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welche Anforderungen müssen die Gewässer erfüllen? - GfG

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Massives Algenwachstum in der Nister -<br />

Ursachenforschung und LösungsmL<br />

sungsmöglichkeitenglichkeiten<br />

Veränderungen der aquatischen Lebensgemeinschaft und<br />

potenzielle Wechselwirkungen mit der Gewässerg<br />

ssergüte<br />

Dr. Jörg J<br />

Schneider, BFS Frankfurt am Main<br />

Mitarbeit: Dr. Carola Winkelmann, Uni Koblenz; Roman Hugo, ecolo-gis;<br />

Dr. Dirk Hübner, H<br />

BFS Marburg; Manfred Fetthauer, ARGE Nister e.V.


Gliederung<br />

Das Ökosystem der Nister<br />

Schlüsselarten<br />

Fischbestand und Gewässerg<br />

ssergüte 1994 – 1997 und 2009 - 2011<br />

Biologische und chemisch-physikalische Veränderungen<br />

Mögliche Ursachen<br />

Lösungsansätze


Ökosystem Nister<br />

Länge 64 km, Einzugsgebiet 246 km²<br />

Zwischen Nistertal und Mündung Äschenregion (Hypo-Rhithral)<br />

Fließgewässertyp: silikatische, fein- bis grobmaterialreiche Mittelgebirgsflüsse<br />

Dynamischer Flusstyp, Abfolge von Schnellen und Stillen (flache, schnell<br />

strömende und tiefe, ruhiger fließende Abschnitte).<br />

Mit seinem vielgestaltigen Lebensraum bietet <strong>die</strong>ser Gewässertyp <strong>die</strong> Grundlage für<br />

eine artenreiche Wirbellosenbesiedlung und Fischfauna


Schlüsselarten<br />

Atlantischer Lachs<br />

Wiederansiedlungsprojekt<br />

„Lachs 2020“<br />

Im Gewässersystem der Nister werden jährlich j<br />

zwischen 80.000<br />

und 120.000 junge Lachse an über 50 Lokalitäten ten ausgesetzt.<br />

Seit 2001 wird jedes Jahr eine natürliche Reproduktion<br />

verzeichnet – seit 2009 sind Wildlingdichten jedoch rücklr<br />

ckläufig<br />

Die Besatz- und Monitoringmaßnahmen nahmen wären w<br />

ohne <strong>die</strong> Mitwirkung der ehrenamtlichen Helfer der<br />

ARGE Nister nicht durchführbar hrbar bzw. nicht finanzierbar!


Schlüsselarten<br />

Ergebnisse der Erfolgskontrollen in<br />

Lachs-Besatzstrecken<br />

Die Überlebensraten in der ersten<br />

Wachstumsperiode liegen bei 25 - 50 % - <strong>die</strong>s<br />

sind Werte, <strong>die</strong> aus Wildpopulationen bei guter<br />

Habitatqualität t bekannt sind!<br />

Die Wachstumsleistungen in der Nister sind<br />

hervorragend<br />

Erfolgreiche natürliche Reproduktion wurde an<br />

einer Vielzahl an (erreichbaren) Lokalitäten<br />

ten<br />

nachgewiesen<br />

Gefährdung: Wasserqualität t und Verluste in<br />


Schlüsselarten<br />

Flussperlmuschel<br />

Bachmuschel<br />

Die Flussperlmuschel zählt<br />

zu den „regionalen<br />

Verantwortungsarten“<br />

in Rheinland-Pfalz<br />

Muschelprojekt<br />

• In 2006 wurde <strong>die</strong> bisher verschollene und<br />

heute weltweit vom Aussterben bedrohte<br />

Flussperlmuschel wiederentdeckt.<br />

• 32 lebende Individuen gefunden - in 2011<br />

noch 24 lebendig<br />

• Muscheln sind 30 - 40 Jahre alt<br />

• In 2011 erste Nachzuchterfolge<br />

• Außerdem wurden Bestände der ebenfalls<br />

stark gefährdeten Bachmuschel gefunden –<br />

seit 2010 dramatischer RückgangR<br />

• Gefährdungen: Wasserqualität t und potenziell<br />

Bisam (Bisamrückgang durch Uhu ...?)


