IEKP-KA/2013-8 - Institut für Experimentelle Kernphysik - KIT
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10 2. Physikalischer Hintergrund<br />
im Universum ausmacht. Erste Hinweise auf diese Diskrepanz wurden in den 1930er Jahren<br />
von Fritz Zwicky gegeben, der eine zusätzliche nicht sichtbare Materie postulierte, um die<br />
Stabilität von Galaxienhaufen zu erklären [10]. Anhaltspunkte lassen sich auch aus den<br />
Rotationskurven von Galaxien ziehen. Nach den Gesetzen der newtonschen Mechanik,<br />
nehmen diese für einen Körper mit der Masse M in einer Massenverteilung in einem<br />
Zentrum m, wie man sie anhand der sichtbaren Galaxiescheibe erwarten würde, aus<br />
mit dem Orbitalradius r nach<br />
mv 2<br />
r<br />
v =<br />
= G · mM<br />
r 2 (2.6)<br />
√<br />
GM/r (2.7)<br />
ab. Beobachtungen zeigen jedoch, dass sich Rotationsgeschwindigkeiten nahezu konstant<br />
mit dem Orbitalradius verhalten. Der Verlauf der Rotationsgeschwindigkeiten aus Messungen<br />
an der Dreiecksnebel genannten Galaxie M33, sowie die Erwartung nach der newtonschen<br />
Mechanik sind in Abbildung 2.6 gezeigt. Um dieses Verhalten zu erklären, benötigt<br />
Abbildung 2.6.: Rotationsgeschwindigkeit von Sternen einer Galaxie mit deren Orbitalradius<br />
(grün) sowie die Erwartung aus den Keplerschen Gesetzen (orange)<br />
[11].<br />
man eine Massenverteilung nach ϱ ∼ r −2 und damit eine Verteilung der überwiegenden<br />
Masse im sogenannten Halo der Galaxie [4]. Auch auf größeren Skalen lassen sich Hinweise<br />
finden, dass im Universum mehr Materie als die sichtbare, in Form von Gaswolken<br />
und Sternen, vorhanden ist. Beispielsweise aus dem Gravitationslinseneffekt, der die Folge<br />
der Ablenkung von Licht an großen Mengen Materie sichtbar macht. All diese Hinweise<br />
sprechen für ein Vorhandensein sogenannter Dunkler, weil nicht-sichtbarer, Materie im<br />
Universum.<br />
Um die tatsächliche Menge an Dunkler Materie abzuschätzen ist man auf kosmologische<br />
Modelle angewiesen. Die für die Entwicklung des Kosmos bevorzugte Theorie ist das Λ-<br />
CDM-Modell. Λ steht dabei für eine kosmologische Konstante, die die beschleunigte Expansion<br />
des Universums erklären soll, und CDM für kalte Dunkle Materie 1 . Dieses Modell<br />
ist gut durch Beobachtungen der kosmischen Hintergrundstrahlung und der Häufigkeit der<br />
Elemente im Kosmos belegt. Die Voraussage der Materieverteilung durch das Λ-CDM-<br />
Modell ist in Abbildung 2.7 dargestellt. Demnach entfällt 23% der Materie im Kosmos<br />
auf die Dunklen Materie. Baryonische Materie in Form von Atomen macht lediglich 4, 6%<br />
aus. Ein Großteil von 72% entfällt auf die kosmologische Konstante, die auch als Dunkle<br />
Energie bezeichnet wird und deren Ursprung noch unklar ist.<br />
1 engl.: Cold Dark Matter<br />
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