November 2013 - Der Monat
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NOVEMBER 13<br />
VORSORGE: Morgen ohne Sorgen? Die Zukunft der Renten<br />
ENERGIE: Kraftwerk Samina wird Pumpspeicherkraftwerk<br />
MOBILITÄT: Ausgaben und Kosten für unsere Mobilität
Es ist höchste Zeit für zukunftsorientierte<br />
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INHALT | EDITORIAL<br />
Noch mehr ÖV-Förderung?<br />
Zahlt der Verkehr zuviel?<br />
3<br />
<strong>Der</strong> private Motorfahrzeugverkehr ist in den vergangenen<br />
zehn Jahren schneller gewachsen als die Bevölkerung<br />
PANORAMA 4<br />
VORSORGE<br />
Morgen ohne Sorgen? Die Zukunft der Renten 6<br />
VERKEHR<br />
Deckt der Privatverkehr die realen Kosten? 9<br />
MOBILITÄT 1<br />
Ausgaben und Kosten für unsere Mobilität 10<br />
MOBILITÄT 2<br />
Verursacherprinzip auch für Mobilität 12<br />
BIOGAS<br />
Heizen und fahren mit Klärschlamm 14<br />
PORTRÄT<br />
Luzia Nipp: auf dem Weg zur Sommelière 16<br />
ENERGIE<br />
Kraftwerk Samina wird Pumpspeicherkraftwerk18<br />
OLYMPIADE<br />
Bobsport: <strong>Der</strong> Pilot im Eiskanal 20<br />
FORSCHUNG<br />
«Grünes» Unternehmertum zahlt sich aus 22<br />
VOR 40 JAHREN<br />
25. <strong>November</strong> 1973: Erster autofreier Sonntag 24<br />
KUNSTDENKMÄLER<br />
Ein Standardwerk zu Kunst und Geschichte 26<br />
RATGEBER<br />
Pensionsplanung: Rente, Kapital, Mischform?27<br />
Vorsorge und Verkehr – das sind zwei Themen, die<br />
unsere Generation mit Blick auf die Zukunft beschäftigen.<br />
<strong>Der</strong> private Motorfahrzeugverkehr ist<br />
in den vergangenen zehn Jahren<br />
schneller gewachsen als die Bevölkerung,<br />
was auf den Wohlstand<br />
wie auf die Bestrebungen<br />
nach möglichst unbegrenzter persönlicher Mobilität<br />
hinweist. Auf der anderen Seite wurde das Bus-<br />
System laufend verfeinert, was<br />
sich aber nicht ohne Subventionierung<br />
verwirklichen liess. Bei<br />
den Kosten scheiden sich die<br />
Geister. Während die Vertreter<br />
des Umweltschutzes und Befürworter<br />
des öffentlichen Verkehrs<br />
eine noch stärkere Subventionierung<br />
fordern und den Privatverkehr<br />
noch mehr zur Kasse bitten<br />
wollen, argumentieren die Vertreter<br />
des privaten Motorfahr-<br />
Chefredaktor «<strong>Der</strong> <strong>Monat</strong>»<br />
Günther Meier<br />
zeugverkehrs umgekehrt. In diesem<br />
Magazin finden Sie zwei Beiträge, die sich mit<br />
den Kosten des Verkehrs befassen – zwei Meinungen,<br />
zwei Argumentationen, nicht ganz kontrovers,<br />
aber auch nicht ganz deckungsgleich!<br />
IMPRESSUM: 7. Jahrgang, Nr. 82, <strong>November</strong> <strong>2013</strong>, 18 750 Exemplare<br />
HERAUSGEBER: Alpenland Verlag AG, Feld kircher Strasse 13, FL-9494 Schaan,<br />
Tel. +423 239 50 30, Fax +423 239 50 31, office@alpenlandverlag.li<br />
REDAKTION: Günther Meier, Tel. +423 380 09 30, redaktion@dermonat.li<br />
VERLAGSLEITUNG: Max Meinherz, Tel. +423 239 50 20, m.meinherz@gutenberg.li<br />
SEKRETARIAT: Eva Rubin, Tel. +423 239 50 30, office@gutenberg.li<br />
ANZEIGEN: Tel. +423 239 50 30, Fax +423 239 50 31, office@gutenberg.li<br />
GESTALTUNG: Barbara Schmed, Gutenberg AG<br />
SATZ UND DRUCK: Gutenberg AG, FL-9494 Schaan<br />
PAPIER: PlanoJet, 100 g/m²<br />
ONLINE: «<strong>Der</strong> <strong>Monat</strong>» im Internet: www.dermonat.li<br />
TITELBILD: <strong>Der</strong> Verkehr und die Kosten des Verkehrs sorgen auch<br />
in unserem Land für Diskussionen. (Foto: Günther Meier)<br />
RÄTSEL 28<br />
SCHLUSSPUNKT 30<br />
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Bücher für Liechtenstein<br />
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NOVEMBER <strong>2013</strong>
PANORAMA<br />
4<br />
5<br />
Projekte für Siedlung<br />
und Entwicklung<br />
Liechtenstein beteiligt sich am Agglomerationsprogramm<br />
Werdenberg-Liechtenstein, das der<br />
grenzüberschreitenden Zusammenarbeit im Bereich<br />
der Siedlungs- und Verkehrsentwicklung<br />
dient. Ziel der Zusammenarbeit über die Landesgrenzen<br />
hinweg ist die langfristige Sicherung der<br />
Attraktivität der Region als Lebens-<br />
und Arbeitsort. Das Agglomerationsprogramm,<br />
das 38 verschiedene<br />
Massnahmen umfasst,<br />
wird nach Auskunft von Regierungsrätin<br />
Marlies Amann-Marxer<br />
derzeit vom Schweizer Bundesamt<br />
für Raumentwicklung<br />
geprüft. Von den 38 Massnahmen<br />
betreffen 8 Projekte ausschliesslich<br />
den Raum Liechtenstein,<br />
23 Massnahmen werden<br />
gemeinsam in Angriff genommen, 7 Massnahmen<br />
konzentrieren sich auf Werdenberg. Vorgesehen ist,<br />
dass ab 2015 mit der Umsetzung der Massnahmen<br />
begonnen wird. Die grösseren Infrastrukturprojekte<br />
sollen ab 2018 in die Phase der Realisierung<br />
kommen. Zu den zentralen Massnahmen zählen<br />
die S-Bahnen Buchs – Feldkirch und im Schweizer<br />
Rheintal, die Optimierung der Rheinübergänge<br />
und der Ausbau der Infrastruktur für den Langsamverkehr.<br />
Foto: Günther Meier<br />
Arbeitsplätze und Beschäftigte<br />
Liechtenstein verzeichnete im Jahre 2012 einen Zuwachs an Einwohnern,<br />
Arbeitsplätzen und Beschäftigten. Nachstehend die Entwicklung<br />
in den vergangenen zehn Jahren.<br />
2002 2012 Zunahme<br />
Einwohner 34'414 37'182 2'768 = 8,0 %<br />
Beschäftigte 28'814 35'829 7'015 = 24,3 %<br />
Zupendler Schweiz 5'742 9'702 3'960 = 69,0 %<br />
Zupendler Österreich 6'844 8'268 1'424 = 20,8 %<br />
Zupendler Deutschland 354 591 237 = 67,0 %<br />
Quelle: Steuerstatistik/Amt für Statistik<br />
Foto: Alpenland Verlag Schaan<br />
Strubilemutz und Joggilema<br />
Zweite Auflage Kinderbuch<br />
Das Kinderbuch «Strubilemutz und Joggilema»<br />
mit «Liader und Vers us am Liachtasta» hat<br />
grossen Anklang gefunden. Für das von Rahel Malin<br />
gestaltete Buch war die Nachfrage so gross, dass<br />
eine zweite Auflage gedruckt werden musste. Nun<br />
ist das Buch wieder erhältlich, im Buchzentrum<br />
(www.buchzentrum.li) und im Buchhandel. Das<br />
Buch, dessen Illustrationen Rahel Malin mit Papierreisstechnik<br />
selbst machte, ist für alt und jung geeignet.<br />
Ältere Semester erinnern sich an die Lieder und<br />
Verse aus ihrer Kinder- und Jugendzeit, Kinder können<br />
die Reime und Liedchen ihrer Vorfahren nachsprechen<br />
und singen.<br />
Gütertransporte<br />
leicht rückläufig<br />
Ein erheblicher Teil der Gütertransporte wird<br />
über die Strasse abgewickelt. Laut Gütertransport-<br />
Statistik 2012 wurden die Waren von 37 in Liechtenstein<br />
ansässigen Unternehmen durchgeführt, die<br />
265 Fahrzeuge bei ihren internationalen Transporten<br />
im Einsatz hatten. Im Berichtsjahr wurden von<br />
den Lastwagen fast 550'000 Tonnen Güter transportiert,<br />
wobei die Transportfahrten innerhalb des<br />
Wirtschaftsraums Liechtenstein – Schweiz nicht berücksichtigt<br />
sind. Die Unternehmen führten vor allem<br />
internationale Transporte durch: Rund zwei<br />
Drittel der Transporte erfolgten zwischen zwei ausländischen<br />
Staaten. Mit Liechtenstein kamen nur<br />
gut ein Viertel in Berührung: 14,6 % Beladungen<br />
und 12,8 % Entladungen. Die Wirtschaftskrise<br />
scheint auch Einfluss auf die Transporte zu haben,<br />
denn die Transportleistungen reduzierten sich um<br />
10,1 % auf 281 Millionen Tonnenkilometer.<br />
NOVEMBER <strong>2013</strong>
Regierung positiv<br />
zu Jufa-Projekt Malbun<br />
Die Bergbahnen Malbun haben beschlossen, das Projekt «Jufa<br />
Gästehaus Malbun» zu verwirklichen. Die Regierung als Hauptaktionär<br />
wird sich laut Regierungschef-Stellvertreter Thomas Zwiefelhofer<br />
bei der Beschlussfassung durch die Aktionäre positiv dazu äussern.<br />
Wie Zwiefelhofer gegenüber dem Landtag erklärte, sind die Bergbahnen<br />
überzeugt, dass die Geschäftsidee der Jufa-Jugend- und Familiengästehäuser<br />
sehr gut zur Marketing- und Entwicklungsstrategie<br />
eines familienfreundlichen Malbun passe. Jufa habe sich im Bereich<br />
«Ferien für junge Familien mit Kindern» etabliert und sei in den Bereichen<br />
Sport und Kultur weit vernetzt. Bei 220 neuen Betten könne<br />
von einem Mehrerlös aus dem Skikarten-Verkauf von jährlich 300'000<br />
Franken gerechnet werden.<br />
Mutige Schritte<br />
in unbekannte Berufe<br />
Junge Menschen beschränken sich bei der Berufswahl oft auf<br />
wenige Berufe, meist sogar auf geschlechtstypische Ausbildungen.<br />
Dabei stehen klassische Rollenbilder von Mann und Frau mehr im<br />
Vordergrund als persönliche Interessen und Talente. Um diese Rollenbilder<br />
aufzuweichen, wird am 14. <strong>November</strong> <strong>2013</strong> ein Nationaler<br />
Zukunftstag durchgeführt, mit dem Ziel, dieser Entwicklung entgegenzuwirken.<br />
<strong>Der</strong> Zukunftstag soll Schülerinnen und Schüler, die<br />
sich mit der Berufswahl beschäftigen, dazu anleiten, mutige Schritte<br />
in unbekannte Berufe zu wagen. Informationen: www.nationalerzukunftstag.ch<br />
Weisser Würfel mit<br />
dem schwarzen verbunden<br />
Das Kunstmuseum Liechtenstein schliesst für<br />
rund ein halbes Jahr. Am 16. Dezember <strong>2013</strong> wird<br />
geschlossen, am 15. Mai 2014 soll wieder geöffnet<br />
werden. Grund für die Schliessung ist die bauliche<br />
Anbindung des neuen weissen Würfels (Museum<br />
der Hilti Art Foundation) mit dem Kunstmuseum,<br />
des schwarzen Würfels. Ganz<br />
müssen Kunstfreunde in der<br />
Schliessungszeit nicht auf Kunstbetrachtungen<br />
verzichten. Im<br />
Gasometer Triesen, in der Stein<br />
Egerta Schaan und im Küefer-<br />
Martis-Huus Ruggell werden<br />
Teile der Sammlung des Kunstmuseums<br />
ausgestellt.<br />
Foto: Günther Meier<br />
Foto: Philatelie Liechtenstein<br />
Aus Stein gemahlen<br />
Olympia-Briefmarken 2014<br />
Liechtenstein gibt schon seit langer Zeit<br />
Sonderbriefmarken zu den Olympischen Spielen<br />
im Sommer und im Winter heraus. Für die<br />
Olympischen Winterspiele 2014 in Sotschi hat<br />
sich die Philatelie Liechtenstein eine Besonderheit<br />
einfallen lassen, die wahrscheinlich weltweit<br />
einzigartig ist. Zwei Künstler aus Russland<br />
sind mit der Gestaltung der Olympia-Briefmarke<br />
beauftragt worden. Die Künstler Natalia<br />
Brovko und Alexander Doll wurden in Orenburg,<br />
in der Nähe der Grenze zu Kasachstan geboren.<br />
Während Alexander Doll als freischaffender<br />
Künstler zwischen Moskau und Bern<br />
pendelt, lebt Natalia Brovko in ihrer Heimatstadt,<br />
wo sie an der staatlichen Universität Kunst<br />
unterrichtet. Für die Sonderbriefmarke zu den<br />
Olympischen Winterspielen wurde ein aus Sotschi<br />
stammender Stein gemahlen, mit Farbe gemischt<br />
und mittels Thermographie auf die Marke<br />
aufgebracht. Die Besonderheit daran ist nicht<br />
nur das Verfahren, sondern auch die Fühlbarkeit<br />
dieses speziellen Briefmarkendrucks: Streicht<br />
man mit dem Finger über die Briefmarke, so ist<br />
der gemahlene Stein deutlich spürbar.<br />
Bei Olympischen Winterspielen waren<br />
liechtensteinische Sportler in der Vergangenheit<br />
sehr erfolgreich. Liechtensteinische Sportler<br />
nehmen seit 1936 an Olympischen Winterspielen<br />
teil. Am erfolgreichsten schnitten bisher die<br />
Skifahrer ab, die insgesamt 9 Olympia-Medaillen<br />
gewannen. Zu den Medaillen-Gewinnern<br />
zwischen 1976 in Innsbruck und 1988 in Calgary<br />
gehörten Willi Frommelt, Hanni und Andi<br />
Wenzel, Ursula Konzett und Paul Frommelt.
