GBR und WEG - unirep - Humboldt-Universität zu Berlin
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Universitätsrepetitorium der<br />
HUMBOLDT UNIVERSITÄT ZU BERLIN<br />
Vorlesung Immobilienrecht,<br />
Gr<strong>und</strong>buch, Wohnungseigentum<br />
18. Februar 2013<br />
J. Schmidt-Räntsch, Gr<strong>und</strong>buch <strong>und</strong> Wohnungseigentum, 18.2.2013<br />
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A. Gr<strong>und</strong>buchrecht<br />
I. Gr<strong>und</strong>buchzwang<br />
1. Inhalt des Gr<strong>und</strong>buchzwangs<br />
2. Zweck des Gr<strong>und</strong>buchzwangs<br />
II. Aufbau des Gr<strong>und</strong>buchs<br />
1. Gr<strong>und</strong>buchamt = Amtsgericht (Ausnahme: BW)<br />
2. Verbindung Gr<strong>und</strong>buch <strong>und</strong> Kataster (Colido-<br />
Gr<strong>und</strong>buch der DDR)<br />
3. Gr<strong>und</strong>buch <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>buchblatt<br />
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4. Papiergr<strong>und</strong>buch <strong>und</strong> elektronisches Gr<strong>und</strong>buch<br />
5. Realfolium <strong>und</strong> Personalfolium<br />
6. Veränderungen des Foliums<br />
a) Erstanlegung<br />
b) Neuanlegung<br />
c) Umschreibung (§ 28 GBV) -<br />
Unübersichtlichkeit, Erschöpfung<br />
Neue Nummer, Übernahme des vollen aktuellen<br />
Bestands, des gelöschten nur, soweit <strong>zu</strong>m<br />
Verständnis nötig<br />
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d) Anlegung des maschinell geführten Gr<strong>und</strong>buchs<br />
(§ 67 GBV)<br />
aa) Umschreibung (§ 68 GBV)<br />
bb) Neufassung (§ 69 GBV)<br />
wie Umschreibung nur Beibehaltung der<br />
alten Nummer<br />
cc) Umstellung (§ 70 GBV)<br />
Alte Nummer Komplettübernahme des<br />
vorhandenen Bestands<br />
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III. Eintragung in das Gr<strong>und</strong>buch<br />
1. Voreintragung des Betroffenen (§ 39 GBO)<br />
2. Nachweis durch öffentliche <strong>und</strong> öffentlich<br />
beglaubigte Urk<strong>und</strong>e<br />
a) Bewilligung (§ 19 GBO) - formelles<br />
Konsensprinzip<br />
b) Auflassung (§ 20 GBO) - materielles<br />
Konsensprinzip<br />
c) Urteil (§ 894 ZPO)<br />
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3. Berichtigung <strong>und</strong> Rechtsänderung<br />
4. Die Eintragung (§ 44 GBO)<br />
a) Zuständigkeit:<br />
aa) Gr<strong>und</strong>satz: Rechtspfleger (§ 3 Nr. 1<br />
RPflegerG)<br />
bb) Ausnahme Urk<strong>und</strong>sbeamter der<br />
Geschäftsstelle (UdG)<br />
b) Inhalt der Eintragung<br />
aa) Tag <strong>und</strong> Unterschrift<br />
bb) Text <strong>und</strong> Verweisung<br />
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BGH, NJW-RR 2011, 19 (<strong>zu</strong> § 39 GBO)<br />
Die Antragstellerin beantragt formgerecht die Löschung einer an ihrem<br />
Gr<strong>und</strong>stück für die Bank A eingetragenen Gr<strong>und</strong>schuld über 50.000 €.<br />
Bank A hatte die Gr<strong>und</strong>schuld in Höhe eines Teilbetrags an die Bank B<br />
abgetreten. Diese Abtretung ist bislang nicht eingetragen. Die<br />
Antragstellerin legt in der Form des § 29 GBO Löschungsbewilligungen<br />
der Bank A für den bei dieser verbliebenen Teilbetrag von 20.000 €<br />
<strong>und</strong> der Bank B für den dieser abgetretenen Teilbetrag von 30.000 €<br />
sowie die Abtretung nebst Eintragungsbewilligung der Bank A vor.<br />
Diese Unterlagen hält das Gr<strong>und</strong>buchamt nicht für ausreichend. Die<br />
Löschungsbewilligung der A decke nur einen Teilbetrag von 20.000 €<br />
ab, die der B sei mangels Voll<strong>zu</strong>gs der Abtretung nicht wirksam. Was<br />
meinen Sie?<br />
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5. Eintragungsnachricht<br />
IV. Wiederherstellung des Gr<strong>und</strong>buchs<br />
B. Wohnungseigentumsrecht<br />
I. Begründung von Wohnungseigentum<br />
1. Teilungserklärung (§§<br />
3 I, 8 <strong>WEG</strong>)<br />
dinglicher Teil<br />
schuldrechtlicher Teil<br />
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2. Abgeschlossenheitsbescheinigung (§ 7 <strong>WEG</strong>)<br />
Sinn: Abgren<strong>zu</strong>ng <strong>zu</strong>m früheren Stockwerkseigentum<br />
Schwierigkeit 1: Instrumentalisierung (GemS-OGB)<br />
Schwierigkeit 2: Verwaltungsaufwand (§ 7 IV <strong>WEG</strong>)<br />
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Die Antragstellerin hat als Eigentümerin mehrere bebaute Gr<strong>und</strong>stücke<br />
nach in Wohnungseigentum aufgeteilt. Die von der Baubehörde<br />
erteilten Abgeschlossenheitsbescheinigungen enthalten den Hinweis,<br />
dass die Trennwände <strong>und</strong> Decken nicht mehr den geltend<br />
Schallschutznormen entsprechen. Das Gr<strong>und</strong>buchamt lehnt die<br />
Eintragung der Teilung deshalb ab. Die dagegen eingelegte<br />
Beschwerde ist erfolglos geblieben. Die weitere Beschwerde möchte<br />
das Oberlandesgericht <strong>zu</strong>rückweisen. Daran sieht es sich jedoch durch<br />
den Beschluss des Bayerischen Obersten Landesgerichts vom 20. Juni<br />
1990, BayObLGZ 1990, 168, gehindert <strong>und</strong> hat daher die Sache dem<br />
B<strong>und</strong>esgerichtshof <strong>zu</strong>r Entscheidung vorgelegt. Was sollte der<br />
B<strong>und</strong>esgerichtshof tun? (BGH NJW 1991, 1611)<br />
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3. Divergenz von Teilungserklärung <strong>und</strong> Bauausführung<br />
Die Erben des A ließen sein Gr<strong>und</strong>stück in Wohnungseigentum<br />
aufteilen, <strong>und</strong> zwar so, dass darauf drei Einfamilienhäuser entstehen<br />
sollten. Sie verkauften die Wohnungseigentumsrechte an drei Erwerber<br />
