

X K<br />

=^<br />

C 1 C 11<br />

c)<br />

C<br />

C 1 C 11<br />

C<br />

Bild 4.3.2-4 Clapp-Oszillator<br />

a) Schaltung<br />

b) Colpitts-Oszillator in Basisschaltung (Prinzip)<br />

c) Rückführung des Clapp-Oszillators auf Colpits-Oszillator<br />

19


Bei freischwingenden LC-Oszillatoren lässt sich eine Frequenzkonstanz von ƒ / ƒ 0 ≈ (0,1 ....1)<br />

×10 –3 erreichen. Ein sorgfältiger Oszillator-Aufbau (z.B. Arbeitspunktstabilisierung, gute<br />

Schirmung, lose Lastankopplung) wirkt sich hierbei günstig auf eine optimale Stabilität der<br />

Schwingfrequenz aus.<br />

Im Falle höherer Anforderungen hinsichtlich der Frequenzstabilität sind in Oszillator-<br />

Schaltungen Quarze <strong>als</strong> Resonatoren mit wesentlich besseren Gütewerten (Q ≈ 10 4 ....10 6 ) <strong>als</strong> bei<br />

üblichen LC-Kreisen (Q ≈ 30 ...300) einzusetzen [51, 12].<br />

4.3.3 Quarz-Oszillatoren<br />

Bei einem Schwingquarz wird der reziproke Piezzo-Effekt ausgenutzt, d.h. eine angelegte<br />

Wechselspannung regt den Quarz zu mechanischen Schwingungen an.<br />

Abhängig von der Schnittführung (bezogen auf die Kristallachsen) sowie von der Form<br />

(Scheiben oder Stäbe) sind Schwinger mit unterschiedlichen Eigenschaften herstellbar. So<br />

werden z.B. bei tieferen Frequenzen ( < 100 kHz) überwiegend Biegeschwinger <strong>als</strong><br />

Grundwellenquarze verwendet, d.h. der Quarz wird in der Oszillator-Schaltung in seiner<br />

Grundschwingung angeregt.<br />

Im Anwendungsbereich zwischen ca. 300 kHz und 25 MHz werden Quarze meist <strong>als</strong><br />

Dickenscherschwinger hergestellt und dabei <strong>als</strong> Grundwellenquarze betrieben.<br />

Für Anwendungsbereiche oberhalb 25 MHz verwendet man Dickenscherschwinger <strong>als</strong><br />

Oberwellenquarze. Hier wird der Quarz durch geeignete Anregung in der Oszillator-Schaltung<br />

bei einer ungeraden Oberwelle (3., 5. oder 7. Harmonische) betrieben. Grundwellenquarze für<br />

höhere Frequenzen stellt man i.a. nicht her, da im Hinblick auf die mechanische Stabilität die<br />

Dicke des Quarzscheibchens nicht beliebig zu verringern ist. Näheres über besondere<br />

Quarzschnitte sowie deren Frequenzstabilität bei Temperaturänderungen sind in [51] dargestellt.<br />

a) Quarz-Ersatzschaltbild<br />

Da bei der Anregung eines Quarzes frequenzmäßig sehr selektive mechanische Resonanzen<br />

auftreten, entspricht der Schwingquarz somit einem Resonanzkreis mit sehr hoher Güte Q. Das<br />

elektrische Ersatzschaltbild hierfür zeigt Bild 4.3.3-1a. Die Ersatzschaltung besteht aus einem<br />

Reihenschwingkreis mit einer großen Induktivität L 1 , einer sehr kleinen Kapazität C 1 und dem<br />

Verlustwiderstand R 1 (dynamische Ersatzgrößen), sowie aus der hierzu parallelen Kapazität C 0<br />

(C 0 >> C 1 ), die durch die Anregungselektroden bzw. die Halterung bedingt ist (statische<br />

