2 Krieg und Frieden - f.sbzo.de
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22 Lösungen – Zusatzinformationen<br />
2 <strong>Krieg</strong> <strong>und</strong> <strong>Frie<strong>de</strong>n</strong><br />
Themen <strong>und</strong> Aufbau<br />
Konzept- bzw. aspektorientierte Themen:<br />
<strong>Krieg</strong> <strong>und</strong> <strong>Frie<strong>de</strong>n</strong><br />
Metho<strong>de</strong>norientierte Themen:<br />
Das Lied als historische Quelle<br />
• Gegenwartsbezug als Kapiteleinstieg:<br />
Bildquelle: 05. 03. 2009, in <strong>de</strong>r afghanischen Stadt<br />
Herat stationierte US-Soldatinnen unterhalten sich auf<br />
<strong>de</strong>r Straße mit einheimischen Kin<strong>de</strong>rn, ein Afghane in<br />
Zivilkleidung nähert sich <strong>de</strong>r Gruppe, im Hintergr<strong>und</strong><br />
sieht man zwei verschleierte Frauen. Das Foto vereint<br />
<strong>Krieg</strong> <strong>und</strong> (Sehnsucht nach) <strong>Frie<strong>de</strong>n</strong> in einem Bild.<br />
Textquellen: Ausschnitte aus <strong>de</strong>n Jugendbüchern<br />
„Drachenläufer“ (Khaled Hosseini) <strong>und</strong> „Hesmats<br />
Flucht“ (Wolfgang Böhmer) zeigen zwei sehr persönliche<br />
Sichtweisen von Jugendlichen auf Afghanistan in<br />
<strong>Frie<strong>de</strong>n</strong>szeiten (Hosseini) <strong>und</strong> während <strong>de</strong>s <strong>Krieg</strong>es<br />
(Böhmer).<br />
• Das wesentliche didaktische Strukturprinzip dieses<br />
Kapitels ist <strong>de</strong>r Vergleich. Erster <strong>und</strong> Zweiter Weltkrieg<br />
wer<strong>de</strong>n einan<strong>de</strong>r gegenübergestellt. Dieser „an<strong>de</strong>re“<br />
Zugang nimmt die bei<strong>de</strong>n <strong>Krieg</strong>e aus <strong>de</strong>m chronologischen<br />
Narrativ heraus <strong>und</strong> führt „automatisch“ in ein<br />
analytisches Denkmuster. Der Vergleich macht offensichtlich,<br />
dass unterschiedliche politische Vorgangsweisen<br />
zu unterschiedlichen Ergebnissen führen:<br />
Während die <strong>Frie<strong>de</strong>n</strong>sbemühungen nach 1918 scheiterten,<br />
entstand nach 1945 unter <strong>de</strong>r Schirmherrschaft<br />
<strong>de</strong>r USA für große Teil Europas eine nachhaltige<br />
<strong>Frie<strong>de</strong>n</strong>sordnung.<br />
• Der Vergleich <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n Weltkriege wird auf insgesamt<br />
vier Ebenen durchgeführt:<br />
Nachkriegsordnungen im Vergleich<br />
Politik nach 1918 <strong>und</strong> nach 1945 im Vergleich<br />
Imperien zerfallen infolge <strong>de</strong>r Weltkriege<br />
Alltagsleben in <strong>Krieg</strong> <strong>und</strong> <strong>Frie<strong>de</strong>n</strong><br />
• In einem ExpertInnengespräch beantwortet <strong>de</strong>r Historiker<br />
Rolf Steininger wichtige Fragen zum Zweiten<br />
Weltkrieg. Die Beschäftigung mit <strong>de</strong>m „Kalten <strong>Krieg</strong>“<br />
als Folgeerscheinung <strong>de</strong>s Zweiten Weltkrieges bil<strong>de</strong>t<br />
<strong>de</strong>n Abschluss <strong>de</strong>s Abschnittes „Wissen erwerben“.<br />
• Im Metho<strong>de</strong>nteil „Das Lied als historische Quelle“ wird<br />
eine Schritt-für-Schritt-Anleitung für die Analyse von<br />
Lie<strong>de</strong>rn vorgestellt. Als Beispiele dienen zwei Songs<br />
mit <strong>de</strong>m Thema <strong>Krieg</strong> aus <strong>de</strong>n 1980er Jahren, „Amerika“<br />
von Herbert Grönemeyer <strong>und</strong> „Russians“ von Sting.<br />
• Der Transfer-Abschnitt beschäftigt sich mit <strong>de</strong>m<br />
Kongo, einem von jahrzehntelanger Ausbeutung <strong>und</strong><br />
jahrelangen <strong>Krieg</strong>en bzw. Bürgerkriegen geprägten<br />
Gebiet. Die „Kleine Geschichte <strong>de</strong>s Kongo“ von <strong>de</strong>r<br />
kolonialen Besitznahme durch Belgien bis heute geht<br />
<strong>de</strong>r Frage nach, weshalb ein so rohstoffreiches Land<br />
<strong>de</strong>rzeit zu <strong>de</strong>n ärmsten Staaten <strong>de</strong>r Welt gehört.<br />
Einstiegsdoppelseite<br />
GO! > Seite 48/49<br />
Lösungsvorschläge<br />
Bildinformationen: Foto einer Straßenszene in <strong>de</strong>r afghanischen<br />
Stadt Herat während <strong>de</strong>s <strong>Krieg</strong>es, US-Soldatinnen<br />
im Kontakt mit einheimischen Kin<strong>de</strong>rn © Jalil Rezayee, EPA/<br />
picture<strong>de</strong>sk.com, 2009<br />
• Lage: Herat liegt im Nordwesten Afghanistans <strong>und</strong><br />
ist die Hauptstadt <strong>de</strong>r gleichnamigen Provinz.<br />
• Zeitleiste „Afghanistan seit 1970“:<br />
1973: Staatstreich General Daouds: En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Monarchie<br />
<strong>und</strong> Ausrufung <strong>de</strong>r Republik<br />
1978: Putsch <strong>de</strong>r Marxistischen Partei mit Unterstützung<br />
<strong>de</strong>r UdSSR – Errichtung <strong>de</strong>r Demokratischen<br />
Volksrepublik<br />
1979–1983: Einmarsch sowjetischer Truppen. Die USA<br />
unterstützen die Wi<strong>de</strong>rstandsgruppe <strong>de</strong>r Mudschaheddin<br />
– Bürgerkrieg wird zum Stellvertreterkrieg;<br />
Massenflucht nach Pakistan <strong>und</strong> in <strong>de</strong>n Iran.<br />
Verurteilungen <strong>de</strong>r sowjetischen Invasion durch<br />
UNO-Vollversammlung<br />
1988/89: Abzug sowjetischer Truppen<br />
1992: Errichtung <strong>de</strong>r Islamischen Republik<br />
Afghanistan; interne Machtkämpfe; unabhängige<br />
Lokalregierungen<br />
1996: Radikal-islamische Taliban nehmen Kabul ein<br />
– Errichtung eines islamischen „Gottesstaates“;<br />
<strong>Krieg</strong> gegen die vereinigte „Nordallianz“; Massaker <strong>de</strong>r<br />
Taliban an <strong>de</strong>r Zivilbevölkerung; restriktive Reformen<br />
v. a. gegenüber Frauen (z. B. Ganzkörperverschleierung)<br />
2001: Nach „09/11“ Angriff <strong>de</strong>r „Koalition gegen <strong>de</strong>n<br />
Terror“ unter UN-Mandat (ISAF) <strong>und</strong> US-Führung gegen<br />
Taliban <strong>und</strong> al-Qaida, Einnahme Kabuls, Einsetzung<br />
von Harmid Karzai als Chef <strong>de</strong>r Interimsregierung<br />
(ab 2004 Präsi<strong>de</strong>nt)<br />
2002: Große Stammesversammlung zur Unterstützung<br />
<strong>de</strong>r Regierung; UN-Wie<strong>de</strong>raufbau- <strong>und</strong> Stabilisierungsprogramm;<br />
Kämpfe <strong>de</strong>r Warlords in Ost <strong>und</strong> Nord<br />
2005: Erste freie Wahlen in Afghanistan<br />
Ab 2006: Terroranschläge <strong>de</strong>r Taliban gegen Zivilisten<br />
<strong>und</strong> ISAF-Truppen (Unterstützung <strong>und</strong> Ausbildung<br />
<strong>de</strong>r Terroristen durch Pakistan)<br />
2011: Stetiger Anstieg <strong>de</strong>r „<strong>Frie<strong>de</strong>n</strong>struppen“<br />
(2011: 100.000 US-Soldaten); weitere Attentate<br />
2014: Vollständiger Truppenabzug <strong>de</strong>r NATO <strong>und</strong><br />
<strong>de</strong>r USA geplant<br />
Linktipps: www.bpb.<strong>de</strong><br />
[Afghanistan <strong>und</strong> Pakistan];<br />
www.spiegel.<strong>de</strong>/flash/flash-23924.html
<strong>Krieg</strong> <strong>und</strong> <strong>Frie<strong>de</strong>n</strong><br />
23<br />
• Mögliche Bildunterschriften: US-Soldatinnen beschenken<br />
afghanische Kin<strong>de</strong>r / „Atempause“ / „Wie lange noch?“<br />
• Bildanalyse:<br />
Es sind 10 Personen dargestellt.<br />
Mögliche Unterscheidungen: Kleidung (Uniform <strong>de</strong>r<br />
US-Soldatinnen, Verschleierung islamischer Frauen,<br />
neutrale Kleidung <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r <strong>und</strong> <strong>de</strong>s Mannes);<br />
statische Position o<strong>de</strong>r Bewegung; Blick in die Kamera,<br />
Blick an<strong>de</strong>rswohin; Lächeln o<strong>de</strong>r ernster bzw. fragen<strong>de</strong>r<br />
Gesichtsausdruck; einheimisch o<strong>de</strong>r fremd<br />
Aktivitäten: Eine lächeln<strong>de</strong> Soldatin spricht mit<br />
afghanischen Kin<strong>de</strong>rn, sie hält Geschenke in <strong>de</strong>r Hand<br />
<strong>und</strong> gestikuliert; ihre Kameradin sieht in eine an<strong>de</strong>re<br />
Richtung, auch sie wirkt entspannt. Zwei <strong>de</strong>r fünf<br />
Buben blicken in die Kamera, zwei sehen auf die<br />
Gegenstän<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r Hand <strong>de</strong>r Soldatin, ein Bub hat die<br />
Augen geschlossen. Der Mann im Hintergr<strong>und</strong> trägt<br />
Schuhe in <strong>de</strong>r Hand, er hat die Augen fast geschlossen.<br />
Die bei<strong>de</strong>n verschleierten Frauen beachten die Szene<br />
auf <strong>de</strong>r Straße nicht.<br />
Anmerkung: Genaueres zur Fotoanalyse<br />
vgl. · GO! 6, S. 173 ff.<br />
• <strong>Krieg</strong>seinsatz o<strong>de</strong>r <strong>Frie<strong>de</strong>n</strong>smission?<br />
Die Szene wirkt friedlich, die Stimmung scheint nicht<br />
allzu bedrückt – allerdings lächeln nur die Soldatinnen.<br />
Das Bild vermittelt <strong>de</strong>n Eindruck eines <strong>Frie<strong>de</strong>n</strong>seinsatzes,<br />
2009 herrschte jedoch <strong>Krieg</strong> gegen die Taliban.<br />
Das Foto könnte z. B. eine Pressefotografin, ein<br />
<strong>Krieg</strong>sreporter o<strong>de</strong>r eine Soldatin gemacht haben.<br />
• Entschei<strong>de</strong>nd für die Argumentation ist das Verständnis<br />
von „Politik“, entwe<strong>de</strong>r als Interaktion<br />
zwischen Staaten (eher Clausewitz‘ Verständnis) o<strong>de</strong>r<br />
als Synonym für die Sorge um die Menschenrechte,<br />
für Demokratie <strong>und</strong> Schutz <strong>de</strong>s Lebens etc.<br />
Pro:<br />
Wenn Diplomatie, Wirtschaftspolitik etc. versagen,<br />
kann man auf militärischem Weg zum Ziel kommen;<br />
<strong>Krieg</strong> als letzte Option; nicht je<strong>de</strong>r <strong>Krieg</strong> ist schlecht<br />
(Theorie vom „gerechten <strong>Krieg</strong>“); <strong>de</strong>r <strong>Krieg</strong> ist nach<br />
Clausewitz ja <strong>de</strong>r Politik untergeordnet, nicht eigenständig;<br />
<strong>Krieg</strong> folgt <strong>de</strong>n Gr<strong>und</strong>mustern <strong>de</strong>r Diplomatie:<br />
er muss vorbereitet, ein Ziel erarbeitet <strong>und</strong> verfolgt<br />
wer<strong>de</strong>n, er ist Mittel zum Zweck; <strong>de</strong>r Blick in die<br />
Geschichte <strong>und</strong> die Gegenwart zeigt, dass <strong>Krieg</strong> nicht<br />
zu verhin<strong>de</strong>rn ist.<br />
Kontra:<br />
<strong>Krieg</strong> ist gescheiterte Politik; Politik be<strong>de</strong>utet nicht,<br />
<strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren auszuschalten, son<strong>de</strong>rn Kompromisse<br />
einzugehen; durch <strong>Krieg</strong>e wer<strong>de</strong>n Menschen getötet,<br />
nicht geschützt; gera<strong>de</strong> die „an<strong>de</strong>ren Mittel“ <strong>de</strong>s<br />
<strong>Krieg</strong>es (Töten, Zerstören) können nicht mit Politik,<br />
Demokratie etc. in Einklang gebracht wer<strong>de</strong>n;<br />
Recht fertigung für <strong>Krieg</strong> stützt sich nur auf die<br />
eingeschränkte Sichtweise <strong>de</strong>r <strong>Krieg</strong>führen<strong>de</strong>n;<br />
<strong>Krieg</strong>e entwickeln eine zerstörerische Eigendynamik,<br />
sie lösen niemals politische o<strong>de</strong>r soziale Probleme,<br />
son<strong>de</strong>rn verschärfen sie eher.<br />
Linktipp: www.clausewitz.com<br />
[Vom <strong>Krieg</strong>e – Band 3, Buch 8, Kapitel 6 B]<br />
• Keine Musterlösung möglich.<br />
Afghanistan in <strong>Frie<strong>de</strong>n</strong>s<strong>und</strong><br />
<strong>Krieg</strong>szeiten<br />
GO! > Seite 50<br />
Lösungsvorschläge<br />
· Analyse <strong>de</strong>r Textausschnitte:<br />
Für Amir be<strong>de</strong>utete das Drachensteigen Ausleben<br />
kindlicher Freiheit, Herausfor<strong>de</strong>rung <strong>und</strong> Einbindung<br />
in eine lebendige Tradition.<br />
Hesmat verlor nach <strong>de</strong>r Machtübernahme <strong>de</strong>r Taliban<br />
1996 Heimat <strong>und</strong> Familie. Er flüchtete aus Afghanistan,<br />
weil er dort keine Lebensmöglichkeiten für sich sah.<br />
· Exemplarische Recherche zur Entstehung von<br />
„Hesmats Flucht“:<br />
Der 1970 geborene Innsbrucker Wolfgang Böhmer<br />
ist ORF-Journalist. Seine Tätigkeit als Auslandskorrespon<strong>de</strong>nt<br />
führte ihn u. a. nach Afghanistan. Hesmat<br />
jedoch traf er in einem SOS-Kin<strong>de</strong>rdorf in Tirol.<br />
Der elfjährige Junge erzählte ihm von seiner Flucht aus<br />
Afghanistan nach Österreich. Interviews im Umfang<br />
von 30 Audio-CDs bil<strong>de</strong>ten die Gr<strong>und</strong>lage für das Buch.<br />
Linktipps: www.randomhouse.<strong>de</strong>/cbt<br />
[Hesmats Flucht]; www.berlinverlag.<strong>de</strong><br />
– Autoren – Autorensuche [Hosseini]<br />
· Eignung als Informationsquelle <strong>und</strong> Vertrauenswürdigkeit:<br />
Ein historischer Roman berücksichtigt zwar zeithistorische<br />
Gegebenheiten <strong>und</strong> setzt die Figuren relativ<br />
authentisch in das vergangene Geschehen. Daneben<br />
wer<strong>de</strong>n jedoch auch erf<strong>und</strong>ene Gegebenheiten eingefügt.<br />
Die Authentizität historischer Romane wird<br />
stark von <strong>de</strong>r Qualität <strong>de</strong>r Recherche zum historischen<br />
Hintergr<strong>und</strong> bestimmt.<br />
Autorinnen <strong>und</strong> Autoren von Autobiographien<br />
erzählen selbst Erlebtes. Dieses Involviert-Sein bringt<br />
zwangsläufig eine subjektive Sicht <strong>de</strong>r Dinge mit sich,<br />
die zwar meist fesselt, aber nicht notwendigerweise<br />
einer „vollen“ intersubjektiven/objektiven Wahrheit<br />
entspricht.<br />
Vermutlich bieten bei<strong>de</strong> Texte eine Kombination<br />
von authentischer <strong>und</strong> perspektivisch verzerrter<br />
Darstellung.