VORSORGE<br />
6<br />
7<br />
Morgen ohne Sorgen?<br />
Die Zukunft der Renten<br />
Von Günther Meier<br />
Die geltenden Rentensysteme, die auf einem Umlageverfahren aufgebaut<br />
sind, stehen vor einer bedeutenden Herausforderung. Je älter die Menschen<br />
werden und je länger Renten bezogen werden, um so dringender wird das<br />
Problem. Die Sozialpolitik gehört zu den wichtigsten Zukunftsaufgaben.<br />
Die Diskussionen um die Pensionskasse der Staatsangestellten<br />
zeigen auf, dass die Vorsorge ein äusserst<br />
wichtiges Zukunftsproblem ist. Noch scheint<br />
diese Botschaft nicht durchwegs in der liechtensteinischen<br />
Bevölkerung angekommen zu sein, wenn<br />
eine Meinungsumfrage der Regierung als Massstab<br />
genommen wird: Bei dem 2007 erstellten «Zukunftsbarometer<br />
Liechtenstein» rangiert die Sozialpolitik<br />
nämlich im Mittelfeld der «wichtigsten<br />
Probleme in 10 Jahren», die Soziale Sicherheit gar<br />
nur im letzten Drittel, weit hinter Verkehrsproblemen,<br />
Ausländer- und Flüchtlingsproblemen, Umwelt,<br />
Arbeitslosigkeit und Wohnungspolitik. Die<br />
heutige Rentengeneration hat gut gelebt mit dem<br />
«Drei-Säulen-System» für die Altersvorsorge, das<br />
Liechtenstein aus der Schweiz<br />
übernommen hat. Wer erst in<br />
Die Jugend, die erst ins ungefähr zwanzig Jahren das<br />
Erwerbsleben eintritt, stellt<br />
Rentenalter erreichen wird, kann<br />
sich ebenfalls noch auf mehr<br />
die berechtigte Frage, ob dereinst<br />
noch etwas übrig bleibt<br />
oder weniger volle Töpfe freuen.<br />
Doch die Jugend, die erst ins Erwerbsleben<br />
eintritt, stellt die berechtigte<br />
Frage, ob dereinst noch<br />
etwas übrig bleibt. Die Aussichten scheinen nicht<br />
gerade rosig zu sein, wenn man bedenkt, dass die<br />
Reserven der AHV jedes Jahr leicht schwinden und<br />
dass aus dem Bereich der Pensionsversicherungen<br />
nicht nur frohe Botschaften das junge Publikum erreichen.<br />
Sowohl der «Zukunftsbarometer Liechtenstein»<br />
als auch die «Analyse Sozialstaat Liechtenstein»<br />
wiesen darauf hin, dass Reformen nötig sein<br />
werden, wenn Liechtenstein ein Land mit Wohlstand<br />
und Sozialer Sicherheit bleiben möchte. Regierungschef<br />
Otmar Hasler, der Zukunftsbarometer<br />
und die Analyse des Sozialstaates in Auftrag ge-<br />
geben hat, deutete die Marschrichtung der Reformen<br />
in einem Vorwort an: «Eine solidarische Gesellschaft<br />
muss darauf achten, dass alle von der<br />
wirtschaftlichen Entwicklung profitieren und keine<br />
und keiner zurückgelassen wird.»<br />
Mehr Rentenempfänger und<br />
weniger Beitragszahler<br />
<strong>Der</strong> Staat Liechtenstein, der das<br />
«Drei-Säulen-System» der Schweiz übernommen<br />
hat, leistet der AHV aus den allgemeinen Staatsmitteln<br />
einen Beitrag von 20 Prozent der jährlichen<br />
Ausgaben. Schon seit einiger Zeit hat sich bei Land<br />
und AHV die Erkenntnis durchgesetzt, dass die demografische<br />
Entwicklung auch für Liechtenstein<br />
eine grosse Herausforderung für die Finanzierbarkeit<br />
der ersten Säule, der Alters- und Hinterlassenenversicherung,<br />
darstellt. So hielt ein Regierungsbericht<br />
2011 fest: «Aufgrund der demografischen<br />
Entwicklung wird in Zukunft eine grössere Anzahl<br />
von Rentenempfängern auf eine immer geringer<br />
werdende Anzahl an Beitragszahlern treffen.» Nun<br />
kommen die Auswirkungen der Finanzplatz- und<br />
Wirtschaftskrise dazu, womit Regierung und Landtag<br />
bereits Überlegungen anstellten, ob in Zukunft<br />
die AHV im bisherigen Rahmen finanziert werden<br />
könne. «Das ursprüngliche Ziel, ein auf lange Sicht<br />
stabiles Rentensystem zu gewährleisten», schrieb<br />
die Regierung in einem Bericht an den Landtag,<br />
«hat sich im Zuge der Sanierung des Staatshaushalts<br />
relativiert.» Ursprünglich hatte die Regierung 2011<br />
geplant, den Staatsbeitrag an die AHV nicht mehr<br />
in Prozenten der Ausgaben zu leisten, sondern mit<br />
einem fixierten Beitrag von 50 Millionen Franken<br />
im Jahre 2015, der dann jedes Jahr weiter gekürzt<br />
werden sollte. Bis ins Jahr 2020 würden sich die Ein-
Foto: iStock.com<br />
Eine ganzheitliche, umfassende sparungen für den Staat auf 19<br />
Reform ist erforderlich, um die Millionen Franken belaufen,<br />
Altersvorsorge für die Zukunft zu rechnete die Regierung dem<br />
sichern.<br />
Landtag vor, und bemerkte trocken<br />
dazu: «Diese Mittel wiederum<br />
fehlen der AHV als Einnahmen.» Dieser Plan<br />
der Regierung ist nicht ganz aufgegangen, weil der<br />
Landtag den AHV-Beitrag bis 2018 befristete, was<br />
zweierlei bedeuten kann: Entweder erhält die AHV<br />
ab diesem Datum keinen Staatsbeitrag mehr oder<br />
der Staat arbeitet bis zu diesem Datum eine Rentenreform<br />
aus, die massgeblich von finanziellen Aspekten<br />
diktiert wird.<br />
Noch legen alle Verantwortlichen<br />
eine gewisse Gelassenheit an den Tag, weil die<br />
AHV über erhebliche Reserven verfügt. «Mittelfristig<br />
kann man davon ausgehen, dass die Auszahlung<br />
der Renten gesichert ist», heisst es im AHV-Geschäftsbericht<br />
2011. Die Reserven betrugen per<br />
Ende 2011 noch etwas über 10 Jahresausgaben, zeigen<br />
aber Jahr für Jahr einen leichten Rückgang.<br />
Wenig erfreut über den Beschluss<br />
des Landtags äussert sich AHV-Präsident Peter<br />
Wolff: «Nach Ansicht des Verwaltungsrates ist dies<br />
eine wenig verantwortungsvolle Vorgangsweise,<br />
was auch nicht durch die Erwartung gemildert<br />
wird, dass der Gesetzgeber bis zum Jahr 2018 wohl<br />
in der einen oder anderen Form wieder einen<br />
Staatsbeitrag für die AHV in Kraft setzen dürfte.»<br />
Kann sich das gut ausgebaute<br />
soziale Netz halten?<br />
Die Lehren aus der Finanz- und<br />
Wirtschaftskrise sowie der Bevölkerungsentwicklung<br />
liegen vor und müssen bei einer Reform des<br />
Rentensystems berücksichtigt werden: Die AHV<br />
reagiert aufgrund der Umlagefinanzierung empfindlich<br />
auf demografische Entwicklungen, während<br />
die berufliche Vorsorge anfällig auf die Auswirkungen<br />
von Finanzmarktkrisen reagiert, ebenso<br />
wie die private Vorsorge. Daraus lässt sich die<br />
Schlussfolgerung ableiten, dass sich unser gut ausgebautes<br />
soziales Netz nur halten lässt, wenn die<br />
Wirtschaft funktioniert.<br />
Ohne Wachstum der Wirtschaft<br />
und ohne weitere Massnahmen der Beitragszahler<br />
werden sich die bisherigen AHV-Leistungen nicht<br />
finanzieren lassen, womit angedeutet ist, dass bald<br />
einmal Rentenkürzungen (oder zumindest die<br />
13. Rente), Beitragserhöhungen oder das Hinausschieben<br />
des Rentenalters zur Diskussion stehen<br />
werden. Vielleicht kommt uns die Schweiz zu Hilfe,<br />
die eine schrittweise Erhöhung der Mehrwertsteuer<br />
plant, deren Einnahmen für die AHV-Finanzierung<br />
verwendet werden sollen – was bei uns<br />
auch gemacht werden könnte.<br />
Auch bei den betrieblichen Vorsorgeeinrichtungen<br />
zeichnen sich Veränderungen<br />
ab. <strong>Der</strong> Umwandlungssatz, der für die Festlegung<br />
NOVEMBER <strong>2013</strong>
VORSORGE<br />
8<br />
der Rentenbezüge massgeblich ist, dürfte bei den<br />
meisten Versicherungen gesenkt werden. Vorsorgeeinrichtungen,<br />
die noch das Leistungsprimat hoch<br />
halten, wie die Pensionsversicherung des Staates,<br />
werden wohl auf das Beitragsprimat umstellen<br />
müssen, weil die Finanzierbarkeit im Leistungsprimat<br />
nicht mehr möglich ist.<br />
Umfassende Reform der Altersvorsorge<br />
notwendig<br />
Weil der Landtag den Staatsbeitrag<br />
an die AHV nur bis 2018 bewilligt hat, drängt<br />
sich eine Diskussion und Lösung für die zukünftige<br />
Altersvorsorge auf. Nachdem einzelne Pensionskassen<br />
in Schwierigkeiten geraten sind, wird es<br />
auch in diesem Bereich zu Reformen kommen<br />
müssen. Vor dem Hintergrund, dass das «Drei-<br />
Säulen-System» für die Altersvorsorge bisher die<br />
Bewährungsprobe bestanden hat, wird es für die<br />
Zukunft und die nachfolgenden Rentengenerationen<br />
wichtig sein, die Probleme mit Blick auf die Gesamtsituation<br />
anzugehen und nach Lösungen zu<br />
suchen, die dieses sorgfältig austarierte System<br />
nicht in eine Schieflage bringt. Schön wäre es, wenn<br />
wir auch in Zukunft noch sagen könnten, was in der<br />
«Generationenbilanz» steht: «Das Fürstentum<br />
Liechtenstein stellt im europäischen Vergleich eine<br />
bemerkenswerte Ausnahme dar.» |<br />
Rente oder Grundeinkommen?<br />
Über die Frage, wie Renten in Zukunft finanziert werden können, gehen die Antworten auseinander. Dabei gibt es auch<br />
unkonventionelle Antworten, wie etwa die Forderung nach einem bedingungslosen Grundeinkommen für alle.<br />
Acht Millionen «Fünfräppler» schütteten die Urheber der Volksinitiative auf den Platz vor dem Bundeshaus in Bern. Die spektakuläre<br />
Aktion bildete den Rahmen für die Übergabe von 126'000 Unterschriften an den Bundesrat, die ausreichen für das<br />
Zustandekommen der Volksinitiative und für die Weiterbearbeitung durch Bundesrat und Parlament. Die Volksinitiative verlangt,<br />
dass jeder Erwachsene in der Schweiz vom Staat jeden <strong>Monat</strong> 2500 Franken erhalten soll, für «ein menschenwürdiges<br />
Dasein und die Teilnahme am öffentlichen Leben».<br />
Ein Grundeinkommen ohne Bedingungen für alle – anstelle von Renten. Wer mehr verdienen möchte, soll dafür arbeiten. Finanziert<br />
werden soll das Grundeinkommen durch die Milliarden für die AHV sowie durch eine neue Konsumsteuer. Die Initiative<br />
für ein bedingungsloses Grundeinkommen ist nicht auf Schweizer Mist gewachsen, sondern die Idee gibt es schon in<br />
verschiedenen Varianten rund um den Erdball. Es wird wohl nicht mehr lange dauern, bis ein ähnlicher Vorschlag auch in<br />
Liechtenstein die Öffentlichkeit beschäftigen wird.<br />
Die weltweit vorhandenen Modelle für ein bedingungsloses Einkommen unterscheiden sich zwar im Detail, aber gehen vom<br />
Grundsatz aus, dass vieles vereinfacht werde, weil Renten, Arbeitslosengeld, Sozialhilfe und andere Sozialleistungen wegfallen<br />
würden. Zur Finanzierung werden Neuordnungen der Steuersysteme als notwendig erachtet und neue Konsumsteuern vorgeschlagen.<br />
Wenn der Staat jedem Erwachsenen ein Grundeinkommen ohne Bedingungen garantiert, gibt es dann noch Anreize, etwas<br />
zu arbeiten? Auch zu dieser Frage gehen die Meinungen auseinander.<br />
Die Befürworter vertreten die Ansicht, dass die Menschen aus eigenem Antrieb freiwillig arbeiten würden, um ein höheres<br />
Einkommen zu erzielen. Und überdies müssten viele Menschen auch arbeiten, damit Güter produziert und Dienstleistungen<br />
angeboten werden könnten. Demgegenüber befürchten die Gegner, ein bedingungsloses Grundeinkommen würde mehr<br />
Menschen zur Untätigkeit verleiten, insbesondere solche, die niedrig entlöhnte Arbeiten ausführten. Manche verbreiten auch<br />
