ICOM Deutschland Mitteilungen 2010

ICOM Deutschland Mitteilungen 2010 ICOM Deutschland Mitteilungen 2010

icom.deutschland.de
von icom.deutschland.de Mehr von diesem Publisher
19.01.2014 Aufrufe

Rückblick Ziel: Begegnung auf Augenhöhe Die Vorträge waren allesamt ein Plädoyer für mehr gegenseitigen Respekt. Es richtet sich einerseits an die Touristen, die behutsamer mit den besuchten Einrichtungen umgehen sollten. Die Gefahren und Risiken des Tourismus wurden verstärkt aus der Sicht der Denkmalpflege betont. Allein die Notwendigkeit, auf internationalem Niveau Charta und Abkommen zu vereinbaren, zeugt von großem Verbesserungspotential. Doch in den Augen der Museen bietet Tourismus auch Chancen und Gewinne. Sie müssen einfallsreich auf die Bedürfnisse der Touristen eingehen und vor allem Kommunikation kreativ gestalten. Was gut für den Touristen ist, ist auch für die anderen Besucher gut. So richtet sich andererseits das Plädoyer an die Museen und Denkmäler: Wer Touristen nur als Träger eines gut gefüllten Geldbeutels sieht, den es zu schröpfen gilt, wird langfristig nicht bestehen können. Dr. Stéphanie Wintzerith ist selbständige Besucherforscherin. Sie führt Besucherbefragungen und Evaluationen auf nationaler und internationaler Ebene für Museen und weitere Kultureinrichtun gen durch. Sie ist Mitglied des Vorstandes von ICOM Deutschland; swi@wintzerith.de Weitere Intormationen: Vollständiges Tagungsprogramm, Abstracts der Referate, Texte von Deklarationen und Resolutionen zum Thema Tourismus: www.icom-deutschland.de/archiv-2009.php Im Juli 2010 erscheint der Tagungsband zum Internationalen Bodensee-Symposium 2009, herausgegeben von ICOM Deutschland, Bestellung ist mit dem Bestellschein auf Seite 55 möglich. Charlotte Schütt Bergferienregion Graubünden – die Zusammenarbeit zwischen Museen und Tourismusorganisationen Aufgabe der Kulturmarketingstelle, einem von zahlreichen Entwicklungsschwerpunkten im Regierungsprogramm der Graubündner Regierung, ist es, die kulturelle Vielfalt des Kantons als Reichtum bewusster zu machen und im Rahmen des touristischen Angebotes besser zur Geltung zu bringen. Basisinformationsmittel bildet die neu aufgebaute Internetplattform www.graubündenkultur.ch. Neben verschiedensten Marketing- und PR-Aktivitäten, z. B. für Musikfestivals, unterstützt die Kulturmarketingstelle die drei kantonalen Museen, das Bündner Kunstmuseum, das Rätische Museum und das Bündner Naturmuseum, bei museumsübergreifenden Projekten insbesondere im Bereich der touristischen Vermarktung. Die drei Museen befinden sich in Chur, der Kantonshauptstadt mit 35.000 Einwohnern, und sind aus den wichtigsten Tourismusdestinationen wie Arosa, Flims-Laax, Davos-Klosters oder Lenzerheide in weniger als einer Stunde erreichbar. Drei Beispiele werden vorgestellt: der Kinderstadt(museums)plan Chur, das Museen-Kombi Chur sowie als unspektakuläre, aber sehr erfolgreiche Maßnahme Führungen und Informationsabende für Gäs teberaterinnen in Tourist-Offices und für Hotel-Rezeptionistinnen. Foto: Amt für Kultur, Kanton Graubünden Peter Omachen Historische Hotels erhalten und betreiben Jährlich ehrt ICOMOS Schweiz ausgewählte Eigentümer von Hotels und Restaurants mit dem Titel „Das historische Hotel“ oder „das historische Restaurant des Jahres“, die ihre Gebäude nach denkmalpflegerischen Grundsätzen erhalten und betreiben. Die Jury setzt sich zusammen aus Mitgliedern von ICOMOS Schweiz, aus Vertreterinnen der drei Partnerorganisationen Hotellerie Suisse, Gastro-Suisse und Schweiz-Tourismus und aus beigezogenen Experten. Ein wichtiges Beurteilungskriterium bilden die Unternehmensphilosophie und das Marketing, welche aus dem historischen Bestand heraus entwickelt sein müssen. Zu Beginn der Erfolgsgeschichte eines jeden historischen Hotels oder Restaurants steht die Erkenntnis, dass die historische Substanz kein Handicap, sondern ein Potential für den wirtschaftlichen Erfolg darstellt. Kurz: Die attraktive historische Substanz lockt Gäste an, und diese Einnahmen finanzieren den Erhalt. Ethik und Wirtschaftlichkeit bilden hier kein Gegensatzpaar, sondern bedingen sich gegenseitig – eine Win-Win-Situation für Denkmalpfleger und Touristiker. Neben der ICOMOS-Auszeichnung entwickelte sich die Gruppe der „Swiss Historic Hotels“. Darin sind Betriebe vereint, die den hohen Qualitätsanforderungen von ICOMOS Schweiz entsprechen. Das Marketing wird von Schweiz Tourismus besorgt. Und auch Hotellerie Suisse, jene Organisation, die in der Schweiz die Hotelsterne vergibt, verleiht ihr Prädikat „historisch“ ebenfalls nur noch nach den strengen Kriterien von ICOMOS Schweiz. Foto: Peter Omachen 24 | ICOM DeutschlandMitteilungen 2010