A, B <strong>und</strong> C, die sich verpflichteten, die Gebäude entsprechende dem<br />
Aufteilungsplan <strong>zu</strong> bauen. A <strong>und</strong> C taten das. C errichtete ein Gebäude,<br />
das nicht dem Aufteilungsplan entsprach, weil er andere Vorstellungen<br />
hatte <strong>und</strong> ihm die Erben <strong>zu</strong>gesagt hatten, den Aufteilungsplan <strong>zu</strong><br />
ändern. Zu dieser Änderung kam es nicht. B baute auch anders als es<br />
die Änderung vorgesehen hatte. Dabei kam er A <strong>zu</strong> nahe, der sich aber<br />
erst nach Errichtung beschwerte <strong>und</strong> nun Beseitigung verlangt. Zu<br />
Recht? (BGH NJW 2004, 1798)<br />
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Fallbeispiel<br />
V teilt sein Gr<strong>und</strong>stück in Wohnungseigentum auf <strong>und</strong> lässt darauf ein<br />
Gebäude mit vier Wohnungen errichten. Bei der Bauausführung werden<br />
im Obergeschoss eine Trennwand <strong>und</strong> eine Tür vergessen. Das führt<br />
da<strong>zu</strong>, dass die eine Wohnung ein besonders großes Wohnzimmer <strong>und</strong><br />
der anderen Wohnung das Studio fehlt, das sie nach dem<br />
Aufteilungsplan haben sollte. Bei dem Verkauf beider Wohnungen an K<br />
1 (gr. Whg.) <strong>und</strong> K 2 (kl. Whg.) <strong>und</strong> dem Voll<strong>zu</strong>g dieses Vertrags im<br />
Gr<strong>und</strong>buch bleibt der Fehler unbemerkt. Ungeklärt sind die<br />
Vorstellungen von V, K 1 <strong>und</strong> K 2 bei dem Erwerb. K 2 verlangt von K 1<br />
Herausgabe <strong>und</strong> Räumung „seines“ Studios. Zu Recht? (BGHZ 177,<br />
338)<br />
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4. Inhalt der Teilungserklärung (auch Schuldrecht)<br />
Fallbeispiel<br />
A hat eine Eigentumswohnung in der Wohnungsanlage für betreutes<br />
Wohnen „Schöner Wohnen“ gekauft. Verwalter ist die Behäbig-GmbH,<br />
die sich uninteressiert zeigt. Sie kündigt dieser <strong>und</strong> zahlt ihr das Salair<br />
nicht mehr. Behäbig klagt <strong>und</strong> verweist darauf, dass in der<br />
Teilungserklärung der Anlage vorgesehen ist, das alle<br />
Wohnungseigentümer mit Behäbig einen Betreuungsvertrag<br />
abschließen müssen. Das stehe einer Kündigung entgegen. Was<br />
meinen Sie? (BGH NJW 2007, 213)<br />
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5. Ergänzende Auslegung I<br />
Nach der Teilungserklärung der Wohnanlage W haben die jeweiligen Eigentümer<br />
der Wohnungen Nr. 3 <strong>und</strong> Nr. 4 von insgesamt 6 Wohnungen das Recht, die <strong>zu</strong><br />
ihrem Sondereigentum gehörenden Räume im Keller <strong>und</strong> im Dachgeschoß des<br />
Hauses <strong>zu</strong> Wohnzwecken aus<strong>zu</strong>bauen. Jede Wohnung hat eine Stimme. A <strong>und</strong> B<br />
erwarben jeweils eine der größeren Wohnungen Nr. 1 <strong>und</strong> 2. C die Wohnung Nr.<br />
4 <strong>und</strong> D die Wohnung Nr. 3. D baute 1994 den der Wohnung Nr. 3<br />
<strong>zu</strong>geordneten Dachgeschossraum <strong>zu</strong> einer in sich abgeschlossenen Wohnung<br />
aus. Die ebenfalls <strong>zu</strong> der Wohnung Nr. 3 gehörenden Kellerräume baute er aus.<br />
Auch C baute seinen Dachgeschossraum ebenfalls <strong>zu</strong> einer Wohnung aus.<br />
Aufgr<strong>und</strong> der Baumaßnahmen der Antragsgegner vergrößerte sich die Wohn<strong>und</strong><br />
Nutzfläche der Wohnung Nr. 3 um etwa 157 qm, die der Wohnung Nr. 4 um<br />
etwa 32 qm. Durch Erklärungen vom 4. April 2000 begründeten die<br />
Antragsgegner im Wege der Unterteilung selbständiges Wohnungseigentum an<br />
den neu entstandenen Dachgeschosswohnungen. A <strong>und</strong> B verlangen eine<br />
andere Verteilung der Lasten. Zu Recht ? (BGHZ 160, 354 möglich)<br />
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Ergänzende Auslegung II<br />
Der Kläger ist Eigentümer einer Wohnung in einem Wohnhaus, das in sechs<br />
Eigentumswohnungen aufgeteilt ist. Den Wohnungen sind jeweils ein Kellerraum<br />
<strong>und</strong> ein Tiefgaragenstellplatz, den beiden Wohnungen im Dachgeschoss<br />
<strong>zu</strong>sätzlich ein Spitzboden <strong>zu</strong>geordnet. Die Kosten Bewirtschaftung des<br />
Gemeinschaftseigentums tragen die Wohnungseigentümer nach dem Verhältnis<br />
der Miteigentumsanteile. Die Gemeinschaftsordnung der TE kann durch einfache<br />
Mehrheit abgeändert werden kann, wenn dafür sachliche Gründe vorliegen <strong>und</strong><br />
der einzelne Eigentümer dadurch gegenüber dem bisherigen Rechts<strong>zu</strong>stand<br />
nicht unbillig benachteiligt wird. Die Eigentümer einer Wohnung bauten den<br />
Spitzboden mit einer Größe von ca. 70 m2 als Wohnraum aus. Den Antrag des<br />
Klägers, einen neuen Kostenverteilungsschlüssel nach dem Verhältnis der<br />
Wohnflächen <strong>zu</strong> beschließen, wurde bei Stimmengleichheit (3:3) abgelehnt. Der<br />
Kläger will die Verurteilung der übrigen Wohnungseigentümer <strong>zu</strong>r beantragten<br />
Änderung der Kostenverteilung erreichen. Hat er Erfolg ? (BGHZ 186, 34: nein)<br />
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6. Veränderung der sachenrechtliche Gr<strong>und</strong>lagen – Umbaufall<br />
BGH NJW-RR 2012, 1036<br />
Die klagenden Mitglieder einer Wohnungseigentümergemeinschaft verlangen<br />
von den übrigen die Annahme des Angebots für einen Vertrag <strong>zu</strong>r Anpassung<br />
der Teilungserklärung an Veränderungen der Aufteilung im Bereich des<br />
Dachgeschosses. Das Gebäude der Anlage war im Krieg zerstört <strong>und</strong> danach nur<br />
mit einem Notdach versehen worden. Bei der Aufteilung in Wohnungseigentum<br />
wurde das Dachgeschoss in zwei Teileigentumseinheiten geteilt. An einer<br />