die Befürchtung, ein «Grundeinkommen für alle» könnte zu einer verstärkten Zuwanderung aus Ländern führen, die nicht viel<br />
Arbeit und Verdienst bieten würden.<br />
NOVEMBER <strong>2013</strong>
VERKEHR<br />
Deckt der Privatverkehr<br />
die realen Kosten?<br />
9<br />
Benutzer von Privatautos zahlen Motorfahrzeugsteuern<br />
und Abgaben für den Treibstoff. Zu viel,<br />
rechnet die eine Seite vor. Zu wenig, argumentiert<br />
die andere Seite mit Blick auf den öffentlichen<br />
Verkehr.<br />
In der Schweiz wollen Bundesrat und Parlament die<br />
Autobahn-Vignette von 40 auf 100 Franken erhöhen.<br />
Dagegen wurde das Referendum ergriffen. Die<br />
Abstimmung findet am 24. <strong>November</strong> <strong>2013</strong> statt.<br />
Die Befürworter der Erhöhung argumentieren, die<br />
Erhöhung um 60 Franken entspreche kaum einer<br />
Tankfüllung Benzin und zudem sei der Preis der<br />
Vignette letztmals 1995 angepasst worden, die Erhöhung<br />
der Mineralsteuer gehe schon auf 1993 zurück<br />
und der Mineralölsteuerzuschlag habe letztmals<br />
1974 eine Anpassung erfahren. Die Gegner<br />
rechnen demgegenüber vor, der Strassenverkehr finanziere<br />
in der Schweiz nicht nur den Strassenverkehr<br />
selbst, sondern auch noch einen erheblichen<br />
Teil des Schienenverkehrs. Im Unterschied zur ursprünglichen<br />
Idee, die Einnahmen aus dem Strassenverkehr<br />
ausschliesslich für den Bau und Unterhalt<br />
der Strassen zu verwenden, würde heute nicht<br />
einmal jeder dritte Franken direkt dem Strassenverkehr<br />
zugute kommen.<br />
Schon vor dieser aktuellen Vignetten-Diskussion<br />
kreuzten Vertreter der Autobranche und ÖV-<br />
Befürworter die Klingen über die Kostenwahrheit<br />
im Verkehr. Aufnahme fand die Debatte über Verkehrskosten,<br />
Förderung des öffentlichen Verkehrs<br />
und stärkere Belastungen des privaten Motorfahrzeugverkehrs<br />
auch in Liechtenstein. LGU und VCL<br />
traten im Sommer gemeinsam an die Öffentlichkeit<br />
und legten ihre Sicht über die Kostenwahrheit<br />
im Verkehr dar. <strong>Der</strong> Verkehrsclub Liechtenstein<br />
forderte, dass eine volkswirtschaftliche Gesamtrechnung<br />
die externen Kosten ebenfalls berücksichtigen<br />
müsse: «Für die Volkswirtschaft Liechtensteins<br />
betragen die totalen ungedeckten Kosten<br />
des öffentlichen Verkehrs etwa 18 Millionen Franken<br />
pro Jahr, diejenigen des Autoverkehrs etwa 30<br />
Millionen.» Die Schlussfolgerung daraus heisst laut<br />
Foto: Günther Meier<br />
VCL: «Aus volkswirtschaftlicher<br />
Öffentliche Verkehrsmittel<br />
Sicht soll also der Autoverkehr erfordern Subventionen des<br />
im Sinn des Verursacherprinzips Staates. Trägt der private Verkehr<br />
deutlich verteuert, die Tarife des genug oder zu wenig an die<br />
öffentlichen Verkehrs sollen hingegen<br />
nur massvoll erhöht wer-<br />
Verkehrskosten bei?<br />
den.» Die Reaktionen liessen nicht auf sich warten.<br />
<strong>Der</strong> Vorstand des Automobilclubs des Fürstentums<br />
Liechtenstein (ACFL) stellte fest, dass die Behauptungen<br />
von LGU und VCL unrichtig seien: «<strong>Der</strong><br />
Strassenverkehr deckt, im Gegensatz zum öffentlichen<br />
Verkehr, welcher zum überwiegenden Teil von<br />
der öffentlichen Hand finanziert wird, die von ihm<br />
verursachten Kosten zu 100 Prozent selbst.» Wenn<br />
die Einnahmen aus dem Verkehr mit den Ausgaben<br />
für den Verkehr verglichen würden, argumentierte<br />
der ACFL, resultiere ein hoher Überschuss für die<br />
Landeskasse. Es bestehe also überhaupt kein Anlass,<br />
die Autofahrer noch mehr zur Kasse zu bitten.<br />
Schon gar nicht mit der von LGU und VCL beabsichtigten<br />
Erhöhung der Motorfahrzeugsteuer.<br />
Auf den folgenden Seiten stellt Georg Sele,<br />
Präsident des Verkehrsclubs Liechtenstein, seine<br />
Sicht des Nebeneinanders von privatem und öffentlichem<br />
Verkehr dar. Andere Überlegungen stellt<br />
Othmar Züger an, der die Kosten des öffentlichen<br />
Verkehrs und des privaten Verkehrs einander gegenüberstellt.<br />
|<br />
NOVEMBER <strong>2013</strong>
MOBILITÄT 1<br />
10<br />
11<br />
Ausgaben und Kosten<br />
für unsere Mobilität<br />
Von Othmar Züger<br />
Für Arbeitswege, Freizeitaktivitäten und persönliche Verrichtungen ist die<br />
ständige Verfügbarkeit des Privatautos und des öffentlichen Verkehrs zur<br />
Selbstverständlichkeit geworden. Was sind die wirklichen Kosten für diese<br />
Mobilitätsansprüche?<br />
Im täglichen Leben begegnen uns die Kosten für<br />
den Verkehr regelmässig beim Auftanken des Autos<br />
oder beim Kauf eines Billets im Bus. Jährlich<br />
zahlen wir Bus-Abos und Rechnungen für Strassensteuern<br />
und für Autoversicherungen sowie für<br />
den Unterhalt des Privatautos. Wie weit decken<br />
diese Ausgaben die tatsächlichen Kosten für die<br />
Mobilität ab? Ausgehend von einem durchschnittlichen<br />
Mittelklasseauto mit 14'000 km Jahresfahrstrecke<br />
teilen sich die Gesamtkosten<br />
für das Privatauto folgendermassen<br />
auf: für Treibstoff<br />
Wie weit decken die<br />
Ausgaben für den Verkehr<br />
fallen ca. 1600 Fr. an, für Versicherungen<br />
1400, für die Motorfahrzeugsteuer<br />
400, für Unter-<br />
die tatsächlichen Kosten<br />
halt und Reparaturen rund 1200<br />
der Mobilität?<br />
und für die Abschreibung weitere<br />
3200, in Summe ergibt dies ca.<br />
7800 Fr. Ausgaben pro Jahr. Ein oft verwendetes<br />
Mass für die Verkehrsleistung stellen die Personen-<br />
Kilometer dar, die sich aus den gefahrenen Kilometern<br />
multipliziert mit der Anzahl dabei beförderter<br />
Personen ergibt. Ein Privatauto mit 14'000 km Jahresfahrleistung<br />
und einer mittleren Insassenzahl<br />
von 1,3 Personen erbringt demnach eine Mobilitätsleistung<br />
von 18'000 Personen-Kilometer pro<br />
Jahr. Mit den Kosten von 7800 Fr. dafür ergibt sich<br />
damit für das Privatauto ein Mobilitätspreis von<br />
Zur Person<br />
Dr. Othmar Züger, Physiker ETH, ist in der industriellen Hochtechnologie<br />
tätig und lebte bisher in Liechtenstein, der Schweiz und den<br />
USA. Er ist regelmässiger Nutzer des öffentlichen Busverkehrs, des<br />
Privatautos und des Fahrrads.<br />
0,43 Fr. pro Personen-Kilometer. Beim öffentlichen<br />
Verkehr bezahlten die Fahrgäste gemäss Geschäftsbericht<br />
2012 der LieMobil in Summe 3,5 Mio. Fr.<br />
für Einzelfahrten und Abonnements. Die LieMobil-Busse<br />
legten ungefähr 3 Millionen Kilometer<br />
zurück und leisteten 31 Millionen Personen-Kilometer.<br />
Daraus abgeleitet beträgt der Mobilitätspreis<br />
pro Fahrgast durchschnittlich nur 0,11 Fr pro Personen-Kilometer,<br />
also weit weniger wie demjenigen<br />
des Autos. Dieser Preis widerspiegelt jedoch in keiner<br />
Weise die realen Kosten der Busse. Die Gesamtausgaben<br />
2012 der LieMobil betrugen 19,8 Mio. Fr.<br />
Basierend auf dieser Zahl lagen die realen Mobilitätskosten<br />
beim Busverkehr bei ca. 0,65 Fr. pro Personen-Kilometer.<br />
Einnahmenüberschuss aus dem<br />
Autoverkehr<br />
Inwieweit deckt der Mobilitätspreis<br />
des Autoverkehrs die tatsächlichen Kosten?<br />
Von den Ausgaben für das Auto geht ein beträchtlicher<br />
Anteil als Steuern und Abgaben an den Staat.<br />
Neben der Motorfahrzeugsteuer von 10 Mio. Fr.<br />
jährlich fallen Treibstoff- und Neuwagenzölle von<br />
ca. 20 Mio. Fr. an, sowie weitere 20 Mio. Fr. an<br />
Mehrwertsteuern. In Summe kommen so Staatseinnahmen<br />
von ca. 50 Mio. Fr. pro Jahr aus dem Autoverkehr<br />
zusammen. Für Bau und Unterhalt der<br />
Landstrassen wurden im 2012 rund 21 Mio. Fr. ausgegeben,<br />
für Gemeindestrassen fielen ca. 26 Mio.<br />
Fr. an. Diese Strassen werden von allen Verkehrsteilnehmern,<br />
d. h. Fussgänger, Fahrrad, Motorrad,<br />
Auto, Bus, Lastwagen und Traktor benutzt. Dem<br />
Autoverkehr kann rund zwei Drittel der Gesamtkosten<br />
oder 31 Mio. Fr. angerechnet werden. Aus<br />
dem Privatverkehr fallen auch Kosten für die Poli-
Die Abgaben des Autoverkehrs<br />
decken die tatsächlichen Gesamtkosten<br />
weitestgehend ab.<br />
zei an. Rechnet man 50% der Gesamtkosten<br />
der Landespolizei<br />
von 19 Mio. Fr. dem Strassenverkehr<br />
zu, ergibt dies für den Autoverkehr ca. 8 Mio.<br />
Fr., wovon aber die Verkehrsbussen von 1 Mio. Fr.<br />
als Ertrag abzogen werden können. Mit dem Saldo<br />
von ca. 7 Mio. Fr. und den Strassenkosten betragen<br />
die öffentlichen Kosten für den Autoverkehr rund<br />
38 Mio. Fr. pro Jahr. Diesen stehen die Einnahmen<br />
von 50 Mio. Fr. entgegen, woraus ein Einnahmenüberschusses<br />
von 12 Mio. Fr. resultiert. Rechnet<br />
man dies in den Mobilitätspreis ein, reduzieren sich<br />
die realen Mobilitätskosten des Autoverkehrs auf<br />
rund 0,40 Fr. pro Personen-Kilometer. Dem Privatverkehr<br />
kritische Kreise führen an, dass der Autoverkehr<br />
weitere 1000 Fr. pro Auto und Jahr an ungedeckten<br />
Gemeinkosten hinterlasse. Die kausale<br />
Ursächlichkeit dieser Kosten ist aber stark umstritten<br />
und teilweise wenig nachvollziehbar. Unter Einbezug<br />
dieser angeblichen Zusatzkosten würden<br />
sich die Personen-Kilometer Kosten auf rund 0,45<br />
Fr. erhöhen, sie bleiben aber deutlich niedriger wie<br />
diejenigen des öffentlichen Busverkehrs.<br />
Foto: Günther Meier<br />
S-Bahn hat Mobilitätskosten<br />
wie der Busverkehr<br />
Mit der geplanten S-Bahn<br />
FL.A.CH. soll das Angebot des öffentlichen Verkehrs<br />
auf der Achse Buchs-Feldkirch stark ausgeweitet<br />
werden. Wie hoch würden die Mobilitätskosten<br />
bei dieser S-Bahn zu liegen kommen? Laut Lie-<br />
Mobil benutzen werktags 250 – 300 Personen die<br />
heute auf die Stosszeiten beschränkten Bahnverbindungen.<br />
Mit der neuen S-Bahn soll dieses Angebot<br />
auf einen ganztägigen Halbstunden-Takt erhöht<br />
und so rund vervierfacht werden. In den Planungen<br />
für die S-Bahn wird von 1200 – 1500 Bahnpendlern<br />
täglich ausgegangen, was einer Verfünffachung<br />
der Nutzerzahlen gleichkommen<br />
würde. Vor dem Hintergrund des bestehenden<br />
Halbstunden-Takts der LieMobil-Busse zwischen<br />
Buchs und Feldkirch, die mit Eschen und Mauren<br />
ein wesentlich grösseres Einzugsgebiet bedienen,<br />
erscheinen diese projektierten Nutzungszahlen als<br />
sehr optimistisch. Mit der realistischeren, aber immer<br />
noch positiven Annahme einer Verdreifachung<br />
der Pendlerzahlen würden in Summe ca. 4–5 Mio.<br />
Personen-Kilometer pro Jahr geleistet. Ausgehend<br />
von einem jährlichen Betriebskostenanteil von 1,5<br />
Mio. Fr. und Abschreibungen von 1,5 Mio. Fr. auf<br />
den 50 Mio. Fr. Investitionsanteil für Liechtenstein,<br />
ergäben sich für die S-Bahn Mobilitätskosten von<br />
0,60 – 0,70 Fr. pro Personen-Kilometer, was in etwa<br />
denjenigen des Busverkehrs entspricht.<br />
Privater Autoverkehr ökonomischer<br />
als öffentlicher Verkehr<br />