24 Lösungen – Zusatzinformationen<br />
1 Nachkriegsordnungen im Vergleich<br />
1.1 Der Vertrag von Versailles<br />
GO! > Seite 52<br />
Lösungen zu Fragen & Aufgaben<br />
1 Bildinterpretation:<br />
Die historische Distanz zwischen Gegenwart <strong>und</strong><br />
<strong>de</strong>n dargestellten Ereignissen wird mittels Perspektive<br />
<strong>und</strong> Farbe ausgedrückt:<br />
• Das am weitesten zurückliegen<strong>de</strong> Ereignis ist<br />
– ausgeführt in fast transparenten Grau- <strong>und</strong><br />
Brauntönen – im Hintergr<strong>und</strong> „ins Bild montiert“:<br />
Ein A<strong>de</strong>liger <strong>und</strong> ein Bischof (ver-)beugen sich<br />
(stellvertretend für ihre Stän<strong>de</strong>) vor Ludwig XIV.<br />
Frankreich steigt in <strong>de</strong>r Folge politisch wie kulturell<br />
zur führen<strong>de</strong>n Macht Europas auf.<br />
• Zeitlich näher liegt die Proklamation <strong>de</strong>s Deutschen<br />
Kaiserreiches am 18. Jänner 1871 im Spiegelsaal<br />
von Versailles. Die Szene ist in <strong>de</strong>r Bildmitte in etwas<br />
stärker <strong>de</strong>cken<strong>de</strong>r Malweise mit etwas mehr Farben<br />
(Grau, Weiß, Braun, Rot, Gold) dargestellt <strong>und</strong> überlagert<br />
die Saaltäfelung. Ein vereinigtes Deutschland<br />
hat seinen Erzrivalen Frankreich besiegt <strong>und</strong> die<br />
Führung übernommen.<br />
• Rechts im Vor<strong>de</strong>rgr<strong>und</strong> sieht man die Unterzeichnung<br />
<strong>de</strong>s Vertrages im Spiegelsaal von Versailles am<br />
28. Juni 1919. Diese Szene steht im Zentrum <strong>de</strong>s Blickes,<br />
Tisch, Blätter <strong>und</strong> Personen sind in kräftigen,<br />
<strong>de</strong>cken<strong>de</strong>n Farben (Braun, Schwarz, Weiß, Grau, Rot)<br />
gemalt.<br />
Nach <strong>de</strong>m En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Ersten Weltkrieges bestimmten<br />
die Siegermächte über das Schicksal <strong>de</strong>s Deutschen<br />
Reichs.<br />
Versailles kann als symbolischer „Schicksalsort<br />
Europas“ angesehen wer<strong>de</strong>n, da die dort getroffenen<br />
Entscheidungen die Geschichte Europas bis zum<br />
Zweiten Weltkrieg entschei<strong>de</strong>nd mitbestimmten.<br />
2 Vergleich 14-Punkte-Programm <strong>und</strong> Vertrag von<br />
Versailles:<br />
• Erfüllt:<br />
„4. Rüstungsbeschränkungen“ (100 000 Mann,<br />
Verbot großer Marine- <strong>und</strong> Luftstreitkräfte);<br />
„8. Rückgabe Elsass-Lothringens“ an Frankreich<br />
• Nicht erfüllt:<br />
„3. Weitgehen<strong>de</strong> Beseitigung aller wirtschaftlichen<br />
Schranken …“ (Reparationen, Rheinlandbesetzung);<br />
„9. Berichtigung <strong>de</strong>r Grenzen Italiens nach <strong>de</strong>n genau<br />
erkennbaren Abgrenzungen <strong>de</strong>r Nationen (Südtirol)“<br />
GO! > Seite 53<br />
Lösungen zu Fragen & Aufgaben<br />
1 Grafik-Analyse:<br />
Als „Korridor“ wird <strong>de</strong>r – seit <strong>de</strong>m Versailler Vertrag –<br />
durch Polen führen<strong>de</strong> Zugang zwischen <strong>de</strong>utschem<br />
Kerngebiet <strong>und</strong> Ostpreußen bezeichnet.<br />
2 Grün<strong>de</strong> für die Negativbeurteilung:<br />
Langfristige Schädigung <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Volkswirtschaft<br />
durch die Reparationszahlungen<br />
Verlust <strong>de</strong>r Stellung als Militär- <strong>und</strong> Kolonialmacht,<br />
Gebietsverluste<br />
Das Deutsche Reich wur<strong>de</strong> zum alleinigen <strong>Krieg</strong>sverursacher<br />
erklärt.<br />
3 Der Versailler Frie<strong>de</strong> fiel nicht so hart aus, wie in <strong>de</strong>n<br />
Pariser Verhandlungen vorgesehen war, z. B. blieb<br />
die staatliche Einheit erhalten. „Russland“ war u. a.<br />
mit <strong>de</strong>r kommunistischen Umgestaltung <strong>und</strong> internen<br />
Kämpfen beschäftigt. Großbritannien för<strong>de</strong>rte eine<br />
„stärkere Position Deutschlands“ gegenüber einem<br />
übermächtigen Russland im Sinne <strong>de</strong>r „Balance of<br />
Power“. Dadurch konnte Deutschland seine „Machtposition“<br />
aufrechterhalten, mit größerer außenpolitischer<br />
Freiheit in Südosteuropa.<br />
1.2 Von Jalta nach Potsdam<br />
GO! > Seite 55<br />
Lösungen zu Fragen & Aufgaben<br />
1 Vergleich <strong>de</strong>r Vorgangsweisen nach <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n<br />
Weltkriegen:<br />
• Unterschie<strong>de</strong>: nur nach <strong>de</strong>m Ersten Weltkrieg<br />
– Verlierer bleiben eigenständige Staaten<br />
– Stärkere Zentralisierung in <strong>de</strong>r Verfassung<br />
<strong>de</strong>r Weimarer Republik<br />
– Reparationen<br />
– „<strong>Krieg</strong>sverbrecherprozesse“ durch <strong>de</strong>utsches<br />
Reichsgericht (Leipzig)<br />
– „<strong>Frie<strong>de</strong>n</strong>sverträge“<br />
• Unterschie<strong>de</strong>: nur nach <strong>de</strong>m Zweiten Weltkrieg<br />
– Errichtung von Besatzungszonen, militärische<br />
Präsenz <strong>de</strong>r Besatzungsmächte<br />
– Verankerung <strong>de</strong>s Fö<strong>de</strong>ralismus in <strong>de</strong>r Verfassung<br />
<strong>de</strong>r BRD 1949<br />
– Wirtschaftsför<strong>de</strong>rung im Westen (Marshall-Plan)<br />
– „<strong>Krieg</strong>sverbrecherprozesse“ durch Gerichtshöfe<br />
<strong>de</strong>r Sieger (Nürnberg), Entnazifizierung<br />
– Keine als <strong>Frie<strong>de</strong>n</strong>sverträge bezeichneten<br />
Vereinbarungen
<strong>Krieg</strong> <strong>und</strong> <strong>Frie<strong>de</strong>n</strong><br />
25<br />
• Parallelen: nach Erstem <strong>und</strong> Zweitem Weltkrieg<br />
– Beschlussfassungen über Zukunft unter Ausschluss<br />
<strong>de</strong>r Besiegten<br />
– Entmilitarisierung; Demokratisierung<br />
– Reparationen; Einfluss <strong>de</strong>r „Siegermächte“ auf<br />
die Wirtschaftspolitik etc.<br />
2 Der Slogan „Besiegt – Besetzt – Befreit“ trifft auf die<br />
Nachkriegsordnung <strong>de</strong>s Zweiten Weltkrieges zu.<br />
Nach <strong>de</strong>r „bedingungslosen Kapitulation“ („Besiegt“)<br />
wur<strong>de</strong>n Deutschland <strong>und</strong> Österreich von UdSSR, USA,<br />
Großbritannien <strong>und</strong> Frankreich besetzt <strong>und</strong> in Zonen<br />
eingeteilt („Besetzt“). 1949 wur<strong>de</strong> die vereinigte Westzone<br />
zur BRD, die Ostzone zur DDR erklärt. Österreich<br />
erhielt 1955 seine Selbstständigkeit als neutrale<br />
Republik. Österreich <strong>und</strong> Deutschland wur<strong>de</strong>n durch<br />
<strong>de</strong>n Sieg <strong>de</strong>r Alliierten vom nationalsozialistischen<br />
Regime befreit („Befreit“).<br />
Anmerkung: Vgl.: Putzger/Bruckmüller, Historischer<br />
Atlas, S. 91, Karte 2; Diercke. Weltatlas Österreich.<br />
Fächerübergreifend, S. 65, Karte 3.<br />
3 Ziele <strong>de</strong>s Weltdokumentenerbes („Memory of the<br />
World“): Zugänglichmachen <strong>und</strong> „Sicherung <strong>de</strong>s dokumentarischen<br />
Erbes vor Gedächtnisverlust <strong>und</strong> Zerstörung“.<br />
(www.unesco.<strong>de</strong>/mow-ziele.html, Jänner 2014)<br />
Der Zwei-plus-Vier-Vertrag wur<strong>de</strong> zusammen mit<br />
Dokumenten zum Bau <strong>und</strong> Fall <strong>de</strong>r Berliner Mauer<br />
aufgenommen, weil sie „wichtige Bestandteile <strong>de</strong>s<br />
politischen <strong>und</strong> kollektiven Gedächtnisses Deutschlands,<br />
Europas <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Welt sind. […] Der Zwei-Plus-Vier-Vertrag<br />
von 1990 ist die Gr<strong>und</strong>lage <strong>de</strong>r Wie<strong>de</strong>rvereinigung<br />
Deutschlands <strong>und</strong> ein maßgeblicher diplomatischer<br />
Beitrag zur <strong>Frie<strong>de</strong>n</strong>sordnung in Europa. […]“.<br />
(Ausschnitt aus <strong>de</strong>r Begründung auf <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen<br />
UNESCO-Homepage, www.unesco.<strong>de</strong>/berliner_<br />
mauer.html, Jänner 2014).<br />
1.3 Neue Wege <strong>de</strong>r<br />
<strong>Frie<strong>de</strong>n</strong>ssicherung –<br />
Völkerb<strong>und</strong> <strong>und</strong> UNO<br />
GO! > Seite 57<br />
Lösungen zu Fragen & Aufgaben<br />
1 Bildanalyse, Symbolanalyse:<br />
• „Der Sinn von Genf“: Eine von einem Bajonett<br />
durchbohrte Taube (Frie<strong>de</strong>) dominiert das Bild, im<br />
Hintergr<strong>und</strong> sieht man das Völkerb<strong>und</strong>-Gebäu<strong>de</strong>.<br />
Die Dar stellung reagiert auf die Erschießung zahlreicher<br />
Arbeiter durch die Genfer Polizei im Jahr 1932.<br />
Der Völkerb<strong>und</strong> mit Sitz in Genf sollte <strong>Frie<strong>de</strong>n</strong> <strong>und</strong><br />
Demokratie sichern, <strong>de</strong>nnoch wur<strong>de</strong>n dort <strong>de</strong>mokratische<br />
Aktivisten erschossen, da Kapitalismus <strong>und</strong><br />
<strong>Frie<strong>de</strong>n</strong> nicht vereinbar seien. Die Fotomontage ver-<br />
bin<strong>de</strong>t die (An-)Klage über <strong>de</strong>n Tod Unschuldiger<br />
<strong>und</strong> Kritik am Kapitalismus <strong>und</strong> an <strong>de</strong>r Wahl von Genf<br />
als Völkerb<strong>und</strong>-Sitz.<br />
• UNO-Flagge: Die Weltkarte mit <strong>de</strong>n fünf Kontinenten<br />
symbolisiert <strong>de</strong>n Interessensbereich <strong>de</strong>r UNO.<br />
Der Olivenblätterkranz steht für <strong>de</strong>n <strong>Frie<strong>de</strong>n</strong>, <strong>de</strong>n zu<br />
sichern eine Hauptaufgabe <strong>de</strong>r UNO ist.<br />
2 Vergleich Völkerb<strong>und</strong>satzung – UNO-Charta:<br />
• Unterschie<strong>de</strong> bzw. nur in einem Dokument ausdrücklich<br />
erwähnt:<br />
– Völkerb<strong>und</strong>satzung: ehrliche <strong>und</strong> gerechte<br />
Beziehungen unter <strong>de</strong>n Nationen; Verpflichtungen<br />
gegen <strong>Krieg</strong>serklärungen; Vertragsverpflichtungen<br />
„peinlich zu achten“<br />
– UNO-Charta: Überzeugung von <strong>de</strong>n Gr<strong>und</strong>rechten<br />
<strong>de</strong>r Menschen, Wert <strong>und</strong> Wür<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Person,<br />
Gleich berechtigung <strong>de</strong>r Geschlechter <strong>und</strong> Nationen,<br />
Einsatz für sozialen <strong>und</strong> wirtschaftlichen Fortschritt,<br />
bessere Lebensbedingungen durch internationale<br />
Einrichtungen; „Waffengewalt nur noch im gemeinsamen<br />
Interesse“<br />
• Parallelen:<br />
– Achtung <strong>de</strong>s Internationalen Rechts/Völkerrechts<br />
– För<strong>de</strong>rung friedlichen Zusammenlebens<br />
von Nachbarn/Staaten<br />
– Einsatz für Weltfrie<strong>de</strong>n <strong>und</strong> internationale Sicherheit<br />
3 Argumente für die UNO: Gemeinsames Vorgehen<br />
mehrerer Staaten ermöglicht es, größeren Druck<br />
auf „Aggressoren“ auszuüben (z. B. durch Embargo);<br />
multinationale Beschlüsse fin<strong>de</strong>n weltweit größere<br />
Zustimmung; UNO unterstützt Schaffung eines<br />
gemeinsamen Werte- <strong>und</strong> Kriterienkataloges;<br />
die Arbeitsweise <strong>de</strong>r UNO kommt v. a. kleineren<br />
<strong>und</strong> schwächeren Staaten zugute; je<strong>de</strong>s Land kann<br />
spezifische Ressourcen miteinbringen, muss nicht<br />
alles leisten (z. B. bei Militäreinsätzen) etc.<br />
Linktipp: www.unric.org/<strong>de</strong><br />
4 Historischer Hintergr<strong>und</strong> am Beispiel Srebrenica:<br />
Während <strong>de</strong>s Bosnienkrieges (1992–1995) flüchteten<br />
tausen<strong>de</strong> muslimische Männer, Frauen <strong>und</strong> Kin<strong>de</strong>r<br />
aus Bosnien-Herzegowina vor <strong>de</strong>r serbisch-nationalistischen<br />
Armee unter Radko Mladić. Viele suchten<br />
Zuflucht im von <strong>de</strong>r UNO zum Schutzgebiet erklärten<br />
Srebrenica. Am 12./13. Juli 1995 fand dort ein Massaker<br />
an ca. 8000 Bosniaken statt, das schwerste <strong>Krieg</strong>s -<br />
ver brechen in Europa nach <strong>de</strong>m Zweiten Weltkrieg.<br />
Die Rolle <strong>de</strong>r UNO-Soldaten ist bis heute umstritten.
