19.01.2014 Aufrufe

(Hauptteil der Facharbeit) und Literaturverzeichnis

(Hauptteil der Facharbeit) und Literaturverzeichnis

(Hauptteil der Facharbeit) und Literaturverzeichnis

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

1<br />

1. Die strategische Rolle <strong>der</strong> Produktpolitik<br />

Preis <strong>und</strong> Nutzen sind die Eckpfeiler je<strong>der</strong> ökonomischen Transaktion. Der<br />

K<strong>und</strong>e wird ein Produkt nur dann kaufen, wenn <strong>der</strong> Nettonutzen (welcher<br />

<strong>der</strong> Differenz aus Nutzen <strong>und</strong> Preis entspricht) für ihn positiv ist. Dabei<br />

kommt es dem K<strong>und</strong>en auf den wahrgenommenen Nutzen an <strong>und</strong> nicht auf<br />

den irgendwie gearteten „technisch-objektiven“ Nutzen. Der K<strong>und</strong>e wird<br />

das Produkt bevorzugen, welches ihm den größtmöglichen<br />

wahrgenommenen Nettonutzen erbringt (vgl. Simon 1992, S. 3ff.).<br />

Zu beachten bleibt dabei, dass kompromisslos konkurrenzbezogenes<br />

Denken mit dem Preis <strong>und</strong> dem Produkt im Mittelpunkt im Zuge des seit <strong>der</strong><br />

Nachkriegszeit zunehmenden „kriegerischen Verdrängungswettbewerbs“<br />

zum Muss geworden ist (vgl. Corey 1982). Den Bezugsrahmen für diese<br />

neue Denkweise bildet das „strategische Dreieck“, wonach die Position des<br />

eigenen Unternehmens im Verhältnis sowohl zum K<strong>und</strong>en als auch zur<br />

Konkurrenz gesehen werden muss (vgl. Ohmae 1988, S. 149ff.). Produkt<br />

<strong>und</strong> Preis entscheiden über das Überleben am Markt. Um letztlich überleben<br />

zu können, ist es unabdingbar, K<strong>und</strong>en, Konkurrenz <strong>und</strong> sich selbst sowie<br />

die verbindenden Beziehungen möglichst gut zu kennen (vgl. Porter 1986,<br />

S. 4ff.).<br />

Aus dieser Feststellung heraus leiten sich dann zwei gr<strong>und</strong>legende<br />

strategische Alternativen ab: Entwe<strong>der</strong> man bietet eine höhere Leistung<br />

(einen größeren Nutzen) zum gleichen Preis o<strong>der</strong> aber eine gleiche Leistung<br />

(den gleichen Nutzen) zu geringerem Preis an. Man kann entwe<strong>der</strong> besser<br />

o<strong>der</strong> billiger sein als die Konkurrenz. Erkennbar werden hier die beiden<br />

wichtigsten Elemente des Marketing-Mix, nämlich Preis- <strong>und</strong><br />

Produktpolitik. Unterstützend beeinflußt werden sowohl subjektive Nutzenals<br />

auch Preiswahrnehmung durch Maßnahmen <strong>der</strong> Kommunikations- <strong>und</strong><br />

Distributionspolitik (vgl. Kerin et.al. 1990, S. 4ff.; Simon 1988, S. 462ff.).<br />

Eine effiziente Marketing-Mix-Interaktion ist demnach unumgänglich für<br />

den Unternehmenserfolg. Neben dem Preis ist somit das Produkt das<br />

wichtigste <strong>und</strong> zentrale Element <strong>der</strong> Wettbewerbsstrategie, da nicht zuletzt<br />

hierdurch das Geschäftsfeld definiert wird (vgl. Thomas 1993, S. 114f.).


