Wortprotokoll - Deutscher Bundestag
Wortprotokoll - Deutscher Bundestag
Wortprotokoll - Deutscher Bundestag
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
13<br />
Wichtig ist mir auch die Transparenz von Evaluierungskriterien; denn wenn Sie<br />
die Juniorprofessuren anschauen, und auch da möchte ich ein Beispiel bringen,<br />
liegt die Erfolgsquote der Tenure-Evaluierung bei Juniorprofessuren bundesweit<br />
bei über 98 Prozent. Das hat für mich nichts mit Qualitätssicherung zu tun. Das ist<br />
ein Durchlaufposten. Auch hierüber müssen wir nachdenken. In den USA, der<br />
Schweiz, in New Case sind zweischichtige Evaluierungsverfahren mit Kommissionen<br />
auf Fakultätsebene üblich, die fachspezifisch bewerten können. Dann gibt es<br />
ein übergeordnete universitätsweite Kommission, die schaut, dass auch alles mit<br />
rechten Dingen zugeht. Wir brauchen eine Stärkung der bundesweit geförderten<br />
Nachwuchsprogramme, die international hohes Ansehen haben. Aber teilweise<br />
trotzdem nicht greifen. Wenn Sie zum Beispiel durch das Emmy-Noether-<br />
Programm gefördert werden, aber nicht die Möglichkeit haben, in dem Zeitfenster,<br />
in welchem Sie das Stipendium dann absolviert haben, in den nächsten zwei,<br />
drei Jahren irgendeinen Ruf zu bekommen, weil in Ihrem Bereich gerade keine<br />
Professur frei ist, dann sind Sie gescheitert. In der Regel heißt das, dass Sie selbst<br />
beste Leute verlieren, weil diese zum rechten Zeitpunkt eben nicht zur Verfügung<br />
stehen. Auch das spricht für langfristige Planung und Tenure-Perspektiven. Wir<br />
müssen insbesondere auch diese Programme stärker integrieren in die Karrieresysteme<br />
der Hochschulen und auch der außeruniversitären Forschungseinrichtungen.<br />
Denn es ist einfach kontraproduktiv, wenn es Forschungsprogramme und<br />
Stipendien gibt, die nur solange gewährt werden, bis die Erstberufung stattfindet.<br />
Aber gerade diese Doppelgleisigkeit von Bundesförderung auf der einen Seite und<br />
einer zweiten auf einer Tenure-Perspektive zu setzen, schafft internationale Attraktivität.<br />
Das schafft, uns komparativ zu machen gegenüber Harvard oder dem<br />
MIT. Das ist ein Paket, das würde ich bitten, in dieses Thema aufzunehmen.<br />
Der letzte Punkt ist eigentlich auch ein alter Hut, aber es ist trotzdem noch zu<br />
wenig passiert, und zwar ist das die Entsäulung des Wissenschaftssystems. Wir<br />
müssen nicht nur bei der gemeinsamen Berufung, von Direktorenpositionen zum<br />
Beispiel, sondern auch im Nachwuchsbereich schauen, dass wir durch Forschungsfreisemester,<br />
durch gemeinsame Tenure-Track-Berufungen mit den au-<br />
__________________________________________________________________________________________<br />
Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung<br />
Öffentliche Anhörung zum Thema „Wissenschaftszeitvertragsgesetz und Perspektiven für<br />
den wissenschaftlichen Nachwuchs“<br />
105. Sitzung, 12. Juni 2013