26 Lösungen – Zusatzinformationen<br />
2 Politik nach 1918 <strong>und</strong> nach 1945 im Vergleich<br />
2.1 „Back to Normalcy“ –<br />
Rückzug statt <strong>Frie<strong>de</strong>n</strong>spolitik<br />
GO! > Seite 58<br />
2.3 Faschistische Eroberungen –<br />
Beschwichtigungen <strong>de</strong>r Alliierten<br />
GO! > Seite 60<br />
Lösungen zu Fragen & Aufgaben<br />
1 Das Adjektiv „ridiculous“ charakterisiert die Haltung<br />
<strong>de</strong>r amerikanischen Gesellschaft einige Jahre nach<br />
<strong>de</strong>m Ersten Weltkrieg: Während unmittelbar nach<br />
<strong>Krieg</strong>s en<strong>de</strong> Heimkehrer fast hysterisch als Hel<strong>de</strong>n<br />
gefeiert wor<strong>de</strong>n waren, wur<strong>de</strong> Krebs einige Jahre später<br />
behan<strong>de</strong>lt, als sei er selbst verantwortlich für seine<br />
verspätete Rückkehr, als sei sie lächerlich, unpassend,<br />
ein persönliches Versagen.<br />
2.2 Japanische Aggressionen<br />
stören <strong>de</strong>n <strong>Frie<strong>de</strong>n</strong><br />
GO! > Seite 59<br />
Lösungen zu Fragen & Aufgaben<br />
1 Plakatanalyse:<br />
Ein Mandschu-Mädchen <strong>und</strong> ein chinesischer Junge<br />
haken sich bei einem etwas größeren japanischen<br />
Burschen unter. Alle drei schwingen Fähnchen,<br />
die ihre Nationalitäten ausweisen. Kin<strong>de</strong>r verweisen<br />
auf Zukunft, Hoffnung <strong>und</strong> auf die Verantwortung<br />
<strong>de</strong>r Erwachsenen. Der rote Himmel mit gelben Wolken<br />
steht als Symbol für Asien (vgl. Aufgabe 2). Die weißen<br />
Tauben weisen auf <strong>Frie<strong>de</strong>n</strong>szeiten hin. Das Gebäu<strong>de</strong><br />
im Hintergr<strong>und</strong> ähnelt <strong>de</strong>m japanischen Kaiserpalast<br />
in Tokio (Hinweis darauf, dass auch für die Hegemonie<br />
Japans in Asien Propaganda gemacht wird). Der Kampf<br />
gegen die „europäischen Eindringlinge“ soll Asien einen<br />
<strong>und</strong> <strong>Frie<strong>de</strong>n</strong> bringen (vgl. Aufgabe 2).<br />
2 „Co-Prosperity-Sphere“-Konzept:<br />
Ziel: Schaffung eines autarken Blocks ohne westlichen<br />
Einfluss unter Führung Japans, auch durch militärische<br />
Mittel (z. B. im Zweiten Weltkrieg)<br />
Grün<strong>de</strong> für das Expansionsstreben: Lebensraumgewinnung;<br />
Selbstversorgung mit Rohstoffen <strong>und</strong> En<strong>de</strong><br />
<strong>de</strong>r Abhängigkeit von europäischen Kolonialmächten<br />
in Südostasien; Erlangen eines Großmacht-Status über<br />
Kolonialbesitz<br />
Affronts <strong>de</strong>r Westmächte för<strong>de</strong>rten in Japan eine<br />
anti-westliche Stimmung <strong>und</strong> größere Zustimmung<br />
für die „Co-Prosperity-Sphere“, man warb dort intensiv<br />
für ein „Asia for Asians“ – d. h. ohne <strong>und</strong> gegen<br />
„Europäer“ ( · Abb. 59.1).<br />
Lösungen zu Fragen & Aufgaben<br />
1 Großbritannien <strong>und</strong> Frankreich scheuten direkte<br />
Konflikte, um einen neuerlichen <strong>Krieg</strong> zu verhin<strong>de</strong>rn.<br />
Deutschland (<strong>und</strong> Italien) traten <strong>de</strong>nnoch immer<br />
aggressiver auf <strong>und</strong> <strong>de</strong>r <strong>Krieg</strong> konnte letztlich<br />
nicht verhin<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n. Trotz <strong>de</strong>s Scheiterns vor<br />
<strong>de</strong>m Zweiten Weltkrieg spielen Überlegungen <strong>de</strong>s<br />
Appeasements auch heute noch eine Rolle, z. B. beim<br />
Eintreten für o<strong>de</strong>r gegen härtere Maßnahmen <strong>und</strong><br />
Präventivschläge im Irak-<strong>Krieg</strong> o<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>n Diskussionen<br />
über ein (Nicht-)Eingreifen in <strong>de</strong>n Bürgerkrieg in<br />
Syrien. Allgemein wird das Scheitern <strong>de</strong>s Appeasements<br />
von 1938 als warnen<strong>de</strong>s Beispiel für zögern<strong>de</strong> Politik<br />
gegenüber aggressiven Diktatoren verwen<strong>de</strong>t.<br />
2.4 „Der große Diktator“ –<br />
Wie Charlie Chaplin <strong>de</strong>n<br />
Einmarsch in Österreich sah<br />
GO! > Seite 61<br />
Lösungen zu Fragen & Aufgaben<br />
1 Hinter <strong>de</strong>n „bakterischen“ (italienischen) Kulissen<br />
ärgert sich Hynkel über die Besetzung <strong>de</strong>r Brennergrenze<br />
<strong>und</strong> reißt Herring = Göring sämtliche Or<strong>de</strong>n ab.<br />
Chaplin karikiert die bei<strong>de</strong>n Diktatoren (z. B. Empfang<br />
Napalonis am Bahnhof, Szene auf <strong>de</strong>n Friseurstühlen).<br />
Der Einmarsch in Österreich erscheint im Film<br />
zwar geplant, Hitler ist aber nicht wirklich informiert<br />
(„Where are we going?“ – „You’re invading Osterlich.“).<br />
2 Hitler <strong>und</strong> Mussolini in Slapstick-Szenen lächerlich zu<br />
machen ist eine Möglichkeit für die Aufarbeitung <strong>de</strong>r<br />
Geschichte. Die überspitzte Darstellung <strong>de</strong>r Charaktere<br />
verweist auf tatsächliche Verhaltensweisen bzw.<br />
Eigenschaften (Mussolini als „Möchtegern-Napoleon“,<br />
die Inhaltslosigkeit von Hitlers Re<strong>de</strong>n, seine Verschlagenheit<br />
in „normaler Sprache“). Die Schlussszene,<br />
in <strong>de</strong>r <strong>de</strong>r jüdische Barbier an die Menschlichkeit<br />
appelliert, enthält eine ernste Botschaft.<br />
Linktipp: www.filmzentrale.com [Der große Diktator]
<strong>Krieg</strong> <strong>und</strong> <strong>Frie<strong>de</strong>n</strong><br />
27<br />
2.5 Internationale Wirtschaftspolitik<br />
nach 1918<br />
GO! > Seite 62<br />
Lösungen zu Fragen & Aufgaben<br />
1 Zahlreiche <strong>Krieg</strong>swaisen <strong>und</strong> -witwen, die arbeitslosen<br />
heimgekehrten Soldaten <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Wie<strong>de</strong>raufbau<br />
<strong>de</strong>r Infrastruktur belasteten die Haushalte <strong>de</strong>r europäischen<br />
Staaten. Der Verlust <strong>de</strong>r außereuropäischen<br />
Märkte <strong>und</strong> generelle wirtschaftliche Not ließen Europa<br />
in eine jahrelange Depression schlittern. <strong>Krieg</strong>sverlierer<br />
wur<strong>de</strong>n zusätzlich durch die Reparationen belastet.<br />
2 Lösungen aus <strong>de</strong>r Krise versprach man sich etwa<br />
durch die „Völkerb<strong>und</strong>anleihen“ (z. B. für Österreich<br />
1922 <strong>und</strong> 1932) sowie für Deutschland durch <strong>de</strong>n<br />
„Dawes-Plan“ (1924).<br />
3 Nach <strong>de</strong>r Zeit <strong>de</strong>r Hyperinflation entwickelte sich <strong>de</strong>r<br />
Schilling zu einer <strong>de</strong>r stabilsten Währungen Europas,<br />
was ihm im Volksm<strong>und</strong> <strong>de</strong>n Spitznamen „Alpendollar“<br />
einbrachte. Stabilste Währung war <strong>de</strong>r US-Dollar.<br />
Linktipp: www.nachrichten.at [Notnagel Alpendollar]<br />
ExpertInnengespräch:<br />
Fragen zum Zweiten Weltkrieg<br />
GO! > Seite 63/64<br />
Zur Person Rolf Steininger: Rolf Steininger, emeritierter<br />
Universitätsprofessor für Zeitgeschichte, war von 1984 bis<br />
2010 Leiter <strong>de</strong>s Instituts für Zeitgeschichte <strong>de</strong>r Universität<br />
Innsbruck. Seit 2008 ist er auch an <strong>de</strong>r Freien Universität<br />
Bozen tätig. 2005 erhielt er das Verdienstkreuz <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s<br />
Tirol für Verdienste um die Universität Innsbruck, 2010<br />
wur<strong>de</strong> er mit <strong>de</strong>m Tiroler Lan<strong>de</strong>spreis für Wissenschaft<br />
ausgezeichnet.<br />
Lösungen zu Fragen & Aufgaben<br />
1 Begriffsklärungen, Ergänzungen: Vierjahresplan =<br />
auf vier Jahre angelegte Zielsetzung, 1933 zur<br />
Beseitigung <strong>de</strong>r Arbeitslosigkeit bis 1936; 1936 für<br />
eine autarke <strong>und</strong> kriegsfähige Wirtschaft bis 1939.<br />
Linktipps: wikipedia.org [Vierjahresplan];<br />
www.politik-lexikon.at<br />
2 Der Konflikt mit <strong>de</strong>r UdSSR war unumgänglich, weil die<br />
„Eroberung von Lebensraum im Osten“ für Hitler<br />
oberste Priorität hatte. Der Nichtangriffspakt von 1939<br />
war nur strategisches Spiel.<br />
3 Mit <strong>de</strong>m <strong>Krieg</strong> (v. a. zur „Lebensraumgewinnung“)<br />
ging die Vernichtung <strong>de</strong>r “jüdisch-bolschewistischen<br />
Untermenschen“ einher. Auf die Eroberungstruppen<br />
folgten die SS-Einsatzkräfte, die zusammen mit<br />
<strong>de</strong>r Wehrmacht die „Vernichtung <strong>de</strong>r jüdischen Rasse“<br />
durchzuführen <strong>und</strong> die „Untermenschen“ zu versklaven<br />
<strong>und</strong> zu liquidieren hatten. <strong>Krieg</strong> <strong>und</strong> Vernichtung<br />
waren langfristig geplant.<br />
