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Dreschen, konservieren oder silieren?

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■ BAUERNBLATT l 10. August 2013<br />

Pflanze<br />

33<br />

und auch der DLG mit ihrem Internationalen<br />

Pflanzenbauzentrum eine<br />

große Bedeutung.<br />

Auf Fachexkursionen ging es anschließend<br />

zu verschiedenen Ackerbaubetrieben<br />

mit Zuckerrübenanbau,<br />

dem Versuchsgut Reinshof der<br />

Uni Göttingen, ins IfZ, zum IfZ-<br />

Fruchtfolgeversuch sowie zur Biogasanlage<br />

in Rosdorf, die Zuckerrüben<br />

einsetzt.<br />

Exkursion:<br />

Rübe zu Biogas<br />

Die Biogasanlage in Rosdorf, eine<br />

gemeinschaftlich von 50 Landwirten<br />

betriebene 3,4-MW-Biogasanlage,<br />

die nahe der Stadt Göttingen unter<br />

der Federführung von Maschinenring<br />

und Landvolk errichtet wurde,<br />

setzt von Beginn an auch Rüben ein.<br />

Neben den hohen Trockenmasseerträgen<br />

und der großen Flächeneffizienz<br />

ist vor allem der hohe Methanertrag<br />

pro Hektar ein Grund. Beim<br />

Einsatz in der Biogasanlage hat sich<br />

nach Angaben der Betreiber gezeigt,<br />

dass die Rübe im Fermenter<br />

sehr schnell umgesetzt werde (daher<br />

könne man sie auch gut zur Feinsteuerung<br />

nutzen) und die organische<br />

Trockensubstanz der Rübe für<br />

die Anlage sehr gut verdaulich sei.<br />

Um die Stabilität der Biologie<br />

nicht zu gefährden –die Rübe ist<br />

sehr schnell verfügbar, und die Biogasanlage<br />

muss kontinuierlich ein<br />

gleichmäßiges Rohbiogas an die<br />

Stadtwerke liefern –, ist der Anteil<br />

der Rübe am Substratmix noch relativ<br />

gering. Rund 1.800 tsind es in der<br />

Saison. Rund 15 tbeträgt der Anteil<br />

der Rübe am täglichen Substratmix.<br />

Weiterhin werden 105 tMais, 17 t<br />

Hühnertrockenkot, 4tStallmist und<br />

40 tGülle gefüttert.<br />

Die Gärbiologie läuft besser ab, der<br />

komplette Prozess ist daher stabiler.<br />

Hinzu komme der Vorteil, dass Silofläche<br />

gespart wird: Die Zuckerrüben<br />

werden in bereits frei gewordene Bereiche<br />

des Maissilos abgebunkert.<br />

Einen Vertragsanbau für Rüben<br />

hat die Biogasanlage bisher nicht<br />

etabliert, sondern nur Überrüben<br />

der Gesellschafter aufgekauft. Ab<br />

dem Beginn der Kampagne werden<br />

die Rüben in der Biogasanlage eingesetzt,<br />

die Hauptmengen folgen<br />

dann ab Mitte Januar,wenn die letzten<br />

Rüben verladen werden und die<br />

frei gewordene Maissilofläche an<br />

der Biogasanlage groß genug ist.<br />

Einsiliert werden die Rüben nicht, jedoch<br />

zum Schutz vor scharfem Frost<br />

mit Vlies abgedeckt. Die Erfahrung<br />

hat gezeigt, dass auch gefrorene Rüben<br />

problemlos eingesetzt werden<br />

können, nach einem Auftauen setzt<br />

jedoch relativ schnell die Fäule ein.<br />

VonMitte September bis Mitte Februar<br />

kann die Anlage somit Rüben<br />

frisch verfüttern. Aufgrund der<br />

steinarmen Böden im Leinetal muss<br />

nicht entsteint werden, auch die anhaftende<br />