Teilfläche des Dachgeschosses wurde dem Eigentümer einer anderen<br />
Wohneinheit ein Sondernut<strong>zu</strong>ngsrecht <strong>zu</strong>gewiesen. Auf dessen Antrag beschloss<br />
die Eigentümerversammlung 1992 mehrheitlich die Wiederherstellung des<br />
ursprünglichen Dachs, die Umwandlung der Teileigentumsrechte in vier<br />
Wohnungen <strong>und</strong> diesen Wohnungen Sondernut<strong>zu</strong>ngsrechte für Dachgärten<br />
<strong>zu</strong><strong>zu</strong>weisen. Der Eigentümer führte den Ausbau des Dachs <strong>und</strong> die<br />
Umbauarbeiten auf eigene Kosten durch. 2005 wurden seine Wohnung <strong>und</strong> die<br />
Teileigentumsrechte zwangsversteigert. Der Erwerber verlangt nun die<br />
Anpassung der Teilungserklärung an den entstandenen Zustand. Zu Recht?<br />
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Lösung:<br />
I. Änderung durch Beschluss?<br />
Nein, keine Kompetenz, keine Einstimmigkeit<br />
II. Anspruch auf Änderung der Teilungserklärung?<br />
1. Anspruch aus § 10 Abs. 2 Satz 3 <strong>WEG</strong>?<br />
a) Anspruch auf eine abweichende Vereinbarung<br />
b) Inhalt der Vereinbarungen nach § 10 Abs. 2 Satz 3 <strong>WEG</strong>:<br />
BGH: nur schuldrechtliche Vereinbarungen <strong>zu</strong>m Innenverhältnis<br />
der WEler untereinander, vgl. § 10 Abs. 2 Satz 1 <strong>WEG</strong>: „das Verhältnis<br />
der Wohnungseigentümer untereinander“.<br />
c) Und hier? Hier geht es um die Änderung der sachenrechtlichen<br />
Gr<strong>und</strong>lagen.<br />
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2. Anspruch aus § 242 BGB nach den Gr<strong>und</strong>sätzen des BGH (etwa: Urt. v. 5.<br />
12. 2003 - V ZR 447/01, ZMR 2004, 206)<br />
a) Gelten diese Gr<strong>und</strong>sätze noch? – ja, eben für die Veränderung der<br />
sachenrechtlichen Gr<strong>und</strong>lagen<br />
b) Vorausset<strong>zu</strong>ngen<br />
„Vorliegen außergewöhnlicher Umstände, die die Verweigerung der Zustimmung<br />
<strong>zu</strong> der notariellen Vereinbarung als grob unbillig <strong>und</strong> damit als Verstoß gegen<br />
den Gr<strong>und</strong>satz von Treu <strong>und</strong> Glauben erscheinen lassen“<br />
c) Vorliegen der Vorausset<strong>zu</strong>ngen? BGH: nein<br />
Kein Errichtungsfehler <strong>und</strong> keine unvorhergesehene Fehlgestaltung, sondern<br />
eine Veränderung ohne Schaffung der sachenrechtlichen Gr<strong>und</strong>lagen.<br />
III. Fazit: Erst <strong>zu</strong>m Notar, dann <strong>zu</strong>r Baustelle.<br />
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7. Werdende <strong>WEG</strong><br />
Die klagende <strong>WEG</strong> nimmt die Beklagte auf Zahlung von Wohngeld in<br />
Anspruch. Die Beklagte verteidigt sich mit der Behauptung, sie sei<br />
nicht Mitglied der <strong>WEG</strong> <strong>und</strong> deshalb nicht <strong>zu</strong>r Zahlung von Wohngeld<br />
verpflichtet. Die Beklagte bewohnt eine Wohnung in der Anlage, die sie<br />
vor einigen Jahren gekauft hat. Zu ihren Gunsten ist eine<br />
Eigentumsvormerkung eingetragen. Andere Käufer sind schon<br />
eingetragen. Muss die Beklagte zahlen? (BGHZ 177, 53)<br />
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II. Eigentum in der <strong>WEG</strong><br />
1. Zuordnung von Heizkörpern<br />
BGH, Urteil vom 8. 7. 2011 - V ZR 176/10, NJW 2011, 2958<br />
2. Veränderung der Aufteilung durch den aufteilenden Eigentümer<br />
BGH, Urteil vom 2. Dezember 2011 – V ZR 74/11, juris<br />
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III. Willensbildung in der <strong>WEG</strong><br />
1. Wohnungseigentümerrechte bei Testamentsvollstreckung<br />
BGH, Urteil vom 4. 11. 2011 – V ZR 82/11: Testamentsvollstrecker, weil<br />
Zugehörigkeit <strong>zu</strong>m Nachlass<br />
2. Einberufung der Wohnungseigentümerversammlung <strong>und</strong> Absage oder<br />
Änderung<br />
BGH, Urteil vom 10. 6. 2011 – V ZR 222/10, ZWE 2011, 354<br />
3. Ausschluss vom Stimmrecht<br />
a) wegen Hausgeldrückstands<br />
BGH, Urteil vom 10. 12. 2010 - V ZR 60/10, NJW 2011, 679 = ZWE 2011, 122<br />
b) wegen Rechtsstreits gemäß § 25 Abs. 5 <strong>WEG</strong><br />
BGH, Urteil vom 14. Oktober 2011 – V ZR 56/11<br />
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4. Vertretung in der Versammlung: BGH, NJW 2012, 2512<br />
Die Wohnungseigentümer bestellten die Verwalterin der Anlage mehrheitlich für<br />
weitere vier Jahre <strong>und</strong> verlängerten den Verwaltervertrag entsprechend. Die<br />
Klägerinnen fechten die Beschlüsse an. Die Versammlung sei mangels<br />
ordnungsgemäßer Vertretung einiger Wohnungseigentümer nicht beschlussfähig<br />
gewesen. Nach der Teilungserklärung dürfen sich die Wohnungseigentümer nur<br />
durch die Verwaltung, den Ehegatten oder einen anderen Wohnungseigentümer<br />
vertreten lassen. Ferner ist danach „in Ergän<strong>zu</strong>ng des § 23 <strong>WEG</strong> <strong>zu</strong>r Gültigkeit<br />
eines Beschlusses der Wohnungseigentümerversammlung außer den dort<br />
genannten Bestimmungen die Protokollierung des Beschlusses erforderlich <strong>und</strong><br />
das Protokoll ist vom Verwalter <strong>und</strong> von zwei Wohnungseigentümern <strong>zu</strong><br />
unterzeichnen." Das Protokoll ist nur von der Verwalterin <strong>und</strong> der<br />
Beiratsvorsitzenden unterzeichnet, die Geschäftsführerin von drei GmbH mit<br />
Wohnungen in der Anlage ist <strong>und</strong> von den nicht persönlich anwesenden<br />
Wohnungseigentümern bevollmächtigt worden war. Einige hatten noch einem<br />
anderen WEler Vollmacht erteilt. Was meinen Sie?<br />
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Lösung:<br />
I. Ausgangspunkt:<br />