Ersatzgröße).Um eine Aussage über das elektrische Verhalten eines Quarzes in der Umgebung<br />

der zu erwartenden Resonanzstellen (Reihenresonanz, Parallelresonanz) zu erhalten, setzt man<br />

im Ersatzbild (Bild 4.3.3-1a) den Gesamt-Leitwert an.<br />

C 1<br />

a)<br />

C 0<br />

R 1<br />

L 1<br />

Bild 4.3.3-1<br />

Schwingquarz<br />

a) Elektrisches Ersatzbild<br />

b) Verlauf von G = Re {Y ges } und B = Im {Y ges }<br />

20


ұ<br />

ges =<br />

1<br />

R 1 + j( ωL 1 –<br />

R 1<br />

1<br />

+ jωC 0 =<br />

ωC 1<br />

) 2<br />

ұ<br />

ges =<br />

2 1<br />

+ j[ωC 0 –<br />

R 1 + (ωL 1 –<br />

ωC 1<br />

) 2<br />

1<br />

R 1 – j( ωL 1 –<br />

ωC 1<br />

)<br />

2 1<br />

R 1 + ( ωL 1 –<br />

ωC 1<br />

) 2 + jωC 0 (4.3.3/1)<br />

1<br />

ωL 1 –<br />

ωC 1<br />

R 1<br />

2<br />

+ (ωL 1 –<br />

1<br />

] (4.3.3/2)<br />

ωC 1<br />

) 2<br />

Zur Ermittlung der beiden Resonanzfrequenzen ƒ S und ƒ P sind in Gl.(4.3.3/2) die Nullstellen des<br />

Im{ ұ<br />

ges} zu suchen.<br />

Im { ұ !<br />

ges} = 0<br />

1<br />

ω r L 1 –<br />

ω r C 1<br />

ω r C 0 –<br />

!<br />

2 1 = 0<br />

R 1 + (ω r L 1 –<br />

ω r C 1<br />

) 2<br />

ω r<br />

2<br />

C0 [R 1<br />

2<br />

+ (ω r L 1 –<br />

2 2 L 1 1<br />

ω r L1 – 2<br />

C<br />

+ 2 2<br />

1 ω r C1<br />

1<br />

ω r C 1<br />

) 2 ] = ω r<br />

2<br />

L1 – 1 C 1<br />

Beim Ausmultiplizieren des Imaginärteils ergibt sich eine biquadratische Gleichung. Mit der<br />