2<br />

Daher soll das Instrumentarium <strong>der</strong> Produktpolitik Gegenstand <strong>der</strong> weiteren<br />

Betrachtung sein.<br />

2. Bedeutung <strong>der</strong> Produktpolitik<br />

2.1 Begriff <strong>der</strong> Produktpolitik<br />

Die Produktpolitik umfasst alle Entscheidungen, die im Zusammenhang mit<br />

dem Produkt stehen <strong>und</strong> die darauf ausgerichtet sind, neue Produkte zu<br />

entwickeln <strong>und</strong> am Markt einzuführen (Produktinnovation), bereits auf dem<br />

Markt befindliche Produkte zu verän<strong>der</strong>n (Produktmodifikation) o<strong>der</strong> aus<br />

dem Markt herauszunehmen (Produktelimination). Der Begriff „Produkt“<br />

beschreibt dabei ein Bündel von Eigenschaften, das dazu geeignet ist, die<br />

Bedürfnisse des K<strong>und</strong>en zu befriedigen (vgl. Wilson <strong>und</strong> Gilligan 1997, S.<br />

392f.). Das Bedürfnis ist somit die Geschäftsbasis (vgl. Levitt 1960, S.<br />

26ff.). Bei einem Produkt kann es sich um konkrete Gegenstände (z.B. einen<br />

Kleinwagen) <strong>und</strong> Dienstleistungen (z.B. einen Haarschnitt), aber auch um<br />

Personen (z.B. Stars), Orte (z.B. ein Kurort o<strong>der</strong> eine Internet-Seite), Ideen<br />

(z.B. die Weight Watchers-Ideologie) o<strong>der</strong> weitere intangieble Güter (z.B.<br />

Musik, Filme <strong>und</strong> Images) handeln. Verkauft wird letzten Endes immer die<br />

Bedürfnisbefriedigung.<br />

Ein Produkt, welcher Natur es auch immer sein mag, ist dabei durch eine<br />

Reihe von Eigenschaften gekennzeichnet, die Kotler (1988, S. 446) wie<br />

folgt katalogisiert hat:<br />

• die Produkteigenschaften werden mit dem Kernprodukt in Verbindung<br />

gebracht <strong>und</strong> meinen objektive Charakteristika wie Qualitätsniveau, Styling,<br />

Verpackung, Markenname, Größe <strong>und</strong> technische Eigenschaften,<br />

• <strong>der</strong> subjektiv wahrgenommene Produktnutzen bezieht sich auf jene<br />

Elemente des Produktes, die <strong>der</strong> individuellen Bedürfnisbefriedigung dienen<br />

(hierzu zählen u.a. Image <strong>und</strong> Funktionsfähigkeit des Produktes),


3<br />

• zu den unterstützenden Marketingleistungen zählen alle Maßnahmen, die<br />

das Unternehmen zusätzlich zum Kernprodukt anbietet (wie<br />

Garantieleistungen, Installation, kostenlose Lieferung, K<strong>und</strong>endienst bzw.<br />

Service).<br />

2.2 Gr<strong>und</strong>lagen <strong>der</strong> Produktpolitik<br />

Effektive Produktpolitik basiert zu weiten Teilen auf dem Verständnis dreier<br />

gr<strong>und</strong>legen<strong>der</strong> Konzepte, nämlich dem des Produktlebenszyklus, <strong>der</strong><br />

Portfolioanalyse <strong>und</strong> <strong>der</strong> Conjoint Measurement-Technik.<br />

Der Produktlebenszyklus:<br />

Der Produktlebenszyklus zeigt den „Lebensweg“ eines Produktes am Markt<br />

anhand <strong>der</strong> zeitlichen Entwicklung seines Absatzes o<strong>der</strong> Marktanteils.<br />

Typisch ist ein glockenförmiger Verlauf <strong>der</strong> Absatzkurve mit vier o<strong>der</strong> fünf<br />

abgrenzbaren Phasen (vgl. Nieschlag et.al. 1991, S. 170ff.). Ableitbar sind<br />

aus diesem Modell Aussagen über Art <strong>und</strong> Ausmass <strong>der</strong> Diffusion sowie die<br />

phasenspezifischen Verhaltensmuster <strong>der</strong> Marktteilnehmer, welche<br />

insbeson<strong>der</strong>e für die Gestaltung des Marketing-Mix von Nutzen sind (vgl.<br />