Anfechtung erfolgreich, wenn entweder Beschlussfähigkeit fehlte oder der<br />
Beschluss nicht gültig war<br />
II. Fehlende Beschlussfähigkeit?<br />
1. Beschlussfähigkeit war gegeben, wenn die abwesenden WEler wirksam<br />
vertreten waren<br />
2. TE: Vertretung nur durch Verwaltung, Ehegatten oder WEler<br />
3. Vertretung nur bei Einzelvollmacht oder abgegrenzten Mehrfachvollmachten?<br />
BGH: nein.<br />
- Der WEler darf – wie jeder andere – mehrere Vollmachten für die<br />
Versammlung erteilen.<br />
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- Der WEler muss die Kompetenzen nicht abgrenzen; er kann das den<br />
Bevollmächtigten überlassen.<br />
- Mehrere Bevollmächtigte können nur einheitlich abstimmen.<br />
4. Vertretung durch GF einer WEler-GmbH nur bei Angabe der GmbH?<br />
BGH: nein, WEler könnte auch alle GmbHs bevollmächtigen.<br />
III. Gültigkeit<br />
1. Unterschriftserfordernis ist Gültigkeitserfordernis<br />
2. Erfordernis von zwei Unterschriften bedeutet zwei Unterschriften natürlicher<br />
Personen, nicht eine Unterschrift für zwei Eigentümer. Gr<strong>und</strong>: Kontrollzweck<br />
der Regelung<br />
3. Verstoß ist heilbar, auch während der Anfechtungsklage, hier aber<br />
unterblieben.<br />
Ende des Falles<br />
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IV. Das Nut<strong>zu</strong>ngsrecht der Wohnungseigentümer<br />
1. Grenzen der Nut<strong>zu</strong>ng auf Gr<strong>und</strong> der Aufteilung in Wohnungs- oder<br />
Teileigentum<br />
a) BGH, Urteil vom 15. 1. 2010 - V ZR 40/09, NJW-RR 2010, 667:<br />
Nut<strong>zu</strong>ng eines „Café“ als Restaurant<br />
b) BGH, Urteil vom 25. 3. 2010 - V ZR 159/09, ZWE 2010, 266:<br />
Nut<strong>zu</strong>ng von Laden als Gaststätte<br />
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c) BGH, Urteil vom 15. 1. 2010 - V ZR 72/09, NJW 2010, 3093:<br />
Nut<strong>zu</strong>ng einer Wohnung als Ferienwohnung<br />
d) BGH, Beschluss vom 16. Juni 2011 – V ZA 1/11, ZfIR 2011, 757 m.<br />
krit. Dötsch ibid. 758: Nut<strong>zu</strong>ng eines Hobbyraums als<br />
Kinderschlafzimmer<br />
3. Einbau einer Videoanlage<br />
BGH, Urteil vom 8. 4. 2011 - V ZR 210/10, NJW-RR 2011, 949 = ZWE<br />
2011, 259<br />
4. Videoüberwachung in Reihenhausanlage<br />
BGH, Urteil vom 21. 10. 2011 – V ZR 265/10, NJW-RR 2011, 140<br />
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5. Gewerbliche Nut<strong>zu</strong>ng einer Wohnung<br />
KiTa-Fall: BGH, WuM 2012, 515<br />
Die Parteien sind Wohnungseigentümer in einer Wohnanlage. Die Mieterin der<br />
Wohnung der Beklagten betreut in der Wohnung mit Erlaubnis der Stadt gegen<br />
Entgelt bis <strong>zu</strong> fünf Kinder im Alter von 0 bis 3 Jahren von 7.00 Uhr bis 19.00<br />
Uhr. Nach der Teilungserklärung bedarf der Betrieb eines Gewerbes oder Berufs<br />
in der Wohnung der Zustimmung des Verwalters, die nur aus wichtigem Gr<strong>und</strong>,<br />
insbesondere wegen einer un<strong>zu</strong>mutbaren Beeinträchtigung anderer<br />
Wohnungseigentümer oder Hausbewohner, verweigert werden darf <strong>und</strong> auch<br />
von Auflagen abhängig gemacht werden kann. Diese Zustimmung holten weder<br />
die Beklagte noch die Mieterin ein. Nach Beschwerden anderer<br />
Wohnungseigentümer teilte die Verwaltung den Beklagten mit, sie genehmige<br />
den Betrieb der Kindertagestätte nicht <strong>und</strong> werde die Sache der<br />
Wohnungseigentümerversammlung vorlegen. Dort fand die Kinderbetreuung in<br />
der Wohnung zwar eine Mehrheit, nicht aber die nach der Teilungserklärung<br />
erforderliche Mehrheit von 3/4. Die Klägerin verlangt Unterlassung. Zu Recht?<br />
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Lösung:<br />
I. Anspruchsgr<strong>und</strong>lage: § 15 Ab. 3 WG iVm § 14 Nr. 2 <strong>WEG</strong><br />
1. Überschreitung der Wohnnut<strong>zu</strong>ng<br />
a) Gewerbliche Nut<strong>zu</strong>ng<br />
b) erhöhtes Störungspotential (BGH 15. 1. 2010 – V ZT 72/09, NJW 2010, 3093<br />
= ZWE 2012, 130<br />
2. Fehlende Genehmigung<br />
II. Kein Unterlassen bei Anspruch auf Erteilung der Genehmigung?<br />
1. Ansatz: Dolo petit - Einwand<br />
2. Kein treuwidriges Verhalten nach bestandskräftiger Versagung der<br />
Genehmigung<br />
III. Umfang der Bestandskraft<br />
IV. Fazit: Verfahren nach TE muss eingehalten werden.<br />
J. Schmidt-Räntsch, Gr<strong>und</strong>buch <strong>und</strong> Wohnungseigentum, 18.2.2013<br />
28<br />
14
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HUMBOLDT UNIVERSITÄT ZU BERLIN<br />
V. Auferlegung von Verpflichtungen außerhalb von Hausgeld<br />
1. Keine Verpflichtung der WE <strong>zu</strong>m Tun ohne Öffnungsklausel in der TE<br />
BGH, Urteil vom 18. 2. 2011 - V ZR 82/10, NJW 2011, 1221 –<br />
Kaminfall<br />
2. Erlaubt aber: außerprozessuale Geltendmachung von Ansprüchen<br />
BGH, Urteil vom 15. 1. 2010 - V ZR 72/09, ZWE 2010, 130 –<br />
Ferienwohnung I<br />
VI. Änderung des Kostenverteilungsschlüssels<br />
1. Gr<strong>und</strong>lagen<br />
a) Ausgangspunkt: BGH, Beschluss vom 13. 7. 1995 - V ZB 6/94,<br />
BGHZ 130, 304, 312 <strong>und</strong><br />
Beschluss vom 25. 9. 2003 - V ZB 21/03, BGHZ 156, 192<br />
„Kaltwasserkosten“<br />
J. Schmidt-Räntsch, Gr<strong>und</strong>buch <strong>und</strong> Wohnungseigentum, 18.2.2013<br />
29<br />
Universitätsrepetitorium der<br />
HUMBOLDT UNIVERSITÄT ZU BERLIN<br />
Formel: „Ein dahingehender Anspruch [des Wohnungseigentümers auf<br />
Änderung] kommt allerdings nur dann in Betracht, wenn der<br />
bestehende Kostenverteilungsschlüssel bei Anlegung eines strengen<br />
Maßstabs nicht sachgerecht erscheint <strong>und</strong> <strong>zu</strong> grob unbilligen, mit Treu<br />
