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Human Factors 5: Psychophysiologie

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Belastungs-Beanspruchungs-<br />

Konzept und <strong>Psychophysiologie</strong><br />

VL MMS<br />

Wintersemester 2013/14<br />

Professur für Prozessleittechnik<br />

L. Urbas; J. Ziegler


Ziele und Inhalt<br />

• Definitionen und Konzepte<br />

– Belastungs-Beanspruchungs-Konzept der Ergonomie<br />

– <strong>Psychophysiologie</strong><br />

• Psychophysiologische Parameter und Messmethoden<br />

– Pupillometrie, EEG, GSC, fMRT, fNIRS<br />

• Anwendung psychophysiologischer Konzepte und Methoden<br />

in der Ergonomie<br />

– Anforderungen an die Experimentgestaltung<br />

TU Dresden MMST (c) Ziegler 2013 Folie 2


DEFINITIONEN UND<br />

KONZEPTE


Belastungs-Beanspruchungs-Konzept<br />

[nach DIN EN ISO 26800, 2011, S.14 und EN ISO 10075-1, S. 6]<br />

Belastung<br />

Beanspruchung<br />

Umwelt<br />

Ursache<br />

Wirkungsmodifikatoren<br />

Kurzfristige Auswirkungen<br />

Beeinträchtigung<br />

Verbesserung<br />

Rückmeldung<br />

Individuum<br />

Wirkung<br />

Langfristige Auswirkungen<br />

Beeinträchtigung<br />

Verbesserung<br />

TU Dresden MMST (c) Ziegler 2013<br />

Folie 4


Arten der Beanspruchung<br />

[nach Ribback,2003, S.18]<br />

Gesamtbeanspruchung<br />

Physische<br />

Beanspruchung<br />

Psychische<br />

Beanspruchung<br />

Mentale/Kognitive<br />

Beanspruchung<br />

Emotionale<br />

Beanspruchung<br />

TU Dresden MMST (c) Ziegler 2013<br />

Folie 5


<strong>Psychophysiologie</strong><br />

= „befasst sich mit den Zusammenhängen zwischen menschlichem<br />

Verhalten und physiologischen Prozessen“ [Schandry, 1998]<br />

• Frage nach physiologischen Begleiterscheinungen menschlichen<br />

Verhaltens<br />

– Auftretensbedingungen<br />

– Differentielle Ausgeprägtheit<br />

– Innerorganismische Wirkungszusammenhänge<br />

– Biologische Bedeutsamkeit<br />

• Methodischer Ansatz:<br />

– Variation des Verhaltens (UV) mit psychologischen Mitteln (Instruktion,<br />

sensorische Reize, situative Parameter<br />

– Beobachtung der physiologischen Reaktionen (AV)<br />

TU Dresden MMST (c) Ziegler 2013 Folie 6


Weiterführende Veranstaltungen:<br />

Prof. Ingenieurspsychologie und<br />

angewandte Kognitionsforschung<br />

Ingenieurs-<strong>Psychophysiologie</strong><br />

Engineering Psychophysiology [Backs & Boucsein, 2000]<br />

= „Forschungsdisziplin, die psychophysiologische Methoden auf klassische<br />

Probleme in der Disziplin der Ingenieurpsychologie anwendet“<br />

• Untersucht spezifische Auswirkungen der Arbeitsbelastung und der Arbeitsumgebung<br />

