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ICOM Deutschland Mitteilungen 2010

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UMSCHAU<br />

Das Eigene und das Fremde.<br />

Museen und Integration<br />

Das Potential der Museen, Zuwanderer anzusprechen, ist noch nicht ausgeschöpft.<br />

Einige Museen haben die Communities zwar fest im Blick, aber die Zahl der Programme<br />

für Migranten muss noch steigen. Erfolgreiche Projekte können als Vorbild dienen.<br />

Stéphanie Wintzerith<br />

„Ein Museum ist eine gemeinnützige, auf<br />

Dauer angelegte, der Öffentlichkeit zugängliche<br />

Einrichtung im Dienste der Gesellschaft<br />

und ihrer Entwicklung, die zum Zwecke des<br />

Studiums, der Bildung und des Erlebens<br />

ma terielle und immaterielle Zeugnisse von<br />

Menschen und ihrer Umwelt beschafft,<br />

bewahrt, erforscht, bekannt macht und<br />

ausstellt.“<br />

Ethische Richtlinien für Museen von <strong>ICOM</strong>,<br />

Berlin <strong>2010</strong>, S. 29<br />

In der von <strong>ICOM</strong> formulierten Definition<br />

der Institution Museum steht<br />

es schwarz auf weiß: Museen sind Orte,<br />

in denen man die Kultur eines Raumes<br />

präsentieren bzw. kennen und<br />

ver stehen lernen kann. Sie bieten hervorragende<br />

Möglichkeiten, den Mitmenschen<br />

von nah und fern eine Kultur<br />

„greifbar“ zu machen.<br />

Dabei ist der Fremde nicht nur der<br />

Tourist, sondern auch der viel seltener<br />

im Blickfeld stehende Migrant. Wieso<br />

werden diese Möglichkeiten so selten<br />

von oder für Menschen genutzt, die<br />

sich längerfristig in einer ihnen fremden<br />

Umgebung niedergelassen haben?<br />

Welche Rolle können Museen in der<br />

Integration der Menschen mit Migrationshintergrund<br />

– so der etablierte<br />

Begriff – spielen?<br />

Der Museumsdienst Köln und der<br />

Bundesverband Museumspädagogik<br />

e. V. haben genau diese Frage für ihre<br />

gemeinsame Tagung aufgegriffen. In<br />

Köln drehte sich am 16. und 17. November<br />

2009 alles um „Das Eigene und<br />

das Fremde. Museen und Integration“.<br />

Milieus<br />

Ausländer gehen kaum ins Museum,<br />

so das gängige Klischee. Tatsächlich<br />

belegen einige Besucherstudien, dass<br />

Menschen mit Migrationshintergrund<br />

– sofern sie überhaupt erkennbar sind –<br />

in der Besucherstruktur tendenziell<br />

un terrepräsentiert sind, als sei dieser<br />

Mi grationshintergrund per se eine Zu ­<br />

gangs barriere. Doch entgegen aller Klischees<br />

ist nicht die Herkunft entscheidend,<br />

sondern das Milieu, in dem man<br />

lebt. Aus einer vom Sinus-Institut durchgeführten<br />

Studie geht eindrucksvoll hervor,<br />

dass Migranten unterschiedliche<br />

(Nicht-)Integrationsstrategien entwickeln<br />

und sich entsprechend in unterschiedliche<br />

Milieus eingliedern, die<br />

sich unter anderem durch ihr Kulturverhalten<br />

charakterisieren. Wie auch<br />

in der deutschen Bevölkerung entwickeln<br />

einige dieser Milieus nur wenig<br />

Affinität zum kulturellen Leben allgemein<br />

bzw. zu den Museen, wobei<br />

andere diese Affinität geradezu stärken.<br />

Projekte<br />

Ein kurzer Streifzug durch Europa ließ<br />

erkennen, dass Museen ihr Potential<br />

zur Förderung der Integration bei weitem<br />

nicht ausschöpfen. In <strong>Deutschland</strong><br />

schreibt der Gesetzgeber ein Mindestmaß<br />

an kulturellem und sprachlichem<br />

Wissen für Migranten vor, die sich<br />

dauerhaft in <strong>Deutschland</strong> niederlassen<br />

wollen. Integrations-, Orientierungsund<br />

Sprachkurse finden in der Regel<br />

52 | <strong>ICOM</strong> <strong>Deutschland</strong> – <strong>Mitteilungen</strong> <strong>2010</strong>

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