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Karteikarten zur Geometrie

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1. Euklidische <strong>Geometrie</strong> # 1 1.1. Der axiomatische Zugang<br />

1. Euklidische <strong>Geometrie</strong> # 2 1.1. Der axiomatische Zugang<br />

Inzidenzaxiome<br />

Anordnungsaxiome<br />

1. Euklidische <strong>Geometrie</strong> # 3 1.1. Der axiomatische Zugang<br />

1. Euklidische <strong>Geometrie</strong> # 4 1.1. Der axiomatische Zugang<br />

Satz: Eine Strecke ist nicht leer<br />

Definition: Charakterisierung von Punkten auf einer Geraden


# 2 Antwort<br />

Zu jedem Tripel (p, q, r) von Punkten soll die Aussage ”<br />

q liegt zwischen p und r“ entweder wahr oder<br />

falsch sein.<br />

- Axiom A 1 : Falls q zwischen p und r liegt, so sind p, q und r drei paarweise verschiedenen Punkte<br />

auf einer Geraden.<br />

- Axiom A 2 : Liegt q zwischen p und r, so liegt q auch zwischen r und p.<br />

Zu je zwei Punkten p und q nenne wir die Menge aller Punkte, die zwischen p und q liegt, die<br />

Strecke von p nach q und schreiben dafür pq, d. h. pq = qp.<br />

- Axiom A 3 : Zu je zwei verschiedenen Punkten p und q gibt es einen Punkt r, sodass q zwischen p<br />

und r liegt.<br />

- Axiom A 4 : Unter je drei verschiedenen Punkten liegt höchstens einer zwischen den beiden anderen.<br />

Haben zwei Geraden L und M einen Punkte p gemein, so sagen wir auch, dass sich L und M<br />

schneiden, in Symbolen L ∩ M ≠ ∅. Wir sagen, dass sich eine Strecke pr und eine Gerade L<br />

schneiden, falls es einen Punkt q zwischen p und r gibt mit q ∈ L.<br />

- Axiom A 5 : Seien p, q und r drei Punkte, dich nicht auf einer Geraden liegen, sei L eine Gerade, die<br />

keinen dieser drei Punkte enthält. Schneidet L die Strecke pq, so schneidet L auch genau eine der<br />

Strecken pr oder qr.<br />

Dies besagt, dass eine Gerade, die in ein Dreieck eintritt, durch eine der beiden anderen Seiten wieder<br />

heraustritt. Das sagt anschaulich auch, dass unsere <strong>Geometrie</strong> nicht mehr als zwei Dimensionen hat.<br />

# 1 Antwort<br />

Sei P eine Menge, deren Elemente wir Punkte nennen und G eine Menge, deren Elemente wir Geraden<br />

nennen. Die Aussage ”<br />

p ∈ P ist enthalten in L ∈ G“, notiert als p ∈ L ist entweder wahr oder falsch.<br />

- Axiom I 1 : Durch je zwei Punkte geht eine Gerade,<br />

∀p, q ∈ P ∃L ∈ G : p ∈ L ∧ q ∈ L. (1.1)<br />

- Axiom I 2 : Durch je zwei verschiedene Punkte geht höchstens eine Gerade,<br />

∀p, q ∈ P, p ≠ q ∀L, M ∈ G, p ∈ L, q ∈ L, p ∈ M, q ∈ M : L = M. (1.2)<br />

Gemäß I 1 und I 2 geht durch zwei verschiedenen Punkte p, q genau eine Gerade, die wir fortan mit<br />

L(p, q) bezeichnen wollen.<br />

- Axiom I 3 : Jede Gerade enthält mindestens zwei verschiedene Punkte,<br />

∀L ∈ G ∃p, q ∈ P, p ≠ q : p ∈ L ∧ q ∈ L. (1.3)<br />

- Axiom I 4 : Es gibt drei Punkte, die nicht auf einer Geraden liegen,<br />

∃p, q, r ∈ P :̸ ∃L ∈ G : p ∈ L, q ∈ L, r ∈ L. (1.4)<br />

Dieses Axiom bringt zum Ausdruck, dass unsere <strong>Geometrie</strong> wenigstens zwei Dimensionen hat.<br />

# 4 Antwort<br />

Definition 1.1.2. Sei L eine Gerade, p ∈ L. Seien q, r zwei Punkte auf L, beide ungleich p. Wir sagen<br />

q und r liegen auf der selben Seite des Punktes p, falls p nicht zwischen q und r liegt.<br />

Sei L eine Gerade und p, q zwei Punkte, die nicht auf L liegen. Wir sagen p und q liegen auf derselben<br />

Seite der Geraden L, falls die Strecke pq die Gerade L nicht schneidet.<br />

Damit lassen sich zwei Äquivalenzrelationen definieren.<br />

# 3 Antwort<br />

Satz 1.1.1. Zu je zwei verschiedenen Punkten p und q gibt es einen Punkt r, der zwischen p und q liegt,<br />

d. h. die Strecke pq ist nicht leer.<br />

Beweis. Ein Beweis, der die bisherigen Axiome benutzt, findet sich in [Bär, Seite 4f].


1. Euklidische <strong>Geometrie</strong> # 5 1.1. Der axiomatische Zugang<br />

1. Euklidische <strong>Geometrie</strong> # 6 1.1. Der axiomatische Zugang<br />

Definition: Winkel<br />

Kongruenzaxiome<br />

1. Euklidische <strong>Geometrie</strong> # 7 1.1. Der axiomatische Zugang<br />

1. Euklidische <strong>Geometrie</strong> # 8 1.1. Der axiomatische Zugang<br />

Lemma: Kongruenz von Strecken<br />

Satz: Gleichheit von Dreiecken


# 6 Antwort<br />

Für jedes Paar von Strecken (pq, p 1 q 1 ) ist die Aussagen ”<br />

pq ist zu p 1 q 1 kongruent“ ist entweder wahr<br />

oder falsch. Für je zwei Winkel gilt die ähnliche Aussage.<br />

- Axiom K 1 (Streckenabtragung): Sei pq eine Strecke, sei L 1 eine Gerade, seien p 1 , r 1 ∈ L 1 mit<br />

r 1 ≠ p 1 . Dann gibt es einen Punkt q 1 ∈ L, auf derselben Seite von p 1 wie r 1 , sodass pq zu p 1 q 1<br />

kongruent ist.<br />

- Axiom K 2 : Sind die Strecken p 1 q 1 und p 2 q 2 beide <strong>zur</strong> Strecke pq kongruent, so ist auch p 1 q 1 zu<br />

p 2 q 2 kongruent.<br />

- Axiom K 3 (Addierbarkeit von Strecken): Seien L und L 1 Geraden, seien p, q, r ∈ L und p 1 , q 1 , r 1 ∈<br />

L 1 jeweils drei paarweise verschiedene Punkte auf diesen Geraden. Die Strecke pq und qr mögen<br />

keine gemeinsamen Punkte haben, pq ∩ qr = ∅. Analog sei p 1 q 1 ∩ q 1 r 1 = ∅.<br />

Sind dann pq ≡ p 1 q 1 und qr ≡ q 1 r 1 , so ist auch pr ≡ p 1 r 1 .<br />

- Axiom K 4 : Die Kongruenz von Winkeln bildet eine Äquivalenzrelation auf der Menge der Winkel.<br />

- Axiom K 5 (Winkelabtragung): Seien p, q, r Punkte, die nicht auf einer Geraden liegen, und seien<br />

p 1 , q 1 , s 1 ebenfalls Punkte, die nicht auf einer Geraden liegen. Dann gibt es einen Punkt r 1 auf<br />

derselben Seite von L(p 1 , q 1 ) wie s 1 , sodass der Winkel ∠(p 1 , q 1 , r 1 ) kongruent ist zu dem WInkel<br />

∠(p, q, r).<br />

Ist ferner r 2 ein weiterer Punkt mit denselben Eigenschaften wie r 1 , d. h. liegt r 2 ebenfalls auf<br />

derselben Seite von L(p 1 , q 1 ) wie s 1 und ∠(p 1 , q 1 , r 2 ) ≡ ∠(p, q, r), so ist ∠(p 1 , q 1 , r 1 ) ≡ ∠(p 1 , q 1 , r 2 ).<br />

- Axiom K 6 : Seien (p, q, r) und (p 1 , q 1 , r 1 ) zwei Tripel von Punkten, die jeweils nicht auf einer Geraden<br />

liegen. Gilt pq ≡ p 1 q 1 , pr ≡ p 1 r 1 und ∠(q, p, r) ≡ ∠(q 1 , p 1 , r 1 ), so gilt auch ∠(p, q, r) ≡ ∠(p 1 , q 1 , r 1 ).<br />

# 5 Antwort<br />

Definition 1.1.3 (Winkel). Ein Winkel ist eine Äquivalenzklasse von Tripeln von Punkten p, q, r, die<br />

nicht auf einer Geraden liegen, wobei zwei Tripel (p, q, r) und (p 1 , q 1 , r 1 ) äquivalent sind, falls<br />

1. q = q 1<br />

2. L(p, q) = L(p 1 , q) und p und p 1 liegen auf derselben Seite von q<br />

3. L(r, q) = L(r 1 , q) und r und r 1 liegen auf derselben Seite von q.<br />

Der Punkt q heißt Scheitel des Winkels. Für die Äquivalenzklasse von (p, q, r) schreiben wir ∠(p, q, r).<br />

# 8 Antwort<br />

Satz 1.1.5. Seien (p, q, r) und (p 1 , q 1 , r 1 ) zwei Tripel von Punkten, die jeweils nicht auf einer Geraden<br />

liegen. Gilt pq ≡ p 1 q 1 , pr ≡ p 1 r 1 und ∠(q, p, r) ≡ ∠(q 1 , p 1 , r 1 ), so gilt auch<br />

∠(p, q, r) ≡ ∠(p 1 , q 1 , r 1 ),<br />

∠(p, r, q) ≡ ∠(p 1 , r 1 , q 1 ),<br />

qr ≡ q 1 r 1 . (1.5)<br />

# 7 Antwort<br />

Lemma 1.1.4. Die Kongruenz von Strecken bildet eine Äquivalenzrelation auf der Menge der Strecken.<br />

Beweis. Ein Beweis findet sich in [Bär, Seite 9].<br />

Beweis. Ein Beweis findet sich in [Bär, Seite 10f].


1. Euklidische <strong>Geometrie</strong> # 9 1.1. Der axiomatische Zugang<br />

1. Euklidische <strong>Geometrie</strong> # 10 1.1. Der axiomatische Zugang<br />

Satz: Kongruenz der Nebenwinkel<br />

Satz: Kongruenz der Gegenwinkel<br />

1. Euklidische <strong>Geometrie</strong> # 11 1.1. Der axiomatische Zugang<br />

1. Euklidische <strong>Geometrie</strong> # 12 1.1. Der axiomatische Zugang<br />

Satz: Existenz einer Parallelen<br />

Parallelenaxiom


# 10 Antwort<br />

Satz 1.1.7 (Kongruenz der Gegenwinkel). Seien L und M verschiedene Geraden, die sich in p schneiden.<br />

Seien r, q ∈ L auf zwei verschiedenen Seiten von p, und seien s, t ∈ M ebenfalls auf zwei verschiedenen<br />

Seiten von p. Dann ist ∠(q, p, s) ≡ ∠(r, p, t).<br />

Beweis. Ein Beweis findet sich in [Bär, Seite 11].<br />

# 9 Antwort<br />

Satz 1.1.6 (Kongruenz der Nebenwinkel). Es mögen die paarweise verschiedenen Punkte p, q, s auf einer<br />

Geraden L liegen, dagegen r /∈ L. Analog seien p 1 , q 1 , s 1 ∈ L 1 paarweise verschieden und r 1 /∈ L 1 . Sind<br />

∠(p, q, r) und ∠(p 1 , q 1 , r 1 ) kongruent, so sind auch ∠(s, q, r) und ∠(s 1 , q 1 , r 1 ) kongruent. Der Winkel<br />

∠(s, q, r) wird auch als Nebenwinkel bezeichnet.<br />

Beweis. Ein Beweis findet sich in [Bär, Seite 11f].<br />

# 12 Antwort<br />

Axiom P (Parallelenaxiom): Sei L eine Gerade, p ein Punkt, p /∈ L. Dann gibt es höchstens eine Gerade,<br />

die p enthält und die L nicht schneidet.<br />

# 11 Antwort<br />

Satz 1.1.8 (Existenz einer Parallelen). Sei L eine Gerade, p ein Punkt, p /∈ L. Dann gibt es eine Gerade<br />

M, die p enthält und die L nicht schneidet.<br />

Wir sagen dann, M ist eine Parallele zu L durch p.<br />

Beweis. Ein Beweis findet sich in [Bär, Seite 13f].


1. Euklidische <strong>Geometrie</strong> # 13 1.1. Der axiomatische Zugang<br />

1. Euklidische <strong>Geometrie</strong> # 14 1.2. Das kartesische Modell<br />

Vollständigkeitsaxiome<br />

Von der Axiomatik zum kartesischen Modell<br />

1. Euklidische <strong>Geometrie</strong> # 15 1.2. Das kartesische Modell<br />

1. Euklidische <strong>Geometrie</strong> # 16 1.2. Das kartesische Modell<br />

Definition: Euklidische Bewegung<br />

Definition: Kongruenz


# 14 Antwort<br />

Im axiomatischen Ansatz macht sich seine Schwerfälligkeit störend bemerkbar. Wir charakterisieren deshalb<br />

nun Punkte durch Koordinaten, die die Lage der Punkte in einer Ebene beschreiben. Dies ermöglicht<br />

es, Methoden aus der Algebra und der Infinitesimalrechnung auch in der <strong>Geometrie</strong> zu verwenden. Wir<br />

machen also die Definition<br />

Geraden werden definiert als Punktmengen der Form<br />

P := R 2 . (1.6)<br />

L := L p,v = { x ∈ R 2 : x = p + tv, t ∈ R } , (1.7)<br />

wobei p, v ∈ R 2 , v ≠ 0 fixiert sind. Die Menge der Geraden ist dann<br />

G := { L p,v : p, v ∈ R 2 , v ≠ 0 } . (1.8)<br />

Wir sagen, ein Punkt p ist enthalten in einer Geraden L, wenn p ∈ L im Mengentheoretischen Sinn gilt.<br />

Ein Punkt q ∈ R 2 liegt zwischen p und r ∈ R 2 , p ≠ r, falls es ein t ∈ (0, 1) gibt, sodass q = tp + (1 − t)q<br />

gilt.<br />

# 13 Antwort<br />

Die Daten die wir <strong>zur</strong> axiomatischen Formulierung der euklidischen <strong>Geometrie</strong> benötigen, sind: eine<br />

Menge P, deren Elemente Punkte heißen; eine Menge G, deren Elemente Geraden heißen; eine Relation<br />

∈ zwischen P und G; eine dreistellige Realation ”<br />

zwischen“ auf P; eine Relation ≡ 1 auf der Menge der<br />

Strecken; eine Relation ≡ 2 auf der Menge der Winkel.<br />

Unter einer Erweiterung unserer <strong>Geometrie</strong> verstehen wir ein weiteres 6-Tupel (P ′ , G ′ , ∈ ′ , zwischen ′ , ≡ ′ 1<br />

, ≡ ′ 2 ), sodass P ⊂ P′ , G ⊂ G ′ und die Relationen des neuen 6-Tupels stimmen nach Einschränkung auf P<br />

und G mit den entsprechenden Relationen überein.<br />

- Axiom V 1 (Archimedisches Axiom): Seien pq und rs Strecken. Dann existiert eine natürliche Zahl<br />

n, sodass die Strecke r 1 s n, die durch n-maliges Abtragen der Strecke rs auf der Geraden L(p, q)<br />

entsteht, ausgehend von p in Richtung q die Strecke pq enthält.<br />

- Axiom V 2 (Vollständigkeit): Sei (P ′ , G ′ , ∈ ′ , zwischen ′ , ≡ ′ 1 , ≡′ 2 ) eine Erweiterung unserer <strong>Geometrie</strong>.<br />

Dann ist P ′ = P und G ′ = G.<br />

# 16 Antwort<br />

Definition 1.2.2 (Kongruenz). Zwei Strecken pq und rs heißen kongruent, falls es eine euklidische<br />

Bewegung F ∈ E(2) gibt, sodass<br />

F (p)F (q) = rs. (1.11)<br />

Analog nennen wir den Winkel ∠(p, q, r) kongruent zu ∠(p 1 , q 1 , r 1 ), falls es ein F ∈ E(2) gibt, sodass<br />

∠(F (p), F (q), F (r)) = ∠(p 1 , q 1 , r 1 ). (1.12)<br />

# 15 Antwort<br />

Definition 1.2.1 (Euklidische Bewegung). Sei A ∈ O(n) eine orthogonale Matrix, d. h. sie erfüllt AA t =<br />

Id, wobei A t die zu A transponierte Matrix ist. Sei b ∈ R n . Dann nennt man die Abbildung<br />

F A,b : R n → R n , F A,b (x) = Ax + b, (1.9)<br />

eine euklidische Bewegung. Der Vektor b wird auch als Translationsanteil bezeichnet. Für eine fixierte<br />

Dimension n heißt die Menge aller euklidischen Bewegungen<br />

E(n) := { F A,b : A ∈ O(n), b ∈ R n} (1.10)<br />

euklidische Bewegungsgruppe.


1. Euklidische <strong>Geometrie</strong> # 17 1.2. Das kartesische Modell<br />

1. Euklidische <strong>Geometrie</strong> # 18 1.2. Das kartesische Modell<br />

Satz: Verträglichkeit der Axiomatik mit der euklidischen <strong>Geometrie</strong><br />

Satz: Kosinussatz der euklidischen <strong>Geometrie</strong><br />

1. Euklidische <strong>Geometrie</strong> # 19 1.2. Das kartesische Modell<br />

1. Euklidische <strong>Geometrie</strong> # 20 1.2. Das kartesische Modell<br />

Satz von Pythagoras<br />

Satz: Sinussatz der euklidischen <strong>Geometrie</strong>


# 18 Antwort<br />

Satz 1.2.4 (Kosinussatz der euklidischen <strong>Geometrie</strong>). Seien p, q, r ∈ R 2 . Seien a = ‖p − q‖, b = ‖p − r‖<br />

und c = ‖q − r‖ die Seitenlängen des Dreiecks mit den Ecken p, q, r. Sei γ der Innenwinkel in der Ecke<br />

p, dann gilt<br />

# 17 Antwort<br />

Satz 1.2.3. Die Axiome der ebenen euklidischen <strong>Geometrie</strong> sind für das kartesische Modell gültig.<br />

c 2 = a 2 + b 2 − 2ab cos(γ). (1.13)<br />

Beweis. Ein Beweis findet sich in [Bär, Seite 20].<br />

# 20 Antwort<br />

Satz 1.2.6 (Sinussatz der euklidischen <strong>Geometrie</strong>). Bezeichnen wir den Winkel in der Ecke q mit β und<br />

in der Ecke r mit α, so gilt<br />

a<br />

b = sin α<br />

sin β . (1.15)<br />

# 19 Antwort<br />

Korollar 1.2.5 (Satz von Pythagoras). Sind die Bezeichnungen wie in Satz 1.2.4 und ist der Winkel<br />

ein rechter, γ = π/2, so gilt<br />

a 2 + b 2 = c 2 . (1.14)<br />

Beweis. Ein Beweis verwendet den Kosinussatz und findet sich in [Bär, Seite 21].


1. Euklidische <strong>Geometrie</strong> # 21 1.2. Das kartesische Modell<br />

2. Kurventheorie # 22 2.1. Kurven in R n<br />

Satz: Winkelsumme im euklidischen Dreieck<br />

Definition: Parametrisierte Kurve<br />

2. Kurventheorie # 23 2.1. Kurven in R n<br />

2. Kurventheorie # 24 2.1. Kurven in R n<br />

Beispiele für parametrisierte Kurven<br />

Definition: Parametertransformation


# 22 Antwort<br />

Wir wollen nun die Werkzeuge der Differential- und Integralrechnung benutzen, um Kurven im n-<br />

dimensionalen Raum zu beschreiben. Unter einer Kurve stellen wir uns anschaulich ein, in der Regel<br />

verbogenes, in den Raum gelegtes Geradenstück vor.<br />

Definition 2.1.1 (Parametrisierte Kurve). Sei I ⊂ R ein Intervall. Eine parametrisierte Kurve ist eine<br />

unendlich oft differenzierbare Abbildung c : I → R n . Eine parametrisierte Kurve heißt regulär, falls ihr<br />

Geschwindigkeitsvektor nirgends verschwindet, ċ(t) ≠ 0 für alle t ∈ I.<br />

# 21 Antwort<br />

Satz 1.2.7 (Winkelsumme im euklidischen Dreieck). Für die Winkelsumme im euklidischen Dreieck gilt<br />

α + β + γ = π. (1.16)<br />

Beweis. Ein Beweis, der zunächst den rechtwinkligen Fall und anschließend den allgemeinen Fall betrachtet,<br />

findet sich in [Bär, Seite 22f].<br />

# 24 Antwort<br />

Definition 2.1.2 (Parametertransformation). Sei c : I → R n eine parametrisierte Kurve. Eine Parametertransformation<br />

von c ist eine bijektive Abbildung ϕ : J → I, wobei J ⊂ R ein weiteres Intervall<br />

ist, sodass sowohl ϕ, als auch ϕ −1 : I → J unendlich oft differenzierbar sind. Die parametrisierte Kurve<br />

˜c = c ◦ ϕ : J → R n heißt Umparametrisierung von c.<br />

# 23 Antwort<br />

Beispiel (Parametrisierte Kurven).<br />

- Gerade: Eine Gerade können wir folgendermaßen als reguläre parametrisierte Kurve schreiben:<br />

c : R → R n , c(t) = c 0 + t · v, (2.1)<br />

wobei c 0 ∈ R n und v ∈ R n \ {0}.<br />

- Kreislinie: Eine Kreislinie in der Ebene um den Mittelpunkt (0, 0) mit Radius r > 0 sieht folgendermaßen<br />

aus<br />

( )<br />

c : R → R n r · cos t<br />

, c(t) =<br />

. (2.2)<br />

r · sin t<br />

- Schraubenlinie: Eine Schraubenlinie im 3-dimensionalen Ruam kann so parametrisiert werden<br />

⎛<br />

c : R → R 3 , c(t) = ⎝ r · sin t<br />

⎞<br />

r · cos t⎠ , (2.3)<br />

h · t<br />

wobei r > 0 und h > 0.<br />

- Traktrix: Die folgende reguläre parametrisierte Kurve wird als Traktrix oder Schleppkurve bezeichnet<br />

(<br />

)<br />

c : (0, π/2) → R 2 sin t<br />

, c(t) =<br />

. (2.4)<br />

cos t + ln tan (t/2)


2. Kurventheorie # 25 2.1. Kurven in R n<br />

2. Kurventheorie # 26 2.1. Kurven in R n<br />

Definition: Orientierungserhaltung<br />

Definition: Kurve<br />

2. Kurventheorie # 27 2.1. Kurven in R n<br />

2. Kurventheorie # 28 2.1. Kurven in R n<br />

Definition: Spur<br />

Definition: Orientierte Kurve


# 26 Antwort<br />

Definition 2.1.4 (Kurve). Eine Kurve ist eine Äquivalenzklasse von regulären parametrisierten Kurven,<br />

wobei diese als äquivalent angesehen werden, wenn sie Umparametrisierungen voneinander sind.<br />

# 25 Antwort<br />

Definition 2.1.3 (Orientierungserhaltung). Eine Parametertransformation ϕ heißt orientierungserhaltend,<br />

falls ˙ϕ(t) > 0 für alle t. Die Parametertransformation ϕ heißt orientierungsumkehrend, falls ˙ϕ(t) < 0<br />

für alle t.<br />

# 28 Antwort<br />

Definition 2.1.6 (Orientierte Kurve). Eine orientierte Kurve ist eine Äquivalenzklasse von parametrisierten<br />

Kurven, wobei diese als äquivalent angehsehen werden, wenn sie durch orientierungserhaltende<br />

Parametertransformationen auseinander hervorgehen.<br />

Jede Kurve besitzt genau zwei Orientierungen.<br />

# 27 Antwort<br />

Definition 2.1.5 (Spur). Wird eine Kurve durch eine reguläre parametrisierte Kurve c : I → R n<br />

repräsentiert, dann nennt man das Bild c(I) auch die Spur der Kurve.