<strong>und</strong> Glauben (§ 242 BGB) nicht <strong>zu</strong> vereinbarenden Ergebnissen führt.“<br />
b) BGH, Beschluss vom 7. 10. 2004 – V ZB 222/04, BGHZ 160, 354:<br />
Ergänzende Auslegung der TE<br />
c) BGH, Urteil vom 11. 6. 2010 - V ZR 174/09, BGHZ 186, 34: keine<br />
ergänzende Auslegung der TE nach <strong>WEG</strong>-Novelle<br />
J. Schmidt-Räntsch, Gr<strong>und</strong>buch <strong>und</strong> Wohnungseigentum, 18.2.2013<br />
30<br />
15
Universitätsrepetitorium der<br />
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2. Anspruch des Wohnungseigentümers auf Änderung<br />
a) Gr<strong>und</strong>lage: § 10 Abs. 2 Satz 3 <strong>WEG</strong><br />
BGH, Urteil vom 15. 1. 2010 - V ZR 114/09, BGHZ 184, 88, 94 Rn. 19<br />
b) Vorausset<strong>zu</strong>ngen<br />
aa) schwerwiegender Gr<strong>und</strong> = Mehrbelastung von über 25%<br />
BGH, Urteil vom 11. 6. 2010 - V ZR 174/09, BGHZ 186, 34, 38 Rn. 16<br />
bb) Maßgeblich ist die Kostenbelastung desjenigen, der die Änderung<br />
verlangt, nicht die des etwaigen Anlassgebers<br />
BGH, Urteil vom 11. 6. 2010 - V ZR 174/09, BGHZ 186, 34, 38 Rn. 19<br />
J. Schmidt-Räntsch, Gr<strong>und</strong>buch <strong>und</strong> Wohnungseigentum, 18.2.2013<br />
31<br />
Universitätsrepetitorium der<br />
HUMBOLDT UNIVERSITÄT ZU BERLIN<br />
cc) Aber: beschränkt nachprüfbare Gesamtabwägung, also Absehen<br />
von Änderungen auch möglich, wenn schwerwiegender Gr<strong>und</strong> gegeben<br />
BGH, Urteil vom 17. 12. 2010 - V ZR 131/10, ZWE 2011, 170<br />
3. Änderung der Kostenverteilung durch die Wohnungseigentümer<br />
a) Allgemeine Anforderungen an die Änderung<br />
BGH, Urteil vom 9. 7. 2009 – V ZR 202/09, NJW 2010, 2654<br />
- Sonderbeschluss über die Änderung des Schlüssels, keine<br />
Inzidentänderung<br />
- Gr<strong>und</strong>sätzlich keine Rückwirkung<br />
J. Schmidt-Räntsch, Gr<strong>und</strong>buch <strong>und</strong> Wohnungseigentum, 18.2.2013<br />
32<br />
16
Universitätsrepetitorium der<br />
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- Ausnahme von der Rückwirkung, nicht abgeschlossener Vorgang<br />
BGH, Urteil vom 1. 4. 2011 - V ZR 162/10, NJW 2011, 2202<br />
b) generell geltende Änderungen (nur für Betriebskosten)<br />
aa) Sachlicher Gr<strong>und</strong> (§ 16 Abs. 3 <strong>WEG</strong>)<br />
BGH, Urteil vom 1. 4. 2011 - V ZR 162/10, NJW 2011, 2202 = ZWE<br />
2011, 323<br />
bb) Geltung auf für Öffnungsklausel in TE<br />
BGH, Urteil vom 10. 6. 2011 - V ZR 2/10, NJW-RR 2011, 1165 = ZWE<br />
2011, 327<br />
J. Schmidt-Räntsch, Gr<strong>und</strong>buch <strong>und</strong> Wohnungseigentum, 18.2.2013<br />
33<br />
Universitätsrepetitorium der<br />
HUMBOLDT UNIVERSITÄT ZU BERLIN<br />
c) Korrektur eines ungerechten Maßstabs in TE<br />
BGH, Urteil vom 16. 9. 2011 – V ZR 3/11<br />
d) Berechnung der Mehrheit in Öffnungsklauseln in der TE<br />
BGH, Urteil vom 10. 6. 2011 - V ZR 2/10, NJW-RR 2011, 1165 = ZWE<br />
2011, 327<br />
VII. Bauliche Maßnahmen, Instandset<strong>zu</strong>ng, Modernisierung<br />
1. Begriff der Modernisierung<br />
BGH, Urteil vom 18. 2. 2011 - V ZR 82/10, NJW 2011, 1221 -<br />
Kaminfall<br />
- Großzügiger Maßstab<br />
J. Schmidt-Räntsch, Gr<strong>und</strong>buch <strong>und</strong> Wohnungseigentum, 18.2.2013<br />
34<br />
17
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- „Es genügt, dass die Maßnahme aus der Sicht eines verständigen<br />
Wohnungseigentümers eine sinnvolle Neuerung darstellt, die<br />
voraussichtlich geeignet ist, den Gebrauchswert der Sache nachhaltig<br />
<strong>zu</strong> erhöhen<br />
2. Begriff der baulichen Maßnahme<br />
BGH, Urteil vom 11. 11. 2011 – V ZR 65/11, ZfIR 2012, 95 m. Anm.<br />
Elzer Erweiterung eines Schwimmbads<br />
Abgren<strong>zu</strong>ng <strong>zu</strong> Modernisierung schwierig<br />
3. Verfehlen der Mehrheit nach § 22 Abs. 1 <strong>WEG</strong><br />
BGH, Urteil vom 11. 11. 2011 – V ZR 65/11, ZfIR 2012, 95, 96 Rn. 8<br />
aE: nur anfechtbar<br />
J. Schmidt-Räntsch, Gr<strong>und</strong>buch <strong>und</strong> Wohnungseigentum, 18.2.2013<br />
35<br />
Universitätsrepetitorium der<br />
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Glasbalkone: BGH, Urt. v. 14.12.2012 – V ZR 224/11,<br />
juris<br />
Die Parteien bilden eine Wohnungseigentümergemeinschaft. Die Kläger<br />
wenden sich gegen mehrere in den Eigentümerversammlungen vom 6.<br />
April 2010 <strong>und</strong> 12. August 2010 gegen ihre Stimmen gefasste<br />
Beschlüsse. Diese sehen vor, dass die sanierungsbedürftigen, aus Holz<br />
gefertigten Balkonbrüstungen „im Wege der modernisierenden<br />
Instandset<strong>zu</strong>ng“ durch solche aus Stahl <strong>und</strong> Glas ersetzt werden. Das<br />
Amtsgericht hat die Klage abgewiesen. Die Berufung ist erfolglos<br />
geblieben. Mit der <strong>zu</strong>gelassenen Revision, deren Zurückweisung die<br />
Beklagten beantragen, verfolgen die Kläger weiterhin ihr Ziel, die<br />
Beschlüsse für ungültig erklären <strong>zu</strong> lassen.<br />
J. Schmidt-Räntsch, Gr<strong>und</strong>buch <strong>und</strong> Wohnungseigentum, 18.2.2013<br />
36<br />
18
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Lösung:<br />
I. Ausgangspunkt: § 22 Abs. 1 <strong>WEG</strong><br />
1. Bauliche Veränderung ist auch die Erset<strong>zu</strong>ng von Bauteilen<br />
durch solche mit anderem Charakter (hier: Ersatz des<br />
Holzbalkons durch Glasbalkon)<br />
2. Dann müssen alle <strong>zu</strong>stimmen, die einen Nachteil erleiden,<br />
der über das nach § 14 Nr. <strong>WEG</strong> <strong>zu</strong> dulden Maß hinausgeht.<br />
3. Nachteil ist auch die optische Veränderung; Argumente:<br />
a) Optische Änderung ist nicht neutral.<br />
b) Minderheit muss nicht dem Geschmack der Mehrheit<br />
