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€ 2,10 17 26. Oktober 2013 · 178. Jahrgang · Heft A 4342 Lü B E C K I S C H E B L Ä T T E R Kunst als Gastspiel im Stadtbild 293 Meldungen 296 Aus der Gemeinnützigen 297 Thomas Mann und Nachkriegsdeutschland 298 Das neue Buddenbrookhaus – Schlaglichter 299 Gedenkstätte Ahrensbök eröffnet 300 Musik: Stürmische Vehemenz 303 Oper: „O Wonne voller Tücke!“ 304 Kunst. Handwerk. Oehlschlaeger 306 Musik: Orgelakademie in St. Jakobi 307 Chronik September 308 Z e i t s c h r i f t d e r G e s e l l s c h a f t z u r B e f ö r d e r u n g g e m e i n n ü t z i g e r T ä t i g k e i t
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€ 2,10<br />
<strong>17</strong><br />
26. Oktober 2013 · <strong>17</strong>8. Jahrgang · Heft<br />
A 4342<br />
Lü B E C K I S C H E<br />
B L Ä T T E R<br />
Kunst als Gastspiel<br />
im Stadtbild 293<br />
Meldungen 296<br />
Aus der Gemeinnützigen 297<br />
Thomas Mann und<br />
Nachkriegsdeutschland 298<br />
Das neue<br />
Buddenbrookhaus –<br />
Schlaglichter 299<br />
Gedenkstätte<br />
Ahrensbök eröffnet 300<br />
Musik: Stürmische<br />
Vehemenz 303<br />
Oper: „O Wonne voller<br />
Tücke!“ 304<br />
Kunst. Handwerk.<br />
Oehlschlaeger 306<br />
Musik: Orgelakademie<br />
in St. Jakobi 307<br />
Chronik September 308<br />
Z e i t s c h r i f t d e r G e s e l l s c h a f t z u r B e f ö r d e r u n g g e m e i n n ü t z i g e r T ä t i g k e i t
L Ü B E C K I S C H E<br />
B L Ä T T E R<br />
26. Oktober 2013 · Heft <strong>17</strong> · <strong>17</strong>8. Jahrgang · Zeitschrift der Gesellschaft zur Beförderung gemeinnütziger Tätigkeit<br />
Markus Lüpertz: Odysseus (2013). Bronzeplastik vor dem Holstentor. Bis 10. November 2013<br />
Jörg Plickat: Abstrakte Komposition eines Kreisbogens und eines kubischen Elements (2012). Skulptur aus Bohuser Granit auf dem<br />
„Lindenplatz“, Konrad-Adenauer-Straße. Geplant bis 2021<br />
Vorübergehend: Kunst als Gastspiel im Lübecker Stadtbild<br />
Von Roswitha Siewert<br />
Unterwegssein als künstlerische Initialzündung<br />
und Ausruhen als heimatsuchende<br />
Aufstellung, so erscheinen zwei<br />
Kunstwerke im Lübecker<br />
Stadtbild. Unterschiedlich<br />
beschäftigen sie den Vorbeieilenden<br />
und den intensiveren<br />
Betrachter. Sie<br />
transportieren eine Welt<br />
von frappierend ähnlichen<br />
Empfindungen, aber auch<br />
unüberbrückbar erscheinender<br />
großer Distanz. Beiden<br />
nachzuspüren, ist einen<br />
Augenblick für Kunst wert.<br />
Markus Lüpertz:<br />
Odysseus. Angekommen:<br />
Ruhe vor<br />
dem Holstentor<br />
Die farbige Bronzeplastik<br />
besteht aus einem Sockel<br />
in drei Abstufungen, einem<br />
angedeuteten Boot und einer<br />
Halbfigur. Sie ist torsohaft<br />
mit verstümmelten Armen,<br />
in schwarzer Farbe von der<br />
Rückenansicht, dunkel auch<br />
die Augen und der Haarschopf;<br />
Hals und Gesicht<br />
sind Hautfarben akzentuiert:<br />
Immer erscheint sie als<br />
eine monumentale Plastik<br />
von suggestiver Kraft. Platziert<br />
ist sie in der Grünanlage<br />
vor dem Holstentor und der sich zu beiden<br />
Seiten ausbreitenden Stadtsilhouette.<br />
Nach anfänglicher Irritation fürs Publikum<br />
ist sie zu einem optischen Eyecatcher für<br />
Fotografen bzw. Touristen geworden. Sie<br />
kann nicht beachtet, geschickt eingebaut,<br />
Modern als Roadsculpture, gibt die Plastik dem Rastlosen ein vorübergehendes<br />
Zuhause<br />
(Foto: Horst Siewert)<br />
in den Himmel versetzt werden oder geerdet<br />
mitspielen. Zwischen Gartenarbeiter, –<br />
dann wird das Boot zur Schubkarre, auch<br />
erotische Aufladungen im Profil sind als<br />
Interpretation möglich, oder die Figur wird<br />
olympischer Himmelsbewohner, personifiziertes<br />
Sternbild „Löwe“<br />
über Lübeck: so einige<br />
Sicht-Möglichkeiten. Selbst<br />
die zwei Rauch’schen Löwen<br />
von 1823, einer schlafend,<br />
der andere wachend,<br />
die am Eingang zur Grünanlage<br />
lagern, haben ihre<br />
Rolle. Sie greifen nicht an,<br />
auch die schreitende Antilope<br />
gegenüber (um 1925<br />
von Fritz Behn) kann unbehelligt<br />
ihren Weg ziehen.<br />
Aus dem Weltenbummler<br />
Odysseus wird ein Tiere besänftigender<br />
Orpheus. Trotz<br />
des brodelnden Stadtverkehrs<br />
herrscht die Ruhe im<br />
Olymp. Modern als Roadsculpture<br />
geht sie auf einen<br />
Stopp, ein Halt! und gibt<br />
dem Rastlosen ein vorübergehendes<br />
Zuhause.<br />
Markus Lüpertz (1941<br />
geboren, bis 2009 Rektor<br />
an der Kunstakademie<br />
in Düsseldorf) zu seinen<br />
Arbeiten: „Es gehört zur<br />
Kunst, dass man rastlos ist.<br />
Es gibt, glaube ich, keine<br />
behäbige Kunst. Es gibt<br />
keine zurückgenommene<br />
Kunst. Es gibt keine Kunst,<br />
die irgendwie gleichgültig bleibt.“ Plastiken<br />
in der Stadt haben nicht nur Geschichte,<br />
sie können auch Geschichten erzählen.<br />
Abbildung auf der Titelseite: Odysseus (2013) von Markus Lüpertz, Bronzeplastik vor dem Holstentor<br />
(Foto: Horst Siewert)<br />
Lübeckische Blätter 2013/<strong>17</strong> 293
Kunst im „Öffentlichen Raum“<br />
6 m ausweitend, 9t schwer, die Granitskulptur von Jörg Plickat<br />
So weist diese als Pendant im öffentlichen<br />
Raum auf eine Ausstellung mit Werken<br />
von Markus Lüpertz im Günter Grass-<br />
Haus. „Unruhe im Olymp“ ist sie betitelt<br />
und zeigt Zeichnungen, Skulpturen und<br />
Gedichte, die Lüpertz direkt und in Farbe<br />
auf die Wände gemalt hat bzw. schrieb.<br />
Sie zeigt einen Film, der ihn beim Arbeiten<br />
beobachtet. Zur Eröffnung spielte Lüpertz<br />
auch noch Musik. Insgesamt keine<br />
Kurz-Odyssee des griechischen Kollegen<br />
Homer, keine Tages-Odyssee des irischen<br />
Ulysses nach James Joyce, sondern den<br />
aktuellen öffentlichen Graffiti ähnlich sind<br />
Wandgedichte über Kunst, Liebe, Krieg,<br />
Angst und Tod in Aphorismen festgehalten.<br />
Rastlos pendelt der Blick zwischen Text,<br />
Zeichnung und, mit Farben und Poesie<br />
aufgeladenen, Gipsskulpturen eines David<br />
und Hölderlin. Sie wirken im Gegensatz<br />
zum bronzenen Odysseus zart, feminin<br />
und zerbrechlich. Bronze kommt für Markus<br />
Lüpertz dem klassisch Schönen entgegen,<br />
trotz Torsohaftem, Versehrtem, Amputiertem.<br />
Die göttliche Grausamkeit wird<br />
im Archaischen noch als Einheit gedacht.<br />
Die Harmonie aus Schönem, Wahrem und<br />
Edlem ist dem aktuellen Ismus – the New<br />
Konservatisme – als Rückbesinnung und<br />
daraus Kräfte schöpfend, zur Seite gestellt.<br />
Er sagt: „Es gibt keine bildende Kunst, die<br />
nicht irgendwann einmal in einem Tempel<br />
zu Hause war. Jeder Säulenstumpf ist der<br />
Anfang eines Baumes von Munch, und<br />
der wiederum der Arm bei Beckmann.“<br />
(2009). Die Ausstellung ist Teil der Reihe<br />
von Doppelbegabungen in Dichtung und<br />
Malerei. Markus Lüpertz bezeichnet sich<br />
als dichtenden Maler, nicht als Dichter in<br />
der Konkurrenz zu seiner eigenen Malerei.<br />
Der Bronzeguss des Odysseus ist<br />
außerhalb des Günter Grass-Hauses im<br />
öffentlichen Raum aufgestellt. Eine figurative<br />
Plastik kann Einfluss haben, allein<br />
durch die Präsenz. Sie kann auch betont<br />
überhöht und verkleinert werden durch<br />
den Ort der Aufstellung. Ein erweitertes,<br />
vielstimmiges Publikum reagiert: verbal<br />
im Pro und Kontra, in touristischen Ritualen<br />
wie Fotos davor und darauf, Sonntagsspaziergang<br />
mit Odysseus, Berührung<br />
der Plastik, Familienbilder mit ihm in der<br />
Mitte entstehen, Kinder mit rosa Herzchenluftballons<br />
feiern um ihn Geburtstag,<br />
gemeinden ihn ein. Seine teilweise<br />
Dunkelhäutigkeit in der Bemalung ließe<br />
ihn nach Afrika versetzen, darf das Wort<br />
Lampedusa fallen? Er hat keine Hände,<br />
die greifen könnten. Er ist auch ein Gestrandeter.<br />
Odysseus: Der Seemann, der<br />
um die Welt fährt und in Lübeck Station<br />
macht; der Traveller, der sich schwergewichtig<br />
über die Trave einschiffte; bald<br />
heißt es Abschied nehmen. „Junge, komm<br />
bald wieder ...“, du gabst uns viel zum<br />
Nachdenken.<br />
Jörg Plickat: Abstrakte Komposition<br />
eines Kreisbogens und<br />
eines kubischen Elements<br />
Zu besichtigen auf dem „Lindenplatz“,<br />
Konrad-Adenauer-Straße: ein Ergebnis<br />
des „Sculptors United“ (Vereinte<br />
Bildhauer) Symposiums während der<br />
„Fehmarnbelt Days“ 2012 in Lübeck.<br />
Zwischen Bahnhof und Holstentor<br />
erstreckt sich für die Lübeck-Besucher,<br />
Stadtflaneure oder Heimeilenden ein<br />
grünes Stadtquartier – der „Lindenplatz“,<br />
Konrad-Adenauer-Straße – mit<br />
Bismarck-Denkmal (1903 von Hans<br />
Hundrieser) und dem Reiterdenkmal<br />
Kaiser Wilhelm I., (1912–21 von Louis<br />
Tuaillon). Beide Standbilder mit geschichtsträchtiger<br />
Figur sind über drei<br />
Stufenlagen auf einem Distanz haltenden<br />
Sockel aus Granit postiert. Am<br />
Ende des Weges ist auf der rechten Seite<br />
eine große abstrakte Granit-Skulptur<br />
aus zwei Teilen: Kreisbogen und Kubus.<br />
Seit September 2013 aufgestellt, wird<br />
sie in diesem Ensemble zu sehen und zu<br />
denken Anlass geben.<br />
Die Bildhauerarbeit von Jörg Plickat<br />
ist eines der Resultate des 2012 in Lübeck<br />
auf dem Koberg stattgefundenen Bildhauer-Symposium.<br />
Schon einmal, 1983,<br />
fand ein Lübecker Bildhauer-Symposium<br />
„Kunst in der Stadt“ statt. Beredtes Zeugnis<br />
geben die in der Stadt verbliebenen<br />
und zwischenzeitlich ausgestellten Bildhauerarbeiten<br />
von Christa Baumgärtel,<br />
Jan Koblasa, Johannes Michler, Bard<br />
„Kreisbogen“ und kubisches Element, sinnbildliche Verbindung von Tunnel und Brücke<br />
294 Lübeckische Blätter 2013/<strong>17</strong>
Breivik, Pierre Schumann und Ben Siebenrock<br />
und eine Dokumentation (Veröffentlichung<br />
des Senats der Hansestadt<br />
Lübeck. Reihe B, Heft 2. Lübeck 1983.<br />
Stadtbibliothek).<br />
Jörg Plickat (geb. 1954 in Hamburg)<br />
hat an der Muthesius Kunsthochschule<br />
in Kiel studiert und begann mit figurativen<br />
Arbeiten, bekannt ist seine Barbarossa-Figur<br />
auf der Brooksbrücke in<br />
Hamburg-Altstadt. International wurde er<br />
durch die Skulptur für den Olympiapark<br />
(Sommerspiele 2008) in Peking akzeptiert,<br />
wo bereits sein kubisch-reduzierter<br />
Formenkanon dominierte. Die Skulptur<br />
stellt die Welt als segmentiertes System<br />
unterschiedlicher Kulturen dar, die aber<br />
zumindest temporär durch die olympische<br />
Idee ein Ganzes werden. So war er prädestiniert,<br />
auch als Bildhauer benannt zu<br />
werden, der mit zwei Kollegen ein bildhauerisches<br />
Symbol, einen kulturellen<br />
Brückenschlag für die Verbindungen über<br />
den Fehmarnbelt schaffen könnte. Neben<br />
Jörg Plickat aus Deutschland sind Ian<br />
Newbery aus Schweden und Henrik Troelsen<br />
aus Dänemark beteiligt. Die Zahl<br />
Drei steht für die von der Industrie- und<br />
Handelskammer Lübecks initiierte Konferenz,<br />
die Küstenwelt der drei Länder<br />
mit den großen Inseln wie Fehmarn und<br />
Lolland grenzüberschreitend als Einheit<br />
zu sehen. Bis zur Eröffnung des Fehmarnbelt-Tunnels,<br />
geplant 2021, wird die neun<br />
Tonnen schwere Granit-Skulptur auf dem<br />
„Lindenplatz“ bleiben. Unterschiedliche<br />
wirtschaftliche Interessen für und gegen<br />
den Belt-Tunnel könnten den Termin des<br />
Umzugs der Skulptur zum neu gebauten<br />
Fehmarnbelt-Tunnel verzögern („konkurrierende<br />
Fährlinien“: LN, 13./14.10.2013)<br />
oder aber auch einhalten (Lübeck Stadtzeitung,<br />
25. 9. 2012).<br />
Das Material ist schwedischer Bohus-Granit<br />
in rotem und grauem Farbton.<br />