2. Kurventheorie # 29 2.1. Kurven in R n<br />

2. Kurventheorie # 30 2.1. Kurven in R n<br />

Definition: Nach Bogenlänge parametrisiert<br />

Proposition: Existenz einer Parametrisierung nach Bogenlänge<br />

2. Kurventheorie # 31 2.1. Kurven in R n<br />

2. Kurventheorie # 32 2.1. Kurven in R n<br />

Lemma: Eigenschaft der Parametertransformation<br />

Definition: Länge


# 30 Antwort<br />

Proposition 2.1.8. Zu jeder regulären parametrisierten Kurve c gibt es eine orientierungserhaltende<br />

Parametertransformation ϕ, sodass die Umparametrisierung c ◦ ϕ nach Bogenlänge parametrisiert ist.<br />

Beweis. Ein Beweis findet sich in [Bär, Seite 31f].<br />

# 29 Antwort<br />

Definition 2.1.7 (Nach Bogenlänge parametrisiert). Eine nach Bogenlänge parametrisierte Kurve ist<br />

eine reguläre parametrisierte Kurve c : I → R n , mit ‖ċ(t)‖ = 1 für alle t ∈ I.<br />

Eine proportional <strong>zur</strong> Bogenlänge parametrisierte Kurve ist eine reguläre parametrisierte Kurve c : I →<br />

R n , für die ‖ċ‖ konstant, aber nicht unbedingt gleich 1, ist.<br />

# 32 Antwort<br />

Definition 2.1.10 (Länge). Sei c : [a, b] → R n eine parametrisierte Kurve. Dann heißt<br />

∫ b<br />

L[c] := ‖ċ(t)‖ dt, (2.5)<br />

a<br />

Länge von c.<br />

# 31 Antwort<br />

Lemma 2.1.9. Sind c 1 : I 1 → R n und c 2 : I 2 → R n Parametrisierungen nach der Bogenlänge derselben<br />

Kurve, so ist die zugehörige Parametertransformation ϕ : I 1 → I 2 mit c 1 = c 2 ◦ ϕ von der Form<br />

ϕ(t) = ±t + t 0 für ein t 0 ∈ R, falls c 1 und c 2 gleich (bzw. entgegengesetzt) orientiert sind.<br />

Beweis. Ein Beweis findet sich in [Bär, Seite 32].


2. Kurventheorie # 33 2.1. Kurven in R n<br />

2. Kurventheorie # 34 2.1. Kurven in R n<br />

Lemma: Eigenschaft der Länge<br />

Korrolar: Länge einer nach Bogenlänge parametrisierten Kurve<br />

2. Kurventheorie # 35 2.1. Kurven in R n<br />

2. Kurventheorie # 36 2.1. Kurven in R n<br />

Definition: Periode<br />

Definition: Einfach geschlossen


# 34 Antwort<br />

Korollar 2.1.12. Eine nach Bogenlänge parametrisierte Kurve ist gerade so lang, wie das Parameterintervall<br />

L [ ∫<br />

] s<br />

c| [a,s] = 1 dt = s − a. (2.6)<br />

a<br />

# 33 Antwort<br />

Lemma 2.1.11. Die Länge parametrisierter Kurven ändert sich beim Umparametrisieren nicht .<br />

Beweis. Ein Beweis findet sich in [Bär, Seite 33].<br />

# 36 Antwort<br />

Definition 2.1.14 (Einfach geschlossen). Eine geschlossene Kurve heißt einfach geschlossen, falls sie<br />

eine periodische reguläre Parametrisierung c mit Periode L hat, sodass c| [0,L] injektiv ist.<br />

# 35 Antwort<br />

Definition 2.1.13 (Periode). Eine parametrisierte Kurve c : R → R n heißt periodisch mit Periode L,<br />

falls für alle t ∈ R gilt c(t+L) = c(t), L > 0, und es kein 0 < L ′ < L gibt, sodass ebenfalls c(t+L ′ ) = c(t)<br />

für alle t ∈ R. Eine Kurve heißt geschlossen, falls sie eine periodische reguläre Parametrisierung besitzt.


2. Kurventheorie # 37 2.2. Ebene Kurven<br />

2. Kurventheorie # 38 2.2. Ebene Kurven<br />

Definition: Ebene Kurve<br />

Definition: Normalenvektor, Krümmung<br />

2. Kurventheorie # 39 2.2. Ebene Kurven<br />

2. Kurventheorie # 40 2.2. Ebene Kurven<br />

Lemma: Formel für die Krümmung<br />

Proposition: Frenet-Gleichung


# 38 Antwort<br />

Definition 2.2.2 (Normalenvektor, Krümmung). Sei c : I → R 2 eine nach Bogenlänge parametrisierte<br />

Kurve. Wir definieren das Normalenfeld durch<br />

( ) 0 −1<br />

n(t) :=<br />

· ċ(t). (2.7)<br />

1 0<br />

# 37 Antwort<br />

Definition 2.2.1 (Ebene Kurve). Eine parametrisierte Kurve c : I → R n heißt ebene parametrisierte<br />

Kurve. Analog sind ebene reguläre parametrisierte Kurven, ebene Kurven und ebene orientierte Kurven<br />

definiert.<br />

Die Definition ist so gemacht, dass (ċ(t), n(t)) stets eine positiv orientierte Orthonormalbasis von R 2<br />

bilden. Da c noch Bogenlänge parametrisiert ist, gilt 〈ċ, ċ〉 = 1 und nach Differentiation dieser Gleichung<br />

0 ≡ 〈¨c, ċ〉 + 〈ċ, ¨c〉 = 2 〈¨c, ċ〉 . (2.8)<br />

Also stehen ċ(t) und ¨c(t) senkrecht aufeinander. Somit ist ¨c(t) ein Vielfaches des Normalenvektors n(t)<br />

¨c(t) = κ(t) · n(t). (2.9)<br />

Die Funktion κ : I → R heißt Krümmung von c. Sie ist ein Maß dafür, wie stark eine Kurve von einer<br />

Geraden abweicht. Ist c nach Bogenlänge parametrisiert, so ist c genau dann eine Gerade, wenn κ ≡ 0.<br />

Die Krümmung ist positiv, wenn sich die Kurve in Richtung ihres Normalenvektors krümmt, d. h. in<br />

Durchlaufrichtung nach links und negativ, wenn sie sich nach rechts krümmt.<br />

# 40 Antwort<br />

Proposition 2.2.4 (Frenet-Gleichung). Sei c : I → R 2 eine ebene nach Bogenlänge parametrisierte<br />

Kurve. Wir setzen v := ċ. Sei κ die Krümmung von c, und sei n der Normalenvektor. Dann gilt<br />

( )<br />

0 −κ(t)<br />

( ˙v(t), ṅ(t)) = (v(t), n(t))<br />

. (2.11)<br />

κ(t) 0<br />

# 39 Antwort<br />

Lemma 2.2.3. Sei c eine ebene parametrisierte Kurve. Die Krümmung lässt sich auch berechnen durch<br />

die Formel<br />

κ(t) =<br />

det(ċ(t), ¨c(t))<br />

‖ċ(t)‖ 3 . (2.10)<br />

Beweis. Ein Beweis findet sich in [Bär, Seite 42].


2. Kurventheorie # 41 2.2. Ebene Kurven<br />

2. Kurventheorie # 42 2.2. Ebene Kurven<br />

Definition: Umlaufzahl<br />

Lemma: Umlaufzahl bei Umparametrisierung<br />

2. Kurventheorie # 43 2.2. Ebene Kurven<br />

2. Kurventheorie # 44 2.2. Ebene Kurven<br />

Satz: Zusammenhang zwischen Umlaufzahl und Krümmung<br />

Definition: Sternförmig


# 42 Antwort<br />

Lemma 2.2.6. Seien c 1 , c 2 : R → R 2 zwei ebene nach Bogenlänge parametrisierte Kurven, periodisch<br />

mit Periode L. Entsteht c 2 aus c 1 durch eine orientierungserhaltende (orientierungsumkehrende) Parametertransformation,<br />

so gilt<br />

n c1 = ±n c2 . (2.14)<br />

# 41 Antwort<br />

Definition 2.2.5 (Umlaufzahl). Sei c : R → R 2 eine ebene nach Bogenlänge parametrisierte Kurve,<br />

periodisch mit Periode L. Sei θ : R → R<br />

( ) cos(θ(t))<br />

ċ(t) =<br />

. (2.12)<br />

sin(θ(t))<br />

Beweis. Ein Beweis findet sich in [Bär, Seite 45f].<br />

Dann heißt<br />

Umlaufzahl von c.<br />

n c := 1 (θ(L) − θ(0)) (2.13)<br />

2π<br />

# 44 Antwort<br />

Definition 2.2.8 (Sternförmig). Sei X ⊂ R n und x 0 ∈ X. Dann heißt X sternförmig bezüglich x 0 , falls<br />

für jeden Punkt x ∈ X auch die ganze Strecke zwischen x und x 0 ganz in X enthalten ist, d. h. für alle<br />

t ∈ [0, 1] gilt<br />

tx + (1 − t)x 0 ∈ X. (2.16)<br />

# 43 Antwort<br />

Satz 2.2.7. Sei c : R → R 2 eine nach Bogenlänge parametrisierte periodische ebene Kurve mit Periode<br />

L. Sei κ : R → R die Krümmung von c. Dann gilt<br />

n c = 1<br />

2π<br />

∫ L<br />

κ(t) dt. (2.15)<br />

0<br />

Beweis. Ein Beweis findet sich in [Bär, Seite 46f].


2. Kurventheorie # 45 2.2. Ebene Kurven<br />

2. Kurventheorie # 46 2.2. Ebene Kurven<br />

Liftungslemma<br />

Satz: Umlaufzahl einer ebenen geschlossenen Kurve<br />

2. Kurventheorie # 47 2.2. Ebene Kurven<br />

2. Kurventheorie # 48 2.2. Ebene Kurven<br />

Definition: Konvex<br />

Satz: Zusammenhang zwischen Krümmung und der Eigenschaft Konvex


# 46 Antwort<br />

Satz 2.2.10 (Umlaufsatz). Eine einfach geschlossene orientierte ebene Kurve hat Umlaufzahl ±1.<br />

Beweis. Ein Beweis findet sich in [Bär, Seite 50ff].<br />

# 45 Antwort<br />

Lemma 2.2.9 (Liftungslemma). Sei X ⊂ R n sternförmig bzgl. x 0 . Sei e : X → S 1 ⊂ R 2 eine stetige<br />

Abbildung. Dann existiert eine stetige Abbildung θ : X → R, sodass<br />

( ) cos(θ(x))<br />

e(x) =<br />

, (2.17)<br />

sin(θ(x))<br />

für alle x ∈ X. Die Abbildung θ ist durch die Vorgabe θ(x 0 ) = θ 0 eindeutig bestimmt.<br />

Beweis. Ein Beweis findet sich in [Bär, Seite 48f].<br />

# 48 Antwort<br />

Satz 2.2.12. Sei c : R → R 2 eine Parametrisierung nach der Bogenlänge einer einfach geschlossenen<br />

ebenen Kurve. Sei κ : R → R die Krümmung. Die Kurve ist genau dann konvex, wenn κ(t) ≥ 0 für alle<br />

t ∈ R oder κ(t) ≤ 0 für alle t ∈ R.<br />

# 47 Antwort<br />

Definition 2.2.11 (konvex). Eine ebene Kurve heißt konvex, falls für jeden ihrer Punkte gilt: Die Kurve<br />

liegt ganz auf einer Seite ihrer Tangente durch diesen Punkt.<br />

Beweis. Ein Beweis findet sich in [Bär, Seite 53ff].


2. Kurventheorie # 49 2.2. Ebene Kurven<br />

2. Kurventheorie # 50 2.2. Ebene Kurven<br />

Definition: Scheitel<br />

Lemma: Schnittpunkte einer konvexen Kurve mit einer Geraden<br />

2. Kurventheorie # 51 2.2. Ebene Kurven<br />

2. Kurventheorie # 52 2.2. Ebene Kurven<br />

Vierscheitelsatz<br />

Lemma: Flächeninhalt


# 50 Antwort<br />

Lemma 2.2.14. Schneidet eine einfach geschlossene ebene konvexe Kurve eine Gerade in mehr als zwei<br />

Punkten, so enthält die Kurve ein ganzes Segment dieser Gerade und hat damit insbesondere unendlich<br />

viele Schnittpunkte mit der Geraden.<br />

# 49 Antwort<br />

Definition 2.2.13 (Scheitel). Sei c : I → R 2 eine nach Bogenlänge parametrisierte ebene Kurve. Wir<br />

sagen c hat einen Scheitel in t 0 ∈ I, falls ˙κ(t 0 ) = 0.<br />

Beweis. Ein Beweis findet sich in [Bär, Seite 57ff].<br />

Lemma 2.2.15. Schneidet eine einfache geschlossene ebene konvexe Kurve eine Gerade in mehr als<br />

einem Punkt tangential, so enthält die Kurve ein ganzes Geradensegment.<br />

Beweis. Ein Beweis findet sich in [Bär, Seite 59].<br />

# 52 Antwort<br />

Lemma 2.2.17 (Flächeninhalt). Sei G ⊂ R 2 ein beschränktes Gebiet, berandet von der einfach geschlossenen<br />

ebenen Kurve c. Sei c(t) = (x(t), y(t)) t eine periodische Parametrisierung von c mit Periode<br />

L, die das Gebiet im mathematisch positiven Sinn umläuft, d. h. mit Umlaufzahl +1. Dann gilt<br />

∫ L<br />

∫ L<br />

A[G] = − ẋ(t)y(t) dt = x(t)ẏ(t) dt =<br />

0<br />

0<br />

= 1 ∫ L<br />

(x(t)ẏ(t) − ẋ(t)y(t)) dt. (2.18)<br />

2 0<br />

# 51 Antwort<br />

Satz 2.2.16 (Vierscheitelsatz). Ist c : R → R 2 eine periodische nach Bogenlänge parametrisierte konvexe<br />

ebene Kurve mit Periode L, dann hat c mindestens vier Scheitel in [0, L].<br />

Beweis. Ein Beweis findet sich in [Bär, Seite 59ff].<br />

Beweis. Ein Beweis findet sich in [Bär, Seite 62].


2. Kurventheorie # 53 2.2. Ebene Kurven<br />

2. Kurventheorie # 54 2.2. Ebene Kurven<br />

Satz: Isoperimetrische Ungleichung<br />

Beispiele: Ebene Kurven<br />

2. Kurventheorie # 55 2.2. Ebene Kurven<br />

2. Kurventheorie # 56 2.2. Ebene Kurven<br />

Definition: Krümmungskreis, Evolute<br />

Hauptsatz der ebenen Kurventheorie


# 54 Antwort<br />

Beispiel (Ebene Kurven).<br />

- Ellipse: Betrachten wir die Ellipse, parametrisiert durch<br />

c : R → R 2 , c(t) =<br />

mit 0 < a < b. Sie hat genau vier Scheitel in t ∈ {0, π/2, π, 3π/2}.<br />

- Neilsche Parabel: Die Menge<br />

( ) a cos(t)<br />

, (2.20)<br />

b sin(t)<br />

# 53 Antwort<br />

Satz 2.2.18 (Isoperimentrische Ungleichung). Sei G ⊂ R 2 ein beschränktes Gebiet, berandet von der<br />

einfach geschlossenen ebenen Kurve c. Sei A[G] der Flächeninhalt des Gebietes. Dann gilt<br />

Gleichheit gilt genau dann, wenn c ein Kreis ist.<br />

Beweis. Ein Beweis findet sich in [Bär, Seite 62ff].<br />

4πA[G] ≤ L[c] 2 . (2.19)<br />

P = { (x, y) t ∈ R 2 : y 2 = x 3 , y > 0 } (2.21)<br />

beschreibt den oberen Zweig der Neilschen Parabel. Ihre Krümmung nimmt bei richtiger Wahl der<br />

Orientierung alle Werte aus (0, ∞) an.<br />

- Klothoide: Die Klothoide ist gegeben durch die reguläre Parametrisierung<br />

c(t) =<br />

(√ ∫<br />

π<br />

t<br />

0 cos( )<br />

πτ 2 /2)dτ<br />

√ ∫<br />

π<br />

t<br />

0 sin( πτ 2 . (2.22)<br />

/2)dτ<br />

Die Krümmung in jedem Kurvenpunkt stimmt bis auf das Vorzeichen stets mit der Länge des<br />

Kurvenstücks von diesem Punkt zum Ursprung überein.<br />

# 56 Antwort<br />

Satz 2.2.20 (Hauptsatz der ebenen Kurventheorie). Sei I ⊂ R ein Intervall, seien κ : I → R eine<br />

glatte Funktionen. Dann existiert eine nach Bogenlänge parametrisierte Raumkurve c : I → R 2 mit<br />

Krümmung κ. Diese ebene Kurve ist bis auf Dahinterschaltung von orientierungserhaltenden euklidischen<br />

Bewegungen eindeutig.<br />

# 55 Antwort<br />

Definition 2.2.19 (Krümmungskreis, Evolute). Sei c : I → R 2 eine nach Bogenlänge parametrisierte<br />

ebene Kurve. Sei t 0 ∈ I mit κ(t 0 ) ≠ 0. Der Krümmungskreis an c in t 0 ist der Kreis mit Mittelpunkt<br />

M(t 0 ) und Radius R(t 0 )<br />

M(t 0 ) = c(t 0 ) + 1<br />

κ(t 0 ) n(t 0), R(t 0 ) = 1<br />

|κ(t 0 )| . (2.23)<br />

Die Menge der Krümmungsmittelpunkte einer Kurve c nennet man die Evolute von c.


2. Kurventheorie # 57 2.3. Raumkurven<br />

2. Kurventheorie # 58 2.3. Raumkurven<br />

Definition: Raumkurve<br />

Definition: Krümmung einer Raumkurve<br />

2. Kurventheorie # 59 2.3. Raumkurven<br />

2. Kurventheorie # 60 2.3. Raumkurven<br />

Definition: Normalenvektor einer Raumkurve<br />

Definition: Binormalenvektor


# 58 Antwort<br />

Definition 2.3.2 (Krümmung (einer Raumkurve)). Sei c : I → R 3 eine nach Bogenlänge parametrisierte<br />

Raumkurve. Die Funktion κ : I → R, κ(t) := ‖¨c(t)‖ heißt Krümmung von c.<br />

# 57 Antwort<br />

Definition 2.3.1 (Raumkurve). Eine parametrisierte Kurve c : I → R 3 heißt parametrisierte Raumkurve.<br />

Analog sind reguläre parametrisierte Raumkurve, Raumkurven und orientierte Raumkurven definiert.<br />

# 60 Antwort<br />

Definition 2.3.4 (Binormalenvektor). Sei c : I → R 3 eine nach Bogenlänge parametrisierte Raumkurve.<br />

Sei t 0 ∈ I und κ(t 0 ) ≠ 0. Dann heißt<br />

# 59 Antwort<br />

Definition 2.3.3 (Normalenvektor (einer Raumkurve)). Sei c : I → R 3 eine nach Bogenlänge parametrisierte<br />

Raumkurve. Sei t 0 ∈ I und κ(t 0 ) ≠ 0. Dann heißt<br />

der Binormalenvektor von c in t 0 .<br />

b(t 0 ) := ċ(t 0 ) × n(t 0 ) (2.25)<br />

der Normalenvektor von c in t 0 .<br />

n(t 0 ) := ¨c(t 0)<br />

κ(t 0 ) = ¨c(t 0)<br />

‖¨c(t 0 )‖<br />

(2.24)


2. Kurventheorie # 61 2.3. Raumkurven<br />

2. Kurventheorie # 62 2.3. Raumkurven<br />

Definition: Begleitendes Dreibein<br />

Definition: Torsion<br />

2. Kurventheorie # 63 2.3. Raumkurven<br />

2. Kurventheorie # 64 2.3. Raumkurven<br />

Frenet-Gleichung für Raumkurven<br />

Beispiel: Schraubenlinie


# 62 Antwort<br />

Definition 2.3.6 (Torsion). Sei c : I → R 3 eine nach Bogenlänge parametrisierte Raumkurve. Sei t 0 ∈ I<br />

mit κ(t 0 ) ≠ 0, sei (ċ(t 0 ), n(t 0 ), b(t 0 )) das begleitende Dreibein von c in t 0 . Dann heißt<br />

# 61 Antwort<br />

Definition 2.3.5 (Begleitendes Dreibein). Die Orthonormalbasis (ċ(t 0 ), n(t 0 ), b(t 0 )) heißt begleitendes<br />

Dreibein von c in t 0 .<br />

die Torsion (oder auch Windung) von c in t 0 .<br />

τ(t 0 ) := 〈ṅ(t 0 ), b(t 0 )〉 (2.26)<br />

# 64 Antwort<br />

Beispiel (Schraubenlinie). Betrachten wir die Schraubenlinie, parametrisiert durch<br />

⎛<br />

c : R → R 3 , c(t) = ⎝ cos( t/ √ ⎞<br />

2)<br />

sin(t/ √ 2) ⎠ . (2.28)<br />

t/ √ 2<br />

Sie hat konstante Krümmung κ = 1/2 und konstante Torsion τ = 1/2.<br />

# 63 Antwort<br />

Proposition 2.3.7 (Frenet-Gleichungen). Sei c : I → R 3 eine nach Bogenlänge parametrisierte Raumkurve<br />

mit positiver Krümmung, κ(t) > 0 für alle t ∈ I. Sei (v, n, b) das begleitende Dreibein von c, sei τ<br />

die Torsion. Dann gilt<br />

⎛<br />

( ˙v(t), ṅ(t), ḃ(t)) = (v(t), n(t), b(t)) ⎝ 0 −κ(t) 0<br />

⎞<br />

κ(t) 0 −τ(t) ⎠ . (2.27)<br />

0 τ(t) 0<br />

Beweis. Ein Beweis findet sich in [Bär, Seite 68].


2. Kurventheorie # 65 2.3. Raumkurven<br />

2. Kurventheorie # 66 2.3. Raumkurven<br />

Hauptsatz der Raumkurventheorie<br />

Definition: Totalkrümmung<br />

2. Kurventheorie # 67 2.3. Raumkurven<br />

2. Kurventheorie # 68 2.3. Raumkurven<br />

Satz von Fenchel<br />

Definition: Isotopie


# 66 Antwort<br />

Definition 2.3.9 (Totalkrümmung). Wir definieren für eine periodische nach Bogenlänge parametrisierte<br />

Raumkurve c mit Periode L die Totalkrümmung durch<br />

∫ L<br />

κ(c) := κ(t) dt. (2.29)<br />

0<br />

# 65 Antwort<br />

Satz 2.3.8 (Hauptsatz der Raumkurventheorie). Sei I ⊂ R ein Intervall, seien κ, τ : I → R glatte<br />

Funktionen, κ > 0. Dann existiert eine nach Bogenlänge parametrisierte Raumkurve c : I → R 3 mit<br />

Krümmung κ und Windung τ. Diese Raumkurve ist bis auf Dahinterschaltung von orientierungserhaltenden<br />

euklidischen Bewegungen eindeutig.<br />

Beweis. Ein Beweis findet sich in [Bär, Seite 70ff].<br />

# 68 Antwort<br />

Definition 2.3.11 (Isotopie). Eine Isotopie des R 3 ist eine stetige Abbildung Φ : [0, 1] × R 3 → R 3 ,<br />

sodass für jedes feste t ∈ [0, 1] die Abbildung Φ(t, ·) : R 3 → R 3 ein Homöomorphismus ist. Zwei einfach<br />

geschlossene Raumkurven c 0 und c 1 heißen ambient isotop, falls es eine Isotopie Φ des R 3 gibt mit<br />

Φ(0, x) = x für alle x ∈ R 3 und Φ(1, Spur(c 0 )) = Spur(c 1 ).<br />

Anschaulich interpretieren wir t ∈ [0, 1] als Deformationsparameter. Die Kurve c 0 wird mittels Φ in die<br />

Kurve c 1 verbogen. Das Wort ambient deutet an, dass nicht nur die Kurven abgebildet werden, sondern<br />

dass der Homöomorphismus Φ(t, ·) stets den ganzen umgebenden R 3 verbiegt.<br />

# 67 Antwort<br />

Satz 2.3.10 (Fenchel). Sei c eine einfach geschlossene Raumkurve. Dann gilt<br />

κ(c) ≥ 2π, (2.30)<br />

und Gleichheit gilt genau dann, wenn c eine konvexe ebene Kurve ist.<br />

Beweis. Ein Beweis findet sich in [Bär, Seite 86f].