Erde wird problemlos mit<br />

dem Gärrest aus dem Fermenter getragen.<br />

Belasten Ganzrüben<br />

die Rührwerke?<br />

Da bisher unklar ist, wie stark eingesetzte<br />

Ganzrüben die Technik,<br />

insbesondere die Rührwerke belasten<br />

<strong>oder</strong> beschädigen, werden die<br />

Rüben in der Regel zerkleinert. Verschiedene<br />

Varianten wurden ausprobiert,<br />

eine ideale Lösung bisher<br />

nicht gefunden. Eine Zerkleinerungseinheit<br />

für den Radlader zerkleinerte<br />

die Rüben zwar just in<br />

time und damit ohne große Verluste,<br />

die Technik hielt jedoch der Beanspruchung<br />

nicht lange stand.<br />

Derzeit wird wöchentlich ein Jenz-<br />

Hacker eingesetzt, der von einem<br />

Radlader befüllt wird und, lediglich<br />

im Standgas laufend, die Rüben zerkleinert.<br />

Zu klein, doch eine bessere<br />

Lösung sei derzeit nicht in Sicht. Die<br />

Gärverluste seien einerseits vorhanden,<br />

da immer ein Wochenvorrat<br />

angelegt werden müsse und andererseits<br />

das Material sehr fein geschnitzelt<br />

werde. Eine Zerteilung<br />

der Rüben in Viertel wäre optimaler.<br />

Eine Ganzjahresversorgung mit Zuckerrübe<br />

steht für die Rosdorfer Anlage<br />

nicht an: Eine Monosilierung von<br />

Rübe –obals Miete, in Schläuchen<br />

<strong>oder</strong> Brei –halten die Betreiber für<br />

zu aufwendig, gegen eine Mischsilage<br />

von Mais und Rübe spricht der frühe<br />

Erntetermin, bei dem man wertvolles<br />

Ertragspotenzial der Rübe verschenken<br />

würde. Ansonsten sei die<br />

Mischsilage die ideale Variante. Sollte<br />

ein günstiges Silierverfahren etabliert<br />

werden, sei eine Vervierfachung der<br />

jährlichen Rübenmenge auf 10.000 t<br />

durchaus denkbar.<br />

Christian Mühlhausen<br />

Landpixel<br />

Göttingen-Rosdorf<br />

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Körnerleguminosen als Eiweißträger<br />

<strong>Dreschen</strong>, <strong>konservieren</strong> <strong>oder</strong> <strong>silieren</strong>?<br />

Hohe Eiweißfutterpreise stellen<br />

Landwirte vor die Frage, selbst erzeugte<br />

Körnerleguminosen zu<br />

verfüttern. Dabei führen fehlende<br />

Silos, schlechte Witterungsbedingungen<br />

bei der Ernte, ein vorhandener<br />

Futtermischwagen und hohe<br />

Trocknungskosten verstärkt<br />

zu Überlegungen, Feuchtkörnerleguminosen<br />

zu <strong>konservieren</strong>.<br />

Jahrzehntelang waren die Eiweißfutterpreise<br />

stabil, vieles war<br />

planbar.Seit Kürzerem sind bei Eiweißfuttermitteln<br />

Preissprünge<br />

bis 20 %zuverzeichnen und Investitionsentscheidungen<br />

zum<br />

Beispiel für Lagerraum schwierig<br />

zu treffen.<br />

Um die Preisdifferenzen nutzen<br />

zu können, braucht man flexible Lagerungsmöglichkeiten<br />

für die Körnerleguminosen,<br />

wie sie zum Beispiel<br />

das Folienschlauchverfahren<br />

ohne größere Investition bietet. Ei-<br />

Parallel zum Mähdrusch werden Feuchtkörnerleguminosen im Crimper-Bagger<br />

gequetscht, mit einem Zusatz behandelt und in einem Folienschlauch verdichtet.<br />