2<br />

Substitution ω<br />

~ = ωr erhält man die Gl.(4.3.3/3).<br />

2<br />

C0 L 1<br />

2 2 4<br />

ω r C0 R 1 + ωr L1 C 0 – 2ω r<br />

C<br />

+ C 0 2<br />

2 = ω r L1 – 1<br />

1 C 1<br />

C 1<br />

ω r<br />

4<br />

L1<br />

2<br />

C0 + ω r<br />

2<br />

[C0 R 1<br />

2<br />

– L1 – 2C 0L 1<br />

C 1<br />

] = – C 0<br />

C 1<br />

2 – 1 C 1<br />

ω r<br />

4<br />

+ ωr<br />

2<br />

[<br />

R 1<br />

2<br />

2<br />

ω<br />

~ = ωr<br />

L 1<br />

2 –<br />

2<br />

ω<br />

~ 2 + ω<br />

~ R 1<br />

[ 2 –<br />

L 1<br />

ω<br />

~<br />

1,2 =<br />

1<br />

L 1 C 1<br />

+<br />

1<br />

L 1 C 0<br />

–<br />

1<br />

L 1 C 0<br />

–<br />

2<br />

C 1 L 1<br />

] = –<br />

2<br />

C 1 L 1<br />

] +<br />

1<br />

2L 1 C<br />

– R 1<br />

2 ±<br />

0<br />

(<br />

2L 1<br />

2<br />

1<br />

C 1<br />

2<br />

L1<br />

2 –<br />

1<br />

C 1<br />

2<br />

L 1<br />

2 +<br />

1<br />

L 1 C 1<br />

+<br />

1<br />

2<br />

C 1 L 1 C0<br />

1<br />

C 0 C 1 L 1<br />

2 = 0<br />

1<br />

2L 1 C<br />

– R 1<br />

0<br />

2<br />

2L 1<br />

2) 2 –<br />

1 1<br />

2 2 –<br />

2 (4.3.3/3)<br />

C 1 L 1 C 0 C 1 L 1<br />

1<br />

L 1<br />

2<br />

C1<br />

2 +<br />

2<br />

1<br />

2L 1<br />

2<br />

C0 C 1<br />

–<br />

R 1<br />

2<br />

2L 1<br />

3<br />

C1<br />

+<br />

R 1<br />

2<br />

1<br />

2L 1<br />

2<br />

C0 C 1<br />

+<br />

4<br />

1<br />

4L 1<br />

2<br />

C0<br />

2 –<br />

R 1<br />

2<br />

4L 1<br />

3<br />

C0<br />

–<br />

R 1<br />

2<br />

2L 1<br />

3<br />

C1<br />

–<br />

R 1<br />

2<br />

3 + R 1<br />

4 –<br />

4L 1 C0 4L 1<br />

– R 1 1<br />

3 + 2 2 – 3 + R 1 1<br />

4 =<br />

L 1 C1 4L 1 C0 2L 1 C0 4L 1<br />

4L 2 2 [ 1 + R 1<br />

2 – 4R 1<br />

1 C 0 L 1 L 1 C<br />

– 2R 2<br />

1<br />

1 L<br />

]<br />

1<br />

4C 0<br />

2<br />

2C 0<br />

2<br />

C 0<br />

4<br />

1<br />

C 1<br />

2<br />

L1<br />

2 –<br />

1<br />

C 0 C 1 L 1<br />

2<br />

21


ω<br />

~<br />

1,2 = ω r<br />

21,2 =<br />

1<br />

L 1 C 1<br />

+<br />

2<br />

4<br />

C0<br />

2<br />

2<br />

C0<br />

2<br />

1<br />

2L 1 C<br />

– R 1 1<br />

2 ±<br />

0 2L 1<br />

2L 1 C<br />

1 + R 1<br />

2 – 4R 1<br />

0 L 1<br />

L 1 C<br />

– 2R 1<br />

1<br />

L 1<br />

2<br />

C0<br />

(4.3.3/3a)<br />

vernachlässigbar<br />

Da im Allgemeinen L 1 sehr groß und R 1 sowie C 0 klein sind, ist der Ausdruck R 1<br />

2


aus (4.3.3/5)<br />

mit ω P |<br />

R1 =0 ≈ 1<br />

L1C1<br />

1 + C 1<br />

C 0<br />

(4.3.3/6a)<br />

2<br />

C0<br />

ω S ≈ L 1 C 1 1 + R 1<br />

L<br />

≈ ω S<br />

1<br />

| [ 1 + 1 R1 =0 2<br />

R 1<br />

2<br />

C0<br />

L 1<br />

] (4.3.3/7)<br />

aus (4.3.3/5a) ω S |<br />

R1 =0<br />

1 + x ≈ 1 + 1 2 x<br />

mit ω S |<br />

R1 =0 ≈ 1<br />

L 1 C 1<br />

(4.3.3/7a)<br />

Die Güten des Quarzes lassen sich angeben, wenn man wie üblich ein Blindelement des<br />

Reihenkreises (z.B. L 1 ) bei Resonanz auf den Verlustwiderstand R 1<br />

bezieht (Gl.(4.3.3/8) + (4.3.3/9)).<br />

Q S =<br />

1<br />

tan(δ S ) = ω ω<br />

SL S<br />

1<br />

| L R1 =0<br />

1<br />

R<br />

≈<br />

1 R<br />

=<br />

1<br />

1<br />

C 1 L 1<br />

L 1<br />

R 1<br />

= 1 R 1<br />

L 1<br />

C 1<br />

(4.3.3/8)<br />

aus (4.3.3/7a)<br />

Q P =<br />

1<br />

tan(δ P ) = ω PL 1<br />

R 1<br />

≈ ω P |<br />

R1 =0<br />

L 1<br />

R 1<br />

=<br />

1<br />

L 1 C 1<br />

1 + C 1<br />

C 0<br />

L 1<br />

R 1<br />

aus (4.3.3/6a)<br />

Q P ≈ 1 R 1<br />

L 1<br />

C 1<br />

1 + C 1<br />

C 0<br />

= Q S 1+ C 1<br />

C 0<br />

(4.3.3/9)<br />

aus (4.3.3/8) Q S<br />

In (4.3.3/8) ist der Kennwiderstand des Quarzes aus den dynamischen Ersatzgrößen (<strong>als</strong>o das<br />

L/C-Verhältnis) sehr groß gegenüber dem Verlustwiderstand R 1 und damit die Güte sehr groß. In<br />

Bild 4.3.3-1b sind die Verläufe von G = Re{Y ges } und B = Im{Y ges } nach (4.3.3/2) qualitativ<br />

aufgetragen. Man erkennt hieraus, dass der Quarz bei ƒ S niederohmig ist, d.h. einem<br />

Reihenschwingkreis mit dem Verlustwiderstand R 1 und der hohen Güte Q S entspricht (bis auf den<br />

kleinen Blindanteil jω S C 0 ). Bei ƒ P ist der Quarz hochohmig, entspricht <strong>als</strong>o einem<br />