2. Kurventheorie # 69 2.3. Raumkurven<br />

2. Kurventheorie # 70 2.3. Raumkurven<br />

Definition: Knoten<br />

Satz von Fary, Milnor<br />

3. Klassische Flächentheorie # 71 3.1. Reguläre Flächen<br />

3. Klassische Flächentheorie # 72 3.1. Reguläre Flächen<br />

Definition: Reguläre Fläche<br />

Definition: Lokale Parametrisierung


# 70 Antwort<br />

Satz 2.3.13 (Fary, Milnor). Sei c eine verknotete einfach geschlossene Raumkurve. Dann gilt<br />

κ(c) ≥ 4π. (2.31)<br />

# 69 Antwort<br />

Definition 2.3.12 (Knoten). Eine ambiente Isotopieklasse von einfach geschlossenen Raumkurven heißt<br />

Knoten. Eine einfach geschlossene Raumkurve heißt unverknotet, falls sie ambient isotop zu einer ebenen<br />

Kreislinie ist. Ansonsten heißt sie verknotet.<br />

Beweis. Ein Beweis findet sich in [Bär, Seite 88ff].<br />

# 72 Antwort<br />

Definition 3.1.2 (Lokale Parametrisierung). Die Abbildung F : U → S ∩ V aus Definition 3.1 oder<br />

auch das Tripel (U, F, V ) heißt lokale Parametrisierung von S um p. Die Menge S ∩ V heißt Koordinatenumgebung<br />

von p. Die Komponenten u 1 und u 2 von u = (u 1 , u 2 ) t heißen dann auch Koordinaten des<br />

Punktes F (u) ∈ S bzgl. der Parametrisierung F .<br />

# 71 Antwort<br />

Flächen im dreidimensionalen Raum sind zweidimensionale Objekte, d. h. die Punkte auf einer Fläche<br />

können durch zwei unabhängige reelle Parameter beschrieben werden. Im Gegensatz zu Kurven, die wir<br />

stets als Ganzes parametrisiert haben, verlangen wir bei Flächen nur, dass man jeweils kleine Stücke der<br />

Fläche durch eine Parametrisierung beschreiben kann.<br />

Definition 3.1.1 (Reguläre Fläche). Sei S ⊂ R 3 eine Teilmenge. Wir nennen S eine reguläre Fläche,<br />

falls es zu jedem Punkt p ∈ S eine offene Umgebung C von p im R 3 gibt, sowie eine offene Teilmenge<br />

U ⊂ R 2 und eine glatte Abbildung F : U → R 3 , derart dass gilt<br />

1. F (U) = S ∩ V und F : U → S ∩ V ist ein Homöomorphismus.<br />

2. Die Jacobiematrix D uF hat für jeden Punkt u ∈ U den Rang 2.<br />

Bedingung 1 besagt, dass die Punkte auf der Fläche S, die nahe bei p liegen, nämlich die, die auch in V<br />

sind, über die Abbildung F gerade durch die zwei Parameter beschrieben werden, nämlich die Koordinaten<br />

der Punkte aus U ⊂ R 2 . Bedingung 2 sorgt dafür, dass diese beiden Parameter auch wirklich unabhängig<br />

voneinander sind.


3. Klassische Flächentheorie # 73 3.1. Reguläre Flächen<br />

3. Klassische Flächentheorie # 74 3.1. Reguläre Flächen<br />

Beispiele: Reguläre Flächen, ihre Parametrisierungen und<br />

Koordinatenumgebungen<br />

Die Stereographischen Projektionen als eine Parametrisierung der<br />

Sphäre<br />

3. Klassische Flächentheorie # 75 3.1. Reguläre Flächen<br />

3. Klassische Flächentheorie # 76 3.1. Reguläre Flächen<br />

Proposition: Hinreichende Bedingung an reguläre Flächen<br />

Beispiel für die hinreichende Bedingung an eine reguläre Fläche


# 74 Antwort<br />

Beispiel (Stereographische Porjektionen). Sphäre: Wir betrachten<br />

S = S 2 = { (x, y, z) t ∈ R 3 : x 2 + y 2 + z 2 = 1 } . (3.4)<br />

Die sog. stereographischen Projektionen bieten uns eine Möglichkeit, die Sphäre mit nur zwei Koordinatenumgebungen<br />

vollständig zu parametrisieren. Sei N = (0, 0, 1) t der Nordpol und sei M = S 2 \ N.<br />

Die Ebene z = 0 verläuft durch die Mitte der Sphäre, der Äquator ist der Schnitt der Sphäre mit dieser<br />

Ebene.<br />

Für alle Punkte p ∈ M gibt es eine eindeutige Gerade durch N und P , und diese Gerade schneidet z = 0<br />

in genau einem Punkt P . Wir definieren die stereographische Projektion durch genau diesen Punkt P in<br />

der Ebene und erhalten in kartesischen Koordinaten (x, y, z) auf der Sphäre und (X, Y ) in der Ebene die<br />

Projektion und ihre Umkehrabbildung durch:<br />

( x<br />

(X, Y ) =<br />

(<br />

(x, y, z) =<br />

1 − z , y<br />

1 − z<br />

)<br />

, (3.5)<br />

2X<br />

1 + X 2 + Y 2 , 2Y<br />

1 + X 2 + Y 2 , −1 + X2 + Y 2 )<br />

1 + X 2 + Y 2 . (3.6)<br />

# 73 Antwort<br />

Beispiel (Koordinatenumgebungen).<br />

- Affine Ebene: Die affine Ebene durch den Punkt p ∈ R 3 , aufgespannt durch die linear unabhängigen<br />

Vektoren X, Y ∈ R 3 , ist die Menge<br />

S = { p + u 1 · X + u 2 · Y : u 1 , u 2 ∈ R 3} . (3.1)<br />

Wir kommen mit einer einzigen Parametrisierung aus. Wir setzen V := R 3 , U := R 2 und F : U →<br />

R 3 , F (u 1 , u 2 ) := p + u 1 · X + u 2 · Y .<br />

- Funktionsgraphen: Sei U ⊂ R 2 offen, f : U → R eine glatte Funktion. Wir betrachten den Graphen<br />

von f<br />

S = { (x, y, z) t ∈ R 3 : (x, y) t ∈ U, z = f(x, y) } . (3.2)<br />

Auch in diesem Fall kommen wir mit einer einzigen Koordinatenumgebung aus. Wir setzen wieder<br />

V := R 3 und<br />

F : U → R 3 , F (x, y) := (x, y, f(x, y)) t . (3.3)<br />

Ein analoges Vorgehen für M ′ = S 2 \ { (0, 0, −1) t} liefert die stereographische Projektion durch den<br />

Südpol und tatsächlich überdecken M und M ′ die Sphäre vollständig M ∪ M ′ = S 2 .<br />

# 76 Antwort<br />

Beispiel (Ellipsoid als reguläre Fläche). Betrachten wir für nicht verschwindende Konstanten a, b, c ∈ R<br />

S := { (x, y, z) t ∈ R 3 : x 2 /a 2 + y 2 /b 2 + z 2 /c 2 = 1 } . (3.8)<br />

Wenn wir V 0 := R 3 und f : R 3 → R, f(x, y, z) := x 2 /a 2 + y 2 /b 2 + z 2 /c 2 − 1 setzen, so ist<br />

S = { (x, y, z) t ∈ R 3 : f(x, y, z) = 0 } . (3.9)<br />

Nun müssen wir überprüfen, dass der Gradient von f für kein p ∈ S verschwindet.<br />

# 75 Antwort<br />

Proposition 3.1.3. Sei V 0 ⊂ R 3 offen, sei f : V 0 → R 3 eine glatte Funktion. Wir setzen S :=<br />

{<br />

(x, y, z) t ∈ R 3 : f(x, y, z) = 0 } . Falls für alle p ∈ S gilt<br />

dann ist S eine reguläre Fläche.<br />

Beweis. Ein Beweis findet sich in [Bär, Seite 96].<br />

grad f(p) ≠ (0, 0, 0) t , (3.7)<br />

grad f(x, y, z) = (2x/a 2 , 2y/b 2 , 2z/c 2 ) t (3.10)<br />

verschwindet nur für p 0 = (0, 0, 0) t . Aber p 0 /∈ S und damit ist S eine reguläre Fläche.<br />

Bemerkung. Das Nichtverschwinden von grad f längs S ist lediglich eine hinreichende Bedingung dafür,<br />

dass S eine reguläre Fläche ist, aber keine notwendige!


3. Klassische Flächentheorie # 77 3.1. Reguläre Flächen<br />

3. Klassische Flächentheorie # 78 3.1. Reguläre Flächen<br />

Proposition: Differenzierbarkeitsfragen an reguläre Flächen<br />

Proposition: Charakterisierung der Eigenschaft ”<br />

glatt nahe“<br />

3. Klassische Flächentheorie # 79 3.1. Reguläre Flächen<br />

3. Klassische Flächentheorie # 80 3.1. Reguläre Flächen<br />

Definition: glatt nahe<br />

Definition: Diffeomorphismus


# 78 Antwort<br />

Proposition 3.1.6. Sei S ⊂ R 3 eine reguläre Fläche, p ∈ S und f : S → R n eine Abbildung. Dann sind<br />

äquivalent:<br />

1. Es gibt eine offene Umgebung V von p in R 3 und eine Fortsetzung ˜f von F | S∩V auf V , die um p<br />

glatt ist.<br />

2. Es gibt eine lokale Parametrisierung (U, F, V ) mit p ∈ V , sodass f ◦ F : U → R n um F −1 (p) glatt<br />

ist.<br />

3. Für alle lokalen Parametrisierungen (U, F, V ) mit p ∈ V ist f ◦ F : U → R n glatt um F −1 (p).<br />

Gelten diese äquivalenten Bedingungen, so nennen wir f glatt nahe p.<br />

Beweis. Ein Beweis findet sich in [Bär, Seite 103].<br />

# 77 Antwort<br />

Proposition 3.1.4. Sei S ⊂ R 3 eine reguläre Fläche. Sei (U, F, V ) eine lokale Parametrisierung von<br />

S. Sei W ⊂ R n eine offene Menge und ϕ : W → R 3 eine Abbildung mit ϕ(W ) ⊂ S ∩ V . Dann ist ϕ als<br />

Abbildung von W nach R 3 glatt genau dann, wenn F −1 ◦ ϕ : W → U ⊂ R 2 glatt ist.<br />

Für Differenzierbarkeitsfragen einer Abbildung mit Werten in einer regulären Fläche S spielt es also<br />

keine Rolle, ob wir diese Abbildung als eine Abbildung mit Werten in R 3 ansehen, oder aber mittels<br />

Koordinaten als eine Abbildung mit Werten in R 2 .<br />

Beweis. Ein Beweis findet sich in [Bär, Seite 100f].<br />

Korollar 3.1.5. Sei S eine reguläre Fläche, seien (U 1 , F 1 , V 1 ) und (U 2 , F 2 , V 2 ) lokale Parametrisierungen.<br />

Dann ist<br />

F −1<br />

2 ◦ F 1 : F −1<br />

1 (V 1 ∩ V 2 ) → F −1<br />

2 (V 1 ∩ V 2 ) (3.11)<br />

glatt.<br />

# 80 Antwort<br />

Definition 3.1.8 (Diffeomorphismus). Seien S 1 , S 2 ⊂ R 3 reguläre Flächen. Eine Abbildung f : S 1 → S 2<br />

heißt Diffeomorphismus, falls f bijektiv ist und sowohl f als auch f −1 glatt sind. Exisitiert ein solcher<br />

Diffeomorphismus f : S 1 → S 2 , dann heißen die Flächen S 1 → S 2 diffeomorph.<br />

# 79 Antwort<br />

Definition 3.1.7 (glatt nahe). Seien S 1 , S 2 ⊂ R 3 reguläre Flächen. Sei p ∈ S 1 und f : S 1 → S 2 eine<br />

Abbildung. Wir nennen f glatt nahe p, falls es eine lokale Parametrisierung (U 1 , F 1 V 1 ) von S 1 um p gibt<br />

und eine lokale Parametrisierung (U 2 , F 2 , V 2 ) von S 2 um f(p) derart, dass<br />

F −1<br />

2 ◦ f ◦ F 1 : F −1<br />

1 (f −1 (V 2 ) ∩ V 1 ) → U 2 (3.12)<br />

nahe p glatt ist.<br />

Eine Abbildung f zwischen zwei Flächen wir also glatt genannt, falls sie, ausgedrückt in geeigneten<br />

Koordinaten glatt ist. Da Parametertransformationen stets glatt sind (vgl. Proposition 3.1.4), ist eine<br />

glatte Abbildung auch bezüglich jeder anderen Parametrisierung glatt.


3. Klassische Flächentheorie # 81 3.1. Reguläre Flächen<br />

3. Klassische Flächentheorie # 82 3.2. Die Tangentialebene<br />

Beispiel: Die Diffeomorphie von Ellipsoid und Sphäre<br />

Definition: Tangentialebene<br />

3. Klassische Flächentheorie # 83 3.2. Die Tangentialebene<br />

3. Klassische Flächentheorie # 84 3.2. Die Tangentialebene<br />

Proposition: Darstellung der Tangentialebenen bzgl. lokaler<br />

Parametrisierung<br />

Proposition: Darstellung der Tangentialebene mit Hilfe des Gradienten


# 82 Antwort<br />

Die einfachsten regulären Flächen sind Ebenen, so wie auch Geraden die einfachsten Kurven darstellen.<br />

Wir wollen nun möglicherweise sehr komplizierte Flächen durch Ebenen annähern. Dieses Konzept ist<br />

dem des Differentials einer glatten Abbildung sehr ähnlich.<br />

Definition 3.2.1 (Tangentialebene). Sei S ⊂ R 3 eine reguläre Fläche, sei p ∈ S. Dann heißt<br />

{<br />

}<br />

es gibt ein ε > 0 und eine glatte parametrisierte<br />

Kurve c : (−ε, ε) → S<br />

T pS = X ∈ R 3 :<br />

mit c(0) = p und ċ(0) = X<br />

(3.14)<br />

# 81 Antwort<br />

Beispiel (Diffeomorphie von Ellipsoid und Sphäre). Sei S 1 das bereits angesprochene Ellipsoid und<br />

S 2 = S 2 die Sphäre. Dann sind S 1 und S 2 diffeomorph. Als Diffeomorphismus nehmen wir z. B.<br />

f : S 1 → S 2 , f(x, y, z) = (x/a, y/b, z/c) t . (3.13)<br />

die Tangentialebene von S in p. Die Elemente der Tangentialebene heißen Tangentialvektoren.<br />

# 84 Antwort<br />

Proposition 3.2.4. Sei V ⊂ R 3 offen, sei f : V → R eine glatte Funktion, sei S = f −1 (0) ⊂ R 3 .<br />

Es gelte grad f(p) ≠ 0 für alle p ∈ S. Dann steht für p ∈ S der Gradient von f senkrecht auf die<br />

Tantentialebene<br />

Beweis. Ein Beweis findet sich in [Bär, Seite 108].<br />

T pS = grad f(p) ⊥ . (3.16)<br />

# 83 Antwort<br />

Proposition 3.2.2. Sei S ⊂ R 3 eine reguläre Fläche, sei p ∈ S. Sei ferner (U, F, V ) eine lokale Parametrisierung<br />

von S um p. Wir setzen u 0 := F −1 (p) ∈ U. Dann gilt<br />

Beweis. Ein Beweis findet sich in [Bär, Seite 107].<br />

T pS = Bild(D u0 F ) = D u0 F (R 2 ). (3.15)<br />

Korollar 3.2.3. Da D u0 F maximalen Rang 2 hat, bildet T pS ⊂ R 3 einen zweidimensionalen Untervektorraum.


3. Klassische Flächentheorie # 85 3.2. Die Tangentialebene<br />

3. Klassische Flächentheorie # 86 3.2. Die Tangentialebene<br />

Beispiel: Tangentialebene der Sphäre<br />

Definition: Differential<br />

3. Klassische Flächentheorie # 87 3.2. Die Tangentialebene<br />

3. Klassische Flächentheorie # 88 3.3. Die erste Fundamentalform<br />

Proposition: Eigenschaften des Differentials<br />

Definition: Erste Fundamentalform


# 86 Antwort<br />

Definition 3.2.5 (Differential). Seien S 1 , S 2 ⊂ R 3 reguläre Flächen, sei f : S 1 → S 2 eine glatte Abbildung,<br />

und sei p ∈ S 1 . Das Differential von f in p ist die Abbildung<br />

d pf : T pS 1 → T f(p) S 2 , (3.18)<br />

die gegeben ist durch folgende Vorschrift: Zu X ∈ T pS 1 wähle eine glatte parametrisierte Kurve c :<br />

(−ε, ε) → S 1 mit c(0) = p und ċ(0) = X und setze<br />

# 85 Antwort<br />

Beispiel (Tangentialebene der Sphäre). Die Sphäre wird beschrieben durch S 2 = f −1 (0), wobei f(x, y, z) =<br />

x 2 + y 2 + z 2 − 1. Wir berechnen<br />

grad f(x, y, z) = 2(x, y, z). (3.17)<br />

Die Tangentialebene T pS 2 ist also gerade das orthogonale Komplement des Fußpunktvektors p.<br />

d pf(X) := d dt (f ◦ c)| t=0 ∈ T f(p) S 2 . (3.19)<br />

# 88 Antwort<br />

Um <strong>Geometrie</strong> auf einer regulären Fläche S ⊂ R 3 treiben zu können, muss man z. B. Längen von Kurven<br />

messen können, sie in S verlaufen, oder auch Winkel zwischen zwei Tangentialvektoren an die Fläche.<br />

Definition 3.3.1 (Erste Fundamentalform). Da für jeden Punkt p ∈ S die Tangentialebene ein 2-<br />

dimensionaler Untervektorraum von R 3 ist, können wir das Standardskalarprodukt 〈·, ·〉 des R 3 einfach<br />

auf T pS einschränken und wir erhalten ein euklidisches Skalarprodukt auf T pS. Die Abbildung, die jedem<br />

Punkt p ∈ S diese Einschränkung<br />

# 87 Antwort<br />

Proposition 3.2.6. Das Differential d pf ist wohldefiniert, d. h. d pf(X) hängt nur von X ab, nicht aber<br />

von der speziellen Wahl der Kurve c. Ferner ist d pf linear.<br />

Beweis. Ein Beweis findet sich in [Bär, Seite 109].<br />

g p := 〈·, ·〉 | TpS×T pS (3.20)<br />

zuordnet, wird erste Fundamentalform von S genannt. Häufig schreiben wir für die erste Fundamentalform<br />

auch<br />

wobei X, Y ∈ T pS.<br />

I p(X, Y ) = g p(X, Y ) = 〈X, Y 〉 , (3.21)


3. Klassische Flächentheorie # 89 3.3. Die erste Fundamentalform<br />

3. Klassische Flächentheorie # 90 3.3. Die erste Fundamentalform<br />

Erste Fundamentalform bzgl. lokaler Parametrisierung<br />

Beispiel: Erste Fundamentalform des Zylinders<br />

3. Klassische Flächentheorie # 91 3.4. Normalenfelder und Orientierbarkeit<br />

3. Klassische Flächentheorie # 92 3.4. Normalenfelder und Orientierbarkeit<br />

Definition: Normalenfeld<br />

Beispiel: Einheitsnormalenfeld des Zylinders


# 90 Antwort<br />

Beispiel (Erste Fundamentalform des Zylinders). S = { (x, y, z) t ∈ R 3 : x 2 + y 2 = 1 } beschreibt die<br />

Zylinderfläche. Wir benutzen die lokale Parametrisierung<br />

⎛<br />

F : (0, 2π) × R → R 3 , F (ϕ, h) = ⎝ cos ϕ<br />

⎞<br />

sin ϕ⎠ . (3.24)<br />

h<br />

Für die erste Fundamentalform ergibt sich bzgl. der Koordinaten (u 1 , u 2 ) = (ϕ, h).<br />

〈 〉 〈 ⎛<br />

∂F ∂F<br />

g 11 (ϕ, h) = (ϕ, h),<br />

∂ϕ ∂ϕ (ϕ, h) = ⎝ − sin ϕ<br />

⎞ ⎛<br />

cos ϕ ⎠ , ⎝ − sin ϕ<br />

⎞〉<br />

cos ϕ ⎠ = sin 2 ϕ + cos 2 ϕ = 1, (3.25)<br />

0<br />

0<br />

〈 〉 〈 ⎛<br />

∂F ∂F<br />

g 12 (ϕ, h) = (ϕ, h),<br />

∂ϕ ∂h (ϕ, h) = ⎝ − sin ϕ<br />

⎞ ⎛<br />

cos ϕ ⎠ , ⎝ 0 ⎞〉<br />

0⎠<br />

= 0 = g 21 (ϕ, h), (3.26)<br />

0 1<br />

〈 〉 〈 ⎛<br />

∂F ∂F<br />

g 22 (ϕ, h) = (ϕ, h),<br />

∂h ∂h (ϕ, h) = ⎝ 0 ⎞ ⎛<br />

0⎠ , ⎝ 0 ⎞〉<br />

0⎠<br />

= 1. (3.27)<br />

1 1<br />

(3.28)<br />

# 89 Antwort<br />

Eine Basis von T pS verschafft man sich in der Regel durch eine lokale Parametrisierung (U, F, V ) von S<br />

um p. Sind e 1 , e 2 die Standardbasisvektoren von R 2 , so bilden<br />

D uF (e 1 ) = ∂F<br />

∂u 1 (u),<br />

DuF (e 2) = ∂F<br />

∂u 2 (u), u = F −1 (p) (3.22)<br />

eine Basis von T pS. Bezüglich dieser Basis ist die Matrixdarstellung von g p dann gegeben durch<br />

〈 〉<br />

∂F ∂F<br />

g ij (u) := g p(D uF (e i ), D uF (e j )) = (u),<br />

∂ui ∂u j (u) . (3.23)<br />

Die 2 × 2-Matrix (g ij (u)) i,j=1,2 ist also symmetrisch und positiv definit. Ferner sieht man an obiger<br />

Formel unmittelbar, dass die Matrixeinträge g ij glatt von u abhängen, d. h. g ij : U → R ist für jedes i<br />

und j eine glatte Funktion.<br />

Wir stellen fest, dass die erste Fundamentalform der Zylinderfläche in den von uns gewählten Koordinaten<br />

dieselbe Gestalt hat, wie die der Ebene in kartesischen Koordinaten, nämlich (g ij ) ij = ( )<br />

1 0<br />

0 1 . Dies deutet<br />

auf gewisse Gemeinsamkeiten zwischen diesen beiden Flächen hin, auf die wir später noch <strong>zur</strong>ück kommen<br />

werden.<br />

# 92 Antwort<br />

Beispiel (Einheitsnormalenfeld des Zylinders). Sei S = S 1 × R die Zylinderfläche. Dann ist durch<br />

N(x, y, z) = (x, y, 0) t ein Einheitsnormalenfeld definiert.<br />

# 91 Antwort<br />

Definition 3.4.1 (Normalenfeld). Sei S ⊂ R 3 eine reguläre Fläche. Ein Normalenfeld auf S ist eine<br />

Abbildung<br />

N : S → R 3 (3.29)<br />

, sodass N(p)⊥T pS für alle p ∈ S. Ein Normalenfeld auf S heißt Einheitsnormalenfeld, falls zusätzlich<br />

‖N(p)‖ = 1 gilt für alle p ∈ S.


3. Klassische Flächentheorie # 93 3.4. Normalenfelder und Orientierbarkeit<br />

3. Klassische Flächentheorie # 94 3.4. Normalenfelder und Orientierbarkeit<br />

Definition: Orientierbarkeit<br />

Beispiel: Nichtorientierbarkeit des Möbiusbandes<br />

3. Klassische Flächentheorie # 95 3.4. Normalenfelder und Orientierbarkeit<br />

3. Klassische Flächentheorie # 96 3.5. Die zweite Fundamentalform<br />

Satz: Bedingung an orientierbare Flächen<br />

Definition: Gauß-Abbildung


# 94 Antwort<br />

Beispiel (Nichtorientierbarkeit des Möbiusbandes). Sei S das Möbiusband. Man erhält es, indem man<br />

einen Papierstreifen an seinem linken und rechten Ende verklebt, dabei aber, um nicht die Zylinderfläche<br />

zu erhalten, das Band vorher einmal verdrillt. Das Möbiusband besitzt kein stetiges Einheitsnormalenfeld<br />

und ist deshalb nicht orientierbar. Das heißt auch, dass das Möbiusband nur eine Seite hat. Es gibt keine<br />

# 93 Antwort<br />

Definition 3.4.2 (Orientierbarkeit). Eine reguläre Fläche S ⊂ R 3 heißt orientierbar, falls es ein glattes<br />

Einheitsnormalenfeld auf S gibt.<br />

” Innen-“ oder ” Außenfläche“. # 95 Antwort<br />

# 96 Antwort<br />

Definition 3.5.1 (Gauß-Abbildung). Sei S ⊂ R 3 eine orientierbare reguläre Fläche mit glattem Einheitsnormalenfeld<br />

N. Aufgefasst als Abbildung zwischen Flächen, nämlich N : S → S 2 , heißt N auch<br />

Gauß-Abbildung.<br />

Sei p ∈ S. Wir betrachten das Differential von N in p,<br />

Satz 3.4.3. Eine reguläre Fläche S ⊂ R 3 ist genau dann orientierbar, wenn S derart durch lokale<br />

Parametrisierungen überdeckt werden kann, dass für alle Parametertransformationen ϕ gilt<br />

det(Dϕ) > 0. (3.30)<br />

d pN : T pS → T N(p) S 2 . (3.31)<br />

Nun ist T N(p) S 2 = N(p) ⊥ = T pS. Also ist d pN ein Endomorphismus von T pS.