4 Eventuell hätten die Menschen die langfristigen Ziele<br />
Hitlers nicht akzeptiert <strong>und</strong> Wi<strong>de</strong>rstand gegen <strong>de</strong>n<br />
<strong>Krieg</strong> geleistet. Außer<strong>de</strong>m hätte sich das Deutsche Reich<br />
selbst als Aggressor enttarnt <strong>und</strong> damit nicht mehr<br />
die Möglichkeit gehabt, am 1. September 1939 „zurückzuschießen“,<br />
also sich als reagierend darzustellen.<br />
Das Bündnis mit Stalin ließ einen schnellen, sicheren<br />
Sieg im Osten möglich erscheinen. Von Beginn an einen<br />
Zweifrontenkrieg zu führen, hätte die Hoffnung auf<br />
einen Sieg wohl verringert.<br />
5 Unterschie<strong>de</strong>:<br />
• Erster Weltkrieg:<br />
10 Mio. <strong>Krieg</strong>stote<br />
kein Einzelstaat als <strong>Krieg</strong>sschuldiger (Begeisterung,<br />
Wettrüsten, Imperialismus etc.)<br />
Mittelmächte (Deutsches Reich, Österreich-Ungarn,<br />
Osmanisches Reich, Bulgarien, [Italien]) vs. Entente/<br />
Alliierte (Großbritannien, Frankreich, Russland,<br />
Italien [ab 1915], Japan, USA etc.)<br />
<strong>Krieg</strong>sschauplatz Europa<br />
militärisches Gleichgewicht<br />
Schützengräben, Stellungskrieg, erste Panzer <strong>und</strong><br />
U-Boote, vereinzelt Flugzeugeinsatz etc.<br />
Waffenstillstand (Erschöpfung)<br />
• Zweiter Weltkrieg:<br />
60 Mio. <strong>Krieg</strong>stote (8 Mio. Jüdinnen <strong>und</strong> Ju<strong>de</strong>n)<br />
Deutschland (mit UdSSR) als „<strong>Krieg</strong>sschuldige“:<br />
Überfall auf Polen, i<strong>de</strong>ologische <strong>Krieg</strong>sziele<br />
Dreimacht (Deutsches Reich, Italien, Japan <strong>und</strong> kleinere<br />
Staaten) vs. Alliierte (Großbritannien, Frankreich, USA,<br />
UdSSR <strong>und</strong> die halbe Welt)<br />
weltweite <strong>Krieg</strong>sschauplätze (v. a. Europa, Pazifik,<br />
Nordafrika)<br />
militärische Übermacht NS-Deutschlands<br />
Angriffskrieg, „Blitzkrieg“; Panzer; U-Boot-<strong>Krieg</strong>,<br />
große Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r Luftwaffe etc.<br />
Bedingungslose Kapitulation (Vernichtung)<br />
6 Nach <strong>de</strong>m <strong>Krieg</strong> entwickelte sich <strong>de</strong>r „Ost-West-<br />
Konflikt“ o<strong>de</strong>r Kalte <strong>Krieg</strong>. Durch die Vorstöße <strong>de</strong>r<br />
sowjetischen Armee konnte die UdSSR weite Teile<br />
Ost-Mittel-Europas unter ihre Kontrolle bringen <strong>und</strong><br />
dort kommunistische Systeme etablieren. US-Truppen<br />
stießen Richtung Osten gegen die „Festung Europa“<br />
<strong>und</strong> das <strong>de</strong>utsche Kernland vor. Mit <strong>de</strong>r Kapitulation<br />
am 7. Mai 1945 war <strong>de</strong>r gemeinsame Feind besiegt.<br />
Kapitalismus <strong>und</strong> Kommunismus stan<strong>de</strong>n sich nun<br />
gegenüber – <strong>und</strong> Deutschland war „mitten drin“ <strong>und</strong><br />
bis 1990 geteilt. Konflikte zwischen <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n Gegnern<br />
wur<strong>de</strong>n außerhalb ihrer Territorien ausgetragen.<br />
7 Die Nachkriegsgeneration hat zwar die materiellen<br />
Trümmer <strong>de</strong>r <strong>Krieg</strong>szeit beseitigt, aber nicht über<br />
die Ereignisse <strong>und</strong> Erfahrungen an <strong>de</strong>n Fronten,<br />
in <strong>de</strong>r Heimat <strong>und</strong> in <strong>de</strong>n Lagern gesprochen. Dieser
28 Lösungen – Zusatzinformationen<br />
Teil <strong>de</strong>r Vergangenheit wur<strong>de</strong> nicht aufgearbeitet,<br />
son<strong>de</strong>rn verschwiegen <strong>und</strong> zu vergessen versucht.<br />
8 Mögliche Grün<strong>de</strong>:<br />
Sich nicht als Mitschuldige o<strong>de</strong>r MitwisserInnen<br />
bekennen können o<strong>de</strong>r empfin<strong>de</strong>n, von sich selbst<br />
enttäuscht sein, sich schuldig fühlen, das damalige<br />
Denken <strong>und</strong> Han<strong>de</strong>ln nach wie vor befürworten<br />
<strong>und</strong> Ablehnung befürchten, sich quälen<strong>de</strong>n Erinnerungen<br />
nicht stellen können o<strong>de</strong>r wollen usw.<br />
2.6 1945 – eine verän<strong>de</strong>rte Welt<br />
GO! > Seite 66<br />
Lösungen zu Fragen & Aufgaben<br />
1 Kartenarbeit:<br />
• Satellitenstaaten: DDR, Polen, Tschechoslowakei (CSSR),<br />
Ungarn, Rumänien, Bulgarien, Albanien, Jugoslawien<br />
(geringerer sowjetischer Einfluss; ab 1948 „blockfrei“)<br />
• Verlauf <strong>de</strong>s Eisernen Vorhangs: an <strong>de</strong>r Grenze <strong>de</strong>r<br />
UdSSR zu Finnland (unbefestigt); <strong>de</strong>r DDR zur BRD,<br />
<strong>de</strong>r CSSR zur BRD <strong>und</strong> zu Österreich, Ungarn zu Österreich<br />
(<strong>und</strong> zu Jugoslawien), Rumänien zu Jugoslawien,<br />
Bulgarien zu Jugoslawien <strong>und</strong> zu Griechenland <strong>und</strong><br />
Türkei, Albanien zu Griechenland <strong>und</strong> Jugoslawien<br />
(befestigt); durchlässig an <strong>de</strong>r Grenze Jugoslawiens<br />
zu Italien, Österreich <strong>und</strong> Griechenland<br />
• Geringerer Einfluss Moskaus: Ungarn<br />
2 Die USA müssen (auch) <strong>de</strong>n osteuropäischen Staaten<br />
helfen, damit sie sich ihrer totalitären Regime entledigen<br />
<strong>und</strong> ihr Schicksal selbst bestimmen können.<br />
Ökonomische <strong>und</strong> finanzielle Unterstützung sollen<br />
wirtschaftliche Stabilität <strong>und</strong> geordnete politische<br />
Verhältnisse bringen.<br />
3 Bildanalyse <strong>und</strong> Interpretation:<br />
• Gesamteindruck: Zwei von oben kommen<strong>de</strong> Hän<strong>de</strong><br />
schließen mithilfe <strong>de</strong>s „Bausteines“ BRD <strong>de</strong>n aus <strong>de</strong>n<br />
USA <strong>und</strong> einigen europäischen Staaten bestehen<strong>de</strong>n<br />
Schutzwall, um das Eindringen <strong>de</strong>r „roten Flut“ in eine<br />
idyllische Landschaft zu verhin<strong>de</strong>rn.<br />
• Details: Dominante Bil<strong>de</strong>lemente sind die Hän<strong>de</strong>,<br />
die <strong>de</strong>n Schutzwall schließen, <strong>und</strong> die noch durch<br />
die Lücke drängen<strong>de</strong> rote Flut. Den Hintergr<strong>und</strong><br />
bil<strong>de</strong>t <strong>de</strong>r idyllische Garten.<br />
• Farben: Grün, Blau, Weiß → Hoffnung, Ruhe, Wachstum,<br />
Frie<strong>de</strong>; Rot → Aggression, Kampf; Flaggensymbole<br />
• Das Plakat ruft zur Vereinigung <strong>de</strong>r Westmächte <strong>und</strong><br />
zur Abwehr <strong>de</strong>s sowjetischen Kommunismus aus<br />
<strong>de</strong>m Osten auf. Es zielt darauf ab, durch Schaffen eines<br />
Bedrohungsszenarios durch einen gemeinsamen Feind<br />
Gemeinschaft zu stiften.<br />
Literaturtipp: Steininger, Rolf ( 4 2006): Der Kalte <strong>Krieg</strong>.<br />
Fischer Taschenbuch.<br />
2.7 Wirtschaftspolitik<br />
nach <strong>de</strong>m Zweiten Weltkrieg<br />
GO! > Seite 68<br />
Lösungen zu Fragen & Aufgaben<br />
1 Das west<strong>de</strong>utsche Plakat präsentiert Aufbau <strong>und</strong><br />
Entwicklung als positive Folgen <strong>de</strong>s Marshall-Plans<br />
<strong>und</strong> wirbt für die US-Hilfe.<br />
Das ost<strong>de</strong>utsche Plakat sieht <strong>de</strong>n Plan als Hegemonialinstrument<br />
<strong>de</strong>r USA, lehnt ihn ab <strong>und</strong> verspricht<br />
durch innerstaatliche Verbesserungen Aufschwung.<br />
2 Zusammenfassung <strong>und</strong> Bewertung:<br />
Grün<strong>de</strong> für die Hilfe: Zusammenbruch <strong>de</strong>r Wirtschaft<br />
während <strong>de</strong>s <strong>Krieg</strong>es, geringe Zahlungsfähigkeit,<br />
steigen<strong>de</strong> Bedürfnisse, Stabilisierung <strong>de</strong>r Situation.<br />
Europa sollte finanziell <strong>und</strong> materiell unterstützt<br />
wer<strong>de</strong>n, um seine Wirtschaft aufzubauen <strong>und</strong> seine<br />
Zukunft zu sichern („Hilfe zur Selbsthilfe“).<br />
Linktipp: www.wienerzeitung.at [Wie <strong>de</strong>r Westblock<br />
entstand].<br />
3 Unterschie<strong>de</strong>: Ulbricht stellt die BRD als von <strong>de</strong>n USA<br />
ausgebeutete Kolonie dar, die Rohstofflieferungen<br />
leisten <strong>und</strong> Fertigwaren einkaufen muss, um damit<br />
die kapitalistische US-Wirtschaft zu füttern. Die Fakten<br />
hingegen zeigen, dass die Mittel <strong>de</strong>s ERP-Fonds von<br />
<strong>de</strong>n einzelnen Regierungen selbst verwaltet wur<strong>de</strong>n;<br />
die Initiative lag bei <strong>de</strong>n Staaten selbst. Die USA<br />
leisteten Hilfe in Form von Rohstoffen <strong>und</strong> Nahrungsmitteln,<br />
verursachten also we<strong>de</strong>r Rohstoffmangel<br />
noch Hunger.