Levitt 1965, S. 81ff., <strong>der</strong>s. 1966, S. 19ff.).<br />

Entwickelt sich ein bedürfnisgerechtes Produkt in den anfänglichen Phasen<br />

<strong>der</strong> Diffusion entsprechend, so ist spätestens den nach <strong>der</strong> Reifungsphase<br />

eintretenden Sättigungserscheinungen mit einer Strategie des Relaunch o<strong>der</strong><br />

<strong>der</strong> Produktdifferenzierung entgegenzuwirken. Foster (1986, S. 12ff.) weist<br />

in seinem dem Pruduktlebenszyklus ähnlichen Konzept <strong>der</strong> Technologie-S-<br />

Kurve auf das Problem <strong>der</strong> Diskontinuität hin, wonach <strong>der</strong> für das<br />

Unternehmen wichtigen Frage, zu welchem Zeitpunkt es auf eine neue<br />

Technologie bzw. ein neues Produkt umsteigen soll, Rechnung getragen<br />

wird (wann also eine Produktelimination o<strong>der</strong> eine Harvesting-Strategie ins<br />

Auge gefaßt werden sollte). Wenngleich vermehrt Stimmen <strong>der</strong> Kritik<br />

bezüglich dieses Konzeptes laut wurden (vgl. dazu exemplarisch Dhalla <strong>und</strong><br />

Yuspeh 1976, S. 102ff.), erfreut sich dieses Konzept dennoch großer<br />

Beliebtheit.


4<br />

Die Portfolio-Analyse:<br />

Ein weiteres Instrument <strong>der</strong> strategischen Produktplanung ist die Portfolio-<br />

Analyse, <strong>der</strong>en Ziel es ist, die zu erwartenden Ressourcen in solche<br />

Geschäftsfel<strong>der</strong> zu lenken, in welchen die Zukunftsprognosen günstig<br />

erscheinen <strong>und</strong> das Unternehmen relative Wettbewerbsvorteile nutzen kann<br />

(vgl. Hedley 1977, S. 9ff.). Die Boston Consulting Group legt in ihrem<br />

klassischen Portfolio <strong>der</strong> Analyse <strong>der</strong> Wettbewerbsvorteile die Dimensionen<br />

„Marktwachstum“ <strong>und</strong> „relativer Marktanteil“ zugr<strong>und</strong>e; McKinsey <strong>und</strong><br />

General Electric die Dimensionen „Marktattraktivität“ <strong>und</strong><br />

„Wettbewerbsposition“. Gemeinsam haben diese Konzepte, dass die vorab<br />

gebildeten strategischen Geschäftseinheiten in <strong>der</strong> betreffenden Matrix<br />

positioniert werden, woraus sich dann geschäftsfeldspezifische<br />

Normstrategien (Preis- <strong>und</strong> Produktpolitik betreffend) ableiten lassen (vgl.<br />

dazu Nieschlag et.al. 1991, S. 175f.; Wilson <strong>und</strong> Gilligan 1997, S. 311ff.).<br />

Conjoint Measurement:<br />

Die Conjoint-Analyse geht davon aus, dass sich ein Produkt aus einem<br />

Bündel an Eigenschaften zusammensetzt, wobei jede dieser Eigenschaften<br />

einen Teilnutzen zum Produktnutzen spendet. Da die K<strong>und</strong>en Produkte mit<br />

hohem Gesamtnutzen präferieren, muss die Summe <strong>der</strong> Teilnutzen<br />

maximiert werden. Durch Ermittlung <strong>der</strong> wesentlichen<br />

Produkteigenschaften <strong>und</strong> ihrer Ausprägungen <strong>und</strong> einer sich<br />

anschließenden Gewichtung <strong>der</strong> Eigenschaften können exakte (in<br />

Geldwerten quantifizierte) Teilnutzenwerte ermittelt werden (vgl. Green<br />

<strong>und</strong> Srinivasan 1978, S. 103ff.; Johnson 1974, S. 121ff.; Nieschlag et.al.<br />

