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<strong>Deutsche</strong> <strong>Bahn</strong> <strong>AG</strong> • Caroline-Michaelis-Str. 5-11 • 10115 Berlin<br />

<strong>Deutsche</strong> <strong>Bahn</strong> <strong>AG</strong><br />

Umwelt<br />

DB Umweltzentrum<br />

Caroline-Michaelis-Str. 5-11<br />

10115 Berlin<br />

www.deutschebahn.com/umwelt<br />

Linie 1, 2, 25 Nordbahnhof<br />

Linie 6 Naturkundemuseum<br />

Peter Westenberger<br />

Leiter Umweltschutz Grundsätze,<br />

Gestaltung, Entwicklung<br />

Telefon 030 297-56525<br />

Telefax 030 297-56505<br />

Peter.Westenberger@deutschebahn.com<br />

Zeichen TUG<br />

24. Mai 2013<br />

Sehr geehrter Herr Schulte,<br />

sehr geehrter Herr von Fabeck,<br />

sehr geehrter Herr Peters,<br />

Ihren Offenen Brief zu unserer Ökostromstrategie in der <strong>Bahn</strong>stromversorgung haben wir dankend<br />

erhalten und möchten dazu Stellung nehmen. Wir haben einen anderen Blick darauf, welchen<br />

Effekt die durch die DB ausgelöste umfangreiche und zusätzliche Nachfrage nach<br />

Ökostrom auf den Ausbau der erneuerbaren Energien ausübt. Gerne erläutern wir deshalb die<br />

Kernpunkte unserer Beschaffungsstrategie, die konsequent auf den Umbau der <strong>Bahn</strong>stromversorgung<br />

setzt. Außerdem möchten wir darlegen, dass die DB sehr wohl in den letzten Jahren<br />

aktiv die Nutzung von DB-Flächen für die Erzeugung von Ökostrom vorangetrieben hat. Dazu<br />

gehören nicht mehr für den Betrieb benötigte Freiflächen sowie geeignete Dachflächen. Diese<br />

vermarkten wir erfolgreich an externe Investoren.<br />

Die <strong>Deutsche</strong> <strong>Bahn</strong> <strong>AG</strong> strebt bis spätestens 2050 eine Vollversorgung des DB-<br />

Schienenverkehrs mit 100% erneuerbaren Energien an. Als Zwischenziel sollen mindestens<br />

35% bis zum Jahr 2020 erreicht werden. Den Ökostromanteil in der öffentlichen Stromversorgung<br />

möchte die DB dabei übertreffen. Dies gilt für die gesamte <strong>Bahn</strong>stromversorgung, also im<br />

Fern-, Nah- und Güterverkehr. Im Jahr 2012 lag der Ökostromanteil im <strong>Bahn</strong>strommix bei 24% -<br />

im öffentlichen deutschen Strommix lag er bei 23%.<br />

Einen weiteren großen Sprung macht die DB, wenn durch die ab April eingeführten grünen Angebote<br />

im DB-Fernverkehr der Ökostromanteil am <strong>Bahn</strong>strom noch einmal deutlich ansteigen<br />

wird. Der Fernverkehr geht damit über die Konzernziele hinaus: Automatisch fahren seit April<br />

2013 alle Inhaber von <strong>Bahn</strong>Cards, Streckenzeitkarten sowie die Teilnehmer im Firmenkundenprogramm<br />

bahn.corporate mit 100% Ökostrom. Insgesamt werden dadurch rund 75% aller<br />

Fahrten in Zügen des DB-Fernverkehrs mit Ökostrom durchgeführt. Im Nah- und Güterverkehr<br />

wird der Anteil regenerativer Energien unabhängig von diesem Engagement des DB-<br />

Fernverkehrs im Rahmen der unternehmerischen Zielstellung kontinuierlich auf mindestens<br />