Schlüsselarten<br />

Kiemen mit<br />

Glochi<strong>die</strong>n<br />

Muschelprojekt<br />

Flussperlmuschel<br />

Die Larven (Glochi<strong>die</strong>n) heften sich<br />

in den Kiemen von Forellen und<br />

jungen Lachsen fest, wo sie<br />

mehrere Monate wachsen.<br />

Jungmuscheln fallen ab und leben<br />

einige Jahre im Kieslückensystem<br />

-<br />

hier hoher Sauerstoffbedarf !<br />

Danach halb eingegraben im<br />

Bachboden - für r weitere 70 - 80<br />

Jahre ...<br />

Der Lachs fungiert in der<br />

Äschenregion neben der<br />

Bachforelle als Wirtsfisch !


Gewässerbelastung Nister<br />

Frühjahr 2010: pH 9,6 (relativ sonnig)<br />

Frühjahr 2011: pH 10,0 (!) (sehr sonnig)<br />

Nister Mai 2010


Schema pH<br />

Nister Mai 2010:<br />

pH-Werte bis 9,6


Noch 2001 hat hohe Sonneneinstrahlung im Mai, Niedrigwasser und<br />

eine vergleichbare Nährstoffbelastung kein extremes Algenwachstum<br />

ausgelöst ...<br />

2.5.2010


früher<br />

Mitte der 1990er Jahre:<br />

hohe Artenvielfalt<br />

gute Wasserqualität (GK II)<br />

pH-Werte meist < 8,5<br />

2010 und 2011:<br />

• schlechte Wasserqualität<br />

• pH-Werte bis knapp 10<br />

• nahe ökologischem „Umkippen“<br />

heute<br />

Fragen:<br />

Welche Faktoren haben sich gegenüber 1995<br />

so drastisch negativ verändert, dass sie <strong>die</strong><br />

Eutrophierung erklären ?<br />

Sind es <strong>die</strong> „üblichen“ Ursachen wie Nährstoffeinträge<br />

aus Landwirtschaft und Kläranlagen?<br />

Hat <strong>die</strong> Nährstofffracht (besonders Phosphor)<br />

seit den 1990er Jahren deutlich zugenommen?


früher<br />

Fulgor Westermann, LUWG Mainz, 6.12.2011<br />

heute<br />

Die anthropogen erhöhten P-Konzentrationen<br />

haben sich seit Anfang der 1990er-Jahre nicht<br />

nennenswert verändert (ganz schwache<br />

Tendenz zur Verminderung).<br />

Die Nister weist (neben Daadenbach) <strong>die</strong> mit<br />

Abstand geringsten Nitratkonzentrationen im<br />

Vergleich der Gewässer in Westerwald und<br />

Taunus auf.<br />

Die Konzentrationen an Nitrat-Stickstoff liegen<br />

bei geringen 1,1-1,3 mg/l N (2009/10).<br />

Zwischen 1991 und 2011 ganz schwach<br />

abnehmender Trend der Nitrat-Stickstoffkonzentrationen.<br />

Eine Zunahme der Nährstofffracht scheidet<br />

folglich als Ursache aus !


früher<br />

Phosphor-Konzentrationen<br />

Nister 1990 - 2011<br />

heute<br />

Gesamtphosphor (µg L )<br />

1000<br />

800<br />

600<br />

400<br />

200<br />

Einzelwerte<br />

Jahresmittel<br />

0<br />

1990<br />

2000 2010<br />

Eine Zunahme der Nährstofffracht scheidet<br />

folglich als Ursache aus !