Foto: Dr.Johannes Thaysen<br />

nen Überblick über alle Verfahren<br />

mit Schwerpunkt der Silierung von<br />

Feuchtkörnerleguminosen sowie deren<br />

Management liefert der folgende<br />

Artikel.<br />

Lagereigenschaften von<br />

Körnerleguminosen<br />

Körnerfrüchte sind frisch geerntet<br />

ohne Konservierungsmaßnahmen<br />

nur begrenzt lagerfähig. Für Getreide,<br />

Körnermais und Körnerleguminosen<br />

liegt der maximale Feuchtegehalt<br />

unter 14 %. Die Trocknung ist<br />

daher das am meisten verbreitete<br />

Verfahren, um die Lagerfähigkeit<br />

nachhaltig zu sichern. Aufgrund gestiegener<br />

Energiepreise haben sich<br />

die Trocknungskosten um bis zu<br />

20 %, zum Beispiel von 15 €/t im<br />

Jahre 2011 auf 19 €/t im Jahr 2012<br />

verteuert. Dieser Trend wird sich<br />

fortsetzen, sodass alternative Verfahren<br />

der Lagerung zusammen mit


34 Pflanze BAUERNBLATT l 10. August 2013 ■<br />

innerbetrieblicher Verwertung interessant<br />

werden.<br />

Konservierung<br />

mit Säure<br />

In den vergangenen Jahren hatten die Ackerbohnen gute Erträge.<br />

Die Konservierung mit organischen<br />

Säuren (meistens mit Propionsäure<br />

<strong>oder</strong> Mischungen mit anderen<br />

Säuren) ist ein bewährtes, lange bekanntes<br />

Verfahren.<br />

Da die Preise für Propionsäure<br />

stark gestiegen sind (bei Abnahme<br />

von 1t1,20 bis 1,25 €/kg zuzüglich<br />

Mehrwertsteuer), ergeben sich Behandlungskosten<br />

je nach Feuchtegehalt<br />

und Lagerdauer von 5bis 15 €/t<br />

Körnerleguminosen. Daher lohnt<br />

sich dieses Verfahren immer dann,<br />

wenn Kornfeuchten bis maximal<br />

25 %vorliegen. Bei höheren Feuchtegehalten<br />

ist auf das Silierverfahren<br />

umzusteigen. Vorteilhaft ist, dass<br />

keine besonderen Anforderungen<br />

an den Lagerplatz bestehen (Ausnahme:<br />

verzinkte Silos sind ungeeignet).<br />

Die Dosierung des Säurezusatzes<br />

muss unter Beachtung aller erforderlichen<br />

Sicherheitsvorschriften<br />

mittels einer geeigneten Dosiertechnik<br />

zur Gewährleistung einer gleichmäßigen<br />

Benetzung der Körner erfolgen.<br />

Die Mittelmenge richtet sich<br />

nach der Lagerdauer und dem laufenden<br />

Feuchtegehalt. Eine Temperaturüberwachung<br />

des Körnerleguminosenstapels<br />

ist erforderlich. Vor<br />

der Verfütterung müssen Körnerleguminosen<br />

vermahlen (Schwein)<br />

<strong>oder</strong> gequetscht (Rind) werden. Alternativ<br />

können Körnerleguminosen<br />

schon vor der Säurebehandlung<br />

geschrotet <strong>oder</strong> gequetscht werden,<br />

was den Aufwand an Säure um bis<br />

