19.01.2014 Aufrufe

Neue Wege im Leadership Development

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

L ERNENDE O RGANISATION<br />

Zeitschrift für systemisches Management und Organisation<br />

<strong>Neue</strong> <strong>Wege</strong><br />

<strong>im</strong> <strong>Leadership</strong> <strong>Development</strong><br />

N°50 Juli / August 2009 ISSN 1609-1248 Euro 21,50 / sFr 34,–<br />

Verlag interrelationales Management www.lo.isct.net


COVER<br />

14<br />

Oliver Bartels<br />

Mitglied der Geschäftsleitung des ISCT Deutschland und Experte für Inhouse-Weiterbildung am ISCT international<br />

nach dem Studium der Rechtswissenschaften (Staatsexamen Erlangen) und langjähriger Tätigkeit als<br />

Personalleiter.<br />

Der Buchautor entwickelte u. a. das Auswahl-Instrument „InterrelationsCenter“ und die BalancedChange-Methodik<br />

und ist international gefragter Coach, Konfliktberater, Prozessberater und Vortragender. Sein Ziel ist es,<br />

mit Menschen und Teams Unternehmensziele und Visionen zum Leben zu erwecken und gangbar zu machen<br />

und Menschen in Unternehmen dabei zu unterstützen, sich ihre gemeinsame Identität bewusst und diese (er-)<br />

lebbar zu machen.


Management <strong>Development</strong><br />

Programme:<br />

Entscheidung über die<br />

Grundfesten der Organisation<br />

Management-<strong>Development</strong>-Programme (MDP) sind nicht einfach eine Ansammlung<br />

von Seminaren für „Manager“ – sie sind etwas gänzlich anderes.<br />

Sie betreffen und berühren die Organisation in ihren Grundfesten. Die Durchführung<br />

eines MDP ist die Operation am offenen Herzen der Organisation,<br />

welche die Beantwortung einiger grundlegender Fragen erfordert, damit das<br />

Programm erfolgreich wird. Als Lohn winkt ein wirkungsvolles MDP, die<br />

Königsdisziplin und der Fingerabdruck der Verantwortlichen <strong>im</strong> Bereich Managemententwicklung.<br />

Oliver Bartels beschreibt in seinem Artikel, welche Entscheidungen grundlegend<br />

getroffen werden müssen und unter welchen Voraussetzungen Management-<strong>Development</strong>-Programme<br />

