Wortprotokoll - Deutscher Bundestag
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toranden und Doktorandinnen. Oder nennen kann man auch die weitere Entkopplung<br />
des Verhältnisses von Mentor und den Prüfern am Ende des Tages. Dem<br />
kann man eigentlich nur zustimmen, um die Qualität der Promotionen weiter zu<br />
erhöhen.<br />
Post-Docs, Nachwuchsgruppenleiterpositionen, wurden in zahlreicher, gerade<br />
durch die Exzellenzinitiative zahlreicherer und größerer Anzahl geschaffen, allerdings<br />
ohne Anschlussperspektiven. Deswegen müssen wir heute leider beobachten,<br />
dass nach wie vor Deutschland, und das kann man, glaube ich, durchaus sagen,<br />
das Nettoexportland Nr. 1 in Europa ist, was den wissenschaftlichen Nachwuchs<br />
angeht. Ich habe Ihnen Zahlen mitgebracht, wenn Sie den „ERC Grants“<br />
anschauen, die heute eine neue Währung in der Wissenschaft in Europa darstellen.<br />
Danach haben in den letzten fünf Jahren 160 deutsche Wissenschaftlerinnen<br />
und Wissenschaftler mit „ERC Grants“ Deutschland verlassen. Hingegen sind nur<br />
90 nach Deutschland zurück gekommen. Das zeigt, wir sind mit Italien da absolute<br />
Spitze. Alle anderen haben wir weit hinter uns gelassen. Wir sind Exportland<br />
Nr. 1. Die meisten Nachwuchswissenschaftler/innen gehen nach Großbritannien,<br />
Schweiz, Österreich und genau deshalb, weil ihnen dort Perspektiven längerfristiger<br />
Art geboten werden.<br />
Das bringt mich zu drei Forderungen. Ich bin der Meinung, dass wir auf der anderen<br />
Seite über die Berufungspolitik erneut nachdenken müssen. Wir sprechen seit<br />
Jahren immer wieder gerne von Tenure Track, müssen aber eingestehen, dass die<br />
Tenure-Track-Systeme, die wir heute haben, kein echtes Tenure Track darstellen,<br />
sondern sie sind zum Beispiel am Ende des Tages eine Entfristung von zunächst<br />
befristeten Juniorprofessuren. Das ist international nicht attraktiv. Ich war in vielen<br />
Reisen in europäischen Ländern, in den USA, und ich höre immer wieder die<br />
gleichen Antworten, wonach in Deutschland Karriereperspektiven fehlen. Es fehlen<br />
frühe Unabhängigkeit, und zwar ernstgenommen im Alter von 32 jungen Jahren,<br />
und es fehlen insbesondere auch die Anerkennung, die man dadurch erst erreicht,<br />
wenn sie auch selbständig als Erstautor publizieren können und nicht jah-<br />
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Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung<br />
Öffentliche Anhörung zum Thema „Wissenschaftszeitvertragsgesetz und Perspektiven für<br />
den wissenschaftlichen Nachwuchs“<br />
105. Sitzung, 12. Juni 2013