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Umgang mit Birken<br />
im Hochmoor<br />
Angelika Bretschneider<br />
Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume Schleswig-Holstein<br />
Jahrestagung der DGMT 2013 Freising
Degeneriertes Hochmoor<br />
Klausdorfer Moor, Kreis Rendsburg-Eckernförde<br />
Foto: A. Bretschneider<br />
A. Bretschneider, LLUR-SH, September 2013
Birken auf Torfdamm und Bultstadium<br />
Torfmoosbulte, Heide und Wollgras im Breitenburger Moor<br />
von lockerem Birkenschirm überstanden<br />
Birken auf Torfdamm im Hasenmoor<br />
Foto: A. Bretschneider<br />
Hasenmoor, Kreis Segeberg<br />
Foto: A. Bretschneider<br />
A. Bretschneider, LLUR-SH, September 2013
Moorwald<br />
Moorwald Heidkaten, Kreis Segeberg<br />
A. Bretschneider, LLUR-SH, September 2013
Moorwald mit hohem Wasserstand<br />
Moorwald Heidkaten, Kreis Segeberg<br />
A. Bretschneider, LLUR-SH, Juni 2013
Herkömmlicher Ansatz der Renaturierung<br />
A. Bretschneider, LLUR-SH, September 2013
Entbirkung<br />
Entbirkung als<br />
Grundmaßnahme ohne<br />
ausreichende Anhebung des<br />
Wasserstandes<br />
Himmelmoor, Kreis Pinneberg<br />
Foto: H. Mordhorst-Bretschneider<br />
NSG „Dosenmoor“, Neumünster<br />
Himmelmoor, Kreis Pinneberg<br />
Foto: H. Mordhorst-Bretschneider<br />
A. Bretschneider, LLUR-SH, September 2013
Birkennachwuchs<br />
Des Programmteils „Biologische Vielfalt"<br />
?<br />
Himmelmoor, Kreis Pinneberg<br />
Foto: A. Bretschneider<br />
NSG „Esprehmer Moor“, Kreis Schlesw.-Flensburg<br />
Foto: A. Bretschneider<br />
Die Erfahrung zeigt, dass Birken nach dem Absägen<br />
stärker wieder austreiben und dichte, strauchartige<br />
Bestände bilden.<br />
Nun beginnt das Entkusseln als ständig<br />
wiederkehrende Pflegemaßnahme. Von ehrenamtlichen<br />
Naturschützern mittlerweile als Sisyphusarbeit<br />
angesehen.<br />
A. Bretschneider, LLUR-SH, September 2013
Entbirkung<br />
vor 5 Jahren mit Freischneidern entkusselte<br />
Fläche im nördlichen Randgehänge des<br />
Dosenmoores<br />
ehemals lichter Birkenbestand,<br />
heute dichter Bestand von Jungbirken<br />
NSG „Dosenmoor“, Neumünster<br />
Foto: F. Steinmann<br />
Erfahrungsbericht:<br />
Einsatz von Langzeitarbeitslosen 1990/1991:<br />
Die Birken wurden mit Astscheren dicht am<br />
Grund abgeschnitten.<br />
Damals nicht bedacht: Die Apikale Dominanz<br />
Durch das Entfernen der Spitzenknospen<br />
entfällt die pflanzeneigene Produktion von<br />
Hemmstoffen, die Pflanzen schlagen mit vielen<br />
Neuaustrieben aus einem Stamm wieder aus.<br />
Diese Methode führte bei relativ niedrigen<br />
Wasserständen auf der Hochfläche zu einer<br />
Vermehrung des Birkenbestandes.<br />
NSG „Dosenmoor“, Neumünster<br />
Foto: F. Steinmann<br />
NSG „Dosenmoor“, Neumünster<br />
Foto: A. Bretschneider<br />
A. Bretschneider, LLUR-SH, September 2013
Veranlassung <strong>zum</strong> Nachdenken<br />
Entkusseln von Hochmoorflächen seit mehr als 30 Jahren<br />
als Renaturierungsmaßnahme<br />
• Beobachtung: Entkusselung allein fördert im degenerierten Hochmoor<br />
verstärkten Wiederaustrieb der Birke und<br />
• ständige Wiederholung der Pflegemaßnahme erforderlich<br />
• hoher Kostenfaktor, ehrenamtlich Aktive werden weniger<br />
• ökologische Effiziens der Maßnahme fraglich<br />
(Ausnahme: Pflege <strong>zum</strong> Erhalt wertvoller Pflanzenarten)<br />
A. Bretschneider, LLUR-SH, September 2013
Gutachten über Entkusseln 1985/86<br />
8. Zusammenfassung - Übersicht über die Auswirkungen von Entkusselungsmaßnahmen<br />
Grundwasserspiegel<br />
Mikroklima<br />
Nährstoffe<br />
Vegetationsentwicklung<br />
positiv zu beurteilen (<strong>zum</strong>indest ab<br />
einem bestimmten Alter der Birken<br />
- allgemein höher<br />
- geringere Jahres- und<br />
Wochenamplituden<br />