erfolgreich werden.<br />

Ich erinnere mich an einen Vortrag von Dr.<br />

Reinhard K. Sprenger <strong>im</strong> Rahmen einer Veranstaltung<br />

für die mittlere Führungsebene<br />

eines Unternehmens. Sprenger sprach zum<br />

Thema „Mythos Motivation“. Sein Vortrag<br />

begeisterte die anwesenden Führungskräfte spürbar:<br />

Er hatte den Anwesenden Passagen aus dem<br />

einschlägigen Führungskräfteleitbild dieses Unternehmens<br />

zitiert und sie gefragt, ob sie an psychopathischen<br />

Störungen litten und allen Ernstes glaubten,<br />

dass sie als Führungskräfte ihre Mitarbeiter stark<br />

machen könnten. Innerhalb weniger Vortragsminuten<br />

hatte Sprenger das wenige Wochen zuvor für<br />

viel Geld per „Roll-Out“ „eingeführte“ Führungs-<br />

15


COVER<br />

Ohne die Klärung von einigen<br />

Grundfragen kann ein MDP nicht<br />

erfolgreich etabliert werden.<br />

leitbild zerpflückt und ihm mit wenigen Sätzen den<br />

Todesstoß versetzt (sollte man meinen!). Verstehen<br />

Sie mich nicht falsch: Ich habe jedes Wort von Sprenger<br />

begeistert nachvollzogen.<br />

Sein Vortrag deckte sich Wort für Wort mit meiner<br />

Haltung. Auch die anwesenden Vorstände schienen<br />

den Inhalten des Vortrages zuzust<strong>im</strong>men und<br />

klatschten laut Beifall. Je nach Standpunkt kann man<br />

dieses für mich als „zufälligen Zuhörer“ bemerkenswerte<br />

Schauspiel sicherlich unterschiedlich bewerten:<br />

Der uneingeschränkte Beifall für das Vorhalten eines<br />

Spiegels spricht für eine ungewöhnlich offene<br />

und lernfähige Unternehmenskultur. Gleichwohl<br />

glaube ich nicht, dass nach diesem denkwürdigen<br />

Nachmittag die entsprechenden Führungsgrundsätze-Broschüren<br />

wieder eingestampft wurden. Da<br />

lag das Führungsleitbild zerstört am Boden; um spätestens<br />

am nächsten Tag wie Phönix aus der Asche<br />

wieder aufzuerstehen. Und darin liegt die Kehrseite<br />

der Medaille: Als Außenstehender würde ich eine<br />

solche Organisation als extrem offen<br />

und extrem lernresistent bezeichnen:<br />

Der Vortrag führt jedes einzelne Wort<br />

der Führungsgrundsätze ad absurdum<br />

und das Festhalten an den absurden<br />

Führungsgrundsätzen führt den Vortrag<br />

ad absurdum. Jeder darf alles sagen, wir vollziehen<br />

es nach, wir st<strong>im</strong>men zu, wir klatschen Beifall,<br />

wir lernen: Nichts.<br />

Zumindest lernen wir nichts, wenn wir von Batesons<br />

Begriff von Lernen erster Ordnung ausgehen<br />

und Lernen 1 als Veränderung <strong>im</strong> Handeln beschreiben<br />

(vgl. Bateson, 1985).<br />

Von einer Metaebene aus betrachtet, fehlt es mir hier<br />

an zielgerichteter Steuerung der Führungskräfte.<br />

ABB. 1: Beziehung zwischen Unternehmensstrategie,<br />

Managementstrukturen und MDP<br />

16


Wie eine zielgerichtete Steuerung möglich ist, hängt<br />

von grundlegenden Fragen ab, die eine Organisation<br />

für sich beantworten muss.<br />

Steuerung bedeutet für mich erst einmal nichts weiter,<br />

als ein Vorgeben irgendeiner Richtung durch<br />

eine entsprechende Entscheidung/Unterscheidung.<br />

Aus dem „alles ist möglich“ und „es könnte (<strong>im</strong>mer)<br />

auch anders sein“ zu entscheiden, wie und was wir<br />

als Unternehmen in den Fokus setzen.<br />

Ein derartiges zielgerichtetes Vorgehen kann beispielsweise<br />

durch ein Management-<strong>Development</strong>-<br />

Programm (MDP) erfolgen.<br />

Ich definiere ein MDP als ein Programm zur zielgerichteten<br />

Steuerung von (Management-)Strukturen, abgeleitet<br />

aus der Unternehmensstrategie, mit dem Ziel, diese<br />

umzusetzen, und sie dadurch zum Erfolg zu führen (siehe<br />

Abbildung 1).<br />

Ein Programm definiere ich in diesem Zusammenhang<br />

als eine Vielzahl von Interventionen, die in Summe ein Ziel<br />

erreichen sollen. Diese Definition grenzt ein MDP von<br />

einer (willkürlichen) Ansammlung von Maßnahmen<br />

für das Management ab (siehe Abbildung 2).<br />

Bezogen auf das Eingangsbeispiel geht es darum,<br />

alle Maßnahmen so aufeinander abzust<strong>im</strong>men, dass<br />

sie letztlich die Unternehmensstrategie umsetzen. In<br />

diesem Zusammenhang gehe ich von einer Definition<br />

von Unternehmensstrategie <strong>im</strong> Sinne der Ausrichtung<br />

und des Rahmens, die von der Unternehmensleitung<br />

vorgegeben werden aus. (vgl. Radatz, 2008). Ein MDP<br />

ist mithin das absolute Gegenteil von dem, was ich<br />

auf besagter Veranstaltung erlebt habe, wo irgendetwas<br />

(beliebig) für die Führungskräfte veranstaltet<br />

wird, was dann das beabsichtigte Führungskräfteleitbild<br />

zufällig und (darauf kommt es an:) unbeabsichtigt<br />

(!) und folgenlos (!) in Frage stellt.<br />

In dieser Herangehensweise an die Konzeption und<br />

Etablierung von MDP liegt eine großartige Chance<br />

für die Verantwortlichen („Führungskräfteentwickler/innen“,<br />

„Personalentwickler/innen“, „Bildungsverantwortliche“)<br />

in den Unternehmen. Sie können<br />

ABB. 2: Gegenüberstellung<br />

MDP – Interventions-„MIX“<br />

17


COVER<br />

sich selbst als Gestalter etablieren und die (Nischen-)<br />

Formel „Führungskräfteentwickler/in = Seminarbucher/in“<br />

verlassen, in der sie sich vielfach noch <strong>im</strong>mer<br />

befinden. Dies kann in den nachfolgend skizzierten<br />

Schritten erfolgen.<br />

1. In vier Schritten zum MDP<br />

Gemeinsame Wirklichkeiten und ein gemeinsames<br />

Verständnis herstellen<br />

Klärung von Rolle und Selbstverständnis der Bildungsverantwortlichen<br />

<strong>im</strong> Unternehmen<br />

Ableitung eines Programms aus der Unternehmensstrategie<br />

Nachhaltigkeit und Umsetzung<br />

Die einzelnen Schritte mit Fragen unterlegt: Wenn wir<br />

andere Fragen stellen und anderes in Frage stellen als<br />

bisher, werden wir rtwas anderes erleben.<br />

In Organisationen hält man<br />

sich häufig nicht lange mit<br />

Begriffen auf, gleichwohl<br />

hängt die Wahl der<br />

(Führungs-)Instrumente<br />

untrennbar damit zusammen.<br />

1.1. Gemeinsame Wirklichkeiten und ein<br />

gemeinsames Verständnis herstellen<br />

1.1.1. Der Brückenschlag von Organisation und<br />

Unternehmenszweck zum MDP<br />

Es mag weit ausgeholt wirken, doch ohne eine Klärung<br />

von einigen Grundfragen und -begriffen kann<br />

ein MDP nicht erfolgreich etabliert werden. Das<br />

ergibt sich bereits aus der Definition von MDP als<br />

Gegenteil von einer Ansammlung von Seminaren.<br />

Wenn ein MDP ein Programm zur zielgerichteten<br />

Steuerung von (Management-)Strukturen, abgeleitet<br />

aus der Unternehmensstrategie ist, dann hängt<br />

die Frage, wie diese Steuerung erfolgen kann untrennbar<br />

mit der Frage zusammen, welchen Unternehmens-<br />