<strong>Krieg</strong> <strong>und</strong> <strong>Frie<strong>de</strong>n</strong><br />
29<br />
3 Imperien zerfallen infolge <strong>de</strong>r Weltkriege<br />
3.1 Vom Osmanischen Reich<br />
zur mo<strong>de</strong>rnen Türkei<br />
GO! > Seite 69<br />
Lösungen zu Fragen & Aufgaben<br />
1 Die Gebiete um Anatolien, auf die die Türkei nach <strong>de</strong>m<br />
Ersten Weltkrieg beschränkt wur<strong>de</strong>, wur<strong>de</strong>n selbstständig<br />
bzw. autonom (Armenien, Kurdistan) o<strong>de</strong>r von<br />
euro päischen Mächten (Griechenland, Italien, Frankreich)<br />
verwaltet. Das Gebiet um <strong>de</strong>n Bosporus <strong>und</strong> die<br />
Dardanellen wur<strong>de</strong> zur internationalen Zone erklärt.<br />
Mit <strong>de</strong>m Vertrag von Lausanne (1923) wur<strong>de</strong>n diese<br />
Teilgebiete wie<strong>de</strong>r zu einem türkischen Staat vereint.<br />
2 Republikanisch, revolutionär: Abschaffung <strong>de</strong>s<br />
Sultanats bzw. <strong>de</strong>s Kalifats, Einführung von Verfassung<br />
sowie von Straf- <strong>und</strong> Zivilrecht nach westlichem<br />
Vorbild<br />
Nationalistisch: Erhebung von Türkisch zur<br />
Lan<strong>de</strong>ssprache<br />
Volksverb<strong>und</strong>en: Einführung <strong>de</strong>r allgemeinen<br />
Schulpflicht<br />
Laizistisch: Abschaffung <strong>de</strong>r geistlichen Gerichtsbarkeit,<br />
Verbot <strong>de</strong>r Vielehe, Verbot von Fez <strong>und</strong> Schleier,<br />
Auflösung <strong>de</strong>s Derwisch-Or<strong>de</strong>ns, Beseitigung aller<br />
religiösen Formeln aus <strong>de</strong>r Verfassung<br />
3 Mustafa Kemal Atatürk reformierte <strong>und</strong> mo<strong>de</strong>rnisierte<br />
die Türkei nach europäischem Vorbild (z. B. Einführung<br />
<strong>de</strong>s lateinischen Alphabets, Verfassung, Straf- <strong>und</strong><br />
Zivilrecht nach europäischen Vorbil<strong>de</strong>rn, Laizismus).<br />
Linktipp: www.medienwerkstatt-online.<strong>de</strong> [Atatürk]<br />
3.2 Von <strong>de</strong>r Habsburgermonarchie<br />
zur Ersten Republik<br />
GO! > Seite 71<br />
Lösungen zu Fragen & Aufgaben<br />
1 Wirtschaftliche Probleme: Wegfall von Rohstoff-,<br />
Industrie- <strong>und</strong> Agrargebieten, Wegfall von<br />
Absatz märkten, Wegfall <strong>de</strong>s Zuganges zum Meer,<br />
überdimensionierte Rüstungsproduktion<br />
gesellschaftliche Probleme: arbeitsuchen<strong>de</strong> Soldaten,<br />
Personalüberschuss in <strong>de</strong>r Verwaltung<br />
I<strong>de</strong>ntitätsproblem: Wegfall <strong>de</strong>r Kronlän<strong>de</strong>r,<br />
Neubeginn als Kleinstaat<br />
2 Entwicklungsmöglichkeiten:<br />
(konstitutionelle) Monarchie unter <strong>de</strong>n Habsburgern;<br />
eigenständige Republik; Teil <strong>de</strong>r Deutschen Republik;<br />
Teil einer Donaufö<strong>de</strong>ration<br />
3 Auch in <strong>de</strong>r Sozial<strong>de</strong>mokratie gab es Stimmen für<br />
einen Anschluss (Deutsch-)Österreichs an die <strong>de</strong>utsche<br />
Republik: Victor Adler argumentierte, dass sich <strong>de</strong>r<br />
<strong>de</strong>utsche Volksstaat mit seinen Nachbarlän<strong>de</strong>rn<br />
zu einem „freien Völkerb<strong>und</strong>“ vereinigen solle, unter<br />
<strong>de</strong>r Bedingung, dass die Völker damit einverstan<strong>de</strong>n<br />
seien. Adler hält <strong>de</strong>n Kleinstaat Deutsch-Österreich<br />
für wirtschaftlich nicht überlebensfähig.<br />
4 Vergleich Österreich – Türkei<br />
Gemeinsamkeiten:<br />
Verlierer <strong>de</strong>s Ersten Weltkriegs; harte Bestimmungen<br />
in <strong>de</strong>n <strong>Frie<strong>de</strong>n</strong>sverträgen; Zerfall eines Großreichs<br />
in einzelne Gebiete; Entstehung von <strong>de</strong>mokratischen<br />
Staaten.<br />
In <strong>de</strong>r Türkei gab es jedoch bis 1945 nur eine Partei,<br />
die Cumhuriyet Halk Partisi von Kemal Pascha.<br />
Unterschie<strong>de</strong>:<br />
Die Nachfolgestaaten Österreich-Ungarns waren<br />
selbstständige Republiken, die nicht von europäischen<br />
Mächten fremdverwaltet wur<strong>de</strong>n. Die Türkei<br />
wi<strong>de</strong>r setzte sich <strong>de</strong>n Bestimmungen <strong>de</strong>r Pariser<br />
<strong>Frie<strong>de</strong>n</strong>sverträge erfolgreich <strong>und</strong> konnte ihr gesamtes<br />
Staatsgebiet konsolidieren.<br />
3.3 Das En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Kolonialismus<br />
nach <strong>de</strong>m Zweiten Weltkrieg<br />
GO! > Seite 73<br />
Lösungen zu Fragen & Aufgaben<br />
1 Mögliche Absichten Gandhis:<br />
Rückbesinnung auf die eigene indische Nation, Kultur<br />
<strong>und</strong> Tradition; Ermutigung zum Verzicht auf Gewalt;<br />
Ermutigung zum Boykott <strong>de</strong>r britischen Textilindustrie<br />
2 Mögliche I<strong>de</strong>ntitäten:<br />
BewohnerIn eines Stadtteiles/Bezirkes, einer<br />
Gemein<strong>de</strong>/Stadt, eines B<strong>und</strong>eslan<strong>de</strong>s, ÖsterreicherIn,<br />
EuropäerIn, WeltbürgerIn<br />
Linktipp: www.zeit.<strong>de</strong> [Mali-Abenteuer]
30 Lösungen – Zusatzinformationen<br />
ExpertInnengespräch:<br />
Der Prozess <strong>de</strong>r Entkolonisierung<br />
GO! > Seite 74/75<br />
Zur Person Walter Schicho: Walter Schicho, Univ.-Prof. für<br />
Afrikanistik (in Ruhe), war von 2000 bis 2010 Universitätsprofessor<br />
für Afrikanistik mit <strong>de</strong>m Schwerpunkt afrikanische<br />
Geschichte <strong>und</strong> Entwicklungsforschung an <strong>de</strong>r Universität<br />
Wien.<br />
Lösungen zu Fragen & Aufgaben<br />
1 Keine Musterlösung möglich.<br />
2 Begriffe für historische Ereignisse dienen oft nicht nur<br />
<strong>de</strong>r Beschreibung, son<strong>de</strong>rn auch <strong>de</strong>r Interpretation.<br />
Schicho geht in <strong>de</strong>r ersten Frage auf folgen<strong>de</strong> Formulierungen<br />
ein: „die Kolonialmacht ‚übergibt‘, ‚schenkt‘<br />
Unabhängigkeit“; „entlässt die Kolonisierten in die<br />
Unabhängigkeit“; „die einheimischen Eliten ‚erkämpfen<br />
mit politischen Mitteln die Unabhängigkeit‘“ etc.<br />
Auch <strong>de</strong>r Begriff „Dritte Welt“ verleitet zu Fehlinterpretationen<br />
(Abwertung dieser Staaten).<br />
3 Von April bis Juli 1994 ermor<strong>de</strong>ten Angehörige <strong>de</strong>r<br />
Hutu, die die Mehrheit <strong>de</strong>r Bevölkerung Ruandas<br />
bil<strong>de</strong>ten, zwischen 800 000 <strong>und</strong> 1 000 000 Tutsi <strong>und</strong><br />
mo<strong>de</strong>rate Hutu auf grausamste Art. Der Genozid<br />
wurzelte in einem Konflikt zwischen <strong>de</strong>r ruandischen<br />
Regierung <strong>und</strong> einer Rebellenbewegung. Die in Ruanda<br />
stationierten UN-<strong>Frie<strong>de</strong>n</strong>struppen (UNAMIR, United<br />
Nations Assistance Mission for Rwanda) wur<strong>de</strong>n<br />
bei Ausbruch <strong>de</strong>r Gewalt <strong>und</strong> nach <strong>de</strong>r Tötung von zehn<br />
belgischen Blauhelm-Soldaten verringert. Sie griffen<br />
nicht in die Vorgänge ein, weil das UN-Mandat nur<br />
die Erhaltung, nicht aber das Erzwingen <strong>de</strong>s <strong>Frie<strong>de</strong>n</strong>s<br />
vorsah.<br />
Linktipps: www.bpb.<strong>de</strong> [Ruanda],<br />
www.spiegel.<strong>de</strong> [Genozid in Ruanda; Mein Nachbar,<br />
ein Massenmör<strong>de</strong>r]<br />
4 Alltagsleben in <strong>Krieg</strong> <strong>und</strong> <strong>Frie<strong>de</strong>n</strong><br />
4.2 Die „neue Frau“ zwischen<br />
Wunschbild <strong>und</strong> Wirklichkeit<br />
GO! > Seite 77<br />
Lösungen zu Fragen & Aufgaben<br />
1 Der <strong>de</strong>utsche Industrielle <strong>und</strong> Motorsportler Fritz von<br />
Opel, auch „Raketen-Fritz“ genannt, galt als Prototyp <strong>de</strong>s<br />
mo<strong>de</strong>rnen Menschen. Seine Versuche mit Renn autos<br />
<strong>und</strong> Raketen zogen viele ZuschauerInnen an. Einer Frau<br />
wäre seine Karriere vermutlich verwehrt geblieben,<br />
die Durchführung <strong>de</strong>r Experimente hätte wohl als zu<br />
gefährlich gegolten; das Universitätsstudium stand<br />
Frauen in <strong>de</strong>n 1920er-Jahren aber bereits offen.<br />
2 Projekte <strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong>rne, Beispiele:<br />
Kino:<br />
In <strong>de</strong>n 1920ern hatte Deutschland innerhalb Europas<br />
die meisten Kinos (ca. 5000), täglich gingen damals<br />
etwa zwei Millionen Menschen ins Kino. Zusätzlich<br />
zum Hauptfilm wur<strong>de</strong>n kurze Vor-, Natur- o<strong>de</strong>r<br />
Reise filme <strong>und</strong> die Wochenschau gezeigt. Die <strong>de</strong>utsche<br />
UFA (Universum-Film AG in Potsdam-Babelsberg)<br />
produzierte europaweit am meisten Filme. In <strong>de</strong>n<br />
1930ern etablierte sich <strong>de</strong>r Tonfilm in Deutschland.<br />
Linktipp: www.dhm.<strong>de</strong> [Lichtspiele]<br />
Reformpädagogik:<br />
Die Reformpädagogik <strong>de</strong>r Weimarer Republik entwickelte<br />
vor allem die ab etwa 1890 entstan<strong>de</strong>nen<br />
I<strong>de</strong>en weiter. Wichtige Einflüsse aus <strong>de</strong>m europäischen<br />
Ausland: Montessori- <strong>und</strong> Freinet-Pädagogik. Wichtige<br />
Richtungen: Jena-Plan-Schule von Peter Petersen,<br />
Berliner Rütli-Schule. Die von einer sehr liberalen<br />
Gr<strong>und</strong>haltung ausgehen<strong>de</strong>n reformpädagogischen<br />
Ansätze waren eng mit <strong>de</strong>r Jugend-, Frauen- <strong>und</strong><br />
Arbeiterbewegung verb<strong>und</strong>en <strong>und</strong> wur<strong>de</strong>n von <strong>de</strong>r<br />
Regierung unterstützt.<br />
Linktipp: paed.com/reformpaedagogik<br />
3 „Neue Frauen“, Beispiel Marlene Dietrich:<br />
eigentlich Marie Dietrich, 27. 12. 1901 – 06. 05. 1992,<br />
ausgebil<strong>de</strong>te Konzertgeigerin, ab 1922 Schauspielerin.<br />
Der Durchbruch gelang Dietrich mit <strong>de</strong>m Film<br />
„Der blaue Engel“ (1930), danach stand sie bei<br />
Paramount Pictures in <strong>de</strong>n USA unter Vertrag.<br />
Angebote <strong>de</strong>r Nationalsozialisten, in <strong>de</strong>utschen Filmen<br />