zu 70 % erhöht. Eine Folienabdeckung<br />

des ausgekühlten Körnerleguminosenstapels<br />

erhöht die Lagerstabilität<br />

(siehe Übersicht 1).<br />

Konservierung<br />

mit Natronlauge<br />

Diese Verfahren bieten sich ebenfalls<br />

bei fehlenden Silos für die Körnerleguminosenlagerung<br />

an. Lediglich<br />

eine Halle <strong>oder</strong> ein überdachter<br />

Bereich ist erforderlich. Die erntefrischen<br />

Körnerleguminosen werden<br />

in einem Futtermischwagen mit 3bis<br />

3,5 % Natronlaugengranulat (Ätznatron)<br />

je Dezitonne Körnerleguminosen<br />

gut durchgemischt und bis<br />

auf zirka 30 %Feuchte mit Wasser<br />

ergänzt. Nach einer 15-minütigen<br />

Durchmischung erwärmt und<br />

bräunt die Mischung; der pH-Wert<br />

liegt bei 11. Die Mischung wird abgelegt<br />

und ist nach fünf Tagen verfütterbar.<br />

Eine weitere Zerkleinerung<br />

zur Lagerung erübrigt sich bei<br />

diesem Verfahren; vor der Verfütterung<br />

muss aber dennoch früher <strong>oder</strong><br />

später zerkleinert werden. Bei sachgemäßer<br />

Lagerung ist es möglich,<br />

diese Mischung bis zu einem Jahr ohne<br />

Qualitätseinbußen zu verfüttern.<br />

Nachteilig ist die Zerstörung des Vitamins<br />

E.<br />

Bei Abnahme von 1t Ätznatron<br />

liegen die Kosten bei 0,55 ct/kg; daraus<br />

ergeben sich Behandlungskosten<br />

in Höhe von 2bis 2,50 €/dt Körnerleguminosen.<br />

Bei der Natronlaugenkonservierung<br />

sind die einschlägigen<br />

Sicherheitsvorschriften zu beachten.<br />

Konservierung mit<br />

Futterharnstoff<br />

Hohe Soja- <strong>oder</strong> Rapsschrotpreise<br />

und ein hoher Proteinergänzungsbedarf<br />

seitens der Ration machen<br />

das Verfahren mit Futterharnstoff<br />

interessant. Die Aufspaltung des<br />

Harnstoffs in Ammoniak und CO 2<br />

wirkt <strong>konservieren</strong>d. Ganze Körnerleguminosen-Körner<br />

<strong>oder</strong> Körnerleguminosen-Schrote<br />

können bei<br />

18 %Feuchte plus 0,5 lWasser je Dezitonne<br />

Körnerleguminosen mit geprilltem<br />

Futterharnstoff gleichmäßig<br />

behandelt werden. Für die optimale<br />

Wirkung ist eine Folienabdeckung<br />

erforderlich. Nach vierwöchiger<br />

Lagerung ist eine Verfütterung<br />

an Wiederkäuer möglich. Der<br />

46 %tige N-Anteil kann zu 75 %angerechnet<br />

werden. Bei Preisen von<br />

55 €/dt Futterharnstoffergeben sich<br />

Kosten der Behandlung von<br />

1,50 €/dt Körnerleguminosen plus<br />

das Quetschen. Der Einsatz von Futterharnstoff<br />

muss dokumentiert<br />

werden.<br />

Übersicht 1: Verfahren und Kosten der Konservierung von Feuchtkörnerleguminosen 1)<br />

