Wortprotokoll - Deutscher Bundestag
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Umkehren lassen sich diese ungünstigen Verhältnisse langfristig nur durch die<br />
Schaffung attraktiver Arbeitsbedingungen und international anschlussfähiger Karriereoptionen<br />
für junge Nachwuchswissenschaftler/innen, die, mit früher Selbständigkeit<br />
und Selbstverantwortung ausgestattet, in eine Kultur von Kollegialität integriert sowie<br />
durch Gender & Diversity-sensible Maßnahmen unterstützt, ein wissenschaftliches<br />
Entfaltungsfeld vorfinden, das sie selbst aktiv mitgestalten.<br />
Durchgängiges Tenure Track System<br />
Der Bedarf echter Karriereoptionen macht grundsätzliche Veränderungen in der Berufungspolitik<br />
des deutschen Hochschulsystems notwendig: von einem ausschließlich<br />
auf externe Rekrutierung beschränkten Berufungssystem hin zu einem durchgängigen<br />
Berufungs- und Karrieresystem von internationalem Format. Die Junior-<br />
Professor (W1), die die Infantilisierung des wissenschaftlichen Nachwuchses bereits<br />
im Namen trägt, hat sich international als zu wenig attraktiv erwiesen. Eine erfolgreiche<br />
Nachwuchsförderung muss auf ein durchgängiges und international anschlussfähiges<br />
Tenure Track-System aufbauen, das die statische Engführung der bisherigen<br />
Berufungspraxis auflöst und neue Möglichkeiten zur Förderung der besten Köpfe<br />
ermöglicht.<br />
Dabei bedeutet Tenure Track keinesfalls - wie oftmals missinterpretiert - nur die Entfristung<br />
einer Professur, sondern dass in einem gestuften leistungskontrollierten Karrieresystem<br />
die gesamte Laufbahn von einer befristeten Assistant Professorship<br />
(W2) über deren Entfristung nach sechs Jahren und einem Aufstieg zum Associate<br />
Professor (W3) bis hin zum Full Professor mit jeweils individuell definierter Arbeitsausstattung<br />
durchlaufen werden kann. Wie international längst üblich, sollen bereits<br />
die Assistant Professors mit allen Rechten und Pflichten eines ordentlichen Professors<br />
ausgestattet sein. Sie arbeiten auf Augenhöhe mit den anderen Professoren/innen<br />
und arbeiten unabhängig, sind also nicht etwa Lehrstühle unter- oder zugeordnet.<br />
Integrales Element des Qualitätsmanagements eines Tenure Track Systems ist dabei<br />
die wissenschaftliche Evaluation nach besten internationalen Standards. Besonderes<br />
Augenmerk muss daher auf die treffsichere Auswahl kreativer Wissenschaftler/innen<br />
in Berufungsverfahren sowie auf das Monitoring der wissenschaftlichen<br />
Leistungen der Professoren/innen anhand transparenter Leistungskriterien gelegt<br />
werden. Dabei ist sicherzustellen, dass hochschul- und fakultätsverbindliche Bewertungsmomente<br />
bekannt sind (Transparenzgebot) und dann auch allen personenbezogenen<br />
Evaluierungen zugrundgelegt werden (Verbindlichkeitsgebot).<br />
Dies sind die Mindestbedingungen für Karriereperspektiven, die auch Magnetwirkung<br />
auf international erfahrene Nachwuchskräfte entfalten können.