Die Kunst und Kultur der Einmischung Die Perspektiven der Mitarbeit von ICOM Deutschland im Deutschen Kulturrat Anette Rein Rückblick Der Deutsche Kulturrat (www.kulturrat.de) wurde 1981 als politisch unabhängige, überregionale Arbeitsgemeinschaft kultur- und me dien politischer Institutionen gegründet. Ziel war es, ein „Dachverband der Dachverbände“ zu werden. 1995 wurde diese Arbeitsgemeinschaft in einen ge meinnützigen Verein überführt. 226 Kulturverbände haben sich in acht Sektionen dem Deutschen Kulturrat an geschlos sen. Der Deutsche Kulturrat ist Ansprechpartner für Politik und Verwaltung des Bundes, der Länder und der Europäischen Union in allen kulturpolitischen Angelegenheiten. Ziel des Deutschen Kulturrates ist es, spartenübergreifende Fragen in die kulturpolitischen Diskussionen ein zubringen. Politik und Kultur, die Zeitung des Deutschen Kulturrates, erscheint sechsmal jährlich und steht online zur Verfügung (www.kulturrat.de/puk_liste.php?rubrik=puk). So arbeitet der Deutsche Kulturrat Jede Sektion schlägt Vertreter für die neun Fachausschüsse des Deutschen Kulturrates vor. Diese werden vom Deutschen Kulturrat ad personam berufen, um als Fachleute aus den Mitgliedsorganisationen neben Gästen, die keiner Mitgliedsorganisation des Deutschen Kulturrates angehören, Empfehlungen und Stellungnahmen zu erarbeiten, kulturund medienpolitische Problemfelder zu benennen und Handlungsperspektiven aufzuzeigen. Jede der acht Sektionen ist im Sprecherrat und in der Delegiertenversammlung vertreten. Die Sprecher vermitteln die in den Fachausschüssen erarbeiteten Informationen an den Vorstand und sind zuständig für die Wahl und die Abberufung der Vorstandsmitglieder. Darüber hinaus beschließt der Sprecherrat die Arbeitsprogramme des Vereins und berät den Vorstand bei der Durchführung seiner Aufgaben. Der Deutsche Kunstrat Der Deutsche Kunstrat ist mit seinen 24 Mitgliederorganisationen eine der acht Sektionen des Deutschen Kulturrates. Als ein informeller Zusammenschluss von bun desweit agierenden Vereinigungen, in deren Mittelpunkt die bil dende Kunst steht, treffen sich die Interessenverbände der Künstler und Kunsthändler, der Restauratoren, Kritiker und institutionellen Vermittler regelmäßig, um aktuelle kulturpolitische Themen zu diskutieren. Im November 2009 fand z. B. im Kontext der Exponatec Cologne, der Inter nationalen Fachmesse für Museen, Konservierung und Kul turerbe, das Symposium „Erb Gut Kunst“ statt. Exper tin nen und Experten diskutierten über den Umgang mit kollektivem Kulturerbe und individuellen Künstlernachlässen. Mitwirkungsmöglichkeiten für ICOM Deutschland Die Präsenz von ICOM Deutschland in beiden Räten bietet viele Möglichkeiten einer Mitgestaltung von Informationen Trifft die Wirtschaftskrise nur kleine oder auch große Institutionen wie das Neue Museum in Berlin? Über Budgetfragen verständigen sich die Mitglieder des Fachausschusses Kulturfinanzierung im Deutschen Kulturrat. über Museen als inter- und transkulturelle außer schulische Lernorte zur Weiterleitung an übergeordnete Gremien. Durch die Ver netzung mit anderen Kulturverbänden können weitere Ko operationen entstehen und damit übergreifende Problemfelder im Kulturbereich differenzierter und umfassen der benannt werden. Museen als wichtige Wis sen s­ träger und Vermittler kulturellen Wissens werden durch die Beiträge von ICOM Deutschland von den anderen Kulturverbänden noch besser wahrgenom men. Zu den kulturpolitischen Problemfeldern, zu deren Lösungen ICOM Deutschland beitragen kann, gehören zum Beispiel: die Folgen von neuen Lehrplänen auf Museumsbesuche von Schulklassen; die Veränderungen der Berufsbilder von Museumsmitarbeitern nach Einführung neuer Studienordnungen an den Universitäten; neben Problemen aufgrund fehlender Etats für die vielfältigen Aktivi täten der Häuser, was eine generationenübergreifende um fassende Wissensvermittlung der Museen erschwert, wenn nicht sogar verhindert. Durch seine Präsenz kann ICOM Deutschland nicht nur kulturpolitische Problemfelder aus musealer Sicht ergänzen, sondern auch Themen aus der internationalen Museumsszene und aus Kulturdebatten einbringen. Dieser Aspekt wird meiner Meinung nach künftig aufgrund der zunehmenden globalen Vernetzung immer wichtiger werden. Der Vorstand von ICOM Deutschland freut sich über Ihre Themenvorschläge zu den Bereichen Bildung und Kulturfinanzierung. Dr. Anette Rein ist Vorstandsmitglied von ICOM Deutschland. Sie vertritt ICOM Deutschland im Deutschen Kunstrat und im Deutschen Kulturrat in den Fachausschüssen Bildung und Kulturfinanzierung; ar_welten@yahoo.de ICOM DeutschlandMitteilungen 2010 | 25