mitzuspielen, lehnte sie ab. Ihr androgynes Aussehen<br />
<strong>und</strong> Auftreten (schlanker Körper, lange Beine, tiefe,<br />
erotische Stimme, Hosenanzüge) machten sie ebenso<br />
zu einem Prototyp <strong>de</strong>r „neuen Frau“ wie ihre Lebensweise<br />
(finanzielle Unabhängigkeit, sexuelle Selbstbestimmung).<br />
Linktipp: www.dhm.<strong>de</strong> [Marlene Dietrich]<br />
4.3 Bruch mit <strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong>rne –<br />
das NS-Frauenbild<br />
GO! > Seite 78<br />
Lösungen zu Fragen & Aufgaben<br />
1 Keine Musterlösung möglich.
<strong>Krieg</strong> <strong>und</strong> <strong>Frie<strong>de</strong>n</strong><br />
31<br />
4.4 Männerwelten –<br />
Frauenwelten nach <strong>de</strong>m <strong>Krieg</strong><br />
GO! > Seite 79<br />
Lösungen zu Fragen & Aufgaben<br />
1 Frauen übernahmen in <strong>de</strong>r Nachkriegszeit innerhalb<br />
<strong>de</strong>r Familie oft die Positionen, die traditionell Männer<br />
innehatten. Sie sorgten z. B. für die Ernährung, in<strong>de</strong>m<br />
sie „Hamsterfahrten“ aufs Land machten. Manche<br />
Männer erlebten sich aufgr<strong>und</strong> physischer <strong>und</strong>/o<strong>de</strong>r<br />
psychischer <strong>Krieg</strong>sschä<strong>de</strong>n als min<strong>de</strong>rwertig. An<strong>de</strong>re<br />
litten darunter, dass durch die lange Abwesenheit<br />
Entfremdung zwischen ihnen <strong>und</strong> ihren Familien<br />
entstan<strong>de</strong>n war.<br />
2 Viele Frauen waren während <strong>de</strong>s <strong>Krieg</strong>es durch das<br />
Übernehmen von (beruflichen, familiären) „Männeraufgaben“<br />
zu mehr Selbstbewusstsein <strong>und</strong> Autonomie<br />
gelangt. Auch in <strong>de</strong>r Nachkriegszeit verlangte man von<br />
ihnen aktive Mithilfe beim Wie<strong>de</strong>raufbau („Trümmerfrauen“).<br />
Gleichzeitig sollten sie jedoch in ihre tradierte<br />
Rolle als Familien-Versorgerinnen zurückkehren.<br />
Die Erfahrungen <strong>de</strong>r <strong>Krieg</strong>s- <strong>und</strong> Nachkriegsjahre<br />
führten dazu, dass die überlieferten Rollenbil<strong>de</strong>r<br />
hinterfragt wur<strong>de</strong>n <strong>und</strong> ihre Wirksamkeit <strong>und</strong><br />
Gültigkeit nicht mehr ungebrochen aufrecht blieb.<br />
4.5 Es geht aufwärts!<br />
Von <strong>de</strong>r Notstandszur<br />
Wohlstandsgesellschaft<br />
GO! > Seite 80<br />
Lösungen zu Fragen & Aufgaben<br />
1 Bildanalyse <strong>und</strong> -interpretation:<br />
Das Foto zeigt eine zerstörte Häuserfront in Innsbruck.<br />
Während <strong>de</strong>s Zweiten Weltkrieges hatte man die Stadt<br />
bombardiert. Die Ruinen stehen symbolhaft für die<br />
Zerstörungen durch <strong>de</strong>n <strong>Krieg</strong>. Die Plakate im Bildvor<strong>de</strong>rgr<strong>und</strong>,<br />
die für politische Parteien (ÖVP) <strong>und</strong> für<br />
Lebensmittel (Kaffee, „Vöslauer“) sowie Bedarfsartikel<br />
(Kleidung, Radio) werben, wirken fröhlich <strong>und</strong> heben<br />
sich stark vom tristen Hintergr<strong>und</strong> ab. Sie stehen<br />
für <strong>de</strong>n Beginn <strong>de</strong>s Aufschwunges <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Entwicklung<br />
zur Wohlstandsgesellschaft.<br />
2 Die Nachkriegszeit war von Konsumgütermangel <strong>und</strong><br />
Lebensmittelknappheit geprägt. Die amerikanischen<br />
Besatzungssoldaten wur<strong>de</strong>n relativ gut versorgt,<br />
u. a. auch mit Schokola<strong>de</strong> <strong>und</strong> Kaugummis, die sie<br />
manchmal an österreichische Kin<strong>de</strong>r verschenkten –<br />
ähnlich <strong>de</strong>m Nikolaus, <strong>de</strong>r traditionell Süßigkeiten<br />
an die Kin<strong>de</strong>r verteilt.<br />
3 ZeitzeugInnen-Erinnerungen:<br />
„überall weiße Tücher“: Mit <strong>de</strong>n weißen Tüchern gab<br />
die Bevölkerung <strong>de</strong>n alliierten Soldaten zu verstehen,<br />
dass sie keinen Wi<strong>de</strong>rstand leisten wür<strong>de</strong>.<br />
„unheimliche Stille“: Gemeint ist jene Zeit <strong>de</strong>r Ungewissheit,<br />
die zwischen <strong>de</strong>m Untergang <strong>de</strong>s NS-Regimes<br />
<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Befreiung durch die Alliierten herrschte.<br />
„Gott sei Dank die Amerikaner“: Die BewohnerInnen<br />
Westösterreichs waren erleichtert, dass zunächst<br />
US-amerikanischen Soldaten gekommen waren <strong>und</strong><br />
nicht Angehörige <strong>de</strong>r Roten Armee, die als potenzielle<br />
Vergewaltiger gefürchtet wur<strong>de</strong>n.<br />
„Hamsterfahrten“: Viele Menschen fuhren aus <strong>de</strong>n<br />
Städten, in <strong>de</strong>nen es nur wenige Lebensmittel gab,<br />
aufs Land, um dort Nahrungsmittel zu kaufen.<br />
„CARE-Pakete“: Nach <strong>de</strong>m <strong>Krieg</strong> wur<strong>de</strong>n im Rahmen von<br />
amerikanischen Hilfsprogrammen Nahrungsmittelpakete<br />
nach Deutschland <strong>und</strong> Österreich geschickt.<br />
CARE („Cooperative for American Remittances to Europe“)<br />
war eine private Organisation, an <strong>de</strong>r sich auch<br />
die US-Armee beteiligte. Ein CARE-Paket hatte einen<br />
Nährwert von etwa 40 000 Kilokalorien.<br />
„Aus- bzw. Einquartierungen“: Aufgr<strong>und</strong> von <strong>Krieg</strong>sschä<strong>de</strong>n<br />
mussten sowohl private Haushalte als auch<br />
öffentliche Institutionen, Betriebe usw. ausquartiert<br />
<strong>und</strong> an<strong>de</strong>rswo beherbergt wer<strong>de</strong>n. In <strong>de</strong>n Besatzungsgebieten<br />
mussten Gebäu<strong>de</strong> geräumt wer<strong>de</strong>n, um<br />
die alliierten Soldaten einzuquartieren. Auch durch<br />
Bombenangriffe obdachlos gewor<strong>de</strong>ne Menschen<br />
wur<strong>de</strong>n in Wohnungen an<strong>de</strong>rer zwangseinquartiert.<br />
„Balkonhenne“: Manche Familien hielten Hühner am<br />
Balkon, um sich selbst mit Eiern versorgen zu können.<br />
4 Auswirkungen <strong>de</strong>r „großen Geschichte“,<br />
Beispiel: Die Terroranschläge vom 11. September 2001<br />
(„große Geschichte“) haben u. a. dazu geführt,<br />
dass die alltäglichen Sicherheitskontrollen an Flughäfen<br />
strenger gewor<strong>de</strong>n sind.
32 Lösungen – Zusatzinformationen<br />
5 Die „heißen Phasen“ <strong>de</strong>s Kalten <strong>Krieg</strong>es<br />
5.1 Erste Schritte<br />
in <strong>de</strong>n Kalten <strong>Krieg</strong><br />
GO! > Seite 81<br />
5.3 Am Ran<strong>de</strong> <strong>de</strong>s<br />
Dritten Weltkrieges –<br />
die Kubakrise<br />
Lösungen zu Fragen & Aufgaben<br />
1 Truman tritt für einen harten Kurs gegenüber <strong>de</strong>n<br />
verhandlungsunwilligen Sowjets ein. Sein Außenminister<br />
Bevin sieht die Russen als aggressive <strong>Krieg</strong>streiber.<br />
Die sowjetische I<strong>de</strong>ologie sah die UdSSR als Wahrer<br />
von Demokratie, <strong>Frie<strong>de</strong>n</strong> <strong>und</strong> Freiheit, die es gegen die<br />
imperialistischen USA zu verteidigen galt.<br />
5.2 Korea –<br />
die erste „heiße Phase“<br />
GO! > Seite 82<br />
Lösungen zu Fragen & Aufgaben<br />
1 Bildinterpretation, Aspekte, die die Frau <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Soldat<br />
ansprechen könnten:<br />
• Koreanische Frau: japanischer Kolonialismus,<br />
Teilung Koreas, neuerliche Gewalt, Wie<strong>de</strong>rvereinigung;<br />
Machtanspruch von Kim Il-Sung; materielle Not<br />
(zunächst wegen Japan, dann geteiltes Land, jetzt <strong>Krieg</strong>);<br />
Flucht aus <strong>de</strong>m <strong>Krieg</strong>sgebiet in Richtung Sü<strong>de</strong>n,<br />
Zurücklassen fast allen Besitzes usw.<br />
• US-Soldat: schneller Befehl Trumans zum Eingreifen<br />
gegen <strong>de</strong>n Angriff <strong>de</strong>r Sowjets auf das freie Südkorea<br />
(1949 räumten USA das Land); Engagement <strong>de</strong>r<br />
freien Welt für Südkorea gegen die kommunistische<br />
Aggression (UN-Beschluss); Einnahme von Nordkorea<br />
als Ziel usw.<br />
Literaturtipp: Steininger, Rolf ( 4 2006): Der Kalte <strong>Krieg</strong>.<br />
Fischer Taschenbuch.<br />
2 Obwohl sich Kim Jong-un in seiner ersten Neujahrsansprache<br />
für Entspannung <strong>und</strong> Kooperation aussprach,<br />
han<strong>de</strong>lt(e) er immer provokativ <strong>und</strong> aggressiv.<br />
So führte Nordkorea im Februar 2013 erste Atomwaffentests<br />
durch, <strong>de</strong>nen verschärfte UN-Sanktionen<br />
<strong>und</strong> verstärkte US-Militärmanöver im Pazifik folgten.<br />
Im März drohte Kim Südkorea mit <strong>de</strong>r Kündigung<br />
<strong>de</strong>s Waffenstillstan<strong>de</strong>s von 1953 <strong>und</strong> <strong>de</strong>n USA mit einem<br />
nuklearen Angriff, weiters rief er <strong>de</strong>n (völkerrechtlich<br />
seit 1953 bestehen<strong>de</strong>n) <strong>Krieg</strong>szustand gegen <strong>de</strong>n Sü<strong>de</strong>n<br />
aus. Nach <strong>und</strong> nach nahm er seine Drohungen wie<strong>de</strong>r<br />
zurück, sodass im Juli 2013 Verhandlungen über die<br />
Wie<strong>de</strong>reröffnung <strong>de</strong>r – 2004 gegrün<strong>de</strong>ten, im April 2013<br />
geschlossenen – gemeinsamen Son<strong>de</strong>rwirtschaftszone<br />
Kaesŏng aufgenommen wur<strong>de</strong>n.<br />
Linktipps: www.zeit.<strong>de</strong> [Nordkorea]; www.20min.ch<br />
[Suchverlauf: Ausland – Dossier – Korea-Krise]<br />
GO! > Seite 83<br />
Lösungen zu Fragen & Aufgaben<br />
1 Bildanalyse <strong>und</strong> -interpretation, Karikatur:<br />
Die Geschichte <strong>de</strong>s Kalten <strong>Krieg</strong>es ist auch eine<br />
Geschichte <strong>de</strong>s Kräftemessens in <strong>de</strong>n Bereichen <strong>de</strong>r<br />
atomaren Rüstung <strong>und</strong> strategischen Positionierung<br />
von Nuklearwaffen. Wäre das Kräfteverhältnis zwischen<br />
USA <strong>und</strong> UdSSR in diesen Bereichen aus <strong>de</strong>m Gleichgewicht<br />
gekommen, hätte dies Atomkrieg <strong>und</strong> atomare<br />
Weltzerstörung be<strong>de</strong>uten können.<br />
Die Karikatur zeigt, dass die Atombombe, auf <strong>de</strong>r<br />
<strong>de</strong>r Frie<strong>de</strong> (symbolisiert durch das Häuschen <strong>und</strong> die<br />
Familie im Garten) beruht, in <strong>de</strong>n Abgr<strong>und</strong> führen<br />
kann. 1948 war für die USA laut CIA-Berichten bereits<br />
klar, dass sie das Atommonopol verloren hatten.<br />
Der Zeichner erkannte die Gefährlichkeit <strong>de</strong>s „Wettrüstens“<br />
<strong>und</strong> stellte die dadurch entstehen<strong>de</strong> „atomare<br />
Welt bedrohung“ dar.<br />
1949 zün<strong>de</strong>ten die Sowjets ihre erste Atombombe.<br />
5.4 Der <strong>Krieg</strong> in Vietnam<br />
GO! > Seite 84<br />
Lösungen zu Fragen & Aufgaben<br />
1 Das Plakat zeigt <strong>de</strong>n verw<strong>und</strong>eten „Uncle Sam“ mit<br />
Bandagen an Kopf <strong>und</strong> rechter Hand <strong>und</strong> in zerfetzter<br />
<strong>und</strong> schmutziger Kleidung. Sein Blick <strong>und</strong> die ausgestreckte<br />
Hand appellieren an die BetrachterInnen,<br />
ihn aus dieser Lage zu befreien.<br />
Anmerkung: Die zunehmen<strong>de</strong>n Erfolge <strong>de</strong>r Guerillatruppen<br />
Nordvietnams ab 1968 sorgten für ein stetiges<br />
Sinken <strong>de</strong>r Moral <strong>de</strong>r US-Truppen: Befehlsverweigerungen,<br />
Tötungen von Vorgesetzten <strong>und</strong> Drogenkonsum<br />
nahmen stark zu.<br />
Die große Zahl an Verlusten, die hohen Militärausgaben<br />
sowie die Informationen über äußerst brutale Übergriffe<br />
amerikanischer Truppen führten ab En<strong>de</strong><br />
<strong>de</strong>r 1960er Jahre zur Entstehung einer immer stärker<br />
wer<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Anti-<strong>Krieg</strong>sbewegung.<br />
Literaturtipp: Steininger, Rolf (2004): Der Vietnamkrieg.<br />
Fischer Taschenbuch.