Pilotprojekt Kormoran<br />

an Sieg und Nister<br />

• 1996/97: erste Kormoraneinflüge<br />

• 1998-2003 nahmen <strong>die</strong> Bestände großer und<br />

mittelgroßer er Fischarten<br />

in der Nister um 70-90% ab - <strong>die</strong> Äsche<br />

verschwindet nahezu völligv<br />

• Nicht-letale Vergrämung (Böller,<br />

Schreckschuss) blieb ohne Erfolg<br />

• Seit Beginn der letalen Vergrämung<br />

2003/2004 „Stabilisierung“ der Bestände auf<br />

sehr niedrigem Niveau (außer<br />

Äsche:<br />

verschollen)<br />

• Ergebnisse Mageninhaltsuntersuchungen:<br />

Nase, Schneider,<br />

Barbe, Döbel, D<br />

Hasel,<br />

Rotauge, Forelle,<br />

Lachs, Kleinfische<br />

Kormoraneinflug Nister Winter 2005<br />

Beute Nase & Schneider, Nister 2005<br />

Beutefische: Arten und Größen >>


Untersuchungen zum Kormoran an der Nister:<br />

Bestand, Vergrämungserfolg und Fraßdruck<br />

• Keine historischen Nachweise des Kormorans in den Mittelgebirgen (inkl.<br />

Siegsystem) - obwohl alle anderen sog. „Fischschädlinge“ gut dokumentiert sind<br />

• Sehr effektiver, intelligenter Jäger<br />

=> „invasionsbiologische“ Phänomene wie schwere Störungen des Ökosystems oder<br />

Verlust von Arten möglich – klassische Räuber-Beute-Beziehungen bestehen nicht !<br />

1. Bestandsrückgang 1999 nach Einflug 118 Kormorane Sieg/Nister Winter 1998/1999


Entwicklung bis 2009:<br />

Starke Bestandseinbrüche größere Arten<br />

Extreme Bestandszunahme Kleinfische


Funktion<br />

< Substrat-<br />

Umlagerung<br />

Mischkost /<br />

Grünalgen in<br />

hohen Anteilen ><br />

< Algen in<br />

geringen<br />

Anteilen<br />

Mischkost /<br />

Algen ><br />

< Fast 100%<br />

Kieselalgen<br />

Mischkost /<br />

Grünalgen in<br />

hohen Anteilen >


Wer's Unkraut läßl<br />

äßt t ein Jahr nur stehen, kann sieben Jahre jäten j<br />

gehen.<br />

Sprichwort<br />

27. Februar 2011


Wer's Unkraut läßl<br />

äßt t ein Jahr nur stehen, kann sieben Jahre jäten j<br />

gehen.<br />

Sprichwort


Wer's Unkraut läßl<br />

äßt t ein Jahr nur stehen, kann sieben Jahre jäten j<br />

gehen.<br />

Sprichwort


Warum kam es in 2011 zu einer extremen Bestandsvermehrung der SüßS<br />

üßwasserschwämme?


Thesen:<br />

Fische sind ein völlig unterschätzter Bestandteil der Selbstreinigungskraft<br />

der Gewässer !<br />

Die zunehmende Eutrophierung der Nister steht in Zusammenhang mit dem<br />

Zusammenbruch algenfressender Fischarten, <strong>die</strong> ursprünglich in hohen Dichten<br />

vorhanden waren.<br />

Bei normaler Dichte und normalem Artenspektrum der „Vegetarier“ (Arten, <strong>die</strong><br />