1991, S. 787ff.). Aus dieser Vorgehensweise ergeben sich unschätzbare<br />

Informationen für die Ausgestaltung des Produktes <strong>und</strong> des zu verlangenden<br />

Produktpreises. Das Conjoint Measurement ermöglicht es demnach, die für<br />

den Produkterfolg relevanten Eigenschaften des Produktes sowie <strong>der</strong>en<br />

Beiträge zum vom K<strong>und</strong>en empf<strong>und</strong>enen Nutzen zu quantifizieren - <strong>und</strong> ist


5<br />

aus diesem Gr<strong>und</strong>e das <strong>der</strong>zeit am weitesten entwickelte Verfahren zur<br />

Produkt- <strong>und</strong> Preisgestaltung (vgl. Simon 1992, S. 116ff.).<br />

3. Strategische Optionen <strong>der</strong> Produktpolitik<br />

Auf die Frage, wie ein Produkt strategisch zu managen ist, findet sich keine<br />

vorgefertigte Antwort, da es eine Vielzahl intervenieren<strong>der</strong> Variablen zu<br />

berücksichtigen gilt (zu nennen wären exemplarisch Kosten <strong>und</strong> erwartete<br />

Erträge, Risiken <strong>und</strong> Zeitrestriktionen). Im Folgenden sollen daher fünf<br />

generelle Strategievarianten kurze Beachtung finden (vgl. dazu Wilson <strong>und</strong><br />

Gilligan 1997, S. 339-367, S. 396f.):<br />

• die Market Lea<strong>der</strong> Product Strategy: <strong>der</strong> Marktführer, welcher den größten<br />

Marktateil <strong>und</strong> technologische Vorteile besitzt, intensiv Werbung treibt,<br />

eine weitreichende Distribution sein eigen nennen darf <strong>und</strong> eine hohe Rate<br />

an Produktinnovationen vorweisen kann, wird sich auf den Erhalt <strong>und</strong> die<br />

Erweiterung seiner Marktanteile konzentrieren (z.B. durch ständige<br />

Verbesserung <strong>der</strong> eigenen Produkte <strong>und</strong> begleitenden Leistungen).<br />

• die Lea<strong>der</strong>ship Challenging Product Strategy: Unternehmen mit einem<br />

(gemessen am Marktführer) kleineren Marktanteil können sich für ein<br />

aggressives Vorgehen entscheiden, indem sie versuchen, den Marktführer<br />

durch den Angriff seiner K<strong>und</strong>ensegmente herauszufor<strong>der</strong>n (durch<br />

Produktinnovationen) <strong>und</strong> selbst die führende Position zu erlangen (vgl.<br />

Für-Grün<strong>der</strong> 2013).<br />

• die Product Following Strategy: Unternehmen, die aufgr<strong>und</strong> ihrer<br />

Kostenstruktur <strong>und</strong> Risikoaversion keine Herausfor<strong>der</strong>ung des Marktführers<br />

suchen, verfolgen das Ziel, die eigene Position zu halten <strong>und</strong> zu festigen.<br />

Dies erfolgt i.d.R. durch Produktimitation. Ein Follower tritt zeitlich<br />

nachgelagert in den bereits erschlossenen Markt ein <strong>und</strong> bietet das gleiche<br />

Produkt wie <strong>der</strong> Marktführer an (mee-too-strategy), wodurch die<br />

Marktanteile des Lea<strong>der</strong>s nicht angegriffen werden <strong>und</strong> dem Follower<br />

dennoch hohe Gewinne ermöglicht werden (aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> Einsparungen <strong>der</strong><br />

Innovations-Forschungen).