beugen.<br />
J. Schmidt-Räntsch, Gr<strong>und</strong>buch <strong>und</strong> Wohnungseigentum, 18.2.2013<br />
37<br />
Universitätsrepetitorium der<br />
HUMBOLDT UNIVERSITÄT ZU BERLIN<br />
II. Ausnahme: § 22 Abs. 3 <strong>WEG</strong><br />
1. Instandset<strong>zu</strong>ngsbedarf<br />
2. Überschreitung des Reparaturbedarfs, wenn technisch<br />
bessere oder wirtschaftlich sinnvollere Lösung, kein enges<br />
Festhalten an dem vorhandenen Bestand<br />
3. Aber: Notwenigkeit einer Kosten-Nutzen-Analyse (Was<br />
bringt die Maßnahmen in zehn Jahren im Vergleich von -<br />
nicht notwendig finanziellen [BGH Urt. v. 18.2.2010 – V ZR<br />
82/10, NJW 2011, 1221] - Kosten <strong>und</strong> Nutzen?)<br />
J. Schmidt-Räntsch, Gr<strong>und</strong>buch <strong>und</strong> Wohnungseigentum, 18.2.2013<br />
38<br />
19
Universitätsrepetitorium der<br />
HUMBOLDT UNIVERSITÄT ZU BERLIN<br />
III. Ausnahme: § 22 Abs. 2 <strong>WEG</strong><br />
1. Sinnvolle Neuerung (Anpassung an Erfordernisse der Zeit)<br />
2. Nachhaltige Erhöhung des Gebrauchswerts<br />
3. Kosten-Nutzen-Analyse (wie bei § 22 Abs. 3 <strong>WEG</strong>)<br />
3. Keine unbillige Beeinträchtigung des einzelnen WElers<br />
4. Keine Veränderung der Eigenart des Gebäudes<br />
Ende des Falles<br />
J. Schmidt-Räntsch, Gr<strong>und</strong>buch <strong>und</strong> Wohnungseigentum, 18.2.2013<br />
39<br />
Universitätsrepetitorium der<br />
HUMBOLDT UNIVERSITÄT ZU BERLIN<br />
4. Kostenbefreiung nach § 16 Abs. 6 <strong>WEG</strong><br />
a) Gegenständlicher Anwendungsbereich: nur bei baulichen<br />
Veränderungen<br />
BGH, Urteil vom 13. 5. 2011 – V ZR 202/10, NJW 2011, 2660 = ZWE<br />
2011, 319<br />
b) Persönlicher Anwendungsbereich<br />
alle, die nicht <strong>zu</strong>gestimmt haben, auch die iSd § 14 Nr. 1 <strong>WEG</strong><br />
benachteiligten<br />
BGH, Urteil vom 11. 11. 2011 – V ZR 65/11, ZfIR 2012, 95, 96 f Rn. 9-<br />
11<br />
gegen LG München I, ZMR 2011, 504<br />
J. Schmidt-Räntsch, Gr<strong>und</strong>buch <strong>und</strong> Wohnungseigentum, 18.2.2013<br />
40<br />
20
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Schwimmbadfall: BGH, NJW 2012, 603<br />
Die Wohnungseigentümer beschlossen auf ihrer Versammlung am 7. November<br />
2007 mehrheitlich die Sanierung des gemeinschaftlichen Schwimmbads, das<br />
nicht nur instandgesetzt, sondern <strong>zu</strong>gleich unter Einbeziehung eines Teils der<br />
ehemaligen Hausmeisterwohnung um einen Ruheraum erweitert werden sollte<br />
<strong>und</strong> die Aufbringung einer nach Miteigentumsanteilen bemessenen<br />
Sonderumlage hierfür. Beiden Beschlüssen stimmte der Kläger nicht <strong>zu</strong>. Seine<br />
gegen sie gerichtete Anfechtungsklage war erfolglos, weil die Klagefrist nicht<br />
eingehalten war. In der Eigentümerversammlung vom 20. April 2010<br />
genehmigten die Eigentümer unter TOP 2 mehrheitlich die Jahresabrechnung. In<br />
der Gesamtabrechnung waren die Kosten der Schwimmbadsanierung <strong>und</strong> -<br />
erweiterung ohne eine darauf bezogene Differenzierung mit insgesamt<br />
68.024,60 € enthalten, die in den jeweiligen Einzelabrechnungen nach<br />
Miteigentumsanteilen verteilt wurden. Auf den Kläger entfielen insgesamt<br />
8.618,00 €. Der Kläger wehrt sich gegen den Ansatz der Kosten für das<br />
Schwimmbad in der Einzelabrechnung. Zu Recht?<br />
J. Schmidt-Räntsch, Gr<strong>und</strong>buch <strong>und</strong> Wohnungseigentum, 18.2.2013<br />
41<br />
Universitätsrepetitorium der<br />
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Lösung:<br />
I. Bindung durch Sanierungsbeschluss?<br />
BGH: nein, weil Beschluss nach § 23 Abs. 4 Satz 1 <strong>WEG</strong> nur mit seinem Inhalt<br />
in Bestandskraft erwächst. Das ist die Sanierung, nicht die Kostenlast.<br />
II. Abweichende Kostenverteilung nach § 16 Abs. 4 <strong>WEG</strong>?<br />
BGH: nein. Sie sei nicht gemeint gewesen. Zudem: BGH, Urteil vom 9. 7. 2009<br />
– V ZR 202/09, NJW 2010, 2654: keine Inzidentänderung!<br />
III. Kostentragungspflicht?<br />
1. Gr<strong>und</strong>satz § 16 Abs. 2 <strong>WEG</strong>, es sei denn, § 16 Abs. 6 <strong>WEG</strong> ist einschlägig<br />
2. § 16 Abs. 6 <strong>WEG</strong>?<br />
a) Bauliche Maßnahme oder Modernisierung?<br />
Bei Modernisierung greift § 16 Abs. 6 <strong>WEG</strong> nicht, BGH, Urteil vom 13. 5. 2011 –<br />
V ZR 202/10, NJW 2011, 2660 = ZWE 2011, 319<br />
J. Schmidt-Räntsch, Gr<strong>und</strong>buch <strong>und</strong> Wohnungseigentum, 18.2.2013<br />
42<br />
21
Universitätsrepetitorium der<br />
HUMBOLDT UNIVERSITÄT ZU BERLIN<br />
BGH: Hier liegt aber bauliche Veränderung vor, weil andere Räume einbezogen<br />
worden sind. Schwierig, denn an sich großzügige Betrachtung bei Annahme<br />
einer Modernisierung BGH, Urteil vom 18. 2. 2011 - V ZR 82/10, NJW 2011,<br />
1221 –<br />
b) Wer ist befreit: jeder Opponent oder nur, wer nicht nach § 14 betroffen ist<br />
<strong>und</strong> deshalb nicht <strong>zu</strong>stimmen muss?<br />
Ausgangspunkt: wer iSd § 14 <strong>WEG</strong> betroffen ist, kann ablehnen <strong>und</strong> die<br />
Maßnahme verhindern.<br />
Aber: Wenn die Maßnahme trotzdem beschlossen <strong>und</strong> nicht angefochten wird,<br />
wird sie bestandskräftig (BGH ZfIR 2012, 95 Rn. 8 aE)<br />
Dann aber kann es auf die Zustimmungspflicht nicht ankommen.<br />
Fazit: Der Kläger muss sich nicht an den Kosten beteiligen.<br />
Ende des Falles<br />
J. Schmidt-Räntsch, Gr<strong>und</strong>buch <strong>und</strong> Wohnungseigentum, 18.2.2013<br />
43<br />
Universitätsrepetitorium der<br />
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VIII. Ordnungsmäßige Verwaltung des Gemeinschaftseigentums -<br />