Die drei Bildhauer wollten zunächst<br />
einen Granit aus ihrem Land verwenden,<br />
der Schwede Newbery eben Bohuser<br />
Granit, der Däne Troelsen Naturstein<br />
der Insel Bornholm und der Deutsche<br />
Plickat Anröchter Dolomit. Im September<br />
2012 war der Koberg eine öffentliche<br />
Bildhauerwerkstatt. Der Schwede Newbery<br />
arbeitet abstrakt und versucht mit<br />
„naturalistischen Elementen seine Faszination<br />
für die Welt, in der wir leben“,<br />
auszudrücken. Die Skulptur ist zurzeit<br />
in Malmö. Der Däne Troelsen zeigt in<br />
seiner Skulptur auch ein abstraktes Bild<br />
von der Verbindung zweier Länder und<br />
deren Beziehung zueinander. Seine Arbeit<br />
ist in Kopenhagen zu sehen. Beide<br />
Arbeiten weisen von dort aus auf den zukünftigen<br />
Verbindungstunnel Fehmarnbelt<br />
und verkoppeln die Ferne mit der<br />
regionalen Nähe.<br />
Kunst im „Öffentlichen Raum“<br />
In Lübeck vor Ort liegt die 6 m ausweitende<br />
und 9t schwere Granit-Skulptur<br />
von Jörg Plickat auf dem „Lindenplatz“.<br />
Sie steht mit der abstrakten Komposition<br />
eines rötlichen Kreisbogens und eines grauen<br />
kubischen Elements aus schwedischem<br />
Bohuser Granit für die sinnbildliche Verbindung<br />
von Tunnel und Brücke. Das Abstrakte<br />
als international, global, allen Kulturen<br />
verständlich. Bildhauerei als Sprache<br />
der Kunst in Stein wird Instrument des<br />
gegenseitigen Verstehens, der zusammenwachsenden<br />
Verbindung, der Kooperation<br />
der drei Länder im Ostseeraum, des wirtschaftlichen<br />
internationalen Wettbewerbs,<br />
des politischen Zusammenschlusses, der<br />
Events für Bewohner, Fachkräfte und Touristen<br />
gefeiert. Vielleicht ist selbst der harte<br />
Stein Granit damit überfordert, so viel positives<br />
Gedankengut zu transportieren.<br />
Zurzeit wird er zum Ausruhen als<br />
Sonnenbank genutzt oder die gesamte<br />
Skulptur ist Sockel für Fotoshootings; die<br />
mittelalterliche Stadtsilhouette oder den<br />
Jugendstil-Bahnhof im Angesicht bzw. im<br />
Rücken, je nachdem. Lüpertzʼ Odysseus<br />
mit Holstentor und blauem Himmel ist da<br />
beliebtes Vorbild.<br />
Das Thema Kunst und Politik ist stets<br />
ein höchst sensibles. Politik wird gern als<br />
Kunst des Möglichen bezeichnet. Sehen<br />
wir genau hin, um der Kunst des Unmöglichen,<br />
der Kunst, eine Chance zu geben.<br />
Nach anfänglicher Irritation ist der „Odysseus“ zu einem Eyecatcher für Fotografen und Touristen geworden.<br />
Fotos: Horst Siewert<br />
Lübeckische Blätter 2013/<strong>17</strong> 295
Meldungen<br />
Geschichtsverein<br />
5. November, 18.30, Vortragsraum des Museums<br />
für Natur und Umwelt,<br />
Musterbahn 8, Eintritt frei<br />
Hirschfeld, Asch und Blumenthal<br />
Jüdische Firmen und jüdische Wirtschaftsunternehmen<br />
in Lübeck 1920 bis 1938<br />
Albrecht Schreiber, Lübeck<br />
1938 endete nach der Pogromnacht vom<br />
9. zum 10. November das jüdische Wirtschaftsleben<br />
in Lübeck. Anlässlich des<br />
75. Jahrestages der Gewalttätigkeiten und<br />
Hetzjagden gegen die Juden wird Herr<br />
Schreiber einen Überblick über den jüdischen<br />
Anteil an der Lübecker Wirtschaft<br />
zwischen 1920 und 1938 geben.<br />
Grüner Kreis Lübeck<br />
6. November, 15.30 Uhr, Vortragssaal im<br />
Museum für Natur und Umwelt,<br />
Musterbahn 8 (Haupteingang)<br />
Pflanzen und Blüten im<br />
Dom zu Lübeck – nicht nur Dekor<br />
Gustav Querfurth, Lübeck<br />
Querfurth, ausgewiesener Kenner des<br />
ehemaligen Bischofssitzes und Autor des<br />
Buches „Vom Dom zu Lübeck“, spannt<br />
in seinem vielschichtigen Vortrag einen<br />
bilderreichen Bogen von der Romanik<br />
über das Rokoko bis hin zum Historismus.<br />
Vorgestellt werden unterschiedlichste<br />
und sehr alte Darstellungen von<br />
Pflanzen und Blüten mit symbolischem<br />
Wert, dazu die dekorative Verwendung<br />
der Pflanzen.<br />
Stets ab 14:30 Uhr gibt es Gelegenheit<br />
zum geselligen Austausch bei Kaffee oder<br />
Tee und hausgebackenen Köstlichkeiten<br />
im Walbaum-Café in der 1. Etage des Museums<br />
für Natur und Umwelt<br />
Deutsch-Ibero-Amerikanische<br />
Gesellschaft<br />
1. November; 18 Uhr, Familienbildungsstätte,<br />
Jürgen-Wullenwever-<br />
Straße 1<br />
Curso de tapas – Hablando<br />
solo español<br />
Comprométase con su inscripción<br />
a teléfono 0451 796553 de<br />
Ángela Sánchez. El precio es 30,- Euro<br />
por persona incluyendo tanto la comida<br />
como las bebidas.<br />
15. November, 18.30 Uhr, Carl-Friedrichvon-Rumohr-Hotelfachschule,<br />
St. Annen<br />
Straße 4<br />
Lateinamerikanischer Liederabend mit<br />
Soledad Berrios und anschließendem<br />
Festessen<br />
Diese Ankündigung<br />
wendet sich vornehmlich<br />
an die Mitglieder<br />
unseres Vereins und<br />
ihre Gäste, die Teilnehmerzahl<br />
ist begrenzt. Bitte melden Sie<br />
sich bei Frau Delia Roggon (Tel. 04541<br />
/ 5530) an und überweisen Sie den Beitrag<br />
von 55,- Euro für Konzert, Essen und<br />
Getränke innerhalb von 14 Tagen auf das<br />
Konto Nr. 0191155 bei der Commerzbank<br />
Lübeck mit der BLZ 23040022.<br />
Deutsch-Italienische-<br />
Gesellschaft<br />
8. November, 19 Uhr, Essigfabrik, Kanalstraße<br />
26-28<br />
Italien aktuell II<br />
Ein Gespräch mit On. Laura<br />
Garavini; Moderation Dr.<br />
Arnold Svensson, Hamburg<br />
Laura Garavini, Mitglied<br />
des italienischen<br />
Parlaments, wohnt in<br />
Hamburg und spricht<br />
deutsch. In Italien hat<br />
sie sich einen Namen im Kampf gegen die<br />
Mafia gemacht; auch die Verstrickungen<br />
von Politik, Wirtschaft und Medien unter<br />
dem ehemaligen Ministerpräsidenten Silvio<br />
Berlusconi hat die Mitte-links-Politikerin<br />
stets bekämpft.<br />
Im Gespräch mit Dr. Arnold Svensson<br />
wird Laura Garavini auf Fragen zur aktuellen<br />
politischen Lage in Italien und in<br />
Europa eingehen.<br />
Eintritt 5.-/3.- Euro.<br />
Verein für Familienforschung<br />
14. November, 18.30 Uhr, Mühlentorturm,<br />
Mühlentorplatz 2<br />
Gut Trenthorst und seine Besitzer 1529<br />
– <strong>17</strong>50<br />
Frau Marianne Mangels<br />
Ein genealogischer Abriss aus der Forschung<br />
Musikhochschule<br />
31. Oktober, 20 Uhr, großer Saal der Musikhochschule<br />
1. Lübecker Beschwerdechor<br />
Das Projekt geht zurück auf eine Idee<br />
des deutsch-finnischen Künstlerpaares<br />
Tellervo Kalleinen und Oliver Kochta-<br />
Kalleinen. Umgesetzt wird er von Studentinnen<br />
und Studenten der Musikhochschule<br />
Lübeck unter Leitung von Prof. Franz<br />
Danksagmüller und Chorleiterin Anne<br />
Michael, sowie engagierten Lübecker<br />
Bürgerinnen und Bürgern.<br />
Bei Fragen sind wir auch unter der 0451 –<br />
122 1455 für Sie erreichbar.<br />
Gesellschaft für Geographie<br />
und Völkerkunde<br />
10. November 2013, 11.30 Uhr, Museumsquartier<br />
St. Annen, St.-Annen-Straße 15<br />
Was macht das Zebra an der Krippe? –<br />
Weihnachten weltweit<br />
Eröffnung der Weihnachtsausstellung<br />
In den neuen Ausstellungsräumen des<br />
Museumsquartiers sind vom 10. November<br />
bis 2. Februar 2014 eindrucksvolle<br />
Krippenfiguren aus allen Kontinenten zu<br />
sehen. Daneben werden Gabenbringer<br />
und ihre Helfer vorgestellt. Und das jüdische<br />
Chanukka-Fest wird in dieser Ausstellung<br />
ebenso beleuchtet wie z. B. das<br />
von Afro-Amerikanern seit 1966 gefeierte<br />
Kwanzaa-Fest.<br />
Natur und Herimat<br />
30. Oktober, Treffen: Priwallfähre 14 Uhr,<br />
Linie 31 (ZOB 13.23 Uhr)<br />
Naturwanderweg Priwall<br />
Kurzwanderung mit der AWO<br />
Kontakt: Hilde Veltman, Tel.<br />
604700<br />
2. November, Treffen: Haltestelle Tremskamp,<br />
9.12 Uhr, Linie 1<br />
Über Dänischburg nach Waldhusen<br />
Tageswanderung, ca. 16 km, Rucksackverpflegung<br />
Kontakt: Ilse Gerlach, Tel. 40482<br />
9. November, 15.30 Uhr Marli-Café, St.-<br />
Annen-Str.<br />
Down under – upside down. Australien<br />
einmal anders<br />
Egon Milbrod<br />
2. Winterhalbjahresvortrag<br />
Freunde des Stadtwaldes<br />
31. Oktober, 19 Uhr, Dat Hoghehus,<br />
Koberg 2, Eintritt frei<br />
Thema: Umweltethik – Nachhaltigkeit<br />
– Ökologischer Waldbau im<br />
Stadtwald Lübeck<br />
Prof. Dr. Konrad Ott, neu berufener<br />
Ordinarius für Philosophie und Ethik<br />
der Umwelt an der Universität Kiel<br />
296 Lübeckische Blätter 2013/<strong>17</strong>
Aus der Gemeinnützigen<br />
Aus der Gemeinnützigen<br />
Aus der Gemeinnützigen<br />
Aus der Gemeinnützigen<br />
Dienstagsvorträge<br />
29. Oktober, 19.30 Uhr, Königstraße 5, Großer Saal, Eintritt frei<br />
Das Ende der Eis-Zeit?<br />
Dr. Dirk Notz, Max-Planck-Institut für Meteorologie, Hamburg<br />
Der Rückgang der polaren Eisflächen gilt als deutlichstes Zeichen<br />
eines zurzeit stattfindenden Klimawandels. Aber wie kritisch<br />
ist ein solcher Eisverlust für unser Klimasystem? Lässt<br />
er sich noch aufhalten? Und welche Auswirkungen hat das<br />
große Schmelzen für unsere Breiten?<br />
5. November, 19.30 Uhr, Königstraße 5, Großer Saal, Eintritt frei<br />
China – Dichtung und Diktatur<br />
Jürgen Bertram, Hamburg, ehemaliger ARD-Korrespondent<br />
Keine gesellschaftliche Konstellation schadet der Kreativität<br />
und damit der Kunst mehr als die Diktatur. Die Künstler<br />
Chinas, allen voran die stets unter besonderer Beobachtung<br />
stehenden Schriftsteller, haben es sogar mit drei Varianten<br />
dieser verhängnisvollen Struktur zu tun: dem Konfuzianismus,<br />
dem Kommunismus und dem Kapitalismus.<br />
12. November, 18-21 Uhr, Königstraße 5, Großer Saal, Eintritt<br />
frei<br />
Kulturtechniken III: Lesen<br />
Moderation: Antje Peters-Hirt<br />
Wie es um das Lesen und seine Zukunft<br />
bestellt ist, wollen Sie wissen..<br />
Kommen Sie zu uns..... Wir freuen<br />
uns auf Sie und laden Sie ein zu einem<br />
Dienstagvortrag in erweiterter<br />
Form: Kulturtechniken III: LESEN<br />
Es erwarten Sie kurzweilige Gespräche<br />
auf dem Podium und in der<br />
Pause, Kurzvorträge, Lesungen...<br />
und ein Spiel ums Buch!... Mit jungen und älteren Lesern,<br />
Buchhändlern, dem Kulturwissenschaftler Dr. Manfred Eickhölter,<br />
Schauspielern des Lübecker Theaters, der Leiterin der<br />
wissenschaftlichen Bücherei des Buddenbrookhauses Britta<br />
Dittmann, dem Leiter der Stadtbibliothek, Bernd Hatscher,<br />
dem Direktor des IMGWF Prof. Dr. Cornelius Borck und dem<br />
Verleger Dr. Wolf-Rüdiger Osberg. Antje Peters-Hirt führt Sie<br />
durch den Abend. Lassen Sie sich überraschen! (PM)<br />
Veranstalter: Die Gemeinnützige, die Litterärischen Gespräche,<br />
die Freunde der Stadtbibliothek<br />
mittwochsBILDUNG<br />
6. November, 19.30 Uhr, Königstraße 5, Großer Saal, Eintritt frei<br />
Bildung als Prozess<br />
Prof. Dr. H.-Christoph Koller, Erziehungswissenschaftler, Hbg.<br />
Kollers Theorie schlägt vor, Bildung als Prozess zu begreifen,<br />
in dem das Verhältnis von Menschen zur Welt, zu anderen und<br />
zu sich selber sich grundlegend verändert, weil diese Menschen<br />
mit Krisenerfahrungen konfrontiert werden, zu deren<br />
Bearbeitung ihnen die Mittel fehlen. Damit ist der Versuch<br />
verbunden, den klassischen Bildungsbegriff neu zu fassen.<br />
Kolosseum<br />
14. November, 19 Uhr, Kronsforder Allee 25<br />
Schlampen im Kolosseum<br />
von Anja Es<br />
Am 14. November feiern die Schlampen<br />
Premiere: Die Travemünder Künstlerin<br />
Anja Es hat ihre Bilder-Serie „La Gonzesse“<br />
(frz. umgangssprachl. „Die Schlampe“)<br />
neu aufgelegt und präsentiert 26 lebensgroße<br />
Malereien von Mehr-oder-weniger-Damen<br />
aus dem Pariser Milieu der 20er Jahre<br />
im Foyer des Lübecker Kolosseums.<br />
Wer Lust hat, darf sich gern passend kleiden. Aber auch in Jeans<br />
