Magazin 196210
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Wür den<br />
individuellen S.rahlenachu.z<br />
Als das Atomzeitalter mit der Errichtung des ersten Kernreaktors<br />
in Chicago vor 20 Jahren begann, blieb das, wie viele<br />
bedeutsame Geschehnisse, zunächst von der Öffentlichkeit<br />
weitgehend unbemerkt. Eine lebhafte Entwicklung der Kernwissenschaft<br />
war diesem Ereignis vorangegangen. Die fast<br />
gleichzeitigen Entdeckungen der X-Strahlen durch Röntgen<br />
und der Radioaktivität durch den Franzosen Becquerel kurz<br />
vor der Jahrhundertwende sowie die Isolierung des Radiums<br />
durch das Ehepaar Marie und Pierre Curie in den darauffolgenden<br />
Jahren ermöglidüen bereits damals die Erzeugung<br />
von Strahlungsintensitäten, die für den Menscllen gefährlich<br />
werden konnten. Zunächst kam zwar nur ein kleiner<br />
Personenkreis mit schädigender Strahlung in Berührung, aber<br />
die Entwicklung ging weiter. In London erkannte Sir Ernest<br />
Ruthcrford die unterschiedliche physikalische Natur der<br />
Strahlenarten. Zusammen mit seinem deutschen Schüler Hans<br />
Geiger schuf er 1908 einen elektrischen Zähler für Alphateilchen.<br />
Der Däne Nils Bohr entwarf 191 3 ein erstes Atommodell<br />
und 1919 wandelte Rulheriord erstmals chemische Elemente<br />
schädigende Strahlung solcher Stoffe nachgewiesen und gemessen<br />
werden kann. Besondere Bedeutung erhielten die Probleme<br />
des Strahlenschutzes seit der Wiederaufnahme von<br />
Kernwaffenversuchen in jüngster Zeit, weil hierdurch der gesamte<br />
menschlidle Lebensraum betroffen wird. Neben den<br />
künstlichen radioaktiven Teilchen, die nach Kernwaffenversuchen<br />
frei werden und wegen ihrer Gefährlichkeit am meisten<br />
interessierten, bestehen noch weitere Quellen natürlicher<br />
und künstlicher Radioaktivität in Luft und Wasser, von denen<br />
Bild 1 die wichtigsten zeigt. Die unbedenkliche natürliche<br />
Radioaktivität im linken Teil der Darstellung kann aus der<br />
Atmosphäre und der Erdrinde stammen. Diese enthält langlebige<br />
radioaktive Substanzen wie Uran, Radium, Thorium,<br />
Kalium usw., die gas- oder staubföl'mige, meist kurz.lebige<br />
Folgeprodukte entwickeln, deren physikalische Halbwertszeit<br />
(Tl/,) zum Teil nur wenige Sekunden beträgt.<br />
Beim Strahlenschutz für die Gesamtbevölkerung interessieren<br />
vor allem Alpha-, Beta- und Gammastrahlen, die ihre<br />
Namen dem Engländer Ernest Rutherford verdanken. Alphateilchen<br />
sind doppelt positiv geladene Heliumkerne von geringer<br />
Reidlweitc, die bereits von einem Blatt Papier absorbiert<br />
werden. Bei Betastrahlen handelt es sich um negati<br />
ve Elektronen mit großer Geschwindigkeit, zu deren Abschirmung<br />
bereits eine Acrylglasscheibe von 1 cm Stärke notwendig<br />
ist. Gammastrahlung ist im Gegensatz z.ur Alphaund<br />
Betastrahlung, die Materialteilchen aussenden und als<br />
Korpuskularstrahlung bezeichnet werden, eine Wellenstrahlung,<br />
ähnlich der Röntgenstrahlung, die sich mit Lichtgeschwindigkeit<br />
fortbewegt und von allen drei Strahlenarten mit Abstand<br />
die größte DurchdringungsCähigkeit besitzt. Zur Ab<br />
Schirmung sind deshalb schon Bleiwände notwendig.<br />
Zum besseren Verständnis des Aufbaus und der Funktion<br />
von Geräten zum Messen und Nachweisen dieser Slrahlenarten<br />
ist es notwendig, einige meßtechnische Begriffe kennenzulernen.<br />
Die Maßeinheit für Gamma- oder Röntgenstrahlung<br />
ist das "Röntgen", abgekürzt r. Gemessen wird z. B.<br />
die Strahlungsdosis, die Dosisleistung oder die Impulsrate.<br />
Unter Dosis versteht man die in einer bestimmten Zeit, beispielsweise<br />
innerhalb einer Woche aufgenommene Strahlenmenge<br />
in "Röntgen". Die Dosisleistung ist die in einer Zeiteinheit<br />
aufgenommene Strahlenmenge, beispielsweise "Röntgen"<br />
pro Stunde (rlh). Dosis und Dosisleistung verhalten<br />
sich also wie Arbeit zu Leistung. Die Impulsrate,die z. B. beim<br />
Nachweis von Alpha- und Betastrahlung gemessen wird, ist<br />
Abb. 2: Aufbau des Taschendosimeters Typ " FH 39" .<br />
Abb. 1; Die wichtigsten Quollen natürlicher und<br />
künstlicher Radioaktivität in l uft und Wasser<br />
(N.ach .. Atompra xis", Karlsruhe, Heft 10/57 )<br />
auf künstlicl1ern Wege um. 1932 wurde das Neutron als elektrisdl<br />
neutraler Baustein des Atomkerns entdeckt und bereits<br />
1934 gelang es dem Ehepaar Joliot-Curie (Tochter und Schwiegersohn<br />
vvn M. und P. Curie) künstliche Radioaktivität zu erzeugen.<br />
Die deutschen Forscher OUo Hahn und Fritz StraOmann<br />
entdeckten schließlich 1939 in Berlin die Kernspaltung.<br />
Durch die anschließende Entwicklung wuchsen die Möglichkeiten,<br />
künstliche radioaktive SlotTe zu erzeugen sehr sch nell,<br />
und es entstand die Forderung nach Geräten, mit denen die<br />
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