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ICOM Deutschland Mitteilungen 2010

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INTERNATIONALE KOMITEES<br />

Committee for Conservation – <strong>ICOM</strong>-CC<br />

Wie in einem guten Museum der Restaurator nicht fehlen<br />

darf, so bei <strong>ICOM</strong> auch nicht ein Komitee für Restaurierungsfragen,<br />

eben <strong>ICOM</strong>-CC. Als mit über 1.800 Mitgliedern<br />

größtes der internationalen Komitees vereinigt es vor<br />

allem Restauratoren, aber auch mit Re s taurierungsfragen<br />

befasste Naturwissenschaftler und in ter essierte Kuratoren.<br />

Und da die Zeit des Universalrestaurators längst passé ist,<br />

gibt es inzwischen 22 Arbeitsgruppen: Die meisten widmen<br />

sich Objekt- bzw. Materialgattungen, einige auch Querschnittsthemen<br />

wie Restaurierungsdokumentation, Ausbildung<br />

oder Theorie und Geschichte.<br />

Höhepunkt der Arbeit sind die abwechselnd in Europa<br />

bzw. Übersee stattfindenden dreijährlichen Konferenzen.<br />

Die 15. tagte mit rund siebenhundert Teilnehmern im September<br />

2008 in Neu Delhi, die nächste ist 2011 für Lissabon<br />

(www.icom-cc2011.org) vorgesehen. Die jeweils ca.<br />

150 Vor träge, die sich nur in Parallelsitzungen abwickeln<br />

lassen, werden in Preprints publiziert. Wegen ihrer Alleinstellung<br />

als einzige internationale Tagungsreihe zum Gesamtgebiet<br />

der Restaurierung ist sie bei Autoren – ob<br />

<strong>ICOM</strong>-Mitglied oder nicht – sehr beliebt, nur etwa vierzig<br />

Prozent der angebotenen Vorträge können nach Fachbegutachtung<br />

angenommen werden. <strong>ICOM</strong>-CC konnte in<br />

seinen Preprints mittlerweile über zweitausend Beiträge<br />

publizieren, deren Zusammenfassungen über die Art and<br />

Archaeological Tech nical Abstracts online frei recherchierbar<br />

sind (www.aata.getty.edu). Hinzu kommen die interim<br />

meetings, die von vielen Arbeitsgruppen zwischen den<br />

Gesamtkonferenzen veranstaltet werden. Deren Tagungsakten,<br />

wie sie bereits zum elften Mal für „Wet Organic Archaeological<br />

Materials“ (WOAM) oder zum fünften Mal<br />

für „Metals“ erschienen, geben einen aktuellen Überblick<br />

über Forschungsstand und -themen und sind aus der Restaurierungsausbildung<br />

nicht wegzudenken. Mit ihren Konferenzen<br />

und Publikationen hat das Komitee einen beachtlichen<br />

Beitrag zur Ent wicklung der heutigen Wissensbasis<br />

in der Restaurierung geleistet.<br />

<strong>ICOM</strong>-CC versteht sich als organischer Bestandteil von<br />

<strong>ICOM</strong>, so trug es zur <strong>ICOM</strong>-Generalkonferenz in Wien<br />

2007 eine eintägige Sitzung zum Thema „Managing a Finite<br />

Resource: Balancing Conservation and Use of Collections“<br />

bei. Allerdings kann es seine Bedeutung in der Restaurierungswelt<br />

nur sichern, wenn es über die Museumswelt hinausschaut.<br />

Schließlich stellen sich auch bei Kulturgütern<br />

außerhalb musealer Sammlungen fachlich ähnliche Restaurierungsprobleme.<br />

Die Nationalkomitees sollten daher<br />

Aufnahmeanträge von Restauratoren mit nachgewiesener<br />

Ausbildung unabhängig von ihrer Beschäftigungssituation<br />

liberal handhaben. Personen, die nicht <strong>ICOM</strong>-Mitglied werden<br />

können, steht auch eine Fördermitgliedschaft offen.<br />

Und auch Nicht-Mitglieder können sich mit den üblichen<br />

satzungsmäßigen Einschränkungen an der Facharbeit beteiligen.<br />

<strong>ICOM</strong>-CC leidet wegen des geringen Anteils an den Mitgliedsbeiträgen<br />

an ständiger Finanzknappheit, ein Schicksal,<br />

das es wohl mit manch anderem internationalen Komitee<br />

teilt. Mittel aus dem Förderverein fließen noch spärlich, für<br />

die Facharbeit der Arbeitsgruppen steht überhaupt kein Geld<br />

zur Verfügung. Umso wertvoller ist die Unterstützung des<br />

Getty Conservation Institutes, das traditionell den Druck<br />

Den Gemälderestauratoren des Berliner Bode-Museums obliegt die<br />

technologische Erforschung, Konservierung und Restaurierung der<br />

Werke. Sie werden dabei von Fotografen unterstützt, die nach neuesten<br />

Methoden großformatige Röntgen- und Infrarotaufnahmen<br />

erstellen.<br />

der Preprints unterstützt und Stipendien für Tagungsteilnehmer<br />

aus Nicht-Industriestaaten gewährt. Wurden früher<br />

die Mitglieder auf dem Postwege mit Rundschreiben<br />

und Newslettern informiert, so läuft dies mittlerweile kostengünstig<br />

über Internet und E-Mail. Dank der Förderung<br />

durch das Getty Grant Program konnte Ende 2008 eine<br />

neue, professionell betreute Homepage freigeschaltet werden.<br />

Manche Funktionen, wie etwa das Diskussionsforum<br />

oder die Registrierung als Arbeitsgruppenmitglied, werden<br />

von den Benutzern aber noch zu wenig angenommen. Auf<br />

Beschluss des Vorstands bleibt ein Teil der Informationen<br />

(z. B. jüngere Newsletter) eingeloggten Mitgliedern als<br />

Mehrwert vorbehalten. Die Meinungen zur Sinn haftigkeit<br />

dieser Politik sind vielfältig.<br />

Zwar haben sich immer wieder deutsche Mitglieder in Funktionen<br />

engagiert, es sei stellvertretend an die prägen de, langjährige<br />

Arbeit von Per Hoffmann (Deutsches Schifffahrtsmuseum<br />

Bremerhaven) bei WOAM erinnert. Trotzdem ist<br />

die Beteiligung deutscher Mitglieder an der Arbeit, gemessen<br />

etwa an der Zahl der Tagungsteilnehmer oder der Vortragenden,<br />

unterproportional. Man kann dies auch als Zeichen<br />

von Stärke deuten, da es bei uns eben einen starken<br />

Restauratorenverband, zahlreiche Fachtreffen und etliche<br />

Zeitschriften gibt. Die unabdingbare internationale Vernetzung<br />

und die offene Zusammenarbeit mit anderen Berufen<br />

im gleichen Verband kann aber nur eine Gruppe wie<br />

<strong>ICOM</strong>-CC bieten.<br />

Weitere Informationen:<br />

Professor Dr. Gerhard Eggert, Koordinator der Arbeitsgruppe Glas<br />

und Keramik innerhalb von <strong>ICOM</strong>-CC;<br />

gerhard.eggert@abk-stuttgart.de<br />

www.icom-cc.org<br />

16. dreijährliche Konferenz 2011 in Lissabon: www.icom-cc2011.org<br />

36 | <strong>ICOM</strong> <strong>Deutschland</strong> – <strong>Mitteilungen</strong> <strong>2010</strong>

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