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nanotechnologie-anwendungen im lebensmittelbereich ... - Bio Suisse

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NANOTECHNOLOGIE-ANWENDUNGEN IM<br />

LEBENSMITTELBEREICH AM BEISPIEL VON<br />

NANOSTRUKTURIERTEN OBERFLÄCHEN<br />

INFORMATION FÜR KNOSPE-VERARBEITER<br />

Hinweis<br />

Dieses Dokument befasst sich mit Nanooberflächen. Nanoemulsionen, -Sprays, etc., die regelmässig auf<br />

Oberflächen aufgetragen werden müssen, um wirksam zu bleiben, werden hier nicht berücksichtigt.<br />

Verpackungen werden in einem andere Factsheet behandelt. Dieses Factsheet soll Knospe-Verarbeiter<br />

für das Thema sensibilisieren. Klare Empfehlungen von Seite <strong>Bio</strong> <strong>Suisse</strong> werden für die einzelnen<br />

Aspekte schrittweise in Abhängigkeit der wissenschaftlichen Erkenntnisse <strong>im</strong> Speziellen <strong>im</strong> Bereich<br />

Arbeitsschutz und genereller Gesundheitsschutz, sowie Recyclierbarkeit gemacht. Weitere Kriterien sind:<br />

technologische Notwendigkeit, Produkteschutz, Mehrwert, Ökobilanz, Einfluss auf die Umwelt.<br />

Die Haltung der <strong>Bio</strong> <strong>Suisse</strong> gegenüber Nanotechnologie und deren Anwendung in der Knospe-<br />

Produktion/-Verarbeitung sind <strong>im</strong> Positionspapier definiert (http://www.bio-<br />

suisse.ch/media/Ueberuns/UnsereMeinungzu/NanoDossier/bspositionspapiernanotech-2009-03-<br />

03_def.pdf).<br />

1. Bezeichnung<br />

Nanooberflächen von Geräten und Gegenständen werden unterteilt in:<br />

Nanostrukturiertes Material. Dieses Material enthält keine synthetischen Nanopartikel. Beispiel<br />

dafür ist die Imitation des Lotus-Effekts<br />

Material, das fest integrierte Nanopartikel enthält, welche für den erwünschten Effekt<br />

verantwortlich sind. Dazu gehören Nanoschichten in Antihaft-Backblechen oder Pfannen.<br />

2. Funktion <strong>im</strong> <strong>Bio</strong>-Produkt<br />

Es findet keine direkte Verwendung <strong>im</strong> <strong>Bio</strong>produkt statt. Während der Lebensmittelherstellung können die<br />

<strong>Bio</strong>-Lebensmittel mit diesen Oberflächen in Kontakt kommen.<br />

Nanostrukturierte Oberflächen bewirken eine Selbstreinigung, d.h. ein Abperlen von Wasser und eine<br />

Mitnahme von Schmutzpartikeln. Dadurch wird die Verwendung und Reinigung der Geräte in der<br />

Lebensmittelherstellung vereinfacht, da zum Beispiel Verkleben be<strong>im</strong> Backen und Aufbewahren von<br />

Lebensmitteln vermieden wird. Der selbstreinigende Effekt beruht darauf, dass der Kontaktwinkel vom<br />

Feststoff (z.B. Backblech) und der Flüssigkeit über 160° liegt. Solche grossen Kontaktwinkel können<br />

mithilfe von nano-oder mikrostrukturierten Oberflächenrauheiten hergestellt werden.<br />

Oberflächen, in denen z.B. Nanosilber-Partikel integriert sind, verhindern die Entwicklung von<br />

Mikroorganismen und Pilzen auf Ablageflächen, Arbeitsflächen oder in Küchenutensilien und<br />

Kühlschränken verhindern<br />

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3. Alternativen<br />

Alternativen zu Nanooberflächen bei Pfannen und Bleche sind Teflonbeschichtungen und die bewährten<br />

Vorgehen mit Backtrennpapieren, Einfetten und Reinigen. Betreffend Hygiene gibt es Reinigungs- und<br />

Desinfektionsmittel.<br />

4. Herkunft und Herstellungsprozess der Ausgangsmaterialien<br />

Die Herstellungsart der Beschichtungen ist vielfältig. Für Anti-Haft-Backbleche ist ein Produkt auf dem<br />

Markt, das mit Plasmatechnik beschichtet wurde. Dabei wird HMDSO (Hexamethyldisiloxane,<br />

O[Si(CH3)3]2) unter Zugabe von Sauerstoff und Wasserstoff durch Elektronenbeschuss in seine<br />

Grundbausteine zerlegt. Dadurch werden die Bindungsstrukturen des Moleküls zerstört. Die Moleküle<br />

werden dadurch sehr reaktiv, lagern sich an den Oberflächen der zu beschichtenden Materialien als<br />

feinster Niederschlag ab und verbinden sich dauerhaft zu einer hauchdünnen Schicht. Die Temperaturen<br />

bei diesem Vorgang liegen bei rund 50 °C.<br />

Andere Oberflächen werden mit Silber-Nanopartikel ausgerüstet um die Hygiene oder die Haltbarkeit<br />

der Produkte zu verbessern. Über dieses Herstellungsverfahren konnte nichts in Erfahrung gebracht<br />

werden. Nanosilber oder kolloidales Silber/Argentum ist ein ultrafeines Partikel von elementarem Silber.<br />

Die Kolloidteilchen sind zwischen 1 und 100 nm gross. In den einzelnen Teilchen sind etwa 1.000 bis 1<br />

