20.01.2014 Aufrufe

Perspektivenwechsel in der Einwanderungsgesellschaft Deutschland

Perspektivenwechsel in der Einwanderungsgesellschaft Deutschland

Perspektivenwechsel in der Einwanderungsgesellschaft Deutschland

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

WISO<br />

Diskurs<br />

Friedrich-Ebert-Stiftung<br />

3. Perspektivwechsel 1: E<strong>in</strong> neues Verständnis von Integration<br />

zur Grundlage <strong>der</strong> Politik machen<br />

Ke<strong>in</strong> enger<br />

Integrationsbegriff<br />

„Integration“ ist e<strong>in</strong> Dauerthema <strong>in</strong> <strong>der</strong> politischen und alltäglichen<br />

Kommunikation. Der Begriff wird dort fast ausschließlich im Zusammenhang<br />

mit „Migrant<strong>in</strong>nen und Migranten“ benutzt. Wir wenden<br />

uns gegen diese e<strong>in</strong>seitige und verkürzte Verwendung des Integrationsbegriffs.<br />

Die Kritikpunkte s<strong>in</strong>d:<br />

ke<strong>in</strong>e vollständige<br />

„Anpassung“<br />

Bildung und Arbeit<br />

nicht ausblenden<br />

• Integration wird als e<strong>in</strong>e Anstrengung verstanden, die nur von den<br />

E<strong>in</strong>wan<strong>der</strong><strong>in</strong>nen und E<strong>in</strong>wan<strong>der</strong>ern erwartet wird.<br />

• Integrationsbereitschaft wird gleichgesetzt mit e<strong>in</strong>er vollständigen<br />

Anpassung (Assimilation) an die Erwartungen <strong>der</strong> Mehrheitsgesellschaft;<br />

die Bereitschaft <strong>der</strong> alte<strong>in</strong>gesessenen Bevölkerung zur Aufnahme<br />

und Anerkennung <strong>der</strong> E<strong>in</strong>wan<strong>der</strong><strong>in</strong>nen und E<strong>in</strong>wan<strong>der</strong>er<br />

wird dagegen nicht thematisiert. In diesem Verständnis ersche<strong>in</strong>t<br />

Integration „gelungen“, wenn E<strong>in</strong>wan<strong>der</strong><strong>in</strong>nen und E<strong>in</strong>wan<strong>der</strong>er<br />

„unsichtbar“ geworden s<strong>in</strong>d.<br />

• Die Beobachtung <strong>der</strong> E<strong>in</strong>wan<strong>der</strong><strong>in</strong>nen und E<strong>in</strong>wan<strong>der</strong>er erfolgt primär<br />

<strong>in</strong> Bezug auf kulturelle Fragen, wobei die „Kultur“ <strong>der</strong> E<strong>in</strong>gewan<strong>der</strong>ten<br />

zumeist als defizitär wahrgenommen und für Integrationsschwierigkeiten<br />

verantwortlich gemacht wird.<br />

• Dagegen bleiben die gesellschaftlichen Bed<strong>in</strong>gungen, z. B. die Strukturen<br />

des Bildungssystems und des Arbeitsmarkts und die Institutionen<br />

<strong>der</strong> E<strong>in</strong>wan<strong>der</strong>ungsgesellschaft <strong>in</strong> <strong>der</strong> Beobachtung des Integrationsgeschehens<br />

meist ausgeblendet.<br />

• Dieser enge Integrationsbegriff wird auch auf die dritte Generation<br />

<strong>der</strong> E<strong>in</strong>wan<strong>der</strong>erfamilien angewandt, obwohl diese Menschen hier<br />

geboren und aufgewachsen s<strong>in</strong>d. Spezielle Maßnahmen und Programme,<br />

die für Neu-E<strong>in</strong>wan<strong>der</strong>er und -E<strong>in</strong>wan<strong>der</strong><strong>in</strong>nen s<strong>in</strong>nvoll<br />

s<strong>in</strong>d, s<strong>in</strong>d für sie unangemessen. Sie müssen vielmehr zur Zielgruppe<br />

<strong>der</strong> allgeme<strong>in</strong>en Bildungs-, Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik werden<br />

und <strong>der</strong> Gesetzgeber muss sie vor Diskrim<strong>in</strong>ierung schützen.<br />

Neu<strong>in</strong>terpretation von „Integration“<br />

Vor diesem H<strong>in</strong>tergrund mehren sich die Stimmen, die statt „Integration“<br />

an<strong>der</strong>e Leitkonzepte wie „Inklusion“ „Teilhabe“, „Diversität“ o<strong>der</strong><br />

„Interkultur“ vorschlagen. Wir wollen jedoch am Integrations begriff<br />

festhalten, dabei aber die Anregungen <strong>der</strong> neueren Diskussion aufnehmen.<br />

10

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!