Unter Einbezug der Gesamtkosten<br />
zeigt sich im Vergleich, dass die Mobilität des<br />
privaten Autoverkehrs, entgegen oft gehörten Aussagen,<br />
keineswegs teurer, sondern ökonomischer<br />
abschneidet als der öffentliche Verkehr. Während<br />
die Abgaben des Autoverkehrs die tatsächlichen<br />
Gesamtkosten weitestgehend voll abdecken, lag im<br />
öffentlichen Verkehr der Kostendeckungsgrad<br />
durch Billete und Abos im Jahr 2012 bei ca. 18 %.<br />
Mit der beschlossenen Reduktion der Staatsbeiträge<br />
und den Tariferhöhungen könnte dieser neu auf<br />
rund 24 % zu liegen kommen. |<br />
NOVEMBER <strong>2013</strong>
MOBILITÄT 2<br />
12<br />
13<br />
Verursacherprinzip<br />
auch für Mobilität<br />
Von Georg Sele<br />
Wer eine Dienstleistung in Anspruch nimmt, soll dafür einen<br />
fairen Preis bezahlen. Vor Jahren wurde das Verursacherprinzip<br />
im Abfallwesen eingeführt. Warum soll das Verursacherprinzip<br />
nicht auch im Verkehrswesen gelten?<br />
Zwar bezahlt der Strassenverkehr hohe Beiträge via<br />
Treibstoff und Verkehrssteuern. Doch diese Beiträge<br />
reichen nicht, um die realen Kosten zu decken.<br />
Denn bei der Betrachtung der Kostenwahrheit im<br />
Sinn einer volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung<br />
müssen auch die externen Kosten<br />
des Verkehrswesens berücksichtigt<br />
werden; also Kosten, die<br />
Nicht weniger mobil sein,<br />
sondern anders mobil sein:<br />
weder vom Verkehrsteilnehmenden<br />
noch von einer Versicherung<br />
gesünder, energieeffizienter, bezahlt werden. Im Bericht «Externe<br />
Kosten 2005 – 2009, Berechnung<br />
der externen Kosten<br />
umweltfreundlicher<br />
des Strassen- und Schienenverkehrs<br />
in der Schweiz» meint die Direktorin des<br />
Bundesamtes für Raumentwicklung im Vorwort:<br />
«Die Bewertung der externen Kosten des Verkehrs<br />
ist kein leichtes Unterfangen. Sie ist indessen unerlässlich,<br />
soll die Transparenz der Mobilitätskosten<br />
verbessert und eine nachhaltige Verkehrspolitik ermöglicht<br />
werden.»<br />
Die Hauptverursacher der externen<br />
Verkehrs-Kosten in der Schweiz sind: Folgekosten<br />
von Unfällen etwa 2 Mrd. Franken; Gesundheitskosten<br />
etwa 2 Mrd. Franken; Klima und<br />
Lärm je 1,2 Mrd. Franken. Bei den Gesundheitskosten<br />
wurde nur die verkehrsbedingte Luftverschmutzung<br />
berücksichtigt, nicht aber Gesundheitskosten<br />
infolge mangelnder körperlicher Aktivität<br />
wegen Auto-Einsatz auch für kurze Wege –<br />
Zur Person<br />
Georg Sele ist Präsident des Verkehrsclub Liechtenstein.<br />
www.vcl.li<br />
etwa die Hälfte der Auto-Wege<br />
sind bis fünf Kilometer kurz. In<br />
der Taschenstatistik 2012 «Mobilität<br />
und Verkehr» des Schweizer<br />
Bundesamtes für Statistik<br />
findet sich eine übersichtliche<br />
Darstellung. Die totalen externen<br />
Kosten des Verkehrs in der Schweiz betragen<br />
8074 Millionen Franken für die Strasse und 455<br />
Millionen Franken für die Schiene; also 95 %<br />
Strasse, 5 % Schiene. Bei den Strassenkosten werden<br />
4,6 Mrd. Franken dem Auto zugeordnet. Daraus<br />
ergeben sich neun Rappen pro Auto-Fahrzeugkilometer.<br />
Im Durchschnitt betragen die<br />
nicht von den Fahrzeughaltern oder Versicherungen<br />
getragenen Kosten also etwa 1000 Franken<br />
pro Jahr und Auto.<br />
<strong>Der</strong> Autoverkehr wird mit 30<br />
Millionen subventioniert<br />
Die für die Schweiz berechneten<br />
externen Kosten gelten in etwa auch für unser Land.<br />
Bei 28'000 Personenwagen ergeben sich für Liechtenstein<br />
also etwa 28 Millionen Franken an externen,<br />
ungedeckten – also von der gesamten Gesellschaft<br />
getragenen – Kosten. Zusätzlich sind die relevanten<br />
Ausgaben und Einnahmen von Gemeinden<br />
und Land zu berücksichtigen. Daraus ergibt<br />
sich ein weiterer Fehlbetrag von etwa 3 Millionen<br />
Franken. Total wird der Autoverkehr bei uns also<br />
mit etwa 30 Millionen Franken pro Jahr subventioniert.<br />
Die gleichen Überlegungen zeigen, dass wir<br />
unseren öffentlichen Verkehr total nur mit etwa 18<br />
Millionen Franken pro Jahr subventionieren. Natürlich<br />
kommen Aufwendungen für Strassen auch<br />
dem Fussverkehr, Radverkehr und Busverkehr zu-
Heute legen 65 – 70 % der<br />
Leute ihre Arbeitswege in und<br />
nach Liechtenstein allein im<br />
Auto zurück.<br />
gute. Doch die Belastung unserer Strassen erfolgt<br />
laut Fahrzeugzählungen zu etwa 95 % durch den<br />
Autoverkehr. Also sind auch die Kosten entsprechend<br />
anzurechnen.<br />
Diskussion anstossen für eine<br />
enkeltaugliche Verkehrpolitik<br />
<strong>Der</strong> VCL hat zur Problematik der<br />
Kostenwahrheit im Verkehrswesen unter Berücksichtigung<br />
der externen Kosten und des Nutzens<br />
ein Diskussionspapier erarbeitet. Es ist publiziert<br />
auf www.vcl.li unter Fachthemen «Volkswirtschaftliche<br />
Gesamtkostenrechnung des Verkehrs». Dort<br />
befindet sich auch ein Link zum LGU-Diskussionspapier<br />
«<strong>Der</strong> Preis der Strasse». Diese Diskussionspapiere<br />
wurden erarbeitet, um im Sinn der Direktorin<br />
des Bundesamtes für Raumentwicklung die<br />
Diskussion für eine nachhaltige, enkeltaugliche<br />
Verkehrspolitik anzustossen. Die Transparenz der<br />
Mobilitätskosten ist ein wesentliches Element dazu.<br />
Enkeltauglich ist nur ein Verkehrswesen<br />
mit einer deutlich anderen Verkehrsmittelwahl<br />
als heute: mehr zu Fuss gehen, mehr<br />
Rad fahren, mehr öffentlichen Verkehr benutzen,<br />
mehr Fahrgemeinschaften bilden und das bequeme<br />
Auto überlegt einsetzen. Nicht weniger mobil<br />
sein, sondern anders mobil sein: gesünder, energieeffizienter,<br />
umweltfreundlicher und dazu preiswerter<br />
für Individuum und Gesellschaft. Dies gilt<br />
ganz besonders für Arbeitswege.<br />
Denn diese stellen die Spitzenbelastungen<br />
unseres Verkehrssystems<br />
dar. Um weiteres Wachstum<br />
zu ermöglichen und dabei<br />
die Erreichbarkeit unseres Wirtschaftsraums<br />
sicherzustellen,<br />
müssen wir auch den Flächenbedarf der Verkehrsmittel<br />
berücksichtigen. Bei mittlerer Auslastung<br />
und Geschwindigkeit der Verkehrsmittel beansprucht<br />
eine Person per Auto 115 m 2 (bei 40 km/h;<br />
bei 50 km/h sind es über 200 m 2 pro Person), per<br />
öffentlichen Verkehr oder Fahrrad beträgt der Flächenbedarf<br />
nur etwa 10 m 2 . Nur mit einer anderen<br />
Verkehrsmittelwahl als heute können wir unsere<br />
Naherholungsräume im Talraum und unsere Lebensqualität<br />
erhalten bei guter Erreichbarkeit.<br />
Foto: Günther Meier<br />
Verbesserungswürdige Infrastruktur<br />
öffentlicher Verkehr<br />
Heute legen 65 – 70 % der Leute<br />
ihre Arbeitswege in und nach Liechtenstein allein<br />
im Auto zurück. In Vorarlberg sind es nur 50 – 55 %.<br />
Bei der Inficon AG in Balzers nur etwa 50 % dank<br />
konsequentem Betrieblichem Mobilitätsmanagement<br />
mit Parkplatzbewirtschaftung und gestaffeltem<br />
Mobilitätsbeitrag sowie vielen zusätzlichen<br />
Anreizen. So ist es nicht erstaunlich, dass Inficon<br />
als einziger von 11 Bewerbern für einen fahrradfreundlichen<br />
Betrieb das Gold-Zertifikat erhalten<br />
hat. Bei der heutigen noch deutlich verbesserungswürdigen<br />
Infrastruktur für den Radverkehr und<br />
den öffentlichen Verkehr ist ein Anteil von nur 50 %<br />
Allein-im-Auto-Arbeitswege auch für andere Arbeitgeber<br />
erreichbar. Wenn sie nur wollen. Dies ist<br />
auch ganz im Sinn der Kostenwahrheit. |<br />
NOVEMBER <strong>2013</strong>
BIOGAS<br />
14<br />
15<br />
Heizen und fahren<br />
mit Klärschlamm<br />
Von Günther Meier<br />
Die Gasversorgung Liechtenstein bietet den Kunden schon<br />
seit einiger Zeit Biogas aus Schweizer Produktion an. Mit<br />
einer Biogas-Aufbereitungsanlage, die im <strong>November</strong> ihren<br />
Betrieb aufnimmt, kann nun selbst Biogas hergestellt werden.<br />
Aus ökologischer Sicht gehört Biogas zu den besten<br />
erneuerbaren Energieträgern. Die Nachfrage nach<br />
Biogas ist vorhanden, denn seit die Gasversorgung<br />
vor zwei Jahren das Biogas in das Lieferangebot<br />
aufgenommen hat, entschied sich fast jeder zehnte<br />
Erdgas-Kunde für die umweltfreundlichere Variante.<br />
«Wenn die Kunden Biogas<br />
beziehen», betont Dietmar Sartor,<br />
Geschäftsleiter der Gasver-<br />
Das Biogas aus der neuen<br />
Anlage fliesst über das<br />
sorgung Liechtenstein, «kaufen<br />
sie mit einem Aufpreis auf den<br />
gleiche Transport- und Verteilnetz<br />
wie Erdgas<br />
Erdgas-Preis einen ökologischen<br />
Mehrwert, nämlich erneuerbare<br />
und CO2-neutrale Energie.» Die<br />
LGV bietet ihren Kunden drei<br />
Biogas-Bezugsvarianten an: Erdgas mit einem Biogas-Anteil<br />
von 5 %, 20 % oder 100 %. Biogas kann<br />
aus Grüngut, organischen Abfallstoffen und Klärschlamm<br />
hergestellt werden. Weil solcher Abfall<br />
laufend anfällt und entsorgt werden muss oder<br />
verwertet werden kann, gehört Biogas zu den erneuerbaren<br />
Energieträgern. Die Gasversorgung<br />
Fotos: Gasversorgung (LGV)<br />
wirbt nicht nur mit der Verbesserung<br />
der Ökobilanz bei der<br />
Verwendung von Biogas, sondern<br />
auch mit der problemlosen<br />
Handhabung: «Das CO2-neutrale Biogas verfügt<br />
über die gleichen Vorteile wie Erdgas: hoher Anwendungskomfort,<br />
wartungsarme und rückstandfreie<br />
Verbrennung und keine Beanspruchung von<br />
zusätzlichem Lagerraum.» Im Unterschied zur<br />
Nutzung von anderen erneuerbaren Energien<br />
müssten keine zusätzlichen Investitionen in die<br />
Heizungsanlage getätigt werden, denn Biogas fliesse<br />
über das gleiche Transport- und Verteilnetz wie<br />
Erdgas. In Kooperation mit dem Abwasserzweckverband<br />
der Gemeinden Liechtenstein (AZW) hat<br />
die Gasversorgung eine Biogas-Aufbereitungsanlage<br />
gebaut, die ihren Betrieb im <strong>November</strong> aufnehmen<br />
wird. Das Biogas wird aus dem Gärungsprozess<br />
des Klärschlamms gewonnen, der bei der<br />
Abwasserreinigung anfällt. Damit werden für die<br />
Gewinnung des Biogases keine nachwachsenden<br />
Rohstoffe verwendet, die anderswo genutzt werden<br />
könnten. Die Aufbereitungsanlage direkt bei der<br />
ARA, der Abwasserreinigungsanlage in Bendern,<br />
besitzt überdies den Vorteil, dass keine Transportkosten<br />
wie bei anderen Biogas-Anlagen entstehen,<br />
weil der Rohstoff Klärschlamm direkt vor Ort anfällt.<br />
Das Biogas muss nach dem Vergärungsprozess<br />
lediglich noch aufbereitet werden, damit es<br />
als sauberes Biogas dem Erdgasnetz der Gasversorgung<br />
zugeführt werden kann. Weil Klärschlamm<br />
praktisch unerschöpflich zur Verfügung steht,<br />
zählt dieses Abfallprodukt zu den erneuerbaren<br />
Energiequellen, was vor dem Hintergrund der<br />
Energiediskussionen und Schonung der natürlichen<br />
Energieressourcen von hoher Bedeutung ist.