Milliarde Silberatome enthalten. Kolloidales Silber kann durch verschiedene Verfahren hergestellt<br />

werden:<br />

mechanisches Zermahlen in Kolloidmühlen<br />

elektrolytisch über verschiedene Verfahren<br />

chemische Verfahren (Reduktion von Silbersalzen)<br />

5. Umweltaspekte<br />

Zurzeit ist keine direkte Anwendung in der Umwelt vorgesehen. Bei Silber können je nach Art des<br />

Materials, Silberteilchen in die Umwelt gelangen. Dies betrifft vor allem die Reinigung, bei der<br />

Nanosilber ins Abwasser gelangen kann. Im Klärprozess kann ein Teil dieser Partikel ausgefällt werden.<br />

Aufgrund der toxischen Wirkung auf Mikroorganismen sind Probleme <strong>im</strong> Klärprozess jedoch nicht<br />

auszuschliessen. Zum Ressourcenverbrauch der verschiedenen Verfahren und Alternativen sind zurzeit<br />

keine Daten bekannt.<br />

Verbrauchte Produkte werden entweder über Spezialsammlungen (Alteisen) entsorgt und<br />

wiederverwertet. Ob hier Probleme für das Recycling entstehen ist nicht geklärt. Andere Produkte<br />

werden über den Haushalt-Abfall bzw. in der Kehrrichtverbrennung entsorgt. Je nach Eigenschaft ist<br />

auch nur diese Entsorgung möglich, z. B. bei Oberflächen, die sich bakteriell nicht mehr abbauen<br />

lassen. Ob sich die Nanopartikel be<strong>im</strong> Verbrennen wie die Makroteilchen verhalten ist nicht ganz<br />

geklärt.<br />

6. Menschliche und tierische Gesundheit<br />

Bei Nanooberflächen findet keine direkte Anwendung <strong>im</strong> Lebensmittel statt. Während der<br />

Lebensmittelherstellung können Lebensmittel mit diesen Oberflächen jedoch in Kontakt kommen. Zu den<br />

Beschichtungen auf Basis von Silikaten sind keine Informationen betreffend Wirkung auf die menschliche<br />

Gesundheit verfügbar. Anders be<strong>im</strong> Silber: Die Aufnahme von Silber kann, besonders bei einer<br />

Aufnahme über einen längeren Zeitraum, irreversible Silberablagerungen (Silberakkumulation) <strong>im</strong><br />

Organismus verursachen, die zu neurologischen Beeinträchtigungen führen können. Auch in Gefäßen<br />

und inneren Organen wie Leber, Nieren, Milz und <strong>im</strong> Zentralnervensystem lagert sich Silber ab.<br />

Kolloidales Silber kann die Haut durchdringen und dadurch toxisch wirken. Die Wirkung von<br />

Nanosilber aus Oberflächen ist zurzeit noch ungenügend erforscht. Mögliche gesundheitliche Risiken<br />

können nicht ausgeschlossen werden.<br />

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Zur Tiergesundheit liegen keine Daten vor. Bezüglich der Wirkung von Nanosilber auf Nutztiere sind<br />

ähnliche Wirkungen wie be<strong>im</strong> Menschen zu erwarten.<br />

7. Stand Bewilligung<br />

7.1 Schweiz<br />

Für Gebrauchsgegenstände und Materialien, welche in der Herstellung und Verarbeitung von<br />

Lebensmitteln verwendet werden, müssen die Ansprüche der Lebensmittel- und<br />

Gebrauchsgegenständeverordnung erfüllt werden. Im Zentrum dieser steht der Gesundheitsschutz. Eine<br />

Bewilligungspflicht ist aber nicht vorgesehen. Werden Probleme mit einem Produkt festgestellt, hat der<br />

Bund die Möglichkeit, dieses zu verbieten.<br />

Die Verwendung von Geräten und Gebrauchsgegenständen in der Lebensmittelverarbeitung ist bei <strong>Bio</strong><br />

<strong>Suisse</strong> bisher nicht geregelt. So waren bis jetzt auch Teflon-Beschichtungen auf Blechen und in Pfannen<br />

für die Herstellung von <strong>Bio</strong>produkten zugelassen.<br />

7.2 Ausland<br />

Ähnlich wie in der Schweiz werden Gebrauchsgegenstände auch europaweit geregelt. Die Europäische<br />

Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hat bereits verschiedene Silberverbindungen zur Verwendung<br />

als Oberflächenbiozide in Kunststoffen für den Lebensmittelkontakt bewertet. Bei diesen Substanzen wird<br />

Silber jedoch nicht in Form von Nanopartikeln verwendet. Die EFSA-Bewertung schliesst die<br />

Verwendung von Silber in nanopartikulärer Form nicht ein.<br />

Nanotechnologie wird von Soil Association, Naturland, <strong>Bio</strong>logical Farmers of Australia (BFA) und<br />

organic Canada ausgeschlossen. Für Gebrauchsgegenstände gibt es in all diesen Richtlinien keine<br />

Verbote<br />

8. Fazit<br />

Die Anwendungen von Nanotechnologie in der Verbesserung und Behandlung von Oberflächen ist<br />

vielseitig einerseits <strong>im</strong> Bezug auf die verwendeten Ausgangsmaterialien, der Technologien zur<br />

Herstellung der Produkte und <strong>im</strong> Bezug auf das Anwendungsgebiet. Die Entwicklung ist klar getrieben<br />

von den Möglichkeiten, die die Nanotechnologie bietet und dabei bleibt die Erforschung der Wirkung<br />

auf Mensch, Tier und Umwelt zurück.<br />

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