35% in 2020 steigen.<br />

...<br />

<strong>Deutsche</strong> <strong>Bahn</strong> <strong>AG</strong><br />

Sitz Berlin<br />

Registergericht<br />

Berlin-Charlottenburg<br />

HRB 50 000<br />

USt-IdNr.: DE 811569869<br />

Vorsitzender des<br />

Aufsichtsrates:<br />

Prof. Dr. Utz-Hellmuth Felcht<br />

Vorstand:<br />

Dr. Rüdiger Grube,<br />

Vorsitzender<br />

Gerd Becht<br />

Dr.-Ing. Volker Kefer<br />

Dr. Richard Lutz<br />

Ulrich Weber


2/4<br />

Die DB setzt bei der Ökostrombeschaffung derzeit primär auf Strom aus Wasserkraftwerken,<br />

baut aber kontinuierlich den Strombezug aus Windparks aus. Derzeit hat DB Energie fünf<br />

Windparks in Deutschland unter Vertrag genommen, die rund 140 GWh Windstrom pro Jahr<br />

erzeugen. Die jährliche Stromproduktion aus Windkraft hat sich in den letzten drei Jahren mehr<br />

als verdoppelt. Haben 2010 noch 20 Windräder rund 59 GWh Windstrom erzeugt, sind es nun<br />

bereits 48 Windräder. Mit den Windparks sowie der im Rahmen des Neuanlagenbonus der DB<br />

geförderten Power-to-Gas-Anlage „Hybridkraftwerk Prenzlau“ der Firma Enertrag sammelt DB<br />

Energie wichtige Erfahrungen im Umgang mit fluktuierender Einspeisung aus erneuerbaren<br />

Energien und einer temporären Zwischenspeicherung in Form von Wasserstoff. Ziel ist die spezifische<br />

Lastkurve des <strong>Bahn</strong>betriebs perspektivisch komplett regenerativ abzudecken.<br />

Wir sind der Ansicht, dass die zusätzliche Ökostrombeschaffung durch die DB einen deutlichen<br />

Effekt auf den "freiwilligen Ökostrommarkt" in Deutschland hat. Die beiden in 2011 und 2012<br />

abgeschlossenen Verträge mit RWE und E.ON sind die größten Beschaffungsverträge zum<br />

Einkauf von Ökostrom, die es in den vergangenen Jahren in Deutschland gegeben hat. Die<br />

Nachfrage nach Strom aus Wasserkraft in Deutschland führt - so ist auch unsere Erfahrung aus<br />

der Strombeschaffung - zu einer zunehmenden Verknappung entsprechender Strommengen.<br />

Angesichts begrenzter Ausbaumöglichkeiten für Wasserkraftwerke in Deutschland und im europäischen<br />

Ausland führt dies auch zu Anreizen, in andere Technologien wie Windkraft zu investieren.<br />

Wir erwarten daher, dass der weitere Ausbau des Ökostromanteils im <strong>Bahn</strong>strom in zunehmendem<br />

Umfang aus Windkraft abgedeckt wird. Darüber hinaus zeigt die Ertüchtigung der<br />

Wasserkraftwerke in Albbruck-Dogern, Rheinfelden und Iffezheim, dass begrenzte Ausbaupotenziale<br />

für Wasserkraft in Deutschland existieren.<br />

Die DB kauft nur Ökostrom ein, der nicht durch das von den Stromverbrauchern finanzierte<br />

EEG-System gefördert wurde, nicht zuletzt weil Strom aus EEG-Erzeugungsanlagen nicht von<br />

Stromversorgern oder Endkunden - wie hier der DB - als Ökostrom ausgewiesen werden darf.<br />

Dies erhöht grundsätzlich die Anreize, in zusätzliche erneuerbare Erzeugungskapazitäten außerhalb<br />

des EEG-Fördersystems zu investieren.<br />

Auch das Argument, dass zusätzliche Ökostrombeschaffung aus bestehenden Wasserkraftwerken<br />

keine positiven Auswirkungen auf die Umwelt hat, teilen wir vor diesem Hintergrund nicht.<br />

Würde die DB den vorgebrachten Argumenten folgen, wäre die Strategie einer langfristigen<br />

Steigerung des Ökostromanteils der DB gänzlich hinfällig. Letztendlich, die Argumentation auf<br />

die Spitze getrieben, könnte auch der seit über 100 Jahren durch die <strong>Bahn</strong> vorgenommene<br />

Strombezug aus Wasserkraftwerken aufgegeben werden und diese Strommengen an andere<br />

Stromkunden vermarktet werden.<br />

Einen zusätzlichen Effekt hat der Neuanlagenbonus, mit dem die DB innovative Projekte zum<br />

