ICOM Deutschland Mitteilungen 2010
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INTERNATIONALE KOMITEES<br />
ICDAD – International Committee of Collections and<br />
Museums of Decorative Arts and Design<br />
The Intersection of Art and Technical<br />
Innovation<br />
Jahrestagung vom 14. bis 17. Mai 2009 in Hannover<br />
Reinald Franz, Wolfgang Schepers<br />
Nach 2004 in Berlin fand nun zum zweiten Mal eine Jahrestagung<br />
der Museen angewandter Kunst und Design in<br />
<strong>Deutschland</strong> statt – jedoch zum ersten Mal in der Geschichte<br />
in der niedersächsischen Landeshauptstadt. Kein<br />
Museum war dafür besser geeignet als das Museum August<br />
Kestner – denn es beherbergt nach verschiedenen „Ringtauschen“<br />
unter den hannoverschen Museen alle hochkarätigen<br />
Werke des Kunsthandwerks, die man in den verschiedenen<br />
Museen Hannovers jemals zusammengetragen<br />
hat. Die Organisation der Tagung wurde sowohl inhaltlich<br />
wie technisch ganz maßgeblich von den deutschen Mitgliedern<br />
von ICDAD und des ICDAD-Vorstandes übernommen.<br />
Ein wohldurchdachtes, viertägiges Programm<br />
bot den Teilnehmern Einblicke in die spezifischen Qualitäten<br />
der Kunstlandschaft an der Leine.<br />
25 Fachkollegen aus <strong>Deutschland</strong>, Finnland, Griechenland,<br />
Kroatien, Norwegen, Österreich, Russland, der<br />
Schweiz und den USA nahmen an der Konferenz teil, die<br />
sich thematisch einer Kernfrage der angewandten Kunst<br />
und des Design widmete: Inwieweit beeinflusst der technische<br />
Fortschritt die Entwicklung der angewandten Künste?<br />
Referate zum Oberthema ließen die durch geschichtliche<br />
und nationale Prägung jeweils spezifischen Positionen der<br />
Fachkollegen klar werden.<br />
Am Vorabend der Tagung wurde – unter Beteiligung vieler<br />
Tagungsteilnehmer – die erste und einzige Ausstellung zur<br />
Geschichte des Gastgewerbes eröffnet: „Zu Gast – 4000<br />
Jahre Gastgewerbe“.<br />
Am ersten Tagungstag widmeten sich nach Begrüßungen<br />
durch die Kulturdezernentin, einem Vorstandsmitglied von<br />
<strong>ICOM</strong> <strong>Deutschland</strong>, dem Direktor des Museum August<br />
Kestner und dem Präsidenten von ICDAD verschiedene<br />
Vorträge dem Generalthema. Einige seien hier besonders<br />
erwähnt: Dedo von Kerssenbrock-Krosigk, Düsseldorf,<br />
sprach über Glas des späten 17. Jahrhunderts, das Bergkristall<br />
und Rubin nachahmte. Ludmilla Dementieva berichtete<br />
über Tula-Objekte des Staatlichen Historischen<br />
Mu seums Moskau. Nela Tarbuk, Zagreb, stellte die Verbindungen<br />
zwischen Kunsthandwerk und Technologien in<br />
der Möbelproduktion her. Anschließend besuchten wir unter<br />
sachkundiger Führung den weltberühmten Barock-Garten<br />
von Hannover-Herrenhausen.<br />
Weitere innovative Materialien des Kunsthandwerks und<br />
des Design standen am folgenden Tag im Fokus: Kunststoffe<br />
und Design (Wolfgang Schepers, Hannover), Gusseisen<br />
(Martina Pall, Graz), die Materialien der Futuristen<br />
(Silvia Barisione, Genua) oder auch die zukünftigen Technologien<br />
der angewandten Kunst (Rainald Franz, Wien).<br />
Zu den Höhepunkten der Tagung zählte der Besuch der Fagus-Werke<br />
in Alfeld. Die Anlage wurde von Walter Gropius entworfen und gilt als<br />
ein erstes Beispiel der architektonischen Moderne. Gegenwärtig läuft<br />
ein Antragsverfahren für die Erklärung zum UNESCO-Weltkulturerbe.<br />
Das Besichtigungsprogramm brachte den Teilnehmern<br />
Highlights der angewandten Kunst und des Design in Niedersachsen<br />
näher. Dabei spannte sich der Bogen von aktuellen<br />
Positionen in Ausstellungen wie der Präsentation „Zu<br />
Gast“ im Museum August Kestner und dem Designzugang<br />
der Firma Wilkhahn bis zu den Objekten des Mittelalters,<br />
etwa den weltberühmten Tapisserien und Truhen aus dem<br />
Kloster Wienhausen. Besichtigungen in Hannover und in<br />
Celle sowie der Besuch der von Walter Gropius geplanten<br />
Fabrik für die Firma Fagus in Alfeld an der Leine, gegenwärtig<br />
im Antragsverfahren für die Erklärung zum Weltkulturerbe<br />
der UNESCO, dokumentierten die sehr vitalen<br />
Bemühungen um angewandte Kunst und Design in Niedersachsen.<br />
Dabei waren die Führungen der Fachkollegen<br />
vor Ort ein willkommener Anknüpfungspunkt für weiterführende<br />
Diskussionen und den fachlichen Austausch, der<br />
zu neuen Einschätzungen mancher Objekte, in jedem Fall<br />
aber zu einem Informationsgewinn für Besucher wie Wissenschaftler<br />
vor Ort führte.<br />
In der Mitgliederversammlung wurden nicht nur die zukünftigen<br />
Tagungsorte beschlossen (<strong>2010</strong> Niederlande),<br />
sondern auch Strategien entwickelt, wie noch mehr internationale<br />
Kolleginnen und Kollegen zur Mitarbeit in ICDAD<br />
motiviert werden können. Die Teilnehmer der diesjährigen<br />
Tagung knüpften jedenfalls viele neue Kontakte, die nicht<br />
nur in gemeinsamen (Ausstellungs-)Projekten münden werden.<br />
Dr. Rainald Franz, Österreichisches Museum für angewandte Kunst<br />
und Gegenwartskunst in Wien, ist Präsident von ICDAD.<br />
Dr. Wolfgang Schepers, Direktor des Museums August Kestner, Hannover,<br />
und Kurator der Sammlung Angewandte Kunst/Design, ist<br />
Mitglied des Vorstandes von ICDAD;<br />
Wolfgang.Schepers@hannover-stadt.de<br />
Weitere Informationen:<br />
Bilder und Abstracts der Jahrestagung 2009:<br />
www.icdad-icom.com<br />
<strong>ICOM</strong> <strong>Deutschland</strong> – <strong>Mitteilungen</strong> <strong>2010</strong> | 41