3. Klassische Flächentheorie # 97 3.5. Die zweite Fundamentalform<br />

3. Klassische Flächentheorie # 98 3.5. Die zweite Fundamentalform<br />

Definition: Weingarten-Abbildung<br />

Beispiel: Weingartenabbildung des Zylinders<br />

3. Klassische Flächentheorie # 99 3.5. Die zweite Fundamentalform<br />

3. Klassische Flächentheorie # 100 3.5. Die zweite Fundamentalform<br />

Proposition: Eigenschaft der Weingartenabbildung<br />

Definition: Zweite Fundamentalform


# 98 Antwort<br />

Beispiel (Weingartenabbildung des Zylinders). Sei S = S 1 × R der Zylinder, N(x, y, z) = (x, y, 0) t .<br />

In einem Punkt p = (x, y, z) t ∈ S wird die Tangentialebene T pS aufgespannt durch die Basisvektoren<br />

(−y, x, 0) t und (0, 0, 1) t . Wir berechnen<br />

⎛<br />

W p ⎝ 0 ⎞ ⎛<br />

0⎠ = −d pN ⎝ 0 ⎞ ⎛<br />

0⎠ = − d<br />

1<br />

1<br />

dt N ⎝<br />

x ⎞<br />

y ⎠ ∣ ⎛<br />

∣t=0 = − d ⎝ x ⎞<br />

y⎠ ∣ ⎛<br />

∣t=0 = ⎝ 0 ⎞<br />

0⎠ . (3.33)<br />

z + t<br />

dt<br />

0<br />

0<br />

# 97 Antwort<br />

Definition 3.5.2 (Weingarten-Abbildung). Sei S ⊂ R 3 eine reguläre Fläche mit Orientierung gegeben<br />

durch das Einheitsnormalenfeld N. Der Endomorphismus<br />

heißt Weingarten-Abbildung.<br />

W p : T pS → T pS, W p(X) = −d pN(X) (3.32)<br />

Um das Bild von (−y, x, 0) unter W p zu bestimmen, wählen wir t 0 ∈ R, sodass (cos t 0 , sin t 0 ) = (x, y).<br />

Dann gilt für c(t) := (cos(t+t 0 ), sin(t+t 0 ), z) t , dass c(0) = (x, y, z) t = p und ċ(0) = (− sin t 0 , cos t 0 , 0) t =<br />

(−y, x, 0) t . Somit ist<br />

⎛<br />

W p ⎝ −y<br />

⎞<br />

⎛<br />

x ⎠ = −d + pN ⎝ −y<br />

⎞ ⎛<br />

x ⎠ = − d<br />

0<br />

0<br />

dt N ⎝ cos(t + t ⎞<br />

0)<br />

sin(t + t 0 ) ⎠ ∣ ∣t=0 =<br />

z<br />

⎛<br />

= − d ⎝ cos(t + t ⎞<br />

0)<br />

sin(t + t 0 ) ⎠ ∣ ⎛<br />

∣t=0 = ⎝ sin t ⎞ ⎛<br />

0<br />

− cos t 0 ⎠ = − ⎝ −y<br />

⎞<br />

x ⎠ . (3.34)<br />

dt<br />

0<br />

0<br />

0<br />

In der Basis (−y, x, 0) t und (0, 0, 1) t hat W p also die Matrixdarstellung<br />

( ) −1 0<br />

. (3.35)<br />

0 0<br />

# 100 Antwort<br />

Definition 3.5.4 (Zweite Fundamentalform). Die <strong>zur</strong> Weingarten-Abbildung W p gehörige Bilinearform<br />

heißt zweite Fundamentalform der Fläche S im Punkt p:<br />

II p(X, Y ) = I p(W p(X), Y ), X, Y ∈ T pS. (3.36)<br />

# 99 Antwort<br />

Proposition 3.5.3. Sei S ⊂ R 3 eine orientierbare reguläre Fläche mit Weingartenabbildung W p :<br />

T pS → T pS, p ∈ S. Dann ist W p selbstadjungiert bzgl. der ersten Fundamentalform.<br />

Beweis. Ein Beweis findet sich in [Bär, Seite 120f].


3. Klassische Flächentheorie # 101 3.5. Die zweite Fundamentalform<br />

3. Klassische Flächentheorie # 102 3.6. Krümmung<br />

Korrolar: Zweite Fundamentalform in lokalen Koordinaten<br />

Definition: Normalenkrümmung<br />

3. Klassische Flächentheorie # 103 3.6. Krümmung<br />

3. Klassische Flächentheorie # 104 3.6. Krümmung<br />

Satz von Meusnier<br />

Beispiel: Normalkrümmung des Zylinders


# 102 Antwort<br />

Sei S ⊂ R 3 eine orientierbare reguläre Fläche mit glattem Einheitsnormalenfeld N, p ∈ S. Sei c : (−ε, ε) →<br />

S eine nach Bogenlänge parametrisierte Kurve mit c(0) = p. Aufgefasst als Raumkurve in R 3 hat c in 0 die<br />

Krümmung κ(0), die im Fall κ(0) ≠ 0 durch ¨c(0) = κ(0)·n(0) gegeben ist, wobei n der Normalenvektor an<br />

c ist. Wir wollen diese Krümmung jetzt aufspalten in einen Teil, der daher kommt, dass sich c innerhalb<br />

von S krümmt, und einen Teil der die Krümmung von S in R 3 widerpsiegelt. Dazu zerlegen wir n(0) in<br />

den Teil tangential an S und denjenigen senkrecht zu S:<br />

wobei n(0) ⊥ = 〈n(0), N(p)〉 N(p). Entsprechend erhalten wir<br />

n(0) = n(0) ⊤ + n(0) ⊥ , (3.38)<br />

¨c(0) = κ(0) · n(0) = κ(0) · n(0) ⊤ + κ(0) · 〈n(0), N(p)〉 N(p). (3.39)<br />

# 101 Antwort<br />

Korollar 3.5.5 (Zweite Fundamentalform in lokalen Koordinaten). Sei S ⊂ R 3 eine reguläre Fläche,<br />

p ∈ S. Sei (U, F, V ) eine lokale Parametrisierung von S um p. Wir setzen u := F −1 (p). Wir erhalten<br />

jetzt<br />

h ij (u) = II p(D uF (e i ), D uF (e j )) =<br />

= (I p(W p(D uF (e i )), D uF (e j ))) =<br />

〈 ∂ 2 〉<br />

F<br />

=<br />

∂u j ∂u i (u), N(p) . (3.37)<br />

Dann ist (h ij (u)) i,j=1,2 die symmetrische Matrix, die die zweite Fundamentalform in der oben angegebenen<br />

Basis beschreibt.<br />

Der tangentiale Anteil, der angibt, wie sich c innerhalb von S krümmt, führt <strong>zur</strong> geodätischen Krümmung<br />

von c in S, auf die wir später <strong>zur</strong>ückkommen werden. Im Moment interessiert uns die Krümmung von S<br />

in R 3 , und daher machen die die Definition<br />

{<br />

κ(0) · 〈n(0), N(p)〉 , falls κ(0) ≠ 0<br />

κ nor := 〈¨c(0), N(p)〉 =<br />

(3.40)<br />

0, falls κ(0) = 0.<br />

Wir nennen κ nor die Normalkrümmung von S im Punkt p in Richtung ċ(0). Bezeichnet, im Fall κ(0) ≠ 0,<br />

θ den Winkel zwischen N(p) und n(0), so gilt also<br />

κ nor = κ(0) · cos θ. (3.41)<br />

# 104 Antwort<br />

Beispiel (Normalkrümmung des Zylinders). Sei S = S 1 × R der Zylinder. Sei p ∈ S. Der Durchschnitt<br />

von S mit der Normalenebene im Punkt p ist entweder ein Kreis, eine Ellipse oder eine Gerade. Die<br />

Normalenkrümmung schwankt dementsprechend je nach Richtung zwischen 1 und 0.<br />

# 103 Antwort<br />

Satz 3.6.1 (Meusnier). Sei S ⊂ R 3 eine orientierbare reguläre Fläche mit Einheitsnormalenfeld N und<br />

zweiter Fundamentalform II. Sei p ∈ S. Sei c : (−ε, ε) → S eine nach Bogenlänge parametrisierte Kurve<br />

mit c(0) = p. Dann gilt für die Normalkrümmung κ nor von c:<br />

κ nor = II(ċ(0), ċ(0)). (3.42)<br />

Insbesondere haben alle nach Bogenlänge parametrisierten Kurven in S durch p mit demselben Tangentialvektor<br />

dieselbe Normalkrümmung.<br />

Die Normalkrümmung hängt also neben S und p nur von ċ(0) ab, nicht aber von der speziellen Wahl der<br />

Kurve c.<br />

Beweis. Ein Beweis findet sich in [Bär, Seite 124].


3. Klassische Flächentheorie # 105 3.6. Krümmung<br />

3. Klassische Flächentheorie # 106 3.6. Krümmung<br />

Definition: Hauptkrümmungen<br />

Euluer-Formel für die Normalkrümmung<br />

3. Klassische Flächentheorie # 107 3.6. Krümmung<br />

3. Klassische Flächentheorie # 108 3.6. Krümmung<br />

Beispiel: Hauptkrümmungen des Zylinders<br />

Definition: Krümmungslinie


# 106 Antwort<br />

Bemerkung (Euler-Formel für die Normalkrümmung). Einen beliebigen Einheitsvektor X ∈ T pS können<br />

wir in der Basis X 1 , X 2 ausdrücken durch<br />

X = X 1 · cos ϕ · +X 2 · sin ϕ. (3.44)<br />

für ein geeignetes ϕ ∈ R. Durch Einsetzen in die zweite Fundamentalform erhält man die Euler-Formel<br />

für die Normalkrümmung in Richtung X:<br />

# 105 Antwort<br />

Die Weingartenabbildung W p : T pS → T pS ist stets selbstadjungiert. Daher können wir eine Orthonormalbasis<br />

X 1 , X 2 von T pS finden, die aus Eigenvektoren von W p besteht,<br />

W p(X i ) = κ i · X i , i = 1, 2. (3.43)<br />

Definition 3.6.2 (Hauprkrümmungen). Die Eigenwerte κ 1 , κ 2 heißen Hauptkrümmungen von S im<br />

Punkt p. Die zugehörigen Eigenvektoren ±X 1 und ±X 2 heißen Hauptkrümmungsrichtungen.<br />

II(X, X) = κ 1 · cos 2 ϕ + κ 2 · sin 2 ϕ. (3.45)<br />

Insbesondere sehen wir, dass κ 1 und κ 2 Minimum und Maximum aller Normalkrümmungswerte von S in<br />

p sind, wenn X alle Richtungen durchläuft, d. h. für alle Einheitsvektoren X ∈ T pS.<br />

# 108 Antwort<br />

Definition 3.6.3 (Krümmungslinie). Sei S ⊂ R 3 eine reguläre Fläche, sei c : I → S eine nach Bogenlänge<br />

parametrisierte Kurve. Falls ċ(t) für alle t ∈ I eine Hauptkrümmungsrichtung ist, so heißt c<br />

Krümmungslinie.<br />

# 107 Antwort<br />

Beispiel (Hauptkrümmungen des Zylinders). Sei S = S 1 × R der Zylinder, p = (x, y, z) t . Wie wir<br />

gesehen haben, hat die Weingarten-Abbildung W p bzgl. des inneren Einheitsnormalenfelds und der Basis<br />

X 1 = (−y, x, 0) t und X 2 = (0, 0, 1) t die Matrixdarstellung<br />

( ) 1 0<br />

. (3.46)<br />

0 0<br />

Das heißt gerade, dass X 1 und X 2 die Hauptkrümmungsrichtungen zu den Hauptkrümmungen κ 1 = 1<br />

und κ 2 = 0 sind.


3. Klassische Flächentheorie # 109 3.6. Krümmung<br />

3. Klassische Flächentheorie # 110 3.6. Krümmung<br />

Beispiel: Krümmungslinie des Zylinders<br />

Satz von Rodriguez<br />

3. Klassische Flächentheorie # 111 3.6. Krümmung<br />

3. Klassische Flächentheorie # 112 3.6. Krümmung<br />

Definition: Gauß-Krümmung, mittlere Krümmung<br />

Definition: Klassifikation von Punkten regulärer Flächen


# 110 Antwort<br />

Satz 3.6.4 (Rodriguez). Sei S ⊂ R 3 eine orientierbare reguläre Fläche, sei N : S → S 2 die Gauß-<br />

Abbildung. Sei c : I → S eine nach Bogenlänge parametrisierte Kurve. Dann ist c Krümmungslinie auf<br />

S genau dann, wenn es eine Funktion λ : I → R gibt mit<br />

# 109 Antwort<br />

Beispiel (Krümungslinien des Zylinders). Auf dem Zylinder S = S 1 × R sind die Krümmungslinien<br />

horizontale Kreislinien oder vertikale Geraden (oder Stücke davon).<br />

d<br />

N(x(t)) = λ(t) · ċ(t),<br />

dt<br />

t ∈ I. (3.47)<br />

In diesem Fall ist −λ(t) die entsprechende Hauptkrümmung.<br />

# 112 Antwort<br />

Definition 3.6.6 (Klassifikation von Punkten regulärer Flächen). Sei S ⊂ R 3 eine orientierbare reguläre<br />

Fläche, sei p ∈ S. Man nennt p<br />

- elliptisch, falls K(p) > 0,<br />

- hyperbolisch, falls K(p) < 0,<br />

- parabolisch, falls K(p) = 0, aber W p ≠ 0, d. h. falls eine der beiden Hauptkrümmungen verschwindet,<br />

die andere aber nicht,<br />

- Flachpunkt, falls W p = 0, d. h. κ 1 = κ 2 = 0.<br />

# 111 Antwort<br />

Definition 3.6.5 (Gauß-Krümmung, mittlere Krümmung). Sei S ⊂ R 3 eine orientierbare reguläre<br />

Fläche, sei p ∈ S ein Punkt. Seien κ 1 und κ 2 die Hauptkrümmungen von S in p. Dann ist<br />

die Gauß-Krümmung von S in p. Ferner heißt<br />

die mittlere Krümmung von S in p.<br />

K(p) := κ 1 · κ 2 = det(W p) (3.48)<br />

H(p) := κ 1 + κ 2<br />

2<br />

= 1 Spur(Wp) (3.49)<br />

2


3. Klassische Flächentheorie # 113 3.6. Krümmung<br />

3. Klassische Flächentheorie # 114 3.6. Krümmung<br />

Beispiel: Gauß- und mittlere Krümmung des Zylinders<br />

Satz: Lokale Darstellung einer Fläche über ihre Tangentialebene<br />

3. Klassische Flächentheorie # 115 3.6. Krümmung<br />

3. Klassische Flächentheorie # 116 3.6. Krümmung<br />

Geometrische Interpretation der Gauß-Krümmung<br />

Eigenschaften kompakter regulärer Flächen


# 114 Antwort<br />

Satz 3.6.7. Sei S ⊂ R 3 eine reguläre Fläche, sei p ∈ S, und sei X 1 , X 2 eine Orthonormalbasis von<br />

T pS. Sei N ein glattes Einheitsnromalenfeld auf S, definiert in einer Umgebung des Punktes p, sodass<br />

(X 1 , X 2 , N(p)) eine positiv orientierte Orthonormalbasis von R 3 bilden.<br />

Dann gibt es eine lokale Parametrisierung (U, F, V ) von S um p, sodass<br />

1. (0, 0) t ∈ U und F (0, 0) = p,<br />

2. g ij (0, 0) = δ ij , i, j = 1, 2,<br />

# 113 Antwort<br />

Beispiel (Gauß- und mittlere Krümung des Zylinders). Für den Zylinder S = S 1 × R mit der durch<br />

das innere Einheitsnormalenfeld gegebenen Orientierung haben wir berechnet: κ 1 = 0, κ 2 = 1. Also gilt<br />

K ≡ 0 wie für die Ebene und H ≡ 1/2. Alle Punkte sind parabolisch.<br />

3.<br />

∂g ij<br />

∂uk (0, 0) = 0, i, j, k = 1, 2,<br />

4. F (u) − p = u 1 X 1 + u 2 X 2 + 1 2<br />

∑ 2<br />

i,j=1 h ij(0, 0)u i u j · N(p) + O(‖u‖ 3 ).<br />

Dabei sind (g ij ) und (h ij ) die lokalen Darstellungen der ersten bzw. zweiten Fundamentalform bzgl. der<br />

lokalen Parametrisierung (U, F, V ). Das Symbol O(‖u‖ k ) bezeichnet, wie in der Analysis üblich, eine<br />

Funktion ϕ mit der Eigenschaft, dass ϕ(u)<br />

‖u‖ in einer Umgebung von (0, k<br />

0)t beschränkt ist.<br />

Beweis. Ein Beweis findet sich in [Bär, Seite 131ff].<br />

Korollar 3.6.8. Jede reguläre Fläche kann lokal als Graph über ihrer Tangentialebene dargestellt werden.<br />

Beweis. Ein Beweis findet sich in [Bär, Seite 134f].<br />

# 116 Antwort<br />

Satz 3.6.9. Sei S ⊂ R 3 eine kompakte nicht leere reguläre Fläche. Dann besitzt S einen Punkt mit<br />

K(p) > 0.<br />

Beweis. Ein Beweis findet sich in [Bär, Seite 137ff].<br />

Das bedeutet, dass es kompakte Flächen mit K ≤ 0 in einem noch zu präzisierenden abstrakten Sinne<br />

zwar durchaus gibt, dass man sie aber nicht in den R 3 legen kann, ohne sie so zu verbiegen, dass die<br />

Gauß-Krümmung irgendwo positiv wird.<br />

Korollar 3.6.10. Sei S eine kompakte reguläre Fläche, sei q ∈ R 3 , sei p ∈ S ein Punkt auf S mit<br />

minimalem Abstand von q. Dann steht q − p senkrecht auf T pS.<br />

# 115 Antwort<br />

Bemerkung (Geometrische Interpretation der Gauß-Krümmung). Wenn wir Terme dritter Ordnung vernachlässigen,<br />

können wir die reguläre Fläche S in der Nähe eines Punktes p ∈ S über die Tangentialebene<br />

T pS als Graph der Funktion<br />

angenähert darstellen.<br />

(u 1 , u 2 ) t ↦→ 1 2∑<br />

h ij (0, 0)u i u j (3.50)<br />

2<br />

i,j=1<br />

1. Sei K(p) > 0. Dann ist (h ij (0, 0)) ij positiv oder negativ definiert und somit wird S durch einen<br />

Paraboloiden angenähert.<br />

2. Sei K(p) < 0. Dann ist (h ij (0, 0)) ij indefinit, aber nicht ausgeartet. Somit wird S nahe p durch<br />

eine Sattelfläche approximiert.<br />

3. p ist parabolisch. Dann ist (h ij (0, 0)) ij ausgeartet, aber nicht 0. Nahe p sieht S wie die Zylinderfläche<br />

über einer Parabel aus.<br />

4. p ist Flachpunkt. Dann ist (h ij (0, 0)) = 0 für alle i, j = 1, 2 und somit stimmt die Fläche S bis auf<br />

Terme dritter Ordnung mit ihrer Tangentialebene überein.


3. Klassische Flächentheorie # 117 3.7. Flächeninhalt und Integration auf Flächen<br />

3. Klassische Flächentheorie # 118 3.7. Flächeninhalt und Integration auf Flächen<br />

Definition: (Lebesgue-) Integrierbarkeit<br />

Lemma: Integrierbarkeit bzgl. lokaler Paraketrisierung<br />

3. Klassische Flächentheorie # 119 3.7. Flächeninhalt und Integration auf Flächen<br />

3. Klassische Flächentheorie # 120 3.7. Flächeninhalt und Integration auf Flächen<br />

Definition: Integrierbarkeit<br />

Definition: Nullmenge


# 118 Antwort<br />

Lemma 3.7.2. Sei S ⊂ R 3 eine reguläre Fläche, seien (U, F, V ) und (Ũ, ˜F , Ṽ ) lokale Parametrisierungen<br />

von S. Sei f : S → R eine Funktion mit f| S\(V ∩ Ṽ ) ≡ 0. Es ist<br />

√<br />

(f ◦ F ) · det(g ij ) : U → R (3.54)<br />

integrierbar genau dann, wenn<br />

√<br />

(f ◦ ˜F ) · det(˜g ij ) : Ũ → R (3.55)<br />

integrierbar ist und ist in diesem Falle gilt<br />

∫ √<br />

∫<br />

(f ◦ F ) · det(g ij ) du 1 du 2 = (f ◦ ˜F<br />

√<br />

) · det(˜g ij ) dũ 1 dũ 2 . (3.56)<br />

U<br />

Ũ<br />

Beweis. Ein Beweis findet sich in [Bär, Seite 141].<br />

# 117 Antwort<br />

Definition 3.7.1 ((Lebesgue-) Integrierbar). Eine Funktion f : S → R mit f| S\V ≡ 0 heißt (Lebesgue-)<br />

integrierbar, falls die Funktion<br />

√<br />

U → R, (u 1 , u 2 ) t ↦→ f(F (u 1 , u 2 )) det(g ij (u 1 , u 2 )), (3.51)<br />

(lebesgue-) integrierbar ist. Der Wert des Integrals ist<br />

∫ ∫<br />

√<br />

f dA := f(F (u 1 , u 2 )) det(g ij (u 1 , u 2 )) du 1 du 2 . (3.52)<br />

S<br />

U<br />

Man nennt den formalen Ausdruck<br />

das Flächenelement.<br />

√<br />

dA = det(g ij ) du 1 du 2 (3.53)<br />

# 120 Antwort<br />

Definition 3.7.4 (Nullmenge). Eine Teilmenge N ⊂ S einer regulären Fläche heißt Nullmenge, falls für<br />

jede lokale Parametrisierung (U, F, V ) von S die Menge<br />

eine Nullmenge in U ⊂ R 2 ist.<br />

F −1 (V ∩ N) (3.59)<br />

# 119 Antwort<br />

Definition 3.7.3 (Integrierbar). Sei S ⊂ R 3 eine reguläre Fläche. Eine Funktion f : S → R heißt<br />

integrierbar, falls sich f schreiben lässt als endliche Summe<br />

f = f 1 + . . . + f k , (3.57)<br />

wobei die f i : S → R integrierbare Funktionen sind, die jeweils außerhalb einer Koordinatenumgebung<br />

verschwinden. In diesem Fall setzen wir ferner<br />

∫<br />

k∑<br />

∫<br />

f dA := f i dA. (3.58)<br />

S<br />

i=1 S


3. Klassische Flächentheorie # 121 3.7. Flächeninhalt und Integration auf Flächen<br />

3. Klassische Flächentheorie # 122 3.7. Flächeninhalt und Integration auf Flächen<br />

Definition: Flächeninhalt<br />

Beispiel: Flächeninhalt des Zylinders<br />

3. Klassische Flächentheorie # 123 3.8. Einige Klassen von Flächen<br />

3. Klassische Flächentheorie # 124 3.8. Einige Klassen von Flächen<br />

Definition: Regelfläche<br />

Satz: Eigenschaft von Regelflächen


# 122 Antwort<br />

Beispiel (Flächeninhalt des Zylinders). Sei I ⊂ R ein offenes Intervall, c : I → R 2 eine ebene parametrisierte<br />

reguläre Kurve. Sei h > 0. Wir betrachten den verallgemeinerten Zylinder über c:<br />

S = {c(t) + se 3 : t ∈ I, 0 < s < h} . (3.61)<br />

Wir erhalten mit der Parametrisierung U = I × (0, h) ⊂ R 2 , V = R 3 , F (t, s) = c(t) + se 3 :<br />

dA = √ g 11 g 22 − g 12 g 21 = ‖ċ(t)‖ dt ds. (3.62)<br />

# 121 Antwort<br />

Definition 3.7.5 (Flächeninhalt). Sei S ⊂ R 3 eine reguläre Fläche. Ist die konstante Funktion f ≡ 1<br />

integrierbar, so nennen wir<br />

∫<br />

A[S] := dA (3.60)<br />

S<br />

den Flächeninhalt von S.<br />

Für den Flächeninhalt erhalten wir<br />

∫ ∫ h<br />

A[S] = ‖ċ(t)‖ ds dt = h · L[c]. (3.63)<br />

I 0<br />

# 124 Antwort<br />

Satz 3.8.2. Sei S ⊂ R 3 eine Regelfläche. Dann gilt für die Gauß-Krümmung<br />

K ≤ 0. (3.65)<br />

Beweis. Ein Beweis findet sich in [Bär, Seite 148].<br />

# 123 Antwort<br />

Definition 3.8.1 (Regelfläche). Sei I ⊂ R ein offenes Intervall, und sei c : I → R 3 eine parametrisierte<br />

Raumkurve. Wir wollen nun an jeden Punkt dieser Kurve eine Gerade anheften, um so eine Fläche zu<br />

erhalten. Sei dazu v : I → R 3 eine glatte Abbildung mit v(t) ≠ (0, 0, 0) t für alle t ∈ I. Sei J ⊂ R ein<br />

weiteres offenes Intervall. Wir setzen<br />

F : I × J → R 3 , F (t, s) = c(t) + sv(t). (3.64)<br />

Eine reguläre Fläche S ⊂ R 3 , die durch eine Parametrisierung der Form (3.64) darstellbar ist, heißt<br />

Regelfläche.


