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Perspektivenwechsel in der Einwanderungsgesellschaft Deutschland

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Wirtschafts- und Sozialpolitik<br />

WISO<br />

Diskurs<br />

6. Perspektivwechsel 4: Flüchtl<strong>in</strong>gsschutz und humanitäres<br />

Aufenthaltsrecht auf frühzeitige Teilhabe ausrichten<br />

Herausfor<strong>der</strong>ungen <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong><br />

Die Lebenssituation von Asylbewerbern ist ebenso wie die von Geduldeten<br />

rechtlich auf e<strong>in</strong> Provisorium ausgerichtet. Der aufenthaltsrechtliche<br />

Status von Asylbewerbern ist erst nach Abschluss des Verfahrens<br />

geklärt: Entwe<strong>der</strong> werden sie als Asylberechtigte, Flüchtl<strong>in</strong>ge o<strong>der</strong> subsidiär<br />

Schutzberechtigte anerkannt und erhalten e<strong>in</strong>e Aufenthaltserlaubnis<br />

mit den daraus resultierenden Rechten, o<strong>der</strong> sie werden abgelehnt<br />

und müssen ausreisen. Geduldete bef<strong>in</strong>den sich <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

formalisierten Illegalität: E<strong>in</strong> Aufenthaltstitel wurde nicht erteilt, aber<br />

solange e<strong>in</strong> tatsäch liches o<strong>der</strong> rechtliches Abschiebungsh<strong>in</strong><strong>der</strong>nis<br />

besteht, wird die Abschiebung vorübergehend ausgesetzt.<br />

Rechtliches Provisorium<br />

Dementsprechend provisorisch ist <strong>der</strong> Aufenthalt bei<strong>der</strong> Gruppen ausgestaltet.<br />

Asylbewerber dürfen <strong>in</strong>nerhalb des ersten Jahres nicht arbeiten.<br />

Ihre Bewegungsfreiheit ist durch die so genannte Residenzpflicht<br />

beschränkt. Sie haben ke<strong>in</strong>en Zugang zu Integrationskursen. Sie s<strong>in</strong>d<br />

vielfach <strong>in</strong> dezentral gelegenen Geme<strong>in</strong>schaftsunterkünften untergebracht.<br />

Sie erhalten Leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz,<br />

also e<strong>in</strong>e materielle und gesundheitliche Fürsorge, die unterhalb <strong>der</strong> <strong>der</strong><br />

Regelsysteme liegt. Die Lage von Geduldeten ist weitgehend gleich.<br />

Soziales Provisorium<br />

Aber wie verhält es sich mit dem verme<strong>in</strong>tlich provisorischen Aufenthalt<br />

tatsächlich? Schauen wir auf die Asylbewerber: 2012 betrug die<br />

Gesamtschutzquote – Anerkennung als Asylberechtigte, Flüchtl<strong>in</strong>ge<br />

o<strong>der</strong> subsidiär Schutzberechtigte – 27,7 Prozent, im Schnitt <strong>der</strong> vergangenen<br />

fünf Jahre 28,5 Prozent. H<strong>in</strong>zugerechnet werden muss die –<br />

empirisch nicht erhobene, Praktikern zufolge aber erhebliche – Zahl<br />

<strong>der</strong>er, <strong>der</strong>en Asylantrag erst vor dem Verwaltungsgericht Erfolg hat.<br />

E<strong>in</strong> erheblicher Anteil bleibt also schon aufgrund <strong>der</strong> Anerkennung<br />

als schutzbedürftig langfristig <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong>.<br />

Tatsächlich längerer<br />

Aufenthalt<br />

Zum aufenthaltsrechtlichen Verbleib <strong>der</strong> übrigen 71,5 Prozent gibt es<br />

ke<strong>in</strong>e Studien. Es ist davon auszugehen, dass auch von ihnen viele bleiben.<br />

Zum e<strong>in</strong>en dürften manche e<strong>in</strong>e Legalisierung des Aufenthalts<br />

durch Wechsel <strong>in</strong> an<strong>der</strong>e Aufenthaltszwecke vollziehen, etwa durch<br />

Heirat o<strong>der</strong> Geburt von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong>. Zum an<strong>der</strong>en ist<br />

davon auszugehen, dass e<strong>in</strong> weiterer Anteil abgelehnter Asylbewerber<br />

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