auf Zustand, Effizienz und Wohlbefinden der Mitarbeiter<br />

Psychophysiological methodology [Backs & Boucsein, 2000]<br />

= Sammlung von „Messtechniken, die der nicht-invasive Beurteilung der<br />

physiologischen Funktion bzw. Arbeitsweise dienen“<br />

• Beschreibt geeignete Messtechniken und deren Kombinationen<br />

• Kombiniert physiologische, subjektive und verhaltensorientierte Maße<br />

TU Dresden MMST (c) Ziegler 2013 Folie 7


Weiterführende Veranstaltungen:<br />

Prof. Differentielle und<br />

Persönlichkeitspsychologie<br />

Konzepte der <strong>Psychophysiologie</strong><br />

Aktivierung<br />

= „ein innerer Zustand mit unterschiedlich hoher psychischer und<br />

körperlicher Funktionstüchtigkeit“ [DIN 10075-1]<br />

= „Optimierung der psychophysiologischen Basis für adäquates<br />

Reagieren auf externe oder interne Anforderungen“ [Schandry, 1998, S.50]<br />

• „Freisetzung von Energie in die [...] physiologischen Systeme als<br />

Vorbereitung auf eine Aktivität“ [ebenda]<br />

– einer Reihe von psychophysiologischen Anregungsprozessen, die durch<br />

eine äußere Stimulation (Erregung) ausgelöst und gesteuert werden<br />

– Nach Wegfall der Stimulation Rückkehr zu einem Ruheniveau<br />

Aktiviertheit = aktueller innerer Zustand<br />

TU Dresden MMST (c) Ziegler 2013 Folie 8


Stress-Konzept<br />

Stress [nach Schandry, 1998]<br />

= individuelle, unspezifische psychische und physiologische Reaktion<br />

auf Stressoren, die zu einer kurzzeitigen oder anhaltenden<br />

Beeinträchtigung der psychischen Befindlichkeit und/oder<br />

physischer Funktionen führen<br />

• Reaktion auf (anhaltende) Anforderungssituationen,<br />

– an die eine Adaption schwer oder unmöglich ist<br />

– deren psychisches und physiologisches Geschehen negative<br />

Erlebnisqualität haben<br />

– die potenziell irreversibel und damit häufig schädigend<br />

Wirken von Stressoren<br />

TU Dresden MMST (c) Ziegler 2013 Folie 9


Stress-Konzept<br />

Stressor [nach Schandry, 1998]<br />

= Reize oder Situationen mit negativer Erlebnisqualität, an die eine<br />

Adaption erschwert oder unmöglich ist und die damit den Auslöser<br />

einer Stressreaktion darstellen<br />

• Klassen von Stressoren: [Jahnke, 1974; nach Schandry, 1998, S.75]<br />

– Äußere Stressoren<br />

– Behinderung bei der Befriedigung von Primärbedürfnissen<br />

– Leistungsstressoren<br />

– Soziale Stressoren<br />

– Konflikte<br />

TU Dresden MMST (c) Ziegler 2013 Folie 10


Konzepte der <strong>Psychophysiologie</strong><br />

Orientierungsfunktion<br />

= phasisch ablaufende Reaktion, dessen Intensität bei<br />

wiederholter Reizdarbietung kontinuierlich abnimmt<br />

(Habituation)<br />

– Auslöser: Veränderungen im Reizfeld<br />

• Intensität steigt wieder bei Diskrepanz zw. gespeichertem<br />

Reizmodell und auftretendem Reiz (Dishabituation)<br />

– vergrößerte Reaktion auf Standardreiz nach Auftreten eines Fremdreizes<br />

TU Dresden MMST (c) Ziegler 2013 Folie 11


Konzepte der <strong>Psychophysiologie</strong><br />

Reaktionsspezifität<br />

= Reaktionen verschiedener Regelsysteme bilden tendenziell stabile<br />

Reaktionsmuster aus [Schandry, 1998]<br />

• Stimulusspezifische Reaktion:<br />