Die Biogas-Produktionsanlage<br />
wurde in Zusammenarbeit<br />
der Gasversorgung und dem<br />
Abwasserzweckverband der<br />
Gemeinden erstellt.<br />
Erneuerbare Energiequellen gelten, neben der höherer<br />
Energieeffizienz, als wichtigste Säule einer<br />
nachhaltigen Energiepolitik.<br />
Verbesserung der Ökobilanz<br />
durch Biogas-Produktion<br />
Schon vor der Eigenproduktion<br />
hat die Gasversorgung rund 3500 Megawattstunden<br />
(MWh) Biogas pro Jahr bei umweltbewussten<br />
Gaskunden abgesetzt. Damit konnten nach Berechnungen<br />
der Gasversorgung rund 700'000 kg<br />
CO2 eingespart werden. Es ist anzunehmen, dass<br />
mit der Eigenproduktion der Absatz von Biogas<br />
ansteigen und damit der Ausstoss von Schadstoffen<br />
weiter reduziert wird. <strong>Der</strong> bisherige Absatz von Biogas<br />
entspricht ungefähr der Hälfte der Biogas-Produktion<br />
durch die neue Anlage. Oder anders ausgedrückt:<br />
Bei Vollauslastung der Biogas-Produk-<br />
Was ist Biogas<br />
Biogas entsteht durch die Vergärung von biogenem Material. Dabei<br />
wird Biomasse verwertet. Wesentlicher Bestandteil des Biogases bildet<br />
Methan, das auch Hauptbestandteil des Erdgases ist. Ökologisch<br />
besonders sinnvoll ist die Herstellung von Biogas aus biogenen Abfallstoffen,<br />
beispielsweise Grüngut oder Klärschlamm. Je nach der<br />
Zusammensetzung vom Bioabfall werden zwischen 105 bis 130 m 3<br />
Biogas pro Tonne gewonnen. Biogas ist praktisch CO2-neutral und<br />
erneuerbar. Biogas kann auf Erdgas-Qualität aufbereitet und dann<br />
ins Erdgas-Netz eingespeist werden. Biogas kann als Treibstoff und<br />
als Brennstoff verwendet werden.<br />
tionsanlage kann die Gasversorgung<br />
die jährliche Erdgas-Einfuhr<br />
um etwa 3 Prozent reduzieren.<br />
Biogas lässt sich – wie Erdgas<br />
allgemein – gut mit anderen erneuerbaren Energien<br />
kombinieren, etwa mit Holz oder Sonnenenergie.<br />
Solche Kombinationen tragen zur weiteren Verbesserung<br />
der Öko-Bilanz bei und leisten einen<br />
Beitrag zur Reduktion von Treibhausgas-Emissionen,<br />
zu der sich Liechtenstein im Kyoto-Protokoll<br />
2004 verpflichtet hat. Im Jahr 2008 betrug der Anteil<br />
der erneuerbaren, einheimischen Energieträger<br />
am Gesamt-Endenergiebedarf 8,2 % oder 114 Gigawattstunden<br />
(GWh). Dieser Anteil soll laut der<br />
Energiestrategie der Regierung bis im Jahr 2020 auf<br />
20 % gesteigert werden. Zu den Zielen der Energiestrategie<br />
2020 zählt neben anderen Massnahmen<br />
auch die Erweiterung der Biogas-Produktion, die<br />
mit der Biogas-Aufbereitungsanlage der Liechtensteinischen<br />
Gasversorgung einen erfolgversprechenden<br />
Anfang nimmt.<br />
Weitere Projekte der Gasversorgung<br />
für die Zukunft<br />
Die Liechtensteinische Gasversorgung<br />
(LGV) produziert neuerdings nicht nur<br />
Biogas, sondern befasst sich im Sinne der neuen<br />
Eignerstrategie mit weiteren Möglichkeiten zur Diversifizierung<br />
des Geschäftsangebotes. <strong>Der</strong> Einsatz<br />
alternativer Energieträger und die Nutzung von<br />
Wärme stehen im Vordergrund. Die Gasversorgung<br />
ist an einer Kooperation mit der Kehrichtverbrennungsanlage<br />
Buchs zur weiteren Nutzung der<br />
Wärme durch den Betrieb von Fernwärmenetzen<br />
interessiert und hat entsprechende Projekte angestossen.<br />
|<br />
NOVEMBER <strong>2013</strong>
KOPF PORTRÄT DES MONATS<br />
16<br />
Luzia Nipp – auf dem<br />
Weg zur Sommelière<br />
Luzia Nipp<br />
Getränkeoase Triesen<br />
Unser Bild einer Oase wird von Geschichten aus<br />
Tausend-und-einer-Nacht geprägt, in denen die<br />
Oase inmitten einer unwirtlichen Wüste einer<br />
Märchenwelt gleicht, die alles bietet, was Gaumen<br />
und Magen begehrt. Die Getränkeoase<br />
in Triesen kommt<br />
dieser Traumwelt nahe, denn<br />
hier türmen sich Wein, Bier und<br />
Spirituosen aus aller Welt zu einer<br />
bunten Mischung, die kaum noch Wünsche<br />
offen lässt. Das ist auch das Reich von Luzia Nipp,<br />
die zusammen mit Philippe Hefti seit 1998 die<br />
Getränkeoase führt. Im Laufe der Zeit hat sie sich<br />
reiche Kenntnisse über Weine und deren Herkunft,<br />
über Bier und dessen Geschmacksrichtungen<br />
sowie über die Besonderheiten von Spirituosen<br />
zugelegt. Die Informationen von Produzenten<br />
und Händlern, das Studium von Weinmagazinen<br />
und die Kostproben aus dem<br />
Foto: Günther Meier<br />
reichhaltigen Angebot reichen<br />
ihr aber nicht mehr aus, sie<br />
möchte den Kunden noch mehr,<br />
umfangreichere und gezieltere<br />
Beratung bieten können – und<br />
auch ihr persönliches Wissen<br />
erweitern. Luzia Nipp steckt<br />
mitten in einer Sommelier-Ausbildung<br />
und möchte den Abschluss<br />
als diplomierte Sommelière<br />
erreichen. Eine Weinkennerin,<br />
die über umfassendere<br />
Kenntnisse verfügt und diesen<br />
Wissensschatz bei der Beratung<br />
weitergeben möchte. «Die<br />
Weinwelt hat mich immer<br />
schon fasziniert», betont Luzia<br />
Nipp, «doch über die Ausbildung<br />
im Sommelier-Studiengang<br />
erschliesst sich mir ein<br />
breiteres Feld, das die Faszination<br />
für dieses Naturprodukt weiter<br />
steigert.» Die Ausbildung,<br />
neben der Arbeit in der Ge-<br />
Eine Weinkennerin, die ihren Wissensschatz<br />
bei der Beratung weitergeben möchte<br />
tränkeoase, ist anspruchsvoll. Schwerpunkt des<br />
Studienprogramms ist das Erarbeiten eines soliden<br />
Weinfachwissens, das sowohl in der Gastronomie<br />
wie auch im Handel eingesetzt werden<br />
kann. Angefangen von den Geografie-Kenntnissen<br />
der bedeutendsten Weinanbaugebiete der Welt<br />
über die Einflüsse von Klima und Bodenbeschaffenheit<br />
bis zur Kelterung des Weins ist alles dabei,<br />
was man über Wein und Weinbau wissen muss.<br />
«Wir lernen natürlich auch Weine und die<br />
verschiedenen Traubensorten durch Degustieren<br />
kennen und unterscheiden», erzählt Luzia Nipp<br />
aus dem Studiengang. Die Ausbildung beschränkt<br />
sich aber nicht auf Wein, sondern umfasst auch<br />
Grundkenntnisse über Bier und Spirituosen, Sekt<br />
und Champagner.<br />
«Oft kommen Kunden in die Getränkeoase<br />
und fragen, zu welchem Essen welcher Wein am<br />
besten passen würde», weiss Luzia Nipp aus Erfahrung.<br />
Als Sommelière wird sie in der Lage sein, ein<br />
paar passende Weine aus unterschiedlichen Gegenden<br />
vorzuschlagen. Auch wenn es darum geht,<br />
für ein Festessen zu jedem Gang einen eleganten<br />
Tropfen auszusuchen, kann sie auf ihr erweitertes<br />
Fachwissen über Wein und Spirituosen zurückgreifen.<br />
Das Fachwissen kann auch eingesetzt werden,<br />
wenn es um den Einkauf für das umfangreiche<br />
Sortiment der Getränkeoase geht, das vom<br />
Schwerpunkt Italien über hundert verschiedene<br />
Weine umfasst. Mit den Kenntnissen einer Sommelière,<br />
blickt Luzia Nipp in die Zukunft, könne<br />
sie auch eher die Wünsche von Kunden erfassen,<br />
die noch nicht zu den Weinkennern zählen – aber<br />
sich für gute Tropfen begeistern lassen. |<br />
NOVEMBER <strong>2013</strong>
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Von Günther Meier<br />
Das Kraftwerk Samina, der derzeit wichtigste Stromproduzent Liechtensteins,<br />
wird in ein Pumpspeicherkraftwerk umgebaut. Damit kann die Eigenproduktion<br />
an Strom erhöht werden. Die Inbetriebnahme ist auf anfangs 2015 vorgesehen.<br />
Mit über 2000 Sprengungen ist Raum für den unterirdischen<br />
Speicher des Samina-Kraftwerks geschaffen<br />
worden. Wenn alles weiterhin planmässig<br />
verläuft, kann das Pumpspeicherkraftwerk 2015 in<br />
Betrieb genommen werden. Nach<br />
der Ausschaffung von ungefähr<br />
Nachts wird das Wasser<br />
60'000 Kubikmeter Gestein aus<br />
wieder in den Stausee Steg dem Felsen ist ein Unterwasserbecken<br />
mit einem Volumen von<br />
zurückgepumpt, um es<br />
40'000 Kubikmetern in Form eines<br />
Stollens mit 750 Metern Län-<br />
erneut für die Stromproduktion<br />
zu verwenden<br />
ge entstanden. Sobald das Pumpspeicherkraftwerk<br />
in Betrieb genommen<br />
wird, fliesst das Wasser,<br />
das die Turbinen antreibt, nicht mehr in den Giessen<br />
ab, sondern wird im Unterwasserbecken gespeichert.<br />
Wenn der Stromverbrauch niedrig und das<br />
Stromangebot hoch ist, wird dieses Wasser in den<br />
Stausee Steg zurückgepumpt, um<br />
es erneut für die Stromproduktion<br />
zur Verfügung zu stellen. Die<br />
Liechtensteinischen Kraftwerke<br />
(LKW) haben sich für den Ausbau<br />
des Samina-Kraftwerks und<br />
den Bau des Pumpspeicherkraftwerks<br />
entschieden, damit künftig<br />
die Energieabgabe besser auf<br />
die Stromnachfrage ausgerichtet<br />
werden kann. Mit einem<br />
Pumpspeicherkraftwerk kann<br />
ein grundlegendes Problem der<br />
Stromproduktion etwas in Bahnen<br />
gelenkt werden: Strom ist in<br />
grossen Mengen nicht speicherbar,<br />
was für die Stromerzeuger<br />
bedeutet, Angebot und Nach-<br />
Fotos: LKW<br />
frage möglichst im Gleichgewicht zu halten.<br />
Ein Pumpspeicherkraftwerk erleichtert diese anspruchsvolle<br />
Aufgabe, weil es die Wasserkraftkapazitäten<br />
durch das Zurückpumpen des schon einmal<br />
die Turbinen betriebenen Wassers erhöht. Während<br />
den Zeiten mit hohem Energiebedarf erzeugt<br />
das Kraftwerk Samina Strom mit Wasser aus dem<br />
Stausee Steg. In Zukunft wird ein Teil des Wassers<br />
nicht mehr in den Vaduzer Giessen und den Binnenkanal<br />
geleitet, sondern in die unterirdische Kaverne.<br />
Wenn des Stromangebot hoch und der Preis<br />
niedrig ist, wird dieses Wasser in den Stausee zurückgepumpt,<br />
wo es für eine zweite Nutzung bei<br />
hoher Stromnachfrage mit entsprechend höheren<br />
Strompreisen wieder zur Verfügung steht.<br />
Bessere Ausnützung der einheimischen<br />
Wasserkraft<br />
Für die Liechtensteinischen<br />
Kraftwerke (LKW) ist das neue Pumpspeicherkraftwerk<br />
ein wichtiger Pfeiler für die Stromversorgung<br />
in Liechtenstein: «Die Bedeutung der ab 2015<br />
neu möglichen Pumpspeicherung wird aufgrund<br />
des wachsenden Anteils an nicht steuerbaren erneuerbaren<br />
Energien immer wichtiger.» Auf dem<br />
internationalen Strommarkt in Europa steigt der<br />
Anteil des Stroms aus Windanlagen, der mangels<br />
Speichermöglichkeiten gebraucht werden muss.<br />
Mit Wasserkraftwerken, die eine sehr kurze Einschaltzeit<br />
haben, kann dringend benötigter Strom<br />
zu Spitzenzeiten produziert werden. Aber auch bei<br />
der Steigerung der Eigenerzeugung von Strom werde<br />
das Pumpspeicherkraftwerk Samina eine wichtige<br />
Rolle spielen, betonen die LKW: Bis ins Jahr<br />
2020 soll der Anteil des verbrauchten Stroms aus erneuerbaren<br />
Energien im In- und Ausland erheblich
gesteigert werden. Ausserdem führen die LKW für<br />
das Projekt Pumpspeicherkraftwerk, das rund 50<br />
Millionen Franken kostet, ökologische Gründe an.<br />
Die Lärmbelästigung im Umfeld des Kraftwerks in<br />
Vaduz könne reduziert werden und auch die Abflussverhältnisse<br />
im Vaduzer Giessen und im Binnenkanal<br />
würden durch die teilweise Speicherung<br />
des Wassers verbessert. Hingewiesen wird auch darauf,<br />
dass für die in Zukunft erhöhte Stromproduktion<br />
nicht mehr Wasser aus dem Einzugsgebiet des<br />
Saminabachs entnommen werden muss, weil das<br />
Wasser mehrfach genutzt werden kann.<br />
Geschichte der Wasserkraftnutzung<br />
in Liechtenstein<br />
Mit dem Bau des Pumpspeicherkraftwerks<br />
fügen die LKW der Eigenstromversorgung<br />
ein weiteres Kapitel hinzu. Die Geschichte der<br />
Stromproduktion aus Wasserkraft in Liechtenstein<br />
hängt eng mit der Industrialisierung des Landes<br />
zusammen. Schon gegen Ende des 19. Jahrhunderts,<br />
als die Webereien und Spinnereien ihren Betrieb<br />
aufnahmen, wurden kleine Kraftwerke gebaut. Das<br />
erste öffentliche Elektrizitätswerk entstand jedoch<br />
erst 1901 in Vaduz, das bis 1927 betrieben wurde.<br />
Die anderen Gemeinden bezogen den Strom von<br />
den Stadtwerken Feldkirch, zuerst Mauren und<br />
Eschen, ab 1920 nach dem Aufbau des landesweiten<br />
Stromnetzes auch die übrigen Gemeinden. Um<br />
eine eigene Stromversorgung aufzubauen, wurde<br />
im Jahr 1923 das «Landeswerk<br />
Lawena» gegründet, nachdem<br />
erste Versuche zum Bau des «Lawena-Werks»<br />
wegen finanziellen<br />
Die Druckleitung von Masescha<br />
nach Vaduz wird erneuert,<br />
die Zentrale und ein Unterwasserspeicher<br />
neu gebaut.<br />
Schwierigkeiten während des<br />