kann man eintauchen in die Golden Twenties der Anja Es.<br />
Musikschule der Gemeinnützigen<br />
9. November, <strong>17</strong> Uhr, im Rosengarten, Saal, Eintritt frei.<br />
Dozentenkonzert<br />
Verschiedene Klavier-Lehrkräfte unserer Musikschule laden zu<br />
einem Dozentenkonzert im Saal ein.<br />
10. November, <strong>17</strong> Uhr, Im Rosengarten, Saal, Eintritt frei<br />
Dozentenkonzert<br />
Musik der Romantik und des Impressionismus<br />
Kunstschule der Gemeinnützigen<br />
25. Oktober bis 14. Februar 2014, Baader GmbH, Geniner Straße<br />
249<br />
Die Magie der Dinge Ausstellung<br />
Seniorentreff am Sonntagnachmittag<br />
10. November, 15.30 Uhr, Königstraße 5, Großer Saal<br />
Von der Macht der Liebe<br />
Zu Gast: Regine Ulrich, Märchenerzählerin<br />
Musikalische Umrahmung: ein Saxophon-Quartett der Musikschule<br />
der Gemeinnützigen unter der Leitung von Lilija Russanowa.<br />
Anmeldung im Büro der Gemeinnützigen: 0451/75454, Restkarten<br />
in der Theaterkasse Buchhandlung Hugendubel.<br />
Kommunales Kino Koki<br />
28. Oktober, 18 Uhr, Mengstraße 35<br />
Die mit dem Bauch tanzen<br />
D 2013, 79 min. Regie und Buch: Carolin Genreith<br />
Das Älterwerden ist ein Thema, das niemandem besonders behagt.<br />
Die Mutter der Regisseurin Carolin Genreith sieht das jedoch<br />
anders. Einmal in der Woche legen sie und ihre Freundinnen<br />
alle Hemmungen ab, ziehen sich bunte Kostüme an und lassen<br />
beim Bauchtanz ihre Hüften kreisen. Carolin Genreith ist zu<br />
Beginn nicht besonders glücklich über das Hobby ihrer Mutter.<br />
So nimmt sie in ihrer Dokumentation die Rolle der skeptischen<br />
Vertreterin ihrer Generation ein.<br />
Als neue Mitglieder begrüßen wir:<br />
Maron de Maizière<br />
Henner Jahnke<br />
Lübeckische Blätter 2013/<strong>17</strong> 297
Erinnerungspolitik<br />
Herbst-Kolloquium der Deutschen Thomas Mann-Gesellschaft in Bonn, 20.- 22. September 2013<br />
„Von allen sowieso unerwünschten Emigranten war er der unerwünschteste.“<br />
Thomas Mann und Nachkriegsdeutschland<br />
Von Manfred Eickhölter<br />
Der Blick aus Italien<br />
Der letzte Brief, zwei Tage vor seinem<br />
Tod am 12. August 1955, ging an seine<br />
italienische Übersetzerin Lavina Massuchietti.<br />
Bei den Erben der „anderen Achse“,<br />
im postfaschistischen Italien stand<br />
Thomas Mann bei Vertretern aller großen<br />
demokratischen Parteien, Kommunisten,<br />
Sozialisten und Christdemokraten hoch im<br />
Kurs. Man las und schätzte seine literarischen<br />
Werke und seine politischen Essays,<br />
man hörte auf sein Wort in ästhetischen,<br />
ethischen, moralischen Fragen genauso,<br />
wie man seine Haltung als Europäer und<br />
Weltbürger achtete. Besonderes Gefallen<br />
aber fand die intellektuelle Öffentlichkeit<br />
Italiens an Thomas Manns scharfer Kritik<br />
am bundesrepublikanischen Nachkriegsdeutschland.<br />
Beispielhaft zu nennen ist<br />
Italiens heutiger Staatspräsident Giorgio<br />
Napolitano, geboren 1925. In seiner<br />
2005 erschienenen Autobiografie widmet<br />
er Thomas Mann ein eigenes Kapitel.<br />
Er zeigt sich darin nicht nur als Kenner<br />
der literarischen Werke, sondern auch<br />
als gründlicher Leser einer italienischen<br />
Sammlung der Reden Thomas Manns,<br />
„Von deutscher Republik“ (1922) bis zu<br />
„Deutschland und die Deutschen“ (1945),<br />
erschienen 1954. Für Napoiltano war<br />
Thomas Mann ein tragendes Fundament<br />
seiner geistig-moralischen und seiner politischen<br />
Orientierungen, so Prof. Galvan<br />
in ihrem Vortrag.<br />
Unwissender Magier?<br />
Wie lässt sich diese Wahrnehmung<br />
des „ganzen“ Thomas Mann in Italien,<br />
wo er gleichwertig als Dichter und als<br />
verantwortlich Schreibender für sein<br />
Land gelesen wurde, zusammenbringen<br />
mit dem weitverbreiteten Bild vom<br />
„unwissenden Magier“, der viele gute<br />
Werke schuf, aber im politischen Alltag<br />
falsch urteilte, blind war für Realitäten<br />
und der sich überhaupt der politisch-gesellschaftlichen<br />
Sphäre nur widerwillig<br />
stellte, weil er von Herzen ein „reiner<br />
Dichter“ gewesen sei? Die diesjährige<br />
Thomas Mann-Tagung in Bonn mit Literaturwissenschaftlern<br />
und Historikern<br />
als Vortragenden fand im Verlaufe ihrer<br />
dreitägigen Diskussionen eine gut fundierte<br />
Antwort: Es war die spezifisch<br />
politisch-mentale Situation in der Bundesrepublik,<br />
die aus Thomas Mann einen<br />
intellektuellen Zwerg machte.<br />
Deutsche Zustände<br />
„Rabenschwarzer Pessimismus“, so<br />
das Urteil des Jetztzeithistorikers Norbert<br />
Frei, durchziehe einen zwölfseitigen<br />
Text, den Thomas Mann 1949 in Bezug<br />
auf die zukünftige Entwicklung West-<br />
Deutschlands abgefasst habe. Zu diesem<br />
Zeitpunkt sei das „kleine Fenster der<br />
Wahrheit“ bereits wieder fest verschlossen<br />
gewesen. Eine Perspektive auf die<br />
wirklichen Opfer sei bereits verschoben<br />
gewesen, so Frei: „1949 spielten die Opfer<br />
der NS-Zeit keine Rolle mehr, dafür<br />
aber jene, die sich nicht als Täter, sondern<br />
als Opfer sahen, die Täter selbst.“<br />
Der Begriff der Kollektivschuld, eine<br />
deutsche Erfindung, sei ein Gedankeninstrument<br />
gewesen, mit dessen Hilfe sich<br />
Verantwortung abwälzen ließ. West-<br />
Deutschland sei, so der Titel einer Studie<br />
von Lutz Niethammer über die Verhältnisse<br />
im Nachkriegs-Bayern, zur „Mitläuferfabrik“<br />
geworden. Thomas Mann<br />
habe darauf insistiert, dass Deutschland<br />
und die Deutschen sich ihrer Verantwortung<br />
stellen müssten, und das hieß rückhaltlose<br />
Aufarbeitung der Verbrechen,<br />
Abschied von der Weltmachtpolitik und<br />
Abschied vom Glauben an die „Suprematie“<br />
der eigenen Kultur, insbesondere<br />
der Musikkultur und der „Innerlichkeit“.<br />
In beiden deutschen Staaten habe es<br />
um 1950 politische Entscheidungen gegeben<br />
mit dem Ziel, einen „Schlussstrich<br />
zu ziehen“ und ehemaligen NS-Leuten die<br />
Mitarbeit in den neu entstehenden deutschen<br />
Staaten zu ermöglichen. Während<br />
in der BRD die ehemaligen Mitglieder der<br />
NS-Funktionseliten in hohe und höchste<br />
Ämter aufsteigen konnten und mit Verdienstorden<br />
dekoriert wurden, seien in der<br />
DDR Führungspositionen insbesondere<br />
alten Widerstandskämpfern vorbehalten<br />
geblieben, so Norbert Frei.<br />
Thomas Mann habe die Entwicklung<br />
mit Sorge ohne Hoffnung auf Besserung<br />
mitverfolgt. Dass die „braunen Massen“,<br />
unter dem Druck der Westbindung sich an<br />
die Demokratie als das Gegebene schweigend<br />
anpassen mussten und dieses im<br />
Verlaufe der kommenden zehn Jahre sogar<br />
mit zunehmendem Gefallen taten, ließ<br />
sich Mitte der 1950er Jahre nicht absehen.<br />
Was Thomas Mann sah, so Norbert Frei,<br />
war Adenauers „Kotau“ vor den ehemaligen<br />
Wehrmachtsangehörigen schon 1951.<br />
Und er fürchtete, dass der in den USA<br />
herrschende plumpe Antikommunismus<br />
in der Bundesrepublik auf geistigen Nährboden<br />
stoßen würde. Er selbst hielt die<br />
Idee des Kommunismus für respektabel.<br />
Und gerade das Beispiel Italien kann ja<br />
belegen, dass es kommunistische Parteien<br />
außerhalb des Ostblocks geben konnte,<br />
die sich in den bürgerlichen Parlamentarismus<br />
einfügten, Glaubensfreiheit akzeptierten<br />
und sich vom Stalinismus Moskaus<br />
fernhielten.<br />
Rezeption in Ost und West<br />
Hans Wißkirchen, der die Rezeption<br />
Thomas Manns in beiden deutschen<br />
Staaten verglich, zeigte auf, dass es in<br />
Ostdeutschland früh selbstverständlich<br />
wurde, alle ‚großen‘ Romane von „Buddenbrooks“<br />
über „Zauberberg“, „Josef“,<br />
„Lotte in Weimar“ und „Doktor Faustus“<br />
nicht nur als ästhetische Meisterwerke,<br />
sondern auch als aktuelle Kommentare<br />
zur Befindlichkeit der deutschen Gesell-<br />
298 Lübeckische Blätter 2013/<strong>17</strong>
schaft zu lesen. Dieses eigentlich unauflösbare<br />
Neben- und Ineinander von<br />
ästhetischer Gestaltbildung und intellektueller<br />
Verantwortung bei Thomas Mann<br />
sei in Westdeutschland über Jahrzehnte<br />
ausgeblieben. Noch der 68er Bewegung<br />
habe Thomas Mann als unpolitischer<br />
Dichter gegolten.<br />
Aufschlussreich war in diesem Zusammenhang<br />
eine Analyse der Kinospielfilme<br />
zu Romanen Thomas Manns<br />
in den 1950er und 1960er Jahren. Eine<br />
Art innerer Vorzensur habe die Drehbuchschreiber<br />
und Filmproduzenten bis<br />
in die Wahl der Rollennamen dazu gebracht,<br />
das „nationale Unterbewusstsein<br />
der Deutschen zu schonen.“, so Yahya<br />
Elsaghe in seinem Vortrag.<br />
Der Amerikaner<br />
Hans Rudolf Vaget, der selbst seit<br />
1960 in den USA lebt und aus seiner<br />
Frühzeit als Immigrant noch zu berichten<br />
wusste, dass in dieser Zeit die Deutschen<br />
in New York noch nicht wieder<br />
den zivilisierten Völkern zugerechnet<br />
wurden, fasste Thomas Manns Distanz<br />
zu Deutschland so ins Bild: Gleichsam<br />
auf der Überholspur habe der deutsche<br />
Autor die Rückständigkeit der Deutschen<br />
in puncto Demokratie und kultureller<br />
Selbstüberschätzung hinter sich<br />
gelassen. Kein Wunder also, dass dieser<br />
Mann, dessen Söhne Golo und Klaus im<br />
Dienst der Alliierten gestanden hatten,<br />
selbst als Amerikaner wahrgenommen<br />
wurde, Vaget: „Von allen sowieso unerwünschten<br />
Emigranten war Thomas<br />
Mann der unerwünschteste.“<br />
Tagungsort Bonn<br />
Die Tagung in Bonn hätte keinen<br />
geeigneteren Ort für das diesjährige Tagungsthema<br />
finden können. Der Ortsverein<br />
BonnKöln (gegründet 2008), fühlt<br />
sich der Tatsache verpflichtet, bleibend<br />
daran zu erinnern, dass Thomas Mann<br />
von der dortigen Universität eine Ehrendoktorwürde<br />
1919 zuerkannt und 1936<br />
aberkannt bekommen hatte. Auch eine<br />
Kooperation mit der „Stiftung Haus der<br />
Geschichte der Bundesrepublik“ erwies<br />
sich als vorteilhaft. Es gab die Möglichkeit,<br />
die große Sammlung an Zeugnissen<br />
Erinnerungspolitik<br />
aus der Alltagskultur der Bundesrepublik<br />
von 1945 bis heute im „Haus der Geschichte“<br />
auf sich wirken zu lassen.<br />
Besondere Aufmerksamkeit zog dabei<br />
die einführende Rede von Prof. Hans<br />
Walter Hütter, Leiter der Stiftung, auf<br />
sich. Sein Thomas Mann Bild war noch<br />
immer gespeist von jenen Sichtweisen,<br />
die den Dichter und Autor als politischen<br />
Traumtänzer zeichneten. Damit<br />
konnte schlaglichtartig deutlich werden,<br />
welche Vermittlungsaufgabe der Thomas-Mann-Didaktik<br />
in den kommenden<br />
Jahren bevorsteht.<br />
Didaktische Aufgaben<br />
Wohin die Reise gehen sollte, darauf<br />
hat Prof. Ruprecht Wimmer in seinem<br />
Tagungsbeitrag zum neuen Buddenbrookhaus<br />
im Februar dieses Jahres in<br />
Lübeck bereits aufmerksam gemacht:<br />
Wenn man sich zukünftig dem Roman<br />
„Buddenbrooks“ ein zweites Mal zuwenden<br />
wolle, dann sei es wichtig, daran<br />
zu denken, dass dieses eben auch ein<br />
„deutscher Roman“ sei, verfasst von einem<br />
„deutschen Autor“.<br />
Das neue Buddenbrookhaus – Schlaglichter<br />
Von Hagen Scheffler<br />
I Tagungsbeiträge im Internet<br />
Die Kulturstiftung Hansestadt<br />
Lübeck plant, die Beiträge der Fachtagung<br />
„Das neue Buddenbrookhaus“<br />
vom Februar 2013 ab Mitte November<br />
im Internet lesbar zu machen. Dokumentiert<br />
werden Vorträge und Diskussionen.<br />
II Umbruch im Förderverein<br />
Auf der diesjährigen Jahresmitgliederversammlung<br />
des Fördervereins Buddenbrookhaus<br />
am 25. September teilte dessen<br />
Vorsitzender, Dr. Manfred Eickhölter, mit,<br />