Aufwuchsalgen konsumieren) wurde in der Vergangenheit – auch in den<br />

„belastungsintensiven“ Jahren um 1980 – das Algenwachstum effektiv durch<br />

Abweiden reguliert.<br />

Die ansteigende Biomasse der Pflanzen (Produzenten) fixiert Nährstoffe, <strong>die</strong><br />

ansonsten permanent mit der fließenden Welle aus dem Gewässer ausgespült<br />

würden – und setzt sie dann innerhalb kurzer Zeit frei, wenn <strong>die</strong> Algenbestände<br />

im Frühjahr bzw. Frühsommer mit steigenden Wassertemperaturen<br />

zusammenbrechen.<br />

Die Entwicklung entspricht Vorgängen, wie sie aus der „Invasionsbiologie“ bekannt<br />

sind, wenn invasive Arten (nicht heimisch, sich ausbreitend) auf ein evolutionär<br />

„unvorbereitetes“ Ökosystem treffen ...


Schema Trophie


Lachsbrütling (Kieslückensystem) Algenaufwuchs Fraßspur der Nase Barbe<br />

Schwerwiegende negative Folgen:<br />

1.Bachmuschel und Flussperlmuschel drohen in der Nister<br />

auszusterben<br />

2.Die Lachswiederansiedlung droht zu scheitern<br />

3.Das Gewässer droht ökologisch „umzukippen“<br />

1.Die Umsetzung der EU-Wasserrahmenrichtlinie ist gefährdet,<br />

da durch <strong>die</strong> Eutrophierung kein „ökologisch guter Zustand“<br />

erreichbar ist


Lösungsweg<br />

Projektskizze zur Förderung von Forschungsvorhaben zur<br />

Umsetzung der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt<br />

(BMBF-Projekt) in Vorbereitung<br />

Vorhaben:<br />

Biomanipulation in Fließgewässern als neuartiges Verfahren zur<br />

Wiederherstellung und Erhaltung von Lachs-, Bachmuschel- und<br />

Flussperlmuschelhabitaten<br />

Verbundpartner:<br />

• Universität Koblenz-Landau / Abt. Biologie Dr. Carola Winkelmann<br />

• Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseum Frankfurt / Dr. Dorte Janussen<br />

• BFS - Bürogemeinschaft für Fisch- und Gewässerökologische Stu<strong>die</strong>n / BFS Frankfurt:<br />

Dr. Jörg Schneider, BFS Marburg: Dr. Dirk Hübner<br />

• Arbeitsgemeinschaft für ökologische Stu<strong>die</strong>n und GIS-gestützte Datenauswertung -<br />

ecolo-gis / Dr. Karl-Otto Nagel, Dipl.-Geogr. Roman Hugo<br />

• ARGE Nister e.V. / Manfred Fetthauer<br />

Erwünscht:<br />

• Landesamt für Umwelt, Wasserwirtschaft und Gewerbeaufsicht (LUWG)<br />

• Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Ernährung, Weinbau und Forsten


Lösungsweg<br />

Ziel <strong>die</strong>ses Forschungsprojektes ist <strong>die</strong> Entwicklung eines neuartigen,<br />

kosteneffizienten und nachhaltigen Verfahrens zur Wiederherstellung<br />

und Erhaltung der ökologischen Funktionsfähigkeit von<br />

Fließgewässern zur Umsetzung der WRRL.<br />

Das Verfahren soll eine rasch wirkende Alternative zu einer erst in<br />

Jahrzehnten erreichbaren flächendeckenden Reduktion sämtlicher<br />

anthropogener Nährstoffe bilden – durch Förderung der<br />

Selbstreinigungsfunktion.<br />

An der Nister soll exemplarisch überprüft werden, ob es möglich ist,<br />

mittels einer ökologischen Nahrungsnetzsteuerung (Biomanipulation)<br />

<strong>die</strong> biologische Struktur eines Fließgewässers so zu beeinflussen,<br />

dass <strong>die</strong> gewünschten „Ökosystemfunktionen“ (Selbstreinigung,<br />

Habitatfunktion) wiederhergestellt werden können.<br />

Hierzu soll näherungsweise der Fischbestand der 1990er Jahre wieder<br />

hergestellt werden und der Effekt auf das Algenwachstum erforscht<br />

werden.<br />

Anwendbarkeit: Nährstoffbelastete Gewässer mit Defiziten in<br />

Fischbeständen in Folge von Havarien, Einleitungen, lokaler<br />

Ausrottung, Kormoranfraßdruck, Bewirtschaftungsfehlern u.a.