Ersten Weltkriegs gescheitert waren. Mit Volksabstimmung<br />
wurde das «Lawena-Werk» 1925 bewilligt.<br />
Schon 1927 konnte das Kraftwerk seinen Betrieb<br />
aufnehmen. Das Samina-Kraftwerk wurde als<br />
Folge der steigenden Stromnachfrage, die vom Lawena-Werk<br />
nicht befriedigt werden konnte, in den<br />
Jahren 1947 – 1949 gebaut. Auch das Samina-Kraftwerk<br />
wurde mit Volksabstimmung beschlossen, die<br />
1947 abgehalten wurde. |<br />
Stromproduktion – Stromverbrauch<br />
Zu den wichtigsten Energieträgern in Liechtenstein zählen Erdgas,<br />
Elektrizität, Heizöl und Benzin. <strong>Der</strong> Energieverbrauch wird zu 30,3 %<br />
durch Elektrizität und 22,5 % durch Erdgas abgedeckt. Heizöl macht<br />
12,8 % aus und 6,6 % stammen aus Fernwärme. Holz erreicht einen<br />
Anteil von 4,4 % am Energieverbrauch, die Sonnenkollektoren kommen<br />
auf 0,7 %. Die Eigenversorgungsquote liegt bei knapp 10 %.<br />
<strong>Der</strong> Verbrauch an Elektrizität betrug 2011 knapp 400 Millionen Kilowattstunden.<br />
Die Eigenproduktion beträgt etwa 18 %. Rund 82 %<br />
des Stroms muss importiert werden. Die Energiepolitik der Liechtensteinischen<br />
Kraftwerke (LKW) sieht vor, bis ins Jahr 2020 den in- und<br />
ausländischen Eigenproduktionsanteil auf 50 – 60 % zu steigern.<br />
(Quelle: Liechtenstein in Zahlen <strong>2013</strong>)<br />
NOVEMBER <strong>2013</strong>
OLYMPIADE<br />
20<br />
21<br />
Bobsport<br />
<strong>Der</strong> Pilot im Eiskanal<br />
Von Kornelia Pfeiffer<br />
<strong>Der</strong> Zweier und der Vierer aus Liechtenstein zählen eher zu den Exoten im<br />
Bobsport. Das schmälert ihren Ehrgeiz nicht, mit dem sie sich auf die Olympischen<br />
Winterspiele 2014 in Sotschi vorbereiten. Michael Klingler ist der<br />
Pilot der Nationalmannschaft.<br />
Ob er in Sotschi die schnellen, empfindlichen Kufen<br />
unters Bett legt? «Zumindest werden wir sie<br />
über Nacht im Zimmer aufbewahren – der Sicherheit<br />
und der Wärme wegen», sagt Michael Klingler.<br />
Stundenlang polieren die Athleten die Kufen zuvor<br />
mit Schleifpapier, blanker Stahl<br />
muss ins Eis beissen. Während<br />
Stundenlang polieren Bobfahrer<br />
die schnellen und<br />
das Olympische Feuer 2900 Städte<br />
in Russland passiert, will sich<br />
das Bobteam aus Liechtenstein<br />
empfindlichen Kufen mit qualifizieren. «Um uns für die<br />
Olympischen Winterspiele fit zu<br />
Schleifpapier, blanker Stahl<br />
machen, haben wir täglich trainiert,<br />
abwechselnd Kraft und<br />
muss ins Eis beissen<br />
Leichtathletik», erzählt Klingler.<br />
Am Wochenende ging es dazu<br />
auf die Anschubbahn nach Andermatt, wo die<br />
Liechtensteiner mit den Schweizer Teams zusammentrafen.<br />
Anfang Oktober stieg das Bobteam im<br />
französischen La Plagne wieder ins Bahntraining<br />
auf Eis ein. <strong>Der</strong> Bob- und Skeleton-Club<br />
Liechtenstein hat dafür<br />
den erfahrenen deutschen Trainer<br />
Roland Stephan engagiert. In<br />
den <strong>Monat</strong>en davor machte der<br />
weltweit körperlich stärkste Pilot<br />
im Bob-Zirkus, der Schweizer<br />
Vollprofi Beat Hefti, den liechtensteinischen<br />
Bobathleten schnelle<br />
Beine. Denn je höher die Geschwindigkeit<br />
beim Anschub,<br />
desto höher ist das Tempo im Kanal.<br />
Und wer am Start eine Zehntelsekunde<br />
verliert, hat am Ziel<br />
zwei bis drei Zehntelsekunden<br />
Rückstand. Das mit den Beinen<br />
Fotos: Bobverband<br />
scheint nun zu klappen. Bei der Schweizer Anschubmeisterschaft<br />
im September <strong>2013</strong> in Andermatt<br />
fuhren der Liechtensteiner Zweier auf Platz 4<br />
und der Vierer auf Platz 5.<br />
Die entscheidenden Hundertstel<br />
beim Start<br />
Beim Wettkampf entscheiden<br />
drei Dinge: der Start von Kraftpaketen mit Sprinterqualität;<br />
die Fahrt, eine Kombination von Geschwindigkeit<br />
und der Fähigkeit, sie optimal zu<br />
kontrollieren; die zwanzig- bis fünfzigtausendfränkigen<br />
Bobs mit der filigranen Technik. «Technische<br />
Vorteile können die entscheidenden Hundertstel<br />
ausmachen», weiss Michael Klingler aus<br />
zehn Jahren Erfahrung. Nicht ohne Grund nutzen<br />
deutsche Bobkonstrukteure das Wissen von BMW-<br />
Aerodynamikern und den Windkanal der Bayern.<br />
Die Engländer kooperieren mit der Formel-<br />
1-Schmiede McLaren, die Italiener finden Hilfe bei<br />
Ferrari und die Schweizer – was über den Schweizer<br />
Bobverband auch für die Liechtensteiner gilt – bei<br />
der ETH Zürich.<br />
Tücken der Olympia-Bahn in<br />
den Kurven 11 bis 14<br />
Beim Europacup in St. Moritz<br />
2004 stieg Michael Klingler zum ersten Mal bei<br />
einem Wettkampf in den Schlitten. 2012 kam er<br />
schliesslich mit dem Schaanwalder Bruno Meyerhans<br />
im Zweier auf Platz drei und im Weltcup<br />
an. Bei der Weltmeisterschaft im Februar <strong>2013</strong> in<br />
St. Moritz-Celerina fielen der Zweier wie der Vierer<br />
jedoch weit zurück. Obwohl die Natureisbahn –<br />
1904 erbaut, gilt sie als Wiege des Bobsports – eigentlich<br />
die Hausbahn der Liechtensteiner ist. «Ein
«Technische Vorteile können die<br />
entscheidenden Hundertstel ausmachen»,<br />
weiss Michael Klingler<br />
aus zehn Jahren Erfahrung.<br />
Platz unter den Top 20 hätte drin<br />
gelegen», sinnt der Athlet nach.<br />
Doch auch zwei Wochen später<br />
beim Weltcup in Sotschi brachte<br />
ein Fahrfehler den Zweier schon<br />
im ersten Lauf zum Stürzen.<br />
Prellungen und Verbrennungen,<br />
die sich Michael Klingler und<br />
sein Anschieber Jürgen Berginz<br />
zuzogen, inbegriffen. «Die Bahn<br />
ist anspruchsvoll, was Tempo<br />
und Kurven angeht», analysieren<br />
die beiden Liechtensteiner die verpatzte Generalprobe<br />
für die Olympischen Spiele. Nicht die Geschwindigkeit<br />
sei das Problem, sondern wie man<br />
bei hoher Geschwindigkeit die engen Kurven fährt.<br />
70 Kilometer östlich von Sotschi wurde die Bobund<br />
Rodelbahn für die Winterspiele im März 2012<br />
eröffnet. Die grössten Tücken hat die 1814 Meter<br />
lange olympische Strecke in den Kurven 11 bis 14.<br />
Die Höchstgeschwindigkeit auf der neuen Bobund<br />
Rodelbahn von Sotschi ist für den Viererbob<br />
auf rund 138 Kilometer pro Stunde begrenzt.<br />
«Mit meinen 95 Kilo bin ich ein<br />
Leichtgewicht», vergleicht Michael Klingler und<br />
verschlingt einen Müsli-Riegel. Für Bobsportler<br />
spielt das Gewicht eine grosse Rolle – die Fahrt im<br />
Eiskanal hat viel mit Physik zu tun. Je schwerer ein<br />
Team ist, desto schneller kann der Bob werden.<br />
Denn dieser gleitet auf einem dünnen Wasserfilm,<br />
der sich durch den Druck und die Reibung der Metallkufen<br />
auf der Eisoberfläche bildet. Je höher der<br />
Druck, um so dicker der Wasserfilm. <strong>Der</strong> athletische<br />
und agile Pilot der liechtensteinischen Nationalmannschaft<br />
muss sich also sputen, um noch ein<br />
paar Kilos draufzupacken.<br />
Bobsport in Liechtenstein<br />
58 Jahre lang unerwünscht<br />
<strong>Der</strong> Fairness wegen darf heute<br />
eine Besatzung inklusiv Bob im Zweier übrigens<br />
nur noch 390 Kilo und die im Vierer nur 630 Kilo<br />
wiegen. Und 400 Einzelregelungen gelten für Fahrwerk,<br />
Verkleidung und Kufen eines Bobs. Auch die<br />
Bahnen sind heute sicherer als früher, dennoch<br />
wurden die Olympischen Spiele, zu deren Programm<br />
der Bobsport seit 1924 gehört, immer wieder<br />
überschattet von tödlichen Unfällen.<br />
Liechtenstein verlor so Moritz<br />
Heidegger, der 1956 in Cortina d'Ampezzo an den<br />
Olympischen Winterspielen teilgenommen hatte.<br />
Ein Jahr später krachte sein Schlitten beim Training<br />
in St. Moritz in die Seitenwand, sein Anschieber<br />
brach sich ein Bein, Heidegger starb an einer<br />
schweren Kopfverletzung. Danach war der Bobsport<br />
in Liechtenstein 58 Jahre lang unerwünscht.<br />
Erst 1989 bekam er neue Anschieber: Sponsoren,<br />
Gönner und Athleten gründeten den Bob- und<br />
Skeleton-Club Liechtenstein. Sie drücken die Daumen,<br />
dass sich die Jungs aus Liechtenstein qualifizieren<br />
und die Bahn in Sotschi ihnen liegt. |<br />
NOVEMBER <strong>2013</strong>
FORSCHUNG<br />
22<br />
23<br />
«Grünes» Abenteuerspielplatz Unternehmertum<br />
zahlt rund sich um den aus<br />
Von Kornelia Pfeiffer<br />
Im Rheintal sitzt eine geballte Kraft «grüner» Unternehmen. Sie setzen sich<br />
für Umwelt und Gesellschaft ein – und machen Gewinn. Das Institut für Entrepreneurship<br />
der Universität Liechtenstein bestätigt der Region in einer Studie<br />
Modellcharakter.<br />
«Sie ist erst 16 Jahre alt und hat schon etwas geleistet,<br />
was die Welt verändert. Elif Bilgin kann aus Bananenschalen<br />
Bio-Kunststoff herstellen», erzählt<br />
Dominic Hödl. <strong>Der</strong> Wissenschaftler am Institut<br />
für Entrepreneurship der Universität Liechtenstein<br />
spricht von einer Schüle-rin aus Istanbul, die<br />
mit ihrem Forschungsprojekt im Juli beim Google-<br />
Wissenschaftswettbewerb «Science Fair» den ersten<br />
Preis gewonnen hat. Sie hat<br />
das Zeug zum Green Entrepreneur.<br />
Im Rheintal gibt es bereits<br />
Green Entrepreneurs verändern<br />
die Welt, indem sie<br />
eine ganze Reihe kleiner und<br />
mittelgrosser «grüner» Unternehmen,<br />
die beweisen, dass sich<br />
Marktchancen für Wachstum<br />
mit alternativ innovativen Produkten<br />
auch Gewinn erzielen<br />
nutzen und die Mitarbeiter,<br />
Geschäftspartner und den lässt. Acht von ihnen hat Dominic<br />
Hödl unter Leitung von Professor<br />
Sascha Kraus unter die<br />
Endverbraucher beeinflussen<br />
Lupe genommen. Jedes zweite<br />
hat es mit überraschenden Ideen zum Marktführer<br />
gebracht. Sei es in der IT, im Umwelt-Consulting,<br />
der Drucktechnik oder im Bereich Soziale Dienste.<br />
Alle Unternehmen verfolgen das Ziel, Lebensqualität<br />
oder Umweltsituation zu verbessern.<br />
Unternehmen verändern die<br />
Welt<br />
«Das Motiv dieser Green Entrepreneurs<br />
ist eine Mischung aus Unternehmergeist,<br />
Leidenschaft, Menschlichkeit und Interesse an<br />
Umwelt und Gesellschaft», fasst Dominic Hödl zusammen.<br />
Für Sascha Kraus hat die Region Rheintal<br />
gar das Zeug, Vorreiter in Sachen zukunftsfähiger<br />
Unternehmenskonzepte zu sein. Mit ihrer Studie<br />
haben die Wissenschaftler der Universität Liechtenstein<br />
für die deutschsprachigen Länder Forschungsneuland<br />
betreten. Sie haben eine Messlatte<br />
entwickelt, an der sich ablesen lässt, wie erfolgreich<br />
«grünes» Unternehmertum in einer Region oder in<br />
einem Land wirtschaftet. Im Rheintal, so das Fazit<br />
der Analyse, treibt Green Entrepreneurship nachhaltige<br />
Lösungen für zahlreiche gesellschaftliche<br />
und ökologische Probleme an. Liegt es also in der<br />
Hand der Unternehmen, die gegenwärtige Lebensund<br />
Wirtschaftsweise zu ändern? «Wir gehen davon<br />
aus, dass es die Akteure in den Unternehmen<br />
sind, die Veränderungen herbeiführen», sagt Dominic<br />
Hödl. Allein die acht untersuchten Unternehmen<br />
beschäftigen insgesamt 800 Mitarbeiter<br />
und erwirtschaften einen Umsatz von über 150<br />
Millionen Franken. Green Entrepreneurship sei im<br />
Rheintal bereits ein beachtenswerter Wirtschaftzweig.<br />
«Wenn die Unternehmen ihre Arbeitsweise<br />
umstellen, werden die Verbraucher automatisch<br />
davon überzeugt, nachhaltige Produkte zu konsumieren»,<br />
so Hödl.<br />
Zukunftsthema mit Luft nach<br />
oben<br />
Manches Unternehmen, das<br />
noch vor zehn Jahren für Investitionen zur Schonung<br />
der Umwelt milde belächelt wurde, heimst<br />
heute dafür Preise und Auszeichnungen ein. Studien<br />
belegen, dass für immer mehr Unternehmen<br />
neben Wachstum und Profit Kennzahlen wie Umweltverträglichkeit,<br />
zufriedene Mitarbeiter und<br />
faire Arbeitsbedingungen zählen. Diese Unternehmen<br />
sind keine Getriebenen ethisch korrekter<br />
Kunden, wie es oft heisst. Hinter diesem Wandel<br />
stehen Menschen, die entscheiden, anders zu wirtschaften.<br />
Für Dominic Hödl ist «grünes» Unter-
Foto: Universität Liechtenstein<br />
Professor Sascha Kraus und nehmertum ein Zukunftsthema<br />
Dominic Hödl (von rechts) sehen mit «noch viel Luft nach oben».<br />
im Rheintal eine Modellregion für Er ist überzeugt, dass jedes Unternehmen<br />
Potenzial hat, positi-<br />
Green Entrepreneurship.<br />
ve Akzente für Umwelt und Gesellschaft<br />
zu setzen – und damit erfolgreicher denn<br />
je zu sein. Ein Umdenken von Gesellschaftern und<br />