bzw. Organisationsbegriff wir zugrunde<br />

legen. Wie beschreibe ich die Organisation, und daraus<br />

abgeleitet, wie kann ich die Organisation „steuern“<br />

und „führen“? Davon wird maßgeblich abhängen,<br />

welche Ziele das Programm verfolgt und wie<br />

es gestaltet wird. Dies wiederum hat Auswirkungen<br />

darauf, welche Maßnahmen als passend empfunden<br />

werden, welche Inhalte als passend empfunden wer-<br />

18


ABB. 3: Vom Organisationsbegriff zum MDP<br />

den (und welche nicht) und auch wie jede einzelne<br />

Maßnahme <strong>im</strong> Programm aussehen wird (siehe<br />

Abbildung 3).<br />

Führungskräfte werden häufig mit Führungsinstrumenten<br />

überschüttet. Quasi quartalsweise wird<br />

„eine andere Sau durchs Dorf“ getrieben.<br />

Die meisten Führungsinstrumente werden unreflektiert<br />

in die Unternehmen getragen. Dabei wird<br />

übersehen, dass diese Führungsinstrumente weitreichende<br />

Annahmen über die Eigenschaften von<br />

Organisationen in ihrem Gepäck haben (vgl. Backhausen/Thommen,<br />

2007).<br />

Die Antwort auf die Frage „Wovon gehen wir aus?“<br />

hat Auswirkungen darauf, welche Werkzeuge wir<br />

anwenden. Der Unterschied, etwas für „wahr“ zu<br />

halten oder nicht – deine Frau betrügt dich; du hast<br />

<strong>im</strong> Lotto gewonnen – gehört zu den stärksten Regulatoren<br />

des menschlichen Handelns. Sobald wir eine<br />

gegebene (Welt-)Anschauung anerkennen, stützen<br />

wir unser weiteres Denken und Handeln darauf; zurückgewiesen<br />

bleibt diese hingegen nur Gerede und<br />

damit ohne Auswirkungen auf unser Denken und<br />

Handeln (Harris, 2008).<br />

In Organisationen hält man sich häufig nicht lange<br />

mit Begriffen auf, gleichwohl hängt die Wahl der<br />

(Führungs-)Instrumente untrennbar damit zusammen;<br />

ein einfaches Beispiel:<br />

Geht jemand in der Führung (anders als ich!) davon<br />

aus, dass er Mitarbeiter motivieren muss,<br />

setzt dies zum einen eine Haltung voraus, dass<br />

er andere Menschen (entgegen meiner festen persönlichen<br />

Überzeugung!) überhaupt motivieren<br />

kann,<br />

was wiederum von seinem Menschenbild abhängt,<br />

usw...<br />

Zum anderen hat dies Auswirkungen auf die<br />

Wahl seiner Führungsinstrumente (= „Instrumente<br />

zur ‚Motivation‘ von Mitarbeitern“).<br />

In der Betriebswirtschaftslehre werden Organisationen<br />

als zielgerichtete Handlungssysteme mit<br />

interpersonaler Arbeitsteilung beschrieben. Die<br />

Arbeitsteilung erfordert Einschränkungen des<br />

19


COVER<br />

Die Führungsrolle ändert sich<br />

mit einer Änderung der<br />

Unternehmensstrategie.<br />

Handlungsspielraums der Organisationsmitglieder<br />

durch Verhaltenserwartungen: Koordination.<br />

Die Koordination kann durch Selbstabst<strong>im</strong>mung<br />

oder Regeln erfolgen. Nur letzteres, Koordination<br />

durch Regeln, macht Organisation aus. Weiterhin<br />

wird der Begriff „Organisation als Institution“ von<br />

„Organisation als Funktion“ und „Organisation als<br />

Instrument“ unterschieden. Im Zusammenhang mit<br />

der Etablierung von MDP geht es um den institutionellen<br />

Organisationsbegriff. Unternehmen werden<br />

als Systeme aufgefasst, die dauerhaft ein Ziel<br />

verfolgen und eine formale Struktur aufweisen, um<br />

das Verhalten der Organisationsmitglieder auf die<br />

Unternehmensziele auszurichten („Ein Unternehmen<br />

ist eine Organisation“).<br />

Je nachdem welchen institutionellen Organisationsbegriff<br />

ich (bewusst oder unbewusst) zu Grunde<br />

lege, hat dies Auswirkungen auf die Steuerung der<br />

Organisation.<br />

Sehe ich die Organisation als Werkzeug der Unternehmensspitze<br />

zur Erfüllung der Ziele, werde ich<br />

andere Werkzeuge zur Steuerung der Organisation<br />

wählen, als wenn ich eine Organisation als ein soziales<br />

System beschreibe, das zielgerichtet einen Zweck<br />

erfüllt, der außerhalb der Organisation liegt.<br />

Eine weitere Variable (mit einer Schnittmenge zum<br />

Organisationsbegriff), von der die Konzeption eines<br />

MDPs abhängt, ist der Unternehmenszweck. Dies<br />

macht eine weitere Entscheidung über eine Begriffsklärung<br />

notwendig. Im Groben herrschen hier vier<br />

Meinungen vor (ausführlich dazu: Merath, 2009):<br />

1. Das Unternehmen soll Gewinne erwirtschaften<br />

und damit das Vermögen der Anteilseigner oder<br />

Besitzer mehren („Shareholder Value“). Dies hat<br />

zwangsläufig Auswirkungen auf die Unternehmensführung.<br />

Unternehmensführung und nachfolgend<br />

mittleres Management dienen dazu, den Unternehmenszweck<br />

Shareholder Value zu erreichen.<br />

2. Das Unternehmen soll Arbeitsplätze schaffen/<br />

erhalten<br />

Organisationen schaffen so spezifische Räume zur<br />

Verwirklichung der Bedürfnisse ihrer Mitarbeiter.<br />

Führung ist darauf ausgerichtet, möglichst viele<br />

Mitarbeiter in Beschäftigung zu halten. Oder in Fällen,<br />

in denen der Organisations-Output um eine best<strong>im</strong>mte<br />

Selbstbeschreibung herum gebaut ist, wird<br />

das Ziel verfolgt, eine best<strong>im</strong>mte Profession zu fördern:<br />

Krankenhaus, Schule, Beratungsunternehmen,<br />

Fluggesellschaften.<br />

3. Das Unternehmen soll Kundennutzen schaffen<br />

Organisationen dienen dem Kunden, dieser Idee<br />

wird alles andere unterworfen (Vertriebs- Handelsorganisationen).<br />

4. Das Unternehmen soll die drei zuvor beschriebenen<br />

Zwecke zugleich erfüllen („Stake holder Value“)<br />

Wie Merath (Merath, 2009) passend ausführt, führt<br />

die Fokussierung auf den Kunden (-nutzen) als Pr<strong>im</strong>ärzweck<br />

eines Unternehmens in Folge zur Erfüllung<br />

der Bedürfnisse von Anteilseignern und Besitzern:<br />

„Wenn Unternehmen den Nutzen für Kunden<br />

erhöhen, kaufen diese bei ihnen mehr ein. In Folge<br />

benötigen sie mehr Mitarbeiter und die Gewinne<br />

steigen“. Es bleibt die Frage, wie ich diese Entscheidung<br />

(beispielsweise für den Kundennutzen) in der<br />

Organisation als Institution umsetze. Management<br />

und Führung sind völlig unscharfe Begriffe (siehe<br />

auch Backhausen/Thommen, 2008). Was darunter<br />

zu verstehen ist, ist nicht allgemeingültig zu beantworten.<br />

Diese Fragen muss die jeweilige Unternehmensleitung<br />

beantworten – individuell und bezogen auf<br />

ihr Unternehmen. In der Praxis sind diese Fragen<br />

natürlich durch die Haltung, Vorstellungen und Er-<br />

20


ABB. 4: Die Brücke zwischen Begriffen und Interventionen<br />

fahrungen der handelnden Personen <strong>im</strong>plizit beantwortet.<br />

Das genügt meiner Meinung nach nicht. Aus<br />

<strong>im</strong>pliziten Antworten einzelner Personen <strong>im</strong> System<br />

