Perspektivenwechsel in der Einwanderungsgesellschaft Deutschland
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WISO<br />
Diskurs<br />
Friedrich-Ebert-Stiftung<br />
Unterschiedliche<br />
Dimensionen <strong>der</strong><br />
Integration<br />
S<strong>in</strong>nvoll ist die Unterscheidung von struktureller Integration (z. B. E<strong>in</strong>glie<strong>der</strong>ung<br />
<strong>in</strong> Arbeit und Beschäftigung), sozialer Integration (z. B. Netzwerke,<br />
Freundschaften, Gruppenzugehörigkeiten), kultureller Integration<br />
(z. B. berufliche und schulische Kenntnisse, Sprachniveau, normative<br />
Orientierung) und identifikativer Integration (z. B. Zugehörigkeitsgefühle<br />
zur Gesellschaft). Es ist jedoch auch aus wissenschaftlicher<br />
Perspektive strittig, <strong>in</strong> welcher Beziehung diese Bereiche zue<strong>in</strong>an<strong>der</strong><br />
stehen. Offensichtlich ist nur, dass die strukturelle Integration <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Regel die Beteiligungschancen <strong>in</strong> den an<strong>der</strong>en Integrationsbereichen<br />
prägt und dass sich kulturelle und normative Integrationsansprüche <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>er zunehmend heterogenen Gesellschaft nicht abschließend def<strong>in</strong>ieren<br />
lassen. Auch diese Dimensionen <strong>der</strong> Integration betreffen alle<br />
Menschen.<br />
Wir müssen erkennen, dass es auch <strong>in</strong> unserer Gesellschaft Rassismus<br />
gibt. Die Aufarbeitung <strong>der</strong> NSU-Morde hat dies gezeigt (siehe E<strong>in</strong>leitung).<br />
Rassistische Denkstrukturen zeichnen sich aus durch:<br />
• die nachdrückliche Betonung von tatsächlichen o<strong>der</strong> fiktiven Unterschieden<br />
von Menschen;<br />
• die Wertung dieser Unterschiede zum Nutzen des Rassisten und zum<br />
Schaden des Opfers;<br />
• die Verabsolutierung und Verallgeme<strong>in</strong>erung dieser Unterschiede auf<br />
e<strong>in</strong>e ganze Gruppe;<br />
• die Legitimierung von Privilegien, ja sogar von Aggressionen und<br />
Gewalt, gegenüber den Ausgegrenzten.<br />
Rassismus aufdecken<br />
Werden sche<strong>in</strong>bare biologische o<strong>der</strong> genetische Unterschiede zur Grundlage<br />
des Denkens und Handelns genommen, spricht man von biologischem<br />
Rassismus; dienen kulturelle Differenzierungen <strong>der</strong> Ausgrenzung,<br />
handelt es sich um kulturellen Rassismus. Zur Integrationspolitik gehört<br />
für uns deshalb e<strong>in</strong>e Aufdeckung von rassistischen Denkstrukturen <strong>in</strong><br />
allen Bereichen sowie ihre Bekämpfung.<br />
Soziale Gerechtigkeit<br />
und Anerkennung<br />
als Ziel<br />
Im Gegensatz dazu s<strong>in</strong>d soziale Gerechtigkeit und Chancengleichheit<br />
Werte, die für den Zusammenhalt <strong>der</strong> Gesellschaft entscheidend s<strong>in</strong>d.<br />
Das Gleichheitspostulat darf aber nicht nur auf die Ausgangsbed<strong>in</strong>gungen<br />
bezogen bleiben, son<strong>der</strong>n muss auch die Gerechtigkeit <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Verteilung von Lebenschancen (Verteilungsgerechtigkeit, Teilhabegerechtigkeit)<br />
e<strong>in</strong>beziehen.<br />
Gleichberechtigte Teilhabe und kulturelle Anerkennung s<strong>in</strong>d Leitl<strong>in</strong>ien<br />
e<strong>in</strong>er konsequenten Integrationspolitik. Sie ist darauf ausgerichtet,<br />
allen Bürger<strong>in</strong>nen und Bürgern e<strong>in</strong>e ökonomisch gesicherte Existenz,<br />
e<strong>in</strong>e selbstständige Lebensführung und kulturelle Entfaltung zu ermöglichen.<br />
Sie muss vor allem die Lebensperspektiven von marg<strong>in</strong>alisierten<br />
Bevölkerungsgruppen verbessern.<br />
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