Merkmale<br />

Mittel<br />

TM- Bereich Korn<br />

Dosiertechnik<br />

Lagerung<br />

Aufbereitung u.<br />

Einlagerung €/dt<br />

Körnerleguminosen<br />

Kosten der<br />

Behandlung €/dt<br />

Körnerleguminosen<br />

-bei 18 %Feuchte<br />

und 3Monaten<br />

Lagerung<br />

-bei 25 %Feuchte<br />

und 3Monaten<br />

Lagerung<br />

Gesamtkosten €/dt<br />

ab 25 %Feuchte<br />

3Monaten Lagerung<br />

Bemerkungen<br />

bei Verfütterung<br />

Konservierung<br />

Ganzkorn<br />

organische Säuren<br />

14-24 %<br />

säurefest<br />

ohne Abdeckung<br />

-<br />

0,75<br />

1) ohne bauliche/technische Anlagen, ohne Diesel<br />

Natronlauge<br />

ca. 30 %<br />

basenfest<br />

regensicher<br />

0,50<br />

Verfahren<br />

Futterharnstoff<br />

18 -25%<br />

keine Anforderung<br />

Folienabdeckung<br />

0,50<br />

1,25 2,30 1,50<br />

1,25 2,80<br />

Zerkleinerung nicht erforderlich,<br />

Vitamin E<br />

zerstört<br />

Konservierung<br />

Körnerschrot<br />

2,00<br />

nur an Wiederkäuer,<br />

NPN-Erhöhung<br />

Silierung<br />

gequetschte Körner<br />

Silierzusätze<br />

ab 25 bis 30 %<br />

abhängig vom Zusatz<br />

Fahrsilo <strong>oder</strong><br />

Folienschlauch<br />

Quetschen und Folienschlauch<br />

1,30<br />

MSB: 0,10 -0,30<br />

MSB +K-Sorbat:<br />

0,30 -0,80<br />

gepufferte Säuren +<br />

MSB ho:<br />

0,60 -0,80<br />

1,40 -2,10<br />

je nach Zusatz<br />

Feuchtkörnerleguminosen<br />

<strong>silieren</strong><br />

Bei der Silierung kommt das „Konservierungsprinzip<br />

der luftdichten<br />

Lagerung“ mit der Bildung von geringen<br />

Mengen an Gärsäuren und<br />

der pilzabtötenden CO 2 -Bildung<br />

zum Tragen. Dafür sind Feuchtegehalte<br />

ab zirka 25 % notwendig,<br />

denn stabilitätswirksame Gärsäuregehalte<br />

treten bei Körnerleguminosen<br />

erst ab zirka 25 %Feuchte ein,<br />

wobei die Fermentation für die aerobe<br />

Stabilität aufgrund der geringen<br />

Säurebildung eine nur geringe<br />

Bedeutung hat.<br />

Die Körnerleguminosen können<br />

sowohl in einem physiologisch<br />

feuchteren Stadium (Ende der Teigreife)<br />

bei zirka 30 %Feuchte gedroschen<br />

und einsiliert, als auch in der<br />

Totreife geerntet und mit Wasser<br />

wieder angefeuchtet werden. Eine<br />

Anfeuchtung von Körnerleguminosen<br />

führt zu höheren Essigsäuregehalten.<br />

Die Ergänzung mit Wasser ist<br />

aber bei größeren Mengen tech-


■ BAUERNBLATT l 10. August 2013<br />

Pflanze<br />

35<br />

So sehen die Ackerbohnen nach der<br />

Behandlung aus.<br />

nisch aufwendig, während die<br />

Mähdruschernte bei höheren<br />

Feuchtegehalten technologisch unproblematisch<br />

ist. Als Vorteile einer<br />

früheren Ernte sind eine bessere Maschinenauslastung,<br />

geringere Verpilzung<br />

(Mykotoxine) und die frühere<br />

Feldräumung zur weiteren Bestellung<br />

zu nennen. Dem steht der<br />

Nachteil eines um bis zu 15 %höheren<br />