6<br />

• die Nischen-Strategie: nicht zuletzt können sich kleinere Unternehmen auf<br />

Marktnischen konzentrieren, d.h. sie spezialisieren sich auf einen kleinen<br />

Teilmarkt, <strong>der</strong> über ein Wachstumspotential verfügt <strong>und</strong> für die<br />

Konkurrenten uninteressant ist. Das Unternehmen bedient diesen Teilmarkt<br />

mit einem individuellen Produkt <strong>und</strong> verteidigt sich gegen die Angriffe <strong>der</strong><br />

Konkurrenz anhand des aufgebauten Goodwill-Potentials im<br />

K<strong>und</strong>ensegment (vgl. Simon 1990, S. 875ff.). Der Nischen-Anbieter<br />

spezialisiert sich dabei in geographischer, k<strong>und</strong>ensegmentspezifischer<br />

Hinsicht ebenso wie in preis- <strong>und</strong> produktpolitischer Hinsicht (es werden<br />

spezialisierte Produkte angeboten, verb<strong>und</strong>en mit individuellen<br />

Serviceangeboten).<br />

• die Marken-Strategie: eine wichtige Rolle bei je<strong>der</strong> Art von<br />

Produktstrategie spielt <strong>der</strong> Markenname. Marken dienen <strong>der</strong> Identifikation<br />

<strong>der</strong> K<strong>und</strong>en mit dem Produkt/dem Servie bzw. dem dadurch versprochenen<br />

Nutzen. Die Marke etabliert eine Erwartung bezüglich <strong>der</strong> Produktqualität,<br />

<strong>der</strong> Funktionalität <strong>und</strong> des Preises; sie beendet Anonymität <strong>und</strong> schafft<br />

Identität, wodurch sich ein Markenkapital (in Form von K<strong>und</strong>enloyalität)<br />

aufbauen lässt, welches die stärkste Markteintrittsbarriere für die<br />

Konkurrenz darstellt. Ohne auf die verschiedenen Arten des Branding<br />

einzugehen sollte vermerkt werden, dass die Verbindung eines Produktes<br />

mit einer Marke unbedingt angestrebt werden sollte.<br />

4. Die Entwicklung einer Produkt-Strategie<br />

4.1 Marktanalyse<br />

Gr<strong>und</strong>lage für die Gestaltung <strong>und</strong> Entwicklung neuer Produkte sollte immer<br />

<strong>der</strong> K<strong>und</strong>e mit seinen Bedürfnissen sein. Aus diesem Gr<strong>und</strong>e sollte <strong>der</strong><br />

Produktentwicklung eine Segmentierung (Aufspaltung des Gesamtmarktes<br />

in Teilmärkte, wobei die Segmentierung k<strong>und</strong>enbezogen ausfallen sollte)<br />

<strong>und</strong> eine sich daran anschließende Positionierung (Ausrichtung des<br />

gesamten Marketing-Mix <strong>und</strong> insbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> Produktpolitik an den<br />

Bedürfnissen <strong>der</strong> ausgewählten Zielgruppe) vorausgehen. Die vielfältigen<br />

Methoden zur Erfassung des Käuferverhaltens ermöglichen eine exakte


7<br />

Analyse <strong>der</strong> Zielgruppenbedürfnisse, woran sich die Produktentwicklung<br />

orientieren sollte (vgl. Simon et.al. 1989, S. 46ff.). Zudem offeriert eine<br />

Marktanalyse im Rahmen <strong>der</strong> Diffusionsanalyse (durch die sich Aussagen<br />

über das Erst- <strong>und</strong> Wie<strong>der</strong>kaufverhalten ableiten lassen) Informationen<br />

bezüglich <strong>der</strong> möglichen (zeitlichen) Einführung des Produktes. Nicht<br />

zuletzt kann anhand dieser Daten auch die Gestaltung <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en<br />

Marketing-Mix-Instrumente orientiert werden (vgl. Wilson <strong>und</strong> Gilligan<br />

1997, S. 418).<br />

4.2 Die Entwicklung neuer Produkte<br />

Die Entwicklung <strong>und</strong> Einführung neuer Produkte am Markt ist ein meist<br />

risiko- <strong>und</strong> kostenreiches Unterfangen. Da sich bestehende<br />

Wettbewerbsvorteile jedoch nur durch fortlaufende Verän<strong>der</strong>ungen erhalten<br />

lassen, kann auf Innovationen kaum verzichtet werden. Bei <strong>der</strong> Entwicklung<br />

neuer Produkte gibt es für ein Unternehmen zwei gr<strong>und</strong>legende<br />