Unternehmensleitung kann sich kein expliziter<br />

Auftrag für das System Führungskräfteentwicklung<br />

und auch kein expliziter Auftrag an das System Managementebene<br />

ergeben.<br />

In meiner Beratungspraxis bin ich <strong>im</strong>mer wieder<br />

auf Unternehmensleitungen getroffen, die stolz auf<br />

den Umstand waren, selbst niemals eine Schulung<br />

oder ein Seminar zum Thema Führung besucht zu<br />

haben. „Das ist etwas für das mittlere Management<br />

und nicht für die Unternehmensspitze“. Diese Haltung<br />

verwirrte mich zunächst zutiefst. Heute kann<br />

ich dieser Einstellung sogar etwas abgewinnen:<br />

Meist werden nur wenige Mitarbeiter direkt geführt<br />

(die Chefsekretärinnen und Vorstandsassistenten<br />

– und die sind Kummer gewohnt). Es geht in<br />

der Unternehmensführung nicht um Führung von<br />

Mitarbeitern sondern um die Führung des Systems<br />

Unternehmen.<br />

Die Führung der Mitarbeiter findet in den Managementebenen<br />

unterhalb der Führungsspitze statt.<br />

Im System Managementebene eben jenes Systems,<br />

das Zielgruppe der MDP ist. Auch Unternehmensleitungen,<br />

die sich in der Praxis nicht für sich selbst<br />

mit dem Thema <strong>Leadership</strong>/Mitarbeiterführung<br />

beschäftigen, kann ich die Beantwortung einiger<br />

(Verantwortungs-)Fragen nicht ersparen, weil diese<br />

direkten Einfluss auf die Konzeption, Inhalte und<br />

Etablierung des jeweiligen MDP haben:<br />

Wovon gehen wir aus? Begriffe<br />

Welche begrifflichen Rahmen setzen wir?<br />

Was kann die Managementebene bewirken?<br />

Wie soll die Managementebene das bewirken?<br />

Was muss die Managementebene dafür wissen?<br />

Wie integrieren wir neue Führungskräfte in die<br />

bestehende Führungsstruktur?<br />

1.1.2. Der Brückenschlag von<br />

der Unternehmensstrategie zum MDP<br />

Ein MDP muss meines Erachtens zwangsläufig aus<br />

der Unternehmensstrategie abgeleitet werden.<br />

Die Führungsrolle ändert sich mit einer Änderung<br />

der Unternehmensstrategie.<br />

Häufig wird dieser Zusammenhang in Unternehmen<br />

nicht hergestellt. Jede einzelne Führungskraft<br />

passt sich ohne zielgerichtete Steuerung an die bestehende<br />

Führungskultur und die (neue) Strategie<br />

an oder scheitert.<br />

Dabei sind die Fragen die es zu beantworten gilt beinahe<br />

banal:<br />

Was bedeutet die (neue) Strategie für unsere Führungskultur?<br />

Welche Managementstruktur braucht es für unsere<br />

(neue) Strategie?<br />

21


COVER<br />

In vielen Unternehmen gibt es Broschüren, in denen<br />

Führungsgrundsätze niedergeschrieben sind. Gerade<br />

die Frage, was eine (neue) Strategie für diese Führungsgrundsätze<br />

bedeutet, ruft in der Praxis häufig<br />

Unbehagen hervor. Die Führungsgrundsätze sollen<br />

Werte und Leitlinien darstellen, denen eine Ewigkeitsgarantie<br />

innewohnt. Gerade bei Implementierung<br />

einer (als völlig neu erlebten) Strategie werden<br />

die Führungsgrundsätze als Garant für Kontinuität<br />

erlebt. Einmal für teures Geld eingeführt, sollen<br />

sie gerade in Zeiten von Veränderungen uneingeschränkt<br />

gelten. Dies wird häufig dadurch erzielt,<br />

dass die Sätze ähnlich vage wie in einem Tageshoroskop<br />

in der Zeitung formuliert sind – und mithin<br />

<strong>im</strong>mer irgendwie passen. Wird <strong>im</strong> Unternehmen<br />