3. Klassische Flächentheorie # 125 3.8. Einige Klassen von Flächen<br />

3. Klassische Flächentheorie # 126 3.8. Einige Klassen von Flächen<br />

Beispiel: Regelflächen (Rückseite)<br />

Beispiele: Regelflächen<br />

3. Klassische Flächentheorie # 127 3.8. Einige Klassen von Flächen<br />

3. Klassische Flächentheorie # 128 3.8. Einige Klassen von Flächen<br />

Definition: Mittleres Krümmungsfeld<br />

Satz: Variation des Flächeninhalts


# 126 Antwort<br />

Beispiel (Einige Regelflächen).<br />

1. Verallgemeinerter Zylinder: Ist c : I → R 3 eine ebene parametrisierte Kurve ohne Selbstdurchschnitte,<br />

c(t) = (c 1 (t), c 2 (t), 0) und v(t) = (0, 0, 1), so heißt die zugehörige Regelfläche<br />

⎛<br />

F (t, s) = ⎝ c ⎞<br />

1(t)<br />

c 2 (t) ⎠ (3.70)<br />

s<br />

verallgemeinerter Zylinder über c. Als Definitionsbereich können wir U = I × R nehmen. Für ihn<br />

gilt K ≡ 0.<br />

2. Verallgemeinerter Kegel: Betrachten wir wieder eine ebene parametrisierte Kurve c : I → R 3 ohne<br />

Selbstdurchschnitte, c(t) = (c 1 (t), c 2 (t), 0). Zu einem festen Punkt p ∈ R 3 \ (R 2 × {0}) setzen wir<br />

v(t) = p − c(t). Dann ist<br />

F : I × (−∞, 1) → R 3 , F (t, s) = (1 − s)c(t) + sp (3.71)<br />

der verallgemeinerte Kegel über c mit Kegelspitze p. Für ihn gilt K ≡ 0.<br />

3. Möbiusband: Auch das Möbiusband ist eine Regelfläche. Dazu betrachten wir<br />

⎛<br />

F : R × (−1, 1) → R 3 , F (t, s) = ⎝ cos t + s cos t cos ⎞<br />

t/2<br />

sin t + s sin t cos t/2 ⎠ . (3.72)<br />

s sin t/2<br />

# 125 Antwort<br />

4. Rotationshyperboloid, einschaliges Hyperboloid: Das Rotationshyperboloid<br />

bildet eine Regelfläche, denn die Regelfläche, die durch<br />

S = { (x, y, z) t ∈ R 3 : 1 = z 2 = x 2 + y 2} (3.66)<br />

c(t) = (cos t, sin t, 0) t , v(t) = ċ(t) + e 3 = (− sin t, cos t, 1) t , (3.67)<br />

gegeben ist, stimmt mit S überein. Es gilt K < 0.<br />

5. Hyperbolisches Paraboloid: Das hyperbolische Paraboloid<br />

ist eine Regelfläche. Dies wird realisiert durch<br />

und es gilt K < 0.<br />

S = { (x, y, z) t ∈ R 3 : z = xy } (3.68)<br />

c(t) = (t, 0, 0) t , v(t) =<br />

1<br />

√<br />

1 + t 2 (0, 1, t)t , (3.69)<br />

Es gilt K < 0.<br />

# 128 Antwort<br />

Satz 3.8.4 (Variation des Flächeninhalts). Sei S eine reguläre Fläche mit endlichem Flächeninhalt. Sei<br />

H das mittlere Krümmungsfeld. Sei Φ : S → R 3 ein glattes Normalenfeld auf S mit kompaktem Träger.<br />

Dann ist für |t| hinreichend klein die Menge S t := {p + tΦ(p) : p ∈ S} eine reguläre Fläche mit endlichem<br />

Flächeninhalt und es gilt<br />

d<br />

∣ ∫<br />

dt A[St] ∣∣t=0<br />

= −2 〈Φ, H〉 dA. (3.74)<br />

S<br />

# 127 Antwort<br />

Definition 3.8.3 (Mittleres Krümmungsfeld). Um eine Version der mittleren Krümmung zu erhalten,<br />

die sich bei Orientierungswechsel nicht ändert und auch auf nichtorientierbaren Flächen definiert ist,<br />

betrachtet man statt der reellwertigen Funktion H häufig das mittlere Krümmungsfeld H, das durch<br />

definiert ist.<br />

H := H · N (3.73)<br />

Beweis. Ein Beweis findet sich in [Bär, Seite 150f].<br />

Korollar 3.8.5. Sei S ⊂ R 3 eine reguläre Fläche mit kompaktem Abschluss ¯S. Wir nehmen an, dass S<br />

minimalen Flächeninhalt hat unter allem regulären Flächen ˜S mit demselben Rand ∂ ˜S = ∂S.<br />

Dann gilt für das mittlere Krümmungsfeld von S<br />

H ≡ (0, 0, 0) t . (3.75)<br />

Beweis. Ein Beweis findet sich in [Bär, Seite 152].


3. Klassische Flächentheorie # 129 3.8. Einige Klassen von Flächen<br />

3. Klassische Flächentheorie # 130 3.8. Einige Klassen von Flächen<br />

Definition: Minimalfläche<br />

Beispiele: Minimalflächen<br />

3. Klassische Flächentheorie # 131 3.8. Einige Klassen von Flächen<br />

3. Klassische Flächentheorie # 132 3.8. Einige Klassen von Flächen<br />

Satz: Eigenschaft von Minimalflächen<br />

Definition: Drehfläche


# 130 Antwort<br />

Beispiel (Minimalflächen). 1. Affine Ebene: Für eine affine Ebene gilt offensichtlich K ≡ H ≡ 0.<br />

2. Enneper-Fläche: Die Enneper-Fläche kann durch eine einzige Parametrisierung beschrieben werden<br />

⎛<br />

F : R 2 → R 3 , F (u 1 , u 2 ⎜<br />

u1 − (u1) 3<br />

⎞<br />

+ u 3 1 (u 2 ) 2<br />

) = ⎝u 2 − (u2 ) 3<br />

⎟<br />

+ u 3 2 (u 1 ) 2 ⎠ . (3.78)<br />

(u 1 ) 2 − (u 2 ) 2<br />

3. Katenoid: Die Kettenfläche oder das Katenoid ist gegeben durch die Parametrisierung<br />

⎛<br />

F (u 1 , u 2 ) = ⎝ cosh(u1 ) cos(u 2 ⎞<br />

)<br />

cosh(u 1 ) sin(u 2 ) ⎠ . (3.79)<br />

u 1<br />

Das Katenoid ist ein Beispiel für eine Drehfläche. Sie ist im wesentlichen die einzige Drehfläche, die<br />

gleichzeitig eine Minimalfläche ist.<br />

4. Helikoid: Die Wendelfläche oder das Helikoid ist gegeben durch die Parametrisierung<br />

⎛<br />

F (u 1 , u 2 ) = ⎝ u1 sin(u 2 ⎞<br />

)<br />

−u 1 cos(u 2 ) ⎠ . (3.80)<br />

u 2<br />

# 129 Antwort<br />

Definition 3.8.6 (Minimalfläche). Eine reguläre Fläche S ⊂ R 3 heißt Minimalfläche, falls<br />

H ≡ (0, 0, 0) t . (3.76)<br />

Man beachte, dass Minimalflächen nicht unbedingt flächenminimierend sein müssen. Es handelt sich bei<br />

H = (0, 0, 0) t nur um eine notwendige Bedingung.<br />

Man kann Minimalflächen konkret erzeugen, indem man einen geschlossenen Draht (unsere geschlossene<br />

Raumkurve) in Seifenlauge hält. Die entstandene Seifenhaut ist dann eine Minimalfläche.<br />

Bemerkung. Ist die Fläche S orientierbar, so gibt es ein glattes Einheitsnormalenfeld N auf S und wir<br />

können das mittlere Krümmungsfeld in der Form H = H · N schreiben. Die Minimalflächenbedingung<br />

lautet dann<br />

H ≡ 0. (3.77)<br />

5. Scherksche Fläche: Der Graph der Funktion<br />

ϕ : (−π/2, π/2) × (−π/2, π/2) → R, ϕ(x, y) = ln(cos(y)) − ln(cos(x)) (3.81)<br />

heißt Scherksche Fläche und ist eine Minimalfläche.<br />

# 132 Antwort<br />

Definition 3.8.8 (Drehfläche). Drehflächen entstehen, wenn man eine ebene Kurve, die in der x-z-Ebene<br />

liegt, um die z-Achse rotiert. Ist besagte ebene Kurve durch die Parametrisierung t ↦→ (r(t), t) t , t ∈ I<br />

gegeben, so erhalten wir eine lokale Parametrisierung der zugehörigen Drehfläche durch<br />

⎛ ⎞<br />

r(t) cos(ϕ)<br />

F (t, ϕ) = ⎝r(t) sin(ϕ) ⎠ , t ∈ I, ϕ ∈ (ϕ 0 , ϕ 0 + 2π). (3.84)<br />

t<br />

# 131 Antwort<br />

Satz 3.8.7. Für jede reguläre Fläche gilt<br />

K ≤ H 2 . (3.82)<br />

Insbesondere gilt für die Gauß-Krümmung von Minimalflächen<br />

K ≤ 0. (3.83)<br />

Beweis. Ein Beweis findet sich in [Bär, Seite 154].


3. Klassische Flächentheorie # 133 3.8. Einige Klassen von Flächen<br />

3. Klassische Flächentheorie # 134 3.8. Einige Klassen von Flächen<br />

Beispiele: Drehflächen<br />

Definition: Röhrenfläche<br />

3. Klassische Flächentheorie # 135 3.8. Einige Klassen von Flächen<br />

4. Innere <strong>Geometrie</strong> von Flächen # 136 4.1. Isometrien<br />

Beispiel: Röhrenfläche<br />

Definition: Lokale Isometrie


# 134 Antwort<br />

Definition 3.8.9 (Röhrenfläche). Sei c : I → R 3 eine nach Bogenlänge parametrisierte Kurve mit nicht<br />

verschwindender Krümmung, κ(t) ≠ 0 für alle t ∈ I. Dann sind die Torsion τ und das Frenet-Freibein<br />

(ċ, n, b) definiert. Sei r > 0. Wir betrachten<br />

F : I × R → R 3 ,<br />

F (t, ϕ) = c(t) + r · (cos ϕ · n(t) + sin ϕ · b(t)). (3.87)<br />

Eine so parametrisierte reguläre Fläche heißt Röhrenfläche.<br />

# 133 Antwort<br />

Beispiel (Drehflächen). 1. Rotationsparaboloid: Das Rotationsparaboloid S = { (x, y, z) t ∈ R 3 : z = x 2 + y<br />

ist eine Drehfläche mit der Funktion r(t) = √ t, t > 0. Es gilt<br />

K =<br />

4<br />

(1 + 4t) 2 , H = 2 + 4t . (3.85)<br />

3/2<br />

(1 + 4t)<br />

2. Katenoid: Eine Drehfläche mit r(t) = c 1 cosh(t+c 2/c 1 ), c 1 > 0, c 2 ∈ R ist eine Kettenfläche.<br />

3. Pseudosphäre: Sei S die Drehfläche einer Traktrix. Eine Parametrisierung ist dann gegeben durch<br />

F : (0, 2π) × (ϕ 0 , ϕ 0 + 2π) → R 3 ,<br />

⎛<br />

⎞<br />

F (t, ϕ) = ⎝<br />

sin t sin ϕ<br />

sin t cos ϕ ⎠ . (3.86)<br />

cos t + ln tan t/2<br />

Diese Fläche hat konstante Gauß-Krümmung K ≡ −1. Man nennt sie Pseuodesphäre.<br />

# 136 Antwort<br />

Von außen betrachtet erscheinen uns z. B. die Zylinderfläche und die Ebene als sehr verschieden. Wir<br />

werden aber sehen, dass es für unser zweidimensionales Wesen nicht einfach wäre zu entscheiden, ob es<br />

nun auf einer Zylinderfläche lebt oder auf einer Ebene. Falls wir nur kleine Stücke von Ebene und Zylinder<br />

nehmen, wäre es sogar unmöglich, diese Entscheidung mittels Messungen innerhalb der Fläche zu treffen.<br />

# 135 Antwort<br />

Beispiel. 1. Drehtorus: Wir betrachten den Drehtorus, der als die Röhrenfläche um die Kreislinie<br />

c(t) = (cos t, sin t, 0) t mit Dichte 2r < 2 definiert ist. Dann gilt<br />

κ(t) ≡ 1, τ ≡ 0. (3.88)<br />

Definition 4.1.1 (Lokale Isometrie). Seien S 1 , S 2 reguläre Flächen im R 3 . Eine glatte Abbildung f :<br />

S 1 → S 2 heißt lokale Isometrie, falls für jeden Punkt p ∈ S 1 das Differential<br />

eine lineare Isometrie bezüglich der ersten Fundamentalform ist, d. h.<br />

für alle X, Y ∈ T pS 1 .<br />

d pf : T pS 1 → T f(p) S 2 (4.1)<br />

〈d pf(X), d pf(Y )〉 = 〈X, Y 〉 (4.2)<br />

Wir nennen geometrische Größen, die sich unter lokalen Isometrien nicht verändern, Größen der inneren<br />

<strong>Geometrie</strong>.<br />

Die mittlere Krümmung H ist keine Größe der inneren <strong>Geometrie</strong>, denn für die Ebene ist H Ebene ≡ 0,<br />

während für die Zylinderfläche H Zylinder ≡ 1/2 gilt. Da Eben und Zylinder lokal isometrisch sind, müsste<br />

H Zylinder = H Ebene ◦ f gelten.


4. Innere <strong>Geometrie</strong> von Flächen # 137 4.1. Isometrien<br />

4. Innere <strong>Geometrie</strong> von Flächen # 138 4.1. Isometrien<br />

Beispiel: Isometrie zwischen Zylinder und Ebene<br />

Definition: Isometrie<br />

4. Innere <strong>Geometrie</strong> von Flächen # 139 4.2. Vektorfelder und kovariante Abbildungen<br />

4. Innere <strong>Geometrie</strong> von Flächen # 140 4.2. Vektorfelder und kovariante Abbildungen<br />

Definition: Vektorfeld<br />

Beispiel: Gradientenvektorfeld


# 138 Antwort<br />

Definition 4.1.2 (Isometrie). Eine lokale Isometrie f : S 1 → S 2 , die zusätzlich bijektiv ist, heißt<br />

Isometrie. Gibt es eine solche Isometrie f : S 1 → S 2 , so heißen die Flächen S 1 und S 2 isometrisch.<br />

Die Flächen S 1 und S 2 heißen lokal isometrisch, falls es zu jedem Punkt p ∈ S 1 eine offene Umgebung<br />

U 1 ⊂ S 1 von p gibt, eine offene Teilmenge U 2 ⊂ S 2 und eine Isometrie f : U 1 → U 2 und umgekehrt<br />

zu jedem Punkt q ∈ S 2 eine offene Umgebung U ′ 2 ⊂ S 2 von q, eine offene Teilmenge U ′ 1 ⊂ S 1 und eine<br />

# 137 Antwort<br />

Beispiel (Isometrie zwischen Zylinder und Ebene). Sei S 1 = R 2 × {0} die x-y-Ebene, S 2 = S 1 × R die<br />

Zylinderfläche. Dann ist<br />

eine lokale Isometrie.<br />

f : S 1 → S 2 , f(x, y, 0) = (cos x, sin x, y) t (4.3)<br />

Isometrie f : U ′ 2 → U ′ 1 . # 139 Antwort<br />

# 140 Antwort<br />

Beispiel (Gradientenvektorfeld). Sei f : S → R eine glatte Funktion. Da die erste Fundamentalform nicht<br />

ausgeartet ist, existiert, bei festgehaltenem Punkt p, genau ein Vektor v(p) ∈ T pS mit der Eigenschaft<br />

d pf(X) = I(v(p), X) (4.4)<br />

für alle X ∈ T pS. Dadurch wird das glatte Gradientenvektorfeld v := grad f definiert.<br />

Ein Vektorfeld ordnet jedem Punkt auf der Fläche einen Vektor zu, der in diesem Punkt tangential an<br />

die Fläche ist.<br />

Definition 4.2.1 (Vektorfeld). Sei S ⊂ R 3 eine reguläre Fläche. Ein Vektorfeld auf S ist eine Abbildung<br />

v : S → R 3 , sodass v(p) ∈ T pS für alle p ∈ S.


4. Innere <strong>Geometrie</strong> von Flächen # 141 4.2. Vektorfelder und kovariante Abbildungen<br />

4. Innere <strong>Geometrie</strong> von Flächen # 142 4.2. Vektorfelder und kovariante Abbildungen<br />

Definition: Richtungsableitung<br />

Definition: Lie-Klammer<br />

4. Innere <strong>Geometrie</strong> von Flächen # 143 4.2. Vektorfelder und kovariante Abbildungen<br />

4. Innere <strong>Geometrie</strong> von Flächen # 144 4.2. Vektorfelder und kovariante Abbildungen<br />

Definition: Vektorfeld längs einer Kurve<br />

Definition: Kovariante Ableitung


# 142 Antwort<br />

Definition 4.2.3 (Lie-Klammer). Das Vektorfeld<br />

Z := [X, Y ] (4.7)<br />

heißt Lie-Klammer von X und Y . Es ist durch die Bedingung<br />

∂ X (∂ Y f) − ∂ Y (∂ X f) = ∂ [X,Y ] f (4.8)<br />

für alle f charakterisiert.<br />

# 141 Antwort<br />

Definition 4.2.2 (Richtungsableitung). Sei S eine reguläre Fläche, p ∈ S ein Punkt X p ∈ T pS ein<br />

Tangentialvektor und f : S → R eine glatte Funktion. Dann heißt<br />

∂ Xp f := d pf(X p) = I(grad f, X p) ∈ R (4.5)<br />

Richtungsableitung von f nach X p. Ist X ein Vektorfeld auf S, so heißt auch die Funktion<br />

∂ X f : S → R, ∂ X f(p) := ∂ X(p) f (4.6)<br />

Richtungsableitung von f nach dem Vektorfeld X.<br />

# 144 Antwort<br />

Definition 4.2.5 (Kovariante Ableitung). Sei S ⊂ R 3 eine reguläre Fläche, sei c : I → S eine parametrisierte<br />

Kurve und sei v : I → R 3 ein differenzierbares Vektorfeld an S längs c. Für jeden Punkt p ∈ S<br />

sei Π p : R 3 → T pS die Orthogonalprojektion, d. h. ist N(p) einer der beiden Einheitsnormalenvektoren<br />

an S im Punkt p, so ist<br />

# 143 Antwort<br />

Definition 4.2.4 (Vektorfeld längs einer Kurve). Sei S ⊂ R 3 eine reguläre Fläche, sei c : I → S eine<br />

parametrisierte Kurve. Ein Vektorfeld an S längs c ist eine Abbildung v : I → R 3 , sodass v(t) ∈ T c(t) S<br />

ist für alle t ∈ I.<br />

Π p(X) = X − 〈X, N(p)〉 N(p). (4.9)<br />

Dann heißt<br />

t ∈ I, die kovariante Ableitung von v.<br />

∇<br />

dt v(t) := Π c(t)( ˙v(t)), (4.10)<br />

Mit v ist also auch ∇ v ein Vektorfeld an S längs c.<br />

dt


4. Innere <strong>Geometrie</strong> von Flächen # 145 4.2. Vektorfelder und kovariante Abbildungen<br />

4. Innere <strong>Geometrie</strong> von Flächen # 146 4.2. Vektorfelder und kovariante Abbildungen<br />

Lemma: Rechenregeln für die kovariante Ableitung<br />

Kovariante Ableitung bzgl. lokaler Parametrisierung<br />

Definition: Christoffel-Symbole<br />

4. Innere <strong>Geometrie</strong> von Flächen # 147 4.2. Vektorfelder und kovariante Abbildungen<br />

4. Innere <strong>Geometrie</strong> von Flächen # 148 4.2. Vektorfelder und kovariante Abbildungen<br />

Lemma: Formel für die Christoffel-Symbole<br />

Definition: Kovariante Ableitung in Richtung eines Tangentialvektors


# 146 Antwort<br />

Bemerkung (Kovariante Ableitung bzgl. lokaler Parametrisierung). Man kann die kovariante Ableitung<br />

auch mit Hilfe lokaler Parametrisierungen berechnen. Dazu drücken wir für eine lokale Parametrisierung<br />

(U, F, V ) von S die Vektoren<br />

∂2 F<br />

∂u i ∂u j (u) ∈ R 3 in der Basis ∂F<br />

∂u 1 (u), ∂F<br />

∂u 2 (u) und N(F (u)) aus:<br />

∂ 2 F<br />

∂u i ∂u j (u) = ∂F<br />

Γ1 i,j (u)<br />

∂u 1 (u) + ∂F<br />

Γ2 i,j (u)<br />

∂u 2 (u) + h i,j(u)N(F (u)). (4.15)<br />

Definition 4.2.7 (Christoffel-Symbole). Die Koeffizientenfunktionen<br />

1 ≤ i, j, k ≤ 2 heißen Christoffel-Symbole.<br />

Γ k i,j : U → R, (4.16)<br />

# 145 Antwort<br />

Lemma 4.2.6 (Rechenregeln für die kovariante Ableitung). Sei S eine reguläre Fläche, c : I → S<br />

eine parametrisierte Kurve, sei f : I → R eine differenzierbare Funktion und sei ϕ : J → I eine<br />

Umparametrisierung von c. Seien ferner v, w Vektorfelder an S längs c. Dann sind auch v + w und fv<br />

Vektorfelder an S längs c und es gilt<br />

1. Additivität:<br />

2. Produktregel I:<br />

∇<br />

dt (v + w)(t) = ∇ dt v(t) + ∇ w(t), (4.11)<br />

dt<br />

∇<br />

dt (fv)(t) = f(t)v(t) ˙ + f(t) ∇ v(t), (4.12)<br />

dt<br />

3. Produktregel II:<br />

4. Umparametrisierung:<br />

( )<br />

∇<br />

∇<br />

dt I(v, w)(t) = I dt v(t), w(t) + I<br />

(v(t), ∇ )<br />

dt w(t) , (4.13)<br />

(( ) )<br />

∇<br />

∇<br />

dt (v ◦ ϕ)(t) = ˙ϕ · dt v ◦ ϕ . (4.14)<br />

# 148 Antwort<br />

Definition 4.2.9 (Kovariante Ableitung in Richtung eines Tangentialvektors). Sei S eine reguläre Fläche,<br />

v ein Vektorfeld auf S, w p ∈ T pS ein Tangentialvektor. Dann ist die kovariante Ableitung ∇ wp v ∈ T pS<br />

von v in Richtung w p wie folgt definiert:<br />

Wähle eine Kurve c : (−ε, ε) → S mit ċ(0) = w p und setze<br />

∇ wp v := ∇ (v ◦ c)(0). (4.18)<br />

dt<br />

# 147 Antwort<br />

Lemma 4.2.8 (Formel für die Christoffel-Symbole). Für die Christoffel-Symbole gilt die Formel<br />

Γ k ij = 1 2<br />

m=1<br />

2∑<br />

( ∂gjm<br />

∂u i<br />

Beweis. Ein Beweis findet sich in [Bär, Seite 171f].<br />

+ ∂g im<br />

∂u j<br />

+ ∂g )<br />

ij<br />

∂u m g mk . (4.17)<br />

Diese Definition ist wohldefiniert, also unabhängig von der Wahl der Kurve c mit ċ(0) = w p.<br />

Sind v, w zwei Vektorfelder auf S, so definieren wir ein neues Vektorfeld ∇ wv durch<br />

(∇ wv)(p) := ∇ w(p) v. (4.19)


4. Innere <strong>Geometrie</strong> von Flächen # 149 4.2. Vektorfelder und kovariante Abbildungen<br />

4. Innere <strong>Geometrie</strong> von Flächen # 1504.3. Krümmungstensor und Theorema Egregium<br />

Lemma: Rechenregeln für die kovariante Ableitung in Richtung eines<br />

Tangentialvektors<br />

Definition: Zweite kovariante Ableitung<br />

4. Innere <strong>Geometrie</strong> von Flächen # 1514.3. Krümmungstensor und Theorema Egregium<br />

4. Innere <strong>Geometrie</strong> von Flächen # 1524.3. Krümmungstensor und Theorema Egregium<br />

Lemma: Zweite kovariante Ableitung bzgl. lokaler Parametrisierung<br />

Korollar: Zweites Kovariantes Diffenretial


# 150 Antwort<br />

Sind v, w, z Vektorfelder auf einer regulären Fläche S, so kann man natürlich das Vektorfeld ∇ wz noch<br />

einmal nach v kovariant differenzieren. Dabei werden jedoch auch Ableitungen von w nach v auftreten.<br />

Wenn wir also nur an der zweiten Ableitung von z in Richtung v und w interessiert sind, müssen wir<br />

diesen Effekt kompensieren.<br />

Definition 4.3.1 (Zweite Kovariante Ableitung). Die zweite kovariante Ableitung von z nach v und w<br />

ist durch<br />

# 149 Antwort<br />

Lemma 4.2.10 (Rechenregeln für die kovariante Ableitung in Richtung eines Tangentialvektors). Sei<br />

S eine reguläre Fläche, seien c 1 , c 2 ∈ R, v, v 1 , v 2 , w, w 1 , w 2 Vektorfelder auf S, und sei f : S → R eine<br />

glatte Funktion. Dann gilt:<br />

1. Linearität im zu differenzierenden Vektorfeld:<br />

∇ w(c 1 v 1 + c 2 v 2 ) = c 1 ∇ wv 1 + c 2 ∇ wv 2 , (4.20)<br />

definiert.<br />

∇ 2 v,w z := ∇v(∇wz) − ∇ ∇ vwz (4.25)<br />

2. Produktregel I:<br />

∇ w(fv) = df(w)v + f∇ wv, (4.21)<br />

3. Produktregel II:<br />

d(I(v 1 , v 2 ))(w) = I(∇ wv 1 , v 2 ) + I(v 1 , ∇ wv 2 ), (4.22)<br />

4. Linearität in dem Vektorfeld, nach dem differenziert wird:<br />

∇ (c1 w 1 +c 2 w 2 )v = c 1 ∇ w1 v + c 2 ∇ w2 v, (4.23)<br />

5. Funktionen-Linearität in dem Vektorfeld, nach dem differenziert wird:<br />

∇ (fw) v = f∇ wv. (4.24)<br />

# 152 Antwort<br />

Korollar 4.3.3 (Zweites Kovariantes Differential). Der Wert der zweiten kovarianten Ableitung ∇ 2 v,wz<br />

hängt im Punkte p ∈ S nur von v(p), w(p) und den Ableitungen von z in p bis <strong>zur</strong> Ordnung 2 ab.<br />

Damit können wir für ein Vektorfeld z auf S das zweite kovariante Differential von z definieren als<br />

∇ 2 : T pS × T pS → T pS, (v p, w p) ↦→ (∇ 2 v,wz)(p), (4.27)<br />

wobei v, w beliebige Vektorfelder auf S mit v(p) = v p und w(p) = w p sind.<br />

# 151 Antwort<br />

Lemma 4.3.2 (Zweite Kovariante Ableitung bzgl. Lokaler Parametrisierung). Sei S eine reguläre Fläche<br />

und v, w, z Vektorfelder auf S. Sei (U, F, V ) eine lokale Parametrisierung von S. Wir drücken wie üblich<br />

v in der durch die Parametrisierung gegebenen Basis aus, v = ∑ 2 ∂F<br />

i=1<br />

vi<br />

∂u i , und analog für alle anderen<br />

Vektorfelder.<br />

Dann ist ∇ 2 v,wz in der Basis<br />

∂F<br />

∂u m gegeben durch die Koeffizienten<br />

⎛<br />

⎝ ∑ ∂ 2 z m<br />

∂u<br />

ij<br />

i ∂u j vi w j + ∑ Γ m ∂z i<br />

ij<br />

∂u k (vi w k + v k w j ) − ∑<br />

ijk<br />

ijk<br />

Γ k ∂z m<br />

ij<br />

∂u k vi w j +<br />

+ ∑ ijk<br />

(<br />

∂Γ m<br />

kj<br />

∂u i<br />

+ ∑ l<br />

)<br />

(<br />

)<br />

⎞<br />

Γ m li Γl kj − Γm kl Γl ij v i w j z k ⎠<br />

m=1,2<br />

(4.26)<br />

Beweis. Ein Beweis findet sich in [Bär, Seite 175].