etliche Mitglieder der ersten Stunde hätten<br />
den Verein 2013 verlassen. Sie sähen<br />
die Zukunft des Buddenbrookhauses mit<br />
Sorge. Birgitt Mohrhagen, Gründungsmitglied<br />
1989, machte ihren Protest öffentlich.<br />
In einem Leserbrief an die Lübecker<br />
Nachrichten zum Verlauf der Fachtagung<br />
im Februar bat sie darum, das neue Buddenbrookhaus<br />
nicht in eine „Rummelbude“<br />
für Touristen zu verwandeln. (LN,<br />
26.2.13)<br />
Neu und einstimmig in den Vorstand<br />
des Fördervereins Buddenbrookhaus gewählt<br />
wurde Prof. Karl Friedrich Klotz.<br />
„Mit Karl Klotz haben wir jemanden gewinnen<br />
können, der durch seine erfolgreiche<br />
Studentenbetreuung an der Universität<br />
zu Lübeck bestens vorbereitet ist,<br />
junge Naturwissenschaftler in ihrer freien<br />
Zeit an die Literatur und Kultur Lübecks<br />
heranzuführen.“, so Manfred Eickhölter<br />
bei der Vorstellung des Vorstandskandidaten.<br />
III Wechsel an der Spitze<br />
Dr. Holger Pils, seit 2009 Leiter des<br />
Buddenbrookhauses, tritt am 1. Januar<br />
2014 eine neue Stelle in München an<br />
als Geschäftsführer der „Stiftung Lyrik-<br />
Kabinett“. Die Stiftung verfügt über eine<br />
der größten Lyriksammlungen Europas<br />
und widmet sich in ihrer finanziell sehr<br />
gut ausgestatteten Öffentlichkeitsarbeit<br />
dem Ziel, das Bewusstsein für Lyrik zu<br />
stärken. Das „Lyrik Kabinett“ ist ein<br />
Treffpunkt der internationalen Lyrikszene<br />
der Gegenwart und eine erste Adresse der<br />
literarischen Kommunikation Münchens.<br />
Das Ausscheiden von Holger Pils<br />
war auch ein Thema auf der Sitzung des<br />
Fördervereins, dessen Mitglied Holger<br />
Pils seit vielen Jahren ist. Vorstandsvorsitzender<br />
Manfred Eickhölter: „Wir<br />
bedauern den Weggang von Holger Pils.<br />
Persönlichkeiten mit den menschlichen<br />
Qualitäten und kommunikativen Kompetenzen<br />
von Holger Pils wachsen nicht<br />
wie die Äpfel an Bäumen. Wir sind sehr<br />
traurig, dass er geht.“<br />
IV Neue Museumskonzeption<br />
Durch den Ankauf des Nachbarhauses<br />
2011 wird für das neue Buddenbrookhaus<br />
eine völlig neue Konzeption<br />
gesucht. Den Ausführungen von Dr.<br />
Manfred Eickhölter war zu entnehmen,<br />
dass für das erweiterte Buddenbrookund<br />
das Grasshaus auch eine gemeinsame<br />
Leitung in der Diskussion sei.<br />
Dies und auch die offenbar angedachte<br />
Verlagerung der Forschungsarbeit aus<br />
dem Buddenbrookhaus in das „Zentrum<br />
für kulturwissenschaftliche Forschung“<br />
stieß in der Jahresmitgliederversammlung<br />
auf Unverständnis und Ablehnung.<br />
Einmütig wurden die bisherigen Bemühungen<br />
des Vorstandes um den Erhalt der<br />
Forschungsarbeit im Buddenbrookhaus<br />
unterstützt.<br />
Lübeckische Blätter 2013/<strong>17</strong> 299
Geschichtskultur<br />
Experimentierfeld der Machteroberung<br />
In der Gedenkstätte Ahrensbök werden Anfang, Alltag und Ende der NS-Diktatur an lokalen<br />
Beispielen thematisiert<br />
Von Monika M. Metzner-Zinßmeister, ehemalige Vorsitzende des Trägervereins Gedenkstätte Ahrensbök/Gruppe 33 e.V.<br />
Intensive Lokalforschung<br />
Es ist das Ergebnis intensiver und<br />
jahrelanger Forschungsarbeit des Histoihre<br />
Haftkosten arbeiten, indem er sie im<br />
Straßenbau einsetzte. Es war ein „erster<br />
verhängnisvoller Schritt auf dem Weg zur<br />
späteren Vernichtung durch Arbeit“, so<br />
Wollenberg.<br />
„Ganz Deutschland war ein KZ“. Unübersehbar,<br />
gut lesbar steht der Text über<br />
einer Landkarte, die Deutschland in den<br />
Grenzen von 1933 zeigt. Wer weiterliest,<br />
erfährt: „1933/34 gab es über 80 frühe Konzentrationslager<br />
(KZ) in Deutschland mit<br />
fast 30.000 ‚Schutzhäftlingenʻ. Ab Oktober<br />
1933 gehörte auch Ahrensbök für acht Monate<br />
mit rund 100 KZ-Häftlingen zu diesen<br />
Orten“.<br />
Eine Landkarte erzählt<br />
Die Landkarte, von deutschen Emigranten<br />
erstellt, wurde 1936 während der<br />
Olympischen Spiele in Berlin von französischen<br />
Teilnehmern verteilt. Großformatig<br />
hängt sie als erste Tafel einer Ausstellung,<br />
die den sperrigen, aber <strong>info</strong>rmativen Titel<br />
„Das Konzentrationslager Eutin – Ahrensbök<br />
– Holstendorf mit den Außenlagern für<br />
‚Schutzhäftlingeʻ in Bad Schwartau, Nüchel<br />
und Neukirchen“ trägt. Diese Ausstellung<br />
wurde am Sonntag, dem 29. September<br />
2013, in der Gedenkstätte Ahrensbök eröffnet<br />
– 80 Jahre nachdem am 3. Oktober 1933<br />
das damals leer stehende Wohnhaus des Direktors<br />
einer Zuckerfabrik als frühes Konzentrationslager<br />
eingerichtet wurde.<br />
rikers und Erziehungswissenschaftlers<br />
Jörg Wollenberg (Universität Bremen),<br />
ein geborener Ahrensböker. Er hat die<br />
Ausstellung seinem Mitstreiter Lawrence<br />
D. Stokes gewidmet, mit dem<br />
Wollenberg den ersten Entwurf dieser<br />
Ausstellung erarbeitete. Stokes, der<br />
2007 verstorbene kanadische Historiker<br />
ist Autor des Werks „Eutin, eine Kleinstadt<br />
im Nationalsozialismus“. Er hatte<br />
als Erster das frühe KZ in Eutin und Ahrensbök<br />
beschrieben.<br />
Wollenberg bezeichnet das frühe Konzentrationslager<br />
als „Experimentierfeld“<br />
der nationalsozialistischen Machteroberung.<br />
Verantwortlich war Johann Heinrich<br />
Böhmcker, ab 15. Juli 1932 legal gewählter<br />
nationalsozialistischer Regierungspräsident<br />
des Landesteils Lübeck im Freistaat<br />
Oldenburg, zu dem Eutin, Ahrensbök und<br />
andere Teile des späteren Ostholsteins damals<br />
gehörten; die direkte Nachbarschaft<br />
zur Hansestadt Lübeck hatte sich schon<br />
ein halbes Jahr vor der Machtübertragung<br />
an Hitler am 30. Januar 1933 mehrheitlich<br />
auf die Seite der Nationalsozialisten geschlagen.<br />
Und: In Ahrensbök geschah erstmals,<br />
was später gängige Praxis in deutschen<br />
Konzentrationslagern werden sollte: SA-<br />
Führer Böhmcker ließ die Häftlinge entgegen<br />
damals noch geltender Gesetze für<br />
Alltag im KZ Ahrensbök<br />
Wie kaum anderswo lassen sich in der<br />
Gedenkstätte Ahrensbök Anfang, Alltag<br />
und Ende der NS-Diktatur beispielhaft<br />
thematisieren. Der Anfang: Ab Oktober<br />
1933 gab es das frühe KZ, das man nach<br />
sechs Wochen Unterbringung im Direktionsgebäude<br />
am Rande der Gemeinde<br />
mitten hinein in den Ort in ein leer stehendes<br />
Wohngebäude verlegte, bis es im Mai<br />
1934 geschlossen wurde.<br />
Der Alltag: In Ahrensbök mit 5.000<br />
Einwohnern in 19 Dorfschaften mussten<br />
nachweislich 1.294 Zwangsarbeiter<br />
in Betrieben, im Handwerk, in der<br />
Landwirtschaft, in privaten Haushalten<br />
schuften. Es gab außerdem NS-Bildungseinrichtungen,<br />
wo junge Frauen<br />
zu Volksschullehrerinnen im nationalsozialistischen<br />
Sinn ausgebildet, oder<br />
Realschülerinnen im freigeräumten KZ<br />
unterrichtet wurden.<br />
Das Ende: Im April 1945 wurden 500<br />
Häftlinge aus den Konzentrationslagern<br />
Auschwitz-Fürstengrube und Mittelbau-<br />
Dorau durch Ahrensbök getrieben; die<br />
meisten von ihnen verloren während der<br />
Cap-Arcona-Katastrophe in Neustadt ihr<br />
Leben.<br />
Eröffnung der Gedenkstätte<br />
Die Gedenkstätte wurde am 8. Mai<br />
2001 mit der Dauerausstellung „Der<br />
Todesmarsch von Ausschwitz nach Holstein“<br />
eröffnet. Nun wird in den Räumen<br />
des ehemaligen Schlafsaals des frühen<br />
Konzentrationslagers der Teil der Geschichte<br />
des Hauses gezeigt, der Anlass<br />
war, in diesem Gebäude einen Ort des<br />
Gedenkens dauerhaft einzurichten. Das<br />
zeigt, dass die Gedenkstätte Ahrensbök<br />
ein „Ort überregionaler Bedeutung“<br />
ist, so der Historiker Wollenberg. Auch<br />
die Themen Zwangsarbeit und nationalsozialistisches<br />
Bildungssystem am<br />
Beispiel von Ahrensbök sollen in naher<br />
Zukunft in Ausstellungen präsentiert<br />
werden.<br />
300 Lübeckische Blätter 2013/<strong>17</strong>
Geschichtskultur<br />
Anfänge im Konfirmandenunterricht<br />
Es hatte im Konfirmandenunterricht<br />
begonnen. Als Mitte der 1990er-Jahre<br />
Michael Schwer, damals Pastor in der<br />
evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde<br />
Ahrensbök, erwähnte, dass Jesus Jude<br />
war, klappte ein Mädchen zornig seine<br />
Bibel zu und schimpfte: „Was haben diese<br />
Scheißjuden in einer deutschen Bibel zu<br />
suchen?“, während die anderen Konfirmanden<br />
nickten.<br />
Schwer erkannte, dass es ein Problem<br />
in seiner Gemeinde gab. Mit dem<br />
Segen der Eltern ging er mit den jungen<br />
Leuten auf Spurensuche in ihrem<br />
Heimatort. Sie besuchten am Ortsrand<br />
das vom Verfall bedrohte Haus, in dem<br />
1933 das frühe KZ untergebracht war,<br />
das auch als Schule genutzt wurde, wo<br />
Zwangsarbeiter in einer Flachsröste arbeiten<br />
mussten. Und sie erfuhren von<br />
dem Regionalforscher Gerhard Hoch,<br />
dass 500 KZ-Häftlinge durch die Straßen<br />
von Ahrensbök getrieben wurden,<br />
dass sie in Scheunen, die es bis heute<br />
gibt, untergebracht waren.<br />
Fast zwei Jahrzehnte sind seitdem<br />
vergangen. In Ostholstein hatte sich damals<br />
spontan mit Pastor Schwer an der<br />
Spitze eine Bürgerinitiative,<br />
die sich<br />
Gruppe 33 nannte,<br />
gebildet, um die<br />
Erinnerung an nationalsozialistische<br />
Gräueltaten, wie<br />
sie vor den Haustüren<br />
von Eltern und<br />
Großeltern geschahen,<br />
wachzuhalten.<br />
Ein Trägerverein,<br />
der aus der Gruppe<br />
33 hervorging, erwarb mit öffentlichen<br />
Mitteln das ehemalige Gebäude des<br />
Konzentrationslagers, bewahrte es vor<br />
dem Verfall und füllte es mit Inhalten.<br />
Seitdem wird in dieser Gedenkstätte<br />
wie an keinem anderen Ort in Schleswig-Holstein<br />
der alltägliche Terror des<br />
Nationalsozialismus an lokalen Beispielen<br />
thematisiert.<br />
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Lübeckische Blätter 2013/<strong>17</strong> 301
Gedenkstätte Ahrensbök<br />
Sternstunden der Gedenkarbeit<br />
Sternstunden der Gedenkarbeit sind<br />
Begegnungen mit Überlebenden. Seit Beginn<br />
seiner Arbeit lädt der Trägerverein<br />
– inzwischen hochbetagte – Zeitzeugen<br />
und ihre Angehörigen nach Ahrensbök zu<br />
sogenannten Sonntagsgesprächen und –<br />
wenn möglich – zu Besuchen der Schulen<br />
ein. Wenn diese Menschen berichten, wie<br />
schrecklich der Hunger war, wie hart die<br />
Zwangsarbeit, wie groß die Furcht vor der<br />
Mordlust der SS-Schergen war, dann tritt<br />
ein, wovon Lehrkräfte träumen: Schülerinnen<br />
und Schüler verschiedener Jahrgänge<br />
hören gebannt zu.<br />
Das Ziel: junge Menschen<br />
erreichen<br />
Der Trägerverein hat es sich zur Aufgabe<br />
gemacht, vorrangig jungen Menschen<br />
die Geschichte, wie sie in ihrer Heimatregion<br />
geschah, nahezubringen. Dabei<br />
ist die Gedenkstätte Ahrensbök nicht nur<br />
Ort der Begegnung mit der Vergangenheit.<br />
Es soll auch ein Bogen zwischen gestern<br />
und heute gespannt, Parallelen aufgezeichnet<br />
werden. Junge Menschen – und<br />
andere – sollen daran erinnert werden, wie<br />
schrecklich das Leben in der nationalsozialistischen<br />
Gewaltherrschaft war, damit<br />
sie nicht blind sind für die Gegenwart.<br />
Neonazi-Umtriebe und ziviler Widerstand<br />
werden deshalb immer wieder in öffentlichen<br />
Veranstaltungen thematisiert.<br />
Schülerinnen und Schüler wurden von<br />
Anfang an in die Gedenkarbeit eingebunden.<br />
Das heißt, dass junge Menschen sich<br />
Wochen, manchmal Monate lang mit der<br />
nationalsozialistischen Vergangenheit ihrer<br />
Heimatorte beschäftigten, motiviert<br />
und betreut von Mitgliedern des Trägervereins,<br />