– Reiz/Reizklasse löst über Individuen hinweg gleichartige oder ähnliche<br />

Reaktionsmuster aus<br />

• Individualspezifische Reaktion:<br />

– Individuum zeigt über Reize/Reizklassen hinweg typische<br />

Reaktionsmuster<br />

• Motivationsspezifische Reaktion:<br />

– Individuum zeigt für bestimmte äußere Begebenheiten bei stabiler<br />

Situationsbewertung und Motivationslage typische Reaktionsmuster<br />

TU Dresden MMST (c) Ziegler 2013 Folie 12


Konzepte der <strong>Psychophysiologie</strong><br />

Autonome Balance<br />

= „ein Zustand, in dem sich die antagonistischen Teil-systeme<br />

Sympathikus und Parasympathikus in einem Gleichgewicht<br />

zueinander befinden“ [Schandry, 1998]<br />

Ruheniveau<br />

• Autonome Dysbalance kann bei längerem Andauern zu<br />

gesundheitlichen Schäden führen<br />

• Autonome Dysbalance ist auch eine Determinante für Emotionen<br />

[Gellhorn, 1970]<br />

TU Dresden MMST (c) Ziegler 2013 Folie 13


Konzepte der <strong>Psychophysiologie</strong><br />

Interozeption [Schandry, 1998]<br />

= Wahrnehmung von Zuständen und Prozessen im Körperinneren<br />

Tiefensensibilität [Schandry, 1998]<br />

= Wahrnehmung von Prozessen in Skelettmuskulatur und Gelenken<br />

können genutzt werden für die subjektive Selbstbeurteilung des<br />

aktuellen physiologischen Zustands<br />

• Problem: inter- und intraindividuelle Unterschiede in der Intensität<br />

der Wahrnehmung<br />

– interindividuelle Unterschiede im Wahrnehmungsvermögen<br />

– Abhängigkeit von der Aufmerksamkeitslenkung durch konkurrierende<br />

interne oder externe Reize<br />

TU Dresden MMST (c) Ziegler 2013 Folie 14


PSYCHOPHYSIOLOGISCHE<br />

PARAMETER UND<br />

MESSMETHODEN


Erfassbare Regelsysteme<br />

[Vossel & Zimmer, 1998]<br />

Elektrodermale Aktivität<br />

• Hautleitfähigkeit, -widerstand, -potential<br />

Kardiovaskuläre Aktivität<br />

• Herzschlagfrequenz, Blutdruck<br />

Elektrokardiografie, Plethysmografie<br />

Hirnelektrische Aktivität<br />

• blood-oxygen-level-dependent contrast<br />

• hirnelektrische Aktivität<br />

Funktionelle Magnetresonanztomographie<br />

Elektroenzephalografie<br />

functional Near InfraRed Spectroscopy<br />

Respiratorische Aktivität<br />

• Atemfrequenz und -tiefe<br />

Okulomotorische Aktivität<br />

• Augenbewegung, Lidschlag<br />

<br />

Pupillometrie, Elektrookulografie<br />

Biochemie<br />

• Metabolismus (Körpertemperatur,<br />

Chemische Atemluftanalyse)<br />

• Endokrines System (Cortisol, Adrenalin)<br />

• Immunsystem<br />

Elektrische Muskelaktivität<br />

• Aktionspotentiale von Muskeln oder Fasern<br />

<br />

Elektromyografie, Elektroneurografie<br />

TU Dresden MMST (c) Ziegler 2013 Folie 16


Elektrodermale Aktivität<br />

[nach Vossel & Zimmer, 1998]<br />

Messverfahren (Galvanic Skin Conductance – GSC)<br />

• Nichtinvasive Echtzeitmessung des elektrischen Hautleitwerts<br />

– Variiert je nach durch die Schweißdrüsen freigegebener Feuchtigkeit<br />

– Korreliert mit momentanem Erregungszustand (Häufigkeit sympathischer<br />

Aktionspotenziale)<br />

Messmethode<br />

Exosomatisch<br />

Spannung Keine Gleichspannung Wechselspannung<br />

Bezeichung<br />

Abkürzung<br />

Allgemein<br />

Tonisch<br />

phasisch<br />

SP<br />

SPL<br />

SPR<br />

SC<br />

