Zusammenfassung Bereich VI
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<strong>VI</strong>. Auffälligkeiten im Erleben und Verhalten von Kindern und Jugendlichen 37<br />
3.1.8 Krankheit Legasthenie?<br />
• Hirnforschung: keine bindliche Zuordnung von psychischen oder physischen Störungen<br />
zu neurologischen Ursachen<br />
• es gibt kein „Standard“-Gehirn, sondern jedes Gehirn ist individuell organisiert<br />
• gegenstandsbezogene Vorkenntnisse wichtiger als IQ im Bezug auf LRS<br />
• Gehirn entwickelt sich weiter und verändert sich, abh. vom Alter und der Erfahrung.<br />
„Defektmodell“ („Krankheit“) der Legasthenie aufgrund hirnphysiologischer Ergebnisse<br />
nicht haltbar ist!<br />
Das Ende einer Legende (= Legasthenie) (Scheerer-Neumann, 1979):<br />
• Viele Kinder mit Funktionsstörungen lernen Lesen und Schreiben ohne Probleme.<br />
• Viele Kinder mit Schwierigkeiten beim Lesen-/ Schreibenlernen haben keine<br />
Funktionsstörungen (nach Linder).<br />
• Die auf den Annahmen aufbauenden Förderprogramme waren wenig erfolgreich.<br />
Schlee (1976): „Legasthenie ist eine Leerformel!“ Der Begriff ist nicht haltbar! Es gibt keine<br />
Legasthenie, sondern nur Personen, die hinsichtlich der komplexen Fähigkeiten Lesen und<br />
Rechtschreiben extrem schlechte Fertigkeiten aufweisen.<br />
Aber in Bayern (1999) neuer LRS-Erlass: Wiedereinführung des Krankheitsbegriffs als<br />
Verursachungsannahme! Extremer Rückschritt! „Langer Abschied von einem<br />
[wissenschaftlichen] Irrtum“ (nach Richter)<br />
3.2 Akalkulie & Rechen- und Mengenschwäche (Dyskalkulie)<br />
Im Gegensatz zu LRS spielen Rechenschwierigkeiten in der wissenschaftlichen Forschung<br />
eine untergeordnete Rolle (vermutlich, da Rechenprobleme die Schüler in geringerem<br />
Umfang behindern als Lese-Rechtschreibschwierigkeiten, die mehrere Fächer<br />
beeinträchtigen).<br />
3.2.1 Begriffe<br />
Keine einheitlichen wissenschaftlich anerkannten Definitionen für Akalkulie, Dyskalkulie<br />
sowie Rechen- und Mengenschwäche hier: Begriffe werden nahezu synonym verwendet<br />
Rechenstörung (synonym: Rechenschwäche, in der gängigen Fachliteratur):<br />
• Akalkulie = schwerere Form der Rechenschwäche<br />
• Dyskalkulie = leichtere Form der Rechenschwäche<br />
Definition Rechenschwäche von Ortner & Ortner:<br />
Rechenschwäche ist gekennzeichnet durch anhaltende Schwierigkeiten im Erfassen<br />
rechnerischer Sachverhalte, im Umgang mit Zahlen und in der Bewältigung von<br />
Rechentechniken. Dabei kann man unterscheiden zwischen einer Rechenschwäche im<br />
Rahmen einer vorhandenen allgemeinen Schulleistungsschwäche und einer „isolierten“ bzw.<br />
speziellen Rechenschwäche (Dyskalkulie) bei sonst durchschnittlicher bis<br />
überdurchschnittlicher Begabung und entsprechenden Leistungen.