Die Kunst und Kultur der Einmischung<br />

Die Perspektiven der Mitarbeit von <strong>ICOM</strong> <strong>Deutschland</strong> im Deutschen Kulturrat<br />

Anette Rein<br />

Rückblick<br />

Der Deutsche Kulturrat (www.kulturrat.de) wurde 1981 als<br />

politisch unabhängige, überregionale Arbeitsgemeinschaft<br />

kultur- und me dien politischer Institutionen gegründet. Ziel<br />

war es, ein „Dachverband der Dachverbände“ zu werden.<br />

1995 wurde diese Arbeitsgemeinschaft in einen ge meinnützigen<br />

Verein überführt. 226 Kulturverbände haben sich<br />

in acht Sektionen dem Deutschen Kulturrat an geschlos sen.<br />

Der Deutsche Kulturrat ist Ansprechpartner für Politik<br />

und Verwaltung des Bundes, der Länder und der Europäischen<br />

Union in allen kulturpolitischen Angelegenheiten. Ziel<br />

des Deutschen Kulturrates ist es, spartenübergreifende Fragen<br />

in die kulturpolitischen Diskussionen ein zubringen.<br />

Politik und Kultur, die Zeitung des Deutschen Kulturrates,<br />

erscheint sechsmal jährlich und steht online zur Verfügung<br />

(www.kulturrat.de/puk_liste.php?rubrik=puk).<br />

So arbeitet der Deutsche Kulturrat<br />

Jede Sektion schlägt Vertreter für die neun Fachausschüsse<br />

des Deutschen Kulturrates vor. Diese werden vom Deutschen<br />

Kulturrat ad personam berufen, um als Fachleute aus<br />

den Mitgliedsorganisationen neben Gästen, die keiner Mitgliedsorganisation<br />

des Deutschen Kulturrates angehören,<br />

Empfehlungen und Stellungnahmen zu erarbeiten, kulturund<br />

medienpolitische Problemfelder zu benennen und Handlungsperspektiven<br />

aufzuzeigen.<br />

Jede der acht Sektionen ist im Sprecherrat und in der Delegiertenversammlung<br />