SCL<br />

SCR<br />

Hautwidersta<br />

nd<br />

Endosomatisch<br />

Hautpotenzial<br />

Hautleitfähigkeit<br />

Hautadmittanz<br />

Hautimpedanz<br />

TU Dresden MMST (c) Ziegler 2013 Folie 17<br />

SR<br />

SRL<br />

SRR<br />

SY<br />

SYL<br />

SYR<br />

SZ<br />

SZL<br />

SZR


Elektrodermale Aktivität<br />

[nach Vossel & Zimmer, 1998]<br />

Anwendungen<br />

• Erfassung der Reaktion auf singuläre Reize (phasisch)<br />

• Erfassung des Aktivationsniveaus (tonisch)<br />

– Reize erzeugen elektrodermale Reaktion (positive und negative Erregung)<br />

– Aufmerksamkeit abhängig von Neuheit, Intensität, Bedeutung &<br />

emotionalem Gehalt<br />

– Einfache Handhabung, robust ggü. Bewegung und Umwelteinflüssen<br />

– Unauffällig, leicht, mobil einsetzbar<br />

[Bildquelle: simpleusability.com]<br />

TU Dresden MMST (c) Ziegler 2013 Folie 18


Okulomotorische Aktivität<br />

[nach Vossel & Zimmer, 1998]<br />

Messverfahren (Pupillometrie und Elektrookulografie)<br />

• Nichtinvasive Echtzeitmessung von Augenbewegungen, Änderungen im<br />

Durchmesser der Pupille oder des Lidschlags<br />

– gesteuert von ANS<br />

– Extraktion von Kennwerten (Durchmesser, Fläche) und Korrelation zu<br />

mentaler Arbeitsbeanspruchung (task evoked pupillary response)<br />

Optischer Eye<br />

Tracker<br />

EOG Messbrille<br />

[Bildquelle: Tobii.com]<br />

[Bildquelle: http://plasmadesignlab.ch/project/messbrille/]<br />

TU Dresden MMST (c) Ziegler 2013 Folie 19


Okulomotorische Aktivität<br />

[nach Vossel & Zimmer, 1998]<br />

Anwendungen<br />

• Aufnahme aussagekräftiger Daten bezüglich mentaler Arbeitsbeanspruchung<br />

• Erfassung von Müdigkeit und Erschöpfung<br />

• Blickverfolgung zur Erfassung von Aufmerksamkeit<br />

– empfindlich ggü. Bewegung, kleinen Augen und langen Wimpern<br />

– beeinflusst von vielen internen und externen Faktoren (Lichtintensität,<br />

Augenform)<br />

Emotion response<br />

analysis mit EEG<br />

und Eye Tracking<br />

[Bildquelle: simpleusability.com]<br />

TU Dresden MMST (c) Ziegler 2013 Folie 20


Kardiovaskuläre Aktivität<br />

[nach Vossel & Zimmer, 1998]<br />

Messverfahren (Elektrokardiografie)<br />

• Nichtinvasive Echtzeitmessung der elektrischen Aktivitäten aller<br />

Herzmuskelfasern<br />

– basiert auf dem Mechanismus der Autorhythmie (ZNS und ANS moderieren<br />

autonome Herzkontraktion)<br />

– erlaubt Beurteilung des sympathisch-parasympathischen Gleichgewichts<br />

TU Dresden MMST (c) Ziegler 2013 Folie 21


Kardiovaskuläre Aktivität<br />

[nach Vossel & Zimmer, 1998]<br />

Anwendungen<br />

• Aufnahme aussagekräftiger Daten bezüglich mentaler Arbeitsbeanspruchung<br />

• Analyse von Prozessen der Aufmerksamkeitsregulation<br />

– vergleichsweise sehr gute Standardisierung<br />

– lineare und nichtlineare Parameter im Zeit- und Frequenzbereich<br />

– relativ einfache Handhabung, robust ggü. Bewegung und EM-Störungen<br />

EKG-Standard-<br />

Ableitepunkte<br />

(Rumpfmessung)<br />

TU Dresden MMST (c) Ziegler 2013 Folie 22


Hirnelektrische Aktivität<br />

[nach Girouard et al, 2010]<br />

Messverfahren (functional Near InfraRed Spectroscopy – fNIRS)<br />

• Nichtinvasive Echtzeitmessung von Änderungen der Blutsauerstoffkonzentration<br />