Hausschwammfall: BGH, NJW 2012, 2955<br />
Im Sommer 2006 drang nach einem heftigen Regen Wasser durch die Decke in<br />
die Wohnung der Kläger im dritten OG einer Wohnungseigentumsanlage. Ein<br />
Privatgutachten der Kläger, das die Gemeinschaft im November 2006 erhielt,<br />
stellte Hausschwamm im Deckengebälk <strong>und</strong> im Mauerwerk fest. Im Frühjahr<br />
2007 beschlossen die Wohnungseigentümer mehrheitlich, ein Beweisverfahren<br />
ein<strong>zu</strong>leiten. Das Gerichtsgutachten, das die Gemeinschaft im Mai 2008 erhielt,<br />
bestätigte den Bef<strong>und</strong> <strong>und</strong> bezifferte die Beseitigungskosten auf 31.000 €. Die<br />
Wohnungseigentümer beschlossen im Oktober 2008, den Schwamm beobachten<br />
<strong>zu</strong> lassen, was der damit beauftragte Gutachter ablehnte. Im Frühjahr 2009<br />
beschlossen sie eine Teilsanierung, die der damit beauftragte Handwerker im<br />
August 2009 ablehnte. Im November 2009 beschlossen sie die Vollsanierung –<br />
<strong>und</strong> führten sie nicht durch. Die Kläger fochten keinen der Beschlüsse an <strong>und</strong><br />
wehrten sich nur - gesondert - gegen die Nichtdurchführung des letzten. Im<br />
vorliegenden Rechtsstreit verlangen die Kläger von der <strong>WEG</strong> als Verband Ersatz<br />
der Kosten für die Anmietung einer Ersatzwohnung. Zu Recht?<br />
J. Schmidt-Räntsch, Gr<strong>und</strong>buch <strong>und</strong> Wohnungseigentum, 18.2.2013<br />
44<br />
22
Universitätsrepetitorium der<br />
HUMBOLDT UNIVERSITÄT ZU BERLIN<br />
Lösung:<br />
I. Schadensersatz wegen verzögerter Sanierung<br />
1. Sanierungspflicht<br />
a) Gr<strong>und</strong>satz: Ermessen (BGH, NJW 2012, 1724)<br />
b) Hier: Ermessensschrumpfung auf Null<br />
2. Haftung der <strong>WEG</strong> für die säumigen WEler<br />
Streitig, bleibt aber offen<br />
3. Pflichtwidrig verzögerte Erfüllung der Sanierungspflicht<br />
a) Prüfung durch Gerichtsachverständigen ist nicht pflichtwidrig<br />
b) Beobachtungs- <strong>und</strong> Teilsanierungsbeschluss war falsch, aber nicht<br />
pflichtwidrig.<br />
Erklärung für das Paradox: Nichtanfechtung führt da<strong>zu</strong>, dass der falsche<br />
Beschluss „Geschäftsgr<strong>und</strong>lage“ des Handelns in der <strong>WEG</strong> bleibt.<br />
J. Schmidt-Räntsch, Gr<strong>und</strong>buch <strong>und</strong> Wohnungseigentum, 18.2.2013<br />
45<br />
Universitätsrepetitorium der<br />
HUMBOLDT UNIVERSITÄT ZU BERLIN<br />
4. Anspruch aus § 14 Nr. 4 Halbsatz 2 <strong>WEG</strong><br />
a) Passivlegitimation: wohl die <strong>WEG</strong> als Verband, nicht entschieden<br />
b) Anspruch kann neben dem Anspruch aus § 280 BGB bestehen<br />
c) Schaden muss dann aber auf der wenn auch verzögerten Durchführung<br />
beruhen, nicht aber – wie hier geltend gemacht – darauf, dass die Sanierung<br />
nicht erfolgt.<br />
d) keine Rechtskraftwirkung. Der Anspruch bleibt also möglich.<br />
II. Ver<strong>zu</strong>g mit der Umset<strong>zu</strong>ng des Sanierungsbeschlusses<br />
1. Umset<strong>zu</strong>ngspflicht<br />
2. Haftung der <strong>WEG</strong> als Verband<br />
J. Schmidt-Räntsch, Gr<strong>und</strong>buch <strong>und</strong> Wohnungseigentum, 18.2.2013<br />
46<br />
23
Universitätsrepetitorium der<br />
HUMBOLDT UNIVERSITÄT ZU BERLIN<br />
a) BGH bejaht Passivlegitimation des Verbands<br />
b) Argument: Kehrseite der <strong>WEG</strong>-Treuepflicht. Die hat der BGH im<br />
Rechtsfähigkeitsbeschluss von 2005 für das Mitglied bejaht (BGHZ 163,<br />
154, 175 f.). Sie gilt umgekehrt aber auch für den Verband.<br />
3. Ver<strong>zu</strong>g<br />
b) Gr<strong>und</strong>satz: Mahnung <strong>und</strong> Vorbereitungszeit<br />
c) Ausreichend aber wie stets Selbstmahnung<br />
III. Fazit:<br />
1. Belasteter WEler muss falsche Beschlüsse anfechten<br />
2. Beschlussfassung über Sanierung muss so organisiert werden, dass die<br />
Umset<strong>zu</strong>ng jeweils zügig erfolgen kann.<br />
3. Die Verwaltung muss umgehend anfangen, Beirat, aber auch WEler müssen<br />
auf Umset<strong>zu</strong>ng drängen <strong>und</strong> ggf WEV verlangen.<br />
Ende des Falles<br />
J. Schmidt-Räntsch, Gr<strong>und</strong>buch <strong>und</strong> Wohnungseigentum, 18.2.2013<br />
47<br />
Universitätsrepetitorium der<br />
HUMBOLDT UNIVERSITÄT ZU BERLIN<br />
IX. Rechtsstellung des Verwalters<br />
1. Bestellung <strong>und</strong> Abberufung<br />
a) Alternativangebote bei Wiederbestellung<br />
BGH, Urteil vom 1. 4. 2011 - V ZR 96/10, ZWE 2011, 317<br />
b) Anspruch auf Abberufung<br />
BGH, Urteil vom 10. 6. 2011 – V ZR 146/10, NJW 2011, 3025 = ZWE<br />
2011, 356<br />
J. Schmidt-Räntsch, Gr<strong>und</strong>buch <strong>und</strong> Wohnungseigentum, 18.2.2013<br />
48<br />
24
Universitätsrepetitorium der<br />
HUMBOLDT UNIVERSITÄT ZU BERLIN<br />
UG (haftungsbeschränkt) -Fall: BGH, MDR 2012, 955<br />
Die Parteien sind die Mitglieder einer<br />
Wohnungseigentümergemeinschaft. Sie entschieden sich auf der<br />
Versammlung am 26. September 2009 mit einer Mehrheit von 4 <strong>zu</strong> 1<br />
für die Bei<strong>zu</strong>ladende als Verwalterin <strong>und</strong> gegen eine andere Firma, die<br />
ein geringeres Entgelt verlangt hatte. Die Bei<strong>zu</strong>ladende war am 6. April<br />
2009 als Unternehmergesellschaft haftungsbeschränkt in das<br />
Handelsregister eingetragen worden <strong>und</strong> hat ein Stammkapital von 500<br />
€. Ihr Geschäftsführer war auf Nachfrage nicht bereit, die persönliche<br />
Haftung <strong>zu</strong> übernehmen. Er ist gleichzeitig Geschäftsführer der<br />
elterlichen Bauträgergesellschaft. In dem Verwaltervertrag ist eine<br />
Befreiung von den Beschränkungen des § 181 BGB vorgesehen. Was<br />