4. Innere <strong>Geometrie</strong> von Flächen # 1534.3. Krümmungstensor und Theorema Egregium<br />

4. Innere <strong>Geometrie</strong> von Flächen # 1544.3. Krümmungstensor und Theorema Egregium<br />

Definition: Riemannscher Krümmungstensor<br />

Lemma: Riemannscher Krümmungstensor bzgl. lokaler Parametrisierung<br />

4. Innere <strong>Geometrie</strong> von Flächen # 1554.3. Krümmungstensor und Theorema Egregium<br />

4. Innere <strong>Geometrie</strong> von Flächen # 1564.3. Krümmungstensor und Theorema Egregium<br />

Korollar: Eigenschaften des Riemannschen Krümmungstensors<br />

Satz: Gauß-Gleichung


# 154 Antwort<br />

Lemma 4.3.5 (Riemannscher Krümmungstensor bzgl. Lokaler Parametrisierung). Sei (U, F, V ) eine<br />

lokale Parametrisierung unserer regulären Fläche, p = F (u 0 ). Wir drücken v p, w p, z in der lokalen<br />

Parametrisierung aus:<br />

v p = ∑ i<br />

v i ∂F<br />

∂u i (u 0),<br />

w p = ∑ j<br />

w j ∂F<br />

∂u j (u 0),<br />

z = ∑ k<br />

Der riemannsche Krümmungstensor hat bezüglich der lokalen Parametrisierung die Form<br />

R(v p, w p)z =<br />

2∑<br />

ijkl=1<br />

z k ∂F<br />

∂u k . (4.29)<br />

R l ijk (u 0)v i w j z k ∂F<br />

∂u l (u 0), (4.30)<br />

# 153 Antwort<br />

Definition 4.3.4 (Riemannscher Krümmungstensor). Sei S eine reguläre Fläche, p ∈ S ein Punkt,<br />

v p, w p ∈ T pS Tangentialvektoren und z ein Vektorfeld auf S. Dann ist der riemannsche Krümmungstensor<br />

R definiert durch<br />

R(v p, w p)z := ∇ 2 v p,w p<br />

z − ∇ 2 w p,v p<br />

z. (4.28)<br />

Der Krümmungstensor misst also gerade den Fehler, der bei der Vertauschung der beiden Ableitungen<br />

auftritt.<br />

wobei<br />

R l ijk = ∂Γl kj<br />

∂u i<br />

− ∂Γl ki<br />

∂u j<br />

+ ∑ m<br />

(<br />

)<br />

Γ l mi Γm kj − Γl mj Γm ki . (4.31)<br />

Beweis. Ein Beweis findet sich in [Bär, Seite 176].<br />

# 156 Antwort<br />

Satz 4.3.7 (Gauß-Gleichung). Sei S ⊂ R 3 eine orientierte reguläre Fläche, p ∈ S. Dann gilt für<br />

v, w, z ∈ T pS:<br />

R(v, w)z = II(w, z) · W (v) − II(v, z) · W (w). (4.35)<br />

Bezüglich einer lokalen Parametrisierung drückt sich dies folgendermaßen aus:<br />

Rijk l = h jkwi l − h ikwj l . (4.36)<br />

Beweis. Ein Beweis findet sich in [Bär, Seite 177f].<br />

# 155 Antwort<br />

Korollar 4.3.6 (Eigenschaften des Riemannschen Krümmungstensors).<br />

1. Der Tangentialvektor R(w p, w p)z hängt an der Stelle p ∈ S nur von z(p) ab, nicht aber von den<br />

Werten des Vektorfeldes z auf S \ {p}. Daher ist die Abbildung<br />

R p : T pS × T pS × T pS =→ T pS (4.32)<br />

R p(v p, w p)z p := R(v p, w p)z, (4.33)<br />

wohldefiniert, wobei z ein beliebiges Vektorfeld auf S mit z(p) = z p ist.<br />

2. R p ist linear in jedem Argument.<br />

3. R p ist schiefsymmetrisch in den ersten beiden Argumenten,<br />

R p(v p, w p)z p = −R p(w p, v p)z p. (4.34)


4. Innere <strong>Geometrie</strong> von Flächen # 1574.3. Krümmungstensor und Theorema Egregium<br />

4. Innere <strong>Geometrie</strong> von Flächen # 1584.3. Krümmungstensor und Theorema Egregium<br />

Satz: Theorema Egregium<br />

Beispiel <strong>zur</strong> Anwendung des Theorema Egregium<br />

4. Innere <strong>Geometrie</strong> von Flächen # 1594.3. Krümmungstensor und Theorema Egregium<br />

4. Innere <strong>Geometrie</strong> von Flächen # 1604.3. Krümmungstensor und Theorema Egregium<br />

Lemma: Symmetrien des Riemannschen Krümmungstensors<br />

Lemma: Darstellung des Riemannschen Krümmungstensors in lokale<br />

Koordinaten


# 158 Antwort<br />

Beispiel (Landkarten). Vergleicht man eine Kreisscheibe mit Gauß-Krümmung K ≡ 0 und eine Sphäre<br />

mit K ≡ 1, so fällt sofort auf, dass es keine Isometrie zwischen diesen beiden Flächen geben kann.<br />

Das zeigt, dass es prinzipiell nicht möglich ist, wirklich befriedigende Landkarten zu erstellen, da jede<br />

Landkarte bestimmte Längen verzerrt.<br />

# 157 Antwort<br />

Satz 4.3.8 (Theorema Egregium). Die Gauß-Krümmung kann folgendermaßen aus dem riemannschen<br />

Krümmungstensor berechnet werden: Sei p ∈ S ein Punkt. Wähle eine Orthonormalbasis v, w von T pS.<br />

Dann gilt<br />

K(p) = I(R p(v, w)w, v). (4.37)<br />

Insbesondere ist die Gauß-Krümmung eine Größe der inneren <strong>Geometrie</strong>.<br />

Beweis. Gemäß der Gauß-Gleichung gilt<br />

I(R(v, w)w, v) = I(II(w, w) · W (v) − II(v, w) · W (w), v) =<br />

= II(w, w)II(v, v) − II(v, w)II(w, v) =<br />

= det(W ) = K. (4.38)<br />

# 160 Antwort<br />

Lemma 4.3.10 (Darstellung des Riemannschen Krümmungstensors in lokalen Koordinaten). Sei S eine<br />

reguläre Fläche, sei p ∈ S. Für alle v, w, x ∈ T pS gilt<br />

In lokalen Koordinaten gilt<br />

R(v, w)x = K(p) · (I(w, x)v − I(v, x)w) . (4.40)<br />

R l ijk = K · (g jk δ l i − g ikδ l j<br />

Beweis. Ein Beweis findet sich in [Bär, Seite 180f].<br />

)<br />

. (4.41)<br />

# 159 Antwort<br />

Lemma 4.3.9 (Symmetrien des Riemannschen Krümmungstensors). Sei S eine reguläre Fläche, sei<br />

p ∈ S, seien v, w, x, y ∈ T pS. Der Krümmungstensor hat die folgenden Symmetrien:<br />

1. R(v, w)x = −R(w, v)x,<br />

2. I(R(v, w)x, y) = −I(R(v, w)y, x),<br />

3. I(R(v, w)x, y) = I(R(x, y)v, w),<br />

4. Bianchi-Identität:<br />

R(v, w)x + R(x, v)w + R(w, x)v = 0. (4.39)<br />

Beweis. Ein Beweis findet sich in [Bär, Seite 179f].


4. Innere <strong>Geometrie</strong> von Flächen # 1614.3. Krümmungstensor und Theorema Egregium<br />

4. Innere <strong>Geometrie</strong> von Flächen # 1624.3. Krümmungstensor und Theorema Egregium<br />

Größen der inneren <strong>Geometrie</strong><br />

Größen, die nicht unter lokalen Isometrien invariant sind<br />

4. Innere <strong>Geometrie</strong> von Flächen # 163 4.4. Riemannsche Metriken<br />

4. Innere <strong>Geometrie</strong> von Flächen # 164 4.4. Riemannsche Metriken<br />

Definition: Riemannsche Metrik<br />

Alternative Herangehensweise an die Definition von Größen der inneren<br />

<strong>Geometrie</strong> mittels einer Riemannschen Metrik, die nicht zwingend die<br />

erste Fundamentalform ist


# 162 Antwort<br />

geometrische Größe Symbol<br />

2. Fundamentalform II<br />

Weingarten-Abbildung W<br />

Hauptkrümmungen κ i<br />

mittlere Krümmung H<br />

Tabelle 2: Größen, die nicht unter lokalen Isometrien invariant sind<br />

# 161 Antwort<br />

geometrische Größe Symbol<br />

1. Fundamentalform I<br />

Flächenelement<br />

dA<br />

kovariante Ableitung<br />

∇<br />

riemannscher Krümmungstensor R<br />

Gauß-Krümmung<br />

K<br />

Tabelle 1: Größen der inneren <strong>Geometrie</strong><br />

# 164 Antwort<br />

Alle Größen der inneren <strong>Geometrie</strong> sind auch für reguläre Flächen mit einer riemannschen Metrik definiert,<br />

die nicht die erste Fundamentalform ist. Dazu definieren wir z. B. die Christoffel-Symbole durch die Formel<br />

Γ k ij := 1 2<br />

m=1<br />

2∑<br />

( ∂gjm<br />

∂u i<br />

+ ∂g im<br />

∂u j<br />

und anschließend die kovariante Ableitung für Vektorfelder<br />

durch<br />

v = ∑ i<br />

v i ∂F<br />

∂u i ,<br />

+ ∂g )<br />

ij<br />

∂u m g mk (4.43)<br />

w =<br />

∑<br />

j<br />

w j ∂F<br />

∂u j (4.44)<br />

⎛<br />

⎞<br />

∇ wv(F (u)) := ∑ (<br />

⎝d uv k w 1 )<br />

(u)<br />

w 2 + ∑ Γ k (u)<br />

ij (u)vi (u)w j (u) ⎠ ∂F (u). (4.45)<br />

∂uk k<br />

ij<br />

# 163 Antwort<br />

Wir verallgemeinern das Konzept der ersten Fundamentalform. Sie ordnet jeder Tangentialebene ein<br />

euklidisches Skalarprodukt zu. Dass dieses Skalarprodukt die Einschränkung des Standardskalarproduktes<br />

auf dem R 3 ist, ist für die Größen der inneren <strong>Geometrie</strong> ohne Belang.<br />

Definition 4.4.1 (Riemannsche Metrik). Sei S ⊂ R 3 eine reguläre Fläche. Eine riemannsche Metrik<br />

g auf S ordnet jedem Punkt p ∈ S ein euklidisches Skalarprodukt g p auf der Tangentialebene T pS zu,<br />

sodass für jede lokale Parametrisierung (U, F, V ) von S die Funktionen<br />

( )<br />

∂F ∂F<br />

g ij : U → R,<br />

g ij (u) := g F (u) (u),<br />

∂ui ∂u j (u) (4.42)<br />

glatt sind.


4. Innere <strong>Geometrie</strong> von Flächen # 165 4.4. Riemannsche Metriken<br />

4. Innere <strong>Geometrie</strong> von Flächen # 166 4.5. Geodätische<br />

Definition: Zurückgezogene Riemannsche Metrik<br />

Definition: Länge<br />

4. Innere <strong>Geometrie</strong> von Flächen # 167 4.5. Geodätische<br />

4. Innere <strong>Geometrie</strong> von Flächen # 168 4.5. Geodätische<br />

Definition: Energie<br />

Lemma: Zusammenhang zwischen Länge und Energie


# 166 Antwort<br />

In der Ebene ist die kürzeste Verbindung zwischen zwei Punkten das entsprechende Geradensegment.<br />

Wie sehen die kürzesten Verbindungskurven auf einer regulären Fläche aus?<br />

Definition 4.5.1 (Länge). Sei S eine reguläre Fläche mit riemannscher Metrik g. Sei c : I → S eine<br />

parametrisierte Kurve. Dann ist die Länge von c bzgl. (S, g) definiert durch<br />

∫ √<br />

L[c] := g c(t) (ċ(t), ċ(t)) dt. (4.47)<br />

I<br />

# 165 Antwort<br />

Definition 4.4.2 (Zurückgezogene Riemannsche Metrik). Seien S 1 , S 2 reguläre Flächen, sei Φ : S 1 → S 2<br />

ein Diffeomorphismus. Sei g eine riemannsche Metrik auf S 2 . Die <strong>zur</strong>ückgezogene riemannsche Metrik<br />

Φ ∗ g auf S 1 ist definiert durch<br />

für alle p ∈ S 1 , X, Y ∈ T pS 1 .<br />

(Φ ∗ g) p(X, Y ) := g Φ(p) (d pΦ(X), d pΦ(Y )) (4.46)<br />

# 168 Antwort<br />

Lemma 4.5.3 (Zusammenhang zwischen Länge und Energie). Sei S eine reguläre Fläche mit riemannscher<br />

Metrik g. Sei c : [a, b] → S eine parametrisierte Kurve. Dann ist<br />

L[c] 2 ≤ 2(b − a)E[c], (4.49)<br />

und Gleichheit gilt genau dann, wenn c proportional <strong>zur</strong> Bogenlänge parametrisiert ist, d. h. wenn<br />

# 167 Antwort<br />

Definition 4.5.2 (Energie). Sei S eine reguläre Fläche mit riemannscher Metrik g. Sei c : I → S eine<br />

parametrisierte Kurve. Dann ist die Energie von c bzgl. (S, g) definiert durch<br />

E[c] := 1 ∫<br />

g c(t) (ċ(t), ċ(t)) dt. (4.48)<br />

2 I<br />

g c(t) (ċ(t), ċ(t)) ≡ const . (4.50)<br />

Beweis. Ein Beweis findet sich in [Bär, Seite 186].


4. Innere <strong>Geometrie</strong> von Flächen # 169 4.5. Geodätische<br />

4. Innere <strong>Geometrie</strong> von Flächen # 170 4.5. Geodätische<br />

Lemma: Variation der Energie<br />

Notwendige Bedingung für Minimale Energie<br />

4. Innere <strong>Geometrie</strong> von Flächen # 171 4.5. Geodätische<br />

4. Innere <strong>Geometrie</strong> von Flächen # 172 4.5. Geodätische<br />

Definition: Geodätische<br />

Beispiele: Geodätische


# 170 Antwort<br />

Korollar 4.5.6 (Notwendige Bedingung für Minimale Energie). Sei S eine reguläre Fläche mit riemannscher<br />

Metrik g. Seien p, q ∈ S. Ist c : [a, b] → S eine Verbindungskurve von p nach q mit minimaler<br />

Energie, so gilt<br />

für alle t ∈ [a, b].<br />

Beweis. Ein Beweis findet sich in [Bär, Seite 188f].<br />

∇<br />

dt ċ0(t) = 0 (4.54)<br />

# 169 Antwort<br />

Lemma 4.5.4 (Hilfslemma <strong>zur</strong> Variation der Energie). Sei S eine reguläre Fläche mit riemannscher<br />

Metrik g. Sei c : I × J → S, (s, t) ↦→ c(s, t), eine glatte Abbildung. Dann gilt<br />

∇ ∂c<br />

∂s ∂t = ∇ ∂t<br />

Beweis. Ein Beweis findet sich in [Bär, Seite 186f].<br />

∂c<br />

∂s . (4.51)<br />

Satz 4.5.5 (Variation der Energie). Sei S eine reguläre Fläche mit riemannscher Metrik g. Seien p, q ∈<br />

S. Sei c : (−ε, ε) × [a, b] → S eine glatte Abbildung, sodass für c s : [a, b] → S, c s(t) := c(s, t) gilt<br />

c s(a) = p, c s(b) = q. (4.52)<br />

Sei V (t) := ∂c (0, t) das so genannte Variationsvektorfeld. Dann gilt<br />

∂s<br />

∫ b<br />

d<br />

ds E[cs] ∣ ∣∣s=0<br />

= −<br />

Beweis. Ein Beweis findet sich in [Bär, Seite 187f].<br />

a<br />

g c0 (t)<br />

(<br />

V (t), ∇ )<br />

dt ċ0(t) dt. (4.53)<br />

# 172 Antwort<br />

Beispiel (Geodätische).<br />

- Ebene: Sei S ⊂ R 3 die x-y-Ebene mit der ersten Fundamentalform als riemannsche Metrik. Dann<br />

stimmt die kovariante Ableitung mit der gewöhnlichen Ableitung überein,<br />

∇ ċ(t) = ¨c(t). (4.56)<br />

dt<br />

Die Geodätischen sind also genau die mit konstanter Geschwindigkeit durchlaufenen Geraden<br />

# 171 Antwort<br />

Definition 4.5.7 (Geodätische). Sei S eine reguläre Fläche, I ein Intervall. Eine parametrisierte Kurve<br />

C : I → S heißt Geodätische, falls<br />

fuur alle t ∈ I.<br />

∇ ċ(t) = 0 (4.55)<br />

dt<br />

c(t) = p + t · v. (4.57)<br />

- Spähre: Sei S = S 2 ⊂ R 3 die Spähre. Von den Breitenkreisen<br />

⎛ ⎞<br />

cos t cos θ<br />

c(t) = ⎝sin t cos θ⎠ , (4.58)<br />

sin θ<br />

θ fest, erfüllt lediglich der Äquator θ = 0 die Geodätengleichung.


4. Innere <strong>Geometrie</strong> von Flächen # 173 4.5. Geodätische<br />

4. Innere <strong>Geometrie</strong> von Flächen # 174 4.5. Geodätische<br />

Lemma: Parametrisierung von Geodätischen<br />

Satz: Existenz von Geodätischen<br />

4. Innere <strong>Geometrie</strong> von Flächen # 175 4.5. Geodätische<br />

4. Innere <strong>Geometrie</strong> von Flächen # 176 4.5. Geodätische<br />

Satz: Eindeutigkeit von Geodätischen<br />

Satz von Clairaut


# 174 Antwort<br />

Satz 4.5.9 (Existenz von Geodätischen). Sei S ⊂ R 3 eine reguläre Fläche mit riemannscher Metrik g.<br />

Sei p ∈ S, v ∈ T pS und t 0 ∈ R.<br />

Dann gibt es ein Intervall i ⊂ R mit t 0 ∈ I und eine Geodtätische c : I → S mit den Anfangsbedingungen<br />

c(t 0 ) = p, ċ(t 0 ) = v. (4.59)<br />

# 173 Antwort<br />

Lemma 4.5.8 (Parametrisierung von Geodätischen). Geodätische sind proportional <strong>zur</strong> Bogenlänge<br />

parametrisiert.<br />

Beweis. Ein Beweis findet sich in [Bär, Seite 191].<br />

Beweis. Ein Beweis findet sich in [Bär, Seite 192].<br />

# 176 Antwort<br />

Satz 4.5.11 (Clairaut).<br />

Sei S eine Derhfläche, gegeben durch die Parametrisierung F (t, ϕ) = (r(t) cos ϕ, r(t) sin ϕ, t) t . Wir<br />

nehmen die erste Fundamentalform als riemannsche Metrik. Sei c : I → S eine Geodätische, c(t) =<br />

F (r(t), ϕ(t)). Sei θ(t) der Winkel zwischen ċ(t) und dem Breitenkreis durch c(t). Dann ist<br />

r(t) cos(θ(t)) = const . (4.60)<br />

# 175 Antwort<br />

Satz 4.5.10 (Eindeutigkeit von Geodätischen). Sei S ⊂ R 3 eine reguläre Fläche mit riemannscher<br />

Metrik g. Sei I ein Intervall, t 0 ∈ I. Sei c : I → S eine Geodätische.<br />

Dann ist c durch c(t 0 ) ∈ S und ċ(t 0 ) ∈ T c(t0 )S eindeutig festgelegt.<br />

Beweis. Ein Beweis findet sich in [Bär, Seite 192f].<br />

Beweis. Ein Beweis findet sich in [Bär, Seite 194f].