eine neue Strategie vorgegeben, sollten die alten<br />

Broschüren überdacht werden – auch wenn sie teuer<br />

waren und/oder schön klingen und „irgendwie noch<br />

passen“.<br />

1.2. Die Rolle und das Selbstverständnis<br />

der Bildungsverantwortlichen<br />

Der nächste Aspekt mit unmittelbarem Einfluss auf<br />

das MDP ist das Selbstverständnis der Bildungsverantwortlichen.<br />

Wenn die Verantwortlichen <strong>im</strong><br />

Bereich Führungskräfteentwicklung (Broschüren in<br />

Frage gestellt, werden Personalentwicklung, Management<br />

<strong>Development</strong> …) keine Weiterbildungsund<br />

Entwicklungsangebote für ihre internen Kunden<br />

mehr anbieten, hat das Auswirkungen auf ihr<br />

Selbstverständnis und auf die unternehmensinterne<br />

Umwelt. Auftraggeber ist die Unternehmensführung<br />

und nicht der Bereich selbst und auch nicht die<br />

eigene „Diagnose“.<br />

Kunden sind nicht die einzelnen Führungsverantwortlichen,<br />

sondern ist aus meiner Sicht das System<br />

Unternehmen und das (Sub-)System Managementebene.<br />

Es wird nicht mehr gewartet, ob jemand <strong>im</strong><br />

Unternehmen Bedarf zeigt – an was auch <strong>im</strong>mer;<br />

es wird auch kein Bedarf mehr durch selbstinitiierte<br />

Diagnosen (Mitarbeitermeinungsumfrage, Zufriedenheitsumfrage,<br />

360°-Feedback, …) erzeugt.<br />

Vielmehr ist es Aufgabe des Bereichs Führungskräfteentwicklung,<br />

direkte Schritte aus der Unternehmensstrategie<br />

abzuleiten und Bestehendes vor<br />

dem Hintergrund neu erlebter Entwicklungen in<br />

Frage zu stellen und daraus neue Formen der Weiterentwicklung<br />

zu kreieren.<br />

Die Tätigkeit der einzelnen Mitarbeitenden <strong>im</strong><br />

Bereich Führungskräfteentwicklung ändert sich<br />

grundlegend vom Seminar- und Beratungseinkäufer<br />

bzw. -gestalter zum Entwerfer neuer Formen der<br />

Weiterentwicklung der Managementstruktur des<br />

Unternehmens.<br />

Das Swiss Center for Innovations in Learning (SCIL)<br />

beschreibt die künftige Rolle von Bildungsverantwortlichen<br />

in Unternehmen nicht mehr als Dienstleister<br />

am Ende einer Wertschöpfungskette, sondern<br />

als aktive Beteiligte an der Erreichung von Strategien<br />

(Seufert, 2007). Dies erfordert ein prozessorientiertes<br />

Arbeiten und die proaktive Positionierung<br />

von Themen für die jeweiligen Bildungsverantwortlichen.<br />

Hierfür braucht es meiner Erfahrung nach<br />

keine ausgeklügelten Guerilla-Taktiken der Verantwortlichen.<br />

Sie müssen der Unternehmensführung<br />

einfach andere Fragen stellen als bisher.<br />

Im Nachfolgenden habe ich Fragen angeführt, die<br />

der Bereich Führungskräfteentwicklung an die Unternehmensleitung<br />

in dieser Hinsicht stellen kann.<br />

Dies ist die Basis zur Entwicklung einer Strategie<br />

zur Entwicklung des Bereichs Führungskräfte, die<br />

in einem entsprechenden MDP umgesetzt werden<br />

kann:<br />

Woran merken Sie, dass die gesetzten Rahmen<br />

zur Ausrichtung und Strategie des Unternehmens<br />

konkret und durchgängig gelebt werden?<br />

Welche Erwartungen haben Sie aufgrund dieser<br />

Vorgaben konkret an die Führungskräfte?<br />

Bis wann/ in welchem Ausmaß/ mit welchen Kosten<br />

kann hier eine Umsetzung erfolgen?<br />

Diese Fragen können Sie <strong>im</strong> Unternehmen stellen,<br />

ohne dass damit ein einziger Euro an Kosten verbunden<br />

wäre! Mit den Antworten können Sie auch<br />

22


ABB. 5: In vier Schritten zum MDP<br />

Gemeinsame Wirklichkeiten und ein gemeinsames Verständnis herstellen<br />

Damit ein MDP zielgerichtet wirksam werden kann, braucht es eine Klärung der Begriffe und gemeinsames<br />

Verständnis derselben. Es müssen meines Erachtens auch die Begriffe Organisation, Unternehmenszweck,<br />

Führung und Management (<strong>im</strong> Sinne einer gemeinsamen Wirklichkeit: „Wovon gehen wir<br />

aus?“) geklärt werden.<br />

Klärung von Rolle und Selbstverständnis der Bildungsverantwortlichen <strong>im</strong> Unternehmen<br />

Die Aufgaben und Tätigkeiten der einzelnen Mitarbeitenden <strong>im</strong> Bereich Führungskräfteentwicklung<br />

ändern sich grundlegend vom Seminar- und Beratungseinkäufer bzw. -gestalter zum Entwerfer neuer<br />

Formen der Weiterentwicklung der Managementstruktur des Unternehmens.<br />

Die Ableitung eines Programms aus der Unternehmensstrategie<br />

Das MDP muss direkt aus der Unternehmensstrategie abgeleitet werden. Dazu muss es selbstverständlich<br />

eine Unternehmensstrategie als verbindlichen Rahmen – und damit als Vorgabe – der Unternehmensleitung<br />

geben und diese bekannt sein (siehe auch: Gemeinsame Wirklichkeiten und ein gemeinsames<br />

Verständnis herstellen).<br />

Nachhaltigkeit und Umsetzung<br />

Nachhaltigkeit und die Umsetzung in den Führungs- und damit Unternehmensalltag ist selbstverständliche<br />

Voraussetzung und unterscheidet sich damit von Lernen und Training als „Incentive“. Um dies zu<br />

erreichen gibt es verschiedene Ansatzpunkte:<br />

•Das gesamte relevante System n<strong>im</strong>mt am Programm teil (Siehe auch: 1.3.).<br />

•Die Führungskräfte lernen <strong>im</strong> Prozess den Führungsrahmen kennen, entwickeln ein gemeinsames<br />

Führungsverständnis der gesamten Managementebene und können daraus ihre eigene Führungshaltung<br />

entwickeln.<br />

•Das Design des MDP ermöglicht direkte Umsetzung, Reflexion und kollegiale Intervision.<br />

mit ausgesprochen kleinen Budgets ein Programm<br />

gestalten. Eine Maßnahme kann beispielsweise sein,<br />

erst einmal alles zu unterlassen/ zu streichen, was<br />

Kosten verursacht, aber nicht der Unternehmensstrategie<br />

und der abgeleiteten Managementstrategie<br />

entspricht!<br />

1.3. Die Ableitung eines Programms<br />

aus der Unternehmensstrategie<br />

Ein Managementprogramm leitet sich unmittelbar<br />

aus der Unternehmensstrategie ab. Aus den Antworten<br />

auf die unter den Punkten 1.1. und 1.2. skizzierten<br />

Fragen ergeben sich folgende nachgelagerte<br />

Fragen, die der Bereich Führungskräfteentwicklung<br />

für sich selbst beantworten kann:<br />

Welche gemeinsame Neugestaltung braucht es<br />

hier als System?<br />

Welche Werkzeuge braucht es be<strong>im</strong> Einzelnen,<br />

um den Prozess umzusetzen (Enabling)?<br />

Wo muss der Einzelne Gelegenheit haben, sich<br />

selbst in Frage zu stellen?<br />

Trainings, Schulungen und Veranstaltungen sowie<br />

Weiterbildungen an Business Schools nach dem<br />

23


COVER<br />

Motto „Wir tun unseren Führungskräften mal was<br />

Gutes“ haben in MDPs keinen Platz. MDPs verfolgen<br />

klare Unternehmensziele und werden bei veränderten<br />

Zielen auch entsprechend verändert. Dies<br />

ergibt sich letztendlich wiederum aus dem Ziel der<br />

MDPs, eine Managementstruktur zu schaffen, die<br />

die Umsetzung der Strategie ermöglicht (oder die<br />

vorhandene Managementstruktur entsprechend zu<br />

gestalten).<br />

Die betroffenen Führungskräfte sollen in die Lage<br />

versetzt werden, den vorgegebenen Rahmen auszufüllen<br />

und die Strategie <strong>im</strong> eigenen Bereich opt<strong>im</strong>al<br />