vertreten. Die Sprecher vermitteln die<br />

in den Fachausschüssen erarbeiteten Informationen an den<br />

Vorstand und sind zuständig für die Wahl und die Abberufung<br />

der Vorstandsmitglieder. Darüber hinaus beschließt<br />

der Sprecherrat die Arbeitsprogramme des Vereins und berät<br />

den Vorstand bei der Durchführung seiner Aufgaben.<br />

Der Deutsche Kunstrat<br />

Der Deutsche Kunstrat ist mit seinen 24 Mitgliederorganisationen<br />

eine der acht Sektionen des Deutschen Kulturrates.<br />

Als ein informeller Zusammenschluss von bun desweit<br />

agierenden Vereinigungen, in deren Mittelpunkt die<br />

bil dende Kunst steht, treffen sich die Interessenverbände der<br />

Künstler und Kunsthändler, der Restauratoren, Kritiker und<br />

institutionellen Vermittler regelmäßig, um aktuelle kulturpolitische<br />

Themen zu diskutieren. Im November 2009 fand<br />

z. B. im Kontext der Exponatec Cologne, der Inter nationalen<br />

Fachmesse für Museen, Konservierung und Kul turerbe,<br />

das Symposium „Erb Gut Kunst“ statt. Exper tin nen<br />

und Experten diskutierten über den Umgang mit kollektivem<br />

Kulturerbe und individuellen Künstlernachlässen.<br />

Mitwirkungsmöglichkeiten für <strong>ICOM</strong> <strong>Deutschland</strong><br />

Die Präsenz von <strong>ICOM</strong> <strong>Deutschland</strong> in beiden Räten bietet<br />

viele Möglichkeiten einer Mitgestaltung von Informationen<br />

Trifft die Wirtschaftskrise nur kleine oder auch große Institutionen wie<br />

das Neue Museum in Berlin? Über Budgetfragen verständigen sich die<br />

Mitglieder des Fachausschusses Kulturfinanzierung im Deutschen<br />

Kulturrat.<br />

über Museen als inter- und transkulturelle außer schulische<br />

Lernorte zur Weiterleitung an übergeordnete Gremien.<br />

Durch die Ver netzung mit anderen Kulturverbänden können<br />

weitere Ko operationen entstehen und damit übergreifende<br />

Problemfelder im Kulturbereich differenzierter und<br />

umfassen der benannt werden. Museen als wichtige Wis sen s­<br />

träger und Vermittler kulturellen Wissens werden durch<br />

die Beiträge von <strong>ICOM</strong> <strong>Deutschland</strong> von den anderen Kulturverbänden<br />

noch besser wahrgenom men. Zu den kulturpolitischen<br />

Problemfeldern, zu deren Lösungen <strong>ICOM</strong><br />

<strong>Deutschland</strong> beitragen kann, gehören zum Beispiel: die Folgen<br />

von neuen Lehrplänen auf Museumsbesuche von Schulklassen;<br />

die Veränderungen der Berufsbilder von Museumsmitarbeitern<br />

nach Einführung neuer Studienordnungen<br />

an den Universitäten; neben Problemen aufgrund fehlender<br />

Etats für die vielfältigen Aktivi täten der Häuser, was eine<br />

generationenübergreifende um fassende Wissensvermittlung<br />

der Museen erschwert, wenn nicht sogar verhindert.<br />

Durch seine Präsenz kann <strong>ICOM</strong> <strong>Deutschland</strong> nicht nur<br />

kulturpolitische Problemfelder aus musealer Sicht ergänzen,<br />

sondern auch Themen aus der internationalen Museumsszene<br />

und aus Kulturdebatten einbringen. Dieser Aspekt<br />

wird meiner Meinung nach künftig aufgrund der zunehmenden<br />

globalen Vernetzung immer wichtiger werden.<br />

Der Vorstand von <strong>ICOM</strong> <strong>Deutschland</strong> freut sich über<br />

Ihre Themenvorschläge zu den Bereichen Bildung und Kulturfinanzierung.<br />

Dr. Anette Rein ist Vorstandsmitglied von <strong>ICOM</strong> <strong>Deutschland</strong>. Sie vertritt<br />

<strong>ICOM</strong> <strong>Deutschland</strong> im Deutschen Kunstrat und im Deutschen<br />

Kulturrat in den Fachausschüssen Bildung und Kulturfinanzierung;<br />

ar_welten@yahoo.de<br />

<strong>ICOM</strong> <strong>Deutschland</strong> – <strong>Mitteilungen</strong> <strong>2010</strong> | 25

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!