Perspektivenwechsel in der Einwanderungsgesellschaft Deutschland
Perspektivenwechsel in der Einwanderungsgesellschaft Deutschland
Perspektivenwechsel in der Einwanderungsgesellschaft Deutschland
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Wirtschafts- und Sozialpolitik<br />
WISO<br />
Diskurs<br />
sungswidrig erklärt, ohne dass <strong>der</strong> Gesetzgeber bislang Konsequenzen<br />
gezogen hat. Ob man das Gesetz umfassend reformiert o<strong>der</strong> abschafft,<br />
sicher ist, dass die Leistungen für Asylbewerber und Geduldete<br />
neu geregelt werden müssen und dabei dem oben genannten<br />
<strong>in</strong>tegrativen Gedanken Rechnung getragen werden muss.<br />
• Das be<strong>in</strong>haltet auch e<strong>in</strong>e Neuorientierung bei <strong>der</strong> Unterbr<strong>in</strong>gung <strong>der</strong><br />
Asylbewerber: Geme<strong>in</strong>schaftsunterkünfte sollten nicht länger die<br />
Regel, son<strong>der</strong>n die Ausnahme se<strong>in</strong>. Besser ist e<strong>in</strong>e Verteilung auf<br />
Wohnungen über das gesamte Stadtgebiet. Im Übrigen muss bei <strong>der</strong><br />
Unterbr<strong>in</strong>gung von Asylbewerbern stets vor Ort aufgeklärt und um<br />
Verständnis geworben werden, etwa durch Quartiersmanagement.<br />
Nur so lassen sich Vorurteile abbauen und ablehnende Reaktionen<br />
<strong>der</strong> Bewohner und Bewohner<strong>in</strong>nen vermeiden.<br />
Sammelunterkünfte<br />
vermeiden, Verteilung<br />
auf Wohnungen<br />
Herausfor<strong>der</strong>ungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Europäischen Union<br />
E<strong>in</strong>e <strong>der</strong> wichtigsten Herausfor<strong>der</strong>ungen auf EU-Ebene ist die Frage<br />
nach e<strong>in</strong>er solidarischen Verantwortungsteilung.<br />
E<strong>in</strong> Asylbewerber hat <strong>in</strong> <strong>der</strong> EU nur Anspruch auf e<strong>in</strong> Asylverfahren.<br />
Daher bedarf es e<strong>in</strong>er Verteilung <strong>der</strong> Zuständigkeiten. Diese s<strong>in</strong>d <strong>der</strong>zeit<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> so genannten Dubl<strong>in</strong>-Verordnung normiert. Im Regelfall begründet<br />
sie die Zuständigkeit für den Mitgliedstaat, auf dessen Territorium<br />
<strong>der</strong> illegale Grenzübertritt erfolgt ist. Folglich haben die Mitgliedstaaten<br />
an den Außengrenzen die Zuständigkeit für überproportional viele<br />
Anträge und klagen, überlastet zu se<strong>in</strong>. Die Asylbewerber <strong>in</strong>des s<strong>in</strong>d<br />
alle<strong>in</strong> gelassen: In Griechenland beispielsweise gibt es nur ger<strong>in</strong>ge<br />
Chancen, überhaupt e<strong>in</strong>en Antrag stellen zu können. Selbst wer dies<br />
schafft, hat m<strong>in</strong>imale Anerkennungschancen, und während des Verfahrens<br />
drohen Obdachlosigkeit o<strong>der</strong> Inhaftierung. Auch aus an<strong>der</strong>en<br />
Mitgliedstaaten, beispielsweise Ungarn, berichten NGOs ähnliche<br />
Zustände. H<strong>in</strong>zu kommt, dass die Anerkennungs-, Verfahrens- und<br />
Aufnahmebed<strong>in</strong>gungen auf dem Papier EU-weit gleich s<strong>in</strong>d, <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Praxis aber bis heute drastisch ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>klaffen. Längst hat sich unter<br />
NGOs <strong>der</strong> treffende Begriff <strong>der</strong> Asyl-Lotterie durchgesetzt.<br />
Aufnahme- und<br />
Anerkennungsverfahren<br />
Klar ist deshalb, dass das ungerechte Zuständigkeitssystem langfristig<br />
durch e<strong>in</strong> solidarisches System <strong>der</strong> Verantwortungsteilung ersetzt werden<br />
muss. Zu klären ist aber noch, wie dies klug gestaltet werden könnte:<br />
Zurück zum „free-choice“-Pr<strong>in</strong>zip, wonach e<strong>in</strong> Asylbewerber selbst<br />
wählen kann, wo er beantragt? Umverteilung von Personen analog<br />
zum Königste<strong>in</strong>er Schlüssel anhand von Quoten? F<strong>in</strong>anzieller Ausgleich<br />
anhand abstrakter Quoten? Zwischenformen zwischen den genannten<br />
Ansätzen?<br />
Solidarische<br />
Verantwortungsteilung<br />
27