umzusetzen.<br />

Was <strong>im</strong> Klartext bedeutet:<br />

ABB. 6: Die Sicht der Praktikerin <strong>im</strong> Unternehmen<br />

Hackgut und Stückholz. Der Schwerpunkt liegt<br />

hierbei in Entwicklung, Vertrieb und Betreuung<br />

der Anlagen. KWB Biomasseheizungen ist derzeit<br />

in 10 europäischen Ländern vertreten.<br />

Frau Magistra M. Bekerle hat bei KWB Biomasseheizungen<br />

die Leitung der Stabstelle Personalwesen<br />

inne und verantwortet als solche neben<br />

klassischen HR Agenden wie Personalaufnahme,<br />

-entwicklung, -marketing u.ä. auch die Führungskräfteentwicklung<br />

sowie Entwicklung des Personalwesen-Angebotes<br />

an sich.<br />

KWB Biomasseheizungen ist Vorreiter <strong>im</strong> Bereich<br />

von alternativen Heizsystemen <strong>im</strong> Leistungsbereich<br />

von 10 bis 300 kW für die Brennstoffe Pellet,<br />

Welche Erfahrungen haben Sie in Ihrem Unternehmen<br />

mit dem Management-<strong>Development</strong>-<br />

Programm gemacht?<br />

Als ein steirischer Leitbetrieb und Innovationsführer<br />

in der Biomassebranche haben wir von jeher intensiv<br />

in die Weiterentwicklung unserer Mitarbeitenden<br />

und unserer Kultur investiert. Der Mensch<br />

stand und steht bei uns <strong>im</strong> Mittelpunkt.<br />

Vor diesem Hintergrund und jenem eines rasch gewachsenen<br />

Unternehmens stellte sich nach eingehender<br />

Beratung mit dem ISCT das Management-<br />

<strong>Development</strong>-Programm als sinnvolle Fortführung<br />

unserer Aktivitäten heraus.<br />

Element eins war ein langfristig und intensiv <strong>im</strong><br />

Kreise von Geschäftsführung und Führungsteam<br />

vorbereiteter 2-tägiger Kulturentwicklungsworkshop<br />

mit allen 200 KWB Mitarbeitenden.<br />

Durch die Einbindung aller Mitarbeitenden gelang<br />

es uns hierbei sehr gut, das fallweise doch recht<br />

abstrakte Thema Unternehmenskultur für uns alle<br />

sehr greifbar zu machen. Parallel wurde der eigene<br />

Beitrag zu sowie die eigene Rolle in dieser Kultur<br />

bewusst – sei es als Einzelperson, sei es als Teil eines<br />

Unternehmensbereiches.<br />

24


1. Sich erstens die Frage zu stellen, wohin das<br />

Unternehmen will und welche Skills/ Voraussetzungen<br />

die Führungskräfte bzw. Mitarbeiter<br />

brauchen, um diese Strategie opt<strong>im</strong>al umzusetzen.<br />

2. Die Trainings genau auch darauf auszurichten –<br />

ohne Umschweife.<br />

3. Die Trainingsangebote sofort in Themen/ Inhalt/<br />

Ausmaß rigoros anzupassen, sobald sich die<br />

Ausrichtung ändert (vgl. auch Radatz, 2008).<br />

4. Die Auswahl der Teilnehmer ergibt sich aus der<br />

Definition eines MDP <strong>im</strong> Grunde automatisch:<br />

Wenn es bei MDPs nicht um die Weiterbildung<br />

einzelner Unternehmensmitglieder in der Positi-<br />

Ausgehend hiervon starteten wir danach in ein Roll<br />

out des Kulturtages für unsere Tochtergesellschaft<br />

in Deutschland sowie ein international angelegtes<br />

Führungskräftecurriculum.<br />

Ziel des Führungskräftecurriculums war hierbei für<br />

uns neben der noch stärkeren internationalen Verflechtung<br />

unserer Führungskräfte auch die Erarbeitung<br />

eines gemeinsamen Führungsverständnisses<br />

sowie der Erwerb ganzheitlicher Führungstools.<br />

Wesentlich war hierbei für uns, das Curriculum nicht<br />

nach der ersten und zweiten Führungsebene zu stoppen,<br />

sondern über alle Ebenen hinweg stattfinden zu<br />

lassen.<br />

Neben einem einheitlichen Verständnis fördern wir<br />

so parallel die Entwicklung unserer Kultur, einer<br />

gemeinsamen Sprache, gemeinsamer Führungsabläufe…<br />

kurz, wir entwickeln uns Menschen UND<br />

unsere Organisation.<br />

Welche Aussagen <strong>im</strong> Artikel entsprechen Ihren<br />

Erfahrungen in der Praxis? Was sehen Sie gegebenenfalls<br />

anders?<br />

Ich möchte hierzu konkret auf drei Aussagen eingehen:<br />

1. „Das MDP ist mehr als eine Ansammlung von Seminaren<br />

für „Manager“ – sie betreffen und berühren<br />

die Organisation in ihren Grundfesten“<br />

Hier st<strong>im</strong>me ich voll zu. Während die Wirkung<br />

einzelner Seminare leider oftmals rasch wieder<br />

verblasst, fordert und fördert das MDP eine ganzheitliche<br />

Auseinandersetzung der Organisationsmitglieder<br />

mit der Organisation. Hierbei können<br />

auch Themen bewusst werden, die man so vielleicht<br />

gar nicht sehen wollte, die mit Sicherheit aber früher<br />