Parallelschwingkreis mit dem Verlustwiderstand R P [51].<br />

Zwischen ƒ S und ƒ P hat Y ges einen negativen und somit Z ges = 1/Y ges einen positiven Blindanteil. Der<br />

Quarz entspricht <strong>als</strong>o in diesem Bereich einer Impedanz mit induktivem Charakter. Somit lässt<br />

sich z.B. im Colpitts-Oszillator die Spule L durch einen Quarz ersetzen, der in obigem<br />

Frequenzbereich schwingt.<br />

Zur Veranschaulichung der Größenverhältnisse sind für einen Quarz mit seinen Ersatzgrößen<br />

(nach Herstellerangabe) nochm<strong>als</strong> die wichtigsten Kenngrößen verfolgt (Beispiel 4.3.3/1).<br />

23


Bsp. 4.3.3/1: Vom Hersteller liegen über einen Grundton-Quarz die folgenden Ersatzgrößen vor:<br />

L 1 = 37,2 mH; C 1 = 16 fF = 0,016 pF; R 1 = 38 Ω;<br />

C 0 = 5 pF + 30 pF = 35 pF (hiervon 30 pF Lastkapazität).<br />

a) Wie groß sind ƒ S| und ƒ R1 =0 P| R1<br />

=0<br />

beim Quarz?<br />

b) Wie groß sind ƒ S und ƒ P bei R 1 ?<br />

c) Wie groß ist der absolute und prozentuale Abstand zwischen ƒ P und ƒ S ?<br />

d) Wie groß sind die Güten Q S und Q P ?<br />

a) aus (4.3.3/5a) ƒ S| ≈ 1<br />

R1<br />

=<br />

=0<br />

2π L 1 C 1<br />

aus (4.3.3/6a) ƒ P| ≈ 1 R1 =0 2π<br />

2π<br />

1<br />

37,2 · 10 –3 Vsec<br />

A<br />

· 10–15 Asec<br />

V<br />

= 6,523620 MHz<br />

1<br />

1 + C 1<br />

L 1 C 1<br />

C<br />

= 6,523620 MHz 1 + 0,016<br />

0 35<br />

= 6,525111 MHz<br />

b) aus (4.3.3/5) ƒ S ≈ 1 2π<br />

1<br />

1 + R 1<br />

L 1 C 1<br />

2<br />

C0<br />

L 1<br />

= ƒ S| R1<br />

=0 1 + R 1<br />

2<br />

C0<br />

L 1<br />

ƒ S = 6,523620 MHz<br />

1 + 382 V 2 · 35 ·10 –12 Asec<br />

A 2 –3 Vsec<br />

= 6,523624 MHz<br />

· 37,2 · 10<br />

A · V<br />

aus (4.3.3/6) ƒ P ≈ ƒ P| R1<br />

2<br />

C0<br />

1,3586 · 10 –6<br />

1 – R 1<br />

=0 L<br />

= 6,525111 MHz 1 – 1,3586 · 10 –6<br />

1<br />

ƒ P ≈ 6,525106 MHz<br />

c) absoluter Frequenzabstand ∆ƒ = ƒ P – ƒ S = (6,525106 – 6,523624) MHz<br />

∆ƒ = 1482 Hz<br />

prozentualer Frequenzabstand ƒ P – ƒ S 1482<br />

ƒ<br />

=<br />

6 = 0,2272 %o<br />

S 6,523624 · 10<br />

d) aus (4.3.3/8) Q S ≈ 1 L 1<br />

R 1 C<br />

= 1 A<br />

1 38 V<br />

37,2 · 10 –3 Vsec<br />

–15 Asec<br />

= 40.126<br />

16 · 10<br />

V A<br />

aus (4.3.3/9) Q P ≈ Q S 1 + C 1<br />

C<br />

= 40.126 · 1 + 0,016<br />

0 35 = 40.135<br />

Oft ist man daran interessiert, die Schwingfrequenz eines Quarzes geringfügig zu verändern.<br />

Dieses „Ziehen“ des Quarzes lässt sich durch eine Reihen- oder Parallelschaltung von<br />

