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Entkriminalisierung und Regulierung - Bibliothek der Friedrich-Ebert ...

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HEINO STÖVER UND MAXIMILIAN PLENERT | <strong>Entkriminalisierung</strong> <strong>und</strong> <strong>Regulierung</strong><br />

»Der Senat wird aufgefor<strong>der</strong>t,<br />

1. in Zusammenarbeit mit Berliner o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Universitäten<br />

<strong>und</strong> Forschungseinrichtungen einen Modellversuch<br />

›Kontrollierte Abgabe von Cannabisprodukten in lizensierten<br />

Abgabestellen in Berlin‹ zur Erlangung wissenschaftlicher<br />

Erkenntnisse unter an<strong>der</strong>em über– die Auswirkungen<br />

von Cannabiskonsum als Einstiegsdroge;<br />

– die Trennung <strong>der</strong> Rauschgiftmärkte insbeson<strong>der</strong>e in Bezug<br />

auf Designerdrogen;<br />

– die Preisentwicklung, Konsummuster <strong>und</strong> Absatzmärkte;<br />

– Einnahmeerwartungen des Landes Berlin bei Besteuerung<br />

des Verkaufs von Cannabisprodukten;<br />

– den Einfluss von Cannabiskonsum auf die Leistungsfähigkeit<br />

unter Berücksichtigung <strong>der</strong> in Berlin vorherrschenden<br />

Konsumgewohnheiten;<br />

– eine Nutzung von Cannabisprodukten zu medizinischen<br />

Zwecken, insbeson<strong>der</strong>e als schmerzlin<strong>der</strong>ndes Mittel<br />

zu erarbeiten, (…).«<br />

Die Effekte wären wohl die von Szenario 5: »Strenge <strong>Regulierung</strong><br />

<strong>und</strong> Lizenzierung«. 172<br />

Ein neuer Modellversuch könnte auch von einem an<strong>der</strong>en<br />

Träger als einem B<strong>und</strong>esland gestellt werden. Städte<br />

wie Zürich o<strong>der</strong> Kopenhagen versuchen ebenfalls diesen<br />

Weg zu gehen. 173<br />

Handlungsoption B: Cannabis als Medizin<br />

Neben neuen Regelungen für Genusskonsumenten von<br />

Cannabis sollte sukzessive auch die Verfügbarkeit von<br />

Cannabis als Medizin vorangetrieben werden. Die Probleme<br />

hier sind hinlänglich bekannt: Cannabis ist praktisch<br />

nicht verfügbar bzw. zu teuer, die Konsumenten leiden<br />

172. http://www.cannabislegal.de/politik/be-040108.htm.<br />

173. http://cphpost.dk/news/local/legal-cannabis-rejected-government;<br />

http://www.nzz.ch/aktuell/zuerich/stadt_region/schritte-zur-legalisierungvon-cannabis-1.17930764;<br />

http://cphpost.dk/local/copenhagen-lookingimport-cannabis-us.<br />

unter <strong>der</strong> Verfolgung <strong>und</strong> ein Eigenanbau ist nicht möglich.<br />

174<br />

Neben den Effekten für die betroffenen Patienten (0,1–1<br />

Prozent <strong>der</strong> Bevölkerung könnten profitieren; vgl. Grotenhermen<br />

2013) tragen Fortschritte in diesem Bereich<br />

auch zu einer Normalisierung beim Umgang mit Cannabis<br />

bei. In diesem Themengebiet ist die Zustimmung innerhalb<br />

<strong>der</strong> Bevölkerung sehr groß, 175 die Politik ist trotz<br />

Handlungsbedarf praktisch untätig. 176<br />

Weiterer Handlungsbedarf<br />

Neben <strong>der</strong> repressiv-prohibitiven Drogenmarktkontrollpolitik<br />

gibt es weitere Bereiche, bei denen die Konsumenten<br />

illegalisierter Drogen gegenüber den Konsumenten<br />

von Alkohol <strong>und</strong> Tabak diskriminiert werden, d. h. härter<br />

bestraft werden o<strong>der</strong> weniger Rechte zugebilligt bekommen,<br />

als es an<strong>der</strong>e Straftaten o<strong>der</strong> die Folgen des Konsums<br />

rechtfertigen würden. Die Darstellung beschränkt<br />

sich an dieser Stelle exemplarisch auf die Bereiche Führerscheinrecht,<br />

Arbeitsrecht, Hilfsangebote <strong>und</strong> Stigmatisierung.<br />

Wurth (B<strong>und</strong>estag 2012a) führt hierzu aus: »Nach meiner<br />

Ansicht erfolgt die Diskriminierung nüchterner Cannabiskonsumenten<br />

im Straßenverkehr massenhaft <strong>und</strong><br />

systematisch. Es sind jedes Jahr Tausende, die von Bußgel<strong>der</strong>n,<br />

MPUs <strong>und</strong> Führerscheinentzug betroffen sind,<br />

obwohl sie nicht berauscht gefahren sind.« 177<br />

Anstelle <strong>der</strong> Verkehrssicherheit wird das Führerscheinrecht<br />

als Ersatzstrafrecht gegen Drogenkonsumenten<br />

benutzt. 178 Wer aufgr<strong>und</strong> des Konsums von Drogen – sei<br />

es Alkohol, Cannabis o<strong>der</strong> eine an<strong>der</strong>e Substanz – aktiv<br />

berauscht <strong>und</strong> damit in seiner Fahrtauglichkeit einge-<br />

174. http://www.b<strong>und</strong>estag.de/b<strong>und</strong>estag/ausschuesse17/a14/anhoerungen/Archiv/u_cannabis/Stellungnahmen/index.html.<br />

175. http://www.pharmazeutische-zeitung.de/index.php?id=34885.<br />

176. http://hanfverband.de/index.php/nachrichten/aktuelles/1322-b<strong>und</strong>esregierung-qlegalisiertq-cannabis-als-medizin-wahrheit-<strong>und</strong>-dichtung.<br />

177. http://hanfverband.de/index.php/themen/drogenpolitik-alegalisierung/1877-georg-wurth-bei-<strong>der</strong>-anhoerung-qlegalisierungvon-cannabis-durch-einfuehrung-von-cannabis-clubsq;<br />

http://hanfverband.de/index.php/themen/konsumentenhilfe/1000-verkehrssicherheit-<strong>und</strong>-drogenkonsum;<br />

http://linkedrogenpolitik.twoday.net/<br />

stories/2509066/; http://www.b<strong>und</strong>esverfassungsgericht.de/entscheidungen/rk20041221_1bvr265203.html.<br />

178. http://www.cannabislegal.de/recht/fs-hettenbach.htm; http://www.<br />

frank-tempel.de/lesen/items/krieg-gegen-die-drogen-wird-willkuerlichim-verkehrsrecht-weitergefuehrt.html.<br />

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