die regelmäßig in die Schulen<br />
gehen, um die Jugendlichen zu inspirieren.<br />
Exponate, die in der Gedenkstätte<br />
gezeigt werden – wie ein Modell des KZ<br />
Auschwitz-Fürstengrube oder eine Straßenkarte,<br />
die den Weg des Todesmarsches<br />
durch Ostholstein markiert –, zeugen vom<br />
Einsatz der jungen Leute.<br />
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Jugendsommerlager<br />
Höhepunkte eines jeden Jahres in der<br />
Gedenkstätte Ahrensbök sind die jährlichen<br />
internationalen Jugendsommerlager<br />
in Zusammenarbeit mit der Aktion Sühnezeichen/Friedensdienste,<br />
Berlin. Im ersten<br />
Sommercamp 1999 fertigten die jungen<br />
Teilnehmerinnen und Teilnehmer unter<br />
Anleitung des Berliner Künstlers Wolf Leo<br />
Gedenkstelen aus Beton und Ton, die in all<br />
den Orten Ostholsteins aufgestellt wurden,<br />
durch die der Todesmarsch 1945 führte –<br />
und dort heute an das Verbrechen erinnern.<br />
Zehn Jahre lang nutzte die ehemalige<br />
Jugendbetreuerin Barbara Braß einen Teil<br />
ihres Urlaubs, um das Sommerlager zu<br />
leiten. Inzwischen hat Roman Röpstorf,<br />
Diakon der drei Kirchengemeinden Ahrensbök,<br />
Curau und Gnissau, Organisation<br />
und Leitung übernommen. Wenn möglich,<br />
lädt er wie seine Vorgängerin auch<br />
Asylbewerber ins Sommerlager ein. Die<br />
Begegnungen zwischen jungen Menschen<br />
verschiedener Kulturen sollen Gespräche<br />
und Diskussionen darüber anstoßen, dass<br />
politische, rassistische oder religiöse Verfolgung,<br />
Flucht oder Verletzung der Menschenrechte<br />
in Europa und der Welt nicht<br />
mit der nationalsozialistischen Diktatur<br />
untergingen, sondern bis heute großes<br />
Leid anrichten.<br />
Während der internationalen Jugendsommerlager<br />
wird praktisch und inhaltlich<br />
hart gearbeitet. Praktisch: Fünf Stunden täglich<br />
wurden die Fundamente der Gedenkstätte<br />
freigelegt und isoliert, Innenräume<br />
gestrichen, der Keller trockengelegt. Inhaltlich:<br />
In Vorträgen, Besuchen von Gedenkorten<br />
und Ausstellungen oder im Rahmen<br />
künstlerischer Arbeiten werden Themen<br />
wie Ausländerfeindlichkeit, Extremismus,<br />
Toleranz für Menschen, die am Rande der<br />
Gesellschaft leben, die anderen Religionsgemeinschaften<br />
angehören oder Ausgrenzung<br />
aus vielfachen Gründen erleben, angesprochen<br />
und diskutiert.<br />
Außerschulischer Lernort<br />
Auch als außerschulischer Lernort hat<br />
sich die Gedenkstätte fest etabliert. Zu<br />
Gedenktagen – wie<br />
lichtplanung<br />
leuchtenausstellung<br />
elektro-installation<br />
reparatur-service<br />
Wir haben die energiesparende LED-Beleuchtung installiert.<br />
Schauen Sie es sich an – es lohnt sich!<br />
am 27. Januar oder<br />
der Pogromnacht<br />
am 9. November –<br />
werden Schulklassen,<br />
Konfirmandengruppen,<br />
Auszubildende<br />
zu Besuchen<br />
eingeladen. Die Eutiner<br />
Polizeischule<br />
nutzt ebenso das<br />
Angebot des außerschulischen Lernens<br />
wie das Bugenhagen-Berufsbildungswerk<br />
in Timmendorf, eine Einrichtung zur beruflichen<br />
und gesellschaftlichen Integration<br />
von Jugendlichen mit Lernschwierigkeiten.<br />
Finanzierung<br />
Die Gedenkstätte Ahrensbök ist nicht<br />
mehr wegzudenken. Aktive des Trägervereins,<br />
die sich alle ehrenamtlich – ohne<br />
Aufwandsentschädigung, ohne Kostenerstattung<br />
– engagieren, haben ein marodes<br />
Gebäude zum Teil in Eigenarbeit vor dem<br />
Verfall bewahrt und gleichzeitig intensive<br />
Gedenkarbeit geleistet. Jahrelang wurde der<br />
Betrieb des Hauses allein mit Mitgliedsbeiträgen<br />
und Spenden finanziert. Erst mithilfe<br />
von Bundesmitteln, die zur Hälfte durch Eigenmittel<br />
ergänzt werden mussten, konnte<br />
das Erdgeschoss saniert werden. Schließlich<br />
finanzierte das Land Schleswig-Holstein<br />
aus Mitteln des Investitionsprogramms<br />
„Kulturelles Erbe“ die Renovierung des<br />
Dachgeschosses. Und seit zwei Jahren<br />
fließen erstmals Landeszuschüsse, um den<br />
Verein bei der Finanzierung der laufenden<br />
Kosten zu unterstützen.<br />
Trotz widriger Umstände in der Anfangsphase<br />
ist die Gedenkstätte fest verankert<br />
im Bewusstsein der Öffentlichkeit.<br />
Seit mehr als zwölf Jahren ist sie als eine<br />
von drei KZ-Gedenkstätten im Lande –<br />
neben Ladelund und Kaltenkirchen – als<br />
Ausstellungsort, als Bildungs- und Begegnungsstätte<br />
inzwischen gut vernetzt in<br />
der Gedenkstättenlandschaft von Schleswig-Holstein.<br />
Nach den Pastoren Michael<br />
Schwer und Ulrich George stand die Journalistin<br />
Monika M. Metzner-Zinßmeister<br />
neun Jahre lang an der Spitze des Vereins.<br />
Am 8. Mai 2012 hat die Historikerin Ingaburgh<br />
Klatt, zwanzig Jahre lang Leiterin<br />
des Kulturforums Burgkloster in Lübeck,<br />
den Vorsitz des Vereins mit seinen siebzig<br />
Mitgliedern übernommen.<br />
Angebote und Öffnungszeiten<br />
Die Gedenkstätte liegt an der Flachsröste<br />
16 im Ahrensböker Ortsteil Holstendorf<br />
an der Bundesstraße 432. Der Besuch der<br />
Gedenkstätte sowie Teilnahme an Sonntagsgesprächen<br />
und anderen Veranstaltungen<br />
sind kostenfrei. Spenden sind willkommen.<br />
Die Gedenkstätte kann jederzeit nach<br />
Anmeldung besucht werden: Telefon 04525<br />
– 493 060 (Anrufbeantworter), E-Mail:<br />
gedenkstaetteahrensboek@t-online.de. Sie<br />
ist – mit Ausnahme der Monate Dezember<br />
und Januar – jeden Sonntag von 14.00 bis<br />
18.00 (Mai bis Oktober), von 14.00 bis <strong>17</strong>.<br />
00 (Oktober bis April) geöffnet.<br />
302 Lübeckische Blätter 2013/<strong>17</strong>
Musik<br />
Stürmische Vehemenz und die<br />
Irrgärten der Romantik<br />
Ganz der Romantik gewidmet war das<br />
zweite Konzert der Lübecker Philharmoniker,<br />
der Musik aus der ersten Hälfte des 19.<br />
Jahrhunderts. Man mag das für eine reichlich<br />
monochrome Programmgestaltung halten,<br />
doch präsentierten sich am 14. Oktober<br />
die Werke Schuberts und Schumanns so<br />
verschiedenartig, dass durchaus Perspektivenreichtum<br />
ins Spiel kam. Und vor allem<br />
stellten sich in der MuK zwei junge Talente<br />
vor – als Violoncellosolist und Dirigent.<br />
Johannes Klumpp gehört zur Förderliste<br />
„Maestros von morgen“ des Deutschen Musikrats<br />
(italienisch spricht man dort offenbar<br />
nicht) und erwies sich als Dirigent mit<br />
einem Faible für schwingende Zeichengebung,<br />
Akkuratesse und vitales Vorantreiben.<br />
Den einleitenden Tuttischlägen von<br />
Schuberts „Zauberharfen“-Ouvertüre, besser<br />
bekannt aus dem „Rosamunde“-Zyklus,<br />
und auch dem furiosen Allegroteil bekamen<br />
die Eigenschaften des Dirigenten gut;<br />
flott drauflos im Volkston, schmetternd und<br />
kontrastreich. Doch kippt Schuberts Musik<br />
immer auch ins Nachtwandlerische, und da<br />
fehlten, trotz schöner Orchestersoli, hintergründige<br />
Phantasie, die Spannungskunst des<br />
erfüllten Augenblicks. Probleme, die sich<br />
vor allem in der abschließenden großen C-<br />
Dur-S<strong>info</strong>nie D 944 herauskristallisierten.<br />
Die S<strong>info</strong>nie folgt keiner Entwicklungsperspektive<br />
nach Beethovens Vorbild,<br />
keinem klassischen Zutreiben auf die Synthese.<br />
Vielmehr zeigen sich bei Schubert<br />
episodenhafte Zuständlichkeit, überdrehte<br />
Grazie, nachhallerfüllte Momente und<br />
ein spezifisch wienerischer Ton, selbst bei<br />
pompösen Stretta-Schlüssen. Zwar wirkt<br />
das Werk, nach einem bekannten Bonmot,<br />
umso länger, je eiliger man es spielt. Doch<br />
langweilig war Klumpps Darstellung nicht,<br />
obwohl (oder weil) er voranstürmende<br />
Tempi wählte und ganz auf offene Intensität<br />
setzte. Dem Finalsatz bekam der blank<br />
gewienerte Zugriff gut, hervorragend vom<br />
Orchester gemeistert, auch das rollende<br />
Scherzo überzeugte, wenngleich man im<br />
Trio Detailreichtum vermisste.<br />
Resolut, ohne poetisches Nachsinnen,<br />
floss der erste Satz dahin, das Andante, der<br />
zweite Satz, klang allzu diesseitig. Schuberts<br />
Beschwörung des s<strong>info</strong>nischen Poltergeistes<br />
darin kam überzogen daher. Und<br />
Nuancen wie das geheimnisvolle Wechselspiel<br />
eines Tones zwischen Hörnern und<br />
Streichern im Übergang vor dem zweiten<br />
Oboeneinsatz, wo die Musik gleichsam<br />
stillsteht, gerieten spannungsarm und dynamisch<br />
unausgewogen. Insgesamt zeigte<br />
sich Klumpps Interpretation als Work in<br />
progress.<br />
Julian Steckel spielte in der Konzertmitte<br />
Schumanns Konzert a-Moll op. 129 mit<br />
großem, schönem Violoncelloton, fein im<br />
Nachzeichnen der verästelten Melodik und<br />
völlig selbstverständlich im technischen<br />
Gestrüpp. Es fasziniert immer wieder, wie<br />
selbstverständlich und gestochen die Cellisten<br />
heute die Finessen auch in hohen Lagen<br />
ihres großen Instruments meistern. Unter<br />
Klumpps umsichtiger Leitung ergab sich<br />
mit dem Orchester ein kammermusikalisch<br />
durchsichtiges Klangbild, das romantisch<br />
phantasievoll changierte. Gleichermaßen<br />
überzeugend leuchtete der Solist in Schumanns<br />
zerklüfteter Musiklandschaft die emphatischen<br />
Regionen der Ecksätze wie auch<br />
die zarte Sphäre des Mittelteils aus. Und als<br />
Zugabe folgte ein willkommener Kontrast:<br />
Prokofieffs schräge Ironie im Marsch aus<br />
„Die Liebe zu den drei Orangen“.<br />
Wolfgang Pardey<br />
„Bach-Reflections“<br />
Den „Tag der Deutschen Einheit“ mit<br />
Musik Bachs zu feiern, ist eine gute Idee.<br />
Kultur hat auch in den Zeiten der deutschen<br />
Teilung die Menschen miteinander verbunden<br />
und für die Musik Bachs wurden<br />
auch schon einmal<br />
die Grenzen geöffnet.<br />
Bach vermag aber<br />
auch in ganz anderer<br />
Hinsicht Grenzen aufzuheben.<br />
So ist die Affinität<br />
vieler Jazzmusiker<br />
und sogar manch<br />
eines Rockstars zur<br />
Musik Bachs bekannt<br />
und hat ihren Grund.<br />
Bachʼsche Musik<br />
kann durch ihre prägnanten<br />
Themen und<br />
komplexe Harmonik<br />
swingen. Dies wurde<br />
in St. Jakobi deutlich:<br />
Neben Arvid Gast an<br />
der Orgel war es vor<br />
allem David Jedek, der<br />
mit seinen Saxophon-<br />
Improvisationen dem<br />
Konzert ganz eigene<br />
Farben und Dimensionen<br />
verlieh. Neben der<br />
Großen Orgel postiert,<br />
klang sein Spiel mal<br />
klanggewaltig, dann<br />
auch wieder zart. Besonders<br />
schön gelangen<br />
ihm z. B. die Choralmelodien,<br />
die er in einigen der „Schübler-<br />
Choräle“ zusammen mit der Orgel beseelt<br />
gestaltete. Auch Ulrike Gast sang mit klarem<br />
und wohlklingendem Sopran zwei Choräle.<br />
Schon zu Beginn des Konzertes zeigte sich<br />
Bach in „Toccata, Adagio und Fuge C-Dur“,<br />
von Jedek mit einer Improvisation eingeleitet,<br />
z. B. im großen Pedalsolo von seiner<br />
ungestümen Seite. Arvid Gast ließ die Orgel<br />
swingen: Bei der Fuge in d-Moll, im Tempo<br />
eher etwas zurückgenommen, was der<br />
Wirkung gut tat, sah man manchen Zuhörer<br />
mitgehen. Das lockere und dabei technisch<br />
souveräne Spiel von Gast machte die Fuge<br />
zu einem besonderen Erlebnis. Im Präludium<br />
zu dieser ursprünglich für die Violine<br />
komponierten Fuge zeigte Frederike Gast<br />
(Violine) mit warmem und schönem Ton<br />
ihr Können. Bei dem „Adagio“ gestaltete<br />
Jedek die Melodie neu über der Bach’schen<br />
Begleitung auf der Orgel, bevor dann das<br />
Bach’sche Original erklang. Zwei der wohl<br />
jedem Klavierschüler bekannten Inventionen<br />
erklangen ebenfalls in Bearbeitungen<br />
von Violine und Violoncello und von Max<br />