- in feuchteren Jahren auf relativ wenig<br />
degenerierten Flächen „hochmoorartig"<br />
- höhere Niederschlagsmenge auf Boden<br />
(-) nachts häufigere Tau- und<br />
Nebelbildung<br />
- höhere Belichtungsintensität<br />
(-) keine weitere Zufuhr durch Birkenlaub<br />
(-) Verlangsamung der oxydativen<br />
Torfzersetzung<br />
- Ausbreitung hochmoortypischer<br />
Sphagnen<br />
- Ausbreitung von Ericaceen und<br />
Eriophorum angustifolium<br />
(-): Zusammenhang vermutet bzw. der Literatur entnommen<br />
negativ zu beurteilen bzw. auch nach dem<br />
Entkusseln weiterhin problematisch<br />
- nach wie vor deutlich witterungsabhängig<br />
- Verbesserung durch das Entkusseln abhängig<br />
vom Degenerationsstadium (Zersetzungsgrad des<br />
Torfes) der Flächen<br />
(-) Herabsetzung der relativen Luftfeuchte, d.h.<br />
Steigerung der Verdunstung; kann in<br />
Trockenjahren eine wichtige Rolle spielen<br />
(-) bisherige Torfmineralisierung irreversibel<br />
- Beeinträchtigung der Sphagnen durch<br />
maschinelles Entkusseln und Schafbeweidung<br />
- Ausbreitung von Kahlschlag-Pflanzen<br />
- Stockausschlag der Birken und Aufwachsen von<br />
Keimlingen in großer Zahl<br />
Aus: Gutachten Wagner, C.: 1985/86: Auswirkungen des Entkusselns auf den Wasserhaushalt und die<br />
Vegetation (insbesondere der Torfmoose) in den verschiedenen Degenerationsstadien des<br />
entwässerten Hochmoores und des Zwischenmoores<br />
A. Bretschneider, LLUR-SH, September 2013
Gutachten über Ökologie der Moorbirke<br />
Schlussfolgerungen für den Naturschutz:<br />
•Grad der Birkendeckung ist nicht ausschlaggebend für Möglichkeit der oberflächenhaften<br />
Wasserhaltung, stattdessen die Relief- und Vorflutverhältnisse<br />
•Plädoyer für die Regeneration über das Zwischenstadium sekundär versumpfender<br />
Moorbirkenwälder<br />
•Hoher Naturschutzwert der versumpfenden Moorbirkenwälder wegen ihrer Ähnlichkeit zu<br />
primären Stadien der Hochmoorbildung<br />
•Vorsichtiges Entkusseln lediglich zur Verhinderung der Verdrängung sehr wertvoller<br />
lichtliebender Pflanzenbestände durch sich ausbreitende Birken<br />
Aus: Wagner, Christian: 1994<br />
Zur Ökologie der Moorbirke Betula pubescens EHRH. In Hochmooren Schleswig.Holsteins<br />
unter besonderer Berücksichtigung von Regenerationsprozessen in Torfstichen<br />
A. Bretschneider, LLUR-SH, September 2013
Hochmoorrelevante Funktionen der Birken<br />
‣Windschutz<br />
‣Pufferzone gegen vertikale Einträge<br />
‣Erhaltung des feuchten Klimas<br />
Himmelmoor, Kreis Pinneberg<br />
Foto: A. Bretschneider<br />
Randbereich des stehen gelassenen Knustes im Himmelmoor<br />
A. Bretschneider, LLUR-SH, September 2013
Ohne Anstau Entbirkung sinnlos<br />
Trentmoor, Kreis Plön<br />
Foto: A. Bretschneider<br />
Trentmoor, Kreis Plön<br />
Foto: A. Bretschneider<br />
Torfmoosbestände unter Birken,<br />
aber noch bestehende Entwässerung durch tiefen Randgraben<br />
A. Bretschneider, LLUR-SH, September 2013
Birkenbestände mit Torfmoos<br />
Foto: A. Bretschneider<br />
Klausdorfer Moor, Kreis Rendsburg-Eckernförde<br />
Foto: A. Bretschneider<br />
Trotz feuchter bis nasser Verhältnisse Birkenbestände<br />
Mineralisationsgrad des Torfbodens spielt auch eine Rolle.<br />
A. Bretschneider, LLUR-SH, September 2013
Entbirken von Heidestadium sinnvoll ?<br />
Heide- und Wollgrasbestände<br />
mit Birken<br />
Foto: A. Bretschneider<br />
Bei sehr dichten Beständen kann das<br />
Auslichten sinnvoll sein.<br />
Hier ist Ringeln dem Absägen<br />
vorzuziehen.<br />
Fehltmoor, Kreis Rendsburg-Eckernförde<br />
Foto: A. Bretschneider<br />
A. Bretschneider, LLUR-SH, September 2013
Bedenken gegen das Entkusseln<br />
Erhebliche Beeinträchtigung zu befürchten durch:<br />
• Schaffung neuer Saatbetten durch Fällung und Bergung der Bäume, dadurch massive<br />