Ausbau erneuerbarer Energien in Deutschland unterstützt. Zuletzt wurde das Hybridkraftwerk<br />

Prenzlau der Firma Enertrag gefördert, mit dem Windstrom als Wasserstoff zwischengespeichert<br />

werden kann, um diesen bei Windstille wieder in Strom umzuwandeln und ins Stromnetz<br />

einzuspeisen. Die Förderung weiterer Projekte ist derzeit in Vorbereitung und wird in den nächsten<br />

Monaten veröffentlicht.<br />

Grundsätzlich investiert die DB nicht in eigene Anlagen zur Erzeugung erneuerbarer Energien,<br />

sondern bezieht den benötigten Ökostrom, wie auch den Großteil der konventionellen Strommengen,<br />

von dritten Kraftwerksbetreibern. Denn schließlich ist Mobilität und nicht die Stromerzeugung<br />

Kerngeschäft der DB. Eigeninvestitionen fließen zuerst ins Kerngeschäft der DB, nämlich<br />

in effiziente Züge, in den Auf- und Ausbau „grüner <strong>Bahn</strong>höfe“, energieeffiziente Werkhallen


3/4<br />

sowie in den Neubau und die Modernisierung von Strecken. Dadurch wird das Angebot auf der<br />

Schiene attraktiver gemacht und so die politische Zielstellung unterstützt, mehr Verkehr auf die<br />

Schiene zu bringen. Durch die Verlagerung von Verkehren auf die deutlich energieeffizientere<br />

Schiene, die zudem bereits heute den höchsten Anteil an erneuerbaren Energien aller Verkehrsträger<br />

erreicht, können deutliche Energie- und CO 2 -Einsparungen erzielt werden. Damit<br />

bringt der DB-Konzern den Klimaschutz im Verkehr voran und leistet einen großen direkten<br />

Umweltbeitrag.<br />

Ergänzend stellt die DB geeignete Flächen für Photovoltaikprojekte zur Verfügung. Insgesamt<br />

waren Ende 2012 bereits Photovoltaikanlagen mit 6,34 MWp auf Dach- und Freiflächen der DB<br />

durch externe Investoren installiert. In diesem Jahr werden voraussichtlich weitere 8-10 MWp<br />

an Solarprojekten hinzukommen. Die DB leistet hier mit dem Bereitstellen von großen Dachund<br />

Freiflächen einen wichtigen Beitrag zur Energiewende.<br />

Der auf konzerneigenen Gebäuden (Werkhallen DB Regio, ICE-Werke Fernverkehr, usw.) und<br />

Flächen erzeugte Ökostrom wird in das öffentliche Netz eingespeist und vergrünt den allgemeinen<br />

Strom-Mix. Aufgrund der Lastanforderung (vereinfacht gesagt Strombedarfskurve) eignen<br />

sich Photovoltaik-Anlagen ohne Speicherkapazitäten allerdings nicht für den <strong>Bahn</strong>betrieb.<br />

Insgesamt wurden bislang über 30 Freiflächen für Solarprojekte geprüft. Ein Freiflächenprojekt<br />

wurde in Wittenberge umgesetzt (insgesamt 3,9 MWp), drei Projekte wurden vergeben und befinden<br />

sich in der Genehmigungsplanung. Mindestens drei weitere Freiflächenprojekte sind in<br />

Vorbereitung. In diesem Jahr werden voraussichtlich Solarkraftwerke in Güsten (rund 6,3 MWp),<br />

in Nordhausen (0,67 MWp) sowie in Schwandorf (1,3 MWp) ans Netz gehen.<br />

Zusätzlich wurden über 35 Dachflächen für Solarprojekte geprüft, von denen bislang fünf Projekte<br />

umgesetzt wurden. Zwei weitere Projekte sind aktuell vergeben und befinden sich in der<br />

Umsetzung. Ein Projekt ist aktuell in der Ausschreibung sowie vier Projekte in der Vorbereitung.<br />

Bei mehreren Neubauprojekten wird eine Photovoltaiknutzung geprüft. In 2013 wird voraussichtlich<br />

noch ein Projekt in Witten (1 MWp) sowie in Nürnberg (über 1 MWp) installiert.<br />