Lösungsweg<br />

Für <strong>die</strong>ses Vorhaben bitten wir:<br />

a) um Unterstützung des Landes, in dem es als Verbundpartner des<br />

Forschungsprojektes auftritt<br />

b) <strong>die</strong> Nister zum Pilotgewässer zu machen<br />

c) um Anschubfinanzierung zur Durchführung notwendiger Vorarbeiten<br />

Wir bieten:<br />

Ein Expertenteam aus Forschungseinrichtungen und unabhängigen<br />

Spezialisten sowie „lokal handelnden“ Initiativen<br />

Die Entwicklung eines Verfahrens, um kosteneffizient, schnell und<br />

nachhaltig über eine Optimierung der Lebensgemeinschaft wichtige<br />

„Ökosystem<strong>die</strong>nstleistungen“ zu unterstützen und bedrohte Arten<br />

(u.a. Flussperlmuschel) zu retten<br />

Von den Forschungsergebnissen soll vorrangig <strong>die</strong> Wasserwirtschaft<br />

profitieren, in dem sie ein leistungsstarkes, ergänzendes Werkzeug<br />

zur Umsetzung der WRRL erhält


Die Zeit zur Rettung der Perlmuschel- und Bachmuschelbestände läuft ab!<br />

Wir sollten daher den kürzesten Weg einschlagen und umgehend handeln ...<br />

Vielen Dank für ihre Aufmerksamkeit !


Schwarzstörche<br />

rche


früher<br />

Fulgor Westermann, LUWG Mainz, 6.12.2011<br />

„Die anthropogen erhöhten P-Konzentrationen<br />

haben sich in der Nister seit Anfang der 1990er-<br />

Jahre nicht nennenswert (allenfalls eine ganz<br />

schwache Tendenz zur Verminderung)<br />

verändert.<br />

Die Nister weist neben dem Daadenbach <strong>die</strong> mit<br />

Abstand geringsten Nitratkonzentrationen im<br />

Jahresmittel und auch bei den Maximalwerten<br />

im Vergleich der monatlich beprobten Gewässer<br />

in Westerwald und Taunus auf.<br />

Die Konzentrationen an Nitrat-Stickstoff liegen<br />

bei geringen 1,1-1,3 mg/l N (Talmühle<br />

Hirtscheid bzw. Mündung, Medianwerte<br />

2009/10).<br />

Zwischen 1991 und 2011 ist ein ganz schwach<br />

abnehmender Trend der Nitrat-Stickstoffkonzentrationen<br />

in der Nister feststellbar.“<br />

Der Faktor Nährstoffe scheidet folglich aus !<br />

heute


früher<br />

Klimatische Besonderheiten?<br />

heute<br />

2010: Frühlingsmonate März und April sehr<br />

sonnenscheinreich, Mai wenig Sonnenstunden. In<br />

Rheinland-Pfalz betrug <strong>die</strong> Durchschnittstemperatur<br />

8,3°C (8,1°C). Die Niederschlagsmenge blieb mit<br />

158 l/m² (181 l/m²) unter dem vieljährigen Soll und <strong>die</strong><br />

Sonnenscheindauer mit 488 Stunden (446 Stunden)<br />

über dem Klimawert.<br />

2011 war extrem: Rheinland-Pfalz zeigte sich im<br />

Frühling 2011 mit 62 l/m² (Klammern <strong>die</strong> vieljährigen<br />

Mittelwerte: 191 l/m²) als sehr trockenes, mit 748<br />

Stunden (453 Stunden) als zweitsonnenscheinreichstes<br />

Bundesland. An den meisten<br />

Stationen wurden <strong>die</strong> bisherigen Rekorde beim<br />

Sonnenschein übertroffen und beim Niederschlag<br />

unterboten.<br />

Deutscher Wetter<strong>die</strong>nst – Pressemitteilungen<br />

Die Faktoren Sonnenscheindauer und Abfluss<br />

erklären das Phänomen nur unzureichend !