<strong>Krieg</strong> <strong>und</strong> <strong>Frie<strong>de</strong>n</strong><br />
33<br />
5.5 Der Nahostkonflikt<br />
GO! > Seite 85<br />
Lösungen zu Fragen & Aufgaben<br />
1 Die UN-Resolution von 1947 sah die Bildung eines<br />
palästinensischen <strong>und</strong> eines jüdischen Staates vor.<br />
Jerusalem sollte international verwaltet wer<strong>de</strong>n.<br />
Israel erstreckte sich entlang <strong>de</strong>s Jordan nördlich<br />
<strong>und</strong> südlich <strong>de</strong>s See Genezareth, dann westlich an <strong>de</strong>r<br />
Küste entlang, im Sü<strong>de</strong>n gehörte ein großer Streifen<br />
südlich <strong>de</strong>s Toten Meeres bis Eilat dazu. Der Rest sollte<br />
<strong>de</strong>n Palästinensern zugesprochen wer<strong>de</strong>n.<br />
Nach <strong>de</strong>r Staatsgründung Israels am 14. Mai 1948<br />
verloren die Palästinenser 1/3 ihres Territoriums <strong>und</strong><br />
(außer bei Gaza) <strong>de</strong>n Zugang zum Meer. Jerusalem<br />
sollte nun gänzlich jüdisch wer<strong>de</strong>n. Seit 1967 halten die<br />
Israelis auch die jenseits <strong>de</strong>s Jordan gelegenen Golanhöhen<br />
besetzt.<br />
Der jüdische Siedlungsbau wur<strong>de</strong> weiter forciert <strong>und</strong><br />
die Grenzen wan<strong>de</strong>rten – mit <strong>de</strong>n jüdischen Siedlungen<br />
– weiter nach Osten. Heute leben viele Palästinenser<br />
in Enklaven.<br />
2003 begann Israel <strong>de</strong>n Bau riesiger Sperranlagen,<br />
um die Grenze zwischen Kernland <strong>und</strong> Westjordanland<br />
zu sichern. 2010 waren etwa 60 % <strong>de</strong>r über 700 km<br />
langen Anlagen fertiggestellt.<br />
Linktipp: www.palaestina-israel-zeitung.<strong>de</strong><br />
– Downloads<br />
2 Sichtweise <strong>de</strong>r Unabhängigkeitserklärung Israels:<br />
Die Staatsgründung ermöglicht die Rückkehr <strong>de</strong>r einst<br />
vertriebenen Ju<strong>de</strong>n in ihr Land, das jüdische Volk<br />
bekommt damit endlich eine Heimat <strong>und</strong> einen eigenen<br />
Staat.<br />
Sichtweise <strong>de</strong>s Palästinensischen Manifests:<br />
Palästina, die Heimat, die <strong>de</strong>n Palästinensern<br />
genommen wur<strong>de</strong>, muss mit Waffengewalt zurückerobert<br />
wer<strong>de</strong>n. Der Zionismus ist rassistisch,<br />
aggressiv <strong>und</strong> faschistisch.<br />
Im Manifest <strong>de</strong>r PLO sind die Erfahrungen <strong>de</strong>r Konflikte<br />
<strong>und</strong> <strong>Krieg</strong>e mit <strong>de</strong>n Israelis (v. a. <strong>de</strong>r Sechs-Tage-<strong>Krieg</strong><br />
1967) verarbeitet, die Unabhängigkeitserklärung Israels<br />
vertritt v. a. die zionistische I<strong>de</strong>e „Ein Land ohne Volk<br />
für ein Volk ohne Land“.<br />
Die Beziehungen zwischen Ju<strong>de</strong>n <strong>und</strong> Palästinensern in<br />
Israel sind nach wie vor extrem konfliktiv. Eine Lösung<br />
scheint <strong>de</strong>rzeit nicht möglich.<br />
Seit Jänner 2013 wird <strong>de</strong>r Siedlungsbau in <strong>de</strong>r Westbank<br />
wie<strong>de</strong>r forciert.<br />
Literaturtipp: Steininger, Rolf ( 4 2006):<br />
Der Nahostkonflikt. Fischer Taschenbuch.<br />
5.6 Die BRD – vom „Bollwerk<br />
gegen <strong>de</strong>n Kommunismus“<br />
zur Wie<strong>de</strong>rvereinigung<br />
GO! > Seite 87<br />
Lösungen zu Fragen & Aufgaben<br />
1 Begriffsanalyse <strong>und</strong> Vergleich:<br />
Bei<strong>de</strong> Bezeichnungen basieren auf <strong>de</strong>m Bild <strong>de</strong>r Mauer<br />
als Schutz vor etwas Feindlichem.<br />
• „Bollwerk gegen <strong>de</strong>n Kommunismus“: Ab 1947 (Bruch<br />
zwischen <strong>de</strong>n Verbün<strong>de</strong>ten wur<strong>de</strong> offenk<strong>und</strong>ig) sollte<br />
die BRD als „Wi<strong>de</strong>rstands- <strong>und</strong> Verteidigungsnest“<br />
gegen die kommunistische I<strong>de</strong>ologie <strong>und</strong> die UdSSR<br />
fungieren. Die BRD hatte strategische Be<strong>de</strong>utung, weil<br />
sie (wie Österreich) direkt an <strong>de</strong>r Grenze <strong>de</strong>r Einflusssphären<br />
lag.<br />
• „Antifaschistischer Schutzwall“ = die Berliner Mauer,<br />
die angeblich vor <strong>de</strong>n I<strong>de</strong>en <strong>de</strong>s kapitalistischen<br />
Westens schützen, in Wahrheit jedoch „Republikflucht“<br />
verhin<strong>de</strong>rn sollte<br />
2 Kartenarbeit:<br />
britisch: Schleswig-Holstein, Nie<strong>de</strong>rsachsen, Bremen,<br />
Hamburg, Nordrheinwestfalen, NW-Berlin<br />
US-amerikanisch: Hessen, Ba<strong>de</strong>n, Bayern,<br />
Westen W-Berlins<br />
französisch: Rheinland-Pfalz, Saarland, Württemberg,<br />
SW-Berlin<br />
sowjetisch: Mecklenburg, Bran<strong>de</strong>nburg, Sachsen-Anhalt,<br />
Thüringen, Sachsen, O-Berlin<br />
3 Durch <strong>de</strong>n To<strong>de</strong>sstreifen verloren viele Menschen<br />
ihr Leben, die Mauer machte die DDR-BürgerInnen zu<br />
„Gefangenen im eigenen Land“. Die Teilung trennte<br />
Familien, Fre<strong>und</strong>innen <strong>und</strong> Fre<strong>und</strong>e. Manche Menschen<br />
verloren ihren Arbeitsplatz <strong>und</strong> viele litten psychisch<br />
unter <strong>de</strong>m Leben in einer geteilten Stadt.<br />
4 Lösungsbeispiel, Brandt:<br />
Brandts offene Haltung gegenüber <strong>de</strong>n kommunistischen<br />
Staaten ermöglichte eine Entspannung <strong>de</strong>s<br />
Verhältnisses zwischen BRD <strong>und</strong> DDR. Das Vier-Mächte-<br />
Abkommen über West-Berlin (1971) war ein erster Schritt<br />
in Richtung einer Begrenzung <strong>de</strong>s Wettrüstens von<br />
USA <strong>und</strong> UdSSR. Durch gegenseitiges Entgegenkommen<br />
Moskaus <strong>und</strong> Bonns wur<strong>de</strong> auch <strong>de</strong>r Gr<strong>und</strong>stein für<br />
die Wie<strong>de</strong>rvereinigung gelegt.<br />
Linktipp: www.dhm.<strong>de</strong>/cgi-bin/lemosuche<br />
[Willy Brandt / Helmut Kohl]<br />
Literaturtipp: Schwan, Heribert/Steininger, Rolf (2009):<br />
Die Bonner Republik 1949–1998. Ullstein.
34 Lösungen – Zusatzinformationen<br />
5.7 Letzter Höhepunkt <strong>und</strong><br />
En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Kalten <strong>Krieg</strong>es<br />
GO! > Seite 88<br />
Lösungen zu Fragen & Aufgaben<br />
1 Der Kalte <strong>Krieg</strong> als <strong>Frie<strong>de</strong>n</strong>sstifter?<br />
<strong>Frie<strong>de</strong>n</strong> gab <strong>und</strong> gibt es auch ohne ständiges Bedrohungsszenario,<br />
etwa kurz vor En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Zweiten<br />
Weltkriegs, als Roosevelt eine Zusammenarbeit mit<br />
<strong>de</strong>r UdSSR anstrebte. Sein Nachfolger Truman war ein<br />
Verfechter <strong>de</strong>r „Containment-Policy“ („Eindämmungspolitik“).<br />
Ab 1949 verfügten bei<strong>de</strong> Großmächte über<br />
Atomwaffen. Die ständige gegenseitige Bedrohung half<br />
ihnen, Verbün<strong>de</strong>te, Einflusssphären <strong>und</strong> Absatzmärkte<br />
für die eigene Politik, Wirtschaft <strong>und</strong> I<strong>de</strong>ologie zu<br />
gewinnen. Ob sie zur Aufrechterhaltung <strong>de</strong>s <strong>Frie<strong>de</strong>n</strong>s<br />
beitrug, lässt sich nicht wirklich klären. Sicher ist<br />
hingegen, dass das Wettrüsten <strong>de</strong>s Kalten <strong>Krieg</strong>es die<br />
Gefahr einer „Welt-Katastrophe“ in sich barg ( · S. 83).<br />
Metho<strong>de</strong>: Das Lied als historische Quelle<br />
GO! > Seite 89–91<br />
Zur Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r vorgestellten Metho<strong>de</strong><br />
In Lie<strong>de</strong>rn spiegeln sich individuelle Gefühle <strong>und</strong> Haltungen,<br />
aber auch zeitspezifische soziale <strong>und</strong> politische Positionen<br />
wi<strong>de</strong>r. Deshalb sind Lie<strong>de</strong>r als historische Quellen<br />
beson<strong>de</strong>rs wertvoll. Das Medium Musik macht die Auseinan<strong>de</strong>rsetzung<br />
mit Liedtexten für viele Schülerinnen <strong>und</strong><br />
Schüler außer<strong>de</strong>m beson<strong>de</strong>rs attraktiv.<br />
Der Geschichtsdidaktiker Michael Sauer betont:<br />
Lie<strong>de</strong>r sind eine im Geschichtsunterricht nur wenig genutzte<br />
Quellengattung. Dabei bieten sie beson<strong>de</strong>re didaktische Vorzüge:<br />
Sie dokumentieren vor allem sozial-, alltags- <strong>und</strong> mentalitätsgeschichtliche<br />
Aspekte <strong>de</strong>r Historie <strong>und</strong> zeigen häufig<br />
eine Perspektive von unten. Ihr emotionaler Gehalt, <strong>de</strong>r sich<br />
beson<strong>de</strong>rs über die Musik vermittelt, lädt zur Auseinan<strong>de</strong>rsetzung<br />
mit historischen Positionen, Stimmungen, Meinungen<br />
<strong>und</strong> Wirkungsabsichten ein. Durch Hören <strong>und</strong> Singen von<br />
Lie<strong>de</strong>rn lassen sich Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler für historische<br />
Themen motivieren. Michael Sauer, Lie<strong>de</strong>r im Geschichtsunterricht,<br />
in: Geschichte lernen 50 [1996], S. 4<br />
Die methodische Arbeit mit Lie<strong>de</strong>rn erleichtert aufgr<strong>und</strong><br />
<strong>de</strong>r klaren Perspektivität, Direktheit <strong>und</strong> Authentizität <strong>de</strong>r<br />
Quellenart <strong>de</strong>n Zugang zu historischen Ereignissen. Sach<strong>und</strong><br />
Werturteile wer<strong>de</strong>n emotional formuliert <strong>und</strong> transportiert.<br />
Musik <strong>und</strong> Text verstärken gegenseitig die inhaltliche<br />
Botschaft.<br />
Beim Einsatz im Unterricht wird man <strong>de</strong>n Lie<strong>de</strong>rn am<br />
besten gerecht, wenn man sie als zentralen Untersuchungsgegenstand<br />
in <strong>de</strong>n Mittelpunkt stellt <strong>und</strong> von diesem Quellenpunkt<br />
ausgehend eine historische Kontextualisierung<br />
vornimmt. In <strong>de</strong>r Eingangsphase <strong>de</strong>s Unterrichts ist das<br />
Lied geeignet zur Illustration, zum Wecken von Problembewusstsein<br />
<strong>und</strong> als Ausgangspunkt zur Formulierung<br />
von Fragen.<br />
GO! > Seite 90<br />
Lösungsvorschläge für die Anwendungsaufgaben<br />
· Analyse <strong>de</strong>s Lie<strong>de</strong>s „Russians“ von Sting<br />
• Schritt 1: Mögliche Assoziationen:<br />
empfindsam, klagend, traurig, bedrückend, düster<br />
• Schritt 2: Liedtextanalyse<br />
Das Lied han<strong>de</strong>lt von <strong>de</strong>r angespannten Situation<br />
im Kalten <strong>Krieg</strong>. Amerika <strong>und</strong> die Sowjetunion stehen<br />
einan<strong>de</strong>r gegenüber, von <strong>de</strong>n Drohungen Russlands<br />
scheint eine große Gefahr auszugehen.<br />
Titel: Russians. Text: Sting, Sergei Prokofiev.<br />
Produktion: Sting, Peter Smith. Entstehungsjahr: 1985.<br />
Zielgruppe: Das Lied richtet sich an ein globales,<br />
eher westlich orientiertes Publikum.<br />
Am En<strong>de</strong> aller Strophen wird im Refrain die Hoffnung<br />
formuliert, dass auch die Russen ihre Kin<strong>de</strong>r lieben <strong>und</strong><br />
darum ihre Drohungen nicht wahrmachen wür<strong>de</strong>n.<br />
Genannt wer<strong>de</strong>n „Krushchev“ (1. Strophe), also<br />
Nikita Chruschtschow, <strong>de</strong>r von 1958 bis 1964 Regierungschef<br />
<strong>de</strong>r UdSSR war, sowie J. Robert Oppenheimer<br />
(2. Strophe), <strong>de</strong>r als „Vater <strong>de</strong>r Atombombe“ gilt,<br />
<strong>und</strong> <strong>de</strong>r US-Präsi<strong>de</strong>nt Ronald Reagan (3. Strophe).<br />
In <strong>de</strong>r zweiten Strophe wird betont, dass wir alle<br />
unabhängig von jeglicher I<strong>de</strong>ologie „dieselbe Biologie<br />
teilen“, dass wir alle Menschen sind. Sting plädiert<br />
für eine friedliche Beilegung <strong>de</strong>s Konflikts, <strong>de</strong>nn<br />
er ist sicher, es könne keinen „winnable war“ geben<br />
(3. Strophe). Die Musik passt gut zum Text, <strong>de</strong>r<br />
ein trauriges <strong>und</strong> bedrohliches Thema behan<strong>de</strong>lt.<br />
• Schritt 3: Mögliche Fragen:<br />
Wer war Chruschtschow <strong>und</strong> womit hat er gedroht?<br />
Wie sah das atomare Waffenarsenal <strong>de</strong>r UdSSR<br />
bzw. <strong>de</strong>r USA aus? Welche Rolle spielte Reagan?<br />
· Analyse <strong>de</strong>s Lie<strong>de</strong>s „Leg <strong>de</strong>in Ohr auf die Schiene<br />
<strong>de</strong>r Geschichte“ <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Hip-Hop-Band<br />