Reger auf drei Stimmen erweitert für Orgel<br />
und Saxophon. Das abschließende, nur als<br />
Fragment erhaltene Pedal-Exercitium hatten<br />
Gast und Jedek mit einem improvisierten<br />
Schluss ergänzt, es wurde zu einem furiosen<br />
Finale..<br />
Arndt Schnoor<br />
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Lübeckische Blätter 2013/<strong>17</strong> 303
Oper im Theater Lübeck<br />
„O Wonne voller Tücke! O Trug-geweihtes Glücke!“<br />
Wagners „Tristan und Isolde“ im Großen Haus<br />
Von Arndt Voß<br />
Isolde (Edith Haller) mit Brangäne, ihrer<br />
Vertrauten (Wioletta Hebrowska)<br />
Brangäne (Wioletta Hebrowska) überreicht Isolde den Liebestrank (Edith Haller)<br />
(Fotos: Jochen Quast)<br />
Die beachtlichen Inszenierungen von<br />
Opern Richard Wagners in den letzten<br />
Spielzeiten fanden mit „Tristan und Isolde“<br />
(Premiere: 6. Oktober) eine würdige,<br />
ja packende Fortsetzung. Wieder war es<br />
Anthony Pilavachi, der das sängerisch<br />
forderndste aller Bühnenstücke des Romantikers,<br />
im Untertitel schlicht „Handlung“<br />
genannt, für Lübeck inszenierte,<br />
wieder war es Tatjana Ivschina, die den<br />
inszenatorischen Ideen einen kongenialen<br />
optischen Auftritt schuf, und wieder war<br />
es Roman Brogli-Sacher, der den musikalischen<br />
Ansprüchen der „Handlung“<br />
mit dem Philharmonischen Orchester, das<br />
er jetzt erstmalig als Gastdirigent leitete,<br />
bezwingend nachkam. Nicht zuletzt war<br />
eine Besetzung für die Rollen gefunden<br />
worden, die kaum besser sein konnte.<br />
Denn wer glaubt, nur erfahrene Wagnersänger<br />
könnten diese Rollen meistern,<br />
der erlebte hier einen Gegenbeweis. Die<br />
weiblichen Partien, beides außerordentliche<br />
Aufgaben, hatten sich Sängerinnen<br />
angeeignet, die in ihnen ihr Debüt gaben.<br />
Optisch und künstlerisch ist Wioletta Hebrowska<br />
von besonderem Reiz. Mustergültig<br />
hat sie sich der großen Partie der<br />
Brangäne angenommen, verlebendigte<br />
einfühlsam Nähe und Distanz zur Isolde.<br />
Die sang Edith Haller, dramatischer Sopran<br />
aus Südtirol. Sie hat zwar Bayreuth-<br />
Erfahrung, aber bisher die Isolde nicht im<br />
Repertoire. Ihre ausdrucksvolle Stimme<br />
und ihr bezwingendes<br />
Spiel wirkten<br />
wunderbar einheitlich.<br />
Dabei musste<br />
sie nicht nur die tragisch-glückhaft<br />
Liebende<br />
verkörpern,<br />
sondern zudem dem<br />
Grundgedanken der<br />
Inszenierung folgen,<br />
schöpferisches Tun<br />
transparent zu machen.<br />
Pilavachi spiegelt<br />
in dem Liebespaar<br />
individuelles Erleben Wagners, dazu<br />
biografisch Einmaliges, die Begegnung<br />
Wagners mit seiner Muse und wohl auch<br />
Geliebten Mathilde Wesendonck, der Frau<br />
seines Gönners Otto Wesendonck.<br />
„O Wonne voller Tücke! O Truggeweihtes<br />
Glücke!“ singt Tristan ahnungsvoll<br />
am Schluss des ersten Aufzugs.<br />
Diese Dichotomie charakterisiert<br />
auch Wagners Lebenssituation, die er<br />
in dem intimen zugleich dramatischen<br />
mittelalterlichen Sujet künstlerisch sublimierte.<br />
Mathilde war wohl bei zumeist<br />
nächtlichen Treffen daran beteiligt. Pilavachi<br />
versetzte deshalb das Geschehen<br />
an einen imaginären Ort und in die Zeit<br />
des Entstehens der Oper. Der Zuschauer<br />
wird somit in allen Aufzügen nicht, wie<br />
im Libretto vorgegeben, in offene Naturschauplätze<br />
geführt, sondern in sich<br />
einander ähnelnde Interieurs, die immer<br />
schäbiger und enger werden. Im ersten<br />
Aufzug sind es noch gedeckte Tische,<br />
die Wohlstand verraten, im zweiten<br />
durchziehen Herbstwind und Blattwerk<br />
den Raum, der an das von Wagner bewohnte<br />
Gartenhaus der Wesendoncks<br />
erinnert und zum Symbol für verfallende<br />
Leidenschaft wird. Der dritte, noch<br />
enger werdende Raum wird durch Morbides<br />
wie Sargträger, den jungen Tristan<br />
304 Lübeckische Blätter 2013/<strong>17</strong>
Oper im Theater Lübeck<br />
mit einem Eichenlaubkranz und der jetzt<br />
schwarz gewandeten Isolde bestimmt.<br />
Begann Pilavachi häufig seine Inszenierungen<br />
mit rätselhaften Bildern während<br />
des Vorspiels, lässt er jetzt der Musik<br />
ihre Wirkung. So kann Brogli-Sacher das<br />
dramatische Drängen der Harmonik und<br />
der Motive mit dem Orchester in feinen<br />
Schattierungen hörbar machen. Doch<br />
wenn der Vorhang sich hebt, irritiert zunächst<br />
der Raum. Schnell zeigt sich das<br />
Geschehen aber in seiner Doppelbödigkeit,<br />
lässt sich als Erproben des Librettos<br />
in gesellschaftlichem Rahmen deuten.<br />
Dabei „überschreiten“ Merlot (mit spielerisch<br />
leichtem Tenor Jonghoon You),<br />
der junge Seemann (sehr agil Daniel<br />
Jenz) und auch der Steuermann (Kong<br />
Seok Choi) gesellschaftliche Schranken,<br />
indem sie sich der Isolde anzüglich<br />
nähern. Ambivalente Hinweise auf den<br />
Entstehungsprozess verdichten sich immer<br />
mehr, wenn im zweiten Aufzug beim<br />
nächtlichen Treffen eine Mappe mit Textblättern<br />
mitspielt und im letzten auf dem<br />
Zwischenvorhang Venedig erscheint und<br />
später Notenblätter herabregnen. Venedig<br />
ist Ort der endgültigen Vollendung der<br />
Oper, fern der Muse, die Wagner/Tristan<br />
nur noch in der Vorstellung erscheint. Das<br />
ist ein bezwingender, lyrisch bestimmter<br />
Abschluss, den Richard Decker, für den<br />
König Marke (Martin Blasius) ist erschüttert über den Verrat Tristans (Jeffrey Dowd), den<br />
Merlot (Jonghoon You) offenbarte, während Kurwenal (Michael Vier) zu Tristan steht.<br />
erkrankten Jeffrey Dowd eingesprungen,<br />
fesselnd gestaltete, auch wenn ihn die<br />
Konzentration kurzzeitig verließ. Schade<br />
nur, dass der höchst kraftvolle, nur vordergründig<br />
eingesetzte Bariton von Michael<br />
Vier (Kurwenal) Tristan von der Bühne<br />
sang. In der Basspartie des Königs Marke<br />
hatte Martin Blasius stimmlich einen<br />
schwachen Start, hielt aber im Spiel das<br />
Niveau.<br />
Die durchschaubare, auch überzeugende<br />
Inszenierungsidee kam an, auch wenn<br />
sich Fragen ergaben, wie die, warum Tristan<br />
sich, abweichend zum Libretto, in dem<br />
Merlot ihn am Ende des zweiten Aufzuges<br />
schwer verletzt, selbst eine heftige Wunde<br />
zufügt!? Das Premierenpublikum war<br />
dennoch begeistert. Ein paar zögerliche<br />
Buhs für Pilavachi taten der großen Zustimmung<br />
keinen Abbruch.<br />
Herbstbilder – Lesung mit<br />
Dagmar Laurens<br />
Es war ein stimmungsvolles und abwechslungsreiches<br />
Ereignis im Rahmen<br />
der erfolgreichen Veranstaltungsreihe<br />
„Seniorentreff am Sonntagnachmittag“.<br />
Am 13. Oktober bot Dagmar Laurens,<br />
Lübeck, im nahezu voll besetzten Großen<br />
Saal der Gemeinnützigen unter dem<br />
Motto „Bunt sind schon die Wälder“ eine<br />
reizvolle herbstliche Lesung.<br />
So erklang u. a. das ausgefeilte, erlesene,<br />
feierliche und erbauliche Gedicht<br />
„Herbstbild“ von Friedrich Hebbel mit<br />
symbolistischen Anklängen. Einen Höhepunkt<br />
bildete auch die berühmte ausdrucksvolle<br />
und bilderreiche Ballade<br />
„Herr von Ribbeck zu Ribbeck im Havelland“<br />
von Theodor Fontane, wobei Dagmar<br />
Laurens vor allem auch die plattdeutschen<br />
Passagen eindrucksvoll gestaltete.<br />
In dem Gedicht „Oktoberlied“ schimmert<br />
unverwüstliche Lebenskraft durch jeden<br />
Vers. Es siegt dabei die gläubige Hoffnung<br />
über alles Wissen um die Bedrohung<br />
des Daseins. So ist dieses Gedicht in der<br />
Tat Ausdruck des Lebenswillens, der Lebenskraft<br />
und der immanenten Gewissheit.<br />
Außerdem wurde das faszinierende<br />
Gedicht „Septembermorgen“ von Eduard<br />
Mörike zu Gehör gebracht. Unbehaustheit,<br />
Alleinsein, Unruhe und Einsamkeit<br />
prägen das bekannte kunstvolle Gedicht<br />
„Herbsttag“ von Rainer Maria Rilke, Melancholie<br />
und Desillusionierung ein Poem<br />
Erich Kästners.<br />
Dagmar Laurens präsentierte außerdem<br />
u. a. humorvolle, ironische, satirische,<br />
persiflierende und karikierende<br />
Kurzprosa von Kurt Tucholsky über die<br />
„Fünf Jahreszeiten“, einen skurrilen und<br />
grotesken Text Robert Musils, einen farbenreichen<br />
Wanderbericht Martin Walsers<br />
unter dem Motto „Das Wandern ist des<br />
Müllers Lust“ und eine drollige und hintersinnige<br />
Geschichte von Siegfried Lenz<br />
aus dem „Geist der Mirabelle“.<br />
Dagmar Laurens<br />
rezitierte einfühlsam.<br />
Sie hatte<br />
eine hervorragende<br />
Textauswahl getroffen<br />
und ergänzte die<br />
Lesung durch erhellende<br />
Kommentare.<br />
Für die mus<br />
i k a l i s c h e<br />
Umrahmung<br />
sorgten Leander<br />
Launer<br />
und Michael<br />
P. Schulz.<br />
Sie offerierten<br />
beherzt<br />
und engagiert<br />
u. a. die<br />
b e r ü h m t e n<br />
Volkslieder<br />
„Die Gedanken<br />
sind frei“, „Sah ein Knab‘ ein Röslein<br />
stehen“ und „Am Brunnen vor dem Tore“,<br />
wobei viele Zuhörerinnen und Zuhörer<br />
begeistert mitsummten.<br />
Alle Akteure wurden schließlich mit<br />
sehr viel Beifall bedacht. Lutz Gallinat<br />
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Foto: Achim Hehn<br />
Lübeckische Blätter 2013/<strong>17</strong> 305
Kunstausstellung im Museumsquartier<br />
Kunst. Handwerk. Oehlschlaeger<br />
Von Martin Thoemmes<br />
Vielleicht ist derzeit das Gelände der<br />
alten Klosterkirche von St. Annen seiner<br />
alten Bestimmung vorübergehend<br />
wieder etwas nähergekommen. Im Museumsquartier<br />
St. Annen können die Besucher<br />
derzeit Arbeiten aus der Lübecker<br />
Silberschmiede Oehlschlaeger betrachten,<br />
bewundern, ja vielleicht auch feiern.<br />
Denn etwas feierlich und festlich wird einem<br />
zumute – besonders angesichts der<br />
ausgestellten liturgischen Gerätschaften.<br />
Der weit über Lübeck hinaus bedeutende<br />
und 2008 gestorbene Silberschmied<br />
Werner Oehlschlaeger wird mit dieser<br />
Ausstellung gefeiert – und zwar durch<br />
seine eigenen Objekte und Objekte seiner<br />
Ehefrau Margarete wie seiner Tochter<br />
Maya.<br />
Ein „Star“ dieser Ausstellung ist sicherlich<br />
die sogenannte Märtyrermonstranz<br />
für die katholische Propsteigemeinde<br />
Herz-Jesu aus dem Jahre 1958. Ihre<br />
Lunula (lat.: der kleine Mond), die den geopferten<br />
Christus als Hostie trägt, scheint<br />
hier zu schweben. Dies und der silberne<br />
Strahlenglanz geben der Monstranz schon<br />
etwas Entrücktes, fast Entmaterialisiertes<br />
und Jenseitiges. Was für ein mühseliger<br />
Schöpfungsprozess dahintersteht, zeigt<br />
der glückliche Brief des Hauptstifters Paul<br />
Gunkel an eine Mitstifterin: „3 Tage vor<br />
der 15. Wiederkehr des Todestages unserer<br />
Märtyrer-Priester ist nun endlich die<br />
Monstranz fertig geworden! Wochenlang<br />
hat der junge Meister daran gearbeitet, vor<br />
allem der Strahlenkranz kostete 3 Wochen<br />
Arbeit von 4 Uhr früh bis 10 Uhr abends!!<br />
Als sie fertig war, sagte er ‚Nun ist sie fertig,<br />
ich aber auch!‘“<br />
Dass Oehlschlaeger optisch gelegentlich<br />
etwas leichter und schwebender<br />
machen konnte, als es vom Material her<br />
war, ja, sogar scheinbar die Gesetze der<br />
Schwerkraft außer Kraft setzte, zeigt nicht<br />
nur die Monstranz, sondern beispielsweise<br />
auch eine Teekanne aus dem Jahre<br />
2007, die er zusammen mit seiner Ehefrau<br />
Margarete geschaffen hatte. Auf den ersten<br />
Blick scheint die Kanne zu schweben,<br />
welcher Eindruck dadurch hervorgerufen<br />
wird, dass der mandelförmige Rumpf der<br />
Kanne lediglich auf einem Punkt liegt und<br />
nur von dem Griffbogen aus Edelstahl stabilisiert<br />
wird. Hier und auch bei manchen<br />
anderen Gegenständen wie Kaffeekannen<br />