Ausbreitung von Birken gegenüber dem vorherigen Zustand;<br />
• Zerstörung von Torfmoospolstern in größerem Umfang beim Herausziehen der Stämme;<br />
• Austrocknung im Unterwuchs befindlicher torfmoosreicher Heidestadien oder<br />
Regenerationskomplexe durch großflächiges Freistellen durch plötzlich verändertes<br />
Mikroklimas (höhere Sonneneinstrahlung, stärkere Windeinwirkung);<br />
• durch Freistellung der Moorrandbereiche Verlust der Schutzfunktion der freigestellten(z. B.<br />
Schutz vor Düngereintrag, Windschutz) für wertvolleren Moorstadien;<br />
• Zerstörung wertvoller Vegetationsbestände beim Befahren oder Betreten;<br />
• Missachtung artenschutzrechtlicher Bestimmungen.<br />
A. Bretschneider, LLUR-SH, September 2013
Artenschutz berücksichtigen<br />
Nicht in Setz- und Brutzeiten<br />
entkusseln und Baumstämme abtransportieren<br />
Keine Baum-Entnahme bei Vorkommen seltener Tierarten,<br />
die in und an den Bäumen leben<br />
(z.B. Schmetterlingsarten, Käfer)<br />
A. Bretschneider, LLUR-SH, September 2013
Entkusseln aus Artenschutzgründen<br />
‣gezielte Pflege von Standorten seltener, lichtliebender Pflanzen wie z.B. dem<br />
Sonnentau und wärmeliebender Reptilien (Kreuzotter),<br />
‣sowie hochgradig gefährdeter Arten auch im Übergangsbereich des Moores (z.B.<br />
Lungenenzian und Lungenenzian-Bläuling)<br />
Der Sumpfporst (Ledum palustre)<br />
bevorzugt einen lichten Birkenschirm.<br />
Foto: A. Bretschneider<br />
Im NSG „Heidmoor“ wurde er durch<br />
Auslichten des Birkenbestandes gefördert.<br />
A. Bretschneider, LLUR-SH, September2013
Ringeln ist schonender als Entkusseln<br />
Foto: A. Bretschneider<br />
geringelte Birke<br />
NSG „Heidmoor, Kreis Segeberg<br />
Foto: A. Bretschneider<br />
aufgeschichtetes, vor Jahren<br />
abgesägtes Birkenholz<br />
Foto: A. Bretschneider<br />
stehendes Totholz<br />
nach dem Ringeln<br />
Foto: J. Langfeld<br />
A. Bretschneider, LLUR-SH, September 2013
Nachhaltige Pflege durch Beweidung<br />
Ohne Schafhütebeweidung<br />
wäre das stark gewölbte<br />
Dosenmoor ein Birkenwald.<br />
trotz Beweidung gutes Torfmooswachstum<br />
A. Bretschneider, LLUR-SH, September 2013
Empfehlung/ Leitbild<br />
Entkusseln ist<br />
sinnlos auf entwässerten Flächen, deren Relief bzw. Grabensystem keine optimale<br />
Wiedervernässung zulässt.<br />
Dauerhafte Folgeeingriffe wären sonst nötig, um die natürliche Entwicklung zu<br />
einem Birkenwald auf Hochmoor zu verhindern.<br />
unnötig und aus Naturschutzgründen abzulehnen auf optimal vernässten Flächen mit<br />
bereits regenerierender Moorvegetation.<br />
eventuell zu befürworten als Übergangsmaßnahme bei nur langsamer Anhebung des<br />
Moorwasserspiegels, um ein zwischenzeitliches lokales Aussterben bedrohter<br />
Arten bzw. Pflanzengesellschaften bis <strong>zum</strong> Wiedereinsetzen des Moorwachstums<br />
zu verhindern.<br />
gezielt einzusetzen als Artenschutzmaßnahme zur Pflege von Standorten seltener,<br />
Licht liebender Pflanzen und Wärme liebender Reptilien, vor allem hochgradig<br />
gefährdeter Arten.<br />
A. Bretschneider, LLUR-SH, September 2013
Empfehlung<br />
‣ vom LLUR gemeinsam mit den Unteren Naturschutzbehörden und den Unteren<br />
Forstbehörden auf der Basis bisheriger Erfahrungen erarbeitet,<br />
‣ im letzten Jahresheft der DGMT veröffentlicht,<br />
‣ beim Erfahrungsaustausch der Länderfachbehörden-BfN am 06./07.06.2013 in Augsburg<br />
von Abteilungsleiter LLUR 5 vorgetragen mit dem Diskussionsergebnis:<br />
„ In mehreren anderen Ländern gibt es vergleichbare Erfahrungen;<br />
die seitens Schleswig-Holstein empfohlene Vorgehensweise<br />
wird daher für sinnvoll gehalten.“<br />
A. Bretschneider, LLUR-SH, September 2013
Sachdienliche<br />
Hinweise<br />
erwünscht<br />
A. Bretschneider, LLUR-SH, September 2013