Allerdings ist die Realisierung von Photovoltaikprojekten auf <strong>Bahn</strong>gebäuden mit großen Schwierigkeiten<br />

und Mehraufwendungen verbunden, die dazu führen, dass viele Projekte nicht umgesetzt<br />

werden können. Beispiele dafür sind einzuhaltende Abstandsregelungen zur Oberleitung,<br />

eine fehlende statische Eignung des Daches, weitreichende Auflagen des Eisenbahn-<br />

Bundesamtes, Auflagen zu Denkmalschutz und Brandschutz sowie <strong>Bahn</strong>vorschriften zu Arbeiten<br />

unter fahrendem Verkehr. Insbesondere Projekte auf <strong>Bahn</strong>steigdächern sind aus diesen<br />

Gründen in aller Regel betriebswirtschaftlich für Investoren nicht möglich.<br />

Die Auswahl von Investoren für eine geeignete Fläche erfolgt über eine Ausschreibung, z. B. im<br />

Europäischen Amtsblatt. Nach Veröffentlichung der Fläche besteht eine etwa einmonatige Frist,<br />

innerhalb derer Interesse bekundet werden kann. Nach einer Begehung vor Ort kann innerhalb<br />

eines Monates ein Angebot abgegeben werden.<br />

Die Nutzung von <strong>Bahn</strong>flächen für die Gewinnung von Strom aus Windenergie wurde in internen<br />

Untersuchungen bereits umfassend geprüft. Es wurden jedoch keine geeigneten DB-Flächen<br />

für den Bau von Windparks identifiziert. In der Regel gehört der DB nur ein schmaler Streifen<br />

entlang der Trassen – zu schmal um dort für Investoren kommerziell interessante Wind- und<br />

Solarparks zu errichten.<br />

Der Ausbau des Ökostromanteils in der <strong>Bahn</strong>stromversorgung erfolgt durch die DB weitgehend<br />

auf eigene Kosten, da der derzeitige förderpolitische Rahmen nicht für den Ausbau des


4/4<br />

Ökostromanteils in der <strong>Bahn</strong>stromversorgung genutzt werden kann. Auf der anderen Seite tragen<br />

wir – trotz Begrenzung der Belastung im Rahmen der sog. Besonderen Ausgleichsregelung<br />

für Schienenbahnen im EEG - zur Finanzierung der erneuerbaren Energien über das Erneuerbare-Energien-Gesetz<br />

(EEG) als einer der größten Einzahler in die EEG-Umlage bereits stark<br />

bei. Trotzdem wird derzeit diskutiert, den elektrisch betriebenen Schienenverkehr im Rahmen<br />

des EEG stärker als bisher zu belasten. Höhere Umlagen würden unsere Beschaffungsstrategie<br />

auf dem freiwilligen Ökostrommarkt konterkarieren. Der DB-Schienenverkehr würde so doppelt<br />

belastet: durch höhere Kosten bei der Strombeschaffung auf der einen und durch höhere Belastungen<br />

aus der EEG-Umlage auf der anderen Seite. Im Gegenteil dazu sollten zusätzliche Anreize<br />

zum Ausbau der erneuerbaren Energien in der <strong>Bahn</strong>stromversorgung greifen. Eine vom<br />

Bundesumweltministerium geförderte Studie des IWES macht hierzu Vorschläge. Damit würde<br />

der Zielstellung entsprochen, aus verkehrs-, energie-, klima- und umweltpolitischen Ziele die<br />

Schiene zu stärken.<br />

Wir hoffen mit diesen Ausführungen unsere Strategie beim Ausbau der erneuerbaren Energien<br />

in der <strong>Bahn</strong>stromversorgung verdeutlichen zu können. Gerne stehen wir auch für ein Treffen<br />

und vertieftes strategisches Gespräch zur Verfügung. Unsere Antwort kann gerne veröffentlicht<br />

werden.<br />

Wir würden uns sehr freuen, wenn Sie uns weiterhin konstruktiv – gerne auch kritisch – auf unserem<br />

Weg zu einem CO 2 -freien Schienenverkehr begleiten.<br />

Mit freundlichen Grüßen<br />

Peter Westenberger<br />

Leiter Umweltschutz Grundsätze, Gestaltung, Entwicklung

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