Fre<strong>und</strong>eskreis
<strong>Krieg</strong> <strong>und</strong> <strong>Frie<strong>de</strong>n</strong><br />
35<br />
• Schritt 1: Mögliche Assoziationen:<br />
verträumt, ruhig, traurig, bedrückend, empfindsam<br />
• Schritt 2: Liedtextanalyse<br />
Der Text thematisiert die „große“ Geschichte, die sich<br />
in <strong>de</strong>r persönlichen Geschichte <strong>de</strong>s Sängers wi<strong>de</strong>rspiegelt<br />
<strong>und</strong> geht dabei auf historische Ereignisse <strong>de</strong>s<br />
ausgehen<strong>de</strong>n 20. Jhs. ein.<br />
Titel: Leg <strong>de</strong>in Ohr auf die Schiene <strong>de</strong>r Geschichte.<br />
Text <strong>und</strong> Produktion: Fre<strong>und</strong>eskreis.<br />
Sänger: Max Herre. Entstehungsjahr: 1997.<br />
Zielgruppe: Das Lied richtet sich an ein <strong>de</strong>utschsprachiges<br />
Publikum; da <strong>de</strong>r Refrain aber auf Englisch<br />
ist, kann auch eine globalere Zielgruppe angesprochen<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
Zeile „You’re just a part of it“: Schlüsselstelle. Je<strong>de</strong>r ist<br />
auf seine Weise Teil <strong>de</strong>r „großen“, globalen Geschichte.<br />
Darum ist es wichtig, sich mit politischen <strong>und</strong><br />
gesellschaftlichen Themen auseinan<strong>de</strong>rzusetzen.<br />
Historische Bezugnahmen:<br />
Militärputsch in Chile (1973), <strong>de</strong>r sozialistische Präsi<strong>de</strong>nt<br />
Salvador Allen<strong>de</strong> wur<strong>de</strong> mit Unterstützung <strong>de</strong>r<br />
USA gestürzt, die Militärs übernahmen unter General<br />
Pinochet die Macht. Der chilenische Sänger Victor Jara,<br />
Anhänger Allen<strong>de</strong>s, <strong>de</strong>r sich in seinen Lie<strong>de</strong>rn gegen<br />
<strong>de</strong>n Kapitalismus <strong>und</strong> die USA gewandt hatte, wur<strong>de</strong><br />
in <strong>de</strong>n ersten Tagen nach <strong>de</strong>m Militärputsch gefoltert<br />
<strong>und</strong> ermor<strong>de</strong>t. – „ABC-Schütze“ spielt auf die Situation<br />
im Kalten <strong>Krieg</strong> an, als sich die USA <strong>und</strong> die UdSSR<br />
mit ABC-Waffen gegenüberstan<strong>de</strong>n. Europa wird als<br />
Schauplatz dieser Auseinan<strong>de</strong>rsetzung genannt. –<br />
Am 26. April 1986 ereignete sich in Tschernobyl<br />
(Ukraine) ein verheeren<strong>de</strong>s nukleares Unglück. Zehn<br />
Jahre vorher hatte sich in Meda (Norditalien) ein Unfall<br />
in einer chemischen Fabrik ereignet (Sevesounglück).<br />
Im Lied wird kritisiert, dass die Chemieindustrie nach<br />
wie vor floriert <strong>und</strong> wir auf Kosten an<strong>de</strong>rer Atomstrom<br />
nutzen. – Die irakische Regierung hatte im Jahr 1988<br />
Giftgas angriffe auf die kurdische Bevölkerung in<br />
<strong>de</strong>r Provinz Halabdscha durchgeführt. Die Waffen<br />
waren aus Deutschland gekommen. – „Talking ‘bout<br />
the revolution“ ist einer <strong>de</strong>r bekanntesten Songs<br />
von Tracy Chapman. Sie sang ihn u. a. in London zum<br />
70. Geburtstag <strong>de</strong>s Anti-Apartheid-Aktivisten <strong>und</strong><br />
späteren Präsi<strong>de</strong>nten Nelson Man<strong>de</strong>la.<br />
• Schritt 3: Mögliche Fragen:<br />
Wie ist die aktuelle Lage in Kambodscha?<br />
Wird in Österreich bzw. in <strong>de</strong>r EU auch heute noch<br />
Atomstrom genutzt? Welche aktuellen globalen<br />
Ereignisse wirkten bzw. wirken sich auf unser alltägliches<br />
Leben aus?<br />
Linktipp: http://rapgenius.com [Pfad: Fre<strong>und</strong>eskreis /<br />
Leg <strong>de</strong>in Ohr auf die Schiene <strong>de</strong>r Geschichte]<br />
6 <strong>Krieg</strong> ohne En<strong>de</strong> – Kleine Geschichte <strong>de</strong>s Kongo<br />
Transfer-Einheit zum Abschluss<br />
von Kapitel 2<br />
GO! > Seite 92–95<br />
6.1 Die Kolonie Belgisch-Kongo<br />
bis zur Unabhängigkeit<br />
GO! > Seite 93<br />
Der Transfer-Abschnitt zeigt anhand eines kurzen historischen<br />
Längsschnittes „Geschichte <strong>de</strong>s Kongo von <strong>de</strong>r Kolonialzeit<br />
bis zur Gegenwart“, wie ein an Rohstoffen reiches<br />
Land durch europäische <strong>und</strong> internationale Einmischung<br />
in wirtschaftliche <strong>und</strong> politische Abhängigkeit gebracht<br />
<strong>und</strong> <strong>de</strong>stabilisiert wur<strong>de</strong>. Die Einflussnahme ausländischer<br />
Mächte blieb auch nach <strong>de</strong>m En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r 75 Jahre dauern<strong>de</strong>n<br />
belgischen Kolonialherrschaft (1885–1960) bestehen.<br />
Der Kongo wur<strong>de</strong> zu einem Spielball <strong>de</strong>r Mächtigen<br />
im Kalten <strong>Krieg</strong> <strong>und</strong> es kam zu bürgerkriegsartigen Zustän<strong>de</strong>n.<br />
Die Unterstützung <strong>de</strong>s autoritären Regimes von<br />
Diktator Joseph Mobutu durch <strong>de</strong>n Westen verlängerte<br />
eine <strong>de</strong>r korruptesten Diktaturen Afrikas.<br />
Nach Mobutus Entmachtung <strong>und</strong> Tod 1997 brach ein<br />
sechsjähriger <strong>Krieg</strong> aus, <strong>de</strong>r 2002 offiziell been<strong>de</strong>t wur<strong>de</strong>.<br />
Dennoch ist <strong>de</strong>r Kongo bis heute nicht befrie<strong>de</strong>t <strong>und</strong> kommen<br />
die Gewinne aus <strong>de</strong>n reichen Rohstoffvorkommen in<br />
erster Linie <strong>de</strong>n Industrienationen <strong>und</strong> internationalen<br />
Konzernen zugute.<br />
Lösungen zu Fragen & Aufgaben<br />
1 Tabelle „Rechte <strong>de</strong>r Weißen, Benachteiligung<br />
<strong>de</strong>r Schwarzen“:<br />
• Rechte <strong>de</strong>r Weißen:<br />
höfliche Anre<strong>de</strong> per „Sie“<br />
Landraub durch Gesetze, die ein „Recht <strong>de</strong>s Stärkeren“<br />
postulieren<br />
Exekutieren eines grausamen Rechts, das Schwarze<br />
diskriminiert<br />
• Benachteiligung <strong>de</strong>r Schwarzen<br />
Anre<strong>de</strong> mit „du“<br />
Ausgeliefertsein an ein Recht, das Weißen Gewalttaten,<br />
Demütigungen <strong>und</strong> Ermordung Schwarzer erlaubt<br />
Verfolgung, Inhaftierung <strong>und</strong> Ermordung aus<br />
politischen Grün<strong>de</strong>n<br />
2 Mögliche Reaktionen <strong>de</strong>r belgischen Wür<strong>de</strong>nträger:<br />
Entrüstung, Re<strong>de</strong> wur<strong>de</strong> als Provokation,<br />
als rebellischer <strong>und</strong> „<strong>und</strong>ankbarer“ Akt <strong>de</strong>r schwarzen<br />
Bevölkerung empf<strong>und</strong>en
36 Lösungen – Zusatzinformationen<br />
3 Sicht <strong>de</strong>s Königs:<br />
Die Belgier waren „Kulturbringer“, sie brachten <strong>de</strong>n<br />
Bewohnerinnen <strong>und</strong> Bewohnern <strong>de</strong>s Kongos die<br />
„Zivilisation“ (Infrastruktur, medizinische Versorgung,<br />
Bildungseinrichtungen usw.) <strong>und</strong> för<strong>de</strong>rten damit<br />
die „Entwicklung“ <strong>de</strong>s Kolonialgebietes.<br />
Mögliche Wirkungen auf Afrikanerinnen <strong>und</strong><br />
Afrikaner:<br />
Die Sichtweise <strong>de</strong>s Königs könnte auf Ablehnung<br />
gestoßen sein, Ärger, Empörung <strong>und</strong> Zorn hervorgerufen<br />
haben, da die Kolonialzeit eine Zeit extremer<br />
Diskriminierung, Ausbeutung <strong>und</strong> Unterdrückung<br />
<strong>de</strong>r Schwarzen war.<br />
4 Mögliche Schlagzeilen:<br />
„Neubeginn im Kongo“, „Aufbruch nach 125 Jahren<br />
Unterdrückung“<br />
5 Der Film „Lumumba“ stützt sich im Wesentlichen<br />
auf <strong>de</strong>n Dokumentarfilm „Lumumba – Der Tod<br />
<strong>de</strong>s Propheten“ aus <strong>de</strong>m Jahr 1991, <strong>de</strong>r ebenfalls<br />
von Raoul Peck produziert wur<strong>de</strong>. Viele Filmszenen<br />
sind historischen Fotografien <strong>und</strong> Filmaufnahmen<br />
<strong>de</strong>tailliert nachempf<strong>und</strong>en.<br />
Link zum Filmheft: www.bpb.<strong>de</strong>/shop/lernen/<br />
filmhefte/34089/lumumba<br />
6 Vergleich Originalre<strong>de</strong>, Filmversion:<br />
Raoul Beck hält sich bei <strong>de</strong>r Darstellung <strong>de</strong>r drei<br />
Parlamentsre<strong>de</strong>n eng an das historische Vorbild.<br />
Lumumba zeigt durch seine Mimik <strong>und</strong> Körperhaltung<br />
während <strong>de</strong>r Re<strong>de</strong> <strong>de</strong>s belgischen Königs <strong>de</strong>utlich<br />
seine Verachtung, auch die Position von Staatspräsi<strong>de</strong>nt<br />
Kasavubu, <strong>de</strong>r sich bei <strong>de</strong>n Belgiern bedankt, lehnt<br />
Lumumba ab. Er hält – mit großer Entschlossenheit –<br />
die letzte Re<strong>de</strong> <strong>und</strong> begrüßt nur seine Landsleute, nicht<br />
aber die Belgier. Der Film zeigt auch AfrikanerInnen,<br />
die Lumumbas Re<strong>de</strong> begeistert im Radio verfolgen <strong>und</strong><br />
weiße ZuhörerInnen in ablehnen<strong>de</strong>r Haltung.<br />
Linktipps zur Originalre<strong>de</strong>:<br />
www.youtube.com/watch?v=DGdf7wX-E7g<br />
(Re<strong>de</strong>ausschnitte)<br />
www.youtube.com/watch?v=rzPO4KQCZP8<br />
(gesamte Re<strong>de</strong>)<br />
6.2 Die nachkoloniale Ära<br />
GO! > Seite 95<br />
Lösungen zu Fragen & Aufgaben<br />
1 Wichtige Daten für eine Zeitleiste zur kongolesischen<br />
Geschichte:<br />
14. Jh.: Gründung <strong>de</strong>s Königreichs Kongo,<br />
eines <strong>de</strong>r größten Staatswesen Afrikas<br />
15.–19. Jh.: Portugiesen im Kongo<br />
16.–19. Jh.: Briten <strong>und</strong> Nie<strong>de</strong>rlän<strong>de</strong>r als Kolonialherren;<br />
Kongolesen <strong>und</strong> Kongolesinnen als Sklaven bzw.<br />
Sklavinnen nach Amerika verbracht<br />
1885: Der Kongo wird „Privatbesitz“ <strong>de</strong>s belgischen<br />
Königs Leopold II.<br />
1959: Unruhen in <strong>de</strong>r Hauptstadt Léopoldville;<br />
Belgien zieht sich aus <strong>de</strong>m Kongo zurück.<br />
30. Juni 1960: Der Kongo wird unabhängig.<br />
Kasavubu wird Staatspräsi<strong>de</strong>nt,<br />
Lumumba wird Ministerpräsi<strong>de</strong>nt.<br />
1965: Militärputsch Mobutus, Errichtung einer Diktatur<br />
(1971–1997: Zaire)<br />
ab 1990: schrittweise Demokratisierung <strong>de</strong>s Systems<br />
1997: En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Diktatur Mobutus, Rebellenchef<br />
Laurent-Désiré Kabila wird neuer Präsi<strong>de</strong>nt;<br />
Kongo-<strong>Krieg</strong> bis 2003<br />
2006: Erstmals seit 1965 wird ein neuer Präsi<strong>de</strong>nt<br />
gewählt: Joseph Kabila<br />
2007–2009: Konflikt im Ostkongo, Vermittlung durch<br />
die UNO scheitert<br />
2012: Im Human Development In<strong>de</strong>x <strong>de</strong>r Vereinten<br />
Nationen nimmt die Demokratische Republik Kongo<br />
<strong>de</strong>n letzten (186.) Platz ein. Der Staat steht auf<br />
<strong>de</strong>m weltweiten Demokratiein<strong>de</strong>x auf <strong>de</strong>m 155. von<br />
167 Plätzen <strong>und</strong> wird <strong>de</strong>r Kategorie „Autoritäres<br />
Regime“ zugeordnet.<br />
2 Großbritannien, Portugal, Nie<strong>de</strong>rlan<strong>de</strong>, Belgien<br />
(im 19. <strong>und</strong> 20. Jh. Kolonialmächte):<br />
wollen sich die Rohstoffe im Kongo sichern<br />
USA: Unterstützung <strong>de</strong>r Diktatur Mobutus,<br />
Antikommunismus im Kalten <strong>Krieg</strong><br />
Afrikanische Nachbarstaaten (Simbabwe, Angola,<br />
Namibia, Tschad, Sudan, Ruanda, Uganda, Bur<strong>und</strong>i):<br />
Grenzkonflikte, Unterstützung von Rebellenbewegungen<br />
UNO: Sicherung <strong>de</strong>s <strong>Frie<strong>de</strong>n</strong>s im Kongo <strong>und</strong><br />
<strong>de</strong>s Demokratisierungsprozesses<br />
3 Als „Failed State“ ist <strong>de</strong>r Kongo nicht in <strong>de</strong>r Lage, eine<br />
funktionieren<strong>de</strong> Infrastruktur im Land aufzubauen<br />
<strong>und</strong> zu erhalten; die Interessen <strong>de</strong>r verschie<strong>de</strong>nen<br />
Gruppierungen im Land sind sehr unterschiedlich;<br />
viele Rohstoffvorkommen sind im Besitz ausländischer<br />
Investoren.<br />
4 Mögliche Begriffe: Wut, Schmerz, Gewalt, Militär,<br />
Unterdrückung<br />
5 Hintergr<strong>und</strong>information: Der Dokumentarfilm<br />
(im Original: „King Leopold’s Ghost“, USA 2006,<br />
108 Minuten) von Pipa Scott zeigt <strong>de</strong>n 125 Jahre<br />
währen<strong>de</strong>n Kolonialterror im Kongo.<br />
Der Film basiert auf <strong>de</strong>m Buch von Adam Hochschild<br />
aus <strong>de</strong>m Jahr 2000.