Aktionären vorausgesetzt. Denn noch sind die in<br />
der Minderheit, die sich in Richtung nachhaltige<br />
Zukunft bewegen. Noch lebt unsere Gesellschaft<br />
vom Statuswettbewerb, der mit erhöhtem Ressourcenverbrauch<br />
einhergeht.<br />
Ein echtes Differenzierungsmerkmal<br />
«Manchmal braucht es Extrembeispiele,<br />
um wachzurütteln», ist sich Sascha Kraus<br />
bewusst. So habe etwa erst die Atomkatastrophe in<br />
Zu den Personen<br />
Professor Dr. Dr. Sascha Kraus ist Assoziierter Professor am Institut<br />
für Entrepreneurship der Universität Liechtenstein. Seit <strong>2013</strong> ist er<br />
auch Gastprofessor für International Small Businessmanagement an<br />
der Universität St. Gallen sowie an der Technischen Universität Lappeenranta<br />
in Finnland.<br />
Dominic Hödl, M.Sc., hat 2012 seinen Master in Entrepreneurship<br />
an der Universität Liechtenstein gemacht. Seitdem arbeitet er bei der<br />
Buchdruckerei Lustenau als Verantwortlicher für Controlling, Buchhaltung<br />
und Personal.<br />
Fukushima den Ausstieg aus der Atomenergie angestossen.<br />
Immer wieder jedoch seien es die Wirtschaftsakteure<br />
selbst, die etwas veränderten. Wie<br />
etwa die Automobilindustrie, die die Weiterentwicklung<br />
von Hybrid- oder Elektroautos vorantreibe.<br />
Und die acht im Rheintal untersuchten Unternehmen<br />
beeinflussten die Umwelt allein schon dadurch,<br />
dass ihre Mitarbeiter mit dem Fahrrad oder<br />
dem Bus zur Arbeit kämen. Manche führten eine<br />
CO2-Bilanz, alle verlangten von ihren Lieferanten<br />
umweltfreundliches Wirtschaften.<br />
Und was sagen die Mitarbeiter?<br />
«Sie betonen durchweg, dass sie viel motivierter seien,<br />
weil sie mit ihrer Arbeit etwas Positives bewirken»,<br />
sagt der Professor. Green Entrepreneurs verändern<br />
die Welt nicht nur, indem sie Marktchancen<br />
für Wachstum nutzen, sondern auch, indem sie<br />
Mitarbeiter, Geschäftspartner und den Endverbraucher<br />
beeinflussen. «Wir orten in Green Entrepreneurship<br />
ein echtes Differenzierungsmerkmal<br />
im Wettbewerb – regional, national und global»,<br />
betont Kraus.<br />
Mit der länderübergreifenden<br />
Studie des Instituts für Entrepreneurship in Vaduz<br />
ist die internationale wissenschaftliche Diskussion<br />
über die Kraft der Green Entrepreneurs eröffnet.<br />
Eine neue Vergleichsstudie der Universität Liechtenstein,<br />
die «grüne» Unternehmen in Mittel- und<br />
Osteuropa analysiert, erhärtet den Modellcharakter<br />
des Rheintals als Tal gelebten «grünen» Unternehmertums.<br />
|<br />
NOVEMBER <strong>2013</strong>
VOR 40 JAHREN<br />
24<br />
25. <strong>November</strong> 1973<br />
Erster autofreier Sonntag<br />
Die Strassen gehörten am «Mit beispielhafter Disziplin, mit<br />
25. <strong>November</strong> 1973 nicht mehr Humor und mit Gelassenheit<br />
den Autos, sondern anderen reagierte unsere Bevölkerung auf<br />
Verkehrsteilnehmern.<br />
den ersten autofreien Sonntag»,<br />
berichtete das Liechtensteiner<br />
Volksblatt anerkennend. Fotos zeigten Spaziergängergruppen,<br />
Pferdegespanne und Radfahrer, die<br />
sich mitten auf den Strassen bewegten. Während<br />
die Autos auf den Strassen weitgehend fehlten, weil<br />
nur Einsatzfahrzeuge der Polizei, Feuerwehren und<br />
Rettung sowie Taxis und Transporte mit Nahrungsmitteln<br />
zugelassen waren, hatten die Postautos<br />
einen grösseren Ansturm als sonst zu bewältigen.<br />
Liechtenstein hatte sich im Gefolge der Ölkrise<br />
im Herbst 1973 den Aufrufen vieler europäischer<br />
Staaten angeschlossen, zur Senkung des Erdölverbrauchs<br />
während drei oder vier Sonntagen auf die<br />
privaten Motorfahrzeuge zu verzichten. Auslöser<br />
für die Ölkrise war der Jom-Kippur-Krieg, der bisher<br />
letzte Krieg zwischen Israel und seinen arabischen<br />
Nachbarn. Die OPEC, die Organisation der<br />
Erdöl exportierenden Länder, drosselte die Erdöl-<br />
Fördermengen, um die westlichen Staaten wegen<br />
deren Unterstützung Israels unter Druck zu setzen.<br />
Die Folge waren ein erheblicher Anstieg des Ölpreises<br />
sowie autofreie Sonntage. Zusätzlich führten<br />
verschiedene Staaten noch andere Massnahmen ein,<br />
beispielsweise erhielten die Österreicher Schulkin-<br />
Foto: Landesarchiv<br />
der mehr Ferien, in Deutschland wurden teilweise<br />
Tempolimits eingeführt und in Italien wurden verbilligte<br />
Benzingutscheine ausgegeben, um Touristen<br />
nicht von einer Fahrt nach Italien abzuhalten.<br />
<strong>Der</strong> Ölpreis kletterte nach der Ölkrise 1973<br />
weiter nach oben und verlangte von den Ländern<br />
andere Massnahmen als autofreie Sonntage, um<br />
die Abhängigkeit vom Erdöl zu verringern. <strong>Der</strong> Gedanke<br />
von autofreien Sonntagen aber blieb erhalten,<br />
so dass es in den 1980er-Jahren nochmals zu autofreien<br />
Aktionen kam. Eine Klasse des Liechtensteinischen<br />
Gymnasiums sammelte 1984 Unterschriften<br />
und brachte für die Forderung an die Regierung,<br />
erneut autofreie Sonntage einzuführen, fast 5000<br />
Unterschriften zusammen. Die Meinungen gingen<br />
allerdings weit auseinander: Die Gymnasiasten<br />
hatten drei autofreie Sonntage gefordert, andere<br />
wollten noch mehr Sonntage ohne Autos, wieder<br />
andere stellten solche Aktionen grundsätzlich in<br />
Frage.<br />
Die Regierung beschloss aufgrund der Unterschriftensammlung,<br />
aktiv zu werden. <strong>Der</strong> 21. April<br />
1985 wurde unter dem Motto «Autofreies Liechtenstein»<br />
zum autofreien Sonntag auf freiwilliger Basis<br />
erkoren. Wiederum hatte ein Grossteil der Bevölkerung<br />
Spass an der Aktion, doch ganz verkehrsfrei<br />
blieben die Strassen dennoch nicht. Vor allem der<br />
Durchgangsverkehr konnte nicht gestoppt werden,<br />
zudem hatten nicht alle Autofahrer aus Österreich<br />
und der Schweiz von der liechtensteinischen «Autofrei-Aktion»<br />
gehört. Aber auch einheimische Autofahrer<br />
setzten sich über die Aufrufe hinweg und benützten<br />
ihr Auto wie üblich.<br />
<strong>Der</strong> Vergleich der Verkehrszählungen am Vorsonntag<br />
und am autofreien Sonntag zeigte, dass fast<br />
zwei Drittel weniger Autos die verkehrsreichsten<br />
Kreuzungen passierten. Dieser Anfangserfolg liess<br />
sich aber nicht durchhalten, die folgenden Aufrufe<br />
zum freiwilligen Verzicht auf das Auto erreichten<br />
immer weniger Leute. Somit blieb nicht nur der<br />
erste autofreie Sonntag 1973 eine Episode der Geschichte,<br />
auch die nachfolgenden freiwilligen Aktionen<br />
brachten nicht den erhofften Erfolg. |<br />
NOVEMBER <strong>2013</strong>
Lebensraum ist Kulturraum<br />
Kulturforum am 9. <strong>November</strong> <strong>2013</strong><br />
Einblick in die Sicht- und Arbeitsweise der teilnehmenden<br />
Expertinnen und Experten geben und darüber<br />
hinaus auch die direkte Beteiligung der Teilnehmerinnen<br />
und Teilnehmer ermöglichen.<br />
Das Kulturforum ist eine Veranstaltung des<br />
Ministeriums für Äusseres, Bildung und Kultur<br />
in Zusammenarbeit mit der Universität Liechtenstein.<br />
Es startet um 15.30 Uhr im Auditorium<br />
der Universität Liechtenstein. Abgerundet werden<br />
die Podiumsgespräche mit einem Apéro riche und<br />
künstlerischen Interventionen zu Kultur und<br />
Raum. |<br />
Kulturministerin Aurelia Frick eröffnet das Kulturforum <strong>2013</strong>.<br />
Egal ob wir früh am Morgen zur Arbeit fahren oder am Wochenende<br />
auf einer Fahrradtour neue Kraft schöpfen, wir bewegen uns im<br />
öffentlichen Raum. Dabei nehmen wir unweigerlich wahr, dass sich<br />
dieser Raum dauernd und immer rasanter verändert. Gerade in den<br />
Siedlungsgebieten wird die gebaute Umwelt allerorten greifbar. Die<br />
Menschen hinterlassen ihre Spuren.<br />
Im gestalteten Raum treffen sich Vergangenheit und Zukunft,<br />
Altes und Neues, aber auch private und öffentliche Interessen. Dieses<br />
Spannungsfeld verlangt nach Verantwortung und Qualitätsbewusstsein,<br />
in erster Linie natürlich von den Fachleuten, letztendlich aber<br />
von der ganzen Gesellschaft. Wir müssen gemeinsam an unserer Zukunft<br />
arbeiten, denn was Mein und Dein ist, findet sich in unserem<br />
gemeinsamen Lebensraum wieder. Zahlreiche Gespräche haben bestätigt,<br />
dass dies ein Anliegen von vielen Einwohnerinnen und Einwohnern<br />
unserer Region ist.<br />
Die Kultur kann einen wichtigen Beitrag zur Gestaltung unserer<br />
Umwelt leisten und ist auch gerne bereit, dies zu tun. So trägt beispielsweise<br />
gute Baukultur zur Umwelt Sorge. Sie geht über die blosse<br />
Planung von Gebäuden weit hinaus und umfasst auch die Gestaltung<br />
von Lebensräumen. <strong>Der</strong> Staat trägt mit rechtlichen und finanziellen<br />
Mitteln zum Schutz und zum Erhalt des gebauten Erbes bei<br />
und besondere Bedeutung aus der Sicht von Kunst und Kultur erhalten<br />
die Kunst am Bau und die Kunst im öffentlichen Raum. So wird<br />
Baukultur zu einer umfassenden Disziplin, welche sich dem öffentlichen<br />
Interesse nicht entziehen kann und mit der Gestaltung des<br />
Raumes letztendlich eine identitätsstiftende Funktion übernimmt.<br />
Architektur, Raum und Kultur stehen im Fokus des Kulturforums<br />
vom 9. <strong>November</strong> <strong>2013</strong>. Zwei Podiumsrunden werden einen<br />
Kulturforum <strong>2013</strong><br />
Samstag, 9. <strong>November</strong> <strong>2013</strong><br />
Universität Liechtenstein, Vaduz<br />
n 15.30 Begrüssung<br />
Dr. Aurelia Frick, Ministerin für Äusseres, Bildung<br />
und Kultur<br />
n 15.45 Podiumsgespräche I «Raumkultur»<br />
Dr. Claudia Schwalfenberg, Verantwortliche für<br />
Baukultur beim Schweizerischen Ingenieur- und<br />
Architektenverein<br />
Jon Ritter, Präsident der Liechtensteinischen Ingenieur-<br />
und Architektenvereinigung<br />
Dr. Verena Konrad, Direktorin des Vorarlberger<br />
Architektur Instituts<br />
n 17.30 Podiumsgespräche II «Kulturraum»<br />
Prof. Dr. Hans-Jörg Rheinberger, Molekularbiologe<br />
und Wissenschaftshistoriker<br />
Beate Frommelt, Kunstschaffende<br />
Sandi Paucic, Projekteiter Biennalen bei der<br />
Schweizerischen Kulturstiftung Pro Helvetia<br />
n 18.30 Kulinarik und Kultur<br />
Apéro riche, Verein Vielfalt<br />
Ausstellung, Forschungsprojekt PARK<br />
Interventionen Kultur-Raum, Kulturschaffende<br />
www.kulturforum.li
KUNSTDENKMÄLER<br />
26<br />
Ein Standardwerk<br />
zu Kunst und Geschichte<br />
Nun ist der Rundgang durch die<br />
Denkmäler Liechtenstein –<br />
denkmalgeschützte Bauwerke,<br />
kirchliche Bauten und architektonisch<br />
interessante Privathäuser<br />
– vollständig. <strong>Der</strong> zweite Band<br />
«Die Kunstdenkmäler des Fürstentums<br />
Liechtenstein», der dem<br />
Liechtensteiner Unterland gewidmet<br />
ist, wird der Öffentlichkeit<br />
vorgestellt und zum Verkauf<br />
angeboten. Vom zweibändigen<br />
Werk, das im Rahmen der Reihe<br />
über die «Kunstdenkmäler der<br />
Schweiz» von der Historikerin<br />
Die Kapelle Heiligkreuz auf Rofenberg<br />
in Eschen.<br />
wurde, ist schon 2007 der Band<br />
Cornelia Hermann erarbeitet<br />
über die Kunstdenkmäler des<br />
Oberlandes erschienen. Beim Standardwerk zu Geschichte<br />
und Kunst in Liechtenstein wurde interessanterweise<br />
zuerst der Oberländer-Band als Band 2<br />
herausgegeben, bevor nun der erste Band folgte.<br />
In der Gesamtreihe stellen die beiden Bände<br />
eine Besonderheit dar, unterstreicht der Präsident<br />
der Gesellschaft für Schweizer Kunstgeschichte,<br />
Benno Schubiger, weil sie das gesamte Gebiet eines<br />
autonomen Staates umfassten. <strong>Der</strong> Text sei deshalb<br />
auf die eigenständigen Verhältnisse in Liechtenstein<br />
zugeschnitten und gehe bisweilen über den<br />
klassischen Inhalt der Kunstdenkmälerbände hinaus.<br />
Beispielsweise würde der Archäologie mehr<br />
Raum zugemessen, was unter anderem mit der<br />
mehr als hundertjährigen Tradition und der aussergewöhnlich<br />
guten Kenntnislage der früheren<br />
Epochen in der Geschichte des Landes Liechtenstein<br />
zu tun habe.<br />
<strong>Der</strong> erste Band mit den Kunstdenkmälern des<br />
Unterlandes umfasst nicht nur die Bauwerke, sondern<br />
auch einen Überblick über Landestopografie<br />
und Geschichte, das Siedlungswesen, die Sprache<br />
sowie einen kunsthistorischen Überblick. Die Landesgeschichte,<br />
betont Benno Schubiger, führe die<br />
Leser bis in die Gegenwart. Die kunsthistorische<br />
Foto: GSK – Paul Trummer<br />
Zusammenschau zeige dabei eine Landschaft, die<br />