Dieselaufwands im Vergleich<br />

zum Totreifedrusch gegenüber. Aus<br />

der Sicht der Pflanzenphysiologie<br />

entstehen keine Ertrags- und Qualitätsverluste,<br />

da die Einlagerung von<br />

Stärke und Protein bereits vor Erreichen<br />

der Gelb- beziehungsweise<br />

Teigreife abgeschlossen ist.<br />

Leguminosenversuche in<br />

Futterkamp<br />

In den Jahren 2007 und 2008 wurden<br />

umfangreiche Versuche mit Erbsen,<br />

Ackerbohnen und Lupinen zur<br />

Frage der Feuchtkornsilierung mit<br />

verschiedenen Zusätzen unter Laborbedingungen<br />

angelegt und ausgewertet.<br />

Zugleich wurde eine Praxisvariante<br />

mit einem Crimper-Bagger<br />

für die Bereitung einer Feuchtkörnersilage<br />

erprobt. Diese Maschineneinheit<br />

aus Folienschlauchpresse<br />

und Walzenmühle kombiniert die<br />

Aufbereitung und Einlagerung von<br />

Feuchtkörnerleguminosen in einem<br />

Arbeitsgang.<br />

Das zu <strong>silieren</strong>de Ausgangsmaterial<br />

enthält oft geringe natürliche<br />

Besätze an Milchsäurebakterien, dagegen<br />

sind die Besätze an unerwünschten<br />

Hefen und Schimmelpilzen<br />

oft hoch. Die Folge kann dann<br />

eine geringe aerobe Stabilität unter<br />

Entnahmebedingungen sein.<br />

Die für die Praxis wichtigsten Eigenschaften<br />

der Körnerleguminosensilage<br />

sind das „Kaltbleiben“<br />

(Temperatur im Stapel maximal<br />

10 °C höher als die Umgebungstemperatur)<br />

und eine sichere Verhinderung<br />

der Verschimmelung. Daher ist<br />

ein stabilisierender Zusatz unumgänglich.<br />

Je nach Entnahmevorschub<br />

und Ansprüchen an die Lagerstabilität<br />

kommen mit zunehmender<br />

Wirkungshöhe und -sicherheit<br />

heterofermentative Milchsäurebakterien,<br />

Kombinationsprodukte aus<br />

homofermentativen Milchsäurebakterien<br />

und Kaliumsorbat beziehungsweise<br />

Natriumbenzoat <strong>oder</strong><br />

chemische<br />

(propionsäurehaltige)<br />

Produkte infrage.<br />

Ist jedoch keine erhöhte aerobe<br />

Instabilität aufgrund eines hohen<br />

Vorschubes zu erwarten, ist ein Siliermittelzusatz<br />

zur Sicherung der<br />

Gärqualität der relativ schwer vergärbaren<br />

Materialien immer zu<br />

empfehlen. Besonders wirksam und<br />

als preiswerte Möglichkeit ist der Zusatz<br />

der gepufferten Ameisensäure<br />

mit Aufwandmengen von 2bis 4l/t<br />

Frischmasse in der Kombination mit<br />

homofermentativen Milchsäurebakterien<br />

zu nennen. Diese Kombination<br />

erfordert jedoch zwei Dosierer an<br />

der Presse, da die beiden Mittel nicht<br />

zusammen dosiert werden dürfen.<br />

Die Komponente MSBho spart Säure<br />

und trägt somit nicht nur finanziell<br />

zur Wirksicherheit bei.<br />

Verfahrenstechnik<br />

zur Silierung<br />

Übersicht 2: Wahl des Silierzusatzes für die Feuchtkornsilierung bei unterschiedlichen<br />

Ansprüchen an die Stabilität unter Entnahmebedingungen <strong>oder</strong> an die Gärqualität<br />