Lachsbrütling (Kieslückensystem) Algenaufwuchs Fraßspur der Nase Barbe<br />

Zusammenhänge:<br />

1.Ausgangslage: Nister produktiv, Wasserqualität gut, viele Arten, hohe Dichten bei<br />

Nase, Barbe, Döbel, Hasel u.a., Äsche verbreitet<br />

2. Direkte Veränderung durch Kormoranfraßdruck:<br />

a) starker Bestandsrückgang bei größeren Arten (Äsche verschwunden)<br />

b) Bestandsexplosion Kleinfische (Groppe, Schmerle, Elritze)<br />

3. Sekundäre Veränderungen: Störungen der Nahrungskette, hohe Primärproduktion<br />

Rückgang Pflanzenfresser („Konsumenten“) sowie Rückgang „substratumlagernde“ Barbe<br />

begünstigen Algenwachstum („Produzenten“) => Eutrophierung wirkt sich deutlich stärker aus,<br />

pH-Werte extrem hoch, starke Sauerstoffschwankungen (Tag/Nacht), organische<br />

Feinsedimente nehmen zu (Absterben der Algen) – in Folge massive Vermehrungsdefizite<br />

empfindlicher Fischarten (besonders Kieslaicher) & Rückgang Muscheln => weitere<br />

Bestandsrückgänge ...<br />

Rückgang Kleinfisch-Freßfeinde (besonders Barbe, Döbel, Aal, Forelle) begünstigt<br />

Bestandsexplosion der Groppe => erhöhter Fraßdruck der Groppe auf Jungfische (speziell<br />

Lachs, Forelle) => massive Vermehrungsdefizite => weitere Bestandsrückgänge ...


Lachsbrütling (Kieslückensystem) Algenaufwuchs Fraßspur der Nase Barbe<br />

Zwischenfazit:<br />

Der über knapp 15 Jahre währende Fraßdruck durch gebietsfremde (im Mittelgebirge nicht heimische)<br />

Kormorane hatte starke Bestandsrückgänge bei größeren Fischarten zur Folge (Äsche verschwunden).<br />

Der Rückgang der pflanzenfressenden Fischarten (Nase, Döbel, Hasel, Rotauge) und der “wühlenden“ Barbe<br />

(Bioturbation) korreliert zeitlich mit eine erheblichen Zunahme von Algen (Grünalgen, Kieselalgen) - mit<br />

dramatischen negativen Folgen für <strong>die</strong> Biozönose (Lebensgemeinschaft) – Muscheln, Fische ...<br />

Der Rückgang der fischfressenden Fischarten (vorrangig Barbe, aber auch Aal, Döbel) korreliert zeitlich mit<br />

einer Bestandsexplosion der Kleinfische (Groppe, Schmerle, Elritze).<br />

Die Bestandsexplosion der Groppe und das massive Algenaufkommen gefährden das Jungfischaufkommen<br />

bei Lachs, Forelle, Äsche, wahrscheinlich auch Barbe, Nase, u.a.<br />

Die Entwicklung entspricht Vorgängen, wie sie aus der „Invasionsbiologie“ bekannt sind, wenn invasive Arten<br />

(nicht heimisch, sich ausbreitend) auf ein evolutionär „unvorbereitetes“ Ökosystem treffen ...<br />

Die Umsetzung der EU-Wasserrahmenrichtlinie ist gefährdet, da kein „ökologisch guter<br />

Zustand“ erreichbar ist

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