und sonstigen Behältnissen trifft nun<br />
wirklich einmal das Wort von der „kühlen<br />
Eleganz“ das Erscheinungsbild. Es manifestiert<br />
sich besonders in seinen Haushaltsgeräten<br />
die Tradition des Bauhauses:<br />
Auf Grundformen reduziert, mit eleganter<br />
Untertreibung, sachgerecht und zweckorientiert.<br />
Werner Oehlschlaeger wie auch<br />
seiner Ehefrau kam es immer auf die<br />
Wünsche der Auftraggeber an. Zu seinem<br />
Ethos als Kunsthandwerker gehörte, dass<br />
bei Gebrauchsgegenständen Schönheit<br />
auch bedeute, dass etwas auch gut funktioniere.<br />
Aber, wie es Thomas Baltrock im<br />
empfehlenswerten Katalog formulierte:<br />
„Seine Handschrift verbiegen ließ er sich<br />
Werner Oehlschlaeger: Die Märtyrermonstranz<br />
der Propsteigemeinde Herz-<br />
Jesu, 1958. (Foto: Wilhelm Castelli)<br />
nicht.“ (Eine übrigens gelungene Formulierung<br />
über einen Silberschmied.)<br />
Von klassischer Formenstrenge sind<br />
die liturgischen Kelche für die Kirchen<br />
beider großer Konfessionen. Man möchte<br />
es fast platonisch ausdrücken: Sie kommen<br />
der Idee des Kelches nahe. Margarete<br />
Oehlschlaeger berichtet von der<br />
Verlagerung der Arbeit einer heutigen Silberschmiede,<br />
die durchaus auch mit Gold<br />
arbeitet: Früher seien die meisten Aufträge<br />
von den Kirchen gekommen, in Zeiten<br />
nun schrumpfenden kirchlichen Lebens,<br />
in denen neue Kirchenbauten kaum noch<br />
errichtet und alte sogar geschlossen wür-<br />
den, habe sich die Lage radikal verändert:<br />
Wenn eine Silberschmiede überhaupt noch<br />
überleben wolle, müsse sie hauptsächlich<br />
für Privatkunden arbeiten. Folglich fungiert<br />
der Kellerraum auf dem Gelände<br />
der einstigen Krypta nun hauptsächlich<br />
als Schatzkammer für wundervolle und in<br />
ihrer Klarheit verführerische Schmuckarbeiten,<br />
aber beispielsweise auch für eine<br />
Schale des Landes Schleswig-Holstein<br />
für den damaligen Bundeskanzler Konrad<br />
Adenauer und für ganz und gar ungewöhnliche<br />
Kerzenleuchter.<br />
Museumsleiterin Bettina Zöller-Stock,<br />
die sich für diese Ausstellung begeistert<br />
und kenntnisreich engagiert hat, bekennt,<br />
erstmals als Kuratorin nicht über die Objekte<br />
entschieden zu haben. Die Auswahl<br />
der 120 Ausstellungsgegenstände überließ<br />
sie weitgehend Margarete Oehlschlaeger<br />
und fuhr damit, nach eigenem Bekunden,<br />
hervorragend. 16 Objekte lieh das Silbermuseum<br />
Sterckshof in Antwerpen. Viele<br />
andere Privatpersonen verliehen ihre erworbenen<br />
Objekte und sowohl evangelische<br />
wie katholische Kirchengemeinden<br />
verzichteten für sieben Wochen auf liturgische<br />
Gegenstände, zu denen übrigens<br />
auch einprägsame und ästhetisch höchst<br />
reflektierte Vortragekreuze gehören. Diese<br />
befristete Freigiebigkeit gehört besonders<br />
anerkannt, da solche Gegenstände<br />
für beide Kirchen keineswegs museal,<br />
sondern Bestandteil liturgischen und heiligen<br />
Geschehens sind. Und hier gehört<br />
angemerkt, was Margarete Oehlschlaeger<br />
berichtet: Ihr Mann habe sich durchaus<br />
gründlich mit dem Liturgieverständnis der<br />
Kirchen auseinandergesetzt und sie geistig<br />
zu durchdringen gesucht.<br />
Oehlschlaeger wurde mehrfach hochgeehrt,<br />
schon als 28-jähriger Meister in<br />
der Fackenburger Allee mit der Goldmedaille<br />
des Bayrischen Staatspreises.<br />
„Kunsthandwerk“: Dies ist für nicht<br />
wenige Kunsterklärer immer noch ein<br />
Wort minder guten Klanges. Es ist die<br />
Sprachgeschichte, die uns einen Hinweis<br />
auf frühere Lebens- und Kulturverhältnisse<br />
gibt. Im Althochdeutschen war der<br />
sprachliche Vorläufer des Schmieds (also<br />
auch des Silberschmieds) der „smeidar“.<br />
Er wurde verstanden als Künstler und<br />
Bildner. In diesem ehernen und alten Sinne<br />
war Oehlschlaeger ein Künstler der<br />
Moderne. Diesem Meister ging es um die<br />
Kunst des Festes und die Kunst des liebevoll<br />
gelebten Alltags.<br />
Die Ausstellung ist zu den üblichen Museumsöffnungszeiten<br />
bis zum 24. November zu besichtigen.<br />
Die Begleitpublikation kostet 8 Euro.<br />
306 Lübeckische Blätter 2013/<strong>17</strong>
Orgelakademie in St. Jakobi<br />
Oft ist die Ahnungslosigkeit bei Jugendlichen<br />
groß. Sie sind begeistert für die<br />
Musik, wissen aber nicht immer, wohin<br />
diese Begeisterung führen kann. Da ist es<br />
gut, wenn Musikschulen und Musikhochschulen<br />
Orientierungshilfen geben. So<br />
fand vom 4. bis 6. Oktober eine Orgelakademie,<br />
geleitet von den Professoren Franz<br />
Danksagmüller und Arvid Gast, in der Musikhochschule<br />
statt. Die jungen Musiker<br />
lernten die Räumlichkeiten der Hochschule<br />
und einige der Unterrichtsfächer, wie z.<br />
B. einen Kurs in Musiktheorie, kennen. Im<br />
Zentrum stand der Unterricht an der Orgel.<br />
Die Erträge dieser Arbeit konnte man im<br />
Abschlusskonzert am 6. Oktober in der Jakobikirche<br />
hören. Die Altersspanne reichte<br />
von 13 bis 18 Jahren. Neben Jugendlichen<br />
aus Schleswig-Holstein waren auch zwei<br />
Organistinnen aus der Pfalz und aus Dänemark<br />
gekommen. Alle jungen Musiker<br />
ließen die Große Orgel, die nach der Restaurierung<br />
an Klangqualität gewonnen<br />
hat, in verschiedensten Registrierungen<br />
angenehm und abwechslungsreich erklingen.<br />
Dabei werden die Lehrer sicher ihren<br />
Anteil gehabt haben, die das Instrument<br />
ja besser kennen. Aber auch die rein musikalischen<br />
Leistungen waren erfreulich.<br />
Die „Fantasie und Fuge in g“ von Bach<br />
(Lisbeth Amberger) wurde mit viel Verve<br />
und spieltechnischer Akkuratesse vorgetragen.<br />
Eine Canzone von Frescobaldi wurde<br />
ebenso wie das „Menuet gothique“ von<br />
Boellmann sicher vorgetragen. Die Fantasie<br />
in d von Mozart, eigentlich für Klavier<br />
komponiert, wurde unter den Händen von<br />
Julian Gast zum Kabinettstück und zeigte<br />
neue Deutungsmöglichkeiten dieser tiefgründigen<br />
Komposition. Mit jugendlichem<br />
Schwung gelang Sanne Lorenzen der anspruchsvolle<br />
Choral a-Moll von Cesar<br />
Franck zum Abschluss des Konzertes. Der<br />
musikalische Nachwuchs kann sich hören<br />
lassen und wurde mit viel Beifall belohnt.<br />
Arndt Schnoor<br />
„Lyrische Bilder“: Poesie,<br />
Performance und Gemälde<br />
Im Lübecker<br />
„Q 45“ wurden am<br />
10. Oktober auf<br />
Einladung der GE-<br />
DOK Schleswig-<br />
Holstein reizvolle<br />
„Lyrische Bilder“<br />
geboten, Texte,<br />
Gedichte, Klänge<br />
und Bilder. Regine<br />
Mönkemeier, Lübeck, las unter dem<br />
Motto „Und das Meer schläft nie“ akrobatische<br />
Lyrik. Die bilderreichen Impressionen<br />
enthalten eine kühne Metaphorik<br />
und interessante Thomas-Mann-Collagen.<br />
Phantasmagorische Märchenelemente<br />
und eine extreme Verknappung prägen<br />
die ausgefeilten Poeme, die eine dichte<br />
maritime Atmosphäre erzeugen. Romy<br />
Salvagno, Stockelsdorf, die bereits fünf<br />
Lyrikpreise erhielt, formte in ihrer ausdrucksvollen<br />
Lyrik unter dem Motto „Im<br />
Chorgesang der Meere“ bildhafte Vergleiche<br />
zu einem interessanten Mosaik.<br />
Mit originellen Wortneuschöpfungen offenbarte<br />
sie auch eine entrückte Welt von<br />
Traum und Trance. Ihre pittoresken Wortbilder<br />
sind oft Analogien zu ihrer eigenen<br />
Kunstmalerei. Die Gedichte der sensiblen<br />
Autorin sind psychologisch reizvoll und<br />
philosophisch inspiriert.<br />
Die Lesung der beiden Autorinnen<br />
wurde musikalisch mit fünf „Sea pictures“<br />
von Edward Elgar (1857–1939) umrahmt.<br />
Dorothea Stamova präsentierte dabei einen<br />
ausdrucks- und kraftvollen Alt, wobei<br />
sie Joseph Feigl am Flügel begleitete.<br />
Nach der Pause bot Hannah Rau,<br />
Lübeck, eine fantasievolle Performance<br />
unter dem Motto „Nur eine Ameise/zehn<br />
Ameisen“. Der skurrile Text wurde von<br />
der engagierten Künstlerin spontan, unmittelbar<br />
und direkt als szenische Darstellung<br />
offeriert. Marion Hinz, Lübeck,<br />
präsentierte schließlich Gedichte von<br />
Liebeslust und Liebesleid, die durch eine<br />
starke und kraftvolle Bildlichkeit und<br />
treffsichere Reime überzeugten. Sie kreisen<br />
mit vielen positiven Emotionen um<br />
das ewige Thema Eros und enthalten auch<br />
einige surrealistische Elemente. Die zum<br />
Teil existenzialistisch orientierte und autobiografisch<br />
grundierte Lyrik ist sensualistisch<br />
ausgerichtet.<br />
Die Lesung der beiden Autorinnen,<br />
die unter dem Motto „Wie soll es weitergehen?“<br />
auch gemeinsam auftraten, wurde<br />
ebenfalls musikalisch umrahmt, und<br />
zwar mit spritzigen Stücken Jacques Offenbachs<br />
(1819–1880), der Fabeln Lafontaines<br />
vertont hatte, und mit „Six chansons<br />
françaises“ von Germaine Tailleferre<br />
(1892–1983). Margrit Cuwie bot dabei<br />
einen farbenreichen, abgerundeten und<br />
harmonischen Sopran, wobei sie Marianne<br />
Schobert mit Feuer, Leidenschaft,<br />
Hingabe und Temperament am Flügel begleitete.<br />
Im Veranstaltungsraum waren Bilder<br />
von Renate Basten, Barbara Engel, Birgit<br />
Bornemann, Bruni Jürss und Evelyn<br />
Steinmetz zu sehen. Lutz Gallinat<br />
Veranstaltungshinweis<br />
Musik/Literatur<br />
27. Oktober, 11-16 Uhr, St. Lorenz Nord,<br />
Dornbreite, Grünfläche gegenüber Hausnummer<br />
130<br />
Grundsteinlegung Mehrgenerationenspielplatz<br />
„Humboldtwiese“<br />
Das Projekt „Mehrgenerationenspiel-platz<br />
Humboldtwiese“ soll von der Inte-ressensgemeinschaft<br />
Dornbreite e. V. in Kooperation<br />
mit dem Wissenschaftsma-nagement Lübeck<br />
realisiert werden. Die Bauverwaltung<br />
und hier konkret der Bereich Stadtgrün begleitet<br />
die erforder-lichen Verwaltungsverfahren<br />
und unter-stützt das Vorhaben.<br />
Die Grundsteinlegung erfolgt in Form der<br />
Enthüllung eines großen Findlings, der<br />
von der Possehl-Stiftung gestiftet wurde.<br />
Programm:<br />
11.00 Uhr Andacht „Open Air“, Paul-<br />
Gerhardt-Gemeinde St. Lorenz Nord<br />
12:05 Uhr Begrüßung und Präsentation<br />
Mehrgenerationenspielplatz, Friedhelm<br />
Anderl, Stadtteilkoordinator und Initiator<br />
12:20 Uhr Begrüßung, Klaus Puschaddel,<br />
1. stv. Stadtpräsident<br />
12:30 Uhr Benennung „Humboldtwiese“<br />
und Grundsteinlegung<br />
Berichtigung<br />
Im Bericht über den „Abend der Stifter“<br />
am 19. September im Stadtarchiv,<br />
Heft 15, 28.9.13, Seite 273, ist ein Fehler<br />
unterlaufen. Die Aufarbeitung der Schweden-Akten<br />
(ein Projekt der Deutschen<br />
Forschungsgemeinschaft) wird zu einem<br />
Drittel von der Gemeinnützigen Sparkassenstiftung<br />
mitfinanziert und nicht, wie<br />
in dem Artikel angegeben wird, durch die<br />
Possehl-Stiftung. Wir bitten diesen Fehler<br />
zu entschuldigen.<br />
Redaktionsschluss<br />
für das am 9. November erscheinende<br />
Heft 18 der Lübeckischen Blätter ist am<br />
Mittwoch, 30. Oktober.<br />
Lübeckische Blätter 2013/<strong>17</strong> 307
Lübecker Ereignisse im September<br />
Lübecker Chronik September 2013<br />
Von Hans-Jürgen Wolter<br />
20. In Travemünde beschließt die Synode<br />
der Nordkirche, zur Asylproblematik<br />
die politischen Gremien aufzufordern,<br />
eine Aufnahmepolitik zu schaffen, die ein<br />
Zusammenleben mit Flüchtlingen in Europa<br />
ermöglicht.<br />
22. Bei der Bundestagswahl gewinnt<br />
mit 50.119 Stimmen Gabriele Hiller-<br />
Ohm (SPD) den Wahlkreis, Alexandra<br />
Dinges-Dierig (CDU) erhielt 44.896<br />
Stimmen und zieht über die Landesliste<br />
ebenfalls in den Bundestag ein. Bei einer<br />
Wahlbeteiligung von 68,9 Prozent<br />