Anforderungen an die aerobe Stabilität<br />

und Verhinderung der Verschimmelung<br />

gering<br />

mittel<br />

hoch<br />

Sicherung der Gärqualität<br />

Mittelwahl<br />

heterofermentative Milchsäurebakterien<br />

Kombination aus homofermentativen<br />

Milchsäurebakterien +K-Sorbat<br />

beziehungsweise Na-Benzoat<br />

chemischer Zusatz<br />

gepufferte Ameisensäure plus MSB ho<br />

Die Ackerbohne hat in der Marsch und<br />

im Östlichen Hügelland eine gute Anbaueignung.<br />

Fotos (3): Dr.Wolfgang Sauermann<br />

Die Körnerleguminosen werden<br />

nach dem Mähdrusch mittels Überladewagen<br />

<strong>oder</strong> Radlader in einen<br />

Vorratsbehälter gefördert und nachfolgend<br />

mit einer Doppelwalzenmühle<br />

zerkleinert.<br />

Eine laufende Erfassung des<br />

Feuchtegehaltes im Erntegut ist für<br />

einen eventuellen Wasserzusatz und<br />

die richtige Mittelwahl des Silier-beziehungsweise<br />

Konservierzusatzes<br />

dringend erforderlich. In Übersicht 2<br />

sind die Empfehlungen zur Mittelwahl<br />

bei der Feuchtkörnerleguminosensilierung<br />

dargestellt.<br />

Die gequetschten Körnerleguminosen<br />

werden über Düsen mit dem<br />

Silier- <strong>oder</strong> Konservierungsmittel<br />

versetzt und über eine Schnecke direkt<br />

in den Folienschlauch gepresst,<br />

wodurch kontinuierlich ein hoher<br />

Verdichtungsdruck erzeugt wird.<br />

Die Steuerung der Verdichtung erfolgt<br />

manuell über ein stufenloses<br />

hydraulisches Bremssystem. Der<br />

Pressdruck wird über die Beobachtung<br />

der Foliendehnung an aufgedruckten<br />

Dehnungsmessstreifen<br />

kontrolliert (Dehnung der Folie um<br />

zirka 10 %).<br />

Vergleichsweise kleine Schlauchdurchmesser<br />

von 1,50 bis 1,95 mgewährleisten<br />

einen hohen Vorschub<br />

Aufwandmenge pro tSiliergut bei<br />

25 -30%Feuchtegehalt<br />

100 -500.000 KbE/t<br />

MSB: 300.000 KbE/t<br />

K-Sorbat (Na-Benzoat):<br />

400 (300) g/t<br />

3,5 -6L/t<br />

2-4 L/t<br />

MSB: 300.000 KbE/t<br />

von über 2m je Woche. In einem<br />

Schlauch mit 1,50 m Durchmesser<br />

und 60 mFülllänge liegen zirka 70<br />

bis 80 t Feuchtkörnerleguminosen;<br />

pro laufendem Meter liegen zirka<br />

1,2 t. Zur späteren Verfütterung sind<br />

bei Einsatz des Crimper-Baggers keine<br />

weiteren Verarbeitungsgänge<br />

mehr erforderlich.<br />

Zur Entnahme aus dem Folienschlauch<br />

ist jede Entnahmetechnik<br />

geeignet, Voraussetzung ist ein befahrbarer<br />

Untergrund (Schotter)<br />

auch bei lang anhaltend schlechten<br />

Witterungsbedingungen.<br />

Verfahrenskosten<br />

im Überblick<br />

Die Kosten für alle vorgestellten<br />

Verfahren sind vergleichend der<br />

Übersicht 1zuentnehmen.<br />

Bei der Säurekonservierung sind<br />

die Kosten bei vergleichbarer,geringer<br />

Lagerdauer zwar relativ gering,<br />

steigen aber mit zunehmender Lagerdauer<br />

stark an. Die Kosten des Silierverfahrens<br />

sind in Abhängigkeit<br />

von der Silierzusatzwahl und damit<br />

von den Ansprüchen an die Wirkungsstärke<br />

und -sicherheit zu veranschlagen.<br />

Bei Verwendung zum<br />

Beispiel eines chemischen Zusatzes<br />

sind 6 €/t zu kalkulieren. Für Lohnarbeit,<br />

Diesel und Schlauch kommen<br />

13 €/t zusammen, sodass 19 €/t an<br />

Gesamtkosten entstehen.<br />

FAZIT<br />

Hohe Trocknungskosten und<br />

starke Preisschwankungen machen<br />

die betriebliche Einlagerung<br />

von Körnerleguminosen<br />

interessant. Gegenüber den bekannten<br />

Verfahren der Konservierung<br />

von Feuchtkörnerleguminosen<br />

mit teuren Zusätzen<br />

gewinnt das Verfahren der Silierung<br />

im Folienschlauch bei höheren<br />

physiologischen Feuchten<br />

an Bedeutung, da kostengünstigere<br />

Zusätze eingesetzt<br />

werden. Unter gewissen Bedingungen<br />

können weitere Einsparungen<br />

an Siliermitteln im Folienschlauchverfahren<br />

realisiert<br />

werden, wenn ein hoher Vorschub<br />

von mehr als 2minder<br />

Woche erreicht wird. Zur Sicherung<br />

der Gärqualität und damit<br />

zur Minimierung der Verluste<br />

sollte generell ein Silierzusatz<br />

eingesetzt werden.<br />

Dr. Johannes Thaysen<br />

Landwirtschaftskammer<br />

Tel.: 04331-94 53-323<br />

jthaysen@lksh.de

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