ICOM Deutschland Mitteilungen 2010
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Aktuelles<br />
Weltweit begehen immer mehr Museen mit zahlreichen Aktivitäten<br />
den Internationalen Museumstag. In Nigeria wurde im vergangenen<br />
Jahr die „Miss Museum“ gekührt (Foto links), in Madrid fand im Museo<br />
de Escultura ein Gitarrenkonzert statt (Foto rechts).<br />
In den Museen finden wir sowohl Gedächtnis und Erinnerung<br />
als auch die Reflexion über sie. Museen sind zugleich<br />
bewahrende und aktivierende Einrichtungen, in<br />
denen sich Kulturen, Staaten, Gemeinschaften und Individuen<br />
anhand von Objekten – lassen wir die Formen immateriellen<br />
und neuerdings auch digitalen Kulturerbes hier<br />
beiseite – aus der Vergangenheit und anhand der Darstellung<br />
und Erläuterung ihrer Zusammenhänge kompetent<br />
informieren können. Sie enthalten darüber hinaus Anregungen<br />
für die Gestaltung der Gegenwart und der Zukunft.<br />
Als weltumspannendes Netz bilden Museen einen zentralen<br />
menschheitlichen Gedächtnisspeicher. Zugleich aktivieren<br />
sie dieses Gedächtnis im Dienste der Gesellschaft<br />
– mit Vorschlägen zur Veränderung oder Beibehaltung von<br />
Wahrnehmungs-, Denk- und Handlungsmustern. Die spezifischen<br />
Möglichkeiten der Museen, Vergangenheit und<br />
Zukunft miteinander zu verbinden, dürften in einer Zeit<br />
der Globalisierung und Transformationen noch wichtiger<br />
werden, in einer Zeit, die immer wieder überraschende Wendungen<br />
und historische Brüche und Einbrüche mit sich<br />
bringt.<br />
So können Museen ihre Potentiale nutzen<br />
Der Internationale Museumstag 2011 und sein Motto „Museums<br />
and Memory“ geben den Museen die besondere Gelegenheit,<br />
einer breiten Öffentlichkeit und den Museumsförderern<br />
zu vermitteln, was zur Pflege dieses Gedächtnisses<br />
erforderlich ist und worin dabei der Gewinn für die Gesellschaft<br />
besteht.<br />
Gerade in Zeiten, in denen vielen Museen Events und<br />
Entertainment als Königsweg anempfohlen werden, sollten<br />
wir den Blick wieder auf die stille, grundlegende Tätigkeit<br />
lenken. Diese besteht vor allem darin, museale Sammlungen<br />
zu erweitern, zu pflegen und zu erschließen (siehe<br />
Seite 6, Die Ethik des Sammelns). Ferner sollten Museen<br />
stets auf die Zerbrechlichkeit und Gefährdung der Objekte,<br />
auf die Anforderungen an ihre Aufbewahrung, Konservierung,<br />
Restaurierung und Digitialisierung verweisen<br />
– und natürlich auf das, was für ihre lehrreiche, anregende<br />
und unterhaltsame Präsentation erforderlich ist. Denn in<br />
den Museen geht es um den Gehalt dieses Gedächtnisses,<br />
die Vielfalt der Kenntnisse, Vorstellungen, Empfindungen,<br />
Phantasien und Anregungen, die damit verbunden sind<br />
oder daraus hervorgehen, es geht von der Bedeutung der<br />
Museen für die Menschheit bis zur Bedeutung für einzelne<br />
Nationen, Kommunen, Minderheiten, Gruppen und Personen.<br />
Um die Wichtigkeit der Museen zu unterstreichen und<br />
die Wirkung der Aktivitäten 2011 zu verstärken, gewinnt<br />
<strong>ICOM</strong> Partner, die mit ähnlichen Aufgaben befasst sind,<br />
so zum Beispiel das UNESCO-Programm „Memory of the<br />
World“.<br />
Das UNESCO-Programm „Memory of the World“ –<br />
das Gedächtnis der Menschheit<br />
Das UNESCO-Programm „Memory of the World“ (MoW)<br />
ist ein weltumspannendes Netzwerk mit herausragenden<br />
Dokumenten: z. B. wertvollen Buchbeständen, Partituren,<br />
Bild-, Ton- und Filmdokumenten. Mit dem „World Cultural<br />
and Natural Heritage“ und dem „Intangible Cultural<br />
Heritage“ gehört es zu den drei UNESCO-Welterbe-Programmen,<br />
die das menschheitliche Kultur- und Naturerbe<br />
in hervorragenden Beispielen bewahren helfen und vermitteln<br />
sollen.<br />
Das Weltdokumentenerbe-Programm „Memory of the<br />
World“ wurde 1992 nach der Zerstörung der Nationalbibliothek<br />
in Sarajewo ausgerufen. Da bei der Bombardierung<br />
die Buchbestände fast vollständig verbrannten, will<br />
das UNESCO-Programm weltweit das Bewusstsein schärfen<br />
für: die Bedeutung von Dokumenten aller Trägerformen,<br />
von Papier bis zu Film und Internet, für das humane<br />
Selbstverständnis und die Widerspiegelung der Vielfalt von<br />
<strong>ICOM</strong> <strong>Deutschland</strong> – <strong>Mitteilungen</strong> <strong>2010</strong> | 15