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Perspektivenwechsel in der Einwanderungsgesellschaft Deutschland

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WISO<br />

Diskurs<br />

Friedrich-Ebert-Stiftung<br />

Willkommenskultur<br />

<strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong><br />

Zweitens muss <strong>der</strong> faktische Paradigmenwechsel zu e<strong>in</strong>er offenen E<strong>in</strong>wan<strong>der</strong>ungspolitik<br />

<strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> und im Ausland auch kommuniziert<br />

und gelebt werden. Im Inland muss die neue E<strong>in</strong>wan<strong>der</strong>ungspolitik<br />

mit dem H<strong>in</strong>weis auf den demografischen Wandel, die <strong>in</strong>ternationale<br />

Wettbewerbsfähigkeit und den Beitrag von E<strong>in</strong>wan<strong>der</strong><strong>in</strong>nen und<br />

E<strong>in</strong>wan<strong>der</strong>ern zu Wohlstand und Entwicklung <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> begründet<br />

werden, und es muss aktiv für sie geworben werden. Insbeson<strong>der</strong>e<br />

muss die Information und Ansprache von Unternehmen und Gewerkschaften<br />

verbessert werden, und es muss e<strong>in</strong>e breite öffentliche Debatte<br />

unter E<strong>in</strong>beziehung gesellschaftlicher Organisationen stattf<strong>in</strong>den. Es<br />

reicht nicht aus, Gesetze zu verabschieden, sie müssen auch gesellschaftlich<br />

verankert werden. E<strong>in</strong>e Willkommenskultur <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong><br />

muss auf <strong>der</strong> Überzeugung beruhen, dass E<strong>in</strong>wan<strong>der</strong>ung – gleich ob<br />

befristet, wie<strong>der</strong>holt o<strong>der</strong> dauerhaft – im Interesse <strong>Deutschland</strong>s ist und<br />

dass Integration nicht nur e<strong>in</strong>e staatliche und betriebliche Aufgabe ist,<br />

son<strong>der</strong>n auch bedeutet, <strong>in</strong> den Nachbarschaften auf die neuen Mitbürger<br />

und Mitbürger<strong>in</strong>nen zuzugehen. Hier s<strong>in</strong>d vielfältige bürgerschaftliche<br />

Initiativen und Ansätze denkbar, die öffentlich unterstützt werden<br />

sollten. Ähnliches gilt auch für die Vermittlung <strong>der</strong> neuen Politik<br />

im Ausland. Hierzu müssen im Ausland Informationskampagnen organisiert<br />

werden, <strong>in</strong> denen potenzielle E<strong>in</strong>wan<strong>der</strong>er und E<strong>in</strong>wan<strong>der</strong><strong>in</strong>nen<br />

klar und präzise über die deutsche Rechtslage, die faktischen Arbeitsmöglichkeiten<br />

<strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> und generell über das Leben <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong><br />

<strong>in</strong>formiert werden. Zudem müssen kompetente Ansprechstellen<br />

im Ausland e<strong>in</strong>gerichtet werden, an die sich E<strong>in</strong>wan<strong>der</strong>ungswillige<br />

wenden können.<br />

Verb<strong>in</strong>dung<br />

von Migrations- und<br />

Entwicklungspolitik<br />

Drittens muss e<strong>in</strong>e größere Kohärenz mit an<strong>der</strong>en Politikbereichen, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />

mit <strong>der</strong> Entwicklungspolitik, hergestellt werden. Zu oft noch<br />

werden E<strong>in</strong>wan<strong>der</strong>ungssteuerung und Entwicklungspolitik als getrennte<br />

Politikbereiche betrachtet und vollzogen. Das wi<strong>der</strong>spricht nicht nur<br />

dem verän<strong>der</strong>ten Charakter des globalen Wan<strong>der</strong>ungsgeschehens, das<br />

immer stärker von temporären und zirkulären Wan<strong>der</strong>ungen geprägt<br />

ist. Auch Rückwan<strong>der</strong>ungen s<strong>in</strong>d zunehmend e<strong>in</strong> <strong>in</strong>tegraler Bestandteil<br />

von Arbeitsmigration und müssen daher bei <strong>der</strong> Konzeption von Programmen<br />

systematisch mitbedacht werden. Die Verb<strong>in</strong>dung zwischen<br />

den Politikbereichen muss auch stärker <strong>in</strong> den Blick genommen werden,<br />

weil E<strong>in</strong>wan<strong>der</strong><strong>in</strong>nen und E<strong>in</strong>wan<strong>der</strong>er <strong>in</strong>zwischen alle<strong>in</strong> schon<br />

durch ihre Rücküberweisungen e<strong>in</strong>en weitaus größeren f<strong>in</strong>anziellen<br />

Entwicklungsbeitrag leisten als die gesamte staatliche Entwicklungshilfe<br />

aller Industriestaaten. Positive Entwicklungswirkungen entstehen<br />

aber nicht von selbst, son<strong>der</strong>n dann, wenn es faire Vere<strong>in</strong>barungen mit<br />

den Herkunftslän<strong>der</strong>n gibt, die Migration gut geregelt ist, Bra<strong>in</strong>dra<strong>in</strong> 5<br />

vermieden wird, die Rechte <strong>der</strong> Migrant<strong>in</strong>nen und Migranten gewahrt<br />

5 Unter „Bra<strong>in</strong>dra<strong>in</strong>“ wird die Auswan<strong>der</strong>ung von (hoch-)qualifizierten Arbeitskräften verstanden,<br />

die zu gesellschaftlichen und volkswirtschaftlichen Schäden <strong>in</strong> den Auswan<strong>der</strong>ungslän<strong>der</strong>n<br />

führt.<br />

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