Vorgehensweisen (vgl. dazu Perlitz 1988, S. 47ff.):<br />

• zum einen kann das Unternehmen durch Aquisition neue Produkte auf den<br />

Markt bringen (durch den Kauf von Patenten, Lizenzen o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en<br />

Firmen),<br />

• zum an<strong>der</strong>en durch interne Neuproduktentwicklung (in Form einer eigenen<br />

Abteilung für Forschung & Entwicklung o<strong>der</strong> durch gezieltes Outsourcing<br />

dieser Funktion an darauf spezialisierte Agenturen <strong>und</strong> Firmen).<br />

Wichtig bei <strong>der</strong> Neuproduktentwicklung ist die Orientierung am Markt. Die<br />

Produktidee sollte den Nachfragerbedürfnissen entstammen (vgl. Urban <strong>und</strong><br />

Hauser 1980, Kapitel 8). Neue Produkte müssen dabei nicht zwingend<br />

vollkommen neu sein. Auch die Entwicklung neuer Marken sowie<br />

Produktmodifikationen <strong>und</strong> -verbesserungen werden zu den Innovationen<br />

gezählt (vgl. Wilson <strong>und</strong> Gilligan 1997, S. 406f.). Nur wer sich ständig in<br />

Frage stellt <strong>und</strong> sich notfalls selbst mit eigenen Innovationen angreift, wird<br />

auf Dauer überleben. Es ist besser, sich selbst mit Innovationen<br />

Marktanteile wegzunehmen, als dies <strong>der</strong> Konkurrenz zu überlassen (was <strong>der</strong><br />

Strategie <strong>der</strong> Marktführer entspricht).


8<br />

Bemerkt werden sollte zudem, dass die Entwicklung einer<br />

innovationsför<strong>der</strong>nden Organisationsstruktur im Unternehmen unabdingbar<br />

für erfolgreiche Produktpolitik ist. Das Management sollte langfristiges<br />

Denken verinnerlichen, es sollten Innovations(zwischen)ziele gesetzt <strong>und</strong><br />

Techniker bzw. Naturwissenschaftler stärker an den K<strong>und</strong>en herangeführt<br />

werden. Eine k<strong>und</strong>ennahe Ausrichtung <strong>der</strong> gesamten betrieblichen<br />

Organisationsstruktur ist wichtiger denn je (vgl. Simon 1991, S. 253ff.;<br />

Simon <strong>und</strong> Tacke 1990, S. 26ff.). Für eine detaillierte Übersicht zum<br />

Prozess <strong>der</strong> Neuproduktentwicklung sei auf Anhang 3 verwiesen.<br />

4.3 Markttests<br />

Nach <strong>der</strong> Entwicklung ist das Produkt auf seine Marktfähigkeit hin zu<br />

testen. Dies erfolgt unter Labor- (Pre-Testing) wie Feldbedingungen<br />

(eigentlicher Testmarkt mit realen Umweltbedingungen). Die von<br />

Testmärkten verursachten hohen Kosten können durch gezielte Vortests<br />

reduziert werden (vgl. dazu Brockhoff 1993, S. 194ff.). Das Assessor-<br />

Modell mit seiner Kombination aus Expertenschätzung, Messung von<br />

Versuchs- <strong>und</strong> Wie<strong>der</strong>holungskaufverhalten sowie Einstellungs- <strong>und</strong><br />

Präferenzmessung ist das <strong>der</strong>zeit am häufigsten eingesetzte Verfahren zum<br />

Testen neuer Produkte (vgl. Silk <strong>und</strong> Urban 1978, S. 172ff.).<br />

Ziel des Markttests ist es, eine Datenbasis für Absatz- <strong>und</strong><br />