Kapazitäten bzw. Induktivitäten erreichen (Bild 4.3.3-2).Nachteilig ist hierbei, dass die Güte des<br />

gezogenen Quarzes durch die wesentlich höheren Verlustfaktoren der Zusatzreaktanzen<br />

abnimmt. Ist ein Ziehen erforderlich, bevorzugt man daher i.a. kleine Kapazitäten, da diese<br />

geringere Verlustfaktoren besitzen <strong>als</strong> Spulen. Besser ist es allerdings, die im Oszillator (z.B. bei<br />

kapazitiver Dreipunkt-Schaltung) zu erwartende kapazitive Last gleich dem Quarz-Hersteller<br />

mitzuteilen. Durch Berücksichtigung dieser Angabe bei Schleifen des Quarzes ist später kaum<br />

24


noch ein Ziehen erforderlich. Erfolgt keine eigene Mitteilung, wird meistens vom Hersteller<br />

ersatzweise eine Lastkapazität angenommen (z.B. C L = 30 pF).<br />

Bild 4.3.3-2<br />

Ziehen eines Quarzes<br />

durch Kapazität bzw. Induktivität<br />

b) Pierce-Oszillator im Grundton-Betrieb<br />

Ersetzt man bei der kapazitiven Dreipunkt-Schaltung (Colpitts-Oszillator, vgl. Bild 4.3.2-3) die<br />

Spule L durch einen Quarz, so erhält man den Pierce-Oszillator, dessen Schaltung in<br />

Bild 4.3.3-3a dargestellt ist. Die zugehörige wechselmäßige Ersatzschaltung zeigt Bild 4.3.3-3b.<br />

Zur Unterscheidung von den übrigen Bauelementen sind die dynamischen Ersatzgrößen des<br />

(verlustlos angenommenen) Quarzes mit dem Index Q versehen.<br />

Die Schwingfrequenz des Quarzes erhält man wiederum aus der Resonanzbedingung, d.h. aus<br />

dem Verschwinden des gesamten Blindanteils. Mit der Last- oder Bürdenkapazität C L für den<br />

Quarz ergibt sich die Gl.(4.3.3/10).<br />

C L = C 1* C 2 *<br />

C 1 * + C 2 *<br />

(4.3.3/10)<br />

mit C 1 * = C 1 + C BE C 2 * = C 2 + C CE (4.3.3/11)<br />

25


+ U B<br />

Q<br />

C >><br />

C 2<br />

R 2<br />

C 1<br />

C >><br />

R 1<br />

L >><br />

RE<br />

a)<br />

Bild 4.3.3-3<br />

Pierce-Oszillator in Emitterschaltung<br />

a) Schaltung<br />

b) Ersatzschaltung<br />

Der Gesamt-Blindanteil beträgt<br />

1<br />

jB ges (ω) = jω (C 0 + C L ) +<br />

1<br />

(4.3.3/12)<br />

jωL 1Q – j<br />

ωC 1Q<br />

Bei Resonanz gilt B ges (ω r ) = 0 ( Im{ ұ ges(ω r )} = 0)<br />

1<br />

==> ω 0 (C 0 + C L ) =<br />

1<br />

ω 0 L 1Q –<br />

ω 0 C 1Q<br />

ω 0 2 L 1Q (C 0 + C L ) – C 0 + C L<br />

C 1Q<br />

= 1 | ·<br />

C 1Q<br />

C 1Q<br />

C 0 + C L<br />

ω 2 0 L 1Q C 1Q – 1 =<br />

C 0 + C L<br />

Damit beträgt die Schwingfrequenz ƒ 0 des Pierce-Oszillators<br />

1<br />

C 1Q<br />

ƒ 0 =<br />

1 +<br />

2π L 1Q C 1Q<br />

C 0 + C<br />

(4.3.3/13)<br />

L<br />

Wie zu erwarten war, wird die Schwingfrequenz des Oszillators durch die Lastkapazität C L<br />

, sondern auf einer<br />

=0<br />

Frequenz ƒ 0 zwischen diesen beiden Werten. Hier stellt der Quarz die erforderliche Impedanz mit<br />

beeinflusst. Der Oszillator schwingt <strong>als</strong>o weder bei ƒ S| noch bei ƒ R1 =0 P| R1<br />

26


induktiven Charakter dar. Man spricht auch davon, dass der Oszillator auf seiner „gezogenen“<br />

Parallelresonanz schwingt.<br />

Wie schon angemerkt, empfiehlt sich bei Bestellung eines Quarzes die Angabe der Lastkapazität<br />

C L , wodurch später der Quarz in der Schwingschaltung nur noch geringfügig auf die gewünschte<br />

Frequenz ƒ 0 gezogen werden muss. Bei dem eben betrachteten Pierce-Oszillator in Emitter-<br />