meinen Sie ?<br />
J. Schmidt-Räntsch, Gr<strong>und</strong>buch <strong>und</strong> Wohnungseigentum, 18.2.2013<br />
49<br />
Universitätsrepetitorium der<br />
HUMBOLDT UNIVERSITÄT ZU BERLIN<br />
Lösung:<br />
I. Maßstab: § 21 Abs. 3 <strong>und</strong> 4 <strong>WEG</strong>, ordnungsmäßige Verwaltung<br />
„Die Wohnungseigentümer haben nach § 21 Abs. 3 <strong>und</strong> 4 <strong>WEG</strong> nicht<br />
nur einen Anspruch darauf, dass die Tätigkeit der Verwaltung diesen<br />
Gr<strong>und</strong>sätzen entspricht, sondern auch darauf, dass der Verwalter<br />
selbst diesen Anforderungen genügt.“<br />
II. Beurteilungsspielraum<br />
1. Verwaltereignung der UG (haftungsbeschränkt)<br />
2. Bonität des Verwalters = ausreichende finanzielle Mittel <strong>und</strong><br />
ausreichende Sicherheit im Haftungsfall<br />
J. Schmidt-Räntsch, Gr<strong>und</strong>buch <strong>und</strong> Wohnungseigentum, 18.2.2013<br />
50<br />
25
Universitätsrepetitorium der<br />
HUMBOLDT UNIVERSITÄT ZU BERLIN<br />
III. Verfahren<br />
1. Ermittlungen mit Beurteilungsspielraum<br />
2. Bonitätszweifel<br />
a)objektive Betrachtung<br />
b)Aufschiebung der Beschlussfassung bis <strong>zu</strong>r Klärung mit<br />
Beurteilungsspielraum<br />
3. Festlegung der Eckpunkte des Verwaltervertrags?<br />
Endes des Falles<br />
c) Abbedingung des Kopfprinzips <strong>zu</strong>gunsten des Objekt- <strong>und</strong><br />
Wertprinzips bei der Verwalterbestellung bzw. -abberufung möglich<br />
BGH, Urteil vom 28. 10. 2011 - V ZR 253/10, juris<br />
J. Schmidt-Räntsch, Gr<strong>und</strong>buch <strong>und</strong> Wohnungseigentum, 18.2.2013<br />
51<br />
Universitätsrepetitorium der<br />
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2. Unterlagen der Verwaltung<br />
a) Gewährung von Einsicht<br />
BGH, Urteil vom 11. 2. 2011 - V ZR 66/10, NJW 2011, 1137 = ZWE<br />
2011, 212<br />
b) Rückgabe<br />
BGH, Urteil vom 15. 7. 2011 - V ZR 21/11, ZWE 2011, 361<br />
3. Ersatz von Aufwendungen <strong>zu</strong>r Gefahrenabwehr<br />
BGH, Urteil vom 18. 2. 2011 - V ZR 197/10, NJW-RR 2011, 1093 =<br />
ZWE 2011, 209<br />
a) Nur das <strong>zu</strong>r Gefahrenabwehr Erforderliche<br />
b) Kein Anspruch auf Ersatz von Mehraufwendungen<br />
J. Schmidt-Räntsch, Gr<strong>und</strong>buch <strong>und</strong> Wohnungseigentum, 18.2.2013<br />
52<br />
26
Universitätsrepetitorium der<br />
HUMBOLDT UNIVERSITÄT ZU BERLIN<br />
4. Prozessstandschaft des Verwalters für Forderungen der <strong>WEG</strong><br />
BGH, Urteil vom 28. Januar 2011 – V ZR 145/10, BGHZ 188, 157:<br />
Eigeninteresse muss besonders begründet werden<br />
X. Entziehung von Wohnungseigentum<br />
1. Ausgangspunkt: Abmahnungserfordernis<br />
BGH, Urteil vom 19. 1. 2007 - V ZR 26/06, BGHZ 170, 369<br />
2. Anfechtung des Entziehungsbeschlusses<br />
BGH, Urteil vom 8. 7. 2011 - V ZR 2/11, NJW 2011, 3026 = ZWE<br />
2011, 359<br />
Vorhandensein ist <strong>zu</strong> prüfen<br />
J. Schmidt-Räntsch, Gr<strong>und</strong>buch <strong>und</strong> Wohnungseigentum, 18.2.2013<br />
53<br />
Universitätsrepetitorium der<br />
HUMBOLDT UNIVERSITÄT ZU BERLIN<br />
Berechtigung ist nicht <strong>zu</strong> prüfen<br />
XI. Beschlussanfechtungsklage<br />
1. Ausschluss der Nicht<strong>zu</strong>lassungsbeschwerde<br />
BGH, Urteil vom 11. 11. 2010 - V ZR 68/10, NJW-RR 2011, 373<br />
2. Bemessung der Rechtsmittelbeschwer bei Nichtigkeit statt<br />
Nichtigkeitserklärung<br />
BGH, Urteil vom 20. 5. 2011 - V ZR 175/10, NJW-RR 2011, 1232 =<br />
ZWE 2011, 331<br />
3. Rechtsschutzinteresse bei Anfechtung eines vollzogenen Beschlusses<br />
BGH, Urteil vom 13. 5. 2011 - V ZR 202/10, NJW 2011, 2660 = ZWE<br />
2011, 319<br />
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4. Wahrung der Klage- <strong>und</strong> der Begründungsfrist<br />
a) Wahrung der Begründungsfrist<br />
BGH, Urteil vom 16. 1. 2009 - V ZR 74/08, BGHZ 179, 230<br />
wesentlicher Kern des Sachverhalts<br />
b) Klagefrist<br />
aa) „Demnächstige“ Zustellung<br />
BGH, Urteil vom 11. 2. 2011 - V ZR 136/10, ZWE 2011, 218<br />
bb) Fehlerhafte Bezeichnung der Wohnungseigentümer<br />
BGH, Urteil vom 4. 3. 2011 - V ZR 190/10, NJW 2011, 1738 = ZWE<br />
2011, 214<br />
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cc) Fristwahrung durch Klage gegen die <strong>WEG</strong> als Verband<br />
BGH, Urteil vom 6. 11. 2009, V ZR 73/09, NJW 2010, 446 ff. BGH,<br />
Urteil vom 17. 9. 2010, V ZR 5/10, NJW 2010, 3376 f.<br />
dd) Notwendigkeit <strong>und</strong> Zulässigkeit einer Klageänderung<br />
BGH, Urteil vom 21. 1. 2011 - V ZR 140/10, NJW 2011, 2050 = ZWE<br />
2011, 176 Rn. 8<br />
BGH, Urteil vom 1. 4. 2011 - V ZR 230/10, ZWE 2011, 215<br />
ee) Verspätete Nachholung oder Korrektur der Angaben <strong>zu</strong> den<br />
Beklagten<br />
- Gr<strong>und</strong>satz: Klageabweisung als un<strong>zu</strong>lässig<br />
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- Ausnahme: Nachholung möglich, auch im berufungsverfahren<br />
- Es genügt Vortrag von irgendeiner Seite<br />
BGH Urteil vom 20. 5. 2011 - V ZR 99/10, ZWE 2011, 328<br />
5. Anforderungen an die Revisionsbegründung<br />
BGH, Urteil vom 20. 5. 2011 - V ZR 250/10, ZWE 2011, 322<br />
6. Berufung gegen nur einen Teil der Anfechtungsbeklagten?<br />
BGH, Urteil vom 11. 11. 2011 – V ZR 45/11<br />
7. Passivlegitimation bei Zustimmungsverweigerung<br />
BGH, Urteil vom 13. 5. 2011 - V ZR 166/10, ZWE 2011, 321<br />
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8. Einstweilige Verfügung <strong>zu</strong>r Neubestellung des Verwalters<br />
BGH, Urteil vom 10. 6. 2011 – V ZR 15´46/10, NJW 2011, 3025 =<br />
ZWE 2011, 356<br />
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