ICOM Deutschland Mitteilungen 2010
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Rückblick<br />
Komitees mehr Geld zu lassen für die Durchführung ihrer<br />
Aufgaben ebenso wie die Forderung nach größerer Transparenz<br />
bei den Entscheidungsprozessen im Verband und bei<br />
der Umsetzung von Gremienbeschlüssen durch die Führungsspitze<br />
und die Administration, und schließlich die<br />
Bitte um eine Effizienzsteigerung des Verbandes.<br />
Diese Initiativen wurden von den Mitgliedern gewürdigt<br />
und bescherten ihm neue Aufgaben. Durch Beschluss der<br />
Generalversammlung 2007 in Wien wurde dem Präsidenten<br />
des Advisory Committee eine Arbeitsgruppe an die<br />
Seite gestellt, in der York Langenstein fortan die Nationalkomitees<br />
vertrat.<br />
Wer York Langenstein bei der Arbeit zusieht, merkt<br />
schnell, warum ihm so viel Vertrauen entgegengebracht<br />
und Verantwortung übertragen wird. Neben der Fachkompetenz<br />
liegt es an seiner Persönlichkeit.<br />
Ausgerüstet mitunter mit einem überdimensionierten<br />
Plastiksack, der nebenbei getätigte Souvenir- oder Antiquitäteneinkäufe<br />
aufzunehmen hat, vielleicht auch seine<br />
Fotoausrüstung, zieht er durch die Sitzungssäle der Arbeitsgruppen<br />
und Gremien nach einem vermutlich genau ausgetüftelten<br />
Zeitplan, immer zur richtigen Zeit am richtigen<br />
Ort, um beharrlich die Interessen von <strong>ICOM</strong> <strong>Deutschland</strong><br />
zu vertreten und Entwicklungen im Weltverband, die er<br />
für falsch hält, kritisch zu hinterfragen. Ich hatte den Eindruck,<br />
dass manch einem Versammlungsleiter die Schweißperlen<br />
auf die Stirn traten, wenn er im Saal erschien, denn<br />
er legte dabei eine Unerschütterlichkeit an den Tag, die keinem<br />
seiner Gesprächspartner entging. Diese Unbeirrbarkeit<br />
wäre aber kaum erfolgreich, wäre sie nicht mit höchstem<br />
diplomatischen Geschick gepaart, eine Gabe, die sein Vorgehen<br />
niemals als angriffslustig etwa erscheinen lässt, sondern<br />
immer als das, was es ist: als ausgewogen, produktiv,<br />
kooperativ.<br />
Wer York Langensteins Reden hört oder nachliest, wer<br />
seine Korrespondenz studiert, wozu ich in jüngster Vergangenheit<br />
reichlich Gelegenheit hatte, als er beschlossen<br />
hatte, mich auf die Amtsübernahme vorzubereiten – beinahe<br />
stündlich schlugen die E-Mails ein – erkennt schnell,<br />
dass er seinem Gegenüber immer zuerst mit Worten der<br />
Anerkennung und des Dankes begegnet. Und zwar nicht<br />
als leere Formeln oder taktische Tricks im Sinne einer captatio<br />
benevolentiae, sondern aus der Überzeugung, dass<br />
Respekt und Vertrauen die unabdingbaren Voraussetzungen<br />
für den gesellschaftlichen Diskurs und die alltägliche<br />
Arbeit sind. Auf ihn trifft Schopenhauers Wort zu: „Um<br />
fremden Wert willig und frei anzuerkennen und gelten zu<br />
lassen, muss man eigenen haben.“<br />
Diese vornehme Haltung akzeptiert die Eigenständigkeit<br />
des Gegenübers, weil ausgeprägte Individualität ein Kennzeichen<br />
seiner eigenen Persönlichkeit ist. Zu diesem inneren<br />
Adel gehört auch die äußere Erscheinungsform. Ein<br />
Kollege in Coburg hat mir einmal gesagt, York sähe so aus<br />
als hieße er von Langenstein. Wer von uns versteht es denn<br />
noch, eine Dame so selbstverständlich mit Handkuss zu begrüßen,<br />
und wer könnte souveräner als er das wadenfreie<br />
Beinkleid des Herrn in den Dresscode der internationalen<br />
Museumsgemeinschaft einführen.<br />
York Langenstein hat sich nicht geschont, er hat viel erreicht<br />
bei <strong>ICOM</strong>, auch weil er es immer verstand, seine<br />
Mitstreiter zu motivieren. Zum Glück wird er auch weiterhin<br />
für <strong>ICOM</strong> zur Verfügung stehen und wir werden seine<br />
Erfahrung, seine Kompetenz und seine Persönlichkeit auch<br />
gerne in Anspruch nehmen. Weil dies daher weniger Abschieds-<br />
als Dankesworte sind, können sie umso unbeschwerter<br />
vorgebracht werden. Lieber York, im Namen von<br />
<strong>ICOM</strong> <strong>Deutschland</strong>, des Vorstandes, der Geschäftsstelle<br />
und aller Mitglieder sage ich herzlichen Dank und wünsche<br />
alles Gute, vor allem gute Gesundheit, wir freuen uns<br />
auf weitere Begegnungen mit Dir in der Weltgemeinschaft<br />
der Museen.<br />
Dr. Klaus Weschenfelder<br />
Mitglied des Vorstandes <strong>ICOM</strong> <strong>Deutschland</strong><br />
Foto: <strong>ICOM</strong> <strong>Deutschland</strong><br />
Foto: <strong>ICOM</strong> <strong>Deutschland</strong><br />
Foto: <strong>ICOM</strong> <strong>Deutschland</strong><br />
<strong>ICOM</strong> <strong>Deutschland</strong> – <strong>Mitteilungen</strong> <strong>2010</strong> | 31