Wortprotokoll - Deutscher Bundestag
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Zunächst wollte ich mal einen Dank an die Bundesregierung vorausschicken, dass<br />
sie regelmäßig auch für diese qualitativ hochwertigen Berichte sorgt. Das ist nicht<br />
selbstverständlich, weil sie auch immer unangenehme Nachrichten enthalten. Auf<br />
diese will ich jetzt zu Beginn zu sprechen kommen. Der letzte „Bundesbericht<br />
Wissenschaftlicher Nachwuchs“ bestätigt letztlich auch schon, was die vorherigen<br />
Berichte aufgezeigt haben: Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sind<br />
zwar hoch zufrieden mit den Inhalten und mit der Forschung. In der Lehre, die<br />
sie betreiben, aber beklagen sie sich über Rahmenbedingungen, über instabile<br />
Rahmenbedingungen, fehlende Familienvereinbarkeit und anderes. Der Bericht<br />
zeigt, dass dieses nicht nur eine Wahrnehmung der Wissenschaftlerinnen und<br />
Wissenschaftler ist, sondern dass es tatsächlich auch objektive Daten gibt, die dieses<br />
belegen. Es gibt immer mehr Zeitverträge im Mittelbau, mittlerweile 90 Prozent.<br />
Diese Zeitverträge haben immer kürzere Laufzeiten, dass hat bereits der Bericht<br />
von Herrn Dr. Jongmanns vor zwei Jahren ergeben. Es gibt auch immer mehr<br />
Teilzeitbeschäftigung, und zwar gegen den Willen der Beschäftigten.<br />
Die Karrierewege sind in Deutschland im internationalen Vergleich schlicht ungewöhnlich,<br />
man könnte auch sagen, nicht wettbewerbsfähig. Nirgendwo sonst<br />
gibt es so wenige dauerhafte Berufsperspektiven neben der Professur, wenn man<br />
etwa die USA, England oder Frankreich als Maßstab nimmt. Das Ganze hat, und<br />
das ist eigentlich das Beunruhigende, nicht nur Auswirkungen auf die Wissenschaftlerinnen<br />
und Wissenschaftler, die unzufrieden sind. Das hat auch Auswirkungen<br />
auf die Qualität von Forschung und Lehre. Zeitgleich zum „Bundesbericht<br />
Wissenschaftlicher Nachwuchs“ ist ein ebenfalls von der Bundesregierung<br />
finanzierter Bericht, den die Hochschulrektorenkonferenz vorgestellt hat, vorgestellt<br />
worden, und zwar die sogenannte LESSI-Studie. Diese hat sich mit den<br />
Auswirkungen der Bologna-Reformen auf die Lehrenden beschäftigt, und in ihr<br />
heißt es eigentlich relativ klar, dass die hohe Personalfluktuation, die damit verbundene<br />
geringe berufliche Erfahrung von Lehrenden, die teilweise in der unbezahlten<br />
Freiheit lehren – wenn man etwa an Teilzeitdoktoranden denkt –, dass<br />
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Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung<br />
Öffentliche Anhörung zum Thema „Wissenschaftszeitvertragsgesetz und Perspektiven für<br />
den wissenschaftlichen Nachwuchs“<br />
105. Sitzung, 12. Juni 2013