Schaltung handelt es sich um einen Grundton-Oszillator, d.h. der Quarz schwingt auf seiner<br />

Grundfrequenz. Der gleiche Oszillator lässt sich auch in Basis- oder Kollektor-Schaltung<br />

aufbauen (Bild 4.3.3-4).<br />

+ U B<br />

C >><br />

C 1<br />

R 2 T<br />

Q<br />

C K<br />

C 2<br />

R 1 T<br />

R E<br />

R L<br />

a)<br />

R 1T<br />

||<br />

R 2T<br />

B<br />

Y .<br />

21C U 1<br />

r e<br />

E<br />

r a<br />

C 1<br />

L 1Q<br />

U P C<br />

U 0<br />

C 2<br />

CE<br />

RE R C 2<br />

C 1Q L<br />

b)<br />

C<br />

Bild 4.3.3-4<br />

Pierce-Oszillator in Kollektor-Schaltung<br />

a) Schaltung<br />

b) Ersatzschaltbild<br />

c) Quarz-Oberton-Oszillatoren<br />

Wird der Quarz bei einer ungeraden Harmonischen, im sog. Oberton-Betrieb, angeregt, so ist die<br />

dynamische Kapazität C 1Q viel kleiner <strong>als</strong> bei Grundton-Betrieb und trotz größeren<br />

Verlustwiderstandes R 1Q die Güte Q nach (4.3.3/8) i.a. höher <strong>als</strong> bei Grundton-Betrieb.<br />

Bild 4.3.3-5a zeigt <strong>als</strong> Beispiel die Schaltung eines Quarz-Oszillators, der bei ƒ 0 = 50 MHz im<br />

3.Oberton betrieben wird [51]. Der Parallelschwingkreis wird hierbei auf die 3.Harmonische<br />

(ƒ 0 = 50 MHz) abgestimmt. Der Quarz schwingt in Serienresonanz (niederohmig und ≈ reell) und<br />

bewirkt dadurch, dass bei Schwingfrequenz ƒ 0 der Verstärker praktisch in Basis-Schaltung<br />

arbeitet. Durch die innere Kapazität C CE (sowie die Steilheitsphase) erfolgt die zur Rückkopplung<br />

notwendige Phasendrehung zwischen Ausgang und Eingang. D.h. bei ƒ 0 ist die Schaltung<br />

vergleichbar mit der Oszillator-Schaltung von Bild 4.3.2-4. Schwingbedingung und<br />

Schwingsicherheit (Betrag und Phase) sind durch L und C 2 einstellbar (C 2 ist hier kein<br />

wechselmäßiger Kurzschluss).<br />

Ein weiterer oft benutzter Oszillator in Basisschaltung mit Oberton-Quarzen<br />

(5., 7., 9. Harmonische) für den Frequenzbereich von ca. 70...200 MHz ist in Bild 4.3.3-5b<br />

dargestellt. Hier wird der Quarz ebenfalls in seiner Serienresonanz betrieben und liegt mit<br />

seinem niederohmigen reellen Widerstand im Rückkopplungszweig der kapazitiven Dreipunkt-<br />

Schaltung.<br />

27


+ U B<br />

C >><br />

R 2<br />

C 1<br />

L<br />

Q<br />

R 1<br />

RE<br />

C S<br />

C 2<br />

a)<br />

+U B<br />

C >><br />

C >><br />

C 1<br />

L<br />

R<br />

P<br />

2<br />

Q<br />

R E<br />

R 1<br />

C 2<br />

L<br />

b)<br />

Bild 4.3.3-5 Quarz-Oberton-Oszillator<br />

a) für Frequenzbereich von ca. 30...80 MHz<br />

b) für Frequenzbereich von ca. 70...200 MHz<br />

Durch Kompensation der statischen Kapazität C 0 mit einer Zusatzinduktivität<br />

L P = 1 / (ω 0<br />

2C 0 ) wird erreicht, dass die Schwingfrequenz des Oszillators ƒ 0 exakt mit der<br />

Serienresonanzfrequenz des Quarzes übereinstimmt. Die Kompensation mit L P sowie der<br />

Schaltungsaufbau müssen sehr sorgfältig erfolgen, damit nicht eine ungewollte Frequenz<br />

angeregt wird. Der Parallelschwingkreis ist auf die Frequenz des Oberton-Quarzes ausgelegt. Die<br />

restliche Dimensionierung erfolgt ähnlich wie bei einem Colpitts-Oszillator im Grundton-<br />

Betrieb.<br />

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