ICOM Deutschland Mitteilungen 2010
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UMSCHAU<br />
Werkstattgespräch „Museum – Migration – Kultur – Integration“<br />
Teilnehmer befürworten die Gründung des Arbeitskreises<br />
„Die Türken verweigern sich eisern der Integration“ titelte<br />
Welt Online Anfang 2009 nach der Veröffentlichung der<br />
Studie „Ungenutzte Potentiale – Zur Lage der Integration“<br />
des Berlin-Instituts für Bevölkerung und Entwicklung. Überschriften<br />
wie diese tragen dazu bei, dass der Begriff der Integration<br />
missverstanden wird: als alleinige Bringeschuld<br />
der Menschen mit Migrationshintergrund. Stattdessen sollten<br />
wir Integration als einen wechselseitigen Prozess betrachten,<br />
in dem Zuwanderungsland und Zugewanderte<br />
gleichermaßen gefordert sind.<br />
Ein klares Bekenntnis der Museen, ihren Beitrag zu diesem<br />
Prozess zu leisten, stand am Ende des Werkstattgesprächs<br />
„Museum – Migration – Kultur – Integration“ im<br />
Dezember 2009. Der Deutsche Museumsbund hatte bundesweit<br />
zu dieser im engen Schulterschluss mit <strong>ICOM</strong><br />
<strong>Deutschland</strong> und dem Beauftragten der Bundesregierung<br />
für Kultur und Medien konzipierten und von Letzterem<br />
finanziell ermöglichten Veranstaltung nach Berlin eingeladen.<br />
Ziel war es unter anderem, der Diskussion über die<br />
2007 im Nationalen Integrationsplan formulierte Forderung<br />
der Bundesregierung nach einer Museums-AG „Museum –<br />
Migration – Kultur – Integration“ ein Forum zu bieten.<br />
In drei Vorträgen und drei Workshops beschäftigten sich<br />
Vertreter von rund sechzig Museen mit den zentralen Aspekten<br />
des Themas: Menschen mit Migrationshintergrund<br />
als Zielgruppe der Museen, Thematisierung von Migration<br />
in den Ausstellungen, Sammlungen und der Forschung sowie<br />
der interkulturellen Öffnung der Museumsstruktu ren.<br />
Das Werkstattgespräch profitierte ebenso von den praktischen<br />
Erfahrungen der Teilnehmer im Bereich der kulturellen<br />
Bildung und Integration im Museum wie von den<br />
Erkenntnissen, die diese auf vorangegangenen Tagungen gewonnen<br />
hatten; so z. B. auf Tagungen im Jahr 2009 in<br />
Dortmund und Köln (siehe Seite 52) oder auch auf der Jahrestagung<br />
2008 von <strong>ICOM</strong> <strong>Deutschland</strong>. Unter dem Titel<br />
„Mu seen – Orte der kulturellen Bildung und Integration“<br />
wurden in Amsterdam deutsche und niederländische<br />
Erfahrungen im Bereich der kulturellen Bildung und Integration<br />
im Museum ausgetauscht sowie Projekte vorgestellt,<br />
die aufzeigten, wie Museen als Foren des interkulturellen<br />
Dialogs besser genutzt werden können (sie he <strong>Mitteilungen</strong><br />
2009, Seite 18 ff.).<br />
Auch dank dieser Voraussetzungen gelang es den Teilnehmern,<br />
im Rahmen des Werkstattgesprächs ein gemeinsames<br />
Memorandum zu erarbeiten. Hierin befürworten die<br />
unterzeichnenden Museen die im Nationalen Integrationsplan<br />
geforderte Gründung einer Museums-AG bzw. eines<br />
Arbeitskreises und schlagen konkrete Ziele und Aufgaben<br />
für diese vor.<br />
Ein wichtiges Ergebnis des Werkstattgesprächs ist, dass<br />
Informationen über die aktuelle Arbeit der Museen zu den<br />
Themen Migration und Integration fehlen. Zwei Projekte,<br />
die hier Abhilfe schaffen sollen, könnten an den geplanten<br />
Arbeitskreis angegliedert werden: Während der Landschaftsverband<br />
Westfalen-Lippe ein Internetportal plant, in dem<br />
Ausstellungsprojekte zu den Themen Migration und Integration<br />
vorgestellt werden, führen der Deutsche Museumsbund<br />
in Kooperation mit dem Bundesverband Museumspädagogik<br />
und dem Institut für Museumsforschung so wie<br />
mit fachlicher Unterstützung der Kulturstiftung der Länder,<br />
Bildungsinitiative KINDER ZUM OLYMP! und der<br />
Kunsthalle Emden eine Bestandsaufnahme der Bildungsund<br />
Vermittlungsarbeit in den deutschen Museen durch.<br />
Dabei werden unter anderem Projekte speziell für Menschen<br />
mit Migrationshintergrund erfragt und in einer Online-<br />
Datenbank veröffentlicht. Mittels beider Internetangebote<br />
können sich die Mitarbeiter der Museen über die Aktivitäten<br />
anderer Häuser informieren und Anregungen für<br />
ihre eigene Arbeit holen. Gleichzeitig ermöglichen sie den<br />
Museumsbesuchern und potentiellen Kooperationspartnern<br />
einen schnellen Zugriff auf diese Informationen. Mittels einer<br />
partiellen statistischen Auswertung wird im Falle der<br />
Bestandsaufnahme der Bildungs- und Vermittlungsarbeit<br />
außerdem regionalen wie überregionalen Museumsinstitutionen<br />
eine gänzlich neue Grundlage für kulturpolitische<br />
Forderungen verschafft: Erstmals erhalten diese dann repräsentative<br />
Daten darüber, wie es um die Bildungs- und<br />
Vermittlungsarbeit der Museen bestellt ist, wo Handlungsund<br />
Verbesserungsbedarf besteht und wo es finanzieller<br />
Unterstützung bedarf.<br />
Um diese und andere Projekte des nun zu gründenden<br />
Arbeitskreises erfolgreich durchführen zu können, bedarf<br />
es vor allem eines: der tatkräftigen Unterstützung der Museen.<br />
In dieser Hinsicht darf uns das Werkstattgespräch<br />
optimistisch stimmen, denn hier haben die Vertreter sich des<br />
Themas mit viel Engagement und Interesse angenommen.<br />
Weitere Informationen:<br />
Vera Neukirchen, Ansprechpartnerin des Projektes beim<br />
Deutschen Museumsbund; office@museumsbund.de<br />
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