oder später deutlich geworden wären.<br />

2. „Gemeinsame Wirklichkeiten und ein gemeinsames<br />

Verständnis herstellen“<br />

Selbst bei Bestehen einer einzigen klaren Unternehmensstrategie<br />

ermöglicht erst das gemeinsame<br />

Verständnis davon, auch wirklich gemeinsam in die<br />

gleiche Richtung zu marschieren.<br />

3. „Die Ableitung eines Programms aus der Unternehmensstrategie“<br />

Ja, ja, ja – Durchgängigkeit und der Fokus auf die<br />

tatsächlichen Unternehmensziele sind das Gebot<br />

der Stunde. Effizient und effektiv eingesetzte Ressourcen,<br />

motivierte Mitarbeitende sowie eine lebens-,<br />

entwicklungsfähige und lebendige Organisation<br />

sind der Lohn.<br />

Welche Gedanken/Anmerkungen möchten Sie mit<br />

den Lesern und Leserinnen teilen?<br />

Essenziell für mich ist, sich als Organisation die<br />

richtigen Fragen zu stellen bzw. stellen zu lassen<br />

und auf diese auch ehrliche Antworten zu geben.<br />

Der ganzheitliche Ansatz des MDP ermöglicht es<br />

zu erkennen, wo Rahmen vielleicht doch noch nicht<br />

so klar sind bzw. die Unternehmensstrategie doch<br />

noch nicht bis ganz in die Unternehmenswurzeln<br />

gesickert ist.<br />

25


COVER<br />

on Manager geht, sondern um die Entwicklung<br />

des „Systems Managementebene“, müssen auch<br />

alle Mitglieder des Systems Managementebene<br />

(d.h. alle Führungskräfte der gleichen Führungsebene<br />

und Organisationseinheit) teilnehmen.<br />

1.4. Nachhaltigkeit und Umsetzung<br />

Die Nachhaltigkeit und Umsetzung in den Führungs-<br />

und damit Unternehmensalltag ist selbstverständliche<br />

Voraussetzung und unterscheidet sich<br />

damit von Lernen und Training als „Incentive“. Die<br />

Nachhaltigkeit und Umsetzung ist <strong>im</strong> Grunde genommen<br />

keine eigene Phase am Ende des Prozesses.<br />

Sie muss sich von Beginn an <strong>im</strong> Design des MDP als<br />

Ziel widerspiegeln.<br />

In den Phasen, die unter den Abschnitten 1.1. bis 1.3.<br />

vorgestellt sind, wurde dies berücksichtigt. Erfolgreich<br />

sind aus meiner Erfahrung weiterhin Programme<br />

in deren Design unmittelbar nach einer Veranstaltung<br />

direkte Umsetzung, Reflexion und kollegiale<br />

Intervision möglich sind, und von den Führungskräften<br />

der Führungskräfte eingefordert werden.<br />

Wenn folgende Inhalte während der Vermittlung<br />

von Führungswerkzeugen Raum haben, erlebe ich,<br />

dass sich die Führungskräfte mit der Umsetzung<br />

leicht tun:<br />

Werkzeuge zur Reflexion der eigenen Führungshaltung<br />

Eigenes Führungskonzept je Führungskraft<br />

Konzept zum Konsequenzenmanagement bei<br />

Überschreitung/Nichteinhaltung von Rahmen<br />

Coaching-Techniken zur Intervision unter Kollegen<br />

der gleichen Ebene<br />

„Verpflichtung“ zum Austausch mit Teilnehmern<br />

zwischen Modulen des Programms<br />

Umsetzungscoaching<br />

2. Ein Beispiel aus<br />

der Beratungspraxis<br />

In der Praxis haben wir beispielsweise ein Unternehmen<br />

beraten, das nach einem klaren Leitbild nach<br />

innen und außen agiert und in stetiger Expansion<br />

begriffen ist.<br />

Die wichtigsten Prozessschritte waren:<br />

1. Rahmen: Strategie der Konzernleitung<br />

Das Ziel der Konzernleitung war es, in Reaktion auf<br />

Marktschwankungen und um die Expansion und<br />

den zukünftigen Erfolg zu sichern,<br />

Durchgängigkeit <strong>im</strong> Unternehmen zu erarbeiten<br />

und mit einer klar definierten Aufbau-Organisation<br />

den Rahmen (Leitbild) so umzusetzen, dass es<br />

in der Führung wie auch in der operativen Handhabung<br />

seinen stringenten Niederschlag findet.<br />

Dadurch ergaben sich für unsere Beratungspraxis<br />

zwei Aufgaben:<br />

Definition der gemeinsamen, zukunftsweisenden<br />

Identität und deren Umsetzung<br />

Verankerung der neuen Organisation in der Führung<br />

der Führungskräfte<br />

2. Gemeinsame Wirklichkeiten zu Begriffen und<br />

Ableitung des MDP aus der festgelegten Strategie<br />

und Definition der Programminhalte<br />

Zur Erarbeitung einer gemeinsamen zukunftsweisenden<br />

Identität führten wir am Sitz der Unternehmenszentrale<br />

Kulturtage mit allen Mitarbeitenden durch.<br />

Dem ist eine gemeinsame Rahmenklärung mit den<br />

obersten Führungskräften (1./2. Ebene) vorausgegangen.<br />

Aus dem Rahmen und den Ergebnissen der Kulturtage<br />

leiteten wir zur Verankerung der Identität ein Führungskräfte-Entwicklungs-Programm<br />

