Entkriminalisierung und Regulierung - Bibliothek der Friedrich-Ebert ...
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HEINO STÖVER UND MAXIMILIAN PLENERT | <strong>Entkriminalisierung</strong> <strong>und</strong> <strong>Regulierung</strong><br />
Cannabisprodukten nur in einem zeitlich <strong>und</strong> räumlich<br />
begrenzten Rahmen <strong>und</strong> unter kontrollierten Bedingungen<br />
erfolgen« (Antrag des Landes Schleswig-Holstein<br />
zum Apothekenmodell). 137<br />
fel<strong>der</strong>n völlig normalen Werte anzulegen, jedoch kann<br />
dies nur gelingen, wenn Moralismus <strong>und</strong> Ideologie, wie<br />
das Abstinenzdogma, überw<strong>und</strong>en werden.<br />
Um einem Konflikt mit dem Rahmenbeschluss zu Art. 31e<br />
EUV zu vermeiden, muss <strong>der</strong> Vertrieb von Cannabisprodukten<br />
dabei unter staatlicher Aufsicht stehen <strong>und</strong> darf<br />
nur mit entsprechenden Genehmigungen erfolgen.<br />
Fazit: Eigenanbau, allein o<strong>der</strong> in nicht-profitorientierten<br />
Cannabis Social Clubs, sowie <strong>der</strong> medizinische Verkauf<br />
in Apotheken stellen keinen Verstoß gegen die internationalen<br />
Abkommen dar. Für einen regulierten <strong>und</strong> lizenzierten<br />
Verkauf von Drogen zu Genusszwecken sind<br />
die Verträge zu än<strong>der</strong>n, zu kündigen o<strong>der</strong> zu kündigen<br />
mit einem Wie<strong>der</strong>beitritt unter Vorbehalt. Inwieweit <strong>der</strong><br />
Verfassungsvorbehalt greift, könne nur ein neues BverfG-<br />
Urteil zeigen. 138<br />
6.1 Minimalkonsens<br />
In »Tools for the Debate« (Transform 140 ) sind sechs Thesen<br />
für einen Minimalkonsens in <strong>der</strong> Diskussion über Drogen<br />
zu finden:<br />
• Alle Drogen sind potenziell gefährlich <strong>und</strong> je<strong>der</strong> Drogenkonsum<br />
birgt ein gewisses Risiko;<br />
• Drogenpolitik sollte nachweislich effektiv sein;<br />
• Drogenpolitik sollte ihr Geld wert sein;<br />
• Drogenpolitik sollte realitätstauglich <strong>und</strong> flexibel sein;<br />
5.2 Herkunft <strong>der</strong> Drogen<br />
Für einen regulierten Markt muss auch die Herstellung<br />
<strong>der</strong> Drogen geregelt werden. Hier können die üblichen<br />
Regelungen aus dem Arzneimittelsektor angewandt werden.<br />
Neue Substanzen sollten einem Zulassungsverfahren<br />
unterzogen werden. Ein Cannabisanbau zur Selbstversorgung<br />
in Deutschland wäre möglich. 139 Die meisten<br />
Drogen ließen sich in Deutschland herstellen. Für den<br />
Bezug von Drogen können auch die Mechanismen <strong>der</strong><br />
internationalen Verträge genutzt werden.<br />
6. Normative Gr<strong>und</strong>lagen für<br />
Kontrollmodelle in Deutschland<br />
• Drogenpolitik sollte versuchen, Schäden zu min<strong>der</strong>n;<br />
• Drogenpolitik ist in erster Linie Ges<strong>und</strong>heitspolitik.<br />
Ferner haben wir in diesem Gutachten festgestellt:<br />
• Es ist nicht belegt, dass das selektive Drogenverbot<br />
schützt <strong>und</strong> Menschen vom Konsum abhält;<br />
• das Verbot schafft einen unkontrollierbaren Schwarzmarkt<br />
<strong>und</strong> macht Drogen gefährlicher, als sie sein müssten;<br />
• das Verbot bindet Ressourcen <strong>und</strong> verhin<strong>der</strong>t glaubwürdige<br />
Prävention (u. a. aufgr<strong>und</strong> des unrealistischen<br />
Ziels <strong>der</strong> Abstinenz);<br />
Während die bisherigen Ausführungen eher deskriptiv<br />
waren, kommt eine Bewertung unterschiedlicher drogenpolitischer<br />
Szenarien nicht um eine normative Gr<strong>und</strong>lage<br />
herum. Hier wird versucht, abseits bekannter Pole,<br />
ein Thesengerüst für einen möglichst breiten Konsens zu<br />
entwerfen. Es reicht mitunter aus, die in an<strong>der</strong>en Politik-<br />
137. www.drogenpolitik.org/download/sh/Antrag_SH.pdf.<br />
138. http://www.alternative-drogenpolitik.de/2012/09/12/dr-krumdiekzur-frage-ob-man-wegen-cannabis-vor-dem-b<strong>und</strong>esverfassungsgerichtklagen-sollte/.<br />
139. http://hanfverband.de/index.php/themen/drogenpolitik-alegalisierung/975-cannabisbeschaffung-fuer-das-berliner-modellprojekt.<br />
• das Verbot schadet dem Gemeinwohl (Kriminalität,<br />
Kosten etc.).<br />
Daraus folgt: Obwohl <strong>der</strong> Konsum berauschen<strong>der</strong> Substanzen<br />
nicht risikolos ist, lässt sich eine drogenfreie Gesellschaft<br />
offenbar nicht erreichen. Drogenpolitik muss<br />
deshalb Drogenkonsum akzeptieren <strong>und</strong> ges<strong>und</strong>heitsstatt<br />
strafpolitisch reagieren.<br />
140. http://www.tdpf.org.uk/tools-for-debate.htm.<br />
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