4. Innere <strong>Geometrie</strong> von Flächen # 177 4.5. Geodätische<br />

4. Innere <strong>Geometrie</strong> von Flächen # 178 4.5. Geodätische<br />

Definition: Geodätische Krümmung<br />

Lemma: Frenet-Gleichung mit riemannscher Metrik<br />

4. Innere <strong>Geometrie</strong> von Flächen # 179 4.6. Exponentialabbildung<br />

4. Innere <strong>Geometrie</strong> von Flächen # 180 4.6. Exponentialabbildung<br />

Definition: Exponentialabbildung<br />

Beispiele: Exponentialabbildungen


# 178 Antwort<br />

Lemma 4.5.13 (Frenet-Gleichung). Sei S eine orientierte reguläre Fläche mit riemannscher Metrik g,<br />

sei c : I → S eine nach Bogenlänge parametrisierte Kurve, sei n wie oben. Dann gilt die Frenet-Gleichung<br />

( ∇<br />

dt ċ(t), ∇ )<br />

( ) 0<br />

dt n −κg<br />

= (ċ(t), n)<br />

. (4.62)<br />

κ g 0<br />

# 177 Antwort<br />

Definition 4.5.12 (Geodätische Krümmung). Sei S eine orientierte reguläre Fläche mit riemannscher<br />

Metrik g. Sei c : I → S eine nach Bogenlänge parametrisierte Kurve. Sei n : I → R 3 das Einheitsnormalenfeld<br />

längs c, das ċ zu positiv orientierten Orthonormalbasen ergänzt, d. h. für jedes t ∈ I ist<br />

(ċ(t), n(t)) eine positiv orientierte Orthonormalbasis von T c(t) S. Wie bei ebenen Kurven sieht man durch<br />

Differentiation der Funktion t ↦→ g c(t) (ċ(t), ċ(t)), dass ∇ ċ(t) senkrecht auf ċ(t) steht. Es gibt also eine<br />

dt<br />

eindeutige Funktion κ g : I → R, derart dass<br />

Die Funktion κ g heißt geodätische Krümmung von c in S bzgl. g.<br />

Bemerkung.<br />

1. c ist genau dann eine Geodätische, wenn κ g ≡ 0.<br />

∇ ċ(t) = κg · n(t). (4.61)<br />

dt<br />

2. Die geodätische Krümmung verallgemeinert die Krümmung ebener Kurven. Ist nämlich S die x-y-<br />

Ebene mit der ersten Fundamentalform als riemannsche Metrik, so ist κ g gerade die Krümmung<br />

von c aufgefasst als ebene Kurve.<br />

# 180 Antwort<br />

Beispiel (Exponentialabbildung).<br />

- Ebene: Sei S = R 2 × {0} die x-y-Ebene mit der ersten Fundamentalform als riemannsche Metrik.<br />

Sei p ∈ S und v ∈ T pS = R 2 × {0}. Die Geodätische c in S mit c(0) = p und ċ(0) = v ist die Gerade<br />

c(t) = p + tv. Also gilt D p = T pS = R 2 × {0} und<br />

exp p (v) = p + v. (4.66)<br />

- Sphäre: Sei S = S 2 die Sphäre, wiederum mit der ersten Fundamentalform als riemannsche Metrik.<br />

Sei p ∈ S und v ∈ T pS = p ⊥ . Wir schreiben v = δw, wobei w ∈ T pS ein Einheitsvektor ist, ‖w‖ = 1<br />

und δ = ‖v‖ ≥ 0. Die Geodätische c in S mit c(0) = p und ċ(0) = v ist gegeben durch den Großkreis<br />

Also gilt D p = T pS und<br />

exp p (v) =<br />

c(t) = cos(δt) · p + sin(δt) · w. (4.67)<br />

{<br />

cos(‖v‖) · p + sin(‖v‖) · v/‖v‖, v ≠ 0,<br />

p, v = 0.<br />

(4.68)<br />

# 179 Antwort<br />

Da Flächen im Kleinen durch ihre Tangentialebenen angenähert werden, werden wir versuchen, die auf<br />

Ebenen am häufigsten verwendeten Koordinaten, nämlich kartesische und Polarkoordinaten, von der<br />

Tangentialebene auf die Fläche zu übertragen. Dazu konstruieren wir, unter Benutzung von Geodätischen,<br />

geometrisch natürliche Abbildungen von den Tangentialebenen auf die Fläche.<br />

Definition 4.6.1 (Exponentialabbildung). Sei S eine reguläre Fläche mit riemannscher Metrik g. Sei<br />

p ∈ S ein Punkt. Zu einem Tangentialvektor v ∈ T pS betrachten wir die eindeutige Geodätische c : I → S<br />

mit c(0) = p, ċ(0) = v und maximalem Definitionsintervall I. Falls c noch <strong>zur</strong> Zeit t = 1 definiert ist,<br />

d. h. falls 1 ∈ I ist, setzen wir<br />

exp p (v) := c(1). (4.63)<br />

Ist exp p für v ∈ T pS definiert und δ ∈ [0, 1], so ist exp p auch für δv ∈ T pS definiert, denn ist c v die<br />

Geodätische mit c v(0) = p, ċ v(0) = v und c δv analog die Geodätische mit c δv (0) = p, ċ δv (0) = δv, so gilt<br />

c δv (t) = c v(δt). Also ist c δv in t = 1 definiert, da c v(0) = p auf ganz [0, 1] erklärt ist. Diese Überlegung<br />

zeigt, dass der Definitionsbereich D p ⊂ T pS von exp p eine bzgl. 0 sternförmige Teilmenge von T pS ist.<br />

Die Überlegung zeigt auch<br />

c v(t) = exp p (tv). (4.64)<br />

Die glatte Abbildung<br />

exp p : D p → S (4.65)<br />

heißt Exponentialabbildung.


4. Innere <strong>Geometrie</strong> von Flächen # 181 4.6. Exponentialabbildung<br />

4. Innere <strong>Geometrie</strong> von Flächen # 182 4.6. Exponentialabbildung<br />

Lemma: Differential der Exponentialabbildung<br />

Definition: Riemannsche Normalkoordinaten<br />

4. Innere <strong>Geometrie</strong> von Flächen # 183 4.6. Exponentialabbildung<br />

4. Innere <strong>Geometrie</strong> von Flächen # 184 4.6. Exponentialabbildung<br />

Satz: Eigenschaften der Riemannschen Normalkoordinaten<br />

Definition: Geodätische Polarkoordinaten


# 182 Antwort<br />

Definition 4.6.3 (Riemannsche Normalkoordinaten). Sei S eine beliebige reguläre Fläche mit einer<br />

riemannschen Metrik. Sei p ∈ S, und sei X 1 , X 2 eine Orthonormalbasis der Tangentialebene T pS. Wir<br />

nehmen<br />

∑<br />

die Parametrisierung durch kartesische Koordinaten für T pS, nämlich U 1 = R 2 und F 1 (u 1 , u 2 ) =<br />

i ui X i . Die entsprechende lokale Parametrisierung von S,<br />

( ) ∑<br />

F (u 1 , u 2 ) = exp p u i X i , (4.70)<br />

i<br />

# 181 Antwort<br />

Lemma 4.6.2 (Differential der Exponentialabbildung). Das Differential der Exponentialabbildung an<br />

der Stelle 0 ist die Identität,<br />

Beweis. Ein Beweis findet sich in [Bär, Seite 198f].<br />

d 0 exp p = id : T pS → T pS. (4.69)<br />

heißt Parametrisierung durch riemannsche Normalkoordinaten um den Punkt p.<br />

# 184 Antwort<br />

Definition 4.6.5 (Geodätische Polarkoordinaten). Sei S eine beliebige reguläre Fläche mit einer riemannschen<br />

Metrik, sei p ∈ S, und sei X 1 , X 2 eine Orthonormalbasis von T pS. Wir nehmen die Polarkoordinaten<br />

für T pS, F 1 (r, ϕ) = r · (cos ϕ · X 1 + sin ϕ · X 2 ). Die zugehörige lokale Parametrisierung von<br />

S<br />

F (r, ϕ) = exp p (r · (cos ϕ · X 1 + sin ϕ · X 2 )) (4.71)<br />

# 183 Antwort<br />

Satz 4.6.4 (Eigenschaften der Riemannschen Normalkoordinaten). Sei S eine reguläre Fläche, sei p ∈ S,<br />

sei F eine lokale Parametrisierung durch riemannsche Normalkoordinaten um den Punkt p. Dann gilt<br />

für die zugehörigen Komponentenfunktionen der Metrik und die Christoffel-Symbole:<br />

1. F (0, 0) = p,<br />

2. g ij (0, 0) = δ ij , i, j = 1, 2,<br />

ist die Parametrisierung durch geodätische Polarkoordinaten um den Punkt p.<br />

3.<br />

∂g ij<br />

∂u (0, 0) = 0 und k Γk ij (0, 0) = 0, i, j, k = 1, 2.<br />

Beweis. Ein Beweis findet sich in [Bär, Seite 199f].


4. Innere <strong>Geometrie</strong> von Flächen # 185 4.6. Exponentialabbildung<br />

4. Innere <strong>Geometrie</strong> von Flächen # 186 4.6. Exponentialabbildung<br />

Satz: Gauß-Lemma<br />

Lemma: Gauß-Krümmung in geodätischen Polarkoordinaten<br />

4. Innere <strong>Geometrie</strong> von Flächen # 187 4.6. Exponentialabbildung<br />

4. Innere <strong>Geometrie</strong> von Flächen # 188 4.7. Parallelverschiebung<br />

Definition: Fermi-Koordinaten<br />

Definition: Parallel


# 186 Antwort<br />

Lemma 4.6.7 (Gauß-Krümmung). Seien die Bezeichnungen wie in Satz 4.6.6. Dann gilt für die Gauß-<br />

Krümmung<br />

Beweis. Ein Beweis findet sich in [Bär, Seite 203].<br />

K(F (r, ϕ)) = − 1 ∂ 2 f<br />

(r, ϕ). (4.74)<br />

f(r, ϕ) ∂r2 Korollar 4.6.8. Sind S 1 , S 2 zwei reguläre Flächen mit derselben konstanten Gauß-Krümmung κ, so<br />

sind S 1 und S 2 lokal isometrisch.<br />

Lemma 4.6.9. Seien die Bezeichnungen wie in Satz 4.6.6. Sei r > 0 so, dass<br />

{<br />

}<br />

∃c : [0, 1] → S Geodätische,<br />

¯D(p, r) := q ∈ S :<br />

c(0) = p, c(1) = q, L[c] ≤ r<br />

(4.75)<br />

bis auf eine Nullmenge vom Koordinatenbereich der geodätischen Polarkoordinaten überdeckt wird. Dann<br />

gilt<br />

∫<br />

∫ ϕ0 +2π ∂f<br />

K dA = 2π −<br />

(r, ϕ) dϕ. (4.76)<br />

¯D(p,r)<br />

ϕ 0<br />

∂r<br />

# 185 Antwort<br />

Satz 4.6.6 (Gauß-Lemma). Sei S eine reguläre Fläche mit riemannscher Metrik g. Sei p ∈ S, und sie<br />

F eine lokale Parametrisierung durch geodätische Polarkoordinaten (r, ϕ).<br />

Dann hat bzgl. dieser lokalen Parametrisierung die riemannsche Metrik die Form<br />

( )<br />

1 0<br />

(g ij (r, ϕ)) ij =<br />

0 f(r, ϕ) 2<br />

mit einer positiven Funktion f, die<br />

erfüllt.<br />

lim f(r, ϕ) = 0,<br />

lim<br />

r→0<br />

Beweis. Ein Beweis findet sich in [Bär, Seite 201f].<br />

(4.72)<br />

∂f<br />

(r, ϕ) = 1, (4.73)<br />

r→0 ∂r<br />

Beweis. Ein Beweis findet sich in [Bär, Seite 205].<br />

# 188 Antwort<br />

Haben wir in einer Ebene E ⊂ R 3 zwei Punkte p, q, so können wir Tangentialvektoren aus T pE mit<br />

solchen aus T qE identifizieren, da T pE = T qE = E. Ersetzen wir nun E durch eine allgemeine reguläre<br />

Fläche S ⊂ R 3 , so ist das nicht mehr ohne weiteres möglich, da i. A. T pS ≠ T qS.<br />

Um trotzdem Tangentialebenen in verschiedenen Punkten auch auf allgemeinen Flächen miteinander in<br />

Verbindung bringen zu können, analysieren wir das Konzept paralleler Vektoren in der Ebene etwas<br />

genauer.<br />

Definition 4.7.1 (Parallel). Sei S eine reguläre Fläche mit riemannscher Metrik g. Sei c : I → S eine<br />

glatte Kurve und v : I → R 3 ein Vektorfeld längs c. Dann heißt v parallel, falls<br />

∇<br />

v ≡ 0. (4.79)<br />

dt<br />

# 187 Antwort<br />

Nach riemannschen Normalkoordinaten und den geodätischen Polarkoordinaten betrachten wir nun noch<br />

Koordinaten, die besonders gut an eine vorgegebene Kurve auf der Fläche angepasst sind.<br />

Lemma 4.6.10 (Fermi-Koordinaten). Sei S eine reguläre Fläche mit riemannscher Metrik g. Sei c : I →<br />

S eine nach Bogenlänge parametrisierte Kurve, definiert auf einem offenen Intervall I. Sei n : I → R 3<br />

ein Vektorfeld längs c mit konstanter Länge 1 und 〈ċ, n〉 ≡ 0. Dann gibt es zu jedem t 0 ∈ I ein ε > 0,<br />

sodass<br />

F : (−ε, ε) × (−ε, ε) → S, F (t, s) := exp c(t) (sn(t)), (4.77)<br />

eine lokale Parametrisierung von S ist. Längs c hat die riemannsche Metrik bzgl. dieser Parametrisierung<br />

die Gestalt<br />

( ) 1 0<br />

(g ij (t, 0)) ij = . (4.78)<br />

0 1<br />

Beweis. Ein Beweis findet sich in [Bär, Seite 205f].<br />

Definition 4.6.11 (Fermi-Koordinaten). Die Koordinaten zu einer solchen Parametrisierung heißen<br />

Fermi-Koordinaten.


4. Innere <strong>Geometrie</strong> von Flächen # 189 4.7. Parallelverschiebung<br />

4. Innere <strong>Geometrie</strong> von Flächen # 190 4.7. Parallelverschiebung<br />

Satz: Existenz und Eindeutigkeit des parallelen Vektorfeldes<br />

Definition: Parallelverschiebung<br />

4. Innere <strong>Geometrie</strong> von Flächen # 191 4.7. Parallelverschiebung<br />

4. Innere <strong>Geometrie</strong> von Flächen # 192 4.8. Jacobi-Felder<br />

Proposition: Eigenschaften der Parallelverschiebung<br />

Definition: Jacobi-Feld


# 190 Antwort<br />

Definition 4.7.3 (Parallelverschiebung). Sei S eine reguläre Fläche mit riemannscher Metrik g. Sei<br />

c : [t 0 , t 1 ] → S eine glatte Kurve. Die Abbildung P c : T c(t0 )S → T c(t1 )S, die v 0 auf v(t 1 ) abbildet, wobei<br />

v das eindeutige parallele Vektorfeld längs c mit v(t 0 ) = v 0 ist, heißt Parallelverschiebung längs c.<br />

# 189 Antwort<br />

Satz 4.7.2 (Existenz und Eindeutigkeit des parallelen Vektorfeldes). Sei S einre reguläre Fläche mit<br />

riemannscher Metrik g. Sei c : I → S eine glatte Kurve, t 0 ∈ I, v 0 ∈ T c(t0 )S. Dann existiert genau ein<br />

paralleles Vektorfeld längs c mit v(t 0 ) = v 0 .<br />

# 192 Antwort<br />

Wir haben die geometrische Bedeutung der Gauß-Krümmung diskutiert. Sie gab uns Auskunft darüber,<br />

wie sich die Fläche nahe eines Punktes relativ <strong>zur</strong> Tangentialebene verhält, und zwar in Abhängigkeit<br />

vom Vorzeichen der Gauß-Krümmung in diesem Punkt. Diese Untersuchungen sind allerdings nur für die<br />

erste Fundamentalform gültig.<br />

Im Falle einer allgemeinen riemannschen Metrik wollen wir verstehen, was die Gauß-Krümmung über die<br />

innere <strong>Geometrie</strong> einer Fläche aussagt.<br />

Definition 4.8.1 (Jacobi-Feld). Sei S eine reguläre Fläche mit riemannscher Metrik g. Sei c eine<br />

Geodätische auf S. Ein glattes Vektorfeld J längs c heißt Jacobi-Feld, falls<br />

∇ ∇<br />

J = −R(J, ċ)ċ. (4.80)<br />

dt dt<br />

# 191 Antwort<br />

Proposition 4.7.4 (Eigenschaften der Parallelverschiebung). Sei S eine reguläre Fläche mit riemannscher<br />

Metrik g. Sei c : [t 0 , t 1 ] → S eine glatte Kurve. Dann gilt:<br />

1. Ist v 0 ∈ T c(t0 )S, dann ist das parallele Vektorfeld v längs c mit v(t 0 ) = v 0 gegeben durch v(t) =<br />

P c|[t0 ,t](v 0 ).<br />

2. Die Parallelverschiebung P c : T c(t0 )S → T c(t1 )S ist eine lineare Isometrie.<br />

3. Die Parallelverschiebung ist verträglich mit Umparametrisieren von Kurven, d. h. ist v parallel<br />

längs c und ϕ : J → [t 0 , t] eine Umparametrisierung von c, so ist v ◦ ϕ parallel längs c ◦ ϕ.<br />

Beweis. Ein Beweis findet sich in [Bär, Seite 207f].


4. Innere <strong>Geometrie</strong> von Flächen # 193 4.8. Jacobi-Felder<br />

4. Innere <strong>Geometrie</strong> von Flächen # 194 4.8. Jacobi-Felder<br />

Definition: Geodätische Variation<br />

Aussage der Gauß-Krümmung über die innere <strong>Geometrie</strong> einer Fläche<br />

4. Innere <strong>Geometrie</strong> von Flächen # 195 4.9. Sphärische und hyperbolische <strong>Geometrie</strong><br />

4. Innere <strong>Geometrie</strong> von Flächen # 196 4.9. Sphärische und hyperbolische <strong>Geometrie</strong><br />

Hinführung und Begründung für die Notwendigkeit der hyperbolischen<br />

<strong>Geometrie</strong><br />

Definition: Minkowski-Skalarprodukt


# 194 Antwort<br />

Bemerkung. Uninteressante Jacobi-Felder liegen dann vor, wenn die zugehörige geodätische Variation<br />

einfach durch Umparametrisierung der Geodätischen c 0 zustande kommt. Diese Jacobi-Felder geben uns<br />

keinerlei Informationen über die <strong>Geometrie</strong> der Fläche.<br />

Sei n(t 0 ) ∈ T c0 (t 0 )S einer der beiden Einheitstangentialvektoren, die auf ċ 0 (t 0 ) senkrecht stehen. Interessant<br />

sind nun die Jacobi-Felder, deren Anfangswerte J(t 0 ) und ∇ dt J(t 0) beide Vielfache von n(t 0 ) sind.<br />

Wir können sie in der Form<br />

J(t) = χ(t) · n(t) (4.81)<br />

schreiben. Für die interessanten Jacobi-Felder ist die Jacobi-Feld-Gleichung äquivalent <strong>zur</strong> gewöhnlichen<br />

Differentialgleichung<br />

# 193 Antwort<br />

Definition 4.8.2 (Geodätische Variation). Sei S eine reguläre Fläche mit riemannscher Metrik g. Sei<br />

c 0 : I → S eine Geodätische auf S. Eine geodätische Variation von c 0 ist eine glatte Abbildung c :<br />

(−ε, ε) × I → S, ε > 0, sodass jede Kurve c s : I → S, c s(t) := c(s, t), eine Geodätische ist, s ∈ (−ε, ε).<br />

Proposition 4.8.3. Ist c eine geodätische Variation auf S, so ist das zugehörige Variationsfeld J(t) :=<br />

∂c<br />

(0, t) ein Jacobi-Feld.<br />

∂s<br />

Ist umgekehrt J ein Jacobi-Feld längs einer Geodätischen c 0 , und hat c 0 ein kompaktes Definitionsintervall,<br />

so gibt es eine geodätische Variation von c 0 mit Variationsfeld J.<br />

Beweis. Ein Beweis findet sich in [Bär, Seite 211f].<br />

¨χ = −χ · (K ◦ c 0 ), (4.82)<br />

in die die Gauß-Krümmung ganz wesentlich eingeht. Diese Jacobi-Felder geben uns tatsächlich Informationen<br />

über die Fläche, da sie näherungsweise angeben, wie stark sich benachbarte Geodätische (aus<br />

unserer geodätischen Variation) voneinander entfernen.<br />

# 196 Antwort<br />

Definition 4.9.1 (Minkowski-Skalarprodukt). Falls κ = −1, so ist diese symmetrische Bilinearform zwar<br />

nicht ausgeartet, aber indefinit. Man nennt 〈·, ·〉 −1 das Minkowski-Skalarprodukt auf R 3 . Es spielt unter<br />

anderem in Einsteins spezieller Relativitätstheorie eine wichtige Rolle. Als Lichtkegel bezeichnet man die<br />

Menge aller Vektoren verschwindender Länge,<br />

{<br />

}<br />

X ∈ R 3 : 〈X, X〉 −1 = 0 = { (x, y, z) t ∈ R 3 : z 2 = x 2 + y 2} . (4.86)<br />

Die riemannsche Metrik auf M κ definieren wir dadurch, dass wir für jeden Punkt p ∈ M κ die symmetrische<br />

Bilinearform 〈·, ·〉 κ auf T pM κ einschränken. Die Konstruktion ist somit ähnlich wie die der ersten<br />

Fundamentalform, nur dass wir das übliche euklidische Skalarprodukt auf R 3 durch 〈·, ·〉 κ ersetzen.<br />

# 195 Antwort<br />

Wir definieren folgende Fläche<br />

ˆM κ := { (x, y, z) t ∈ R 3 : κ(x 2 + y 2 ) + z 2 = 1 } . (4.83)<br />

Im Fall κ = 1 ist dies einfach die Sphäre ˆM 1 = S 2 . Im Fall κ = 0 dagegebn erhalten wir die Vereinigung<br />

zweier paralleler Ebenen durch die Punkte (0, 0, 1) und (0, 0, −1). Uns interessiert jetzt vor allem der Fall<br />

κ = −1. Die Fläche ˆM −1 ist das zweischalige Hyperboloid, bestehend aus den beiden Schalen, die die<br />

Graphen der Funktionen z = ± √ 1 + x 2 + y 2 sind. Als Graphen sind sie insbesondere reguläre Flächen.<br />

Da wir nicht mit mehreren Schalen arbeiten wollen, definieren wir noch<br />

{ ˆMκ, κ > 0,<br />

M κ := {<br />

(x, y, z) t ∈ ˆM<br />

}<br />

κ : z > 0 , κ ≤ 0.<br />

(4.84)<br />

Wir nehmen also nur die obere Ebene bzw. Schale. Wir wissen bereits, dass M 1 konstante Gauß-<br />

Krümmung K ≡ 1 hat, die Ebene K ≡ 0, jeweils mit der ersten Fundamentalform als riemannsche<br />

Metrik. Wenn wir nun die erste Fundamentalform auf M −1 nehmen, so hat sie allerdings keineswegs<br />

Krümmung −1, wie wir uns das eigentlich wünschen.<br />

Daher nehmen wir auf M −1 eine andere riemannsche Metrik. In der Tat ist dieses Beispiel so wichtig,<br />

dass wir allein deswegen schon allgemeine riemannsche Metriken eingeführt haben.<br />

Zur Konstruktion der riemannschen Metrik definieren wir folgende symmetrische Bilinearform auf R 3 :<br />

〈 ⎛ ⎝ x ⎞ ⎛ ⎞〉<br />

y⎠ , ⎝ x′<br />

y ′ ⎠ := xx ′ + yy ′ + zz′<br />

z z ′ κ . (4.85)<br />

κ<br />

Im Falle κ = 1 ist dies das übliche euklidische Skalarprodukt.