im Hirn (blood-oxygenation-level-dependent (BOLD) contrast)<br />

– basiert auf dem Prinzip der Neurovaskulären Kopplung<br />

– Extrapolation verschiedener Niveaus<br />

der Hirnaktivität [Villringer & Chance, 1997]<br />

– starke Korrelation zu mentaler Arbeitsbeanspruchung<br />

[Cui et al, 2011]<br />

[Bildquelle:<br />

Wikipedia]<br />

[Bildquelle:<br />

Peck et al., 2010]<br />

TU Dresden MMST (c) Ziegler 2013 Folie 23


Hirnelektrische Aktivität<br />

[nach Girouard et al, 2010]<br />

Anwendungen (functional Near InfraRed Spectroscopy – fNIRS)<br />

• Aufnahme aussagekräftiger Daten bezüglich mentaler Arbeitsbeanspruchung<br />

– Einfache Handhabung, robust ggü. Bewegung und EM-Störungen<br />

• Adaptive Brain-Computer Interfaces<br />

– Adaption an Arbeitsbeanspruchung und ausgeübte Tätigkeit<br />

TU Dresden MMST (c) Ziegler 2013 Folie 24


Hirnelektrische Aktivität<br />

[nach Gevins & Smith, 2003; Ribback, 2003]<br />

Messverfahren (Elektroenzephalografie – EEG)<br />

• Nichtinvasive Echtzeitmessung von elektrischer Hirnaktivität<br />

– Aufzeichnung der Potenzialschwankungen an der Kopfoberfläche<br />

(Spontanaktivität)<br />

– Frequenzen korrelieren mit Bewusstseins- und Aufmerksamkeitszuständen<br />

EEG-Standard-<br />

Ableitepunkte nach<br />

dem 10-20-System<br />

[Bildquellen:<br />

l: Sharbrough, F. et al,<br />

1991;<br />

r: brainproducts.com]<br />

TU Dresden MMST (c) Ziegler 2013 Folie 25


Hirnelektrische Aktivität<br />

[nach Gevins & Smith, 2003; Ribback, 2003]<br />

Anwendungen (Elektroenzephalografie – EEG)<br />

• Analyse tonischer Veränderungen der mentalen Beanspruchung<br />

– Indikatoren mentaler Beanspruchung: Abnahme parietaler und okzipitaler<br />

Alpha-Aktivität, Zunahme frontaler Theta-Aktivität<br />

– Vergleich interessierender Zeitintervalle (Ruhe und Belastungsphasen)<br />

• Analyse kurzer, reizbezogener Zeitintervalle zur Untersuchung phasischer<br />

Frequenzänderungen<br />

• Emotion response analysis (Erregung, Engagement, Frustration)<br />

TU Dresden MMST (c) Ziegler 2013 Folie 26


Hirnelektrische Aktivität<br />

[nach Gevins & Smith, 2003; Ribback, 2003]<br />

[Bildquelle: www.neurologie-ulm.de/leistungen/eeg.html]<br />

TU Dresden MMST (c) Ziegler 2013 Folie 27


Hirnelektrische Aktivität<br />

[nach Huettel et al., 2004]<br />

Messverfahren (Funktionelle Magnetresonanztomographie – fMRT)<br />

• Nichtinvasive Echtzeitmessung von elektrischer Hirnaktivität<br />

– selbes Funktionsprinzip wie fNIRS<br />

– Veränderung der effektiven transversalen Relaxationszeit von Wasserstoff-<br />

