Ein-Wandererland - Haus der Geschichte Baden-Württemberg
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MIGRATION ALS THEMA IM<br />
GESCHICHTSUNTERRICHT DER KURSSTUFE<br />
Im neuen Bildungsplan für die gymnasiale Kursstufe wird unter den Wahlmodulen<br />
des Faches <strong>Geschichte</strong> auch das Thema Migration aufgeführt. Im allgemeinen Teil<br />
des Bildungsplans findet sich dazu folgende Erläuterung: "Die Schülerinnen und<br />
Schüler sollen erfahren, dass Emigration und Immigration, Binnenmigration,<br />
Flucht und die Suche nach Asyl Phänomene sind, die zu unterschiedlichen Zeiten<br />
weltweit zu beobachten sind. Bei <strong>der</strong> Beschäftigung mit den Formen <strong>der</strong> Migration<br />
in verschiedenen Län<strong>der</strong>n und in unterschiedlichen historischen Zusammenhängen<br />
lernen sie <strong>der</strong>en Ursachen, Motive und Bewältigung kennen" (Bildungsplan,<br />
Kursstufe, S. 11). Die Entscheidung, das Thema Migration in den neuen Bildungsplan<br />
für die gymnasiale Kursstufe aufzunehmen, ist durch die gegenwärtige<br />
gesellschaftliche Relevanz dieser Problematik bedingt. Die Diskussion, die seit<br />
einiger Zeit über Zuwan<strong>der</strong>ung und doppelte Staatsbürgerschaft in <strong>der</strong> Bundesrepublik<br />
Deutschland geführt wird, ist auf <strong>der</strong> einen Seite von <strong>der</strong> Angst vor Überfremdung<br />
und <strong>der</strong> Sorge um den eigenen Arbeitsplatz geprägt. An<strong>der</strong>erseits versprechen<br />
sich Befürworter <strong>der</strong> Zuwan<strong>der</strong>ung eine kulturelle Bereicherung <strong>der</strong><br />
Gesellschaft und weisen darauf hin, dass angesichts <strong>der</strong> geringen Geburtenrate in<br />
Deutschland schon aus Gründen <strong>der</strong> Erhaltung <strong>der</strong> wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit<br />
nicht auf Zuwan<strong>der</strong>er verzichtet werden dürfe.<br />
Mit <strong>der</strong> Wahl des Unterrichtsthemas "Migration" im Fach <strong>Geschichte</strong> stellt sich<br />
grundsätzlich die Frage, inwieweit sich <strong>der</strong> Geschichtsunterricht als Austragungsort<br />
für aktuelle politische Kontroversen verstehen darf. Die Untersuchung <strong>der</strong> Vergangenheit<br />
anhand von Fragen und Kriterien <strong>der</strong> aktuellen politischen Entwicklung<br />
birgt stets auch die Gefahr einer Simplifizierung an sich komplexer historischer<br />
Zusammenhänge und damit letztlich <strong>der</strong> Instrumentalisierung <strong>der</strong> <strong>Geschichte</strong> im<br />
Interesse <strong>der</strong> Politik. Der Historiker weiß, dass sich "vergangene Problembewältigungen<br />
und -bedingungen niemals im Verhältnis eins zu eins auf die Gegenwart<br />
o<strong>der</strong> Zukunft übertragen" lassen. 1 Bei <strong>der</strong> Behandlung des Themas "Migration" im<br />
Unterrichtsfach <strong>Geschichte</strong> darf es nicht darum gehen, direkte "Lehren" aus <strong>der</strong><br />
Vergangenheit ziehen zu wollen. Vielmehr muss sich <strong>der</strong> Geschichtsunterricht<br />
darum bemühen, historische Ereignisse und Zusammenhänge aus den jeweiligen<br />
geschichtlichen Bedingungen heraus zu verstehen. Erst allmählich und mittelbar<br />
kann aus einer intensiven Auseinan<strong>der</strong>setzung mit <strong>der</strong> Vergangenheit ein historisches<br />
Bewusstsein erwachsen, das indirekt zur <strong>Ein</strong>schätzung und Beurteilung<br />
gegenwärtiger Problemlagen beiträgt. Das hier vorgestellte Angebot vom <strong>Haus</strong> <strong>der</strong><br />
<strong>Geschichte</strong> <strong>Baden</strong>-Württemberg für eine Unterrichtseinheit zum Thema "Historische<br />
Migration" möchte ein solches vertieftes Verständnis von <strong>Geschichte</strong> unterstützen.<br />
Blick in die Ausstellung:<br />
<strong>der</strong> Koffer von Güler Aydin<br />
1 Dirk LANGE, Migrationsgeschichte<br />
lernen, in: Praxis <strong>Geschichte</strong> 16/4<br />
(2003), S. 7.<br />
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