Gewinnprognosen zu erhalten sowie Hinweise auf die Wirksamkeit<br />

alternativer Marketing-Konzepte. Fehler <strong>und</strong> Schwachstellen <strong>der</strong> Produkte<br />

können beseitigt werden, eventuelle Konkurrenzreaktionen sind<br />

abschätzbar. Wichtig erscheint es, den Nutzen, <strong>der</strong> den K<strong>und</strong>en aus dem<br />

Produkt erwächst, exakt zu messen (was infolge <strong>der</strong> weiten Verbreitung des<br />

Conjoint-Measurement kaum mehr Probleme bereitet). Dies ist nicht zuletzt<br />

unabdingbar für die Preispolitik, da, wie anfangs erwähnt wurde, die<br />

Kaufentscheidung des K<strong>und</strong>en vom Nettonutzen des Produktes abhängt.<br />

Ergänzt werden können diese neuen Techniken durch traditionelle<br />

Verfahren <strong>der</strong> Deckungsbeitragsrechnung (dynamische Break-even-<br />

Analyse) <strong>und</strong> des Behavior Scanning (vgl. Hüttner 1997, S. 394f.; Nieschlag<br />

et.al. 1991, S. 891ff.)


9<br />

4.4 Markteinführung<br />

Hauptproblem bei <strong>der</strong> Markteinführung des Produktes ist die zeitliche<br />

Koordination. Zu beachten sind dabei Konjunkturverlauf, Jahreszeit, externe<br />

Umwelteinflüsse (z.B Modeströmungen <strong>und</strong> Meinungsführer),<br />

branchenübliche Zeitpunkte (wie z.B. Messen) <strong>und</strong> das<br />

Konkurrenzverhalten (wobei hier darauf geachtet werden sollte, das<br />

ausgereifte Produkt möglichst vor <strong>der</strong> Konkurrenz einzuführen). Zudem<br />

muss die Koordination mit den an<strong>der</strong>en Marketing-Mix-Instrumenten<br />

gesucht werden (unterstützende distributive <strong>und</strong> kommunikative<br />

Maßnahmen sollten zielgruppenspezifisch eingesetzt werden), wobei<br />

insbeson<strong>der</strong>e auf eine enge Abstimmung mit <strong>der</strong> Preispolitik geachtet<br />

werden sollte (vgl. Brockhoff 1993, S. 254ff.).<br />

<strong>Literaturverzeichnis</strong>:<br />

Brockhoff. K. (1993): Produktpolitik. 3. Auflage. Stuttgart: Fischer<br />

Corey, E.R. (1982): Note on Pricing Strategy. Harvard Business School.<br />

Dhalla, N.K. <strong>und</strong> S. Yuspeh (1976): Forget the Product Life Cycle Concept,<br />

in: Harvard Business Review, Vol 54, No. 1 (Januar-Februar), 102 -<br />

111<br />

Foster, R. (1986): Innovation. Die technologische Offensive, Wiesbaden:<br />

Gabler.<br />

Für-Grün<strong>der</strong> (2013): Produktpolitik, das erste P im Marketing-Mix,<br />

http://www.fuer-gruen<strong>der</strong>.de/wissen/existenzgruendungplanen/marketing/produktpolitik/,<br />

aufgerufen am 11.09.2013 um 12:14<br />

Uhr.


10<br />

Green, P.E. <strong>und</strong> V. Srinivasan (1978): Conjoint Analysis in Consumer<br />

Research: Issues and Outlook, in: Journal of Consumers Research, Vol.<br />

5, 103 - 123.<br />

Hedley, B. (1977): Strategy and the Business Portfolio, in: Long Range<br />

Planning, Vol. 10, 9 - 21.<br />

Hüttner, M. (1997): Gr<strong>und</strong>züge <strong>der</strong> Marktforschung, München: Oldenbourg.<br />

Johnson, R.M. (1974): Trade-off Analysis of Consumer-Values, in: Journal<br />

of Marketing Research, Vol. 11, 121 - 127.<br />

Kerin, R.A.; Mahajan, V. <strong>und</strong> P.R. Varadarajan (1990): Contemporary<br />