Kernspin<br />

– sensitiv für Konzentrationsänderung zw. oxygeniertem und desoxygeniertem<br />

Hämoglobin (BOLD-Kontrast)<br />

[Bildquelle: wikipedia]<br />

TU Dresden MMST (c) Ziegler 2013 Folie 28


Hirnelektrische Aktivität<br />

[nach Huettel et al., 2004]<br />

Anwendungen (Funktionelle Magnetresonanztomographie – fMRT)<br />

• Hochgenaue räumlich-lokalisierende Untersuchungen von neurologischen<br />

Reizreaktionen<br />

– niedrige zeitl. Auflösung, sehr hohe Empfindlichkeit ggü. Bewegung<br />

– hohe räumliche Auflösung<br />

– besonders relevant für Neurologie und Neuropsychologie<br />

[Bildquelle: meduniwien.ac.at]<br />

TU Dresden MMST (c) Ziegler 2013 Folie 29


ANWENDUNGEN IN DER<br />

ERGONOMIE


Anforderungen an die<br />

Experimentgestaltung<br />

Allgemeine Betrachtungen<br />

• Psychophysiologische Variablen sind selten unabhängig oder<br />

monokausal<br />

• Psychophysiologische Messungen sind i.d.R. indirekt in Bezug auf<br />

die psychische Arbeitsbelastung<br />

Kombination von Messmethoden und Regelungssystemen<br />

Einbeziehung empirisch gut belegter Effekte bzw. Reaktionsmuster<br />

TU Dresden MMST (c) Ziegler 2013 Folie 31


Anforderungen an die<br />

Experimentgestaltung<br />

Versuchsplanung<br />

• Prinzip der isolierenden Bedingungsvariation nicht vollständig<br />

umsetzbar<br />

Sorgfältige Auswahl weiterer Kontrolltechniken<br />

Sorgfältige Festlegung und Kontrolle der Zielpopulation<br />

(Homogenisierung)<br />

Versuchsdurchführung<br />

• Wahrung der Persönlichkeitsrechte<br />

Nichtinvasive Messung<br />

Wahrung der Intimsphäre<br />

TU Dresden MMST (c) Ziegler 2013 Folie 32


Anforderungen an die<br />

Experimentgestaltung<br />

Aufgabengestaltung 1/2<br />

• Sympathische Reaktion sehr unspezifisch bis diffus (Adrenalinflut)<br />

• Biophysiologische Reaktion mit sehr unterschiedlichen<br />

Verzögerungen<br />

• Aktivierung erzeugt innere Reaktion in Vorbereitung auf<br />

Aufgabenerfüllung<br />

• Habituation verringert innere Reaktion auf äußere Reize<br />

• Emotionale und mentale Belastung nicht trennscharf in innerer<br />

Wirkung<br />

TU Dresden MMST (c) Ziegler 2013 Folie 33


Anforderungen an die<br />

Experimentgestaltung<br />

Aufgabengestaltung 2/2<br />

Geeignete mentale Vorbereitung der Probanden<br />

Berücksichtigung allg. biophysiologischer Effekte bei den<br />

Probanden<br />

Berücksichtigung von Aktivierungseffekten in der Workflow-<br />

Gestaltung<br />

Prüfung von Konfundierungseffekten durch Kontrolltechniken<br />

(Balancing)<br />

Relevante Zeitbereiche stark von irrelevanten abgrenzen<br />

TU Dresden MMST (c) Ziegler 2013 Folie 34


Messmodell (Beispiel)<br />

Konzept<br />

Subcharakteristik<br />

Charakteristik<br />

Messmethode<br />

Maß<br />

Effektivität<br />

Erfolgreich<br />

abgeschlossene<br />

Aufgaben (%)<br />

Kalkulation<br />

(Log-Datei)<br />

Effizienz<br />

Gebrauchstauglichkeit<br />

Arbeitsbeanspruchung<br />

Zeitaufwand<br />

HRV-Parameter<br />

Subjektive<br />

Bewertung<br />

(0…100)<br />

Zeit pro Aufgabe<br />

EKG, Pupillometrie<br />

NASA-TLX<br />

Kalkulation<br />

(Log-Datei)<br />

Zufriedenstellung<br />

Subjektive<br />

Bewertung<br />

(0…100)<br />

Befragung<br />

System Usability Scale<br />

TU Dresden MMST (c) Ziegler 2013 Folie 35


Zusammenfassung<br />

• Belastungs-Beanspruchungs-Konzept ist ein zentrales Konzept der<br />

Ergonomie<br />

• Es begründet die Nutzung psychophysiologischer Methoden zur<br />

Erfassung von Arbeitsbeanspruchung als Effizienzmaß im Sinne der<br />

Gebrauchstauglichkeit<br />

– Maße sollten immer kombiniert werden und nur als Unterstützungsmaße<br />

genutzt werden<br />

– Für mobile Dual-Task Szenarien bieten sich insb. Pupillometrie, EEG,<br />

GSC, und ggf. auch fNIRS an<br />

• Psychophysiologische Konzepte müssen auch bei der Gestaltung<br />

von Experimenten berücksichtigt werden<br />

– Vor- und nachgelagerte Effekte, Habituation, unspezifische Reaktion bei<br />

starker Aktivierung<br />

TU Dresden MMST (c) Ziegler 2013 Folie 36


Literatur<br />

• Ribback, S. (2003) Psychophysiologische Untersuchung mentaler Beanspruchung in<br />

simulierten Mensch-Maschine-Interaktionen (Doctoral dissertation, Universitätsbibliothek).<br />

• Gramann, K., & Schandry, R. (2009) <strong>Psychophysiologie</strong>: Körperliche Indikatoren<br />

psychischen Geschehens. Beltz, PVU.<br />

• Vossel, G., & Zimmer, H. (1998) <strong>Psychophysiologie</strong>. Kohlhammer.<br />

• Boucsein, W. (Ed.) (2000) Engineering Psychophysiology: Issues and Applications. CRC<br />

Press.<br />

• Andreassi, J. L. (2000) Psychophysiology: <strong>Human</strong> behavior and physiological response.<br />

Psychology Press.<br />

• Cacioppo, J. T., Tassinary, L. G., & Berntson, G. (Eds.) (2007) Handbook of<br />

psychophysiology. Cambridge University Press.<br />

• Manzey, D. (1998) <strong>Psychophysiologie</strong> mentaler Beanspruchung. Ergebnisse und<br />

Anwendungen der <strong>Psychophysiologie</strong>. Enzyklopädie der Psychologie, Vol. 100, S. 799-864.<br />

TU Dresden MMST (c) Urbas, Ziegler 2006-2013 Folie 37

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