ab. Im Rahmen<br />

des Programms erarbeiteten sämtliche Führungskräfte<br />

der jeweiligen Managementebene eine einheitliche<br />

gemeinsame durchgängige Führungshaltung, Führungsziele<br />

und einheitliche Führungsinstrumente<br />

zur Erreichung der Unternehmensstrategie bis 2015.<br />

Das MDP wird <strong>im</strong> Herbst 2009 enden.<br />

3. Rolle der Bildungsverantwortlichen<br />

Worauf es aus Sicht der Praktikerin in diesem Unternehmen,<br />

Frau Mag. M. Bekerle, ankommt, lesen<br />

Sie <strong>im</strong> Interview in Abbildung 6.<br />

26


4. Nachhaltigkeit und Umsetzung<br />

Durch folgende Faktoren sichern wir <strong>im</strong> Projekt die<br />

Nachhaltigkeit:<br />

Gemeinsame Erarbeitung einer Selbstbeschreibung<br />

und Identität des Unternehmens<br />

Alle Führungskräfte einer Ebene lernen gemeinsam<br />

Führungshaltung und Führungsziele werden gemeinsam<br />

<strong>im</strong> Rahmen der Unternehmensstrategie<br />

und Identität erarbeitet, ein einheitliches Führungsverständnis<br />

entsteht<br />

Einheitliche Führungswerkzeuge werden vermittelt<br />

und direkt in der Praxis angewandt; die Erfahrungen<br />

hierzu werden gemeinsam reflektiert<br />

Im Rahmen des MDP erstellt jede Führungskraft<br />

ihr <strong>Leadership</strong>-Konzept<br />

Coaching der Teilnehmenden untereinander<br />

Umsetzungs- und Begleitcoaching durch uns, die<br />

Berater<br />

3. Fazit<br />

Ich möchte einige Punkte aus diesen Abschnitten<br />

nochmals unter dem Aspekt Nachhaltigkeit und<br />

Umsetzung beleuchten:<br />

Die Unternehmensleitung n<strong>im</strong>mt ihre Verantwortung<br />

wahr und sagt, wie sie Führung versteht, und<br />

was sie von den Führungskräften erwartet. Dies<br />

geschieht durch klare Rahmen und nicht (nur)<br />

durch ein Führungsleitbild. Die Unternehmensleitung<br />

überlässt es nicht dem Zufall, welche Verbindung<br />

einzelne Führungskräfte zwischen der<br />

Strategie und ihrem Führungshandeln herstellen,<br />

sondern entwickelt diese selbst oder <strong>im</strong> Prozess<br />

mit den Führungskräften. Daraus erwächst in der<br />

Praxis ein einheitliches und zielgerichtetes Führungshandeln.<br />

Die Verantwortlichen für die Konzeption und<br />

Durchführung von MDP <strong>im</strong> Unternehmen definieren<br />

ihre Aufgabe als Wirken an der Managementstruktur.<br />

Wenn das MDP an der Managementstruktur<br />

wirksam wird und nicht an der<br />

Führungskraft, erleben die Mitarbeiter unternehmensweit<br />

<strong>im</strong> Alltag einheitliche Führung(s-Konzepte).<br />

Das gesamte relevante System n<strong>im</strong>mt am Programm<br />

teil (siehe auch: 1.3.).<br />

Alle Führungskräfte der gleichen Ebene nehmen<br />

teil.<br />

Die Führungskräfte lernen <strong>im</strong> Prozess den Führungsrahmen<br />

kennen, entwickeln ein gemeinsames<br />

Führungsverständnis der gesamten Managementebene<br />

und können daraus ihre eigene<br />

Führungshaltung entwickeln.n<br />

SERVICE<br />

Literatur<br />

Backhausen, W. J. und Thommen, J.-P. (2007): Irrgarten des<br />

Managements. Zürich 2007.<br />

Bateson, G. (1985): Ökologie des Geistes. Frankfurt 1985<br />

Harris, S. (2008): in: Brockmann, J. (Hrsg.): Das Wissen von<br />

morgen. Frankfurt 2008.<br />

Merath, S. (2009): Vom Zeitmanagement-System zum persönlichen<br />

Erfolgssystem in: LO Lernende Organisation Nr.<br />

47, Januar/ Februar 2009.<br />

Radatz, S. (2008): Erlebte Erfolgsfaktoren <strong>im</strong> Inhouse Training<br />

in: LO Lernende Organisation Nr. 42, März/April 2008.<br />

Seufert, Prof. S. (2007): 5 goldene Regeln: Für eine nachhaltige<br />

Lernkultur in: personalmanager 01/2007.<br />

Sprenger, Dr. R. K. (2002): Mythos Motivation. Frankfurt<br />

2002.<br />

Homepage www.isct.net<br />

www.kwb.at<br />

E-Mail o.bartels@isct.net<br />

Milena.Bekerle@kwb.at<br />

27


fundiert | praxisbezogen<br />

serviceorientiert | systemisch-konstruktivistisch<br />

L ERNENDE O RGANISATION<br />

N°50 Juli / August 2009 IN 1609-1248 Euro 21,50 / sFr 34,–<br />

Verlag interrelationales Management www.lo.isct.net<br />

Zeitschrift für systemisches Management und Organisation<br />

<strong>Neue</strong> <strong>Wege</strong><br />

<strong>im</strong> <strong>Leadership</strong> <strong>Development</strong><br />

Manager, Führungskräfte und Personalexperten müssen <strong>im</strong>mer einen Schritt voraus<br />

sein, um erfolgreich zu bleiben. LO – die Zeitschrift für systemisches Management<br />

und Organisation – bietet Ihnen <strong>im</strong> 2-Monatstakt die topaktuelle, praxisbezogene<br />

Information über Zukunftsthemen aus erster Hand: Weltweit anerkannte<br />

Experten wie Peter Senge, Fritz S<strong>im</strong>on, Art Kleiner, Richard Axelrod, Humberto<br />

Maturana etc. aber auch Praktiker schreiben in der LO u.a. über <strong>Leadership</strong>,<br />

Wissensmanagement, Personalentwicklungswerkzeuge, Teamopt<strong>im</strong>ierung und<br />

Change Management.<br />

„Lernende Organisation“ erscheint 6 x jährlich als Printmedium. Informationen zum Bezug<br />

von einzelnen Artikeln und zur englischen Online-Ausgabe finden Sie auf unserer Homepage<br />

www.lo.isct.net!<br />

Lassen Sie sich die Top-Themen regelmässig ins Haus liefern.<br />

□ Ja, ich möchte das Jahresabo der Zeitschrift ab sofort abonnieren.<br />

Das Jahresabo kostet € 116,- (inkl. MwSt.)* und ist jederzeit schriftlich<br />

vier Wochen vor Erscheinen der nächsten Ausgabe kündbar.<br />

□ Ja, ich möchte das Zweijahresabo der Zeitschrift ab sofort abonnieren.<br />

Das Zweijahresabo kostet € 179,- (inkl. MwSt.)* und ist jederzeit schriftlich<br />

vier Wochen vor Erscheinen der nächsten Ausgabe kündbar.<br />

□ Ja, ich nutze das sensationelle Probe-Abo:<br />

Drei Ausgaben der LO um nur € 39,- (inkl. MwSt.).<br />

□ Ja, ich bestelle die aktuelle Einzelausgabe<br />

oder die Ausgabe No.____ der Zeitschrift um € 21,50 (inkl. MwSt.)*.<br />

* Die angegebenen Kosten verstehen sich inkl. Zustellkosten innerhalb von Österreich. Für die Zustellung in andere EU-Länder<br />

sowie in die Schweiz verrechnen wir € 3,50 und für die Zulieferung in Länder außerhalb Europas € 5,25 pro Ausgabe.<br />

Name:<br />

Adresse:<br />

Organisation:<br />

Adresse der Organisation:<br />

Position in der Organisation:<br />

Telefon privat (fest/mobil):<br />

Telefon Firma (fest/mobil):<br />

Fax:<br />

E-Mail:<br />

Rechnung geht: an mich privat an das Unternehmen<br />

Ja, ich zahle mit Kreditkarte: MasterCard Visa<br />

Name:<br />

gültig bis:<br />

Datum:<br />

Nummer:<br />

KPN (CVC2/CVV2):<br />

Unterschrift:<br />

Leserservice GmbH | Zeitschrift LO Lernende Organisation<br />

St. Leonharder Straße 10 | 5081 Anif | Österreich<br />

Tel: +43 6246 882-5380 | Fax: +43 6246 882-5299 | lo@leserservice.at<br />

lo@leserservice.at

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!