4. Innere <strong>Geometrie</strong> von Flächen # 197 4.9. Sphärische und hyperbolische <strong>Geometrie</strong><br />

4. Innere <strong>Geometrie</strong> von Flächen # 198 4.9. Sphärische und hyperbolische <strong>Geometrie</strong><br />

Definition: Verallgemeinerte Sinus- und Kosinusfunktion<br />

Theorem: Riemannsche Metrik auf M κ<br />

4. Innere <strong>Geometrie</strong> von Flächen # 199 4.9. Sphärische und hyperbolische <strong>Geometrie</strong><br />

4. Innere <strong>Geometrie</strong> von Flächen # 200 4.9. Sphärische und hyperbolische <strong>Geometrie</strong><br />

Definition: Hyperbolische Ebene<br />

Lemma: Gauß-Krümmung


# 198 Antwort<br />

Theorem 4.9.3 (Riemannsche Metrik auf M κ). Wir erhalten mit der Parametrisierung<br />

⎛ ⎞<br />

sκ(r) cos ϕ<br />

F κ : R × R → R 3 , F κ(r, ϕ) := ⎝s κ(r) sin ϕ⎠ (4.89)<br />

c κ(r)<br />

die riemannsche Metrik in der Form:<br />

(g ij (r, ϕ)) ij =<br />

( )<br />

1 0<br />

0 s κ(r) 2 . (4.90)<br />

Diese Matrix ist für r ∈ (0, π/ √ κ) bzw. r ∈ (0, ∞) in der Tat positiv definit. Wir haben also auf M κ eine<br />

riemannsche Metrik erhalten.<br />

# 197 Antwort<br />

Definition 4.9.2 (Verallgemeinerte Sinus- und Cosinusfunktion). Wir definieren die verallgemeinerte<br />

Sinus- und Cosinusfunktion durch<br />

⎧<br />

sin( √ κt)<br />

√<br />

⎪⎨ κ<br />

, κ > 0<br />

s κ(t) := t, κ = 0<br />

sinh( ⎪⎩<br />

√ (4.87)<br />

|κ|t)<br />

√ , κ < 0,<br />

|κ|<br />

⎧<br />

⎪⎨ cos( √ κt), κ > 0<br />

c κ(t) := 1, κ = 0<br />

⎪⎩<br />

cosh( √ (4.88)<br />

|κ|t), κ < 0.<br />

Beweis. Ein Beweis findet sich in [Bär, Seite 216f].<br />

# 200 Antwort<br />

Lemma 4.9.5 (Gauß-Krümmung). Die spezielle Form der riemannschen Metrik<br />

( )<br />

1 0<br />

(g ij (r, ϕ)) ij =<br />

0 s κ(r) 2<br />

(4.91)<br />

# 199 Antwort<br />

Definition 4.9.4 (Hyperbolische Ebene). Die reguläre Fläche M −1 zusammen mit der riemannschen<br />

Metrik, die durch Einschränkung von 〈·, ·〉 −1 erklärt ist, heißt hyperbolische Ebene.<br />

zeigt, dass wir mit F κ eine Parametrisierung in geodätischen Polarkoordinaten um den Punkt (0, 0, 1) t<br />

erwischt haben. Also gilt für die Gauß-Krümmung<br />

K = −¨sκ(r) = κ. (4.92)<br />

s κ(r)


4. Innere <strong>Geometrie</strong> von Flächen # 201 4.9. Sphärische und hyperbolische <strong>Geometrie</strong><br />

Geodätische in M κ<br />

4. Innere <strong>Geometrie</strong> von Flächen # 202 4.9. Sphärische und hyperbolische <strong>Geometrie</strong><br />

Isometrien auf M κ<br />

4. Innere <strong>Geometrie</strong> von Flächen # 203 4.9. Sphärische und hyperbolische <strong>Geometrie</strong><br />

4. Innere <strong>Geometrie</strong> von Flächen # 204 4.9. Sphärische und hyperbolische <strong>Geometrie</strong><br />

Definition: Geodätisches Dreieck<br />

Satz: Sphärische und hyperbolische Trigonometrie


# 202 Antwort<br />

Bemerkung (Isometrien auf M κ). Wir untersuchen, welche linearen Abbildungen des R 3 nach Einschränkung<br />

auf M κ zu einer Isometrie werden und erhalten die Gruppe der Isometrien auf M κ:<br />

⎧{<br />

L ∈ GL(3) :<br />

⎪⎨<br />

〈LX, LY 〉 κ = 〈X, Y 〉 }<br />

κ , κ < 0<br />

{<br />

und L 33 > 0<br />

G κ :=<br />

L ∈ GL(3) : L }<br />

31 = L 32 = 0, L 33 = 1,<br />

(L ij ) i,j=1,2 ∈ O(2)<br />

, κ = 0<br />

(4.93)<br />

⎪⎩ { }<br />

L ∈ GL(3) : 〈LX, LY 〉κ = 〈X, Y 〉 κ , κ > 0.<br />

# 201 Antwort<br />

Bemerkung (Geodätische in M κ). Die Kurven r ↦→ F κ(r, ϕ) sind die nach Bogenlänge parametrisierten<br />

Geodätischen, die in (0, 0, 1) t loslaufen. Die Spuren dieser Geodätischen haben eine besonders einfache<br />

geometrische Charakterisierung. Sie sind gerade der Durchnschnitt der Fläche M κ mit der Ebene durch<br />

den Nullpunkt, durch (0, 0, 1) t und durch (cos ϕ, sin ϕ, 0) t .<br />

Im Falle der Sphäre M 1 liefert dies die Großkreise durch den Nordpol (0, 0, 1) t , im Falle der Ebene die<br />

Geraden durch diesen Punkt. Im Fall der hyperbolischen Ebene erhalten wir Hyperbeln.<br />

Für κ = 1 haben wir G 1 = O(3). Im Fall κ = 0 ist G 0 isomorph <strong>zur</strong> euklidischen Bewegungsgruppe E(2).<br />

In der Tat bildet L ∈ G 0 den Vektor (x, y, 1) t auf (L 11 x + L 12 y + L 13 , L 21 x + L 22 y + L 23 , 1) t ab, d. h.<br />

L wirkt wie die euklidische Bewegung F A,b mit A = (L ij ) i,j=1,2 und Translationsanteil b = (L 13 , L 23 ) t .<br />

Definition 4.9.6 (Zeitorienterungserhaltende Lorentz-Transformationen). Die Elemente der Gruppe<br />

G −1 nennt man auch die zeitorienterungserhaltenden Lorentz-Transformationen, eine Sprechweise, die<br />

ihren Ursprung in der Relativitätstheorie hat.<br />

Satz 4.9.7. Die Spuren der Geodätischen von M κ mit der riemannschen Metrik, die durch Einschränkung<br />

von 〈·, ·〉 κ definiert ist, sind genau die nicht leeren Durchschnitte von M κ mit den zweidimensionalen<br />

Untervektorräumen von R 3 .<br />

# 204 Antwort<br />

Satz 4.9.9 (Sphärische und hyperbolische Trigonometrie). Sei ABC ein geodätisches Dreieck mit den<br />

Seitenlängen a, b, c und den Innenwinkeln α, β, γ in M κ. Dann gilt<br />

1. der Sinussatz<br />

s κ(a)<br />

sin(α) = sκ(b)<br />

sin(β) = sκ(c)<br />

sin(γ) , (4.94)<br />

# 203 Antwort<br />

Definition 4.9.8 (Geodätisches Dreieck). Ein geodätisches Dreieck auf M κ besteht aus drei Punkten<br />

A, B, C ∈ M κ, die durch Geodätische verbunden sind.<br />

2. der Seitenkosinussatz<br />

c κ(a) = c κ(b)c κ(c) + κs κ(b)s κ(c) cos(α),<br />

c κ(b) = c κ(a)c κ(c) + κs κ(a)s κ(c) cos(β),<br />

c κ(c) = c κ(a)c κ(b) + κs κ(a)s κ(b) cos(γ), (4.95)<br />

3. der Winkelkosinussatz<br />

cos(α) = c κ(a) sin(β) sin(γ) − cos(β) cos(γ),<br />

cos(β) = c κ(b) sin(α) sin(γ) − cos(α) cos(γ),<br />

cos(γ) = c κ(c) sin(α) sin(β) − cos(α) cos(β). (4.96)<br />

Insbesondere sind hyperbolische Dreeicke schmal im Vergleich zu euklidischen und sphärische fett.


4. Innere <strong>Geometrie</strong> von Flächen # 205 4.9. Sphärische und hyperbolische <strong>Geometrie</strong><br />

4. Innere <strong>Geometrie</strong> von Flächen # 206 4.10. Der Divergenzsatz<br />

Korollar: Höhenformel<br />

Definition: Fläche mit Rand<br />

4. Innere <strong>Geometrie</strong> von Flächen # 207 4.10. Der Divergenzsatz<br />

4. Innere <strong>Geometrie</strong> von Flächen # 208 4.10. Der Divergenzsatz<br />

Beispiel: Fläche mit Rand<br />

Definition: Einheitsnormalenvektor an den Rand


# 206 Antwort<br />

Der Divergenzsatz ist ein zweidimensionales Analogon zum Hauptsatz der Differential- und Integralrechnung.<br />

Er drückt das Integral einer Ableitung eines Vektorfeldes über eine Fläche aus als eindimensionales<br />

Randintegral.<br />

Definition 4.10.1 (Fläche mit Rand). Unter einer Fläche mit Rand verstehen wir eine abgeschlossene<br />

Teilmenge S einer regulären Fläche S reg ⊂ R 3 , sodass es zu jedem Punkt p ∈ S eine lokale Parametrisierung<br />

F : U → S reg von S reg gibt mit p ∈ F (U), sodass entweder<br />

- F (U) ⊂ S, dann heißt p innerer Punkt von S oder,<br />

- F −1 (p) = (x, 0) t für ein x ∈ R und F −1 (S) = { (x, y) t ∈ U : y ≥ 0 } , dann heißt p Randpunkt von<br />

S.<br />

Die Menge der inneren Punkte bildet das Innere von S, die Menge der Randpunkte den Rand ∂S.<br />

# 205 Antwort<br />

Korollar 4.9.10 (Höhenformel). Aus dem Sinussatz für geodätische Dreiecke in M κ erhält man sofort<br />

die Höhenformel<br />

Dabei ist h c die Höhe des Dreiecks über der Seite AB.<br />

s κ(h c) = s κ(b) sin(α) = s κ(a) sin(β). (4.97)<br />

# 208 Antwort<br />

Definition 4.10.2 (Einheitsnormalenvektor an den Rand). Ist p Randpunkt einer Fläche mit Rand,<br />

so kann der Rand nahe p durch eine reguläre Kurve parametrisiert werden. Ist nämlich F eine lokale<br />

Parametrisierung um p von S reg wie in Definition 4.10.1, so ist c(t) := F (t, 0) eine solche reguläre Kurve.<br />

Für c(t 0 ) = p ist ċ(t 0 ) ∈ T pS reg. Somit gibt es genau zwei Einheitsvektoren ±ν(p) ∈ T pS reg, die auf ċ(t 0 )<br />

senkrecht stehen. Diese nennen wir Einheitsnormalenvektoren an den Rand von S.<br />

Es gilt (d uF ) −1 (ċ(t 0 )) = (1, 0) t für u = F −1 (p), und daher können (d uF ) −1 (±ν(p)) nicht ebenfalls<br />

verschwindende y-Komponenten haben, 〈 (d uF ) −1 (±ν(p)), (0, 1) t〉 ≠ 0. Wählen wir ν(p) so, dass<br />

〈<br />

(duF ) −1 (ν(p)), (0, 1) t〉 < 0, so heißt ν(p) äußerer Einheitsnormalenvektor an den Rand im Punkt p,<br />

−ν(p) dagegen innerer Einheitsnormalenvektor.<br />

# 207 Antwort<br />

Beispiel (Kreisscheibe). Die abgeschlossene Kreisscheibe S = { (x, y, 0) t : x 2 + y 2 ≤ 1 } ist eine Fläche<br />

mit Rand. Als reguläre Fläche können wir die x-y-Ebene S reg = R 2 × {0} nehmen.<br />

Die Punkte (x, y, 0) t mit x 2 + y 2 < 1 sind innere Punkte, denn für r := √ 1 − (x 2 + y 2 ) > 0 ist durch<br />

U := { (ξ, η) t ∈ R 2 : (ξ − x) 2 + (η − y) 2 < r 2} und F (ξ, η) = (ξ, η, 0) t eine lokale Parametrisierung von<br />

S reg gegeben, deren Bild ganz in S enthalten ist.<br />

Die Punkte (x, y, 0) t mit x 2 + y 2 = 1 dagegen sind Randpunkte. Zum Beispiel für den Punkt (0, −1, 0) t<br />

ist durch<br />

(<br />

F : (−1/2, 1/2) × (−∞, 1) → R 3 , F (ξ, η) = ξ, η − √ t<br />

1 − ξ 2 , 0)<br />

(4.98)<br />

eine lokale Parametrisierung von S reg gegeben mit F (0, 0) = (0, −1, 0) t und F (ξ, η) ∈ S genau dann,<br />

wenn η ≥ 0. Für die anderen Randpunkte erhält man eine solche Parametrisierung, indem man dieses F<br />

mit einer geeigneten Drehung verkettet.


4. Innere <strong>Geometrie</strong> von Flächen # 209 4.10. Der Divergenzsatz<br />

4. Innere <strong>Geometrie</strong> von Flächen # 210 4.10. Der Divergenzsatz<br />

Definition: Randintegral<br />

Definition: Divergenz<br />

4. Innere <strong>Geometrie</strong> von Flächen # 211 4.10. Der Divergenzsatz<br />

4. Innere <strong>Geometrie</strong> von Flächen # 212 4.10. Der Divergenzsatz<br />

Lemma: Divergenz bzgl. lokaler Parametrisierung<br />

Lemma: Ableitung der Determinante


# 210 Antwort<br />

Definition 4.10.4 (Divergenz). Sei S eine reguläre Fläche mit riemannscher Metrik g. Sei X ein differenzierbares<br />

Vektorfeld auf S. Für p ∈ S können wir das kovariante Differential von X als Endomorphismus<br />

von T pS auffassen<br />

∇.X : T pS → T pS, Y p ↦→ ∇ Yp X. (4.100)<br />

Die Spur des Endomorphismus ∇.X nennen wir Divergenz von X im Punkt p,<br />

div X(p) := Spur(Y p ↦→ ∇ Yp X). (4.101)<br />

# 209 Antwort<br />

Definition 4.10.3 (Randintegral). Sei S eine Fläche mit Rand, sei f : ∂S → R eine stetige Funktion<br />

mit kompaktem Träger. Wir schreiben ∂S ∩ supp f = C 1 ˙∪ . . . ˙∪C n als disjunkte Vereinigung, wobei<br />

jedes C j ein Stück des Randes ist, das sich durch eine reguläre Kurve parametrisieren lässt. Wir wählen<br />

Parametrisierungen nach der Bogenlänge c j : I j → R 3 mit c j (I j ) = C j und definieren das Randintegral<br />

∫<br />

n∑<br />

∫<br />

f dS := f ◦ c j (t) dt. (4.99)<br />

∂S<br />

j=1 I j<br />

# 212 Antwort<br />

Lemma 4.10.6 (Ableitung der Determinante). Sei t ↦→ g(t) eine differenzierbare Kurve von invertierbaren<br />

reellen n × n-Matrizen. Dann gilt<br />

(<br />

d<br />

dt ln det g = Spur g −1 d )<br />

dt g . (4.103)<br />

Beweis. Ein Beweis findet sich in [Bär, Seite 229f].<br />

# 211 Antwort<br />

Lemma 4.10.5 (Divergenz bzgl. Lokaler Parametrisierung). Schreiben wir das Vektorfeld X bzgl. einer<br />

lokalen Parametrisierung F als X = ∑ ∂F<br />

i<br />

ξi<br />

∂u i , so gilt für die Divergenz<br />

div X = ∑ (<br />

∂ξ j<br />

∂u<br />

j<br />

j + ∑ )<br />

Γ j ij ξi =<br />

i<br />

1 ∑ ∂<br />

(√<br />

= √ det(gkl<br />

det(gkl ) ∂u<br />

j<br />

j )ξ j) . (4.102)<br />

Beweis. Ein Beweis findet sich in [Bär, Seite 228f]


4. Innere <strong>Geometrie</strong> von Flächen # 213 4.10. Der Divergenzsatz<br />

4. Innere <strong>Geometrie</strong> von Flächen # 214 4.10. Der Divergenzsatz<br />

Gaußscher Divergenzsatz<br />

Definition: Laplace-Operator<br />

4. Innere <strong>Geometrie</strong> von Flächen # 215 4.10. Der Divergenzsatz<br />

4. Innere <strong>Geometrie</strong> von Flächen # 216 4.10. Der Divergenzsatz<br />

Beispiel: Harmonische Funktion<br />

Korollar: Divergenzsatz für ∂S = ∅


# 214 Antwort<br />

Definition 4.10.8 (Laplace-Operator). Sei S eine reguläre Fläche mit riemannscher Metrik g. Für eine<br />

wenigstens zweimal stetig differenzierbare Funktion f : S → R setzen wir<br />

∆f : S → R, ∆f := div grad f. (4.105)<br />

Wir nennen ∆ den Laplace-Operator. Eine Funktion, die<br />

erfüllt, heißt harmonisch.<br />

∆f = 0 (4.106)<br />

# 213 Antwort<br />

Satz 4.10.7 (Gaußscher Divergenzsatz). Sei S reg eine reguläre Fläche mit riemannscher Metrik g. Sei<br />

X ein stetig differenzierbares Vektorfeld auf S reg mit kompaktem Träger. Sei S ⊂ S reg eine Fläche mit<br />

Rand. Sei ν das äußere Einheitsnormalenfeld von S. Dann gilt<br />

∫<br />

∫<br />

div X dA = g(X, ν) ds. (4.104)<br />

S<br />

∂S<br />

Beweis. Ein Beweis findet sich in [Bär, Seite 230ff].<br />

# 216 Antwort<br />

Korollar 4.10.9 (Divergenzsatz im Spezialfall ∂S = ∅). Sei S eine kompakte reguläre Fläche mit<br />

riemannscher Metrik g. Dann gilt für jedes stetig differenzierbare Vektorfeld X und jede zweimal stetig<br />

differenzierbare Funktion f auf S<br />

∫<br />

∫<br />

div X dA = 0 = ∆f dA. (4.108)<br />

S<br />

S<br />

# 215 Antwort<br />

Beispiel (Harmonische Funktion). Sei S ⊂ R 3 eine Minimalfläche mit der ersten Fundamentalform als<br />

riemannsche Metrik. Sei l : R 3 → R eine lineare Funktion, z. B. eine der drei kartesischen Koordinatenfunktionen.<br />

Dann ist<br />

harmonisch.<br />

f := l| S : S → R (4.107)


4. Innere <strong>Geometrie</strong> von Flächen # 217 4.10. Der Divergenzsatz<br />

4. Innere <strong>Geometrie</strong> von Flächen # 218 4.10. Der Divergenzsatz<br />

Lemma: Greensche Formeln<br />

Definition: Symmetrisches (2, 0)-Tensorfeld<br />

4. Innere <strong>Geometrie</strong> von Flächen # 219 4.10. Der Divergenzsatz<br />

4. Innere <strong>Geometrie</strong> von Flächen # 220 4.11. Variation der Metrik<br />

Definition: Spur und Divergenz von symmetrischen (2, 0)-Tensorfeldern<br />

Definition: 1-Parameter-Familie riemannscher Metriken


# 218 Antwort<br />

Definition 4.10.11 (Symmetrisches (2, 0)-Tensorfeld). Sei S eine reguläre Fläche. Ein symmetrisches<br />

(2, 0)-Tensorfeld auf S ist eine Zuordnung, die jedem Punkt p ∈ S eine symmetrische Bilinearform b p auf<br />

T pS zuordnet, sodass bzgl. lokaler Parametrisierungen F : U → S die Funktionen<br />

( )<br />

∂F ∂F<br />

b ij : U → R,<br />

b ij (u) := b F (u) (u),<br />

∂ui ∂u j (u) , (4.111)<br />

stets glatt sind.<br />

Riemannsche Metriken sind gerade diejenigen symmetrischen (2, 0)-Tensorfelder, die in jedem Punkt<br />

p ∈ S positiv definit sind.<br />

# 217 Antwort<br />

Lemma 4.10.10 (Greensche Formeln). Sei S eine kompakte Fläche mit Rand, und seien f 1 , f 2 : S → R<br />

hinreichend oft differenzierbare Funktionen. Dann gelten die greenschen Formeln:<br />

1.<br />

2. Falls ∂S = ∅:<br />

∫<br />

S<br />

∫<br />

∆f 1 · f 2 dA = − g(grad f 1 , grad f 2 ) dA<br />

S<br />

∫<br />

+ ∂ vf 1 · f 2 ds, (4.109)<br />

∂S<br />

∫<br />

S<br />

∫<br />

∆f 1 · f 2 dA = f 1 · ∆f 2 dA. (4.110)<br />

S<br />

# 220 Antwort<br />

Wir untersuchen, wie sich geometrische Größen, z. B. das Flächenelement oder die Gauß-Krümmung,<br />

verändern, wenn man die riemannsche Metrik verbiegt.<br />

Definition 4.11.1 (1-Parameter-Familie riemannscher Metriken). Sei S eine reguläre Fläche, sei I ⊂ R<br />

ein intervall. Eine 1-Parameter-Familie riemannscher Metriken auf S ist eine Zuordnung, die jedem<br />

t ∈ I und jedem p ∈ S ein euklidisches Skalarprodukt g t,p auf T pS zuordnet, sodass für jede lokale<br />

Parametrisierung (U, F, V ) von S die Abbildungen<br />

glatt sind.<br />

I × U → R, (t, u 1 , u 2 ) ↦→ g ij (t, u 1 , u 2 ) :=<br />

( )<br />

∂F ∂F<br />

g t,F (u) (u),<br />

∂ui ∂u j (u)<br />

(4.114)<br />

# 219 Antwort<br />

Definition 4.10.12 (Spur und Divergenz von symmetrischen (2, 0)-Tensorfeldern). Sei S eine reguläre<br />

Fläche mit einer riemannschen Metrik g und einem weiteren symmetrischen (2, 0)-Tensorfeld b. Die Spur<br />

von b ist die Funktion Spur b : S → R, die bzgl. einer lokalen Parametrisierung F gegeben ist durch<br />

(Spur b) ◦ F = ∑ ij<br />

g ij b ij . (4.112)<br />

Die Divergenz von b ist das Vektorfeld div b auf S, das bzgl. einer lokalen Parametrisierung gegeben ist<br />

durch<br />

(div b) l = ∑ ijk<br />

g kl g ij (<br />

∂bjk<br />

∂u i<br />

− ∑ α<br />

(<br />

Γ<br />

α<br />

ij b αk + Γ α ik b ) )<br />

αj . (4.113)


4. Innere <strong>Geometrie</strong> von Flächen # 221 4.11. Variation der Metrik<br />

4. Innere <strong>Geometrie</strong> von Flächen # 222 4.11. Variation der Metrik<br />

Beispiel: 1-Parameter-Familie riemannscher Metriken<br />

Satz über die Zahl ∫ S K dA<br />

4. Innere <strong>Geometrie</strong> von Flächen # 223 4.11. Variation der Metrik<br />

4. Innere <strong>Geometrie</strong> von Flächen # 224 4.11. Variation der Metrik<br />

Taylorentwicklung einer 1-Parameter-Familie riemannscher Metriken<br />

(Rückseite)<br />

Taylorentwicklung einer 1-Parameter-Familie riemannscher Metriken


# 222 Antwort<br />

Satz 4.11.2. Sei S eine kompakte reguläre Fläche. Dann ist die Zahl<br />

∫<br />

K dA (4.117)<br />

S<br />

unabhängig von der riemannschen Metrik.<br />

Dieser Satz ist erstaunlich, da die Gauß-Krümmung K als Funktion auf S ganz erheblich von der Wahl<br />

der riemannschen Metrik abhängt.<br />

Beweis. Ein Beweis findet sich in [Bär, Seite 240].<br />

# 221 Antwort<br />

Beispiel (1-Parameter-Familien riemannscher Metriken).<br />

- Überführung einer riemannscher Metrik in eine andere: Sind auf einer regulären Fläche zwei riemannsche<br />

Metriken g 0 und g 1 gegeben, so ist durch<br />

g t,p := (1 − t)g 0,p + tg 1,p , t ∈ [0, 1] (4.115)<br />

eine 1-Parameter-Familie riemannscher Metriken definiert die g 0 in g 1 überführt.<br />

- Reskalierung einer riemannschen Metrik: Ist g eine riemannsche Metrik auf S, so wird durch<br />

g t,p := tg p, t ∈ (0, ∞) (4.116)<br />

eine 1-Parameter-Familie riemannscher Metriken definiert, die einfach durch Reskalierung der ursprünglichen<br />

Metrik zustande kommt.<br />

# 224 Antwort<br />

Bemerkung (Taylorentwicklung einer 1-Parameter-Familie riemannscher Metriken). Ist eine 1-Parameter-<br />

Familie riemannscher Metrike mit t 0 ∈ I gegeben, so können wir bzgl. t eine Taylor-Entwicklung an der<br />

Stelle t = t 0 machen und schreiben<br />

g ij (t, u 1 , u 2 ) = g ij (u 2 , u 2 ) + (t − t 0 ) · ġ ij (u 1 , u 2 ) + O((t − t 0 ) 2 ). (4.122)<br />

In analoger Weise definieren wir ġ ij , ˙Γ k ij , Ṙl ijk , ˙K, ˙ dA, usw. Durch diese Definition der ġ ij wird ein (2, 0)-<br />

Tensorfeld g festgelegt, die Ableitung der 1-Parameter-Familie nach t an der Stelle t = t 0 . Für alle Größen<br />

der inneren <strong>Geometrie</strong> lassen sich die Ableitungen durch diejenigen Metriken bestimmen.<br />

# 223 Antwort<br />

Lemma 4.11.3. Mit den oben gemachten Definitionen gilt:<br />

1. Die Variation von g ij der Inversen der Metrik ergibt sich zu<br />

ġ jk = − ∑ il<br />

2. Die Variation der Christoffel-Symbole ist gegeben durch<br />

˙Γ k ij = 1 2<br />

∑<br />

α<br />

g kα ( ∂ġjα<br />

∂u i<br />

+ ∂ġ iα<br />

∂u j<br />

g ij ġ il g lk , (4.118)<br />

− ∂ġ )<br />

ij<br />

∂u α − ∑ Γ β ij glk ġ βl . (4.119)<br />

β,l<br />

3. Die Variation des Flächenelementes ergibt sich zu<br />

dA ˙ = 1 Spur(ġ) dA. (4.120)<br />

2<br />

4. Die Variation der Gauß-Krümmung ist gegeben durch<br />

2 ˙K = div(div(ġ)) − ∆(Spur(ġ)) − K · Spur(ġ). (4.121)<br />

Beweis. Ein Beweis findet sich in [Bär, Seite 237ff].


4. Innere <strong>Geometrie</strong> von Flächen # 225 4.11. Variation der Metrik<br />

4. Innere <strong>Geometrie</strong> von Flächen # 226 4.11. Variation der Metrik<br />

Korollar: Unterscheidung nicht diffeomorpher Flächen<br />

Beispiel: Nicht diffeomorphe Flächen<br />

Anhang # 227 Literaturverzeichnis<br />

Literaturverzeichnis


# 226 Antwort<br />

Beispiel (Nicht diffeomorphe Flächen). Die Sphäre und der Torus können nicht diffeomorph sein, da<br />

∫<br />

∫<br />

K dA = 0 ≠ 4π = K dA. (4.124)<br />

Torus<br />

S 2<br />

# 225 Antwort<br />

Korollar 4.11.4. Seien S 1 , S 2 reguläre Flächen mit riemannschen Metriken. Sind S 1 und S 2 diffeomorph,<br />

so gilt<br />

∫<br />

∫<br />

K da = K dA. (4.123)<br />

S 1 S 2<br />

Die Zahl ∫ S K dA liefert uns die Möglichkeit, nicht diffeomorphe Flächen zu unterscheiden, z. B. die<br />

Sphäre und den Torus.<br />

Beweis. Ein Beweis findet sich in [Bär, Seite 240].<br />

# 227 Antwort<br />

[Bär] Bär, C.: Elementare Differentialgeometrie. Walter de Gruyter Verlag: Berlin 2001

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