bis ins 19. Jahrhundert in besonderem Mass von<br />
Künstlern aus den grenzüberschreitenden Regionen<br />
geprägt worden sei.<br />
Im Vorwort weist Kulturministerin Aurelia<br />
Frick darauf hin, dass Liechtenstein ein Kulturland<br />
und reich an Kulturdenkmälern sei: «Die wissenschaftliche<br />
Aufarbeitung unseres Kulturgutes ist<br />
aus diesem Grund von grosser Wichtigkeit.» Autorin<br />
Cornelia Hermann gibt in ihrem Vorwort einen<br />
Überblick über die Erarbeitung dieses Bandes und<br />
befasst sich mit der Bezeichnung «Unterland» für<br />
den nördlichen Landesteil, der ehemaligen Herrschaft<br />
Schellenberg, die 1699 von den Fürsten von<br />
Liechtenstein gekauft worden ist. Wie Cornelia<br />
Hermann herausgefunden hat, scheinen die Begriffe<br />
Unterland und Oberland erstmals im Wahlgesetz<br />
von 1878 auf, den seither unveränderten Wahlkreisen.<br />
Vorher wurden diese Bezeichnungen nicht verwendet.<br />
Landvogt Josef Schuppler schreibe in seiner<br />
«Landbeschreibung» nur von einer unteren und<br />
oberen Landschaft, ebenso scheine in Peter Kaisers<br />
«Geschichte des Fürstenthums Liechtenstein» weder<br />
Unterland noch Oberland auf: Die Unterländer<br />
benenne Kaiser als die Bewohner vom Eschnerberg.<br />
<strong>Der</strong> Streifzug durch die Geschichte des Unterlandes<br />
und die Auflistung der Bauten in den fünf<br />
Unterländer Gemeinden wird wiederum geschichtlich<br />
und architektonisch interessierte Leserinnen<br />
und Leser zweifellos faszinieren, wie das schon<br />
beim Oberländer Band der Fall war. Zwei Bücher,<br />
die man nicht einfach liest, sondern immer wieder<br />
gerne zur Hand nimmt, um Historisches zu erfahren,<br />
Gesehenes in Erinnerung zu rufen und die unterschiedliche<br />
Architektur einordnen zu lernen. |<br />
Kunstdenkmäler Unterland<br />
Das Buch «Die Kunstdenkmäler des Fürstentums<br />
Liechtenstein – Das Unterland» wird am<br />
13. <strong>November</strong> <strong>2013</strong> um 17 Uhr im Rittersaal der<br />
Pfrundbauten in Eschen vorgestellt.<br />
NOVEMBER <strong>2013</strong>
RATGEBER<br />
Pensionsplanung:<br />
Rente, Kapital, Mischform?<br />
27<br />
Jede und jeder Beschäftigte steht kurz vor der<br />
Pensionierung vor der Frage: Wie soll ich das Vorsorgeguthaben<br />
beziehen – als Rente, als Kapital<br />
oder als Mischform? Die Beantwortung dieser<br />
Frage hängt von der persönlichen Ausgangslage<br />
und den eigenen Zielsetzungen ab.<br />
Alle drei Bezugsformen des eigenen Vorsorgeguthabens<br />
bei einer Pensionskasse charakterisieren sich<br />
durch Vor- und Nachteile. Je nach persönlicher<br />
Ausgangslage muss abgewogen werden, ob beim gesamten<br />
Kapitalbezug, bei einer monatlichen Rente<br />
oder bei einer Mischform aus beiden die Vorteile<br />
überwiegen. Den Grundsatz, dass feste monatliche<br />
Verpflichtungen mit sicherem Einkommen gedeckt<br />
werden sollten, gilt es aber in jedem Fall zu berücksichtigen.<br />
Mit einer Pensionsplanung kann dies<br />
überprüft werden. Bei dieser Planung gilt: Je früher,<br />
desto besser. Eine Grobplanung sollte daher mehrere<br />
Jahre vor der eigentlichen Pensionierung erfolgen.<br />
Wenige Jahre vor der Pensionierung sollte es<br />
nur noch um die Feinplanung gehen. Zu diesen<br />
Fragen gehört auch jene nach der Bezugsform.<br />
Drei Schritte der Pensionsplanung<br />
Eine Pensionsplanung sollte in drei Schritten vorgenommen<br />
werden:<br />
1. Ermittlung Einkommensträger in der Pension<br />
Zuerst gilt es abzuklären, welche Institutionen<br />
(AHV, Pensionskasse, usw.) Altersleistungen erbringen,<br />
wie hoch diese ausfallen und ab wann<br />
diese ausbezahlt werden. Aber nicht nur die genannten<br />
Vorsorgewerke sind Einkommensträger in<br />
der Pension, sondern z.B. auch Vermögen und dessen<br />
Erträge können wichtige Einkommenseckpfeiler<br />
in der Pension darstellen.<br />
2. Ermittlung Einkommensbedarf<br />
In der Folge gilt es, den Einkommensbedarf in der<br />
Pension zu ermitteln. Personen mit einem Einkommen<br />
unter 100'000 Fr. benötigen erfahrungsgemäss<br />
80 – 90 % vom bisherigen Einkommen, damit sie<br />
Foto: Sozialfonds<br />
ihren Lebensstandard aufrechterhalten<br />
können. Die Einkommensklasse<br />
über 100'000 Fr. benötigt<br />
etwa 70 %.<br />
3. Bilanz ziehen – Vorsorgesituation in Ordnung?<br />
Kapital- oder Rentenbezug?<br />
Sobald die Einkommensträger sowie der Einkommensbedarf<br />
im Alter ermittelt wurden, kann festgestellt<br />
werden, ob die aktuelle Vorsorgesituation<br />
im Alter ausreicht. Zurückkommend zur Entscheidungsfindung<br />
betreffend der Bezugsform Rente,<br />
Kapital oder Mischform ist es möglich, durch diese<br />
Planung abzuschätzen, ob zum Beispiel beim Kapitalbezug<br />
das übriggebliebene «sichere Einkommen»<br />
in der Pension ausreicht, um die fixen Lebenskosten<br />
zu decken.<br />
Bitte beachten sie, dass die Bezugsmöglichkeiten<br />
aus der Pensionskasse vom jeweiligen Vorsorgereglement<br />
abhängig sind. Informieren Sie sich rechtzeitig<br />
über die Möglichkeiten sowie eventuelle Anmeldefristen.<br />
Durch die Einhaltung dieses Grundsatzes wird<br />
sichergestellt, dass auch das «Langleberisiko», welches<br />
ja ein erfreuliches Risiko darstellen soll, in<br />
finanzieller Hinsicht auch erfreulich bleibt. |<br />
Walter Fehr<br />
Geschäftsführer Stiftung<br />
Sozialfonds<br />
NOVEMBER <strong>2013</strong>
RÄTSEL-SPASS<br />
28<br />
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Kreuzworträtsel <strong>November</strong> <strong>2013</strong><br />
Senden Sie das Lösungswort mit dem Betreff «Kreuzworträtsel<br />
<strong>November</strong> <strong>2013</strong>» an folgende Mail-Adresse und gewinnen<br />
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Post karte und senden diese an Alpenland Verlag AG, Postfach,<br />
9494 Schaan.<br />
<strong>Der</strong> Gewinner / die Gewinnerin wird durch den Alpenland<br />
Verlag schriftlich benachrichtigt. <strong>Der</strong> Name des Gewinners / der<br />
Gewinnerin wird unter www.dermonat.li sowie in der nächsten<br />
Ausgabe von «der <strong>Monat</strong>» auf der Rätselseite veröffentlicht.<br />
Einsendeschluss ist der 18. <strong>November</strong> <strong>2013</strong><br />
Kreuzworträtsel Oktober <strong>2013</strong><br />
Lösungswort: DENKMAL<br />
Gewinner eines Einkaufsgutscheines<br />
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<strong>November</strong> <strong>2013</strong><br />
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Von Monet bis Picasso<br />
Aus der Sammlung Batliner – Albertina Wien<br />
4. Oktober bis 1. Dezember <strong>2013</strong><br />
TIPP: Öffentliche Führungen jeden Sonntag um 15 Uhr<br />
Aus der Sammlung: Rational – Emotional<br />
4. Oktober bis 1. Dezember <strong>2013</strong><br />
ars viva 12/13. Systeme<br />
bis 15. Dezember <strong>2013</strong><br />
Ilja Tschaschnik. Aus der Sammlung der Sepherot Foundation<br />
bis 15. Dezember <strong>2013</strong><br />
Veranstaltungen<br />
Dienstag, 5. <strong>November</strong> <strong>2013</strong>, 14 – 16 Uhr<br />
Kunst 60 plus Von Monet bis Picasso<br />
Wiederholung vom 8. Oktober<br />
Dienstag, 5. <strong>November</strong> <strong>2013</strong>, 18 Uhr<br />
Konzert mit Lesung und Musik<br />
Russische Avantgarde-Dichtung und Musik 1900 – 1920<br />
mit Gudrun Lehmann und Alexander Ghindin<br />
Donnerstag, 7. <strong>November</strong> <strong>2013</strong>, 18 Uhr<br />
Gespräch und Führung Ilja Tschaschnik und Keramik<br />
mit Philipp Eigenmann, Keramik Werkstatt Schädler<br />
und Friedemann Malsch<br />
Sonntag, 10. <strong>November</strong> <strong>2013</strong>, 14 – 17 Uhr<br />
Familien Familien-Nachmittag<br />
Ein Sonntagsausflug in die Welt der Kunst<br />
ohne Anmeldung<br />
Donnerstag, 21. <strong>November</strong> <strong>2013</strong>, 18 Uhr<br />
Vortrag Die Sammlung Batliner<br />
von Dr. Klaus Albrecht Schröder<br />
in Kooperation mit der Liechtensteinischen<br />
Kunstgesellschaft<br />
Weitere Veranstaltungen<br />
unter www.kunstmuseum.li<br />
Städtle 32, 9490 Vaduz<br />
Tel +423 235 03 00<br />
www.kunstmuseum.li<br />
Alpenland Verlag AG Telefon +423 239 50 30<br />
Feldkircher Strasse 13 Fax +423 239 50 31<br />
Fl-9494 Schaan www.buchzentrum.li<br />
KUNSTMUSEUM<br />
LIECHTENSTEIN
SCHLUSSPUNKT<br />
30<br />
Oliver von Wurmbrand-Stuppach<br />
Fundamentales Umdenken nötig<br />
In meinen Augen müssen wir dringend Wege finden, die Industrieproduktion<br />
und Umweltverschmutzung zu entkoppeln. Dafür ist es<br />
aber nicht ausreichend, lediglich einige Produktionsketten umzubauen<br />
– hier ist ein fundamentales Umdenken nötig und zwar global. Für<br />
die Bewältigung der Klimaerwärmung<br />
und die Eindämmung Für die Eindämmung des weltweiten Raubbaus<br />
des weltweiten Raubbaus an der<br />
Natur brauchen wir vor allem internationale<br />
Regeln. Wenn es um<br />
an der Natur brauchen wir internationale Regeln<br />
den globalen Footprint geht, reicht es nicht, national ein Vorbild zu<br />
sein wie Liechtenstein. Es braucht eine Gesamtbetrachtung und globale<br />
Massnahmen. Aus diesem Grund unterstütze ich als Mitbegründer<br />
des WNO Liechtenstein Fördervereins die «World Nature Organization»<br />
(WNO), die erste internationale, zwischenstaatliche<br />
Organisation im Umweltschutzbereich.<br />
Das Modell der WNO als globale Plattform<br />
mit nationalen Fördervereinen ist eine Struktur,<br />
die den komplexen Umweltproblemen Rechnung<br />
tragen soll. Denn die sich abzeichnenden Folgen<br />
sind verheerend: so rechnet zum Beispiel die NATO<br />
mit 200 Millionen Klimaflüchtlingen. Ein Problem,<br />
das uns vor allem in Westeuropa vor grosse Herausforderungen<br />
stellen wird. Ich denke, auch ohne solche<br />
Hiobsbotschaften ist klar, dass wir etwas ändern<br />
sollten – gerade im Hinblick auf die Zerstö-<br />
Oliver von Wurmbrand-<br />
Stuppach<br />
rung von Lebensgrundlagen in Entwicklungsländern.<br />
Trotz Klimakonvention und Kyoto-Protokoll<br />
Gründer des WNO-Fördervereins<br />
Liechtenstein<br />
ist es bisher leider nicht gelungen, den globalen Anstieg<br />
der Treibhausgas-Emissionen einzudämmen.<br />
Abfälle, Luftverschmutzung oder die Abholzung von Regenwäldern<br />
untergraben die nationalen und regionalen Bemühungen. Alle Länder<br />
müssen daher gemeinsam einen Beitrag leisten. Auf diesem Weg<br />
sind solide Wissensgrundlagen wichtig, um die Auswirkungen und<br />
Bedrohungen realistisch einschätzen zu können. Und wir brauchen<br />
eine Plattform, um die Bemühungen zu koordinieren und brachliegende<br />
Synergien zu nutzen – auch im engen Dialog mit der Wirtschaft.<br />
Die Transformation zu einem nachhaltigen Wachstum ist für<br />
die Wirtschaft sicher nicht einfach. Dem steigenden Konsum steht<br />
jedoch ein zunehmendes Bewusstsein für Umweltfragen gegenüber.<br />
Das birgt grosse Chancen für Wirtschaft und Gesellschaft.<br />
Falls wir Ihr Interesse geweckt haben, können Sie sich gerne auf www.<br />
wno.li weiter informieren. |<br />
Foto: WNO<br />
NOVEMBER <strong>2013</strong>
EINE INNOVATION<br />
EROBERT DIE<br />
DRUCKBRANCHE:<br />
DRUCKFARBE WIRD MIT LICHT GEHÄRTET<br />
Neueste Technologien erobern auch die Druckindustrie.<br />
Das Druck- und Medienunternehmen<br />
Gutenberg AG hat die erste neue Druckmaschine<br />
in Liechtenstein in Betrieb genommen, die mit<br />
Licht die Druckfarben härtet. Zu den Gewinnern<br />
zählen vor allem die Umwelt und die Kunden.<br />
Die neue Technologie der Lichthärtung<br />
bringt erhebliche Vorteile<br />
gegenüber den bisherigen Druckverfahren.<br />
Die Druckbogen können<br />
direkt weiterverarbeitet werden,<br />
weil die Farbe sofort härtet.<br />
Die weiteren Vorteile dieses Verfahrens,<br />
von denen Sie als Kunde profitieren,<br />
sind:<br />
■ Die Farben sind mineralöl- und<br />
geruchsfrei.<br />
■ Höhere Scheuerfestigkeit, dadurch<br />
ist kein Schutzlack mehr nötig.<br />
■ Reinere Farben, bessere Detailzeichnung<br />
beim Druck auf Naturpapier.<br />
Gutenberg AG<br />
Feldkircher Strasse 13<br />
FL-9494 Schaan<br />
Tel. +423 239 50 50<br />
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■ Hochwertige Veredelungsmöglichkeiten,<br />
die sich bisher nur<br />
eingeschränkt realisieren liessen<br />
wie Matt-/Glanz-Effekte.<br />
Nutzen Sie mit uns die neuen Möglichkeiten<br />
des Drucks, wir beraten<br />
Sie gerne bei der Umsetzung Ihrer<br />
Ideen!
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