Perspectives on Strategic Marketing Planning, Boston: Allyn and<br />

Bacon.<br />

Kotler, P. (1988): Marketing Management: Analysis, Planning,<br />

Implementation and Control, 6. Aufl., Englewood Cliffs: Prentice Hall.<br />

Levitt, T. (1960): Marketing Myopia, in: Harvard Business Review, Vol. 48,<br />

No. 4 (July-August), 26 - 37.<br />

Levitt, T. (1965): Exploit the Product Life Cycle, in: Harvard Business<br />

Review, Vol. 43, No. 6 (November-Dezember), 81 - 94.<br />

Levitt, T. (1966): Putting the Product Life Cycle to Work, in: Management<br />

Review 55, 19 - 25.<br />

Nieschlag, R., Dichtl. E. <strong>und</strong> H. Hörschgen (1991): Marketing. 16. Auflage.<br />

Berlin: Duncker <strong>und</strong> Humblot.<br />

Ohmae, K.I. (1988): Getting back to Strategy, in: Harvard Business Review,<br />

Vol. 66, No. 6 (November-Dezember), 149 - 156.<br />

Perlitz, M. (1988): Wettbewerbsvorteile durch Innovation, in: Simon, H.<br />

(Hrsg.): Wettbewerbsvorteile <strong>und</strong> Wettbewerbsfähigkeit, Stuttgart:<br />

Schäffer, 47 - 65.<br />

Porter, M.E. (1986): Wettbewerbsvorteile, Frankfurt: Campus.


11<br />

Silk, A.J. <strong>und</strong> G.L. Urban (1978): Pre-Test-Market Evaluation of New<br />

Packaged Goods: A Model and Measurement Methodology, in: Journal<br />

of Marketing Research, Vol. 15 (May), 171 - 191.<br />

Simon, H. (1988): Management strategischer Wettbewerbsvorteile, in:<br />

Zeitschrift für Betriebswirtschaft, Band 58, 461 - 480.<br />

Simon, H. (1990): Hidden Champions - Speerspitze <strong>der</strong> deutschen<br />

Wirtschaft, in: Zeitschrift für Betriebswirtschaft, Band 60, 875 - 890.<br />

Simon, H. (1991): K<strong>und</strong>ennähe als Wettbewerbsstrategie <strong>und</strong><br />

Führungsherausfor<strong>der</strong>ung, in: Kistner K.P. <strong>und</strong> R. Schmidt (Hrsg.):<br />

Unternehmensdynamik, Wiesbaden: Gabler, 253 - 273.<br />

Simon, H. (1992): Preismanagement, 2. Auflage, Wiesbaden: Gabler.<br />

Simon, H.; Kucher, E. <strong>und</strong> K. Hilleke-Daniel (1989): Marktsegmentierung<br />

<strong>und</strong> Positionierung als Elemente <strong>der</strong> Wettbewerbsstrategie<br />

pharmazeutischer Unternehmen, in: dies. (Hrsg.):<br />

Wettbewerbsstrategien im Pharmamarkt, Stuttgart: Schäffer, 46 - 61.<br />

Simon, H. <strong>und</strong> G. Tacke (1990): Marketing bringt die<br />

Organisationsrevolution, in: Thexis, Heft 1, 26 - 28.<br />

Thomas, M.J. (1993): Marketing - In Chaos or Transition?, in: Brownlie, D.<br />

(Hrsg.): Rethinking Marketing, Coventry: Business School Research<br />

Bureau, 114 - 123.<br />

Urban, G.L. <strong>und</strong> J.R. Hauser (1980): Design and Marketing of New<br />

Products, Englewood Cliffs: Prentice Hall, Chapter 8, 9, 10.<br />

Wilson, M.S. <strong>und</strong> C. Gilligan (1997): Strategic Marketing Management.<br />

Planning, Implementation and Control. 2. Auflage. Oxford:<br />

Butterworth-Heinemann.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!