(123.271 gültige Zweitstimmen), fünf<br />
Prozent weniger als im Landesdurchschnitt,<br />
erhielt die CDU 42.218, die<br />
SPD 42.083, die FDP 5.857, die Grünen<br />
13.638, die Linke 7.970, die Piraten<br />
2.994, die AfD 5.323, nur wenige Stimmen<br />
entfielen auf Splitterparteien.<br />
Zu besichtigen am Tag des offenen Denkmals: ehemalige Werkhallen der LMG<br />
2. Die MUK schließt das Wirtschaftsjahr<br />
2012 erfolgreich ab, von dem städtischen<br />
Zuschuss von 539.000 Euro<br />
konnten 184.000 Euro für zusätzliche<br />
Unterhaltungsmaßnahmen erwirtschaftet<br />
werden. Der Umsatz stieg von 3,1 auf 3,6<br />
Mio. Euro, die Zahl der Besucher betrug<br />
180.000. ••• Vom 02.09. bis 06.09.2013<br />
hielt der Nordwestdeutsche Verband für<br />
Altertumsforschung seine 80. Tagung in<br />
Lübeck ab. Über 400 Archäologen aus<br />
ganz Deutschland und dem benachbarten<br />
Ausland <strong>info</strong>rmierten sich in der Musikhochschule<br />
und der Holstentorhalle<br />
über die neuesten Forschungsergebnisse,<br />
lernten Lübeck auf geführten Stadtrundgängen<br />
kennen und konnten an einer<br />
Exkursion nach Travemünde und zu den<br />
archäologischen Objekten im Lübecker<br />
Landgebiet teilnehmen.<br />
5. Das Textilhandelshaus C&A eröffnet<br />
nach Modernisierung die Filiale in der<br />
Breiten Straße wieder. ••• Olivia Kempke<br />
wird als Geschäftsführerin des Lübeck<br />
Managements wiedergewählt.<br />
7. An der Marie-Curie-Straße entsteht<br />
ein neues Gebäude für die biomedizinische<br />
Forschung, Investitionsvolumen 40<br />
Mio. Euro.<br />
8. Der Tag des offenen Denkmals wird<br />
von mehr als 11.000 Interessierten besucht.<br />
11. Im Alter von 80 Jahren verstirbt der<br />
frühere Liegenschaftssenator und Fraktionsvorsitzende<br />
der SPD-Bürgerschaftsfraktion,<br />
Gerhard Krüger, er war jahrelang<br />
Betriebsratsvorsitzender bei Dräger.<br />
12. Die Possehl-Gruppe übernimmt die<br />
Gabler Maschinenbau GmbH und deren<br />
Tochter Gabler Thermoform GmbH & Co.<br />
KG. Die beiden Firmen machten 2012 zusammen<br />
41 Mio. Euro Umsatz und haben<br />
ca. 240 Mitarbeiter. ••• Neuer Direktor<br />
des Columbia-Hotels in Travemünde wird<br />
Mike Hoffmann (46).<br />
13. Die K13 zwischen Roggenhorst und<br />
Stockelsdorf wird freigegeben.<br />
18. Das Kassationsgericht in Ankara<br />
verpflichtet türkische Behörden zum Schadensersatz<br />
an die Angehörigen der Alkoholpanscher-Opfer,<br />
die bei einer Schulreise<br />
vergiftet wurden. ••• Die Kaufmannschaft<br />
feiert den 160. Gründungstag. ••• Im Alter<br />
von 81 Jahren verstirbt der frühere Ballettmeister<br />
John Grant.<br />
19. Als neue Anstaltsleiterin<br />
führt<br />
Justizministerin<br />
Frau Anke Spoorendonk<br />
Frau Agnete<br />
Mauruschat<br />
(52) in der JVA<br />
in ihr Amt ein. •••<br />
Die Vorwerker<br />
Diakonie baut in<br />
Steinrade den Birkenhof<br />
um, Investitionsvolumen<br />
7<br />
Millionen Euro.<br />
23. Der Anteilseigner an der LHG Deutsche<br />
Asset (vormals Rreef) bietet der Stadt<br />
den Rückkauf der Anteile an der Hafengesellschaft<br />
für 52 Mio. Euro an. ••• Die<br />
Auferstehungskirche feiert ihr 50-jähriges<br />
Jubiläum.<br />
26. Die Bürgerschaft verlängert den<br />
Pachtvertrag für den LBV-Phönix auf der<br />
Falkenwiese bis 2030. Das Projekt KaiLine<br />
wird erst einmal zurückgestellt, innerhalb<br />
von zwei Jahren sollen die Gegner<br />
ein tragfähiges Konzept vorlegen.<br />
29. Am City-Lauf nahmen 1.100 Läufer<br />
teil.<br />
30. In Lübeck waren Ende September<br />
10.960 Arbeitslose gemeldet, 0,9 Prozent<br />
weniger als im Vormonat. Die Arbeitslosenquote<br />
ging um 0,1 Prozent auf 10,2<br />
Prozent zurück. Beim Jobcenter waren<br />
8.795 Arbeitnehmer arbeitslos gemeldet,<br />
0,6 Prozent weniger als im Vormonat.<br />
Foto: Doris Mührenberg<br />
308 Lübeckische Blätter 2013/<strong>17</strong>
Impressum<br />
Gesellschaft zur Beförderung gemeinnütziger Tätigkeit<br />
Direktor: Titus Jochen Heldt, Königstraße 5,<br />
Stellvertretende Direktorin: Antje Peters-Hirt<br />
23552 Lübeck, Tel.: 7 54 54, Telefax 79 63 54, Bankkonto: Sparkasse zu Lübeck Nr. 1-0000<strong>17</strong><br />
Büro montags bis freitags ab 9 Uhr geöffnet BLZ 230 501 01<br />
E-Mail: <strong>info</strong>@die-gemeinnuetzige.de Internetadresse: www.die-gemeinnuetzige.de<br />
Besondere Aktivitäten und Angebote<br />
mittwochsbildung: Verantwortlich: Antje Peters-Hirt.<br />
FamilienBildungsStätte:<br />
Fortbildung im familiären Bereich und auf dem Gebiet der Gesundheitspflege.<br />
Leitung: Ute Mardfeldt. Büro: Jürgen-Wullenwever-Straße 1.<br />
Geöffnet montags bis donnerstags 9 bis 16 Uhr und freitags 9 bis 12 Uhr<br />
(Tel.: 64772). Verantwortlich: Angelika Richter.<br />
Haushilfe für ältere Mitbürger:<br />
Entsendung von Haushilfen in Haushaltungen von älteren Mitbürgern.<br />
Büro: Königstraße 5, I. Stock (Tel.: 7 01 19), montags und mittwochs von<br />
9 bis 11 Uhr. Verantwortlich: Gabriele Liedtke (Tel.: 79 74 26 zwischen 8<br />
und 9 Uhr am Dienstag, Donnerstag und Freitag).<br />
Stipendienfonds: Gewährung von zinslosen Darlehen zur<br />
Finanzierung eines Ausbildungs- oder Studienabschlusses.<br />
Verantwortlich: Dietrich Wölfel.<br />
Musikschule: Leiter: Ralph Lange. Büro: Rosengarten 14-18 (Tel.:<br />
71331/2), geöffnet montags bis freitags 11 bis 16 Uhr.<br />
Verantwortlich: Christian Kröger.<br />
Schauspielschule/Theaterhaus: Leitung Uli Sandau,<br />
Königstr. <strong>17</strong>, Tel.: 396 90 89<br />
Kunstschule: Ratzeburger Allee 34, Tel.: 7074140, Telefax<br />
2926772. Bürozeiten: Mo., Mi., Do. von 9.30 bis 11.30 Uhr und Di. von<br />
15.00 bis 16.30 Uhr. Leitung: Ursula Cravillon-Werner.<br />
Wohnungen und Läden:<br />
Auskünfte durch Heike Frohberg, Büro der Gesellschaft Königstraße 5,<br />
(Tel.: 7 54 54).<br />
Konzertsaal Kolosseum:<br />
Ansprechpartner Ole Nissen, Kronsforder Allee 25, (Tel.: 3 00 25 70)<br />
Theaterring: Ein Opernanrecht im Großen Haus und zwei<br />
Schauspielanrechte in den Kammerspielen und im Großen Haus<br />
des Theaters Lübeck. Auskunft Königstraße 5 (Tel.: 7 54 54).<br />
Verantwortlich: Ole Nissen.<br />
Familien- und Seniorenbetreuung: Montags bis freitags<br />
Insa Deistler (Tel.: 4 98 85 78 von 9 bis 10 Uhr), Sprechstunde: dienstags<br />
11 bis 13 Uhr, Königstraße 5 (Tel.: 7 01 19). Verantwortlich: Insa Deistler.<br />
Dienstagsvorträge: im Winterhalbjahr von Oktober bis März,<br />
öffentlich, eintrittsfrei. Verantwortlich: Claus-Peter Lorenzen.<br />
Bücherei: Laufend aktuell gehalten durch Anschaffung von Neuerscheinungen.<br />
Persönliche Beratung. Ausleihe: Königstr. 5, 1. Stock, dienstags<br />
und mittwochs 9.30 bis 12.30 Uhr, mittwochs und donnerstags 14.30<br />
bis <strong>17</strong>.30 Uhr oder nach Vereinbarung. Verantwortlich: Eva Weißbarth<br />
(Tel. 384 59 08). Litterärische Gespräche. Verantwortlich: Jutta Kähler.<br />
Tochtergesellschaften und -vereine: Verein für Lübeckische Geschichte und Altertumskunde, Dr. Michael Hundt, Grüner Weg 33, Tel.: 3 04 79 22. Gesellschaft für<br />
Geographie und Völkerkunde zu Lübeck, Dr. Renate Kastorff-Viehmann, Starenweg 7, 23611 Bad Schwartau, Tel.: 28 11 70. Naturwissenschaftlicher Verein zu Lübeck, Museum<br />
für Natur und Umwelt, Dr. Wolfram Eckloff, Mühlendamm 1-3, Tel.: 1 22-41 20. Overbeck-Gesellschaft Verein von Kunstfreunden e. V. Lübeck, Dieter Witasik, Königstr. 11,<br />
Tel.: 7 47 60. Natur und Heimat Verein für volkstümliche Natur- und Heimatkunde zu Lübeck e. V., Silvia Flinker, Kahlhorststr. 39a, 23562 Lübeck, Tel.: 707 35 76. Photographische<br />
Gesellschaft Lübeck e. V., Dr. Iris Bähren, Sandstraße 14, Tel.: 3 84 68 80. Verein der Musikfreunde Lübeck, Dr. Julius Brunn, Dorfstr. 52, 23911 Buchholz, Tel. 0 45 41/25<br />
67. Gemeinnütziger Verein zu Travemünde e. V., Rudolf Lichtenhagen, Mecklenburger Landstr. 52a, 23570 Lübeck, Tel.: 0 45 02/7 42 16, mail@gtv-<strong>info</strong>.de. Plattdütsche Volksgill<br />
to Lübeck e. V., Brigitte Koscielski, Ziethener Straße 25, 23909 Ratzeburg, Tel.: 0 45 41/53 43. Frauenarbeitskreis in Lübeck e. V., Renate Frauenschuh, Rabenhorst 10, Tel. 7 88 06<br />
(Kleiderkammer). Rechtsfürsorge e. V. „Resohilfe“, Hans-Jürgen Wolter, Meesenring 2, Tel.: 6 60 44. Gemeinnütziger Verein Lübeck-Schlutup e. V., Achim März, Bardowieker<br />
Weg 51, Tel.: 69 04 54. Gemeinnütziger Verein für Lübeck-Siems und Umgebung e. V., Marco Mußmann, Kirchweg 65, 23569 Lübeck, Tel.: 121 84 13, marco.mussmann@gmx.de.<br />
Gemeinnütziger Verein Kücknitz e. V., Georg Sewe, Hudestraße 88, Tel.: 30 10 77. Grüner Kreis Lübeck e. V., Gundel Granow, Hauptstraße 8a, 23860 Klein Wesenberg, Tel./Fax:<br />
0 45 33/85 35. Verein für Familienforschung e. V. Lübeck, Gerhard Huß, Gertrudenstraße 5, 23568 Lübeck, Tel.: 3 49 45. Gem. Verein e. V. für die Stadtteile Eichholz, Krögerland,<br />
Wesloe und Brandenbaum, Rüdiger Mahnke, Gadebuschweg 6, Tel.: 60 55 16. Ehemalige und Freunde der Lübecker Knabenkantorei an St. Marien e. V., Juliane Deecke,<br />
Gustav-Falke-Strr 84, 23562 Lübeck, Tel.: 59 64 73. Fritz Reuter Gesellschaft e. V., Im Neuen Tor, Neutorstraße, <strong>17</strong>033 Neubrandenburg, Tel.: 03 95/5 44 27 53; Prof. Dr. Dr. Jürgen<br />
Grote, Am Eselsweg 44, 55128 Mainz, Tel.: 02 28/73 24 03. Förderverein Museum Burgkloster zu Lübeck e. V., Dr. Rolf Hammel-Kiesow, Langer Lohberg 51, Tel.: 79 40 96. Verein<br />
der Freunde der Stadtbibliothek Lübeck e. V., Dagmar Pohl-Laukamp, Elsässer Straße 39. Lübecker Ballettfreunde e. V., Michael P. Schulz, Rathenaustraße 21, Tel.: 49 23 39.<br />
Lübecker Singakademie e. V., Dr. Katja Pawolofsky-Troch, Eckenerstr. 9, 23568 Lübeck, Tel.: 3 33 62. Lübecker Autorenkreis und seine Freunde, Klaus Rainer Goll, Tüschenbeker<br />
Weg 11, 23627 Groß Sarau, Tel.: 0 45 09/82 50. Archäologische Gesellschaft der Hansestadt Lübeck e. V., Alfred Falk, Wakenitzmauer 1b, Tel.: 7 30 06. Verein für Betreuung<br />
und Selbstbestimmung in Lübeck e. V., Bernd-Michael Schumann, Pleskowstr. 1 b, Tel.: 6 09 11 20. Förderverein Naturbad Falkenwiese e. V., Andreas Pawlowski, Moltkestraße<br />
40, Tel.: 79 31 29. Theater Partout e. V., Uli Sandau, Theaterhaus Königstraße <strong>17</strong>, Tel.: 3 96 90 89. Anwohnerverein Buntekuh e. V., Peter Keusch, Ewerstraße 35, 23558 Lübeck,<br />
Tel.: 89 16 77, Fax.: 889 57 27, <strong>info</strong>@anwohnerverein Buntekuh.de. Förderverein Bürgerhaus Vorwerk-Falkenfeld e. V., Willi Meier, Elmar-Limberg-Platz 6, 23554 Lübeck, Tel.:<br />
0<strong>17</strong>7 48 35 471. Internationale Dieterich-Buxtehude-Gesellschaft e. V., Dr. Joachim Walter, Jerusalemsberg 4, 23568 Lübeck, Tel.: 0<strong>17</strong>7 4 83 54 71, webmaster@edition-kbk.de.<br />
Gemeinnütziger Verein Naturbäder Lübeck e. V., Claus Burgdorff, An der Falkenwiese 18, 23564 Lübeck, Tel.: 7 50 12, Harald Drögsler, Wakenitzufer 11, 23564 Lübeck, Tel.:<br />
61 12 95 80, Andreas Pawlowski, Moltkestr. 40, 23564 Lübeck, Tel.: 79 31 29. Förderverein für Lübecker Kinder e. V., Prof. Dr. Hans Arnold, Dohlenweg 20a, Tel.: 59 46 39. tribüHne<br />
Theater e. V., Rodolphe Bonnin/Cornelia Koch, Aegidienstraße 29, Tel.: 7 90 71 78. Förderkreis KOKI, Kommunales Kino Lübeck e. V., Andreas vom Ende, Mengstr. 35, Tel.<br />
1 22 12 87, <strong>info</strong>@kinokoki.de. Deutsch-Italienische Gesellschaft Lübeck e. V., Susanne Resch, Jürgen-Wullenwever-Straße 11, Tel.: 3 84 41 46. Deutsch-Ibero-Amerikanische<br />
Gesellschaft Lübeck e. V., Klaus-Peter Roggon, Lübecker Str. 23, 23909 Ratzeburg, Tel.: 04541/55 30, k-p-roggon@freenet.de.<br />
Impressum: LÜBECKISCHE BLÄTTER<br />
www.<strong>luebeckische</strong>-<strong>blaetter</strong>.<strong>info</strong><br />
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